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Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnen
die Autorinnen und die Autoren verantwortlich.
Balzner Neujahrsblätter 2018
24. Jahrgang
Titelbild:
«Wäschhüsle»
Aufnahme von Ewald Frick, November 2016.
Herausgeber:
Redaktionsteam «Balzner Neujahrsblätter»
Hans Brunhart
Georg Burgmeier
Elmar Bürzle
Anton Gstöhl
Klaus Biedermann
Anschrift:
Redaktionsteam «Balzner Neuj ahrsblätter»
Palduinstrasse 102
9496 Balzers
hans@brunhart.com
Die Balzner Neuj ahrsblätter sind im Buchhandel s
beim Redaktionsteam erhältlich.
Satz / Gestaltung:
Ewald Frick
TANGRAM für Marke & Kommunikation, Vaduz
Druck:
B VD Druck + Verlag AG, Schaan
© 2018 «Balzner Neuj ahrsblätter»
Alle Rechte Vorbehalten
Inhalt
5 Zur Einführung
6 Kein Armenhaus in Balzers? I Manuela Nipp
14 Als die SBB Liechtenstein aufs Abstellgleis stellte I Heinz Schild
24 Im Schnittpunkt der regionalen Verkehrsbeziehungen:
50 Jahre Rheinbrücke Balzers-Trübbach I Cornel Doswald
35 Balzers - kein zweites Fläsch I Hans Brunhart
36 200 Jahre Post in Balzers I Arthur Brunhart
49 Erinnerungen an die Post I Alexa Schlegel-Meier
52 Lebens und Einkaufgewohnheiten: Vieles hat sich verändert I Lisa Fischer
59 «Einkaufsmeilen» in Balzers und Mäls - Der Detailhandel Ende der Fünzigerjahre I
Hans Brunhart
66 Am Sunnteg I Hans Brunhart
70 Wohnstätte, Gaststätte, Spielstätte, Fundstätte: Die Burg Gutenberg im 20. Jahr-
hundert I Markus Burgmeier
80 Vor 100 Jahren I Elmar Bürzle
86 Balzner Chronik- 1. November 2016 bis 31. Oktober 20167 I Georg Burgmeier
92 Unsere Verstorbenen
95 D ank - Autorenverzeichnis 2018
96
Bildnachweis
Das Heft kann beim «Redaktionsteam
Balzner Neujahrsblätter», Palduinstrasse 102,
9496 Balzers [hans@brunhart.com] zum
Einzelpreis von CHE 18.- erworben oder im
Abonnement bestellt werden. Ebenfalls sind
Boxen für jeweils 10 Jahrgänge zum Preis
von CHE 20 - erhältlich.
Zur Einführung
Sie halten den 24. Jahrgang der Balzner Neujahrsblät-
ter in den Händen und wir hoffen sehr, dass auch diese
Nummer wieder Ihren Beifall finden wird. Zumindest
müsste - dank der Themen Vielfalt - jeder Leser, jede
Leserin wieder etwas Passendes finden.
Zum 50 Jahr-Jubiläum der Rheinbrücke Balzers-Trüb-
bach untersucht Cornel Doswald in seinem Aufsatz
«Im Schnittpunkt der regionalen Verkehrsbeziehun-
gen» die vielfältigen Versuche der beiden Nachbarn,
eine «tragfähige» Verbindung zwischen Trübbach und
Balzers herzustellen. Wie wichtig den beiden Ort-
schaften ein gemeinsamer Übergang über den Rhein
war, weiss der Autor eindrücklich darzustellen. Ergänzt
wird dieser fundierte Beitrag durch eine kurze Darstel-
lung der Auseinandersetzung in Balzers zum Standort
der Brücke, verfasst von Hans Brunhart, wobei durch-
aus Anklänge an heutige Diskussionen über die Ver-
kehrsthematik festzustellen sind.
Nicht zum ersten Mal beschäftigt sich Manuela Nipp
mit dem Thema der Sozialhilfe in Liechtenstein. In
ihrem aktuellen Beitrag «Kein Armenhaus für Balzers»
beleuchtet die Autorin zunächst das dunkle Kapitel
der Armenfürsorge in unserem Land vom späten Mit-
telalter bis zur Neuzeit, um sich schliesslich die Frage
zu stellen [und auch zu beantworten], warum es in
Balzers nicht zur Errichtung eines Armenhauses kam.
In seiner gut recherchierten Untersuchung mit dem
vielsagenden Titel «Als die SBB Liechtenstein aufs
Abstellgleis stellten» beschreibt Heinz Schild, wie sich
das Fürstentum zusammen mit der Rhätischen Bahn
- erstmals um 1881, dann noch einmal zu Beginn des
20. Jahrhunderts - vergeblich bemühte, eine Bahnlinie
von Schaan nach Balzers anzulegen.
2017 feierte die liechtensteinische Post AG «200 Jahre
Post in Balzers». So lautet auch der Titel, den Arthur
Brunhart seinem «Jubiläumsartikel» gegeben hat. Ak-
ribisch genau erzählt er die Geschichte der Balzner
Post und schlägt in seinen detailreichen Ausführungen
einen Bogen von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Mit ganz persönlichen «Erinnerungen an die Post» war-
tet Alexa Schlegel-Meier auf. Sie ist eine der Töchter
von Ewald Meier, der von 1959 bis 1988 Posthalter in
Balzers war. In der alten Post an der Rietstrasse ver-
brachte sie auch die ersten neun Jahre ihrer Kindheit
und hat deshalb eine Menge Insider-Wissen über die
«Post Balzers».
In einem Gespräch mit vier ehemaligen Dorfladenbe-
sitzerinnen erfährt Lisa Fischer aus erster Hand Inte-
ressantes über «Lebens- und Einkaufsgewohnheiten»
von früher, aber auch, wie wichtig die Rolle solcher Dorf-
läden für den sozialen Kontakt und das Zusammenge-
hörigkeitsgefühl der Dorfbewohner war. Interessant ist
die von Hans Brunhart erhobene und in einem Plan
eindrücklich dargestellte Vielfalt der Dorfläden in den
Fünfzigerjahren. Ein spannender Blick zurück in eine
Zeit, in der man alles bekam, was man brauchte, und
nicht wie heute: wo man nicht alles braucht, was man
bekommt ...
In seiner Betrachtung zum Balzner Dialekt «Am Sunn-
teg» blickt unser Redaktionsmitglied Hans Brunhart
in die Zeit zurück, als der Sonntag noch als «der Tag
des Herrn» bezeichnet wurde - und es auch war! Mit
gewohnt träfem Witz gibt der Autor ein paar Müster-
chen zum Besten, die eindrücklich zeigen, wie man
bei uns in den 1950er-Jahren den Sonntag zu begehen
hatte.
Am 5. November 2017 ging im Alten Pfarrhof in Bal-
zers die Sonderausstellung über die letzten 100 Jahre
des Balzner Wahrzeichens, der Burg Gutenberg, zu
Ende. Der folgende Beitrag «Wohnstätte, Gaststätte,
Spielstätte, Fundstätte: Die Burg Gutenberg im 20.
Jahrhundert» von Markus Burgmeier stellt eine Art
Reminiszenz der Burg-Ausstellung dar und möchte
in Wort und Bild Unbekanntes, Wiederentdecktes,
Erstaunliches aus den letzten 100 Jahren «unserer»
Burg Gutenberg noch einmal in Erinnerung rufen.
Wie gewohnt bilden die Beiträge «Vor 100 Jahren» von
Elmar Bürzle, die «Balzner Chronik» von Georg Burg-
meier und die Gedenkseite «Unsere Verstorbenen» den
Abschluss der Balzner Neujahrsblätter.
Das Redaktionsteam wünscht unserer Leserschaft eine
anregende Lektüre und alles Gute für das neue Jahr!
Balzers, im Dezember 2017
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Manuela Nipp
Kein Armenhaus für Balzers
Vor der Professionalisierung der Sozialfürsorge waren
es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem die
Kirche und die Gemeinde, die Hilfe für Bedürfti-
ge leisteten. Wenn möglich kümmerten sich in ers-
ter Linie Familienangehörige sowie Verwandte um
Kranke und Verarmte. Wichtige Reformen in der
liechtensteinischen Armenfürsorge wurden im 19.
Jahrhundert durchgesetzt. In mehreren Gemeinden
des Landes wurden Armenhäuser und Bürgerheime
errichtet, nicht jedoch in Balzers. Der folgende Bei-
trag setzt sich mit der Frage auseinander, warum es in
Balzers nicht zur Errichtung eines Armenhauses kam.
Dabei zeigt es sich, dass mehrere Versuche zum Bau
eines Balzner Armenhauses gescheitert sind.
Zur Geschichte der Armenfürsorge
in Liechtenstein
Gemäss der Polizeiordnung von 1577 sollten zur Fi-
nanzierung der Unterstützung für Arme und Kranke
freiwillige Armenspenden dienen, die als Almosen in
der Kirche gesammelt wurden.1 Diese «Spend» be-
zeichnete seit dem späten Mittelalter die Armenkas-
se.2 Seit dem 16. Jahrhundert kamen Armenanstalten
auf, die von Spendmeistern oder Spendvögten [soge-
nannten «Armenvätern»] verwaltet wurden.3
Reformen für die liechtensteinische Armen- und Für-
sorgepolitik brachte der Besuch von Fürst Alois II.
im Jahr 1842. Bei seinem Besuch in Liechtenstein
liess der Fürst 120 Gulden Reichswährung zuguns-
ten der Ärmsten verteilen. Zusätzlich spendete er
den Gemeinden l'OOO Gulden für denselben Zweck.
Diese Initiative und Unterstützung führte 1845 zur
Gründung eines Landesarmenfonds. Heiratsgebüh-
ren sowie die Einnahmen von Steuern und Strafgel-
dern kamen diesem Landesarmenfonds zugute.4 Das
Gemeindegesetz von 1842 ermöglichte zudem die
Übertragung von traditionellen Spend-Einnahmen in
den neuen «Armenfonds».5
Das spätere Gemeindegesetz von 1864 regelte unter
Paragraph 81, dass der Gemeinderat dem Vorsteher
die finanziellen Mittel zur Hilfe für Gemeindear-
me gewährleisten soll.6 Die Gemeindegesetze des
19. Jahrhunderts bestätigten den traditionellen, seit
dem frühen 16. Jahrhundert geltenden Grundsatz,
dass die Armenfürsorge eine Aufgabe der Gemeinde
war. Doch nur in einer Gemeinde eingebürgerte be-
ziehungsweise heimatberechtigte Personen kamen in
den Genuss dieser Unterstützung durch die Gemein-
de. Es überrascht in diesem Zusammenhang wenig,
dass eine Gemeinde sehr zurückhaltend war bei der
Einbürgerung von mittellosen Personen.7
Seite 6: Der Katasterplan aus derZeit um 1870 zeigt die
konzentrierte Häusersituation im Mälnser Dorf, wo das Haus
Nr. 17 (Altes Schulhaus) im dicht bebauten Kern steht. Das
Alte Schulhaus in Mals wurde zur Nutzung als Artnenhaus in
Betracht gezogen.
7
Die erwähnte Pflicht zur Unterstützung von verarm-
ten Gemeindebürgern führte schliesslich im späteren
19. Jahrhundert zum Bau von Armenhäusern und
Bürgerheimen in mehreren liechtensteinischen Ge-
meinden. Die rechtliche Grundlage dafür bildete das
im Jahr 1869 eingeführte Armengesetz, das bis in die
1960er-Jahre in Kraft blieb. Das Armengesetz regelte
die Oberaufsicht der Regierung über die Armenhäuser,
die Entscheide der Gemeinden sowie die Verwaltung
der Finanzangelegenheiten.8 Für Pflege der Armen per
se waren der Gemeinderat sowie der Ortsseelsorger
zuständig. Die Gemeinden konnten auf finanzielle
Unterstützung aus dem landschaftlichen Armenfonds
zurückgreifen.9
Diese Festlegung der Zuständigkeiten förderte ent-
scheidend die Armenpflege und auch den Bau von
Armenhäusern.10 Die ersten Armenhäuser Fiechten-
steins wurden in den Gemeinden Schaan [1870-72],
Triesen [1871-72] und Mauren [1873] errichtet. Es
folgten die Armenhäuser [Bürgerheime] in Vaduz
[1892] und Eschen [1904].11
Die von Klosterschwestern geführten Armenhäuser
boten eine Unterkunft für alle bedürftigen Angehö-
rigen der jeweiligen fieimatgemeinde. Besass eine
Gemeinde kein Armenhaus, wurde diese aus dem
Fandesarmenfonds unterstützt. Die Gemeindearmen
konnten auch per Vertrag in einem Armenhaus einer
anderen Gemeinde aufgenommen werden.12 Die
Unterstützung der Gemeinde wurde jedoch erst ge-
währt, wenn keine Familienangehörigen die Fürsorge
übernehmen konnten.13 Dies betraf auch Kinder, was
immer wieder bemängelt wurde, da Kinder einer an-
deren Betreuung bedürfen als Erwachsene. Die Ar-
menhäuser verfügten mit ihren Fandwirtschaftsbe-
trieben über einen hohen Grad an Selbstversorgung.14
Bemühungen des Balzner Gemeinderates für
ein eigenes Armenhaus
Der Gemeinderat von Balzers bat am 29. März 1869
die Regierung in Vaduz um die Bewilligung zur Ein-
richtung eines Armenhauses im Alten Schulhaus.15
beider ist die Quellenlage zu diesem Thema eher
spärlich, weshalb auch keine Antwort der Regierung
zu dieser Anfrage der Gemeinde Balzers überliefert
ist. Die Antwort muss aber auf jeden Fall negativ aus-
gefallen sein, wie weitere Schreiben der Gemeinde
Balzers belegen.
Fast ein Jahrzehnt später, am 29. Juli 1878, ersuchte
Gemeindevorsteher Franz Vogt um die Bewilligung
einer besonderen Gemeindeversammlung, fiaupt-
thema einer solchen Gemeindeversammlung war die
Frage zur «Erstellung eines Armenhauses, welches
immer mehr als unvermeidliches Bedürfniss [siel ] an
uns herantritt».16 Dem entsprechenden Schreiben ist
angefügt, dass die Regierung am 30. Juli 1878 die Be-
willigung für diese Gemeindeversammlung erteilte.17
Die Regierung behandelte schliesslich auch 1879 das
Vorhaben der Balzner Bevölkerung, nicht zuletzt auf-
grund der jährlichen Zunahme an hilfsbedürftigen
Gemeindeangehörigen.18 Aber auch dieses Mal wurde
kein positiver Bescheid erteilt; denn Gemeindevorste-
her Franz Vogt unterstrich im Jahr 1880 erneut den
dringlichen Wunsch der Balzner Bevölkerung zur Er-
richtung eines gemeindeeigenen Armenhauses:
Hohe RegierungJ
Ich verhandelte die Armenhaus Frage mit dem Gemein-
derath zum zweiten mahl, ich glaube, dass wir es mit den
Gütern, welche es anfänglich braucht, zum Ziele bringen.
Was die Gebäulichkeiten sowie die innen Einrichtung
dess Hauses anbetrift, bedarf ich die Meinung und Anlei-
tung der hohen Regierung, ich werde für meine Persohn zu
diesem unentbehrlichen Zwecke beitragen was ich kann.
Achtungsvollst
Franz Vogt Vorsteher.
Balzers den 16/1 1880.19
Die Regierung in Vaduz beantwortete dieses Schrei-
ben von Gemeindevorsteher Vogt erst im Mai 1881.
Sie bat die Gemeindebehörden von Balzers um eine
ausführlichere Berichterstattung zum Thema der Er-
richtung einer Armenanstalt.2(1 Doch auch in diesem
Fall ist kein Antwortdokument überliefert. Erst im Juli
8
Das Armenhaus und spätere
Bürgerheim in Triesen, Auf-
nahme aus dem Jahr 1980.
1886 berichtete die Gemeinde Balzers von weiteren
Beschlüssen des Gemeinderates zu diesem Thema:
Zweitens [soll] das sogenannte Wiesenutzungsablösungs-
kapital von zk. 40'000 fl. ö. W. zur Sondierung [und] zur
Erstellung eines Ortsarmenhauses einer eigenen Verwal-
tung unterstellt werden.21
In diesem Bericht heisst es zudem, die soeben ange-
dachte Einkassierung sei auf zehn Jahre zu terminie-
ren, mit jährlichen Zahlungen und einer fünfprozen-
tigen Verzinsung. Die erste Zahlung wäre für das Jahr
1887 fällig. Der Bericht schliesst dann mit der Fest-
stellung:
Die wirkliche Erstellung des Armenhauses [ist] somit auf
unbestimmte Zeit verschoben.22
Unterbringung von Balzner Gemeindearmen
im Armenhaus in Triesen
Im Jahr 1887 kam es schliesslich zum Vertrag zwi-
schen den Gemeinden Triesen und Balzers, in dem
sich Triesen verpflichtete, die Armen von Balzers auf-
zunehmen. Die Gemeinde Triesen soll die Armen und
Kranken richtig verpflegen und ärztlich versorgen. Es
konnten bis zu zehn Bedürftige aus Balzers gegen eine
entsprechende finanzielle Beteiligung aufgenommen
werden. Die jährliche Anbindung ans Triesner Armen-
haus kostete 20 Kronen. Kranke, die über acht Tage
das Bett nicht verlassen konnten, kosteten die Balzner
Gemeinde täglich 70 Kreuzer, dies galt auch für Insas-
sen mit akuten Erkrankungen. Für Kinder, die älter als
ein halbes Jahr aber noch nicht schulpflichtig waren,
mussten täglich 30 Kreuzer bezahlt werden. Für alle
weiteren Personen waren täglich 45 Kreuzer zu ent-
richten.23
Weitere Bestrebungen zur Realisierung eines
Balzner Armenhauses
Trotz dieses Vertrages von 1887 wurde der Gedanke
zur Errichtung eines eigenen Armenhauses in Balzers
noch nicht aufgegeben. Aus dem Jahr 1888 datiert
ein weiteres Dokument zur Untersuchung des Alten
Schulhauses als potentielles Balzner Armenhaus. Das
fiaus sei laut Inspektor und Landesphysikus Wilhelm
Schlegel nicht geeignet, zum einen aus hygienischen,
aber auch aus räumlichen Gründen. Im Keller habe
es Schimmel. Von der Idee der Realisierung eines Ar-
menhauses in diesem Gebäude wurde klar abgeraten.
Die Regierung schrieb ausserdem, es müsse zuerst eine
Kostenaufstellung gemacht werden. Das «vorliegende
fiaus erscheint überhaupt wegen seiner Lage zu einem
Armenhaus nicht besonders geeignet».24
Im Erlass vom gleichen Datum wird deklariert: Der
«Bericht des fürstl. Landesphysikus betreffend die be-
absichtigte Umgestaltung des fiauses Nr. 17 [heute
Das Alte Schulhaus in Mals, Prär 6 [früher Haus Nr 17).
Es wurde 1919 die Idee diskutiert, dieses Gebäude zu einem
Artnenhaus umzubauen.
Prär 6] in Balzers zu einem Armenhause wird dem
Ortsvorstand zur Einsichtnahme gegen den Beschluss
übermittelt.»25
Für die Zeit der 1890er-Jahre sowie für das erste Jahr-
zehnt nach 1900 wurden leider keine Dokumente be-
treffend die Planung eines Balzner Armenhauses ge-
funden.
Umbau des Alten Schulhauses in Mäls zu
einem Armenhaus?
Trotz mehrfachem Scheitern gab die Balzner Bevöl-
kerung in dieser Sache noch nicht auf. Im Jahr 191926
wandte sich die Gemeinde Balzers an Fürst Johann II.
persönlich. Grund für diesen Vorstoss war die uner-
freuliche Tatsache, dass die Gemeinde Triesen inzwi-
schen die Armen aus Balzers nicht mehr aufnehmen
wollte. In einem Bericht der Regierung vom 22. Juni
1919 ist dazu zu lesen:
Die Ortsvorstehung Balzers hat in der Audienz bei SEI-
NER DURCHLAUCHT dem regierenden Fürsten die
Schwierigkeiten der Armenversorgung, welche sich daraus
ergehen, dass die Gemeinde Triesen die Armen aus Bai-
IQ
zers nicht mehr in die Triesner Armenanstalt aufnehmen
will [...]. Die Gemeinde würde beabsichtigen, das alte
Schulhaus in Meis [siel; Gemeint ist der Balzner Dorfteil
Mäls] zu einer Armenanstalt umzubauen.21
In einem Kommentar dazu steht wiederum, dass dieses
Haus überhaupt nicht für ein Armenhaus geeignet sei.
Infolge der lückenhaften Quellenlage ist zum Konflikt
zwischen den Gemeinden Triesen und Balzers nur ein
Dokument der Gemeinde Triesen vom 3. Januar 1911
überliefert.28 Die Gemeinde Triesen begründet die
offenbar erfolgte Abweisung von Balzner Dorfarmen
wie folgt: «Die Kündigung geschieht im Sinne, falls
die Gemeinde Balzers, resp. die Tit. Gemeindevertre-
tung dort, geneigt wäre, zu erneuern; so wären pt. An-
schluss, die Bedingungen bis dahin festzusetzen.»29
Was in den Jahren zwischen 1911 und 1919 mit den
Balzner Armen geschehen ist, kann leider nicht er-
schlossen werden. Es ist jedoch zu vermuten, dass Bal-
zers weiterhin die Beiträge bezahlt hat, wohl, bis es wie-
derum zu einem Konflikt betreffend die Versorgung der
Balzner Dorfarmen im Triesner Armenhaus kam.
Landesphysikus Joseph Ospelt untersuchte das Alte
Schulhaus in Mäls und schloss in seinem Bericht vom
24. Juli 1919 mit der Erkenntnis: «Wenn man das Inne-
re des Gebäude betritt so bekommt man den Eindruck
eines vollkommen verwahrlosten Hauses, [...].» Nicht
nur müssten die Aussenwände renoviert werden, es sei
auch im Innern des Gebäudes vieles zu sanieren bezie-
hungsweise neu zu machen.30
Vorschlag von Landestechniker Gabriel Hiener
Am 9. August 1919 skizzierte der Ingenieur und Lan-
destechniker Gabriel Hiener zuhanden der Regierung
einen neuen Vorschlag zur Realisierung eines Balzner
Armenhauses.31 Für den Neubau eines Armenhauses
bedürfe es eines genügend grossen, günstigen Grund-
stücks, mit dazugehörigem Ökonomiegebäude nach
dem Vorbild des Triesner Armenhauses. Die Kosten
für solch eine Art von Gebäude würden aber zu die-
ser Zeit das Fünffache betragen. Die alte Version des
Schulhaus-Umbaus sei nach wie vor zu verwerfen,
ausserdem habe es dort keinen Platz für ein Ökono-
miegebäude. Der Verfasser erachtet ein Ökonomiege-
bäude als notwendig - ein Armenhaus soll sich selbst
versorgen können. Ein neuer Plan wäre es, den Alten
Pfarrhof umzubauen, da er auch schon ein Ökonomie-
gebäude enthält. Allerdings wäre dazu auch die Er-
laubnis der Kirche notwendig.
Die Regierung antwortete darauf, dass das Alte Schul-
haus in Mäls nicht geeignet sei, es stehe mitten im Dorf
und sei für die Ansprüche eines Armenhauses in seiner
Form nicht genügend. Es müsste erweitert werden und
unbedingt auch ein Ökonomiegebäude erhalten. Für
die Insassen wäre es auch wünschenswert, wenn sie
nicht weit gehen müssten, um im Grünen zu sein.32
Was aus der Idee mit dem Alten Pfarrhaus wurde, ist
leider auch nicht ersichtlich. Aus den spärlichen Doku-
menten ist immerhin ein stetes Bemühen der Gemein-
de Balzers erkennbar, ein gemeindeeigenes Armenhaus
zu errichten. Es wird aber auch deutlich, dass dieses
Vorhaben aufgrund fehlender Finanzmittel sowie auf-
grund von infrastrukturellen Mängeln nicht umgesetzt
werden konnte.
Ein Waisenhaus in Balzers?
Im Zusammenhang mit Bemühungen zur Errichtung
von Waisenanstalten kam die Frage nach einem Balz-
ner Armenhaus 1924 erneut und auch letztmals auf.
In den Armenhäusern der Gemeinden wurden nebst
armen, alten, kranken und alleinstehenden Menschen
auch Kinder versorgt. Nachdem in den 1880er-Jahren
erfolglos versucht worden war, in Bendern ein Waisen-
haus zu gründen,33 nahm man im Jahr 1920 die Pla-
nung einer Waisenanstalt auf Gutenberg in Balzers auf.
Fürstin Franziska, die Gattin von Alois II., hatte den
Bau des heutigen Bildungshauses Gutenberg in den
Jahren 1854 bis 1856 veranlasst, mit dem Ziel, hier
ein Waisenhaus einzurichten.34 Das Gebäude blieb über
längere Zeit unbenutzt, bis es 1873 Fürst Johann II.
- der Sohn von Fürstin Franziska - an den Orden
der Schwestern der christlichen Liebe vermietete.
Die Ordensschwestern führten eine höhere Töchter-
schule und waren in der Wohlfahrt tätig.35 Als Folge
des Ersten Weltkrieges mussten die Schwestern der
christlichen Liebe die Töchterschule aufgeben und
im März 1920 Gutenberg verlassen. Es wurden neue
Ordensschwestern gesucht, die auf Gutenberg nebst
einer Haushaltungsschule eine Waisenanstalt einrich-
ten sollten.36 Die Ordensgemeinschaft der Anbeterin-
nen des Blutes Christi aus Rankweil wurde verpflich-
tet, die Schule aufzubauen und nach spätestens drei
11
Töchter Institut Gutenberg (Fürstentum Liechtenstein).
Bild oben: Das «Wäschhüsle» an der Elgagass. 1924 wurde disku-
tiert, es zu einem Annenhaus umzubauen.
Diese Postkarte aus der Zeit um 1900 zeigt das Töchterinstitut
Gutenberg neben der Ruine der Burg. Unten am Fuss steht das so-
genannte «Wäschhüsle». Dieses wurde im Jahr 1924 zur Nutzung
als Annenhaus vorgeschlagen.
Jahren die Waisenanstalt zu errichten.37 Dazu kam es
leider nicht - zwar bedurfte es einer eigenen, speziell
für Kinder ausgerichteten Anstalt, da der Umgang mit
anderen Insassen von Armen- und Bürgerheimen nicht
geeignet war für die Kinder - allerdings fehlte es den
Gemeinden an finanziellen Mitteln. Ausserdem gab es
insgesamt zu wenige Waisen, für die sich der Bau einer
eigenen Anstalt gelohnt hätte.
Das Thema der Errichtung eines Waisenhauses im
Haus Gutenberg, aber auch das Anliegen zum Bau
eines Balzner Armenhauses, kam im Zuge des Verkaufs
des Gutenbergischen Besitzes des Fürstenhauses an
die Gemeinde Balzers noch einmal auf. Die Regierung
regte 1924 an, das alte Waschhaus [«Wäschhüsle» in
der Elgagass] zu einem Armenhaus umzubauen.
Doch auch keiner dieser Vorschläge wurde realisiert.
Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es
keine landesweite und zentral organisierte Fürsorge-
einrichtung für Kinder und Jugendliche. Mit der Ver-
fassung von 1921 behielt der Staat die Hoheit über das
Armen- und Fürsorgewesen.38 Die professionalisierte
Sozialfürsorge mit einer neuen Gesetzesbasis fasste
erst in den 1960er-Jahren Fuss in Fiechtenstein.39
12
1 Kaiser, Peter: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein
nebst Schilderungen aus Churrätiens Vorzeit. Zweite, ver-
besserte Auflage, besorgt von Büchel, Johann Baptist, Vaduz
1923, S. 391.
2 Büchel, Johann Baptist: Geschichte der Pfarrei Schaan.
In: Jahrbuch des JJistorischen Vereins für das Fürstentum
Liechtenstein, Bd. 27, Vaduz 1927, S. 15-135.
3 Frömmelt, Fabian: Spend. In: Historisches Lexikon des
Fürstentums Liechtenstein (HLFL]. Vaduz, Zürich 2013,
Bd. 2, S. 888.
4 Vgl. Biedermann, Klaus: «Aus Überzeugung, dass er der Ge-
meinde von grossem Nutzen seyn werde». Einbürgerungen
in Liechtenstein im Spannungsfeld von Staat und Gemein-
den 1809-1918. Vaduz, Zürich 2012, hier besonders das Un-
terkapitel «Armen und Armenunterstützung», S. 152-154.
5 Vgl. Frömmelt, Fabian: Spend (wie Anmerkung 3].
6 Landesgesetzblatt (LGBL] 1864, Nr. 4, Gemeindegesetz,
24. Mai 1864.
7 Dazu grundlegend: Biedermann, Klaus: Einbürgerungen (wie
Anmerkung 4].
8 LGBL 1869, Nr. 10: Armengesetz, 11. Dezember 1869,
§ 1-8.
9 Vgl. ebenda, § 30.
10 Vgl. LI LA RF 318/91, Aktenbündel zur Genossenschaft für
sozial-psychiatrische Betreuung, Gründung, Bericht: Reor-
ganisation der Bürgerheime im Fürstentum Liechtenstein.
Information anlässlich der Vorsteherkonferenz vom
5. September 1973 von Westmeyer und Ospelt, S. 1.
11 Frick, Julia: Bürgerheime (Armenhäuser). In: HLFL, Bd. 1,
S. 132.
12 Ebenda.
13 Vgl. Armengesetz (wie Anmerkung 8], § 16-19.
14 Vgl. Westmeyer, Die Neugestaltung der Bürgerheime, S. 1
(wie Anmerkung 10].
15 Vgl. LI LA RE 1869/0308: Balzers - wollen ein Armenhaus
errichten, 29. März 1869.
16 LI LA RE 1878/0900: Balzers - Armenhauserrichtung,
29. Juli 1878.
17 Ebenda.
18 Vgl. LI La RE 1879/1757: Balzers, Armenhausangelegenheit,
30. Dezember 1879.
19 LI LA RE 1880/0103: Balzers - Armenhausfrage, 16. Januar
1880.
20 Vgl. LI LA RE 1881/0685: Balzers - Armenhausangelegen-
heit, 11. Mai 1881.
21 LI LA RF 1886/1111: Balzers, Armenhausbau, 20. Juli 1886.
22 Ebenda. Das hier zitierte Schreiben ist vom neuen Gemein-
devorsteher Christian Brunhart sowie von Gemeinderat
Josef Kaufmann unterzeichnet.
23 LI LA RF 1887/0077: Armenhausvertrag 26. Januar 1887.
24 LI LA RF 1888/0696 Balzers: Armenhausankauf, 19. Mai
1888.
25 LI LA RF 1888/0697: Erlass Armenhausankauf, 19. Mai
1888.
26 LI LA RF 1919/3008: Balzers, Armenhausprojekt, 9. August
1919.
27 Vgl. ebenda, Bericht der Regierung vom 22. Juni 1919.
28 Vgl. Gemeindearchiv Balzers (GAB], 5 01/4: Soziale Für-
sorge Nr. 1, 9/100-S 1-8. Brief der Gemeindevorstehung
Triesen an den Balzner Gemeinderat vom 3. Januar 1911.
29 Ebenda.
30 LI LA RF 1919/3008: Balzers, Armenhausprojekt, Bauzu-
stand der Alten Schule in Mäls, Bericht von Joseph Ospelt,
24. Juli 1919.
31 Vgl. ebenda: Schreiben von Gabriel Hiener an die Regierung
vom 9. August 1919.
32 Vgl. ebenda: Stellungnahme der Regierung vom 16. Juli
1919.
33 LI LA RF 1887/1299: Waisenanstalt Bendern, Landtagsbe-
schluss vom 1. August 1887.
34 Vgl. Kaiser, Peter: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein
(wie Anmerkung 1], S. 582.
35 Vgl. Mäder, Eduard: Gutenberg (Lyzeum, Bildungshaus].
In: HLFL, Bd. 1, S. 321.
36 LI LA RE 1920/1062: Waisenanstalt Gutenberg. Schreiben
der Schwestern der christlichen Liebe vom 5. März 1920,
Schreiben der Regierung an die Gemeinden vom 17. Juni
1920.
37 Vgl. ebenda: Schreiben der Regierung an die Ordens-
schwestern der Anbeterinnen des Blutes Christi vom
11. September 1920. Der Orden errichte dann 1934 bis
1935 das Kloster in Schaan.
38 Vgl. Art. 25 der Verfassung von 1921.
39 Siehe dazu ausführlich Nipp, Manuela: Die Entwicklung der
Jugendfürsorge in Liechtenstein von 1930 bis 1970 mit be-
sonderer Berücksichtigung der Sozialhilfe und der behördli-
chen Versorgung. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für
das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 115, Vaduz 2016,
S. 33-76.
13
Eisenbahnprojekt,
VAD UZ-RAGAZ- LAND 0 UART.
Beilage zum Konzessionsges
UEBERSICHTSKARTE
1 :10'0000
Das 1905 eingereichte Konzessionsgesuch für eine Schmalspur-
bahn zwischen Schaan und Landquart sah eine Streckenführung
über Balzers nach Mals vor.
14
Heinz Schild
Als die SBB Liechtenstein aufs Abstellgleis stellten
Gross waren die Hoffnungen im Fürstentum Liech-
tenstein: Das 1905 vorgestellte Projekt einer Schmal-
spurlinie, als Verlängerung der Rhätischen Bahn von
Landquart über Maienfeld-Bad Ragaz-Balzers-Vaduz
nach Schaan, bis an die Grenze Vorarlbergs, sollte dem
Land in schwieriger Zeit endlich den lange erhofften
wirtschaftlichen Aufschwung bringen und zum Rück-
grat des Liechtensteiner Verkehrsnetzes werden. In
Bern hatte der Bundesrat bereits seine Zustimmung
gegeben, doch die Intervention der Schweizerischen
Bundesbahnen machte alles zunichte und wirkte wie
ein Schlag ins Gesicht. Diplomatischer ausgedrückt:
Es war ein unfreundlicher Akt der Schweiz gegenüber
dem kleinen Nachbarstaat.
Der Vorgang ist in der Schweizer Verkehrsgeschichte
einmalig. Da wird dem Parlament die bundesrätliche
Vorlage zum Bau einer neuen, attraktiven Schmalspur-
linie präsentiert. Doch bevor diese von National- und
Ständerat verabschiedet werden kann, interveniert die
SBB-Generaldirektion an höchster Stelle. Sie forderte
nicht nur eine Neubeurteilung der Situation, sondern
bekämpft das Projekt mit allen Mitteln - erfolgreich.
Die Bundesbahnen, so die Befürchtung, würden durch
den Bau der Schmalspurlinie auf der seit 1858 be-
stehenden Normalspurstrecke Chur-Sargans-Buchs-
Rheineck massive Betriebsverluste einfahren. Zudem
gelte es als sicher, dass die Österreichischen Staats-
bahnen die Situation «gründlich ausnützen würden»,
indem die Touristenströme aus Österreich und
Deutschland in Feldkirch, in Umgehung der SBB, über
diese neue Linie der Rhätischen Bahn direkt ins Bünd-
nerland gelenkt würden.
Kleinliches Hickhack
Die Initianten mit Theophil Sprecher von Bernegg an
der Spitze, Verwaltungsratspräsident der Rhätischen
Bahn, Oberstkorpskommandant und nachmaliger Ge-
neralstabschef der Schweizer Armee, bissen auf Gra-
nit. Nur ein paar Wochen nachdem das Konzessions-
gesuch von 1905 Bern erreicht hatte, stiegen die ersten
St. Galler Lokalpolitiker auf die Barrikaden. Ständerat
Johannes Geel und Gemeindevertreter aus Sargans,
Meis und Vilters ersuchten den Bundesrat «energisch
gegen das Projekt Stellung zu nehmen».1 Umgekehrt
zeigten vor allem die Hoteliers aus Bad Ragaz [SG]
grosses Interesse am Projekt. Auch die Bündner Regie-
rung befürwortete die «Verlängerung der Rhätischen
Bahn nach Liechtenstein und eventuell bis Feldkirch»
umgehend.
St. Galler Regierung für Ablehnung
Auch die St. Galler Kantonsregierung fürchtete die en-
net-rheinische Konkurrenz. Die projektierte Bahnlinie
werde «ohne Zweifel einen bedeutenden Lokalverkehr auf
dem rechten Rheinufer ins Lehen rufen [...] infolge der
leichteren Möglichkeit zur Bildung besserer und öfterer
Zugsverbindungen».2 Allerdings: Genau diese «leichteren
Möglichkeiten und besseren Zugsverbindungen» dien-
ten, zusammen mit der idealen Erschliessung ganzer
Talschaften, beim Bund und bei den Kantonen bis
anhin immer als Hauptargumente für eine Konzes-
sionierung der vorliegenden Gesuche. Um das Pro-
jekt nicht zu gefährden, änderten die Initianten ihre
Pläne. Sie streckten die Linie und verzichteten auf den
Einbezug des auf St. Galler Kantonsgebiet liegenden
Kur- und Badeortes Bad Ragaz. Urplötzlich kehrte der
Wind. Diese höchst unerwartete Entwicklung schreck-
te St. Gallen plötzlich auf. Prompt stimmte nun der
Regierungsrat dem Bauvorhaben hastig zu und knüpf-
te die Konzession zugleich an die Bedingung, «dass alle
Züge, ohne Ausnahme, welche Personen befördern, nach
Ragaz geführt werden müssen [.. J.»3
15
Unnachgiebige SBB
Es blieb aber bei der Frontalopposition der SBB. Wenn
es sich nur um eine Fortsetzung der Rhätischen Bahn
handeln würde, könnten die Bundesbahnen darauf ver-
zichten, gegen das Projekt Stellung zu nehmen, hielt
SBB-Generaldirektor Plazid Weissenbach in der Ver-
nehmlassungsantwort am 23. Juni 1905 fest. fJier aber
handle es sich um eine internationale Finie. Gefährlich
sei primär «die Erstellung einer direkten Verbindung mit
dem Bodensee und weiter nach Süddeutschland, unter
Umgehung der Bundesbahnen und der Schweiz».4 Die
Stellung der SBB gegenüber ausländischen Bahnen
werde mit dieser Konkurrenzlinie erheblich erschwert.
Die SBB ersuchten das Eisenbahndepartement zuhan-
den der Bundesversammlung, die Ablehnung dieses
Konzessionsgesuchs zu beantragen.
«Unbegreiflich, kleinlich, engherzig»
In einem zwölfseitigen Brief zeigte sich das siebenköp-
fige Initiativkomitee erstaunt über die harsche SBB-Re-
aktion: Es gehe darum, diese Konzessionsbewerbung
«nicht nach kleinlichen, engherzigen Rücksichten» zu be-
urteilen, «sondern nach weit ausschauenden, das Ganze
und längere Zeiträume umfassenden Gesichtspunkten.
Wenn wir solche bei der Generaldirektion der SBB nicht
finden, so suchen wir sie beim hohen Bundesrat und in
der Bundesversammlung».5
Diesem siebenköpfigen Komitee gehörten folgende
Personen an: Theophil Sprecher von Bernegg [Präsi-
dent bis 1907], Kantonsrat Fridolin Simon, Mitbesit-
zer des Grand-fJotel Quellenhof in Bad Ragaz, Land-
ammann Paul Tanner aus Maienfeld, Regierungsrat
Theophil Marugg aus Fläsch, Ingenieur Elans von Gu-
gelberg aus Maienfeld [Präsident ab 1907], Gemein-
deammann Bernhard Rist aus Ragaz sowie Gemeinde-
rat Josef Bonifaz Riederer, ebenfalls aus Ragaz.
Das Komitee betonte nochmals eindringlich, beim
vorliegenden Projekt handle es sich um eine schmal-
spurige Fokalbahn. Einzig die SBB-Strecke Sargans-
Buchs könne als internationale Verkehrslinie gelten:
«Hier verkehren die Schnellzüge Paris-Wien». Der Ein-
fluss des internationalen Reiseverkehrs auf die geplan-
te Schmalspurbahn wurde von den Initianten als der-
art marginal betrachtet, dass sie diesen nicht einmal in
ihre Finanzberechnungen eingeplant hatten.
Bundesrat schützte SBB-Interessen
Die Replik der SBB auf diese Eingabe folgte prompt
und bissig. Man halte an den Erklärungen vom 23. Juni
1905 fest. Wie üblich, wurden die beteiligten Kreise
[Bundesrat, Konzessionsbewerber, Kantone] jeweils
gegenseitig mit Kopien informiert. Weil es noch keine
anderen Vervielfältigungsmöglichkeiten gab, mussten
diese Briefe jeweils mit Schreibmaschine und vor der
Jahrhundertwende noch immer mit Feder und Tinte
peinlich genau vervielfacht werden.
Besonders pikant: Im Eisenbahndepartement kürzte,
respektive schönte man die SBB-Replik, indem her-
abwürdigende Passagen gegenüber Österreich und der
Rhätischen Bahn in den Kopien weggelassen wurden.
Liechtensteins starke Argumente
In einem 16-seitigen Memorandum, überschrieben
mit «Pro memoria», sprach sich die Liechtensteini-
sche Regierung am 16. Januar 1906 mit Nachdruck
für den Bau der Schmalspurbahn von Landquart nach
Schaan aus. Die «schon längst lebhaften Bestrebungen,
bessere Verkehrsverbindungen zu erhalten», würden bei
der Umsetzung des Projektes «in befriedigender Weise
verwirklicht». Politisch und taktisch geschickt, wurden
aber nicht die Vorteile für das Fürstentum, sondern j ene
für die Schweiz hervorgehoben. Kritik fehlte trotzdem
nicht. So habe die SBB-Generaldirektion «offenbar
ausser Betracht gelassen, dass der Fremdenverkehr in
der Schweiz gerade wegen der vielen Konkurrenzlinien
eine so bedeutende Ausdehnung erfahren hat.» Und
weiter: «Durch den Ausbau der Rhätischen Bahn nach
Davos und nach dem Engadin erhielt die Rheintallinie
der Bundesbahnen einen sehr erheblichen und ihr
vorteilhaften Zufluss. Und nun, wo es sich darum
handelt, der Rhätischen Bahn durch Ermöglichung des
Anschlusses an die österreichischen Staatsbahnen in
Schaan die Gelegenheit zu einer vorteilhaften Entwicklung
zu eröffnen, sind es gerade die Bundesbahnen, welche
einen solchen Vorteil zu verhindern suchen».
Auch die St. Gaffer Exekutive kam nicht ohne Kritik
davon: Lakonisch stellte die fürstliche Regierung fest:
«Die Motive der Beschlussfassung des Regierungsrates in
St. Gallen stehen auf sehr schwachen Füssen». In Liech-
tenstein war man überzeugt, dass die projektierte Bahn
schweizerische Interessen nicht benachteilige, sondern
geradezu fördere. Das Liechtensteiner Memorandum
endete mit deutlichen Worten:
16
«Die Verweigerung der [...] Konzession könnte daher nur
als ein Akt ganz besonderer Unfreundlichkeit gegenüber
dem kleinen Fürstentum, welches mit den schweizerischen
Nachbarn stets in bestem Einvernehmen stand, welchem
aber trotz alldem ein Aufschwung missgönnt wird, ange-
sehen werden.»6
Bundesrat Zemp unterstützte das Projekt
Nach wie vor hielten die Beamten und Ingenieure im
Eisenbahndepartement an einer SBB-konformen Hal-
tung fest: «Der Zweck der Linie ist weniger dem Lokalver-
kehr zu dienen, als der Rhätischen Bahn einen direkten
Anschlusspunkt an ausländische Linien zu verschaffen.»7
Das Projekt wurde zur Chefsache. Man einigte sich
darauf, «diesen Streitpunkt dem Entscheide des Herrn
Departementvorstehers vorzulegen».8 Interessanterwei-
se entschied Bundesrat Josef Zemp auf <Nebenbahn>,
«da diese vorwiegend lokalen Bedürfnissen zu dienen
bestimmt sei.» Zemp überging damit die zuständigen
Chefbeamten im Eisenbahndepartement und liess sich
auch vom SBB-Verwaltungsrat nicht einbinden.
Wirtschaftsmotor für Liechtenstein
Mit der Botschaft an das Parlament vom 16. April 1907
empfahl der Bundesrat die Erteilung der Konzession,
und das Liechtensteiner Volksblatt) kommentierte am
31. Mai 1907 hoffnungsvoll:
«Wir Liechtensteiner begrüssen es, dass der Bundesrat
und die beiden Kantonsregierungen (SG und GR] nicht
den geschäftlichen Standpunkt der Bundesbahnen ein-
nahmen, sondern im Sinne einer richtigen Verkehrsrai-
son und Staatsraison ihre dem Frojekte zustimmenden
Beschlüsse fassten [...] Die Zustimmung der Bundesver-
sammlung wird in der Hauptsache schweizerischen Inter-
essen - der Kanton Graubünden, die rhätischen Bahnen
und der Kurort Ragaz gehören in diese Interessensphä-
re - nützen, daneben aber in freundnachbarlicher Weise
dem kleinen Nachbarland Liechtenstein ermöglichen, aus
seiner Isolierung etwas herauszutreten und seinen Ver-
kehr zu verbessern.»
Die Hoffnung keimte bereits 1881
Liechtenstein kämpfte bis anfangs des 20. Jahrhun-
derts mit grossen ökonomischen Problemen. Politisch
seit 1806 ein souveräner Staat, wirtschaftlich seit 1852
durch einen Zollvertrag mit dem Kaiserreich Öster-
reich-Ungarn verbunden, suchte es als kleines Agrar-
und Textilindustrieland die Infrastruktur und damit
die Wirtschaft zu fördern. Eine das ganze Fürstentum
durchziehende Schmalspurlinie hätte dem Land tat-
sächlich jene bedeutenden Infrastrukturverbesserun-
gen gebracht, für die es bereits Jahrzehnte zuvor ge-
kämpft hatte.
So gelangte das «Eisenbahn-Comite Vaduz» am 26.
Juni 1881 mit einer Petition an den «Hohen Landtag»,
betreffend die Verlängerung der Eisenbahn von Schaan
über Balzers nach Sargans. Der Landesausschuss solle
«mit dem Vorarlberger Landtage zu geeigneter Zeit sich
ins Benehmen zu setzen, damit dieser beim österr. Han-
delsministerium die bezüglichen Verhandlungen einleite
u. dass der Landesausschuss überhaupt zur Förderung
dieses Projektes in Aktion trete.»9
Unterschrieben war der Vorstoss von den Herren G.
Arbenz, Dr. Albert Schädler, Xaver Bargetze, Anton
Real, Ingenieur Carl Schädler, Dr. Rudolf Schädler
und Job. A. Amann. Es sei, so glaubten damals diese
Pioniere, «nach unseren bisherigen Informationen eine
Behinderung von Seite der Schweiz und namentlich der
Vereinigten Schweizerbahnen nicht zu befürchten».10
Wie dramatisch die ökonomische Situation Liechten-
steins damals war, unterstreicht eine weitere Passage:
«Für unser Land würde die Erstellung dieser durch das
ganze Fürstenthum führenden Verkehrswege unzweifelhaft
von grossem Nutzen und in Anbetracht der hiesigen
sehr gedrückten Lage, der exorbitanten Besteuerung und
besonders auch der grossen Verdienstlosigkeit ein äusserst
wichtiges Mittel [sein], den gesunkenen Volkswohlstand
in gesunder und dauernder Weise zu heben.»11
Das Bahnprojekt sei für das Land zur existentiellen
Lebensfrage geworden.
Trotz Fleiss und Sparsamkeit verarmt
Ebenfalls 1881 schilderte das Liechtensteiner Volks-
blatt) die kritische ökonomische Situation im Fürs-
tentum, dies im Zusammenhang mit dem in Wien be-
schlossenen Bau einer Arlberg-Bahn:
«Der Bevölkerung unseres Landes mangelt es hauptsäch-
lich an lohnender Beschäftigung in der Heimat, und wie-
derholte Missernten haben schwere Notstände hervorge-
rufen. Eine dauernde Verbesserung der wirtschaftlichen
Verhältnisse ist aber nur durch den Bau dieser Bahn zu
erhoffen [...] Der Bahnbau bringt uns Verdienst, indem
unsere Arbeitskräfte Verwendung finden. Die Bahn selbst
ist nach ihrer Inbetriebsetzung im Stande die einheimi-
17
Nicht realisierte Bahnverbindung: Detailansicht der Streckenfüh- sehe Industrie zu heben. Es werden ferner die bestehenden
rung zwischen Balzers und Landquart. Wasserkräfte an Wert gewinnen und somit neue indus-
trielle Anlagen geschaffen werden. Nur auf diesem Wege
kann der fleissigen, aber infolge übermässiger Steueran-
strengungen arm gewordenen Bevölkerung Arbeit und
Brot verschafft werden.»
Eine jahrelange Reihe von Missernten habe dazu ge-
führt die heutige Notlage zu schaffen: «Die Jetztzeit
zeigt uns das unerfreuliche Bild der Verdienstlosigkeit,
und wir finden es leider auch in der Schweiz. Dieser Staat
war hauptsächlich der Verdienstort unserer Arbeiter. Jetzt
ist diese Quelle auch verstopft. Noch ein neues Fehljahr -
dann steht noch vielen der Ruin bevor, und um das Letzte
zu retten, bleibt ihnen nur noch, wie dieses Jahr schon man-
chen unserer Landsleute, der Weg nach Amerika offen.»12
18
i
Kilometer
gans, dem Knotenpunkte der Vereinigten Schweizer Bah-
nen [wurde 1902 in die SBB fusioniert; Anm. d. Red.],
angeschlossen würde. Durch die Ausführung dieses Pro-
jekts würde die Arlbergbahn ihren Verkehr 16 Kilome-
ter (Schaan-Vaduz-Sargans) weiter auf ihrem eigenen
Bahnnetze festhalten und zudem einen namhaften Zu-
wachs an Personenverkehr für die jetzige Vorarlberger
Bahn (Feldkirch-Bregenz) gewinnen.»
Wenn schliesslich die Kosten für die Verlegung der
Bahnlinie und des Bahnhofs in Buchs in Betracht ge-
zogen würden, «so dürfte der Anschluss in Sargans im
österreichischen Interesse nicht minder wie in jenem des
internationalen Verkehrs gelegen erscheinen.»13
Weil die vom österreichischen Handelsminister ver-
sprochene Expertise noch immer nicht erstellt worden
war, wandte sich das 1881 gebildete Liechtensteiner
Eisenbahnkomitee an den Landesfürsten:
«Der Landtag richtet daher an Seine Durchlaucht unseren
Landesfürsten die inständige Bitte: Plöchstderselbe wolle
in landesväterlicher Fluid seinen mächtigen Einfluss zum
Wähle seines Landes leihen und unter den obwaltenden
Umständen insbesonders dahin verwenden, dass
zuvörderst eine genaue technische Expertise des genannten
Projektes von Seite der österreichischen Regierung zu
Stande komme.»14
Aber auch Fürst Johann II. vermochte das Blatt nicht
zu wenden. Das Fürstentum war nicht in der Lage,
seinen Anteil an die die Baukosten zu übernehmen,
ebenso wie die Arlbergbahn nicht willens gewesen ist,
die zusätzlichen rund 16 Kilometer alleine zu finanzie-
ren. Die Arlbergbahn wurde am 20. September 1884
durch Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet.
Grosse Hoffnungen in den 1880er-Jahren
Die 1880 begonnenen Arbeiten an der Arlbergbahn
wurden zum Hoffnungsanker, umso mehr als der Plan
kursierte, die Arlbergstrecke nicht in Buchs, sondern
in Sargans ans Schweizer Bahnnetz anzubinden. Das
Liechtensteiner Volksblatt) zitierte die Wiener <Pres-
se> vom 22. Februar 1882: Der Anschluss der Vorarl-
bergbahn an das Schweizer Schienennetz in Buchs sei
verfehlt:
«Derselbe erfolgt in einer Kurve nach Norden, während
die Hauptverkehrsrichtung nach dem südlichen
Knotenpunkte Sargans geht [...] Ganz anders und zum
Vorteile der Arlbergbahn würde die Sachlage, wenn die
Bahnlinie von Schaan am rechten Rhein-Ufer bis zum
Fusse der Luziensteig weitergeführt und von da in Sar-
Begehung der geplanten Strecke
Kehren wir zurück zu den Plänen der Rhätischen Bahn
von 1905: Die SBB-Generaldirektion wollte den bun-
desrätlichen Entscheid in Sachen <Nebenbahn> partout
nicht akzeptieren. Nach dem Lobbying der Bundes-
bahn-Vertreter wurde die Vorlage Schmalspurbahn
Landquart-Schaan> 1907, noch während der laufen-
den Sommer-Session, kurzfristig zurückgezogen - wie
es offiziell hiess fbehufs Aktenvervollständigung). Es
müsse noch ermittelt werden, wie viel Verkehr durch
die angestrebte internationale Verbindung Bregenz-
Feldkirch-Schaan-Landquart[-Chur] der SBB-Rhein-
tallinie St. Margrethen-Chur entzogen werde.
Statt einer Zustimmung zur Vorlage, wie das Eisen-
bahndepartement zuerst entschieden hatte, wurde auf
19
den 29. August 1907 eine Besichtigung der geplanten
Bahnlinie angesetzt. An dieser <kommissionellen Be-
gehung) nahmen unter Führung von Bundesrat Josef
Zemp insgesamt 32 Personen teil, darunter SBB-Ge-
neraldirektor Plazid Weissenbach, Vertreter der Eisen-
bahnkommissionen sowie der Kantone Graubünden
und St. Gallen und natürlich die Konzessionsbewerber.
Aus heutiger Sicht besonders brisant: Es brauchte die
Intervention des österreichischen Gesandten in Bern,
um zu erreichen, dass das Eisenbahndepartement für
diesen wichtigen Augenschein nachträglich auch die
Repräsentanten des Fürstentums Liechtenstein einlud.
Die Fürstlich Liechtensteinische Regierung wurde ver-
treten durch:
1. Karl von In der Maur, Chef der fürstlichen Regierung
2. Ingenieur Gabriel tiiener, fürstlicher Landestechniker
3. Dr. Albert Schädler, Obmann des Initiativkomitees
für die Bahn Landesgrenze-Schaan und Vorsitzender
des Liechtensteinischen Landesausschusses
4. Realitätenbesitzer und Ingenieur Karl Schädler,
Mitglied des Initiativkomitees.
Hoher Besuch auch in Balzers
Im Mittelpunkt dieser Begehung [zu Fuss und mit
Kutschen] stand Bundesrat Zemp. Der Chef des Post-
und Eisenbahndepartementes wollte sich vor Ort über
die Konkurrenz-Situation SBB-RhB durch die Bun-
desbahn-Vertreter überzeugen lassen.
Das Programm für die «Augenscheins-Reise der Eisen-
bahnkommission beider Räte betr. Landquart-Landes-
grenze[-Schaan]» war klar strukturiert und auf zwei
Tage im Spätsommer 1907 angesetzt:
• «Abfahrt des Zuges in Zürich: Mittwoch, 28. August
1907, um 5:13 Uhr [1]
• Eintreffen in Ragaz [1937 in Bad Ragaz umbenannt]:
8:16 Uhr.
• Anschliessend begibt man sich in das Hotel <Quel-
lenhoh.
• Am Donnerstagmorgen Fahrt per Wagen von Ragaz
nach Landquart, retour über Maienfeld nach Fläsch.
10 Uhr ca. Ankunft in Fläsch, dort kleiner Imbiss.
• Von Fläsch um das Ellhorn bis Balzers zu Fuss. Dann
«per Wagen weiter über Vaduz nach Schaan und re-
tour nach Vaduz. Mittagessen in Vaduz und Schluss
des Augenscheines».
Den Nachbarn nicht als Luft behandeln
Nach wie vor waren die Erwartungen und Hoffnungen
gross im Fürstentum, die Enttäuschung über die Hal-
tung der Schweiz umso bedeutender. Das Liechten-
steiner Volksblatt) kommentierte bereits am 26. Januar
1906, also noch vor der bundesrätlichen Kehrtwende:
«Es ist zu hoffen, dass der Bundesrat und die
Nationalversammlung nicht den engen geschäftlichen
Standpunkt der Bundesbahnen einnehmen, sondern
sich im allgemeinen Verkehrsinteresse von höheren und
moderneren Gesichtspunkten leiten lassen werden [...]
Endlich müsste es offenbar als ein Akt der Unfreundlichkeit
gegen das benachbarte kleine Liechtenstein aufgefasst
werden, wenn uns durch eine ablehnende Entschliessung
der Schweiz die noch einzig bestehende Möglichkeit, eine
Eisenbahn zu bekommen, vereitelt würde».
Der Kommentator schloss mit der Hoffnung, dass sich
die Schweizer Politik weitherzig zeige «und das klei-
ne Land, welches als friedlicher Nachbar bisher stets die
besten Beziehungen zur Schweiz unterhalten hat, nicht als
Luft behandle».
Der bundesrätliche Rückzug
Kein halbes Jahr nach der positiven Beurteilung des
Konzessionsgesuches erfolgte die offizielle Kehrtwen-
de in Bern.
Es wurde mit harten Bandagen gekämpft. Zur Wah-
rung ihrer berechtigten und ganz erheblichen Inter-
essen gebe es «kein anderes wirksameres Mittel, als die
Verweigerung der Konzession für eine Linie Landquart-
Schaan».15
In der überarbeiteten Botschaft des Bundesrates vom
19. November 1907 an das Parlament hiess es nun:
«Aus den sehr einlässlichen Erhellungen der General-
direktion der schweizerischen Bundesbahnen geht hervor,
dass die projektierte Linie in erheblichem Masse auch
dem Durchgangsverkehr zu dienen bestimmt wäre. Der
infolge dieser Konkurrenz sich ergebende Einnahmenaus-
fall wird von der Generaldirektion auf das Jahr 1910
berechnet und auf Fr. 460'000 angegeben [...] Wenn wir
mit Botschaft vom 16. April 1907 die Erteilung der Kon-
zession beantragt haben, so geschah es hauptsächlich aus
dem Grunde, weil wir dem Charakter der projektierten
Linie Schaan-Landquart hauptsächlich lokalen Cha-
rakter beimassen und weil die Gemeinden Landquart,
Jenins, Maienfeld, Ragaz und Fläsch ein Interesse an der
Verwirklichung dieses Projektes hatten. Allein der diesen
Gemeinden erwachsende Vorteil würde mehr als aufge-
20
wogen durch die erheblichen Nachteile, welche die projek-
tierte Linie den Schweizerischen Bundesbahnen bringen
würde.
Wir kommen daher auf unseren Antrag vom 16. April
1907 zurück und empfehlen Ihnen, auf das Konzessions-
gesuch nicht einzutreten.»16
Wurde Bundesrat Josef Zemp genötigt?
Ob die Begehung der Strecke im August 1907 den
Bundesrat zur Kehrtwende veranlasst hat, ist un-
bekannt. Ausser Zweifel steht: Der Chef des Eidg.
Post- und Eisenbahndepartementes, Bundesrat Josef
Zemp [katholisch-konservativ], der erste Mann in
der Landesregierung, der nicht dem Freisinn angehör-
te, wurde offensichtlich derart hart bedrängt, dass er
schliesslich kapitulierte und die Parlaments-Vorlage
überarbeiten liess. Das ist deshalb bemerkenswert,
weil der im Volk populäre Zemp als Wegbereiter
der Eisenbahn-Verstaatlichung [SBB] gilt. Die Sache
setzte ihm gesundheitlich zu. Am 17. Juni 1908 trat
er zurück, am 8. Dezember 1908 starb Josef Zemp,
Jahrzehnte vor der Elektrifizierung: Die Arlbergbahn auf der
Strecke zwischen Buchs und Feldkirch, um 1890.
74-jährig, in Bern. Der Ehstoriker Urs Altermatt wür-
digt ihn als «eine Symbolfigur für die politische Integrati-
on und Gleichberechtigung». Zeitgenössische Stimmen
attestierten ihm «Charaktereigenschaften wie Loyalität,
Geradlinigkeit und Durchsetzungswillen», womit er
grosse «überparteiliche Anerkennung genoss».17
Sein Platz im Eidgenössischen Post- und Eisenbahnde-
partement wurde im August 1908 vom Zürcher Lud-
wig Forrer [FDP] eingenommen.
21
Projekt Schaan-Vaduz-Ragaz-Landquart19
Konzessionsgesuch 26. April 1905 Erste Fassung: Gesuch für die Bundeskonzession zum Bauund Betrieb einer Eisenbahn mit Meterspur von der Schweiz.-Liechtensteinischen Grenze am «Ellhorn» über Fläsch-Ragaz-Maienfeld nach Landquart».
Konzession 1. Botschaft des Bundesrats vom 16. April 1907: Positive Beurteilung des Eisenbahndepartements mit An- trag auf Konzessionierung. Überarbeitete Botschaft vom 19. November 1907: Ableh- nender Antrag an das Parlament. Konzession von National- und Ständerrat verweigert.
Konzessionsbewerber - Oberst Theophil Sprecher von Bernegg, Präsident, 1905-1919 Generalstabschef - Fridolin Simon, Kantonsrat, Mitbesitzer Grand-Hotel Quellenhof, Ragaz - Paul Tanner, Landammann, Maienfeld - Thomas Marugg, Regierungsrat (1894-1899), Flasch - Hans von Gugelberg, Ingenieur, Zürich und Maienfeld, erster Kommandant der Schweizer Ballon-Kompagnie - Bernhard Rist, Gemeindeammann, Ragaz - Josef Bonifaz Riederer, Gemeinderat, Ragaz
Nach der Wahl zum Generalstabschef trat Sprecher 1906 zurück. Er wurde von Ingenieur Hans von Gugelberg, Zü- rich, und dem St.Galler Kantonsrat Fridolin Simon, Eigen- tümer der Kuranstalten Bad Ragaz / Pfäfers, abgelöst.
Projektverfasser Ingenieurbüro Kürsteiner, St. Gallen
Streckenlänge 27,9 km (davon 12,2 km in der Schweiz)
Stationen Schaan (FL) km 00,0 Ragaz (SG) km 21,2 Vaduz (FL) km 03,9 Maienfeld (GR) km 23,4 Triesen (FL) km 07,2 Jenins (GR) km 25,4 Balzers (FL) km 12,6 Landquart (GR) km 27,9 Flasch (GR) km 19,0
Spurweite 100 cm
Max. Steigung 12 Promille
Min. Radius 120 m
Betriebssystem Elektrisch
Sitz der Gesellschaft Chur
Fahrtaxen Schaan-(Bad) Ragaz 2. Klasse CHF 2.65 Schaan-Chur 2. Klasse CHF 5.20
Kosten CHF 3,717 Mio. (134 000 pro km) CHF 1,737 Mio. für schweizerisches Gebiet CHF 1,980 Mio. für den liechtensteinischen Teil
22
Der Erste Weltkrieg als Projektkiller
War es Hoffnung oder Resignation? Der einflussreiche
Liechtensteiner Politiker Dr. Albert Schädler, Obmann
des Initiativkomitees für die Bahn Landesgrenze-Schaan,
stellte 1912 in seinem Bericht über <Die Tätigkeit des
Liechtensteinischen Landtages) lakonisch und ernüch-
tert fest:
«Unser Verkehrswesen, das, soweit es sich um Strassen-
und Weganlagen handelt, mustergültig ist, hat leider einen
noch sehr fühlbaren Mangel, es fehlt uns eine Eisenbahn
durch das Oberland.»
Noch hofften die Schweizer und Liechtensteiner Ini-
tianten auf eine einvernehmliche Lösung und setz-
ten auf den neuen Departement-Vorsteher, Bundesrat
Ludwig Forrer. Das Eisenbahndepartement wurde mit
weiteren Berechnungen eingedeckt. Die Antworten
aus Bern liessen allerdings keine Zweifel offen über
die nach wie vor unnachgiebige Haltung der Eisen-
bahn-Abteilung. Man kommt auf Grund des Schrift-
wechsels nicht umhin anzunehmen, das Eisenbahnde-
partement habe in Hinhaltetaktik gemacht. In dieser
Zeitspanne standen wichtige eisenbahnpolitische Pro-
bleme an: Die Lösung der Ostalpenbahnfrage, der Bau
einer zweiten Tunnelröhre durch den Simplon und die
Elektrifizierung des SBB-Netzes. Schliesslich sorgte
der Ausbruch des Ersten Weltkriegs für den endgülti-
gen Marschhalt.
Späte Erkenntnis im Bundesrat
Hätte das Projekt Landquart-Schaan bei anderen poli-
tischen und vor allem bei anderen personellen Konstel-
lationen eine andere Wende genommen? Ausgerechnet
der direkte Nachfolger im Post- und Eisenbahndepar-
tement, Bundesrat Ludwig Forrer, machte 1909 - nur
ein Jahr nach Zemps Rücktritt - in einem <Memorial
zur künftigen Eisenbahnpolitik der Eidgenossenschaft)
unter anderem folgende interessante Bemerkung:
«Eine engere Verbindung des Vorarlbergs und von
Liechtenstein mit der Schweiz ist eisenbahnpolitisch
von entscheidendem Vorteil für uns, indem dadurch das
diesseits des Arlbergs gelegene Stück der Arlbergbahn
in unsere Hand gelangen und das Projekt einer Bahn
auf dem rechten Rheinufer von Landquart-Maienfeld
flussabwärts eine ernsthafte Bedeutung erlangen würde,»18
Quellen
• BAR: Schweizerisches Bundesarchiv Bern: Signaturen E53,
Bd. 615 / 7827 und E1000 /26/ Bd. 2 (Bundesratsakten].
• LI LA: Liechtensteinisches Landesarchiv (Amt für Kultur],
Vaduz: Landtagsakten (LTA] 1907/L 08.
• Liechtensteiner Volksblatt: Siehe Endnoten.
• Neue Zürcher Zeitung: Siehe Endnoten.
Literaturhinweise
• Altermatt, Urs: Die Schweizer Bundesräte. Zürich 1992.
• Attinger, Victor (Hrsg.]: Geographisch-Historisches Lexikon
der Schweiz. Neuenburg 1905.
• Camartin, Iso; Pfeiffer, Peter: Aus den Anfängen der
Rhätischen Bahn. Zürich 2003.
• Historisches Lexikon der Schweiz. Basel 2002 ff.
• Pfister, Christian: Voraussetzungen einer Verkehrsgeschichte.
Basel 2006.
• Schild, Heinz: Visionäre Bahnprojekte. Zürich 2013.
• Wägli, Hans: Schienennetz Schweiz. Zürich 1998.
Anmerkungen
1 «Bahnprojekt Landquart-Ragaz-Schaan und der Kanton
St. Gallen», Hans von Gugelberg, St. Gallen 1905.
2 Bundesarchiv Bern (im Lolgenden: BAR], E 53, Bd. 615/
7827, Vernehmlassungsantwort Landammann und Re-
gierungsrat SG vom 2. Dezember 1905.
3 BAR, E53, Bd. 615 / 7829, Brief vom 23. Oktober 1906.
4 BAR, E53, Bd. 615 / 7827, offizielle SBB-Verlautbarung.
5 BAR, E53, Bd. 615/ 7827, Schreiben vom 18. Oktober
1905.
6 BAR, E53, Bd. 615/ 7829, «Promemoria» vom 17. Januar
1906.
7 BAR, E53, Bd. 615 / 7830, Brief vom 18. März 1907.
8 BAR, E53, Bd. 615/ 7830, Protokoll vom 27. März 1907.
9 Liechtensteinisches Landesarchiv (LI LA], Landtagsakten
(LTA] 1907/L 08.
10 Ebenda.
11 Ebenda.
12 Liechtensteiner Volksblatt, 22. April 1881.
13 Liechtensteiner Volksblatt, 3. März 1882.
14 Liechtensteiner Volksblatt, 29. September 1882.
15 BAR, E53, Bd. 615/ 7832, Vernehmlassungsantwort der
SBB, 17. September 1907.
16 Schweizerischer Bundesrat, Botschaft vom 19 November
1907.
17 Urs Altermatt: Die Schweizer Bundesräte, Zürich 1992,
S. 255 und 258.
18 BAR, E1000/26 / Bd. 2, Bundesratsakten.
19 BAR, E53, Bd. 615/7827, Konzessionsgesuch.
23
Cornel Doswald
Im Schnittpunkt der regionalen Verkehrsbeziehungen:
50 Jahre Rheinbrücke Balzers - Trübbach
Am 23. November 2018 jährt sich die Eröffnung der
Strassenbrücke über den Rhein zwischen Balzers und
Trübbach zum fünfzigsten Mal.1 Das selbstverständ-
lich gewordene, nüchterne Bauwerk, das heute den
Anschluss an die Autobahn, das Erreichen des Ar-
beitsplatzes oder den Einkauf im nächsten Einkaufs-
zentrum sicherstellt, lässt nicht erkennen, dass es nur
den derzeitigen Entwicklungsstand einer viel älteren
und früher ganz anders gestalteten Verbindung bil-
det. Diese hat im 19. Jahrhundert mit dem Anschluss
an die Eisenbahn über eine erste Rheinbrücke Mäls-
Trübbach eine Vorgängerin und mit dem Entstehen
einer leistungsfähigen Fährverbindung nach dem
Ausbau der Schollbergstrasse im Spätmittelalter eine
Grundlage erhalten. Beide wurden vor und nach der
Rheinkorrektion den schwierigen Geländeverhältnis-
sen unterhalb der Rheinbiegung zwischen Ellhorn und
Schollberg abgenötigt. Unsere Leitfrage muss deshalb
lauten: Weshalb entstand hier überhaupt ein Rhein-
übergang, und weshalb hatte er Bestand?
Abb 1: Die südorientierte Übersichtskarte des Zürcher Militärin-
genieurs Johann Ardüser von 1632 demonstriert in eindrückli-
cher Weise die frühneuzeitlichen Verkehrsbeziehungen im Raum
von Schollberg und St. Luzisteig. Das Fahr am Schollberg ist
im unteren Teil des Kartenbilds dargestellt. Die ausgedehnten
Bündner Befestigungen an St. Luzisteig und Fläscherberg wurden
in dieser Form nie ausgeführt.
Verkehrsbeziehungen im oberen Alpenrheintal
Die Entwicklung des Rheinübergangs wurde ebenso
von den lokalen Bedürfnissen wie von den Ansprüchen
des Fernverkehrs beeinflusst. Einen überwiegenden
Einfluss hatte dabei die Entwicklung der Verkehrswe-
ge auf dem linken Rheinufer.
Die rechtsufrige Rheintalstrasse war seit der Römer-
zeit die dominante Fernstrasse durch das Alpenrhein-
tal.2 Dies war der Tatsache zu verdanken, dass sie sich
vom Bodensee bis Chur immer auf derselben Seite des
Flusses halten konnte und ihr mit der St. Luzisteig nur
ein einziger, leicht zu überwindender Pass entgegen-
stand. Im Mittelalter bildete sich auf ihrer Grundlage
mit dem Rodfuhrwesen eine transalpine Transportor-
ganisation vom Bodensee bis an den Alpensüdrand he-
raus. Sie stützte sich auf die lokalen Transportorganisa-
tionen der sogenannten Roden, in Graubünden auch
Porten genannt, die den etappenweisen Transport der
Handelsgüter durchführten und auch für den Strassen-
unterhalt verantwortlich waren. In der frühen Neuzeit
wurden sie durch die schnelleren Strackfuhren er-
gänzt, mit denen Spediteure Güter in einem Zug über
die gesamte Strecke führten, wofür sie eine Abgabe an
die Roden zu leisten hatten.3
Es ist dagegen unwahrscheinlich, dass in römischer
Zeit linksufrig mehr als nur lokale Verbindungswege
durch das teilweise recht dünn besiedelte Gebiet links
des Rheins führten. Eine römische Vorgängerin der
alten Schollbergstrasse liess sich nicht nachweisen. Die
25
Die Wiederherstellung der alten Schollbergstrasse
Die alte Schollbergstrasse verlor ihre Bedeutung ab
Durchgangsstrasse, nachdem 1821 am Fuss des Scholl-
bergs die neue Rheintabtrasse eröffnet worden war Le-
diglich die ab Bewirtschaftungswege genutzten Zufahrten
von Vild und Obertrübbach blieben weitgehend intakt.
Auf den restlichen Strassenflächen sammelte sich Hang-
schutt an, der stellenwebe dichten Beumchs trug. Ein-
zelne Runsen zerschnitten das Trassee oder schütteten
Schwemmkegel auf. Die trocken gemauerten Stützmau-
ern zerfielen vielfach, und die gemörtelte Stützmauer der
Hohwand verlor ihre Brüstung. Schliesslich zerstörten
ausgedehnte Steinbrüche und die Ausbrucharbeiten für
die Reduit-Festung Schollberg vielerorts das Strassentras-
see.
Es bt dem Sarganserländer Lehrer Josef Bärtsch und sei-
nem Geschichtsbewusstsein zu verdanken, dass die alte
Schollbergstrasse dem Vergessen entrissen wurde und nun
durchgehend wiederhergestellt wird. Unterstützt durch
den Werdenberger Lokalhistoriker Otto Ackermann
hat er hartnäckig dafür geworben, die bedeutungsvolle
Strasse wiederherzustellen. Der Wdrtauer Gemeindeprä-
sident Beat Tinner hat schliesslich 2009 das Projekt an
die Hand genommen, sein Amtskollege Jörg Tanner aus
Sargans hat es 2017 vollendet.
Es gibt jetzt ein neues Wandererlebnis zwbchen Sargans
und Trübbach und ein neues Band zwbchen Sarganser-
land und Werdenberg: Wie von einem Balkon überschaut
man von der hohen Stützmauer der alten Strasse die
Sarganser Au und blickt hinüber zum Pizol, gegen Bad
Ragaz und in die Bündner Herrschaft.. Steil geht es dann
aufwärts zum Scheitelpunkt, wo wir auf einer ehemaligen
Ausweichstelle einen Picknickplatz aufgeschüttet haben.
Auf dem schwebenden Stahlsteg überquert man dann
bequem die Steilwand eines früheren Steinbruchs. Dann
kann man in einen lauschigen Waldweg eintauchen, der
von Bunkern der einstigen Festung Schollberg gesäumt
wird. Tief unten liegen Kantonsstrasse, Ebenbahn und
Autobahn, Rhein und Saarkanal, Wiesen und Felder.
Die Geschichte hat dieser Schlüssebtelle des Rheintab
unübersehbare Spuren aufgeprägt..
Wo einst, die so genannte «kleine Hohwand» die Erbauer
der ersten Schollbergstrasse herausforderte, entstand seit
dem 19. Jahrhundert, durch fortgesetzte Steinbruchtätig-
keit eine schroffe Lücke im Strassentrassee. Diese wurde
durch einen beleuchteten Tunnel durch die Felswand
und einen Wanderweg durch das Steinbruchgelände
geschlossen. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Stein-
bruck bt die Alte Schollbergstrasse wieder durchgehend
begehbar. Bereits bt sie ab öffentlicher Weg in den Stras-
senplan der Gemeinden aufgenommen und durch die
St. Goller Wanderwege mit den bekannten gelben Weg-
weisern ausgeschildert.. An ihren Zugängen informieren
Orientierungstafeln bei Vild und Obertrübbach über
Baugeschichte und Restaurierung des Bauwerks, dessen
Bedeutung für den Rheinübergang bei Balzers nicht, zu
unterschätzen ist.6
Felsbarriere des Schollbergs dürfte ein wirksames Ver-
kehrshindernis geblieben sein, bis die Passage in den
Jahren 1490-92 mit einem weitgehend aus dem anste-
henden Fels gebrochenen und mit zahlreichen Stütz-
mauern ausgebauten Fahrweg geöffnet wurde.4 Indem
diese die steile Umgehung des Maziferchopfs über
Matug ersetzte und die zu überwindende Höhendiffe-
renz um rund 200 Höhenmeter verringerte, entstand
erstmals eine verkehrstaugliche fahrbare Verbindung
zwischen Sargans und dem linksufrigen Alpenrheintal
unterhalb des Schollbergs. Dementsprechend hat sich
sich im Mittelalter auch keine linksufrige Transport-
organisation gebildet, die sich auf lokale Fuhrdienste
gestützt hätte. In den Quellen erscheinen nach der
Öffnung der Strasse als wichtigste Benutzer im Fern-
verkehr die Fuhrleute von Rheineck, die den linksrhei-
nischen Warentransport rheinaufwärts durchführten.5
Nach dem Bau der Schollbergstrasse entwickelte sich
die linksufrige Strasse zu einer brauchbaren Alterna-
tive zur rechtsufrigen, ohne dieser den Rang abzulau-
fen - trotz Bemühungen der eidgenössischen Seite,
den Verkehr durch ihr Herrschaftsgebiet zu leiten. Ein
Indiz dafür ist, dass die Gemeinde Ragaz ab 1517 in
ihrer [primär an der Route Zürich-Chur gelegenen]
Sust eine Gebühr für Transitgüter erheben durften, die
über den Schollberg gingen. Diese dürften nach dem
Bau der Tardisbrücke bei Landquart 1529 noch zuge-
nommen haben.7 Da sich die rechtsufrige Strasse auch
nicht immer im besten Zustand befand,8 ist es zumin-
dest möglich, dass bei schlechten Strassenverhältnis-
sen, aber auch in politisch unsicheren Zeiten von der
rechts- auf die linksufrige Strasse ausgewichen wurde.9
Umgekehrt drohten die Rheinecker Fuhrleute gele-
gentlich bei schlechtem Zustand der Schollbergstrasse,
26
ihre Fuhren über die rechtsufrige Strasse zu führen.
Ein einigermassen zeitgemässer Ausbau der rechtsuf-
rigen Landstrasse erfolgte aber in Liechtenstein erst
in den Jahren 1770 bis 1782, nicht ohne vorderöster-
reichischen Druck, nachdem Vorarlberg von 1768 bis
1771 vorangegangen war. Graubünden folgte mit dem
Ausbau der «Deutschen Strasse» in den Jahren von
1782 bis 1788.
Der Bau der Schollbergstrasse eröffnete auch einen leis-
tungsfähigeren neuen Einfuhrweg für das Tiroler Salz,
das bis ins frühe 19. Jahrhundert über den Arlberg nach
Zürich und in die Innerschweiz gebracht wurde.10 Das
Salz [das über die St. Luzisteig ausserdem auch nach
Graubünden eingeführt wurde] scheint das wichtigste
Transportgut der Liechtensteiner Luhrleute gewesen
zu sein. Dabei fiel dem Rheinübergang bei Trübbach
eine Schlüsselrolle zu. Die Zufahrt lief seit jeher über
Mäls; sie wurde auf Drängen der Regierung des Stan-
des Glarus, der werdenbergischen Landesherren, 1793
ebenfalls ausgebaut. Trotzdem soll sie noch 1820 nur
schlecht befahrbar gewesen sein.11 Das lag vermutlich
an der topographischen Tatsache, dass sich die Mälser
Schifflände nicht wie ihr Trübbacher Gegenstück auf
eine gute Landfeste stützen konnte und die Zufahrt
über offenes Schwemmland der Rheinebene führen
musste [vgl. Abb. 2, 3]. Umso wichtiger war es, die Zu-
fahrt bei gefrorenem Boden befahren zu können, was
sicher das Interesse an der Winterbrücke bei Trübbach
begründet hat.
Wie die Einrichtung einer Sust in Trübbach,12 der Tarif
der Lähre von 165413 und die mehrfach erwähnte, fahr-
bare Winterbrücke14 zeigen, hatte wahrscheinlich der
fern verkehr bis ins frühe 19. Jahrhundert einen grös-
seren Einfluss als die lokalen Bedürfnisse. So erwähnt
der Tarif neben Heu- und Streuefudern und Vieh,
die eher dem lokalen Bedarf entsprachen, unter an-
derem ausdrücklich vierspännige Wagen, zweiachsige
fuhrwerke, Mühlsteine, Salzfässer und Ladungen mit
Kaufmannsware, die übergesetzt wurden oder über die
Rheinbrücke oder durch die Rheinfurten geführt wur-
den. für die Einheimischen bestand der hauptsächlich
Nutzen der Lähre wohl im Zugang zum Sarganser
Markt, bildete das Städtchen doch den nächstgelege-
nen Marktort, auch wenn es an Bedeutung hinter feld-
kirch und Chur zurückstand.
Erst im 19. Jahrhundert begann eine Verkehrsverla-
gerung vom rechten auf das linke Rheinufer, welche
das Interesse der Balzner an der Existenz eines dauer-
haften und leistungsfähigen Rheinübergangs vertiefte.
1821 wurde die sanktgallische Rheintalstrasse, eine
voll ausgebaute Chaussée, mit der neuen, dem Rhein-
ufer folgenden Schollbergstrasse eröffnet. 1858 folgte
die Eröffnung der Eisenbahnlinie Chur-Rheineck mit
dem Bahnhof Trübbach. Schliesslich entstand auf der
Schweizer Seite ab den 1960er-Jahren die Autobahn
A 13 als derzeit leistungsfähigste Verkehrsträgerin im
Alpenrheintal.
Das «Fahr am Schollberg» (Mittelalter bis 1871)
Nur bei Niedrigwasser liess sich der Rhein unterhalb
des Schollbergs furten, das heisst zu Fuss, mit Reit-
tieren oder Wagen durchqueren. Dem Bau der ersten
dauerhaften Rheinbrücke, der Vorgängerin der beste-
henden Brücke, im Jahr 1871 gingen deshalb Jahrhun-
derte voraus, in denen der Übergang über den Rhein
hauptsächlich mit einer Fähre bewältigt wurde.
1507 wird «das Fahr am Schollberg» erstmals in einer
Schriftquelle, dem Urbar der Herren von Brandis, er-
wähnt, die dort den Zoll besassen, nicht aber das Fahr.15
1517 erwarben es die Glarner als Besitz der Herrschaft
Wartau.16 Dass dieses Fahr im frühen 16. Jahrhundert
erstmals in den Quellen erscheint, dürfte mit der 1492
erfolgten Eröffnung der Schollbergstrasse [der heutigen
«alten Schollbergstrasse»] in Zusammenhang stehen.
Als «Fahr» bezeichnete man seit dem Mittelalter die
gesamte Einrichtung einer Fähre, mit dem Fahrrecht
[dem ausschliesslichen Recht, auf einem bestimmten
Flussabschnitt Personen, Vieh, Fahrzeuge und Güter
überzusetzen], der Übersetzstelle und der gesamten
Ausstattung der Fähre [Weidlinge, evtl. Wagenschiff,
evtl. Fährseil]. Das ausschliessliche Übersetzrecht ge-
währleistete die wirtschaftliche Grundlage des Fährbe-
triebs und wurde deshalb von der Obrigkeit und den
Fährleuten stets durchgesetzt. Die Fährleute erhielten
deshalb auch eine Abgabe von Fuhren, die durch den
Rhein geführt wurden, sowie von den Benützern der
Winterbrücke, die zeitweilig anstelle der Fähre einge-
richtet und vor der Schneeschmelze wieder abgebro-
chen wurde.
Erstaunlicherweise lag das Fahr offensichtlich wäh-
rend seiner langen Betriebszeit immer an derselben
27
Stelle unterhalb der Trübbachmündung, während
Fahrverlegungen in anderen gefällsarmen Flusstälern
des Alpenvorlandes wegen der Schwankungen des
Flusslaufes keine Seltenheit waren. Offensichtlich
haben der unverrückbare Prallhang des Schollbergs
im Zusammenwirken mit den Geschiebeablagerungen
des Trübbachdeltas eine feste Ortslage geschaffen, auf
die sich das Fahr stützen konnte.17 Hier befand sich
auch eine Anlegestelle für die Flösse, die von Chur
nach Rheineck geführt wurden, und eine Flusszollstät-
te, erstmals erwähnt 1489.18 In der Folge siedelten sich
am Fahr auch die bereits erwähnte Sust [Warenablage
mit Umschlagplatz, liechtensteinisch «Zuschg»] sowie
Gasthöfe und weitere Häuser an.19
Das Fahr besass als sog. Wagenfahr wie alle grösseren
Fähren sowohl einen Weidling als Personenschiff als
auch einen grösseren Nauen mit einer Ladebrücke,
auf der Fuhrwerke und Grossvieh übergesetzt werden
konnten. Soweit ersichtlich, wurde die Wagenfähre
zwischen den Ufern bis ins 19. Jahrhundert gerudert
oder gestachelt; erst nach der Rheinkorrektion wird
1869 ein Fährseil erwähnt, das wahrscheinlich zur
Wagenfähre gehörte.20 Zum Übersetzen des Personen-
schiffs wurde offenbar spätestens im frühen 19. Jahr-
hundert ein Fährseil eingerichtet, an dem der Fähr-
mann das Boot über den Fluss zog [vgl. Abb. 3].21
Rheinkorrektion, Eisenbahnbau und die erste
Brücke Mäls-Trübbach (1871-1972)
Mit der Eröffnung der modernen Rheintalstrasse
182122 begann sich der Verkehr immer mehr auf die
Schweizer Seite des Tals zu verlagern, und auf liech-
tensteinischer Seite wuchs das Interesse an einem fes-
ten Rheinübergang. «Grossräumig betrachtet, bestand
das grösste Interesse an einer Brücke bei Balzers. [...]
Damit wäre für den Verkehr aus Österreich nicht nur
die Möglichkeit geschaffen worden, die Luziensteig
zu umgehen, sondern auch eine optimale Verbindung
in Richtung Walenstadt entstanden.» Bereits 1843/44
unternahm Liechtenstein deshalb mit österreichischer
Unterstützung einen entsprechenden Vorstoss bei der
St. Galler Regierung. Dieser scheiterte jedoch an der
starken Opposition im Bezirk Werdenberg, wo man
nachteilige Auswirkungen auf den eigenen Verkehr
[das heisst wahrscheinlich eine Verkehrsverlagerung
auf das rechte Rheinufer] befürchtete.23
1858 wurde die Eisenbahnlinie Chur-Rheineck er-
öffnet, und Balzers erhielt mit dem Bahnhof im be-
nachbarten Trübbach Anschluss an das entstehende
europäische Eisenbahnnetz. Vorerst blieb aber die
Rheinfähre die einzige Verbindung zwischen den
Ufern. «Wenn der [liechtensteinisch-österreichische]
Zollvertrag von 1852, mit dem sich die Balzner nie
recht befreunden konnten, eher hindernd auf den Ver-
kehr der Fähre gewirkt hatte, so war durch den Bau der
Rheintallinie der SBB der Gedanke eines Brückenbau-
es gefördert worden. Dazu kam, dass Balzers wegen
der Entfernung von Österreich und den Nachbaror-
ten im Land eh und je auf eine Verbindung mit der
Schweiz angewiesen war. Sie bestand lange Zeit durch
das Rodfuhrwerk über den Luziensteig. Der Fuhrver-
kehr verlor aber mit dem Bahnbau seine Bedeutung,
und erst recht, als auch die Arlbergbahn fast zur glei-
chen Zeit [1872] den Anschluss nach Buchs fand. Die
Gründung neuer Industrien in den [achtzehnhundert]
sechziger Jahren, die Verlagerung des Verkehrs u. a. m.
brachten Balzers in schwierige finanzielle Situationen.
[...] Möglichkeiten boten sich für Saisonarbeiter in der
Schweiz oder in den neu gegründeten Textilunterneh-
men in der Nachbarschaft».24
1866 entstand mit der Weberei in Azmoos linksufrig
ein Industriebetrieb, der zahlreichen Balznern Arbeits-
plätze bot. Als dann wenig rheinabwärts zwischen
Vaduz und Sevelen eine Rheinbrücke geplant wurde,
bildete sich 1868 auch in Balzers ein Komitee, das den
Bau einer Rheinbrücke vorantrieb. Verzögert durch
einen Einbruch des Rheins im Jahr 1868, wurde das
Projekt 1870 gesichert und im folgenden Jahr ausge-
führt.
Die Kosten des Bauwerks betrugen 25'100 Franken.
Die Gemeinde Wartau erbrachte einen Drittel; davon
sollten 4'000 Franken aus freiwilligen Beiträgen flies-
sen. Balzers verpflichtete sich, zwei Drittel der Baulast
zu tragen, erhielt aber einen Landesbeitrag von 10'000
Franken, eine landesfürstliche Spende von 2'500 Fran-
ken sowie 3'300 Beiträge von Dritten; darunter be-
fanden sich auch namhafte Beiträge aus Triesen und
Triesenberg, was insgesamt das weit ausgreifende Inte-
resse am Brückenbau von Balzers unterstreicht.25 Die
Lage der Brücke entsprach dementsprechend der Lage
des Fahrs nach der Rheinkorrektion; sie war bestimmt
durch die bestehenden Zufahrten und bildete den kür-
zesten Weg zum Bahnhof und nach Sargans.
28
Abb. 2: Anschaulich hält um
1818 ein unbekannter Zeich-
ner die Situation im Engpass
zwischen Schollberg und
Ellhorn fest: Mäandrierender
Fluss, Acker und Riethind,
Felswände und «Schlippe».
Die schwierige, von Seitenar-
men unterbrochene Zufahrt
zur Schifflände Mals macht
deutlich, weshalb im Fähr-
tarif von 1654 von mehreren
«Furten» des Rheins die Rede
ist. Davon unterschieden wird
der schmalere Zugangsweg
von Balzers.
Abb. 3: Heinrich Schilbachs
Blick von der Schifflände
Trübbach gegen den Schollberg
und Sargans im Jahr 1818
zeigt im Vordergrund die
beiden Schiffe der Rheinfähre
und beim Vieh an der Tränke
gegenüber das fragile Gestell
des Fährseils, das über den
Fluss gespannt ist.26
Der Autobahnbau und die Brücke Balzers-
Trübbach (1968-)
Mit der Zunahme des motorisierten Verkehrs und der
Abmessungen und Gewichte der Motortransportfahr-
zeuge erwies sich die einspurige Holzbrücke in der
Nachkriegszeit zunehmend als unterdimensioniert.
Die Breite der Fahrbahn betrug nur 2,52 m, bei einer
Beschränkung der Fahrzeugbreite auf 2,3 m [der da-
maligen Höchstbreite schweizerischerseits entspre-
chend], mit 70 cm schmalen beideitigen Trottoirs.
Die maximale lichte Höhe betrug 3,65 m, unter den
Ansätzen der Dachstreben aber nur 2,75 m, was eine
Beschränkung der Fahrzeughöhe auf 3,2 m zur Folge
hatte. Die Höchstgeschwindigkeit beim Passieren der
Brücke musste auf 15 km/h, das Höchstgewicht auf
29
Fabvik-\\
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0 200 400 600m
Massstab 1: 20,000
Gedruckt am 21.09.2017 14:41
https://s.geo.admin.ch/75cfcf830d
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......
Abb. 4: Das Rheinknie mit der ersten Rheinbrücke in der Erstausgabe des Topographischen Atlas der Schweiz 1:25'000. Die 1862
eingeleitete Rheinkorrektion gewährleistete stabile Flussufer und widerstandsfähige Landfesten.27
Abb. 5: Wie zahlreiche zeitgenössische Rheinbrücken war die erste Brücke zwischen Balzers und Trübbach eine gedeckte, «eingehauste»
Holzfachwerkbrücke nach dem damals verbreiteten System des amerikanischen Ingenieurs Howe. Als einzige von ihnen besteht heute
noch die nahezu baugleiche Rheinbrücke Sevelen-Vaduz.
30
6 Tonnen beschränkt werden.28
Diese Masse genügten den Bus-
sen des öffentlichen Verkehrs, den
Lastwagen und dem motorisier-
ten Individualverkehr nicht mehr.
Kreuzender Verkehr war ausge-
schlossen, Lastwagen beschädig-
ten das Brückengebälk, und die
schmalen Trottoirs führten zu einer
Gefährdung von Fussgängern und
Radfahrern. Der sich abzeichnende
Ersatz der Brücke führte allerdings
in Balzers zu intensiven Diskussio-
nen über die am besten geeignete
Lage einer neuen Rheinbrücke, die
der Beitrag von Hans Brunhart in
diesem Heft zusammenfasst.
Die neue, leistungsfähige zwei-
spurige Rheinbrücke verbindet
seit 1968 Balzers und Mäls sowie
die Werksanlagen der Balzers AG
[heute Oerlikon Balzers] über
neue Anschlussstrassen mit der
linksrheinischen Autobahn A 13
[ursprünglich Nationalstrasse N 13]
sowie der sanktgallischen Rheintal-
strasse nordwestlich von Trübbach.
Ihre Lage ist im Wesentlichen
durch die Entscheidung der Planer
bestimmt, das neue, raumgreifende
Anschlussbauwerk an den Rand
des Siedlungsgebiets von Trübbach
zu verlegen, während der histori-
sche Verkehrsknotenpunkt sich in
der Ortsmitte von Trübbach be-
funden hatte [vgl. Abb. 6a]. «Für
die Bewilligung zum Bau des An-
schlusses Trübbach waren nach
der Bereinigung von Meinungsver-
schiedenheiten bei der Planung des
Strassennetzes in der Gemeinde
Balzers seine regionale Bedeutung
für die Verbindung der Verkehrs-
netze beidseits des Rheines und
seine Funktion als vorübergehen-
der Endpunkt bis zur Schliessung
der Baulücke Haag-Trübbach aus-
schlaggebend. Die als Grundform
Abb. 6a: Übersichtsplan des Autobahnanschlusses Triibbach mit der neuen Rhein-
brücke und den Zufahrtsstrassen auf der Bahner Seite.
14.00
25 175 5.00 5.00 1.75 25
0 1 2 3 4 5m S| 1 L
i s 1 CNI L
6,40
Abb. 6b: Längs- und Querschnitt der Rheinbrücke.
31
Abb. 7a: Längsschnitt des Betonstegs Trübbach-Mäls.
SCHNITT A-A
ft
5 u:
8 y 8 o
S i vk ■
IS "V
65 65 0
SCHNITT B B
Abb. 7b: Querschnitt des Betonstegs Trübbach-Mäls.
gewählte Raute verfügt dabei über Rampen für alle
Verkehrsbeziehungen. »29
Die Rheinbrücke steht damit im Mittelpunkt eines
komplexen Bauwerks.30 Es umfasst neben ihren Zu-
bringerstrassen, die teilweise auf mächtigen Dämmen
verlaufen, auch linksufrige Vorlandbrücken über die
Bahnlinien und die Autobahn sowie eine mächtige
Unterführung für den Saarkanal, der seit 1961 un-
terhalb von Trübbach eingeleitet wird.31 Rechtsufrig
waren Durchlässe durch den Strassendamm für die
Erschliessungsstrassen am Rheindamm und am Bin-
nendamm erforderlich, ausserdem ein Durchlass für
den Aviolsbach und eine Brücke über den Binnenkanal
bei der Mühle Balzers.
Die neue Brücke ist als ein über zwei Felder durch-
laufender, längs vorgespannter fiohlkastenträger von
132 m Länge mit beidseitig auskragender, 14 m breiter
Fahrbahnplatte konstruiert [vgl. Abb. 6b]. Ein einziger
schlanker Flusspfeiler teilt die beiden Brückenfelder
symmetrisch in der Flussmitte. Die Fahrbahnbreite
beträgt 10 m, die beiden seitlichen Trottoirs sind je
1,75 m breit. Die Baukosten betrugen rund 1,5 Millio-
nen Franken.
Der Brand der Holzbrücke und der Betonsteg
Mäls-Trübbach (1975-)32
Am 11. Oktober 1972 wurde die gedeckte fiolzbrü-
cke durch Brandstiftung niedergebrannt. Die Versi-
cherungsgesellschaften erklärten sich bereit, einen
Neubau mit 596'000 Franken zu finanzieren. Trotz der
neuen Rheinbrücke, die seit 1968 den Strassenverkehr
übernahm, bestand dafür nach wie vor ein ausgewiese-
nes Bedürfnis. Der neue Steg sollte es den Einwohnern
von Mäls erlauben, weiterhin auf kürzestem Weg in
Trübbach einzukaufen und den Bahnhof zu erreichen.
Landwirten, die beiseits des Rheins Güter bewirtschaf-
teten, sollte der zeitraubende Umweg über die Stras-
senbrücke erspart werden; deshalb ist sie auch heute
noch für Landwirtschaftsfahrzeuge ohne Anhänger
frei. Und schliesslich erschloss die fiolzbrücke ein Ge-
biet, das sich ausgezeichnet für Spaziergänge eignet,
was damals offenbar vor allem von älteren Leuten ge-
schätzt wurde; heute dürfte das seine fiauptfunktion
sein, kann man hier doch ohne Störung durch den Ver-
kehrslärm das Erholungsgebiet beidseits des Rheins
besuchen.
Der neue Steg musste verschiedene technische Rand-
bedingungen erfüllen. So sollten Anpassungsarbeiten
32
Abb. 7c: Aktuelle Ansicht des Betonstegs von der liechtensteini-
schen Seite.
Abb. 7d: Ein symbolisches Tor in Flussmitte markiert die Landes-
grenze, hier die liechtensteinische Seite mit dem Baudatum und
dem Gemeindewappen von Wartau.
an den Rheindämmen möglichst vermieden werden,
weshalb die Fahrbahnhöhe so festgelegt wurde, dass
die Zufahrten mit möglichst geringen Aufschüttungen
hergestellt wurden. Auch wurden die alten Widerla-
ger übernommen und mit Beton ummantelt. Zugleich
musste bei der Festlegung der Unterkante des Brücken-
trägers das maximale Durchflussprofil des Rheins mit
einer Höhenkote 483,6 m respektiert werden. Daraus
ergab sich ein günstiger, steifer Brückenquerschnitt mit
H-Querschnitt und einer 3 m breiten, tiefliegenden
Fahrbahn, unter welcher die Werkleitungen eingezo-
gen werden konnten, während die 2 m hohen seitlichen
Versteifungsträger gleichzeitig die Brüstungen bilden
[wodurch man sich erst noch die Kosten eines sepa-
raten Geländers sparen konnte, vgl. Abb. 7b und 7d].
Pfeilerzahl und Stützweiten wurden so festgelegt, dass
man einerseits mit möglichst wenigen Flusspfeilern
auskam [die unweigerlich den Durchfluss einengen,
dem Anprall von Treibgut sowie der Gefahr der Aus-
kolkung der Flusssohle ausgesetzt sind]. Andererseits
sollten die Auflagerkräfte auf den alten Widerlagern
niedrig gehalten werden, weshalb man eine entspre-
chend grössere Stützweite von 58,6 m für das mittlere
Brückenfeld wählte, während die Randfelder geringere
Stützweiten vonje 31,35 mhaben [vgl.Abb. 7aund 7c].
Um dem allem zu genügen, wurde das Brückentrag-
werk konsequent als selbsttragender, längs vorgespann-
ter Durchlaufträger über 121,3 m Länge ausgelegt.
Die kleine Rheinbrücke Mäls-Trübbach übernimmt
heute kaum mehr Motorfahrzeugverkehr und spielt
im Verkehr, der die angrenzenden Siedlungen verbin-
det, nurmehr eine bescheidene Rolle. Mit dem Wachs-
tum der Verkehrsströme hat damit auch der histori-
sche Rheinübergang am Schollberg seine Funktion
wohl endgültig abgegeben.
Literatur
• Ackermann, Otto: Die Schollbergstrasse bis zum Ende der
Landvogtszeit. Verkehrspolitik und Strassenbautechnik am
Beispiel der «Via Mala» des Alpenrheintals. In: Werden-
berger Jahrbuch 10. Jahrgang 1997: Strassen und Verkehr.
Buchs 1996, S. 43-59.
• Biedermann, Klaus: Das Rodfuhrwesen im Fürstentum
Liechtenstein: eine verkehrsgeschichtliche Studie mit
besonderer Berücksichtigung des späten 18. Jahrhunderts.
In: Traverse, Zeitschrift für Geschichte, 6. Jahrgang. 1999
Heft 2, S. 55-68.
• Boiler, Max: Vom Bau der Nationalstrasse N 13. In:
Werdenberger Jahrbuch 10. Jahrgang 1997, Buchs 1996,
S. 199-211.
• Brunhart, Arthur (Hrsg.]: Bausteine zur liechtensteinischen
Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge,
Band 1: Vaduz und Schellenberg im Mittelalter. Zürich
1999.
• Büchel, Franz: Gemeinde Balzers, Beiträge zur Geschichte.
Balzers 1987.
• Die Melioration der Saarebene, Schlussbericht 1978.
[St. Gallen, 1978]
• Die neue Rheinbrücke Trübbach Balzers, Technische
Berichte und Geschichte zur Eröffnung 23. November
1968. [Vaduz 1968]
• Doswald, Cornel: Die alte Schollbergstrasse - vom archäol-
ogischen Befund zum regionalen Wanderweg. In: Wege und
Geschichte 2014, S. 32-38.
33
• Hägeli, Benno: Brückenschlag ins Liechtensteinische. In:
Staatsarchiv des Kantons St. Gallen (Hrsg.]: St. Gallen ä la
carte, S. 12-13. St. Gallen 2013.
• Hager, Arthur: Aus der Zeit der Zoll- und Wirtschaftsunion
zwischen Österreich und Liechtenstein von 1852-1919.
In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum
Liechtenstein, Band 61. Vaduz 1961, S. 25-58.
• Kruse, Svenja: Die Rheinebene vor dem Bau des heutigen
Rheindammes im Gebiet der Gemeinde Wartau. Maturaar-
beit Kantonsschule Sargans, 2015. Mediathek Kantonsschule
Sargans G 949.49.
• Peter, Oskar: Wartau. St. Gallen 1960.
• Picker, Andreas (mit Beiträgen von Julia Kopf, Johannes
Pöll und Thomas Stehrenberger]: Römerzeit - Barriere und
Bindeglied. In: Archäologie Schweiz 31. Jahrgang 2008 Nr. 2,
S. 40-51.
• Reich, Hans Jakob: Von den alten Landstrassen und dem
Bau der Kantonsstrassen. In: Werdenberger Jahrbuch 10.
Jahrgang 1997. Buchs 1996, S. 60-88.
• Rheinbrücke Trübbach-Mäls, Eröffnung 7. Juni 1975. [Bal-
zers FL, Wartau SG, 1975]
• Schatzmann, Dominik: Die Rodordnung von 1499 mit ihren
Ergänzungen. Das Transportwesen im Mittelalter im Gebiet
des heutigen Fürstentums Liechtenstein. In: Brunhart Arthur
(Hrsg.], Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Stud-
ien und studentische Forschungsbeiträge, Band 1: Vaduz und
Schellenberg im Mittelalter. Zürich 1999, S. 211-237.
• Vogt, Paul: Furten, Fähren und Brücken zwischen Werden-
berg und Liechtenstein. In: Werdenberger Jahrbuch 3.
Jahrgang 1990, Buchs 1989, S. 154-164.
• Werdenberger Jahrbuch 3. Jahrgang 1990: Der Rhein. Buchs
1989.
• Werdenberger Jahrbuch 10. Jahrgang 1997: Strassen und
Verkehr. Buchs 1996.
• Widmer, Maja; Ackermann, Otto: «Die Strasse ze machen»:
Zur Wiederherstellung der alten Schollbergstrasse.
In: Werdenberger Jahrbuch 26. Jahrgang. Buchs 2013,
S. 328-346.
Anmerkungen
1 Für ihre freundliche Unterstützung bedanke ich mich bei
Alt-Regierungschef Hans Brunhart, Balzers, Mathias Bugg,
Sargans, Svenja Kruse, Trübbach, Gemeindepräsident Beat
Tinner, Wartau, und den Mitarbeitenden des Staatsarchivs
des Kantons St. Gallen.
2 Vgl. Picker u.a. 2008.
3 Biedermann 1999, Schatzmann 1999.
4 Dazu ausführlich Ackermann 1996 und Widmer, Acker-
mann 2012.
5 Ackermann 1996, S. 55 f; Widmer, Ackermann 2012,
S. 342-344.
6 Doswald 2014.
7 Ackermann 1996, S. 55 f.
8 Biedermann 1999, S. 56.
9 Ackermann 1996, S. 57 f.
10 Ackermann 1996, S. 55; Büchel 1987, S. 164-172.
11 Biedermann 1999, S. 58-60. - Die «Deutsche Strasse» und
die Zubringerstrasse zum Fahr Trübbach waren die einzigen
Strassen in Liechtenstein, die vor dem 19. Jahrhundert zu
Fahrstrassen ausgebaut wurden.
12 Für den Umschlag der Güter, die über den Rhein geführt
wurden. Sie erscheint erstmals zusammen mit drei kleineren
Häusern auf der Karte der Schollbergstrasse von Stedelin
1771 (Ackermann 1996, S. 57; Widmer, Ackermann 2012,
Abb. 22], dürfte aber wesentlich älter sein, da das Bedürfnis
spätestens nach dem Einsetzen der Salztransporte über die
Schollbergstrasse bestand.
13 Peter 1960, S. 554;
14 Erstmals erwähnt im Brandis-Urbar von 1507 (Büchel 1987,
S. 269], dann im Fährtarif 1654 (Peter 1960, S. 554] und
noch 1865/66 (Büchel 1987, S. 269].
15 Büchel 1987, S. 269. - Gemäss Hager 1961, S. 57, Anm. 12
soll das Fahr zu ungenannter Zeit vom Kaiser an die Herren
von Brandis verliehen worden sein; hier handelt es sich wohl
um eine Verwechslung mit dem Zoll am Fahr.
16 Peter 1960, S. 552.
17 Vgl. die topographisch aufschlussreiche Darstellung des
Zürcher Ingenieurs Pestalozzi von 1818 in Widmer, Acker-
mann 2012, Abb. 3.
18 Ältere Eidgenössische Abschiede, Band 7/2, Sargans Nr.
306 gemäss freundlicher Mitteilung von Otto Ackermann,
Fontnas.
19 Zusammenfassend zur Entwicklung der Siedlung Kruse
2015, S. 7f.
20 Hofer 1985, S. 88.
21 Zahlreiche Einzelheiten zum Betrieb des Trübbacher Fahrs
und der benachbarten Fähren finden sich in Peter 1960,
S. 552-557; Vogt 1989, S. 155-157; Hofer 1985, S. 87-91.
22 Reich 1996, S. 78-80.
23 Vogt 1989, S. 157.
24 Rheinbrücke Trübbach-Mäls, S. 9.
25 Weitere Informationen zur Baugeschichte und zum Betrieb
der ersten Rheinbrücke finden sich in Büchel 1987,
S. 269-272; Hägeli 2013; Rheinbrücke Trübbach-Mäls,
S. 9-13; Vogt 1989, S. 161.
26 Vogt 1989, S. 154.
27 In der Folge entstanden in nur zwölf Jahren zwischen 1867
und 1879 zwischen dem Bodensee und Trübbach 13 Stras-
sen- und zwei Eisenbahnbrücken, wo zuvor keine einzige
bestanden hatte! (Vogt 1989, S. 158]
28 Rheinbrücke Trübbach-Mäls, S. 12 f.
29 Boiler 1996, S. 203 f.
30 Vgl. Die neue Rheinbrücke Trübbach Balzers, Kapitel: Die
Zufahrten.
31 Vgl. Die Melioration der Saarebene, S. 79-83.
32 Dazu der ausführliche Baubeschrieb in: Rheinübergang
Trübbach-Mäls, S. 14-23.
34
Hans Brunhart
Balzers - kein zweites Fläsch
Der Standort der neuen, am 23. November 1968 dem
Verkehr übergebenen Rheinbrücke zwischen Balzers
und Trübbach und die entsprechenden Zufahrtsstras-
sen führten in Balzers zu erheblichen Diskussionen.
Nachdem man sich in langwierigen Verhandlungen
zwischen den Regierungen Liechtensteins und des
Kantons St. Gallen im Einverständnis mit den be-
troffenen Gemeinden auf eine Lösung geeinigt hatte,
verlangten 111 Unterzeichner die Einberufung einer
Bürgerversammlung zwecks Beschlussfassung über ihr
«Initiativbegehren bezüglich Rheinbrücke und Stras-
senführung».
Die von Land und Gemeinde vorgeschlagene Variante
«Seidenbaum» sah neben der dann gebauten und heute
bestehenden Rheinbrücke mit Autobahnanschluss die
Realisierung einer Rheinbrücke für den Lokalverkehr
auf der Höhe des Schollbergs vor. Gleichzeitig wurde
mit dem Land eine für die Gemeinde günstige finan-
zielle Abmachung betreffend die Umfahrungsstrasse
[Strasse «Gagoz»] getroffen, welche auch die damals
geplante Landesumfahrungsstrasse dem Rhein entlang
berücksichtigte. Nach dem Brand der alten Holzbrü-
cke 1972 und dem Bau der Fussgängerbrücke am glei-
chen Standort wurde das Projekt der zweiten Brücke
nicht mehr weiter verfolgt.
Das Initiativbegehren hatte folgenden Inhalt: «Um die
am Verkehr interessierten und davon abhängigen Balz-
ner Bürger nicht zu gefährden, sowie eine rasche und
billigste Lösung der vorgesehenen Strassenplanung
zu gewährleisten und den heute so wertvollen Boden
zu sparen, verlangen die Initianten, dass die geplan-
te Strasse auf dem Trasse der bisherigen Landstrasse
durch die beiden Ortschaften Balzers und Mäls nach
Trübbach der Rheinstrasse entlang geführt wird und
sofort mit dem Bau einer neuen Rheinbrücke für un-
beschränkten Lastenverkehr am Standort der heutigen
Rheinbrücke oder im Gebiet der Schifflände begon-
nen wird. In diesem Sinne wird der Anschluss an die
Autostrasse im Seidenbaum abgelehnt.»
Das Initiativbegehren wurde durch eine engagierte
Aussendung der Gemeinde sowie durch ein Flugblatt
mit dem Titel «Balzers - kein zweites Fläsch» und eine
Gegendarstellung der Initianten öffentlich abgehan-
delt. Einigkeit bestand darüber, dass Eile geboten war,
nachdem die Gewichtsbeschränkung beziehungsweise
teilweise Schliessung der Holzbrücke für den Schwer-
verkehr zunehmend Probleme zur Folge hatte. Eine
früher vertretene Variante mit einem direkten An-
schluss nach Sargans spielte in der Diskussion keine
Rolle mehr. Ein besonderes Problem bildete der Au-
tobahnanschluss, der einer Variante am bisherigen
Standort mitten im Dorf Trübbach besonders entge-
genstand. Es ging aber auch um den Verkehr durch
das Dorf: Während die Gemeinde argumentierte, be-
reits 1963 hätte man an einem Sonntag stündlich 700
Fahrzeuge gezählt und die Situation sei unhaltbar und
gefährlich, schrieben die Initianten, es sei eine «Erfah-
rungstatsache, dass blühende Dörfer immer an Stras-
senzügen gebaut» worden seien.
Die Bürgerversammlung am 21. April 1967 lehnte
das Initiativbegehren mit 89 Ja- Stimmen und 278
Nein-Stimmen deutlich ab. Offensichtlich konnten die
Balzner [die Meinung der Balznerinnen war ja damals
noch nicht gefragt] mit einer Zukunft als zweitem
Fläsch gut leben.
(Quellenangabe: Gemeindearchiv Balzers)
35
36
Arthur Brunhart
200 Jahre Post in Balzers
Die Liechtensteiner Post nahm ihren Anfang in Balzers.
1817 entstand im Gasthof zur «Post» die erste liech-
tensteinische Briefsammelstelle als Station der kaiser-
lich-königlichen [k. k.) Post des österreichischen Kai-
serreichs.1 Das Fürstentum, wo die Obrigkeit damals
Überlegungen über einen eigenen Postbetrieb anstellte,
wurde für mehr als 100 Jahre als österreichisches In-
landpostgebiet behandelt bei gleichzeitiger Anerken-
nung seiner staatlichen Souveränität.
Von der Briefsammelstelle zum Postamt
Im August 1817 schlug die k. k. Post vor, in Balzers eine
«kartierende2 Briefsammelstelle» zu installieren. Die
Witwe des Postwirts, Anna Maria Wolfinger, geborene
Rheinberger, die den Gasthof und die Pferdewechselsta-
tion führte, sollte die Briefsammelstelle als «Posthalterin»
führen, mit «beyhilfe» eines ihrer Söhne.3 Der Landvogt
in Vaduz unterstützte den Vorschlag, zumal die Postwir-
tin dank ihrer Erfahrung mit Reisenden und Postreitern
«den ersten Anspruch auf diese neue Dienstleistung» in
Balzers habe.4 De facto leitete sie die Briefsammelstelle,
auch wenn als «provisorischer k. k. Postexpeditor von
Balzers» ihr 17-jähriger Sohn Joseph Ferdinand Wolfin-
ger vereidigt wurde, der in Feldkirch eine Ausbildung «in
der Postmanipulation» absolvieren musste.
Die Briefsammelstelle nahm den Betrieb am 1. Septem-
ber 1817 auf.5 Die Einnahmen deckten die Auslagen je-
doch nicht. Wolfinger selbst war unzufrieden, auch weil
die «Expedition gerade zur Nachtzeit um Mitternacht»
erfolge, was die «Haushalterey in Unruhe versetze» und
Schlafmangel verursache.6 Die ungünstige Entwicklung
führte im August 1819 zur Schliessung der Briefsam-
melstelle.7
Bald eröffneten sich neue Möglichkeiten. Die Bündner
Post band die «Posthalterey» Balzers als Pferdewech-
selstation in den Postwagenkurs über den Splügenpass
ein, die Arlbergroute wurde als durchgehende Fahrpost-
verbindung geöffnet und eine private Konkurrenz, der
Fussacher Botendienst, auch Lindauer oder Mailänder
Botendienst genannt, ging 1826 ein. Das führte zum
Neustart der «kartierenden Briefsammelstelle» Balzers
auf Jahresbeginn 1827, wieder im Gasthof zur «Post»
und mit Joseph Ferdinand Wolfinger als «k. k. Brief-
sammler und Postbeförderer». Im Gasthof konnten sich
Postreisende und Postillione zu Fixpreisen verköstigen.8
Joseph Ferdinand Wolfinger
(1800-1876), Postwirt und
erster vereidigter Briefsammler
von Balzers.
37
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Grabmäler der Familie Wolfnger vom Gasthof «Post». Sie stellte
1817-1935 den Posthalter. Links in der Mitte genannt A(nna)
M(aria) Wolfnger, geborene Rheinberger, die 1817 die Briefsam-
melstelle führte, bis ihr 17-jähriger Sohn als Posthalter vereidigt
wurde.
Postkutsche vor dem Postamt Balzers (Gasthof zur «Post»),
um 1900.
Von Österreich zur Schweiz in die Selbst-
ständigkeit
Am 1. Mai 1839 wertete die Postverwaltung die Briefsam-
melstelle Balzers zu einem «k. k. Postamt» auf. Wolfinger
wurde «Postmeister» mit Gehalt und Umsatzbeteili-
gung.9 Der Postverkehr blieb weiterhin bescheiden.10
1863 richtete der Postmeister eine tägliche Pferde-
post Balzers-Feldkirch ein, vorerst mit drei Plätzen im
Wagen [im Winter mit Schlitten].11 Seit 1912 durfte der
Postillion Josef Vogt bei amtlichen Fahrten einen Revol-
ver tragen. Von 1913 bis 1917 führte Ferdinand Vogt
die Personenbeförderung Balzers-Schaan als Privatun-
ternehmer, bis der Futtermangel während des Ersten
Weltkriegs 1917 zur Einstellung führte. Fünf Jahre spä-
ter fuhr das erste Postauto.12 Der Chauffeur machte an
den mit einem roten Fähnlein markierten Wirtshäusern
Halt, denn das Fähnlein zeigte an, dass Reisende warte-
ten.13
Ein weiteres Element der Post war das seit 1887 in
Liechtenstein aufgebaute Telefonnetz mit einer 1898
eingerichteten Sprechstation in Balzers [Gasthaus
«Post»] und in Mäls [Gasthaus «Traube»]. 1929 gab es in
der Gemeinde 20, elf Jahre später 38 Telefonanschlüs-
se. 1951 verfügte Liechtenstein als erstes Land weltweit
über ein vollautomatisches Telefonnetz, mit einer Au-
tomatenzentrale in Balzers. Seither entwickelte sich die
Technologie vom Kupferdraht zu Mobilfunk, Glasfaser-
netz und zur heutigen Internet-Protokoll [IP] basierten
Telefonie14 mit Festnetzanschlüssen in fast jedem Haus
sowie zahllosen Mobiltelefonen.
Nach der Kündigung des 1911 geschlossenen Post-
vertrags mit Österreich, der Liechtenstein ab 1912 die
Herausgabe eigener Briefmarken ermöglicht hatte,15 Un-
terzeichnete das Land im November 1920 einen Post-
vertrag mit der Schweiz.16 Die Schweizer Post, die da-
mals die 48-Stundenwoche eingeführt hatte, dirigierte
und verwaltete den Post-, Telegrafen- und Telefondienst
[PTT] des Fürstentums für die kommenden 80 Jahre.
1965 folgte die Einführung der Postleitzahlen, Balzers
mit der Kennzahl 9496. Die Umstrukturierung der PTT
Schweiz17 und ihre Aufspaltung in die Schweizerische
Post und Swisscom waren im Jahr 2000 mit ein Grund
für die Verselbstständigung der liechtensteinischen
Post AG, an der heute das Land Liechtenstein und die
Schweizerische Post beteiligt sind und die sich in einem
zunehmend liberalisierten und digitalisierten Markt be-
haupten muss.
38
Die Postgebäude in Balzers
Die Post Balzers war bis 1954 in den Häusern der
Posthalter eingemietet, 1817 bis 1933 im ersten Stock
des Gasthauses zur «Post», dann bis 1935 im «Sonnen-
hof» genannten Haus an der Kirchstrasse 248 [heute
Fürstenstrasse 8), an das der 1933 ernannte Posthal-
ter Theobald Wolfinger, Sohn von Postmeister Emil
Wolfinger, eine Postlokalität neu angebaut hatte.18 Die
Räumlichkeiten waren grosszügiger als in der 1935 ab-
gebrannten «Post», genügten aber bald nicht mehr.
Nachdem 1935 ein neuer Posthalter, Klemens Brunhart,
sein Amt angetreten hatte, zügelte die Post 1936 in das
vom ihm neu errichtete Haus Nr. 289 an der Rietstrasse.
Gasthof «Post», mit dem Postamt im ersten Stock, um 1920.
Der Landtag hatte den Postbau durch eine Privatper-
son als zweckmässiger bewertet.19 Der Standort sollte
den Mälsnern entgegenkommen, auch «in der Voraus-
sicht, dass sich Balzers und Klein Meis gegen Kirche und
Schloss hin mit Neubauten nähern werden».20 Diese
1954 vom Land angekauften Postlokalitäten waren
schon seit 1960 zu beengt. Die Umsätze waren enorm
gestiegen,21 das Personal musste unter starken Ein-
schränkungen arbeiten und die Briefträger die Pakete im
Feien sortieren.
Ein Postneubau war erforderlich, erstmals vom Staat
selber finanziert. In Frage kamen drei Standorte, im
Umsätze der Balzner Post22
Post 1921 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990
Briefe (Anzahl) 25'700 81'000 178'200 314'000 548'200 1' 148'500 T253'000 2'810'OOO
Pakete (Anzahl) TOGO 6'514 7'200 23'200 42400 67'400 68'000 130'000
Geldpost (Anzahl) 1'500 9'580 12'800 25'100 59'200 94'900
Wertzeichenverkauf (in CHF) 2'500 10'600 12'700 18'300 77'300 164'000
Umsatz (in CHF) ] 944'600 282'300 3'522'900 9'019'000 32'682'000
39
Das Postamt Balzers befand sich 1933-1935 an der Kirchstrasse
(heute Fürstenstrasse); rechts auf der Hauswand sichtbar ist, von
einem Baum etwas verdeckt, das ovale Schild «Postamt Balzers».
Schild des Postamtes Balzers.
BALZERS POST NEU BAU
SITUATION M. 1 500
Planzeichnung des nicht realisierten Postamtes auf dem «Drei-
eck» in der Mitte der Gemeinde Balzers. Sein Bau hätte auch
die Erschliessung des Zentrums durch den öffentlichen Verkehr
(Linienbus) nach sich gezogen.
Postbongert, an der Rietstrasse und auf dem «Dreieck»
zwischen Gnetsch, Fürstenstrasse und Plattenbach.
Erste Planungen sahen einen Bau auf dem zentral ge-
legenen Dreieck vor. Gebaut wurde mit Rücksicht auf
die Mälsner wieder an der Rietstrasse. Mäls könne, so
die Kreispostdirektion St. Gallen, eine eigene Poststelle
bekommen, sobald der Ortsteil mehr als 500 Haushal-
te umfasse. Der Vorsteher hielt das für eine gute Idee,
«die Balzner hätten dann endlich eine Post im Dorf und
die Mälser wären auch zufrieden». Laut seiner Prognose
werde die Gemeinde in 20 Jahren [1988] «sicher 5’000»
Einwohner haben.
Wenig Freude am Standort hatte die Raumplanung des
Landes.23 Ein Postgebäude sei «in besonderem Masse
kundenorientiert und mit seinen vielfältigen Funkti-
onen zentrumsbildend». In der Gemeinde Balzers mit
ihren zwei räumlich eigenständigen Dorfteilen hätten
«einzelne neue öffentliche Bauten eine Änderung dieses
zweipoligen Systems der Dorfentwicklung» eingeleitet
- tatsächlich hatte die Gemeinde im «Niemandsland»
zwischen Mäls und Balzers ganz bewusst Schulhaus
[1868/69], Pfarrkirche [1912] und Gemeindehaus
[1926] errichtet. Die Zonenplanung 1958 bis 1966
förderte diese Entwicklung. Ähnliche IJberlegungen
spielten auch beim 2012 bis 2014 zusammen mit der
Bevölkerung erarbeiteten Entwicklungsprojekt «Balzers
Mitte» eine Rolle.24 Die Post als publikumswichtiger Bau
mit öffentlicher Funktion sollte im Zentrum präsent
und mit anderen öffentlichen und privaten Funktionen
verknüpft in der Mitte der Gemeinde Balzers sein.
40
Von 1936 bis 1971 befand sich das Bahner Postamt an der
Rietstrasse Nr 289. Das 1954 vom Land erworbene Gebäude
diente später als Filiale der Liechtensteinischen Landesbank,
wurde dann aber abgebrochen.
Den Architekturwettbewerb 1969 für die neue Post ge-
wann der Balzner Architekt Adrian Frick. Der Baugrund
bereitete Probleme, weil der Rietboden bis in eine Tiefe
von 50 Metern reichte. Das Gebäude kam auf «76 im
Morast schwimmende Pfähle» zu stehen, jeder 24 Meter
lang und mit einer Tragfähigkeit von 25 bis zu 40 Ton-
nen. Den Umzug in das neue, im August 1971 einge-
weihte Postgebäude bewerkstelligten das Balzner Post-
personal sowie die Familie des Posthalters.
Obwohl die neue Post über eine dreimal grössere
Arbeitsfläche sowie freien Zugang zu Telefonkabine,
Postfächern, Briefmarkenautomat und Briefkasten ver-
fügte, stiess die Post schon Ende der 1980er-Jahre an
räumliche Grenzen. Wieder waren die Balzner Briefträ-
ger gezwungen, die Post unter freiem Himmel zu sortie-
ren. Ein «Eingesandt» in der Zeitung berichtete, dass sich
«die Pakete bis auf die Strasse türmen». Eine bauliche
Erweiterung mit einer EDV-gestützten Schalteranlage -
ein Vorbote dessen, was im Zeichen der Digitalisierung
auf die Post zukommen sollte - war 1996 einzugsbereit.
2017 schliesslich zügelte die Balzner Post an den nordöst-
lichen Rand der Siedlung in ein Einkaufszentrum. Dies
war ein Tribut vor allem an die marktwirtschaftlichen,
aber auch technologischen und gesellschaftlichen Ent-
wicklungen wie auch an den Bedeutungswandel der Post
im Dorf. Die früher verlangte Nähe für die Balzner und
Mälsner Einwohnerschaft ist, wie der eine oder andere
beklagt, aufgegeben zugunsten der Möglichkeit für die
Post, auch die von auswärts kommende Kundschaft eines
Einkaufszentrums ausserhalb des Dorfes abzuschöpfen.
Postamt Balzers an der Rietstrasse, in Betrieb von 1971 bis 2017.
In ihrem Jubiläumsjahr 2017 zügelte die Post Balzers in ein
Einkaufzentrum (Postpartner).
41
Posthalter Klemens Brunhart am Telefonvermittlerschrank, 1955.
Postautokurs Trühbach-Balzers-Vaduz-Schaan-Buchs, mit offe-
nem Autodach, Chauffeur Ferde Foser und Billeteur Hermann
Nigg, Mitte der 1920er-Jahre.
Balzner Posthalterinnen und Posthalter
Mit der Entwicklung des Postwesens stiegen die Anfor-
derungen an das Postpersonal. Berufliche Ausbildung
und Fachkenntnisse wurden immer wichtiger.
Posthalter waren früher gewissermassen Unternehmer.
Ihr Gehalt war zwar definiert, aber sie erhielten zur
Erfüllung ihrer Aufgaben eine Gesamtsumme - ähnlich
einem Globalbudget -, die sie «privat» einsetzen konnten,
etwa für die Verpflichtung von Briefboten und Schalter-
personal, und sie hatten eine bescheidene Umsatzbetei-
ligung.
Die angesehene Stelle eines Posthalters war begehrt.25
Als 1933 nach der Pensionierung von Emil Wolfinger
der Posten eines «Posthalters, Telefonisten und Briefträ-
gers» ausgeschrieben war, bewarben sich neun Personen,
darunter ein Privatpostgehilfe, Schreiner, Gipser, Weg-
macher und Maurer aus Balzers, anderen Gemeinden
Liechtensteins und der Schweiz, auch eine Frau aus
St. Gallen. Einer der Bewerber schrieb, dass er nichts
vom Postfach verstehe, aber bereit sei, «einen kürzeren
Postfachkurs von vielleicht 2 bis 3 Monaten» zu absol-
vieren. Gewählt wurde der Balzner Privatpostgehilfe
Theobald Wolfinger, Sohn des pensionierten Postmeis-
ters Emil Wolfinger.
Postleiter in Balzers
1817
1817 - 1819
1827 - 1850
1850- 1893
1893 - 1933
1933 - 1934
1934 - 1935
1935 - 1951
1951 - 1953
1953 - 1958
1958- 1959
1959 - 1988
1988- 1993
1993 -2006
2006-
Anna Maria Wolfinger, Postwirtin und [de facto] Posthalterin
Joseph Ferdinand Wolfinger, Postwirt, k. k. Briefsammler, Postbeförderer
Joseph Ferdinand Wolfinger, Postwirt, k. k. Briefsammler, seit 1839 Postmeister
Franz Josef Wolfinger, Postwirt, k. k. Postmeister
Emil Wolfinger, Postwirt, k. k. Postmeister [seit 1921 Posthalter]
Theobald Wolfinger Theobald, Posthalter, vorher Privatpostgehilfe in Balzers
Interimistische Besetzung
Klemens Brunhart, Posthalter, vorher Postgehilfe in Schaan
Interimistische Besetzung
Ewald Hasler, Posthalter, später Postverwalter in Schaan
Interimistisch
Ewald Meier, Posthalter, vorher Posthalter in Triesenberg
Remo Vogt, Posthalter, später Postverwalter in Vaduz
Hedy Jung-Schädler, Posthalterin, später Leiterin der Post Schaan
Ralf Wohlwend, Poststellenleiter
42
Verabschiedung von Posthalter Remo
Vogt, Januar 1993, mit dem Postperso-
nal Silvia Nigg-Näf (Schalter), Andrea
Eberle-Kranz (Schalter), Remo Vogt
(Posthalter), Silke Beck (Schalter), Ruth
Vogt (Ehefrau des Posthalters), Rosi
Good-Bürzle (Briefträgerin), Ewald Vogt
(Briefträger), Peter Frick (Briefträger) und
Rony Wohlwend (Briefträger).
Bei der Neubesetzung der Stelle 1935 bewarben sich
vier Personen aus vier Gemeinden. Gewählt wurde Kle-
mens Brunhart, zuvor Privatpostgehilfe in Schaan. 1953
folgte nach einer interimistischen Besetzung Ewald Has-
ler aus Eschen, der im November 1958 als Postverwalter
nach Schaan wechselte. So war 1957 die Ausschreibung
der Stelle eines «Posthalters und Briefträgers» für Balzers
erforderlich. Elf Bewerber, davon fünf aus Balzers, stell-
ten sich vor.
Die Bewerber mussten sich einer Prüfung unterziehen.
Sie bestand aus einem Aufsatz zum Beispiel zum Thema
«Gedanken zum Sport von heute» oder «Segen und
Fluch der Technik», 24 Fragen zu postalischen Themen
[zum Beispiel «Ist eine Stücksendung mit lebenden Tie-
ren im Gewicht von 3 kg regalpflichtig?»], Kopfrechnen,
schriftlichem Rechnen, Übersetzungen Deutsch-Fran-
zösisch und Deutsch-Englisch sowie Geografie [zum
Beispiel «Zählen Sie drei Ortschaften im Val de Travers
auf?» oder «Wie heissen die beiden Zugänge zum Mar-
marameer?»]. Wie schon früher wies der Gemeinde-
vorsteher auch 1957 die Kreispostdirektion St. Gallen
darauf hin,26 dass als Posthalter in jedem Fall und allein
schon «aus moralischen Gründen» ein Balzner gewählt
werden müsse - bei fehlender Qualifikation könne für
einige Zeit eine Aushilfe angestellt werden.27 Der Regie-
rungschef verlangte die Prüfung nur der Balzner Bewer-
ber, danach habe die Kreispostdirektion die drei besten
Balzner Bewerber zur Auswahl vorzulegen.28 Gegen die-
ses Ansinnen übte der Liechtensteinische Beamtenver-
band Kritik und wies den Regierungschef «neuerdings»
darauf hin, dass «nicht die Politik, sondern die Qualität
massgebend sein soll». Für die Schweizer Post kam auf-
grund seiner Qualifikationen nur der Triesenberger Post-
halter Ewald Meier in Frage, der sich beworben hatte
und dem die Kreispostdirektion ein ausgezeichnetes
Zeugnis ausstellte. Das Qualifikationsprinzip hatte sich
durchgesetzt. Nach der Pensionierung von Ewald Meier
übernahmen 1988 Remo Vogt, 1993 Hedy Jung-Schädler
und 2006 Ralf Wohlwend die Leitung der Balzner Post.
Briefträger und Schalterpersonal
Briefboten und Schalterangestellte waren im Alltag das
Gesicht der Post gegen aussen. Der Posthalter hatte freie
Wahl, wen er als Privatangestellte verpflichten wollte.
Das konnten auch Familienmitglieder sein.
Die «Postfräulein» - die Mitarbeiterinnen am Kunden-
schalter - genossen Familienanschluss. Die meisten
waren postalisch ausgebildete Schweizerinnen. Frauen
aus Balzers waren immer wieder am Schalter, als Telefon-
vermittlerin oder Privatbriefträgerin tätig - etwa in den
1940er- und frühen 1950er-Jahren Magdalena Vogt-Bü-
chel, oder Luzia Büchel-Frick, dann Ottilia Jäger-Frick,
später zum Beispiel Magdalena Bürzle-Brunhart bis
1985, Eva-Maria Nigg-Köppel, Rosmarie Good-Bürzle,
Silvia Nigg-Näf oder Hildegard Nutt, Dorle Büchel-Nigg,
Silvia Chiaravalloti-Frick und Helga Büchel-Bürzle, die
- soweit aus den Quellen erkennbar - als erste Balzner-
innen eine Postlehre absolvierten.
1864 war in Liechtenstein der erste Landesbriefträger
angestellt worden. Erst 1905 übernahm Österreich die
Besoldung der Postboten als Angestellte der k. k. Post-
und Telegraphendirektion Innsbruck. Die Bezahlung war
43
Franz Frick
(1906-1975), erster
uniformierter Brief-
träger von Balzers.
Briefträger Simon
Büchel, «Post-
fräulein» Luzia
Büchel-Frick,
Magdalena (Lenele)
Vogt-Büchel und
Posthalter Klemens
Brunhart auf der
Treppe des altes
Postamtes an der
Rietstrasse.
Briefträger Simon
Büchel, seit 1925
bei der Post und seit
1935 uniformierter
«Landesbriefträger».
miserabel.29 Die Liechtensteiner Festangestellten sahen
sich im Mai 1920 sogar veranlasst, für bessere Löhne zu
streiken - mit Erfolg.30
Als erster Balzner Briefträger ist 1890 Gregor Frömmelt
bekannt. Er trug zweimal täglich die Post aus und soll
dafür nur etwa eine Stunde benötigt haben. Als Balz-
ner Postboten vor 1900 sind auch Josef Vogt und Josef
Gstöhl namhaft.
Der Ortsteil Mäls sah sich bei der Postzustellung ge-
genüber Balzers immer wieder benachteiligt. 1928 be-
klagten sich die Mälsner, dass sie die Zeitungen erst am
Nachmittag erhielten, die Balzner schon am Vormittag.
Von den damals 220 Abonnementen gingen etwa 70
nach Mäls. Der Posthalter Wolfinger wiegelte ab, es sei
unmöglich, auch noch in Mäls die Zeitungen am Vor-
mittag auszutragen - reklamiert hätten auch nur vier
bis fünf Zeitungsbezüger. Man könne ja einen eigenen
Zustelldienst für Mäls einrichten, was aber etwas koste
und ein Präjudiz für andere Gemeinden schaffe. Kurz-
um, eine Änderung sei nicht möglich. Die Kreispostdi-
rektion St. Gallen zeigte sich grosszügiger und bewillig-
te eine Erhöhung des Zustelldienstes von siebeneinhalb
auf achteinhalb Stunden täglich, was der Postversorgung
von Mäls zugute kam.
Erster uniformierter Briefträger in Balzers war der 1975
verstorbene Franz Frick [Ladafränzle], dem 1935 Simon
Büchel als «Landesbriefträger» nachfolgte.31 Der Brief-
bot-Simma war seit 1925 bei der Balzner Post, zuerst
als Privatbriefträger zu magerem Lohn. Er musste mit
Kündigung drohen, wenn auf Jahresbeginn 1928 keine
Gehaltserhöhung erfolge. Der Posthalter bestätigte, dass
Büchel ohne jede Klage und zur vollsten Zufriedenheit
arbeite und eine «Lohnverbesserung auf den Weihnacht-
tisch» verdiene. Die Postverwaltung war der Ansicht, der
Posthalter könne seinem Privatbriefträger ja mehr be-
zahlen, es bleibe ihm als Poststellenleiter immer noch
genug. Simon Büchel verdiente trotz gleicher Leistung
weniger als die Briefboten in Vaduz, Schaan und Eschen,
die zudem Alterszulagen genossen und pensionsberech-
tigt waren. Büchel war deshalb daran gelegen, eine An-
stellung als Landesbriefträger zu erhalten. Ein erstes Ge-
such wurde abgelehnt. Ein zweites Gesuch 1934 des laut
Postzeugnis «intelligenten, gewissenhaften und tüchtigen
Zustellers» Büchel hatte Erfolg. Die Kreispostdirektion
schrieb [nicht an Büchel], ihr sei zu Ohren gekommen,
dass die Regierung dem Gesuch Büchels sympathisch
gegenüberstehe, weil sie ihn so «bei der in Aussicht ste-
henden Ausschreibung der Posthalterstelle in Balzers als
44
Anwärter ausschalten» könne. Tatsächlich wurde Simon
Büchel ab dem 1. Dezember 1935 als vollamtlicher
Briefträger direkt der PTT unterstellt, mit einer monatli-
chen Zusatzentschädigung von sechs Franken für die Be-
nützung seines Privatfahrrades im Dienst. Weil die Post
angesichts des Umsatzwachstums bald nicht mehr nur
von einem Zusteller und dem Posthalter ausgetragen
werden konnte, stieg auch die Mitarbeiterzahl langsam
an. Der Sohn von Simon Büchel, Gebhard, wurde 1952
ebenfalls bestallter PTT-Briefträger. Als Zusteller bei der
Balzner Post tätig war seit 1953 auch Vinzenz Büchel,
zuerst Privatbriefträger und seit 1960 als PTT-Briefbote.
Die Bewerber um eine Briefträgerstelle mussten eine
Prüfung ablegen, in Deutsch, Rechnen, Geografie, Vater-
landskunde und Handschrift, auch wurde ihre «Eignung»
festgestellt. Solche Prüfungen absolvierten erfolgreich
auch die langjährigen Briefträger Alois Frick [1964],
Georg Frick [1968] und Louis Frömmelt [1969]. Spä-
ter waren Georg Nigg, Ewald Vogt, Alois Tschirky-Frick
und andere bei der Balzner Post tätig. Magdalena Bürz-
le-Brunhart arbeitete mehrere Jahre als Privatbriefträge-
rin mit. Immer öfter absolvierten Personen aus Balzers
1) Briefträger Gebhard Büchel, Elisabeth Bruderer (Appenzell),
Ottilie Frick, verheiratete Jäger, und Briefträger Simon Büchel.
2) Alois (Luis) Frick, seit 1969 Briefträger in Balzers.
3) Briefträger Vinzenz Büchel am Brunnen vor dem «Liechten-
steinerhof», um 1960.
4) Briefträgerin Eva Maria Nigg, 10. April 1985,
mit Kleinmotorrad (Klemo) und voll beladenem Anhänger.
5) Briefträgerin Magdalena Brunhart, verheiratete Bürzle,
erste offizielle Briefträgerin von Balzers.
6) Martina Büchel und Silke Beck, Schalterangestellte,
in der neuen Post an der Rietstrasse.
45
Posthalter Ewald Meier holte 1971 das Schild der alten Post an
der Rietstrasse von der Wand. Dabei auch die Briefträger Georg
Frick und Alois Frick, sowie Vera Meier mit Pudel, Vreni Venzin
(Schalterangestellte), Magdalena Brunhart, verheiratete Bürzle
(Briefträgerin), und Arthur Brunhart (Ferienablöser).
eine Postlehre. 1971 bis 1973 besuchte Remo Vogt als
erster Balzner die postspezifische Ausbildung an der
Verkehrsschule St. Gallen. Er führte später als Balzner
Posthalter die EDV am Arbeitsplatz ein. Als «Ferienab-
löser» der Briefträger waren über die Schulferien hinweg
auch Schüler und Studenten beschäftigt.
Briefträger trugen Verantwortung, man zählte auf ihre
Verschwiegenheit. Sie verteilten Briefe, Zeitungen, Pa-
kete, Eingeschriebenes, Gerichtsvorladungen, Nach-
nahmen, Geldanweisungen, AHV, Kinderzulage, Leh-
rerlöhne, Werbung, Telefonbücher und anderes mehr,
das zweimal am Tag, am Samstag einmal. Bis in die
1970er-Jahre erschien zum Beispiel die Neue Zürcher
Zeitung mit einer Morgen-, Mittag- und Abendausga-
be, die auch zugestellt werden musste. Den Briefträgern
waren die Häuser vertraut, sie erlebten deren Bewoh-
ner und erfuhren oft ihre persönlichen Lebensumstände
und manchmal erstaunlichen Geschichten - und könn-
ten selber viele Erlebnisse erzählen.
Weil bis in die 1970er-Jahre nicht alle Häuser Briefkäs-
ten hatten, legten die Briefträger die Post, wenn nie-
mand zu Hause war und die Tür offen stand, zum Bei-
spiel auf die Haustreppe, den Küchentisch oder auf das
Stubenbuffet, oder in Vorhäuschen, Schopf oder Stall.
Ab und zu zeigten die Kunden den im Abwesenheits-
fall gewünschten Ablageplatz an. Das konnte auch - wie
ich mich als langjähriger Aushilfsbriefträger erinnere -,
eine Scheiterbeige im Schopf sein, ein Spalt im Tenns-
tor oder aber der Nachbar über der Strasse. Oft wussten
die Briefträger, wo der Hausschlüssel versorgt war.32 Ab
1974 schrieb die Post normgerechte Briefkästen an der
Grundstücksgrenze beim Gehweg des Postboten vor.
Das brachte zwar Zeitgewinne [und Personaleinsparun-
gen), aber auch einen Verlust an Kontakt, den vor allem
ältere Personen geschätzt hatten.
Den Bedarf an Personal eruierte die Post mittels Zu-
stellkontrollen.33 Diese führten die Briefträger entweder
selber durch, oder die Kreispostdirektion schickte einen
Inspektor, der die Touren mit dem Briefboten mitlielj
die verteilte Post zählte und die Strecke sowie den Zeit-
aufwand in Minuten mass. Ein Stiegentritt zum Beispiel
galt als ein Meter Laufweg. Die Kontrollen belegen den
steigenden Zeitaufwand beim Zustelldienst. Er wuchs
in Balzers von 565 Minuten im Jahr 1927 über T190
Minuten 1958 bis auf 1’760 Minuten im Jahr 1979.
Dafür setzte die Post 1927 den Posthalter mit 40 Mi-
nuten «Autobedienung» und für die übrige Zeit den Pri-
vatbriefträger ein. 1959 waren zwei Briefträger, ein Pri-
vatbriefträger und 40 Minuten Zustelldienst durch den
Posthalter erforderlich, zwanzig Jahre später schon vier
- nun motorisierte - Briefträger. Die Zustellkontrollen
zeigen, dass die Briefboten, von denen jeder schon Mitte
der 1960er-Jahre täglich über 100 kg Post zu verteilen
hatte, oft überlastet waren.
Um die Grundversorgung trotz des Wachstums der Ge-
meinde in allen Bereichen, Personaldruck und veränder-
ten Lebens- und Geschäftsgewohnheiten zu gewährleis-
ten, war eine effiziente Postorganisation unerlässlich.34
Dafür dienten Massnahmen wie die Motorisierung. Seit
1960 wurden Kleinmotorräder [Klemos] eingesetzt, ab
1966 stand in Balzers ein VW-Kleinfourgon zur Verfü-
gung, um Geschäfte und die entferntesten und höchst-
gelegenen Zustelladressen zu bedienen. 1976 verfügte
die Post Balzers über einen VW-Kastenwagen «Fridolin»,
einen Elektro-Handfourgon, ein Kleinmotorrad und ein
Gepäckfahrrad, beide mit Anhänger. Schon 1971 galt
für die Paketzustellung die Fünf- statt Sechstagewoche.
46
Das langjährige Personal der Poststelle Balzers im Jubiläumsjahr
2017: Ralf Wohlwend (Leiter), Amalies Schwengeler-Davatz und
Margrith Rothmund.
Eine andere Idee der Kreispostdirektion war 1974 die
Schaffung einer Postfachanlage bei der Mariahilfkapelle
in Mäls.35 Sie umfasste 168 Postfächer für die rund 30
neuen Häuser im Brüel und weitere 60 Haushaltungen
in den Gebieten Mariahilf, Böngerta und Gärten. Die
Hauszustellung nicht eingeschriebener Sendungen soll-
te wegfallen. Nach heftigen Protesten - «das Volk sei all-
gemein empört» und «gemäss Bundesrat habe jeder das
Recht auf eine einmalige Postzustellung pro Tag» - und
einer Unterschriftensammlung blies die Post das Vorha-
ben ab.
Die Einführung der 42-Stunden-Woche im Jahr 1986
bedeutete das Ende der zweimaligen Postzustellung.
1994 wurde in Balzers die Hausnummerierung nach
Strassen eingeführt. Vorher verfügte jedes Haus - und
damit gewissermassen die Menschen, die dort wohnten
- über Einmaligkeit und eine eigene Identifikation.
Veränderte Welt - veränderte Post
Die Veränderungen der Post Balzers seit den 1990er-Jah-
ren hat die ehemalige Balzner Posthalterin Hedy
Jung-Schädler in den «Balzner Neujahrsblättern» 2007
beschrieben.36 Die Entwicklung führte zur Auflösung
des Postvertrags mit der Schweiz auf Januar 1999
und zur Gründung der Liechtensteinischen Post AG
mit einem Betriebszentrum in Schaan. Die klassische
Dorfpost, in der sämtliche postalischen Aufgaben er-
ledigt wurden, verschwand. In der Schweiz ist dieser
Prozess, verbunden mit der Schliessung von Poststellen
in Dörfern und Randregionen, neuen Postagenturen
[in Liechtenstein «Postpartner»], Zusatznutzung der
Postschalter für den Verkauf von allerlei Waren und
völlig neuen Aufgabenfeldern für Postboten, ein heftig
diskutiertes Thema. Wie in der Schweiz werden auch
in Liechtenstein heute nicht mehr 100 Prozent der
Haushalte bedient, was vor noch nicht allzu langer Zeit
undenkbar gewesen ist.
Die Liechtensteiner Post startete 2017 in ihr 200-Jahr-
Jubiläum als ein Unternehmen mit 9 Poststellen, 3 Post-
partnern und 386 Angestellten, 25,2 Millionen verarbei-
teten Briefen und 1,2 Millionen Paketen, 6,7 Millionen
zugestellten Werbesendungen, 6,9 Millionen Zeitungen,
607’000 Einzahlungen an den Postschaltern, 753’000
Kundenfrequenzen auf den Poststellen und bei den
Postpartnern, 700’000 gefahrenen Kilometern, 2’600
bedienten Postfächern und 17’200 Haushalten.37 Davon
befanden sich 1’827 in der Gemeinde Balzers, die bei
der Schaffung der Briefsammelstelle im fürchterlichen
Krisen- und Hungerjahr 18173S etwa 125 Wohnhäu-
ser gezählt hatte.39 Die Balzner Briefsammelstelle der
Post hatte damals [1817] vielleicht 300 Sendungen im
Monat spediert.40
Literatur- und Quellenhinweise [Auswahl]:
Für Informationen und private Fotos dankbar bin ich Sophie Büchel,
Flelga Büchel-Bürzle, Magdalena Bürzle-Brunhart, Andrea Eber-
le-Kranz, Gina Gabathuler-Büchel, Toni Gstöhl, Fledy Jung-Schäd-
ler, Barbara La Penta, Marion Leal, Ruth Müller, Silvia-Nigg-Näf,
Alexa Schlegel-Meier, Ewald Vogt, Remo Vogt sowie Wolfgang
Strunk, Gustav Gstöhl und Peter Wiedemeier (Liechtensteinische
Post AG].
• Archiv der Liechtensteinischen Post AG, Schaan
• Archiv des Museums für Kommunikation, Bern / Köniz
• Gemeindearchiv Balzers [GAB]
• Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA]
• Büchel, Donat: Post. In: Historisches Lexikon des Fürsten-
tums Liechtenstein. Bd. 2, Zürich/Vaduz 2013, S. 721-723.
• Bauer, Karl-Heinz: Poststelle 9496 Balzers. In: RLS-Mittei-
lungen, Nr. 2, 2017, S. 69-70.
• Gelb bewegt. Die schweizerische Post ab 1960. Hrsg. Die
Schweizerische Post. Basel 2011.
• Hassler, Hermann: Philatelie. In: Historisches Lexikon des
Fürstentums Liechtenstein. Bd. 2, Zürich/Vaduz 2013,
S. 707-709.
• Herzog, Mirko: Aus der Postgeschichte Liechtensteins. Die
Gründung der k. k. Briefsammelstelle Balzers. In: Bausteine
zur liechtensteinischen Geschichte. Hrsg, von Arthur Brun-
hart. Bd. 3, Zürich 1999, S. 303-346.
47
• Herzog, Mirko: Der Postverkehr zwischen Liechtenstein und
Wien um 1800 am Beispiel der Korrespondenz des Oberam-
tes in Vaduz. Diss. Salzburg 1999.
• Jung-Schädler, Hedy: Meine dreizehn Jahre als Leiterin der
Poststelle Balzers. In: Balzner Neujahrsblätter 13 (2007],
S. 39-42.
• Kind, Herbert: Die Anfänge der Telefonie in Liechtenstein.
Ruggell 2015.
• Kronig, Karl: Post. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Bd. 9., Basel 2010, S. 828-832.
• Marxer, Alfons: Die Geschichte des Postamtes Balzers.
Vaduz 1975.
• Ospelt, Alois: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liech-
tenstein im 19. Jahrhundert. Schaan 1974, S. 345 f.
• Staub, Walter: Telekommunikation. In: Historisches Lexikon
des Fürstentums Liechtenstein. Bd. 2, Zürich und Vaduz
2013, S. 923-924.
• Um- und Erweiterungsbau Post Balzers. Hrsg. Hochbauamt
Vaduz. Balzers 1996.
• Vogt, Emanuel: Mier z Balzers. Bd. 3, Vaduz 1998,
S. 389-414.
• Vogt, Paul: Die Hungersnot von 1816/17 in Balzers. In:
Balzner Neujahrsblätter 2017. Balzers 2017, S. 26-33.
• Wyss, Arthur: Die Post in der Schweiz. Ihre Geschichte
durch 2000 Jahre. Bern 1988.
Anmerkungen
1 Zur Liechtensteiner Postgeschichte vgl. Büchel: Post, S. 721
ff; Herzog: Postverkehr, S. 25 ff; Herzog: Postgeschichte,
S. 303 ff; zu Balzers auch Marxer: Postamt Balzers; Vogt:
Mier z Balzers, Bd. 3, S. 389 ff.
2 «Kartieren» meint die Eintragung der Postsendungen bei der
Übernahme und Abgabe (Überweisungskarte].
3 Herzog: Postgeschichte, S. 326 ff.; Marxer: Postamt Balzers,
S. 20 ff.
4 Marxer: Postamt Balzers, S. 20 f.
5 LI LA RB P4/1817; LI LA SF 03/1817/1839/001.
6 Marxer: Postamt Balzers, S. 38 f.
7 LI LARB P4/1819.
8 Herzog: Postgeschichte, S. 332.
9 Herzog: Postverkehr, S. 89.
10 Herzog: Postgeschichte, S. 327 ff, 332; Ospelt: Wirtschafts-
geschichte, S. 345 f.
11 LI LA RE 1863/0557; LI LA RE 1864/1250.
12 Ideen für eine Automobillinie Balzers-Feldkirch (Motor-
oder Elektroomnibus] gab es schon 1912; LI LA SF
03/1912/002.
13 Vogt: Mier z Balzers, Bd. 3, S. 403.
14 Gemeindearchiv Balzers, 12’000—SI—1 7; Staub: Telekommu-
nikation, S. 923 f; Kind: Telefonie.
15 Hassler: Philatelie, S. 708.
16 Wyss: Post, S. 286 f.
17 Kronig: Post, S. 82 8-83 2.
18 Fotos der ehemaligen Balzner Postgebäude bei Bauer: Post-
stelle, S. 69 f.
19 LI LA LTP 1936/026.
20 Archiv der Liechtensteinischen Post AG: Postamt Balzers.
21 Der Umsatz der Balzner Post wuchs von 1936 bis 1971 um
T100 Prozent.
22 Marxer: Postamt Balzers, S. 96.
23 Walter Walch: Die Posterweiterung Balzers. In: Um- und
Erweiterungsbau, S. 11-17.
24 «Balzers Mitte» setzte sich das Ziel, einen zukunftsoffenen
«Entwicklungs- und Gestaltungsplan (Masterplan]» für die
Mitte zwischen Balzers und Mäls zu schaffen, den Raum um
eine wiederbelebte Burg Gutenberg zu optimieren, mit öko-
logisch aufgewerteten Flächen südlich des Burghügels und
für sich stehenden, aber miteinander verknüpften Gemein-
defunktionen östlich, nördlich und westlich der Burg. Vgl.
9496. Informationsmagazin der Gemeinde Balzers, Nr. 192,
Dezember 2014, und Nr. 193, April 2015.
2 5 Zum Folgenden Archiv der Liechtensteinischen Post AG,
Post Balzers.
26 Ebenda.
27 Ebenda.
28 Ebenda.
29 Der Maurer Briefträger erhielt 1907 für den halbtägigen
Dienst 39,5 Kreuzer täglich, hochgerechnet pro Monat
knapp 8 Kronen. Vgl. Liechtensteiner Volksblatt, Nr. 35 vom
30. August 1907. Ein Durchschnittslohn in Österreich 1910
betrug 54 Kronen im Monat. Vgl. Monetaiy policy & the
economy, Q3- Q4/16, Wien 2016, S. 114.
30 Büchel: Post, S. 722.
31 Zum Folgenden Archiv der Liechtensteinischen Post AG,
Post Balzers.
32 Vogt: Mier z Balzers, Bd. 3, S. 398.
33 Archiv der Liechtensteinischen Post AG: Post Balzers.
34 Gelb bewegt, S. 139-142 über den Zustelldienst.
35 Gemeindearchiv Balzers, 12’000-Sl-30.
36 Jung-Schädler: Leiterin Poststelle Balzers, S. 39-42.
37 www.post.li/en/die-post/organisation/unternehmensinfor-
mation (5. November 2017].
38 Vogt, Hungersnot.
39 Ospelt: Wirtschaftsgeschichte, Anhang S. 33, 35; Statisti-
sches Jahrbuch Liechtenstein 2017, S. 74, 84.
40 Herzog: Postgeschichte, S. 327 f.
48
Alexa Schlegel-Meier
Erinnerungen an die Post
In einer sternenklaren Nacht, so die Notiz meines Va-
ters im Familienbüchlein, kam ich auf der Post an der
Rietstrasse in Balzers zur Welt. Schon am ersten Tag
meines Lebens lernte ich den wohl ältesten und be-
rühmtesten Balzner kennen, den Föhn. Doch nicht vom
Föhn möchte ich hier erzählen, sondern von der Post in
Balzers. Die alte Post an der Rietstrasse, wo ich die ers-
ten neun Jahre meiner Kindheit verbrachte, steht nicht
mehr und die neue Post hat inzwischen auch ihre Türen
geschlossen. Geblieben sind viel schöne Erinnerungen
an die Post in Balzers.
Post Balzers, so lautete meine Adresse 30 Jahre lang.
Kein Strassenname, keine Hausnummer waren nötig,
meine Post kam immer an. Die Balzner Strassennamen
und Flausnummern und natürlich die Balzner wurden
mir dann später auf ganz andere Weise vertraut. Läutete
bei uns zu BJause das Telefon, hatten wir die Anweisung,
uns mit folgenden Worten zu melden, «Postbüro Balzers,
Meier». Das «Postbüro» gehörte für mich ganz selbstver-
ständlich zu meinem Wohnhaus. Bei Papa im Büro zu
sein war normal und an der Welt der Erwachsenen teil-
haben zu dürfen, immer sehr interessant. Auf der Treppe
vor dem Posteingang beobachtete ich oft das Kommen
und Gehen der Leute, die meistens Zeit hatten, mit mir
ein paar Worte zu wechseln. Diese Treppe verwandelte
meine Mutter an Fronleichnam in einen wunderschönen
Blumenaltar und die Prozession blieb auch vor der Post
stehen.
Ich musste mir keine Spielpost wünschen, ich hatte
eine richtige Post. Oft nach Schalterschluss wurde aus
Taufe von Alexa
Schlegel-Meier, mit
den Paten Artur
Meier (Mauren) und
Herta Frick-Hilti
(Rössle, Schaan),
der langjährigen
Balzner Hebamme
Regina Wolfnger,
sowie Alexas
Geschwistern
Caesarina, Eugen
und Vera Meier.
dem Büro meines Vaters mein Spielzimmer. Jetzt durfte
ich mich an seinen Schreibtisch setzen, an den Schal-
ter stellen und Postmeister sein. Mit grossem Eifer habe
ich Briefe frankiert, gestempelt, eingeschrieben, bedient
und telefoniert. Nicht zaghaft, sondern voller Stolz
sagte ich dann die eingeübten Worte, «Postbüro Balzers,
Meier». Konnte ich doch sicher sein, dass am anderen
Ende niemand die strengen Worte «Kreispostdirektion
St. Gallen» erwidern würde.
Früh schon waren mir die grünen Einzahlungsscheine
und die Einschreibbriefe vertraut, die in eine Liste bzw.
ein Buch eingetragen werden mussten. Die Briefpost zu
sortieren bedeutete nicht nur die liechtensteinischen
Dörfer, sondern viele verschiedene Länder- und Städte-
namen kennen zu lernen. Etwas ganz Besonderes waren
die Luftpostbriefe, denn die Empfänger dieser Post
wohnten sehr weit weg. Postgeheimnis hiess für mich,
dass es nur erlaubt war, die schönen Fotos auf den An-
sichtskarten anzuschauen, aber auf keinen Fall das Ge-
49
Postauto (Otto Frömmelt), bei der 1972 abgebrannten Rhein-
brücke. Die immer givsseren und schwereren Autos brachten die
1871/72 gebaute Holzbrücke zunehmend an ihre Grenzen.
schriebene lesen zu dürfen. Ob ich mich immer daran
hielt, habe ich vergessen, wenn nicht, kann ich mich an
keinen Text erinnern.
Die Weihnachtszeit war auf der Post immer eine sehr
hektische Zeit. Sie bedeutete noch mehr Briefe und Pa-
kete und viel Arbeit für alle. Ich freute mich lediglich,
wenn endlich die langersehnten Weihnachtskataloge an-
kamen und ich alles ankreuzen konnte, was das Christ-
kind mir bringen sollte. Gearbeitet wurde bis am Nach-
mittag des 24. Dezember. Mein Vater kam erst spät vom
Zustellen der letzten Expresspost nach Hause, worüber
sowohl meine Mutter als auch wir Kinder gar nicht er-
freut waren. Ob der Grund immer die viele Expresspost
war, oder da und dort ein Weihnachtsschnaps meinen
Vater die Zeit vergessen liess?
Etwas ganz Besonderes und Angst Einflössendes war
die Alarmanlage, wenn das blaugrüne, runde Ding, das
unter dem Schaltertisch meines Vaters lag, als solche
bezeichnet werden kann. Ich glaube, sie konnte ganz
einfach durch einen kräftigen Stoss mit dem Fuss ausge-
löst werden und verursachte dann einen fürchterlichen
Lärm. Ich machte immer einen grossen Bogen um dieses
beängstigende Ding.
Die «Postfräuleins» und Briefträger waren für mich
nicht nur Mitarbeitende meines Vaters. Sie gehörten
schon fast zur Familie. Die Postfräuleins wohnten ja bei
uns und so entstand eine ganz besondere Beziehung zu
ihnen. Mit einer von ihnen habe ich heute noch eine
Auf der Bank vor
der Post warteten
die Leute auf das
Postauto. Auf
dem Bild Rosa
Meier, Frau von
Posthalter Ewald
Meier, mit den
Kindern Alexa [in
der Scheesa) und
Eugen.
freundschaftliche Verbindung. Sie kam aus Bellinzona.
Kürzlich fragte ich sie, ob sie denn schon Deutsch konn-
te, als sie nach Balzers kam. Sie lachte und antwortete:
«Nein, eigentlich nicht, aber ich war bei euch ja in einer
Privatschule. Bei deinen Eltern, bei euch Kindern, den
Briefträgern und all den Leuten, die auf die Post kamen,
habe ich Deutsch gelernt.» Sie erinnert sich noch heute
gerne an die Zeit auf der Post in Balzers. Wenn ich sie
Deutsch sprechen höre, fällt mir eine vertraute Sprach-
melodie auf, nämlich die meiner Mama. Sie hat wohl
am meisten ihr Deutsch beeinflusst. So unterschied-
lich alle diese Postfräuleins auch waren und sprachen,
am Schmutzigen Donnerstag stand allen das gleiche
Schicksal bevor. Sie wurden von den Briefträgern mit
einer Schwarte «gruasslet» und danach auch noch in
einen Postsack gesteckt. Alles Gezappel und Geschrei
nützte nichts, ganz im Gegenteil. Ich hatte immer den
Eindruck, dass die Freude der Briefträger dadurch nur
noch gesteigert wurde.
Die Briefträger waren alle aus Balzers. Sie kannten nicht
nur die Wege und Strassen, sondern auch die Balzner
Familien und deren Geschichten. Die Zustellung eines
Briefes aus Amerika mit der Adresse, «Vogt Mäls, Fürs-
tentum Liechtenstein», war somit kein Problem. Der
älteste Briefträger wusste, welche Familien Verwandte
in Amerika hatten und der Brief konnte selbstverständ-
lich dem richtigen Empfänger ausgehändigt werden. Bei
jedem Wetter machten sich die Briefträger mit dem rie-
sigen «Postkarren», beladen mit Briefen und Paketen, zu
Fuss auf ihre Tour. Das beeindruckte mich unglaublich.
Ab und zu habe ich einen von ihnen ein Stück begleitet,
doch die steile Praiawisch war immer ein Grund umzu-
kehren. Mir dienten die Postkarren lediglich zum Ver-
steckspielen.
50
Postumzug 1971, mit Postpersonal und Familienmitgliedern des Posthalters.
Posthalter Meier schraubt das Postschild
ab (1971), mit Eugen und Alexa.
Ebenso vertraut waren mir die Postautochauffeure, die
vor der Post nicht nur anhielten, um Fahrgäste aus- und
einsteigen zu lassen, sondern selbst auch ausstiegen,
wenn sie Expresspost abzugeben hatten. Die Zeit, ein
paar Worte zu wechseln, hatten sie immer. Im Sommer
fuhren meine Geschwister und ich mit dem Postauto oft
ins Freibad nach Vaduz. Einmal bemerkte eine meiner
älteren Schwestern, dass sie vergessen hatte, ihre «Ba-
dekappe» einzupacken. Sie sagte das ganz einfach dem
Postautochauffeure und der antwortete mit der grössten
Selbstverständlichkeit: «Dänn gang sie halt schnell ge
hola» und wartete in aller Ruhe, bis sie wieder zurück
war. Eilkurse kannte man damals noch nicht.
Unvergesslich bleibt mir auch ein inoffizieller Mitar-
beiter meines Vaters, Elias Vogt. Mit seinen stahlblauen
Augen und seinem beeindruckenden Lachen tauchte er
fast täglich vor Schalterschluss auf, schulterte die Post-
säcke, die nach Vaduz mussten und lud sie in den Post-
autoanhänger. Oft aber kam er nur vorbei, um meinem
Vater einen Zettel zu geben, auf dem zwei Worte standen:
«Traktor bestellen».
1971 kam der Umzug in das neue Postgebäude. Es war
im wahrsten Sinne ein Umzug, mit Traktor und Anhän-
ger. Die ganze Familie, die Briefträger und die Postfräu-
leins halfen mit und es wurde gefeiert. Alle freuten sich
auf das neue Postgebäude, nur meine Freude war nicht
besonders gross. Die neue Post stand so einsam da. Die
ehemaligen Nachbarskinder schienen plötzlich weit weg
zu sein. Unsere neuen Nachbarn waren die Kirche, der
Sumpf mit quakenden Fröschen und die Föhren. Diese
machten bei Föhnwetter nur unheimliche Geräusche.
Auch die Postfräuleins wohnten nicht mehr bei uns und
jetzt arbeitete auch meine Mutter auf dem Postbüro. Ich
musste mich neu orientieren und «meine Post» zurück-
lassen. Im neuen Postgebäude war alles grösser, moder-
ner und es gab eine richtige Alarmanlage und einen gros-
sen Safe. Diesen Safe konnte jeder sehen und so hat er
wohl die Phantasie eines Kindes besonders angeregt. Auf
dem Pausenhof sagte es zu mir: «Gäll ihr sind riech, well
din Papa all Tag än hufa Gält öberkunnt und es tuat är
dänn i er iiesig [eiserne] Kaschta.» Das Haus, in dem ich
geboren wurde und das ich so sehr mochte, war plötz-
lich nur noch die alte Post.
Die Zeit, in der ich mit Papa mitfahren durfte, wenn er
die Expresspost zustellte und bei so vielen fremden Leu-
ten einfach klingeln konnte, war bald vorbei. Wir Kin-
der waren alt genug, um mitzuhelfen und oft hiess es,
Einzahlungsscheine einschreiben, Briefe stempeln und
verteilen und die Expresspost zustellen. Durch das Zu-
stellen der Expresspost lernte ich nun auch die Strassen-
namen, Hausnummern und Balzner kennen. Doch bald
schon ging ich ins Internat. Wenn ich am Samstag nach
Hause kam, war die Post schon geschlossen. Alles lief
jetzt ohne mich ab. Am Postalltag konnte ich nur noch
durch die Erzählungen von Mama und Papa und wenn
ich in den Ferien auf der Post arbeitete teilnehmen. Im
Januar 1993 sind mein Vater und ich nach Schaan gezo-
gen. Zurück blieb das Haus, in dem ich geboren wurde,
die alte Post, und der langjährige Arbeitsplatz von Papa,
die neue Post. Mitgenommen habe ich die Erinnerungen
an die Zeit auf der Post in Balzers, die lange Zeit mein
Zuhause war.
51
Lisa Fischer
Lebens- und Einkaufsgewohnheiten:
Vieles hat sich verändert
Ein Gespräch mit Maria «Marile» Vogt, Maria Hämmerle, Maria Heim und Wilma Kohler-Heim
Nach einem vollen Arbeitstag noch schnell ins Ein-
kaufszentrum sputen und das Nötigste für das Abend-
essen einkaufen. Warten in der Schlange an der Super-
marktkasse, wenn man doch so dringend zum nächsten
Termin sollte. Eine Geschenkliste im Kopf abhakend
durch die weihnachtlich geschmückte Einkaufsstrasse
hetzen.
Jede und jeder kennt solche Situationen und viele ver-
binden Einkäufen heute - zumindest teilweise - mit
Stress. Dass das nicht immer so war, erzählen als ehema-
lige Dorfladenbesitzerinnen Maria tJämmerle [Schuh-
macherei tJasler], Maria tJeim und Wilma Köhler
[Bäckerei tieim] sowie Maria «Marile» Vogt [«Konsum»].
Dorfläden statt Einkaufszentren
Während Einkaufszentren heute wie Pilze aus dem
Boden schiessen, so hat man früher das Alltägliche in
den diversen Dorfläden geholt. Davon gibt es heute
nicht mehr viele, wie Wilma Köhler von der ehema-
ligen Bäckerei tieim bedauert. Das Einkaufsverhalten
der Leute habe zu dieser Entwicklung geführt, weil
sie lieber in billigen Supermärkten eingekauft hätten
als in Dorfläden, für die es unmöglich gewesen sei,
preislich mitzuhalten, tiinzu kommt, dass sich unse-
Bestell-Liste der Alp Güschgle bei der Bäckerei Heim.
re Lebensgewohnheiten generell geändert haben und
ein Grosseinkauf vor einigen Jahrzehnten aufgrund
der flalfbarkeit der Produkte gar nicht möglich war.
In die Sennerei beispielsweise mussten die Menschen
jeden Tag gehen - entweder um Milch zu bringen
oder um sie zu holen. Aber auch der Transport eines
Wocheneinkaufs war ohne Auto nicht ganz einfach,
weshalb die Frauen nur das einkauften, was sie zum
Kochen gerade benötigten.
«Dabei haben die Leute da eingekauft, wo es für sie am
nächsten war, allerdings haben viele auch auf die Ver-
wandtschaft geachtet», erzählt Marile Vogt. Sie selbst
kannte das jedoch nicht, da sie eine gebürtige Schaa-
nerin und nicht in Balzers aufgewachsen ist. Sowohl
Maria tJämmerle als auch Maria tieim bestätigen, dass
man sich besonders als Geschäftsleute gut überlegte,
wo man einkaufte. Wilma Köhler führt aus, dass sie
beispielsweise ihre Schuhe bei demjenigen Schuhma-
cher kauften, der auch bei ihnen in der Bäckerei sein
Brot holte. Generell habe man aber darauf geachtet,
dass man abwechselte und reihum einkaufte, wie die
beiden betonen. So kam es, dass sie manchmal Schu-
he bekamen, die ihnen gar nicht gefielen, lacht Maria
tJeim. Grundsätzlich war es den Dorfladenbesitzern
wohl immer wichtig, sich gegenseitig zu unterstüt-
zen und so haben sich Geschäftsleute untereinander
jeweils mit dem Gruss «Guate Gschäft» voneinander
verabschiedet.
53
Überhaupt wurde sehr auf Solidarität geachtet, wie
das Beispiel des damaligen Gymnasiums im Haus
Gutenberg zeigt. Die Belieferung mit Brot übernahm
nämlich jeden Monat abwechslungsweise eine der
drei damaligen Dorfbäckereien. Nach der Schule fuhr
Wilma Köhler jeweils mit dem Fahrrad und Anhän-
ger nach Mäls, um die Backwaren auszuliefern. Später
konnte dies mit dem Auto erledigt werden, ihr Vater
war nämlich der zweite Balzner, der ein Auto besass.
Während des Krieges musste das Auto der Heims je-
doch eingestellt werden und durfte nur für Notfälle
benutzt werden. Dafür erhielt jeder Autobesitzer eine
bestimmte Menge an Benzin. Nicht nur Benzin wurde
für Notfälle gelagert, sondern die Geschäfte mussten
während der Kriegsjahre auch ein sogenanntes Pflicht-
lager für den Fall einer Versorgungsknappheit halten.
Wilma Köhler und Maria Heim erinnern sich auch
noch gut daran, dass sie an den freien Mittwochnach-
mittagen «Märkle» einkleben mussten, mit denen
die Kundinnen bei ihnen eingekauft haben. Obwohl
viele Balzner schon Geld hatten, mussten sie Marken
abgeben, um Lebensmittel zu beziehen, da von be-
hördlicher Seite alles rationiert wurde. Dadurch, dass
Nahrungsmittel nur mit zugeteilten Bezugskarten er-
hältlich waren, wurden Hamsterkäufe vermieden.
Maria Heim und Wilma Köhler heben nachdrücklich
hervor, dass sich das Land aber nicht nur zur Zeit des
Krieges, sondern auch danach, sehr gut um das Ge-
werbe kümmerte. Natürlich gab es Vorschriften, aber
um das einheimische Gewerbe vor ausländischer Kon-
kurrenz zu schützen, galt von 1937 bis 1969 ein Wa-
renhausverbot. «Das war eine gute Einstellung. Man
bekam schliesslich alles, und es ging allen mehr oder
weniger gut.», Endet Wilma Köhler. Welche Konkur-
renz ausländische Anbieter darstellen konnten, erleb-
ten die damaligen Ladenbesitzer als das Migros-Auto
seinen Verkauf auf der Rheinbrücke zwischen Balzers
und Trübbach gestartet hat.
Im Dorf konnte man alles kaufen
«Obwohl es nur kleine Läden gab, konnte man in Bal-
zers alles besorgen, was man für den Alltag brauch-
te», erzählt Marile Vogt. Es gab verschiedene Lebens-
mittelläden, aber auch Schuh- und Kleidergeschäfte
ebenso wie Eisenwarenhandlungen, Metzgereien und
Geschäfte mit Haushaltartikeln. Glühbirnen beispiels-
weise konnten jedoch nur bei «Biara-Mena» Büchel
gekauft werden. Sie hatte in ihrem Privathaus ein Sor-
timent, wobei sie jede Glühbirne vor dem Verkauf ein-
drehte, um zu kontrollieren, ob sie auch funktioniert.
Spielsachen gab es allerdings - ausser vor Weihnachten
- im ganzen Dorf keine. Maria Heim und Wilma Köh-
ler erinnern sich daran, wie die Balzner Kinder in der
Adventszeit jeden Tag die Spielsachen in den Schau-
fenstern der verschiedenen Läden bestaunten.
Marile Vogt berichtet, dass es bei ihr im Konsum fast
alle Lebensmittel zu kaufen gab. Auch Wein, Schnaps
und sonst ein paar Spirituosen hat sie geführt, Bier al-
lerdings nicht, «da sie sonst noch mehr hätte schleppen
müssen», wie sie einwendet. In der Bäckerei Heim fand
man neben Broten aus verschiedenen Mehlen auch
Fladen, Nussgipfel und Lebkuchen. «Zopf und <Melch-
brötle> gab es allerdings nur samstags und auch <Bürle>
durfte man nur zum Schulausflug mitnehmen», erklärt
Wilma Köhler. Im Herbst konnten Bauern ausserdem
in angeschriebenen Kübeln ihre eigenen gedörrten und
«gerüsteten» Birnen bringen und sich daraus Birnen-
brot machen lassen. Für jeden Auftraggeber wurde
dann ein separates Muster ins Brot eingezeichnet, so
dass am Schluss jeder dasjenige Birnenbrot mit sei-
nen eigenen Birnen mit nach Hause nehmen konnte.
Im Lager der Schuhhandlung Hasler fand man neben
Männer-, Frauen- und Kinderschuhen auch Hausschu-
he, handgenähte Skischuhe oder Schuhe für Jäger.
Zudem fertigte Robert Hasler massgeschneiderte
Schuhe für Gehbehinderte an.
Meistens führten die Lebensmittelgeschäfte zur Um-
satzsteigerung auch Kleider oder andere Produkte.
Marile Vogt beispielsweise hatte neben den Lebens-
mitteln noch Schulsachen, aber auch Pullover, Unter-
wäsche, Strumpfhosen und Leintücher im Angebot.
In der Bäckerei Heim wiederum konnten, abgesehen
von Brot und Backwaren, weitere Lebensmittel, aber
auch Waschmittel sowie Ansichtskarten oder einige
Mittelchen aus der Apotheke wie zum Beispiel Sari-
don besorgt werden. Und auch in der Schuhhandlung
Hasler gab es neben Schuhen auch Schuhpflegemittel
im Sortiment.
Generell war das Angebot abhängig davon, was die
Schweizer Grosslieferanten Usego und Volg gebracht
haben - «es gab einfach, was es gab», resümiert Wilma
Köhler. Manchmal konnten die Läden neben lokalen
Produkten Orangen oder Bananen anbieten oder der
Vertreter hatte etwas Spezielles wie einen Christ-
54
baumständer im Angebot, den man ins Sortiment auf-
nehmen konnte. Vom Liechtensteiner Hugo Elkuch
in Mauren konnten die Lebensmittelhändler ebenso
alles beziehen. Dieser sei jeweils mit einem grossen
Auto gekommen und einmal habe ihr Vater aus Spass
zu ihm gesagt, dass er einem, der mit so einem Auto
kommt, nichts abkaufe. Das nächste Mal habe Elkuch
sein Auto schliesslich irgendwo anders parkiert und
sich ein Fahrrad geliehen und sei damit zur Bäckerei
Heim geradelt, schildern Wilma Köhler und Maria
Heim die Anekdote lachend.
Die Balznerinnen und Balzner konnten im Dorf also
fast alles für den alltäglichen Gebrauch kaufen. Wenn
jedoch einmal etwas ausgegangen ist, so führt Marile
Vogt aus, war die Kundschaft früher viel geduldiger als
heute: «Die Leute waren anständiger und menschlicher,
es musste nicht alles <nullkommaplötzlich> gehen.» Ein
Die Spezereihandlung mitsamt Schuh- und Hut-Lager von
A. Vogt in Balzers.
weiterer grosser Unterschied in Bezug auf das Angebot
sieht Marile Vogt ausserdem bei den Spezialprodukten
beispielsweise für Allergiker: «Es gab früher schon Al-
lergien, aber dann ist man je nach dem einfach daran
gestorben - Extraprodukte gab es allerdings keine.»
Etwas, das man ebenfalls nicht kannte, war ein Halt-
barkeitsdatum: So lange ein Produkt noch gut aussah
bzw. gut roch, hat man es auch noch gegessen.
Darüber hinaus stark verändert haben sich natürlich
auch die Preise, die früher von den Behörden festgelegt
wurden. So erhielt man in den 1950er-Jahren ein Kilo-
gramm Brot noch für 70 Rappen oder ein Paar Schuhe
für 20 bis 30 Franken. Mit den Löhnen sind dann so-
wohl die Preise als auch die Ankaufspreise gestiegen.
55
Was es bereits damals gab, waren Rabatte - nicht im
Sinne von Schnäppchen, aber sowohl im «Konsum» als
auch in der Bäckerei Heim konnten die Kundinnen die
Beträge ihrer Einkäufe in Rabattkarten stempeln las-
sen, sodass sie bei einem bestimmten Betrag eine Preis-
reduktion erhielten: «Jedes hatte eine Karte, die man
nach Hause nehmen oder bei mir lassen konnte und in
die der jeweilige Einkaufsbetrag eingestempelt wurde.
Sobald jemand für 100 Franken eingekauft hat, bekam
man 6 Franken retour», erläutert Marile Vogt.
Man hat mit dem Geschäft gelebt
Generell wurde früher nicht so stark zwischen Arbeit
und Freizeit unterschieden, besonders bei den Bauers-
leuten war dies gar nicht möglich. Dementsprechend
kannte man auch keine offiziellen Öffnungszeiten bzw.
sie wurden nicht unbedingt eingehalten. Bis Marile
Vogt morgens um 8 Uhr die Fadentüren des Konsums
aufschloss, hat sie jeweils schon gebettet und alles im
Haushalt abgestaubt. Das Mittagessen hatte sie jeweils
am Abend zuvor vorgekocht und den restlichen Haus-
halt nebenbei erledigt, wenn im Geschäft mal gerade
nichts los war. Ist dann trotzdem eine Kundin gekom-
men, so hat diese gerufen und Marile konnte runter in
den Faden, um zu bedienen. Am Mittwochnachmittag,
wenn ihre Mädchen schulfrei hatten, hat Marile den
Konsum aber geschlossen. Das kannten Maria Heim
und Wilma Köhler nicht. Die Bäckerei Heim war sogar
am Sonntag nach der Frühmesse bis zum Amt etwa
eine Stunde und dann noch einmal am Sonntagabend
ab 18 Uhr geöffnet. Maria Heim und Wilma Köhler
erzählen, dass sie auch gerne einmal einen halben Tag
frei gehabt hätten, aber ihre Mutter habe darauf erwi-
dert, dass dies nicht gehe, weil sie die Kundschaft nicht
beleidigen könne. Wilma Köhler durfte wegen des
Fadens nicht einmal an einem Samstag heiraten, son-
dern musste ihre Hochzeit an einem Montag feiern.
Diese Kundenfreundlichkeit zeigte sich auch darin,
dass die Kundinnen jederzeit - egal ob Sonntagmor-
gen, über Mittag oder spät abends - klingeln konnten,
auch wenn der Faden nicht offiziell offen war. Was dies
bedeutet, illustriert Maria Hämmerle anschaulich an
einem Beispiel: «Einmal an einem Sonntagmorgen, es
war Muttertag, wollte ich gerade in die Badewanne,
da hat es geklingelt. Vor der Tür stand eine Mutter,
der Mann gehe nur mit der Familie essen, wenn das
Kind anständige Schuhe habe.» Also habe sie selbst-
verständlich gemeinsam mit ihr Schuhe für das Kind
ausgesucht und verkauft. Sowohl Maria Hämmerle als
auch Maria Heim, Wilma Köhler und Marile Vogt be-
tonen, dass man das gerne gemacht hat, weil man eben
im Geschäft aufgegangen ist und mit dem Geschäft
gelebt hat.
Aus heutiger Sicht ausserdem interessant ist, dass die
Dorfläden zwar von Frauen geführt wurden, die Fizen-
zen und Namen aber fast immer auf die Männer liefen.
Fridolin Willi, der selbst hinter dem Fadentisch seiner
Eisenwarenhandlung stand, und Anna Eberle sowie
Marile Vogt, die selbst eine Bewilligung hatten, waren
diesbezüglich Ausnahmen. Generell war Einkäufen
eine Frauensache, wie Marile Vogt veranschaulicht:
«Die Frauen haben Febensmittel eingekauft und die
Männer kamen Zigaretten oder Stumpen holen.»
Persönlicher Kontakt
Was sich nach Meinung der vier Frauen am stärksten
verändert hat, ist der persönliche Kontakt zur Kund-
schaft. Früher habe man immer Zeit gehabt, um sich
noch etwas zu erzählen. Man habe mehr Zeit gehabt,
über etwas Schweres, das man erlebt hat, zu reden oder
sich über das Neueste aus dem Dorf auszutauschen,
sich manchmal aber auch einfach eine schöne und lus-
tige Geschichte zu erzählen. «Weitererzählen durfte
man aber nichts», fügt Marile Vogt hinzu. Wilma Köh-
ler zeigt auf, dass man sich insgesamt mehr umeinan-
der kümmerte. Wenn eine Frau zwei Tage nicht in den
Faden gekommen sei, habe ihre Mutter gewusst, dass
die Frau krank sei und eine ihrer Töchter mit einem
«Melchbrötle» zu ihr nach Hause geschickt, um sich zu
erkundigen und gute Genesung zu wünschen. Wilma
Köhler findet es schade, dass dies heute nicht mehr
der Fall ist, denn sie besuchte ehemalige Kundinnen
noch lange, nachdem sie den Faden schon nicht mehr
führten, und erlebte, welch grosse Freude die älteren
Frauen über ihren Besuch stets hatten. Und auch Ma-
rile bedauert, dass heute kaum Zeit bleibt, das Münz
herauszusuchen. Maria Heim wendet ein, dass sich die
Zeiten geändert haben, man heute «drauf müsse» und
sich einen längeren Schwatz an der Kasse nicht mehr
leisten könne. Aber sie bemerkt, dass diese Entwick-
lung gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so gut
zu Fuss sind und nicht Auto fahren, schade ist.
56
Natürlich gab es aber auch damals weniger Erfreuli-
ches, wie zum Beispiel das Thema Schulden. Maria
Hämmerle erklärt, dass Balzers ein Bauerndorf war
und die Menschen nicht viel Geld hatten. Im Som-
mer konnten die Kinder noch barfuss laufen, doch im
Herbst hätten die Eltern dann gefragt, ob sie Schuhe
haben dürften, obwohl sie diese oft nicht zahlen konn-
ten. Dann seien die Beträge in sogenannten Schulden-
bücher notiert worden. Ihr Vater habe die Schulden
aber wieder gestrichen, wenn er gesehen habe, dass sie,
obwohl sie sich bemühten, nicht zahlen konnten. Und
auch Marile Vogt erzählt, dass sie manchmal Kunden
hatte, die nicht zahlen konnten, weil der Mann keine
Arbeit hatte, ein Kind krank war oder das Geld der
Familie sonst einfach nicht gereicht hat. Allerdings sei
auch sie nicht der Typ gewesen, der Schulden mehr-
mals zurückverlangt hat. Sie erwähnt jedoch, dass dies
nicht oft vorkam und wenn, dann seien es immer wie-
der die gleichen gewesen. Anderen Familien hingegen
mit zehn bis zwölf Kindern habe das wenige Geld, das
sie zur Verfügung hatten, gereicht und sie ist deshalb
der Überzeugung, dass alles eine Sache der Einteilung
ist. Maria Heim und Wilma Köhler kennen das eben-
falls, ergänzen aber noch, dass die Kundinnen manch-
mal auch einfach ein paar Rappen zu wenig dabei hat-
ten, weil sie mehr einkauften als geplant. Man habe
dann ins Buch «Rest 70 Rappen» geschrieben und die
Kundinnen haben ihre Schulden später beglichen.
Positive Erinnerungen
Alle vier Interviewten resümieren, dass sich die Zeiten
und Gewohnheiten geändert haben und erinnern sich
gerne an ihre eigene Zeit im Verkauf zurück. Wilma
Köhler und Maria Heim halten fest, dass es eine sehr
schöne Zeit war. Maria Hämmerle ergänzt, dass für sie
persönlich der Kontakt mit den Leuten das Schöns-
te war, da sie eine gute Kundschaft hatte, mit der sie
viele gute und persönliche Gespräche führen konnte.
Und auch für Marile Vogt war der Kundenkontakt der
Grund, weshalb sie ihre Arbeit so gern gemacht hat
und sehr traurig war, als sie die Ladentür zum letz-
ten Mal geschlossen hat. Sie fügt hinzu, dass sie sich
manchmal natürlich auch ärgern musste, was aber
glücklicherweise eher selten vorgekommen sei. Ins-
gesamt sei es für sie eine zufriedene und interessante
Zeit gewesen.
Maria Hämmerle (Schuhmacherei Hasler)
Der Vater von Maria Hämmerle, Robert Hasler, hat
seine Schuhmacherlehre während des Ersten Welt-
krieges in Azmoos absolviert. Seinen Arbeitsweg hat
Robert Hasler drei Jahre lang zu Fuss zurückgelegt.
Dabei hat er die Absätze seiner Schuhe ausgehöhlt, um
Kaffee über die Grenze zu schmuggeln. 1927 gründete
er schliesslich sein eigenes Schuhgeschäft in Balzers.
Geflickt hat er Schuhe schon zuvor, doch der Kauf
des Hauses und die Eröffnung des Ladens gingen erst
mit seiner Heirat einher. Obwohl seine Frau krank und
linksseitig gelähmt war, haben sie den Laden mitein-
ander geführt, denn rechnen und schreiben konnte sie
und damit war sie für den Verkauf zuständig. Die Fa-
milie Hasler hat bescheiden gelebt, denn AHV und IV
gab es damals noch nicht und für den Haushalt muss-
ten sie eine Hilfe einstellen.
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Schuhmacher-Diplom für Robert Hasler, 1921.
57
Robert Hosier in seiner neuen
Werkstatt, nach 1935.
Zu dieser Zeit war Maria Hämmerle selbst noch nicht
viel im Laden, denn sie hat nach der Handelsschule als
Sekretärin in der Balzers AG gearbeitet und war aus-
serdem noch ein Jahr lang in England. Erst als sie 1968
geheiratet hat, hat sie selbst im Geschält mitgearbei-
tet, wobei sie den Verkauf und die Bestellungen über-
nommen hat. 1973 ist Robert Hasler gestorben und
Maria Hämmerle hat den Schubladen ganz übernom-
men. Weil ihre Tochter Sonja Probleme mit den Füssen
hatte, hat sie sich schliesslich auf Schuhe für behinder-
te Kinder spezialisiert. Durch dieses spezifische Sor-
timent hatte Maria viel Kundschaft mit behinderten
Kindern, die Schwierigkeiten mit den Füssen hatten
und teilweise von weit her kamen. Den Austausch mit
ihnen hatte sie jeweils sehr geschätzt.
Maria Heim und Wilma Köhler (Bäckerei Heim)
Ende 19. Jahrhundert ist der Deutsche Julius Heim,
der Grossvater von Maria Heim und Wilma Köhler,
als Bäckergeselle nach Liechtenstein gekommen und
hatte hier eine Balznerin geheiratet. Nach dem Tod
von Fidel Kriss, bei dem Julius gearbeitet hatte, konnte
er 1893 von dessen Witwe die Bäckerei kaufen und
1940 an seinen Sohn Otto Heim weitergeben. Wäh-
rend dieser in der Bäckerei gebacken hat, kümmerte
sich seine Frau um den Verkauf der Backwaren und
weiterer Lebensmittel. Ihre beiden Töchter Wilma und
Maria waren meistens auch im Laden und durften zwi-
schendurch sogar mal fragen «was hättest du gerne».
Gerade während der Kriegsjahre haben sie die Eltern
unterstützt, indem sie «Märkle» eingeklebt haben, die
ihr Vater dann bei der Amtsstelle zur Entschädigung
abgegeben hat. Schliesslich übernahm ihr Bruder Ru-
dolf Heim die Bäckerei und führte diese bis nach dem
Tod ihrer Mutter weiter. 1971 wurde die Ladentür der
Bäckerei Heim für immer geschlossen.
Maria «Marile» Vogt (Lebensmittelgeschäft
Konsum)
Maria «Marile» Vogt ist in Schaan aufgewachsen, durch
ihre Heirat aber nach Balzers gekommen. Hier hat sie
1951 ihr Lebensmittelgeschäft «Konsum» beim Torkel
gegründet. Diesen führte sie über 40 Jahre lang, bis sie
74 Jahre alt war, in Eigenregie. Ihr Mann hat in einem
Buchhaltungsbüro in Vaduz gearbeitet, weshalb der
Jahresabschluss des Konsums jeweils seine Aufgabe
war. Wenn Maria zur Post oder sonst kurz ausser Haus
musste, schaute ihre Tochter Isolde zum Laden.
Die teilweise schwere Arbeit hat ihre Spuren hinter-
lassen, denn Maria musste viel Treppen steigen und
hat deshalb ihre Hüften stark abgenutzt. Doch das
Rechnen im Kopf hat sie wach gehalten und so denkt
sie sehr gerne an ihre Zeit im Konsum zurück. Heute
schart sie im Altersheim gerne ihre grosse Familie mit
ihren Töchtern Margot und Isolde sowie ihren fünf
Enkeln und fünf Urenkeln um sich. Ausserdem macht
sie täglich einen Spaziergang und kauft dann in einem
Laden «Krömle» oder Schokolade für ihre Enkelkinder,
dabei fällt ihr der Unterschied der heutigen Super-
märkte zu ihrem Konsum besonders auf.
58
Hans Brunhart
«Einkaufsmeilen» in Balzers und Mäls - Der Detailhandel Ende der
Fünfzigerjahre
Der Wandel in Einkauf und Produktion
Man sagt oft, die Welt sei im ständigen Wandel begrif-
fen und dies gelte für die heutige Zeit in besonderem
Masse. Diese Veränderungen betreffen nicht nur die
grosse Welt der Politik und der Wirtschaft, sondern
haben in vielerlei Hinsicht einen direkten Einfluss auf
unser tägliches Leben.
An der Art und Weise, wie Produkte des täglichen Be-
darfs in unserem Dorf produziert und eingekauft wur-
den und werden, kann dies auf eindrückliche Weise
belegt werden. Ende der Fünfzigerjahre des letzten
Jahrhunderts, also vor rund sechzig Jahren, bestanden
in unserer Gemeinde gegen vierzig Handelsgeschäf-
te und der Bedarf an Lebensmitteln, Haushaltwaren,
Bekleidung und Schuhen konnte weitgehend in der
eigenen Gemeinde gedeckt werden. Nur für Uhren,
Schmuck oder medizinische Produkte war ein Gang
nach Trübbach, Vaduz oder anderswohin nötig.
Zu der gegenüber heute augenscheinlichen Verände-
rung haben verschiedene Faktoren beigetragen: Zum
einen grundsätzliche Entwicklungen wie die Konzen-
tration im Handel und die Industrialisierung der Pro-
duktion etwa im Lebensmittelsektor, aber auch die
zunehmende Mobilität durch das Auto und die damit
verbesserten Transportmöglichkeiten, ebenso die Tech-
nik im Haushalt durch Kühlschränke und Tiefkühltru-
hen, welche die Haltbarkeit von Lebensmitteln ver-
besserten und damit den täglichen Gang zur Sennerei
oder zur Bäckerei nicht mehr notwendig machten.
Unter diesen Entwicklungen ist die zurzeit feststell-
bare Verlagerung eines weiten Teils des Einkaufs ins
Internet noch nicht einmal erwähnt. Dies weist darauf
hin, dass dieser Prozess nicht beendet ist.
Die Verlagerung des Detailhandels in oft peripher
gelegene Einkaufszentren und die Abnahme von Ein-
kaufsmöglichkeiten in den Ortszentren hat aber noch
eine weitere Konsequenz: Durch die vielen, fast täg-
lichen Einkaufsgänge im Dorf war auch während des
Tages, und nicht nur während der Abfahrts- und An-
kunftszeiten morgens, mittags und abends, zusammen
mit den landwirtschaftlichen Tätigkeiten viel Betrieb.
Eingekauft hat man in den meisten Fällen zu Fuss oder
mit dem Rad. In den Familien hörte man wohl fast
täglich den Satz: «Gang mer no in Lada». Die Moto-
risierung hat auch dazu geführt, dass Parkplätze das
wichtigste Attribut von Ladenlokalen wurden, da die
Einkäufe meist mit dem Auto erledigt werden.
Mit diesem Beitrag möchte der Autor nicht beklagen
oder gar anklagen, er möchte die Veränderung aufzei-
gen, die unser Dorf und uns begleitet und die wir zum
Teil mitprägen.
Handel und Gewerbe Ende der Fünfzigerjahre
Auf dem Luftbild von 1964 sind die Detailhandels-
geschäfte eingezeichnet, welche in der zweiten Hälfte
der Fünfzigerjahre in Balzers bestanden haben. Der
Plan zeigt die grosse Anzahl der Geschäfte. An be-
59
stimmten Strassenzügen, vor allem in den historischen
Zentren von Balzers und Mäls, befand sich in fast
jedem Haus ein Verkaufsladen. Man konnte in der Tat
von zwei «Einkaufsmeilen» sprechen.
Aufgrund einer schwierigen Quellenlage konnte ich
mich einzig auf die damaligen Telefonverzeichnisse,
auf Festschriften, insbesondere auf diejenige zum Ver-
bandsmusikfest 1960, auf die persönliche Erinnerung
von Gewährsleuten wie Anton Gstöhl und auf meine
eigene Erinnerung stützen. Bei den Geschäftsbezeich-
nungen habe ich mich, soweit möglich, an die von den
Geschäften selbst in Inseraten und im Telefonbuch
verwendeten gehalten. Aber nicht alle Geschäfte hat-
ten einen eigenen Telefonanschluss. Aus dieser Quel-
lenlage können sich Ungenauigkeiten ergeben, für wel-
che ich um Nachsicht bitte. Für Hinweise auf nicht
korrekte oder fehlende Angaben ist der Autor dankbar.
Die Liste ist auf Geschäfte beschränkt, welche in der
Regel ein Ladenlokal hatten und Produkte für den
täglichen Bedarf verkauften. Aufgrund dieser Abgren-
zung sind Viehhändler, Schweinehändler, Sägereien,
Wagnereien und Veloreparaturwerkstätten nicht auf-
geführt, auch wenn ihre Tätigkeit wenigstens zum
Teil dem Handel zuzurechnen ist. Es wird sich loh-
nen, in einer kommenden Ausgabe der «Balzner Neu-
jahrsblätter» die Liste zudem auszubauen im Hinblick
auf Gewerbebetriebe wie Schreinereien, Zimmereien,
Schlossereien, Dreschereien, Baugeschäfte, Coiffeure
etc. Balzers hatte damals ein sehr vielseitiges Gewerbe.
Ein Kennzeichen des Angebots in den Läden war die
behördlich vorgegebene strikte Trennung zwischen
Verkauf von Frischfleisch und anderen Lebensmit-
teln. Mit dem Begriff «Handlung» war hingegen oft
ein Laden gemeint, in welchem neben Lebensmitteln
auch Textilien verkauft wurden. Der Verkauf von Ge-
müse und Salaten spielte eine untergeordnete Rolle, da
die meisten zuhause einen Garten und oft zusätzlich
einen «Krautgarten» auf dem Feld hatten.
Bei einigen Geschäften ist, soweit bekannt, die «Vor-
geschichte» bis zum dargestellten Zeitraum sowie das
Gründungsjahr auf geführt. Verschiedentlich haben in
späteren Jahren Kinder oder andere Familienmitglie-
der den Laden übernommen und weitergeführt. Diese
Ergänzung muss einer späteren Bearbeitung Vorbehal-
ten bleiben.
Inserate von Dorfläden fand man in den
Landeszeitungen nur in seltenen Aus-
nahmefällen, etwa zur Weihnachtszeit.
Hingegen waren diese Geschäfte mit
Werbeinseraten in den Festschriften und
Programmheften präsent, welche zu Sän-
ger-, Musik- oder Turnfesten in Balzers
herausgegeben wurden. Die nebenstehen-
den Inserate stammen aus der Festschrift
zu «Fahnenweihe und Sängerfest» des
Männergesangvereins Balzers vom
13. oder eventuell vom 20. Juli 1952.
Herrenbekleidung
vom feinsten Anzug u. Mantel
bis zum modernsten Hemd zu
konkurrenzlosen Preisen und
Qualitäten beim
SPEZIALHAUS
Peter Bürzle, Balzers-Mäis
Maß- und Konfektion Tel. 41147
Für Milchprodukte
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Mit höflicher Empfehlung
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60
Familienbetriebe im bäuerlichen Umfeld
Die für den Betrieb eines Detailhandelsgeschäfts not-
wendige Gewerbekonzession lautete bei Familienbe-
trieben in der Regel auf den Mann, wobei das Geschäft
mit wenigen Ausnahme jedoch tatsächlich von den
Frauen geführt wurde. Deshalb ist der Name der «ge-
schäftsführenden» Frau in Klammer beigefügt. Auch
bei einem Laden, welcher von einer Witwe geführt
wurde, blieb der Name des Geschäfts in der Regel
bestehen. Teilweise wurde er dann unter der Bezeich-
nung «Erben» weitergeführt. In Einzelfällen wurden
unverheiratete Frauen als Inhaberinnen der Gewerbe-
konzession geführt.
Die Detailhandelsgeschäfte waren auch Familienbe-
triebe in dem Sinne, dass die Kinder schon früh im
Laden mithalfen beim Auspacken und Anschrei-
ben der Ware, bei Botengängen und, wenn sie grös-
ser waren, auch im Verkauf. In der Liste sind die im
Geschäft mithelfenden Kinder nicht namentlich auf-
geführt, dies nicht zuletzt, um Ungerechtigkeiten zu
vermeiden, weiss ich doch aus eigener Erfahrung, dass
bei uns zuhause jede und jeder die Auffassung hatte,
Wer gut essen will und sparen
kauft im Konsum die Waren!
M. Vogt KONSUM Mäls-Balzers
Spez. Geschäft für
Lebensmittel, Papeterie, Bürobedarf und Schulmaterialien
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Art, Bestecke, elektrisches Geschirr, Wolle, Stoffe, Konfektion,
kompl. Wäscheaussteuern kaufe ich stets vorteilhaft in der
Handlung J. Johler, ßalzers
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BÄCKEREI & KONDITOREI
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bekannt für feine Patisserie und
erstklassiges Kleingebäck
empfiehlt sich bestens!
er müsse mehr im Laden helfen als seine Geschwister.
Bei Ehepaaren arbeitete der Mann meist auf dem Bau
oder betrieb eine kleine Landwirtschaft. Bei Betrieben,
welche aus einem fFandwerksteil und einem Verkaufs-
laden bestanden wie Bäcker, Metzger, Schuhmacher
oder Sattler, führte die Frau mit Ehlfe der Kinder den
Laden, der Mann führte das fFandwerk aus und produ-
zierte zum Teil die Waren, die zum Verkauf standen.
Auch wenn der Mann als fFandwerker tätig war, be-
trieb er oft noch eine kleine Landwirtschaft. Angestell-
te gab es nur in wenigen Einzelfällen.
Geöffnet waren die Geschäfte jeden Tag, in vielen Fäl-
len musste man aber läuten. Ferien gab es natürlich
keine, ebenso keine regelmässige Schliessung an einem
Nachmittag. Ehngegen konnte es Vorkommen, dass die
ganze Familie, und damit das ganze Verkaufspersonal,
auf dem Feld beschäftigt war. Die Kunden fanden aber
auch am späteren Abend oder am Sonntag einen Weg
in den Laden, da die fFaustüre zu damaligen Zeiten
meist unverschlossen war.
Das Kaufhaus
5^ranz
in Schaan
mit seinen Filialen in Friesen und
Balzers-Mäls
empfiehlt sich in allen einschlägigen Artikeln der
Lebensmittelbranche
Drogen :: Haushaltartikel
Tabakwaren " Liköre
Cognac :: Rum
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Abt. KOHLEN UND HEIZÖLE
k_________________________________________J
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Liste des Detaihandels
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Otto Heim (Karlina), Bäckerei und Konditorei, USEGO-Lebensmittel
(Bäckerei seit 1875 Fidel Kriss, s Beckkressa, ab 1893 Julius Heim, Lebensmittel seit 1925)
Christian (Kreschtle) Brunhart (Emma), Metzgerei (seit 1938)
Mena (s Fränzles Mena) Büchel, LKW-Ablage, Glühbirnen und Sicherungen
Robert Hasler (Luisa), Schuhmacherei und Schuhhandlung (seit 1927)
Johann Frick (Marie), Handlung, Lebensmittel und Textilien (seit 1920)
Anton Frick (Viktoria), Sattlerei, Lederwaren, (seit 1931)
Traudi Gstöhl, Textilien und Kolonialwaren
Anna Eberle, Lebensmittel (seit 1948)
Josef Johler (Marie), Eisenwaren, Haushaltartikel, Textilien (seit 1917)
Albert Gstöhl (Brigitte), Schuhmacherei und Schuhwaren (seit 1948)
Geschwister Nina und Lina Büchel (s Badeschta), Lebensmittel «Villars» (seit 1920)
Baptist Büchel (Christina), Gartenbedarf, früher im gleichen Lokal Metzgerei Fidel Büchel
Alois Kaufmann (Albina), Textilien (seit 1942)
Karl Nutt (Selina), Lebensmittel (seit 1955)
Milchverwertungsgenossenschaft Balzers (Adolf und Hedwig Krieger), Milchprodukte
(früher auf der Praiawisch, dann nördlich des Alten Friedhofs, seit 1949 an diesem Standort)
Andreas Brunhart (Rosele), Eisenwaren und Haushaltartikel (seit 1947, bis 1952 im Winkel)
Johann Steger, Bäckerei und Conditorei (seit 1875 Hans Steger auf der Praiawisch und
später bei der Post, seit den Dreissigerjahren an diesem Standort)
Vinzenz Büchel (Marie), Schuhmacherei und Schuhhandlung (seit 1938)
Raimund Nipp (Verena), Depot des Liechtensteinischen Bauernvereins für Sämereien,
Düngemittel und Feldprodukte
Johann Kaufmann (Burga), Kochplatten, Kochgeschirr
Maria (Marile) Vogt, Lebensmittel (seit 1933)
Engelbert Vogt (Afra), Lebensmittel und Kolonialwaren (seit 1880 an diesem Standort,
früher Anton Eberle und Anton Vogt)
Edmund Frick, Mosthandel, Mosterei, Küferei (seit 1925)
Heinrich Frick (Berta), Bäckerei und Konditorei, Lebensmittel (seit 1938)
Irene Kaufmann, Lebensmittel
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26 Irma Kindle, Ablage der Gärtnerei Real, Pflanzen und Schnittblumen
27 Maria (Marile) Vogt, Konsum «Konkordia», Lebensmittel,Textilien,
Papeterieartikel (seit 1951)
28 Lorenz Willi (Theres), Schuhwaren
29 Maria Willi (Marie), Lebensmittel (seit 1930)
30 Fridolin Willi (Gusta), Eisenwaren und Haushaltartikel (seit 1951)
31 Fidel Büchel (Frieda), Metzgerei (seit 1951 an diesem Standort)
32 Anton Wille (Senz), Molkerei (seit 1926 an diesem Standort,
früher vis-à-vis im «Lehrerwohnhaus»)
33 Heinrich Kindle, Bierdepot, Getränkehandel
34 Franz Vogt (Elsa), Metzgerei
35 Franz Hübe, Filialgeschäft des Kaufhauses in Schaan,
(Otto und Luisa Jagschitz), Végé-Lebensmittel und Haushaltartikel,
Kohlen und Heizöle (seit 1924)
36 Maria (s Fränzles Marie) Gstöhl, LKW-Ablage, Glühbirnen und Sicherungen
37 Peter Bürzle (Karlina), Mass- und Konfektionsgeschäft (seit 1937)
38 Katharina Kaufmann, Textilien, Eier
39 Walter Wolfinger (Ida), Getränkehandel, Mosterei, Küferei (seit 1945)
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66
Hans Brunhart
Am Sunnteg
Der Sonntagmorgen begann in meinen Kinder- und
Jugendjahren in Balzers wie jeder andere Morgen
auch, um fünf Uhr mit dem «Taglüta». Während am
«Tag des Herrn» jegliche Arbeit mit Ausnahme derje-
nigen in Haushalt und Stall ruhte, hatten die Kirchen-
glocken Schwerarbeit zu verrichten. Sie läuteten zur
«Früamäss», dann zum Kindergottesdienst, besonders
feierlich und lange zum Hochamt, am Nachmittag zur
Andacht und am Abend zum Rosenkranz, und das je
dreimal, zudem um elf Uhr zum Mittag und am Abend
um sieben Uhr.
In die Frühmesse gingen vor allem die Frauen, die ja
nachher das am Sonntag aufwendigere Mittagessen
vorzubereiten hatten. Schon am frühen Morgen hat-
ten die Bauern die Arbeit im Stall erledigt, die Kühe
gemolken und die Milch in der «Tausa»1 in die Sen-
nerei gebracht. Der Kindergottesdienst wurde für die
schulpflichtigen Kinder gestaltet, mit viel deutschem
Gesang, aber mit lateinischer Messe. Die Zeit bis zum
Kirchgang war lang, und zur Kommunion sollte man
ja «nüchtern» gehen, also ohne vorher zu essen. Wenn
man trotzdem der Versuchung nicht widerstehen
konnte und auch nur ein «Brotbrösmele» zu sich nahm,
war man nachher von schlechtem Gewissen geplagt.
Ins Amt gingen vor allem die Männer. Die Liturgie und
der Gesang des Kirchenchors waren lateinisch und an
hohen Kirchfesten wurde die heilige Messe in Kon-
zelebration von drei Priestern gefeiert. Als Ministrant,
der ich war, war man besonders stark vom Geschehen
beeindruckt und konnte wenigstens die lateinischen
Gebete am Altar mehr oder weniger auswendig. Das
Amt war auch ein wichtiger Treffpunkt, da es noch
keine Samstagabendmesse gab, ein ganz überwiegen-
der Teil der Bevölkerung die Sonntagsmesse besuchte
und damit die «Sonntagspflicht» erfüllte. Einige mein-
ten auch, dass eine physische Anwesenheit im Kir-
chenraum von der Opferung bis nach der Wandlung
für deren Erfüllung ausreichend wäre. Damit verpass-
te die Gruppe von Männern, welche üblicherweise
vor der Kirche stand, nicht nur Epistel und Evange-
lium, sondern vor allem die Predigt und damit auch
die mahnenden Worte des Pfarrers, des Kaplans oder
des Kapuziners, die in ihrer Predigt dieser kirchlich
bedenklichen Interpretation regelmässig widerspra-
chen. Die Männer erschienen im «Sunnteghääs»2 meist
mit Hut zum festlichen Gottesdient und der auf dem
Kirchgang bereits gekaute «Schegg»3 wurde rechts vom
Kircheneingang auf einem Absatz der Steinfassade de-
poniert, nach der Messe hoffentlich am richtigen Platz
wieder geholt und der weiteren Verwendung zuge-
führt.
Nach dem Amt verlas der Gemeindeweibel, auf dem
heute noch sichtbaren Stein beim Kircheneingang
stehend, die amtlichen Bekanntmachungen der Ge-
meinde, das spätere Anschlagsbrett und die heutige
Homepage. Zweimal im Jahr standen die Hühner im
Mittelpunkt einer solchen Mitteilung: Es wurde be-
kanntgegeben, ab wann «das Freilaufen» der Hühner
gestattet oder verboten war. Hingegen war die Be-
willigung, ob an einem schönen Sonntag nach einer
67
längeren Regenperiode «gheuet» werden durfte, einer
Mitteilung am Schluss der Predigt Vorbehalten, weil
dies mit an sich verbotener Arbeit verbunden war.
Nach dem Amt standen Gruppen oft noch länger zu-
sammen, besprachen dieses und jenes. Es war eine «ge-
schlossene Gesellschaft», und «etschmert Frönds»4 fiel
doch einigermassen auf.
Nach dem Amt ging eine grössere Anzahl von Män-
nern in ihr Stammlokal zu ihrem Sonntagsbier, zum
«Haldengut», Löwengarten», «Wädenswiler» oder «Zir-
fass». Manchem schmeckte auch ein Zweier [oder
zwei] «Magdalener» oder «Kälterer» als Rotwein oder
«Johannisberger» oder «Pendant» als Weisswein besser.
Unterdessen war zu Hause gekocht und man versam-
melte sich um die Suppenterrine, die nur am Sonntag
zum Einsatz kam und eine Flädlesuppe oder, was für
Kinder noch interessanter war, eine «Buchstabensup-
pe» enthielt. Als Hauptgang gab es oft einen Braten,
beliebt war der Hackbraten, oder je nach Saison Sulz-
braten oder im Winter «Schwiinegs met Suurkrut».
Und zum Dessert an hohen Festtagen «Meringschala»
mit Schlagrahm.
Das Mittagessen wurde noch im «Sunnteghääs» einge-
nommen, anschliessend ging es ja wieder in die Kir-
che, zur Andacht um halb zwei. Dieser Gottesdienst
war eine Mischung von Gebeten und Liedern und
dauerte rund eine halbe Stunde. Für die Jugendlichen,
die aus der Schule waren, folgte daran anschliessend
«Kreschtalehr»5. Dass man im Unterschied zu heute
am Sonntag festlicher als an Wochentagen gekleidet
war, war besonders für Kinder einigermassen proble-
matisch und führte bei einem «Malheur» zu manch el-
terlicher Kritik. Ein «Sunnteghääs» bestand aus einem
«Tschoopa» und für die Erstkommunion aus einer kur-
zen Hose und «Knickerbocker»6. Letztere hatten den
Vorteil, dass sie «mitwuchsen». Die ersehnten langen
Hosen gab es für die meisten dann erst später.
Nach der Andacht konnte man im Raum der heuti-
gen Kapelle im Untergeschoss der Kirche Bücher aus-
leihen. Dort war das Lokal der Jungmannschaft mit
einem Billardtisch und einer Bücherei. Diese wurde
vor allem von grösseren Schülerinnen und Schülern
frequentiert und ich habe mir dort die ersten Karl
May-Bände geholt. Die Ausleihe kostete 20 Rappen.
Der Nachmittag war oft der Verwandtschaft gewid-
met: Entweder besuchte man die «Ahna» im Mälsner
Dorf oder Tanten kamen zu Besuch. Besuche bei der
Ahna waren für uns von besonderem Interesse, da die
Aufmerksamkeit der Erwachsenen nachliess, wenn
sie einmal richtig im Gespräch waren, was uns ausge-
dehnte Touren in den Stall und ins Tenn ermöglichte.
Es war oft gut, dass man vorher zu Hause noch etwas
strapazierfähig eingekleidet worden war. Bei schönem
Wetter hielten wir uns natürlich draussen im «Bon-
gert» auf oder auf der Strasse. Und überall gab es die
Möglichkeit, «Apäcka»7, «Schnäppla»8 oder anderes zu
spielen.
Die jungen Burschen versammelten sich am Nachmit-
tag in Balzers am «Lappeplatz»9 oder in Mäls am «Tup-
paeck»10, wo man ausmachte, was man unternehmen
könnte. Wenige hatten ja schon ein Auto oder durften
dasjenige des Vaters benützen und auf dem «Ritsch»11
fanden Fussballspiele statt. Die Mannschaftsaufstel-
lungen des FC Balzers, dessen erste Mannschaft meist
in der dritten Liga gegen Teams wie Orion Chur, Trun,
Triesen und Schaan spielte, waren in einem Anschlag-
kasten am «Lappeplatz» ausgehängt. Die Aufstellung
des FC war damals auch noch vom Englischen geprägt:
Vor dem Goalie [jeder Goalie war für uns nach einem
berühmten Schweizer Nationalgoalie ein «Ballabio»]
räumten zwei «Backs» auf, weiter vorne liefen die
Läufer und die «Centerhalfs» und im Sturm wirbel-
ten neben dem torhungrigen Mittelstürmer die Flügel
in einem wahrlich offensiven 2-3-5 System. Das Um-
kleidelokal für Mannschaften und Schiedsrichter war
in der «Zoschg»12 beim Hotel «Post» eingerichtet und
Spieler wie Unparteiische begaben sich dann zu Fuss
zum «Ritsch». Der lange Fussmarsch zurück wurde
für den Schiedsrichter insbesondere nach Niederlagen
des heimischen FC, was ja hin und wieder vorkam, zu
einem eigentlichen Spiessrutenlauf.
Neben dem Besuch des Fussballspiels gab es für die Er-
wachsenen [sprich: die Männer] damals die Jassrunden
in den verschiedenen Wirtschaften. Bei geschickter
Organisation konnte beides verbunden werden. Mäd-
chen und Frauen hingegen sah man bei schönem Wet-
ter spazieren oder man traf sich in der Verwandtschaft
oder Nachbarschaft zu ausgedehnten Kaffee- und Ge-
sprächsrunden.
Der Sonntag war auch die Zeit des Radiohörens und
des Lesens. Gelesen wurden vor allem die Landes-
zeitungen, die nicht täglich und schon gar nicht am
Sonntag erschienen. Vor allem die Frauen schätzten
Wochenzeitschriften wie «Das Gelbe Heft», «Der
Sonntag» oder «Die Stadt Gottes», die unter den Fami-
lien auch ausgetauscht wurden. Ein beliebter Gast in
68
den Stuben war auch der «Reimmichl-Kalender». Im
Radio war neben den Mittagsnachrichten der Schwei-
zerischen Depeschenagentur um halb eins und dem
«Echo der Zeit» am Abend, die von Radio Beromüns-
ter ausgestrahlt wurden, viel Erbauliches und Unter-
haltendes zu hören, es war kein «Begleitmedium»,
das einen mehr oder wenig beachteten «Musik- bzw.
Lärmteppich» legte. Geradezu legendär und auch bei
uns viel gehört waren im österreichischen Rundfunk
die Morgenpredigt des wortgewaltigen Paters tieinrich
Suso Braun13 sowie am Nachmittag das Wunschkon-
zert, gesponsert von «Klosterfrau Melissengeist, in der
Schweiz Melisana genannt», wie es hiess. Der Volks-
mund nannte diese Sendung auch «Erbschleicherkon-
zert», was nicht verwunderte, wenn man berücksich-
tigte, mit welcher ffäuEgkeit die Glückwünsche an die
meist älteren Geburtstagkinder mit dem Lied «Näher
mein Gott zu Dir» untermalt wurden.
Gegen Abend begann für die Bauern wieder die tägli-
che Arbeit, die Kühe mussten gefüttert und gemolken
und die Milch vor halb acht in die Sennerei gebracht
werden. Letzteres bereitete jenen, die das Nachmit-
tagsprogramm ausgedehnt genossen hatten, hin und
wieder Schwierigkeiten.
Für die anderen hiess es, sich zum letzten Kirchgang
des Tages zu rüsten, dem Rosenkranz oder der Maian-
dacht. In den ffäusem, wo das Fernsehen schon Ein-
zug genommen hatte, dominierte dieses dann wohl
den Abend, nachdem schon am Nachmittag Bekannte
und Verwandte gekommen waren, um Tierfilme wie
Lassie, Fury oder Daktari zu sehen oder sich an Trick-
filmen von Walt Disney zu erfreuen. In früheren Zei-
ten fanden auch Theateraufführungen, Konzerte und
Unterhaltungen am Sonntagabend statt, nachdem ja
der Samstag noch gar nicht oder nur teilweise arbeits-
frei war und man am Sonntag ausgeschlafen die Messe
besuchen sollte.
Benützte Literatur:
• Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein (Hrsg. His-
torischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein].
• Stricker, Hans; Banzer, Toni; Hilbe, Herbert: Liechtensteiner
Namenbuch, Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liech-
tenstein, Band 1.
• Martin, Graham: Das Bildungswesen des Fürstentums Liech-
tenstein.
• Vogt, Emanuel: MIER Z BALZERS.
Die «Tausa» war ein auf dem Rücken getragenes grosses
Gefäss zum Transport von Flüssigkeiten, insbesondere Milch.
Sie wurde aber auch im Weinberg und auf der Baustelle zum
Transport von Pflaster verwendet.
Mit dem «Hääs» war die Oberbekleidung gemeint, mit dem
«Sunnteghääs» der Anzug und die «nobleren» Kleider von
Mädchen und Frauen.
Das Kauen des «Strassburger» genannten, in Rollen verkauften
Kautabaks war bei Männern verbreitet. Es mag wohl ein Zei-
chen von Sparsamkeit sein, dass man den Kautabak, den man
zum Zeitpunkt des Kirchenbesuchs gerade im Mund kaute,
seitlich des Eingangs «zwischenlagerte».
«etschmert=jemand» stammt wie etschwo, etschwohii,
etschwie, etschwänn oder auch epper und öpper von «etwer».
Und «etschmert Frönds» war eine unbekannte Person, auch
wenn sie aus dem Nachbardorf Triesen stammte.
Katholische Jugendliche mussten bis zum 17. Lebensjahr
aufgrund einer Bestimmung im Schulgesetz die «Christen-
lehre» als Fortsetzung des Religionsunterrichts besuchen. Die
Christenlehre wurde von einem Oltsgeistlichen geleitet und
an Burschen und Mädchen in getrennten Gruppen erteilt
Die «Knickerbocker» waren wadenlange Überfallhosen, die
unter dem Knie zusammengebunden waren. Sie wurden so
gross gekauft, dass sie weit hinunter reichten und später, wenn
der Träger der Hose wuchs, so gestreckt waren wie eine Reiter-
hose.
Beim «Apäcka» wurden drei Scheiter an einer Wand pyra-
midenförmig aufgestellt. Der «Sucher» musste seinen Fuss in
die Pyramide stellen und laut bis zu einer bestimmten Zahl
zählen, während sich die Mitspieler versteckten. Wenn er sich
bei der Suche davon entfernte, gab dies die Gelegenheit für
die anderen, schnell aus ihrem Versteck zu eilen, den Fuss zur
Pyramide zu halten und laut «apäckt» zu rufen.
Ein Fangspiel.
Platz bei der Kreuzung Pralawisch/Züghüsle, auf der gegen-
überliegenden Strassenseite der «Post», wo die Männer der
Nachbarschaft am Abend und am Sonntag zusammen standen.
«Lappe» meint zwar «einfältiger Mensch, Dummkopf», ist aber
hier nicht so negativ gemeint, eher in dem Sinne, dass j a bei
einem solchen «Schwatz» nicht viel Gescheites herauskommt.
Platz beim «Bröggle» in Mäls, analog dem «Lappeplatz» in
Balzers. Die Mälsner benannten ihren etwas freundlicher als
die Balzner. Mit einem «Tupp» war mehr ein naiver als ein
dummer Mensch gemeint und in der Feststellung «Mein,
bischt du an Tupp» war auch Nachsicht enthalten. Beide
Begriffe wurden natürlich eher von Leuten verwendet, die an
diesen Platzen nicht anwesend waren.
Flurname beim St. Katharinabrunnen. Die nach einem öster-
reichischen «Finanzer», der dort Dienst tat, benannte Wiese
diente über viele Jahre als Fussballplatz.
Die Zuschgen waren Schuppen mit Toren zur Durchfahrt für
Fuhrwerke. In Balzers standen drei bei den Gasthäusern.
Heinrich Suso Braun (1902-1977], Kapuziner, Theologe und
Radioprediger.
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Markus Burgmeier
Wohnstätte, Gaststätte, Spielstätte, Fundstätte:
Die Burg Gutenberg im 20. Jahrhundert
Im vergangenen Jahr realisierte das Balzner Kultur-
zentrum Alter Pfarrhof die Ausstellung « <Man ist in’s
Mittelalter versetzt...). Burg Gutenberg - Unbekann-
tes, Wiederentdecktes, Erstaunliches aus den letzten
100 Jahren». Neue Forschungsergebnisse sowie wieder
entdeckte zeitgenössische Quellen [Dokumente, Ob-
jekte, Bilder, Filme] ermöglichten dabei neue Einblicke
in das heben auf der Burg seit dem Wiederaufbau am
Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der folgende Beitrag ist zum einen ein verkürzter
Rückblick auf die Sonderausstellung im Alten Pfarr-
hof. Zum anderen soll er die vergangenen 100 Jahre
des Balzner Wahrzeichens noch einmal ins Gedächtnis
rücken.
Auferstanden aus Ruinen: Der Wiederaufbau
1905-1912
Nachdem die Burg Gutenberg nicht mehr bewohnt
war, zerfiel sie im Verlaufe des 18. Jahrhunderts zu
einer Ruine. Die «Rettung» kam 1905, als der Vadu-
zer Bildhauer und Architekt Egon Rheinberger [1870-
1936] die Burgruine Gutenberg kaufte und sie in den
kommenden Jahren nach eigenen Plänen zum heuti-
gen Erscheinungsbild ausbaute.
Postkarte zur Schhsswirtschaft Gutenberg, gestaltet von Egon
Rheinberger, 1920er-Jahre.
Beim Wiederaufbau orientierte sich Rheinberger am
ursprünglichen Grundriss. Er liess die noch vorhan-
denen Gebäudereste nach seinen Vorstellungen einer
mittelalterlichen Festung aufstocken und ausbauen.
Der nördliche Teil der Anlage wurde als Rosengarten
und Kapelle mit «Kaplaneihaus» gänzlich neu errichtet.
In einem Brief vom 23. Januar 1914 an seinen Cousin,
Prof. Ferdinand Nigg, schreibt er über den Wieder-
aufbau: «Wir waren letztes Jahr Ins Mitte Oktober auf
Gutenberg und ziehen auch dieses Jahr nach Ostern
wieder hinauf. Trotz manchen Unbequemlichkeiten,
wohnt es sich ganz gut dort. Kanonikus Büchel schreibt
gegenwärtig an einer Geschichte von Gutenberg für
unsem Historischen Verein. Die Burg hat scheint’s
eine sehr bewegte Vergangenheit hinter sich, wie wenige
Burgen im Rheintal, und zum Schlüsse wird sie von
mir so malträtiert. Heuer habe ich vor an der Kapelle
weiter zu bauen, das heisst einen Boden, Decke und
Stühle anzubringen. Es wäre was Reizendes eine schlichte
Burgkapelle mit echten Paramenten einrichten zu können.
Wegen Ankauf eines Altars Inn ich in Unterhandlung mit
einem Händler in Nürnberg, glaube aber kaum, dass wir
einig werden.... Den Schreiner denke ich selbst zu machen
und benötige nur 3 Figuren und etwa ein Baldachin.
Die Wände der Kapelle werde ich nur weiss tünchen,
die gewölbte Holzdecke hingegen vielleicht rot und blau
fassen und den Boden mit gewöhnlichen Ziegeln belegen.»
[Kanonikus-Frommelt-Stiftung]
71
Blick auf die Burgruine Gutenberg non Nordwesten, um 1900.
Wiederaufbau: Bereits 1905 konnte die riesige Lücke in der
westlichen Aussenmauer geschlossen werden.
Egon Rheinberger schöpfte beim Wiederaufbau der
Burg Gutenberg aus seinen Erfahrungen, die er beim
Wiederaufbau der Burgen Kreuzenstein und Liechten-
stein, beide in Niederösterreich, in den Jahren 1899
bis 1901 sammeln konnte. Dort war er im Auftrag von
Graf fians von Wilczek beziehungsweise Fürst Johann
II. beteiligt. Damit machte er sich als Architekt und
Künstler einen Namen.
Mit dem Wiederaufbau der Burg Gutenberg schaffte
Egon Rheinberger ein Gesamtkunstwerk im Sinne des
Ehstorismus und der Burgenrenaissance der Jahrhun-
dertwende.
Die Schlosswirtschaft Gutenberg
Ab 1912 lebten Egon und Maria Rheinberger mit
ihrem ältesten Sohn Elans auf Burg Gutenberg. 1913
kam Sohn Peter zur Welt, 1917 als jüngstes Kind Ru-
dolf. Alle drei Söhne verlebten einen Teil ihrer Kind-
heit und Jugend auf der Burg.
72
Egon und Maria Rheinberger
mit ihren Söhnen Hans, Peter
und Rudolf im Rosengarten
auf Burg Gutenberg, 1924.
' Tüt 1 li 1 y KRfM
W kB« 'bL
Blick in den so genannten
Rittersaal, um 1930.
Als sie durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg
fast ihr ganzes Vermögen verloren, beschlossen Egon
und Maria Rheinberger, in den Räumen der Burg eine
Gastwirtschaft einzurichten. Uber die Eröffnung am
6. Juni 1920 berichteten die Oberrheinischen Nach-
richten: «Am vergangenen Sonntag fand die Eröffnung
der Schlosswirtschaff Gutenberg statt. ... Die gewiss
zahlreichen und geräumigen Lokale waren überfüllt und
ebenso hätte der Schlosshof keine Gäste mehr aufnehmen
können. Ganz Balzers und eine Masse Spaziergänger von
der benachbarten Schweiz und aus fast allen Gemeinden
des Landes, zusammen über 2'000 Personen, hatten sich
eingefunden, um ... fröhlich zu sein. Das war nicht mehr
eine Wirtschafts-Eröffnung, das war ein VolksfestÌ»
Der Erfolg hielt an und die Gastwirtschaft auf Burg
Gutenberg wurde in den kommenden Jahren zu einem
beliebten Treffpunkt für Gäste aus nah und fern. Maria
Rheinberger übernahm die Führung des Gastbetriebs,
da sie die nötige Erfahrung bereits zuvor bei der Mit-
arbeit im Kurhausbetrieb ihres Vaters, Rudolf Schäd-
ler, auf Gaflei sammeln konnte. Egon kümmerte sich
um die stilgerechte Ausstattung und liess Möbel nach
seinen Entwürfen von hiesigen Schreinern anfertigen.
Neben einer festen Stammkundschaft zählten Kurgäs-
73
te aus Bad Ragaz, Künstlerkollegen sowie Prominen-
te wie der Transatlantikflieger Lincoln Ellsworth, der
Kräuterpfarrer Johann Künzle oder schweizerische
Bundesräte zu den Besuchern der Schlosswirtschaft.
Gutenberg - die kulturelle Hochburg der
Region
Nach der Eröffnung der Gastwirtschaft 1920 entwi-
ckelte sich die Burg Gutenberg in den folgenden Jah-
ren zu einem kulturellen Zentrum der Region. Neben
zahlreichen Konzerten fanden Lesungen und Vorträge
statt. Einen Höhepunkt stellten die Aufführungen des
Oben: Rund 200 Mitglieder des Schweizerischen Burgenvereins
besichtigten auf ihrer Burgenfahrt durchs Rheintal im Mai 1930
auch Gutenberg.
Unten: Die im Winter 1932 ausgegrabenen Gutenberger Votiv-
statuetten.
Freilichtspiels «Der letzte Gutenberger» des Dichters
und Publizisten Karl Josef Minst aus Triesen über den
Sommer 1925 dar, bei dem rund 70 Laien-Schauspie-
lerinnen und -Schauspieler aus der Balzner Bevölke-
rung mitwirkten.
Zudem wurde die Burg zu einem beliebten Ausflugs-
ziel für verschiedene Delegationen, Verbände und
Vereine. Zahlreich waren die Besuche von politischen
Vertretern aus dem Ausland, verschiedenen Berufs-
verbänden und Vereinen, so z. B. die schweizerische
Zolltarifkommission mit Bundesrat Motta, die Verei-
nigung zur Erhaltung deutscher Burgen, die Arbeits-
gemeinschaft für Volksbildung am Bodensee oder die
Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte.
Bis zur Schliessung des Gastbetriebs 1937 wurden
rund 50 Konzerte auf Gutenberg gegeben. So wech-
selten sich die Musikvereine von Balzers, Triesen, Trie-
senberg, Vaduz, Schaan, Azmoos, Trübbach, Sargans,
Wangs, Flums, die Stadtmusik Chur und auch ver-
schiedene Gesangvereine gegenseitig ab.
Sensationelle archäologische Funde auf
Gutenberg
Mit dem Wiederaufbau der Burg Gutenberg Anfang
des 20. Jahrhunderts begann auch die archäologische
Erforschung des Burghügels und seiner Umgebung.
Nach etlichen Entdeckungen von Einzelfunden aus ur-
und frühgeschichtlicher sowie römischer und mittelal-
terlicher Zeit veranlasste Egon Rheinberger zwischen
1930 und 1933 mehrere Grabungen am Burghügel. Er
zog Adolf Hild, den Konservator des Bregenzer Lan-
desmuseums, als Ausgrabungsleiter bei. Bei den Arbei-
ten wirkten auch die drei Söhne Rheinbergers mit.
Während einer Grabung am südöstlichen Hang des
Burghügels entdeckten sie 1932 ein Ensemble aus
zehn eisenzeitlich gegossenen Bronzefiguren - die
später zu Weltberühmtheit gelangten Votivstatuetten.
1934 fand einer der Söhne bei einer Sondierung ein
jungsteinzeitliches Gefäss der Rössener Kultur. Es ist
der bisher älteste Fund am Burghügel [5. Jahrtausend
vor Christus).
An mehreren Tagungen und Vorträgen auf Gutenberg
wurden in den 1930er-Jahren die neuen Funde einem
Fachpublikum aus ganz Europa nähergebracht, was
den Burghügel Gutenberg zu einer international be-
kannten prähistorischen Stätte werden liess.
74
Dreharbeiten zum Propagandafilm «Wilhelm
Teil»
Die deutsche Terra-Filmgesellschaft realisierte 1933
den Spielfilm «Wilhelm Teil. Das Freiheitsdrama eines
Volkes». Einige Szenen darin wurden auf der Burg
Gutenberg gedreht. Bei diesen wirkten über hundert
Balzner als Statisten mit.
Die Terra mit Sitz in Berlin stieg in den 1930er-Jahren
zu einem der bedeutendsten Filmkonzerne des Dritten
Reichs auf. Sie produzierte über 40 Filme, zum Teil
in enger Zusammenarbeit mit dem nationalsozialis-
tischen Regime. Die Verantwortlichen des Wilhelm-
Tell-Films, die Nazi-Exponenten Hanns Jobst [Dreh-
buch, künstlerische Leitung] und Regisseur Heinz
Paul, machten aus dem mittelalterlichen Helden Teil
einen «Führer» seines Volkes.
Mit Ausnahme von Conrad Veidt wurden die aller-
meisten Rollen von NSDAP-Mitgliedern gespielt. So
wurde Teils Frau von Emmy Sonnemann verkörpert,
der Verlobten und späteren Gattin des Reichsfeld-
marschalls Hermann Göring. Schweizer spielten trotz
grossartiger Versprechungen vonseiten der Terra nur in
unbedeutenden Rollen oder als Statisten mit.
Am 12. Januar 1934, an Görings Geburtstag, fand
im Berliner Ufa-Palast in Anwesenheit zahlreicher
Nazi-Grössen die Uraufführung des Filmes statt. Im
selben Jahr stellte die Terra aus der deutschen Ori-
ginalfassung eine gekürzte, englische Version für das
Ausland her.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Ori-
ginalversion von den Alliierten verboten. Sie gilt heute
als verschollen. Einzig die gekürzte englische Version
ist erhalten geblieben.
Dreharbeiten im Innenhof der Burg Gutenberg, Oktober 1933.
Emanuel Vogt, der einen Teil der Dreharbeiten auf
Burg Gutenberg als privater Fotograf miterlebte, schrieb
1995 in seinem Buch «Mier z Balzers», Band I: «Die
Dreharbeiten waren ein Ereignis für das Dorf. Zudem
konnten in dieser schweren Zeit der Arbeitslosigkeit will-
kommene Franken verdient werden. Es meldeten sich
aus unserer Gemeinde viele zum Mitmachen. Das Ho-
norar betrug zwischen fünf und zehn Franken pro Tag,
zusätzlich Bier und Wurstbrot. Die Balzner hatten sich
bei den Kämpfen übereifrig eingesetzt ... Daher gab es
Verwundete und sogar Spitalaufenthalte.»
Die Burg«herren» nach 1936
Nach dem überraschenden Tod von Egon Rheinberger
am 25. Juli 1936 zog seine Familie wieder nach Vaduz
und versuchte die Burg Gutenberg zu verkaufen.
Otto Haas - Ingenieur und Schreibmaschinen-
erfinder
Bereits ein Jahr später kaufte der deutsche Ingenieur
Otto Haas von der Erbengemeinschaft Rheinberger
die Burg Gutenberg zu Wohnzwecken.
Otto Haas wurde am 11. Juni 1897 in Schwarzen-
berg [Deutschland] geboren und lebte einige Zeit in
Wiesbaden. 1934 eröffnete er in Teufenthal [Kanton
Aargau] ein technisches Büro zur Konstruktion einer
Kleinschreibmaschine; ein Jahr darauf zog er nach Pie-
terlen im Kanton Bern. Er erfand die Klein-Schreib-
maschine «Patria», das Urmodell für eine Reihe von
tragbaren Kleinschreibmaschinen in Europa, die ab
1936 von der Firma A.G. für Schreibmaschinen-Fabri-
kation in Pieterlen hergestellt wurde. Seine Maschine
liess Otto Haas erstmals in Deutschland am 9. März
1933 patentieren. Im März 1934 erfolgte die Einrei-
chung des Patents in mehreren anderen europäischen
Ländern und den USA.
Um 1935 zogen Otto Haas und seine aus Wiesbaden
stammende Frau Elisabeth [* 8. Juli 1911, geb. Hohl]
nach Liechtenstein. Hier wollte er eine Fabrik gründen,
um seine neu entwickelte «Orion»-Schreibmaschine
zu produzieren. Obwohl die Firma «Orion Registered
Manufactory» ab 1938 bestand und das Produktions-
büro in Eschen im Ansatz in Betrieb war, scheiterte das
Projekt einer Schreibmaschinenfabrik, weil der Land-
tag eine Startsubvention, um die Otto Haas angesucht
hatte, wegen des drohenden Krieges 1939 ablehnte.
75
Die Schweizer Kleinschreib-
maschine «Patria», erfunden
von Otto Haas.
Otto Haas wurde 1954 auf
dem Balzner Friedhof beige-
setzt. Aufnahme von 1997.
Martin Othmar Winterhalter mit seiner Sekretärin Lucia Medici
nach seiner Flucht aus der Anstalt Friedmatt vor dem Schloss
Vaduz, 1949.
1938 kam Sohn Hanno zur Welt. Er besuchte später
die Volksschule in Balzers und einige Jahre lang das
Collegium Marianum in Vaduz.
Die Familie Haas lebte mehrere Jahre auf der Burg
Gutenberg. Schliesslich aber konnte Otto Haas die Be-
dingungen des Kaufvertrags nicht erfüllen, sodass die
Burg Gutenberg um 1946 wieder an die Erbengemein-
schaft Rheinberger zurückfiel.
Otto Haas lebte mit seiner Familie beinahe 20 Jahre
in Balzers und «... erfreute sich hei der dortigen Bevölke-
rung wegen seines freundlichen, ruhigen Wesens allgemei-
ner Beliebtheit. In Fachkreisen war er besonders bekannt
als Konstrukteur der Kleinschreibmaschine, für die er die
Konstruktionszeichnungen und sonstigen Vorarbeiten in
jahrelanger Arbeit hier in Liechtenstein ausführte», wie
es in der Todesanzeige im Liechtensteiner Volksblatt
vom 17. August 1954 heisst.
Elisabeth Haas heiratete 1959 den Lokomotivführer
Abraham Gmür und lebte bis zu ihrem Tod 1983
in Sargans. Sohn Hanno machte rasch Karriere und
wurde 1963, erst 25-jährig, Direktor der Flugschu-
le Stuttgart und somit der jüngste Flugschuldirektor
Deutschlands. Ab 1967 arbeitete er bei der Baiair als
Langstreckenpilot. 1972 kam Hanno Haas bei einem
Autounfall auf dem Heimweg vom Flughafen Kloten
nach Uster, erst 34-jährig, ums Leben. Er hinterliess
eine Frau und zwei minderjährige Töchter.
Elisabeth Gmür-Haas (rechts) mit ihrer langjährigen Freundin
Emma Thöny, um 1976.
Der «Reissverschlusskönig» residiert auf Burg
Gutenberg
Ab Herbst 1950 lebte der Erfinder des modernen
Reissverschlusses, der schillernde St. Galler Grossin-
dustrielle Martin Othmar Winterhalter [1889-1961],
mehrere Wochen auf der Burg Gutenberg.
Winterhalter erwarb 1923 das Patent für Reissver-
schlüsse in Europa. Er entwickelte sie weiter und liess
sie unter der Marke «riri» [Rippen und Rillen] mit
selbst entwickelten Maschinen herstellen. Bald darauf
wurden die riri-Reissverschlüsse als Massenprodukt in-
dustriell hergestellt, zunächst in Deutschland, später
in der Schweiz und weltweit in Lizenz.
Als Ende der 1940er-Jahre Winterhalters erste Patente
verfielen und die weltweite Billigproduktion von Reiss-
verschlüssen einsetzte, kam es bei RiRi zu einem star-
ken Einbruch der Verkaufszahlen. Winterhalter begann,
sein Millionenvermögen zu verschleudern, tätigte un-
vernünftige Investitionen und machte durch groteske
Aktionen im In- und Ausland von sich reden.
Seine Geschwister, die das Firmenvermögen selbst ver-
walten wollten, versuchten mehrmals, ihn in eine psy-
chiatrische Klinik einzuweisen. Immer wieder flüchtete
Winterhalter ins Ausland und entging einer Einweisung.
1949 wurde er in die Anstalt Friedmatt bei Basel einge-
wiesen, konnte aber mit Hilfe seiner Sekretärin fliehen.
Sie setzten sich zunächst nach Frankreich und später
nach Liechtenstein ab, wo er liechtensteinischen und
ausländischen Journalisten bereitwillig Auskunft über
seine Zukunftspläne gab.
Im folgenden Jahr reiste er nochmals quer durch Eu-
ropa und lebte für eine Weile auf der Burg Gutenberg.
1951 liessen ihn seine Geschwister endgültig entmün-
digen und für geisteskrank erklären. Er wurde in eine
psychiatrische Klinik in Kreuzlingen eingewiesen, wo
er schliesslich 1961 starb.
76
Arthur Vogt - Wirt der wieder geöffneten Gast-
wirtschaft
Am 6. Mai 1951 wurde der Gasthausbetrieb auf Burg
Gutenberg nach 14 Jahren wieder aufgenommen. Der
Balzner Koch Arthur Vogt [1927-2004] pachtete die
Gastwirtschaft von der Familie Rheinberger, welche
die Konzession zur Führung eines Gasthausbetriebs
bereits im Januar 1947 von der Regierung erneut er-
halten hatte. Arthur Vogt führte die Gastwirtschaft je-
doch nur während ein paar Monaten, weil sie bereits
Ende September wegen des Besitzerwechsels der Burg
Gutenberg wieder geschlossen wurde. In diesen we-
nigen Monaten herrschte jedoch reger Betrieb, denn
fast jedes zweite Wochenende spielte die Musikkapelle
Mohr aus Balzers oder die Kapelle Eroder aus Sargans
zum Tanz auf. Auch die «Uustrinkete» am 30. Septem-
ber 1951 wurde mit Tanz gefeiert.
Burg Gutenberg - Sommerresidenz der «Kaiserin
Cariota»
Die Familie Rheinberger bot die Burg Gutenberg
mehrmals dem Land Liechtenstein zum Kauf an, doch
stiessen die Angebote bei der Regierung stets auf Ab-
lehnung. Schliesslich fanden sich 1951 private Käufer,
und zwar das Lilmemacher-Ehepaar Hermine Kindle
de Contreras Torres und Miguel Contreras Torres.
Hermine Kindle wurde am 18. April 1905 in Triesen
geboren. Mit 20 Jahren wanderte sie mit ihrem Bruder
Engelbert nach Amerika aus. In Hollywood lernte sie
den mexikanischen Schauspieler und Regisseur Mi-
guel Contreras Torres kennen.
Dieser kam am 28. September 1899 in Morelia [Me-
xiko] als Sohn wohlhabender Grundbesitzer zur Welt.
Ab 1914 kämpfte er zeitweise in der mexikanischen
Revolution im Rang eines Offiziers und Majors auf der
Arthur Vogt, um
2000.
r
Schloss Gutenberg Balzers
iOiedececöffniuig.
SONNTAG, den 6 Mai 1951
nach mittags bis IS Uhr
JConz&U
<I<*r llarmoniemiisik Bal/ers
Ab X. 19 Uhr TANZ
Kapelle Mroder, Sarnaus.
Mit bester Krnpfehlmig
A. Vogt, Küchenchef
J
Inserat im Liechtensteiner Volksblatt,
5. Mai 1951.
Hemine Kindle mit
Miguel Contreras
Torres während
einer Drehpause,
1930er-Jahre.
Musikkapelle Mohr, mit den Gründungsmitgliedern Franz Bü-
chel, Walter Sprenger, Hugo Vogt, Hans Schädler [v.l.], Aufnah-
me um 1950.
Hemine Kindle ab
Kaiserin Carlota
im Film «Juárez y
Maximiliano» von
1933 mit dem kuba-
nischen Schauspieler
Enrique Herrera als
Kaiser Maximilian.
11
Eternine Kindle de Contreras Torres und ihr Ehemann, Miguel,
im Rittersaal der Burg Gutenberg, 1960.
Filmografie von Medea de Novara
«Soñadores de la gloria» (1930),
Rolle: la dama de la gardenia
«Zítari» (1931), Rolle: Prinzessin Zítari
«La noche del pecado» (1933),
Rolle: Sari, eine eifersüchtige Ehefrau
«Juárez y Maximiliano» (1933), Rolle: Kaiserin Carlota
«Tribu» (1934), Rolle: Leonor, Marguise von Olmo
«La Paloma» (1937),Rolle: Kaiserin Carlota
«La Golondrina» (1938), Rolle: Alma Gilbert,
eine US-amerikanische Journalistin
«The Mad Empress» (1939), Rolle: Kaiserin Carlota
«Hombre o demonio?» (1940), Doppelrolle: Adlige Blan-
ca de Olid / Medina Sidon, Marguise del Valle
«Caballería del Imperio» (1942), Doppelrolle: Kaiserin
Carlota / Baroness Lea
«Maria Magdalena. Pecadora de Magdala» (1946),
Rolle: Maria Magdalena
Seite der Aufständischen. 1920 debütierte er im Film
«El Zarco» als Schauspieler, Produzent und Drehbuch-
autor.
Bereits ab 1933 spielte Hermine Kindle unter dem
Künstlernamen Medea de Novara die Hauptrolle in
zahlreichen Filmen von Miguel Contreras Torres. Die
beiden heirateten am 13. August 1936 und setzten ge-
meinsam ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Her-
mine wurde vor allem als Kaiserin Cariota, die sie in
vier Filmen von Miguel Contreras Torres verkörperte,
und als Maria Magdalena berühmt. Miguel Contreras
Torres realisierte bis in die 1960er-Jahre insgesamt
58 Filme und schaffte als einziger der frühen mexi-
kanischen Filmemacher erfolgreich den Schritt vom
Stumm- zum Tonfilm.
Nach dem Kauf der Burg Gutenberg liess das Ehepaar
Contreras Torres an der ganzen Burg Renovations- und
Ausbesserungsarbeiten durchführen, wie das Liech-
tensteiner Vaterland vom 27. August 1958 berichtet:
«Es erscheint uns angebracht, ... von den Renovations-
und Verschönerungsarbeiten zu berichten, die auf Schloß
Gutenberg von Herrn und Frau de Contreras Torres
veranlaßt wurden. Der Aufgang zum Schloßhof und
der geräumige Schloßhof wurden mit Altneugutplatten
gepflästert. Wände und Decken des Schloßaufganges
wurden renoviert oder frisch bemalt. ... Die große Ze-
mentstiege vom inneren Hof in die Schloßräume ist durch
einen Aufgang aus Balzner Natursteinen ersetzt worden.
Am ganzen Schloß wurden durch ein einheimisches Bau-
geschäft Ausbesserungen, Aenderungen und Verschöne-
rungen vorgenommen ... Wir glauben, daß wir dem Ehe-
paar Miguel und Hermine Contreras Torres-Kindle die
Anerkennung nicht versagen dürfen, wenn sie ein Herz-
stück unserer Heimat in so schöner Weise bewahren und
schmücken.» Ausserdem beauftragten sie den Balzner
Hobby-Künstler Feo Wolfinger [1903-1983] mit der
dekorativen Gestaltung mehrerer Räume sowie mit der
Restaurierung der Malereien von Egon Rheinberger.
Da das Ehepaar Contreras Torres die Burg nur jeweils in
den Sommermonaten bewohnte und den Rest des Jah-
res in Mexiko lebte, kam es in den Monaten, in denen
die Burg leer stand, immer wieder zu Einbrüchen und
Vandalenakten, die jedoch unaufgeklärt blieben.
Ab Mitte der 1960er-Jahre bemühte sich die Gemein-
de Balzers, vor allem Vorsteher Emanuel Vogt, die Burg
Gutenberg in öffentlichen Besitz zu überführen. Doch
erst 1979 gelang dem damaligen Regierungschef Hans
Brunhart aus Balzers der Durchbruch: Das Ehepaar
Kindle de Contreras Torres verkaufte die Burganlage
an den jetzigen Besitzer, das Land Liechtenstein. Die
Verkäufer konnten sich jedoch ein lebenslanges Wohn-
recht ausbedingen.
Hermine Kindle de Contreras Torres und ihr Mann
Miguel kehrten nach Mexiko zurück, wo Miguel am
5. Juni 1981 starb. Zwei Jahre später heiratete sie den
39-jährigen Geschäftsmann Boris Reynolds. Am 21.
September 2001 starb Hermine Kindle de Contreras
Torres de Reynolds, die als «La Dama de la Pantella»
[«Die Dame der Leinwand»] in die mexikanische Film-
geschichte einging, 96-jährig in Cuernavaca [Mexiko].
78
Die Burg Gutenberg in öffentlicher Hand
Mit dem Kauf durch das Land Liechtenstein im Jahr
1979 wurde der Grundstein für einen dauerhaften
und fachgerechten Erhalt dieser denkmalgeschützten
Burganlage gelegt. Mit den bisher umgesetzten Er-
haltungs- und Restaurierungsmassnahmen konnte die
Sanierung sämtlicher Aussenbereiche abgeschlossen
werden. Diese Bereiche werden seit mehreren Jahren
wieder öffentlich genutzt. Was noch aussteht, sind um-
fassende Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten
in den ehemaligen, kunstvoll ausgestatteten Wohnräu-
men der Hauptburg, um auch deren Erhalt zu gewähr-
leisten und sie einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.
Quellen und Literatur
• Aeschbacher, Jörg: Das Erbe des Reissverschlusskönigs. In:
Annabelle, 3. Mai 1988. Zürich 1988. S. 178-189.
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tum Liechtenstein. Unveränderter Sonderdruck aus: Denk-
malpflege und Archäologie im Fürstentum Liechtenstein.
Fund- und Forschungsberichte 2011. Vaduz 2012.
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den Spuren von Leo Wolfinger (1903-1983]. In: Balzner
Neujahrsblätter 2016 (2016], S. 68-73.
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hügel]. In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechten-
stein. Bd. 1. Vaduz, Zürich 2013. S. 319-321.
• Castellani Zahir, Elisabeth: Die Wiederherstellung von
Schloss Vaduz 1904 bis 1914. Burgendenkmalpflege zwi-
schen Historismus und Moderne. Bd. 2. Stuttgart, Vaduz
1993.
• Federspiel-Kieber, Loretta: «Jeder schmiedet sich seine Hei-
mat selbst, denn die wahre Heimat ist das Innenleben». In:
Jansen, Norbert / Schurti, Pio: Nach Amerika! Geschichte
der liechtensteinischen Auswanderung nach Amerika. Bd. 2,
Vaduz, Zürich 1998. S. 93-110.
• Gabathuler, Hansjakob: Tyrannenblut, Verzweiflung und
Flammenlohen des Aufruhrs. Die Ruine Wartau als Zwing-
Uri in der Verfilmung von Schillers «Wilhelm Teil» durch
die Terra-Filmgesellschaft im Jahr 1933. In: Werdenberger
Jahrbuch 1994 (1993], S. 133-148.
• Geiger, Peter: Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945.
Vaduz, Zürich 2010.
• Geiger, Peter: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjäh-
ren 1928-1939. 2., durchgesehene Aufl. Vaduz, Zürich 2000.
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kon der Schweiz, Bern, www.hls-dhs-dss.ch (30. Januar 2017].
• Gulbransson, Grete: Tagebücher. Bd. 4: 1927 bis 1929. Ge-
liebtes Liechtenstein. Hg. u. kommentiert von Ulrike Lang.
Frankfurt a.M., Basel 2003.
• Hasler, Norbert W. (Hg.]: Egon Rheinberger (1870-1936].
Zeitenwanderer. Begleitpublikation zur gleichnamigen Son-
derausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum
1. Mai bis 4. Oktober 2009. Vaduz 2009.
• Herrmann, Cornelia: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums
Liechtenstein. Neue Ausgabe. Bd. 2: Das Oberland. Bern 2007.
• Hochbauamt des Fürstentums Liechtenstein (Hg.]: Burg Gu-
tenberg in Balzers. Gebäuderestaurierung 2005-2010. Vorburg,
Burghof, Rosengarten und Kapellenbauten. Vaduz 2010.
• Höllenstein, Andreas: Der letzte Gutenberger. In: Balzner
Neujahrsblätter 2017 (2017], S. 18-25.
• Kramer, Thomas / Siegrist, Dominik: Terra. Ein Schweizer
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1972, 22. Januar 1972, 15. Juli 1981.
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• Presse-Abteilung der Terra-Film AG (Hg.]: Wilhelm Teil. Das
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• P.W.B.: Die abenteuerliche Flucht des schweizerischen
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(12. Oktober 1949], S. 5-7.
• Rheinberger, Rudolf: Burg Gutenberg: Der Wiederaufbau. In:
Balzner Neujahrsblätter 1995 (1994], S. 19-24.
• Rheinberger, Rudolf: Burg Gutenberg: Neues Leben in der
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• Sarganserländer: 21. Januar 1972, 26. August 1983.
• Stahl, Sascha: Der Reissverschlusskönig. Eine helvetische
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te(n], Personen, www.typewriters.ch (29. Januar 2017].
• Vogt, Emanuel: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war. In
drei Bänden. Bd. 1: Lebensraum. Vaduz 1995.
• Wilt, David E.: The Mexican Filmography. 1916 through
2001. Jefferson (North Carolina], London 2004.
79
Elmar Bürzle
Vor 100 Jahren
In letzter Nummer der «Ober-
rhein. Nachr.» rügt ein Einsender und zwar mit
Recht, dass das Lawenawerk in dieser Land-
tagssession auch nicht mit einem Wort erwähnt
wurde. Für diesmal nur zwei Fragen: Wäre gegen-
wärtiger Personalmangel auch so fühlbar, wenn
schon vor Jahren die Lawenawerk-Frage zur Tat
gereift wäre? Und welchen Einfluss würde ans La-
wenawerk, wie auch Dr. Beck in der Landtagssit-
zung vom 31. Dezember ausführte, auf die kom-
menden Verkehrsverhältnisse ausüben? - - Auch
wäre die in letzter Nr. gemachte Anregung zu be-
grüssen, dass sich die fstl. Regierung bei zustän-
diger Schweizer Behörde zwecks Erleichterung
des Grenzverkehrs verwenden würde, da sich der
Grenzverkehr seit 1. Jänner noch schwieriger ge-
staltet. So z.B. ist die ärztliche Praxis des BJerrn
Dr. Grämiger von Trübbach in unserer Gemeinde
fast gänzlich lahmgelegt. Abhilfe wäre sehr er-
wünscht!
Obeirheinische Nachrichten, 12. Januar 1918
2Jon dir JRilliigsspilji» («SingtsA Der Artikel über
die Gründung der Verkehrskommission hat in Bal-
zers allgemein Anklang gefunden. Bei uns herrscht
ebenfalls die Auffassung, dass der Beschluss betr.
die Verkehrskommission wohl mit einer der bedeu-
tendsten ist, die der Landtag überhaupt gefasst hat.
Es ist nur zu hoffen, dass ein freier kaufmännischer
Geist die vom Landtag gewählte Kommission leitet
und dass hinreichende Vorstudien zum Aus- und
Aufbau der Verkehrseinrichtungen gemacht wer-
den. Es berührt jedenfalls mehr als eigentümlich
und ist vielfach vermerkt worden, dass der Anreger
des Antrages betr. die Verkehrskommission, Hr. Dr.
Beck, nicht in die Kommission gewählt wurde. Man
munkelt, es sei dies aus persönlicher Abneigung ge-
schehen, weil dieser Abgeordnete zu manchen Aus-
führungen eine freie Meinung offen auszusprechen
wagt. Ist diese alte Ausschliesslichkeit von Segen?
Wir glauben es nicht. Auf diese Weise lässt sich der
neue Zug der Zeit nicht tot schlagen! Auf jeden Fall
ist zu hoffen, dass die jetzige Kommission im Sinne
und Geiste des Antrags vorarbeite.
Obeirheinische Nachrichten, 19. Januar 1918
gu tueckcmfen:
1 ®t«te
!! 8 oll I!
1 junge JiuQ
Üifttitl BO
Saftl Sofer, Butjeri.
Obeirheinische Nachrichten, 19. Januar 1918
SfuSifffuuj^tw1
i mmmm
gegen §ett s
Irl ftiil« 1 *, 3t6
■» «ditti. -
Obeirheinische Nachrichten, 16. Februar 1918
25iiJjtrs( den 19. Febr. 1918. [Fing.] Unserer Einla-
dung Folge leistend, hielt Herr Reallehrer Schädler
aus Vaduz am verflossenen Sonntag im hiesigen
Realschulhause einen überaus instruktiven Vortrag
über das Thema: «Krieg und Friede». Einleitend
führte Herr Referent der zahlreich erschienenen
Männerwelt den Verlauf der Herbstoffensive der
Mittelmächte gegen Italien vor Augen. Ferner be-
sprach er den Grund der Niederlagen der Russen
bei den Masurischen Seen, sowie an der Weichsel
und betonte anschliessend die Wichtigkeit einer
guten Schulbildung für den Krieger, sowie für jeder-
mann. Nun wand der Vortragende in humorvoller
Rede ein Sträusschen für den bis vor dem Kriege
darniederliegenden Bauernstand und traf damit,
wie man aus den zufriedenen Gesichtern der Zu-
hörer ablesen konnte, unverhohlen den Nagel auf
den Kopf. Zum Schlüsse berührte der Redner noch
einige brennende Tagesfragen, als: Mehranpflanzung
betreffend Selbsthilfe in der Verproviantierung der
Liechtensteiner - Entwässerung des vorhandenen
Riedbodens - Einführung entsprechender Ver-
kehrsverhältnisse. Die überaus zahlreiche, etwa 100
Mann starke Zuhörerschaft, hörte dem Vortragen-
den mit sichtlichem Interesse zu und verdankte des-
sen Ausführungen mit dem Wunsche eines baldigen
Wiedersehens.
Liechtensteiner Volksblatt, 22. Februar 1918
80
iSflljers« (<6inges«) lieber die friedensstörende
Schreibweise im «Volksblatt», besonders aber über
die Angriffe auf die Balzner und Berger ist man hier
allgemein entrüstet. Man fragt sich nicht mit Un-
recht, wieso denn ein Balzner über seine eigenen
Mitbürger derart scharf setzen kann. Empörend ist
geradezu die Behauptung von Herrn Dr. Beck. Im
einen Artikel von der Redaktion wird er als erns-
ter Mann in ernsten Zeiten dem Volk eventuell zur
Wahl empfohlen. In einem andern redaktionellen
Artikel hingegen wird an ihm kein gutes Haar mehr
gelassen. Was soll da der einfache Leser ob dieser
Schreiberei gebildeter Leute noch deuten und wie
ernst kann er überhaupt das «Volksblatt» und sei-
nen Schreiber noch nehmen? Diese Schreiberei
hat wenigstens das Gute, dass sie den Leuten die
Augen geöffnet hat und ihnen zeigt, welche Absich-
ten gewisse Leute verfolgen. Eine Antwort werden
wir diesen Leuten geben - da helfen Wahlreden
und Werbereien von jener Seite nicht mehr - und
diese eine Antwort ist der Stimmzettel. Wir Balzner
wollen treu zur Liste stehen und nämlich für unsere
wahren Volksmänner eintreten. Lort aber auch mit
dem «Volksblatt», das ist kein Lesestoff für uns.
Obeirheinische Nachrichten, 2. März 1918
iSnljetS« (<6in0£S«) Wie die neue «Volkspartei» oder
die sog. «Christlich-Sozialen» die Lreiheit und
Gleichheit versteht, beweist am allerschönsten eine
sog. Einsendung aus Balzers in den «O. N.» Dort
wird dem Herrn, der ersucht worden ist, für die
Andersdenkenden daselbst zum Worte zu kommen,
mit Unliebsamkeiten gedroht. Also Gewalttätigkei-
ten gegen Leute der entgegengesetzten Richtung!
Also nach dem Grundsätze: Willst du nicht mein
Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein! Es sind
aber in Balzers noch Männer genug, die einer sol-
chen Partei nicht Gefolgschaft leisten.
3Ji»I|£CÖ< (<£ui0£ö<) Vom Lasching. Die unvergleich-
lich grosse Zeit, die wir gegenwärtig durchleben, hat
scheints den Lasching nicht auf den Kopf zu stel-
len vermocht. Lustig und fidel ist er hier verlaufen
und vollauf zu seinem Rechte gekommen. Gesang-
lich-theatralische Aufführungen - 5 bis 6 mal Tanz-
gelegenheit - Herzei was willst du noch mehr! Die
ernste Prüfungszeit des Weltkrieges kennt man hier
noch nicht.
Liechtensteiner Volksblatt, l.März 1918
3Ji»I|£RÖ< (<£ui0£ö<) Hier hielt am letzten Donners-
tag hochw. Herrn Kanonikus Büchel vor besetztem
Saale eine Wahlrede. Die Begeisterung war schwach.
In der Diskussion ergriff Herr A. Vogt das Wort und
widerlegte manche Ausführungen des Herrn Geg-
ners. Wir Balzner bleiben der Volkspartei treu.
Obeirheinische Nachrichten, 9. März 1918
Bit iThmlhth 3ojinJiU JUitlttilJSliHJö» In Bal-
zers kommen viele junge Leute mit roten Bändchen
im Knopfloch oder mit roten Krawatten zur Wahl.
Diese Leute nennen sich «Christlichsoziale», verges-
sen aber ganz, dass sie das Abzeichen der Sozialde-
mokraten trugen und wohl auch in der Gesinnung
mit diesen gehen. Auch unterscheiden sich manche
«Christlichsozialen» Liechtensteins darin von denje-
nigen der benachbarten Staaten, dass sie nicht ein-
mal aufstehen, wenn ein Hoch auf das Staatsober-
haupt und Vaterland ausgebracht wird, während
anderswo bei dergleichen Anlässen alles freudig
sich von den Plätzen erhebt und auch mitfühlt. Der
Name einer politische Gruppe tut nichts zur Sache,
die Gesinnung und die Taten sind massgebend.
Christlichsoziale haben wir also in oben erwähnten
Patrioten nicht.
Liechtensteiner Volksblatt, 8. März 1918 Liechtensteiner Volksblatt, 15. März 1918
Qeffcttiticfyer pcmiU
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Liechtensteiner Volksblatt, gcfpradjen Dirb.
15. März 1918 Qtntalttt&alj««», am 16. SWätj 1918. JUfen«
Je^am KinbU.
81
(<6ing£S<) Am Osternachheiligtag er-
freute der «Sängerbund» von Balzers die Einwohner
von Schaanwald und Umgebung mit einem schönen
Konzerte, das der genannte Verein unter der Leitung
von Herrn Oberlehrer Frick in der Wirtschaft des
Herrn Karl Schädler gab. Mit fröhlichem Gesang
begab sich der Verein abends wieder hinauf nach
Balzers. Vielen Dank und auf Wiedersehn.
Liechtensteiner Volksblatt, 5. April 1918
3Ji»I|£CÖ< (<£ui0£0<) Die Kanalisation im Winkel in
Mäls ist vor Jahren von der Regierung als dringend
bezeichnet, aber bis heute leider noch nicht ausge-
führt worden. Es wäre endlich Zeit, dass das Brun-
nenabwasser abgeleitet und die Anstösser keinen
Schaden mehr leiden würden. Die betr. Bewohner
wären der Gesundheitsbehörde dankbar, wenn sie
sich um diesen gesundheitswidrigen Zustand mehr
interessieren würde.
Obeirheinische Nachrichten, 20. April 1918
8* let&mfei:
1 gutes $clo
unto 1 ®dj«f
M liltnl fît. 6S
m — mm. —
Obeirheinische Nachrichten, 11. Mai 1918
Wegen versuchter Butterausfuhr wurde bestraft
Johann Vogt aus Balzers Nr. 117.
Liechtensteiner Volksblatt, 17. Mai 1918
3Ji»I|£RÖ< Unfall. Andreas Büchel in Balzers 59 ist
im Steinbruch der Herren Hilti u. Ospelt durch
losgelöste Steine derart verletzt worden, dass er auf
längere Zeit arbeitsunfähig sein dürfte.
Liechtensteiner Volksblatt, 31. Mai 1918
l«Frf $ogt, |f* 41 {»rt
Uisla |«iîi№ {
Obeirheinische Nachrichten, 11. Mai 1918
ki («I IIr. 10,
Obeirheinische Nachrichten, 15. Juni 1918
(<Êill0eS<) Wie man so hört und fast sehen
kann, ist der Schmuggel nicht nur im Unterland,
sondern jetzt auch im Oberland im vollen Gange.
Nicht nur aus der Schweiz ins Liechtenstein, son-
dern auch umgekehrt, aus Liechtenstein über
St. Luziensteig in die Schweiz wird geschmuggelt.
Schon vielfach hörten wir im Oberland schimpfen
über den Unterländer wegen dem obenerwähnten
Laster. Aber jetzt glauben wir, gleicht sich die Sache
schön aus, ob Unter- oder Oberland.
Wenn das noch lange so geht, können wir bald kei-
nen Gartenzaun mehr befestigen und vieles andere
nicht mehr ins Werk stellen, ums teure Geld wird
man dann nichts mehr bekommen.
Obeirheinische Nachrichten, 22. Juni 1918
82
für JlibilJöimniJbiStWil0IJilhmi» [Mitgeteilt aus Bal-
zers]. In Nr. 30 der O. Nr. [Landeswochenschau]
ist auf kommenden Herbst eine Beschlagnahme
der entbehrlichen Feldfrüchte in Aussicht gestellt.
Meiner Ansicht nach ist diese Beschlagnahme un-
nötig, und zwar aus dem Grunde unnötig, weil die
Leute freiwillig schon während der ganzen Kriegs-
zeit das Entbehrliche hergegeben haben. Es vergeht
fast kein Tag, dass nicht Lebensmittel zum Dorfe
Balzers hinauswandern und zwar grösstenteils dem
Triesnerberg zu, wiewohl die Triesenberger letzten
Winter gegen uns Heuausfuhrverbot hatten, was gar
nicht am Platze war.
Es heisst immer, man solle es mit der Lebensmit-
telversorgung machen wie in der Schweiz und in
andern Staaten; das ist an und für sich sehr gut. In
der Schweiz, ja, da wird die Sache richtig gepackt,
da heisst’s, wenn einer Land genug hat: so und so
viel musst du anbauen und pflanzen. In unserem
Lande, z.B. gerade am Triesnerberg, mache man es
vorerst hierin ebenso wie in der Schweiz und in an-
dern Staaten! Es gibt sehr viele am Triesnerberg, die
Land genug hätten Kartoffeln, Roggen und Gerste
anzupflanzen; ein solcher Anbauzwang sollte nach
meiner Ansicht einer Beschlagnahme vorausgehen.
Manche Bauern treiben aber eben lieber Viehzucht
als Ackerbau, es scheint ihnen rentabler zu sein;
aus dem Vieh lösen sie enorme Preise, die übrigen
Lebensmittel beziehen sie aus dem Lande herauf;
überdies haben sie weniger Gefahr und Wag. betreff
Hagel und Ungewitter als beim Ackerbau, und dann
muss hauptsächlich auch nicht vergessen werden,
welch riesige Arbeit ein so grosses Pflanzgebiet im
Tale gibt, da muss alles dran, vom Morgen früh bis
abends spät.
Zum Schlüsse möchte ich nur noch kurz daraufhin-
weisen, wohin es führen könnte, falls die Beschlag-
nahme, besonders ohne Anbauzwang, verwirklicht
werden sollte; die meisten Talbewohner würden
künftighin nur mehr so viel anpflanzen, um ihren
nötigsten Bedarf zu decken, aus dem übrigen Acker-
land würden sie Wiesland machen.
Liechtensteiner Volksblatt, 2. August 1918
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s»| kw ßffiöiwi« jr Bßdfa. — M|erf iaitetfi nltlft
Itpift, f a4«e«.
Obeirheinische Nachrichten, 17. August 1918
[Einges.] Wir erlauben uns auf einige Punk-
te des Eingesandt [Anbauzwang] von Nr. 33 der
«O. N.» folgendes zu erwidern: Den Einsender von
Nr. 31 des «Liechtenst. Volksblatt» müssen wir voll-
ständig unterstützen. Schreiber der «O. N.» soll sich
selbst überzeugen, wie die Stimmung beim Volke ist
betr. einer Beschlagnahme der Lebensmittel ohne
Anbauzwang. Jeder Bauer im Lande weiss am bes-
ten was er zu tun hat, er braucht zu diesem Betriebe
wohl auch Logik, aber da ist die Praxis das bewähr-
teste Mittel, das es nur geben kann; diese zeigt uns
ganz augenscheinlich was früher an und auf den
Bergen gewachsen ist, gedeiht auch heute noch. Z.B.
Guscha liegt doch jedenfalls ziemlich höher als Trie-
senberg, und dort ist unseres Denkens immer Korn
gewachsen und wächst heute noch. Es wird noch
manchem Bürger vom Lande in Erinnerung sein,
dass, wenn man in früheren Zeiten im Herbste von
den Alpen kam, man fast an jedem Heustall Roggen
oder Gerste zum Dörren aufgehängt sah und auch
Kartoffeln sah man viel mehr als zu gegenwärtiger
Zeit. Es hat am Triesenberg noch manche schöne
ebene Stellen Landes z.B. auf Gnalp, Rotenboden,
Letzi, Frommenhaus usw., wo man sogar bequem
anpflanzen könnte. Was den Hemmschuh betr. An-
bausamen anbelangt, liegt die Sache so: Wir stehen
jetzt schon im fünften Kriegsjahre, in dieser Zeit
wäre es möglich gewesen, sich Anbausamen zu ver-
schaffen. Manche Leute im Lande hatten vor dem
Kriege auch nicht soviel gepflanzt wie heute, aber
da kam man zur Einsicht, dass mehr gepflanzt wer-
den muss und die schönsten Wiesen mussten um-
gepflügt werden und den Anbausamen musste sich
jeder selbst beschaffen, besonders Saatkartoffeln. Es
haben sich sogar Triesenberger hier in Balzers selbst
geäussert, sie hätten mehr anpflanzen sollen aber
sie haben immer gehofft, der Krieg gehe bald dem
Ende zu, und somit sei die Sache unterblieben. Was
die Rentabilität zwischen Ackerbau und Viehzucht
anbelangt, ist zu erwähnen, dass in normalen Zei-
ten 1 kg Butter Kr. 2.40 bis Kr. 2.50 und heute Kr.
20 bis Kr. 30 also das lOfache beträgt. Ein Zentner
Heu kostete 4 bis 5 Kr. und heute sind dafür 50 bis
60 Kr. bezahlt worden. Und dann muss auch noch
erörtert werden, dass für den Ackerbau die Taglöh-
ne um ein Bedeutendes gestiegen sind. Auch sind
die Pachtzinse für Pflanzboden gestiegen, selbst bis
zum Kaufpreis gegen früher. Was Wag und Gefahr
zwischen Ackerbau und Viehzucht anbelangt, wol-
len wir kurz anführen: Im Jahre 1895, am 21. Juli...
Fortsetzung nächste Seite
83
... ging ein Hagelwetter über unser Feld und ver-
nichtete sämtliche Kulturen, der Schaden betrug
nach amtlicher Schätzung 18'500 Gulden; der
Schaden an Heuwachs wurde nicht einmal ge-
schätzt. Wir hierzulande treiben Ackerbau und
Viehzucht und wissen daher aus eigener Erfahrung,
dass man wirklich grossen Schaden hat, wenn man
um ein Tier kommt, aber dann ist schliesslich noch
eine Versicherung da, wirklich eine gute Beihilfe,
aber wo ist, bitte, der Ackerbauer mit seinen Kultu-
ren versichert? Vielleicht erhält er eine kleine Bei-
hilfe aus der Landeskasse. Auch glauben wir nicht,
dass Einsender in Nr. 31 des «L. Volksbl.» die Bauern
von Triesenberg wegen zu wenig arbeiten beleidigen
wollte, er wird das wohl wissen, wie wir auch, dass
zu Berg und Tal ums Dasein gekämpft werden muss,
und dass jedermann Arbeit genug hat. Wir müssen
aber hiezu noch bemerken, dass besonders gegen-
wärtig im Lande der Ackerbau nicht nur nebenbei
betrieben wird, sondern der Viehzucht vorausgeht.
Schreiber der «O. N.» ist auch freundlichst einge-
laden, einmal selbst nach Balzers zu kommen und
einige Wochen mitzuhelfen auf dem Felde, dann
kommt er jedenfalls auch auf den glücklichen Ge-
danken, dass wahrhaftig der Ackerbau keine Neben-
sache ist. Zum Schlüsse noch soll am Triesenberg ja
niemand glauben, dass wohl weder der Einsender in
Nr. 31 des «L. V.» noch wir jemals daran gedacht hät-
ten, das gute Einvernehmen mit den Triesenbergern
böswillig zu stören, das sei ferne von uns. Grund zu
diesem Eingesandt ist lediglich ein Artikel in den
«O. N.» betreffs einer Lebensmittelbeschlagnahme.
Mehrere Balzner Bürger.
Liechtensteiner Volksblatt, 23. August 1918
Am letzten Sonntag hielt Herr
Dr. Beck vor etwa 100 Mann einen Vortrag über Ta-
gesfragen aus der Landespolitik. Es wurde herum-
geboten, dass der Herr Referent über die Beschlag-
nahme von Lebensmitteln sprechen werde, was
manchem nicht recht passen wollte. Redner kam
auf einige Fragen aus dem Steuerrechte, insbeson-
dere den Schuldenabzug, auf die Verkehrsverhält-
nisse, die Valutafrage u.ä. zu sprechen. Besonders
legte er uns Balznern ans Herz, dass wir uns für die
Verkehrsfragen besonders interessieren sollen, da
Balzers die abgelegenste Gemeinde sei. Es sollte in
selber Gemeinde ein Verkehrsverein gegründet wer-
den, und so der Landesverkehrskommission Material,
Wünsche und Anträge zum Studieren unterbreitet
werden. Zur Besprechnung zwecks Gründung eines
Lokal-Verkehrsvereins sind alle fortschrittlich Ge-
sinnten auf nächsten Sonntag nachm. 3 Uhr in die
«Traube» in Mäls eingeladen. - Dem Herrn Referen-
ten den besten Dank für seinen wohldurchdachten,
aufklärenden Vortragi
Obeirheinische Nachrichten, 7. September 1918
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Obeirheinische Nachrichten, 21. September 1918
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2Dan! aus.
SBaljeri-SDJälS, ben 8. Dftober 1918.J ®l« iHntetbliebencit,
Liechtensteiner Volksblatt, 11. Oktober 1918
84
Danksagung.
Für eile vielen Beweise liebevoller Teilnahme während der Krankheit
und dem Leichenbegräbnis unseres heben Bruders und Vetters
Georg Kaufmann, Stein Hauer
sprechen wir allen Verwandten, Bekannten und Nachbarn, besonders dem
bochw. Herrn Plärrer und den Kranz- und Blumenspenderionen unsern herz-
lichsten Dank aus und verbinden zugleich die Bitte, dem teuren Verstorbenen
auch ferner im Gebete zu gedenken. 86s
Balzen, den io. November 1918.
Die tieflmerden Hinterbliebenen.
Obeirheinische Nachrichten, 16. November 1918
3Ji»I|ecö< Wie ich von glaubwürdiger Seite höre, ist
in Vaduz von Balznern das Gerede verbreitet wor-
den, als sei ich in der gegenwärtigen, revolutionären
Bewegung ein Gegner des Hochw. Herrn Kanonikus
J. B. Büchel und stehe auf Seite der sogenannten
Sozi. Diese Behauptungen sind gänzlich unwahr.
P. Schmid, Pfarrer.
Liechtensteiner Volksblatt, 6. Dezember 1918
(<£in0es<) Zu den Einsendun-
gen aus den obersten Gemeinden des
Oberlandes. Es liegen besonders aus
Triesenberg und Balzers Einsendungen
von mehreren Bürgern vor, die erklä-
ren, dass sowohl am Triesenberg als
besonders in Balzers sehr viele Bürger
unserer Meinung in den politischen
Fragen der jüngsten Zeit sind. Manche
von ihnen werden aber durch Leute
anderer Meinung eingeschüchtert.
Wir als Balzner erklären hiemit, dass
es nicht angeht, zu sagen: «Die Balzner
sind dieser Meinung; die Balzner sind
die unruhigsten», Neinl Nicht auf «die
Balzner», sondern nur auf einen Teil
davon trifft dies zu. Für heute hierüber
nur soviel. Wenn manche dieser Ein-
sendungen in dieser Nummer nicht er-
scheinen, so ist Raummangel, Arbeits-
überhäufung und Liebe zum Frieden
Ursache davon. Das gleiche gilt für
Einsendungen aus dem Unterland.
Liechtensteiner Volksblatt,
18. Dezember 1918
3Ji»I|ecö< (<£ül0es<) In den paar unzusammenhängen-
den Sätzen, die Peter Büchel in der Vorsitzung des
Landtages am 2. Dezember d. J. gesprochen habe
und welche die Gegner in lächerlicher Weise zu
einer flammenden Rede aufgebauscht haben, habe
derselbe auch erwähnt, dass jeder andere von den
aufmarschierten Unterländern eine Waffe bezw.
einen Revolver bei sich habe und dass auch die Her-
ren Abgeordneten von den Kugeln nicht verschont
bleiben könnten. Wir ersuchen um Aufklärung, wel-
che Abgeordneten als Zielscheibe ihrer Kugeln aus-
ersehen waren und möchten dem Peter Büchel und
den Unterländern auch zugleich raten, nicht mit
dem Feuer zu spielen, weil dieses immerhin auch
für sie gefährlich werden könnte. Wir Oberländer
sind zwar im grossen und ganzen ruhige Bürger, las-
sen uns aber unter keinen Umständen einschüch-
tern und werden uns zu gegebener Zeit auch zu
wehren wissen und unsern Mann stellen, so gut wie
die Unterländer.
Mehrere Balzner.
Obeirheinische Nachrichten, 12. Dezember 1918
JfZXXZTl
fix m
3ff I f lii f
inoplpen
nimmt : Obeirheinische Nachrichten,
litt Imlll!, Mi. 21. Dezember 1918
3Ji»I|ecö< Am 18. Dezember starb in Ko-
motau [Böhmen] an den Folgen eines Schrappnell-
schusses, welchen er am 4. Oktober an der Südfront
erhielt, Wilhelm Johler von hier, zuständig nach Al-
berschwende [Vorarlbg.]. Der Verstorbene hinterlässt
eine Witwe mit vier kleinen Kindern. Die Kreuzste-
ckung fand am Nachheiligtag in Balzers statt.
Du Guter starbst den Heldentod
Nach läng’rem, schweren Leiden.
Dir gebe Gott für diesseits Not
Des Jenseits lichte Freuden. -
Uns starbst du fern, der Heimat fern,
Doch fern nicht deinem Gotte -
Gott wohnt wie über jedem Sterne,
An jedem Todesorte.
Obeirheinische Nachrichten, 28. Dezember 1918
85
Georg Burgmeier
Balzner Chronik
1. November 2016 bis 31. Oktober 2017
November 2016
(5.) Lesung der Balzner Schreibwerkstatt im Alten
Pfarrhof Balzers zum Thema «Ungeschriebene Ge-
schichten ...». Musikalische Umrahmung: Larissa Ne-
gele an der Harfe.
(5.) Hubertusfeier der liechtensteinischen Jäger-
schaft in der Kapelle Mariahilf. Die Feier wird musi-
kalisch von den Jagdhornbläsern umrahmt.
(10.) 13. Ski-Börse des Skiclubs Balzers im Kleinen
Saal.
(11.) Trotz Nässe und Kälte starten die «Pföhrass-
ler» wie gewohnt um 11.11 Uhr auf dem Burghügel
Gutenberg in die Fünfte Jahreszeit.
(11.+13.) Herbstkonzert der Harmoniemusik Balzers
(HMB). Unter der Leitung von Willi Büchel präsen-
tieren die Balzner Musikantinnen und Musikanten
ein Konzert der Sonderklasse. Einer der Höhepunk-
te: Die Uraufführung von «Leaving Gravity Behind»
von Vivian Domenjoz, der dieses Werk der HMB
gewidmet hat.
(12.) BalzerSingt-Konzert. Der vonArte-Chor &
Friends unter der Leitung von Marc B. Lay laden zu
einem Country-Konzert in die Aula der Primarschu-
le Balzers ein.
(19.) Die Freiwillige Feuerwehr Balzers lädt mit dem
Luststück «Bauer mit Grill sucht Frau mit Kohle» zu
ihrem Theater-Unterhaltungsabend ein.
(20.) Tag der offenen Tür mit Vorführungen des
Turnvereins Balzers: Nach rund 17 Monaten Bau-
und Umbauzeit stehen Turnhalle und Hallenbad
Balzers der interessierten Bevölkerung zur Besichti-
gung offen.
(25.) Vernissage der Ausstellung «himmelwärts.
Liechtensteinische Kunstschaffende begegnen
Religion», eine Veranstaltung in Zusammenarbeit
zwischen dem Haus Gutenberg, der Kunstschule
Liechtenstein und dem Alten Pfarrhof Balzers. Die
Ausstellung dauert bis zum 27. Januar 2017.
(26.) Adventszauber im Alten Pfarrhof Balzers. Balz-
ner Schulen, Vereine und Gruppen bieten Selbstge-
machtes an. Kerzenziehen, Märchen-Kutschenfahrt
und Lieder stimmen auf die Adventszeit ein.
(26.+27.) Unter dem Titel «Rhythm & Emotion -
Zauberhaft» laden Marion Büchel und die Mitglieder
der Ballettschule Jasmin Notari zu einer Tanzshow
der besonderen Art in den Gemeindesaal Balzers ein.
Dezember 2016
(3.+4.) Kleintierausstellung des Ornithologischen
Vereins Balzers mit 220 Kaninchen in 30 verschiede-
nen Rassen. Tombola und Festwirtschaft, Informati-
onen zum Thema «Winterfütterung der Vögel» sowie
der samstägliche Besuch des Nikolaus ergänzen die
Veranstaltung.
(6.) Nikolauseinzug in die Pfarrkirche Balzers. Die
Jungmannschaft schenkt Tee aus und stellt eine
Spendenbüchse auf für den Verein für humanitäre
Hilfe e. V. Ausserdem werden nach der Kirche allen
Kindern Grittibänzen verteilt.
(8.) In Zusammenarbeit mit der Liechtensteinischen
Musikschule veranstaltet die Harmoniemusik Balzers
eine Vorspielübung.
(18.) Der Liechtensteinische Panflötenchor unter der
Leitung von Robert Schumacher lädt zu einem be-
sinnlichen Adventskonzert in die Pfarrkirche Balzers
ein.
86
(26.+28.) Nach den Weihnachtsfeierlichkeiten lädt
der FC Balzers zum traditionellen Theaterabend
in den Gemeindesaal Balzers ein, wo die Komödie
«Bisch seher» von Rolf Brunold und Peter Kaufmann
für einen vergnügten Jahresausklang sorgt.
Januar 2017
(5.) Präsentation des 23. Jahrgangs der Balzner
Neujahrsblätter. Im Mittelpunkt des Anlasses steht
das 1925 aufgeführte Burgenspiel «Der letzte Guten-
berger» von Karl Josef Minst. Nach den Ausführun-
gen zu Inhalt und Bedeutung des Schauspiels durch
Andreas Höllenstein liest Andy Konrad wichtige
Szenen aus dem heimischen Drama.
Musikalisch umrahmt wird der Anlass vom Duo
«Jimirimood» (Miriam Sutter und Jim Gulli).
(7.) Die Guggamusik «Pföhrassler» stellt ihren
diesjährigen Maskenball unter das Motto «HOR-
RORHAUS GUTENBERG». Mit von der Partie
im Horrorkabinett sind neben den Gastgebern die
«Röfischrenzer», die «Junggugga Gams» und die
«Wildmandli».
(8.) Orgelkonzert mit Thomas Nipp, Orgel, und
Corinne Grendelmeier Nipp, Gesang. Es gelangen
Werke von Vincent Lübeck, Dietrich Buxtehude,
Georg Friedrich Händel, Peter Cornelius, Camille
Saint-Saens, Alexandre Guilmant sowie Eigenkom-
positionen des Organisten zur Aufführung.
(12.) Die Informationsveranstaltung betreffend die
geplante Windkraftanlage auf And bietet Gegnern
und Befürwortern des Projekts Gelegenheit, vor
einer zahlreich erschienenen Zuhörerschaft ihre
Argumente darzulegen.
(14.) Wiederum organisiert die Kommission «gsund
und zwäg» (Ressort Freizeit und Gesundheit) das
beliebte Projekt «FLECKWÄRK - Gemeinsam repa-
rieren anstatt wegwerfenl».
(21.) Der Skiclub Balzers organisiert im Malbun den
1. Balzner Parallel-Teambewerb und führt am glei-
chen Tag und am gleichen Ort auch sein alljährliches
Clubrennen durch.
(22.) Das diesjährige Kinderskirennen, organisiert
vom SC Balzers, findet dieses Jahr im Malbun auf
der Piste 1 statt.
(28.+29.) Der 1. Brocante- und Antiquitätenmarkt
lockt zahlreiche Neugierige und Nostalgiker aus nah
und fern in den Gemeindesaal Balzers.
Februar 2017
(3.) In einer Meinungsumfrage sprechen sich 65,6
Prozent des Balzner Stimmvolks gegen einen Wind-
park auf And aus. Die Planungsgruppe wird das Pro-
jekt nicht gegen den Willen der Balzner Bevölkerung
weiterverfolgen.
(4.+5.) Organisiert vom Fussballclub Balzers findet
in den Turnhallen Balzers das 32. Junioren-Hallen-
turnier statt.
(5.) Abstimmungs-Wochenende: Die Liechtenstei-
ner Stimmbevölkerung wählt den Landtag. Bei einer
Stimmbeteiligung von 77,8% erreichen die EBP 9,
die VU 8, die FL 3 und DU 5 Mandate. Die Frauen
sind im neuen Landtag mit 3 Personen vertreten, bis-
her mit 5. Im neuen Landtag sind aus der Gemeinde
Balzers zwei Abgeordnete vertreten: Manfred Kauf-
mann und Günter Vogt, beide von der VU.
(24.) Räumlich getrennt, aber unterstützt von den
«Pföhrasslern» feiern die Schülerinnen und Schüler
der Primar- und der Realschule mit ihren Lehrper-
sonen einen fröhlichen und quirligen Fasnachtsnach-
mittag.
(24.) Mit dem 6. «Bierelüta» beim und im Café Roxy
laden die Wagenbaugruppe & Schaalzner zur Eröff-
nung des Balzner Fasnachts-Wochenendes ein.
(25.) Die Balzner Guggamoseg «Pföhrassler» erfreut
traditionsgemäss am Fasnachtsamstag beim Alten
Pfarrhof ihre Fans mit lauten und schrägen Weisen.
Für die Verpflegung sorgt die PrinzenBräu AG.
(26.) Der alljährliche Maskenball der Pfadfinderbewe-
gung Gutenberg aus Balzers findet im Gemeindesaal
Balzers statt und bietet wie immer viele Attraktionen.
87
(27.) Balzner Fasnacht für Jung und Alt: Der FC
Balzers organisiert auch dieses Jahr den Kinder-
maskenball, und die Balzner Pföhrassler laden alle
Fasnachtsverrückten zum allseits beliebten «Balzner
Mönsterle» ein. Daran beteiligen sich auch Röfi-
schrenzer, Ratatätsch, Wildmandli, Moschtgügeler,
Törmleguger und Tuarbaguger.
März 2017
(3.) Im ehemaligen Schlosshof Balzers wird mit
GRIFFIN’S ein Irish Pub eröffnet. Mit seinem
gemütlichen Ambiente und der Übertragung von
Sportanlässen soll es der neue Treffpunkt in Balzers
werden.
(5.) Funkensonntag: Wieder einmal zeigt sich der
«älteste Balzner» als zu stark. Bereits am Samstag
ist ein Föhnsturm mit Windspitzen bis zu 111 km/h
über Balzers hinweggefegt. Auch am Funkensonntag
spürt man in Balzers noch heftige Windböen, sodass
der Balzner Funken - im Gegensatz zum Mälsner -
erst am 11. März abgebrannt werden kann.
(5.) Der Tischtennisclub Balzers organisiert die
diesjährige Landesmeisterschaft im Tischtennis. Das
Sportereignis findet in der Turnhalle in Balzers statt.
(10.-12.) Eröffnung des neuen Einkaufszentrums in
Balzers: Aus dem ehemaligen «Roxy-Markt» wird das
«Roxy-Center», das auf rund 2000 m2 einen vielfäl-
tigen Geschäftemix bietet - u. a. auch die Filiale der
Liechtensteinischen Post AG.
(11.+12.) Der Tennisclub Balzers führt in der Ten-
nishalle Balzers unter dem Namen «3. TG Balzers
Open» ein Hallenturnier durch.
(12.) Am 2. Fastensonntag laden die Pfadfinder
Gutenberg und der Pfarreirat zum gemeinsamen
Suppentag in den Kleinen Gemeindesaal ein. Die
Firmlinge verkaufen selbst gemachten Kuchen. Der
Erlös der Spenden geht in diesem Jahr an den Verein
«Lichtblick - heilpädagogische Hilfe Nicaragua».
(24.+2S.) Unter dem Motto «Zoo» präsentiert der
Turnverein Balzers seine alljährliche Turnerunterhal-
tung und lässt akrobatische «Tier»-Nummern, humor-
volle Einlagen und Tanzchoreografien vor den Augen
eines begeisterten Publikums Revue passieren.
April 2017
(l.) Zusammen mit den Liechtensteiner und Wer-
denberger Gemeinden führt Balzers eine Umwelt-
putzete durch.
(1.) Vernissage der Ausstellung «Versöhnung. Ma-
lerei - Radierung - Plastik» des Balzner Künstlers
Patrick Kaufmann im Kulturzentrum Alter Pfarrhof,
Balzers. Zur Ausstellungseröffnung spricht Hans
Brunhart, Alt-Regierungschef. Die Ausstellung dau-
ert bis zum 23. April 2017.
(9.) Konzert von BalzerSingt: Der Kinderchor, der
Jugendchor und der vonArte Chor präsentieren in
der Aula der Primarschule Balzers «Die grössten Hits
des 20. und 21. Jahrhunderts».
(16.) Auch dieses Jahr führt die Freiwillige Feu-
erwehr Balzers auf der Sportanlage Rheinau eine
fröhliche Ostereiersuche durch.
(20.) Unter dem bewährten Motto «Dorf be-LE-
BEN» öffnet der Balzner Wochenmarkt jeweils am
Donnerstag wieder seine Verkaufsstände und bietet
neben Frischeprodukten aus der Region auch ein
Marktcafe sowie diverse Gaststände mit kreativem
Kunsthandwerk und Spezialitäten aus der Region.
Mai 2017
(12.) Spielefest im Dorfzentrum, organisiert von der
Elternvereinigung Balzers.
(14.) Auch dieses Jahr verschönert die Harmoniemu-
sik Balzers unter ihrem Dirigenten Willi Büchel den
Müttern mit einem musikalischen Blumenstrauss
ihren Ehrentag.
(19.) Jahreskonzert des Schulchores Vocelli in der
Aula der Primarschule Balzers. Leitung: Lea Vogt
und Silvia Vogt-Kalchofner.
88
(210 Rund 20 Ausstellerinnen aus nah und fern bie-
ten im Alten Pfarrhof beim 2. Balzner Koffermarkt
ihre Kostbarkeiten an. Für Verpflegung sorgen der
Verein Pfötler und der Verein Lichtblick.
(26.+27.) Zum zweiten Mal organisiert der Verein
Baragga-Wagabau Balzers auf den Sportanlagen
Rheinau das OpenHair Metal-Festival.
(28.) Mit «Next Step on Ice» startet die diesjähri-
ge Konzertreihe «Live um 11» im Alten Pfarrhof
Balzers. Es folgen Suzie Candell & Beth Wimmer
mit Roger Szedalik & Dominic Benz (18. Juni) und
am 20. August «Mindless» (Manuel Moser, Arthur
Schädler, Moritz Schweizer, Philipp Sele und Sophie
Sele). Den diesjährigen Abschluss der Pfarrhof-Ma-
tinee bestreitet am 24. September die Mundart-Band
«zot-off» mit Roman Banzer, Stefan Frömmelt, Wil-
fried Marxer und Urs Meister.
Juni 2017
(3.) Unter der musikalischen Leitung von Giovanni
Fanti lädt der Männergesangverein Balzers zu seinem
traditionellen Frühlingskonzert in den Gemeinde-
saal. Die musikalische Begleitung liegt in den Hän-
den von Michael Wocher (Klavier).
Einen besonderen Höhepunkt erfährt das Konzert
durch die Teilnahme der jungen Balzner Sopranistin
Nadja Nigg.
(3.-5.) Zum zweiten Mal führt das Haus Gutenberg
in Kooperation mit dem Verein Freunde des Hauses
Gutenberg und der Kulturkommission der Gemein-
de Balzers eine gross angelegte Gartenschau mit
30 Ausstellern durch. Ein vielfältiges Rahmenpro-
gramm ergänzt die Ausstellung. Einen besonderen
Höhepunkt stellen die Burgführungen dar, bei denen
seit Langem auch die Innenräume der Burg für die
Öffentlichkeit wieder zugänglich sind.
(5.) Bereits zum 20. Mal organisiert der FC Balzers
auf der Sportanlage Rheinau das Pfingstturnier für
die E- und F-Junioren. Am Jubiläumsturnier spielen
32 Teams mit rund 370 Nachwuchstalenten aus drei
Nationen: Liechtenstein, Schweiz und Österreich.
(9.-11.) Der Verein Balzers Aktiv sorgt mit einem
attraktiven Lunapark, mit zahlreichen Marktfahrern
sowie einer Reihe von Balzner Ortsvereinen und
ihren Verkaufs ständen dafür, dass es auch dieses Jahr
heisst: «... am Balzner Joormärt isch äs schöö!» - und
das bei herrlichem Sommerwetterl
(16.+17.) Mit dem fulminanten Burgkonzert «A
Night at the Opera», ausgeführt von der Harmo-
niemusik Balzers und den Gesangssolisten Sigrid
Plundrich (Sopran) und Aldo Di Toro (Tenor) unter
der Leitung von Willi Büchel, eröffnet der Verein
Kultur-Treff Burg Gutenberg sein diesjähriges Som-
merprogramm.
(16.-18.) D er Pferdesportverein (PSV Balzers) lädt
Sportfreunde aus nah und fern zur diesjährigen
Springkonkurrenz in die Pferdesportanlage Rheinau
ein. Den sportlichen Höhepunkt stellt die OKV
Qualifikationsprüfung der Vereins-Equipen dar (den
der PSV Balzers für sich gewonnen hatl).
(24.+2S.) Zum 3. Mal organisieren die Pfötler
zusammen mit den Hundefreunden Balzers einen
Hunde-Plauschtag. Der Erlös dient einem Projekt der
«Naturherzen», einem gemeinnützigen Verein, der
u. a. eine medizinische Versorgung von kranken
Haustieren bei mittellosen Haltern ermöglicht.
(25.) Unter dem Motto «Der Rhein soll leben»
laden die « Rheinfreunde» zum Rhy-Fäscht 2017 am
Rheindamm beim Kletterfelsen in Balzers ein.
(30.) Verschobene Première des Freilichtspiels «Die
Päpstin» von Susanne F. Wolf unter der Regie von
Nikolaus Büchel auf Burg Gutenberg. Das Theater
Karussell zeigt das Schauspiel heute und an weiteren
Terminen.
Juli 2017
(2.) Auch dieses Jahr bietet der Alte Pfarrhof bei der
internationalen Veranstaltung «Reiseziel Museum! »
unter dem Motto «Expedition Palazoles» ein spezi-
elles Outdoor-Programm an. Weitere Termine der
Aktion «Reiseziel Museum!» sind der 6. August und
der 3. September 2017.
89
(20 Der Feldgartenverein Balzers lädt alle Garten-
freunde zum «Tag der offenen Gartentür» mit Köst-
lichkeiten aus Küche, Keller und Garten ein.
(4.) Im Kleinen Gemeindesaal Balzers informiert
die Gemeinde alle Interessierten über das Thema
«Wohnen im Alter».
(23.) Aufgrund des grossen Interesses bietet die Ge-
meinde Balzers über den Sommer unter dem Motto
«Tage des offenen Burgtors» am heutigen Sonntag
sowie am 5. August und am 24. September 2017
Führungen durch die wieder geöffneten Innenräume
der Burg Gutenberg an.
August 2017
(4.) Die Burg Gutenberg, das Wahrzeichen der
Gemeinde Balzers, steht im Zentrum der aktuellen
Sonderausstellung «<Man ist ins Mittelalter versetzt
...> Burg Gutenberg - Unbekanntes, Wiederentdeck-
tes, Erstaunliches aus den letzten 100 Jahren».
(12.) Die Balzner Winzer laden die Bevölkerung von
Balzers und alle Weinfreunde ein, sie in den Wein-
bergen zu besuchen. Anschliessend servieren die
Balzner Winzer ihre Weine im Schlosshof der Burg
Gutenberg.
(18.) Vortrag im Alten Pfarrstall Balzers zum Thema
«Balzner Auswanderer-Schicksale». Der Referent
Norbert Jansen geht u. a. der Frage nach, warum in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rund zehn
Prozent der damaligen Balzner Bevölkerung nach
Amerika ausgewandert ist.
(18.) Der letzte Anlass des Vereins Kultur-Treff Burg
Gutenberg in diesem Jahr unter dem Titel «Klassik
trifft Folklore» mit Nicolas Senn (Hackbrett) und
dem Trio Fontane muss wegen schlechte Wetters in
die Aula der Primarschule verlegt werden, was der
Begeisterung des zahlreichen Publikums aber keinen
Abbruch tut.
(19.+20.) Die Freunde alter Landmaschinen orga-
nisieren ein Oldie-Traktorentreff unter dem Motto
«Alte Traktora im lisatz».
(30.) Der jährliche Ausflug der Balzner Seniorinnen
und Senioren führt die 190-köpfige Schar bei traum-
haftem Wetter nach Wangen im Allgäu. Zum ersten
Mal sind dieses Jahr auch die Jungsenioren des Jahr-
gangs 1953 dabei, die mit einem kleinen Geschenk
willkommen geheissen werden.
September 2017
(10 Zum 20-Jahr-Jubiläum präsentiert die Liechten-
stein Musical Company das Musical «Daddy Cool»
im Gemeindesaal Balzers. Ein begeistertes Premie-
re-Publikum feiert Balzers zum wiederholten Mal als
Musical-Hochburg.
(2.) Mit dem «Schnällschta Hafalääb», einem Drei-
kampf, einem Lussballturnier und mit Spiel ohne
Grenzen präsentiert sich das diesjährige Gemeinde-
sportfest auf der Sportanlage Rheinau. Das Tisch-
tennis-Turnier, das Luftgewehrschiessen und der
Schwimmwettkampf der Jahrgänge 2004-2011 sind
bereits früher durchgeführt worden.
(10.) Der Liechtensteinische Numismatische Zirkel
lädt zur 24. Münzenbörse Balzers ein. Die Ausstel-
lung «Geschichte der Sparkässeli» lockt nicht nur
Lachleute, sondern Jung und Alt in den Kleinen
Gemeindesaal.
(16.) Mit ihrer neuen CD «Das isch jätz» meldet sich
die Balzner Mundart-Rockband «Rääs» zurück und
vermag bei der CD-Taufe in der Aula der Primar-
schule Balzers die zahlreich erschienenen Musiklieb-
haber und eingefleischten Rääs-Lans zu begeistern.
(16.+17.) Organisiert vom Turnverein Balzers treffen
sich 814 Turnerinnen und Turner aus Liechtenstein
und der Schweiz, um an den Landesmeisterschaften
im Geräteturnen teilzunehmen.
(17.) Der Pferdesportvereins Balzers lädt zum 2. Pa-
trouillenritt ein. Start und Ziel befinden sich auf
dem Trainingsgelände des PSV Balzers. Insgesamt
120 Reiter und Pferde gehen an den Start und versu-
chen, die acht Posten erfolgreich zu absolvieren.
90
(21.) Die Verantwortlichen der Gemeindebibliothek
laden Interessierte zur zweiten «Sternstunde Biblio-
thek» ein, in der Nicola Miller «Hurling» vorstellt,
eine Sportart, die in ihrer Heimat Irland sehr be-
liebt ist und viel zur Integration von Einwanderern
beiträgt.
(23.) Wieder öffnen die Pfadfinder Gutenberg ihr
«Deponie Café». Die durch den Cafébetrieb erwirt-
schafteten Einnahmen werden von den Pfadfindern
Gutenberg dem Verein für Betreutes Wohnen in
Liechtenstein gespendet.
(23.) Das Ressort Freizeit und Gesundheit, Kom-
mission «gsund und zwäg» organisiert einen gemein-
samen Reparatur-Nachmittag, an welchem kaputte
Dinge selbst oder gemeinsam mit Experten und
anderen Teilnehmern repariert werden können.
(30.) Beim 18. Winzerfest der Winzergenossenschaft
Balzers-Mäls geniessen zahlreiche Weinfreunde aus
nah und fern das vielfältige Angebot der Balzner
Winzer sowie die gemütliche Atmosphäre im Torkel
Balzers.
Oktober 2017
(7.) Museen, Kulturhäuser und Galerien in ganz Ös-
terreich und Liechtenstein öffnen von 18 bis 1 Uhr
früh ihre Türen. Im Alten Pfarrhof gibt es als beson-
deres Angebot Kurzführungen durch die Ausstellung
« <Man ist ins Mittelalter versetzt ...>. Burg Guten-
berg - Unbekanntes, Wiederentdecktes, Erstaunli-
ches aus den letzten 100 Jahren».
ler der Republik Österreich zum Thema «Als Christ
in der Politik». Darüber diskutieren mit dem Refe-
renten die ehemaligen liechtensteinischen Regie-
rungschefs Hans Brunhart und Otmar Hasler.
(15.) Die Harmoniemusik Balzers lädt zum Ab-
schlusskonzert des 40. Jungmusikantenlagers in den
Gemeindesaal Balzers ein.
(25.-28.) Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des
Behinderten-Gleichstellungsgesetzes organisiert die
Generationenkommission der Gemeinde Balzers eine
Aktionswoche zum Thema «Menschen mit körperli-
chen Beeinträchtigungen».
(28.) Der Singkreis Gutenberg präsentiert sein dies-
jähriges Passivkonzert unter dem Motto: «Fernweh.
Musikalisch durch die Welt!» Neben dem Singkreis
Gutenberg wirken mit: Monika Nachbaur (Flügel),
Josef Vogt (Rhythmus); Gesamtleitung: Monika
Soltész.
(29.) Unter der Losung «Vo Balzers - För Balzers»
lädt die Bibliothekskommission der Gemeinde
Balzers in ihrer Matinée zu einer Lesung mit den
Balzner Autoren Julia Frick und Ronnie Vogt ein.
Ausserdem werden der ausgebaute Bereich «Balzner
Literatur» und der Verein Balzner Korb vorgestellt.
Musikalisch umrahmt wird die Matinée von Silvia
Vogt mit den Schulkindern der 2a.
(7.) Dernière des Musicals «Daddy Cool», mit dem
die Liechtenstein Musical Company ihr 20-Jahr-Ju-
biläum gekrönt hat.
(8.) Die Gemeinden Vaduz und Balzers lehnen in
einer Referendumsabstimmung die Idee eines Jubi-
läumswegs mit Hängebrücke ab. Jubiläumsweg und
Brücke sollten zum 300-Jahr-Jubiläum Liechten-
steins errichtet werden.
(12.) Als Hauptreferent am 2. Gutenberger Ethikfo-
rum spricht Dr. Wolfgang Schüssel, Ex-Bundeskanz-
91
Unsere Verstorbenen
Luis Gstöhl-Schädler
* 28.05.1923
t 02.11.2016
Zita Frick-Wohlwend
* 13.11.1927
t 09.11.2016
Walter Brunhart
* 29.08.1939
t 09.11.2016
Cécile Büchel-Ryser
* 06.06.1923
t 16.11.2016
Adrian Frick
* 28.04.1926
t 20.11.2016
Erich Gstöhl
* 05.03.1937
t 30.11.2016
Herbert Nipp
* 26.07.1945
t 19.12.2016
Emil Tribelhorn-Eberle
* 16.03.1926
t 28.01.2017
Rainer Bürzle
* 10.04.1957
t 02.02.2017
Erika Gemsch-Rüegger
* 25.08.1956
t 17.03.2017
Helmut Wohlwend
* 24.09.1945
t 19.03.2017
Erich Frick
* 09.09.1937
t 23.03.2017
92
Anna Frick-Vogt
* 29.05.1926
t 27.03.2017
Gottfried Geir
* 29.07.1923
t 02.04.2017
Rosa Vogt-Bühler
* 31.01.1961
t 08.04.2017
t '
Albert Wolfinger
* 26.09.1944
t 22.04.2017
Georg Frick
* 01.03.1949
t 26.04.2017
Doris Bürzle-Ammann
* 26.02.1954
t 03.05.2017
Werner Gstòhl-Frick
* 11.05.1930
t 06.05.2017
Manfred Vogt
* 27.3.1963
t 12.05.2017
Erwin Brunhart
* 29.08.1939
t 17.05.2017
Carmen Lombardo-Kauf-
mann
* 12.03.1965
t 18.05.2017
Willi Wolfinger
* 17.09.1931
t 19.06.2017
Fridolin [Feusi] Vogt
* 25.08.1948
t 20.06.2017
93
Kuno Frick-Kaufmann
* 25.12.1938
t 27.06.2017
Emerita Kaufmann-Frick
* 14.04.1927
t 05.09.2017
Albert Poser-Vogt
* 15.01.1923
t 09.09.2017
Maria [Mary] Wyss
* 18.03.1943
t 13.09.2017
Norbert Nipp
* 17.12.1949
t 12.10.2017
Linda Frick
* 15.12.1950
t 22.09.2017
Luzia Zenhäusern-
Kaufmann
* 16.12.1919
t 22.09.2017
Christian Brunhart
* 14.12.1940
t 12.10.2017
Arthur Frick-Vogt
* 06.02.1921
t 31.10.2017
94
Dank Verzeichnis der Autorinnen und
Autoren 2018
Zum Schluss bleibt uns noch all denen zu danken, die
auch dieses Jahr zum guten Gelingen der Balzner Neu-
jahrsblätter beigetragen haben.
So ergeht ein herzliches Dankeschön an die Autorin-
nen und Autoren, und allen, die Bildbeiträge geliefert
haben oder auf andere Art und Weise an der vorliegen-
den Ausgabe beteiligt waren.
Ein besonderer Dank geht an unseren Hauptsponsor,
die Liechtensteinische Landesbank AG, die unsere Pu-
blikation seit dem Bestehen der «Balzner Neujahrsblät-
ter» grosszügig finanziell unterstützt. Ebenfalls danken
möchten wir der Kulturstiftung Liechtenstein.
Dank einem finanziellen Beitrag der Gemeinde erhal-
ten auch in diesem Jahr alle interessierten Einwohne-
rinnen und Einwohner die «Balzner Neujahrsblätter»
kostenlos, entweder bei der Präsentation oder später
bei der Gemeindeverwaltung. Für diese grosszügige
Geste ein Dankeschön an die Gemeinde Balzersf
Besten Dank auch an die Verantwortlichen für Admi-
nistration, Gestaltung und Produktion für die ausge-
zeichnete jahrelange Zusammenarbeit!
Namentlich seien erwähnt:
Bernadette Brunhart, Balzers
BVD Druck + Verlag AG, Schaan
Gemeindeverwaltung Balzers, Hildegard Wolfinger
Ewald Frick, TANGRAM für Marke und Kommunika-
tion, Vaduz.
Nicht zuletzt bedanken wir uns aber auch bei Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser für die gute Aufnahme
und Ihr anhaltendes Interesse an den «Balzner Neu-
jahrsblättern».
Das Redaktionsteam
Arthur Brunhart, Wingerta 14, 9496 Balzers
Hans Brunhart, Palduinstrasse 102, 9496 Balzers
Georg Burgmeier, Palduinstrasse 57, 9496 Balzers
Markus Burgmeier, Kulturzentrum Alter Pfarrhof,
Egerta 11, 9496 Balzers
Elmar Bürzle, Gässle 27, 9496 Balzers
Cornel Doswald, Antonigasse 14, CH-5620 Brem-
garten [AG]
Lisa Fischer, Züghüsle 8, 9496 Balzers
Manuela Nipp, Stadel 11, 9496 Balzers
Heinz Schild, Eichlihubelweg 2, CH-3112 Allmen-
dingen [BE]
Alexa Schlegel-Meier, Im Loch 14, 9494 Schaan
Balzers, im Dezember 2017
95
Bildnachweis
Seiten 6, 12 unten, 21, 45 unten links, 73 oben:
Amt für Kultur, Liechtensteinisches
Landesarchiv, Vaduz
Seite 9: Amt für Kultur, Liechtensteinisches Landes-
archiv, Vaduz [Foto: Xaver Jehle]
Seiten 10, 12 oben, 41 oben rechts und unten, 66:
Ewald Frick, Vaduz
Seiten 14 sowie 18 und 19: Heinz Schild,
Allmendingen [BE]
Seite 24: Zentralbibliothek Zürich, Ms B 81, Nr 143,
http ://dx.doi.org/10.7891/ e-manuscripta-16513
Seite 29 oben: Staatsarchiv St. Gallen, KPG Rhein 4
Seite 29 unten: Liechtensteinisches Landesmuseum
[Foto: Sven Bekam]
Seite 30 oben: Erstausgabe des Topographischen Atlas
der Schweiz 1:25000, reproduziert mit Bewilli-
gung von swisstopo BAI 70214
Seite 30 unten: Staatsarchiv St. Gallen KPJ 1-83.04
Seite 31: Die neue Rheinbrücke Trübbach-Balzers,
1968
Seite 32: Rheinbrücke Trübbach-Mäls, 1975
Seite 33: Cornel Doswald, Bremgarten [AG]
Seiten 36 sowie 40 oben rechts: Postmuseum Liech-
tenstein, Vaduz
Seiten 37, 38 oben, 42 unten, 55, 75: Amt für Kultur,
Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz [Foto-
sammlung Emanuel Vogt]
Seiten 38 unten, 42 oben, 72, 74 unten: Liechten-
steinisches Landesmuseum, Vaduz
Seiten 39, 40 unten, 76 oben Mitte, 92-94: Gemein-
deverwaltung und Gemeindearchiv Balzers
Seite 40 oben links: Ruth Müller, Barbara La Penta,
Balzers
Seite 41 oben links: Um- und Erweiterungsbau Post
Balzers, 1996 [Scan]
Seite 43: Silvia Nigg-Näf, Balzers
Seiten 44 sowie 45 oben links: Büchel Sophie, Balzers
Seite 45 unten Mitte: Magdalena Bürzle-Brunhart,
Balzers
Seite 45 unten rechts: Andrea Eberle-Kranz,
Triesenberg
Seite 45 oben rechts: Gina Gabathuler-Büchel,
Balzers
Seite 45 oben Mitte: Marion Leal, Balzers
Seiten 46 sowie 49-51: Alexa Schlegel-Meier, Schaan
Seite 47: Nils Vollmar, Balzers
Seite 52: Maria Heim, Balzers
Seiten 57 und 58: Maria Hämmerle, Balzers
Seiten 60 und 61 : Festschrift zu «Fahnenweihe und
Sängerfest» des Männergesangvereins Balzers 1952
Seiten 62-65: Amt für Bau und Infrastruktur, Vaduz
[Luftbild von Balzers und Mäls]
Seite 70: Sammlungen der Gemeinde Balzers
Seite 73 unten: Sammlungen der Gemeinde Balzers
[Foto: C. Risch-Lau, Bregenz]
Seite 74 oben: Archiv Schweizerischer Burgenverein,
Bern
Seite 76 oben links: Markus Burgmeier, Balzers
Seite 76 oben rechts: Amt für Kultur, Liechten-
steinisches Landesarchiv, Vaduz [Foto: Eduard von
Falz-Fein]
Seite 76 unten: Bertha Thöny, Balzers
Seite 77 oben links: Balzner Neujahrsblätter 2005
Seite 77 unten links: Hanspeter Vogt, Balzers
Seiten 77 rechts sowie 78: Erbengemeinschaft nach
Hermine Kindle de Contreras Torres
96
Allgemeine Hinweise
In Pluralbildungen für Personen schliesst die maskuline Form
die feminine ein.
Bei den Orts- und Flurbezeichnungen findet in der Regel die
Schreibweise des Liechtensteiner Namenbuchs Anwendung.
Alles Gute im neuen Jahr -
Wir sind auch 2018 gerne für Sie da.
Wir wünschen allen Balznerinnen und Balznern ein gutes neues Jahr und freuen unsauf diegute
Zusammenarbeit mit Ihnen. Wir schätzen es sehr, so viele unter Ihnen zu unseren Kunden zählen
zu dürfen.
In unserer Gemeinde gibt es einmalige, wunderbare Orte wie die Kapelle Maria Hilf, die weit über
die Gemeindegrenzen hinaus bekannt sind. So einzigartig unsere Gemeinde ist, so individuell sind
unsere Kundinnen und Kunden. Wir legen deshalb grössten Wert darauf, für Ihre persönlichen
Bedürfnisse und Ansprüche massgeschneiderte Lösungen zu finden.
Unsere Nähe ist IhrVorteil. Überzeugen Sie sich.
Wirfreuen uns auf Sie.
Nicole Rutzer-Frick ♦ MichelleTschirky ♦ Giuseppe Sestito* Heini Bürzle ♦ Sidonia Marxer* PriskaJenni
Liechtensteinische Geschäftsstelle Balzers
Landesbank AG 9496 Balzers - Liechtenstein
9490Vaduz- Liechtenstein Telefon +423 388 22 11
Telefon +423 236 88 11 Fax +423 388 22 22
Fax+423 236 88 22
E-Mail llb@llb.li
www.llb.li
Liechtensteinische
Landesbank1861
Tradition tnfft Innovation,