Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein und die Europäische Gemeinschaft

tisch gesehen, könnte man sie als die wirtschaftlich und technisch beste Methode zur Herstellung des freien Warenverkehrs für In­ dustrieprodukte bezeichnen.26 Trotzdem ist die Freihandelslösung im konkreten Falle von Liechtenstein die angemessenere Lösung. Es sei in diesem Zusammenhang etwa an den mit einer Zollunion ver­ bundenen Übergang zum höheren EG-Zolltarif erinnert, an die Har­ monisierung der indirekten Steuern und besonders an die Übernahme der EG-Agrarregelung.27 Gesamtwirtschaftlich gesehen würde die Er­ richtung einer Zollunion wohl einen positiven Einfluß auf die Quan­ tität von Wachstum und Wohlstand in Liechtenstein haben — soweit dies infolge der ausgelasteten Produktionskapazitäten und -ressour- cen noch möglich ist —, wäre jedoch mit negativen Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Strukturen und die Verteilung des Sozial­ produkts verbunden. Ähnlich müssen die Konsequenzen der Beitrittsvariante beurteilt werden, in deren Folge zwar auch positive Wachstums- und Wohl­ standseffekte zu erwarten sind, die jedoch, zumindest solange die gemeinschaftliche Struktur- und Regionalpolitik nicht weiter ausge­ baut ist, für das standortmäßig benachteiligte Fürstentum mit nega­ tiven Folgen verbunden wären, welche die zu erwartenden wirtschaft­ lichen Vorteile reduzieren, ja in Frage stellen würden. • Auch die Trennungsvariante läßt auf keine bessere Erreichung des Wohlstandsziels hoffen. Negative Handelsverlagerungs- und Diskri­ minierungseffekte und in deren Folge abnehmende Produktivität und Rentabilität würden das liechtensteinische Wachstum und den Wohl­ stand des Fürstentums in Mitleidenschaft ziehen. Wäre durch eine Änderung der Beziehungsart zumindest eine bessere Erreichung der übrigen wirtschaftspolitischen Ziele zu realisieren? Weder eine Trennungspolitik noch ein Beitritt Liechtensteins zur Europäischen Gemeinschaft oder eine der zur Verfügung stehenden Assoziationsformen versprechen eine größere Preisstabilität. Auch ist kaum zu erwarten, daß die Beitrittsvariante Liechtenstein eine echte Chance geben würde, in der EG auf eine möglichst rasche Lösung dieses Problems im europäischen Rahmen hinzuwirken. Das Preis­ stabilitätsproblem ist zwar eine der schwachen Stellen der Freihan­ delsabkommen, doch sind, zumindest für Liechtenstein, keine Alter­ nativen sichtbar, welche in bezug auf das Verhältnis Liechtensteins zur Europäischen Gemeinschaft eine bessere Verwirklichung des Sta­ bilitätsziels versprechen. 26 Vgl. Binswanger H. C. und Mayrzedt H. M., Europapolitik der Rest-EFTA- Staaten, Perspektiven für die siebziger Jahre, Zürich und Wien 1972, S. 60. 27 Vgl. 3.1. 215
	        

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