Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

In all diesen Fragen kommt unseren Schulen129 und unserer Presse eine wichtige Rolle zu. Zu den geistigen Integrationsfaktoren gehört auch die Ziel- und Strategiendiskussion, die als besonderes Problem weiter unten (un­ ter g) behandelt wird. e) 
Außenpolitische Selektion und Optimierung der Aufmerksamkeitsverteilung Ein Kleinstaat mit beschränkten finanziellen und personellen Res­ sourcen und spezifischen außenpolitischen Interessen ist gezwungen, die Partner bilateraler und multilateraler Beziehungen zu selektio- nieren und sich auf wenige zu konzentrieren. Also auch Maßhalten nach außen, eingedenk der eigenen Möglichkeiten.130 Eine weitere Streuung führt zu wirkungsloser «Kleinkalibrierung» (Daniel Frei). Wenn diese sachliche Selektion auch noch durch eine Optimierung der persönlichen Aufmerksamkeitsverteilung unterstützt wird, ver­ mag der Kleine daraus Nutzen zu ziehen. «Große Länder widmen kleinen nur zweitrangige Aufmerksamkeit, kleine Länder dagegen können alle Kräfte auf die großen konzentrieren, von denen sie ab­ hängen, und auf diese Weise ihre kognitiven Instrumente optimie­ ren.»131 Was hier für die Schweiz und die Kleinstaaten allgemein ge­ sagt ist, gilt in vermehrtem Maße auch für Liechtenstein. 189 Eine kritische Äußerung hiezu: «Unsere Schulkinder lernen Rechnen und Schreiben, um eine Buchhaltung zu führen, um physikalische Gesetze verste­ hen zu können oder eventuell um sich im abstrakten Denken zu üben, über ihren Staat nachzudenken und ihn zu gestalten, lernen sie jedoch kaum»: Biedermann, Josef, in LPS 3, 14. 130 Das gilt, wo Liechtenstein selbst auftreten muß. Solche Selektion und Be­ schränkung ist möglich, weil Liechtenstein über die Verträge mit der Schweiz (besonders Vertrag über die Wahrung der liechtensteinischen Interessen in Drittstaaten durch die Schweiz und Zollvertrag) gewissermaßen an deren auch für Liechtenstein und seine Wirtschaft lebenswichtigen politischen und han­ delspolitischen Universalität partizipiert. Die beiden Elemente, Selektion und Öffnung zur Welt, ergänzen sich so in besonders vorzüglicher Weise, in einer Weise, die auch die Schweiz nicht übermäßig belastet (vgl. hiezu Bericht des Bundesrates über die Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein (siehe Anm. 68), 163 f., 184 f. — Bis zum Zollvertrag mit Österreich (1852) hat vor allem ein Problem Liechtenstein beängstigt, nämlich die wirtschaftliche Isolation, die Enclave-Situation. Vgl. Geiger, Peter, Liechtensteinische Außenpolitik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in LPS 1, 72, 76; Malin, Georg, Bemer­ kungen zu 150 Jahre Liechtensteinische Außenpolitik, in LPS 2, 50; Ospelt (siehe Anm. 1), 358—367. 181 Frei (siehe Anm. 119), 17 Ziff. 14. 210
	        

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