hen.94 Auch Alois Ospelt95 verlangt für Liechtenstein Eigenwerte, die das Land als besonders erhaltenswert erscheinen lassen, und stellt fest, daß Liechtenstein bloß als «Kuriosum» oder als «negative Be sonderheit» keine Chance habe. Martin Frommelt fragt ob gewisser Erscheinungen, ob wir nicht «halt doch nur Ober- oder Unterländer sind»96. So ungern man die Bemerkung haben will, der Weg zu einer bloß negativen Besonderheit würde noch mehr ins Gefälle der Ein seitigkeiten und der Abhängigkeiten, innerstaatlich gleich wie nach außen, zu ungesunden Verhältnissen für uns und unsere Kinder, zur Farce eines Staates, letztlich zu einer Nicht-Identifikation, zu einem «Staat, den keiner wollte»97 führen. Die pragmatischen Zufälligkei ten, das kurzlebige Interesse, der materielle Instinkt und die «List» (Hans-Jochen Vogel)98 vermögen auf die Dauer eine Gemeinschaft nicht auszumachen. Mit Sand allein kann man ein Haus nicht bauen, es braucht auch Zement, der die vielen Körner bindet. Doch welches sind die Elemente, die Zusammenhalt im Innern und Halt gegen außen gewähren? Sie beruhen in dem, was wir aus unseren überkommenen Gegebenheiten machen. Sie beruhen in der Ausnüt zung unserer
Gegebenheiten, um dadurch über den Weg geeigneter Strategien die entsprechenden gewünschten staatlichen
Ziele zu er reichen. Dabei gehören wir nicht zu denen, die auf das vorliegende Material verzichten, die mit einem politischen «Kahlschlag» begin nen wollen. Die Grundlage unserer Existenz ist unser geschenktes Dasein, unsere geschichtliche Gewordenheit", in welcher eine bedeu tende Tradition und Bewährung100 liegen, in den spezifischen klein staatlichen, teils besonders glücklichen Gegebenheiten der Lage, des M Zur liechtensteinischen Kulturpolitik, in LPS 1, 40. 85 In LPS 3, 83. 96 Im L. Volksblatt vom 30. 1. 1975. 97 Bezeichnung für die 1. Republik Österreichs (1918—1938). «Eine neue Identi fikation tut not»: Allgäuer, Robert, Instrumente einer liechtensteinischen Außenpolitik, in LPS 1, 120. 88 Vortrag vom 9. 4. 1974 in Schaan, zum Thema «Wachstum als Gefahr — über die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums». 99 «Der Umgang mit der Geschichte besitzt in Liechtenstein etwas sehr Spezifi sches . .. Nichts gibt unserem Staat eine vergleichbare Existenzgrundlage wie die Geschichte: weder Sprache, noch Rasse, weder Größe noch geographische Sonderlage, weder Religion noch eigene Kraft. In Nichts besitzen wir eine Son derexistenz außer in unserer Geschichte.»: Malin, Georg, Vortrag anläßlich der Erstaufführung der Tonbildschau «Baudenkmälerpflege in Liechtenstein», in Vaduz am 8. 11. 1975, abgedruckt in Bergheimat (Jahresschrift des Liechten steiner Alpenvereins) 1976, 54 ff. Vgl. auch Brunhart, Hans, Innenpolitische Voraussetzungen einer liechtensteinischen Außenpolitik, in LPS 1, 110. io° Ygl unten
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