Gen
Zur
hundertjährigen Erinnerung
an den
M4 2.5325: H H (5:4 Bal- » 3,45 fr,
Drang von Balz225
am 22. Oktober 1795.
->+- DKD
Seltrede
geBbalten in der Ffarrkirc<e von Walzers
bei der Erinnerungsfeier
am 27. Oktober 1895
pr. Fr. Jos. Kind
Pfarrer von Balzers.
vor
ür
hundertjährigen Griniraung
an den
w=. ch .
*IPFANO von Balzers
am 22, Oktober 1795.
Die ern“? “Zeierlichkeit. welcher wir, geliebteste Pfarrkinder,
den lezten T1enstag =- <.... Oktober =- und y-ionder3 den
heu! 7:1 Sonntag 8“wei! "aben, v-rfezt uns aue in weihe-
volle Stimmur>. Al3 oa-1 1“*:en Tiensta> Leachmiticgs 4
Uhr, d'e Glo>en. orklan " vnd <:ne volle | .5e Stunde hin-
dur6; : ernst und feit 1 ihrer Sprache redeten, da war
es, ais tönte "“"errey,..idzr Wehruf, 22tragen auf den
Schwin“ 2 eines L.g*und:3, za uns herüber; da ergieng
aber auc* Le eindringliche Wahnu, 7 ait uns, CG5:t zu danken,
daß er Wahre hundert Zabren ( zu.ches «„inglüd von uns
abgewenv.«. Der denkende Menk suv;t überall und findet
überall Anfnüdt zu... 18punkie, die 1 1 üwer Erde und Gegen-
wart "nw * mi eimer andern Belt 14 Verbindung seßken,
und bs'ondec3 dienen ihm sola, erschütternde Ereignisse, wie
dasjenie, de 'on Erinneruy4 wir heute begehen, dazu, seine
Gedanken na: * Jen zu richten. Das ist auch der Grund,
warum wir d« 2 Erinneru“"sfe,2r veranstaltet haben: wir
wollen uns das Elend unserer Väter ve ;ogenwärtigea und
dasselbe «xu jam mit ih: 1 fühlen; das sv! uns auch lehren,
daß unsere Zeiten nic: +2 scylimmsten sind, daß man mie
verza“.a, sondern standh; | dulden ud kämpfen soll, da Gott
die Seinigen nie verläßt. Wir wollen Gott von Herzen
4:
danken, daß ex schon volle hundert Jahre hindurch die
Getßel seiner &ächtigung ne mebr hart über uns ge-
s<wundoa; wir wollen ihn flehentlich bitten, auch fürderhin
seine 4&:21d erbarmend und schüßend über uns zu halten und
vor ähnlichem Unglü> uns zu bewahren.
Es lieot mir nun ov, zu diesem Zwecke euch die Ereig-
nisse in's € däc<htmz zurüczurufen, welche an jenem denk-
würdioen Taag über unsere Gemeinde hereinbrachen, und
welche auch in der nächsttiolgenden vit sich hier abypielten,
bis eine neue arr" - > an Stolle dor dem vorheerenden
Feuer zum &T»* asöfallenen, orstand. WMehrfoch werde ich
eus wa? 1 nun + 2 damaligen X jarrers gh.
Io1el Tak feen. KBoiben finden : sich“ in lateini-
scher Spra&>2? defatc on vv 1edenen Stellen des Ta.f-
und € terbebuc>e2 . iw have , - wortgetreu in die deutsche
Sprache übersen*. “%r höret ano da o'eichjam ans einer andern
Welt n-rüber t'e Worte eines ausoeze.hneten Seelsorger3. dem
eure “ iter einst in trüben Tagen als ihrem Helfer und 2röster
lauschten. =
Ahnungslo3 hatten eure Väter am 22. Okt. 1795 die
Sonne üb + DVWittaqsiw'2e Horvorleuchten nesehen. (Es
war ein wild“ “öhntaqg; doch das it für L olzers kein Er-
eignir. D'e 2 aienaen ihrer gewohnten Arheit, nament-
lic dem Cy" mon 8 Zürfens nach, Doch ptövlich Stach-
mitto23 nach " nhrwo % vierten Stunde ertönte Feuerfärm :
die Flamme.: f "112 1 etwas herwärts der ost lichterloh em-
por. Verzwe „i wia man 12% retten, „was 314 retten it;
doch es it ki» *2it daz : das raser » Element, von oer
Gewa * *23 R; '.3 gepeitjct, ergreiyc mit Sturme??.le Haus
um T zus, ) daß in wen'“1 Minuten das T>* nur mehr
ein ; 'ammenmeor i 7: ja!» fenaon “ >. in werden
av" 3 Sturmes FZuigeln 1. + 3% Om o.tragen, w9 in
der „L77““ -noh zwei Häu*f * deu Flammen zum & vfer
fallen. Liz Pfarrkirche, wele * im jetzigen Weinberg oes
Pfarrers stand, und *-r Pfarrh- . sowie * >38 Trühmeßhaus
theilen das trauriae L908. Noch am galeickon . ormittoa hatte
man in der Kirche ein Kind getauf<, Jo"ann Lnton
Nigg, ur* nun lag je in wenigen Augenbliken da
als brennen>*2?r Trümmerhaufen, in welchem " auch fast die
ganze Einrichtung versengt ur 9 vernichtet war. Doch hören
wir unsern Gewährsmann, Pfr. Mähr. Er schreibt aljo:
I< D=
„Der 22. Oktober (1795) war jener verhänanißvolle Tag,
an welchem L?achmitto 3 naw" är durch amchenliche Sorg-
losi* "Soente es : ToyerSbrun * enttian:, mesche durch
die + 8 Fn derartarsrivdert wurde, dos in
sieben * wein ow! + Cohäund» Flammen standen, und
aus “m 2 r em moitescen von dem Orte, wo es
zu brenny hatte. ax Sent war, fünf Porsonen durch
Spruna a 4,5 >" orn ) retten mußten. Bus der Firche
konnte Fur cx zrrop, wolter allein derselben zu Hülfe
eilt2. 'nar 1 verjefesch rc vom Allerheiligsten, sowie die
Mo rg 0 1 Delco osflüchtet worden. Ueberdies konnten
die es vr de Buch (Tauy-, Sterne- und Ehebuchin
e:ns1 * ande) mit zwei ander» Tüchern, nämlich dem
Jab >“ -n- Urbarium) und diechnunas8buch, sowie
die . antto % tiefe gerettet werden. Tor Gottesdienst
muf*e rortan 15 im St. Peter, theils in Maria-Hilf
geh ten werden.“
€ * mütjen wir billiq staunen über die ganz außerordent-
liche Goi >> wenwart des Pfarrer2. einer svichen Ber-
wirru““ & aum mebr 7 : zu einern "danken war. rettete
er aus > Fir» und dem Pfarrhofe d:8 Allerwichtioite, das,
worauf es r=> Zllem' ankam. “nerst d-“ 2 er an den lieben
Heiland, weld:c1 damals jener jchöne Onersekel< barg,
aus dem euch "eute noch das Brod des Lebens in der hl.
Kommunion gereicht wird. Dieser Syeisekelch 1t ein Ge-
schenk eines Balzner Priesters, wie die in lateinischer Sprache
auf demselben eingegrabene Widmung mittheilt. Dieselbe
lautet:
„Gann Fantift TFsrich-SKapy “Todor der hl.
Thee * ', imw““ fern noe ee „wrotonotar, s,apitular-
domh- * " o“"anhten € *-iatfirche zum kt! Vitus in Frey-
fing ur“ => 7 Loduz =- schenkt * ses Gefäß: als
Sühn- ; „kolaus in Balz -. 17...“
Pp "veut es uns, 1"< im Vosite dor schönen go -
t67) „. IN, "213 31 sem, die jezt wie damals einen
Schmu. unjerer &irche bildet! Ihr seht jetzt dieselbe wieder
vor e*“ schön ">>erichtet in ihrer ursprünglichen Gestalt
(gothist,- „linder-Monstranz).
Reit, - von den Kelchen der damals gerettete ist, kann
ich nicht bestimmen.
«pro expiatione transgresSionis».
-
Von wie großer Wichtigkeit endlich die Rettung der noth-
wendigiten ""farrhüchor wor, t jedem begreiflich. Was
wäre das für die Nachfolger für - eine Schwierigkeit gewesen,
wenn diese verbrannt wären! Ich muß gestehen, daß ich
dem edlen Priester für Erhaltung derselben herzlich dankbar
in.
Was nun die Entstehung des verheerenden Brandes
anbelar “*, kann trzjelve nict mehr festa-jtellt werden; ihr
wisset, da3 darüber verschiedene Gerüchte gehen. Pfarrer
Mähr schreibt denselben. wie hr oehört habt, einer „abs<heu-
lichen Sorat: >44 dar Zeute" zu; es mülY4 also
jedenfal35 Erwachjene nähere oder entferntere Schr1d daran
gehabt haben, wenn auch vielleicht das Feuer durch Kinde8hand
angefa? t wur>>.
Menschenleben forderte das entf»T-lte Tlement dr ei, wo-
von zwei im oleichen Ou, : näm... > 16 20 "briag Li (tie
zranzi8fa Nigg - 9. „rid w5hr 18; * Sohn
LUse2 tus "Tiaa, . Eon tijnen 6. t "58 im Sterbebuch, jie
seien durc) das zyeuer erstiät vv) dur-h vie Trümmer zer-
schlagen worden ; einic? Ueberre-“e von hn-14 seien aus den
Trümmern heraus832>raben und em . . L:.26er beerdigt
worden. Tas dritte O“r war cin + Zahre und 5 Monate
alter Knabe, 3 9*85* Andreos, Se“1 des Andreas
Wolfinger und uc Anna Acaria Wil...
Groß wor nun das Ele»>. vw'"chos3 ju*-0. dieses Brandes
nnd-pnn:.5i derer: rösten De 4a näiter
Feit über "Pwert te Demeinde %rembrachen, entjtand.
& 9 wurd? 2..-..9€ “ich das folgende Zahr von einer “roßen
Sterblichke . „sonders uater den Kindern heimaesud *: es
starb23 ia diesem Jahre 73 Personen, wovon 53 Kinder;
die drei Monate März, April und Mai allein hatten 58
Personen zur ewinen Ruhe goebet*:t. Dann folgten schlimme
Krieg*, »ten, wo'chs das Mao3- des </ammers vall machten.
Wahrhaft € >“ *% 1.t das Bild, welches über diese auf den
Brand folgen>? zit von dem edlen Seelsorger entworfen
wird. - Er schreit. :
„2 Feuers8brunst fand statt am 22. €*t. 1795. Es
entstand nua eine Armuth, j4 Noth und Clend im höchsten
Grad... Die Gemeindebuüc(-r, durch das Brandunglüc> meder-
gedrückt, mühten sich a5, so viel sie konnten, strengten 6 4e
Kräfte an, um ihre Wohnungen wieder herzustellen, theus
4."
aus e>enem, theils aus gesammeltem Gelde, theils durch
Schulvenmache.., Um d.e Kirche und die 9 jfarrhäuscy be-
fümmerten sic*. die Leute inzwischen wenig. Za all dem kamen
nog das FS +pSaetümmel, &.2? Verwüst>i 1 und Plün-
derum Mr ZZ rata, weldy am + Scärz 1722*) von
der € 3 1 / - Lt Trübba) m's. Land einbrachen, die
Festui zuste.: 3 erstürmten und 1. Tage hindurch
ganz vr / „nz8brauc, bei uns bausten, nachdem wir vorhor
von Dd. ' 2undeten Soldaten seor viel gelitten hatten. Die
Verwaltu : x Pfarrei war inzwischen autzerordentlich schwierig
wegen 8 “oel und völligem Abgang der kirchlichen Gewänder,
ja von allem, was zum Gottesdienst gekört, weoen der Ent-
fernunoon vy“ der Wohnungsverhä'tnisje, was fich hier alles
gar nict beyiyreiben läßt. Die Unterweisung der Jugend,
die Spendung dor Sakrament». das * son dor Kranken
war mit tousen?d und tauser Schwier*"*:iten verbunden.“
Eine intereiiante Qoleucktura. z4bo=r Runkte liefert. uns
eine Bemerkur“? zum 1 Mai d'cjes 3:%es, anläßtich des
Todes eines 2 .molinas Joseph Cberle; dieselve lautet: „An
diesem Tac wurde die Luziensteig von den Kaiserlichea mit
ungeheurer Anstrengung aber nict großem Verluste einge-
nommen “ Kanon“ „donner und Seufzer eines Sterbenden!
Feldgesurei u“? S.erbo7-bete! Noch we%x aber eine andere
Bemerkung “ "er Emtragung des Seerbefalles eines ge-
vissen Konr2? Tromme“t am 1. Oktober. „Dieser war,
lieSt man d“" am 11. * “ob vrfehen worden, gerade als
das r* 11 ? L251..23,000 Nann stark, aus Graubün-
den her ankam und in Lolzers übernochtete.“ Gewiß ein
interesjanter 2"-rsehgana während 23,000 Stussen zu Fuß, zu
Pferde und Vagen in's Dorf einmarschierten !
Und r > stayd e3 nun um d'e Kir-be" Dor Gottes-
dien w merci oohbrt habt. hens 11.04. -tepr,
Fheils.-4:% 55 zel “Halten. Auch dt 2 Gei“ «chen
herr x =< m Mäls oowohnt zu baben. HLontäne,
um 3! - 21 erwähnen, oder Frühmej'*x, w'* 1:2 da-
mals 1* 2 alzers hieven, waren um diese Zeit: -I"8aunn
Ge ommelt.; LernachFohann Zeihae! "x:
wahrsuyemnlich 2 "uder de3- Pfarrers, später 1815-1822 scrbst
Pfarrer von Balzers, ats welcher er hier starb; Johann
| *) Am gleichen Tage fand der Einfall der Franzosen bei Bendern
NO:
<< 0 F=
Bernard Bischof, endlich Thomas Auer. Ihr habt
auc vernommen, d>3 die arme Lievölkeruna, anderwarts
vollauf in Ansyruch genommen, nicht an dea Kirchenbau
dachte. nd doy Viarrer? Diezer that allerdings das
Men; henmöo?" 59. um der vielgeprüjsten Heerde wieder zu
einem GotteShar.2 zu verhelfen. Dom 1 mn wir ihn wieder
selbt sprechen: „“ .: a 1 dem unteri« * :.* nichts, daß man
doch endlich an das Wiederaufbauen " : Kirche denke. Ich
schrieb nac) Vaduz, nach Teidkir%, Tnns8hru>, Wien
und C* 4-, Antwort bekam ich ker» oder nur selten. Von
Chur aterdinas erhiw't 1:4 eine solche ofter8 und zwar in
sehr wohlwollerdem € mne; aver von dort hiena es eben nicht
ab, 1: * ganze Sac > in's Work 24 seen. Endlich wurde
durch &ermittlv> + "eres erlauchtesiten Bischofes,* ) welcher
durch die gottlr * '»volution 27zwunazen worden, Chur zu
verlassen, und veeran seinen € 5 aufgeschlagen hatte,
bewirkt, daß eme &Fomm on von 3nns8vrug bieher be-
ordert wurde in dor Person des “ern » 'ranz Baraga,
Direktor des .. c. Bauamtes. Tiejer mu. * von allem genaue
Einsicht nehmen uvd der k.k. Negierung 1: "nnsbruk einen
erfihöpfenden Bericht über aules erstatten: * '*" Kommission
waltete ihres Amt-3 im Sepyter - 1809 1 dieser Heit
wurde auch ene * “prechur43 .> aduz o-halicn, zu welcher
der erste kaiserliche * zamte v' « *">tirm. ler v. Steioer,
erschienen w““, yorner die 126 ensteinis« '»1 Beamten, die Vor-
steherschaft bir 12x Gemeinde und andere 3 "geordnete derselben.
Bei du er Beyprechung handelte es %,ch nur darum, - » die
Geme nde von sich aus das größer? Bauholz zu Kirche,
Pfarrhy-' und Stal mit Scheuer beitragen wovo, und es
wrde ausgemacht, da* sie dieses thue. Uebrigens hatte die-
selbe sn früher die 8 stung von I rohndiensten zuge-
sagt. Do% auch jeht fieng man noc) nicht 24 bauen an.
Gegen Ende Februar 1804 reiste ih nun nach Inns8bruc,
um za drängen und zu treiben, daß die Kirche doch endlich
erbaut werde. Von JInnSbruck zurückgekeh“t, schrieb ich einige
Zeit nachher an den Kaiser selbst.**) Endlich am 4. Nov.
*) Karl Rudolf von Buol-Scauensteiv.
**> “ 2 Pfarrei war damals kaiserlichen Patronates, Das
Patronat "nüpfte sich an die Gutenberger Schloßgüter" und gieng darum
am 2? <eptember 1826 mit dem Anfkaufe derselben jeitens der Ge-
meinde an diese über,
--“ 9 --
1804 befam-ich von Herrn Reaierungsrath v. Schmidt
einen L*rier, uin wecgem or 1 r mittheilte, daß “or . „der-
aufbau der genannten (-bäulichfeiten dyrc< kaiserches “kret
vom | *. S-ytemher angeordnet worden *:t, umd die Baykoiten,
welche %:c Kaiser tegen wolte, in 7 dkir<h zu erheben
seien. Schon vorher hatten 5:e fai: hen Beamten von
Feldkirch und die liechtensteinischen eine zusammenkunft iber
die Vertheilung der Baukosten ; aber ..e wurden nicht einig
und sind es 1i-“t noch nicht; nicht? '/toweniaer wurde der
Bau in Anar : genommen. ==" >< * ve in diejer Angelegen=-
heit oosichrreven und Reisen rnommen mehr
als " er* amol. Streitfragen gav es eine große Zahl :
wer beitro“ wle, wer vielleicht dazu gezwungen werden
könne, wo v.... ?ermöaen die Filialkirchen (St. Peter und
Maria-F F), wie viel die Pfarrkirche selbst besize. Endlich
fam e3 noch in der Gemeinde selbst zum Streite in Betreff
des Bauplatzes der Kirche: die einen wollten sie da, die andern
dort und andere wieder an einem andern Orte haben. Doch
wurde schließlich von der obersten Behörde, dem erhabenen
Patron yelbyt, der Plat bestimmt, und zwar derjenige, wo
sie nun jteht."
So war nun der Kirchenbau in Fluß gerathen und schritt,
wenn auc) langsam, vorwärts. Jjar- : Mä" hatte nach
fast unglaublic" a Anstrengungen sein ziel erreicht. Es sei
mir an dieser Stelle erlaubt, einem "9 herrlichen Mann unter
meinen Torgängern noch einige Wee anerkennenden Nach-
rufes - 1 widmen. Wol selten wird vin Pfarrer von Lalzers
so vk durchzukämpfen, 1 viel Elend mitzumachen und als
tröstender v:d helfendor Vater zu lindern gehabt haben, wie
Johann Iosef Mähr. Schon der Antritt seiner pfarr-
amtlichen Lerwaltung muß ein schwier:»er gewesen sein. Unter
seinem & "»wgänger “rx. +999 Stö>1: re war nämlich ein sehr
heftiger Streit in dor Comeinde ausgebroch-n, wobei die eine
Partei f'*, die andere ider den Vfarrer and, und nach
einem nc. “haltenen Schriftstück der Friede gänzlich zer“tört
war sowo' 4 in der Gemeinde als auch in den einzelnen Fa-
milien. Pfarrer Stöler hatte sodann im April oder Mai
1790 die Pfarrei verlassen, worauf dies'be während ungefähr
5 Mönaten von einem Kapuzinerpater TZrenaeus aus er
Mey x Kapuzinerfamilie verwaltet worden war. Eude Oep-
tember oder Anfangs Oktober 1790 trat sodann umex
. 1*+* -
Johann Zo1ef Mähr noch als junger Priester in die “farrei
ein. zerft - ) . arrverwe“-, nohder als -“Jentlicher 4 „arrer.
W "rend i en fünf Tahre jeveint nichts besonderes. vor-
gefommen u“ x Tiede in der Gemeinde baid hergestellt
gewese" ii. Wiit dem “?. Oktober 17553 aber, dem
Taas * "Fen Brandes, begannen för ihn zeqon
Ja “? 10 > don und Kämpfen, mie mir voin von iym
selb : “ +t haven, auer auch eine / it, 1 wier +x als
war >» deer seines schwer heimo-:nd. en ' > 3 treu bet dem-
selben au8harrte, e8 im Erend aufr-ht orb2 +, und auch in
den schwier*o>iten &>aen es nie vrlte), za ec verwahrt sich
ausdrücklich gegen 1.4 Vorwur*. c18 hätte er fliehen wollen,
da ey einmal im I.bre 1799 , > zum Besuche feines Bruders
nach TZtuben am Arlberge bJao. Und 1 t ruhte er wäh-
ved dier stürmitihen Fit, bis endlich mit Anbruch besserer
Tage seinem geliebten Volke wieder ein Heiligthum erstand.
Doch auch jezt waren w-ben den Freuden, die er erlebte, die
Scwierio*feiten nit 21 Ende. Hören wir ihn nur selbst,
was er über den Anfanva des Baues berichtet:
„Am 29. Avril 1805 wurd» mit dem Ausgraben der
Fundament? y Die neue Tirche '-y Anfang gemacht. Qs
b 2 ersten ware1 zum Graben - fi dem Piaße Johann
2 zr] = dem alten 7 Ilof wohnte, und "' 248
EF Ea iC 890. Goa Tirid im Gäßle und) H.
6? 4 „hoe. Lanovammm: 71 und Rituer
1115 M * ran*2 Ante. - 4. „in vortrefflicher
Mann; . -ywo."t Joh, Tini t = >t, des vüge-
nannte“ „..;aunes Sohn, ur“ * 13242 3 rick, veide
von | + < 1ter Vesinnut 242: 16x: fr Fie Arbeiter
aus; - mer 2 war. 5%, Bas. "uche:, in Mäls
wohr . << * | zthätic cx Mann. audire? tor war tr.
TLC u ' x-eyratyer aus Jeldkirch. Tie vorzüguch-
fecit Leue zwalen aus Düns, Pfarrei Schnifis ; der
vlwWwm 84. 4meister war aus Rankweil, Johann
Micha21 1 ..a: "
T.15 ware nun alles sehr s&on. Nun aber folgt in der
Au** cc ichnung *:3 guten P;arrer8s 1 lanvor 4. 2um7:5 rich
ir Duranf:. 3. Worte: 2br.000 5.0 Hiadern 412. 44Dd
Widersprü<? verzögerten den-vau.“ Danm forgen w..9er
mehrere Gedanfenstriche, worauf er in einer neuen Linie
fortfährt ;
- 1" -=-
„Am “ Mai wurde der erste Stein gesegnet und auf
der € velr ro<:3 im Dinkel des Tundamentes der zu er-
bauenen 8 x 2 < ngeje“t von Zohann <ojef Mähr, Liarrer,
der 1 | vorn iqpürtoiten Ceneralvfariate in 6 zur er-
mä“ * worde « »r Brycho- war damals in Meran»,
Die > “eremon ». die nil t gor feierlich war, wl wegen des
Mißzallen3 vieior dey Bau wt etmas trauric * Stimmuno
begonnen wor: war, wohnten bt der hochm. Horr Woir-
gas Gene>r" Schmid Veputat und Pfarrer von
Tr << i, und d:* hohw. . Gregor, Kayuziner von
Mels. der nur zufätlig hier war. Es wurden al!'? Familien
der Gemeinde 1.r Ceremonie eingeladen, die nach dem Churer
Ritual vom Lahre 1732 ert nachmittags 1 U“r volizogen
wurd2: die Wo, «hl aber erschien nicht, durch Landarbeiten
u. f. w. beschäf ,“
Ihr seht a! 1, wie der- vielgeprüfte Mann selbst jext. da
die Mauer. 4 cr neuen Pfarrfir« / sie) allmälig eiyv-en,
manc>en Vordruß mit in den Kar“ 1 men mußte. Dazu
hatte. > nu" immer keinen Pfarrhof (dier wurde erit 1310
dur( 18. y wieder box ellt), j* felb.t in dem Hauje
in Mäl2. wt «3 ihm als Wohnun? diente, so>4 cr durd
Leute, ü.2 sis" dem Spiele e*>>ben, br;östiot worden sein. So
finden 1:5 cs denn begreit 5, da“ --, 14 nun doch sein
Hauptstrebt.', die Vewe-rksteuigu? d:3 Kirc<henbaues, erfüllt
war, dem € renvollen Rufe auf d.e schöne 1..d große Pfarrei
Rankwe. fs%5 2. Gewt3. wurden ihm beim Abschied am
7. Novembe: 1805 viele Thränen nac“eweint; denn alle
verstänt.zen Leute mußten von L,eLe und Hochachtung gegen
einen s9 mannhaft« nmmerschütterlichea. "yferwilligen, treuen
und seeleneifr: 1 8 “vorger erfüllt sein. Jür mich. aber
war es eine süße Pflicht, bei der heutis“u ernsten Feier das
Andenken an einen j» ausgezeichneten Wann unter meinen
Vorgän ern mtaen lieben % 'arrkinder.; ins Gedäc<tuiß 7.1-
rüczurufen. «- ;emoria i180.c 1m 1-udibus:; TS & 4-
denken at den Gerechten 1. voll des... „bes.“ (Spuritate Sa-
lomon!s 1. 7.) Johann Joseph Mähr wirkte als Pfarrer
in Rankweil noch über 38 Jahre, wurde auch zur Würde
de3 Dekans erhoben und starb hochbetagt am 20. Januar
1844
Der Kirc<>ubau wurde erst 1807 vollendet, wie auch
die auf der Stirnseite angebrachte Jahrzahl erweist. Die
42
feierlice Einweihung erfolate den 25. Juli 1808 durch
den Sd von Thur, . Soxl Su dvi von Biovl-
Schauon *zin. 7 2 Kosten beliefen fich ziemlich genau auf
15,3%4 G«“den, *:o Loistungen der, Ceomeinde miteingerechnet.
Sie «t ällerdiwm“ „1 k. = angelegt worden ; aber wir müssen
das dem guten 8.31%: Franz, der in eni5emrieg8nöthen
war, zuge halten. “ee wäre übrigens noch iner heraus-
gekomm« *, wenn ns"t, wie erzählt wird, zw - „Zänner, die
damals ut und a! ;er der Gemeinde das größte Ansehen ge-
nosse«, näml.. andammann Tranz Anton pride
und au8m ox 99h. Baptist Büchel, während
der Lacht d.: *s weiter anzeinander gesteckt hätten. An
uns freilich, geliebte Pfarrkinder, ist jebt die ernste Pflicht ge-
bieterisch heranzetretea, an ein garoßeres GotteShaus für die
inzwische: auch noch bedeutend gewachsene Bevölkerung zu
denfen. Wolle Gott, daß der Pfarrer, welcher zu diesem
Werke sich anschien muß, nicht mit solchen Schwierigkeiten
zu kämpfen habe, wie Joh. Josef Mähr !
So h«fon wir, geliebte Pfarrkind-r, an der Hand der
Geschib:e die Leiden unserer Väter bei dem oyogen Srand-
unglü> voa 1795 und in der nächstfolgenden eit an unserm
Geiste vorüberziehen lassen. Nicht + "Br, das waren böse
Tage? Und doch haben diese unsere „„oreltera, zetragen von
Vertrauen auf Cott, den L-th nicht “nken "assen. Sie waren
ein starkes, o"äubiges Gerchicht. Be beschzämend muß ein
solches Beispiel anf je.'e ugs uns wirken, die bei Unfällen,
wie 3. OD. beim Cagelschlag dieses Jahres, sich gleich nieder-
wer“... 1a und ver:weifeln wollen! Das (> 1 ht männ-
lich. das 1,: nu * recht. Der liebe Gott verläßt die Seinen
nicht, wenn +c , 2 auch zuweilen mit der vuchtruthe heimsucht.
Man muß f - an Cott sic< halten, sich durchfümpren und
durchringen : es folgt dann auf die Sturme8nacht wieder heiterer
Tas und | scheir* die Sonne dem Aufrechtstehenden viel
lieblicer als dem Nieder.;eworfenen.
Es * „m uns aber die schweren Verhängnisse, unter welchen
unsere < Jreltern 1:4 jenen trüben Lagen ser en, gewiß auch
nahe, € ott zu danken, daß nun schon ein volles Jahrhundert
hindur. 3 m<cs ähnliches mehr über uns efommen ist, weder
durch Lrand noch durch Kriegsnoth. Tas wollten wir durch
dieje Erinnerungsfeier von Herzen thun; wir haben deSwegen
auch diesen Tag dem göttlichen Heilande im Sakramente seiner
Liebe besonders geweiht, und es freut. mich, daß die Anbe-
tungssturden fleißig besucht wurden. Zu ihm, dem »elfer
in aller “oth und zu seiner hochgebenedeiten Mutter und zu
unserm heiligen Kirchen- und Gemeindepatron St. Nikolaus
wollten wir auch und wollen wir fernerhin vie flehentliche
Bitte emporsenden, daß auch in künftigen Tagen Gottes
shüßende Hand über uns ausgebreitet bleibe, Unglü> und
Elend, namentlich durch Feuer, Krankheiten und Krieg von
uns fern ae*al -a werde. Es hatte im Verlauf dieser hundert
Jahre wir * pieder einmal em ähnliches Brandunglück der
Gemeinde - “"t, indem am + . Januar 1840 bei stürmi-
schem FT. + »uer unweit der "ost ausbrac<. Der fromme
Pfarrer . euille schrieb die Rettung des Dorfes einem
besondern - ittlihen Schnzze zu und ließ einen feierlichen Dank-
gottesdien“* <"halten. Gefahren also in dieser Beziehung sind
nie ausgess !ossen, und müssen uns wie zu weiser Vorsicht
so auch zu v*rtrauensvollem Aufbli> zum Himmel in kindlich
frommen Gebete ant»: ben.
Laßt uns nun dieye ernste Erinnerungsfeier schließen, in-
dem wir uns «vermals vor dem im- htwagsten Sakramente
gegenwärtigen Heiland niederwerfen, die Gedanken, welche uns
zur Abhaltung derselben veranlaßten, besonders Dank und
Bitte, ihm zu Füßen legen und mit innigem Vertrauen um
seinen Alles vermögenden Segen bitten. Amen.
Alles zur größern Ehre Gottes !
1 35- - 4 Docs
4? | Buchdru&erei Mels (St. Gallen). 384
„BCsüxeD.
0
gehalten
in der Pfarrkirche zu Gsc><>?n
bei Anlaß der
<“his 44557 44 A- u |
XW ZNIE: .
| * " * vv . mr %
des Ant&>lulles der Herrschaft Scellenberg an
das durchlauchtigste Fürstenhaus Siechteustein
Dr. Franz Josef Hind,
Domherr von Chur,
am 22. Mai 1899.
Feldkirch.
Dru und Verlag von L. Sausgruber.
199:
VOr
Hohe fürsftlihe Fogierung !
Zochwürdigster Vertreier 2 r. Snaden 5es hochwürdigsten
% [chofos von Chur !
Bochwürdige Geistlichkeit ! 39<4+ "vrtoste Sandesvertretung !
Verchrteste Sotgäste uns Sostteilnehmer alle,
Besonders noh Ihr,
Veteranen „Sürst Johann Il. von uns 5u Stiechtenstein“!
7 Gundort Tahre find norflossen, seitdem in dieser
schöne, ant " : rme yochw.chtige Satfohe 9 volizog,
derer *nsr. .:e Zirkungen “oute noh %+ Sa, 19 heute
si“ rade in “onder8 : hyenwr 7 „lten.
! mmer erin „= aim
N DE Zofe auf = ȟU-
wt -2Z 1 ur7 "remnewn. ar. 'm ten
<* an" Jam „/ndrea3 | * "in,
wel<<"y durc) Kaufvertras zom Vel 9 die
Herr zjaftsrec;te üb Lie aite "err 1.4 '4berg
eingetreten war. „3 war ve lüdnge . 5 einer
schweren Le.>ens>, t, wie eine so- je über un ere . "fahren
wohl kaum e,a anveres Mal mit jo vielen Drangsalen ge-
fommen 1. + „x Ay" reiner neuen Zeit, die, freilich auch
unter 1. d Wed» fällen, uns immer inniger mit - inem
Herrscy2. „.,2 verband, welchem heute * >< zweihundert-
jähriu« asammenleben die Serzen freu. x denn » ent-
gegen. jun: | ja gerade die dankbare “.iebe zu * osem
Fürsten"ar 2? ber Grund unseres heutigen Zestes. zeses
Fest soll aber nicht nur ei“ Erinnerung an vie Verganzenheit
sein; nicht nur 7r-udiz: - ankeshymnen jollen zum &-immel
emPv. „«;3en: €3 foll dass./be auh eine nüchhaltige Wirkun »
für die Zukun;t gaben; 3 “4 das bereits eig ngefnüpfte
Band zwischen Fürst und Volk, wenn möglich, noch enger
knüpfen; neben den Dankeshymnen soll der Schwur un-
want varer Treue zum HimmXl emp-riteigen. Ein Blick
auf die damalige / > ud das "erhalten unserer Väter,
ein 2'lick sf*dann anf >63 Norhältnis zwis->-n Fürst und
Volk, * > -3 sein 14, un" "2 e3 sich thats* lich bei uns
entwic. : wird einer,“ 43 unsere "freude x“"tfertigen
und ur3 ron, welchen Iank wir der göttlichen Zorsehung
schuldig f:"*, wird c>srits ' je bezeichnete nachhaltige
Wirkung die; 3 vater“ ichen Zestes fördern.
Verehrteste Festteiln*?mer! Warum sind wir eigentlich
vor zweihundert <“ahren ! "Htensteinisch geworden? Da kam
eine Crrschaft und "1 Land zfammv. die weitentlegenen
Himmetsytri6:-n ans. Irten, 2 bis da“in nit vie leiseste
Berührung 1. t c aander „habt hatten. "un, 8 war die
Not, die uns »“"ammenbrachte. Die ot eines neknechteten,
zertretenen, 2"ma1 . .?de verwundeten *.-“"leins war es, welcher
die odttlic'> .“o““hung durch ein kräftio28 und reiches
Fürstenges&leht + ilfe sandte. Erlaub?n fe mir, an dieser
Stelle etwas 17 "der auf die damaligen Zustän>2, von welchen
wir uns b-vte kaum eine Vorstellung 4 mc “an imstande
sind, einzu?“ *2n, da sie uns ein erareifendes 1d von den
Bürgertu3..22n, dem Hristlichhen Sinne und o»ttvertrauen
unserer Lorfahren vy zweihundert und moyr ahren aoben,
da sie uns x zen, wie d1-1e unsere dawfghren v Veryältnis
zum Landes: errn auffaßten, wie gewiisenh : € unter den
schwierigsten !"mständen ihre -sflicht dor Lor it gegenüber
erfüllten, 1. 2 ie aber ank*rs“its ihr heiliges „techt mit un-
entwegtem %'?annesmut, jedoch mit Mäßigung und Flugheit,
verfachten, bis sie endlich beim Lenker dor menschlichen Ge-
schi>- würdia "unden wurden, unter einem neuen Fürsten-
geschlebte in '"e Taoe ein»utreten.
Am Anfgra des 17. “ abrhunderts al*». 1613. waren
die beiden dant »iten Schellenber4 u... Padvz, die
schon s“ t vielen ahrhunderten ein Ganzes bildeten, aus
dem Cade der Grafen von Sulz in den <or Grafen von
jzohenems übergegangen. Unter den Grafen von Sulz,
einem s“yr tüchtigen und menschenfreundlice-n Herrsc*"ge-
shterhie, hatte das kleine Land Tage 7:3" Friedens, Jer
schönst:n Harmonie zwischen Regenten un> Lolk, und "aher
Tage der innern Erstarkung und der Erstarkung eines edlen
5. as
S? „bew“ ns durchlebt, Um s9 dranovoller waren die
Hoveaemj. titen, teils ohne teils durch Berschulden dieses
gräflichen + auses.
Pc wütete der räti-2?uer Krie zwischen
DeBery ) Lraubünven, j-n-- durch den Martertod 7-8
[ Ge von € :amae:no-n am 21. Avril 1422
beyonders t in d-3 Lindenken 7“ Talkes eingeschriebene
[„eien, unte * “*" dow namentlich * » Pewohner der obern
Land <>" wroderholte Raubs--22 dor Feinde, durch
bestän“ : und Horzüge der öerreicn/hen Truppen,
durh CC“ „yo“, mutwillioe "vstöruv7 des Eigentums
und: 5 7 "mitt-" in die 1ttorste * ot gerieten, «ine
Not > 9 * vo dom: eln et lichsien: "Feind, die
Pest,au“. <<. cm! LHren! >25 droißigjähriren
Nyt2>22, dw a. b.3 > vnsexe % rior hinein seine widen
ShHatten 2 ane e- «ten Furie3 zum greulichen
Tan? et. amen * + die Schwe-ca raubend und
plünder:. 3 no“ 21x und erpreßten zum C4lusse
noch von dimr: au.. * au8*“ "Jenen Ländchen eine Brand-
shazung x 1“ Zafexn. 2 zun war das Elend so groß,
daß mon 2.1“ ndern t x Milon entziehen, den Hausrath
verfausca 1 um don * Jen zum Munde zu führen,
daß man c '“ “my 1) Grochrten Getichtern
bea: . in > acht 7:3 %ammer* hinein
zu > "= mlichen 2 63 des hrelichen & ren-
wa, >ama13 über aan? Douts“1and un» die
Schw „reitets. manc<-»vts no ral ärger als bei
uns, '' 1 mane > unt kut> <5 Familie um € 9 und
Gut, 1o-< '"mayh unfc = * x in 2*arter wid Tod,
ta m ar = cllte f: 4 der übermäßige Aufwand
und d.2 N.: zwir! >'t Tx regierenden Grafen, welche
d“* arme Lar“ ss. nnezich an den Ruin brachten. Die
Suden d:> Cracen häuften sich, und das Land mußte
Büroschaft dafür leisten und ward von den Gläubigern
getrieben. Tie Grafen erhöhten überdies die Abgaben, ver-
langten un?:bührliche Frohndienste, trieben alle Forderungen
mit Härte e:n, verlangten, daß das Land auch die rück-
ständigen und neu auflaufenden Reichs-, Kreis- und Kriegs-
steuern bezahle, von welcher Verpflichtung die Landschaft
durch eine ausdrückliche, feierlihe Urkunde vom ersten
- 8 -=-
Grafen von “ 9henems für immer frei erklärt worden war.
Durea vor ne andere ""bergriffe und Gewaltthätigkeiten
wurde * 2 tterung 2 *t.
N= w-3 fit wn 3 Nolk, das in seinen heiligsten
Rechten - eär > * ohne seine TYu ) „in den
Abgrund » „anzielen * *uins getriebene "lf, das Volk,
dem ein u" * das andere 2?al mit militärispor Execution
gedro! t w *, wenn 98 Verprichtunoen nict "omme, die
es ni ft, undte es ac utnit wr im“ande 1 zu
erfüllen 3 webrt sich vlerdinss mit mannbaf“r Ent-
schiedenh: | und wt wunderbarer “ müt""?%t um sein mit
Füßen getretenes Recht, um seine “isten ; .. x 71 dem
(anaen Kampf» v21 9g-Jen vierzig Zahren 1 "t 28 sich auch
nigt ein einz.. :3 Mal zu einer Ungeseßlic<".t hinreißen.
Man fiaunt. »enn man die genauere Geschichte dieses
Ramyf-3 durc .äittert, und wird “weilen von einer gewissen
Rühr: 7 "1121, wenn man sicht, wie zeitweilig sich alles
gege? 2.2;e8 *yne seine Ehuld ia ;9 bittere Not versette
Völklein v-x;chworen zu haben scheint, und es denno<h un-
verze t wei..rx ringt voll Vertrauen auf Gott und sein
heiliges Re“*
Zuerst richtete man seine Voichwerden an zie Grafen;
man narteie wog obs 28 3 2-49 ert 38 auf
die“ 4 82292 5.418 zu errei. 1 war, wendete man sich um
Sec. 3 1 das meu (ame € hauyt, den Kaiser. Die
Ent: „ura rw gerte 4 11 vorsammeln “ie Land-
amm?“ - ur) 1.8 «t eine der oraveisndsten Epi-
sodeit «1 0m Pam == 28.1 Ff um nm
der Gras.,“ wars. 4:3 5y hotg 42, öle 2and-
ammann % - BIO D21-< 2 m „x Lie versam-
meltem €emein..4 ü- 1-2. 2132 Sau, * auftcart, die
ihr : - "a etenstücfe ifnen *.. gild dann
nfs € « „2 anfragt: „Zeid “ „nnen und
entf. 5 4-4 „annten * "in und „hten « seits
bestän. 1 u«9 unbewe“ 4 zu L.vleit"2, und eilt ru
dem Ende, damit t:efolben Luiese und TZechte alier -rten
und vor Sr. Majeät, dem Zaiscr, iehb.g, : ien und
gejw«. werdcn, »em rechtmäß.3 bestellten“. .idammann
uno Geri&t Gewalt, Fug, Macht und Krajt „-ben?"“ 435
nachdem dies einstimmig bejaht worden, da srägt er noch
einmal, ob sie das ganz freiwillig und ungezwungen *bun,
und 1) 12 a: 9 ihrem Landammann und Gericht wirklich
alle Gewalt zum Vorgehen in dieser Angelegenheit und in
allem. was daraus -ntspringen könnte, verleihen wollen.
Und rim gibt die. "»xsammluna «*"vitimmig und wieder-
hot > „immpv>, Tanz die 7%.. .2 Scene wiederholt
sich hiera? m C*" 3 nerborx>: Da v:rsammelt der 2?and-
ammann dam Marxer «.'? Landleute der schellen-
bergi“ en "vemeinden auf d-m Stein zu Vofenbe“3, macht
denseiben in C*genwart von Landammann F, pp die gleichen
Erklärungen, fellt die alc:ichen Fragen, und die Entschei-
dun] fällt mit >r gleichen Einmütigkeit, und mit der
gleicyen Einmütigkeit wird vie Bevollmächtigung ertheilt.
Und nun getr?>"1 und “hoben von dem einmütigen Willen
eines braven L.'*2 „3 für sein Necht und seine Tvistenz
eintr“t. nehm:4 * „andammänner und Geridjie die Sache
mit € x und. “zufX in die Hand und senden zwei
wake * . Tänner, . zritof Anger, des Gerichtes, aus
der LantiHhait '..bu3, und Adam Müßner, Land-
ammann "4 .Jellenberg, unmittelbar an des Faiser8
The. S > fü. .n Recht; der Graf wird »xr Negierung
enthoben; :,ce Stote werden durch kaiserliches Schreiben
anerkam.. * * mwicd eine kurserlihe Verwaltung eingesetzt
untx 22m ärdat von .Femat2n -=- und das Elend
ble.“t wie v-.: «. Aout weclt eben mm der Ferne. Und
wiederum werden 2... zuordneie zum Faiser naß Wien ge-
sant“ an ihrer “ 5e T5r * Walse2x. Und wieder-
um <«<<ommen “? 5,1."*. und wiederum wird Graf 3akob
HanniL" „ue ichs Jahre vorhor sein inzwischen ver-
storbencx : “>. ec oer Regierung entsoht und dieselbe nun
dem Für ,.-? f von Con taz und dem Fürst-
alf von Keim -n als kaiserlichen Administratoren über-
wiE a == ud „as Elend ver Landschaft bleibt wiederum
dasselbe: die. beiden geistlichen Herren weilen eben nicht
unter dem Bolke und lassen sich von unzuverlässigen
Dienern Bericht erstatten. Ja das Elend ist inzwischen
noch gestiegen: die Landschaft steht vor dem Untergange
und vor als unabänderlich angekündigter militäri“her Exe-
cution. Und siehe =- es war am 15. zuni 1625 =- da
stehen vierhundert wackere Männer aus allen Gemeinden
<"3 <=
unter der „“**i<hattigen Lind*" von Taduz zusammen und
erklären frier! - urd emstimmig, „bei ihren . „trägen und
Reversen und "2 Sal und Brief zu verbleiben, nicht
davon * 1 weichon vw9 jiceh davon sioßen z1 laffeu".
% as 1 m Ciediton “in! dict wahr ? Solcher Lor-
fahren dV 7 2 vn3 bo 7 freuen und rühmen. Kein
Schrit zur..« 7 4 022“ und Gerechtiokeit, aber auch kein
unges->'i&:ox € hHritt. € > konnte jenes „wes“ nit treffen,
von w-lciem im * Tapitel des Buches Sirach die Rede
ist: „m“ denen," "ut es allda, „welche L's Geduld ver-
lieren, 2 r:<ten Wege verlassen und anf böse Wege ab-
weiche“ " ein, an ihnen mußte vielmehr das Wort im
291. = " d8 Buches der Sprichwörter sic" erfüllen :
„var > ens lo“otur victoriam, der Mann des Gehor-
sam3 wird vom Ciege sprechen.“ Solche Standhaftigkeit,
sv. * unentw“." :e Bürgortugend verdienten endlich Erlösung
aus den ex. - 1 uneriräglich gewordenen Leiden und Wirr-
salen ; und t,2 Erlösung kam.
"on 1324 hatte sih die Landsch« t zum dritten
Mai* 1 € Srir" m Schreiben an den zeaiser gewendet.
Auch . cet 167 va Chur, Ulriv:Y1,-und
das gsamm.. m = zitel hatten ihr Eintreten aufs
wärm“e unte, 5 3 zier3 nun allerdiv“3 nicht s9 schnell,
wie ww 11 av * aus der evca er,.."“iten Volk3»rjammlung
bei &x Lind? > Vaduz nesehen haben ; endlit' aber kam
die € „**. > Ents“; »dunz vonseiten des 5.aisers: es
soll? die aft Enel! aver7 verfauit und das
Gel% zur u „ung der "räflichen Schulden verwendet
werdea. So siond man auf einmal einer ganz neuen
Wendur > z2nüber: die bedeutenden gräflichen Schulden,
für weluge b.: Landschcft sich hatte verbürgen müssen, sowie
vie weiterca " Julden 1:28 Grafe", bie rückständigen Reichs-
und „u! .. * wei. ? man der Landschoft wider alles
Ret hatte uushal'ea woden, konnten bezahit, mit einem
neuc1 HVerrschergeschled,.e konnten neue politische Bande ge-
knürt werdea, neues bürgerliches Leben konnte in dem exr-
schöpiten Länvbcyen pulsieren.
Vorehrtcite Festversammlung ! 4,wei Dinge e*zeben sich
at; dem bisher Gehörten; fürs erste, dc3 wir allen Grund
haben, uns mit unseren in Gott ruhenden Vätern zu freuen
Einen
und Gott 24 danken für das Ereignis, dessen zweihundert-
jähr: ,28 C. 32nken 11% heute begehen. Sodann haben wir
in einen Svyiegel --“r Bürgertugenden geschaut, wie sie
einer“:its nothwendig sind, um in schweren "ziten ein Volk
vor j.inem nter & zu bewahren, andererseits aber ver-
eint wt 4 7 7 "1. gertugenden eines "Tegenten Bürgschaft
für * > <2daihli 1x Entwieklung eines "kes bieten, wie wir
in 5,.!2endem zen werden. 8 sind diefe Bürgertugenden :
Treue, Gohorzam gegen den Regent.7, einträchtiges Zu-
sammenhalton, "owissen“ "tes, männliches und unbeugsames
Eintret1 för * “ht und Gerechtigkeit, dabei aber sich immer
glei" 8447? = ** zung und umsichtige “Augheit. Kriecher
und Türsten 'jmeich:. » waren unsere Vorfahren nicht : solche
sind aber «... ) niemals die zuverlässigen Unterthanen, die
Stützen des Regenten, sondern vielmehr dessen Feinde und
die Feinde ihres eigenen Vaterlandes ; aber Männer von
Glauben und Vicht waren sie: und auf solche kann sich
jeder Regent verlassen, sole sind auch die wahren Freunde
ihres Volkes, die wahren Patrioten.
Doch nun n*Ht länc-r gesäumt, den «feierten Namen
Jener auszuipred '. welche von -.x tieb.»vllen „öStilichen
Vorsehung auser . 1 waren »ie Retter des wacorn Bölk-
(eins 54 fein! Cs „t ein h<. „verühmter Name, "er (chon
seit <,ahrhund.rica “ellen 5<langes unter ven „är nge-
schlechtern 1: * : freute, ein Name, von 7... hem vas . cort
gilt: nomen 4 vmen : Licht und Z-stigkeit „. t er an gleich
dem ler ter 1. -iamanten: es it der uns ailen 9 heure
Name ieht<“ *ein. Fernab am TDonaustranc?, bei
und in Wic? ..> in Währen, Böhmen, ".Hhlesien, Steier-
mark war die,. 2 erlauchte Fürstengeschles,.t, aus dem so
viele in tor Geschichte berühmte Männer yervorg. angen
sind, in %- em Ansehen und reichbegütert. Da war .5 nun
der Fürst 529ann 2yam Andrcas von „i-e.ien-
stein, der ais Bewerber um die Zerrshaft Schellenberg
auftrat, seine Mitbewerber im Angebote überstieg und für
vie damals keineswegs geringe, ja angesichts des trostlosen
Zustandes der Landschaft sogar beträchtlihe Summe von
-- “25
115.C 7? Tulden die Horrschaft mit allen Herrschaftsro<hten
und fau""vrlicen Domänen an sich brae, , >) wie
freut > wor>on die braven Leute am GCi<hnerberJ unter
der & inde b 1 %" St. Rochuskan-lle anf dem Stein zu
Rofenbora don “uldigungserd oeleisict haben! Wie ver-
trauen2" - . “lten sie ihrem neuen &andesherrn entaegen !
Vero 1 1 toy pieljuhr "ammer ; voffnungsvoll schaute
man * » “ufunst, . wor waren jie nun von ihren
Nrid- 1.05 * Grofscha*t z3)aduz, mit denen Te so viele
Sab“ wmdas 3 rende und Lid o-traoon und d-1 letzten so
lane “3-1 “ampf für ihr Lrokt vm) inve Existenz in
ww arr GCintra“t durchgefochten batten, getrennt; doch
die * "emm > war “ottlob nur eine vorübergehende, indem
dreize 1 7 + 2 später, 1712, er gleiche Fürst Johann
Adam * "28 auch die Grofshast Vaduz um die Summe
von 297“ Gulden an si> beraczte.
Und ward denn tieses schöne Ländchen, dessen
TZl[uren und sanfte Höhen durch Gotte3 Tegen und der
'4owohner Tlii3 zu einem Garten umgeschaffen worden,
doen himmelan'trebende Berge auf ihrem Rücken und in
ihren uldon herrliche Alyentriften nähren, dies*3 kleine
Land, in dem e'n unver>rossenes Volk treu festhält an
Väter-“ tte un" **äter-R-- . an seinem schönsten Kleinod,
dem b- ">71 katholischen €. tauben, f9 ward? dies28 Länd-
chen vormi. t mit einem Fürstengeschlechte, das ale Eigen-
schaften in j: * vereinio“*. um über ein Lot. glücklich zu
regieren. Um) dies haben die zweihundert Jahre gezeigt,
seitdem die Liechtenstein unsere Fürstenkrone tragen.
Tor allem thot 1.9 da eine aro :e Anhängli-keit
kun», mit welche» dieses edle Fürstenhaus seinem Volte zu-
gethon 1 7: und das 1.4 eine *r schönsten Fürstentunenden.
Es : ti darum aber auch die“*3 Haus im Volke s9 tiefe
Wurzeln goschloa-n, dass jeder . iechtensteiner mit Begei-
sterung für dasselbe erfüllt, mit vorzlihor Zuneigung ihm
ergeben ist. Zwar gab e3 eine ;“ t-- "3 war gerade bald
nach der gemeinsamen Huldigung der beiden Landschaften
zusammen an das Haus Liechtenstein im Jahre 1713 --
daß eine lange andauernde Mißstimmung gögen die fürst-
liche RegierunJ platgriff ; es handelte sich dabei um v2r-
schiedene Beschwerden der Landschaft und der Geistlichkeit ;
R ==T 4.4 eden
hofar der? mar es auch wegen der Beseitigung dor uralten
un nur4 uns % »andam“7znnamtes, welche doch
(4 des Auldjanma feierlich garantiert worden waren. "Vir
find-> 7 wied. ein einmütio-?, mannhaites Einstehen
do? -3 w-" sfoinoy Tührer 1 c seine '“ !erworbenen
et um eum 25 4 mit jener Mäßiaunn mw 1 “[uohoit, die
6 -=gpdorten. Dazegen + 7 man die ganze
c - 2-3 dem übriac»3 -< in Land väterlich
a : 1 Tnton Stork U. unter welchem
EZZ MEG m Ayäoruch kam, jon 1 "ielme * feinem
E87 einem »war 'bat* aon, aber ae-
w- " dur9 fin relies . “ken * dem *olfe
en anno. Tur einds 7 8 1 "ox tellunoen an
die wr non das - lk volles ertrauen entgegen-
bra .- dw lermittlunoon, 7 * ober durch irgend-
we! -„ > murden denn ce 1 *ie,e Tnstän"> unter
dew vayptrhw- 1 ymd 018377 noten Türften '9fef
We zi dem : -4 aller Tohtenste. * im
Kries 3 im rieden ware 7 dop voragnoenen. * ghr-
hiunde:ts, 4.051, UD. M an finden wir t 2 ganze
Geschicht? mur " * 1%" „darmonis 2wii>on den
Fürsten u“ rom <>. Ind 17 7 ahrvailen ten für-
wabr ww 12) Zärsten 1 Tölklein CH zu - 'altev* -9
namer 1 1 nfange dir 3 Tahrhur 7, 2%) dur) die
Gew-ita- > "amnteons die domi, > Staatenerdnuya um-
gestür *.u"> 7 ne * dove deutscor *“ürsten um *bre * inder
nebro im ' wer erinnert f::4 nicht dankbar der
gerad“ 1 fr 7 , aomordenen vd einzigartigen *e-
wahrun * -hütung unseres | *“ftentums durc“ "en
jeziaon 7 17ierendon > irsten im Kriece nm "7667
Für“ - 53 I nohm““ wenn wir [1 den
groen we - * diesem “"ahrhundert erfolgt
sind, 4 :e! in Ven, *, 19. vordanken wir dieses
nebst dem » > " 'Zalten >2r göttlichen Vorsehung der
sich immer <1ets, lebenden Zuneiguna unseres erhabenen
Fürstenhause3 zu unserem Land und Tolk.
Und wie besorgt waren diese gleichen Färsten, und das
ilt von allen, ic) möchte sagen, in steigender Vrogression,
Air t:e mat-rielle und peizige Wohlfahrt ihres
Völkleins! Meine verehrtesten Festteilnehmer ! Alle Errungen-
"BR -
1 haften wahren Fortschrittes während dieser zwei TJahr-
hunderte kamen in unjerm „inen Lande zur Geltung, zur
Blüte "nd was für or» ?2rke wurden da in cultureller,
stati“ cc ur» andern hungen >* "di! Was für
Sc. "ton em "heine t, welch ein dichtes Straßen-
neg ? ina“ 1.08! "nn Alpen apo“loat! Wie mächtig
wurd» *73 ulwejen noben, mit wc'chem wir uns neben
die f>" "ittenston 'gaten hinstellen dürfen ! Das Land
erhieit ax "ne um >eln Sinne 8 YDortes freisinnige
constitutionelle "a "4, durch w“"<he das Volk in seinen
Vertretern »** .eitw.riu 1 in <2x LBerwaltung des Landes
und in * "«gebuna 22ano-- zn wurd». Was haben
nun cer „erun“ > "aften jr andere kleine und große
Staat“ m« , ) gebra<ßt? Da3 sie in Schulden starren.
Und " « unz" Nun ia, das Lolk rat ro3e Opfer ge-
brat : x Tx mädiune Rücken eines geordneten Staats-
wese>*. 7a8 "taatsvermönen, hat sich immer “- fer gestellt,
und wren) unsere Torfahren vor zw-ihundert hren am
finanziellen Nuine standen, und >as Land m.litändig er-
schöpft war, stoht dasselbe heute nach all diesen Cultur-
arbeiten, vielleiGt als einziaes "iel derart, ganz ohne
Schulden da. Aber -- wir haben “von auch einen “"ürsten,
welchor troz der -onstitutionellen *?2rfassua keine Cwilliste
für sich verlavot, ;a von seinem <'genen ' "ie Verwaltung
des Landes hineinle“*; wir habn einen "rsten, der das
so große L'yfer ver)ülingende Militär ent. nm bat; einen
Fürsten, > c " i gro“*2n erken mit na“ ten Summen
dem Lande beispringt. Und das 3 «ec „inen weitern
herrlichen 24 des durchlauchtigsten Jauye3 Liechtenstein,
welcher gerav32 um das Haupt unseres jetzigen glorreich
regieren>n Landesvaters einen nie welkenden Kranz windet:
das !* die wahrhoft fürstliche Munificounz und Wohl-
thät- it. Tlien Exe hin, verehrtete :besttieilnehmer, au]
die schönen Firh<en unseres ?andes : je reden in dieser Be-
ziehuna ein? doutliche Syroche und verkünden noch überdies
den erblichen Ruhm d-8 Hauses Tiechtenstein in der Nflege
von Kunst und Wissenschaft. Erinnern Sie fich des %Wohl-
thätin*2itsfondes; deH was will ich S 2+ weiter mit der
Aufzähluug von solchen Acten fürstlichor Wohlthätis"2it hin-
halten, die Sie ja alle kennen. Laßt uns aber unser Auge
noH auf einen funkelnden E*“"Fein in dor li-%htonstoin'schen
: Ürstenkrone ri&ten, einen Cicin, weib" >. . evlauchte
Jaus gar s-“ zm hütet: i'* meine > = m? -tität,
das treue Mtr am Eta t siaubea, "2 treue
Ant ip" * 0 Le: Kir . das ist ein Erb-
stü ; tenhar“ . namen“ 1..t jenem oroßen
Jar. 4 von . -ehtenst2zin, “x si» unsterbliche
Verdienst? 1. gxworben um die Wied-““rstellung des
katholischen € laubens ir “""hmen und Sclejien. Und so
sind wy v-“"“Hont geblieben von don Auswüchsen jenes
traurivon “ * iniSmus, weicher am Ende des l-“ton und
am *mfapo> 53 jetzigen tahrhurdorts in unserm Lachbar-
land« | viels Ruinen auf retio “sem Gebiete geschaffen,
wurdo 1 wir picht berührt vom j9genannten Culturkampfe
unserer T29-, -"reuten uns durchwegs ein?3 schönen Gin-
porw<"apon? += nen Nircha ups Staat, Für. und * "chof.
Dm wird: <-> 1 fkachwürdigfte Lirgof
sel? 231 >Hde 7 7 2 Cinle? +4 zu unserm Zubel-
feste überbras; we? “ * -x au“) mit * ceuden einen Ber-
eter in. vue Mitte. eitsant 'd sind nicht gerade
ws "unter 7“ « vopon?t Ten Landeshorrn zwei
052-5 MED . 781 im Land? ent-
star. i "4. 1 3 uren ra, beide gleichsam
1 me yen Ita fotaerinnen dy noch in ihren zer-
€ * "uinen trotßia in's Land hinausschauenden
Ni „"htere noch im Vsondern das Gnadenkind
d3Z3 5: zu kommen als Dritte im frommen Bunde
die 13' “anzr * tentum zerstreuten, in Schule, Kranken-
und vm- aus so segensreich wirkenden Schwestern
es vr
? 1 enai * hochyorohrtos C-&Hoisy-"m-»! die Tugenden,
wele » > wsto4 zieren s=uon, pm iy e 1 * olf zum Segen
regieren 2 1 können, T e finden 7:e"ben x - "orreicher Weise
im erhabenen “use Liechtenstein, und wir yaben im Berlaufe
dieser zwei + 2hrhunderte d:? Segnun-“> solcher Legierung
erfahre4 und erfahren sie täglich in reichlicherem Maße.
Wir haben nun, hochverehrteste Festteilnehmer, wie wir
un? vorgenommen hatten, einen Bli>d geworfen auf die
Heit rx 2 zweihundect “ahren und das Verhalten unserer
Väter in jenen bösen Tagen, einen Bli> sodann auf das
= AA
Verhältnis zwiichen Fürst und Volk, wie es sein soll, auf
die 2:70 x. eve von x einen wie von or andern
Seite * 1 einem «"ülichen, die öffentliche "Vohpifahrt fördern-
den ; samm*-“ on von Türsit und “X or/ard-rt werden ;
wir hahen >- + - “ohen, we dies-3 richtige Berhältnis,
dieses alüklic2? «jammenleben 49 boi 3 unter dem
durchlam-Sttaiem zguss * jechtenst im thatf“ " "ich entwidelt
hat. W* ou denn, 7-*hen wir avch den € Hhluß, den wir
eingan“%8 u“? wi“->"""-1t ano-deutet haben: freuen wir uns
aufri“ 37 über das are ,e Ereignis, dessen zweihundert-
jähri>s | “inn-“ng 1: c heute b-ogehen; danken wir aus der
Tiefe unseres 7“ 'n8 dem gütigen Lenker lex mens“ lichen
Schiesale, * “x unser theures Vaterland und Volk
mit einem s? "len Fürstenhause unzertrennlich vereiniget
hat. Bitten wir “hn heute und alle Tage, daß er für und
für seine s-aner :* «(and ausbreite über Zürst und Volk.
Getoven wy aver auch, daß wir 1t:t3 wackere Unterthanen
unsever 7 * Genen Ursten sein wollen in unverbrüchlicher
Treue * "nehem Gohorsam nach dem Grundsaße, den
shon - mlys ausgeinvochen, daß wir aus Vflicht
unter“ 1; 1 fllen, „um >3 Gewissens willen,“ (Röm.
13, 5* un> -- dürf'4 wir Liechtensteiner kühn hinzufügen
-=- um > Dankbar: | willen.
Tabs Fiottsiche € + rung! Hochse'be st heute "euge
unser: / >" ren Syiigung, die vr „8 Anlaß des
zweihur““" m ahre2“"denktaa28 des Ansch!usses der “rr-
schaft 7 * 1onborg an *4a8 dur<hlauchtiaite Haus Liechtenstein
diejem uni-xn Lienentenhaute enta-genbringen, Zevo2 der
Dar" "nmnen und “ bete, weiche wir um Höchltdessen
Wo: rt 2m Himmel emvyortendon, des Gelöbnisses un-
wand“ .»arxer "ue, welchss wir hier in diesem geweihten
Raum y-* dütes "nas * “t erneuern. "m Namen dieser
ganzer ** ammlura itte ich Hoch. The, "vr. hochfürftlichen
Dur<lau m alorreich regierend:n „ärsten und Landes-
vater, 9*itteilung von diesem feierlichen Acte zu machen
und € TIchstihn au“"3 neue zu v-rsichern, daß wir Leute zu
Schellenberg, wie alle andcrn Liechtensteiner, Höchstihm und
dem fürstlichen Hause in nie wankender Treue und unter-
thäniostem Gehorsam stets e*ben sind und ergeben sein wollen:
aus GewissenhaTtigkeit, aus Liebe und aus Dankbarkeit. -- Amen.
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GEE 00 158.....000 M 48
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Buchs.
Buchdruderei von J. Kuhn.
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„IRQ,
Das Fürstenthum Liechtenstein.
L. Von dem Fürlten und JTürstenbause.
Der «genwärtig regierende Fürst schreibt sich: Io-
hann j/ouveräner Türst von Liechtenstein, Herzog
zu Ir-“pauund “ägerndorf, Graf zu Rietberax,,
hat seinen Eß zu Wien und Cis8grub und stammt aus dem
alten -adelichen Geschlechte der Liechtenstein.
<. Don der Regierunc,
Tie Legierungsform 1,4 dee monarchisrh-konstitutionelle.
Dieselbe stüvt sic9 apt de dem Ländchen am 25. September
1862 ertheilte, billia freisinnio2? Landesverfassung. Tor Fürst
ist Oberhaupt des Staates, er vereinigt in sich die Hoheits-
rechte der Staat8gowalt und übt sie unter den in der Ver-
fassungsurkunde festgesetzten Bestimmungen aus. Die Lbiegie-
rung « c erblich im Fürstenhause Liechtenstein, nach Maßgabe
der Hausordnung. Der Fürst verzichtet verfassung8gemäß
auf jede Z2ivilliste.
T:2 Landesvertretung (Landtag) besteht aus 15 Mit-
gliedern, wovon 3 Mitglieder vom Fürsten und 12 Mit-
glieder vom Volke gewählt werden.
D2 Landia3 ijt das gesezhmäßige Organ *r Ge-
sammth2.: der LandeSangehörigen und ais sviches berufen,
deren Rechte gegenüber dem Verhältniß zur Regierung nach
4 ==
den Bestimmungen der Verfassungsurkunde geltend zu machen.
Die Loirksamkeit erstre>t sich vorzüglich :
a) Auf die verfassungsmäßige Mitwirkung zur Geseß-
gebun? *
b) Auf die Steuerbewilligung;
c) Auf do5 Recht der Anträge und Beschwerden in
Bezua auf die € caats8verwaltung überhaupt, sowie auf die
einzelnen Zweige derselben und auf das Recht des Antrages
auf Anklage wegen Verfassung3s- und Gesetze3verlezung der
verantwortlichen Staatsdiener.
Der Landesfürst allein hat das Recht, den ordentlichen
jowie den außerordentlichen Landtag einzuberufen, solchen zu
schließen, aus erheblichen Gründen auf drei Monate zu ver-
tagen oder aufzulösen.
Ordentlicher Weise hat die Einberufung des Landtages
ein Mal des Jahres und zwar im Monat Mai zu erfolgen.
Die Landtagsabgeordneten werden auf die Dauer
von 4 Zahren o2wählic.
Die Fändige Regierung im Ländchen besteht aus
dem fürfnuchen Landesverwey: c, zwei Landräthen und einem
Sekretär und kat ihren Stitz in Vaduz. ZJhr find alle Ge-
schäfte zugewireyen, welche auf die AuSübung der landeSherr-
lichen Regierungsrechre, bezüglich der Verfassung, auf die
Läitung der Unterbehörden und auf die Gesetzgebung sich be-
ziehen.
Ein Landgericht ist die unterste landesfürstliche Ge-
richt3behörde im Lande, besteht aus einem rechtskundigen
Landruhter, einem Grundbuchführer, einem Aktuar und es
sind domselben aile nicht ausdrücklich einer andern Behörde
vorbehaitenen VBerwaltungs- und Justizgeschäfte zugewiesen.
Außer den Regierungs- und Ländgericht3mitgliedern befindet
= 5. -=-
jich im Ländchen ein Kassaverwalter, ein Forstbeamter, ein
Landschaft8arzt, ein Landesthierarzt, drei Gerichtsdiener, drei
Landweibel, welche auch die Stelle der Gens8darmerie ver-
treten; ferner eim LandeStecniker.
Das Avvellationsgericht hat das Ländchen in
Wien, d..8 aus drei Turistea zusammengesetzt ist. In wich-
tigen Fällen bildet die dritte. Instanz das k. kaiserliche
Oberlandesgericht zu Jnnsbruck.
3. Von dem Fürstentbum und dellen
Bewobvnern.
Das Fürstenthum ist aus den zwei Herrschaften Vaduz
und Scherenbera zusammengeseßt; i : 4 Stunden lang
und Stunden breit, besteht aus 1; Bürgergemeinden,
welche in 9 Pfarrgemeinden eingetheilt sind, und zählt zur
Zeit zirka 10--11,000 Einwohner.
Die Landesreligion it die katholische. Tn den Ge-
meinden befinden sich 10 Pfarrkirchen, 13 Kapellen und 18
ständige Geistliche.
4. Fondationen.
E3 besteht erstens ein Landesfond, ein Schul- und
Armenfou«, zweitens in jeder Gemeinde ein Lokalarmenfond,
ein Kirc<hen*fond, ein . hentfond. Ta dx Hauptortschaft
Vaduz e:4 Landesschulfond, dotirt semer ; cit von Medikus
Doktor Graß sel. im Betrage von 20,000 Gulden.
5. Gemeindeorganisation.
Im ganzen Ländchen bestehen nur Bürgergemeinden,
wie in Oesterreich und Deutschland.
m. 6.220
Jede Gemeinde hat das- Recht, die auf den Gemeinde-
verband sich beziehenden Angelegenheiten zu besorgen.
Namentlich hat sie das Recht:
a) der freien Wahl des Ortsvorstehers. des Kassiers,
der Wahl des engern und erweiterten Gemeinde-
rathc. ;
b) der Handhabung der Ortspolizei, nach Maßgabe der
bestehenden Geyeße ;
ce) der Einflußnahme auf Schul- und Armenwesen und
auf die Verwaltung des Kirchengutes und Stiftungs-
vermözens;
d) der Strafe, soweit dieses Recht durch die Gesetze ihr
zugewiesen ist;
a) der selbstständigen Verwaltung des Gemeindever-
mögens und der Bestimmung über die Art der Be-
nutzung desselben ;
f) der Aufnahme von Anleihen;
2) der unentg«.tlihen oder bezahlten Aufnahme von
neuen Gemeindebürgern;
h) der Lesezung der Pfründen, soweit sie sich im Besitz
des er orderlichen Vorschlagsrechtes befindet:
i) der Steueranlage für Gemeindezwe>e auf alle in
der Gemeind-;renze nußbar liegenden Grundstücke.
Stimmberechtigt int jeder großjähr.. x Gemeinde- oder
niedergelassene Staatsbürger, der in bürgerlichen Rechten
steht.
EC. Werwaltungsorgane.
Diese sind nämlich :
Der Gemeindevorsteher, der Kassier, ein ständiger Ge-
meinderath, in kleinern Gemeinden von '3 Mitgliedern, in
größern Gemeinden von 7 Mitgliedern.
7 -
Ferner: ein Werkmeistex, ein Wuhrkommissär, zwei
Gemeinwerkaufieher, zwei beeidi«- * Schaßzung3beamte, ein
Waldbüter, »ver Teuerpofizeibeamte und ein Gemeindeweibel.
Für gowisje Tälle wird eim “aschuß zum ständigen Gemeinde-
rathe von Tall zu Fall wählt, in gleicher Zahl, wie je-
weilen die ständigon Mitglieder bestehen.
Dem verstärkten Gemeinderath werden folgende Ge-
schäfte zur endaültigen Entscheidung zugewiesen :
1, Die Entscheidung über Führung eines Rechtsstreites ;
=.“ Die AuSarbeitung des Entwurfes für veränderte oder
neue Nutungsreglemente des GemeindebodenSs ;
„. Die Entscheidung über die Nothwendigkeit von An-
leihen ;
4. Die Bewilligung von neuen oder erhöhten Steuern;
.- Die Entscheidung über angefochtene Beschlüsse des
ständu:2n Gemeinderathes ,
C. Die Trüfung und Beicheidung der Gemeinderec<hnung;
7. Die Lerathung und Beschlußjasjung über aae in die
Gemeindeversammlung einzubringenden Anträge.
Alle weitern Geschäfte sind dem ständigen Gemeinderath
zugewiesen.
Ter Vorsteher ist das ausführende L gan dor Gemeinde-
raths8bc .üsse. Auf Verlanzzen von einem Sechstheil der
Gemeindebürger muß der Vorsteher eine Gemeindeversamm-
lung anordnen.
Tie gemeinsamen RechtSnormen bilden die Landesgesetze
für alle LandeSangehörigen, welchem Stande sie angehören,
und Alle sind gleich vor dem Geseß.
Die Freiheit der Berson und der äußern Re«. „on3aus-
übungen ist durch tas Grundgese5 garantirt. Dae Zreiheit
der Gedanienmittheilung durch das Mittel der Presse ist
04 83:50
durc< ein Gesez normirt. Niemand darf dem ordentlichen
Richter eyt3>>en werden. - Außer auf frischer That betroffen,
darf eine x-orhaftung immer nur in Kraft eines mit Gründen
versehenen amtlichen Befehls vollzogen werden.
7. Die Steuern
bestehen regelmäßig in der Landessteuer, resp. Grundsteuer,
der Gewerbesteuer, 22r Klassensteuer, der Stempelsteuer und
der Hundesteuer, der Salziteuer.
Die weitaus arößte Steuer, die auf den Rheingemeinden
ruht, ist die Rheinwuhrsteuer, sie beträgt wenigstens dreimal
so viel als alle übrigen Gemeindeaus8gaben.
Ein'3e Gemeinden sind auch durch die Rüfenverbauungen
stark belastet. Obschon die Wuhrlast am Rhein ausschließ-
lic< auf den 7 Rheingemeinden lastet, werden denselben all-
jährl.) aus der Landeskassa Unterstüßungen gewährt. Auch
der h“"e Landesfürst, der vom Lande nichts bezieht, trägt
von seinen Gütern und Besizungen im Ländchen Liechtenstein
die Staat3- und Gemeindelasten und Steuern gleich dem
Unterthan.
Anch überläßt er dem Ländchen seine Gebäude in Vaduz
zur Unterbringung der Beamten und bestreitet theils die
Beamtengehalte mittelst Naturalien und Baarschaft.
Die Grundsteuer ist von allem Grund und Boden im
Ländchen zu entrichten, -t aber ganz gerinoor Natur. Sie
muß auch von fremden Grundbesizern bezahlt werden, nicht
mehr und nicht wenig2r als von den Einwohnern im Ländchen.
Seit mehreren : 3hren haben Bürger der mittlern Ge-
meinden des angrenzenden St. Gallischen Bezirkes Werden-
bera im Ländchen Liechtenstein Grund und Boden erworben
und te Grundsteuer daselbst ist einer geringen Polizeisteuer
auf Schweizerseite gleich zu betrachten.
0 a
Nach der Einschaßzung jedes kleinern oder größern Grund-
stükes im Kataster muß nur der zehnte Theil des Kataster-
wertbes versteuert werden; mit anderen Worten: ein ;zehn-
theil des Grundbesitzwerthes ist steuerpflichtig.
8. Von dem Straßenwesen.
Die als Landesstraßen bezeichneten Fahrwege stehen
unter dor Aufsicht und Leitung des Landestechnikers und die
Unterhaltunaskosten werden aus der Staatskassa bestritten.
Ia den lezten zwanzig Jahren wurden folgende neue
Straßen gebaut:
a) Eine neue Straße nach verschiedenen Richtungen durch
den Triesnerberz b18 in die Alpen;
b) Eine Straße auf den Scellenberg;
ce) Eine Straße nach der Berggemeinde Planken.
9. Korrektion der Winnengewällser und neue
Einkbeilung der Grundstücke im Flachland wund
Bbeinkorrektion.
In Jolae der großen Rheinüberschwemmung des Länd-
chens anno 184%, namentlich in den Gemeinden Vaduz und
Schaan, haben ' die mittlern Gemeinden in den darauf fol-
genden | hren ihr aesammtes, im Bereiche der Ueberschwem-
muna liegendes .achland durch Binnenkanäle entwässert,
durch prafty . » Güterzusammenlegung regelrecht eingetheilt
und mit Güterfahrwegen vers*ben.
Dieses wenn auch kostspielige Unternehmen trug die
schönsten € rüchte und erfuhr in den folgenden Jahren eine
io vielfGiu>2 Nachahmung im Ländchen, daß jetzt das ge-
sammte 2 (achland aller Gemeinden des Fürstenthums regu:
lixrt und entwässert worden ist.
- 40. WZ
Bezüglich der Rheinkorrektion hatte das Ländchen
Liechtenstein seiner “ it mit dem gegenüber lie2enden Kanton
St. Gallen schriftliche Verträaos dahin abaeschlossen: „Daß
das Dovpoliuthiystem : Wuhrbau mit Hinterdammsystem, er-
stellt und fetaoyalten werden solle“. =- Jn Folge der auf
Schweizerjeue in den Jahren 1868 und 1871 erfolgten
Rheineinbrüche hat mit e.dgenössis<er Hülfe der Kanton
St. Gallen das Gochwuhrbau-System e,»geführt und ohne
Rücksicht auf frühere Verträge», sich auf seinen L'öthstand und
auf technische Gutachten berufend, die liechtensteinischen Pro-
testationen nicht mehr beachtet. Jn Folge dessen erwuchsen
dem Ländc<*" Liechtenstein neue und schwere Wuhrlasten.
Wuhre und >» ämme mußten ebenfalls erhöht und verstärkt
werden. Doch durch € zene Kraft und theilweise begünstigt
durch einzelne erhöhter? Terrainsverhältnisye gelang es bis-
her der umsichtigen-Wuhrleitung des liechtensteinischen Landes-
techniker8, einen Rheinwassereinbruch ihrerseits zu verhüten,
wofür aber bedeutende Geldmittel, große Arbeitsleistung der
Bevötkerura und besonders ein praktisches Dammsystem und
wachsame Aufsicht wesentlich beigetragen haben. Der Landes-
fürst von L.2Itenstein hat dem Ländchen hiefür ein unver-
zinsliches Anleihen von fi. 175,000 gemacht, rückzaklbar in
zwanzi) gleichen - ahresraten. Daran hat das Ländchen zur
Zeit fünfzehn Jahresraten zurückbezahlt.
Zur Verbesserung des Binnenverkehr8 mit dem schwei-
zerisch-".. gallischen Gebiete und dessen Einwohnern hat das
Ländo1 Liechtenstein innert : Jahren von 1868 bi8 1872
4 Rheinbrüken mit den gegenüber liegenden St. Gallischen
Gemeinden gemeinsam erstellt, und zwar:
a) T!s Nheinbrüke Schaan-Buchs ;
L> Lie Rheinbrücke Bendern-Haag ;
u... fn
€) Die Rheinbrücke Vaduz-Sevelen ;
d) Die INheinbrüfe Valzer3-Trübbach.
Aus der liechtensteinischen Landeskassa wurde für jede
Brücke zehntausend Franken Schweizerwährung eleistet,
alles Uebrige zahlten die nächstinteressirten liechtensteinischen
Gemeinden nac< Verträgen mit den gegenüber liegenden St.
Gallischen Gemeinden.
19. Von den Alpen.
Die liechtensteinischen Gemeinden befinden sich im Besiße
folgender Alpen im Ländchen:
?. Lalzer8s .; Kuhalpen und 2 Galtviehalpen;
K* Triesen ! N
-. „-Liesenberg 5 - Mais«ß, Voralp;
4 Saduz , Galtviehalpen;
%. Schaan k „
3. Planken . w24 -Boräalp:
7. Privaten in LDaduz besizen noc< eine Alp, Gaflei ge-
nannt, am Triesenberg.
Die Gemeinden Eschen, Mauren, Gamprin und Ruggell
besigen als Gemeinden feine Alpen, wohl aber besitzen meh-
rere Srivaten in den Gemeinden Gamprin und Ruggell Alp-
rechte im Lorarlbergischen, und Schellenberg eine eigene Alp
im Vorarlberg.
Vis zum Jahre 1887 besaß der Fürst von Liechtenstein
noch eine schöne Al >, Süka genannt, am Triesnerverg, die
verpachtet wurde. Ler Fürst entschloß sich nun 2887, diese
Rlp an eine seiner Landgemeinden im Liechtenstein zu ver-
steigern unter der Bedingung, daß die Alp gut bewirthschaftet,
dur& ein Gemeinde-Sennten mit gemeinsamer Mitchwirth-
schayt venut.t werv«. Bei der Versteigerung wurde jce dem
Meistvieter „Wemeinde Triesenberg“ zuerkannt um 37,000 fl.
<=“. 12: '<=
und 1't derselben vorstehend als fünfte Kuhalp bereits zuge-
schrieben. Vom Landesfürsten wurde der Erlös der Ge-
meinde Caan an den Bau der neuen Kirche geschenkt.
In den Triesnerboraer Alpen Süka und Gaflei ist nun
je eine Sommerwirthj<hayt eingerichtet, die als Sommerkur-
orte ordentliche Frequenz aufweisen.
Ju Bezug der Benutzung der sämmtlichen Alpen be-
stehen sogenannte Alpgeseze. Jn den verschiedenen liechten-
steinij- en Gemeinden wird mit wenigen Abweichungen fol-
gende Zahl von Rindvieh und Pferden gehalten:
Gemeinden Rindvieh Pferde
Stück Stüc>k
1. Paizers 400 20
3 Triesen 450 4
-. Triesenberg 700
4, Vaduz 490
5. Schaan 450
3. Planken 1509
7. Eichen 30)
8. Mauren 2475) 0
9. Gamprin 2CO 15
10. Sdellenberg +80 )
11. Ruggell 260 42
Die mit Alpen versehenen Gemeinden sind durchschnitt-
lich im Faue, idr eigenes Bieh auf ihren Ülpen zu sömmern.
Nur wenio? dorjelben können zur Bestoßung ' ihrer Alpen
no< fremdes Vieh annehmen. Die Alpen sind nicht in
Stöße getheilt, sondern werden in folgender Weise benutt :
Sämmtliche Viehauftreibende bezahlen einen Pachtzins
für die Alpen, der dem Pachtzins an Fremde gleich-
fommt, mit Berechnung der Pfleg- und Hirtkosten. Jeder
=“ 1 -
Gemeindsgenosse empfänot dann bei der Abrechnung im
Herb“ foinen Theil gleich, habe er Vieh aufgetrieben
oder nicht.
Auch für Schasweiden ist gesorgt.
Ebenso wird für gemeindeweqye Anschaffung von guten
Zuchtstieren gesorgt und es hat sich seit einigen Jahren die
Qualität des Viehstandes bedeutend gehoben.
11. Alpbütten und Schirmbauten, Molken:-
bereitung.
In allen Alpen des Ländc<hens, den. Gemeinden oder
Privaten a" >-h ödrend, sind innert dem Zeitraum von zwanzig
Jahren Laehstallungon und verbesserte Sennhütten-Einrich-
tungen erstelit worden. Auch wird in höhern Alpen für
mehr und weniger Heuvorrath gesorgt.
Früher war getrennte, ganz kleine, von jedem Viehbe-
sitzer solb,. beiorate Milchwirthschaft betrieben worden. Nun
ist diejes System zum größten Theil aufgegeben und die
Milch, welche nicht in Berggemeinden heimge?%*'“t wird, wird
gemeinsam in Butter und Magerkäse verwandec, um später
meistens im Ländchen selbst für den eigenen Familienbedarf
verwendet zu werden.
Auch wird im Ländchen Sommer und Winter die
Schweinezucht mehr und weniger betrieben.
12. Waldwirtblchaft.
Im Alpengebiet, sowie theilweije in den Niederungen
bei Vadu2, Schaan, Planken und am Schellenberg und Trie-
senber2 Lefinden sic) große Waldgebiete mit bedeutenden Be-
stände. von Buchen, Lärchen und Tannen. Durch praktisch
angele>:;e Alpenwege und Bergstraßen ist der Holztransport
==; 414 "=
ins Thal bedeutend erleichtert und in Folge davon der Holz-
werth im Walde gestiegen.
Zu den Gemeinds- und Privatwäldern in und um den
Schellenberg sind nicht nur beinahe bis zu jeder Waldpar-
zelle Fahrweae erstellt, auch die Abgrenzungen der einzelnen
Privatwaldstuke sind durch eine dem Blick offene Linie von
einer Grenzmarke zur andern forstmännisc<h nach Maßgabe
des Waldkatasters 7) klar gestellt, daß das Ganze als ein
Muster forstlicher Ordnung betrachtet werden darf. Auch
sind Forstfrevel von Werth dort eine beinahe unbekannte
Sache.
Sämmtliche Gemeinden des Fürstenthums sind durch-
schmitlich mit hinreichender Waldung versehen.
Zu ailgemeiner Aufsicht sind überall die nöthigen Wald-
hüter und »vorstbeamten im Dienst, die ihre Pflichten ge-
wissenhaft erfüllen.
13. Wiesenwirtbschaft, Ackerbau, Weinbau.
Der NFerbau ist gegen früher bedeutend zurükg2gangen,
dagegen hat der Wiesenbau zu Berg und Thal in Folge der
Vermehrung und Verbesserung des Liehstandes beträchtlich
in rationellerer Weije zugenommen. Auch der Weinbau im
Ländchen it bedeutend. Mit Ausnahme der Gemeinden
Schellenbera, Triesenberg und Vlanken wird in allen Ge-
meinden Wein gebaut, am meisten und in bester Qualität
iedoM in Vaduz. Auch in Schaan, Eschen und Mauren,
Triesen und Balzers ist der Weinbau erheblih. Der Va-
duzerwein i;t sehr berühmt und wird von Schweizern und
Oesterreichern gegen gute Preise gesucht.
1 on
14. Jagdwesen.
Das gesammte Jagdweten ist Eigenthum des Ländchens
und wird im Staatsintere/ 2 verpachtet und zwar vie Hoch-
wildjac? an den Fürsten, die niedere Jagd an einige Pri-
vaten. Jagdfrevel werden strenge bestraft. Cin Umstand
erregt unter der Bevölkerung starke Unzufriedenheit: Es ist
der ärmern Bevölkerung nämlich nicht mehr gestattet, Zie-
gen in den niedern und höhern Waldungen frei laufen zu
lassen, weil dieselben allerding8 in den neu angesehten Wald-
beständen den jungen Pflanz:a Schaden zufügen. Aber auch
das Hochwild, Rehe und Gemsen, deren vie liechtenstei-
nischen Wälder noch viele beherbergen, bringen den jüngeren
Waldbeständen ebenfalls größern Schaden bei und gegen
diese Schädiger darf der Forstbeamte und der Bauer sich
nicht rühren.
Diese letztere Sorte von Schädigern im Walde ist eben
unmögüch unter Vehirtung zu stellen. Die Verpachtung der
Jagd aber trägt dem Ländchen zudem einen geringen Er-
trag ein.
15. Fost und Bollwesen.
Durch fveziellen Staatsvertrag zwischen Liechtenstein
und Oceterreich :t Lotzteres verpflichtet, das Postwesen in
Liechtenstein zu beyoigen.
Soweit es nicht durch die Eisenbahn besorgt wird, läuft
ein Einspänner von der Schaaner Ctisenbahnsration täglich
4 Mal nach dem Hauptort Vaduz und 1 Mal täglich nach
Triesen und Balzer3.
Briefboten, welche vom Lande bezahlt werden, besorgen
die Zusteuum. ; der Briere.
Die Postbeamten in Nendeln, Schaan, Vaduz und Bal-
<T714 02
zerxs werden von Oesterreich bezahlt. Oesterreich besorgt auch
das Postwesen nach der Schweiz bis Buch8-Eisenbahnstation.
Auch oristirt seit dem Jahre 1852 zwischen dem Länd-
hen Liechtenstein und Oesterreich ein / ollvertrag, welcher
alle 12 Jahre erneuert oder gekündet werden kann.
Die österreichische Zollgrenze gegen die Schweiz resp.
gegen die Kantone Et. Gallen und Graubünden ist auf die
Grenze verlegt, gegen St. Gallen per Eisenbahn auf die
Station Luch8.
Das Ländchen Liechtenstein erhält als mitkontrahirender
Staat von Oesterreich je nach den Verkehrsverhältnissen all-
jährlih nac< Verhältniß seiner Bevölkerung 20,000 bis
30,000 Gulden Zollents<hädigung.
Wenn durch die Zolleinigung mit Oesterreich auch eine
bedeutend vermehrte Einfuhr der für das Ländchen noth-
wendiaen *?rodukte eingetreten ist, so ist dennoch der Einfuhr-
zoll von der Schweiz her früher biuiger aewesen und es be-
zahlt das Ländchen in gewissem Sinne wied-r einen Theil
aus seiner e.genen Tasche an die jetzige schöne .zolleinnahme.
Aber mit Nücksicht auf seine o*vgrayhiyc<e 274e und seinen
kleinen Gebietsumfang war für Liechtenstein die Zolleinigung
mit Oesterreich schon 1852 zur Norhwendigkeit geworden.
Aus dy bedeutenden Einnahmsquelle der Zollentschädigung
hat das Ländchen shon bedeutende innere, wohlthätiae Ver-
besserungen auf volk8wirth;c<haftlichem Gebiete hervorgebracht.
Durch die Arlberabahn ist endlich dem Ländchen durcb
den österreichischen Zollverband für Ein- und Ausfuhr der
Handel3weg nach dem Orient und den adriatischen Mittel-
meerhäfen Oesterreichs ohne Zollhemmnisse geöffnet, was
auch ganz besonders den vier großen Web- und Spinnfa-
briken der schweizerischen (Glarner und Züricher) Firmen
EE 4 GS
Jenny, Spörry und Herrn Rosenthal in vorzüglicher Weise
zu gut kommt.
16. Militärwesen.
Vor 1866 gehörte das Ländchen Liechtenstein ebenfalls
zum deutschen" Bunde und hatte in Verbindung unt andern
kleinen Gebietstheilen eine Standesstimme beim deut-
sc<en Bundestao Liechtenstein mußte damals bundes-
verfassungsgemäß 82 Mann Militär stellen und alljährlich
sein Betreffniß an Baarschaft zu den deutschen Festungs-
bauten 2x. beitragen.
Seit der Auflösung des deutschen Bundes durch den
1866 entstandenen Krieg zwischen Osterreich und Preußen
ist das kleine Fürstenthum Liechtenstem, einbearenzt zwischen
Oesterreich und der Schweiz, vom 1871 entstandenen deut-
schen Reiche lo3aetrennt und zu Oesterrei6) nicht hinzuge-
kommen, =- mit keinem deutschen Staate weder politisch noch
militärisc< mehr verbunden, ganz auf sich selbst angewiesen.
' Das Ländchen Liechtenstein hatte in Erwägung seiner
Situation:
a) Daß, so lange sein souveräner Landesfürst als hohe
perSona grata am Hofe des österreichischen Kaisers in
Wien lebt und wohnt, kein Streit mit dem öster-
reichischen Kaiserstaat zu befürchten sei;
b) Ebensowenio habe ihr Ländchen vom weiter ent-
fernten deutschen Reiche, weil ohnehin durch die vster-
reichische Grenze geschüßt, irgend etwas zu befürchten ;
. In Erwägung ferner, daß auch die nachbarliche
Schweiz, ais von Europa proklamirter Neutrastaat,
niemal3 weder den Rheinstrom noch 1.2 Luziensteig
anders als im friedlichen Verkehr überschreiten werde;
„<18
0) In Betracht endlich, daß auch sie als Liechtensteiner
sich nicht in der Situation noch Absicht befinden, die
Nachbarländer bewaffnet anzugreifen,
beschlossen :
„Keinen Militärdienst mehr zu leisten und
fein Ttilitär mehr zu unterhalten.“
Und ihr hochherziger Fürst hat diesen Landes8beschluß
vertrauenSvou genehmigt.
Ruhig und militärfrei lebt der Bürger von Liechtenstein
in friedlicher Wirksamkeit im eigenen Kreise.
Frühere Militärkosten und Dienstlasten hat das Ländchen
seit zwanz; Tahren zur Erstellung von vier Rheinbrücen,
Bergstraßen, L'lpenverbesserungen, Rheinwuhren, Gewässer-
korreftionen, Shulhäuser- und Armenanstalt8-Bauten 2c. ver-
wendet,
17. Detfentliche Nnstalfen und Schulwesen.
2-4. Vaduz besteht eine Landesschule. In jeder Ge-
meinde sind Primarschulhäuser und in einigen Gemeinden
auch gut eingerichtete Armenanstalten. In Balzer3 auf
GSutenberg i,* eine Mädchenerziehu1 8anstact gegründet. Im
Schulwesen sind innert zwanzi> L,ahren bedeutende Fort-
schritte vemerkbar geworden. Lie Primarschüler von Liechten-
stein verlafi-4 die Schulen nicht weniger gebildet, als es
durchschnittliy auf Schweizerseite geschieht.
Die Landesschule ist eine gut situirte und steht unter
tüchtiger Leitun,
Die Geistlichkeit des Ländchens, welche von Ulters her
bis heui2 unter dem humanen und toleranten Bisthum
Chur steht, ist auch gegenüber protestantischen 'Niedergelas-
senen tolerant und freundlich gesinnt.
<= 19 20
18. Vereinswesen.
Im Fürstenthum bestehen zur Zeit folgende Vereine:
1. Ein landwirthschaftlicher Verein ;
2. In Vaduz em Schützenverein, ein Turnverein, ein
Leseverein, ein Viehversicherungsverein, ein Fischereiverein,
ein Musik- und ein Gesanzverein;
3. 74 Triesen zwei Musik- und ein Gesangverein;
4. 74 Triejenber3 ein Musik- und ein wesangverein;
5. "1 Schaan ein Musi.- und ein Gesangverein, ein
freiwillio x Feuerwehrverein (Steigoreo"ps) ;
6. 1 Gamprin, Ruggza, Schellenberg und Eschen be-
stehen ebenfalls freiwillige Feuerwehrvereine.
19. Finanzen und Erwerbswesen.
Die Landes8bevölkerung von Liechtenstein ist hauptsächlich
eine aoxifole. Sie betreibt Viehzucht, Acker- und Wiesenbau.
Nebenbei trifft man in den größeren Ortschaften Verkaufs-
lofale, worin Eisenwaaren, Lolonialwaaren, Tuch- und Calen-
waaren vorschiedener Art verkauft werden. Ferner befinden
sich im Ländchen drei größere Webereifabriken und eine
Spinnfabrik, wodurch die Bevölkerung bedeutenden Verdienst
erhält.
Im Allgemeinen hat das Ländchen sehr wenige Ein-
wohner mit größerm Vermögen, aber immerhin einen sehr
ehrenwerthen 52vßern Mittelstand und meistens sehr thätige
und haushälterische Bewohner.
Tie staatlichen Landesbedürfnisse werden gede>t durch
folgende Ginnahmsquellen :
1. Durch die Lachteinnahme von 73d und Fischerei;
“, Durch die Post- und Zollerträgnisse laut Vertrag
mit Oesterreich ;
49
3. Durch eine mäßige Gewerbesteuer ;
“Durch die Einkommenssteuer auf Weltliche und
Geistliche ;
5. Durch eine Hundesteuer ;
"urch Taxen und Stempelgebühren ;
“Durch eine Ealzabgabe;
“ Durch eine Grundsteuer auf allen Grundbesitz im
Ländchen, nach Einschazung im Grundbuch zahlbar im aleichen
Verhältniß von Einwohnern und Ausländern, sofern Letztere
Grund und Boden erwerben.
20. Das Kreditwesen.
Schon seit 1809 besteht im Ländchen ein Grundbuch
über allen Grund- und Bodenbesitz sammt Alpengebiet. In
Foloe dessen kann das Realvermögen., das in Bodenwerth
besteht , auch in Bezug auf Hyvothekaranlagen leicht und
sicher ausgemittelt werden. Die äußerst geringe Grundsteuer
geht aus haftende Servitut natürlich jeder Hypothek für ein
Jahr voraus. T:e Sicherheit der Hynyothekar-Anlagen auf
Grund des Kataster8 hat dem Ländcyen in den Schweizer-
fantonen Graubünden und St. Gallen, sowie auch in Oester-
reich bedeutenden Kredit verschafft. =- Die Anlagen. bis da-
hin sind meistens auf dovypelte Unterpfand zu fünf Prozent
erfolgt. Aber da die Einschazung im Kataster sehr mäßig
eingetroaen yt und die Grund! je für die L* -othef bildet,
so ist die Werthung des Grundobjektes eine ungtarch sicherere
Basis für eine Geldanlaoe, als wie St. Gallischerseit3 die
momentane Anschauung über Grundwerthe von den wechseln-
den jeweiiigen Gemeinderäthen es ist. Sie ist sicher allweg,
ruinde unvorhergesehene Katastrophen im “Grundbesitz vor-
behalten,
3 Be:
Seitdem auch in Vaduz eine Spar- und Leihka“'- für
Bezug von 8eorrentbeträgen gegen Bürgschaft bestet wird
von den Einwohnern auch dort Geld bezogen. In Konkurs-
oder andern Crekution37ällen kann dem Kreditor niemais ein
Wertha-zenstand zuges<ätßt werden, sondern er hat das Recht,
vom Vermögen des Schuldner3 soviel versteigern zu lassen,
bis er für sein Guthaben sammt allen Kosten gede>t sein wird.
21. Nllgemeine 7"otizen über die Kosten, welche
das Ländcben Lieu onstein in (a lebten Jabr-
zehnten getr1n bat:
Im Jahre 18. Die Auslöjunz aller Zehnten.
1866 u. 67. Der Straßenbau am Zriesen-
bers.
1867. Die neue Straße nach S Hellen-
berg.
1868, 69, 70 wurde vom Landestechniker und
Forstir "tor mit Cohülfen der
neue Landes “yundtataster
ersteit, der das Ländchen 19,000
Gulden gekostet hat.
1974 wurde die Straße nach Planken
erstellt.
1. die Rheinbrücken Schaan-Buch3
und L'endern-& ag.
1871 a 1872. Die Fyemnbrüfen Vaduz-Se-
velenu. Balzer3-Trübbac.
Jerners ist das unverzins8lihe Anlechen des hohen Lan-
desfürsten im Vetrag: von 175,C90 Gulden zur halbseitigen
Durchführuna der Rheinkorrekrnon, zahlbar in 29 .abres-
raten, zur Zeit schon mit 15 Jahresraten vom Ländchen
rückbezahlt.
I:
Und alle diese für ein so kleines Ländchen, mit so wenig
Einwohnern schwere Lasten hat das Volk von dem sou-
veränen Fürstenthum Liechtenstein bezahlt.
22. Schlußwort des Werfaslslers.
Der fürstliche Lande8verwejer: Baron von Hausen,
der längerere * »it auf seinem Posten als LandeS3verwalter
in Vaduz sich befunden bat, hat unbestreitbar durch seine ein-
sicbt222e und unermüdicche, treue Mitwirkung bei aller fort-
„Prittlichen Entwieklung des Ländchens Liechtenstein sich hohe
Lerdienste e:worben. Im Jahre 1884 hat or sich Alter8-
halber von seinem VBerwaltungsposten zurü& >3;2n mit Pen-
sion8bez" Aber av< durch den nachfelgenden LandeSver-
weser: “rr von Tndermaur zu Strev"ihurg und
Freifel5 hat das Ländchen in seiner Administration einen
wür“ 1 “ achfs'ger erhalten, der schon während der kurzen
Zeit seiner Wirksamkeit bewiesen bat, daß er auf den gebahnten
Wegen seines Loxgängers zum Luohle des Landes und Volkes
mit Einsicht und Uasdauer erfolgreich zu wirken versteht.
Aber auch den einsichtigen und strebsamen übrigen Beamten
und Vorgesetzten, und syeziell dem Fleiße und der Einsicht
des Landestechnifers darf ehrend erwähnt werden. = Auch
den Büro2rn des Ländchens, die mit berech:">tem patriotischem
Stolze aaf ihre Errungenschaften der jüngsten Jahrzehente
zurückbliken können , - darf man es wohl billigen, wenn sie
sagen:
„Wo ist ein zweiter Staat, klein oder groß im zivili-
sirten Euroxa zu finden,
a. der monarchisch regiert wird und hiefür nichts vezahlt,
b. der fein Militär unterhält und keinen Militärdienst
leistet und dennoch in aller Ruhe lebt;
. der aber auch keine Staatsschulden hat?“
32
Wenn der Verfasser dieser Zusammenstellungen der Zu-
stände des Fürstenthums Liechtenstein, dessen Staatsleben
wahrhaftig als ein Unikum in Eurova zw betrachten ist,
-- sich jenseits des Rheinstroms bemühte, " orschungen aus
zuverlässigjcer Quelte zu erhalten, und ihm dur vordankens-
werthe Vereitwilligkeit durch Freund-3hände gütigst entsprochen
wurde, == [9 gebührt jenem Kreise zuerst der Dank für das
große Vertrauen, dessen der Verfasser gewürdigt worden ist.
Diese kleine L roschüre soi aber nicht nur dem Kreise
der ehrenwerthen Vewohner Liehtensteins gewidmet sein;
auch für schweizerische Zustände 1: der Umstand belehrend :
Wie ein kleines L ölklein, in Mitte von Europa in Ein-
fachheit nach Väter Sitte lebend, den volkswirths<haftlichen
Torts<ritten, dem Wunsche und den Anregungen seiner hohen
Landesobrigkeit in ruhiger und stiller Weise folgend, =- mit
Verständniß nur sein allgemeines Beste im Luge behaltend,
beinahe zu beneidenswerthen innern Zuständen gelangen konnte.
Werdenberg-Grabs, 39. Jum 1889.
M. Eggenberger, alt Gerichtspräfident.
T
Yondesku“*?-
Fürstenthums Liechtenstein
zum Gebrauche
ser (siedifensteinis<en Esementarshulen
D. Rheinberger,
fürstl. Regierungssekretär.
Innsbhbrußk.
Dru der Wagner'schen Universitäts-Buchdruerei?
Zz
1
X
|
LFandeskunde
593
Zürstenthums Liechtenstein.
Das Fürstenthum Liechtenstein besteht aus den ehe-
maligen freien ReichSherrschaften Vaduz und- Schellenberg,
welche lehtere im Jahre 1699, erstere aber im Jahre 1712
vom Fürsten Johann Adam. von Liechtenstein durch Kauf er-
worben und im Jahre 1719 von Kaiser Karl VI. auf An-
suchen weiland des Fürsten Anton Florian zu einem Reichs-
fürstenthum erhoben wurden. Nach dem Zerfall des deutschen
Reiches im Jahre 1806 mußte Liechtenstein dem im gleichen
Jahre durch Napoleon 1. errichteten Rheinbunde beitreten,
und. ward 1815 ein Mitglied des deutschen Bundes bis zu
dessen im Jahre 1866 erfolgten Auflösung.
Seither ist Liechtenstein ein für sich bestehender selbst-
ständiger Staat.
w/ LZ
-- 4 =
Lage, Grenzen und Tläc<heninhalt des Jürstenthums,
dessen Bevölkerung, deren Abstammung, Sprache, Re-
figion, Schulwesen und Beschäftigung.
Das Fürstenthum liegt zwischen 479 3' und 47% 14
nördlicher Breite, dann zwischen 79 8' und 79 16' östlicher
Länge von Paris und wird im Norden und Osten von dem
österr. Kronland Vorarlberg, im Süden und Westen von der
Schweiz, nämlich den Kantonen Graubünden und St. Gallen
begrenzt. Der Rhein bildet die Grenze gegen den Kanton
St. Galien. **
Der Flächeninhalt des Fürstenthums beträgt 3,006 geo-
graphische Quadratmeilen oder 43.674,153 österr. Quadrat-
Klafter = 15.703.47 Hektaren.
Nach der Volkszählung vom Jahre 1874 zählt Liechten-
stein 8664 Einwohner, welche dem rhäto-germanischen Volks-
stamme und der katholischen Kirche angehören und einen Be-
standtheil der Diözese Chur bilden. **)
Die Bevölkerung spricht deutsch, u. zw. die alemannische
Mundart ausschließlich der Triesenberger , von welchen weiter
unten die Rede sein wird.
Die erste Bevölkerung des Landes, von welcher wir
etwas wissen, war die rhätische. Sie wurde im Jahre 16
vor Christus von den Römern unterjocht, welche ihr sodann
römische Sitten, Kultur, Religion und Sprache beibrachten.
Durch die Vermischung der römischen (lateinischen) Sprache
mit der ursprünglichen rhätischen entstand die romanische
Sprache, welche dann durch viele Jahrhunderte hindurch die
herrschende blieb.
*) Die nähere Grenzbeschreibung erfolgt bei der, Gebirgsschilderung.
-*) Die Geistlichkeit des Landes bildet ein eigenes Landesfkapitel
unter einem Dechanten, welcher zugleich auch vischöflicher Vicar ist.
+ <==
Mit dem Eindringen des deutschen Elementes in diese
Gegend in Folge der Völkerwanderung und. der darauf fol-
genden Einverleibung in das deutsche Reich, machten sich all-
mälig auch die Sprache sammt Sitten und Gewohnheiten
dieses Volkes hier geltend. Die romanische Sprache verschwand
nach und nach, und wir dürfen deren Erlöschen ungefähr in
die Zeit der Hohenstaufen versezen. Nur die ursprünglichen
Namen der Orte, der Berge, Alpen und Flüsse sind geblieben,
alle klingen uns fremd an, sind romanischen oder rhötischen
Ursprungs, wenn auch manche im Verlaufe von, man darf
sagen, Jahrtausenden verstümmelt und verdorben worden sind.
Der Liechtensteinische Volksschlag , sowohl der männliche
wie der weibliche, ist durchschnittlich ein kräftiger, gesunder,
wohlausgebauter und meist von mittlerer Körpergröße, mehr
gedrungen gebaut. Braune Haare und braune Augen sind
bei beiden Geschlechtern vorherrschend. Weniger kommen flachs-
blonde Haare und blaue Augen oder auch s<warze Haare vor.
Dabei it der Liechtensteiner meist heiteren Sinnes, hat
viel natürliche Anlagen, ist arbeitsam, intelligent und für
Bildung empfänglich.
Die Hauptbeschäftigung. der Bewohner ist und war immer
Acerbau, Weinbau und Viehzucht, welche die Lage des Lan-
des, Bodenbeschaffenheit und Klima vorzüglich begünstigen.
Da aber diese Erwerb8zweige die Bewohner doch nicht ge-
nügend ernähren, ist ein großer Theil der männlichen Be-
völferung gezwungen, seinen LebenSunterhalt zeitweilig außer-
halb des Landes zu suchen, wo er ihn auch, u. zw. haupt-
sächlich in der Schweiz und theilweise auch in Frankreich
reichlich findet, in welche Länder jährlich im Frühling Hun-
derte von Liechtensteinern als Bauhandwerker ziehen, wo fie
überall als kundige und treffliche Arbeiter geschäßt werden,
um dann im Herbste mit reichlichem Verdienste heimzukehren.
Im Lande selber ist wenig Industrie, Handel und Ver-
kehr, die Gewerbe konnten sich nie recht entwieln und blieben
unbedeutend. Seit ungefähr 15 Jahren jedoch entstunden 3
Fabriken (mechanische Baumwollwebereien) in Triesen und
im Mühleholz, welche der umwohnenden Bevölkerung nam-
haften Verdienst gewähren, (abgerechnet die fremden Arbeit3-
fräfte, welche fie nebenbei beschäftigen.)
Die in Liechtenstein bestehenden Jahr - und Wochen-
märkte haben bisher noc< keine Wichtigkeit erlangt. Es
werden solche in Vaduz, Ruggell, Nendeln und Balzers ab-
gehalten.
In allen Gemeinden des Landes besteht eine ein- oder
mehrklassige Volksschule, welche sämmtliche Kinder vom an-
getretenen 7. bis zum 15. Lebensjahre zu besuchen haben.
In den Gemeinden des Oberlandes, mit. Ausnahme von
Planken, dann in der Gemeinde Eschen ist die Schule nach
Geschlechtern gesondert, und werden die Mädchenschulen von
Lehrerinnen aus der Congregation der barmherzigen Schwestern
vom Mutterhause in Zams geleitet.
Sculzwang und Unentgeltlichkeit des Unterrichtes be-
stehen wohl schon seit 50 Jahren.
Für den höhern Unterricht sorgt die vom verstorbenen
Dr. Josef Ludwig Groß gestiftete 2klassige Sekundar - oder
Unterrealschule, eigentlich Landesschule geheißen.
Bodenbeschaffenheit, Gebirge und füsse.
Der größere Theil des Landes ist Gebirgsland; nur der
Rheingrund (vom Rheine angeschwemmtes Land), in welchem
die Mehrzahl der Ortschaften liegt, kann als Flachland be-
trachtet werden und ist von verschiedener Breite. Während
3. B. an der schmalsten Stelle bei der Balzner Rüfe der Ge=
a Pi imme
birgsfuß beinahe vom Rheine bespült wird, dehnt sich die
Ebene zwischen Nendeln und Bendern wohl eine Stunde weit
aus. Die Länge des Flachlandes von der Graubündner
Gränze (Fleschner Berg) bis zur österreichischen bei Bang3
beträgt 6 Wegstunden.
Der Hauptsto> unseres Gebirges ist die Rhätikonkette,
welche im Süden des Landes liegt. Dieselbe scheidet von
ihrem Ursprunge (Albuin-Köpf, Pit Buin) an bis zum Naaf-
kopf. das österreich. Kronland Vorarlberg vom Kanton Grau-
bünden; vom Naafkopf weg bis zu ihren Ausläufern bei
Guscha, der Luzisteig und dem Fläschnerberg das Fürsten-.
thum Liechtenstein von genanntem Kanton. Von dieser Rhä-
tifonfette aus durchziehen nun drei Ausläufer in nördlicher
Richtung und fast in rechtem Winkel von ihrem Ursprung
ausgehend das Land. Der erste beginnt am Naafkopf, wendet
sich schwach östlich und endet mit der Gurtisspize ob Fra-
stanz im Jilthal. Der zweite, kürzesre, geht auch vom Naaf-
fopf aus bis dahin, wo der Malbunerbach in den Samina-
bach mündet, und bildet mit dem ersten Ausläufer das Mal-
bunerthal.
Der dritte und westlichste Gebirg3zug beginnt am Ma-
zura , verläuft über die Trieyer Heuberge, den Culm, die
Kuhspite bis zu den drei Schwestern und senkt sich von dort
allmälig über Amerlug bis zur Leki ob Frastanz.
Zwischen diesen drei Gebirgszügen liegt das Samina-
thal (worin auc) das Malbunerthal. mitbegriffen ist) mit
seinen Alpen, Weiden und Wäldern, welche einen Hauptreich-
thum des Landes- ausmachen und eine Grundbedingung seiner
großen Viehzucht sind. T.2 nennenswerthesten Alpen sind,
u. zw. auf der westlichen Seite des zulekt beschriebenen Ge-
birg8zuges: die Trieser. Alpe „Lavena ,“ die Trieserberger
Alpe „Alpa,“ die Plankner Alpe „Gafadura.“
BE... =
Auf der Ostseite dieser Kette befinden sich die Melsner
Alpe „Gonfal t“ und die fürstl. Alpe „Süka“. Im Thale
aim Saminabache liegen die Trieser Alpe „Valüna“ und die
Trieserberger Boralpe „der Steg“. Oberhalb Valüna an
der zweiten Gebirgskette liegt die Schaaner Alpe „Gritsch“;
auf dem Grat dieses Gebirges die Vaduzer Alpe „Hahnen-
spiel“ und darunter das Vaduzer und Trieserberger „Malbun
auc< Milbun“ genannt. Dann kommt man über Saß in
die Schäaner Alpe „Guschg“ , etwas tiefer nördlich von der-
felben in die drei „Valorsch“ Schaan und Vaduz gehörend,
und von hier über den Valorscher Bach in die Balzner Alpe
„Guschgfiel"“. Die. Unterlandschaft besitzt keine Alpen.
Der zuerst beschriebene Ausläufer bildet auch vom Naaf-
kopf *) aus über den Malbuner Grat, den Ochsenberg bis zum
Gallinakopf die östliche Landesgrenze gegen Vorarlberg. Hier
zieht sich die Grenze aber nordwestlich auf die drei Schwestern,
von den drei Schwestern gerade nördlich bis zur Leki, senkt
sich von dort gegen Gallmist und verlauft bei Tosters vorbei
über Schellenberg und Nofels dem Rheine zu.
Wenn nun Liechtenstein unter seinen Bergen keine solche
Riesenkolosse zählt, die mit ewigem Schnee und Eis bedeckt
find, wie seine Nachbarländer Tirol-Vorarlberg und Grau-
bünden haben, 19 erreichen einzelne seiner Bergkuppen doch
eine beträchtliche Höhe, jo 3. SB. der Naafkopf 2568» , der
Rauhe Berg (Fortsezung des Falknis) 2493 auch 2552,
der Gallinakopf 2196, der Ochsenkopf 2283m, der Schön-
berg 2. 34m, der Schäfberg 2365m, dann die besonders von
Deutj;ägland her weit sichtbare Gruppe der drei Schwestern
mit 2054» 2057 und 1848m Höhe. Die Mittagsspiße bei
Balzers hat 18561.
*) Der Naafkopf ist natürlicher Grenzstein dreier Länder, nämlich :
Vorarlbergs, Liechtensteins und Graubünden.
-=-. 4) --
Unter diesen Gebirgsspiken zeichnen sich besonders durch
Fernsicht aus: Der Gallinakopf, der Schönberg, Amerlug und
die drei Schwestern. Am leichtesten zu besteigen ist: Amerlug,
von Planken oder von Frastanz aus.
Die Hauptmasse der liechtensteinischen Gebirge besteht
aus Kalk oder Kreideformation. Unter dem Kalkgestein zeichnet
sich der Hauptdolomit als Ursprungsstätte unserer Rüfen oder
Rüfinen aus. Er ist dem Pflanzenwuchs sehr ungünstig und
die aus ihm gebildeten Berge stechen besonders durch ihre
Dede und Unfruchtbarkeit hervor. Seine Brüchigkeit gibt
Veranlassung zu zahlreichen Geröllschutthalden, welche bei an-
haltenden oder heftig eintretenden Regengüssen das- Material
zu den verheerenden Rüfinen abgeben.
Tie für unser Land bedeutendsten Rüfinen befinden sich
diesseit3 ves Alpengebietes im westlichen Gehänge des Gebirgs-
zuges und'Vind die erwähnenswerthesten davon: Zwischen :
Balzers und Triesen die Lavena- und Badtobler Rüfe, zwischen
Triesen und Baduz d.? Spania- oder Erblerüfe, zwischen
Vaduz u*9 Schaan die Rappensteiner - und Tidrüfe, bei
Schaan die Gamanderzzund Forst--bei Nendeln die Nendler
und vor Schaanwald die Maurer Rüfe.
Die Flüsse des Landes sind bald gezählt; wenn der
Nhein nict wäre, würden sie keiner Erwähnung verdienen.
Dieser =- der Rhein =- fließt hier in gerader Richtung von
Süden gegen Norden; er entspringt im Kanton Graubünden
aus 3 Quellen, welche den Vorder -, Mittel - und Hinterrhein
bilden.
Der erste entspringt am Badus, der zweite am Lukmanier ;
beide vereinigen sich bei Disentis und nehmen im weitern.
Verlaufe bei Reichenau den vom Rheiwaldgletscher oder Vogels-
< 2710 ==
berg herfommenden Hinterrhein auf. Von dort in einen Fluß
vereiniat betritt derselbe bei Balzers am Ellberg das Fürsten-
thum Liechtenstein und bildet von da an bis Bangs die
westliche Grenzscheide gegen die Schweiz. *)
Da3 zweite Flüßchen ist der Saminabach im Thale
gleichen Namens, welcher von Süd gegen Norden fließt und
bei Frastanz in die Il mündet.
Kaum nennenswerth ist die Esche, welche von Mauren
gegen Bendern träge hinschleicht.
Hingegen aber ist das ganze Flachland von einem ausge-
breiteten, wohlangelegten Net von Entwässerungskanälen durch-
zogen, welche das durch den Rhein- und Bergdruck versumpft
gewesene Tiefland der Kultur wieder zurückgewonnen haben.
Klima und Naturprodukte.
Da3 Klima des Landes, mit Ausnahme jenes des Alpen-
gebietes, ist im Allgemeinen wie im ganzen übrigen Rheinthal
ein mildes, gemäßigtes und troß der häufig und sehr rasch
eintretenden Witterungswechsel ein gesundes, daher die Be-
wohner im Allgemeinen auch ein hohes Alter erreichen.
Von großem Einfluß auf das Klima ist der hier häufig
herrschende Föhn, jener warme Südwind, welcher aus Italien
(dort Siroceo eoheißen) über die Alpen her zu uns kömmt.
Unsere Alten haben ihn zu den drei Landesnöthen, == näm-
lich: Rhein -, Rüfe- und Föhenoth gezählt. Die noch im
Wintersfrost erstarrte Natur erwet er im Frühling oft zu
frühzeitig, bringt Bäume und Reben vor der Zeit zum Treiben,
welche Triebe dann häufig von den nachfolgenden Frösten
wieder zerstört werden. |
*) Die Landesgrenze liegt in der Mitte des Flußbettes.
MM 132: =
Trobdem ist er aber für die Gegend unbedingt noth-
wendia. Ohne ihn kein Türken und vor Allem fein Wein,
welcher in Liechtenstein in bedeutender Menge und theilweise
von großer Güte (wie 3. B. der Vaduzer und Gutenberger
bei Balzer3) gebaut wird.
Von den andern Pflanzenprodukten gedeihen fast alle jene,
welche in der deutschen Schweiz und in Süddeutschland vor-
kommen. Neben den verschiedensten Gartengewächsen und Ge-
treidearten, wie: Weizen, Spelz (Vesen), Roggen, Haber, Gerste,
ist jedoch der Mais oder Türken das Hauptprodukt und
liefert der Bevölkerung neben Kartoffeln und Kaffee das
Hauptnahrungsmittel.
Hanf wird auch viel gepflanzt; der Flachsbau aber,
welcher früher in einigen Gemeinden des Eschnerberges stark
betrieben wurde, hat so gut wie aufgehört, er scheint sich nicht
mehr zu rentiren. Ebenso ist es dem Reps ergangen.
Obst wächst sehr viel und theilweise von großer Feinheit;
für weitere Verbreitung werthvoller Obstsorten und bessere
Baumpflege dürfte aber noch vielmehr geschehen. Ein aus-
gedehnterer und verbesserter Obstbau würde der Bevölkerung
eine bedeutende Einnahmequelle erschließen und noc< mehr
zur Verbesserung des Klimas beitragen.
Tie Wälder, welche unter der Oberaufsicht des Staates
stehen, liefern Bau - und Brennholz; letzteres bei sparsamen
Verbrauch für das Inland genügend.
Hauptsächlich kommt Nadelholz vor, Tannen, Fichten,
Föhren, Lärchen; weniger Laubholz, wie: Buchen, Ahorn,
Linden, Eichen, letztere schon selten mehr. *)
„ Die Holzausfuhr ist sehr eingeschränkt und geschieht meist nur
au8 dem Saminathal.
Als oberster Grundsaß der Staatsverwaltung in der
Forstwirthschaft gilt: keine Wälder eingehen zu lassen und
alle abgetriebenen Flächen wieder aufzuforsten.
Mineralische Schäße, wie Salze, Kohlen, Eisen, Erze
kommen in Liechtenstein nicht oder doch nur in ganz unbe-
deutender Menge vor, doch besißt es einzelne GesteinSarten,
welche bereits gewerblich verwendet werden oder noch nußbar
gemacht werden könnten, wie zum Beispiel die reichen Gip3-
lager (zu Düngmittel 2c.), der Hauptdolomit (zur Erzeugung
trefflichen Steinmörtels und hydraulischen Cements), die
Platten des Virgloriakalkes am Ellberg bei Mels, die Bau-
wacken und Tufssteine (Baumaterial), die rothen Sandsteine,
Verucano (Gestellsteine zu Hochöfen), dann als vorzügliches
Brennmaterial den am Esc<hnerberg in großer Menge vor-
fommenden Torf.
Das Thierreich liefert Pferde, Rind-, Sc<hmal- und
Borstenvieh , Geflügel und Wild, und Fische in den Ge-
wässern. *)
An Wild hat das Land einen ziemlichen Reichthum;
es gibt Firsche, Rehe, Gemsen, Füchse, Hasen, Dachye, Mur-
melthiere, Jltisse, Marder 2c.; allerlei Arten von Raub -,
Sing - und jagdbaren Vögeln. Im Saminabach und den
verschiedenen Entwässerungskanälen hat es viele Forellen, in
*) Für die Veredlung der Pferde und des Rindviehes wurde seit
ungefähr 30 Jahren viel gethan dur< Prämienvertheilung und durch
Einführung edlerer Zuchtthiere aus dem Ausland, hauptsächlich aus der
Schweiz.
den Benderer Gewässern. Karpfen und Hechte, im Rheine
Rheinlanken, Grund - oder Seeforellen. Auch der Fischotter
kommt häufig vor. An Reptilien: die Eidechse, Blindschleiche,
Ringelnatter und Kreuz-= oder Kupferotter.
Verfassung und Behörden.
Die Staatsform des Landes 1st die monarchisch-reprä-
sentative, d. h. das Volk übt durch seine frei gewählten Ver-
treter eine Kontrolle über die vom Fürsten eingesezte Regie-
rung aus und nimmt auf die öffentlichen Angelegenheiten
einen mitbestimmenden Einfluß. Die jetzige Verfassung, (jenes
Gesez, welches die öffentlichen Gewalten im Staate regelt),
durch welche Liechtenstein in die Reihe der konstitutionellen
Staaten eingetreten ist, wurde dem Lande durch den jeßt
regierenden Fürsten Johann Il. unterm 26. September 1862
verliehen.
Die regierende Fürstenfamilie ist jene des Hauses von
und zu Liechtenstein und stammt aus Niederösterreich. Im
österr. Kaiserstaate hat dieselbe auch jenen großen Gründbesit,
welcher ihr die stande8gemäße Repräsentanz ves Fürstenhauses
ermöglichet, ohne dafür das Fürstenthum Liechtenstein, welches
doch nicht für eine zureichende Civilliste aufzukommen ver-
möchte, in Anspruch nehmen zu müssen.
Der jeweilige regierende Fürst führt den Titel: „Fürst
und Regierer des Hauses von und zu Liechtenstein, Herzog
zu Troppau und Jägerndorf in Sclefien, Graf zu Riet-
berg 2.“ Er residirt meistens zu Wien und Eisgrub in
Mähren.
Die Behörden des Landes sind :
A. Administrativbehörden.
Die Administrativgeschäfte - des -Fürstenthums werden
1. von der Regierung beziehungsweise dem Landesverwesfer,
-. “14 ---
2. vom Landesschulrathe, 3. von der politischen RekurSinstanz
und 4. der Buchhaltung besorgt.
2. Der Landes8verweser ist Chef der Regierung und
des Landesschulrathes. Die Regierung ist die Berwaltungs-
behörde im Lande, hat ihren Amtssih in Vaduz und alle
Geschäfte zugewiesen, welche auf die Ausübung der landes-
herrlichen Regierungsrechte, auf die Landesverfassung und
auf die Gesehgebung sich beziehen. Die Regierung besteht
aus dem Lande3verweser, zwei Landräthen, zwei Stellvertretern
und einem Sekretär. *)
Ihr unterstehen ferner3 der Kassenverwalter, der Landes-
physikus , der Landestechniker , der Forstinspektor und der
Landesthierarzt.
9. Dem Landesschulrathe ist die Leitung des Schul-
wesens im Fürstenthum übertragen. **)
Die Mitglieder des Landesschulrathes, ausschließlich des
Landesverweser3, werden vom Landtage auf die Dauer - von
3 Jahren erwählt, während sonst alle übrigen Beamten vom
Fürsten angestellt werden.
3. Die volitische Rekurzsinstanz in Wien ist die
Berufunz8behörde gegen Entscheidungen -der Regierung,
insoferne diese nach dem Geseke nicht endgültig erflossen sind.
4. Die-fürstl. Buchhaltung zu Butschowiß ist die Re-
vision3behörde für die Landes- und öffentlichen Fonds-
rechnungen.
*) Die Landräthe und ihre Stellvertreter werden vom Fürsten auf
die Dauer von sechs Jahren ernannt.
**) Er besteht nebst dem“ Landesverweser als Vorsigenden noc<h aus
4 Mitgliedern , wovon 1 dem Landklerus und X'.dem Lehrerstande an-
gehören muß.
-- FR =<
B. Justizbehörden,
Die Gerichtsbarkeit im Fürstenthum wird ausgeübt :
a) dur< das Landgericht in Baduz,
b) in zweiter Instanz durch das fürstliche Appellations-
gericht in Wien und
c) in dritter Instanz durch das f. f. Oberlandesgericht
in Innsbruck.
Die Domänenverwaltung in Vaduz ist die Verwal-
tungsbehörde für die fürstlichen Privateinkünfte in
Liechtenstein.
Finanzen- und Verkehrswesen.
Das Fürstenthum erfreut fich geordneter und günstiger
Finanzverhältnisse. Die Einnahmen, bestehend in: Pachtge-
fällen, Steuern, *) Zollgeldern, Stempeln und Texerlös =
übersteigen seit einer Reihe von Jahren die Ausgaben troß
der. in den Zahren 1872 und 1873 contrahirten Staatsschuld
von 175,600 fü., welche der Fürst dem Lande zu Rheinbau-
zwecken unverzinslich auf 20 Jahre vorgestreckt hat.
Dieses günstige Verhältniß ist hauptsächlich dem im
Jahre 1252 mit dem österreichischen Kaiserstaate abgeschlos-
senen -& ollvertrage und der im Jahre 1868 geschehenen Auf-
lösung des vom Jahre 1836 an bestandenen Bundescontingentes
zu verdanken; es ermöglichte die Durchführung Des Katasters
und den Bau guter Verbindungsstraßen, die das "Fürften-
thum durchschneiden und auch das Thalland mit dem. Alp-
gebiete verbinden. Bis jeht besit Liechtenstein 21 Weg-
stunden Straßen, also auf eine Quadratmeile 7 Wegstunden.
>) Nämlich : Grund -, Gewerbe- und Classensteuer, Salzsteuer und
Hundesteuer.
-- 71416 --
Die k. k. priv. Vorarlberger Bahn durchzieht Liechten-
stein von Z?auren bis Schaan--Buchs.
Von eldkir< bis Vaduz führt eine Telegrafen-
linie und ist in österreichischem Betrieb, sowie sie auch von
Oesterreich zur Hälfte erstellt wurde. Die Posten sind seit
ihrem Bestehen ebenfalls österreichisch, nur die alle Ortschaften
des Landes täglich besuchenden Briefboten werden von der
liechtensteinischen Regierung angestellt und bezahlt.
Gemeinden, Ortshaffen und Pfarreien.
In jenem schmalen Striche Landes nun, welcher zwischen
dem westlichsten Ausläufer des Rhätikon und dem Rheine,
von St. Katharinabrunnen an der Graubündner Grenze bis
zur JIU liegt, haben sich die Bewohner Liechtensteins in 11
von einander unabhängigen politischen Gemeinden und zehn
Pfarreien angesiedelt.
Obwohl die alte politische Abgrenzung zwischen den Herr-
schaften Baduz und Schellenberg thatsächlich schon lange auf-
gehöct hat, besteht dieselbe im Munde des Volkes doch noch
immer unter dem Namen: Ober- und Unterland oder Eschner-
berg fort. Wir können sie bei der Aufzählung, beziehungs-
weise Beschreibung der Ortschaften und Gemeinden beibehalten
und beginnen mit dem
Oberland,
welches 6 politische Gemeinden und 5 Pfarreien zählt. Die
oberste Gemeinde ist
Balzers,
am nördlichen Fuße der Luzisteig und des Ellberges, dann
zwischen dem südwestlichen. Abhange der Mittagsspize und
dem Rheine gelegen. Sie besteht aus den beiden Ortschaften
47 =
Balzers und Kleinmels. Beide Ortschaften zählen zusammen
1167 Einwohner, und haben einen Flächen - Inhalt von
5,530.923 Quadratklafter, wovon 2,722,914 Quadratflafter
auf das Alpengebiet entfällen. Bei Balzers scheidet sich die
von Feldkirch kommende Landstraße in 2 Linien. Die erstere
zieht sich in gerader füdlicher Richtung der Luüzisteig und
Chur zu, die andere wendet sich westlich bei der alten Veste
Gutenberg vorbei nach der Ortschaft Kleinmels und der
Rheinbrücke bei Trübbach. *)
Das Dorf Balzers würde im Jahre 1796 größtentheils
ein Raub der Flammen; auch die Kirche verbrannte mit.
Am 23. Sept. 1868 würde es wieder von einer furchtbaren
Rheinüberschwemmung heimgesucht.
Balzers besißt ein Postamt mit einem Poststall , auch
ein Nebenzollamt und bildet mit Mels zusammen eine Pfarrei.
Die Lsarrkirche steht am nördlichsten Ende von Balzer3 und
ist dem bl. Nikolaus geweiht. In Mels ist ein uraltes St.
Peter-Kir<hlein. **)
Außer Mels, näher dem Ellberge zu, liegt das Wall-
fährtskirchlein Mariahilf. Das netwterbaute Schulhaus wurde
zwischen Balzer3 und Mels an den nördlichen Fuß des Guten-
berg verlegt. ***)
- FHDie zwischen Balzers und Mels (Kleinmels) gelegene, derzeit
Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürsten gehörige Ruine der ehemaligen
Veste Gutenberg, an deren Fuße ein neueres Gebäude sich befindet,
in welchem gegenwärtig ein höheres Töchterinstitut unter der Leitung
von Schwestern aus der Congregatiow der <ristlichen Liebe vom Mutter-
hause Paderborn untergebracht ist, wurde im Winter des Jahres8 1499
in. Folge des Schwabenkrieges vergebens .von den Bündnern und Eid-
genossen belagert und berannt.
**) Auffallend ist, daß die ältesten Kirchen in unserer Gegend bei-
nahe alle €... Peter gewidmet sind.
***? Noch dahier ist zu bemerken : der Einbruch der Franzosen über
den Rhein am 6. März 1799.
€
= PAB
Triesen,
eine gute Wegestunde nördlich von Balzers, ein langes
von der Landstraße an gegen den Berg ansteigendes Dorf
hat eine Bevölkerung von 1064 Einwohnern und einen Grund-
fomplex von 7,365.771 Quadratklafter, wovon 3,626.962
Quadratklafter auf das Alpengebiet entfallen.
Das Dorf durchfließt ein Bach, welcher die Erbauung
ver schon genannten Fabrif ermöglichte.
In Triesen wächst viel Obst und auch recht guter
Wein.
Es ist wahrscheinlich der älteste Ort des Landes. Vor
etwa 20 Jahren wurden hier Reste römischer Bäder und
Backöfen gefunden. *)
Auf der nordöstlihen Seite an einem Hügel liegt
das Kirchlein €*. Mamert, zu welchem Heiligen, als
Helfer in mancherlei Nöthen, die Bewohner von Triesen
großes Vertrauen häben. Am Fuße dieses Hügels, weit
oben im Dorfe, lag auch die alte Pfarrkirche , dem
heiligen Gallus geweiht. Die neue steht etwas weiter
unten, ungefähr in Mitte des Dorfes und hat ein schönes
Geläute. Eine dritte ganz unansehnliche Kirche zur Mutter-
gottes, genannt: „Kapele“ steht unter der Fabrik, nahe der
Landstraße. Oberhalb des Dorfes ist das alte verfallene Bad
Vogelsang mit einer schwachen Schwefelquelle.
Hinter Triesen liegt St. Wolfgang, berühmt durch die
Schlacht gleichen Namens (am 12. Febr. 1499), wobei das
*) Die Sage erwähnt einer uralten Stadt, Trisona , nordöstlich
von Triesen, welche durch einen Bergsturz verschüttet worden sei. Der
Bergsturz, = vielleicht auch eine Moräne = (Gletscherablagerung) ist
wohl erfennbar , ob aber eine Stadt darunter liegt, dürfte schwerlich
jemals mit Sicherheit in Erfahrung gebracht werden.
Dorf Triesen geplündert wurde und in Flammen aufging.
Noch vor etwa 15 Jahren standen die Trümmer der St.
Wolfgangskapelle, welche zum Andenken an diese Schlacht
erbaut worden sein soll. *)
Triesenberg.
Dieses über Triesen am westlichen Abhange des Trieser
Culm zerstreut liegende große Alpendorf hat von einem äußer-
sten Ende bis zum andern wohl eine gute Stunde an Au3-
dehnung, besitzt schöne Matten, Weiden und Alpen, welche
die Bewohner hauptsächlich auf Viehzucht hinweisen, die dann
auch von jeher von denselben sc<hwunghaft betrieben wurde.
Der Ackerbau ist durch die steile und hohe Lage weniger be-
günstigt, jedo< wird auch etwas Mais, Getreide, Kartoffeln,
Erbsen, Bohnen, Hanf, äber alles für die große Gemeinde
in lange nicht zureichender Menge, gebaut. In den tiefern
Lagen wächst auch noch viel Objit.
Das Dorf, dessen Häuser alle bis auf einige wetiige,
von Holz und in dem gewöhnlich vorkommenden Alpenstyl
gebaut sind, besteht aus zerstreut liegenden Gruppen, deren
einzelne immer nur wenis2 Häuser zählen.
Die bedeutendsten Häusergruppen heißen: Wangerberg,
Lavadina, Steinort, Gufer, Jonaboden, Garschin, Rothen-
boden, Frommenhaus, Provatscheng, Maseschen 2c. **)
Seit einem Jahrzehent ist der Trieserberg durch eine
Fahrstraße mit dem Tieflande, und durch gute Verbindungs-
*) Einige, wie 3. B. Pet. Kaiser wollen den Kampfplaß vor das
Dorf Triesen verlegen.
**) Letztere beiden haben zwar je nur 2 Häuser, sind aber sehr
hoch gelegen und bieten eine prächtige Rundsicht auf die gegenüberliegen-
den Schweizerberge und das üppige Rheinthal.
>*E;
.„“" =
wege die meisten der Häusergruppen unter sich verbunden.
Durch das Dorf zieht sich auch die neue Straße in die Alpen.
Ungefähr in der Mitte des Triesenberges, auf Jona-
boden, steht die Pfarrkirche zum hl. Josef, seit dem I. 1767
erbaut. *.
Unter der Kirche seitwärts steht das Schulhaus.
Die Gemeinde Triesenberg hat einen Flächeninhalt von
7,410.54"7 Quadratklafter, wovon 4,908.363 Quadratklafter
Alpengebiet sind und eine Einwohnerzahl von 1016 Köpfen. **)
Vaduz,
Hauptort des Fürstenthums, Marktflecken und. Siß der
Behörden, nämlich der Regierung, des Landgerichts und der
*) Das Patronat über die Pfründe steht dem regierenden Fürsten
zu, - dessen Vorfahren weiland Fürsten Wenzel von Liechtenstein Muni-
fizenz die Gemeinde den Bau der Kirche und Aufrichtung der Pfründe
hauptsächlich zu verdanken hat.
„*) Die Trieserberger -sind ein talentvolles, fleißiges und sparsames
Völkchen, dabei derbknochig und stark, und unterscheiden sich durch ihre
äußere Erscheinung. und Mundart auffallend von den übrigen Landes-
bewohnern. Sie sind sämmtlich Walser oder Walliser und ihre Mund-
art ist eben die den Wällisern sowohl hier als in Vorarlberg und Grau-
bünden eigenthümlich hochburgundische. Die Walliser erscheinen zuerst
in unserer Gegend als Jäger zu Davos im Jahre 1242 im Gebiete
Walter's 111. Freiherrn v. Vat, im Jahre 1352 auf Stürvis oberhalb
Malans und: 3 Jahre später am Trieserberg. Jm Vorarlbergischen
finden wir sie schon in den Jahren 1313 .und 1349 zu Laterns und
Bürs. Einzelne Walliser mögen sich auch in Triesen und andern Ge-
meinden des Landes niedergelassen haben, wo ihre Spur aber unter der
Übrigen Bevölkerung sich verlor. „Die freien fremden Walliser (Dr.
Josef Bergmann) siedelten sich mit Vorliebe in höhern Berggegenden an,
die sie beweideten und urbar machten, trieben Viehzucht und-trugen jähr-
lich in Naturalien (Käse, Schmalz) oder wenigen Leistungen in Geld
den Genuß ihres-Lehengutes ab , denn auf diesem haftete: die Last, sie
hatten jedoh- die-Verpflichtung, auf: jede Mahnung ihren Hexrn zu dienen
und zu warten „mit schilten und mit spiessen nach. Walliserrecht.“
Domänenverwaltung, hat 994 Einwohner auf einem Flächen-
inhalt von 4,590.973 Quadratklafter, wovon 1,296.959 Qua-
dratklafter auf sein Alpengebiet entfallen.
Vaduz 14 theils unmittelbar zu Füßen des Schloß-
berges hingebaut, theils zieht es sich allmälig ansteigend, von
Weinbergen eingeschlossen, die Berglehne hinan. Es hat ein-
zelne schöne öffentliche und Privatgebäude; besonders hervor-
zuheben ist aber die neue gothische Pfarrkirche nach den Ent-
würfen des berühmten Axrchitektey, und Brofessors Hrn. Fried-
ri< Schmidt in Wien vom fürstl. Architekten Hrn. Ignaz
Banks in den Jahren 1869-1873 ausgeführt, mit sehr
schönem Geläute und einer kunstvollen, ausgezeichneten Orgel
von Steinmeyer in Oettingen. *)
In Vaduz befinden sich ein Post - und Telegrafen-
burean und ein Zollamt gegen den Rhein, über welchen eine
gedeckte Brücke führt.
Im Herbste zwischen Oktober und Neujahr werden hier
Viehmärkte oehalten. Handel und Gewerbe sind sonst gering-
fügig, nur in dem 1 halbe Stunde vom Orte entfernten Mühle-
holz bestehen 2 mechanische Baumwollwebereien, 2 Mahl-
mühlen und 1 mechanische Werkstätte.
*) Der Bau ist hauptsächlich der hoc<herzigen Liberalität des jeßt
regierenden Fürsten Johann 1. zu verdanken , doch hat auch die Ge-
meinde Vaduz dabei ihr Möglichstes geleistet und sehr große Opfer
gebracht.
Hier besteht“ auch die von Dr. Josef Ludwig Graß gegründete
Landesschule. Neben der Stiftung dieser Schule mächte derselbe auch
seiner Heimathgemeinde Vaduz noch bedeutende Vergabungen zu Schul-
zwecken. Dr. Josef Ludwig Graß, gebören zu Vaduz 'am 24. August
1789, gest. ebendaselbst am 29. November 1860, war seinerzeit einer der
renommirteiten Aerzte in weiter Umgebung und ein edler Menschenfreund,
wie diese Stiftungen beweisen.
Hingegen hat der in Vaduz gezogene Wein einen sehr
guten Ruf und ist besonders in der Schweiz begehrt und
gesucht. *,
O% der Ortschaft Vaduz auf einem schroff abfallenden
Felsen steht das uralte, schon ziemlich zerfallene, jedoch noch
immer bewohnte Schloß Vaduz, von welchem aus man eine
äußer t Ltohnende Aussicht genießt. Im Schlosse befinden
sich die Kellereien und Ausschankslokalitäten für die fürstl.
Weine. **)
*) Im vorigen Jahrhundert wurde der amtliche Versuch gemacht,
Markt und Schloß Vaduz in „Liechtenstein“ umzutaufen ; der Name
wurde aber dem Volke nie mundgerecht und konnte sich nicht einbürgern ;
jedoch findet man ihn häufig noch in geographischen Handbüchern und
Karten.
In den Jahren 1846 und 1855 hatte Vaduz zwei bedeutende
Rheineinbrüche.
**) Andere Sehenswürdigkeiten finden sich darin keine vor, außer
der wahrscheinlich von dem Grafen Rudolf von Sulz erbauten Sc<loß-
kapelle mit einem interessanten alterthümlichen Hochaltar und noch einigen
alten Gemälden. Tie Zeit der Entstehung .des Schlosses und durch wen
es eigentlich erbaut wurde, weiß man nicht bestimmt. Der älteste vier-
e>ige, gewaltige Thurm, Heidenthurm genannt, wird von Vielen für rö-
mischen Ursprungs gehalten. Andere , wie P. Kaiser glauben , daß er
viel jüngern Datums und erst im achten oder neunten Jahrhundert,
vielleicht durch die Stammherren der Grafen von Montfort und Werdenberg
erbaut worden sei. Richtig ist, daß die Montforte und Werdenberger wenig-
stens das übrige Schloß gebaut haben. Jahrhunderte lang war es im
Besite dieser Dinastie. Im 15. Jahrhunderte gehörte es den Freiherrn von
Brandis, wurde am 12. Februar 1499 von den Bündnern und Eidge-
nossen geplündert und verbrannt, und in den Jahren 1523--1526 von
dem nachmaligen Besizer Grafen Rudolf von Sulz, ungefähr in seiner
jehigen Gestalt, wieder aufgebaut. Dieser war auch der Erbauer der
beiden das Schloß flankirenden runden Thürme , Rondellen genannt.
Im 17. ahrhundert war es im Besiße der Grafen von Hohenem3 und
fam endlich 1712 mit der Herrschaft Vaduz an das liechtensteinische
.5“
Halbwegs Schaan und Vaduz in der wilden Rappen-
steiner Schlucht steht ho< auf einem Felsen eine zerfallene
Burgruine Schalun, vom Volke das „wilde Schloß“ genannt.
Man weiß wenig von ihr und ihren einstigen Besißern; sie
muß schon Jahrhunderte lang gebrochen fein.
Schaan,
großes ansehnliches Dorf und alte Pfarre, etwa eine
fleine Wegstunde von Vaduz entfernt mit 1066 Einwohnern
und einem Areale von 7,113 807 Quadratklafter, wovon
2.880.709 Quadrat-Klafter auf sein Alpengebiet entfallen.
Schaan hat eine Eisenbahnstation, Vost- und Telegraphen-
bureau und eine gedeckte Brücke über den Rhein nebst der
Eisenbahnbrücke und ein Zollamt dabei.
Etwa eine Viertelstunde ober Schaan liegt ganz idyllisch
das Kirchlein Dux, eine beliebte Andachtsstation der Scaaner,
Vaduzer und Plankner Bevölkerung. *)
Einen Büchsenschuß unterhalb Dux befindet fich das
ganz neu errichtete schöne Armenhaus der Gemeinde Schaan.
Etwas weiter unten kommt man zur Pfarrkirche, dem heil.
Laurentius geweiht. **)
Fürstenhaus. Von da an wurde es von der herrschaftlichen oder regie-
renden Familie nicht mehr bewohnt und gerieth daher immer mehr und
mehr in Verfall. Zu dem Schlosse und hinter demselben gelegen gehört
no< das Jäger - oder Försterhaus.
*) Die Aussicht von hier aus ist reizend. Auf Dux hatten die
Oesterreicher im Jahre 1796 ein Lager geschlagen.
*'*„4 Patron und Collator der Pfründe ist das Churer Domkapitel,
daher der jeweilige Pfarrer auch meistens ein Canonikus ist. Die Pfarre
war früher bei St. Peter und kam erst um's Jahr 1400 herum nach
St. Lorenzen. Die St. Peter's Kapelle wurde neu gebaut, nachdem sie
1849 mit den umliegenden Häusern ein Raub der Flammen geworden
war. Beim Aufräumen des Schuttes stieß man auf gewaltig starke und
= 4 --
Planken,
eine Stunde nordöstlich von Schaan auf einem Berge,
ist die kleinste der liechtensteinischen Gemeinden und die einzige,
die keine selbständige Seelsorge hat, sondern nach Schaan ein-
gepfarrt iit. Wohl hat sie eine Kapelle, dem hl. Josef ge-
weiht. Die Einwohnerzahl beträgt 144 Seelen. Planken ist
als Berggemeinde hauptsächlich für Viehzucht geeignet, jedoch
wird auch Aerbau betrieben, und in jüngster Zeit wurden
sogar Versuche mit Weinbau gemacht. Der Flächeninhalt der
Gemeinde beträgt 1,775.781 Quadratklafter, wovon das
Alpengebiet 669.331 Quadratklafter ausmacht.
Die Ortschaft Planken ist jebt auch durch ein Fahr-
sträßchen mit der Landstraße verbunden. +)
Diese aufgezählten sechs Gemeinden bilden nun das jo-
genannte Oberland, und wir kommen nun, nachdem wir die
alte Landmarke bei der Nendler Rüfe überschreiten, zu dem
5. Gemeinden und 5 Pfarreien zählenden
Unterland oder Es<nerberg,
die alte Reichsherrschaft Schellenberg umfassend.
ziemlich ausgedehnte Mauertrümmer, die auf römischen Ursprung schließen
lassen. Wahrscheinlich hatten die Römer hier eine Wegstation oder ein
Castell. |
Die Gemeinde Schaan wurde seit etwa 30 Jahren von häufigen
und großen Unglücsfällen, welche ihrem Wohlstande empfindliche Schläge
verseßten , heimgesucht, besonders von. Wasser - und Feuersnoth. Unter
dreimalen ,- anno 1849, 1860 und 1874 brannte sie größtentbeils ab,
daher das -Dorf auch fast ganz neu gebaut erscheint und ein schmuces
Aussehen bekommen hat. Dabei wird das Dorf noch an beiden Enden,
und in der Mitte von Rüfinen bedroht.
*) Uebergang der Eidgenossen im April 1499 durc< Verrath des
Uli Mariß.
Tie dem Oberland durch ihre Nebenortschaft zunächst
liegende Gemeinde ist
Eschen.
Sie besteht aus mehreren, von einander abgetrennten
Häusergruypen oder Ortichaften. . Der eigentliche Ort dieses
Namens liegt nördlich der von. Nendeln nach Bendern
führenden Landstraße in Obstbäumen versteckt, am Fuße des
sich staffelförmig aufbauenden Berges gleichen Namens, wo
auch die Schule, und. zwar die einzige in der untern Land-
schaft nach Geschlechtern abgesonderte, und die alte sehr bau-
fällige Pfarrkirhe zum h. Martinus sich befindet. *)
Eine kleine Viertelstunde weiter hinauf liegt Rofenberg,
wo ehemals das LandeSarchiv und die Landesfahne der Herr-
schaft FEILER IN und die Gerichtstage gehalten
wurden. E53 steht auch eine Kapelle dort.
Auf gleiher Höhe wie Rofenberg und nebenan liegt
Scönenbühl. Dieses wie Rofenberg hat eine schöne, gesunde
Lage mit fruchtbaren, besonders für Getreide, Türken und
Obstbau geeigneten Feldern... An den Eschner Halden wächst
viel und theilweise auch guter Wein, welcher seinen Absatz
wie der von Mauren und Bendern hauptsächlich nach Vor-
arlberg findet.
Bei der Scheidung der Benderer von der Feldkircher
Landstraße liegt die schon genannte Ortschaft Nendeln mit
einer €'7enen Schule und Kapelle. In Nendeln befindet sich
eine alte Ziegelei und eine Hafnerei. Es hat auch eine Eifen-
bähnstation und ein Postamt.
*) In Eschen hatte die Abtei Pfäfers schon früher einen Hof.“ Kirche
und Pfründe gehörten ihr bis zu ihrer Auflösung. Jett gehört das
Patronat über die Pfründe Sr. Durchlaucht dem regierenden Füilsten.
4Y
Die Einwohnerzahl -der ganzen Gemeinde beträgt 921
Seelen und ihr Flächeninhalt 2,829.302 Quadratklafter.
Bendern.
Da wo am Rhein die Nendler Straße mit der Sc<haan-
Benderer Riedstraße sich vereinigt, erhebt sich malerisch auf
einem mit Reben und Obstgärten bekränzten Hügel die zur
Gemeinde Gamprin gehörige Ortschaft Bendern. Sie zählt
nur wenige Häuser, die von unten kaum gesehen werden, desto
besser aber die Kirche und der Pfarrhof. Den letzteren könnte
man aus der Entfernung auch für einen Edelsitz halten. Ehe-
mals soll Bendern auch größer und ein schönes Dorf ge-
wesen sein, wurde aber im Schwabenkriege von den Eidge-
nossen verbrannt, weil hier die schwäbischen Kriegsvölker, den
Schweizern zum Hohn, ein Kalb mit Namen „Amman Ruodi“
getauft haben. *)
*) Bendern leitet seinen Namen von dem dortigen alten sehr festen
Thurm Bendur oder Bendir ab, welcher ursprünglich nicht als Kirch-
thurin, sondern wahrscheinlich als Wartthurm oder zum Schuße für die
umliegenden Ortschaften aufgeführt war. Lange Zeit war auf ihm eine
Lärmkanone aufgepflanzt. Die Kirche, vom Grafen Humfried von Chur-
rhätien im 9. Jahrhundert gegründet , kam später durch Ritter Rüdiger
von Limpach anno 1292 mit Zehenten und vielen Gütern =- wovon noch
die St. Luilehen herrühren = durch Vergabung an das Prämonstraten-
ser-Stift Si. Luzi in Chur, bei welchem sie bis zu dessen Säcularisirung
im Jahre 1802 als Probstei verblieb. Während der Religionswirren
in den drei Bünden im 16. und 17. Jahrhundert war die Probstei lange
die Zufluchtsstätte für Abt und Convent.
Hieher waren auch bis in jüngster Zeit Ruggell und Schellenberg
eingepfarrt ; seit dem Jahre 1874 sind aber beide Gemeinden selbständige
Pfarreien. In Ruggell bestand schon seit dem Jahre 1856 eine Curatie.
Die -Pfarrei Bendern bejteht also nur noch aus der vyblitischen Gemeinde
Gamprin, welche nun auch seit dem Jahre 1874 das Recht zur Ernen-
nungdes Pfarrer3 besißt.
14
. 20..2
Die Ortschaft, welche den Namen Gamprin führt und
von welcher auch die Gemeinde den Namen hat, liegt unge-
fähr eine Viertelstunde von Bendern abwärts zerstreut auf
einer Anhöhe zwischen den beiden Straßen, die nach Ruggell
und Schellenberg führen. Hier befindet sich die Gemeinde-
schule mit 1 Lehrer.
Bendern und Gamprin zusammen zählen nur 369 Ein-
wohner auf einem Areale von 1,997.149 Quadratklafter theils
im Flachlande, theils auf Hügeln gelegen. . Der Boden im
Flachland ist vorherrschend Torfgrund, Streuland und Aue.
Am Fuße des Benderer Hügels, wo auch die verschie-
venen Entwässerungskanäle des Oberlandes zusammen laufen,
befindet sich ein Zollamt und seit dem Jahre 1868 eine
Brücke über den Rhein. (Viehmärkte im Frühjahr.)
Ruggell.
Die unterste Gemeinde gegen Bangs und Nofels, ist
ein Marktfle>en in der Rheinebene gelegen mit 562 Ein-
wohnern auf einem Areale von 2,017.694 Quadratklafter,
hat eine Schule mit 1 Lehrer und wie schon oben berührt
eine Pfarrei. Von alteröher war es im Besitze von Märkten
und durch seine Pferdezucht bekannt. Früher wurde auch
viel Flachs gepflanzt. Einstmals wurde Ruggell auch der
Brodkorb des Landes genannt.
Durch seine Lage im Tieflande ist es hauptsächlich der
Rheingefahr ausgeseßt, und wurde auch am 6. Oktober 1872
durch einen Rheineinbruch auf längere Zeit unter Wasser
geseßt.
Seit alten Zeiten besteht hier eine Fähre über den
Rhein, noch die einzige im Liechtensteinischen.
Schellenberg.
Lon Ruggell und von Gamprin aus führen seit einigen
Jahren fahrbare Sträßchen nach dem schön gelegenen Schellen-
berg auf dem Plateau der nördlichen Seite des Eschnerberges,
in LCorder -, Mitte! - und Hinterschellenberg abgetheilt. Am
Mittelschellenberg ist die neugebaute Pfarrkirche und daran
anstoßend ein Frauenkloster von der Congregation „zum kost--
baren Blute," dessen Superior auc<h jeweilig Pfarrer von
Schellenberg sein soll; in der Nähe auch- die Schule mit
1 Lehrer.
Etwa 4/. Stunde davon, nordöstlich gegen Tosters zu
ist Hinterschellenberg mit der vielberühmten Rundsicht 625,6
oder 1974' os dem mittelländischen Meere gelegen. *)
Die Höhen des Schellenbe-3 krönen zwei Burgen dieses
Namens, Alt- und - Neu-Schellenbera, Beide wurden im
Appenzeuer Kriege gebrochen. Von der ersteren sind kaum
mehr Spuren sichtbar, von der andern steht noh ein Thurm
auf Hinterschellenberg.
Die Gemeinde zählt 413 Einwohner auf einem Flächen-
inhalt von 981.623 Quadratklafter.
Mauren.
Dieses aroße Dorf lieat gerade unter Hinterschellenberg
am östlicen Abhange dieses Berges und ist ebenfalls sehr alt.
Es besteht aus der eigentlichen Ortschaft Mauren und dem
*) Von Schellenberg = das Wort soll vom romanischen Scalämont
„Staffelberg“ herkommen -- hatte auch die ehemalige Reichöherrschaft
ihren Namen. Sie gehörte ursprünglich den Herren von Schellenberg,
deren urkundlich zuerst im Jahre 1228 Erwähnung geschieht. Aber schon
im-Jahre 1317 kam die Herrschajt durch Kauf an die Grafen von Werden-
berg-Heiligenberg zu Bludenz, und nach deren Aussterben an die Frei-
herren von Brandis.
Orte Schaanwald an der Feldkircher Landstraße. Der Abhang
des Berges, an den Mauren sich anlehnt, ist sehr fruchtbar
und geeignet für Obst -, Feld - und Weinbau; weniger das
Tiefland mit seinem Moor - und Streuboden. Die Gemeinde
Mauren hat eine Einwohnerzahl von 948 Seelen und einen
Flächeninhalt von 2,060.529 Quadratklafter.
Der Schule daselbst stehen 2 Lehrer vor. Das Recht
zur Besetzung der Pfarrei Mauren besikt die Stadt Feldkirch. *)
= *) Mauren ist der Geburtsort Peter Kaiser's , des Verfasser3 der
„Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein“ und ersten Abgeordneten des
Fürstenthums beim Frankfurter Parlament im Jahre 1848. Geboren
1794, starb er am 23. Februar 1864 zu Chur als Professor an der
dortigen Kantonsschule.
Von Schaanwald ist zu erwähnen, daß in den Märztagen des
Jahres 1799 der französische Oberbefehls8haber Massena sein Haupt-
quartier dort aufgeschlagen hatte. Ueberhaupt war in den Märztagen
des Jahres 1799 (die Franzosen brachen am 6. März bei Bendern
über den Rhein) der ganze Eschnerberg der Schauplaß wilder und blu-
tiger Kämpfe zwischen Franzosen und Oesterreichern.
v .
andeskunde
Elürstentums Jiechtenstein
zum Gebrauche der
lie<tensteinischen ElementarsPulen.
Buchs.
Buchdruckerei I. Kuhn.
1884
Landeskunde
Fürstentums Liechtenstein.
Das Fürstentum Liechtenstein besteht aus den ehe-
maligen freien Reichöherrschaften Vaduz und Schellenberg,
welche letztere im Jahre 1699, erstere aber im Jahre 1712
vom Fürsten Johann Adam von Liechtenstein durch Kauf er-
worben und im Jahre 1719 von Kaiser Karl VI. auf An-
suchen weiland des Fürsten Anton Florian zu einem Reichs-
fürstentum erhoben wurden. Nach dem Zerfall des deutschen
Reiches im Jahre 1806 mußte Liechtenstein dem im gleichen
Jahre durch Napoleon I. errichteten Rheinbunde beitreten, und
ward 1815 ein Mitglied des deutschen Bundes bis zu dessen
im Jahre 1866 erfolgten Auflösung.
Seither ist Liechtenstein ein für sich bestehender selbst-
ständiger Staat.
VEFe
Fd. <<
Lage, Grenzen und Flächeninhalt des Fürsten-
tums, dessen Bevölkerung, deren Avstammung,
Sprache, Religion, Schulwesen und Beschäftigung.
Das Fürstentum liegt zwischen 479 2' und 479 14'
nördlicher Breite , dann zwischen 7? 8' und 79 16' östlicher
Länge von Paris und wird im Norden und Osten von dem
österr. Kronland Yorarlberg, im Süden und Westen von der
Schweiz, nämlich den Kantonen Graubünden und St. Gallen
begren*“. Der Rhein bildet die Grenze gegen den Kanton
St. Gallen.**
Dor Flächeninhalt des Fürstentums beträgt 3,006 geo-
graphische Quadratmeilen oder 43,674153 österr. Quadrat-
Klafter = 15702. Hektaren.
Nach der Volk8zählung vom Jahre 1874 zählt Liechten-
stein 8664 Einwohner, welche dem rhäto-germanischen Volks-
stamme und dor katholischen Kirche angehören und einen Be-
standteil dor Divzeje Thur bilden.**"
Die Bevölkeruna syricht deutsch, u. zwar die alemannische
Mundart, ausschließlich der Triesenberger, von welchen weiter
unten die Rede sein wird.
T.2 erite Bevölkerung des Landes, von welcher wir
etwas wiise1, war die rhätische Sie wurde im Jahre 16
vor Christus von den Römern unterjo<ht, welche ihr sodann
römisch 2? Sitten, Kultur, Religion und Sprache beibrachten.
Durch die Vermischung der römischen (lateinischen) Sprache
mit der ursprünglichen rhätischen entstand die romanische
Sprache, welche dann durch viele Jahrhunderte hinducch die
herrschende blieb.
*) Die nähere Grenzbeschreibung erfolgt bei der Gebirgsschilderung.
*: Tie Geistlichkeit des Landes bildet ein eigenes Landeskapitel unter
einem Dechanten, welcher zu zleih auc<h bishöfliher Vikar ist.
ED.
Mit dem Eindringen des deutschen Elementes in diese
Gegend in IJolge der Völkerwanderung und der darauf fol-
genden Cinverleibung in das deutsche Reich, machten sich all-
mählich auch die Sprache samt den Sitten und Gewohnheiten
dieses Volkes hier geltend. Die romanische Sprache verschwand
nach und nach, und wir dürfen deren Erlöschen ungefähr in
die Zeit der Hohenstaufen versezen. Nur die ursprünglichen
Namen der Orte, der Berge, Alpen und Tlüsse sind geblieben,
alle flinoon un38 fremd an, sind romanischen oder rhätischen
Urspruno3, wenn auch manche im Verlauf von, man darf
sagen, Jahrtausenden verstümmelt und verdorben worden sind.
Der liechtensteinische Volkssc<lag, sowohl der männliche
wie der weibliche, ist durchschnittlich ein kräftiger, gesunder,
wohlausgebauter und meist von mittlerer Körpergröße, mehr
gedrungen gebaut. Braune Haare und braune Augen sind bei
beiden Geschlechtern vorherrschend. Weniger kommen flachs-
blonde Haare und blaue Augen oder auch j<warze Haare vor.
Dabei ist der Liechtensteiner meist heitern Sinnes, hat
viel natürli? Anlagen, ist arbeitsam, intelligent und für
Bildung empfän- „ch.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist und war immer
AFerbau, Weinbau und Viehzucht, welche die Lage des Landes,
BodenbeshHaffenheit und Klima vorzüglich begünstigen. Da
aber dieje Erwerb38zweige die Bewohner doch nicht genügend
ernähren, ist ein Jroßer Teil der männlichen Bevölkerung
gezwungen , seinen LebenSsunterhalt zeitweilig außerhalb des
Landes zu suchen, wo er ihn auch, und zwar hauptsächlich in
der Schwiz und teilweise auch in Frankreich reichlich findet,
in welche Länder jährlich im Frühling Hunderte von Liechten-
steinern als Bauhandwerker ziehen, wo sie überall als kundige
und treffliche Arbeiter geschäßt werden, um dann im Herbste
mit reichlichem Verdienste heimzukehren.
-- & <=
Im Lande selber ist wenig Industrie, Handel und Ver-
kehr, die Gewerbe konnten sich nie recht entwickeln und blieben
unbedeutend. Seit ungefähr 15 Jahren jedoch entstanden drei
Fabriken (mechanische Baumwollwebereien) in Triesen und im
Mühleholz, welche der umwohnenden Bevölkerung namhaften
Verdienst gewähren (abgerechnet die fremden Arbeitskräfte,
welche sie nebenbei beschäftigen).
Die in Liechtenstein bestehenden Jahr- und Wochenmärkte
haben bi8her noH keine Wichtigkeit erlangt. (Es werden sol<e
in Vaduz, Ruggell, Nendeln und Balzers abgehalten.
In allen Gemeinden des Landes besteht eine ein- oder
mehrklassige Volksschule, welche sämtliche Kinder vom ange-
tretenen 7. bis zum 15. Lebensjahre zu besuchen haben. In
den Gemeinden des Oberlandes, mit AuSnahme von Planken,
dann in der Gemeinde Eschen ist die Schule nach Geschlechtern
gesondert, und es werden die Mädchenschulen von Lehrerinnen
aus der Kongregation der barmherzigen Schwestern vom
Mutterhause in Zams geleitet.
Schulzwang und Unentgeltlichkeit des Unterrichtes bestehen
wohl schon seit 50 Jahren.
Für. den höheren Unterricht sorgt die vom verstorbenen
Dr. Josef Ludwig Graß gestiftete 2klassige Sekundar- oder
Unterrealschule, eigentlich Landesschule geheißen.
Bovenbeschaffenheit, Gebirge und Flüsse.
Der größere Teil des Landes ist Gebirgsland ; nur der
Rheingrund (vom Rheine angeschwemmtes Land), in welchem
die Mehrzahl der Ortschaften liegt, kann als Flachland be-
trachtet werden und ist von verschiedener Breite. Während
z. EB. an der schmalsten Stelle bei der Balzner Rüfe der Ge-
birg3fuß beinahe vom Rheine bespült wird, dehnt sich die
rn ii u
Ebene zwischen Nendeln und Bendern wohl eine Stunde weit
aus. Die Länge des Flachlandes von der Graubündner
Grenze (Fläs<hner Berg) bis zur österreichischen bei Bangs
beträgt 6 Wegstunden.
Der Hauptsto> unseres Gebirges ist die Rhätikonkette,
welche im Süden des Landes liegt. Dieselbe scheidet von
ihrem Ursprunge (Albuin-Köpf, Pitz Buin) an bis zum Naaf-
kopf das österreichische Kronland Vorarlberg vom Kanton
Graubünden ; vom Naafkopf weg bis zu ihren Ausläufern bei
Guscha , der Luzisteig und dem Jläschnerberg das Fürsten-
tum Liechtenstein von genanntem Kanton. Von dieser Rhä-
tifonfette aus durchziehen nun drei Ausläufer in nördlicher
Richtung und fast in rechtem Winkel von ihrem Ursprung
au2>7gend das Land. Der erste beginnt am Naafkopf, wendet
sich scywach östlich und endet mit der Gurtisspitze ob Frastanz
im JUthal. Der zweite, kürzeste, geht auch vom Naafkopf
aus bi3 dahin, wo der Malbunerbach in den Saminabach
mündet, und bildet mit dem ersten Ausläufer dos Mal-
bunerthal.
Der dritte und westlichste Gebirgszug beginnt am Ma-
zura, vorläuft über die Triesner Heuberge, den Kulm, die Kub-
spize b1i8 zu den drei Schwestern und senkt sich von dort all-
mählich über Amerlug bis zur Letzi ob Frastanz.
Zwischen diesen drei Gebirgszügen liegt das Saminathal
(worin auch das Malbunerthal mitbearviffen ift) mit seinen
Alpen, Weiden und Wäldern, welch? einen Hauptreichtum
des Landes ausmachen und eine Grundbedingung seiner großen
Viehzucht sind. Die nennenswertesten Alpen sind, und zwar
auf dor westlichen Seite des zuletzt beschriebenen Gebirg3-
zuges: die Triesner Alpe „Lavena“, die Triesenberger Alpe
„Alpa“, die Plankner Alpe „Gafadura“.
-- 8 <<<
Auf der Ostseite dieser Kette befinden sich die Melsner
Alpe „Gayfabt“ und die fürstliche Alpe „Sücka“. Im Thale
am Saminabache liegen die Triesner Alpe „Valüna“ und die
Triesenberger %*oralpe der „Cteg“. Oberhalb Valüna an
der zweiten ( obirgsfette liegt die Schaaner LElpe „Gritsch“;
auf dem Grate dieses Gebirges die Vaduzer Alpe „Hahnen-
spiel“ und darunter das Vaduzer und Triesenberger „Malbun“,
auc< „Milbun“ genannt. Dann kommt man über Saß in
die Schaaner Alne „Gusch“>“, etwas tiefer nördlich von der-
selben in die drei „Valorsc)“, Schaan und Vaduz gehörend,
und - von hier über den Valorscher Bach in die Balzner Alpe
„Guschgfiel“. Tie Unterlandschaft besitzt keine Alpen.
Der zuerst beschriebene Ausläufer bildet auch vom Naaf-
fopf*) aus über den Malbuner Grat, den Ochsenberg bis
zum Gallinakoyf die östliche Lande8grenze gegen Vorarlberg.
Hier zieht sich die Grenze aber nordwestlich auf die drei
Schwestern, von den drei Schwestern gerade nördlich bis zur
Letzi, senkt sich von dort gegen Gallmist und verlauft bei
Tosters vorbei über Schellenberg und Nofels dem Rheine zu.
Wenn nun Liechtenstein unter seinen Bergen keine solche
Riesenkolosse zählt, die mit ewigem Schnee und Eis bedeckt
sind , wie seine Nachbarländer Tirol-Vorarlberg und Grau-
bünden haben, s9 erreichen einzelne seiner Vorgkuppen doch
eine beträchtliche Höhe, s» 2, L. der Naafkorf 2568 m, der
Rauhe LCerg ( dortsezung des Falknis) 2493 auch 2552 m,
der Gallinakopf 2196 m, der Ochsenkopf 2283 m, der Schön-
berg 294 m, der Schäfberg 2365 m, dann die besonders von
Deutschland her weit sichtbare Gruppe der drei Schwestern
mit 2954 m, 2057 und 1848 m Höhe. Die Mittagsspitze
bei Balzers hat 1856 m.
In *) Der Naafkopf ist natürlicher Grenzstein dreie? Länder, nämlich:
Vorarlbergs, Liehtensteins und Graubündens8.
.-. 9. <=
Unter diesen Gebirgsspiten zeichnen sich besonder8 durch
Fernsict aus: der Gallinakovf, der Schönberg, Amerlug und
die drer-Schwestern. Am leichtesten zu besteigen ist: Amerlug,
von Planken oder von Frastanz aus.
Tie Hauptmais2 der liechtensteinischen Gebirge besteht
aus Kalk eer Kreideformation. Unter dem Kalkgestein zeichnet
sich der Hauptdolomit als Ursprungsstätte unserer Rüfen oder
Rüfinen aus. Er ist dem Pflanzenwuchs sehr ungünstig und
die aus ihm gebildeten Berge stechen besonders durch ihre
Dede und Unfruchtbarfeit hervor. Seine Brüchigkeit aubt
Veranlassung zu zahlreichen Geröllschutthalden, welche bei
anhaltenden oder heftig eintretenden Regengüssen das Material
zu den verheerenden Rüfinen abgeben.
Die für unser Land bedeutendsten Rüfinen befinden sich
dieSseits des Alpengobietes im westlichen Gehänge des Gebirgs3-
zuges, und es sind die erwähnenswertesten davon: Zwischen
Balzers und Triesen die Lavena- und Badtobler-Rüfe, zwischen
Triesen und Vaduz die Spania- oder Erblerüfe, zwischen
Vaduz und Schaan die Rappensteiner- und Tidrüfe, bei Schaan
die Gamander- und Forst-, bei Nendeln die Nendler und vor
Schaanwald die Maurer Rüfe.
Die Jlüsse des Landes sind bald gezählt; wenn der
Rhein nict wäre, würden sie keiner Erwähnung verdienen.
Tieser -- der Rhein -- fließt hier in gerader Richtung von
Süden gegen Norden; er entsyringt im Kanton Graubünden
aus drei Quellen, welche den Vorder-, Mittel- und Hinter-
rhein bilden.
Der erste entspringt am Badus, der zweite am Lukmanier;
beide voreinigen sich bei Disentis und nehmen im weitern Ber-
laufe bei Reichenau den vom Rheinwaldaletscher oder Vogels8-
-- 109 -
berg berkommenden Hinterrhein auf. Von dort in einen Fluß
vereini“t, betritt derselbe bei Balzers am Ellberg das Fürsten-
tum Liechtenstein und bildet von da an bis Bangs die west-
liche Grenzsheide gegen die Schweiz.*)
Das zweite Flüßchen ist der Saminabach im Thale
gleichen Namens, welcher von Süd gegen Norden fließt und
bei Frastanz in die JU mündet.
Kaum nennen3wert ist die Esche, welche von Mauren
gegen Bendern träge hinschleicht.
Hingegen aber ist-das ganze Flachland von einem ausge-
breiteten, wohlangelegten Net von Entwässerungskanälen durch-
zogen, welce das durch den Rhein- und Bergdruck versumpft
gewesene Tiefland der Kultur wieder zurückgewonnen haben.
Klima und Naturprodukte.
Das Klima des Landes, mit AuSnahme jenes des Alpen-
gebiete2, it im aulgemeinen wie im ganzen übrigen Rheinthal
ein mildes, gemäßigtes und tro der häufig und sehr rasch
eintretenden Witterung8wechsel ein gesundes, daher die Be-
wohner im allgemeinen auch ein hohes Alter erreichen.
Von oroßem Einfluß auf das Klima ist der hier häufig
herrschende Töhn, jener warme Südwind, welcher aus Italien
(dort Sirocco heißen) über die Alpen her zu uns kömmt.
Unsere Alten haben ihn zu den drei LandeSnöten =- näm-
lich: Rhein-, Rüfe- und Föhnnot =- gezählt. Die noc< im
Wintersfrost erstarrte Natur erwe>t er im Frühling oft zu
frühze&*>, bringt Bäume und Reben vor der Zeit zum Treiben,
und t 2 jungen Triebe werden dann häufig von den nach-
folgenden Frösten wieder zerstört.
*) Die Landesgrenze liegt in der Mitte des Flußbettes.
== 1 -
Troßdem ist er aber für die Gegend unbedinot not-
wend'?. Ohne ihn kein Türken und vor allem kein Wein,
welcher in Liechtenstein in bedeutender Menge und teilweise
von großer Güte (wie 3. B. der Vaduzer und Gutenberger
bei Balzer8) gebaut wird.
Von den andern Pflanzenprodukten gedeihen fast alle jene,
welche in der deutschen Schweiz und in Süddeutschland vor-
fommen. Neben den verschiedensten Gartengewächsen und Ge-
treidearten, wie : Weizen, Spelz (Besen), Roggen, Haber, Gerste,
ist jedo< der Mais oder Türken das Hauptprodukt und liefert
der Bevölkerung neben Kartoffeln und Kaffee das Haupt-
nahrungsmittel.
Hanf wurde auc< viel »opflanzt; der Flachsbau,
welcher früher in einigen Gemeinden des Esc<hnerberges stark
betrieben wurde, hat [9 gut wie aufgehört; er scheint sich nicht
mehr zu rentiren. CEbenjo ist es dem Reps ergangen.
Obst wächst sehr viel und ist teilweise von großer Feinheit ;
für weitere L erbreitung wertvoller Obstsorten und bessere
Baumpflege dürfre aber noch viel mehr geschehen. Ein aus-
gedehnizerer u::d verbesserter Tystbau würde der Bevölkerung
eine bedeutende Einnahmequelle erschließen und noZ mehr
zur Verbesserun " des Klimas beitragen.
Daz Wäldee, welche unter der Oberaufsicht des Staates
stehen, hefern Bau- und Brennholz; letzteres bei sparsamem
Verbrauch für das Jnland cenügend.
Hauptsächlich kommt Nadelhe'z vor: Tannen, Zichten,
Föhren, Lärchen; weniger Laubholz, wie: Buchen, Ahorn,
Linden, Eichen, letztere schon selten mehr.*)
** L.e Holzausfuhr ist sehr eingeschränkt und geschieht meist nür
aus dem Saminatbal.
Als oberster Grundsaß der Staatsverwaltung in der
Forstwirtschaft gilt: keine Wälder eingehen zu lassen und
alle abgetriebenen Flächen wieder aufzuforsten.
Mineralische: Schätze, wie Salze, Kohlen, Eisen, Erze
kommen in Liechtenstein n“c<t oder doh nur in ganz unbe-
deutendor L2enge vor, doh besitzt es einzelne GesteinSarten,
welche bereits aewerblich verwendet werden oder noch nußbar
gemacht we-. zn könnten, wie zum Beispiel die reichen Gip3-
lager /*4 Tüngmittel 2e.*. der Hauptdolomit (zur Erzeugung
trefflichen Ceinmörtels und hydraulischen Cements8), die Platten
des Lirgloriafalkes am Ellberg bei Mels, "ie Bauwacen
und T ffsteine (Baumaterial), die roten Sandsteine, Verucano
(Gestellsteine zu Hochöfen), dann als vorzügliches Brenn-
material den am Eschnerberg in großer Menge vorkommen-
den Torf.
Tas Tierreich liefert Pferde, Rind-, Schmal- und
Borstenvieh, Geflügel und Wild, und Fische in den Ge-
wässerin.*)
An Wild hat das Land einen ziemlichen Reichtum;
es gibt 4 :rsch2. Rehe, Gemsen, Füchse, : asen, Tachse, Mur-
meltiere, Zitisje, Marder 2e.; allerlei Arten von Raub-,
Siyo- und jc. dbaren Lögeln. Jm Saminabach und den
verschiedenen Entwässerungskanälen hat es viele Forellen, in
*) Für die Veredlung der Pferde und des Rindviehes wurde seit
ungefähr 3v „ahren viel gethan durc<< Prämienverteilung und durch
Einführung edlerer Zuchttiere aus dem Ausland, hauptsächlich aus der
Schweiz.
den Denderer Gewässern Karpfen und Hechte, im Rheine
Rheinlanken, Grund- oder Seeforellen. Auch die „.ichotter
fommt häufig vor. An Reptilien: die Eidechse, Blindschleiche,
Ringelnatter und Kreuz- oder Kupferotter.
Verfassung und Behörden.
Die Staatsform des Landes8 uit die monarchisch-reprä-
sentative, vd. h. das Volk üht durch seine frei gewählten Ver-
treter eine Kontrolle über die vom Fürsten eingeseßte Regie-
rung aus und nimmt auf die öffentlichen Angelegenheiten
einen mitbestimmenden Einfluß. Die jetzige Verfassung (jenes
Gesetz, welches die öffentlichen Gewalten im Staate regelt),
durch welche Liechtenstein in die Reihe der konstitutionellen
Staaten eingetreten ist, wurde dem Lande durch den jetzt
regierenden Fürsten Johann I]. unterm 26. September 1862
verliehen.
Die regierende Fürstenfamilie ist jene des Hauses von
und zu Liechtenstein und stammt" aus Niederösterreich. Jm
österr. Kaiserstaate hat dieselbe auch jenen oroßen Grundbesitz,
welcher ihr die stande8gemäße Repräsentanz des Fürstenhauses
ermöolichet, ohne dafür das Fürstentum Liechtenstein, welches
doch nicht für eine zureichende Civilliste aufzukommen ver-
möchte, in Ansyruch nehmen zu müssen.
Ter jeweilige regierende Fürst führt den Titel: „Fürst
und Regierer des Hause8 von und zu Liechtenstein, Herzog
zu Troppau und Jägerndorf in Schlesien, Graf zu Riet-
berg 2c.“ Er residiert meistens zu Wien und Eisgrub in
Mähren.
Die Behörden des Landes sind:
A. Ndministrativbehörden.
Die Administrativ - Geschäfte des Fürstentums werden
1. von der Regierung beziehungsweise dem Landesverweser,
-- ' 14 .--
2. vom Landesschulrate, 3. von der politischen RekurSinstanz
und 4. der Buchhaltung besorgt.
1. Der Landesverweser ist Chef der Regierung und
des LandessYulrates. Die Regierung ut die "berwaltungs-
behörde im Lande, hat ihren Amtssil in Vaduz und alle
Geschäfte zugewiesen, welche auf die AuSübung der landesherr-
lichen 9,2 ierungsrechte, auf die LandeSverfassung und auf die
Gesetzgebung sich beziehen. Die Regierung besteht aus dem
LandeSverwejer, zwei Landräten, zwei Stellvertretern und
einem Sekretär.**
Ihr unterstehen ferners der Kassenverwalter, der Lande3-
physikus, der Landestecniker, der Forstinspektor und der Lande8-
tierarzt.
2. Dem Landessc<hulrate ist die Leitung des Schul-
wesens im Fürstentum übertragen.**)
Die Mitglieder des Landesschulrates, ausschließlich des
LandesSverweser8, werden vom Landtage auf die Dauer von
3 Jahren erwählt, während sonst alle übrigen Beamten vom
Fürsten angestellt werden.
3. Die politische RekurSinstanz in Wien ist die
Berufu"a230vehörde gegen Entscheidungen der Regierung,
insofern diese nach dem Gesetze nicht endgültig erflossen sind.
4, Tie fürstl. Buch haltung zu Butschowitz ist die R e-
vision3behörde für die Landes- und öffentlichen Fonds-
rechnungen.
*) Die Landräte und ihre Stellvertreter werden vom Fürsten auf
die Dauer von sec<h38 Jahren ernannt.
**) Er besteht nebst dem Landesverweser als Vorsitzenden noc< aus
4 Mitgliedern, wovon 1 dem Landklerus und 1 dem Lehrerstande an-
gehören muß.
m 15.....-
B. Justizbehörden.
Die Gericht3barkeit im Fürstentum wird ausgeübt :
a) durc<4 das Landgericht in Vaduz,
b) in zweiter Instanz durch das fürstliche Appellations-
gericht in Wien und
6) in dritter Instanz durch das k. k. Oberlandesgericht
in Jnnsbruck.
Die Domänenverwaltung in Vaduz ist die Ver-
waltungsbehörde für die fürstlichen Privateinkünfte in
Liechtenstein.
Finanzen- und Verkehrswesen.
Das Fürstentum orfreut sich geordneter und günstiger
Finanzverhältnisse. Die Einnahmen, bestehend in: Pachtge-
fällen; Steuern,*) Z oUgeldern, Stempel und Taxerlöds =
übersteigen seit einer Reihe von Zahren die Ausgaben troß
der in den Jahren 1872 und 1873 kontrahierten Staatsschuld
von 175,600 f:., welche der Fürst dem Lande zu Rheinbau-
zwecken unverzinslich auf 20 Jahre vorgestre>t hat.
Dieses günstige Verhältnis ist hauptsächlich dem im Jahre
1852 mit dem österreichischen Kaiserstaate abgeschlossenen Zoll-
vertras2 und der im Jahre 1868 geschehenen Auflösung des
vom ZSahre 1836 an bestandenen Bundeskontingentes zu ver-
danken; es ermö-"ichte die Durchführung des Katasters und
den "Yau guter Verbindungsstraßen, die das Fürstentum
durchschneiden und auch das Thalland mit dem Alpgebiete
verbinden. Bis jetzt besitzt Liechtenstein 21 Wegstunden Straßen,
also auf eine Quadratmeile 7 Wegstunden.
* Nämlich: Grund-, Gewerbe- und Klassensteuer, Salzsteuer und
Hundesteuer.
Die k. k. priv. Vorarlberger Bahn durchzieht Liechten-
stein von Mauren bis Schaan--Buchs8.
Von Feldkir< bis Vaduz führt eine Telegrafen-
linie und ist in österreichischem Betrieb, sowie sie auch von
Oesterreich zur Hälfte erstellt wurde. Die Posten sind seit
ihrem Vestehen ebenfalls österreichisch, nur die alle Ortschaften
de3 Landes täglich besuhenden Briefboten werden von der
liechtensteinischen Regierung angestellt und bezahlt.
Gemeinden, Ortschaften und Pfarreien.
In jenem schmalen Striche Landes nun, welcher zwischen
dem westlichsten Ausläufer des Rhätikon und dem Rheine,
von St. Katharinabrunnen an der Graubündner Grenze bis
zur JU liegt, haben sich die Bewohner Liechtensteins in 11
von einander unabhängigen politischen Gemeinden und 10
Pfarreien angssiedelt.
Obwol1l die alte politische Abgrenzung zwischen den Herr-
schaften Vaduz und Schellenberg thatsächlich schon lange auf-
gehört hat, besteht dieselbe im Munde des Volkes doch noch
immer unter dem Namen: Ober- und Unterland oder Esc<hner-
berg fort. Wir können sie bei der Aufzählung, beziehungs-
weise Beschreibung der Ortschaften und Gemeinden beibehalten
und beginnen mit dem
Oberland,
welches ( politische Gemeinden und 5 Pfarreien zählt. Die
oberste Gemeinde ist
Balzers,
am nördlichen Fuße der Luzisteig und des Ellberges, dann
zwischen dem südwestlichen Abhayge der Mittagsspitze und
dem Rheine gelegen. Sie besteht aus den beiden Ortschaften
= 2475
Balzers und Kleinmels. Beide Ortschaften zählen zusammen
1167 &inwohner, und haben einen Flächen-" „nhalt von
5,530223 Lyadratklafter, wovon 2,722914 LQuadratklafter
auf do3 L“vopaebiet entfallen. Bei Valzors scheidet sich die
von HZoldkircy) kommende Landstraße in 2 Linien. Die erstere
zieht sich 11 gerader südlicher Richtung der Luzisteig und
Chur 3z.!, die andere wendet sich westlich bei der alten Veste
Gutenbe>3 vorbei nac) der Ortschaft Kleinmels und der
Rheinbrücke bei Trübbach.*,
Da3 Dorf Balzers wurde im Jahre 1796 größtenteils
ein Raub der Flammen ; auch die Kirche verbrannte mit. Am
28. Sept. 1868 wurde es wieder von einer furchtbaren Rhein-
überschwemmung heimasesucht.
Balzers besizt ein Postamt mit einem Poststall, auch
ein Nebenzollamt und bildet mit Mels zusammen eine Pfarrei.
Die Tfarrkirche steht am nördlichsten Ende von Balzers und
ist dem hl. Zikolaus geweiht. In Mels ist ein uraltes St.
Peter-Kir<hlein.*“,
Außerhalb Mels, näher dem Ellberge zu, liegt das Wall-
fahrtsfir<lein Mariahilf. Das neuerbaute Schulhaus wurde
zwischen Lalzer8 und Mels an den nördlichen Faß des Guten-
berg verlegt.***)
*) De zwischen Balzets und Mels (Kleinmels) p-legene, derzeit
Sr. Durklanä;t dem regierenden Fürsten gehörige Ruine oer ehemaligen
Veste Gutenberg, on deren Fuße ein neueres Gebäude fich befindet, in
welchem gegenwä.iug ein höheres Tödterinstitut unter ? * Leitung von
Schwestern aus der Kongregation der <ristlichen L.*be vom Mutterhause
Paderborn untergebracht i1?t, wurde im Winter des Jahres 1499 in Folge
des Schwabenkrieges vergebens von den Bündnern und Eidgenossen be-
lagert und beranni.
**) Zyffallend ist, daß die ältesten Kirchen in unserer Gegend bei-
nahe alle S.. Peter aewidmet sind.
3%") Noch it dahier zu bemerken: der Einbruch der Franzosen über
ven Rhein am 6. März 1'799.
c
--“ 18 --
Triesen,
eine gute Wegstunde nördlich von Balzers, ein langes, von
der Landstraße an gegen den Berg ansteigendes Dorf, hat eine
Bevölkerung von 1064 Einwohnern und einen Flächen-Jnhalt
von 7,365771 Quadratklafter, wovon 3,626962 Quadrat-
flafter auf das Alpengo-biet entfallen.
Das Dorf durchfließt ein Bach, welcher die Erbauung
der schon genannten Fabrik ermöglichte.
In Triesen wächst viel Obst und auch recht guter
Wein.
E3 ist wahrscheinlich der älteste Ort des Landes. Vor
etwa 29 Jahren wurden hier Reste römischer Bäder und
Backöfen gefunden.*)
Auf der nordöstlichen Seite an einem Hügel liegt das
Kirchlein Et. Mamert, zu welchem Heiligen, als Helfer in
mancherlei Nöten, die Bewohner von Triesen großes Ver-
trauen haben. Am Fuße dieses Hügels, weit oben im Dorfe,
lag auß d:e alte Pfarrkirche, dem heiligen Gallus geweiht.
Die neue steht etwas weiter unten, ungefähr in -Mitte des
Dorfes und hat ein schönes Geläute. Eine dritte ganz un-
ansehnliche Kirche zur Mutter3ottes, genannt: „Kapele“, steht
unter dor Fabrik, nahe der Landstraße. Oberhalb des Dorfes
ist das alte verfallene Bad Vogelsang mit einer s<hwachen
Schwefelquelle.
Hinter Triesen liegt St. Wolfgang, berühmt durch die
Schlacht gleichen Namens (am 12. Febr. 1499), wobei das
*: Die Sage erwähnt einer uralten Stadt, Trisona, nordöstlich
von Triesen, welhe durch einen Bergsturz verschüttet worden sei. Der
Bergsturz = vielleiht auc< eine Moräne =- (Gletscherablagerung) ist
wohl erfennbar, ob aber eine Stadt darunter liegt, „dürfte schwerlich je-
mals mit Sicherheit. in Erfahrung gebracht werden.
BESON
Dorf Triesen geplündert wurde und in Flammen aufging.
Noc vor etwa 25 Jahren standen die Trümmer der St.
Wolfgangskapelle, welche zum Andenken an diese Schlacht
erbaut worden sein soll.*)
Triesenberg.
Dieses über Triesen am westlichen Abhange des Triesner
Kulm zerstreut liegende große Alpendorf hat von einem
äußer;cen Ende bis zum andern wohl eine gute Stunde an
Aus0-9nung, besitzt schöne Matten, L8eiden und Alpen, welche
die L wohner hauptsachlich auf Liehzucht hinweisen, die dann
auch von jeher von denselben sc<wunghaft betrieben wurde.
Der Aerbau it durch die steile und hohe Laage weniger be-
günstigt, jedoch wird auch etwas Mais, Getreide, Kartoffeln,
Erbsen, Bohnen, Hanf, aber alles für die große Gemeinde in
lange nicht zureichender Menge, gebaut. Jn den tiefern Lagen
wächst auch noh viel Od“.
Das Dorf, dessen Häuser alle bis auf einige wenige,
von He.) und in dem gewöhnlich vorkommenden Alpenstyl
gebaut sind, besteht aus zerstreut liegenden Gruppen, deren
einzelne immer nur wenige Häuser zählen.
Tie bedeutendsten Häusergruppen heißen: Wangerberg,
Lavadina, Steinort, Gufer, Jonaboden, Gars<hin, Rotenboden,
Frommenhaus, Provatscheng, Maseschen 2.**)
Seit einem Jahrzehnt ist Triesenberg durch eine Fahr-
straße mit dem Tieflande , und durch gute Verbindungs-
*) Einige, wie 3. B. Peter Kaiser wollen den Kampfplaß vor das
Dorf Triesen ver gen.
*" Qeiztere beiden haben zwar je .nur 2 Häuser, sind aber sehr hoch
gelegen und bieten eine prächtige Rundsicht auf die gegenüberliegenden
Schweizerberge und das üppige Rheinthal.
9 *
20 =
wege sind die meisten der Häusergruppen unter sich verbunden.
Durch das Dorf zieht sich auch die neue Straße in die Alpen.
Unoefähr in der Mitte des Triesenberges, auf Jona-
boden, steht die Pfarrkirche zum heil. Josef, seit dem Jahr 1767
erbaut.*.
Unter der Kirche seitwärts steht das Schulhaus.
Die Gemeinde Triesenberg hat einen Tlächen-Jnhalt von
7,410597 KQuadratklafter, wovon 4,908363 Quadratklafter
Alpengebiet sind und eine Einwohnerzahl von 1016 Köpfen.**)
Vaduz,
Hauptort des Fürstentums, Marktfleken und Sitz der Be-
hörden, nämlich der Regierung, des Landgerichts und der
*) Das Patronat über die Pfründe steht dem regierenden Fürsten
zu , deß:a LQorfahren weiland Fürsten Wenzel von Liechtenstein Muni-
fizenz die Gemeinde den Bau der Kiche und Aufrichtung der Pfründe
hauptsäch:.% zu verdanken hat.
*-% Ze Triesenberger sind ein talentvolles, fleißiges und sparsames
Völkhen dabei derbknochig und stark, und unterscheiden sich durch ihre
äußere Erscheinung und Mundart auffallend von den übrigen Landes-
bewohnern. Sie sind sämtlich Walser oder Walliser und ihre Mund-
art ist eben die den Wallisern sowohl hier als in Vorarlberg und Grau-
bünden eigentümlich hodburgundishe. Die Walliser erscheinen zuerst
in unserer Gegend als Jäger zu Davos im Jahre 1242 im Gebiete
Walter's 1:1. Freiherrn v. Vat, im Jahre 1352 auf Stürvis oberhalb
Malans und 3 Jahre später am Triesenberg. Im Vorarlbergischen
finden wir sie shon in den Jahren 1313 und 1349 zu Laterns und
Bürs. Einzelne Walliser mögen sich auch in Triesen und andern Ge-
meinden des Landes niedergelassen haben, wo ihre Spur aber unter der
übrigen Bevölkerung sich verlor. „Die freien fremden Walliser (Dr.
Josef Lergmann) siedelten sih mit Vorliebe in höhern Berggegenden an,
die ne beweideten und urbar machten, trieben Viehzuc<ht und trugen jähr«-
li< in Naturalien (Käse, Sc<malz) oder wenigen Leistungen in Geld
den Genuß ihres Lehengutes ab, denn auf diesem haftete die Last, sie
hatten jedoch die Verpflichtung, auf jede Mahnung ihren Herrn zu dienen
und zu warten „mit shilten und mit spiessen nah Walliserrecht“.
---- '+1 --
2 omänenverwaltung, hat 994 Einwohner auf einem Flächen-
Juhalt von 4.720973 Quadratklafter, wovon 1,296959 Qua-
dratklafter auf sein Alpengebiet entfallen.
Vaduz 't teils unmittelbar zu Füßen des Scloß-
berges hingebaut, teils zieht 38 fh allmählich ansteigend, von
Weinbeoraen eingeschlossen, die Ler>"ohne hinan. Es hat ein-
zelne schöne öffentliche und Vrivataobäude; besonders hervor-
zuheben ist aber die neue gotische Pfarrkirche nach den Ent-
würfen des berühmten Architekten und Professors Hrn. Jried-
rich Schmidt in Wien vom fürstl. Architekten Hrn. Jgnaz
Bankfo in den Jahren 1869--1873 ausgeführt, mit sehr
schönem Geläute und einer kunstvollen ausgezeichneten Orgel
von Steinmeyer in Oettingen.*)
In Vaduz befinden sich ein Post- und Telegrafenbureau
und ein Zollamt gegen den Rhein, über welchen eine gedeckte
Brücke führt.
Im Herbste zwischen Oktober und Neujahr werden hier
Viehmärkte gohalten. Handel und Gewerbe sind sonst gering-
fügio . nur 1a dem eine halbe Stunde vom Orte entfernten
Mühleholz bestehen 2 mechanische Baumwollwebereien, 2 Mahl-
mühlen und 1 mechanische Werkstätte.
*) Der Bau ist hauptsählih der hochherzigen Freigebigkeit des jetzt
regierenden Fürsten Johann 14. zu verdanken, doh hat auch die Ge-
meinde Vaduz dabei ihr möglichstes geleistet und sehr große Opfer
gebracht.
Hier besteht auh die von Dr. Josef Ludwig Graß gegründete
Landesschule. Neben der Stiftung dieser Schule machte derselbe seiner
Heimatgemeinde Vaduz no< bedeutende Vergabungen zu Schulzweken.
Dr. Joi-* Ludwig Graß, geboren zu Vaduz am 84. August 1789, gest.
ebendayelvst am 29. November 1860, war seinerzeit einer der renommier-
testen Aerzte in weiter Umgebung und ein edler Menschenfreund, wie diese
Stiftungen beweisen.
u SID) un
Hingegen hat der in Vaduz gezogene Wein einen sehr
guten Ruf und ist besonders in der Schweiz begehrt und
gesucht.“,
Über der Ortschaft Vaduz auf einem schroff abfallenden
Felsen steht das uralte, schon ziemlich zerfallene, jedoch noch
immer bewohnte Schloß Vaduz, von wel<em aus man eine
äußer* lohnende Aussic<t genießt. Jm Sclosse befinden
sich die Kellereien und Ausschanfslokalitäten für die fürstl.
Weine.**)
* Im vorigen Jahrhundert wurde der amtliche Versuch gemacht,
Markt und Sc<loß Vaduz in „Liechtenstein“ umzutaufen ; der Name
wurde aber dem Volke nie mundgerec<ht und konnte sich nicht einbürgern;
jedoch findet man ihn häufig no< in geographischen Handbüchern und
Karten.
In den Jahren 1846 und 1855 hatte Vaduz zwei bedeutende
Rheineinbrüce. -
**) Andere Sehenswürdigkeiten finden sich darin keine vor, außer
der wahr <heinlih von dem Grafen Rudolf von Sulz erbauten S<loß-
fapelle mit einem interessanten altertümlichen Hochaltar und no< einigen
alten Gemälden. Die Zeit der Entstehung des Schlosses und durc<h wen
es eigentlich erbaut wurde, weiß man nicht bestimmt. Der älteste vier-
ekige gewaltige Turm, Heidenturm genannt, wird von vielen für rö-
mischen Ursprungs gehalten. Andere, wie P. Kaiser, glauben, daß er
viel jüngeren Datums und erst im achten oder neunten Jahrhundert-
vielleiht durc< die Stammherren der Grafen von Montfort und Werdenberg
erbaut worden ye1. Richtig ist, daß die Montforte und Werdenberger wenig-
stens das Übrige Schloß gebaut haben. Jahrhunderte lang war es im
Besitze dieser Dynastie. Im 15. Jahrhundert gehörte es den Freiherrn von
Brandis, wurde am 12. Februar 1499 von den Bündnern und Eidge-
nossen geplündert und verbrannt, und in den Jahren 1523-1526 von
dem nachmaligen Besiger Grafen Rudolf von Sulz, ungefähr in seiner
jezigen Gestalt wieder aufgebaut. Dieser war auc< der Erbauer der
beiden das Schloß flankierenden runden Türme, Rondellen genannt.
Im 17. Jahrhundert war es im Besige der Grafen von Hohenems und
fam endlich 1712 mit der Herrschaft Vaduz an das liechtensteinische
Halbw->3 Schaan und Vaduz in der wilden Rappen-
steiner Schlucht steht ho< auf einem Felsen eine zerfallene
Burgruine Schalun, vom Volke das „wilde Shlos“ genännt.
Man weiß wenig von ihr und ihren einstigen Besitzern ; sie
muß schon Jahrhunderte lang gebrochen jein.
Sdhaan,
großes ansehnliches Dorf und alte Pfarre, etwa eine kleine
Wegstunde von Vaduz entfernt, mit 1066 Cinwohnern und
einem Tlächen-Jnhalt von 7,113807 Quadratklafter, wovon
2,880709 Quadratflafter auf sein Alpeno-biet entfallen.
Schaan hat eine Eisenbahnstation, ein Post- und Telegrafen-
bureau und eine gedeckte Brücke über den Rhein, nebst der
Eisenbahnbrü>e und einem Zollamt dabei.
Etwa eine Viertelstunde oberhalb Schaan liegt ganz
idyllisch das Kirchlein Tux, eine beliebte Andachtsstation der
Schaaner, Laduzer und Plankner Bevölkerun?.“,
Einen Büchsenschuß unterhal» Dux befindet sich das
ganz neu errichtete schöne Armenhaus der Gemeinde Schaan.
Etwa3 weiter unten kommt man zur Pfarrkirche, dem heil.
Laurentius geweiht.**)
Fürstenhaus. Von da an wurde es von der herrschaftlichen oder regie-
renden Familie niht mehr bewohnt und geriet daher immer mehr und
mehr in Verfall. Zu dem Sclosse und hinter demselben gelegen gehört
no<h das Jäger- oder Försterhaus.
*) T es Ausficht von hier aus ist reizend. Auf Dux hatten die
Oesterreicher im Jahre 1796 ein Lager geschla2en.
** Patron und Collator der Pfründe it das Churer Domkapitel,
daher der jeweilige Pfarrer auch meistens ein Kanonikus itt. Die Pfarre
war früher bei €. Peter und kam ert um's Jabr 1400 herum nach
St. Lorenzen. Die St. Peter's Kapelle wurde neu g-baut, nadem sie
1849 mit den umliegenden Häusern ein Raub der Flammen geworden
war. Beim Aufräumen des Schuttes stieß man auf gewaltig starke und
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Planken,
eine Stunde nordöstlich von Schaan auf einem Berge, ist
die fieinste dor liechtensteinischen Gemeinden und die einzige,
die keine selbständige Seelsorge hat, sondern nach Schaan ein-
gepfarrt i,:. Wohl hat sie eine Kapelle, dem hl. Josef ge-
weiht. Die Einwohnerzahl beträgt 144 Seelen. Planken ist
als Berggemeinde hauptsächlich für Viehzucht geeignet, jedoch
wird auch Ückerbau betrieben und in jüngster Zeit wurden
sogar Lersuc)e mit Weinbau gemacht. Der Flächen-Jnhalt
der Gemeinde beträgt 1,775721 Quadratklafter, wovon das
Alpengebiet (59331 Quadratklafter ausmacht.
Die Ortschaft Planken ist jezt auch durch ein Fahr-
sträßchen mit der Landstraße verbunden.*)
Diese aufgezählten sechs Gemeinden bilden das joge-
nannte Oberland, und wir kommen nun, nachdem wir die
alte Landmarke bei der Nendler Rüfe überschreiten, zu dem
5 Gemeinden und 5 Pfarreien zählenden
Unterland oder Eschnerberg,
die alte ReichSherrschaft Schellenberg umfassend.
ziemlich ausgedehnte Mauertrümmer, die auf römischen Ursprung schließen
lassen. Wahrscheinlich hatten die Römer hier eine Wegstation oder ein
Kastell.
Die Gemeinde Schaan wurde seit etwa 30 Jahren von häufigen
und großen Unglüdsfällen, welche ihrem Wohlstande empfindliche Schläge
versezten, heimgesu>*, besonder3 von Wassjer- und Feuersnot. Unter
dreima *. anno 17.'7%, 1860 und 1874 brannte ne größtenteils ab,
daher das Torf auch fast ganz neu gebaut erscheint und ein schmuces
Aussehen bekommen hat. Dabei wird das Dorf no< an beiden Enden
und in der Mitte von Rüfinen bedroht.
"* Uebergang der Eidgenossen im April 1499 vurc< Verrat des
Uli Mariß.
Die dem Oberlande durch ihre Nebenortschaft zunächst
liegende Gemeinde ist
Eschen.
Sie besteht aus mehreren, von einander abgetrennten
Häuseroruppen oder Ortschaften. Der eigentliche Ort dieses
Namens liept nördlich an der von Nendeln nach Bendern
führenden Landstraße in Obstbäumen verste>t, am Fuße des
sich staffelförmig aufbauenden Berges gleichen Namens, wo
auch die Schule und die alte sehr baufällige Pfarrkirche zum
hl. Martinus sich befindet.*)
Eine kleine Viertelstunde weiter hinauf liegt Rofenberg,
wo ehemals das Lande3archiv und die Landesfahne der Herr-
schaft Schellenberg aufbewahrt und die Gerichtstage gehalten
wurden. E53 steht auch eine Kapelle dort.
Auf gleicher Höhe wie Rofenberg und nebenan liegt
Schönenbühl. Dieses wie Rofenberg hat eine schöne, gesunde
Lage mit fruchtbaren, besonders für Getreide, Türken und
Obstbau geeigneten Feldern. An den Eschner Halden wächst
viel und teilweise auch guter Wein, welcher seinett Absatz
wie der von Mauren und Bendern hauptsächlich nach Vor-
arlber3 findet.
Bei der Scheidung der Benderer von der Feldkir<er
Landstraße liegt die schon genannte Ortschaft Nendeln mit
einer eigenen Schule und Kapelle. In Nendeln befindet sich
eine alte Ziegelei und eine Hafnerei. E38 hat auch eine Eisen-
bahnstation und ein Postamt.
*) In Eschen hatte die Abtei Pfäfers schon früher einen Ho?*. Kirche
und Pfründe gehörten ihr bis zu ihrer Auflösung. Jett 6-Yört das
PBatronat über die Pfründe Sr. Durchlaucht dem regierend2?n Fürsten.
Iz
Die Einwohnerzahl der ganzen Gemeinde beträgt 921
Seelen und ihr Flächen-Jnhalt 2,829302 Quadratklafter.
Bendern.
Da, wo am Rhein die Nendler Straße mit der Schaan-
Benderer Riedstraße sich vereinigt, erhebt sich malerisch auf
einem mit Reben und Obstgärten bekränzten Hügel die zur
Gemeinde Gamprin e-hörige Ortschaft Bendern. Sie zählt
nur wenige Häuser, die von unten kaum gesehen werden, desto
besser aber die Kirche und der Pfarrhof. Den letzteren könnte
man aus der Entfernung auch für einen Edelsitz halten. Ehe-
mals sol Lendern auch größer und ein sc<önes Dorf gewesen
jein, wurde aber im Schwabenkriege von den Eidgenossen
verbrannt, weil hier die s<wäbischen Krieg5völker, den Schwei-
zern zum Hohn, ein Kalb mit dem Namen „Amman Ruodi“
benannt haben.*)
*) Bendern leitet seinen Namen von dem dortigen alten sehr festen
Turm Bendur oder Bendir ab, welcher ursprünglih nicht als Kirc-
turm, jondern wahrscheinlih als Wartturm oder zum Scute für die
umliegenden Ortschaften aufgeführt war. Lange Zeit war auf ihm eine
Lärmkanofie aufgepflanzt. Die Kirche, vom Grafen Humfried von Chur-
rhätien im 9. Jahrhundert gegründet, kam später durch Ritter Rüdiger
von Limpach anno 1292 mit Zehenten und vielen Gütern =- wovon noch
die St. Luzilehen herrühren =- durch Vergabung an das Prämonstraten-
ser-Stift St. Luzi in Chur, bei welchem sie bis zu dessen Säcularisierung
im Jahre 1802 als Probstei verblieb. Während der Religionswirren in
den drei Bünden im 153. und 17. Jahrhundert war die Probstei lange
die Zufluchtsstätte für Abt und Konvent.
Hieher waren auch bis in jüngster Zeit Ruggell und Scellenberg
eingepfarrt ; seit dem Jahre 1874 sind aber beide Gemeinden jelbständige
Pfarreien. In Ruggell bestand schon seit dem Jahre 1856 eine Kuratie.
Die Pfarrei Bendern besteht also nur noc<h aus der politishen Gemeinde
Gamprin, welche nun auch seit dem Jahre 1874 das Recht zur Ernennung
des Pfarrers besitzt.
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Die Ortschaft, welche den Namen Gamprin führt und
von welcher auch die Gemeinde den Namen hat, liegt unge-
fähr eine Viertelstunde von Bendern abwärts zerstreut auf
einer Anhöhe zwischen den beiden Straßen, die nach Ruggell
und Schellenbeyg führen. Hier befindet sich die Gemeinde-
schule mit 1 Lehrer.
Bendern und Gamprin zusammen zählen nur 369 Ein-
wohner auf einem Flächen-Inhalte von 1,997149 Quadrat-
klafter teil8 im Flachlande, teils auf Hügeln gelegen. Der
Boden im Flachland ist vorherrschend Torfgrund, Streu-
land und Aue.
Am Fuße des Benderer Hügels, wo auch die verschie-
denen Entwässerungskanäle des Oberlandes zusammen laufen,
befindet sich ein Zollamt und seit dem Jahre 1868 eine Brücke
über den Rhein. (Viehmärkte im Frühjahr.)
Ruggell.
Die unterste Gemeinde gegen Bangs und Nofels ist
ein Marktfle>en, in der Rheinebene gelegen mit 562 Ein-
wohnern auf einem Flächen-Jnhalte von 2,017694 Quadrat-
flafter, hat eine Schule mit 1 Lehrer und wie schon oben
berührt eine Pfarrei. Von alter3her war es im Besitze
von Märkten und durch seine Pferdezucht bekannt. Früher
wurde auch viel Flachs gebaut. Einstmals wurde Ruggell
auch der Brodkorb des Landes genannt.
Durch seine Lage im Tieflande ist es hauptsächlich der
Rheing&Fahr ausgeseßt, und wurde auch am 6. Oktober 1872
durch einen Rheineinbruch auf längere Zeit unter Wasser
gesetzt.
Seit alten Zeiten besteht hier eine Fähre über den Rhein,
noh die einzige im Liechtensteinischen.
Schellenberg.
Von Ruggell und von Gamprin aus führen seit einigen
Jahren fahrbare Sträßchen nach dem schön gelegenen Schellen-
berg auf dem "lateau der nördlichen Seite des Cschnerberges,
in Vorder-, Mittel- und Hinterschellenberg abgeteilt. Am
Mittelschellenberg ist die neugebaute Pfarrkirche und daran
anstoßen? ein Frauenkloster von der Kongregation „zum kost-
baren Clute“, dessen Superior auch jeweiliaq Pfarrer von
Schellenberg sein soll; in der Nähe auch die Schule mit
einem Lehrer.
Etwa !/, Stunde davon, nordöstlich gegen Tosters zu ist
Hinterschellenberg mit der-vielberühmten Rundsicot 625,6 m
oder 1974' i er dem mittelländischen Meere ge1egen.*,
Tie Höhen des Schellenb2“] krönen zwei Burgen dieses
Namens, Alt- und Neu-Scellenberg. Beide wurden im
Appenzeller Kriege gebrochen. Von der ersteren sind kaum
noc< Spuren sichtbar, von der andern steht noh ein Turm
auf Hinterschellenderg.
Te Gemeinde zählt 413 Einwohner auf einem Flächen-
Inhalte von 981623 Quadratklafter.
Mauren.
Dieses aroße Dorf liegt gerade unter Hinterschetenberg
am östlichen Abhange dieses Berges und ist ebenfalls sehr alt.
Es besteht aus der eigentlichen Ortschaft Mauren und dem
*.: Von Scellenberg = das Wort soll vom romanischen Scalämont
„Staffeioerg“ herkommen -- hatte auch d:ie ehemalige Reichsherrschaft
ihren Namen. Sie gehörte ursprünglich den Herren von Scellenberg,
deren urkundlich zuerst im Jahre 1228 Erwähnung' geschieht. Aber schon
im Jahre 1317 kam die Herrschaft dur< Kauf an die Grafen von Werden-
berg-Heiligenberg zu Bludenz, und nach deren Aussterben an die Frei-
herren von Brandi8.
<zu 09: <==
Orte Schaanwald an der Feldkircher Landstraße. Der Abhang
des Lerges, an den Mauren sich anlehnt, ist sehr fruchtbar
und ozeignet für Ob*-, Feld- und Weinbau; wenig2r das
Tiefland mit seinem Moor- und Streuboden. Die Gemeinde
Mauren hat eine Einwohnerzahl von 948 Seelen und einen
Flächen-Jnhalt von 2,060529 Quadratklafter.
Dor Schule daselbst stehen 2 Lehrer vor. Das Ret
zur Besezung der Pfarrei Mauren besitzt die Stadt Feldkir<.*)
= Mauren ist der Geburtzort Peter Kaiser's, des Verfassers der
„Geschichte des Fürstentums Liechtenstein“ und des ersten Abgeordneten des
Fürstentums beim Frankfurter Parlament im Jahre 1848. Geboren
1794, starb er am 23. Februar 1864 zu Chur als Professor an der
dortigen Kantonsschule.
Von Scaanwald ist zu erwähnen, daß in den Märztagen des
Jahres 1799 der französische Oberbefehlshaber Massena sein Haupts-
quartier dort aufgeschlagen hatte. Überhaupt war in den Märztagen des
Jahres 1799 (vie Franzosen brachen am 6. März bei Bendern über den
Rhein) d:r ganze Eschnerberg der Schauplatz wilder und blutiger Kämpfe
zwischen Franzosen und Oesterreichern.