Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Staatspolitik

Schweizer sein wollten. Zweifellos trug zur Normalisierung des Ver­ hältnisses zwischen beiden größenmäßig so ungleichen Ländern das liechtensteinische Bewußtsein bei, daß man mit Deutschland zwar ein Stück gemeinsame Geschichte, aber nun keine gemeinsame Grenze mehr hatte. So konnte aus der räumlichen Distanz die Unbefangen­ heit eines sachlichen Zusammenwirkens eher erwachsen, ohne daß Liechtenstein das russische Sprichwort beherzigen mußte: Sei Freund dem Nachbarn, aber bessere den Zaun aus! Sprechen wir also zunächst vom Positiven, das sich in den Relationen unserer Länder seither und bis heute entwickelt hat. Die privaten, halboffiziellen und offiziellen Kontakte wurden viel­ fältig und fruchtbar, obwohl wir verschiedenen europäischen Wirt­ schaftskoalitionen angehörten und auch jetzt weder diplomatische noch konsularische Beziehungen direkt miteinander unterhalten. Wir haben gemeinsame Mitgliedschaften in zahlreichen internationalen Organisationen. Zwischen der liechtensteinischen und der deutschen Justiz ist der unmittelbare Geschäftsverkehr zugelassen. Es bestehen mehrere Rechtshilfeabkommen, die stets reibungslos und in kollegia­ lem Geist vollzogen werden. Unsere Polizeibehörden arbeiten in der INTERPOL-Organisation zusammen. Die Rotkreuz-Verbände beider Staaten haben bei internationalen Katastrophen Schulter an Schulter gestanden. Schon frühzeitig hat das industrielle Wachstum Liechtensteins viele deutsche Fach- und Führungskräfte angezogen, die hier eine neue oder doch zweite Heimat gefunden haben. Die Ex- und Import­ beziehungen sind lebhaft. Die Aktion «Berliner Ferienkinder» hat in Liechtenstein ein nach­ haltiges Echo gefunden, das wir in Deutschland dankbar vermerkt haben. Der Landesfürst hat im Jahre 1959 Berlin besucht und erstmals 1963 dem deutschen Bundespräsidenten einen Besuch abgestattet, der später wiederholt wurde. Der Präsident unserer Bundesrepublik zählt auch zu den wenigen Staatsoberhäuptern, mit denen offizielle Neu­ jahrswünsche ausgetauscht werden. Prinz Philipp von Liechtenstein studierte an der Bonner Universität. Liechtensteinische Regierungs­ chefs und Regierungsräte waren zu amtlichen oder halbamtlichen Besprechungen in der Bundesrepublik. Ministerpräsidenten und Minister unserer Bundesländer, deutsche Richter, Bürgermeister und Journalisten haben das Fürstentum besucht und zeigten sich beein­ druckt von seinen Institutionen. Die christlichen Politiker beider Länder pflegen im Rahmen der «Bodensee-Tagungen» regen Gedan­ kenaustausch. 62
	        

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