Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Summe, eine Vielfalt von seelischen Empfindungen und gemütsvollen Erlebnissen. Auch wenn man den Inhalt des Wortes Heimat noch so sehr analysieren, sein Heimatgefühl mit noch so vielen Worten beschreiben wollte, mit all dem kommt man nicht weiter: Heimat ist ein Gefühlswert, uralt, im Althochdeutschen heimuoti genannt, der nie erschöpfend und endgültig umrissen werden kann. Lassen wir dies doch eine Sache des menschlichen Gemütes sein; es nützt nichts, dies alles mit dem Verstände erfassen zu wollen. So will ich denn gar nicht versuchen, eine Begründung meiner Begeisterung für Liech­ tenstein, für das Fürstentum Liechtenstein zu geben. Festgehal­ ten aber sei, daß ich zu Liechtenstein stehen würde, auch wenn es nicht so viele landschaftliche Schönheiten, nicht eine so eigenartige Geschichte hätte, auch wenn es seinen Bewohnern nicht so große wirtschaftliche Möglichkeiten böte oder wenn die sozialen und gesell­ schaftlichen Verhältnisse spannungsgeladener wären, denn dieser winzigkleine Fleck auf dem Globus ist meine wirkliche, meine ein­ zige Heimat. Unsere Vorfahren haben an dieser Heimat gezimmert, haben immer wieder etwas geändert, verbessert, haben eine Mundart und ein Brauchtum entwickelt, die sich von denen der Nachbarn deutlich unterscheiden, haben eine eigenartige Staatsstruktur diktiert bekommen und diese später bewußt erhalten, haben ein Rechtsge­ bäude aufgerichtet, das sich in manchem von anderen abhebt. Hier mit vereinten Kräften weiterzubauen, das Eigenartige, das einem klei­ nen Volke Angepaßte zu erhalten, das empfinde ich als meine schönste und vornehmste Aufgabe. «j. Der zivilisierte Mensch von heute ist auf eine schiefe Ebene geraten, er ist in akuter Gefahr, seine Gesundheit, sein seelisches Gleichgewicht zu verlieren. Vergegenwärtigen wir uns kurz die bestehende Situation: Unsere heutige Umwelt wird weitgehend durch die Technik be­ herrscht, sie ist nicht mehr die natürliche, sondern eine künstliche, von Menschen geschaffene Welt. Die Welt, wie Gott sie schuf, hat sich seit vielen Jahrmillionen ganz langsam, kaum merkbar entwik- kelt. Auch die menschliche Entwicklung machte jahrhunderte-, ja jahrtausendelang einen ganz bestimmten, ganz langsamen, in einem Menschenleben kaum feststellbaren Fortschritt. Die Natur und die Menschen folgten seit jeher einem sozusagen angeborenen Rhyth­ mus. Seit dem Beginn des technischen Zeitalters, also seit dem ver­ gangenen Jahrhundert, hat dieser uralte Rhythmus des menschlichen Daseins eine radikale Änderung erfahren. Die menschliche Welt und alle in ihr eingeschlossenen Prozesse sind in eine enorme Beschleuni­ gung geraten und bewegen sich mit stets zunehmender Geschwindig­ 22
	        

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