I. Einführung Es ist keine leichte Aufgabe, im Rahmen eines kurzen Aufsatzes die Bedeutung der griechischen politischen Philosophie zu würdigen und die Tragweite dieses Denkens auch für unsere Zeit herauszuarbeiten. Ganze Bibliotheken sind diesem Thema gewidmet worden, und es geht also immer mehr darum, zu einer Gesamtwertung zu kommen. Dies übrigens in Kenntnis der Philosophie anderer Zeiten und Völker, denn heute stehen wir vor einem weltweiten, verschiedener philoso phischer Traditionen bewußten Publikum. Wir müssen zudem dem gewaltigen gesellschaftspolitischen Experiment der Gegenwart Rech nung tragen, wo Kontinent nach Kontinent sich anschickt, das tech nologische Abenteuer bis zu seinen letzten Konsequenzen zu durch laufen. Man will sich ja heute überall die letzte, wissenschaftlich und technisch fundierte, einem rationellen Plan entsprechende politische Ordnung geben, mit allem, was das bedeutet an Optionen gegenüber letzten Werten, ja dem Leben selbst, und damit auch an Gefahren, haarscharf und definitiv daneben zu programmieren. So stellt sich in unserer Zeit die Frage nach humaner Ordnung. Dabei ist noch mächtigen geistigen Strömungen Rechnung zu tragen, den Traditio nen und Ideologien. Wir werden nämlich weithin von solchen Vor stellungen bestimmt und getragen, wenn wir uns dessen auch nicht immer bewußt sind und dieselben auch nicht immer gründlich ge prüft haben.1 Eine kurze Skizze einer interessanten politischen Philosophie, modern, obwohl sie auf Einsichten gründet, die vielleicht schon vor mehr als 2000 Jahren greifbar waren, kann durchaus von einem Punkt her ausgeführt werden, der zwar ein Detail ist, aber dessen nähere Be trachtung doch tief blicken läßt. Und warum sollte dies nicht die alte Frage sein, was echte politische und staatsmännische Größe ist? Die Auffassungen sind hier seit eh und je, ja sie sind naturnotwendig geteilt, und es ist wichtig, daß man das fühlt. Größe ist groß und ist etwas Positives. Sie wird bewundert und zu recht. Im Leben selbst liegt der Drang zu wachsen. Das Lebewesen nimmt zu, sei es indi viduell, sei es in der Vermehrung der Art. Was nicht zunimmt, stirbt. 1 Hierzu de Reuck u. a.: Conflict in Society sowie Freier, H.: Theorie des gegenwärtigen Zeitalters 10