Universität Zürich
Philosophische Fakultät
Historisches Seminar
Herbstsemester 2017
Nachbar Ständestaat
Der Umgang liechtensteinischer Parteien mit dem
austrofaschistischen ,,Stándestaat* 1933—1936
Bachelorarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
BACHELOR OF ARTS
Verfasser: Elias Quaderer
Matrikelnummer: 14-725-733
Adresse: Feldkircherstrasse 33, 9494 Schaan, FL
Telefonnummer: 0041795353177
E-Mail-Adresse: elias.quaderer(Quzh.ch
Betreuer: Prof. Dr. Christian Koller
Datum der Einreichung : 15.12.2017
Fácherkombination: HF Geschichte, NF Politikwissenschaften
Semesterzahl: 7
Inhalt
IMS n MR re rene seras eee eee eee ee eee ee rer rer eee 3
1.1 FINfühTUNG coo, 3
1.2 FragestellUng eee eee eee eee eee eee eee eee ee ren ee eee 4
1.3 Quellen ooo, 4
1.4 FOrsChun@SStand se eee cena een eee eee eee eee ee ren ee eee 5
IINE o MR 6
2. Der austrofaschistische |, Standestaat™ nr EEE EEE 6
2.1 Voraussetzungen und Konstituierung des Systems ........... sss eee 6
2.2 Die austrofaschistische IdCOlOZIE EEE eee 8
2.3 Herrschaftsausübung ‚0. eee e eee hehehe eren n herren enn 10
3. Die politische Landschaft Liechtensteins 1n den Dreissigerjahren..................ssssssssssss 12
3.1 Dominanz der Bürgerpartei — Schwäche der Volksparte1 ….….……..……..……nnnnnnsnnnnn 12
3.2 Aufkommen des Liechtensteiner Heimatdienstes ................. sss cee, 14
3.3 Nationale Opposition und Gründung der Vaterländischen Union... 15
4. Die berufsstándische Ordnung ............. sss e e ener eene 17
4.1 Kampf des Heimatdienstes für den Ständestaat ‚0... 17
4.2 Ambivalenz der Bürgerpartel ae. ee e emere 21
4.2.1 Bürgerparteijugend ,Heimatbund ‚Jung Liechtenstein‘“ für den Ständestaat ..................... 25
4.3 Bekenntnis der Volkspartei zu Demokratie und Parteienwesen ............... sss 27
4.4 Die stándische Idee in der Vaterlándischen Union..................... RER RER 28
5. Ausschaltung der Opposition ..............ssssssssssssee ee eene eene eere 30
5.] Verteidigung der Repressionen vonseiten der Bürgerpartet…..……….…….…….……nennnnn 30
5.2 Kritik am Vorgehen vonseiten des Heimatdienstes und der Volkspartei ......................ssus 32
6. Nationalsozialistische Agitation .........sssssssssssse eene nennen eene eere 34
6.1 Nähe zum Nationalsozialismus und ,,Anschluss"-Befürworter im Heimatdienst und in der
MErSsEnRI ESSE UU REM 34
6.2 Widersprüchlichkeiten in der Volksparteipresse ........... sss 37
6.3 Verurteilung des nationalsozialistischen Terrors seitens der Bürgerpartei sss 39
7. Schlussbetrachtung ............ssssssssssssse eee nennen hene nene e ener eere eren 40
8. Bibliographie euer PET 44
BL QUELLE Looe eee, 44
8.1.1 Archivquellen ..........ssssssssssssse een eee er ee eee 44
8.1.2 Gedruckte Quellen................. sss eene ene enne re nennen ens 44
RANTS SWIGERIUSCH RM 45
9. Da oon 40
1. Einleitung
1.1 Hinführung
„Als der Präsident der Lokalbank in Ragaz, die auch im Fürstentum Liechtenstein geschäftliche
Beziehungen unterhält, haben unser Direktor und ich die Ueberzeugung gewonnen, dass
gerade in letzter Zeit eine Bewegung einsetzt, welche den Anschluss an Oesterreich betreibt.! *
Mit diesen Befürchtungen einer Abwendung Liechtensteins von der Schweiz und Hinwendung
zu Osterreich richtete sich der Maienfelder Oberst und Prásident der Ragazer Bank Hans Luzius
von Gugelberg im Márz 1934 an den schweizerischen Bundesrat. Gugelberg begründete seine
Sorgen vornehmlich mit wirtschaftlichen Benachteiligungen Liechtensteins vonseiten der
Schweiz, wobei er aber auch Beispiele für die Nähe des Fürstentums zu Osterreich anführt.?
Denn das Fürstentum Liechtenstein war seit 1852 über eine Zollunion eng mit Österreich
verbunden. Zwar orientierte Liechtenstein sich mit Ende des Ersten Weltkriegs und des
Zusammenbruchs der Donaumonarchie aussenpolitisch neu in Richtung Schweiz, was sich
unter anderem in der Aufkündigung des Zollabkommens mit Österreich 1919 und dem
Abschluss des liechtensteinisch-schweizerischen Zollanschlussvertrags 1923 manifestierte.?
Dennoch existierten weiterhin zahlreiche Verbindungen zum Nachbarn, vor allem in den
Gemeinden des liechtensteinischen Unterlands.* Von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise
blieben beide Staaten nicht verschont. So nutzte die ósterreichische Regierung unter dem
christlichsozialen Bundeskanzler Engelbert Dollfuss im Kontext einer Phase wirtschaftlicher
und innenpolitischer Krisen im Máàrz 1933 parlamentarische Gescháftsordnungsprobleme dazu
aus, den Nationalrat auszuschalten. Dies war der Auftakt zur Neuordnung des politischen
Systems in Osterreich,? welches in der Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und der
Errichtung eines autoritiren, stindisch gegliederten Staates? mündete./ In Liechtenstein
formierte sich eine politische Bewegung in Form des Liechtensteiner Heimatdienstes, welche
ebenfalls einen radikalen Umbau Liechtensteins in einen autoritáren Stándestaat propagierte.*
! BAR E2001/E, 1969/262, 72, Gugelberg an EMD, 16.3.1934.
? Ebd.
? Geiger, Krisenzeit 1, S. 53 — 55.
! Geiger, Krisenzeit 2, S. 18.
3 Talos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 5 — 6.
© Es werden die verschiedensten Begriffe in der Forschungsliteratur für das österreichische Regime von 1933 bis
1938 angeführt, über deren Verwendung immer noch debattiert wird. Der Verfasser verwendet für die vorliegende
Arbeit primär den Begriff „Austrofaschismus“ respektive „austrofaschistischer ‚Ständestaat‘“. Dies liegt darin
begründet, dass sich dieses Herrschaftssystem mit seinem Selbstverständnis, seinen Gestaltungsabsichten,
Strukturen und der Steuerung gesellschaftlicher Bereiche in die Reihe der Ausprägungen von faschistischer
Herrschaft einordnen lässt. Ebd., S. 585 - 586.
7 Jagschitz, Der österreichische Ständestaat, S. 497 — 498.
* Geiger, Krisenzeit 1, S. 378 — 379.
1.2 Fragestellung
Diese Arbeit setzt sich damit auseinander, wie das neuetablierte Herrschaftssystem Österreichs
vonseiten Liechtensteins wahrgenommen wurde. Dabei liegt der Fokus der Arbeit explizit auf
dem Umgang der politischen Parteien Liechtensteins mit dem Austrofaschismus. Diese
Fokussierung ist nach Ansicht des Verfassers durch den Umstand begründet, dass die
Parteiendemokratie in Liechtenstein noch relativ neu und unerprobt war,? als in unmittelbarer
Nachbarschaft versucht wurde, ein Gegenmodell zum Parteiensystem und zur
parlamentarischen Demokratie zu realisieren. Es wird der Frage nachgegangen, welche
Haltung die liechtensteinischen Parteien — die Fortschrittliche Bürgerpartei, die Christlich-
soziale Volkspartei, der Liechtensteiner Heimatdienst und die aus der Fusion der letzteren zwei
Parteien 1936 herausgehende Vaterlándischen Union — zum Austrofaschismus einnahmen. In
diesem Rahmen wird untersucht, wie die Konstituierung und Herrschaftspraxis des Regimes
von den jeweiligen Parteien beurteilt wird, ob ideologische Übereinstimmungen der Parteien
zum Austrofaschismus auszumachen sind und inwiefern diese auf Einflüsse des austro-
faschistischen „Ständestaats‘“ zurückzuführen sind. Dabei reicht die Zeitspanne der Analyse
von der Konstituierung des Austrofaschismus unter Dollfuss, welche mit der Ausschaltung des
Nationalrats im März 1933 ihren Anfang nahm, bis zum Juliabkommen zwischen Schuschnigg
und Hitler 1936, welches die Basis für die Penetrierung des Regimes durch die deutschen
Nationalsozialisten bildete!! und den „Anschluss“ im März 1938 antizipierte.!?
1.3 Quellen
Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden in erster Linie die liechtensteinischen
Zeitungen herangezogen, welche sich im untersuchten Zeitraum im Umlauf befanden. Dies
empfiehlt sich, da die Zeitungen jeweils als Organ der jeweiligen Partei fungierten, P ein
Umstand der noch bis heute anhált.'* So gilt das Liechtensteiner Volksblatt als Blatt der
Fortschrittlichen Bürgerpartei, die Liechtensteiner Nachrichten waren der Christlich-sozialen
Volkspartei zugehörig, der Liechtensteiner Heimatdienst wurde von der gleichnamigen
Gruppierung herausgegeben und das Liechtensteiner Vaterland wurde nach der Fusion 1936 als
Parteiblatt der Vaterlándischen Union herausgegeben. ? Es ist als Besonderheit Liechtensteins
? Geiger, Krisenzeit 1, S. 304.
19 Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 60 — 61.
!! Ebd., S. 66.
? Kustatscher, ,,Berufsstand* oder Stand“, S. 83.
P? Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 28 — 29 und 34 — 35.
!! Ebd, S. 11.
P, Verweise auf die jeweiligen Zeitungen werden in den Fussnoten abgekürzt. So steht ,, VB“ für das
Liechtensteiner Volksblatt, , LHD“ fiir den Liechtensteiner Heimatdienst, , LN“ fiir die Liechtensteiner
Nachrichten und ,, VL* für das Liechtensteiner Vaterland.
4
zu betrachten, „dass mehr oder weniger alle politischen Parteien aus bereits bestehenden
> 95
Zeitungen hervorgingen.*!ó Da somit bei den Zeitungen von Meinungen und Interessen, die
von der Partei abhángig sind, auszugehen ist,"
bietet es sich an, über die Analyse der Presse
Rückschlüsse auf die Haltungen der jeweiligen Partei zu ziehen. Ferner ist zu erwähnen, dass
die Auseinandersetzungen der Parteien mit dem Austrofaschismus vor allem über ihre Partei-
zeitungen verliefen. Weiter werden auf vereinzelte Regierungsakten Liechtensteins und
Österreichs zurückgegriffen, welche im Liechtensteinischen Landesarchiv und im
Österreichischen Staatsarchiv zu finden sind. Diese dienen vornehmlich dazu, die
innenpolitischen Verhältnisse in Liechtenstein zu beleuchten. Dazu sind besonders die
Dokumente des Heimatdienst-Führungsmitgliedes Carl von Vogelsang, die im Rahmen der
Spitzelaffäre!® 1937 beschlagnahmt wurden zu erwähnen. Sie gewähren sowohl einen Einblick
in das Innenleben der Bewegung als auch den Einfluss ausländischer Vorbilder. Darüber hinaus
werden zur Darstellung der innenpolitischen Konstellation ebenfalls Protokolle des
liechtensteinischen Landtags herangezogen.
1.4 Forschungsstand
Die Beziehungen Liechtensteins zum Austrofaschismus sind in der Forschung nahezu
unbearbeitet. Finzig Peter Geigers zweibändiges Werk ,, Krisenzeit — Liechtenstein in den
Dreissigerjahren " schneidet dieses Thema im Kontext der liechtensteinischen Aussenpolitik in
den Dreissigerjahren an. Zudem liefern die zwei Bánde eine detaillierte Beschreibung der
politischen Landschaft Liechtensteins, womit dieses Werk in zweierlei Hinsicht eine relevante
Basis für die Bachelorarbeit darstellt. Zur liechtensteinischen Politik in den Dreissigerjahren
sind zudem die Arbeiten Herbert Willes , Landtag und Wahlrecht im Spannungsfeld der
politischen Kräfte in der Zeit von 1918 — 1939" und Horst Carls ,, Liechtenstein und das Dritte
Reich" zu nennen. Für die Thematik des Austrofaschismus sind vor allem das umfangreiche
Werk Emmerich Talos® ,, Das austrofaschistische Herrschafissystem. Osterreich 1933-1938“,
Ulrich Kluges ,, Der ósterreichische Stündestaat 1934 — 1938" und der Sammelband von
Wolfgang Neugebauer und Emmerich Talos ,, Austrofaschismus. Politik — Okonomie — Kultur.
1933-1938“ zu erwähnen.
16 Wohlwend, Zeitungsgeschichte als Zeitgeschichte, S. 40.
7 Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 300.
15 Seit 1934 sendete Vogelsang Berichte an amtliche deutsche Stellen, unter anderem über die politische Lage, wie
auch Listen von deutschen Emigranten und Juden in Liechtenstein. Am 23. Januar 1937 wurde Vogelsangs
Tätigkeit publik, als das Volksblatt ein belastendes Dokument publizierte. Am selben Tag wurde Vogelsangs
Wohnung und die „Vaterland“-Redaktion durchsucht, wobei weiteres belastendes Material beschlagnahmt wurde.
Vogelsang selbst konnte sich aber dem polizeilichen Zugriff entziehen, indem er sich mithilfe seiner Parteikollegen
nach Deutschland absetzte. Geiger, Krisenzeit 1, S. 454 — 458.
5
1.5 Aufbau
Zu Beginn der Arbeit wird dem Leser ein Überblick zum austrofaschistischen Herrschafts-
system präsentiert. Anhand der Unterpunkte ,, Voraussetzungen und Konstituierung des
Systems“, „Die austrofaschistische Ideologie“ und , Herrschaftsausiibung werden
wesentliche Aspekte des Austrofaschismus erlàutert, welche zum Verstàándnis der nach-
folgenden Analyse von Bedeutung sind. Darauf folgend wird die politische Landschaft
Liechtensteins in den Dreissigerjahren skizziert, wobei es gilt, die Positionierung wie auch die
führenden Kópfe der jeweiligen Parteien aufzuzeigen. Die nachfolgenden drei Kapitel widmen
sich der Analyse, wie sich die Parteien zum Austrofaschismus stellten. Hierbei werden in den
Kapiteln drei Aspekte behandelt, welche bei der Auseinandersetzung der Parteien mit dem
Ständestaat primär im Vordergrund standen. So werden im Kapitel ,, Die berufsständische
Ordnung“ die Position der jeweiligen Partei in Bezug auf stándische Ideen herausgearbeitet
und Bezüge auf die stándische Organisation Osterreichs beleuchtet. In diesem Zusammenhang
wird zudem auf die Proporz- und Ständestaatsinitiative von 1935 in Liechtenstein eingegangen.
Das folgende Kapitel dreht sich um die Reaktionen vonseiten der Parteien auf die Ausschaltung
und Repression der Opposition im Austrofaschismus, wobei insbesondere auf die gewaltsame
Ausschaltung der österreichischen Sozialdemokratie im Zusammenhang mit den Februar-
kämpfen von 1934 Bezug genommen wird. Das sechste Kapitel , Nationalsozialistische
Agitation" zeigt auf, wie die liechtensteinischen Parteien die nationalsozialistische Bedrohung
des Regimes innerhalb Osterreichs, mit dem herausragenden Ereignis vom Juliputsch 1934, als
auch vonseiten Deutschlands wahrnahmen. Zum Schluss der Arbeit werden die Ergebnisse der
Analysen zusammengetragen und eine Einschätzung gegeben, wie die jeweilige Haltung der
politischen Parteien Liechtensteins zum Austrofaschismus zu bewerten ist.
2. Der austrofaschistische „Ständestaat“
2.1 Voraussetzungen und Konstituierung des Systems
Als im Juni 1920 die Regierungskoalition der Sozialdemokraten und der Christlichsozialen
Partei auseinanderbrach, trat in der noch jungen österreichischen Republik eine verschärfte
innenpolitische Frontstellung zwischen den bürgerlichen Parteien, mit den Christlichsozialen
als deren bedeutendster Faktor, und der Sozialdemokratie ein.’ Zu dieser Frontstellung gegen
die Sozialdemokratie gesellte sich eine zunehmende Ablehnung des Parlamentarismus und der
Demokratie vonseiten der Christlichsozialen.? Hierbei erwies sich die Verbindung der
19 Berchtold, Österreichische Parteiprogramme, S. 58.
20 Busshoff, Das Dollfuß-Regime, S. 11.
Christlichsozialen Partei zu den Heimwehren als prägend für die weitere politische Ent-
wicklung. Zunächst als regionale und lokale Selbstschutzverbände unmittelbar nach dem Ersten
Weltkrieg gegründet, erhielten die Heimwehren durch ihren ausgeprägten Antimarxismus bald
schon innenpolitische Bedeutung. Gefördert von den bürgerlichen Parteien, sollten die räumlich
und sozial stark zersplitterten Heimwehren als deren ausserparlamentarisches, paramilitärisches
Hilfsmittel dienen.
Im Juli 1927 hatten die Heimwehren mit der Niederschlagung des Verkehrsstreiks im
Zusammenhang mit der Julirevolte?! Gelegenheit sich in dieser Funktion zu profilieren, womit
auch deren politische Bedeutung zunahm.?? So traten im Jahr 1928 die Heimwehren zusammen
mit dem grossdeutsch geprágten Landbund und dem, für die Partei massgebenden,
christlichsozialen Parteiobmann Ignaz Seipel mit Forderungen einer Verfassungsánderung an
die Öffentlichkeit. Die Forderungen nahmen bereits Aspekte des Austrofaschismus vorweg. So
verlangte der Landbund die Stárkung der Stellung des Bundesprásidenten und die Umwandlung
des Bundesrates in eine Ständevertretung, während Seipel vor allem Kritik an Parlament und
Parteien übte und die Heimwehren, welche auch vonseiten des faschistischen Italien gefórdert
wurden, unter anderem für die Errichtung eines auf faschistischer Grundlage aufgebauten,
autoritáren Stándestaats votierten.? Die schliesslich 1929 verabschiedete Verfassungsnovelle,
die die Stellung des Parlaments zugunsten des Bundesprásidenten schwáchte, ging den
Heimwehren nicht weit genug. Mit dem ,,Korneuburger Eid" 1930 gaben sich die Heimwehren
ein faschistisches Programm, welches in Teilen von den Christlichsozialen gutgeheissen wurde.
Hierdurch büsste die Christlichsoziale Partei zunehmend ihr demokratisches Substrat ein.?*
Als im Zuge der Wirtschaftskrise die bürgerliche Regierungskoalition eine Sanierungspolitik
zulasten breiter Bevölkerungskreise betrieb, erodierte die Wählerbasis der bürgerlichen
Parteien zugunsten der Nationalsozialisten. Im Angesicht der wirtschaftlichen Krise und
schwindender bürgerlicher Unterstützung wurde 1932 die Regierung Dollfuss bestehend aus
einer Koalition der Christlichsozialen Partei, der Parteiorganisation der Heimwehren „Heimat-
block“ und dem Landbund gebildet? Aufgrund einer parlamentarischen Mehrheit der
H Im Januar 1927 schossen drei Frontkämpfer im burgenländischen Schattendorf auf eine Gruppe des
Republikanischen Schutzbundes, der paramilitärischen Organisation der Sozialdemokraten, wodurch zwei
Personen umkamen. Als im darauffolgenden Prozess im Juli die Frontkämpfer aber freigesprochen wurden, folgten
Demonstrationsmärsche von Wiener Arbeitern, in deren Zusammenhang der Justizpalast angezündet wurde. Mit
Gewaltmassnahmen wurden die Unruhen unterdrückt und der von Sozialdemokraten und Gewerkschaften pro-
klamierte Verkehrsstreik mittels der Heimwehren gebrochen. Maderthaner, Historisches Lexikon Wien 3, S. 398.
22 Talos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 12 — 14.
23 Ebd., S. 14 — 16.
?! Ebd., S. 18 — 20.
?5 Ebd., S. 22.
Regierung von lediglich einem Abgeordneten suchte die Regierung schon bald nach
Möglichkeiten ohne Mehrheiten zu regieren, wobei sich das Kriegswirtschaftliche
Ermächtigungsgesetz von 1917 als nützliches Instrument erwies.”° Am 4. Márz traten aufgrund
einer Geschäftsordnungskrise im österreichischen Nationalrat die drei Parlamentspräsidenten
zurück, womit nach Ansicht der Regierung das Parlament aufgrund seiner eigenen Handlungen
als aktionsunfáhig galt.?" Dies nahm die Regierung zum Anlass, um auf Grundlage des Kriegs-
wirtschaftlichen Ermáchtigungsgesetztes einen autoritären Kurs einzuschlagen.? Wurde
zunächst nur an eine Suspendierung des Nationalrats auf Zeit gedacht, zeigte sich bereits im
Mai, dass die Regierung nicht zum Parlamentarismus zurückkehren wollte. Am 11. September
1933 präsentierte Dollfuss in der sogenannten Trabrennplatzrede die Zielsetzung des
autoritären Kurses, welche die Abkehr von der parlamentarischen Demokratie hin zum
stándischen Neubau des Staates umfasste.?? Dazu wurde der vorarlbergische Landeshauptmann
Otto Ender mit der Gestaltung einer neuen Verfassung auf stándischer Grundlage beauftragt"?
Sukzessiv wurden sowohl die Oppositionsparteien verboten als auch die Regierungsparteien
aufgelöst, an deren Stelle die politische Monopolorganisation der Vaterlándischen Front trat.
Durch die Proklamation der neuen Verfassung am 1. Mai 1934 kam die Konstituierung des
austrofaschistischen Herrschaftssystems weitgehend zu ihrem Ende.?!
2.2 Die austrofaschistische Ideologie
Das ideologische Selbstverstándnis des Austrofaschismus setzte sich zusammen aus
Bestandteilen von antidemokratischen, antiparlamentarischen, antimarxistischen und berufs-
stándischen Vorstellungen, die im bürgerlichen Lager bereits vor dem politischen Umbruch
präsent waren.? So gewann die Idee der berufsstindischen Ordnung als Alternative zum
Parlament angesichts der politischen und wirtschaftlichen Krisen Ende der Zwanzigerjahre
zunehmend an Attraktivitát. Die Vorstellungen einer harmonischen Gesellschaft, wie sie unter
anderem in Othmar Spanns korporativer Gesellschaftslehre des Universalismus?, in der
2
?6 Staudinger, Christlichsoziale Partei, S. 267 — 268.
27 Carsten, Faschismus in Österreich, S. 212.
23 Kluge, Der österreichische Ständestaat, S. 12.
29 Kustatscher, „Berufsstand“ oder „Stand“, S. 65.
30 Carsten, Faschismus in Österreich, S. 213.
31 Tälos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 552.
32 Ebd., S. 553.
? Die universalistische Lehre des Wiener Nationalókonomen Othmar Spann verstand sich als ein Gegenentwurf
zu einer ,individualistschen* Gesellschaftsauffassung, von welcher sowohl der Liberalismus als auch der
Sozialismus durchdrungen sei. Wáhrend der Universalismus jedes Glied der Gesellschaft als Bestandteil eines
Gesellschaftsganzen, eines Gesamtorganismus verstehe, verabsolutiere der Individualismus das Individuum und
fasse die Gesellschaft nur als Summe von Individuen auf, wodurch die Existenz eines Gesellschaftsganzen
geleugnet werde. Spann propagierte einen Neuaufbau der Gesellschaft indem sie in Stánde organisiert und jene
Stánde ihrer ,, Wertigkeit" nach geschichtet werden. Dadurch werde der Gesellschaftsaufbau eine pyramidenartige
8
3 oder in den sozial-romantischen Ideen
pápstlichen Sozialenzyklika ,Quadragesimo Anno“
Karl von Vogelsangs®® prisentiert wurden, trafen auf immer breitere Resonanz.*® In diesem
Sinne propagierte das Regime die Idee einer gesellschaftlichen und politischen Harmonisierung
durch das Zusammenfassen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Berufsständen,?’ wobei
mittels dieser Zusammenfassung und Zusammenarbeit von Kapital und Arbeit der Klassen-
kampf überwunden werden sollte.?* Beim Ideologieelement der Berufsstinde berief sich der
Austrofaschismus direkt auf Quadragesimo Anno, indem das Regime proklamierte, der erste
Staat zu sein, dessen Verfassung auf der pápstlichen Enzyklika basiere.?? Daran knüpft auch
die Selbstbezeichnung als ,christlicher^ Staat und die Proklamierung eine Erneuerung des
Staates im christlichen Sinne zu betreiben an, wobei „christlich“ primär als „katholisch“
verstanden wurde. Schlug sich im Selbstverständnis als „christlich“ der ideologische
Hintergrund des Grossteils der Trägerschaft des austrofaschistischen Regimes nieder, diente
dieses Selbstverständnis ferner zur Legitimierung des staatlichen und gesellschaftlichen
Umbaus wie auch der Abgrenzung von politisch Oppositionellen und Juden." Doch trotz
verbreitetem Antisemitismus im gesellschaftlichen und politischen Alltag"! spielte dieser in der
offiziellen austrofaschistischen Politik selbst keine Rolle.?
Angesichts der nationalsozialistischen Anschlusspropaganda vonseiten des Deutschen Reichs
wie auch innerhalb Osterreichs bediente sich das austrofaschistische Regime zur Unter-
mauerung der Unabhängigkeit Österreichs der sogenannten ,Osterreich-Ideologie“,** deren
Kernpunkt die „Österreichische Mission“ bildete. Zwar beharrte die Ideologie auf der
Form annehmen, mit dem Stand der höchsten Werte an dessen Spitze. Von jenem Stand solle die Herrschaft aus-
gehen und stufenweise, von oben nach unten, ausgeübt werden. Maas, Dritter Weg und wahrer Staat, S. 79 — 93.
Angesichts der zugespitzten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Zusammenhang mit der
Weltwirtschaftskrise veróffentlichte Papst Leo XI. 1931, vierzig Jahre nach Rerum Novarum™ die zweite
Sozialenzyklika Quadragesimo Anno. Darin wurde die berufsstándische Ordnung als das gesellschaftspolitische
Ziel proklamiert, mittels welcher der Klassenkampf durch den Zusammenschluss von Arbeitgebern und
Arbeitnehmern überwunden werden sollte. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass diese Erneuerung der Gesellschaft
nach dem Subsidiaritätsprinzip erfolgen sollte. Weber, Korporatismus statt Sozialismus, S. 80 — 83.
3 Der aus einem pommerischen Adelsgeschlecht stammende Karl von Vogelsang (1818 — 1890) gilt als geistiger
Vater der christlichsozialen Bewegung in Österreich. Seit 1864 in Österreich wohnhaft, beschäftigte sich der
konvertierte Katholik in Publikationen vor allem mit der sozialen Lage der unteren Bevölkerungsschichten. Den
als desintegrativ empfunden Kräften des Kapitals stellte Vogelsang ein Gesellschaftmodell entgegen, das sich an
ständischen Prinzipien und christlichen Werten orientierte. Zudem als Erzieher Fürst Johanns II. von Liechtenstein
tätig, wurde Vogelsang 1859 in den fürstlich-liechtensteinischen Freiherrenstand erhoben. Mertelseder,
Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein 2, S. 1013 — 1014.
% Kluge, Der österreichische Ständestaat, S. 21 und 46 — 47.
37 Tälos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 554.
3 Ebd., S. 70.
?? Hanisch, Der politische Katholizismus als ideologischer Trüger, S. 77.
10 Talos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 73.
4 Ebd., S. 490.
® Jagschitz, Der österreichische Ständestaat, S. 499.
5 'Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 74.
Zugehörigkeit Österreichs zur deutschen Nation,** jedoch würde der Österreicher durch seine
spezifische Rolle innerhalb des Deutschtums herausragen.*° Diese „österreichische Mission“
umfasste zum einen eine innerdeutsche Missionierung der als schlechter verstandenen national-
sozialistischen Deutschen durch die als kulturell höherstehend angesehenen, katholischen
Deutschen in Österreich. Zum anderen bestand die Mission der österreichischen Deutschen
darin, das Gesamtdeutschtum zu führen, um ein Grossreich zu errichten von „wenn schon nicht
[...] .abendlindischen‘, so zumindest [...] mitteleuropäischen ^ Dimensionen."
Zusammenfassend ist die austrofaschistische Ideologie weniger als ein geschlossenes System,
sondern vielmehr als ein Mix bestehend aus antiparlamentarischen, antimarxistischen,
gesellschaftsharmonisierenden wie auch den deutschen und katholischen Charakter Österreichs
betonenden Vorstellungen zu verstehen."
2.3 Herrschaftsausübung
Obwohl im Selbstverständnis des Austrofaschismus‘ die berufsständische Ordnung ein
zentrales Element darstellte, blieb deren praktische Umsetzung in Ansätzen stecken. Bereits in
der Maiverfassung wurden die Bestimmungen zu den Berufsständen nur vage und sporadisch
angeführt."* Sah die Verfassung sieben berufsständische Hauptgruppen vor, wurden faktisch
gerade einmal zwei dieser Berufsstände eingerichtet, während die anderen über eine
vorbereitende Zwischenstufe zur berufsständischen Organisierung in Form staatlich
kontrollierter Interessenorganisationen nicht hinauskamen. Die staatlich kontrollierte
Kooperation zwischen diesen Interessenorganisationen unterband jedoch die Austragung
gesellschaftlicher Konflikte, was dem propagierten Interessensausgleich zwischen Arbeit-
nehmern und Arbeitgebern entgegenstand.*’
Die politische Struktur ist vielmehr durch das Prinzip der autoritáren Herrschaft
gekennzeichnet. So wurde jegliche politische Partizipation der Bevólkerung zugunsten einer
hierarchisch bestimmten Entscheidungsfindung ausgeschaltet. Der ganze Gesetzgebungs-
prozess lag in der Hand der Regierung, innerhalb welcher der Bundeskanzler eine
Vorrangstellung einnahm.? Der Bundeskanzler selbst galt nicht nur als Führer der
Bundesregierung, sondern ihm unterlagen theoretisch nahezu alle endgültigen Personal- und
4 Staudinger, „Österreich“- Ideologie, S. 49.
^ Ebd., S. 48.
% Ebd.
7 Tâlos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 555.
“8 Jagschitz, Der ôsterreichische Ständestaat, S. 501 — 502.
^? Manoschek / Tálos, Politische Struktur des Austrofaschismus, S. 158.
* Ebd.. S. 126 — 127.
10
Sachentscheidungen.?!
In Anlehnung an die politischen Monopolorganisationen im
faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland wurde die ,, Vaterlándische
Front" gegründet. Doch im Vergleich zu deren Vorbildern hatte die Front kaum politisches
Gewicht oder Mobilisierungspotenzial, was in der Tatsache begründet lag, dass die
Vaterländische Front nicht als eigenständige Bewegung entstand, sondern ein auf Entscheidung
Dollfuss‘, von oben eingesetztes organisatorisches Konstrukt war.? Zur Absicherung der
Herrschaft bediente sich das Regime eines Bündels an Repressionsmassnahmen wie unter
anderem der Einführung der Pressenzensur, des Verbots oppositioneller politischer Betátigung,
der Einweisung politischer Gegner in Internierungslager, die sogenannten ,,Anhaltelager", des
Ausbaus der Überwachungs- und Ahndungsbefugnisse der Sicherheitsbehórden sowie der
Beseitigung der unabhängigen Justiz.”
Doch diese Palette an Massnahmen half nicht, das Regime, welches ohnehin schwach in der
Bevólkerung verankert war, zu stabilisieren, sondern führte zu einer noch schirferen
Ablehnung vonseiten der politischen Gegner, mit deren bedeutendsten Exponenten, den
Sozialdemokraten und Nationalsozialisten.? Als sich am 12. Februar 1934 Mitglieder des
republikanischen Schutzbundes der polizeilichen Durchsuchung des sozialdemokratischen
Parteihauses in Linz widersetzten, entflammte ein Kampf des Schutzbundes gegen die
Regierung, welcher sich von Linz auf Wien und weitere Städte ausdehnte. Doch die
überlegenen Kräfte von Heer, Polizei und Heimwehren konnten den Widerstand innerhalb
weniger Tage niederschlagen.° Infolge der Februarkämpfe wurden die sozialdemokratische
Partei und alle ihr nahestehenden Organisationen zwar verboten,’ doch errichtete die Partei
bald schon eine funktionierende Organisation im Untergrund.?? Auch die NSDAP entfaltete
nach ihrem Verbot im Juni 1933 eine rege Untergrundtatigkeit, wozu auch ein von deutscher
Seite gefórderter Terrorismus zühlte, welcher der Regierung schwer zusetzte.? Am 25. Juli
1934 scheiterten die ósterreichischen Nationalsozialisten mit einem Putschversuch, jedoch
wurde dabei Dollfuss ermordet, worauf Justizminister Kurt von Schuschnigg das Amt des
Bundeskanzlers übernahm $? Auch das nationalsozialistische Deutschland bedrüngte das
5! Jagschitz, Der ósterreichische Stándestaat, S. 502 — 503.
>? Manoschek / Tálos, Politische Struktur des Austrofaschismus, S. 145.
55 'Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 269 — 270.
5! Ebd., S. 450 — 451.
55 Neugebauer, Repressionsapparat und Massnahmen, S. 317.
36 Carsten, Faschismus in Ósterreich, S. 218.
57 Talos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 51.
38 Carsten, Faschismus in Österreich, S. 218.
?? Neugebauer, Repressionsapparat und Massnahmen, S. 306.
© Carsten, Faschismus in Österreich, S. 243 — 244.
11
Regime mittels Propaganda und wirtschaftlichen Massnahmen mit dem letztlichen Ziel des
„Anschlusses“ Österreichs.®!
Das faschistische Italien war von Beginn an Förderer des politischen Umbruchs in Österreich
und agierte als dessen aussenpolitischer Protektor.° Doch mit dem Angriff auf Abessinien im
Herbst 1935 und den Sanktionen des Völkerbundes gegen Italien vollzog sich eine zunehmende
Annäherung Italiens an das Deutsche Reich. Damit drängte Mussolini auch die österreichische
Regierung zu einer Normalisierung der Beziehungen mit Deutschland, was 1936 schliesslich
im Juliabkommen resultierte.° Dieses Abkommen hatte eine fortwährende Durchdringung des
austrofaschistischen ,,Ständestaats“ durch das Deutsche Reich zur Folge und bildete
schliesslich „den Ausgangspunkt und die Basis zur Durchführung der NS-Machtübernahme in
Österreich im März 1938.“ %
3. Die politische Landschaft Liechtensteins in den Dreissigerjahren
3.1 Dominanz der Bürgerpartei — Schwäche der Volkspartei
Die ersten liechtensteinischen Parteien konstituierten sich 1918. Zunächst gründete sich Anfang
1918 die Christlich-soziale Volkspartei um den Rechtsanwalt Wilhelm Beck und dessen
Anhänger.® Das Profil der Partei zeichnete sich durch eine Orientierung an der Schweiz sowie
durch eine liberalere, demokratischere und sozialere Ausrichtung im Vergleich zur
Fortschrittlichen Bürgerpartei aus. Dennoch ist sie weltanschaulich der Familie der katholisch-
konservativen Parteien zuzuordnen.® Erfolgreich agierte die Volkspartei als Treiberin für die
Einführung der neuen, demokratischeren Verfassung Liechtensteins von 1921 und der
Anlehnung Liechtensteins an die Schweiz. Mit Professor Gustav Schädler als Regierungschef
hatte sie von 1922 bis 1928 die Regierungsverantwortung inne.°”
168
Doch nach den Erfolgen sollte die Volkspartei am sogenannten Sparkassaskandal® scheitern.
Für die Affäre wurde die Partei politisch verantwortlich gemacht, da zum einen der
$! 'Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 501.
$ Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Aussenpolitik, S. 326 — 330.
$5 'Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 498 — 499.
$1 Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Aussenpolitik, S. 333 — 334.
$5 Geiger, Krisenzeit 1, S. 61.
$6 Ebd., S. 65.
$7 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 93 — 96.
$8 Von 1926 bis 1928 veruntreute der Verwalter der Spar- und Leihkasse des Fürstentums Liechtenstein Franz
Thóny zusammen mit dem Volksparteiobmann Anton Walser und zwei weiteren Kaufleuten Gelder der Bank für
verschiedenste verlustreiche Spekulationsgescháfte. Der Betrugskomplex flog im Juni 1928 zwar auf, wurde
jedoch zu einer schweren finanziellen Belastung für Liechtenstein, da das Land mit Staatsgarantie für die Bank
bürgte. Für die Sanierung der Bank musste Liechtenstein 1,8 Mio. CHF aufwenden, was zwei Jahresbudgets
entsprach. Büchel, Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein 2, S. 887.
12
Parteiobmann Anton Walser als Haupttäter in den Betrug verwickelt war, zum anderen Wilhelm
Beck vorgeworfen wurde, dass er in seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident der Bank
seinen Aufsichtspflichten nicht nachgekommen sei.°° Infolge der durch den Skandal bedingten
Neuwahlen 1928 verlor die Volkspartei ihre Landtagsmehrheit. Zu lange war in der Partei alles
auf ihre Führungsfigur Wilhelm Beck ausgerichtet gewesen, was sich durch dessen
Verantwortlichkeit im Sparkassaskandal als verhängnisvoll entpuppte. Dennoch führte Beck
die Partei in der Folgezeit weiterhin an.”° Als weiterer gewichtiger Exponent der Volkspartei
ist Alois Ritter zu nennen, der sowohl in der Volkspartei als auch in Becks Anwaltskanzlei als
dessen rechte Hand fungierte.”! Die redaktionelle Verantwortung für die „Liechtensteiner
Nachrichten“ (bis 1924 Oberrheinische Nachrichten), dem Sprachrohr der Partei, lag von 1930
bis zum Ende des Blattes 1935, mit einem kurzen Unterbruch 1932, beim Wirt Max Beck.”
Infolge des Sparkassaskandals gelang es der Fortschrittlichen Bürgerpartei fortan, die
Regierungsverantwortung zu iibernehmen.” Im Sommer 1918 erst widerwillig als Reaktion auf
die Parteigrindung um die Gruppe von Wilhelm Beck entstanden, zeichnete sich die Biirger-
partei durch ein konservativeres, monarchistischeres, klerikaleres und stirker nach Osterreich
ausgerichtetes Profil im Vergleich zur Volkspartei aus, ist aber weltanschaulich ebenfalls den
katholisch-konservativen Parteien zuzuordnen."*
Mit dem Regierungswechsel von 1928
befórderte die Bürgerpartei mit dem studierten Orientalisten Dr. Joseph Hoop als Regierungs-
chef und Pfarrer Anton Frommelt als Landtagsprásident zwei neue, noch relativ junge Kópfe
auf die politische Bühne Liechtensteins. Galt Hoop als vermittelnde Person sowohl innerhalb
der Partei als auch im Umgang mit der Opposition, trat Frommelt als polarisierende
Persónlichkeit hervor.^ Nachdem der Anwalt Dr. Ludwig Marxer im Márz 1933 als
Regierungschefstellvertreter zurücktrat, übernahm Frommelt auch dessen Amt, so dass
Frommelt als Landtagsprásident und Regierungschefstellvertreter über eine beträchtliche
Machtfülle verfügte, womit er vonseiten der Opposition Kritik auf sich zog." Auch stiess sich
die Volkspartei an Frommelts politischer Tátigkeit und gleichzeitiger Stellung als katholischer
Geistlicher." Als Chefredaktor der Parteizeitung ,Liechtensteiner Volksblatt^ fungierte ab
$? Geiger, Krisenzeit 1, S. 90 — 93.
7 Ebd., S. 99 — 100.
7! Ebd., S. 106.
? Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 26.
7 Walk, Liechtenstein 1933 — 1945, S. 378.
71 Geiger, Krisenzeit 1, S. 61 — 65.
75 Ebd., S. 106 — 107.
76 Frick / Frommelt, Anton Frommelt, S. 10 — 11.
7 Wille, Landtag und Wahlrecht, S. 100 — 101.
13
1928 der Lehrer Alfons Kranz."* Nach dem Regierungswechsel versuchte die Bürgerpartei ihre
errungene Macht zu konsolidieren. So nutzte sie den Sparkassaskandal aus, um mittels politisch
motivierten Prozessen gegen Altregierungschef Gustav Schádler und Wilhelm Beck die
Volkspartei weiter zu schwichen.” Das politische Klima Liechtensteins war nach 1928 von
einem verschärften Konfrontationskurs der beiden Parteien geprägt, was einer Bewegung
Vorschub leistete, die die Zerschlagung des Parteiensystems proklamierte.
3.2 Aufkommen des Liechtensteiner Heimatdienstes
Im Oktober 1933 betrat mit dem , Liechtensteiner Heimatdienst" eine neue Bewegung die
politische Bühne Liechtensteins. Inspiriert von staatsautoritiren Bewegungen in den
umliegenden Staaten, kreiste die zentrale Forderung des Heimatdienstes um die Abschaffung
des Parteiensystems und die Einführung einer stándestaatlichen Ordnung in Liechtenstein,
wozu sich aber zunehmend auch nationalsozialistisches Gedankengut und antisemitische
Tendenzen gesellten.*! Den Namen entlehnte die Bewegung der vorarlbergischen Heimatwehr-
organisation, dem ,, Vorarlberger Heimatdienst".? Bereits zuvor demonstrierten anfangs der
Dreissigerjahre entstandene politische Bewegungen wie der „Liechtensteinische Frei-
wirtschaftsbund“® und der Kreis um die „Liechtensteinische Arbeiterzeitung“**, dass ein
Potenzial von politisch Unzufrieden mit Forderungen nach radikalem Wandel vorhanden war.
Die Rotter-Entführung? verdeutlichte zudem, dass der Nationalsozialismus auch in
Liechtenstein Anhänger fand.®° Hier konnte der Heimatdienst erfolgreich anknüpfen, wie das
7$ Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 24.
? Geiger, Krisenzeit 1, S. 314 — 318.
80 Wille. Landtag und Wahlrecht, S. 102.
8! Car], Liechtenstein und das Dritte Reich, S. 427.
8 Gôtsch, Vorarlberger Heimwehr, S. 35.
$$ Der ,Liechtensteinische Freiwirtschaftsbund“ wurde 1931 gegründet und propagierte nach den Vorstellungen
der Freiwirtschaftslehre die. Abschaffung des Zinses und die Einführung von sogenanntem ,Freigeld", einer
Währung, die regelmässig an Wert verliert. Geiger, Krisenzeit 1, S. 192.
*! Der Liechtensteinische Arbeiterverband hatte sich 1931 aus parteipolitischen Gründen in einen „unteren“
regierungsloyalen und einen „oberen“ Arbeiterverband, der der Volkspartei näher stand, aufgespalten. Der
radikalere „obere“ Arbeiterverband publizierte von März 1932 bis Mitte 1933 die „Liechtensteinische
Arbeiterzeitung“, die vor allem durch antikapitalistische, regierungs- und parteikritischen Rhetorik auf sich
aufmerksam machte. Ebd., S. 339 — 340.
55 Die 1931 in Liechtenstein eingebürgerten jüdischen Brüder Alfred und Fritz Schaie, genannt Rotter, besassen
in Berlin mehrere Theater, wurden jedoch durch antisemitischen Druck in den Konkurs getrieben. Die deutsche
Presse warf den Brüdern, die sich seit Beginn 1933 in Liechtenstein aufhielten, betrügerisches Vorgehen bei ihrem
Konkurs vor und forderte deren Auslieferung. Durch die Pressekampagne angestachelt beschlossen vier
liechtensteinische Nationalsozialisten, die Brüder zu entführen und den deutschen Behórden auszuliefern. Die
Brüder Rotter wurden auf das Alpenkurhaus ,,Gaflei” gelockt und hätten dort von den vier Nationalsozialisten mit
Hilfe von fünf angeheuerten Deutschen überwältigt werden sollen. Der Überfall scheiterte, wobei jedoch Alfred
Rotter und seine Ehefrau auf der Flucht vor den Attentätern tödlich verunglückten. Die liechtensteinischen Täter
wurden zu milden Kerkerstrafen von vier Monaten bis zu einem Jahr verurteilt. Brunhart / Büchel / Frommelt et
al., Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, S. 780 — 781.
36 Geiger, Krisenzeit 1, S. 365 — 367.
14
Wiederfinden einiger der auf Opposition drängenden Elemente jener älteren Bewegungen wie
auch der Rotter-Entführer im Heimatdienst belegt." Obwohl der Heimatdienst zunächst auf
Antrieb des Rechtsagenten Eugen Schafhauser gegründet wurde, verliess dieser aufgrund der
zunehmend autoritár-revolutionáren Richtung die Bewegung.*?
Als neue Führer setzten sich der Arzt Otto Schaedler, der Rechtsanwalt Alois Vogt und Freiherr
Carl von Vogelsang, Enkel des Sozialpolitikers Karl von Vogelsang, durch.” Letzterer war
zudem für die Redaktion der gleichnamigen Parteizeitung zustándig?? wie auch ,Landesführer"
des ,Sturmtrupps^, der Jungmánner-Organisation des Heimatdienstes, die sich in ihrer
Erscheinung und ihrem Habitus eindeutig an der SA orientierte. Dazu záhlte auch der Ruf „Heil
Otto“ für den Heimatdienstführer Otto Schaedler, um welchen sich ein gewisser Führerkult
etablierte.?! Am 9. Dezember 1934 sorgte der Heimatdienst mit einer Demonstration vor dem
Regierungsgebáude für Aufsehen, bei welcher in einer Resolution unter anderem gefordert
wurde, dass sich die bestehende Regierung auflóse und eine neue, alle Schichten des Volkes
umfassende Regierung unter der Führung eines Prinzen des Fürstenhauses, nach Móglichkeit
des Erbprinzen Franz Josef, gebildet werde." Dazu ist anzuführen, dass sich sowohl die
Volkspartei als auch der Heimatdienst vom regierenden Fürsten Franz I. vernachlässigt fühlten,
da dieser primár in Kontakt mit der Bürgerpartei stand und dessen Gattin Elsa auch ihre
Sympathien für die Bürgerpartei bekundete. Ferner sah sich Fürstin Elsa aufgrund ihrer
jüdischen Herkunft zunehmend mit der antisemitischen Hetze des Heimatdienstes
konfrontiert?" So versuchte der Heimatdienst bei der Demonstration den Erbprinzen Franz
Josef, der durchaus Verstándnis für die Klagen der Opposition zeigte, für sich einzunehmen
und gegen die Regierung und den Fürsten auszuspielen.?^ Doch der Erbprinz distanzierte sich
sogleich öffentlich vom Heimatdienst, wahrend die Regierung auf diese Agitation mit dem
Verbot nichtgenehmigter Kundgebungen unter freiem Himmel reagierte.??
3.3 Nationale Opposition und Gründung der Vaterlándischen Union
Der Heimatdienst trat primár in Gegnerschaft zur Bürgerpartei und der Regierung, während
sich die Volkspartei und der Heimatdienst, aufgrund von Nützlichkeitserwágungen der jeweils
87 Geiger, Krisenzeit 1, S. 342 und 373.
88 Ebd., S. 367 — 370.
8 Ebd., S. 370 — 371.
?? Marxer, Medien in Liechtenstein, S. 34.
?! Geiger, Krisenzeit 1, S. 390 — 392.
?? Krebs, Zwischen Fürst und Führer, S. 551.
?5 Geiger, Krisenzeit 1, S. 503 — 504.
?! Ebd., S. 510 - 511.
?5 Krebs, Zwischen Fürst und Führer, S. 551.
15
anderen Oppositionspartei für den eigenen Oppositionskampf gegenseitig schonten.”® Die
Volkspartei vermochte sich in der Opposition nicht zu regenerieren?' und ihre Galionsfigur
Wilhelm Beck, zunehmend durch die Bangsche Krankheit geschwácht, legte Ende 1934 sein
Landtagsmandat nieder.”® Obwohl sich die Volkspartei und der Heimatdienst ideologisch kaum
überschnitten, führten sie ab Anfang 1935 Besprechungen betreffend einer Zusammenarbeit.
Ausschlaggebende Motive für diese Kooperation, die der Heimatdienst als , Nationale
Opposition" titulierte, waren die gemeinsame Gegnerschaft zur Bürgerpartei, die Hoffnung auf
eine gemeinsame Machterringung in den Landtagswahlen 1936 und finanzielle Schwierigkeiten
beider Parteien. Als erste gemeinsame Aktion lancierte die ,, Nationale Opposition im
Februar 1935 die Proporz- und Stündestaatsinitiative.? Die Initiative, welche die
Volksparteiforderung nach Proporzwahl mit der Forderung des Heimatdienstes nach dem
Stándestaat verquickte, wurde am 30. Mai 1935 zwar verworfen, das Resultat fiel jedoch mit
immerhin 47,3 Prozent Zustimmung für die Initiative relativ knapp aus.'?!
Im Hinblick auf die Landtagswahlen vom Februar 1936 fusionierten die Volkspartei und der
Heimatdienst schliesslich am 30. Dezember zur ,Vaterlándischen Union*. Obwohl die
Volkspartei den grösseren Fusionspartner darstellte, konnte sich der Heimatdienst in der
Führung der neuen Partei durchsetzen. Der Heimatdienstführer Otto Schaedler wurde Partei-
obmann, Alois Vogt wurde Parteisekretár, Carl von Vogelsang wurde Redaktor der neuen
Parteizeitung ,,Liechtensteiner Vaterland", während sich Alois Ritter als politischer Erbe
Wilhelm Becks mit dem Posten als Vizeobmann begnügen musste. !°? Drei Wochen nachdem
sich die Volkspartei auflóste, starb am 20. Januar 1936 auch deren unbestrittene Führungs- und
Integrationsfigur Wilhelm Beck.'? In den Landtagswahlen vom Februar 1936 errang die
Vaterlándische Union, bedingt durch das Majorz-Wahlsystem, nur vier von 15 Sitze, aber Otto
Schaedler konnte als Kandidat das zweithóchste Ergebnis erringen. Dies stárkte nochmals den
Heimatdienst-Flügel innerhalb der Union. So konstatiert Wille, dass ,[d]ie Vaterlándische
Union [...] im Schlepptau der Politik des Liechtensteiner Heimatdienstes [bleibt].*!9?
% Geiger, Krisenzeit 1, S. 387.
97 Carl, Liechtenstein und das Dritte Reich, S. 428.
8 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 115.
?? Geiger, Krisenzeit 1, S. 414 — 415, und Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 116 — 117.
100 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 117.
101 Geiger, Krisenzeit 1, S. 417 — 420.
102 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 117 — 118.
105 Ebd., S. 43 — 46.
104 Geiger, Krisenzeit 1, S. 434 — 435.
105 Wille, Landtag und Wahlrecht, S. 112.
16
4. Die berufsständische Ordnung
4.1 Kampf des Heimatdienstes für den Ständestaat
Der Heimatdienst erläuterte in der ersten Nummer seines Parteiorgans im Oktober 1933, dass
sein „letztes, grosse Ziel [...] ein völliger Umbau der Gesellschaft auf ständischer Grundlage“
sei." Um dies zu verwirklichen, beabsichtigte er in einem ersten Schritt die Parteien
auszuschalten und mittels einer umfassenden Revision der Verfassung einen parteilosen Staat
zu errichten. !" Danach würde auf dieser Grundlage die Errichtung einer berufsstándischen
Ordnung folgen. In seinem Selbstverstándnis sah sich der Heimatdienst explizit nicht als Partei,
sondern als Bewegung. '°® Als solche würde der Heimatdienst auch nach der Beseitigung der
Parteien bestehen bleiben und wäre für die Durchführung der neuen Ordnung zuständig, womit
jedoch dem Heimatdienst faktisch die Rolle einer alleinherrschenden politischen Einheits-
organisation zukäme.!°”
Seinen Zielen entsprechend ist es verständlich, dass sich der Heimatdienst auf den Nachbarn
Osterreich bezog, wo Dollfuss bereits im September 1933 mit seiner Trabrennplatzrede den
ständischen Neubau verkündet hatte.""° So wurde in der dritten Ausgabe des Heimatdienstes
auf Gleichgesinnte verwiesen, die den „Neubau der Gesellschaft auf ständischer, korporativer
Grundlage“ anstreben, worunter neben Italien und Deutschland auch Österreich genannt
wurde. !!! Weiter nahm beispielsweise der Artikel „Dem Ständestaat entgegen“ Bezug auf
Dollfuss‘ Programm, welches er in der Trabrennplatzrede darlegte, und führte aus: „Wir können
die Grundideen in diesen Ausführungen von Dr. Dollfuss sehr wohl über die Stirne unseres
zukünftigen Staatswesens schreiben, denn was wir anstreben, ist ebenfalls ein Staat auf
ständischer Grundlage, von einer starken autoritären Regierung geführt“.'!? Eine Ansprache
des Verfassungsministers und christlichsozialen Landeshauptmanns Ender im Februar 1934, in
welcher er das Ende des Parteiensystems in Österreich verkündete, nahm der Heimatdienst auf
und fügte, aufgrund der Nähe der Bürgerpartei zu den Christlichsozialen,!!* hämisch bei, dass
die Verteidiger des Parteiensystems in Liechtenstein Ender nicht mehr würden verstehen
kônnen.!!* Die Erlassung der Maiverfassung wird in der Parteizeitung, wegen des erstmaligen
Versuchs, eine Verfassung nach den Grundzügen von Quadragesimo Anno aufzubauen, als
106 [ HD, 14.10.1933, S. 2.
107 Geiger, Krisenzeit 1, S. 374 — 375.
108 Ebd., S. 377.
109 Ebd., S. 379.
11? Kustatscher, ,.Berufsstand“ oder Stand“, S. 65.
1! LHD, 28.10.1933, S. 1.
1? L HD, 17.3.1934, S. 1.
15 Geiger, Krisenzeit 2, S. 21
114 L HD, 24.2.1934, S. 4.
17
„historischer Augenblick, nicht nur für Österreich, sondern für die ganze Welt“ bezeichnet.!!*
Im Mai 1935 bekräftigte der Heimatdienst nochmals die Vorbildrolle, welche der austro-
faschistische „Ständestaat“ für die eigene Bewegung hat: „Oesterreich hat [...] als erster Staat
die Verwirklichung der in ‚Quadragesimo Anno‘ niedergelegten Leitlinien über den Ständestaat
in die Wege geleitet, und kann uns [...] grundsátzlich in dieser Hinsicht Vorbild sein*.!!ó
Anhand des Dargelegten ist zu schliessen, dass dem Heimatdienst der Austrofaschismus als
wesentliche Orientierungsgrósse bezüglich der Errichtung eines Stándestaates diente.
Die im Februar 1935 lancierte Proporz- und Stándestaatsinitiative verdeutlicht nochmals die
prioritáren Ziele des Heimatdienstes. Die Initiative verfolgte zwei Verfassungsánderungen,
wobei die erste eine künftige Landtagswahl nach dem Proporz vorsah, wáhrend nach der
zweiten Änderung der Artikel 46 der Verfassung mit folgendem Absatz ergänzt werden sollte:
Es kann statt des Landtages oder neben ihm durch Gesetz eine Vertretung des Volkes nach
berufsständischer Ordnung der Wähler unter gerechter Rücksichtnahme auf beide Landschaften und
auf die Zahl der Wähler der einzelnen Berufsstände so eingeführt werden, dass die Angelegenheiten,
in denen die ständische Vertretung nur beratend oder in denen sie auch beschliessend auftritt, näher
umschrieben werden können.!!”
Mit diesem Zusatz hätte der Landtag nur mittels eines Gesetzes durch eine berufsständische
Vertretung ersetzt werden können, oder es hätte neben dem Landtag eine Ständekammer mit
beratenden oder auch beschliessenden Kompetenzen etabliert werden können. Damit hätte die
Annahme der Initiative einer radikalen Systemänderung den Weg geebnet.!? Dies war auch
das intendierte Ziel des Heimatdienstes, wie aus den Veröffentlichungen während des
Abstimmungskampfes ersichtlich wird. Unverblümt äusserte der Heimatdienst, dass der
Proporz letztlich nur Mittel sei für den „Ersatz des heutigen Landtages durch einen anderen,
der unseren Ideen und Zielen gegenüber Verständnis zeigt“ !!?
, Sprich, dass der Heimatdienst
über den Proporz in den Landtag einzieht. Der erreichte Parteienproporz galt in ihrem
Verständnis nur als eine Zwischenetappe hin zum Endziel Stándestaat."? Doch mit der
Ablehnung der Initiative konnten der Heimatdienst und seine stándestaatlichen Ambitionen
vorläufig abgewehrt werden.!?! Es sei angemerkt, dass diese Initiative Parallelen aufweist mit
der Initiative zur Totalrevision der schweizerischen Bundesverfassung, die in gemeinsamer
Unterschriftensammlung von der „Tatgemeinschaft für das Volksbegehren auf Totalrevision
115 LHD, 5.5.1934, S. 2.
116 [ HD, 4.5.1935, S. 1.
17 LI LA, RF 152/323/002, Volksbegehren auf Einführung des Verhültniswahlrechtes, 11.2.1935.
15 Geiger, Krisenzeit 1, S. 416.
11? L HD, 9.3.1935, S. 1.
2? [ HD, 6.4.1935, S. 1.
121 Geiger, Krisenzeit 1, S. 420.
18
der schweizerischen Bundesverfassung“ bestehend aus den frontistischen Bewegungen der
Nationalen Front, der Neuen Schweiz und dem Aufgebot wie auch den Jungkonservativen im
September 1934 eingereicht wurde.!?? Bei den Initianten fanden sich ebenfalls Vorstellungen
zur Errichtung eines autoritáren Stándestaats in der Schweiz.? Mit der deutlichen Ablehnung
der Totalrevision im September 1935 scheiterte aber auch in der Schweiz der Versuch, über
eine Initiative einen radikalen Staatsumbau zu verwirklichen."^ Vogelsang besuchte mit
weiteren Heimatdienstlern im Márz 1934 eine Werbeversammlung der Nationalen Front in
Buchs, die vom Redaktor der Zeitschrift ,,Die Front" Eduard Rüegsegger geleitet wurde, und
war auch um Kontaktaufnahme mit der Nationalen Front bemüht. Folglich ist davon
auszugehen, dass der Heimatdienst in gewissem Grad auch von der Initiative zur Totalrevision
der Bundesverfassung inspiriert wurde. Dennoch etablierten sich keine engeren Verbindungen
zwischen dem Heimatdienst und frontistischen Bewegungen in der Schweiz."
In Bezug auf den Austrofaschismus ist ferner zu sehen, dass sich der Heimatdienst für die
Legitimierung seines Programms ebenfalls stándig auf die Sozialenzyklika Quadragesimo
Anno berief." Dementsprechend galt im Kontext der Proporz- und Stündestaatsinitiative die
Losung ,,Wir kàmpfen FÜR Quadragesimo Anno! GEGEN Status quo!*'?* Gleichfalls bediente
sich der Heimatdienst bei Freiherr Karl von Vogelsang als Vordenker der stándestaatlichen
Idee.?? Dabei wurde auch versucht, mit dem Verweis auf die liechtensteinische Staatsbürger-
schaft Vogelsangs und der Mitgliedschaft seines Enkels im Heimatdienst die Bewegung als
geistiges Erbe Karl von Vogelsangs zu gerieren.? Somit ist Biedermann beizupflichten, dass
sich der Heimatdienst der gleichen Quellen wie der Austrofaschismus für ihr stándestaatliches
Programm bediente.?! Die führenden Zeitungen des katholischen Milieus in Österreich, die
Reichspost, die als offizióses Organ des Austrofaschismus galt, ^ und die intellektuell
einflussreiche Schönere Zukunft, die sich allgemein um eine Verständigung mit dem
Nationalsozialismus bemühte, '** widmeten sich in Artikeln der neuen ständischen Bewegung
in Liechtenstein, die der Heimatdienst in seinem Blatt sogleich publizierte.!** Im Anschluss an
122 Stadler, Die Diskussion um eine Totalrevision, S. 128.
175 Kley, Historisches Lexikon der Schweiz 3, S. 27 — 35.
74 Wolf, Faschismus in der Schweiz, S. 242.
PS5TLILA RF 169/170/005/77, Brief Vogelsangs an Eduard Rüegsegger, 29.5.1934.
126 Geiger, Krisenzeit 1, S. 387.
127 Als Beispiele seien genannt: LHD 28.10.1933 S. 1, LHD, 10.1.1934, S. 3 — 4, und LHD, 12.5.1934, S. 1.
128 LHD, 30.3.1935, S. 2.
79? L HD, 24.2.1934, S. 1, und LHD, 1.9.1934, S. 1.
3? T HD, 24.2.1934, S. 1.
P! Biedermann, Der Liechtensteiner Heimatdienst, S. 44.
132 Ebner, Politische Katholizismen in Österreich, S. 189.
7? Hanisch, Die Ideologie des politischen Katholizismus, S. 30 — 31.
134 Artikel der Reichspost in: LHD, 9.6.1934, S. 3, Artikel der Schóneren Zukunft in: LHD, 16.6.1934, S. 3.
19
den Reichspost-Artikel betonte der Heimatdienst wieder die Vorbildfunktion Österreichs für
den berufsständischen Aufbau. P? Darüber hinaus finden sich im Heimatdienst auch wiederholt
Artikel aus selbigen Zeitungen, die für den Stándestaat warben.
Somit ist in puncto berufsstándischer Ordnung festzuhalten, dass der Heimatdienst sich
umfangreich beim Austrofaschismus und dessen ideologischen Vorbildern bediente. Um zu
eruieren, inwiefern die berufsstándischen Vorstellungen im Heimatdienst auf explizite
Einflüsse des Austrofaschismus zurückzuführen sind, empfiehlt sich der Fokus auf die
einzelnen Personen der Heimatdienstführung. Denn es fállt auf, dass vor allem die Texte Alois
Vogts sich mit dem Stündestaat auseinandersetzten." Ein Blick auf die Vita Alois Vogts
veranschaulicht, dass für seine Proklamierung stándischer Ideen dessen österreichische
Prágung ausschlaggebend war. Von 1928 bis 1933 studierte Vogt in Innsbruck und Wien
Rechtswissenschaften. Dabei belegte er Volkswirtschaftslehre bei Prof. Dr. Othmar Spann."?
Dieser Wiener Professor hatte in seinem 1921 erschienen Hauptwerk „Der wahre Staat" ein
elitäres, stándestaatliches System dargelegt, das Demokratie und Parlamentarismus ablehnte.'??
Über seine Professur an der Wiener Universität vermochte Spann seine Lehre des
Universalismus einem breiten Publikum bekannt zu machen, wobei die Lehre auf die
konservative Studentenschaft eine hohe Anziehungskraft ausübte. '*° Damit prägte er mehrere
künftige Politiker der Dreissigerjahre, darunter auch seinen Bewunderer Dollfuss.!*! Ferner
übte Spann einen bedeutenden Einfluss auf die Heimwehrbewegung aus, was sich unter
anderem im Vorhandensein universalistischen Gedankenguts im „Korneuburger Eid“
niederschlágt.'? Auch die Maiverfassung war, obwohl Spann sich selbst von ihr distanzierte,
zumindest indirekt von der universalistischen Lehre beeinflusst.!?
Daneben dürfte sich auch Vogts Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung des katholischen
Cartellverbandes (CV) als prágend erwiesen haben.'^* Der Cartellverband diente als personelles
Reservoir für die Christlichsoziale Partei, insbesondere für die Parteiführung.'? Diese
B5 LHD, 9.6.1934, S. 3.
136 LHD 21.12.1933, S. 5, LHD, 7.4.1934, S. 1 - 2, und LHD, 13.7.1935, S. 1.
137 Schremser, Zur Rolle von Dr. Alois Vogt, S. 55; Als Beispiele zu nennen sind: LHD, 14.10.1933, S. 1 — 2,
LHD, 28.10.1933, S. 1, LHD 9.12.1933, S. 1, und LHD, 14.2.1934, S. 1.
138 Schremser, Zur Rolle von Dr. Alois Vogt, S. 57.
13? Kustatscher, ,,Berufsstand* oder „Stand“, S. 84.
140 Maas, Dritter Weg und Wahrer Staat, S. 103.
14! Kustatscher, ,,Berufsstand* oder „Stand“, S. 85.
142 Maas, Dritter Weg und Wahrer Staat, S. 106 — 109.
15 Ebd., S. 95.
!^ Vogelsang bezeichnet in einem Brief Alois Vogt und Otto Schaedler als ,junge CVer“. LI LA RF
169/170/005/13, Brief Vogelsangs an Nikolaus Ehlen, 19.6.1935.
1 Hartmann, Geschichte und Wirken des CV, S. 268.
20
Dominanz des CVs innerhalb des politischen Katholizismus setzte sich auch im Austro-
faschismus fort. So waren nicht nur Dollfuss und Schuschnigg, sondern auch zahlreiche
Regierungsmitglieder in Bund und Ländern Mitglieder im CV.'*° Im CV selbst herrschte die
Meinung, dass man mit der Ausschaltung der Parteien und der Errichtung des Ständestaates „in
ein höheres politisches System“ gelangt sei.!*’ Dem folgend wirkte der CV auch als bedeutende
Stütze des Austrofaschismus.'*® Vogt selbst blieb auch nach seiner Studienzeit dem CV
verbunden.!*? Aus einem beschlagnahmten Brief Carl von Vogelsangs geht zudem hervor, dass
Vogt offenbar öfters die Wochenschrift „Der Christliche Stándestaat* las.^? Jene Wochen-
schrift wurde vom aus Deutschland emigrierten Universitátsprofessor Dietrich von Hildebrand
herausgegeben und nachhaltig von Dollfuss gefórdert, mit der Intention ein Sprachrohr für seine
Regierungspolitik zu etablieren.?! Demgemiáss unterstützte die Zeitschrift Dollfuss‘ Staats-
programm, sah aber seine Hauptaufgabe im Kampf gegen den Nationalsozialismus.'? Da die
Zeitschrift kaum Breitenwirkung entfaltete und nur einen kleinen, katholisch-intellektuellen
Kreis ansprach,"? ist davon auszugehen, dass Vogt ein erhebliches Interesse an dem
ständischen Neubau Österreichs hatte. Artikel aus dieser Zeitschrift wurden auch im
Heimatdienst selbst publiziert."^ Somit lassen sich über die Person Alois Vogt Einflüsse der
austrofaschistischen Ständestaatskonzeption in den Heimatdienst nachzeichnen.
4.2 Ambivalenz der Bürgerpartei
Für die folgenden Ausführungen ist zunächst zu erwähnen, dass von den liechtensteinischen
Parteien die Bürgerpartei den ósterreichischen Christlichsozialen am nàáchsten stand.'? Dem
folgend war die Berichterstattung des Parteiblatts für die Zeit des Austrofaschismus der
österreichischen Regierung vornehmlich wohlgesinnt. So wird im September 1933 im
Zusammenhang mit dem allgemeinen deutschen Katholikentag in Wien, einem Grossereignis,
welches vonseiten des Regimes zur Zelebrierung der austrofaschistischen Staatsideologie
genutzt wurde, !°° begeistert von einer Rede Dollfuss* im Wiener Praterstadion berichtet:
146 Hartmann, Geschichte und Wirken des CV, S. 385.
17 Ebd.
148 Kustatscher, „Berufsstand“ oder „Stand“, S. 74.
149 Schremser, Zur Rolle von Dr. Alois Vogt, S. 58.
150 LI LA RF 169/170/005/2, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 9.6.1934.
151 Ebneth, Der Christliche Ständestaat, S. 10 — 12.
1?? Bbd., S. 255.
155 Bbner, Das katholische Milieu, S. 192.
154 LHD, 10.1.1934, S. 3, und LHD, 18.4.1934, S. 1 - 2.
755 Geiger, Krisenzeit 2, S. 21.
156 Tâlos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 436.
21
„Jedenfalls bekam auch der letzte Zweifler die Ueberzeugung, dass Dr. Dollfuss heute der
Führer Osterreichs ist [...] und grósstes Vertrauen im Grossteil des österr. Volkes geniesst“.!”
Grundsátzlich ist bei der Bürgerpartei eine ablehnende Haltung gegenüber dem Parteiwesen als
solchem festzumachen. Im Volksblatt ist dazu wiederholt die Rede vom ,,zerstórenden Keil der
Parteipolitik“ im „Fleisch des Volkes“!° vom parteigebundenen Abgeordneten, ,,der oft als
> 5
Feind des eigenen Volkes“!
erscheint, und insgesamt, dass „Parteien in Liechtenstein nicht
sein müssten“ !° Nach Geiger speist sich diese Abneigung gegen Parteien aus einem dem
Konservatismus des 19. Jahrhunderts folgenden Verständnis von Staat und Gesellschaft als
natürlich gegliedertem Ganzen. Demgegenüber sind Parteien als spaltende Elemente in einem
nach Harmonie strebenden Gesellschaftskórper abzulehnen.!é! Damit verbunden war die
Ablehnung gegen das von der Volkspartei geforderte Proporzwahlsystem, da es die Parteien
gesetzlich verankere und die ,, Volkseinheit immer mehr zersplittert^ !9?
werde. Die Probleme,
die aus dem Proporz folgen würden, würden die ,Auswüchse eines überspitzten
Parlamentarismus“ der umliegenden Staaten veranschaulichen.? Um die Etablierung des
Austrofaschismus zu erkláren, zog man ebenfalls den „überspitzten Parlamentarismus“ heran,
indem das Volksblatt den autoritären Kurs der österreichischen Regierung als „de[n] einzige[n]
Ausweg aus dem Dilemma des österreichischen Parlamentarismus mit seinen wunderbaren
Stilblüten* bezeichnete.!6* Somit bejahte das Bürgerparteiblatt zwar den autoritären Kurs, aber
Österreich galt hierbei nicht als Vorbild für eine ständische Ordnung, sondern diente primär als
negatives Beispiel für die Folgen des Proporzes.
In der bürgerparteilichen Abneigung gegen Parteien finden sich gewisse Übereinstimmungen
zur austrofaschistischen Ideologie, die sich „gegen die als ‚widernatürlich‘ gesehene Teilung
des Volkes in politische Parteien“ richtete.!°* Andrerseits konnte der Heimatdienst diese
bürgerparteiliche Haltung aufnehmen und proklamieren, dass sie sich vom Grundsatz des
parteilosen Staates mit der Regierungsübernahme 1928 verabschiedet habe. Jetzt führe der
Heimatdienst den Gedanken des parteilosen Staates fort und mit der ständischen Ordnung habe
er das Mittel, diesen auch zu verwirklichen.!°° Besonders im Kontext der Ständestaats- und
157 VB, 14.9.1933, S. 1.
158 VB, 10.8.1933, S. 1.
159 VB, 20.7.1933, S. 1.
160 VB, 21.10.1933, S. 2.
161 Geiger, Krisenzeit 1, S. 64.
162 VB, 6.4.1935, S. 1.
163 VB, 20.6.1933, S. 1.
164 VB. 24.4.1934, S. 1.
165 Staudinger, „Österreich“- Ideologie, S. 48.
166 LHD, 12.1.1935, S. 1.
22
Proporzinitiative wurde die Gefahr der zersplitternden Wirkung des Proporzes beschworen. Bei
der Behandlung der Initiative im Landtag warnte Regierungschef Hoop, dass es mit dem
Proporz zu einer weiteren Parteienzersplitterung komme und in deren Folge der Landtag
zunehmend gelähmt werde. Dies führe, wie man es aus anderen Ländern kenne, schliesslich in
die Diktatur.!°” Landtagspräsident Frommelt kritisierte zudem deutlich die nicht zu
vereinbarende Verquickung von Proporz und Ständestaat, indem er sich empörte, „dass es
denkende Leute wagen, dem Landtage und dem Volke eine derartige ,Sauce* vorzustellen “163
Im Volksblatt befassten sich die Argumente gegen die Initiative ebenfalls primär damit, dass
die Proporzwahl der Parteienzersplitterung Vorschub leiste, die Parteien mit dem Proporz in
der Verfassung verankert würden und dass die Verbindung von Proporz und Stándestaat sich
widerspreche. ^? Aber explizit mit dem stándestaatlichen Teil der Initiative befasst sich die
Bürgerparteipresse kaum. Dies wurde auch vonseiten des Heimatdienstes thematisiert, ?
worauf jedoch das Volksblatt lediglich antwortete, dass es keinen Sinn mache „sich mit etwas
zu beschäftigen, was erst nach Jahren kommen soll.“!’! Damit wies das Blatt nur auf die Kann-
Formulierung im ständestaatlichen Verfassungsvorschlag hin, wich aber einer eindeutigen
Stellungnahme zur berufsständischen Ordnung aus.
Allgemein ist für den Untersuchungszeitraum ein stetes Lavieren der Bürgerpartei zwischen
eindeutigen Absagen an ständestaatlichen Konzepten für Liechtenstein!’*? und Sympathien für
gewisse Aspekte des berufsständischen Gedankens!? auszumachen. Dabei ist zu erwähnen,
dass beim Volksblatt eine eigene Redaktion nur für den liechtensteinischen Teil bestand,
während der restliche Teil identisch mit dem „Rheintaler Volksfreund“ war,!"* der dem
> Die Katholisch-Konservativen in der
katholisch-konservativen Spektrum zugehôrte.!”
Schweiz forderten auch die berufsständische Ordnung,'” weshalb sich im nicht-
liechtensteinischen Teil des Volksblatts wiederholt Artikel finden, die für eine solche warben.
Als Gegenargument führte das Volkblatt im März 1934 aus, dass die von der Verfassung
gewährleisteten Volksrechte mit der Einführung des Ständestaates wegfallen würden, weshalb
man zunächst auf die Erfolge des Ständestaates in den Nachbarstaaten warten würde und erst
167 LI LA LTP 1935/031, Initiative betr. die Einführung des Proporzwahlrechts, 9.5.1935.
168 Ebd.
169 Als Beispiele seien genannt: VB, 28.2.1935, S. 1, VB, 9.3.1935, S. 1, und VB, 25.5.1935, S. 8.
1? [ HD, 4.5.1935, S. 8.
111 VB, 25.5.1935, S. 8.
17? VB. 5.5.1934, S. 1 - 2, VB, 19.6.1934, S. 1, und VB, 11.12.1934, S. 2.
13 VB, 21.4.1934, S. 1, VB, 21.6.1934, S. 1, und VB, 21.3.1936, S. 1.
^ Geiger, Krisenzeit 2, S. 63 — 64.
75 Walther, Mediengeschichte des Kantons St. Gallen, S. 70.
176 Zollinger, Frischer Wind oder faschistische Reaktion, S. 312.
23
dann „wollen wir die Vor- und Nachteile, die die Einführung des Ständestaates uns bringen
würde, näher untersuchen.^'"" Die Reaktion auf die neue Verfassung in Osterreich fiel
grundsätzlich positiv aus. Hierbei wurde wieder erläutert, dass dieser Schritt in Österreich
aufgrund der gegebenen Parteienverhältnisse, die den parlamentarischen Betrieb lähmten, nötig
war. Das Volksblatt konstatierte zur neuen Verfassung abschliessend: ,, Oesterreich hat seine
neue Verfassung, wir dürfen versichert sein, dass es mit dieser ebenso gut fährt, solange die
Führer tüchtige und ideal veranlagte Menschen sein werden, als bei der Konstellation der
Parteien mit der alten.“ !’® Jedoch folgte darauf die Erklärung, dass Liechtenstein als Kleinstaat
nicht Formen von „Grossstaaten“ einfach kopieren dürfe.!”” Dies veranschaulicht, welche
widersprüchliche Haltung die Bürgerpartei aufgrund des Wohlwollens gegenüber dem Austro-
faschismus und der gleichzeitigen Feindschaft zum Heimatdienst, der für den Ständestaat in
Liechtenstein eintrat, einnahm. Sie begrüsste die ständische Verfassung Österreichs, lehnte sie
aber für Liechtenstein ab. Dazu führte das Volksblatt mitunter die hiesigen Verhältnisse an,
dass es hier weder den liberalistischen Kapitalismus noch den marxistischen Klassenkampf
gäbe und aus diesem Grund die erstrebte Harmonisierung der beiden Extreme mittels einer
ständischen Ordnung, wie sie Ouadragesimo Anno propagiere, nicht nötig sei. !®°
Andererseits erläuterte der Leitartikel vom 21. März 1936 ausführlich, dass in Liechtenstein
viele berufsständische Ideen schon im Sinne der Enzyklika Quadragesimo Anno verwirklicht
worden seien. Das Volksblatt argumentierte, dass die Enzyklika vom Heimatdienst miss-
verstanden würde, denn der gesellschaftspolitische Umbau, den die Enzyklika fordere, sei nicht
von der Staatsform abhängig.'*! Entscheidend bei der Enzyklika sei ihr interessenversóhnender
Geist, wobei sich in Liechtenstein zeige, wie „aus dem praktischen Leben eines christlichen
Staates heraus“ sich berufsständische Gedanken realisierten, was sich beispielsweise an der
Bildung von Berufsverbänden wie auch in der Zusammenarbeit der Regierung mit denselben
niederschlage.'® Übrigens findet sich hier ein Kritikpunkt, mit dem sich auch der Austro-
faschismus konfrontiert sah. Denn das Regime instrumentalisierte zwar die Enzyklika für
dessen Staatsprogramm, doch aus theologischer Sicht galt, dass Quadragesimo Anno nur den
Neubau der Gesellschaft betraf und nicht im Gegensatz zur parlamentarischen Demokratie
stand.!*? Für die Auffassung, den berufsstándischen Gedanken unabhàngig von der Staatsform
17 NB, 17.3.1934, S. 1.
18 VB, 1.5.1934, S. I.
179 Ebd.
180 VB. 55 1934. S. 1 - 2.
131 VB. 21.3.1936, S. 1.
182 Ebd.
185 Kustatscher, „Berufsstand“ oder „Stand“, S. 98 — 99.
24
zu verwirklichen, bediente sich die Bürgerpartei bei jenen Katholisch-Konservativen in der
Schweiz, die nur eine ständische Organisation der Gesellschaft und Wirtschaft und nicht die
Errichtung des Ständestaats propagierten. So griff das Volksblatt einen Artikel der katholisch-
^ auf, der betonte, dass die berufsständische
konservativen Neuen Züricher Nachrichten!?
Ordnung nicht von oben herab zu errichten sei, sondern von unten „organisch“ wachsen
miisse.'® Im Riickblick auf die verworfene Initiative im Mai 1935 fiigte das Volkblatt bei, dass
man zwar nichts gegen den berufsstándischen Gedanken habe, dass er aber in Liechtenstein zu
sehr ,verpolitisiert^ werde.!59 Mit diesem Standpunkt konnte die Bürgerpartei den Vorwürfen
des Heimatdienstes begegnen, dass die Partei kontrár zur pápstlichen Enzyklika und den
7
Katholiken in Österreich und der Schweiz stehe,!®” ohne dabei konkrete politische
Veränderungen anstossen zu müssen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die Bürgerpartei zum einen zwar befürwortend zur
Konstituierung des Austrofaschismus äusserte, aber der ständische Umbau Österreichs ihr
primär als Beispiel der negativen Folgen eines „überspitzten Parlamentarismus‘ diente. Zum
anderen wurde dargelegt, dass der Standpunkt der Bürgerpartei bezüglich der berufsständischen
Ordnung ein ambivalentes Bild offenbart. Dieses umfasst den Ständestaat deutlich ablehnende
Positionen, ausweichende Äusserungen im Kontext der Ständestaats- und Proporzinitiative, wie
auch vage Sympathiebekundungen für entpolitisierte berufsständische Gedanken.
4.2.1 Bürgerparteijugend „Heimatbund ‚Jung Liechtenstein‘“ für den Ständestaat
Seit dem Sommer 1930 trat der sogenannte Heimatbund „Jung Liechtenstein“ an die
Öffentlichkeit. Trotz anfänglich proklamierter politischer Unabhängigkeit handelte es sich
beim Heimatbund Jung Liechtenstein faktisch um die Jugendorganisation der Biirgerpartei.'®®
So hielten bei der ersten ,,Bundestagung" von Jung Liechtenstein im Oktober 1931 Exponenten
der Bürgerpartei wie Regierungschef Hoop und Landtagsprásident Frommelt Ansprachen, und
bei den Landtagswahlen im März 1932 leistete die Gruppierung der Bürgerpartei Unter-
stützung.!® Doch nachdem sich der Heimatbund für eineinhalb Jahre nicht mehr exponiert
hatte, brachte er im Oktober 1933, zwei Wochen nachdem der Heimatdienst mit seinem Partei-
organ die politische Bühne betrat, seine „Mitteilungen des Heimatbundes ‚Jung Liechtenstein““
heraus. Darin distanzierte sich der Bund deutlich von der Bürgerpartei und trat für ein
184 Zollinger, Frischer Wind oder faschistische Reaktion, S. 399.
185 VB. 24.9.1935, S. I.
186 Ebd.
187 L HD, 4.5.1935, S. 1- 2 und 8.
155 Geiger, Krisenzeit 1, S. 325 — 326.
189 Ebd., S. 327.
25
ständestaatliches Programm ein. Die Ähnlichkeit mit dem Heimatdienst zwang diesen dazu,
sich in einem Artikel zu äussern, dass man ganz unabhängig von Jung Liechtenstein sei.’
Der Heimatbund forderte in seinem neuen Programm unter anderem die „Revision der
Verfassung und Gesetzgebung im Sinne der christlich-nationalen Volksgemeinschaft unter
Ausschluss der Parteien und nach Weisungen der Encyklika Papst Pius XL*P! Mit der
Beschwórung einer ,Erneuerung des Volks- und Staatslebens im Sinne der christlich-
nationalen Volksgemeinschaft^'?? lassen sich deutliche Ähnlichkeiten zu den autoritáren
Bewegungen in den umliegenden Ländern ausmachen. In Bezug auf Österreich ist zunächst zu
erwähnen, dass Geiger darauf hinweist, wie sehr der Anlass der ersten „Bundestagung“ von
Jung Liechtenstein den politischen Aufmárschen in Osterreich glich.?? Für die Heimwehren
galten solche Aufmársche als probates Mittel, um die eigene Stárke zu demonstrieren.!?^ Ferner
findet sich in den Mitteilungen des Heimatbundes die Losung: ,Alle hinein in die
vaterlándische Front!^!?? Mit derselben Parole warb man ab dem Mai 1933 in Österreich für
den Eintritt in die Vaterlàndische Front. Dies dürfte dem ,Bundesobmann* des
Heimatbundes Franz Beck nicht entgangen sein, war er doch Angestellter bei der
ósterreichischen Bahn." Deren Generaldirektor hatte es als selbstverstándliche Pflicht aller
Angestellten bezeichnet, dass sie der Vaterlàándischen Front beitreten.? So ist davon
auszugehen, dass sich bei Jung Liechtenstein auch gewisse Ansátze des stándischen Umbaus in
Ósterreich wiederfinden. Doch es sollten keine weiteren Mitteilungen des Heimatbundes , Jung
Liechtenstein" erscheinen, der neuerliche Schwung des Heimatbundes ebbte wieder ab. Im
Angesicht des Werbens des Heimatdienstes um die Jugend griff die Bürgerpartei im Sommer
1935 auf den Heimatbund zurück und reorganisierte ihn unter Führung Pfarrer Frommelts
wieder zu einer regierungsloyalen Jungmánnerorganisation mit dem neuen Bundesobmann
Alban Kaiser!’ Der frühere Obmann Franz Beck wandte sich dagegen dem
Nationalsozialismus zu, wobei nach Geiger auch hierfür Becks Kontakte über die
ósterreichische Bahn prágend waren.”°
199 [ HD, 4.11.1933, S. 2.
1?! Mitteilungen des Heimatbundes ,,Jung Liechtenstein", 28.10.1933, S. 2.
1°? Ebd., S. 3.
193 Geiger, Krisenzeit 1, S. 327.
194 Gôtsch, Die Vorarlberger Heimwehr, S. 29.
195 Mitteilungen des Heimatbundes Jung Liechtenstein“, 28.10.1933, S. 1.
196 Bärnthaler, Die Vaterländische Front, S. 16 — 19.
197 Geiger, Krisenzeit 1, S. 325.
198 Bärnthaler, Die Vaterländische Front, S. 25.
1? Geiger, Krisenzeit 1, S. 328.
200 Geiger, Krisenzeit 2, S. 191.
26
4.3 Bekenntnis der Volkspartei zu Demokratie und Parteienwesen
Für die Volkspartei ist vorab zu erwähnen, dass in ihrem Parteiorgan, im Gegensatz zum
Heimatdienst und dem Volksblatt, für die Diskussion des politischen Geschehens in
Liechtenstein kaum auf die politischen Veränderungen Österreichs Bezug genommen wurde.
Demgemäss sind Artikel, die sich explizit mit dem ständestaatlichen Aufbau Österreichs
befassen, in den Liechtensteiner Nachrichten selten. Sind solche anzutreffen, wurde dabei,
anders als bei den zwei anderen Parteiblättern, nicht versucht zu erläutern, inwiefern Österreich
für Liechtenstein Vorbild sein könnte. So beschränkte sich die Berichterstattung über die Mai-
Verfassung Österreichs schlicht auf die Wiedergabe der Inhaltsangabe der Verfassung, die von
der amtlichen Nachrichtenstelle Wiens verbreitet wurde.??! Die dürftige Rezeption des Austro-
faschismus bei der Volkspartei dürfte zum einen von der grundsätzlich schweizerischen
Ausrichtung der Christlich-sozialen Volkspartei herrühren.)? Zum anderen ist bei der
Volkspartei auszumachen, dass sie als jene Partei, die wesentlich zum demokratischen Aufbau
? auch weiterhin bis zur Fusion 1936 für die Demokratie und, im
des Landes beitrug,"?
Gegensatz zur Bürgerpartei, auch für das Parteiensystem einstand. Beispielsweise bekráftigten
die Liechtensteiner Nachrichten im Leitartikel vom 21. Oktober 1933, angesichts des
Auftretens des Heimatdienstes, ihre demokratische Gesinnung wie auch ihre Fixierung auf die
Schweiz, indem unter anderem ausgeführt wurde: ,Aufhorchen müsste man, wenn das
Geburtsland der Demokratie mit seiner jahrhundertalten Erfahrung die Demokratie abschaffen
würde. Davon hórt man aber nichts. Auf wen, auf den Erfahrenen oder den Unerfahrenen soll
man vernünftigerweise mehr abstellen?“*°*
Mit stándestaatlichen Ideen setzte sich das Volksparteiblatt primár im Zusammenhang mit dem
Heimatdienst auseinander. Dabei wurde mehrmals in Artikeln der Liechtensteiner Nachrichten
Stellung gegen die Punkte des Heimatdienstprogramms genommen, dass die Parteien in
Liechtenstein abzuschaffen und der Stándestaat zu errichten sei." Hierzu wurde unter anderem
vonseiten der Volkspartei kritisiert, dass der Heimatdienst die Parteien für alle Übel
206
verantwortlich mache,” sich lediglich ,,politischer Modeerscheinungen" aus dem Ausland
bediene?" und die Forderung nach einem autoritüren Stündestaat die Beseitigung der
?0 LN, 5.5.1934, S. 2.
202 Geiger, Krisenzeit 1, S. 62.
203 Wille, Landtag und Wahlrecht , S. 106 — 107.
2041 N, 21.10.1933, S. 1.
205 LN, 8.11.1933, S. 1, LN, 14.3.1934, S. 1, und LN, 11.4.1934, S. 1.
206 | N, 8.11.1933, S. 1.
27 LN, 23.12.1933, S. 1.
27
politischen Volksrechte bedeuten würde.?°® Insgesamt bezog man den Standpunkt, „dass eine
stánderechtliche Organisation für unser kleines Land nicht erstrebenswert ist??? An einer
Werbeversammlung des Heimatdienstes in der Gemeinde Triesenberg verdeutlichte Wilhelm
Beck, dass „die Durchführung der stándischen Ordnung [...] in Liechtenstein auf Grund unserer
besonderen Verháltnisse nicht móglich [sei], zudem überall Theorie.*?'? Ferner gefiel es ihm
nicht, dass der Heimatdienst mit der Forderung die Parteien abzuschaffen, ihm verbieten wolle,
sich mit Gleichgesinnten zu treffen.?!! Dies verdeutlicht nochmals die an der Schweiz
geschulte, demokratische und liberale Gesinnung des Volksparteiführers.?"?
Umso überraschender ob der angeführten Stellungnahmen ist es, dass die Volkspartei 1935 bei
der Proporz- und Ständestaatsinitiative mit dem Heimatdienst zusammenspannte. Hierbei
fokussierte die Partei während des Abstimmungskampfes, spiegelbildlich zum Heimatdienst,
auf die Einführung des Verhältniswahlrechts, jenes Ziel, welches die Volkspartei schon seit
dem Verlust der Landtagsmehrheit 1928 hegte.?!* Zur berufsständischen Ordnung äusserte sich
die Volkspartei nur vage befürwortend. Im Leitartikel der Liechtensteiner Nachrichten vom 20.
Februar 1935 wurde erläutert, dass für die politische Befriedung momentan nur der Proporz
helfe und weiter wurde angefügt: „Vielleicht wird die Zukunft etwas besseres bringen, zum
Beispiel in Form der berufsständischen Ordnung.“?!* Ferner wurde darauf hingewiesen, dass
der Verfassungstext die Möglichkeit offen liesse, ob man letztlich eine berufsständische
Ordnung einführe.?? Wáhrend der Heimatdienst den Proporz nur als Zwischenetappe sah, war
für die Volkspartei die berufsstándische Ordnung nur eine Eventualitàt, über die eine zukünftige
Regierung und ein zukünftiger Landtag zu entscheiden habe ?'® Anhand dieser
entgegengesetzten Ansichten wird nochmals deutlich, dass für das Zusammengehen von
Volkspartei und Heimatdienst in erster Linie politisches Kalkül ausschlaggebend war.
4.4 Die ständische Idee in der Vaterländischen Union
Als Volkspartei und Heimatdienst zu Beginn 1936 fusionierten, fand sich die Forderung des
Heimatdienstes nach dem Ständestaat auch im Programm der neuen Partei der Vaterländischen
Union wieder, wenn auch in abgeschwächter Form. So findet sich unter Punkt 3 des
?08 DN. 11.4.1934, S. 1.
209 Ebd.
71? L HD, 10.1.1934, S. 2.
211 Ebd.
212 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 116.
213 Wille, Landtag und Wahlrecht, S. 70.
?1^ LN, 20.2.1935, S. 1.
?15 LN, 27.3.1935, S. 4.
?16 | N, 27.2.1935, S. 1.
28
Programms, welches in der ersten Ausgabe des neuen Parteiorgans „Liechtensteiner Vaterland“
publiziert wurde, neben dem Ziel den Proporz einzuführen, auch folgende Erklärung:
Sie [die Vaterländische Union] pflegt ferner das Studium der ständischen Idee und ihrer
Anwendbarkeit auf Liechtenstein und verlangt die möglichste Heranziehung der ständischen
Organisationen (Landwirte, Arbeiter, Gewerbetreibender etc.) zur wirtschaftlichen und politischen
Mitarbeit im Lande.
Diese vage Formulierung gibt Auskunft über die Schwierigkeiten bei der Fusion, die
Vorstellungen der beiden Parteien unter einen Hut zu bringen.?!* Doch es finden sich auch
Versuche, die vollzogene Fusion aus programmatischen Übereinstimmungen zu erkláren,
indem etwa in puncto berufsstándische Ordnung ausgeführt wurde, dass nicht nur beim Heimat-
dienst, sondern auch bei der Volkspartei berufsstándische Gedanken anzutreffen waren.??
In Bezug auf Österreich ist festzuhalten, dass sich das neue Parteiorgan, das Liechtensteiner
Vaterland, wie der Heimatdienst, mit Artikeln aus der österreichischen Presse über die
Vaterländische Union schmückte. So publizierte das Vaterland einen Artikel aus dem „Sturm
über Österreich“, dem Blatt der ostmárkischen Sturmscharen®?’, der begrüsste, dass die neu-
gegründete Partei, wie zuvor der Heimatdienst, an der Idee des Stándestaats festhált.?! Darauf
merkte das Vaterland an, dass die Bürgerpartei es besser unterlasse, auf auslándische Blätter
einzuwirken, sodass diese abfálligen Urteile über ihre Bewegung àáusserten. Denn dadurch
arbeite man gegen Sympathien für Liechtenstein, die die Union bei ähnlich gesinnten
Bewegungen im Ausland erworben habe/? Damit wurde auf kritische Artikel der
österreichischen Presse über den Heimatdienst und die Vaterlándische Union verwiesen, die
das Volksblatt thematisiert hatte. Dazu zählten Artikel des Vorarlberger Volksblatts,?* dem
Sprachrohr der Christlichsozialen Vorarlbergs.?* Aber auch die Reichspost wandte sich nach
der anfänglich positiven Einschätzung von der liechtensteinischen Bewegung ab 22°
und dem
Volksblatt vom 3. Juni zufolge ging sogar der obgenannte „Sturm über Österreich“ später scharf
mit der Union ins Gericht." Diese Distanzierung liegt darin begründet, dass sich der Heimat-
?7 VL, 1.1.1936, S. 1.
?13 Geiger, Krisenzeit 1, S. 428.
219 VL, 7.3.1936, S. 1.
220 Die Ostmärkischen Sturmscharen wurden von Schuschnigg 1930 zunächst als politische Jugendbewegung
gegründet, deren Programm sich durch erklärten Antisozialismus und deutlichem Bekenntnis zum Katholizismus
auszeichnete. Unter dem Austrofaschismus wurde die Bewegung zu einem bewaffneten Wehrverband ausgebaut
und sollte als regierungsloyale Organisation ein Gegengewicht zu den Heimwehren bilden. Tälos, Das
austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 200-204; Pils, Historisches Lexikon Wien 4, S. 468.
?1 VL, 29.1.1936, $.2 - 3.
222 Ebd.
23 VB, 18.12.1934, S. 2, und VB, 25.1.1936, S. 2.
224 Wanner, Vorarlberger Zeitgeschichte, S. 34.
?5 VB, 26.3.1936, S. 1.
26 VB, 3.6.1936, S. 1.
29
dienst und dessen Exponenten in der Vaterländischen Union zwar für den Ständestaat auf Öster-
reich beriefen, sonst aber für Österreich, wie das Volksblatt treffend bemerkte, „nicht [...] viel
Begeisterung aufbringt^.?"" Dieser Umstand wird in den folgenden Kapiteln zu erläutern sein.
5. Ausschaltung der Opposition
5.1 Verteidigung der Repressionen vonseiten der Bürgerpartei
Der autoritäre Kurs, den die österreichische Regierung am 4. März mit der Ausschaltung des
Nationalrates einschlug, stiess im Parteiorgan der Bürgerpartei grösstenteils auf wohlwollenden
Widerhall. Im Frühling 1933 erschienen Artikel, die das Wachsen des „Nationalen Gedankens“
in Deutschland und Österreich begrüssten, die dem „lüsternen Tanz um die Freiheit der
“228 Darunter verstand das Blatt die „extremen
Instinkte ein Ende machte[n].
Sozialisierungsideen“ von „Kommunismus und extreme[m] Sozialismus“, unter welchen die
Demokratie in jenen Staaten letztlich scheitern musste.””’ Gleichzeitig versuchte die
Bürgerpartei sich in Linie mit den beiden Staaten zu positionieren, indem erklärt wurde, dass
diese ,Flucht ins Nationale" in Liechtenstein schon mit dem Regierungswechsel 1928
stattgefunden habe.?? Das Volksblatt hált zum Schluss fest:
So hat jedes Land seine eigene nationale Bewegung [...|] Möge sie Liechtenstein auch weiter zum
Segen gereichen, mógen aber auch jene, die heute noch nicht in dieser Front stehen, zum Wohle des
Vaterlands in sie treten und alles Schádigende mit festem Willen aus dem Leben des Staates
entfernen?!
Ebenso deutlich klingt im Leitartikel ,, Kampf gegen Links" vom 16. Mai an, dass die als
,staatsschádigend" betrachteten politischen Gruppierungen des linken Spektrums besser
ausgeschaltet werden sollten.?? Die Bürgerpartei nahm darin Bezug auf die regierungskritische
Arbeiterzeitung und wies auf den Kampf gegen den Marxismus in allen umliegenden Staaten
hin. Der Artikel endet mit der Mahnung, dass die Arbeiterzeitung besser aufhóre dem Klassen-
kampf zu frönen, „wenn sie nicht will, dass sich eines Tages die Bevölkerung einmütig gegen
? 5
ihr Treiben stellt."??? Es ist zu sehen, dass das Vorgehen gegen linke politische Opponenten im
Ausland als Warnung gegen die eigene politische Opposition herangezogen wurde.
Im Zusammenhang mit den Februarkámpfen 1934 empórte sich das Volksblatt über die
Berichterstattung im Heimatdienst. Das Volksblatt titulierte die Kämpfe als
?" VB. 24.9.1935, S. 1.
28 VB, 19.4.1933, 8. 1.
22° Ebd.
20 VB, 13.5.1933, S. 1.
231 Ebd.
232 VB, 16.5.1933, 8. 1.
233 Ebd.
30
,Süuberungsaktion" und warf dem Heimatdienst eine einseitige Stellungnahme zugunsten der
Sozialdemokraten vor. Der ósterreichische Staat habe hier nur entsprechend auf einen
bewaffneten Angriff der ,Austrobolschewisten" reagiert. Mit der Niederringung des
Aufstandes sei die , Sowjetfiliale* Osterreich verhindert worden und damit eine Gefahr für ganz
Europa beseitigt. Zudem sei Österreich gerade im Begriff, ein „neues, nach katholischen
Grundsätzen geleitetes Staatswesen [...], in dem auch die Rechte der Arbeiter voll und ganz
gewahrt werden“, zu errichten.” Dem folgend richte sich der Kampf der Regierung nicht
gegen die Arbeiter, sondern gegen den Bolschewismus.?? Diese Ausführungen aus dem
Volksblatt legen dar, wie vorbehaltlos die Bürgerpartei das Vorgehen des austrofaschistischen
Regimes in den Februarkámpfen nach aussen hin unterstütze. Andrerseits ist anzumerken, dass
das Volksblatt den Juli-Putsch 1934 zwar verurteilte, aber auch darauf hinwies, dass solche
Ereignisse sich offenbar nur in autoritàár regierten Staaten ereignen. In Staaten, in welchen die
Volksrechte ausgeschaltet seien, werde der Unzufriedene, unfáhig auf andere Weise auf die
Regierung einzuwirken, letztlich zu Gewalttaten gezwungen, weshalb es auch in Liechtenstein
gelte, sich gegen die diktatorischen Tendenzen des Heimatdienstes zu stellen.’
Ferner ist das Vollmachtengesetz vom 30. Mai 1933 zu nennen. Als sich die Regierung im
Kontext der Rotter-Affáre zunehmend bedrángt sah, baute sie mit diesem Gesetz ihre
Kompetenzen entscheidend aus.?? Die Regierung erhielt vom Landtag die „Vollmacht zur
Vornahme aller Massnahmen, die für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung sowie zur
Wahrung des Ansehens und der wirtschaftlichen Interessen des Landes erforderlich sind.*??
Während die Volkspartei kritisierte, dass das Gesetz der Regierung diktatorische Gewalt
verleihe, **
verwies Regierungschef Hoop auf ähnliche Notverordnungsgesetze in der Schweiz,
Österreich und Deutschland, >*! wobei die letzten zwei Referenzen in diesem Kontext kaum den
Vorwurf der Diktatur milderten.*** Dennoch ist meiner Ansicht nach Geiger zuzustimmen, dass
das Vollmachtengesetz zwar in strafrechtlich gravierender Weise die Macht zur Regierung
verschob, jedoch der Umgang mit dem Gesetz darlegt, dass die Regierung damit keineswegs
intendierte, ein autoritäres Regime zu errichten.?? So dienten 1934 das Uniformierungsverbot
24 VB, 20.2.1934, S. 2.
235 Ebd.
236 Ebd.
237 VB. 4.8.1934, $. 1- 2.
238 Car], Liechtenstein und das Dritte Reich, S. 425.
239 Liechtensteinisches Landesgesetzblatt, Nr. 8, 1933.
?90 ['N, 1.6.1933, S. 1.
"!LTLA LTP 1933/069, Gesetz betr. die Erteilung besonderer Vollmachten an die Regierung, 29.5.1933.
?? Car] Liechtenstein und das Dritte Reich, S. 425.
23 Geiger, Krisenzeit 1, S. 364.
31
und das Verbot nichtgenehmigter Kundgebungen, welche sich auf das Gesetz stützten, gerade
dem Schutz des demokratischen Rechtsstaats vor nationalsozialistisch inspirierten Formen
politischer Agitation. Denselben Zweck hatte auch die 1939 erlassen Verordnung zum Verbot
nationalsozialistischer Aktivitàten.?" Die Bürgerpartei bekräftigte mehrmals, dass sie zur
Gánze hinter der monarchisch-demokratischen Verfassung Liechtensteins stehe.?? Damit ging
auch die Erklärung einher, dass für Liechtenstein die Bürgerpartei „sogar einen ganz auf
christlicher Grundlage aufgebauten autoritären Regierungskurs Oesterreichs, bei aller
Sympathie für dieses Land ablehnen“ müsse.**° Hieraus ist wieder das ambivalente Verhältnis
der Bürgerpartei zum Austrofaschismus zu ersehen. Die Bürgerpartei befürwortete zum
Grossteil die Ausschaltung der politischen Opposition in Österreich, doch in Bezug auf
Liechtenstein wurde, trotz des Ausbaus der Regierungskompetenzen, weiterhin am
demokratischen Rechtsstaat festgehalten.
5.2 Kritik am Vorgehen vonseiten des Heimatdienstes und der Volkspartei
Im Gegensatz zur Bürgerpartei wird in den Parteiorganen der Volkspartei und auch des
Heimatdienstes die Ausschaltung der Opposition in Österreich durchaus kritisch beurteilt. Im
Blatt der Volkspartei sind zu den österreichischen Vorgängen im März 1933 keine Artikel zu
finden, die diese Entwicklung begrüssten, sondern vielmehr tönt bei den publizierten Berichten
Besorgnis über die Ausschaltung des Parlaments und den verschärften Kurs der Regierung
an." Auch sind die Artikel, die im Zusammenhang der Februarkämpfe erschienen, sichtlich
mehr um Objektivität bemüht als die vorbehaltlose Unterstützung des Regimes beim
Volksblatt.?*® So wurde nicht nur die amtliche Berichterstattung zu den Kämpfen abgedruckt,
sondern auch ein Aufruf der Sozialdemokraten wiedergegeben, wonach die angebliche
Verschwórung des Republikanischen Schutzbundes nur ein Vorwand sei, damit die Regierung
zum entscheidenden Schlag gegen die Sozialdemokratische Partei ausholen kónne.?*?
Ferner bezog die Volkspartei als Oppositionspartei in Liechtenstein noch deutlicher Stellung
gegen Ausserungen vonseiten der Regierungspartei, in denen gewisse autoritàre Tendenzen
auszumachen sind. Beispielsweise kritisierten die Liechtensteiner Nachrichten den Volksblatt-
Artikel ,, Flucht ins Nationale ©, welche ,hitlerschen Allüren“ das Volksblatt hier an den Tag
lege und mit welcher ,Unverschämtheit ohnegleichen“ in diesem Artikel die Opposition
244 Geiger, Krisenzeit 1, S. 362 — 363.
245 VB, 19.5.1934, S. 2, VB 7.8.1934, S. 1, und VB, 11.8.1934, S. 1.
246 VB, 7.8.1934, S. 1.
?77 LN, 11.3.1933, S. 1, und LN, 18.3.1933, S. 1.
?18 [ N, 17.2.1934, S. 2.
249 Ebd.
32
heruntergemacht werde.^? Dem folgend stiess auch das Vollmachtengesetz auf negativen
Widerhall. Die Nachrichten suggerierten, dass Liechtenstein nun den Weg in die Diktatur
beschreite, ^! dass man die Opposition durch die Vollmachten der Regierung mundtot machen
wolle und fragte, ob in Liechtenstein auch bald Sondergerichte bestellt würden.^?? Ferner wurde
auch eine mógliche Verschlechterung der Beziehungen zur Schweiz durch den Gesetzes-
beschluss angetónt.^? Aus dem Dargelegten ist zu schliessen, dass die Volkspartei von ihrem
demokratischen, der Schweiz zugeneigtem Standpunkt her der Ausschaltung der Opposition in
Osterreich reserviert-kritisch begegnete und in Liechtenstein als autoritär wahrgenommene
Tendenzen der Regierungspartei verurteilte.
Ist das Verhalten der Volkspartei aufgrund ihrer demokratischen Gesinnung verständlich, ist
die Berichterstattung des Heimatdienstes zu den Februarkämpfen auf den ersten Blick
überraschend. Denn der Heimatdienst zeigte sowohl Sympathien für autoritär regierte
Regime?", wie er auch seine Gegnerschaft zum Marxismus und Sozialismus betonte.?”” Doch
wáhrend der Heimatdienst in Bezug auf Deutschland die angeblichen ,,Hetzmeldungen" gegen
das nationalsozialistische Regime kritisierte,” titelte das Parteiorgan in seinem Leitartikel zu
den Februarkampfen , Der Bruderkrieg in Oesterreich‘ und setzte die Untertitel „Blutige
Kämpfe in Wien und Bundesländern — Mit Maschinengewehren, Minen und Artillerie gegen die
Arbeiter — Ueber 1500 Tote.'?" Darauf folgte im Artikel eine Schilderung der Kampf-
handlungen in Osterreich, wobei besonders die Kámpfe in den Wiener Arbeiterbezirken
detailliert beschrieben wurden. Hierzu wurde angemerkt, dass aufgrund des Artillerie-
beschusses der Streitkráfte in Wien viele Unschuldige bei den Gefechten umkamen. Weiter
druckte der Heimatdienst sowohl den Standpunkt aus Sicht der Regierung wie auch aus Sicht
der Sozialdemokraten, wer die Verantwortung für die Ereignisse trage, ab.^? Der Artikel
schliesst mit Bedauernsbekundungen: „Heute stehen wir zutiefst erschüttert vor den offenen
Gräbern von so vielen hingeschlachteten Volksgenossen und stehen voll tiefstem Mitleid vor
so viel namenlosem Elend, das tiefste Trauer zu so viel Familien und so viel Einzelschicksale
in Schmerzen und Jammer stürzte. Gott helfe dem armen Österreich . . 7?
230 LN, 18.5.1933, S. 1.
231 EN, 1.6.1933, S. 1.
23! UN, 7.6.1933, S. 1.
253 Ebd,
?31 LHD, 8.8.1934, S. 1.
255 LHD, 14.3.1934, S. 2.
255 LHD, 3.2.1934, S. 2- 3.
25! LHD, 17.2.1934, S. 1 - 2.
258 Eb,
259 Ebd., S. 2.
33
Obwohl es der Heimatdienst in diesem Artikel vermied, explizit Stellung für die Sozial-
demokraten zu ergreifen, ist hier dennoch unverkennbar ein Vorwurf an dem gewaltsamen
Vorgehen vonseiten des Regimes herauszuhören. Dementsprechend wurde dieser Bericht
sowohl vom Vorarlberger’® wie auch vom Liechtensteiner Volksblatt gerügt.??! Eine Erklärung
für diese Positionierung der Redaktion des Heimatdienstes liefert der Blick auf das Verhalten
der österreichischen Nationalsozialisten während den Februarkämpfen. Denn die National-
sozialisten waren sichtlich bemüht, sich in ihrer Propaganda als die schárfsten Gegner des
Dollfuss-Regimes zu profilieren und versuchten dadurch auch gezielt Sozialdemokraten in ihre
Reihen zu locken.??? Unter Berücksichtigung, dass es sich beim Schriftleiter des Liechtensteiner
Heimatdienstes, Freiherr Carl von Vogelsang, um einen heimlichen Nationalsozialisten
handelte,79 ist davon auszugehen, dass beim Heimatdienst analoge Beweggründe den Bericht
motivierten. Mit der Verurteilung des Vorgehens der Regierung sollten Antipathien gegenüber
einem Regime hervorgerufen werden, zu dessen schárfsten Gegnern, neben den
Sozialdemokraten, auch die Nationalsozialisten záhlten.
6. Nationalsozialistische Agitation
6.1 Nähe zum Nationalsozialismus und ,Anschluss*-Befürworter im Heimatdienst und
in der Vaterländischen Union
Seit der Heimatdienst die politische Bühne Liechtensteins betrat, bekundete er in seiner Partei-
zeitung Sympathien für das nationalsozialistische Deutschland. Ebenfalls nahm der Heimat-
dienst das Regime in Schutz vor kritischen Berichten des Volksblatts, die als Hetze
abgestempelt wurden.??^ Das Blatt schmückte sich mit Artikeln des Vólkischen Beobachters
über die Bewegung,?® wie es auch selbst Artikel mit deutsch-vôlkischem Gedankengut° und
antisemitischen Ausfillen gegen in Liechtenstein wohnhafte Juden publizierte.?” Bezog sich,
wie bereits dargestellt, der Heimatdienst für seine stándestaatlichen Vorstellungen auf den
Austrofaschismus, stellt sich demnach die Frage, wie sich der Heimatdienst im Konflikt
zwischen dem Austrofaschismus und dem nationalsozialistischen Deutschland wie auch den
österreichischen Nationalsozialisten positionierte. Konstatiert Walk eine vorsichtig abwágende
?9? Vorarlberger Volksblatt, 15.12.1934, S. 4.
261 VB. 20.2.1934, S. 2.
?9? Walser, Die illegale NSDAP in Tirol und Vorarlberg, S. 86.
263 Geiger, Krisenzeit 2, S. 65.
264 LHD, 3.2.1934, S.2 — 3.
755 L HD, 24.1.1934, S. 2, und LHD, 12.10.1935, S. 3.
266 | HD, 14.10.1933, S. 4, und LHD, 13.6.1934, S. 1.
267 LHD, 1.12.1934, S. 2, und LHD, 29.6.1935, S. 1 - 2.
34
Haltung des Heimatdienstes,?°® ist nach meiner Ansicht zu ersehen, dass sich das Parteiorgan
jenseits des Werbens für die berufsständische Ordnung deutlich für den Nationalsozialismus
aussprach.
Dies wird unter anderem durch die Berichterstattung über den nationalsozialistischen Terror in
Ósterreich ersichtlich. Zum einen versuchte man, die ósterreichischen Nationalsozialisten in
Schutz zu nehmen, indem mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass für die Terrorakte die
Marxisten verantwortlich seien und nicht, wie behauptet würde, die Nationalsozialisten,^9?
welche ,sich entschieden gegen eine solche Zumutung verwahrten ^??? Zum anderen zeigt sich
bei einem Bericht über die Hinrichtung zweier Putschisten im Zusammenhang mit dem Juli-
Putsch, wie versucht wurde, diese als Helden zu stilisieren. Es wurde ausgeführt, dass sie „wie
wahre Mànner starben", wobei einer der Putschisten solange den Ruf , Heil Hitler^ wiederholt
habe, bis er durch den Strick erstickte.?"' Im Gegensatz dazu wurde in der Stellungnahme zum
Tod Dollfuss' lediglich betont, dass jeder anstándige Mensch Mitleid mit dem ermordeten
Bundeskanzler empfinden müsse, unabhängig wie man zu seinen politischen Ansichten
stand.?? Die Bezeichnung Dollfuss‘ als „dort bejubelte, hier verhasste Persönlichkeit“ zeugt
ferner von der distanzierten Haltung zum österreichischen Kanzler.”” Das Juliabkommen 1936
fand im Liechtensteiner Vaterland positiven Widerhall. Doch mit der Betonung der „Stärkung
des volksdeutschen Ansehens und Einflusses“ und dass nun „Dienst an Oesterreich Dienst am
gemeinsamen Volkstum, lediglich in anderer Formverbundenheit“ sei, wird hier wiederum das
Vorherrschen deutsch-völkischen Denkens ersichtlich.”* Für diese Orientierung hin zum
Nationalsozialismus dürfte ferner bedeutend gewesen sein, dass der Austrofaschismus
schwerlich Attraktivität entfachten konnte, war das Regime doch selbst in der eigenen
Bevölkerung schwach verankert, ? was auch vom Heimatdienst thematisiert wurde.’
Der Blick in die Privatkorrespondenz Carl von Vogelsangs offenbart deutlich die Práferenzen
des Heimatdienstredaktors. In einem Brief vom November 1935 bezeichnete er die
«277
österreichische Regierung als ,,eine Gesellschaft von Schiffbrüchigen"^ ' wahrend er in Hitler
268 Walk, Liechtenstein 1933 -1945, S. 385.
269 LHD, 30.5.1934, S. 3, und LHD, 13.6.1934, S. 3.
770 [ HD, 30.5.1934, S. 3.
271 LHD, 4.8.1934, S. 3.
?? L HD, 28.7.1934, S. 1.
?5 LHD, 4.7.1934, S. 2.
?^ VL, 15.7.1936, S. 1.
275 Schausberger, Der Anschluss, S. 517.
76 L HD, 19.10.1935, S. 1.
?"LTLA RF 169/170/005/1, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 26.11.1935.
35
„eine von Gott an seinen Platz gestellte sittliche Persönlichkeit“ sah.?’® Dazu äusserte er auch
seine Hoffnungen auf den Anschluss, indem er ausführte, dass es doch möglich sein sollte, „daß
alle Deutschen wieder zusammenkommen in ein Vaterhaus.“?’? Ferner bemühte sich Vogelsang
um die Aufnahme in die NSDAP über Wilhelm Gustloff,?®® den Leiter der Landesgruppe
Schweiz der NSDAP.?® Es bestanden auch persönliche, geheim gehaltene Verbindungen
innerhalb des Heimatdienstes zum Deutschen Reich, insbesondere zum „Volksbund für das
Deutschtum im Ausland“, der deutsche Volksgruppen ausserhalb des Reiches propagandistisch
betreute.?®? Auch nach der Fusion zur Vaterländischen Union blieben diese Beziehungen
bestehen.?5 Neben Vogelsang ist hierzu insbesondere der Rotter-Entführer Rudolf Schädler zu
nennen.^ Gemeinsam mit Alois Vogt nahmen die beiden auch als Gäste am Nürnberger
Parteitag der NSDAP im September 1934 teil. °° Die nationalsozialistischen Strómungen und
Kontakte innerhalb des Heimatdienstes blieben von ósterreichischer Seite nicht unbemerkt. So
sandte die Österreichische Polizei einen Bericht an das Bundeskanzleramt, in welchem
Vogelsang als „Agent im Dienste der ns. [nationalsozialistischen] Auslandspropaganda“
bezeichnete wurde. In den Augen des vorarlbergischen Sicherheitsdirektors galt der
Heimatdienst als eine dem Nationalsozialismus nahestehende Partei, welche aber zur
Ortsgruppe der NSDAP, welcher sowohl in Liechtenstein wohnhafte Deutsche als auch
Österreicher angehörten, keinen merklichen Verkehr unterhalte.?*7
Erklàrte sich der Sicherheitsdirektor den Umstand mit einer vermuteten geheimen Zusammen-
arbeit der beiden Gruppen,”°® korrespondierte dieser distanzierte Umgang mit der nahezu
abweisenden Haltung von deutschen staatlichen Stellen gegenüber dem Heimatdienst.?9? Dieses
Verhalten vonseiten des Deutschen Reichs lag in Einschátzungen begründet, welche die
Bewegung zum einen als zu schwach beurteilten, zum anderen ihr nur gewisse Berührungs-
punkte mit dem Nationalsozialismus attestierten und sie vielmehr als ,faschistisch"
charakterisierten, wobei hierfür insbesondere die Forderung nach dem Stándestaat als Beleg
278 LI LA RF 169/170/005/2, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 9.6.1934.
29 LI LA RF 169/170/005/1, Brief Vogelsangs an Onkel Justin, 26.11.1935.
280 LI LA RF 169/170/005/41, Schreiben Vogelsangs an Wilhelm Gustloff, 27.6.1933.
281 Wolf, Faschismus in der Schweiz, S. 114.
282 Geiger Krisenzeit 2, S. 66 — 67.
283 Schremser, Zur Rolle Alois Vogts, S. 56.
284 Geiger, Krisenzeit 2, S. 67.
285 Ebd.
286 OStA, AdR, NPA 560, Liasse Liechtenstein, 2/21, Nationalsozialistische Bewegung, Osterreichische Polizei
an Bundeskanzleramt, 15.7.1935.
287 OStA, AdR, NPA 560, Liasse Liechtenstein, 2/21, Nationalsozialistische Bewegung, Sicherheitsdirektor für
Vorarlberg an Bundeskanzleramt, 14.8.1935.
288 Ebd.
289 Walk, Liechtenstein 1933 — 1945, S. 388.
36
galt/?" Andrerseits konstatiert Schremser, dass die beiden anderen Führungspersonen des
Heimatdienstes, Alois Vogt und Otto Schaedler, zwar durchaus Sympathien für Elemente des
Nationalsozialismus zeigten, aber für sie die deutschen Kontakte in erster Linie ein nützliches
Mittel waren, die Bedeutung ihrer eigenen Bewegung zu erhöhen. Sie teilten weder die Ziele
des nationalsozialistischen Eiferers Vogelsang, noch kümmerten sie sich permanent um die
deutschen Kontakte, ihr Augenmerk lag primár auf der Landespolitik.??! Folglich ist zu
konstatieren, dass innerhalb des Heimatdienstes und in dessen Fortführung, der
Vaterlándischen Union, eindeutig überzeugte Nationalsozialisten agierten, darunter Vogelsang,
der als Schriftleiter des Parteiorgans das Erscheinungsbild des Heimatdienstes und der Union
stark beeinflusste.?? Dennoch bestanden Vorbehalte von deutscher Seite und innerhalb der
Heimatdienstführung wurden die Beziehungen vor allem aufgrund von Nützlichkeits-
erwägungen geschätzt. Letztlich bleibt festzuhalten, dass das Programm und die Ziele der
Bewegung dem Austrofaschismus wesentlich näher standen als dem Nationalsozialismus.*°*
6.2 Widersprüchlichkeiten in der Volksparteipresse
In Bezug auf den Nationalsozialismus ist zunächst zu erwähnen, dass sich in der Parteizeitung
der Volkspartei zahlreiche Stellungnahmen finden, die sich eindeutig von national-
sozialistischem Gedankengut distanzieren. Beispielsweise berichteten am 1. Juli 1933 die
Liechtensteiner Nachrichten vom „Terror ohne Grenze“ des NS-Regimes, wie auch Sympathien
für Österreich in seinem Kampf gegen die innere und äussere nationalsozialistische Bedrohung
bekundet wurden.??* Dementsprechend verurteilte das Blatt auch die Terrorakte in Österreich,
,die erwiesenermassen sámtlich von Nationalsozialisten angeregt und ausgeübt wurden???
Die Nachrichten richteten sich ebenfalls gegen grossdeutsche Propaganda, wonach
Liechtenstein in das Reich einzugliedern sei, indem verkündet wurde: , Wir Liechtensteiner
lehnen jedenfalls eine solche Angliederung in ein angebliches Mutterland ab und haben keine
Sehnsucht nach Zustánden wie sie im heutigen Mutterland bekannt werden. 76 Dazu wurde
noch angefügt, dass gerade die deutsche Behandlung Österreichs zur Vorsicht im Umgang mit
dem Deutschen Reich mahne. Ferner missbilligte die Volksparteizeitung die antisemitischen
Ausserungen im Liechtensteiner Heimatdienst.??"
290 Walk, Liechtenstein 1933 — 1945, S. 388.
??! Schremser, Zur Rolle Alois Vogts, S. 56.
?? Geiger, Krisenzeit 1, S. 371.
293 Ebd., S. 379.
?9^ LN, 1.7.1933, S. 1.
295 Ebd.
?96 LN, 26.8.1933, S. 1.
?97 LN, 19.12.1934, S. 1.
37
Andrerseits ist im Zusammenhang mit der Rotter-Affäre zu sehen, wie in den Nachrichten
Einsendungen publiziert wurden, die Verständnis für die Entführer zeigten und die Ausweisung
der Gebrüder Rotter forderten.””® Lässt sich dieses Verhalten noch aus der Warte einer
oppositionellen Kritik an der Finanzeinbürgerungspraxis der Regierung erkláren,??? erstaunt
darüber hinaus, dass auch Bewunderern des Nationalsozialismus im Sprachrohr der Volkspartei
Raum geboten wurde. So schrieb der ósterreichische Autor Hans Gustl Kernmayr, der zwischen
1932 und 1933 in Liechtenstein wohnhaft und seit 1933 Mitglied der illegalen ósterreichischen
NSDAP war, unter dem Pseudonym Hans René-Kernmayr fiir die Nachrichten. Seine Artikel
sind voller Lob für die „deutsche Revolution“, während er die Gräuelnachrichten über das NS-
Regime für ein Produkt der „Grosspresse“ hält, die von Juden und Freimaurern kontrolliert
werde.??! Weitere Artikel, die im selben Tonfall gegen Juden und Freimaurer hetzten und unter
den Initialen ,,H.R.* erschienen, dürften ebenfalls aus seiner Feder stammen.??? Für den Juli-
Putsch wurde in den Nachrichten das Deutsche Reich verantwortlich gemacht, welches durch
die Ermordung Dollfuss' den Zweck verfolge, „Oesterreich dem Dritten Reich untertánig zu
machen", aber sich stattdessen in die internationale Isolation manóvriert habe. Wiederum
erschien ein Artikel, in welchem die ósterreichische Unabhángigkeit in Zweifel gezogen wurde
und deutliche Sympathien zur ósterreichischen NSDAP anklangen.??*
Die Redaktion selbst verwies darauf, dass die Unabhängigkeit Österreichs gegenwärtig zur
Diskussion stehe und darum diese Frage, „der demokratischen Einstellung unseres Blattes
> 5
folgend", von verschiedenen Seiten zu beleuchten sei.) Deshalb gebe man auch diesen
Ausführungen Raum, ,ohne uns damit in allen Teilen zu identifizieren. 5 Hieraus ist zu
ersehen, wie zwielichtig sich der Umgang der Volkspartei mit dem Nationalsozialismus
erweist. Die Stellungnahmen des Parteiorgans selbst verurteilten sowohl den national-
sozialistischen Terror in Osterreich wie auch die Methoden des Dritten Reichs. Trotzdem
wollten sich die Nachrichten als eine Plattform gerieren, bei welcher die unterschiedlichsten
Meinungen zur Sprache kommen, weshalb im Parteiorgan auch NS-Befürwortern Platz geboten
wurde, mitunter mit dem Verweis auf die demokratischen Motive der Redaktion.
28 LN, 22.11.1933, S. 1.
299 Krebs, Zwischen Fürst und Führer, S. 550-551.
300 Frey / Ospelt, Dokumente zur liechtensteinischen Geschichte, S. 676.
301 LN, 9.8.1933, S. 2, und LN, 12.8.1933, S. 2.
39? LN, 4.7.1933, S. 1, und LN, 6.7.1933, S. 1.
95 LN. 8,8.1933, S. 1.
9? LN, 12.9.1933, S. I.
305 Ebd.
306 Ebd.
38
6.3 Verurteilung des nationalsozialistischen Terrors seitens der Bürgerpartei
Für die Bürgerpartei ist im Frühling 1933 noch zu sehen, wie versucht wurde, sich selbst als
„nationale Bewegung“ auf Linie sowohl mit Nazideutschland als auch mit dem autoritären Kurs
Osterreichs zu stellen?" Doch infolge des Konflikts zwischen Nationalsozialismus und
Austrofaschismus bezog die Bürgerpartei deutlich Stellung für letzteren. So führte das
Volksblatt bei einem Besuch Dollfuss' in Vorarlberg aus, wie geschlossen Vorarlberg hinter
Dollfuss stehe: ,,Die Terroristen wissen nun, dass sie im Volke keinen Anhang von Bedeutung
haben. Denn das arbeitende Volk [...] hat [...] Kund getan, dass es mit Dollfuss den deutsch
christlichen Staat will: Oesterreich über alles!??* Im Kontext des Juli-Putsches verurteilte das
Volksblatt jene ,, Gangstermethoden in der Weltpolitik.*??? Im Gegensatz dazu wurde Dollfuss
als Kanzler gefeiert, der für sein Vaterland starb und dessen Vermächtnis in Österreich
weiterleben werde. Ferner erlàáuterte das Blatt, dass der Nationalsozialismus fiir
Liechtenstein abzulehnen sei, wie auch indirekt Kritik an. der diktatorischen Herrschaft der
nationalsozialistischen Partei in Deutschland geübt wurde, indem es das liechtensteinische
Sprichwort ,,Grossa Gwalt wüart net alt^ anführte.?!! Dem folgend bezog das Volksblatt auch
eindeutig Stellung gegen die NS-Sympathien im Heimatdienst?" wie auch gegen die
antisemitischen Hetzkampagnen im Liechtensteiner Heimatdienst und Vaterland.?'?
Es ist zu erwähnen, dass trotz der bekundeten Solidarität mit Österreich sich die Regierung
offenbar keiner Illusionen über die schwache Verankerung des austrofaschistischen Regimes
hingab. Dies belegt ein Schreiben der Regierung an das Eidgenössische Politische Departement
im Januar 1934.* Jener Monat war geprägt von einer besonders intensiven national-
sozialistischen Terrortätigkeit in Osterreich.? Bereits zu diesem Zeitpunkt erläuterte die
liechtensteinische Regierung dem Politischen Departement, dass es nicht ausgeschlossen sei,
„dass über kurz oder lang dort [in Österreich] die nationalsozialistische Bewegung die
Oberhand gewinnt und die Macht übernehmen wird.“ *!° Für diesen Fall wurde ein Ansturm an
politischen Flüchtlingen aus Österreich nach Liechtenstein befürchtet, so dass das momentane
schweizerische Grenzwachtkorps zur wirksamen Kontrolle der Grenzen nicht mehr fähig sei,
307 VB, 13.5.1933, 8. 1.
308 VB, 3.7.1934, S. 4.
309 VB, 28.7.1934, 8. 1.
31? Ebg,
311 VB, 13.4.1933, S. 2.
312 VB, 13.2.1936, S. 2.
35 VB. 2.7.1935, S. 1, VB, 13.6.1936, S. 3, und VB, 16.6.1936, S. 2.
341] LA RF 143/098/001, Schreiben der liechtensteinische Regierung an EPD, 25.1.1934.
35 Walser, Die illegale NSDAP in Vorarlberg und Tirol, S. 82.
SIS LILA RF 143/098/001, Schreiben der liechtensteinischen Regierung an EPD, 25.1.1934.
39
weshalb um eine Verstärkung des Korps angefragt wurde.*!” Das Juli-Abkommen 1936 nahm
das Volksblatt als „Wiederherstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Oesterreich und
dem Deutschen Reich“ mit Freude auf.?!® Aus dem Vorarlberger Volksblatt entnahm das Blatt
zudem die Einschätzung, dass nun auch die „radikalen Nationalsozialisten‘“ ihre Anschluss-
Hoffnungen begraben können, weshalb jene auch die einzigen seien, die keine Freude über das
Abkommen empfänden °!°
Somit ist zu sehen, dass die Bürgerpartei auch hier wieder, ihrer Náhe zu den Christlichsozialen
folgend, nach aussen hin ihre Unterstützung für den Abwehrkampf des austrofaschistischen
Regimes gegen die innere und áussere nationalsozialistische Bedrohung proklamierte. Dennoch
ist zu ersehen, dass die Regierung eine nationalsozialistische Machtübernahme spátestens seit
Anfang 1934 für ein mógliches Szenario hielt. Demnach dürften bei der bekundeten Freude
über das Juli-Abkommen auch tatsächliche Hoffnungen der Bürgerpartei auf eine
Normalisierung der deutsch-ósterreichischen Beziehungen mitgeschwungen haben.
7. Schlussbetrachtung
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse kann die zu Beginn der Arbeit aufgeworfene Frage
beantwortet werden, welche Haltung die jeweiligen politischen Parteien Liechtensteins zum
Austrofaschismus einnahmen. Es wurde in Bezug auf den Liechtensteiner Heimatdienst
aufgezeigt, dass die Bewegung mit ihrem zentralen Anliegen der Errichtung des Stándestaates
eindeutige Nàáhe zum Programm des Austrofaschismus aufwies. Dem folgend legte die Arbeit
dar, wie umfassend der Austrofaschismus und dessen ideologische Vorbilder bezüglich der
Errichtung eines Stündestaats vonseiten des Heimatdienstes rezipiert wurden. Über das
Führungsmitglied Alois Vogt konnte zudem nachgezeichnet werden, wie durch dessen
ósterreichische Prágung Einflüsse des Austrofaschismus in den Heimatdienst wirkten und dass
davon auszugehen ist, dass diese die stándischen Vorstellungen der Bewegung mitformten.
Doch obwohl in puncto berufsstándischer Ordnung der Heimatdienst die Vorbildfunktion des
Austrofaschismus mehrfach bekundete, wurde ebenfalls aufgezeigt, dass im Heimatdienst
unverkennbar Sympathien für den Nationalsozialismus herrschten. Der Kontakt zu amtlichen
Stellen Nazideutschlands wurde ebenfalls gesucht, wenn auch von beiden Seiten Vorbehalte
bestanden. Das Parteiorgan mit dem Schriftführer und überzeugten Nationalsozialisten Carl von
7 LI LA RF 143/098/001, Schreiben der liechtensteinischen Regierung an EPD, 25.1.1934.
318 VB. 16.7.1936, S. 1-2.
319 Ebd.
40
Vogelsang bezog im Konflikt zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus deutlich
Stellung für letzteren.
Doch neben den überzeugten Nationalsozialisten, die innerhalb des Heimatdienstes agierten, ist
ferner davon auszugehen, dass die offensichtliche Schwäche des austrofaschistischen Regimes
die Zuwendung hin zum Nationalsozialismus begünstigte. Dennoch blieb die Orientierung am
austrofaschistischen „Ständestaat‘“ für den stándestaatlichen Aufbau im Heimatdienst und im
Heimatdienstflügel der Vaterländischen Union weiterhin bestehen. Somit ist letztlich für die
Haltung des Heimatdienstes und dessen Exponenten in der Vaterländischen Union bezüglich
des Austrofaschismus festzuhalten, dass die Bewegung im Allgemeinen vielmehr zum
Nationalsozialismus hin ausgerichtet war. Doch in Bezug auf den Ständestaat, der zentralen
Forderung, mit welcher die Bewegung die politische Bühne Liechtensteins betrat, wirkte der
Austrofaschismus sowohl als massgebende Orientierungsgrösse wie auch als Ideengeber für
den Liechtensteiner Heimatdienst.
Betreffend der Christlich-sozialen Volkspartei wurde dargelegt, dass diese Partei sich in ihrem
Parteiorgan am wenigsten explizit mit dem neuen Herrschaftssystem in Österreich und mit der
Frage befasste, inwiefern dieses für Liechtenstein als Vorbild dienen könnte. Für die
Volkspartei blieb die Schweiz die massgebende Grösse für Liechtenstein. Sie stand sowohl für
Demokratie als auch Parteienwettbewerb ein, weshalb sie mehrmals deutliche Absagen an
Vorstellungen eines autoritären Ständestaats in Liechtenstein bekundete. Folglich begegnete
die Partei dem autoritären Kurs, den Österreich zunehmend einschlug, kritisch-distanziert. Die
als autoritär wahrgenommenen Tendenzen der Bürgerpartei stiessen hingegen bei der Volks-
partei mit aller Deutlichkeit auf Ablehnung. Einzig in Bezug auf den ôsterreichisch-
nationalsozialistischen Konflikt ist zu sehen, wie sich die Liechtensteiner Nachrichten
befürwortend für ein unabhängiges Österreich äusserten und sich das Blatt auch deutlich gegen
den Nationalsozialismus aussprach. Dennoch gab man im selbigen Parteiorgan auch NS-
befürwortenden Stimmen Raum, von denen sich die Redaktion zwar distanzierte, aber ebenfalls
bekundete, dass sie sich aufgrund ihrer demokratischen Gesinnung bemüssigt sehe, auch diesen
Meinungen eine Plattform zu bieten.
Aus politischem Kalkül kooperierte die Volkspartei schliesslich mit dem Heimatdienst, womit
im Zusammenhang mit der Ständestaats- und Proporzinitiative auch vage befürwortende
Aussagen betreffend der ständischen Ordnung folgten. Doch mit dem primären Fokus der Partei
auf die Einführung des Proporzes sind diese nur als Lippenbekenntnisse zu werten, um die
Kräfte des Heimatdienstes für die eigenen Ziele einzuspannen. Die Volkspartei war eine Partei
41
mit demokratischer Überzeugung, die den autoritären Ständestaat ablehnte, aber auch die
Unabhängigkeit Österreichs befürwortete. Doch als die Partei die Zusammenarbeit mit dem
Heimatdienst suchte und schliesslich in der Vaterländischen Union aufging, gerieten deren
Exponenten ins Schlepptau des Heimatdienstes.
Die Bürgerpartei gilt als jene Partei, die allgemein stárker nach Osterreich und insbesondere
hin zur Christlichsozialen Partei orientiert war, was auch mit dem politischen Umbruch und
dem Aufgehen der Christlichsozialen Partei in der Vaterlándischen Front nicht abbrach.
Wáhrend des ganzen Untersuchungszeitraums hielt die Bürgerpartei an der Unterstützung des
austrofaschistischen ,,Stándestaats" fest. Die Ausschaltung des Parlaments sah die Partei in den
österreichischen politischen Verhältnissen gerechtfertigt, das Vorgehen der Regierung in den
Februarkàmpfen wurde als Abwehr gegen die Errichtung der ,Sowjetfiliale^ Osterreich
verteidigt und allgemein die Kanzler Dollfuss und Schuschnigg als Führer Osterreichs, hinter
denen die breite Bevölkerung steht, dargestellt. Aus der Abneigung gegen den
Nationalsozialismus machte das Volksblatt keinen Hehl, womit das Blatt auch unverkennbar
Stellung für das austrofaschistische Regime im Kampf gegen den Nationalsozialismus bezog.
Die Darstellung des politischen Umbruchs Osterreichs als einzigen Weg aus der Blockade des
,überspitzten Parlamentarismus" diente der Bürgerpartei ferner als probates Beispiel für die
schadliche Wirkung von Proporz und Parteienwesen.
Doch die Sympathiebekundungen der allgemein stárker nach Osterreich orientierten und
insbesondere den Christlichsozialen nahestehenden Bürgerpartei zeichnen ein wider-
sprüchliches Bild derselben. Der autoritáre Kurs Österreichs wurde befürwortet mit dem Bezug
auf die spezifischen politischen Gegebenheiten Osterreichs, wührend für Liechtenstein die
Bürgerpartei, trotz ihrer Abneigung gegen das Parteiensystem, an der monarchisch-
demokratischen Verfassung festhielt. Andrerseits wurde die stándische Verfassung für
Österreich befürwortet, aber aufgrund der hiesigen Besonderheiten in Liechtenstein abgelehnt.
Darüber hinaus wurde in der Arbeit dargelegt, wie die Bürgerpartei in Bezug auf die berufs-
ständische Ordnung stetig lavierte zwischen deutlicher Negierung und vager Befürwortung von
entpolitisierten berufsständischen Gedanken. Einzig die sporadisch agierende Bürgerpartei-
jugend Heimatbund „Jung Liechtenstein“ sprach sich in einer kürzeren Phase für den Stände-
staat aus, verdeutlichte dabei aber ihre vollzogene Distanzierung von der Bürgerpartei. Die
Regierungspartei war sich zudem bewusst, wie schwach der austrofaschistische ,, Ständestaat“
in der Bevölkerung verankert war. Somit ist für die Bürgerpartei zu schliessen, dass die stetige
wohlwollende Haltung gegenüber dem Austrofaschismus die Partei in einen Rechtfertigungs-
42
zwang drückte. Ihre aussenpolitischen Sympathien gerieten in Widerspruch mit ihrem
innenpolitischen Verhalten. Die Partei musste sich auf den Vorwurf des Heimatdienstes hin
erklären, weshalb sie den Ständestaat in Österreich begrüsste, ihn jedoch für Liechtenstein
ablehnte. Um dies zu begründen, behalf sich die Bürgerpartei damit, wahlweise eine
„Sonderstellung“ Österreichs oder Liechtensteins in ihrer Parteizeitung anzuführen, welche das
jeweilige Verhalten im jeweiligen Land rechtfertige.
Schliesslich bleibt festzuhalten, dass nicht nur die nationalsozialistische Machtübernahme in
Deutschland auf Liechtenstein einwirkte, sondern dass auch die politischen Veränderungs-
prozesse Österreichs in Liechtenstein diskutiert, rezipiert und in die innenpolitischen
Auseinandersetzungen miteinbezogen wurden. Zwar widerstand die noch junge Parteien-
demokratie Liechtensteins letztlich den ständisch-autoritären Lockungen, doch als Dollfuss auf
der Wiener Trabrennbahn die Errichtung eines christlichen Ständestaats in Österreich
verkündete, stiessen seine Ausführungen über eine harmonische, nach Berufsständen geordnete
Gesellschaft jenseits von Parteien- und Klassenkampf auch im kleinen Nachbarland
Liechtenstein auf Resonanz.
43
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44
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9. Dank
An dieser Stelle móchte ich mich gerne bei all jenen bedanken, die mich beim Verfassen dieser
Bachelorarbeit unterstützt haben. So gilt zunáchst mein Dank Prof. Dr. Christian Koller, der
meine Arbeit betreute und mir während dieser Zeit mit wertvollen Hinweisen beim Abfassen
der Arbeit half. Weiter möchte ich auch Dr. Peter Geiger danken, welcher mich dazu ermutigte,
mich dem Thema der liechtensteinischen Beziehungen zum Austrofaschismus zu widmen.
Ferner ist dem Liechtensteinischen Landesarchiv, der Liechtensteinischen Landesbibliothek,
dem Österreichischen Staatsarchiv und dem Schweizerischen Bundesarchiv zu danken, die mir
während meiner Recherchearbeit tatkräftige Unterstützung leisteten. Letztlich danke ich
meinen Eltern, ohne welche das ganze Projekt von vorneherein nicht zustande gekommen wäre.
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