Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

Kleine Verhältnisse Hans Brunhart Geboren 1945 • Cand. phil., Landesbibliothekar • Triesenberg, Masescha. Zur Einleitung dieser Gedanken über Liechtenstein drängt es sich auf, von einer zumindest teilweisen Kapitulation vor dem gestellten Thema zu sprechen. Dies mag nur den erstaunen, der sich noch nie an einem derartigen Aufsatz versucht hat. Er hat zwei Prämissen: Erstens ist der Schreibende selbst Liechten­ steiner und schreibt somit über «sein» Land, zweitens ist man ge­ meinhin der Meinung, über Liechtenstein etwas Neues und Wahres zu sagen, sei schlechthin unerquicklich und führe völlig überflüssiger­ weise dazu, daß man sich die Finger verbrenne. Beides macht das Unterfangen nicht einfacher. Man weiß es: Liechtenstein hat 157 oder 160 km2 Fläche, teils eben, teils ansteigend und abfallend. Darauf finden über 20 000 Menschen ihr größtenteils gutes bis sehr gutes Auskommen. So etwa könnte Liechtenstein in einem Lexikon beschrieben sein. «Die Amtssprache von Liechtenstein ist deutsch. Die Bevölkerung spricht jedoch einen alemannischen Dialekt, der von Gemeinde, zu Gemeinde grundver­ schiedene Eigenarten aufweist. Auch Französisch, Italienisch und Englisch werden gesprochen.» Immerhin, wird der Leser dieser Zeilen sagen und weiterlesen, daß drei politische Parteien bestehen, daß die «Roten» zur Vaterländischen Union, die «Schwarzen» zur Bürger­ partei gehören und daß die CSP eine Vermittlerrolle zwischen den beiden hat. Außerdem: «Der Kommunismus ist verboten.» So gelesen in einem Buch mit Erscheinungsjahr 1969. Man sieht, daß lexikalische Kürze ihre Tücken hat, selbst und gerade in den kleinen liechten­ steinischen Verhältnissen. In Liechtenstein gilt die simple Feststellung der Tatsachen meist nur in Verbindung mit dem kleinen, aber wich­ tigen «aber». Eine dritte Prämisse, vorne vernachlässigt, kommt hinzu: Der geneigte Leser kennt die zeitungsüblichen Klischees über Liechtenstein. Von ihnen wird deshalb nur noch indirekt die Rede sein. Es ist ja eine Eigenart dieses Landes, daß es mehr von Auslän­ dern als von Liechtensteinern beschrieben, gelobt oder getadelt wird. Ob das nun mit der gerne zitierten alemannischen Bescheidenheit, mit der Schreibfaulheit oder einfach mit dem Handicap der kleineren Zahl zusammenhängt, das bleibe dahingestellt. Nicht zu leugnen ist jedoch, daß der Liechtensteiner eigentlich recht gerne «Modell» steht, sei's für die Lösung der Berlin-Frage oder für ein Paradigma der 17
	        

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