Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1901) (1)

110 — gänzlich. Dazu der beständige Kampf init den Elementen, welche von Zeit zu Zeit mit Rhein- und Rüfeverheerungen das Land heimsuchten. Auch wirkte der langjährige kommerzielle Ausschluß des Landes von Deutschland lähmend auf jeden nutzbringenden Verkehr. Abgesehen von den übrigens meist schwach dotierten öffentlichen Pfrund-, Gemeinde- und Landesfonden und den wenigen inländischen Kapitalisten gab es im Lande selbst keine Quellen für Geldsuchende. Letztere inußten sich daher bei Geldbedürfnis meist anderwärts umsehen und fanden sehr häufig erst nach vielen Mühen und Umständen die nöthigen Mittel im benachbarten Grau- bünden oder im Vorarlberg. Nicht selten hatte auf diese Weise ein Bauer die Strecke von Bregenz bis Chur durchwandert, ohne auf sein mehrfaches Unterpfand den kleinen Betrag von 100 fl. aufzutreiben. Unser Land war eben als verarmt bekannt und außerdem hielt mancher Kapitalist mit Belehnungen wegen der Rüfe- und Rheingefahren zurück. Gewissenlose Zwischenhändler hatten zeitweilig noch das ihrige gethan, um dem armen Kredit- suchenden seine ohnehin schwierige Lage zu verschlechtern. Diese mißlichen Zustände in der „guten, alten Zeit" äußerten natürlich auch ihre Wirkung auf das staatliche Leben. Kaum 10 Jahre vor dem Zustaudekömmen der liechtenst. Sparkasse wollte das Land einige tausend Gulden für die Staatsbedürfnisse in der Schweiz entlehnen. Die angebotene Garantie des Landes wurde aber nicht als genügend betrachtet, sondern es mußten sich, um das Darlehensgeschäft zu Stande zu bringen, mehrere besser be- güterte Inländer für das Land verbürgen. — Es ist gut, daß solche Zeiten vorbei sind, und es war daher gewiß nicht verwunderlich, wenn das Entstehen der landsch. Sparkasse allgemein begrüßt wurde. Die landsch. Sparkasse ist dann auch, klein und bescheiden beginnend', in kurzer Zeit zu einem der -wohlthätigsten Institute des Landes geworden. Während im Jahre 1863 die Summe der durch Inländer gemachten Sparkasseeinlagen 30,000 X. (15,000 fl.) betrug, ist jetzt (1900) nn solchen Einlagen ein Betrag von mehr als 4 Millionen Kronen vorhanden und zwar sind es in der Hauptsache kleinere Einlagen, die diese für unser Land und unsere kleinbäuerlichen Verhältnisse bedeutenden Ersparnisse zusammen- brachten. Gewiß ein wohlthuender Gegensatz zn den soeben ge- schilderten traurigen Vorzeiten.
	        

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