Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Schaan. Auf einer Bühne, die so breit ist wie die des Zürcher Schau­ spielhauses, haben wir bereits Aufführungen berühmter Inszenierun­ gen erlebt, begeisterten uns in einem Soloauftritt der hintergründige Schauspieler Qualtinger, die tschechische Chansonsängerin Hegerova, der bekannte Jazzpianist Oscar Peterson, der berühmte Clown Charly Rivel mit seinen Söhnen und unter anderem auch das Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Zu den eindruckvollsten Theateraufführungen ge­ hörte für mich die berühmt gewordene Basler Inszenierung von Becketts «Warten auf Godot», in der die makabre Welt dieses Dich­ ters eindrucksvoll zur Wirkung kam. Dann erlebten wir Büchners Lustspiel «Leonce und Lena», in dem die Verspottung einer Operet­ tenregierung uns in shakespearehafter Spiellust vorgeführt wurde, eine Inszenierung, die ebenfalls in der Theaterpresse bereits berech­ tigtes Aufsehen erregt hatte. Unter den Zuschauern des immer voll­ besetzten Hauses herrscht bei allen Veranstaltungen des «Theaters am Kirchplatz» eine aufmerksame und begeistert anteilnehmende Jugend vor. Wenn ich mich so ausführlich und befriedigt über das neue «Theater am Kirchplatz» geäußerst habe, so ist der Grund der, daß seit früher Jugend meine besondere Liebe dem Theater gehört. Als junger Mensch wollte ich zum Theater gehen, ließ mich als Schauspieler ausbilden. Und nach dem Ersten Weltkrieg, den ich als junger Offi­ zier mitmachte, glaubte ich, daß die starken sozialen Erlebnisse des Schützengrabens zur Weiterwirkung nur von der Bühne her versinn- licht und verbildlicht werden könnten. So ging ich zum Theater und arbeitete eine Zeitlang als Regievolontär am Deutschen Theater in Berlin. Es blieb allerdings nur eine Episode. Ich entschloß mich bald, erst einmal zu studieren, um beim Studium der Geschichte als der Lehrmeisterin des Lebens stärker zu mir selbst zu finden. In Liechtenstein ist mit der geschilderten industriellen und kulturel­ len Entwicklung das Nationalbewußtsein der Bürger dieser kleinen Monarchie, die sich mit ihrem Fürstenhause eng verbunden fühlen, im Laufe der letzten dreißig Jahre schnell gewachsen. Zwar ist das Land durch Postvertrag und Zollunion mit der Schweiz verbunden, aber dennoch erlebte ich, wie der Liechtensteiner selbstbewußter wurde in seiner offenen, liebenswürdigen Art. Ich fühlte mich ihm verwandter. So haben meine Frau und ich den Kleinstaat Liechten­ stein lieben und seine warmherzigen Einwohner schätzen gelernt. Ich nahm langsam immer regeren Anteil an der erstaunlichen Entwick­ lung dieses Landes. Das staatliche und kulturell wachsende Selbstbewußtsein seiner Men­ schen gefiel mir immer stärker. Ich wurde ein Freund des Landes 35
	        

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