Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Staatspolitik

Vorwort Bei Erscheinen dieses Heftes sind 50 Jahre seit dem Abschluß des liechtensteinisch-schweizerischen Zollvertrages vergangen. Der Ver­ trag wurde am 29. März 1923 unterzeichnet und trat am 1. Januar 1924 in Kraft. Für Liechtenstein markierte er wie kaum ein anderer Vertrag eine Neuorientierung der Politik. Dem langjährigen Zusam­ mengehen mit Österreich folgte eine bedeutsame bilaterale Verbin­ dung mit der Schweiz. Der Abschluß des Zollvertrages fiel in eine Zeit des Zusammenbruchs der Donaumonarchie und umwälzender Veränderungen in Europa. Doch die Staatenwelt blieb dem herkömmlichen individualistischen, nationalstaatlichen Denken verpflichtet, obwohl sich mit dem Völker­ bund ein erster Vorbote globalen Denkens angezeigt hatte. Man ist versucht, von einer Inselwelt der Staaten zu sprechen, die ihre Kon­ takte über ein System gegenseitiger Verkehrs Verbindungen aufrecht­ erhielten. Liechtenstein verband sich zollvertraglich und durch andere zwischenstaatliche Verträge mit der Schweiz. Der Zollvertrag ver­ schaffte dem Fürstentum eine Markterweiterung in den schweizeri­ schen Raum und über diesen zum Welthandel. Die enge zwischen­ staatliche Zusammenarbeit brachte Liechtenstein nicht nur enormen Wohlstand, sondern auch eine gewisse Sicherheit der politischen Ord­ nung und Freiheit vor allem im Zweiten Weltkrieg. Der Zollvertrag und die weiteren vertraglichen Verbindungen haben weithin ihre Probe bestanden. Zwei Staaten unterschiedlicher Größenordnung haben im Verlaufe von 50 Jahren — eine lange Dauer in so beweglicher Zeit — eine bewährte und freundschaftliche Kooperation gefunden. Inzwischen sind die ehemaligen staatlichen Inseln zusammengerückt, bildhaft gesprochen ein einziger globaler Kontinent geworden. Der Zweite Weltkrieg hat das Bewußtsein der schicksalhaften Verbunden­ heit der Menschen vertieft. Die ständige Bedrohnis einer atomaren Zerstörung der Erde, der Gegensatz von Hunger und Uberfluß, die Bevölkerungsexplosion, die Ausbeutung der Rohstoffreserven und die Erhaltung der Umwelt haben die weltweite Verantwortung und Inter- dependenz der Staaten sichtbar werden lassen. Die Grenzen der staat­ lichen Hoheiten fließen ineinander, auch wenn der Verflochtenheit entsprechende institutionelle Ordnungen weithin fehlen. Auch die «insulare» Schweiz läßt und will sich zunehmend europäisch und weltweit multilateral integrieren. Die liechtensteinische zollfreie 7
	        

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