Volltext: Probleme des Kleinstaates gestern und heute

kürzlich, nicht sehr schmeichelhaft, im Le Monde.18 Vaduz kann hier für das ganze Land stehen. Je höher der Gipfel, desto schmaler die Plattform, von der aus man abrutschen kann. Kehrseiten des raschen Aufstiegs werden sichtbar: große Abhängigkeiten des Staates und der Wirtschaft vom Ausland, Einseitigkeiten im wirtschaftlich-sozia­ len Gefüge, trotz nie gekannter Einnahmen sorgloses privates Schul­ denmachen im Vertrauen auf anhaltendes Wirtschaftswachstum (Liechtenstein ist Ende 1975 mit über 550 Mio Franken Hypothe­ karverschuldung wahrscheinlich das Land mit dem relativ höchsten hypothekarischen Schuldenberg der Welt)14, oekologisch und ästhe­ tisch nachteilige bauliche Veränderungen unserer ausgeglichenen und schönen Wohnlandschaft. An die Stelle fester gesellschaftlicher Struk­ turen und Wertordnungen treten eine Alvin-Tofflersche15 Mobilität, Entheimatung und Verunsicherung. Ein an Naturschätzen armes, nicht autarkes Land kann sich nur dadurch einen Anteil am Sozialprodukt der Weltwirtschaft sichern, indem dieses Land sich mit irgendeinem anderen gegebenen Produk­ tionsfaktor (den es sich vielleicht sogar teilweise ausleiht) und durch Güteraustausch in die vielfältige arbeitsteilige Wirtschaft einschaltet. Dies bedeutet notwendig intensive Außenbeziehungen und damit Ab­ hängigkeiten vom Bestand und vom Funktionieren einer freiheitli­ chen, international arbeitsteiligen Wirtschaftsordnung. Das ist eine Grundgegebenheit. Uber die weltoffene Schweiz steht auch unserer Wirtschaft ein weites Tor zur Welt offen, das solange begehbar ist, als das ganze Wirtschafts- und Währungssystem funktioniert. Ist der Mangel an 
Rohstoffen16 für die industrielle und gewerbliche Fertigung eine Tatsache, so gilt dies in hohem Maße auch für die Energieversorgung. Der über 100 Seiten starke Bericht der verwal­ tungsinternen Energiekommission schildert die prekäre Lage in der 18 Vom 23. und 24. 1. 1975, «Liechtenstein: un bonheur exigu». 14 Die Hypothekarverschuldung inkl. diejenige für zinslose Eigenheimdarlehen be­ trägt Ende 1975 Fr. 548 Mio, ohne Berücksichtigung der von schweizerischen Banken und Versicherungsanstalten gewährten Hypothekarkredite von schät­ zungsweise weiteren 5—10 °/o der vorgenannten Verschuldung. Vgl. Batliner, Emil-Heinz, Berichterstattung an die Aktionäre der Verwaltungs- und Privat- Bank vom 2. 4. 1976. 15 Toffler, Alvin, Der Zukunftsschock, 2. A., Bern 1970. 16 Die Risiken in der Rohstoffversorgung dürfen allerdings nicht überbewertet werden. Beispielsweise die fünf größten Industriefirmen des Landes beziehen ihre Rohmaterialien aus Europa, den USA und Japan. Immerhin besteht eine starke Preisabhängigkeit. Der Trinkwasserverbrauch für industrielle und gewerbliche Nutzung beträgt etwa 60 %> des gesamten Trinkwasserverbrauchs. 166
	        

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