Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

denzen (einerseits Zentralisation, andererseits Dezentralisation), er­ schreckende Zunahme des Bürokratismus im Bildungswesen (keiner möchte kompetent/zuständig sein), alles Zeichen, daß ein konkretes Konzept fehlt. Es ist verwunderlich, daß solche Fehlentwicklungen in Liechtenstein auftreten können, in einem Land, das durch seine Größe prädestiniert wäre, ein Modell für den Bildungsweg aufzustellen. Diese einzelnen Mißstände möchten wir nun anhand von konkreten Beispielen aufzeigen. Vor einigen Jahren begann man mit dem Bau des Liechtensteinischen Gymnasiums mit der Absicht, den Gymnasiasten größere Möglich­ keiten einzuräumen. Als die Regierung wechselte, kam man plötzlich auf den Gedanken, Realschule und Gymnasium unter ein Dach zu setzen, um in der «alten» Realschule Platz für die Oberschule zu bieten. Diese Idee wurde verwirklicht und zwei Probleme wurden mit einem Schlag gelöst: das Raumproblem für die Oberschule und die Schulkoordination Realschule-Gymnasium mit dem durchlässigen Bildungsweg. Dieser Gedanke der Gesamtschule ist uns verständlich; umso erstaunter müssen wir daher über den Beschluß eines Realschul- neubaus in Balzers und Eschen sein. Es stehen sich hier zwei völlig entgegengesetzte Meinungen gegen­ über. Diese Absichten sind wirklich paradox und zeigen ein typisches Bild der heutigen Politiker. Sie sind — insbesondere in Liechtenstein — nicht mehr in der Lage, auf lange Sicht hinaus zu planen; es wird einfach ein Antrag einer Mehrheit zur Ausführung gebracht, sei dies nun gut oder schlecht. Die Hauptsache ist, daß man eine Leistung erbracht hat. Man überprüft nicht, welche Lösung am besten und daher auch am vorteilhaftesten und billigsten wäre. Geld ist ja genug vorhanden, so spielt es keine Rolle, wenn hier und dort Fehlinvesti­ tionen gemacht werden. Oft wird einfach nur geflickt, was sich bei den liechtensteinischen Straßen widerspiegelt; einige hundert Meter breiter Autostraßen wechseln ab mit Engpässen, was eindeutig be­ weist, daß einfach mit dem Bau begonnen wird, bevor geplant wor­ den ist. Man sollte doch meinen, daß gerade Politiker sich die Folgen ihrer Beschlüsse überlegt haben. Das gleiche gilt auch für die Ein­ führung eines neuen Maturatypus. Vor zwei Jahren beschloß die Regierung, die wirtschaftliche Mittel­ schule auslaufen zu lassen und durch einen zweiten Maturatypus zu ersetzen. Welchen Maturatyp man hätte wählen und einführen sollen, wäre eine Angelegenheit von einigen Monaten, aber nicht von Jahren gewesen. Es ist wirklich ein Armutszeugnis für Liechtenstein, daß der Bürokratismus so die Überhand genommen hat und manche Idee, 73
	        

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