Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

Liechtenstein, rundum von neutralen Staaten eingepolstert, besitzt dadurch keine offene Flanke gegenüber anderen Staaten und ist ge­ wissermaßen vor äußeren Angriffen so sicher, wie es die bewaffneten Nachbarn selbst sind.70 Mögen die Tatsachen des Standortes und der günstigen Nachbarschaft noch nicht als Eigengewicht Liechtensteins gelten, so sind es doch wesentliche Gegebenheiten, wie der Besitz von Rohstoffen wichtige Faktoren für ein anderes Land sein mögen. Ohne den Einfluß anderer Faktoren (Stellung des Hauses Liechtenstein und liechtensteinischer Wille zur Selbstbehauptung und Unbedeutendheit des Landes zu­ gleich)71 zu verkennen, muß doch gesagt werden, daß Liechtenstein bei ungünstigerer Lage möglicherweise schon in den Mediatisierungs- wellen nach 1803 untergegangen oder während der deutschen Eini­ gung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reiche verschwunden wäre.72 Der Umstand, daß Liechtenstein von den Welt­ kriegen verschont wurde, ist maßgeblich auch der günstigen Lage zu verdanken. Vielleicht mag man die Bedeutung der geopolitischen Faktoren ermessen, wenn man vergleichsweise etwa an das wechsel­ volle Schicksal Polens oder auch der BENELUX-Staaten denkt. Na­ türlich profitieren wir heute auch vom schützenden Schirm der NATO, der der Freiheit des Westens dient. Dennoch können wir uns in unseren Bergen nicht vor den allgemei­ nen weltweiten und europäischen Entwicklungen verstecken. Die staatliche Unabhängigkeit und Souveränität sind besonders seit dem Zweiten Weltkrieg unter ganz neue Einflüsse geraten, die vor allem für den Kleinstaat ernste Probleme mit sich bringen. 70 Batliner, Gerard, Österreich — unser Nachbar, in L. Volksblatt vom 25. 10. 1973. 71 Zur Bedeutung des Hauses und der Fürsten Liechtenstein u. a.: Malin, Georg, Die politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in den Jahren 1800—1815, in JBL 53, 51 ff., 147 f.; Quaderer, Rupert, Politische Ge­ schichte des Fürstentums Liechtenstein von 1815 bis 1848, in JBL 69, bes. 233. Zu Wille zur Selbstbehauptung: vgl. unten Anm. 139. Zur Unbedeutendheit des Landes: vgl. unten II. Teil, 2, a. 72 Vgl. Malin (siehe Anm. 71), 147; Quaderer, Rupert, Souveränität und Außen­ politik des Fürstentums Liechtenstein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in LPS 1, 67; Geiger, Peter, Liechtensteinische Außenpolitik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in LPS 1, 76; auch Goop, Adulf (siehe Anm. 64), 236. 188
	        

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