Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

IV. Die Vorarbeiten an der Verfassung Nachdem der Landtag am 10. Dezember 1918 ein 9 Punkte um­ fassendes Programm gutgeheißen hatte, waren die vordringlichsten Richtlinien für eine Verfassungsrevision abgesteckt. Dr. Wilhelm Beck wurde mit der Ausarbeitung eines Entwurfes beauftragt,129 den er Mitte Januar 1919 der Regierung überreichte.130 Doch scheint, daß sich Kreise des Fürstenhauses und der Bürgerpartei mit diesem Ent­ wurf, der eine Totalrevision beinhaltete, nicht recht befreunden konnten. Prinz Eduard von Liechtenstein bemerkt in einem Schrei­ ben vom 8. Juli 1920 an Prinz Karl von Liechtenstein,131 dieser Ent­ wurf bedeute eine Totalrevision und es sei ihm gar nicht bekannt, «inwieweit die Bürgerpartei sich damit befreunde(t)». Der Verfas­ sungsentwurf von Dr. Wilhelm Beck wurde zusammen mit einer von Prinz Karl von Liechtenstein verfaßten Novelle, worin «die wich­ tigsten Bestimmungen der Verfassung geändert werden sollten», vom Verfassungsausschuß im Februar 1919 an Dr. E. Beck in Bern über- sandt, nachdem eine Einigung über die Grundsatzfrage einer Partial- oder Totalrevision der Verfassung nicht erzielt werden konnte.132 Prinz Karl von Liechtenstein arbeitete in der Folge an einem weite­ ren Entwurf, der aber in vielen Punkten über das Geistesgut der Ver­ fassung von 1862 nicht hinauskaum. Auch dieser Entwurf blieb in einer «Partialrevision» stecken. Dies geht schon daraus hervor, daß ein Großteil von Bestimmungen der Verfassung von 1862 gleichlau­ tend übernommen wurde. Am 12. April 1920 übermittelte er ihn der Gesandtschaft in Wien. Die Auseinandersetzungen um die Nach­ folgefrage von Landesverweser Prinz Karl von Liechtenstein dräng­ ten das Problem der Verfassungsrevision etwas in den Hintergrund, so daß Prinz Karl von Liechtenstein am 6. Juli 1920 bei der Ge­ sandtschaft in Wien sich erkundigte, was mit seinem Verfassungs­ entwurf geschehen sei.133 Prinz Eduard von Liechtenstein schien das 4. Hauptstück des Entwurfs, das die «Rechte des gesamten Volkes» 120 In den entsprechenden Verfassungsakten ist zwar nichts über einen solchen Auftrag enthalten, doch kann aus Zeitungsnotizen und aus der Überreichung des Entwurfs an den Landesverweser Prinz Karl von Liechtenstein darauf geschlossen werden. 130 So O. N. Nr. 47, 12. Juni 1920. 131 LRA SF Wiener Gesandtschaftsakten. 132 LRA SF Präsidialakten 1920, ZI. 90. 133 LRA SF Wiener Gesandtschaftsakten. 92
	        

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