Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Der liechtensteinische Handwerker, der beim Bau unseres Hauses zu­ sammen mit einem Lehrling die sanitären Anlagen installierte, war — wie auch andere — ein Bastler, erfand einen neuartigen Ölhei­ zungskessel und wurde der Gründer der weltbekannten Hoval-Werke für Ölheizungsanlagen. Ein anderer junger Liechtensteiner wurde Ingenieur, ersann eine neue Art von Befestigungsdübeln und verwaltet heute neben seinem Hauptwerk in Liechtenstein Zweigfabriken zur Herstellung dieser Dübel in der ganzen Welt. Die Entwicklung sol­ cher Liechtensteiner, deren Zeuge ich wurde, verfolgte ich mit Be­ wunderung. Mit dieser industriellen Entfaltung hat die kulturelle Entwicklung des Landes Schritt gehalten und so wesentlich dazu beigetragen, daß mir Liechtenstein langsam immer mehr zur neuen Heimat wurde. Neben der traditionellen Operette, die seit Jahrzehnten Liechtenstei­ ner Einwohner zur Zeit des Faschings in Vaduz und Balzers spielen, gastiert in den meist neuerbauten Gemeindehäusern nicht nur regel­ mäßig die «Vorarlberger Landesbühne», sondern reisende Theater­ truppen veranstalten oft ausgezeichnete Aufführungen, vor allem dank der Initiative des Frauenberger Kreises in Balzers. Konzerte bekannter Musiker finden immer häufiger statt und Vorträge zu aktuellen Problemen des Tages haben bei der immer wacher werden­ den Bevölkerung interessierte Zuhörer gefunden. Eine Musikschule wurde gegründet, die die Tradition Josef Rheinbergers verlebendigt. Eine Landesbibliothek entstand, die auch Ausländer aufsuchen, da sie in kürzester Frist oft entlegenes Buchmaterial herbeischaffen kann, was auch ich als Verleger dankbar empfinde. Verlage wurden ge­ gründet. Und neben privaten Galerien und Kunstausstellungen wurde zur Stärkung der kulturellen Geltung des Landes die «Liechtenstei­ nische Staatliche Kunstsammlung» gegründet, die in Ergänzung der großen Bildersammlung des Landesfürsten sich auf Grafik des 20. Jahrhunderts konzentriert, und die im Sommer — zur Zeit der Tou­ risten — Wechselausstellungen veranstaltet. In einem Jahr zeigte sie die Grafik Goyas, dann im vergangenen Jahr Meisterwerke der Ita­ lienischen Kunst des 14. bis 16. Jahrhunderts aus der Sammlung des Fürsten von Liechtenstein. Und diese Ausstellungen veranlassen man­ chen Besucher aus dem Ausland, nach Liechtenstein zu kommen. Liechtenstein wurde für mich ein anregendes Land, in dem ich die Großstadt Hamburg kaum mehr vermißte. In dieser Zeit des wachsenden kulturellen Selbstbewußtseins des Lan­ des entstand durch die Initiative eines jungen Lehrers und seiner Frau sowie dank großzügiger Spenden aus dem Lande ein eigenes moder­ nes Theater mit 400 Sitzplätzen, das «Theater am Kirchplatz» in 34
	        

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