Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein und die Europäische Gemeinschaft

kratie, wenn die Volkssouveränität48, die Idee der Repräsentation, der Grundsatz der Mehrheitsentscheidungen und die Rechtsstaat­ lichkeit in einem Staate verwirklicht sind. Dieser der konventionellen Staats- und Regierungslehre nachge­ bildete Demokratiebegriff steht immer mehr im Feuer der Kritik49, so daß er nicht unbesehen dieser Studie zugrunde gelegt werden soll. So hebt zum Beispiel Naschold50 die Gefahr einer technokra- tisch-autoritären Bewältigung der heute anstehenden Probleme hervor und warnt vor dem «Mythos des einzig richtigen Weges» und den «Sachzwangideologien». Assel und Luhmann51 betonen, daß es gilt, den statischen, abstrakten und rein formalen Demo­ kratiebegriff, der in der Mitgliederpartizipation sowohl Zweck wie auch Mittel sieht, zu überwinden und ihn von im voraus be­ stimmten Strukturen und Prozessen zu lösen. Um diesen Forde­ rungen Rechnung zu tragen, soll in dieser Arbeit jenes politische System als demokratisch bezeichnet werden, das, unbesehen von bestimmten Strukturen und Prozessen, dem Volk bzw. jenen Gruppen und Verbänden, die es ausmachen und vertreten, auf direkte oder indirekte Weise die Chance der Artikulation und Durchsetzung von Werten und Interessen im für sie relevanten Entscheidungsprozeß ermöglicht.52 Demokratie bedingt einerseits die Offenheit der gesellschaftlichen Situation sowie die Möglich­ keit verschiedener Optionen. Durch diesen Ansatz gelingt die Überwindung jener Theorien, die versuchen, die Vorgänge innerhalb der nationalstaatlichen Einheit und zwischen diesen Einheiten unabhängig voneinander zu erklären. Individuum — Staat — internationales System er­ scheinen nun, wie dies Kaiser53 fordert, als interdependenter Ge­ samtzusammenhang, was ermöglicht, jene Interaktionsprozesse zu untersuchen, welche die nationalstaatlichen Grenzen überschrei­ 48 Die 
Volkssouveränität findet ihren Ausdruck einerseits in der formell unmit­ telbaren Entscheidung von Sachfragen durch das Volk und/oder anderseits in der Wahl der Repräsentanten, die ihrerseits handeln und entscheiden «im Namen von». Vgl. Hättich M., Demokratie und Herrschaftsordnung, Köln und Opladen 1967, S. 48. 49 Vgl. u. a. Assel H.-G., Demokratisierung, Zur Kontroverse eines umstrittenen Begriffs politischer Bildung, in: Politische Studien, 23. Jg. (1972), S. 478; Kaiser K., Transnationale Politik, Zu einer Theorie der multinationalen Politik, in: PVS, Sonderheft 1/1969, S. 80 ff.; und besonders Greiffenhagen M. (Hsg.), Demokratisierung in Staat und Gesellschaft, München 1973. 50 Vgl. Naschold F., Demokratie und Komplexität, Thesen und Illustrationen zur Theoriediskussion in der Politikwissenschaft, in: PVS, 9. Jg- (1968), S. 497. 81 Vgl. Assel (Anm. 49), S. 482 und Luhmann N., Komplexität und Demokratie, in: PVS, 10. Jg. (1969), S. 314. 52 Vgl. Luhmann, Komplexität und Demokratie (Anm. 51), S. 320. 58 Vgl. Kaiser (Anm. 49), S. 83. 26
	        

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