Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Stimmrechts gezeigt. Sie haben überhaupt nichts unternommen, um das Volk aufzuklären, weil man befürchtete, man könnte die Bürger — Männer — verärgern, indem man für das Frauenstimmrecht ein­ trete. Daß man durch Schweigen den Liechtensteiner von seinen Prinzipien abbringen könnte, hätte man nicht erwarten dürfen; nur die kühnsten Optimisten durften erwarten, daß der konservative liechtensteinische Mann innerhalb von zwei Jahren seine Meinung aus eigenem Antrieb, ohne Beeinflussung durch die Partei, ändern würde. Dem größten Teil der liechtensteinischen Bürger fehlt ein soziales, politisches Bewußtsein; er versucht nicht, zum gemeinsamen Nutzen des ganzen Volkes Politik zu machen. Seine politischen Aktivitäten sind nicht auf ein sachliches Ziel, sondern gegen seine politischen Gegner gerichtet. Wie total sachunbezogen dieses Denken der Liech­ tensteiner ist, zeigt sich, wenn man das Wort «politischer Gegner» etwas genauer untersucht. Es zeigt sich doch immer wieder, daß der Liechtensteiner überhaupt keine politischen Gegner hat. Wir haben hier keine politischen Richtungen, die in ihren fundamentalen Prin­ zipien gegeneinander gerichtet sind. Alle Bürger Liechtensteins ver­ treten annähernd die gleiche politische Ideologie. So betrachtet, frägt man sich, wieso wir hier eigentlich nicht schon längst eine Einheits­ partei haben, und es ist einfach unbegreiflich, warum der Liechten­ steiner krampfhaft einen politischen Gegner sucht und an seine Exi­ stenz auch glaubt, obwohl tatsächlich keiner vorhanden ist. Was wir in Zukunft brauchen, ist ein vernünftiges Miteinander mit einer vernünftigen Opposition. Wir müssen weg von einer realitäts­ fremden Biertischpolitik, hin zu einer echten Politisierung jedes ein­ zelnen. Ob das allerdings bei den spezifisch liechtensteinischen Ver­ hältnissen in absehbarer Zukunft möglich sein wird, ist mehr als fraglich. 3. Heute — morgen. Die Schulbildung im Wandel Hans Eggenberger Geboren 1954 • Schaanwald, Gsteuengut 81. Mikkel Lind Geboren 1954 • Vaduz, Im Gäßle 16. Ähnliche Verhältnisse wie in der Politik zeigen sich auch im Bil­ dungswesen. Wir denken hierbei vor allem an Mißstände wie man­ gelnde Organisation und Planung, fehlendes futuristisches Denken (wobei es oft an Gegenwartsbezogenheit fehlt), widersprüchliche 
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