Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

fällig, ohne Rückendeckung zu Hause und werden auf die Dauer unglaubwürdig. So schreibt der schweizerische Bundesrat145: «die Außenpolitik eines kleinen Staates (ist) der Spiegel seines inneren Zustandes und leitet sich von seiner allgemeinen Politik ab».146 Es wäre auch eine fruchtbare Wechselwirkung von innen und von außen zu erwarten, — und die ständigen Herausforderungen von innen und von außen her zwingen zu einem steten Durchdenken un­ serer staatlichen Grundlagen und Möglichkeiten und unseres Tuns. Die moderne Wissenschaft hat erkannt, daß zu einem gesunden Na­ turhaushalt vielfältige Elemente gehören, deren Feinstrukturen die grobe Technik zu zerstören droht. Es braucht die kleinen Lebewesen wie die großen. Die Erfahrung lehrt, daß kleine Tiere ebenso zäh­ lebig sein können wie die Dinosaurier. Kann das nicht auf die menschliche Gesellschaft und die Staaten übertragen werden? Die Welt würde nicht reicher mit der Beseitigung der kleineren Gemein­ schaften. Ihre Rolle des Ausgleichs, der Abmilderung, der Puffer­ funktion, der Menschlichkeit ist nicht zu unterschätzen. Doch müs­ sen sich die Kleinen wie in der Natur vorsichtig, umsichtig und nicht zu rücksichtslos verhalten. Sie müssen die kleinen Chancen wahr­ nehmen, am günstigen Ort, zur günstigen Zeit. Sie müssen sich ihrer Möglichkeiten aber auch ihrer Grenzen bewußt sein. So müssen auch wir selbstbewußter und bescheidener werden: Selbstbewußter, das heißt staatsbewußter, der Bedeutung und der Erhaltungswürdigkeit unseres 170jährigen Staatswesens, unserer Möglichkeiten und Ziele bewußter werden und uns ein natürliches und gesundes Selbstver­ ständnis aneignen. Bescheidener, indem wir unsere eigenen Grenzen, Möglichkeiten und Realitäten und die Gesetzlichkeiten internationa­ ler Rücksichten und Solidarität erkennen und anerkennen. Solche Bescheidung und Einordnung ist letztlich in unserer Zeit nichts an­ deres als illusionsfreie Realpolitik. liehen Regierung an den Landtag über die Beziehungen des Fürstentums Liech­ tenstein zum Europarat vom 5. 5. 1975, 5 f. 145 Bericht an die Bundesversammlung über die Richtlinien der Regierungspolitik in der Legislaturperiode 1971—1975 vom 13. 3. 1972, BB1 1972 I 1035. 148 So beginnt die glaubwürdige Außenpolitik im Innern. Vgl. Allgäuer, Robert, Instrumente einer liechtensteinischen Außenpolitik, in LPS 1, 120; Brunhart (siehe Anm. 85), 110; Hassler (siehe Anm. 118), 38; Kieber, Georg, Was könnte Liechtenstein sein?, in LPS 3, 57. Ohne Grundkonsens im Innern ist letztlich auch eine Koordination wegen der Dekonzentration der Außenkontaktstellen auf die Dauer kaum wirksam durch­ zuführen. Vgl. Anm. 77. Ein solcher Konsens erleichtert überdies die notwen­ dig vorzunehmende außenpolitische Selektion. 215
	        

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