Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

schullehrer, deren Bedeutung bei uns leider oft unterschätzt oder miß­ verstanden wird. Da sie es sind, die den Weg unserer Kinder weit­ gehend markieren, sollten sie aber auch lernen, die Schwierigkeiten, die sie mit ihren Schülern haben, zu formulieren und deren Ursachen zu erkennen. Dies müßte auch in kleinen Gruppen unter der Führung eines Psychotherapeuten geschehen. Der Prozentsatz der Schüler, die ein Lehrer in die weiterführenden Schulen «bringt», darf nicht mehr einen Qualitätsbeweis für die Persönlichkeit des entsprechenden Leh­ rers darstellen. Nein, in einer menschlichen Schule wird es dann mehr Zeit und Raum haben für geschichtliche, naturkundliche oder poli­ tische Arbeiten am Beispiel unseres Staates. Wenn alle unsere Schulen diese Konfrontation wagen, wenn es uns daneben gelingt, in den nächsten Jahren eine kritische und anspruchsvolle Staatsbürgerkunde zu «zeichnen», dann brauchen wir keine Angst mehr um unseren Staat zu haben. Dann muß aber auch die Information verbessert wer­ den, und unsere Landeszeitungen können sich ihren verdummenden Theobaldstil nicht mehr leisten; einen seriösen Einsatz der Medien Radio und Fernsehen gilt es vorzubereiten. 2. Einbürgerungsfrage und Integration der Ausländer in unserem Land. Gelingt uns in Zukunft eine echte staatsbürgerliche Erziehung, so wird die Einbürgerungsfrage sicher befriedigend zu lösen sein, denn «man wird nicht umhinkommen, die bestehenden strengen Regelun­ gen über die Einbürgerung von Ausländern zu überprüfen. Denn auch wenn der Ausländerzustrom gestoppt wird, werden die bereits in Liechtenstein wohnenden Ausländer bei Beibehaltung der rigorosen Einbürgerungspraxis infolge ihres derzeitigen Altersaufbaues und der natürlichen Bevölkerungsbewegung in wenigen Jahrzehnten gegen­ über den Liechtensteinern in der Überzahl sein.» Peter Meusburger schließt seine wirtschafts- und sozialgeographische Untersuchung über die Ausländer in Liechtenstein (1970) mit der Befürchtung, daß bei weiterhin so erschwerter Assimilierung der Ausländer, speziell auch derer, die schon Jahrzehnte lang in Liechtenstein wohnen und das Land ohnehin nicht mehr verlassen werden, in wenigen Jahren innenpolitische Krisen entstehen. Dabei gibt es viele bei uns, die glauben, daß wir Liechtensteiner, d. h. die in Schaan lebenden Schaa­ ner, die in Vaduz wohnenden Vaduzer oder die «echten» Schellen- berger in der Einbürgerungsfrage großzügig sind. Selbstbetrug ist dies, ein Alibi, das vor einer wirklichen Lösung dieses Problems schützt. Ich erlebe immer öfters, daß hier ansässige Ausländer das Bild unse­ res Landes, nach innen wie nach außen, positiv prägen, gerade die­ jenigen Bewohner unseres Kleinstaates, denen wir die Mitbestim­ mungsrechte weitgehend verweigern, deren Steuergelder uns auch 15
	        

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