Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Staatspolitik

Krone gleichmäßig aber stetig zu sinken. Sturzartig fiel die Krone erst nach dem Krieg und erreichte 1922 ihren Tiefstand.4) Geldentwertung und allgemeine Teuerung im Verlaufe des Krieges schlugen sich auch in Liechtenstein in Forderungen nach höheren Gehältern und staatlicher Unterstützung nieder.5) Der liechtensteini­ sche Landtag mußte in der Session von 1917 schließlich darauf ein­ gehen und Teuerungszulagen für die Landesangestellten bewilligen.6) Die Staatsfinanzen wurden außerdem durch die außerordentlichen Ausgaben für die Notstandsmaßnahmen belastet. Den höheren Aus­ gaben aber standen kleinere Einnahmen gegenüber, da die Zollerträge durch den unterbundenen Handelsverkehr und die sich allmählich auswirkende Verschlechterung der Wirtschaftslage erheblich zurück­ gegangen waren. Während sie 1914 noch 232 602.33 Kronen betrugen, machten die 42 951.86 Kronen des Jahres 1918 nur noch 8%> der Staatseinnahmen aus.7) Diese Zahlen erklären die dringende Notwendigkeit, nach anderen Einkünften für die Landeskasse zu suchen. Deshalb beschloß der Landtag am Ende der Session von 1917 eine Kriegsgewinnsteuer ein­ zuführen.8) Damit sollten die besonderen aus der Kriegssituation er­ zielten Gewinne erfaßt werden. Die sinkende Kronenwährung beunruhigte einzelne Landtagsabgeord­ nete auch mit Rücksicht auf die Anlage der liechtensteinischen Spar­ kassengelder in österreichischen Wertpapieren. Der Vorwurf der ein­ seitigen Berücksichtigung österreichischer Staatspapiere und Pfand­ briefe, der bereits im Landtag von 1914 warnend erhoben worden war, bewirkte aber damals keine Änderung.9) Ein neuer Vorstoß Ende des Jahres 1917 wurde von der Regierung als österreichfeind­ liche Äußerung und als unbegründet abgelehnt.10) Deshalb war auch das liechtensteinische Volksvermögen der schwerwiegenden Entwick­ lung der Kronenwährung ausgeliefert. Die Bevölkerung des Landes und die in der Schweiz arbeitenden Liechtensteiner versuchten der wirtschaftlichen und finanziellen Not dadurch zu entgehen, daß sie mit den schweizerischen Nachbarn 4) Batliner, S. 78: Kurs der österreichischen Krone in der Schweiz: 1. 7. 1914 104.10 1919 3.15 1922 —.007J 31. 12. 1914 91.— 1920 I.JJ 1918 30-50 1921 —.20 6) Zum Vergleich: Die Lebenskosten einer österreichischen Arbeiterfamilie lagen 1914 bei 100, 1916 bei 312, 1917: 616, 1918: 1560 (Tapi£ S. 419). 6) Schädler, S. 29. 7) Dommer, S. 16. 8) Protokoll der Landtagssitzung vom 7. 1. 1918. •) Protokoll der Landtagssitzung vom 
16. 11. 1914. 10) Protokoll der Landtagssitzung vom 
6. 11. 1917. 14
	        

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