Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

Mit dem Einleitungssatz der «Politik» wird der neue Ausgangspunkt, das Prinzip und die Grundlage für das ganze Gebiet der politischen Philosophie angegeben: «Wir sehen, daß jeder Staat eine Gemeinschaft ist und jede Ge­ meinschaft um eines Zieles willen besteht. Denn alle Wesen tun, was sie tun, um dessentwillen was ihnen erstrebenswert erscheint.»11 Etwas weiter unter wird die Methode angegeben: «Wie man nämlich auch anderswo das Zusammengesetzte bis zu den einfachen Teilen zerlegen muß, so müssen wir auch beim Staat erkennen, woraus er zusammengesetzt ist, und werden hierdurch lernen, wie sich die politischen Verhältnisse voneinander unter­ scheiden und ob sich über sie irgendeine Aussage wissenschaftlich formulieren läßt.»12 Hier ist schon beides gesagt: Die politische Philosophie untersucht das einer Gruppe eigene, ja sie in ihrer Zusammensetzung konstitu­ ierende, zielgerichtete Handeln. Was im einzelnen richtig und falsch ist, erkennt man aus einer Analyse der Funktionen innerhalb des zielbezogenen Handelns mehrerer. Dieses Herangehen an die Frage ist so nüchtern wie eine moderne Faktorenanalyse. Wir müssen aber noch einen Hinweis geben. Was versteht Aristo­ teles unter dem Zusatz «ob sich hier überhaupt eine Aussage wissen­ schaftlich formulieren läßt»?13 Wissenschaftlich ist für ihn jene Erkenntnis, die einer logischen Not­ wendigkeit entspricht. Diese Notwendigkeit ist kausal, sie setzt das Erkennen einer Ursache voraus. Gibt es eine Ursache, eine Begrün­ dung für menschliches Handeln? Was ist hierin die Ordnung und wodurch wird sie bewirkt? Aristoteles hat diese Frage in der «Ethik» geprüft. Diese ist also seiner «Politik» vorgelagert. Die «Ethik» un­ tersucht den Aufbau menschenwürdiger Existenz. Damit enthält sie vor allem eine Untersuchung der Motive, wir würden heute sagen der Werte, der Ziele oder Inhalte menschlichen Handelns. Sie ent­ hält ebenso eine Untersuchung jener «Haltungen», der sogenannten Tugenden, die erforderlich sind, um die Ziele zu erreichen. Und die­ 11 Vgl. 1252 a 1—3. Ziel, eigentlich das Gute ävaOöv. Erstrebenswert ebenso. 1! Vgl. 1252 a 18—23. 15 Vgl. 1252 a 22—23. Gigon übersetzt xexw.ov mit wissenschaftlich, wörtlich: «Ob sich hierin kunst­ gerecht irgendetwas gewinnen läßt.» Gemeint ist in diesem Fall die kunstge­ rechte philosophische Aussage. 19 2*
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.