Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Im Zeitalter des Surrealen sind wird jederzeit in der Lage, uns hinter den Briefkästen nichts zu denken. Uns also dort jenen Raum vorzu­ stellen, der von der Leere ausgefüllt wird. Andererseits hat sich die Gesellschaft die Beichtstühle nicht deswegen angeschafft, um die Menschen darin schon von vornherein zu desillusionieren, sondern weil darin ganz einfach die gewöhnlichen Probleme der Seele und die außergewöhnlichen Geschäfte des Leibes besprochen und betrie­ ben wurden und werden. Es war daher auch immer eine vorsätzliche Täuschung, wenn jemand aus diesen mehr befriedigt als beschäftigt wegging. Da ich weiß, daß sich Offizielle zu Kulturanlässen ein frisches Leib­ chen, einen neuen Schlips und eine nicht hungernde Gattin zulegen, ist das halt in Gottes Namen zu schlucken. Wichtig ist nur, daß sehr viele Talente, und zwar jährlich, geweckt werden. Der Umstand des Talentsuchens verhält sich zur Tatsache des Talentfindens wie die Entwicklung von der Butter- und Käseerzeugung auf dem Bauernhof zur hochentwickelten Sennereigenossenschaft. Also eine durchaus tröstliche Sache. Aber da ich auch weiß, wo man in Liechtenstein ausgezeichnetes Theater und lebendigen Geist — und das nicht selten — sehen und spüren kann und mir bekannt ist, wo man ganz her­ vorragenden Wein trinkt, wird besagte Sache noch tröstlicher. Ich halte nur die Zusammensetzung Weingeist für ungut, in anderen Kom­ binationen sind die beiden Wörter immer förderlich. Da ausdrücklich um kein «billiges Lob» gebeten wurde, möchte ich sagen: Für die Kulturarbeit ist Liechtenstein nur beschränkt einer Deutung, aber absolut der Arbeit wert. 1. Es ist einfach nicht zu übersehen, daß das TAK die besten Kultur­ veranstaltungen von Lindau bis Chur, über das Jahr verstreut, auf die Bretter bringt. 2. Liechtenstein könnte sein ein Felsblock an Mäzenatentum, im Kon­ zert von Schiefersteinchen, die vorgeben, den Untertanen Kultur zu bieten. Nachdem Kultur gemeinhin (aber ganz besonders von Politi­ kern) als Geschmackssache heftig verteidigt wird, wäre Liechtenstein klein und reich genug, sich mit geschmacklosen Sumperern nur be­ schränkt herumschlagen zu müssen. Das hier Geschriebene ist alles schon bekannt. Es sei gerade deshalb noch einmal bekanntgemacht. Was könnte Liechtenstein schon sein als ein ständiger Erzeuger von Talenten. Jeder Außenstehende wird sich aber hüten, die Frage aufzuwerfen, woher diese kommen sollen. Eines ist sicher: Hinterwäldlertum bringt nichts und ein progressives Hinterwäldlertum ist peinlich. Es wäre mir aber neu, wenn aus bäuerlichen Gegenden keine Talente kämen. 89
	        

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