Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein und die Europäische Gemeinschaft

erster Linie eines gut ausgebauten Beamtenapparates, der in der Lage ist, an den Zentren weltweiter Willensbildung und Entscheidung die wichtigsten liechtensteinischen Interessen direkt wahrzunehmen.43 Gelingt es Liechtenstein, internationale Anerkennung als selbständi­ ger Staat zu finden, so öffnen sich auch in seiner Europapolitik neue Möglichkeiten. Welche Verhaltensmöglichkeiten bieten sich Liechtenstein kurzfristig an. Das Ziel des weiteren Ausbaus des liechtensteinischen Einflusses läßt sich durch eine Änderung der Beziehungsart zur EG kurzfristig kaum erreichen. Abgesehen vom erforderlichen Ausbau des Ressorts für Äußeres in Liechtenstein, bieten sich als vorläufige Alternativen in erster Linie die 
Revision des Zollvertrages mit der Schweiz an, zweitens die Überführung der Kollektivlösung der Beziehungen zur EG mit der Schweiz in eine Kollektivlösung mit der EFTA, was natürlich der Zustimmung auch der übrigen EFTA-Staaten bedarf, sowie drittens der verstärkte Ausbau der Präsenz Liechtensteins im Ausland — z. B. in Brüssel — verbunden mit einem Beitritt zu jenen internationalen Organisationen, die geeignet erscheinen, auch in Zu­ kunft wichtige Entscheidungsträger zu bilden (OECD, Europarat, ECE etc.). Große Bedeutung ist dabei dem Zeitpunkt des Eingehens multilateraler Beziehungen beizumessen. Wie Gerard Batliner in einem bisher unveröffentlichten Referat vom 20. Mai 1974 betonte, stellt die Größe eines Staates bei guter Wahl des Zeitpunkts eines Beitritts zu einer internationalen Organisation kein unüberwindliches Hinder­ nis dar. 63.3 Zusammenfassung und Schlußfolgerung Zusammenfassend gelangt man zum Schluß, daß die Beurteilung der Alternativen zum Ist-Zustand unterschiedlich ausfällt, je nachdem welche Zielordnung im Vordergrund steht. Vom wirtschaftspoliti­ schen Standpunkt aus bildet der Ist-Zustand zumindest auf der heu­ tigen Integrationsstufe ein Optimum. Die diskutierten Alternativen versprechen keine bessere Erreichung des Wohlstandsziels. Es ist aber 43 Im gleichen Sinne äußerte sich u. a. Erbprinz Hans Adam, der die im Ausland immer wieder geäußerten Zweifel an der liechtensteinischen Eigenstaatlichkeit auf «die fehlende Präsenz im Ausland» zurückführte und geltend machte: «Um überhaupt auf außenpolitischem Gebiet tätig zu sein und die Anerkennung als selbständiger Staat zu sichern, braucht es einen schlagkräftigen außenpolitischen Apparat, der die wichtigsten Interessen direkt wahrnehmen kann und die Außenpolitik Liechtensteins ausarbeitet und formuliert.» In: St. Galler Tagblatt, 10. Februar 1971. Auch der damalige Regierungschef Hilbe vertrat die An­ sicht: «Was uns fehlt ist der entsprechende Apparat, der sich nicht kurzfristig aufbauen läßt.» In: St. Galler Tagblatt, 10. Februar 1971. 226
	        

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