Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

wie sie einmal erst als Schnellstraße, später als Vollautobahn geplant war, aufgegeben. Uns bleibt aber der ständig zunehmende Verkehr, dessen Geschwindigkeit sich vor allem in den Zentren von Vaduz und Schaan von Jahr zu Jahr verringert und sich zu Spitzenzeiten heute schon bedenklich der Geschwindigkeit Null nähert. Gibt es wirklich keine andere Lösung für Liechtenstein als die Not-Lösung, die alle Nachbarn mangels besserer Einfälle wählen: Vermehrten Straßenbau, «Sanierung» des privaten Verkehrsträgers? In abseh­ barer Zeit wird das Ende des Autos kommen, zuerst des luftver­ pestenden Explosionsmotors, dann aber überhaupt des individuellen Beförderungsmittels. Eine radikale Alternativlösung wäre verheißungsvoller als das aus­ sichtslose Verbreitern der Straßen und Erstellen mehrstöckiger Park­ plätze: Geräuscharme, sich in Abständen von höchstens zehn Minu­ ten folgende elektrisch betriebene Busse kämen billiger und wären in jeder Beziehung fortschrittlicher. Das Autogewerbe könnte ge­ nossenschaftlich an diesem Verkehrsbetrieb beteiligt werden, viele Garagen ließen sich zu Servicestellen umbauen, die Automechaniker zu Betriebs- und Wartungspersonal umschulen und könnten gewisse Linien in Regie betreiben. Wer sich in Liechtenstein trotz dieses un­ entgeltlichen öffentlichen Verkehrsträgers einen eigenen Wagen lei­ sten wollte, hätte diesen in unterirdischen Garagen bei den Rhein­ brücken (und damit Autobahnanschlüssen der Schweiz) einzustellen. Außer Fahrrädern wären innerhalb Liechtensteins keine privaten Fahr­ zeuge zugelassen. Für den Tourismus würden sich Umstellungen, aber langfristig gute Aussichten ergeben. Liechtenstein rühmt sich seiner Christlichkeit. Alle Aspekte der hier geschilderten Vision stünden unter dem Stichwort «Solidarität». Das Fürstentum als Alternative käme einem Dienst an der Region gleich. Statt was andere schon realisiert haben, in zweiter und weniger lei­ stungsfähiger Auflage zu reproduzieren, würde es, was allen fehlt, produzieren. Im Sinn des Bildes der menschlichen Gemeinschaft als eines Leibes mit vielen verschiedenen Gliedern, wie es Paulus (1. Korinther 12, 12 ff) schildert, übernähme Liechtenstein eine ihm angemessene und auch den Nachbarn, seinen Ausländern und Tou­ risten nützliche Funktion. Es sei mir erlaubt, zum Schluß den ersten Satz dieses Beitrages zu wiederholen: Die eben geschilderten, möglicherweise für viele anstößigen Gedan­ ken möchten so etwas wie eine Vision sein von einem anderen Liech­ tenstein, von einem unwirklichen, aber denkbaren Fürstentum. 82
	        

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