sehen, übergangen, staatlich als handlungsunfähig, als staatenver- kehrsunfähig betrachtet und am Ende nicht mehr voll zu den Staaten gezählt zu werden. Will der Kleinstaat in dieser interdependenten Welt nicht in totale Abhängigkeit geraten und sich allmählich auf­ geben, muß er selbst auf den Plan treten.84 Da aber dem kleinen Staat nur geringe finanzielle und personelle Mittel gegeben sind, ent­ stehen damit weitere Probleme. Belastend mag sich auch unser mit­ unter zweifelhaftes Ansehen, das wir im Ausland besitzen, auswir­ ken.85 Dem Zwang zur Mitwirkung zur Erhaltung der größtmöglichen Un­ abhängigkeit gesellt sich immer mehr ein weiterer hinzu, nämlich die Mitwirkung aus Gründen der Solidarität, dort wo große Aufgaben nur noch gemeinsam bewältigt werden können (vgl. hinten Ziele II. Teil, 1, c). So ist 
Liechtenstein ein Teil Europas und der Welt und in seiner Weise mitverantwortlich für dieses Europa und die Welt. c) 
Neueste außenpolitische Schritte Der vorstehenden Problematik eingedenk hat Liechtenstein nicht nur seine bilateralen Beziehungen verstärkt, sondern auch begonnen, die multilateralen Beziehungen, nebst dem Abschluß von bzw. dem Beitritt zu multilateralen Konventionen, über die Mitwirkung in rein tech­ nischen Organisationen hinaus im politischen multilateralen Bereich auszubauen. Zu erwähnen sind besonders die gleichberechtigte Teil­ nahme und aktive Mitwirkung bei der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), bei welcher zufolge des Rota­ tions- bzw. Lossystems Liechtenstein verschiedentlich auch der Vor­ sitz in den vorbereitenden Kommissionen und am letzten Tag der Schlußkonferenz in Helsinki zufiel, und die Erlangung des Beob­ achterstatus bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarates mit zwei Beobachtern und zwei Stellvertretern, welcher nach den heutigen Bestimmungen an sich nur beitrittsfähigen demokratischen 84 Vgl. z. B. Bericht der Fürstlichen Regierung an den Landtag über die Teil­ nahme des Fürstentums Liechtenstein an der KSZE vom 28. 10. 1976, 20, sowie die aus der Teilnahme sich ergebenden Folgen, 28. 85 Brunhart, Hans, Innenpolitische Voraussetzungen einer liechtensteinischen Außen­ politik, in LPS 1, 111. Amelunxen, Clemens, Schwierige Vaterländer — Aspekte der liechtensteinisch-deutschen Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart, in LPS 2, 63 und 66 f. Symptomatisch beispielsweise die Erklärung vom 8. 1. 1975 von Bundeskanzler Bruno Kreisky anläßlich seines offiziellen Besuches in Vaduz, er «kehre mit einem völlig veränderten (günstigeren) Liechtenstein-Bild nach Wien zurück». 192