Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Selbstverständnis

fordert würde. Darin sieht man sich aber getäuscht, denn nicht ein­ mal zwei Drittel derjenigen, die sich nicht an einen Staat binden wollen, sind für einen Zusammenschluß mit der EWG, und sogar davon sind nur die allerwenigsten bereit, einen Vollbeitritt unter Übernahme aller Rechte und Pflichten auf sich zu nehmen. Wenn man diesen «Isolationisten» auch nicht vorwerfen kann, sie seien viel schlechter informiert als die übrigen, so drängt sich doch die Aussage auf, daß diese kleine Gruppe aufgrund der fehlenden Kon­ sequenz ihrer Haltung nicht besonders ernstzunehmen ist. Zurückhaltung empfiehlt sich auch für die Beurteilung jener Gruppe, welche einen noch engeren Anschluß an die Schweiz wünscht. Gerade diese «Schweizerfreunde» schneiden bei der Frage 9 (Kenntnis der liechtensteinisch-schweizerischen Verträge) nicht eben günstig ab, in­ dem nahezu die Hälfte die nunmehr fünfzigjährige Existenz des Zoll­ vertrages noch nicht realisiert zu haben scheint und fast alle übrigen sozusagen nur diesen einen Vertrag kennen23). Angesichts des ziem­ lich niedrigen Sicherheitsniveaus und des nicht sehr starken Korrela­ tions-Koeffizienten ist es allerdings nicht zweckmäßig, diese Fest­ stellung auf die Gesamtheit der Stimmbürger zu übertragen. Eine etwas deutlichere Aussage24) läßt sich mit Bezug auf die bereits erwähnten «Frustrierten» machen, d. h. hinsichtlich jener Personen, die das gegenwärtige Verhältnis zur Schweiz zwar unbefriedigend finden, aber keine Änderungsmöglichkeit absehen können. Diese Gruppe weist mit Abstand den höchsten Informiertheitsgrad auf, was auch dadurch dokumentiert wird, daß die überwiegende Mehrheit der Befragten mit höherer Schulbildung eben diese Antwort gewählt hat, soweit sie nicht durch den Status quo zufriedengestellt wird. Im übrigen drückt sich das Gefühl des Malaise dieser Personen auch etwa darin aus, daß ein beträchtlicher Prozentsatz davon die Frage 3 über die genügende Einwirkung des Fürstentums auf ausländische Beschlüsse mit Wirkung im Inland mit «Weiß nicht» beantwortet hat. Im Zwielicht der Inkonsequenz erscheinen die «Frustrierten» allerdings, wenn sie nur zu zwei Dritteln eine Verbindung mit der EWG befürworten, bedeutete doch diese Lösung einen möglichen Aus­ weg aus der für sie offenbar unerfreulichen Situation. Auch der Ver­ such, die Abhängigkeit Liechtensteins auf die Schweiz 
und auf Öster­ reich — oder auf andere Länder — zu verteilen, fand keine beson­ dere Gnade, so daß man sich fragen muß, welche Änderung dieser Gruppe denn überhaupt genehm wäre. So bleibt nichts anderes als die Feststellung übrig, daß sich die über­ ") SN = ca. 80 »/•; KK = -0,11. ") SN = 5 90 °/o; KK = 0,13. 136
	        

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