Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

Rückendeckung unseres Staatswesens und sie dürften, einhergehend mit solcher Stärkung, gerade auch einen Ausbau der internationalen Stellung Liechtensteins mitermöglicht haben. Dieses Verhältnis be­ ruht nicht nur auf einer Option aus der geographischen Lage heraus und dem Umstand, daß Liechtenstein für eine völlige Streuung seiner Beziehungen66 oder eine Art Schaukelpolitik zwischen den Nachbarn67 zu klein ist, sondern vor allem auch auf der, trotz der unterschied­ lichen Staatsformen, engen inneren Verwandtschaft der beiden Staats­ wesen. Es ist ein beidseitig zufriedenstellendes, auf wirtschaftliche, kulturelle und menschliche Bindungen, auf langjährige Bewährung und Freundschaft abgestütztes Verhältnis.68 Das schließt weitere ganz natürliche, aber auch notwendige gute wie freundschaftliche bilaterale Beziehungen zum zweiten angrenzenden und durch eine lange geschichtliche Tradition verbundenen Nachbarn Österreich nicht aus.69 Ebensowenig versperrt dies den sonstigen, lebenswichtigen Ausbau der internationalen, besonders multilateralen Beziehungen (vgl. unten lit. b und c). Lage zwischen zwei neutralen Staaten: Liechtenstein grenzt im Westen an die neutrale Schweiz. Seitdem Österreich 1955 die immer­ währende bewaffnete Neutralität nach dem Vorbild der Schweiz er­ klärte, steht Liechtenstein auch im Osten einem neutralen Staatswesen gegenüber. Zwar war Liechtenstein seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1806 von seinen Nachbarn (die besonderen Verhältnisse zwi­ schen 1938—1945 seien hier ausgeklammert) nie bedroht. Doch ver­ leiht die immerwährende Neutralität einen qualifizierten Schutz vor militärischen Ubergriffen unserer Nachbarn. Von ganz besonderer Bedeutung ist der Schutz, den die bewaffnete Neutralität unseren Nachbarn selbst vor äußeren Angriffen verleiht; das unbewaffnete 68 Vgl. Niedermann, Dieter J., Die Bedeutung der Staatskriterien für den Klein­ staat, in LPS 2, 89; derselbe (siehe Anm. 55), 160 ff. 87 Kieber, Walter, Interview im L. Volkblatt vom 20. 1. 1976: «Die Vertiefung der Kontakte mit Österreich bedeutet keine Gewichtsverlagerung und schon gar kein .Schaukeln zwischen Großmächten'.» 88 Für viele: Fürst Franz Josef von Liechtenstein, Thronrede LProt (28. 2.) 1973, 1 f.: «Die Liechtensteiner, welche sich auch der Schweiz in enger Freundschaft verbunden fühlen, wünschen, daß dieses enge Band weiter bestehen bleibe.»; Gyger-Kranz-Niedermann (siehe Anm. 45), bes. 134 ff., 194 ff.; Bericht des (schweizerischen) Bundesrates an die Bundesversammlung über die Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein vom 21. 12. 1973, BB1 1974 I 183 ff., sowie zu­ stimmende Kenntnisnahme des Berichtes im Nationalrat am 26. 6. 1974 und im Ständerat am 1. 10. 1974. 68 Worin «keine Gewichtsverlagerung» zu sehen ist: vgl. Interview Kieber, Walter (siehe Anm. 67). 187
	        

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