Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

wiegende Mehrheit der liechtensteinischen Wähler — nämlich mehr als zwei Drittel — mit der gegenwärtigen Lage nicht nur abfindet, sondern dagegen auch keine grundsätzlichen Einwände vorzubringen hat. Erfreulich daran ist, daß diese große Gruppe sich auf alle Be­ völkerungsschichten proportional verteilt und damit keine einseitige Berücksichtigung bestimmter Interessen befürchtet werden muß. Daß sich die Mehrheit im Grunde auch keinen Illusionen hingibt, ist im übrigen aus dem normalen Anteil der Nichtinformierten herauszu­ lesen. Die gelegentlich auftauchende Behauptung, wonach die liech­ tensteinische Bevölkerung eine grundsätzliche Neukonzeption des Verhältnisses zur Schweiz im Sinne einer wesentlich vermehrten Geltendmachung nationaler Eigenständigkeit wünsche, erscheint mit­ hin eher zweifelhaft. Nicht uninteressant ist es schließlich zu bemerken, daß die Wähler Liechtensteins Vergangenheit offenbar bewältigt haben: Nur ein einziger der Befragten — übrigens über 65 Jahre alt — trauert der einstigen Verbindung mit Österreich nach und möchte wieder dazu zurückkehren. Den Ansprüchen fast aller anderen scheint die Schweiz als Partner hingegen zu genügen. Nur ganz wenige gäben einer Simultanverbindung mit beiden Nachbarstaaten oder allenfalls mit Drittländern den Vorzug. Diese letztere Gruppe unterscheidet sich übrigens strukturell in keiner Weise vom Hauptharst. Wie bereits in der Einleitung vermerkt, schien der Zeitpunkt der Umfrage in einer Hinsicht besonders vielversprechend zu sein: Die Erhitzung der Gemüter durch die Affäre um die ölumschlagsanlage im benachbarten Sennwald hatte im Herbst 1972 einen Höhepunkt erreicht. Diese Tatsache ließ die Vermutung aufkommen, daß der Goodwill der Schweiz in Liechtenstein einen Tiefstand erreicht habe25). Offensichtlich ließ sich die Bevölkerung davon aber nicht sehr stark beeinflussen und vermochte trotz emotionellen Wider­ ständen kühlen Kopf zu bewahren, indem das Verhältnis Liechten­ steins zur Schweiz eher nüchtern beurteilt wurde. Letzte Klarheit in dieser Frage vermöchte allerdings nur eine zweite Umfrage zum gleichen Thema aber zu einem späteren Zeitpunkt zu verschaffen. Dennoch bleibt ungewiß, ob die Beziehungen zwischen den beiden Ländern noch viel positiver beurteilt würden. Fazit dieser Uber- legungen ist und bleibt aber die Feststellung, daß auch bei belastetem Verhältnis die überwiegende Mehrheit die gegenwärtigen Beziehun­ gen fortzusetzen wünscht. K) Nicht übersehen werden darf allerdings, daß die Angelegenheit im Unterland — aus geographi­ schen Gründen — weit mehr im Vordergrund steht als im Oberland. Dies geht auch aus der Korre­ lation zwischen Frage i und dem Wohnort mehr als deutlich hervor. SN = 99,9 °/o; KK = 0,28. 137
	        

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