Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Staatspolitik

Deutsche Künstler hatten in Vaduz, liechtensteinische Künstler in München und anderen deutschen Städten vielbesuchte Ausstellungen. Die Olympischen Spiele 1972 haben unsere sportlichen Beziehungen gefestigt. Die liechtensteinischen Briefmarken-Messen versammeln zahlreiche deutsche Philatelisten — und ich will auch nicht vergessen, daß ich bei den liechtensteinischen Volksmärschen, an denen ich oft teilnehme, immer wieder Landsleute treffe, deren Wissen und Kennt­ nis von Liechtenstein ganz erstaunlich sind. Eine schöne Erfolgsbilanz, so möchte man meinen! Aber leider hat dieses erfreuliche Bild auch beträchtliche Schattenseiten. Ich muß nochmals Gerard Batliner zitieren, der gesagt hat: «Unser Land besitzt eine merkwürdige Eignung, sich mit nahezu nichts Freunde zu machen.» Dieses Wort hat, dem Autor vielleicht unbewußt, eine fatale Doppelbedeutung. Es kann heißen: die Liechtensteiner gewin­ nen immer Freunde, auch wenn sie nichts dazu tun. Genau so kann es aber auch bedeuten: die Liechtensteiner können tun, was sie wollen — Freunde gewinnen sie doch nicht! Im öffentlichen Bewußtsein der Deutschen hat Liechtenstein einen unglücklichen Platz, von dem wir nun sprechen müssen. Die deut­ schen Freunde des Fürstentums haben seit Jahren die Hände voll zu tun, um das schiefe und verzerrte Bild, das sich in den Köpfen ihrer eigenen Landsleute — darunter auch sehr gebildeter und interessierter Menschen! — festgesetzt hat, einigermaßen zurechtzurücken. Daß ein solches Bild entstehen konnte, ist immerhin erklärlich. Den Bürgern eines großen Landes fehlt oft die rechte Optik für klein­ staatliche Verhältnisse; zumal dann, wenn diese Optik bestimmt wird vom Bild vermeintlich gleicher Erscheinungen in anderen Zwerg­ staaten, die — ich will keine Namen nennen — jeder Deutsche von Abstechern aus dem Adria- und Riviera-Urlaub kennt. Freilich er­ gießt sich in der Feriensaison ein Strom deutscher Touristen auch nach Liechtenstein. Aber er zieht meist nur durch von Feldkirch nach Chur wie eine Termiten-Armee, bemerkt die Grenze in Schaanwald wenig und am Luziensteig fast nie, findet allenfalls das Rheintal anmutig und die Hauptstadt kurios — und ist nach halbstündiger Rollbahnfahrt wieder außer Landes. Es sind jene Deutschen, die — wie Georg Malin einmal bemerkte — in Vaduz anderen Deutschen schwitzend begegnen; davon haben beide nicht viel, und die Liech­ tensteiner am wenigsten, wenn man vom Umsatz der Souvenirläden absieht. Verständnis und Respekt vor den wirtschaftlichen, historisch-politi- schen und kulturellen Leistungen Liechtensteins kann nicht gewonnen werden, wenn man die Arbeiten an Rhein und Rüfe nicht beachtet, 63
	        

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