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Predigten
Feldkirch
Herausgegeben von
Dr. Cyril Deicha, Vaduz
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Predigten
Die nonverbale Sprache der Ikonen wird durch das gesprochene
Wort ergänzt. Diese Publikation enthält eine kleine Auswahl von
Dpriesterlichen Homilien, Predigten und sonstigen Ansprachen,
die in der orthodoxen Kirche in Feldkirch in den letzten Jahren zu
hören waren. Das Gesprochene, das in den liturgischen Rahmen
eingebettet ist, gewährleistet die Aktualität und Lebendigkeit der
kirchlichen Überlieferung. Es spricht vor allem unseren Verstand
an. Jede Predigt widerspiegelt auch gewissermassen persönliche
Meinungen des Predigers und stellt eine Basis zur konstruktiven
Diskussion dar.
«Häufig gestellte Fragen» bedürfen nicht immer einer endgültigen
Antwort, sondern sie werden mit Denkanstössen beantwortet,
damit jede und jeder in seiner Meinungsbildung selbst weiter-
kommen kann. Die orthodoxen Christen in ihrer Vielfalt haben auf
diese Weise schon immer den richtigen Weg zur Heiligkeit gesucht
und mit Hilfe ihrer Kirche gefunden.
Wir sind überzeugt, dass die christlich-orthodoxe Religionsge-
meinschaft, als Minderheitskonfession in der hiesigen Gesellschaft,
eine gemeinnützige Aufgabe hat, indem sie Orientierungshilfen
auch für Aussenstehende anbieten kann und viele zum Nachden-
ken bewegt. Möge dieses Buch seinen bescheidenen Beitrag dazu
leisten.
Erzpriester Mile Mijic
Gründer der orthodoxen Gemeinde in Vorarlberg
Ikonostase Feldkirch
Ikonen
Ikonen sind ein wichtiges Element des orthodoxen Christentums.
Jedes Gotteshaus hat eine Bilderwand, «Ikonostase» genannt.
Für die Gläubigen ist die Ikone eine Stütze ihres Gebets, in der
Kirche sowie Zuhause. Sie ist wie ein Fenster, das einen Einblick in
das Reich Gottes gewährt.
Vor dem Antlitz Gottes und seiner Heiligen finden die orthodoxen
Gottesdienste statt. Ikonen gewährleisten eine grosse Stabilität für
die kirchliche Überlieferung, die seit den Zeiten der Urkirche eine
ununterbrochene Kontinuität aufweist — und sie sprechen uns ins
Herz. In diesem Sinne sind die Bilder in diesem Buch zu verstehen.
Pfarrer Nikola Balovic, Seelsorger der serbischen orthodoxen Kirche in Feldkirch
Orthodoxie in Vorarlberg
und Liechtenstein
Im Jahr 1990 brachte die junge serbische Gemeinde unter der Lei-
tung des dynamischen Pfarrers Mile Mijic der alten «Liebfrauenkir-
che» am Churertorplatz neues Leben. Das Kirchenweihfest wurde
auf September festgelegt, den Tag Mariae Geburt, was ein Zeichen
der Kontinuität darstellt. Die Kirche am Churertor steht weiterhin
zur Ehre der Gottesgebärerin und Jungfrau Maria, «unserer Lieben
Frau» wie man früher in Österreich sagte.
Dieses Gotteshaus ist die religiöse Heimat für viele tausende ortho-
doxe Christen aus Vorarlberg und der Region. Im benachbarten
Liechtenstein hat die Entwicklung der Orthodoxie ebenfalls ihren
Ursprung in Feldkirch gehabt. Mit der Unterstützung von Vater
Mile und dem Segen seines Bischofs wurde vor zwanzig Jahren ein
pan-orthodoxer Kirchenverband gegründet, der die offizielle Trä-
gerschaft für alle orthodoxen Jurisdiktionen im Fürstentum über-
nahm. Der griechische Erzpriester Ignatios Papadellis, der auch zu
den Gründern gehört, meinte, dass diese Situation fast einzigartig
in der Welt sei und als Vorbild für die friedliche Zusammenarbeit
aller Christen dienen könne.
Die orthodoxe Religionsgemeinschaft in Vorarlberg war anfänglich
eine Gastarbeitergemeinde, und die Frauenkirche war ein will-
kommener Ort, um die Landsleute zu treffen, die Muttersprache
zu hören, den Kontakt zur Heimat zu behalten und eine eventu-
elle Rückkehr vorzubereiten. Heute hat sich die Situation geän-
dert. Die meisten Nachkommen der Migranten sind in Österreich
geboren und aufgewachsen, Vorarlberg ist ihre Heimat. Aus der
Kirche, als nationalem Treffpunkt nach alter Art, entwickelt sich
nun ein geistiges Zentrum, das der gesamten Gesellschaft zugute
kommt. Die Kinder und Enkelkinder serbischer, griechischer, bul-
garischer, rumänischer, georgischer oder russischer Abstammung
sind hier voll integriert und wollen nicht als Fremde auffallen. Aber
sie sind stolz, wenn ihre Zweisprachigkeit und kulturelle Vielfalt
als eine Bereicherung für das Land anerkannt wird, sie sind auch
stolz, wenn die christlich-orthodoxe Kirche, der sie angehören, als
treue Nachfolgerin der Urkirche angesehen wird und wenn, wie
heute, prominente Österreicher für die orthodoxe Kirche Interesse
und Respekt zeigen. (Ich darf sogar sagen, mehr Respekt als man-
che Serben der alten Generation.)
Die Junge Generation ist stolz, wenn ihr konstruktiver Beitrag zur
Festigung der christlichen Identität der gesamten Gesellschaft in
Vorarlberg und der Region gewürdigt wird.
Die Frauenkirche in Feldkirch, die heute ihr Kirchweihfest feiert,
wird sich sicherlich weiterhin in diese Richtung entwickeln.
Wir wünschen ihr noch viele, viele Jahre!
Dr. Cyril Deicha
Präsident des pan-orthodoxen Kirchenverbands Liechtenstein
Vortrag zum Kirchweihfest, 22. September 2013
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Wie soll man sich
Gott vorstellen?
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Am heutigen Tag feiern wir die Liturgie wie am Sonntag, weil es
der Tag der Verklärung’ ist. Die Verklärung ist eines der zwölf
Hochfeste der orthodoxen Kirche. Sie wird im heutigen Evange-
lium erzählt.2
Welche Bedeutung können wir
dieser geheimnisvollen Geschichte geben?
Drei Menschen hatten eine kurze und merkwürdige Erscheinung.
Jeder von ihnen erkannte darin eine göttliche Botschaft. Sie sa-
hen Jesus, mit dem sie zusammen auf Wanderung gegangen wa-
ren, mitten in der beeindruckenden Berglandschaft des Gebirges
Tabor. Alles war so klar und hell! Geheimnisvoll leuchtete die Herr-
lichkeit Gottes, hell und zugleich ohne zu blenden?. Sie sahen dies
mit ihren Augen und auch mit den inneren Augen der Seele. Alles
war verklärt, das heisst klar geworden. Klar heisst auf Deutsch, hell
und glänzend (z.B. «klares Wetter»), aber auch verständlich, be-
greiflich (z.B. «eine klare Antwort»). «Verklären» in der Bedeutung
«klar werden», beinhaltet beide Sinne des Wortes.
Nach christlichem Verständnis kann man sich das Reich Gottes als
eine verklärte Welt vorstellen.
Das Gesicht Christi, aber auch jedes menschliche Gesicht, ist eine
Abbildung des Gesichts Gottes. Auf guten Ikonen sind die Gesich-
ter der Heiligen zwar menschlich, aber nicht ganz natürlich, die
Gesichter sind verklärt, um die Herrlichkeit Gottes ‘darzustellen.
Die Verklärung erinnert uns daran, dass alle _Menschen, so un-
vollkommen sie auch seien, an der Herrlichkeit Gottes teilhaben
können. Die Verklärung betrifft die ganze Natur. Im orthodoxen
' Kirchenslawisch: IIpeo6paxeme (Preobrazenje)
? Mt 17, 1-9.
S. Deicha - Ikonen der orthodoxen Hochfeste
Gottesdienst wollen wir ganz besonders die Herrlichkeit Gottes
betonen, die Herrlichkeit Gottes erleben. Darum sind die ortho-
doxen Kirchen so reich wie möglich geschmückt, darum wird im
orthodoxen Gottesdienst immer so schön wie möglich gesungen.
Sicher mehr als für andere Konfessionen hat die Verklärung für
das orthodoxe Christentum eine grosse Bedeutung.
Im Tropar des Festes singen wir:
Du wurdest verklärt auf dem Berge, Christus-Gott
Du zeigtest deinen Jüngern deine Herrlichkeit,
so weit sie diese zu ertragen vermochten.
Lass auch auf uns dein ewiges Licht erstrahlen!
Spender des Lichts, Ehre sei Dir!
Predigt, Donnerstag, 19. August 2010
Christus zeigt sich seinen Jüngern in Herrlichkeit.
(Verklärungsikone, Feldkirch)
Hatte Maria Eltern?
Mariae Geburt. In der Mitte, -
Mutter Anna erholt sich nach
der Geburt, rechts - Vater
Joachim beugt sich über die
Wiege der neugeborenen
Maria. Es ist ein Freudentag
für die ganze Familie.
(Patronatsikone der Frauen-
kirche in Feldkirch)
Viele, viele Jahre nach Adam und Eva wurde es endlich Zeit, dass
der versprochene Messias, der Erretter der Menschheit, auf die
Welt kommt. Als Mutter für den Messias wählte Gott ein durch-
aus gutes und frommes Mädchen, eine junge Frau namens Maria.
Die Eltern der Jungfrau Maria hatten angesehene Abstammungen,
Joachim war aus der königlichen Familie, Anna aus der Familie des
Hohenpriesters. Sie lebten im Städtchen Nazareth. Beide glaubten
an Gott und lebten ein gerechtes Leben.
Sie hatten noch keine Kinder, und damals galten kinderlose als
sündige Menschen. Aber ihr Gewissen war rein, sie verloren kei-
nen Augenblick ihr Vertrauen in Gott und beteten zu ihm. Dann
kam die kleine Maria auf die Welt. Sie wurde Gott geweiht, wie es
die Eltern versprochen hatten. Der Geburtstag des Mädchens war
ein Freudentag für die ganze Familie.
Auch wir freuen uns heute über diesen einzigartigen Geburtstag,
wir verehren Maria als die allheilige Gottesgebärerin, die Mutter
unseres Herrn Jesus Christus.
Die orthodoxe Kirche feiert den Geburtstag der Jungfrau Maria je-
des Jahr im September. Im serbischen Volk wird dieses Hochfest
«Mala Gospojina»* genannt, d.h. der «kleine Gottesmuttertag»°
Homilie von Pfarrer Mile Mijic bei der bischöflichen Liturgie, 21. September 1980
* Serbisch: Maxa TocnmojuHa (Mala Gospojina)
Das Hochfest des Entschlafens im August wird dann «grosser Gottesmuttertag)
genannt. Serbisch: Be/muka TocnojuHa; Kirchenslawisch: YcreHHe (Uspenje)
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Meine Talente
kommen von oben
Im Gleichnis von den anvertrauten Talenten erzählt Jesus die Ge-
schichte eines wohlhabenden Menschen, der verreisen wollte. Er
rief seine engsten Mitarbeiter und entschloss sich, ihnen sein Ver-
mögen anzuvertrauen: Er hatte acht Talente zu verteilen. In der da-
maligen Währung konnten das 80'000 Silberstücke sein - ein ho-
her Betrag, etwa in der Grössenordnung von 80'000 Euro.
Im Mathäus-Evangelium im 25. Kapitel steht Folgendes‘:
Dem einen gab er fünf Talente, dem andern zwei, dem dritten eines,
einem jeden nach seiner Kraft. Dann reiste er ab. Der, welcher die
fünf Talente empfangen hatte, investierte sie geschickt und handelte
mit ihnen und gewann fünf andere. Desgleichen der, welcher die zwei
Talente empfangen hatte, gewann auch zwei andere.
Der aber nur ein Talent empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf
und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr
zurück und hielt Abrechnung. Da trat der hinzu, der die fünf Talente
empfangen hatte, brachte noch fünf andere Talente herzu und sprach:
«Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe damit fünf
andere erwirtschaftet.» Sein Herr sprach zu ihm: «Gut gemacht, du
braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich
will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!» Da
trat auch der hinzu, welcher die zwei Talente empfangen hatte und
sprach: «Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe
zwei andere Talente erwirtschaftet.» Sein Herr sprach zu ihm: «Gut
gemacht, du braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu
gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn
Freude!»
5 Mt 25, 14-30
Da trat auch der hinzu, der nur ein Talent empfangen hatte, und
sprach: «Herr, ich wusste, dass du ein harter Chef bist; du erntest, wo
du nicht gesät und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; und ich
fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe,
da hast du das Deine!» Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm:
«Du böser und fauler Knecht! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht
gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe! Dann hättest du
mein Geld zur Bank bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen
das Meine mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmet ihm das Talent
weg und gebet es dem, der die zehn Talente hat! [...] Und den un-
nützen Knecht werfet hinaus in die äusserste Finsternis. Dort wird
das Heulen und Zähneknirschen sein.»
In der heutigen Sprache bedeutet das Wort «Talent» nicht ein Geld-
betrag, sondern verschiedene persönliche Begabungen (künstle-
risches Talent, Sprachtalent, handwerkliches Talent usw.); so kön-
nen wir auch die Worte Jesu verstehen. Wenn Gott unser Herr
uns oder unseren Kindern Talente geschenkt hat, so sollen wir sie
nicht vergraben und verkümmern lassen, sondern ausleben und
vermehren.
Predigt, 2. Oktober 2011 (16. Sonntag nach Pfingsten)
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Was möchten wir in der
Fastenzeit erreichen?
Der Sinn unserer Bemühungen ist es, ein besserer Mensch zu wer:
den, was im Gebet der Osterfastenzeit’ zum Ausdruck kommt:
Herr und Erhalter meines Lebens,
entferne von mir
den Geist des Müssiggangs,
der Verzweiflung,
des Machtgehabes
und
der leeren Worte.
Aber schenke mir lieber
den Geist der Weisheit,
der Bescheidenheit,
der Geduld
und
der Liebe.
Ja, Herr, mein Gott, sei mit behilflich,
damit ich, statt meinen Bruder zu kritisieren,
meine eigenen Sünden sehen kann.
Denn Du bist gepriesen in aller Ewigkeit.
Amen
Gott, reinige mich Sünder.®
’ Serbisch: BeJIHKH MOCT (veliki post) «grosses Fasten»
Nach dem Gebet des Heiligen Ephrem des Syrers (4. Jh. n. Chr.)
Sie überzeugte
die Männer
Heute ist der Tag der heiligen Maria Magdalena
Über Maria Magdalena oder Maria von Magdala wird im Neuen
Testament berichtet. Aus dem Evangelium von Lukas haben wir
heute folgendes gehört’:
Und es begab sich danach, dass Jesus durch Städte und Dörfer zog
und predigte und verkündigte die frohe Botschaft vom Reich Gottes;
dabei begleiteten ihn nicht nur Männer (die zwölf Apostel, auch Jün-
ger genannt), sondern auch einige Frauen. Er hatte sie von Bösem
befreit und von Krankheiten geheilt. Es waren Maria aus Magdala,
Johanna, die Frau von einem Beamten, sowie Susanna; dazu kamen
noch mehrere andere Frauen. Sie alle sorgten aus ihren eigenen Mit-
teln für Jesus und die ganze Gruppe.
Maria Magdalena gehörte also zu diesen Frauen, die zum Teil aus
reichen Familien stammten, die oft ein bewegtes Leben hinter sich
hatten. Sie hatten genügend Selbstbewusstsein entwickelt, um
Christus von Anfang an zu glauben. Sie hatten sogar die Möglich-
keit, ihn materiell zu unterstützen. In vielem waren sie den Män-
nern weit überlegen. Ohne diese Frauen wäre wahrscheinlich das
Christentum gar nicht entstanden. Nachher haben natürlich auch
die Männer allmählich verstanden, was Jesus sagte, nachher ha-
ben zum Glück auch die Männer das Christentum verbreitet. Es ist
ein Faktum, dass Frauen später in den Hintergrund gestellt wur-
den, aber die Verehrung der heiligen Frauen ist nirgends so leben-
dig wie schon immer in der Orthodoxie.
Diese heiligen Frauen begleiteten ihren Herrn nach Jerusalem, sie
standen unter dem Kreuz, als die meisten Jünger geflohen waren,
sie sorgten sich um das Begräbnis und entdeckten am Oster-
morgen das leere Grab. Nachdem Maria Magdalena hiervon den
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zweifelnden Jüngern berichtet hatte, begegnete ihr als erster
der Auferstandene und trug ihr die Auferstehungsbotschaft an
die Jünger auf.
Wir kennen alle den orthodoxen Ostergruss: «Christus ist auf-
erstanden»'°. Diese Worte hat Maria Magdalena gesprochen. Maria
Magdalena nennt man auch «Blaga Marija»’, oder «Apostel-
gleiche», sogar «Lehrerin der Apostel».
Schätzen wir nun bewusster die herausragende Rolle, welche die
Frauen in der Orthodoxie gespielt haben und weiterhin spielen.
Predigt, 4. August 2013
© Kirchenslawisch: XpHcToc Bockpece! (Hristos Voskrese!)
7 Serbisch: Bara Mapyja (Blaga Marija)
Merkt man selber, wie
fromm und heilig man ist?
Gedanken zum Beginn der Fastenzeit
Liebe Brüder und Schwestern
Unser Herr Jesus Christus trifft oft Leute voller Selbstvertrauen,
die meinen, sie seien heilig. Sie haben für alle anderen nur Verach-
tung. Jesus erzählt dazu folgende Geschichte: Die Geschichte vom
Zöllner und vom Pharisäer.
Zwei Männer kamen in den Tempel um zu beten, ein Pharisäer (eine
hoch angesehene und fromme Persönlichkeit) und ein Zolleinneh-
mer (dem korrupte Geschäfte vorgeworfen wurden). Der Pharisä-
er stellte sich vorne hin und betete halblaut: «Gott, ich danke dir,
dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, alle diese Räuber,
Betrüger und unmoralischen Leute wie zum Beispiel dieser Zollein-
nehmer da hinten! Ich faste zwei Tage in der Woche und zahle re-
gelmässig meinen Beitrag für den Gottesdienst, sogar etwas mehr
als vorgeschrieben.» Der Zolleinnehmer aber stand ganz hinten und
getraute sich nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich
zerknirscht an die Brust und sprach: «Gott, hab Erbarmen mit mir,
ich bin ein sündiger Mensch!» Jesus schloss dieses Gleichnis so: «Ich
sage euch, der Zolleinnehmer ging nach Hause als einer, den Gott für
gerecht erklärt hatte - ganz im Unterschied zu dem Pharisäer. Denn
die Stolzen werden von Gott erniedrigt und die Demütiqen werden
von ihm zu Ehren gebracht.»!?
Gerade jetzt, im Hinblick auf die kommende Fastenzeit, könnten
wir uns auch die Frage stellen, ob wir selber, wenn wir hier in der
Kirche so fromm stehen, nicht zu oft wie der Pharisäer denken, an-
statt wie der demütige Zöllner zu sagen: «Gott habe Erbarmen mit
mir.»
Predigt, 24. Februar 2013
(Sonntag des Zöllners und des Pharisäers, zehn Wochen vor Ostern)
2 Lk 18, 9-14
3 Kirchenslawisch: TocnmoaH NOMWAYA (Gospadi pomiluj)
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auf dem aufgeschlagenen Evangeliar;:(Prozessionsfahne Feldkirch}
Die Gesetze Gottes
gelten für alle Völker
Heute hörten wir die Lesung aus dem Brief des Heiligen Apostels
Paulus an die Römer. Als «Gesetz Gottes» nennt man gewöhnlich
die Gebote aus der Bibel. Aber in Wirklichkeit hat jeder Mensch
guten Willens die Möglichkeit, die Gebote Gottes zu erkennen und
zu befolgen. Das erklärt uns der heilige Apostel Paulus:
Denen, die das Gute tun, wird Gott ewige Herrlichkeit, Ehre und Frie-
den schenken.'* Aber alle, die Böses tun, lässt Gott in Not und Ver-
zweiflung untergehen. Dies gilt selbstverständlich für die Menschen
aus unserem gläubigen Volk, aber ebenso auch für die Menschen aus
den anderen Völkern.'* Denn Gott ist ein unparteiischer Richter. Da
sind die einen, die Heiden, die die Heilige Schrift nicht kennen: Wenn
sie Unrecht tun, werden sie trotzdem zugrunde gehen. Und da sind
die anderen (die Glaübigen), denen Gott sein Gesetz schriftlich ge-
geben hat: Wenn sie Unrecht tun, werden sie aufgrund eben dieses
Gesetzes beurteilt. Denn es genügt nicht, das Gesetz zu hören (oder
zu lesen), um vor Gott als gerecht bestehen zu können. Nur wer auch
tut, was das Gesetz verlangt, wird bei Gott Anerkennung finden.
Auch wenn die anderen Völker die Bibel nicht kennen, gibt es unter
ihnen doch Menschen, die aus natürlichem Empfinden heraus tun,
was das Gesetz Gottes verlangt. Ohne das Gesetz zu kennen, tragen
sie es also in sich selbst. Ihr Verhalten beweist, dass ihnen die For-
derungen des Gesetzes ins Herz geschrieben sind, und das zeigt sich
auch an der Stimme ihres Gewissens und an den Gedanken.
Dies alles kommt ans Licht, wenn Gott durch Jesus Christus Gericht
halten wird, Er wird das Innerste der Menschen aufdecken. So be-
zeugt es das Evangelium. !®
* Rö2, 10
» Rö2,9
% Rö2, 10-16
Anhaltspunkte zur Diskussion:
Einige denken, dass das Gesetz Gottes nur auf der Bibel beruht.
Das ist aber nicht die orthodoxe Auffassung. Der Heilige Nikolaj
Velimirovic gebraucht folgendes Schema, um zu erklären, wo wir
das Gesetz Gottes finden können:
Erstes Gesetz:
das ungeschriebene Gesetz (im Herzen jedes Menschen)
Zweites Gesetz:
das Alte Testament (erster Teil der Heiligen Schrift)
Drittes Gesetz:
das Neue Testament (zweiter Teil der Heiligen Schrift)
Die Quellen unseres Glaubens nennt man die Heilige Schrift und
die Heilige Überlieferung. Die zwei Quellen: Heilige Schrift (Bibel)
und heilige Überlieferung («heilige Tradition») sind für die ortho-
doxe Kirche beide wichtig, wobei man bemerken kann, dass die
heilige Überlieferung schon vorher entstanden war.
Apostellesung von Dr. Cyril Deicha, 17. Juni 2012 (2. Sonntag nach Pfingsten)
Orthodoxe Christen
gibt es bei allen Völkern.
(Ikone der Heiligen, die
in Amerika gewirkt haben.)
Eine Migrantin, die
unseren Respekt verdient
Am 28. Oktober feiern viele Familien den Namenstag der Heiligen
Petka-Paraskeva'’. Bei jedem Namenstag wird ein Troparion ge-
sungen. Das ist ein kurzer Text mit einigen Stichwörtern, die zu
diesem Anlass passen:
In der Wüste zurückgezogen zu leben
und nicht viel zu reden,
so fühltest du dich wohl.
Und Christus mit Überzeugung zu folgen
das war dein Wunsch,
(in einer Zeit wo die meisten Frauen nur ihrem Mann folgten).
Schon in deiner Jugend wähltest du dieses erhabene Ziel.
Mit dem Kreuzzeichen als einzige Waffe
verteidigtest du dich tapfer gegen das Böse.
Ehrwürdige Paraskeva,
beim Fasten und im Gebet
konntest du die Glut der Leidenschaften mit einer Träne löschen.
Und jetzt im himmlischen Palast,
mit den vielen anderen klugen Frauen,
betest du zu Christus für uns.
Wir, die uns an dich respektvoll erinnern.
Wer war diese Heilige Petka, an die wir uns heute so respektvoll
erinnern? In der Literatur findet man mehrere orthodoxe Heilige,
die diesen Namen tragen und manchmal untereinander verwech-
selt werden.
7 Serbisch: CBeTa IMeTka (Sveta Petka), kirchenslawisch: CBaTas Mapackesa
(Svjataja Paraskeva), griechisch: | Oola Mapaoxreun (i osia Paraskevi).
Das griechische Wort «Paraskevi» bedeutet «Freitag» (serbisch: Petak).
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Eine davon nennt man die Serbische Petka oder Paraskeva Epi-
vatska. Sie wurde im 11. Jahrhundert in Epivat geboren, einer Ort-
schaft in der Nähe von Konstantinopel. Paraskeva war eine für die
damalige Zeit eher ungewöhnliche Persönlichkeit. Was den Leu-
ten auffiel, war, dass sie nie heiraten wollte. Auch bemerkenswert
ist, dass sie ihre Heimat verliess, um an den Fluss Jordan zu emig-
rieren. Das Wichtigste war aber ihr orthodoxer Glaube, der ihr die
Kraft gab, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Das könnte für uns
heute ansprechend sein. Heute würden wir sagen, sie war eine Rei-
sende, eine Migrantin und eine selbständige und selbstbewusste
Frau, ja wahrlich ein freier Mensch. Besonders für moderne Frau-
en, die sich als orthodoxe Christinnen in einem von nicht immer
sehr christlichen Männern dominierten Umfeld behaupten wollen.
Für sie ist die Heilige Paraskeva eine Orientierungshilfe .
Über sonstige Details aus dem Leben der Heiligen ist historisch
wenig bekannt. Es wird vermutet, dass Petka-Paraskeva kurz vor
:hrem Tod in ihre Heimat zurückkehrte. Später fand man auf dem
Friedhof von Epivat ein unbekanntes Grab. Es stellte sich heraus,
dass dort die Reliquie (der unverweste Leichnam) der Heiligen Pa-
raskeva lag. Die hochverehrte Reliquie wurde in den folgenden
Jahrhunderten an verschiedene Orten transportiert. Heute ist sie in
Rumänien, aber vor 500 Jahren war sie in Belgrad: Noch immer
nennt man in Serbien die heilige Paraskeva die Serbische Petka.
J/ortrag von Dr. Cyril Deicha, Feldkirch, 28. Oktober 2012
Weihnachten oder Ostern?
Wir glauben, dass unser Herr Jesus Christus am dritten Tag nach
seinem Tod auferstanden ist. Das Wunder der Auferstehung bestä-
tigt die Göttlichkeit Jesu Christi. Das Wunder der Auferstehung be-
stätigt die Heiligkeit seiner gesamten Lehre. Auf die Aufforderung,
vom Kreuz herab zu steigen, antwortete Christus mit einem Wun-
der. Er tat mehr als den Tod abzuwenden, er liess den Tod über
sich ergehen, um dann seinem Leib ein neues Leben zu geben.
Es ist uns unmöglich, die Auferstehung konkret zu erklären oder zu
beschreiben, denn der auferstandene Leib kann nicht in Begrif-
fen von Zeit und Raum gemessen werden. Christi Auferstehung ist
die Erfüllung der menschlichen Sehnsucht. In der Auferstehung
offenbart sich ein Leben nach dem Tod, körperlich und geistig.
Und er hat das vollbracht, damit wir ihm in diesen unendlichen
und unbegrenzten Zustand folgen können. In diesem Lichte kann
man die Hoffnung jedes Christenmenschen sehen, insbesondere
die Hoffnung im Angesicht der Todesstunde. Der Tod macht uns
keine Angst, denn Christus hat die Unsterblichkeit versprochen.
Uns Menschen erwartet das unendliche Leben, das Leben mit ihm.
Wir haben schon gesagt, dass zu Weihnachten, im Hochfest Christi
Geburt, das Ereignis der Menschenwerdung des Gottessohnes ge-
feiert wird, der Anfang unserer Errettung. Aber jetzt zu Ostern, dem
Hochfest der Auferstehung, erleben wir ein noch höheres Ereignis.
Wir feiern jetzt die Vollendung, den Sieg Jesu Christi über den Tod.
Der Ostertag ist der allerhöchste Tag im Jahr. Das ist wahrhaftig
das Fest über alle Festen und die Feier über allen Feiern. Schon die
ersten Christen nannten «den grossen Tag des Herrn» den König
aller Feiertage, und an diesem Tag begrüsst man sich gegenseitig
mit einem freudigen «Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig
auferstanden!».
Christus ist auferstanden von den Toten.
Durch seinen Tod hat er den Tod besiegt,
und denen, die in den Gräbern sind, schenkt ER das Leben.!7
Aus der Osterhomilie von Pfarrer Mile Mijic, Feldkirch, 2007
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Worüber Jesus staunte!
Jesus und der Hauptmann in Kapharnaum
In der Stadt Kapharnaum kam ein römischer Hauptmann zu Jesus, Er
sagte: «Einer meiner Männer liegt mit grossen Schmerzen gelähmt
Zuhause.» Jesus bot ihm an: «Ich werde mit dir kommen und ihn ge-
sund machen.» Der Hauptmann sagte aber: «Herr, ich bin nicht wür-
dig, dass Du in mein Haus kommst. Aber wenn Du nur ein einziges
Wort sprichst, wird mein Knecht gesund werden. Schliesslich gehor-
chen ja auch mir als Hauptmann meine Soldaten.» Jesus war beein-
druckt vom Glauben dieses Hauptmanns'’®. So sagte er zu ihm: «Geh
nur. So, wie du geglaubt hast, wird es geschehen.» Genau zu dieser
Stunde wurde der Kranke gesund.'* «Wahrhaftig, solch ein Vertrau-
en habe ich in unserem eigenen Volk nirgends gefunden!», staunte
Jesus.?
Viele Leute aus dem Volk meinten, Jesus sei ein Arzt oder ein
Naturheilpraktiker, weil Kranke durch Ihn gesund wurden. Aber
Jesus wollte vor allem auf das Vertrauen zu Gott hinweisen: Sobald
der Mensch Hoffnung und Vertrauen zu Gott bekommt, geht es
ihm besser. Wenn ein Mensch das Vertrauen zu Gott verliert, fühlt
ar sich schlecht in Leib und Seele.
Jeder von uns hat schon die Erfahrung gemacht, dass es einem
schlecht geht. Man fühlt sich auch manchmal sogar von Gott ver-
'assen. Es kann auch sein, dass man von Gott falsche Erwartungen
hatte. Wir kennen aber auch Menschen, die alles machen, um sich
glücklich zu fühlen und andere glücklich zu machen, Kranke, die
2ine positive Einstellung zum Leben haben. Wenn man Vertrauen
zu Gott hat, kann man auch sein Schicksal akzeptieren.
Jesus erlebte allzu oft, dass seine Landsieute zu ihm kamen, ohne
ihn wirklich zu verstehen. Es waren auch sicher viele Abergläubi-
ge dabei, mit denen kaum etwas anzufangen war. Sicher auch sol-
18 Mt 8, 5-7
® Mt8, 9-12
% Mt8. 8
che, die nicht an Gott glaubten. Deshalb war Jesus sehr überrascht
und erfreut, wenn er auf Leute anderer Art stiess, wie auf diesen
römischen Hauptmann, diesen Fremden, einen Offizier der Besat-
zungstruppen, diesen Mensch, der gewohnt war, Befehle zu er-
teilen, nur an Ordnung und handfeste Tatsachen glaubte, und si-
cher kein Träumer war. Gerade dieser fremde Offizier kommt zu
Jesus. Er erzählt ihm kurz, dass es seinem Kollegen schlecht geht.
Er macht keinen grossen Aufwand, er verlangt nichts Besonderes.
Jetzt möchte er nur Hilfe und Hoffnung, keinen medizinisch aus-
gebildeten Arzt oder Apotheker, er braucht nur die Beziehung zu
Gott. Jesus ist von seinem tiefen Glauben beeindruckt. Und im glei-
chen Augenblick durch das Wort Gottes geht es dem Offizier und
seinem leidenden Kollegen wieder besser.
Auch wir sollten - wie der Hauptmann von Kapharnaum — uns
angewöhnen, Gott zu vertrauen.
Predigt, 31. Juni 2012 (4. Sonntag nach Pfingsten)
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Immer im Frühjahr feiern wir den gemeinsamen Namenstag der
Heiligen apostelgleichen Konstantin und Helena.
Sie wirkten am Anfang des 4. Jahrhunderts, genauer gesagt zwi-
schen den Jahren 280 und 329. Kaiser Konstantin und seine Mut-
ter Helena hatten einen grossen Einfluss in der Weltgeschichte als
Herrscher des Römischen Reiches, das damals die ganze zivilisier-
te Welt umfasste: vom heutigen Deutschland über Italien, den Sla-
wischen Ländern, bis zu Konstantinopel in der heutigen Türkei und
dem damals griechischsprachigen Mittelmeerraum. Die politische
Situation vor mehr als eineinhalb tausend Jahren ist nicht mehr ak-
tuell, sie interessiert die Historiker, ist aber für den Normalbürger
von heute nicht so bedeutend.
zinen viel grösseren Einfluss hatten die beiden aber für die Ent-
wicklung des Christentums. Und dieser Einfluss ist bis heute nach-
naltig. Die orthodoxe Kirche hat Konstantin und Helena den Bei-
namen «heilige Apostelgleiche» zugefügt. Durch ihren Einfluss
wurde der christliche Glaube zum ersten Mal vom Staat erlaubt
und anerkannt. Das Grab Christi und sein Kreuz wurden in Jerusa-
lem wiedergefunden. Die Verehrung des Kreuzes entwickelte sich
auf der ganzen Welt. Seitdem haben alle Kirchen ein Kreuz auf der
Turmspitze.
Interessant ist das Leben von Konstantin und Helena. In der Stadt
Ni$ im heutigen Serbien brachte Helena ihren Sohn Konstantin auf
die Welt. In einer damals christenfeindlichen Gesellschaft hatte
Helena aus persönlicher Überzeugung den orthodoxen Glauben
und die christliche Nächstenliebe entdeckt. Sie hatte aber wenig
Hoffnung, ihren Sohn zu überzeugen, da dieser sich einer militä-
rischen Karriere widmete, was mehr mit Brutalität als mit Nächs-
tenliebe zu tun hatte. Aber im Jahre 312 sah Konstantin auf einem
Schlachtfeld ein Zeichen im Himmel. Plötzlich erkannte er den
christlichen Gott - den Gott, an den seine Mutter glaubte, als wirk-
lichen Sieger. Als Konstantin immer mehr an politischem Einfluss
gewann, setzte er sich für die Religionsfreiheit ein, so dass sich die
Christen zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu ihrem Glauben
bekennen durften. Später wurde das Christentum zur Staatsreli-
gion, und Konstantin als erster Kaiser liess sich kurz vor seinem
Tod noch taufen.
Als Kaisermutter machte Helena eine für ihr hohes Alter bemer-
kenswerte Reise nach Jerusalem. Dort organisierte sie Ausgrabun-
gen, um das Grab Christi zu finden. Sie entdeckte in der Erde die
Holzstücke des Kreuzes, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Im Sep-
tember feiern wir jedes Jahr die Erhöhung des heiligen Kreuzes.
Ein besonderes Vorbild für uns sollte die heilige Helena sein: Die
Suche nach dem wahren Kreuz kann ein Leben lang dauern ...
aber die lebenslange Suche war nicht umsonst!
Predigt, 3. Juni 2010
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Dieses Kreuz mit den zwei kleinen
Querbalken ist für die Orthodoxie
typisch. (Altarkreuz, Feldkirch)
Kirche Zuhause
Der serbische Familiennamenstag
Die Entstehung der Slava
Im serbischen Volk ist der Familien-Namenstag oder das Haus-
patronsfest ein grosser Festtag, der einfach «Slava»? genannt
wird (wörtlich «das Fest»). Auf dieselbe Weise wie jede Kirche
dem Gedenken eines bestimmten Hochfestes oder eines bestimm-
ten Heiligen geweiht ist, so hat auch jedes serbische Haus, wie
eine kleine Kirche, ein Patronatsfest. Jede serbische Familie
feiert auf geeignete feierliche Weise den Namenstag eines be-
stimmten Heiligen, den sie als ihren Beschützer, Patron und Für-
bitter vor Gott betrachtet.
Dieser schöne und fromme Brauch ist typisch für unser serbisches
Volk. Er entstand dadurch, dass unsere Vorfahren, als sie den
christlichen Glauben annahmen, am Tage ihrer Taufe einen Heili-
gen als Patron auswählten. Das wird bezeugt durch den heuti-
gen serbischen Ausdruck «Krsno Ime» (wörtlich «Taufname» oder
«Christenname»). So kam es oft vor, dass jene, die sich am Ni-
kolaustag taufen liessen, von da an den heiligen Nikolaos (Niko-
la) verehrten, jene die sich am Georgstag taufen liessen, von die-
sem Tag an den heiligen Georgios (Georg) verehrten, usw. Am Tag
ihres Patronatsfestes verzichten die Serben auf geschäftliche Akti-
vitäten, um sich an diesem arbeitsfreien Tag dem Gebet und der
Verehrung ihres Fürbitters zu widmen.
Ikone
Jede orthodoxe Wohnung hat ihre Patronatsikone, gewöhnlich an
der östlichen Wand des Wohnzimmers. Über der Ikone hängt ein
Öllicht, welches an Sonn- und Feiertagen angezündet wird. Vor
dieser Ikone versammelt sich die ganze Familie, um ihr tägliches
Gebet zu Gott aufsteigen zu lassen.
21 Serbisch: CnmaBa (Slava)
22 Serbisch: KDCHO HMe (Krsno Ime)
Brotbrechen
«Slavski Kolac»?2 (Brotbrechung beim jährlichen Patronatsfest):
Kolatsch nennt man ein rundes Brot, das speziell aus reinem
Weizenmehl gebacken wird und oben verziert ist. Abhängig von
lokalen Bräuchen wird dieses Brot entweder in die Kirche ge-
bracht, damit der Priester das Segensgebet spricht, es kreuzför-
mig anschneidet und ein wenig Rotwein darauf giesst. Oder dieses
Ritual wird Zuhause vor dem Festmahl vom Hausvorstand durch-
geführt. Das Brot und der Wein sind Symbole unseres Herrn Jesus
Christus, denn er hat Brot und Wein verwendet, um beim Heiligen
Abendmahl die Heilige Eucharistie einzuführen.
Volksbräuche
Die mit dem Familiennamenstag verbundenen Volksbräuche sind
sehr vielfältig, hinsichtlich der historischen und ethnographischen
Bedingungen, in denen einzelne Teile des serbischen Volkes leb-
ten. So gab es zum Beispiel in Gegenden unter österreichischer
Verwaltung nicht immer das Ritual des Brotbrechens, sondern nur
das Austeilen von gesegnetem Weizen oder sogar nur das Segnen
von Weihwasser.
Aus dem Vortrag von Pfarrer Mile Mijic anlässlich
des Slava-Festes des Kirchenchores, 27. Oktober 1995
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Serbisch: CHaBCKH KoNau (Slavski Kolat)
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Miele.
Mein Bankkonto
und meine Seele
Das Beispiel von der falschen Selbstsicherheit des
reichen Bauern aus dem Evangelium von Lukas
In jener Zeit erzählte Jesus folgendes Gleichnis:
Auf den Feldern stand eine gute Ernte. Da überlegte der Bauer hin
und her: Was soll ich tun? Ich weiss nicht, wo ich meine Ernte unter-
bringen soll. Schliesslich sagte er: «So will ich es machen: Ich werde
meine Scheunen abreissen und grössere bauen; dort werde ich mein
ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu
mir selber sagen: Nun hast du einen grossen Vorrat, der für viele Jah-
re reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens!» Da
sprach Gott zu ihm: «Du Narr! Noch in dieser Nacht wird dein Leben
von dir zurückgefordert. Wem wird dann all das gehören, was du an-
gehäuft hast?» Nachdem Jesus diese Geschichte erzählt hatte, sag-
te er zum Schluss: «So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze
sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.»**
Liebe Brüder und Schwestern
Diese Geschichte wird manchmal falsch verstanden: Heisst es,
dass der Bauer bei einer guten Ernte keine Vorräte anlegen soll-
te? Heisst es, dass wir nicht für kommende Jahre sparen dürfen?
Heisst es, dass wir unseren Erben nichts hinterlassen sollen?
Sicher nicht! Das wäre verantwortungslos gegenüber uns und den
Kindern, die uns Gott anvertraut hat. Aber wir dürfen unsere finan-
zielle Situation nicht mit unserer Person gleichstellen. Unser Bank-
konto ist etwas anderes als unsere Seele. Viel zu oft wird alles auf
den rein wirtschaftlichen Aspekt reduziert, sogar in der Familie
* 14 12 In--7
oder in der Kirche. Daher ist es wichtig, dass wir immer im Sinn
behalten, was Jesus uns sagt:
«Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch ein
grosses Vermögen sammelt.»” «Freut euch lieber darüber, dass eure
Namen bei Gott aufgeschrieben sind!»?®
Predigt, 21. November 2010 (26. Sonntag nach Pfingsten)
Das Entschlafen der allheiligen Gottesmutter:
Christus nimmt die Seele der verstorbenen
Maria in seine Arme.
{Gottesmutterhochfest-Ikone, Feldkirch)
5 Lk 12, 15
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Wer seine Seele retten
will, wird sie verlieren
Liebe Brüder und Schwestern, im Evangelium von Markus steht:
Dann rief Jesus seine Jünger und die Menge zu sich und sagte: «Wenn
jemand mit mir kommen will, dann muss er sich selbst und seine ei-
genen Wünsche aufgeben, er muss sein Kreuz aufnehmen und mir
folgen. Denn wer sein Leben unbedingt bewahren will, wird es ver:
lieren. Wer aber sein Leben wegen mir und der guten Botschaft ver-
liert, der wird es retten. Denn was hat ein Mensch davon, wenn er die
ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert? Was könnte er
denn als Gegenwert für sein Leben geben?»”
Wie können wir das verstehen? «Leben verlieren» hat nämlich
mehrere Bedeutungen. Man sagt auch «die Seele verlieren» oder
«den Geist aufgeben». So kann man drei Bedeutungen aus dem
Markusevangelium heraushören:
Erste Bedeutung: Wer immer nur um sein Leben Angst hat, der
hat schlussendlich nichts vom Leben, er hat sein eigenes Leben
verpasst.
Zweite Bedeutung: Wer sich nur um sein jetziges Leben sorgt, der
verliert seine Seele und verspielt sein ewiges Leben.
Dritte Bedeutung: Wer sich egoistisch nur um die Rettung seiner
Seele kümmert, der wird sie trotzdem nicht retten.
Dieser letzte Gedanke mag sogar widersprüchlich erscheinen. An
verschiedenen anderen Stellen der Bibel finden wir aber gute
Beispiele dazu. So begegnete Jesus einmal einem wohlhaben-
den Jungen Mann, der seine Seele retten wollte.?® Er erfüllte sehr
fleissig alle religiösen Pflichten und Vorschriften. Jesus sagte aber,
dass ihm noch etwas fehle, nämlich die barmherzige Nächsten-
liebe.
27 Mk 8, 34-36
28 Mk 10.17-27
Auch wir hier sollten uns im Lichte des Evangeliums selber in
Frage stellen. Auch wenn wir zur Kirche gehen, auch wenn wir
gefastet haben und glauben, dass wir alle unsere religiöse Pflich-
ten erfüllt haben, wer sind wir vor Gott? Sind wir nur Egoisten,
die um unsere eigene Zukunft Angst haben und uns selber das
ewige Leben sozusagen sichern wollen? Oder treibt uns gar ein
Aberglaube hier in die Kirche? Oder sogar irgendwelche eigen-
nützigen Gedanken?
Als orthodoxer Christ soll ich kein Egoist sein, sondern hören,
was unser Herr Jesus Christus mir sagt: Du sollst dich selbst
und deine eigenen Wünsche aufgeben, du musst dein Kreuz auf-
nehmen.” Denn wer sein Leben um jeden Preis bewahren will,
wird es verlieren. Wer aber sein Leben wegen der guten Botschaft
aufs Spiel setzt, der wird es retten.
Liebe Brüder und Schwestern, seien wir nicht abergläubig, seien
wir keine Egoisten, wir sind hier in der Kirche, um unsere Liebe
zu Gott auszudrücken, um die Nächstenliebe nicht zu vergessen.
In der orthodoxen Kirche sind wir glücklich, wir spüren, dass das
ewige Leben schon begonnen hat. Und Gott, der Gütige, rettet
unsere Seelen.
Predigt, 17. März 2012 (Sonntag der Kreuzverehrung, vier Wochen vor Ostern)
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Alle sind gerufen,
niemand wird gezwungen
Wie bei jeder orthodoxen Liturgie hat heute der Priester einen
Abschnitt aus dem Evangelium vorgelesen. Meine Aufgabe ist es,
diese Lesung in deutscher Sprache aus orthodoxer Sicht zu er-
klären.
Das ist ein Gleichnis aus dem Evangelium nach Matthäus?®:
Ein König schickte seine Diener, um vornehme Gäste zum Hochzeits-
fest rufen zu lassen. Aber die Gäste kamen nicht. Da schickte er noch
einmal Einladungen: «[...] Das Essen ist fertig, Tiere wurden schon
geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!» Die vornehmen
Gäste aber kümmerten sich nicht darum. [...] Dann sagte er zu sei-
nen Dienern: «Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste wa-
ren es nicht wert eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die
Strassen und ladet alle (das heisst auch Fremde und einfache Leu-
te), die ihr trefft, zur Hochzeit ein.» Die Diener gingen auf die Stras-
sen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, [...] und der
Festsaal füllte sich mit Gästen.
Das ist der erste Teil dieser Geschichte, die Jesus Christus uns
erzählt. Denken wir darüber nach! Das ist eine Geschichte, die
eigentlich gut endet, denn das Fest ist gelungen und der König
hat etwas gelernt. Er hat etwas gelernt, was er anscheinend nicht
wusste: Fremde und einfache Leute sind ebenso wertvoll wie die
Vornehmen und Wichtigtuer. Das ist ein Grundgedanke des Chris-
tentums, den wir auch heute nicht vergessen sollten.
Im Gottesreich sind alle ebenso wertvoll: Alle sind gerufen, aber
niemand wird gezwungen.
OD
Mt 22 1-14
Der Spassverderber
Der zweite Teil des Gleichnisses schildert uns einen Zwischenfall,
der das gelungene Fest etwas trübt. Da ist ein Spassverderber, der
es anscheinend nicht besonders schätzt, beim König eingeladen zu
sein, und er wird hinausgeworfen.
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit
seines Sohnes vorbereitete. [...] Als die Gäste sich gesetzt hatten und
der König eintrat, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der durch
sein ungepflegtes Aussehen auffiel. Er sagte zu ihm: «Mein Freund,
wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?» Darauf
wollte der Mann nichts sagen. Da befahl der König: « [...] Geh hin-
aus in die äusserste Finsternis! Dort ist Geheul und Zähneknirschen.
Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.»
Christus will uns damit nahelegen, dass wir zwar alle von Gott
gerufen sind, gerufen um glücklich zu werden, aber dass es nur
funktioniert, wenn wir sein Angebot bewusst annehmen und es
innerlich, aber auch äusserlich zeigen.
Gleichgültigkeit führt in die Finsternis, ins Unglück, in die soge-
nannte Verdammnis. Aber Respekt und Liebe führen zur ewigen
Freude.
Vortrag von Dr. Cyril Deicha, 13. September 2009 (14. Sonntag nach Pfingsten)
Woher kommt die
kyrillische Schrift?
Heute feiern wir die apostelgleichen Heiligen
Kyrillos und Methodios.
Sie lebten im 9. Jahrhundert, also vor 1'200 Jahren, im Ostteil des
damaligen römischen Reiches. Man nennt sie Apostelgleiche, weil
sie sich (vergleichbar mit den zwölf Aposteln) für die Verbreitung
des christlichen Glaubens aktiv einsetzten. Es wurde ein eigenes
Team dafür zusammengestellt (u.a. mit HI. Kliment von Ohrid , Hl.
Nahum, HI. Gorazd und Hl. Angelar). Sie wirkten hauptsächlich in
Osteuropa, missionierten aber sogar bis zum Bodensee. Dank die-
sen Gelehrten verbreitete sich der christliche Glauben bei den Sla-
wen: die Vorfahren der heutigen Bulgaren, Russen, Ukrainer, Ma-
kedonier, Tschechen, Slowaken, Serben, Montenegriner, usw.
Die Mitarbeiter von Kyrillos® entwickelten dafür ein eigenes Al-
phabet, die sogenannte kyrillische Schrift, übersetzten die Bibel
in die altslawische Sprache und machten sie für viele Völker zu-
gänglich. Dahinter stand der Gedanke, dass jedes Volk seine ei-
gene Sprache für den Gottesdienst gebrauchen darf. Damals im
Römischen Reich herrschte nämlich noch die Meinung, dass man
das Evangelium nur in Griechisch oder Latein lesen dürfe. Damals
dachte man, dass die anderen Sprachen minderwertig seien, weil
sie kein eigenes Alphabet hatten. Kyrill und Method konnten das
Gegenteil beweisen und sogar den römischen Papst überzeugen.
Der Papst als Patriarch von Altrom gehörte damals noch zum unge-
trennten Christentum, daher war seine Zustimmung wichtig.
Die Ideen von Kyrill und Method prägten dauerhaft die Entwick-
lung Europas. Eine geniale Idee war, dass es in jeder Sprache für
jeden Laut einen entsprechenden Buchstaben geben muss. Spra-
chen, die nicht nach diesem Prinzip funktionieren, haben eine
schwierigere Rechtschreibung.
" Griechisch: KöpwMog (Kyrillos), kirchenslawisch KMWpHWLI (Kirill).
serbisch AHpHII (Ciril), deutsch: Cyril
Der Heilige Kyrillos
hält ein Blatt mit dem
Alphabet, das auch
heute in den Kirchen-
büchern verwendet
wird.
(Kirill-und-Method-
Ikone, Feldkirch)
Jetzt ein Vergleich zwischen der Politik der Ostkirche und der
Westkirche: Wenn ein neues Volk das Christentum angenommen
hatte, wurde in der Ostkirche eine autokephale Jurisdiktion mit ei-
nem unabhängigen Kirchenoberhaupt (Patriarch) gegründet. In
der Westkirche hat sich, im Gegenteil dazu, ein Zentralismus um
Rom mit dem Papst als einzigem Oberhaupt entwickelt.
Im orthodoxen Europa, ganz im Sinne der Autokephalie (Selbst-
bestimmung), bekam jede Sprache ein eigenes Alphabet, jeder
Buchstabe ist ein Laut. Im katholischen Teil, mit römischem Zen-
tralismus, musste jede neue Sprache die lateinische Schrift über:
nehmen. Neue Laute wurden aus mehreren Buchstaben gebildet.
In der heutigen Zeit, in der man Freiheit, Selbstbestimmung und
Vielfalt wieder überall aufwertet, sind die Ideen von den Heiligen
Kyrill und Method aktueller denn je. Möge ihr zivilisatorischer Ein-
fluss sich noch weiter verbreiten.
Vortrag von Dr. Cyril Deicha zur Langen Nacht der Kirchen, Feldkirch, 24. Mai 2013
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Grenzen der
Sonntagsruhe
Jesus heilt eine Frau am Sabbat
Der Evangelist Lukas erzählt, was in der jüdischen Gemeinde, zu
der Jesus gehörte, passiert ist. Der Sabbat war der damalige wö-
chentliche Feiertag, wie für uns heute der Sonntag:
Immer am Sabbat lehrte Jesus in einer der Synagogen. Nun war dort
eine Frau, die schon achtzehn Jahre lang von einem bösen Geist ge-
plagt wurde, der sie krank machte. Sie war verkrümmt und konnte
sich nicht mehr aufrichten. Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und
sagte zu ihr: «Frau, du sollst von deiner Krankheit befreit sein!» [...}
Sofort richtete sie sich auf und pries Gott.”
In der Synagoge (dem Versammlungsort der Gläubigen) begegnet
Jesus einer Person, wir kennen nicht einmal ihren Namen. Es könn-
te jede und jeder von uns sein. Die chronische Krankheit der Frau
ist auch nicht näher bezeichnet. Sie leidet sehr, man kann vermu-
ten, dass sie an der Grenze ist, ihren Glauben an Gott zu verlieren.
Stellen wir uns vor! Achtzehn Jahre so krank zu sein!
Jesus gibt ihr Mut und legt ihr die Hand auf. Siehe da! Es geht ihr
schon besser. Sie richtet sich auf und preist Gott, bedankt sich bei
Gott, und die meisten Leute, die das gesehen haben, freuen sich si-
cher auch über so ein Wunder, Würden wir uns auch freuen? Oder
gäbe es einen Grund, sich zu ärgern? Warum sollte sich überhaupt
jemand ärgern, wenn eine kranke Person geheilt wird? Lesen wir
aber, was danach geschieht:
Da griff der Vorsteher ein. Er ärgerte sich, dass Jesus der Frau aus-
gerechnet am Sabbat geholfen hatte und sagte zu der Menge: «Die
Woche hat sechs Tage zum Arbeiten. Also kommt an einem Werktag,
um euch heilen zu lassen, aber nicht am Sabbat.»
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Jesus erwiderte ihm: «Ihr Scheinheiligen! Jeder von euch bindet doch
auch am Feiertag seinen Ochsen oder Esel los und führt ihn zur Trän-
ke. Aber diese Frau hier, sie gehört ja zu unserem gläubigem Volk.
Achtzehn Jahre lang war sie vom bösen Geist wie gebunden, und sie
sollte nicht von dieser Fessel befreit werden dürfen, nur weil heute
ein Feiertag ist?» Als Jesus das sagte, mussten alle seine Gegner sich
geschlagen geben. Und die ganze grosse Menge freute sich über al-
les, was Jesus vollbrachte.
Da hat sich jemand tatsächlich geärgert, dass die Kranke gesund
wurde. Das ist der sogenannte Synagogenvorsteher (der Seelsor-
ger). Er hat einen guten Vorwand gefunden, um Jesus zu kritisie-
ren. Er erinnert daran, dass man an einem Feiertag nicht arbei-
ten darf. Auch heute, besonders unter uns Orthodoxen, hört man
oft ähnliche Bemerkungen. Arbeit ist, wenn man etwas zu einem
wirtschaftlichen Zweck zum Eigennutzen macht. Das, was man
uneigennützig tut, um einem anderen Menschen zu helfen, ist an
Feiertagen und Sonntagen ganz sicher erlaubt, denn das gefällt
Gott. Jesus hat öfters an den gesunden Menschenverstand appel-
liert, um religiöse Regeln seiner Zeit zu hinterfragen. Im Markus-
evangelium sagt Jesus zum Beispiel: «Gott hat den Sabbat für den
Menschen geschaffen und nicht den Menschen für den Sabbat.»?3
Auch heute haben wir religiöse Regeln, denen wir aber nicht blind
gehorchen sollen, sondern die wir mit gesundem Verstand an-
zuwenden haben. Folgen wir unserem Herrn Jesus Christus und
seien wir keine Scheinheiligen.
Predigt vom 28. November 2010 (27. Sonntag nach Pfingsten)
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”’
7.
Wie können wir Natio-
nalismus überwinden?
Sechs Wochen vor dem Auferstehungsfest feiert unsere Kirche den
Sonntag der Orthodoxie. Zu diesem Anlass kann man zwei Haupt-
gedanken hervorheben.
Erstens, eine Besinnung auf das, was unseren Glauben betrifft,
was unser persönliches Gebet trägt, nämlich die heiligen Ikonen.
Zweitens, eine Besinnung auf das, was die Kirchenorganisation
betrifft und wie wir unsere nationalen Grenzen überwinden.
Erstens:
Der «Sonntag der Orthodoxie» wird auch «Sonntag der heiligen
Ikonen» genannt. Er erinnert an das 7. Ökumenische Konzil von
Nikäa im Jahr 787, als die Ikonenverehrung als fester Bestandteil
des Christentums festgelegt wurde.
In jener Zeit hatten einige Herren der damaligen Kirchenleitung
mit Hilfe der Staatsgewalt angefangen, alle Ikonen aus den Kir-
chen zu entfernen und zu vernichten, ohne Rücksicht auf den
Widerstand der Gläubigen. Das war die Zeit des sogenannten
«Ikonoklasmus» («Bildersturm» oder «Bilderstreit»). Bei der Ver-
teidigung der heiligen Ikonen spielten dabei zwei Damen eine
wichtige Rolle, zuerst die byzantinischen Kaiserinnen Irene und
später Theodora.
Als Theodora nach dem Tod ihres Mannes an die Macht kam, rief
sie eine Versammlung aller orthodoxer Bischöfe ein, um die Fra-
ge theologisch zu erörtern: Das geschah gerade an einem Tag
wie heute, am ersten Fastensonntag. Die Ikonen sind dogmatisch
ein wichtiger, sichtbarer Bestandteil unseres Glaubens. Seitdem
lernen wir vom Kindesalter an, uns vor einer Ikone zu bekreu-
zigen, die Ikone zu küssen, zu betrachten und zu verehren, um
die Botschaft der Heiligen besser zu verstehen und zu unserem
unsichtbaren Gott beten zu können.
Zweitens:
Am Sonntag der Orthodoxie werden die Beschlüsse des 7. Konzils
vorgelesen sowie die Liste der Kirchenoberhäupter, die als ortho-
dox anerkannt sind. Dadurch wird eine Besonderheit unserer
christlich-orthodoxen Kirche unterstrichen. Organisatorisch gibt
es auf der Welt mehr als ein Dutzend autokephale Ortskirchen
(Landeskirchen oder Nationalkirchen), zwar mit verschiedenen
Sprachen, Kalenderunterschieden, auch manchmal in scheinbaren
Konkurrenzsituationen. Aber vom Glauben her sind wir Mitglied
einer einzigen «allumfassenden»* Kirche. Diese Vielfalt der Ortho-
doxie ist eine Chance, aber auch eine Herausforderung, denn es ist
wichtig, die Einheit zu bewahren und Differenzen zu überwinden.
Am Sonntag der Orthodoxie wird in vielen Grossstädten ein soge-
nannter pan-orthodoxer Gottesdienst gefeiert.
Es kommen orthodoxe Christen aller Nationen zum Gottesdienst
zusammen: Griechen, Russen, Serben, Rumänen, Bulgaren, Geor-
gier, Libanesen, usw. Nationalismus wird durch den christlichen
Glauben überwunden.
Da spürt man, dass man zu dieser «einen heiligen allgemeinen und
apostolische Kirche» gehört, zur orthodoxen Weltkirche, die keine
Zentralmacht kennt. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche über
alle nationalen Grenzen hinweg bleibt unser Herr Jesus Christus.
Gedanken zum Sonntag der Orthodoxie, 09. März 2014 (sechs Wochen vor Ostern)
4% Kirchenslawisch: Co6opHas (Sobornaja), griechisch: Kaßolıkn (Katholikı)
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Kommt ein Toter zurück?
Das heutige Evangelium von Lukas® ist ein Gleichnis, das Jesus
seinen Zuhörern erzählte, um ihnen etwas Wichtiges zu übermit-
teln. Wir hören hier das Gleichnis vom armen Lazarus:
»Es war einmal ein reicher Mann, [...] Vor seinem Haustor lag ein Ar-
mer, der hiess Lazarus....(der Reiche verachtete ihn und fütterte
ihn mit Abfällen). Der Arme Lazarus starb und die Engel trugen ihn
an den Ort, wo das ewige Freudenmahl gefeiert wird; dort erhielt er
den Ehrenplatz an der Seite Abrahams. Auch der Reiche starb und
wurde begraben. In der Totenwelt litt er grosse Qualen. Als er auf:
blickte, sah er in weiter Ferne Abraham und Lazarus auf dem Platz
neben ihm. Da rief er laut: «Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir!
Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tau-
chen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt
2ntsetzlich.» Aber Abraham sagte: «Mein Kind, es liegt zwischen uns
und euch ein riesiger Graben. So dass, selbst wenn jemand wollte,
könnte er nicht zu euch kommen, genauso wie keiner von dort zu uns
gelangen kann.» Da bat der reiche Mann: «Vater Abraham, dann
schicke doch wenigstens Lazarus in mein Elternhaus! Ich habe noch
fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht wie ich an diesen
schrecklichen Ort kommen!» Doch Abraham sagte: «Deine Brüder
haben das Gesetz Moses und die Weisungen der Propheten. Sie
brauchen nur darauf zu hören.» Der Reiche erwiderte: « [...] das ge-
nügt nicht, um sie zu überzeugen! Aber wenn einer von den Toten zu
ihnen käme, dann würden sie sicher ihr Leben ändern.» Abraham
sagte: «Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann las-
sen sie sich auch nicht überzeugen, wenn jemand von den Toten
bei ihnen erscheinen würde.»
Drei Aussagen können wir uns merken: Ein Armer kommt in den
Himmel, kein Toter kehrt jemals zurück, zwischen Himmel und
Hölle liegt ein tiefer Graben:
5
Lk 18, 1
)— 3
1. Der Arme kommt ins Paradies und der Reiche in die Hölle
Sollen wir also unser Geld verschwenden, um arm zu werden und
um ins Paradies zu kommen? Nein! In Wirklichkeit meint Jesus,
dass es für einen Reichen schwerer ist, Gott zu folgen, weil er vom
materiellen Wohlstand abhängig wird. «So schwer wie ein Kamel
durch ein Nadelöhr zu führen», sagte Jesus, aber er fügte hinzu:
«Für Menschen unmöglich, aber für Gott ist alles möglich.»
2. Wer auf Gott und auf seine Heiligen nicht hören will,
wird sich auch nicht überzeugen lassen, wenn er Tote aus dem
Grab steigen sehen würde, Dass die Toten aus den Gräbern stei-
gen um die Menschen zu beeindrucken ist ein Aberglaube, der
dem orthodoxen Glauben widerspricht. Ein orthodoxer Christ hat
keine Angst vor Gräbern und Friedhöfen. Auch unseren Kindern
sollen wir verbieten, Gruselspiele mit dem Tod zu machen (wie zu
Halloween mancherorts leider Mode ist ). Unseren Kindern sollen
wir nie mit unserem eigenen Tod drohen, Der Tod ist ein natürli-
cher Prozess. Die Auferstehung ist unsere Hoffnung für das Ende
der Zeit. Wer an Gott glaubt, hat keine Angst vor Gräbern oder vor
Geistern und behandelt die Toten mit Respekt, aber ohne Angst.
Wir beten für unsere verstorbenen Verwandten, wir zünden Ker-
zen an, ihnen zuliebe. Dieses Ritual stärkt auch die Zusammen-
gehörigkeit der Familie, beruhigt manchmal unser schlechtes
Gewissen, lässt uns hoffen, dass auch nach unserem Tod jemand
für uns beten wird. Aber wir Christen beten nicht aus Angst vor
den Toten, denn wir wissen: Die Toten können uns nichts antun!
3. Es liegt ein riesiger Graben zwischen Hölle und Paradies.
Gibt es also keine Hoffnung mehr? Doch! Wir müssen uns schon
im jetzigen Leben bemühen, auf der Seite Gottes zu sein, nach dem
Tod haben wir kaum Handlungsfreiheit. Die Lebenden sollen für
die Verstorbenen beten, denn die Hoffnung auf Gottes Barmher-
zigkeit ist die Grundlage unseres Glaubens. Angst ist ein schlech-
ter Berater, auch das lehrt uns das Gleichnis vom armen Lazarus.
Nicht die Angst soll unser Leben leiten, sondern die Liebe zu Gott
und die Liebe zu unserem Mitmenschen.
Predigt, 30. Oktober 2011 (22. Sonntag nach Pfingsten)
Kinder in der Kirche
Liebe Jugendliche und Kinder
Der heutige Gottesdienst ist eine heilige Liturgie. Aber heute ist
doch kein Sonntag! Was ist denn heute besonders? Heute ist eines
der zwölf Hochfeste unserer christlich-orthodoxen Kirche. Heute
ist das sogenannte «Fest der Einführung der Gottesmutter in den
Tempel»*, Das Bild, das heute in der Mitte der Kirche ausgestellt
ist, ist die Festtagsikone.
In einem Kinderbuch, das bei
der Kirche bezogen werden
kann?, sind diese zwölf Hoch-
feste anhand ihrer jeweiligen
Ikone beschrieben. Über die
heutige Ikone lesen wir folgen-
des:
Die Einführung der Heiligen Got-
tesmutter in den Tempel wird im
Herbst gefeiert. Die junge Ma-
ria kommt zum ersten Mal in das
Gotteshaus. Der Priester emp-
fängt sie freundlich und führt sie
hinein.
Nebenbei ist das auch für mich eine persönliche Erinnerung. Diese
Ikone ist eine von denen, die ich vor etwa 14 Jahren der Kirche in
Feldkich geschenkt habe. Ich freue mich, dass mein bescheidenes,
aber ernsthaftes Geschenk so viele Jahre seinen Dienst erfüllt hat.
Die junge Maria kommt zum ersten Mal in das Gotteshaus. Auch
wir haben sicher einmal diese Erfahrung gemacht. Stellen wir uns
vor: Eine Jugendliche, der die Eltern schon als Kind beigebracht
% Serbisch: Mana TocnmojnHa (Mala Gospojina),
Kirchenslawisch: BBegeHHe npecBeTOoM BoropoAHLeE
7 Ikonen der orthodoxen Hochfeste 5.6.
haben den wahren Gott zu lieben und zu ehren, kommt in den Tem-
pel von Jerusalem, das Gotteshaus des wahren Gottes. Damals war
das das einzige Gotteshaus. (Heute ist jede unserer orthodoxen
Kirchen als Gotteshaus anzusehen.) Die junge Maria ist entschlos-
sen, Gott zu dienen. Sie macht grosse Augen, denn sie ist beein-
druckt von der Herrlichkeit Gottes. Sie merkt, dass die Erwachse-
nen den Glauben so ernst nehmen, dass sie dem unsichtbaren Gott
ein imposantes Gebäude bauten. Das wirkt auf die jugendliche
Maria sicher überzeugend. Auch der Priester in seinem litur-
gischen Gewand ermutigt sie, sich hier wohl zu fühlen, wie wir
auf der Ikone sehen. Das ist der Anfang ihres Engagements für das
Werk Gottes. Wer konnte schon vermuten, dass die junge Maria
einige Jahre später das Jesuskind zur Welt bringen wird und so-
mit die Gründerin des Christentums ist! Die orthodoxe Kirche und
viele Christen nennen sie seitdem respektvoll «allheilige Gottes:
gebärerin und Jungfrau Maria»,
Auch wir wünschen heute unseren Kindern und Jugendlichen,
dass ihr erster Schritt ins Gotteshaus, in unsere bescheidene Kir-
che, ihnen eine Ahnung gibt von der Herrlichkeit Gottes, und dass
die Ernsthaftigkeit, mit der wir Erwachsene den Gottesdienst ge-
stalten, auch auf unsere junge Generation überzeugend wirkt.
Ansprache von Dr. Cyril Deicha zum Fest der Einführung in den Tempel,
4. Dezember 2010
® Kirchenslawisch: npecBeTag BoropoAHlia HM NpMCHOAEBa MapHa
(Presvetaja Bogorodica i prisnodjeva Marija)
«Ich lasse mir nichts
gefallen ... oder?»
Christus hält das
Evangelium wo steht:
«Ich bin das Licht der
Welt» (Mobile Ikonostase,
Vaduz)
Behandelt die anderen genau so, wie ihr selber behandelt werden
wollt! Wenn ihr nur diejenigen liebt, die euch auch lieben, welchen
besonderen Dank erwartet ihr da? Das tut ja jeder! Warum erwartet
ihr eine Belohnung, wenn ihr nur diejenigen gut behandelt, die euch
gut behandeln? Auch schlechte Menschen tun das! Wenn ihr nur
denjenigen helft, von denen ihr eine Gegenleistung erwartet: Wel-
chen besonderen Dank erwartet ihr dann? Auch schlechte Menschen
tun das, weil sie dabei ihren eigenen Vorteil im Blick haben. Aber viel
mehr: Liebt eure Feinde, tut Gutes und gebt, ohne etwas dafür zu er-
hoffen. Dann werdet ihr es verdient haben, als Kinder Gottes ange-
nommen zu werden. Denn Gott ist gut, sogar zu undankbaren und
schlechten Menschen.
Liebe Brüder und Schwestern
Unser Herr Jesus Christus sagt uns, dass wir unsere Feinde lieben
dürfen, dass wir unsere Feinde lieben sollen! Darin besteht eine
der grössten Herausforderungen des Christentums.
9 Lk 6. 31-3
Wir dürfen Gott zuliebe viel mehr tun, als nur anständige Men-
schen sein. Anständige Menschen benehmen sich rücksichtsvoll in
Familie und Freundeskreis und erwarten auch, liebevoll behandelt
zu werden, Gott verlangt mehr: Wir sollen auch zu fremden Men-
schen liebevoll sein, sogar, wenn wir von ihnen nichts erwarten.
Alle Menschen sind grundsätzlich wie unsere Verwandten.
Wir müssen aber in eigener Verantwortung handeln. Es ist leider
gesellschaftlich toleriert, dass jeder sich durchschlägt, «sich nichts
gefallen lässt» (wie man sagt). Wir brauchen aber dieses üble Spiel
nicht mitzuspielen. Wir können uns immer entscheiden, auf etwas
zu verzichten. Es kann nur freiwillig sein, es muss aus Liebe ge-
schehen.
Wenn wir nun freiwillig auf unser Recht verzichten, brauchen
wir uns vor niemandem zu schämen, denn wir wissen aus der
Heiligen Schrift, dass wir auf Gottes Seite sind und Gott uns nicht
verlässt.
Predigt, Sonntag 3. November 2013 (19. Sonntag nach Pfingsten)
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Bis ans Ende der Welt
Liebe Freunde, Brüder und Schwestern!
Christus ist geboren!
Weihnachten ist der Tag, an dem die heilige Kirche
die Geburt des Gottessohnes feiert.
Die Geburt durch die Allheilige Gottesgebärerin in einer Höhle.
Die Geburt bei Bethlehem in Judäa,
zur Zeit des römischen Kaisers Oktavius-Augustus.
Die Geburt, die den Anfang der christlichen Geschichte darstellt.
Gott ist «in der Welt erschienen als schwacher Mensch»“. Die
Menschenwerdung Gottes ist das grösste Ereignis aller Zeiten.
Und Weihnachten, als Fest der menschlichen Geburt Gottes, der
Geburt des Gottmenschen, ist der Anfang aller heilsbringenden
christlichen Ereignisse, wie es der heilige Johannes Chrysostomus
schön ausgedrückt hat, «die Mutter und der Beginn».
Wie steht es mit dem geistigen Leben des modernen Menschen?
Die Heiligkeit gerät schnell in Vergessenheit.
Abnormitäten werden zu Normalitäten.
Das geistige Leben schwächelt: Die Liebe kühlt ab!
Gottgefälliges wird unterlassen!
Christus wird oftmals erniedrigt, sogar durch diejenigen,
die ihm am ehesten dienen sollten.
Der Materialismus erstarkt und Gottlosigkeit breitet sich aus.
Da kommt einem dieses Wort des Psalmisten in den Sinn:
«Die Gottlosen haben keine Ruhe.»*
Lassen wir nicht zu, dass an diesem Geburtstag das göttliche Kind
in ein modriges Schiffchen auf den Fluten der Gottlosigkeit um-
gebettet wird. Brüder und Schwestern, helfen auch wir mit, die
Würde des Menschen zu steigern. Fangen wir damit bei uns selber
an! Wenn der Mensch würdiger wird, ist es gut für uns sowie für
alles auf der Welt und für Christus.
® 1. Tim. 3,16
2 Ps 10
«Ehre sei Gott in der Höhe, und
auf Erden Frieden», singen die
Engel (oben rechts). In der Mitte,
in einer Berghöhle, liegt das
kleine Jesuskind, vor ihm seine
Mutter Maria.
(Weihnachts-Ikone, Feldkirch)
Stärken und erwärmen wir unseren Glauben! Überwinden wir das
Böse durch das Gute! Glauben wir an den Triumph der göttlichen
Wahrheit über die menschliche Unwahrheit. Erinnern wir uns an
die ermutigenden Worte Jesu: «Fürchtet euch nicht, denn ich bin
immer bei euch da, jeden Tag bis zum Ende der Welt.»
Für unser jetziges Leben lasst uns den richtigen Weg einschlagen,
seinen Weg, zu ihm, dessen Geburtstag wir zu Weihnacht feiern.
Jesus Christus ist der einzig rechte Pfad, «der Weg, die Wahrheit
und das Leben». Nachdem wir uns von der mütterlichen Brust
entwöhnt haben, versammeln wir uns nun unter den Fittichen
unserer Mutter-Kirche und versetzen uns in die weihnachtliche
Gebetsstimmung. Mögen sich in unseren Herzen die Weisun-
gen des Hymnus der Geburt Christi erfüllen: «Himmel und Erde
treffen sich heute, wenn Christus geboren wird. Auf die Erde
herab kommt heute Gott, und der Mensch schreitet zum Himmel
empor». Darum rufen wir ihm zu: «Ehre sei Gott in der Höhe und
auf Erden Friede!»*3
Ich wünsche allen frohe Weihnachten
und ein gesegnetes, neues Jahr.
Aus einer Weihnachtshomilie von Pfarrer Mile Mijic, 2001-2002
8 Mt, 28,20
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Inhalt
3 Predigten
5 Ikonen
6 Orthodoxie in Vorarlberg und Liechtenstein
9 Wie soll man sich Gott vorstellen?
11 Hatte Maria Eltern?
13 Meine Talente kommen von oben!
17 Was möchten wir in der Fastenzeit erreichen?
19 Sie überzeugte die Männer
21 Merkt man selber, wie fromm und heilig man ist?
23 Die Gesetze Gottes gelten für alle Völker
25 Eine Migrantin, die unseren Respekt verdient
28 Weihnachten oder Ostern?
31 Worüber Jesus staunte!
35 War Helenas lebenslange Suche umsonst?
37 Kirche Zuhause
41 Mein Bankkonto und meine Seele
45 Wer seine Seele retten will, wird sie verlieren
48 Alle sind gerufen, niemand wird gezwungen
49 Der Spassverderber
50 Woher kommt die kyrillische Schrift?
53 Grenzen der Sonntagsruhe
55 Wie können wir Nationalismus überwinden?
59 Kommt ein Toter zurück?
61 Kinder in der Kirche
63 «Ich lasse mir nichts gefallen ... - oder?»
67 Bis ans Ende der Welt
72 Impressum
Impressum
Herausgegeben von: Dr. Cyril Deicha, Vaduz
Texte: Zusammengetragen, übersetzt und verfasst von Dr. Cyril Deicha
Abbildungen: Dr. Cyril Deicha, Sven Beham (Beham.li)
Die Ikonen auf folgenden Seiten sind in Privatbesitz: 8, 18, 39, 47, 58
Gestaltung: Grafisches Atelier Sabine Bockmühl, Triesen
Druck: Stamparija Novi Sad
ISBN 978-3-9524397-1-5
1. Auflage, Oktober 2016
Herzlichen Dank an unsere grosszügigen Mäzene,
welche die Druckkosten übernommen haben.
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