Volltext: Liechtenstein und die Schweiz

Anderseits bekundet beispielsweise die Sowjetunion offenbar über­ haupt kein Interesse an einer Mikrostaatendefinition. Dies mag da­ mit zusammenhängen, daß zum einen die Zunahme der sehr kleinen Mitglieder der UN — welche in der Regel der Dritten Welt ange­ hören — wenigstens in der Generalversammlung die Stellung der Westmächte und ihrer Verbündeten eher schwächt, zum andern, weil mit einer Neudefinition des Staates auch eine solche der UN- Mitgliedschaft einherginge, woran der UdSSR schon deshalb nicht gelegen sein kann, weil damit der Verbleib der Ukraine und Weiß­ rußlands als selbständige Mitglieder der UN gefährdet wäre.161 Die wohl interessanteste und zuverlässigste Abgrenzung der «Mikro­ staaten» von den übrigen Staaten legt Taylor162 vor. Mit den Metho­ den der Statistik weist er nach, daß eine Aufreihung aller Staaten einmal nach der Bevölkerungszahl, dann nach der Fläche des Terri­ toriums und schließlich nach dem Bruttosozialprodukt oder nach be­ liebigen anderen Größen keinerlei Bruchstellen zutage fördert, son­ dern im Gegenteil recht kontinuierliche Kurvenverläufe entstehen läßt. Damit ist die Willkür aufgedeckt, welche jeder Festsetzung einer Grenze im Rahmen eines einzelnen Kriteriums anhaftet. Ein ganz anderes Bild ergibt die Kombination der drei genannten Grö­ ßen, indem dabei zwei kohärente Gruppen von Staaten unterschie­ den werden können, welche sich deutlich voneinander abheben. Wohl reichen innerhalb der Gruppe der «Mikrostaaten» die Bevölkerungs­ zahl bis zu fast drei Millionen, die Fläche über 140 000 km2 und das Bruttosozialprodukt über anderthalb Milliarden US-Dollars; alle drei Faktoren zusammen bewirken aber eben auch die Zugehörigkeit eines flächenmäßig großen Landes mit geringer Bevölkerung und ge­ ringem Bruttosozialprodukt. Dies führt dazu, daß Länder wie Liba­ non oder El Salvador, die man gefühlsmäßig als gewöhnliche Staa­ ten klassieren würde, nach der Berechnung von Taylor zu den «Mikrostaaten» zu zählen sind.163 161 Ausreichende Indizien für diese These liegen in der Verzögerungstaktik be­ gründet, welche die Sowjetunion gegenüber den verschiedenen Vorstößen zur Regelung der Mikrostaatenfrage praktiziert; vgl. dazu UNITAR Studie 123 ff., insbesondere 125. i«2 183 ff. »M 193. 55
	        

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