Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Staatspolitik

Zeit ist für die großen Linien. Die Rationalität der Technologie ver­ langt zentrale Steuerung, der Druck nach Produktivität den großen Raum. Und was Politik ist, das hat nachzufolgen. Das ist teilweise richtig. Die Welt wächst irgendwie zusammen. Die Entwicklung der dritten Welt und die Gesunderhaltung der Erde sind zur Aufgabe aller, Krieg und Frieden der Völker sozusagen unteilbar geworden. Und doch schließt dies alles den kooperationswilligen kleinen Staat nicht aus. Wenn es für die internationale Gemeinschaft belangvoll ist, daß es Glieder gibt, die — keineswegs weil sie mora­ lisch besser wären, sondern vielmehr — aus ihrer eigenen ungeschütz­ ten Lage heraus ein gesteigertes Gefühl für Frieden, für internationale Solidarität, für den Schutz der Schwachen und den Vorrang des Rechtes einbringen, dann hat der kleine Staat, sofern er seinen Auf­ trag ernst nimmt, gerade heute eine spezifische Aufgabe. Damit soll der Trend zum wirtschaftlichen und politischen Groß-System in bestimmten Teilen der Welt keineswegs geleugnet werden. Doch manchmal wird die Schuld ungelöster Fragen zu Unrecht der Klein­ heit angelastet. Der Mensch bleibt Mensch auch im großen System. Der Großraum wird viele Probleme lösen, andere bringen. Und es wäre gerade eine Aufgabe der Kleinen, sofern man deren Existenz­ berechtigung bejaht, auch in Bereichen, wo scheinbar Zwang zur Zentralisierung herrscht, im Interesse der Menschlichkeit nach geeig­ neten Verfahren zu forschen, die Raum für begrenzte Unabhängigkeit gewähren. Denn solange es noch innere Aufgabe eines staatlichen Systems ist, die menschlichen Werte allgemein zu schützen und zu sichern, hat auch der kleine Staat einen Sinn: denn er ist besonders geeignet, der Befreiung und der Freiheit und der Entfaltung der menschlichen Person zu dienen. Das klingt schön naiv, idealistisch und wohl auch rückständig. Der ganz kleine Staat aber bedarf zu seiner Rechtfertigung auch seiner idealen Komponente, während dem Größeren, ungeachtet seiner naturgegebenen geistigen Potenz, schon allein der Körper genug Gewichtssubstanz verleiht. Und man braucht nicht Hellseher zu sein, um zu erkennen, daß neben dem Zug zum Großen zugleich eine welt­ weite machtvolle, manchmal auch gewalttätige junge Bewegung der Differenzierung, des Pluralismus, der Stärkung der Teile, der Be­ freiung in Gang gekommen ist. Auch das ist eine Realität. Und ohne die Kleinen, die ohnehin nicht viel stören, würde die Welt nicht reicher. Das will nicht heißen, daß es nur Kleine geben soll. Warum aber sollen nicht auch vereinzelte kleine Gemeinwesen möglich sein? Und ich glaube gerade auch bei den EG Verständnis für die kleinen Staaten und ihre Eigenart zu erkennen. Die kleinen Staatswesen 46
	        

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