Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

zen unsere Shows abziehen und uns mit den Möglichkeiten einer eigenen Radiostation befassen. Mir scheint es auch wichtig, viel Kraft und Geld für eine gezielte Außenpolitik aufzuwenden. Denn es kann wohl nicht unser Ernst sein, unsere Daseinsberechtigung allein mittels Höchstleistungen unserer Spitzenatlethen oder totaler Public Rela- tions durch unsere Briefmarken verankern zu wollen. Aber alle Bemühungen, unser Land zu dokumentieren, müssen kläg­ lich versagen, wenn sie sich nicht auf aktive geistige Kräfte und ausgewogene materielle Substanz stützen können. Lassen wir unsere delegierten Boten bei der Suche nach Fundamenten für ihre Aufträge nur ins Leere greifen, werden wir uns bald einmal selbst entlarven und peinlich beschämen. Darum, denke ich, müßten wir tiefer schürfen und vorerst mehr uns selbst betrachten. Unsere Gedankenlosigkeit läßt uns unsere ausgeprägte geistige Ver­ armung und die Verluste an materieller Substanz nicht merken. Fremde Massenmedien überschwemmen uns jeden Tag, ohne daß wir uns der Verbreitung eigenen Gedankengutes groß annehmen. Manche politische, soziale und kulturelle Probleme suchen wir zu lösen, indem wir uns bemühen, mehr oder weniger bewährte fremde Modelle zu modifizieren. Kulturelle Importe können sehr erbauen, zur Infor­ mation mitunter wichtig sein. Solange wir unsere eigenen schöpferi­ schen Kräfte jedoch verkümmern lassen oder mißbrauchen, überwin­ den wir nicht die gewisse geistige Impotenz. Unsere eigenen schöpfe­ rischen Fähigkeiten sollten vermehrt erkannt, geweckt und intensiv unterstützt werden. Nur eine schöpferische, aktive Gesellschaft wird sich die geistigen Kräfte wahren und schaffen können, die ein fester Platz Liechtensteins im Kreis der künftigen Gesellschaftsstrukturen voraussetzt. Ein weiterer Verlust an materieller Substanz müßte sich zwangsläufig nachteilig auf die Erhaltung und Festigung unserer Eigenart auswir­ ken. Bis jetzt haben wir uns kaum ernsthaft damit befaßt, unserem Raum seinen Charakter zu erhalten, geschweige denn, ihm einen neuen zu geben. Ein schöner Teil unserer Landschaft ist verhandelt und verspekuliert worden. Dilettantische Bauweisen und schamlose Zersiedelung haben die Gesichter unserer Dörfer geschändet. Der materielle Wohlstand hat uns scheinbar unabhängiger von unserer Natur gemacht. Wir haben damit gleich auch den intimen Bezug zum Charakter unserer Landschaft und unserer Menschen fallenge­ lassen. Liechtenstein müßte sich also auch dokumentieren durch eine beson­ dere Prägung seines Raumes. 38
	        

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