Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

ergibt, inwieweit die Form des Aufbaues Inhalt und Leben der Ge­ meinschaft und ihrer Teile sein kann. Weiter werden wir aber auch folgenden Punkt rechtzeitig beachten müssen: Die Frage nach dem Prinzip, dem Ziel des Staates, nämlich das «Gemeinwohl» oder das «allgemeine Interesse».25 Wir kennen das Problem vom ersten Teil her. Das Haus ist eine Gemeinschaft, eine Ergänzung, die jeder Teil braucht, um darin sein eigenes Wohl zu erreichen, wobei er damit gleichzeitig das der Partner fördert. Wir dürfen die Frage nicht vergessen: Ist auch der Staat in diesem Sinne Gemeinschaft? Gibt es in ihm trotz der Mannigfaltigkeit der Interessen ein «Dasselbe-Wollen», ein Ziel, das jedem das Seine und gleichzeitig auch das aller ist? Setzt der Staat in diesem Sinne einen Konsensus voraus? Es zeigt sich, daß im dritten Buch die Verfassun­ gen aus dieser Perspektive geprüft werden, nämlich inwiefern sie einem bestimmten Begriff des Gemeinwohls gerecht werden. Anschlie­ ßend stellt sich im vierten Buch die Frage: Ist nicht das Gemeinwohl, insofern es Leben der Gemeinschaft bedeutet und damit den Konsens der Teilnehmer begründet, das, was den Staat konstituiert, das, was ihn zu etwas Ganzem macht, zu einer vollständigen, sich selbst ge­ nügenden, mit dem Leben der Teilhaber erfüllten Einheit? Von hier ergibt sich eine Vorstellung, was die Autarkie des Staates ist, so wie Aristoteles sie versteht, was nämlich seine Selbständigkeit und damit seine Souveränität begründet. In diesem Sinne ergibt sich folgende Einteilung: 1. Die Untersuchung des Begriffes «Bürger» als dem Element, aus dem sich die staatliche Ordnung aufbaut. 25 Auch über diesen Schlüsselbegriff finden wir eine Reihe von Aussagen etwa schon im ersten Buch: «Die Wahrnehmung des Guten und Schlechten, des Ge­ rechten und Ungerechten ist dem Menschen allein Eigen. Die • Gemeinschaft in diesen Dingen schafft das Haus und den Staat.» Vgl. 1253 a 15—18. Im zwei­ ten Buch: Die Bürger besitzen gemeinsam ein gerechtes Verhältnis zueinander. Dieses erhält den Staat. Siehe die längeren Ausführungen 1260 b 37—1261 a 37. Der Ausdruck 
tö xoivfj avmpegov, das der Allgemeinheit Nützliche findet sich zuerst 1276 a 13, dann 1279 a 21. In der scholastischen Tradition, wird er ge­ wöhnlich mit «bonum commune», Gemeinwohl, wiedergegeben. Wichtig ist aber auch 
tö Jtoivfj Jtäai xai 
xwe'i; «gemeinsam allen und jedem Einzelnen», vgl. 1279 a 23—24.'Aristoteles arbeitet nicht mit Standardformeln, sondern präzir siert fortlaufend eine Intuition: Das Ziel, wonach der Einzelne in der Gemein­ schaft mit andern strebt. 30
	        

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