Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein und die Europäische Gemeinschaft

päische Gemeinschaft werde nicht auseinanderbrechen, was vorüber­ gehende Rückschritte und Krisen keineswegs ausschließt. Denkbar ist jedoch eine länger anhaltende Stagnation. Trotzdem dürfte es an­ gebracht sein, einige Überlegungen über die Vertiefung der Gemein­ schaft anzustellen. Kommt es dazu, so darf im wirtschaftlichen Be­ reich wohl angenommen werden, die EG entwickle sich vom Gemein­ samen Markt, dessen Kernstück die Zollunion darstellt, verbunden mit Ansätzen zur Errichtung der freien Faktormobilität und Harmo­ nisierung der Wirtschaftsprozeß- und Sektorenpolitik, zur Wirt­ schafts- und Währungsunion. Diese kann nicht nur eine Gemeinschaft z. B. der Konjunktur sein, sondern muß das breite Spektrum der Wirtschaftspolitik erfassen115, was eine weitgehende Anpassung der Wirtschaftsordnungen in den beteiligten nationalen Volkswirtschaften erfordert. Notwendig wäre in erster Linie die freie Faktormobilität, eine weitgehende Steuer- und Rechtsharmonisierung, gemeinschaft­ liche Wachstums-, Struktur- und Regionalpolitiken110, mit dem Ziel, strukturelle und regionale Ungleichgewichte zu beseitigen und die daraus resultierenden Wettbewerbsverzerrungen zu überwinden, so­ wie ein verstärkter Ausbau der prozeßpolitischen (Währungs-, Geld-, Kreditpolitik etc.) und sektoriellen (Agrar-, Industrie-, Energie-, For- schungs- und Entwicklungspolitik etc.) Integrationsmaßnahmen. Große Fortschritte wären auch im Bereich der Sozialpolitik notwen­ dig, muß sich die Europäische Gemeinschaft doch letztlich darin be­ währen, daß sie sich am Menschen orientiert. Noch schwieriger sind konkrete Aussagen im politischen und insti­ tutionellen Integrationsbereich. Mit zunehmender Integration ergibt sich für die Mitgliedländer der Europäischen Gemeinschaft ein Zwang zur Koordinierung ihrer Außen- und Sicherheitspolitik. Dies trifft u. a. zu für die Zusammenarbeit mit den Rohstoffproduzenten, die Entspannungsbemühungen in Europa sowie für die Regelung der Beziehungen zu den Großmächten. Besonders die USA werden wohl nicht mehr für lange Zeit bereit sein, wirtschaftliche Fragen getrennt von politischen und militärischen zu diskutieren. Kissinger fragte z. B. bereits 1973: «The Europeans have been pursuing economic regionalism; but they want to preserve American protection in de- fence and an undiminished American political commitment. This raises a fundamental question: can the principle of Atlantic unity in defence and security be reconciled with the European community's 115 Stock W., Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, Berlin 1972, S. 51; vgl. auch Willgerodt, Domsch, Hasse und Merx, Wege und Irrwege zur europäischen Währungsunion, Freiburg i. B. 1972, S. 68 ff. 116 Anm. 65. 37
	        

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