Mitteilungen der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) — erscheint dreimal jährlich — Redaktion: Mario F. Broggi — Mitarbeit Schaaner Sonderbeilage: Hansjörg
Hilti, Gebhard Frick — Layout: Elisabeth Jansen — Geschäftsstelle: Postfach 254, 9490 Vaduz, Tel. 075 / 2 52 62 — Photos: Mario F. Broggi, Hansjörg Hilti, Urs Hilti, Koordinationsstelle
für Fledermausschutz, Photoswissair, Georg Willi, WWF-International Photo Library (Dépraz, Rijksen), WWF-Schweiz, Wolfgang Zanghellini, Jürg Zürcher — Zeichnungen Feldhase:
Franz Müller, aus Ausbildungsbände Jagd und Hege, St. Gallen — Druck: Gutenberg AG, Schaan, auf Altpapier. Diese Ausgabe des «Liechtensteiner Umweltberichtes» geht zusätzlich
an jeden Schaaner Haushalt.
Editorial
Die harte Konfrontation zwischen Na-
tur und Zivilisation dauert an. Dies
trotz des wachsenden Natur- und
Umweltbewusstseins. Dabei ist die
Inbesitznahme durch den Menschen,
ausgedrückt in Klaftern, Laufmetern,
Kubaturen im Vormarsch, die Natur
wird auf Reste zurückgedrängt. Zahl-
reiche verantwortungsbewusste
Menschen aber verspüren den
Wunsch, gegen die fortschreitende
Zerstörung der Natur etwas zu tun.
Dabei sind es einzelne, Gruppen,
Vereinigungen und staatliche Institu-
tionen, die sich tatkräftig und in ver-
mehrtem Masse für die bedrohte Um-
welt einsetzen möchten. Bei allen Be-
mühungen sollten wir uns bewusst
sein, dass der Naturschutz weder
einzig Sache des Staates noch allein
die Angelegenheit von einzelnen
oder organisierten Naturschützern
ist. Naturschutzpraxis ist eng an poli-
tische Strukturen gebunden. Dabei
kommt der Natur- und Umweltschutz
erst dort richtig zum Tragen, wo die
ortsansässige Bevölkerung, oder we-
nigstens ein Teil davon die Schutzbe-
strebungen zu ihren eigenen Anlie-
gen machen. Damit fällt auf der Ebe-
ne der Gemeinde ein Grossteil der
Entscheidungen im Kampf um die Er-
haltung der Natur.
Die Liechtensteinische Gesellschaft
für Umweltschutz (LGU) ist sich da-
mit der Tragweite der Arbeit in den
Gemeinden bewusst. Die LGU sucht
deshalb die Kontakte zu den einzel-
nen Gemeinden zu intensivieren.
Eine Möglichkeit hierzu bietet der
«Liechtensteiner Umweltbericht» als
vereinseigenes Organ.
Es ist beabsichtigt, jede Gemeinde
hinsichtlich ihrer Natur- und Umwelt-
schutzaspekte darzustellen. Es sol-
len so Aktualitäten, Aussagen aus
dem engsten Lebensbereich jedes
Einwohners dieser Gemeinde näher
vorgestellt werden, da der «Liechten-
steiner Umweltbericht» an jeden
Haushalt der betreffenden Gemeinde
zur Versendung kommt. Es freut
mich besonders, dass der Zyklus mit
der Gemeinde Schaan beginnt. Wir
erwarten uns für die Naturschutz-
arbeit Ideen aus den Kreisen der Be-
völkerung. Schreiben Sie uns Ihre
Anregungen. Der Gemeinde Schaan
danken wir für ihre Unterstützung.
Dr. Franz Beck, Präsident
Sonder-
beilage
Schaan
mit sechs
Themen
Seiten 5-12
Seite 2 Artenschutz April 1982
Viele Hunde sind des
Hasen Tod
Meister Lampe tritt uns sympathisch als Osterhase entgegen, er bringt die Eier als Symbol der Frucht-
barkeit. Mit der sprichwörtlich bekannten Vermehrungsrate des Hasen scheint es allerdings bei uns
eher vorbei zu sein. Viele Hunde sind des Hasen Tod, heisst ein bekanntes Sprichwort. Zu den tradi-
tionellen «Hunden», den Raubfeinden, der Jagd, den Parasiten und Krankheiten sowie dem schlech-
ten Wetter sind neue hinzugekommen: Überbauung, Strassenbau, Pestizide, Monokulturen, das Aus-
räumen der Landschaften. Man nennt jemanden, der sich in jeder Situation zu behaupten weiss, einen
«alten Hasen». Wird uns diese sprichwörtliche Symbolfigur erhalten bleiben?
Der Feldhase — ein Steppentier
Der Hase verdankt seine europäische Ver-
breitung — so eigenartig es tönen mag — dem
Menschen. Der Feldhase ist ursprünglich ein
Steppentier und wanderte wahrscheinlich
nacheiszeitlich von Südosten her in die damals
baumlosen Gebiete unserer Breiten ein. Der
später wieder einwandernde Wald drängte
den Hasen aber wieder ab, denn zu prähistori-
scher Zeit scheint er bei uns nicht vertreten
gewesen zu sein. Grabungen auf Gutenberg-
Balzers, aber vor allem auf dem Lutzengüetle
und Borscht am Eschnerberg bringen als be-
jagte Tiere Knochen von Biber, Elch, Bär,
Steinbock, Ur und Wisent ans Tageslicht, je-
doch nichts vom Hasen. Erst in den letzten
1000 Jahren wurde durch die Ausbreitung der
Landwirtschaft — mit Feuer und Axt — auch
der Hase wieder gefördert, denn er ist an
steppenähnliche, waldarme Landschaften am
besten angepasst und bevorzugt zudem relativ
warmes und trockenes Klima. Diese nun wie-
der offen werdenden Flächen sagten dem
Feldhasen zu, die Dreifelderwirtschaft bot
dem Hasen jahrhundertelang viele beliebte
Äsungspflanzen.
Der Hase ernährt sich von Gräsern, Kräutern
und Kulturpflanzen. Wichtige Äsungspflan-
zen bilden die sog. Unkräuter wie Wegerich,
Vogelmiere, Hahnenfuss, Hirtentäschel,
Gänseblümchen neben Kohl- und Rüben-
arten, Gräser, Löwenzahn und Wintersaaten.
Untersuchungen zeigen, dass der Hase klein-
flächige und artenreich genutzte Wiesen,
Weiden, Äcker einschliesslich Wintergetrei-
de, bei der Äsung bevorzugt. Die Ernährung
durch Wildfutterpflanzen scheint hierbei ein
entscheidender Faktor zu sein. Der Hase be-
gnügt sich demnach nicht mit den häufig vor-
kommenden Kulturpflanzen, sondern er liebt
die Abwechslung, d. h. er ist ein ausgespro-
chener Feinschmecker.
gel, dass Raubfeinde kaum je am Rückgang
eines Beutetieres schuld sind, macht auch der
Hase keine Ausnahme. Er kennt ein beson-
ders geeignetes Mittel zum Überleben: die
Flucht. Mit Geschwindigkeiten bis zu
Viel entscheidender als die genannten dezi-
mierenden Faktoren erscheinen die limitie-
renden zu sein. Sie setzen bei der Lebens-
raumbeengung ein. Dort, wo sich der Hase
einmal niedergelassen hat, bleibt er sein Le-
ben lang. Obwohl er in kurzer Zeit grosse
Strecken zurücklegen kann, ist er sehr orts-
treu. Die Grösse eines Aktionsraumes liegt
bei 300 ha, wobei nur ein Kerngebiet von
10-20 ha vom gleichen Hasen regelmässig
genutzt wird. Mit der Standortstreue wird der
Hase stark von der Qualität dieses Lebensrau-
Liechtensteiner Umweltbericht Artenschutz Seite 3
mes abhängig. Er muss Deckung und vielfäl-
tige Nahrung zu jeder Jahreszeit bieten. In
einer vielfältigen Kleinfeldlandwirtschaft war
dies der Fall, hingegen nicht in der durch
Monokulturen geprägten Landschaft. Der ge-
genwärtige Trend in der industrialisierten
Landwirtschaft ist der grösste Hasenfeind.
Die Zersiedelung und die Aufinselung der
Landschaft durch Verkehrsadern und Über-
bauungen spielen ihm ebenso übel mit. Wer-
den die geeigneten «Hasen-Inseln» zu klein,
ist auch der Fortpflanzungs-Erfolg in Frage
gestellt.
Der Hasenbestand kann von Jahr zu Jahr
durch viele Faktoren, vor allem der Witte-
rung, stärkeren Schwankungen unterworfen
sein. Seit etwa 25 Jahren gehen die Hasenbe-
stände in Liechtenstein, gemessen an den Ab-
schusszahlen, ständig zurück. Die Entwick-
lung eines Hasenbestandes lässt sich trend-
mässig an diesen Abschusszahlen abschätzen.
Betrachten wir die Statistiken seit 1925, so ist
ein Hasenboom in den Jahren 1941-48 fest-
zustellen, was sich in einem vermehrten Ab-
schuss niederschlägt. In diesen Zeitraum fal-
len Perioden milder Witterung, wie übrigens
auch in den Jahren 1974 und 1975. Bei der
Aufteilung von «Berg-» und «Talhasen» ist
die Interpretation besonders günstig darzu-
stellen. Während sich die Population der am
Rande der Existenzmöglichkeiten lebenden
«Berghasen» über Jahrzehnte ungefähr gleich
hält, sind im Tale, wo sich stärkere Land-
schaftsveränderungen im Verlaufe der Jahr-
zehnte einstellten, Abnahmen deutlich er-
sichtlich. Dieser Rückgang ist demnach auf
Eingriffe des Menschen in den Lebensraum
des Hasen zurückzuführen. Der Hase erweist
sich damit als wichtiger Anzeiger für Umwelt-
veränderungen. Er ist ein sogenannter Bio-
indikator, der uns anzeigt, wie es um unsere
Umwelt steht.
nen Landwirtschaft. Verbesserungen können
deshalb nur über die Landwirtschaft erreicht
werden. Die Vielfalt an Futterpflanzen und
Deckungen für den Feldhasen in der intensiv
genutzten, einförmigen Kulturlandschaft ist
über die Anlage von kleinen, ca. 5 a grossen
Wildäsungsflächen in Feldgebieten im Ab-
stand von 200-400 m zu erreichen. Flurgehöl-
ze bieten hierfür eine günstige Ergänzung,
insbesonders auch als Deckung. Diese Aussa-
gen decken sich mit den Angaben verschiede-
ner Ökologen, die fordern, dass in der Land-
wirtschaft ca. 10 % weniger intensiv bewirt-
schaftet werden sollen. Diese Austausch- und
Regenerationsräume, z. B. nicht gedüngte
Flächen wie Ried, Trockenrasen, Raine, Flur-
gehölze, kommen auch dem natürlichen Zir-
kulationsprozess in der Landwirtschaft zugute.
Die Hege des Feldhasen darf sich demnach
nicht nur auf die Anlage von sog. Wildäsungs-
flächen beschränken. Es gilt auch alle weite-
ren Verschlechterungen der Lebensräume
durch weitere Eingriffe wie Flurbereinigun-
gen oder Verkehrsplanungen im Auge zu be-
halten. Jede weitere Verinselung der Lebens-
räume des Feldhasen trifft nicht nur ihn, son-
dern die meisten wildlebenden Tiere und
Pflanzen. Es geht deshalb nicht nur um den
Feldhasen, es geht um weit mehr. Aber er
mag uns als Indikator ein Beispiel unserer
dramatischen Umweltverschlechterung sein,
aus der es gilt, die nötigen Schlüsse zu ziehen.
Meister Lampe möge leben und wir langfristig
mit ihm!
Seite 4 Natur- und Umweltschutz April 1982
Rheinstaustufe - Deutsch-
französischer Verzicht
Frankreich sieht vom Bau der Rhein-Staustu-
fe bei Au-Neuburg ab. Diese Entscheidung
wurde nach dem Pariser Treffen der Minister
Fiterman und Hauff, Verkehrsminister Frank-
reichs und Deutschlands, bekanntgegeben.
Mit Hilfe der geplanten Staustufe sollte die
Erosion stromaufwärts aufgehalten werden,
doch das Projekt stiess einerseits auf den
Widerstand der Umweltschützer und Ge-
meindevertreter, die Auswirkungen des Bau-
werkes auf die Natur befürchteten, und der
Wasserbausachverständigen andererseits,
die eine verstärkte Erosion stromabwärts vor-
aussagten. Dies hätte zur Folge gehabt, dass
die Bundesrepublik Deutschland alle dreissig
Kilometer eine Staustufe hätte errichten
müssen.
Aus: Natur-Nachrichten 10/81, Europarat
Zum Dauerbrenner: Streusalz
im Winterdienst
Der Salzverbrauch hat beispielsweise in der
Schweiz trotz vergleichbarer Schneemengen
zugenommen. Nach Meinung des Bundes-
amtes für Umweltschutz sollte vor allem im
Interesse der Vegetation, der Korrosions-
schäden an Bauten und Fahrzeugen einem
steigenden Streusalzverbrauch entgegenge-
wirkt werden (vgl. auch Liechtensteiner Um-
weltbericht Nr. 2/78).
«Sehr viel lässt sich bereits mit einer zurück-
haltenden Salzungspraxis erreichen, die auf
dem Grundsatz 'So viel wie nötig, so wenig
wie möglich fusst. In grösseren Städten be-
stehen bereits heute vorbildliche Reglemente
für den Winterdienst, die nicht bloss die Prio-
ritäten für die Schwarzräumung des Stras-
sennetzes, sondern auch den Einsatz von
Splitt und Sand auf Quartierstrassen und
Trottoirs, das Vorgehen bei Neuschnee oder
die Salzdosierung festlegen. Die heutigen
Salzstreumaschinen erlauben zwar eine
knappe und zuverlässige Dosierung des
Streusalzes, doch verleitet gerade die relativ
bequeme Art des Salzaustrags vielerorts zu
einer unnötigen Schwarzräumung von Stras-
sen. Auch in Zukunft müssen sicher steile
Strassenstücke oder zur Vereisung neigende
Gebiete und exponierte Stellen, wie Brücken,
behandelt werden. Doch darf es nie das Ziel
des Winterdienstes sein, dem Autofahrer
auch im Winter jederzeit und überall absolut
unproblematische <sommerliche> Verhältnis-
se zu bieten. Der Automobilist hat vielmehr
seine Fahrweise den erschwerten Bedingun-
gen im Winter anzupassen und sich mit taug-
lichen Hilfsmitteln, wie Winterreifen oder Ket-
ten, auszurüsten. Ist er dazu nicht bereit,
sollte er sein Fahrzeug über den Winter ein-
stellen. Den Strassenunterhaltsdiensten sei
geraten, sich nicht durch uneinsichtige Auto-
fahrer und Haftpflichtdrohungen von einer
ökologisch vertretbaren Streusalzpraxis ab-
zubringen.»
Aus: Mitteilungen des Bundesamtes für Umwelt-
schutz, Dezember 1981.
Salzverbot auf den Strassen
der Kummenberg-Region
(Vorarlberg)
Die Volksvertreter von Götzis, Altach, Mäder
und Koblach, deren Gebiet häufig als Kum-
menbergregion bezeichnet wird, stellten beim
Landesstrassenbauamt den Antrag, die Lan-
desstrassen nicht mehr zu salzen. Im Winter
1981/82 wurden diese Strassen nicht mehr
gesalzen. Die Gemeindestrassen in Altach
werden beispielsweise seit Jahren mit Erfolg
nicht mehr «eingepökelt», sondern mit Splitt
behandelt. Immer mehr werden die gravie-
renden Nachteile des Salzens, mit den beein-
trächtigten Vorgärten und den Häuserfassa-
den, eingesehen. Salz soll nach Meinung des Altacher
Bürgermeisters nur noch in die Sup-
pe, nicht aber auf die Strasse kommen.
Aus: «Neue» Vorarlberger Tageszeitung v. 19. 11.
1981
Für eine Reform der
Agrarpolitik in der
Bundesrepublik Deutschland
Anlässlich eines im Dezember in Bonn orga-
nisierten Kolloquiums sprachen sich Exper-
ten nachdrücklich für eine Reform der gegen-
wärtigen Agrarpolitik aus, deren ökologische
Folgen immer mehr spürbar werden. Die Zu-
nahme industrieller Zucht- und Anbaumetho-
den, der Einsatz chemischer Düngemittel,
Monokultur und Massentierhaltung rief neue
Tier- und Pflanzenkrankheiten hervor, die
wiederum einen erhöhten Einsatz von Arznei-
mitteln nach sich ziehen. Eine Reform dieser
Politik sollte zum Ziel haben, dem Fortschrei-
ten der intensiven Tierhaltung und der inten-
siven Anbaumethoden Einhalt zu gebieten
und die strukturelle Vielfalt der Landwirtschaft
zu erhalten. Intensivkulturen sollten von 10 %
der Anbauflächen verschwinden und in jedem
Fall auf höchstens 10 ha beschränkt bleiben.
Ausserdem soll eine bessere Garantie für die
Einhaltung ökologischer Grundsätze geboten
werden.
Aus: Natur-Nachrichten Nr. 1-82, Europarat.
Fremdenverkehr,
Umweltschutz und -erziehung
Die Entwicklung des Fremdenverkehrs kann
mit dem Umweltschutz einhergehen, stellten
Experten auf einer Tagung in Malta im Okto-
ber 1981 fest. Zur Erreichung dieser Zielset-
zung müsste der Tourismus jedoch neuorien-
tiert werden: zunächst muss ein Verhaltens-
kodex des Touristen erarbeitet werden, der
auf einer Reihe von Umweltindikatoren ba-
siert, die nicht nur für den Touristen selbst,
sondern auch für die Fremdenverkehrsbehör-
den ausschlaggebend sind. So wird der Tou-
rist seine Wahl nach Preis und Umweltquali-
tät treffen und die Fremdenverkehrsbehörden
werden bestrebt sein, Preise, Einnahmen und
Umweltqualität aufeinander abzustimmen.
Mit Hilfe dieses Kodex könnte der Tourist
umweltbewusst gemacht und über die Quali-
tät der Umwelt seines Ferienziels aufgeklärt
werden; dies wäre ein weiterer Schritt zur
Förderung des Umweltschutzes.
Aus: Natur-Nachrichten 1/81, Europarat
Umweltschutz: Frauen sind
weitaus vernünftiger
Frauen betrachten die Welt mit offeneren Au-
gen als Männer und sind aufmerksamer,
wenn es um die Gefährdung unseres Lebens-
raumes geht. Das stellte die Zeitschrift «Bri-
gitte» (Hamburg) an Hand einer repräsentati-
ven Umfrage bei 2000 Frauen und Männern
im Alter von 14 bis 54 Jahren fest.
41 Prozent der befragten Frauen, aber nur 34
Prozent der Männer halten Umweltver-
schmutzung und -zerstörung für ein «sehr
grosses Problem».
Die Frauen sind nicht nur besorgter, sie neh-
men die Dinge auch in die Hand. Ob zu
Hause, im Strassenverkehr, am Arbeitsplatz
— immer wenn es um Umweltschutz und
Energiesparen geht, sind Frauen den Män-
nern voraus.
• 19 Prozent kaufen unverpackte Ware, um
Material zu sparen (Männer 13 Prozent);
• 48 Prozent der Frauen gehen besonders
massvoll mit Waschmitteln um (Männer 33
Prozent);
• 22 Prozent der Frauen verzichten auf Me-
dikamente und nehmen statt dessen Natur-
heilkräuter (Männer 13 Prozent);
• 18 Prozent der Frauen vermeiden Kunst-
fasern, weil sie die Hautatmung stören (Män-
ner 14 Prozent);
• 52 Prozent der Frauen schalten weniger
Lichtquellen ein und sparen auf diese Weise
Strom (Männer 42 Prozent).
Aus: Umweltschutz Nr. 11/81, Organ der Öster-
reichischen Gesellschaft für Natur- und Umwelt-
schutz
Liechtensteiner Umweltbericht Seite 5 April 1982
Zum Natur- und
Umweltschutz in der
Gemeinde Schaan
Eines der kostbarsten Güter, die eine Ge-
meinde zu verwalten hat, ist die Umwelt und
sich vieles besser zum Wohle unserer Heimat
verwirklichen lässt.
Was unsere Gemeinde betrifft, sind nicht nur
gute Ansätze da, sondern echte Verbesserun-
gen sind zum Teil schon verwirklicht, zum
Teil in Ausführung begriffen. Es seien hier
einige Andeutungen gemacht:
• Der Erhaltung der Sägagass in ihrer ur-
sprünglichen Form widmet die Gemeinde
zur Sauberhaltung, nicht etwa zur Korrektur,
des Kleinen Kanals beschlossen.
• In der Industriezone, vor allem entlang der
heutigen Abschluss-Strasse gegen Norden,
sollen ebenfalls möglichst hochstämmige Bäu-
me die Natur wieder mehr beleben.
• Sicher darf auch erwähnt werden, dass die
Gemeinde grossen Wert darauf legt, das Ka-
nalisationsnetz möglichst bald zu beenden,
die Natur. Die heutigen Vorstellungen wei-
chen bezw. müssen fast zwangsweise von den
Vorstellungen abrücken, die noch vor zehn
Jahren Gültigkeit gehabt haben. Vor wenigen
Jahren ist z. B. eine Strasse nach planerischen
Normen erstellt worden, die wohl dem Fahr-
zeugverkehr das Bestmögliche boten, auf die
Natur jedoch wenig oder jedenfalls zu wenig
Rücksicht nahmen. Dass die LGU die Ge-
meinden unseres Landes in ihrem Bestreben,
den Umweltschutz der Bevölkerung näher zu
bringen, in Sonderbeilagen unterstützt, ist
sehr erfreulich. Wir sind überzeugt, dass in
vermehrten Kontakten zwischen der LGU
und den Gemeinden bezw. deren Einwohner
nach wie vor ihre volle Aufmerksamkeit. Etli-
che Strassenstücke, die planerisch noch nicht
voll vorlagen, konnten reduziert werden
bezw. wurden Grünstreifen auf Kosten der
Strassenbreite verwirklicht.
• Letzten Herbst beschloss der Gemeinde-
rat, den Kresta-Parkplatz mit Bäumen einzu-
säumen. Weiter soll nördlich der Duxkapelle,
entlang des Fussweges zur Resch, eine kleine
Baumallee gepflanzt werden. Betont wurde
bei dieser Aktion, dass einheimische und
hochstämmige Bäume absoluten Vorrang ha-
ben müssen.
• In der Sitzung vom 25.2.1982 hat der Ge-
meinderat einen Sonderkredit von 10000 Fr.
um alles Schmutzwasser der ARA-Bendern
zuführen und reinigen zu können.
Im übrigen wünschen wir der angelaufenen
LGU-Aktion, die Gemeinden und damit die
Bevölkerung vermehrt für den Natur- und
Heimatschutz zu begeistern, vollen Erfolg.
Denn nur wenn alle Bevölkerungsschichten in
ihren Bereichen sich persönlich angesprochen
fühlen, wird es gelingen, unsere Heimat der
Nachwelt heil und gesund zu erhalten.
Sturmschäden im Schaaner Wald
In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 1981 verursachten ungewöhnlich starke
Föhnstürme, welche als böenartige Fallwinde aus dem Gebiet Alpila-Gaflei herunterbrau-
sten und auf den sanft geneigten Hängen oberhalb Schaan mit hoher Wucht aufprallten,
grosse Waldschäden. So fielen diesen heftigen Föhnstürmen — in der Vaduzer Talebene
wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 147 Stundenkilometern gemessen — insbesondere
im Gebiet des Schaaner Duxwaldes, des Neugrütwaldes und des Forstes etwa 4300 m3
Holz zum Opfer, was der normalen Nutzung von mehr als drei Jahren entspricht.
Liechtensteiner Umweltbericht Forstwirtschaft Seite 7
Warum diese Schäden?
Wenn wir nun die Bedingungen zu ergründen
versuchen, welche das Auftreten von Schäden
solch grossen Ausmasses erst ermöglichen, so
müssen wir zunächst feststellen, dass
Sturmschäden schon bei Windgeschwindig-
keiten von etwa 20 m/sec eintreten. Diese be-
wirken einen Staudruck von rund 25 kg/m²,
der sich bei kurzfristigen Spitzengeschwindig-
keiten bis zu 50 m/sec auf mehr als 150 kg/m²
steigern kann. Solche in Böen auftretenden
Fortsetzung von Seite 6
LGU: Sehen Sie in Ihrem Betrieb weitere
Möglichkeiten?
R. S.: Wie Sie sehen, habe ich mich auf
wenige Massnahmen beschränkt. Aus Risi-
kogründen kann ich nur in kleinen Schritten
handeln. Der Landwirt muss mit einer ganz
harten Kosten-/Ertragsschere leben, so dass
für den einzelnen Landwirt wenig Raum für
Experimente, schon gar nicht für existenzge-
fährdende Experimente übrigbleibt. Natürlich
werde ich auf den Erfahrungen aufbauen und
im Sinne einer naturnahen Landwirtschaft in
den Folgejahren weitere Versuche und auch
Änderungen Schritt für Schritt vornehmen.
Das Interview mit Richard Schierscher
zeigt uns, wie schwierig die Umstellung
eines Hofes in Richtung biologischen
Landbau ist, zumal dann, wenn durch die
Aussiedlung und die gewählte Betriebsart
vorgängig bedeutende finanzielle Investi-
tionen auf dem Spiele stehen. Um aus dem
Teufelskreis mit den Stichworten Pestizi-
de, Kunstdünger und monokultureller Be-
wirtschaftung zu kommen, ist nach Mei-
nung der LGU Schritt für Schritt eine Zu-
wendung zu naturnaheren Bewirtschaf-
tungsformen nötig. Diese sind auch staat-
lich durch Beratung und allgemeine För-
derung zu aktivieren. Es lässt sich dies
umso mehr verantworten, weil das bishe-
rige Förderungssystem alleinig die For-
men des konventionellen Landbaus inkl.
Pestizide subventioniert hat.
Spitzen sind besonders gefährlich; sie werden
geradezu katastrophal, wenn der Rhythmus
der Sturmstösse mit der Eigenschwingung der
Stämme übereinstimmt: die Pendelausschläge
werden rasch so gross, dass die Grenzen der
Haltefestigkeit überschritten sind. Gerade in
älteren Beständen, in denen die Stämme we-
niger elastisch sind und auch längere und da-
mit wirksamere Hebelarme aufweisen und
ausserdem die Kronen eine grössere Auftreff-
fläche bieten, treten somit Schäden bevorzugt,
auf. Wenn dann noch ein durchnässter und
aufgeweichter Boden, in dem die Wurzeln nur
ungenügenden Halt finden, dazukommt,
wenn sich überdies der Hauptanteil des Be-
standes aus wintergrünen Baumarten zusam-
mensetzt, die ohnehin mehr unter Sturmschä-
den leiden als die in der stürmischen Winter-
zeit blattlosen, weniger Angriffsfläche bieten-
den sommergrünen Laubbäume, und wenn
die Bestände wie im Duxwald zudem vorwie-
gend aus flachwurzelnden und im Boden mit
nur wenig tief verankerten Wurzeln versehe-
nen Fichten bestehen, sind ausserordentlich
günstige Voraussetzungen für das Auftreten
von Sturmschäden gegeben.
Standortswidrige
Fichtenreinkulturen
Solche günstigen Voraussetzungen für das
Vorkommen von Sturmschäden sind im Ge-
biet des Vaduzer Zipfel- und Schaaner Dux-
waldes in besonderem Masse gegeben. Weil
der zu erwartende rasche und grosse Ertrag
die Fichte allen anderen Baumarten überle-
gen erscheinen liess, weil die Buchen- oder
Eichelmast ihre ernährungswirtschaftliche
Bedeutung für die Landwirtschaft verloren
hatte, weil der Brennholzbedarf seit dem Ei-
senbahnbau mit der Verfügbarkeit der Holz-
kohle stetig zurückging und weil schliesslich
der Kahlschlagbetrieb als Idealziel der dama-
ligen geordneten Forstwirtschaft galt, wurden
wie in anderen Gegenden des rheintalseitigen
Hangfusses die ursprünglich gemischten
Waldbestände um die Jahrhundertwende ge-
schlagen und Fichtenreinbestände begründet.
Dabei wurde die Fichte nicht nur auf ihr im
Reinbestand keineswegs zusagende Standorte
gepflanzt, sondern es wurden auch Pflanzen
ungeeigneter Herkunft von Gebieten Nord-
deutschlands verwendet. In der Folge sind
nicht zuletzt auch wegen der unterbliebenen
Pflege- und Durchforstungseingriffe frühzei-
tig von Rotfäule, Hallimasch und Käfern be-
fallene, gleichförmige Bestände herange-
wachsen, die hinsichtlich ihrer Sturmgefähr-
dung als labil oder sogar kritisch zu bezeich-
nen sind.
Mischkulturen als Ziel
Weil ausserdem die Fäule rascher fortzu-
schreiten droht als im Jahr Holz zuzuwachsen
vermag, also auch wirtschaftliche Einbussen
entstehen, wurde schon im Wirtschaftsplan
über die Gemeindewaldungen Schaan aus
dem Jahre 1951 gefordert, in diesen Lagen
dem Wiederaufbau einer standortsgerechten
Bestockung durch die Anlage gemischter und
ungleichaltriger Bestände grösste Aufmerk-
samkeit zu schenken. Seit den Sechzigerjah-
ren wurde die Umwandlung dieser Fichten-
reinbestände denn auch entschieden vorange-
trieben. Da sich diese Umwandlung jedoch
gemäss den heutigen forstlichen Zielsetzun-
gen und gemäss den betrieblichen Möglich-
keiten nur schrittweise auf kleinen Flächen
vollziehen kann, wird in diesen gleichförmi-
gen Fichtenreinbeständen auch in den kom-
menden Jahren bei gleichermassen starken
Stürmen mit erneuten grösseren Schäden zu
rechnen sein.
Zwei Mitglieder des LGU-Vorstandes haben den Schaaner Landwirt Richard
Schierscher besucht. Herr Schierscher ist 32jährig, verheiratet, Vater von zwei
Kindern und stammt aus einer alten Schaaner Bauernfamilie. Sein Vater bewirt-
schaftete einen herkömmlichen Familienbetrieb im Dorf. Richard Schierscher
ist in den letzten Monaten viel zu Umweltfragen, mehr oder weniger korrekt,
zitiert worden. Er hat in öffentlichen Funktionen klare Aussagen und Forderun-
gen zu Umweltfragen abgegeben. Die Liechtensteinische Gesellschaft für
Umweltschutz setzt sich ihrerseits seit einiger Zeit mit den Belangen der
Landwirtschaft aus der Sicht des Umweltschutzes auseinander. Die LGU meint,
dass verschiedene Entwicklungen einer industrialisierten Form der Landwirt-
schaft in ihren Gunstlagen in eine Sackgasse führen. Richard Schierscher hat
sich auch einige Male zu Fragen einer naturnahen Landwirtschaft geäussert.
Die LGU wollte von ihm wissen, wie seiner Meinung nach dieses Ziel konkret
erreicht werden könnte.
Seite 6 Naturnaher Landbau April 1982
Futtergetreide. In den Ställen stehen durch-
schnittlich 220 Masttiere, welche wir während
13-14 Monaten mästen. Als Ergänzung zum
Hauptfutter Silomais wird noch eine Kraftfut-
termischung zugefüttert.
LGU: Wo sehen Sie Ihren Ansatz für kon-
krete Änderungen in Richtung eines alter-
nativen Landbaues?
R. S.: Ich möchte meine Antworten auf weni-
ge aber praktische und aktuelle Änderungen
in meinem Betrieb einschränken. Es ist im
übrigen erfreulich, dass andere Landwirte
ebenfalls Verbesserungen in Richtung ge-
sunde Pflanzen und gesunde Tiere einführen.
Da die jungen, zugekauften Kälber krank-
heits- und stressanfällig sind und in gelegent-
lichen Fällen auch Krankheiten einschleppen,
habe ich einen getrennten Tiefstreustall ein-
gerichtet, sozusagen als Quarantänebox. Als
betriebliche Massnahme werde ich im Mast-
stall pro Mastbox weniger Tiere einstellen, so
dass noch mehr Bewegungsfreiheit vorhan-
den ist. Grundsätzlich bin ich aber auch heute
zufrieden, da unter anderem die Gewichtszu-
nahmen über dem Durchschnitt liegen, was
nur bei gesunden Tieren und einem gesun-
den Stallklima möglich ist.
Eventuell werde ich im Herbst als Versuch
einige Weidetiere zur Mast einstellen und ent-
sprechende Erfahrungen zur Futterverwer-
tung sammeln. Was die bewirtschaftete Flä-
che resp. die Fruchtfolge anbetrifft, werde ich
die Ackerfläche des Silomaises zugunsten
von Getreide/Futtergetreide leicht reduzieren.
Hauptdünger auf meinem Betrieb ist Flüssig-
mist aus dem Maststall. Bisher verwendeten
Kunstdünger werde ich dosierter und geziel-
ter einsetzen, auch reduzieren. Die Hauptän-
derung wird der Versuch von Untersaaten im
Silomais auf einigen Parzellen darstellen.
Diesbezügliche Versuche sind z. B. in der
Schweiz schon mit Erfolg durchgeführt
worden.
LGU: Herr Schierscher, es dürfte einen
grösseren Personenkreis in Liechtenstein
interessieren, was Sie konkret auf Ihrem
Hof in Richtung naturnäherer Landwirt-
schaft machen. Sie bewirtschaften hier in
der unteren Au in einer landschaftlich
schönen Gegend einen recht grossen Hof.
Können Sie uns diesen Hof kurz vor-
stellen?
R. S.: Unser Aussiedlerhof ist in den Jahren
1974-1976 erstellt worden. Mit der Aussied-
lung wollten wir uns den neuen Herausforde-
rungen der Landwirtschaft stellen, d. h.
hauptsächlich noch kostengünstiger produ-
zieren. Schon die frühere Generation hat auf
die seinerzeitigen Herausforderungen rea-
giert. Ich denke dabei an die Intensivierung
der Milchwirtschaft, an den Ausbau des Feld-
gemüseanbaus, an die Mechanisierung. Ich
betreibe hier ganz klar eine konventionelle
Landwirtschaft, mit allen betrieblichen und
volkswirtschaftlichen Vor- und Nachteilen.
Auch ich habe von der bisherigen Landwirt-
schaftspolitik profitiert.
LGU: Mit welchen Kennzahlen kann Ihr
Betrieb kurz beschrieben werden?
R. S.: Wir bewirtschaften ca. 28 Hektaren,
davon 19 Hektaren Silomais, 4 Hektaren Wie-
sen, 3 Hektaren Karotten und 2 Hektaren
LGU: Wieso Untersaaten?
R. S.: Beim konventionellen Silomaisanbau
mit chemischer Unkrautbekämpfung bleibt
der Acker während sieben bis acht Monaten
des Jahres unbedeckt. Dies bedingt, mehr
oder weniger einen Zerfall der Bodenstruktur,
einen Humusabbau, eine Auswaschung von
Nährstoffen. Untersaat heisst auf meinen Be-
trieb bezogen, ein Gemisch von Kleearten,
ausgewählt nach der Struktur des Bodens.
Die Untersaat soll den Mais nicht konkurren-
zieren und wird bei ca. 20-30 cm Maishöhe
nach dem Hacken eingesät. Ich erwarte mir
dadurch folgende Vorteile: Die Untersaat wird
die Bodenfruchtbarkeit erhalten oder verbes-
sern. Die Durchwurzelung des Bodens ver-
bessert die Bodenstruktur und die biologische
Aktivität, auch die Tragfähigkeit für die Ernte
wird verbessert. Als weitere Vorteile sind zu
nennen: Durch Klee (Leguminosen)-Unter-
saaten wird Stickstoff und organische Sub-
stanz (Gründünger!) gebildet. Ebenso wer-
den die üblichen Unkräuter, auch die späten
Unkräuter, auf einfache, naturgemässe Art
bekämpft.
Lesen Sie bitte weiter auf Seite 7
digt. Damit ist das natürliche Entstehen grös-
serer Wasserflächen verunmöglicht und die-
se Lebensräume sind zudem durch Verlan-
dung der Gewässer selten geworden. An die-
se Standorte sind aber viele Tiere und Pflan-
zen gebunden; so etwa die Seerose, viele
Wasservögel und zur Fortpflanzung die Lur-
che. Um auch dieser Vielfalt eine Existenz-
Seite 8 Naturschutzgebiet April 1982
Die Bedeutung dieses durch die Landstrasse
Schaan-Nendeln, die OeBB-Linie und die
Forst- sowie die Nendlerrüfe eingegrenzten,
kompakten Gebietes wurde relativ früh von
den Behörden erkannt. Bereits 1961 konnte
in der Regierungszeit von Dr. hc. Alexander
Frick, zeitlich gemeinsam mit dem Gampriner
Seelein, das erste liechtensteinische Naturre-
servat unter Schutz gestellt werden. 1975
erfuhr das Reservat mit dem Einbezug des
Unterlaufes der Nendler Rüfe noch eine Er-
gänzung.
Die Pflanzenwelt des Naturschutzgebietes
wird seit den frühen 1970er Jahren von der
Botanisch-Zoologischen Gesellschaft inten-
siv durchforscht. Bis heute konnten knapp
500 Pflanzenarten und damit rund ein Drittel
der im Lande vorkommenden Arten auf die-
sen rund 55 ha nachgewiesen werden. Rund
50 Prozent aller als gefährdet geltenden
Pflanzenarten der Feuchtgebiete kommen
hier vor. Damit ist das Ried vor allem aus
botanischer Sicht von überregionaler Bedeu-
tung.
Alle Riedstandorte verdanken ihre Existenz
dem Menschen und seiner Pflege. Der ein-
malige Schnitt der Streue — ohne weitere
Düngung oder Entwässerung — verhinderte
über Jahrhunderte das Aufkommen von
Wald. Ohne diese Garantie des jährlichen
Streueschnittes würde der Wald in Kürze auf-
kommen. Darum müssen die Riede gepflegt
werden. Früher haben zudem der Rhein und
die Rüfen noch landschaftsgestaltend ge-
wirkt. Diese Ereignisse haben immer wieder
Tümpel und Weiher entstehen lassen, so
letztmals 1927 nach der katastrophalen
Rheinüberschwemmung das Gampriner See-
lein, das wir wohl alle nicht mehr missen
wollen. Bei den gegebenen hohen Nutzungs-
ansprüchen durch den Menschen dürfen sol-
che Ereignisse nicht mehr ablaufen. Der
Rhein und die Rüfen sind weitgehend gebän-
möglichkeit weiter zu erhalten, muss der Na-
turschutz unter Umständen auch in ein Re-
servat gestaltend eingreifen. Naturschutzge-
biete dürfen deshalb nicht sich selbst überlas-
sen, sondern müssen jedes nach seinem er-
kannten Inhalt individuell gepflegt und gestal-
tet werden.
Alljährlich ziehen Tausende von Fröschen
und Kröten vom Lebensraum Wald zur Fort-
pflanzung in das Ried. Für viele wurde dies
zum Verhängnis, die Massaker jedes Früh-
jahr sind noch vielen bewusst. Die Amphi-
grunde gingen. Diese Verzweiflungsbiotope
sollten durch stabile, das ganze Jahr wasser-
führende Weiher ersetzt werden.
Der Standort der Weiheranlage wurde nicht
zufällig ausgewählt. Die Nutzung der Streue
war am gewählten Standort durch Versump-
matisch gestaltete sich die Zufahrt für die
Ausbaggerung zu den geplanten Weiherflä-
chen. Auf einer ausgelegten Baustrasse
konnte mit einem Dragline-Bagger rund
12 000 m3 Erdmaterial ausgehoben werden.
Das Material wurde grösstenteils auf der Ge-
meindedeponie Schaan abgelagert. So konn-
ten ca. 4000 m2 Weiherfläche geschaffen
werden. Mittels einer differenzierten Ufer-
und Wasserflächengestaltung wurden ver-
schiedene ökologische Nischen und damit
auch verschiedene Typen von Verlandungs-
zonen geschaffen. Bereits während der er-
sten Baggerarbeiten im März 1981 konnten
die ersten Wasservögel, vor allem Stock-
enten und Graureiher, als Besucher an den
neu entstehenden Wasserflächen beobachtet
werden. Inzwischen stellte sich eine weitere
Palette einer reichen Tier- und Pflanzenwelt
im Gebiet ein.
Liechtensteiner Umweltbericht Naturschutzgebiet Seite 9
bienzäune und die Durchlässe haben hier die
Kollisionsgefahr verkleinert. Hingegen wurde
stehendes Wasser im Ried immer seltener,
als Verzweiflungsbiotope wurde etwa die
Fahrspur auf der einzigen Verbindung durch
das Ried angenommen. Die Lurche legten
ihren Laich in diese Pfützen, die aber meist
austrockneten, wobei die Kaulquappen zu-
fung kaum mehr möglich, durch Verfilzung
der Bodendecke trat ein botanischer Verlust
ein. In der Nähe fliesst ein Bächlein von Plan-
ken herab, das genutzt werden konnte,
ebenso fand sich in unmittelbarer Nähe ein
grösserer Wilddurchlass unterhalb der Land-
strasse, der den Gross- und Kleintieren ein
Unterqueren der Strasse ermöglichte. Proble-
für den Weiherbau zur Verfügung stellte. Es
konnte den nicht eingeweihten Naturfreund
vielleicht vorerst befremden, einen Bagger in
einem Naturschutzgebiet zu sehen, biologi-
sche Untersuchungen und Erfahrungen des
letzten Jahrzehntes haben aber die Notwen-
digkeit solch gestaltender Massnahmen er-
härtet.
Seite 10 Heimatschutz April 1982
Können diese Quartiere eine Art «Schaaner Charakter» bekommen?
Die ständigen Veränderungen im Dorfleben durch Bevölkerungs-,
Wirtschafts- und Verkehrsentwicklung verändern auch das Bild oder
Gesicht unseres Dorfes. Jeder beobachtet selbst mit Freude, Missmut
oder Gleichgültigkeit diese Veränderungen. Wir können heute nach
vielen Jahren rasanter Entwicklung folgende Bilanz ziehen: Der Dorf-
kern wird zu einem modernen Geschäftsviertel und parallel dazu ver-
kommt die alte Wohnbebauung. Das Wohnen im Dorf scheint un-
attraktiv geworden zu sein. Dafür ging der Bautrend der letzten Jahr-
zehnte möglichst weit weg von der Dorfmitte. Während also das
historisch gewachsene Dorf seinen Charakter tendenzmässig verliert,
entstehen Neubauquartiere, denen es an Leben mangelt.
Waren noch vor kurzem Namen wie «Säxler»,
«Dörfler», «Speckner» etc. bekannte Begrif-
fe, so hört man sie heute schon weniger. Noch
weniger jedoch gibt es Worte wie «Neugüat-
ler», «Bartledürler», «Gapetschler». Früher
identifizierte sich der Quartiersbewohner mit
diesen Namen, sie waren ein Stück Heimat.
Heute bewundern wir zu recht die Atmosphä-
re alter Dorfteile. Die Höfe und Plätze, die
engen Gassen und die sehr unregelmässige
Bauerei der Vorfahren gefallen uns. Auch in
Schaan ist bei genauerem Hinsehen noch ge-
rand, aber nahe den Geschäften, Busverbin-
dungen, der Schule, der Kirche, den Wirt-
schaften etc. Vorteile und Nachteile halten
Wohnliche Strasse in der Dorfmitte
nug vom alten Dorf erhalten. Leider werden
viele alte Häuser dem Verfall überlassen und
die Höfe oft mit Gerümpel gefüllt oder abge-
sperrt. Sicher kann man aber auch im Dorf-
kern anspruchsvollen Wohnungsbau errich-
ten. Man lebt dann zwar entfernt vom Wald-
sich die Waage. Mehr Wohnungen in der
Dorfmitte heisst mehr Leben und auch mehr
Pflege. Dazu gibt es weniger Druck hin zum
Waldrand, verbunden mit weniger Infrastruk-
turleistungen der Gemeinde.
Ein Dorf, das im Kern ein gesundes Leben
zeigt, hat ein Zentrum, eine Mitte. Ich glaube
darum, zentrumsnahes Wohnen sollte mit
allen Mitteln wieder gefördert werden. Die
neue Bebauung soll sich in der Form und
Architektur dem alten Dorf anpassen. Häu-
serformen, Beläge, Beleuchtung, aber auch
Höfe und Plätze zur Erschliessung gehören zu
dieser Anpassung.
Liechtensteiner Umweltbericht Heimatschutz Seite 11
den mischen und seine Werte respektieren.
Als Beispiel kann sicher das Triesner Ober-
dorf gelten.
Wenn wir gute Wohnmöglichkeiten in der
Dorfmitte schaffen möchten, bleibt die Frage
offen, ob und wie Neubauquartiere «dörf-
licher» werden können. Wie kann z. B. das
Gapetsch oder Neugut eine Art «Schaaner
Charakter» bekommen und seinen Bewoh-
nern eine verstärkte Identifizierung ermög-
lichen?
Man kann nachträglich und besonders bei zu-
künftigen Erschliessungen eine Art Quartiers-
mitte gestalten. Eine Mitte kann ein Platz mit
Bäumen sein, ein Kindergarten oder Spiel-
platz, dazu vielleicht ein Brunnen. Ein Platz
der Ruhe, eine Ecke für die Älteren und auch
für die Jungen. Dies kann eine kleine Fläche,
entsprechend gestaltet, in einem Neubau-
quartier bieten. Strassen können wohnlicher
sein oder sogar teilweise durch eine Art Hof-
system abgelöst werden. Fussgängerwege
können mehr Bedeutung haben und unabhän-
giger von Strassen geführt werden. Ansätze
dazu gibt es im Dorf schon, aber man kann
noch weiter machen. Es bedarf noch vieler
Anregungen, um das Dorf lebenswerter zu
gestalten.
Auch hier müssen Bauordnungen lockerer
werden, sture Normen verhindern das Leben.
Alte Häuser beispielsweise stehen oft direkt
an der Strasse, neue hingegen müssen vier
Meter Minimalabstand haben. Nicht überall
stört ein Haus am Strassenrand die Verkehrs-
übersicht. Gab es früher Hausabstände von
einem halben Meter, so müssen es heute sie-
ben Meter sein, ob es nachteilig ist oder nicht.
Es ist natürlich schwer, hier zu erlauben und
dort zu verbieten, trotzdem scheint es mir an
der Zeit, wieder lebendiger zu werden. Wir
müssen vielleicht über viele festgelegte Werte
springen, um die Dörfer wieder wohnenswer-
ter zu machen. Aber lohnen würden sich ein
paar vermehrte Anstrengungen schon. Das
Dorf soll und darf eine Heimat für seine Be-
wohner sein.
Gruppe Neugut - zwei Jahre danach
Wer schützt das Neugut? Mit dieser Fragestellung und hervorragendem Bildmaterial
setzte sich eine Bürgergruppe für raumplanerische Belange, für markante Baumgrup-
pen und gegen zu breite Strassen im Schaaner Neugut im Verlaufe des Frühjahrs
1979 ein. Die Schaaner Gruppe war damit eine der ersten Bürgerinitiativen in
Liechtenstein, die sich für Umweltbelange am konkreten Beispiel einsetzte. Ihre
damalige Argumentation war nicht von der Hand zu weisen. Das Ergebnis dieser
Initiative ist lebendiger Beweis, dass es sich lohnt, sich für die Umwelt in der eigenen
Gemeinde einzusetzen. Red.
Eine Gruppe fand sich spontan zu-
sammen, um Schritte gegen den
langjährig zurückliegenden, im Früh-
jahr 1979 jedoch äusserst akut wer-
denden Erschliessungsplan des
Schaaner «Neugutes» zu unterneh-
men. Diesem fahrlässigen und lineal-
fertigen Plan wären die malerische
Sägagass sowie die Hohlgass an der
Kreuzbündt, die zwischen einer ein-
zigartigen Eichengruppe verläuft, ge-
opfert worden. Eingehende Gesprä-
che mit dem Vorsteher und ein dop-
pelseitiger Bildbericht in den Zeitun-
gen bewirkten ein Überdenken und
schliesslich die notwendige Korrek-
tur des ursprünglichen Vorhabens.
Wir schrieben damals: «Was uns
heute allgemein not tut, ist die Ein-
sicht, dass Entschlüsse, Planungen,
die vor fünfzehn und mehr Jahren
richtig und verantwortungsvoll ge-
wesen sein mögen, heute nicht mehr
gültig sein dürfen.»
Das Beispiel «Neugut» in Schaan, wo
nach Gesprächsbereitschaft, Ein-
sicht und Mut zur Revision tatsäch-
lich die Sägagass, die Eichen und der
Schaaner Torkel gerettet wurden,
sollte andere Kleingruppen darin be-
stärken, dass es wert ist und Sinn
hat, sich für Konkretes einzusetzen.
Keiner soll sich herausreden, indem
er vorschnell die Verantwortung al-
lein den Behörden zuschiebt, denn
unter Schutz steht, was wir selbst
schützen.
Für die Neugut-Gruppe
Hansjörg Quaderer
Gedanken zur Naherholung in Schaan
Seite 12 Raumordnung April 1982
Naherholungsgebiet kann im Zei-
chen der Motorisierung recht un-
terschiedlich definiert und ver-
standen werden. Als Grobdefini-
tion für diesen Artikel soll das
Schaaner Gemeindegebiet ohne
Alpen gelten.
In optimistischen, fast salbungsvollen Berich-
ten über unsere Region wird vielfach von
einer heilen, naturbelassenen, friedlichen
Welt gesprochen, von einer Landschaft, die
ohne wesentliche Eingriffe geblieben ist und
quasi als Paradies gelten kann. Zumindest die
aufmerksamen und älteren Einwohner wer-
den mit dieser Situationsanalyse nicht einver-
standen sein.
Die Zersiedelung und auch Verbetonierung
der Landschaft ist längst Tatsache geworden,
wenn auch andererseits wiederum positive
Entwicklungen vorhanden sind. Ich denke da-
bei an die Anlage der Windschutzstreifen in
unserer Talebene.
Es ist müssig, die sogenannte heile Umwelt
vergangener Jahrzehnte zu beklagen. Eines
darf aber festgehalten werden: die Landschaft
der älteren Generation hatte einen unver-
gleichlich höheren, vielfach unbewussten
Wert. Ich denke dabei an die Möglichkeiten
der Jugend, sich auf ihre Art die Natur eigen
zu machen und zu erleben und an den daraus
resultierenden Wert des Ausgleichs oder der
Ergänzung zur Schule und zum Elternhaus.
Die Meinung und die Vorstellung der Bevöl-
kerung zu unseren Naherholungsräumen ist
kaum erfasst und prägt nur beschränkt das
Bewusstsein der politischen Gremien und
auch der Bevölkerung selbst. Zu erwähnen
sind doch als negative Beispiele die wilden
oder zweckentfremdeten Bauten ausserhalb
der Bauzonen, die — teils revidierten — Anre-
gungen und Beschlüsse, noch dieses oder je-
nes Grundstück kurzfristig zu erschliessen
(z. B. Neugrüt, Galina) oder auch der Druck
auf die besten Landwirtschaftsböden in der
Talebene resp. damit verbunden die individu-
elle Spekulation. Ich denke dabei auch an die
vielen «schönen» privaten Gärten oder an die
öffentlichen Anlagen mit all den exotischen
Standardpflanzen, oder an den Verlust der
Höfe älterer Bauernhäuser. Die Bevölkerung
von Schaan muss sich doch Gedanken ma-
chen, wie mit unseren Restbeständen von Na-
turoasen und Erholungsgebieten inmitten un-
serer Wohnlandschaft und Intensivlandwirt-
schaft umgegangen wird.
Für viele Pflanzen und Tiere bedeuten diese
Naturoasen die letzte Rückzugsmöglichkeit,
die letzte Überlebenschance. Wie auch immer
unsere Bevölkerung damit umgeht und umge-
hen wird, sie stellt sich dabei ein Zeugnis aus,
ein Zeugnis auch der aktuellen Wertschät-
zung und der zukünftigen Wertschätzung für
die nächsten Generationen. Der Druck auf
unsere Naherholungsgebiete ist gross, hierfür
ein Beispiel: Der frühere Duxplatz ist flächen-
mässig eingeschränkt worden, einerseits
durch Parkplätze auf der Nordseite, durch die
Erschliessung mittels Wege, durch die Auf-
forstung im oberen Teil, durch Sportanlagen.
Dies hat sicher auch positive Aspekte. Es ist
jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Forde-
rungen nach noch mehr Parkplätzen ein Poli-
tikum wird. Dem aufmerksamen Beobachter
ist ein drastischer Rückgang der Flora des
Duxplatzes auch nicht entgangen.
Warum sich nicht Fragen stellen? Zur Gestal-
tung der Umgebung von öffentlichen Anla-
gen, zu Strassen und Hinterhöfen als lebens-
freundliche Umwelt, zu unseren Fliessgewäs-
sern als zugänglicher Erholungsraum, zu un-
seren Rheinauen und bergseitigen Waldrän-
dem als Erholungsraum und Refugium einer
eigenen Pflanzen- und Tierwelt.
Es gibt keine fertigen Rezepte. Nur eine akti-
ve Haltung der Bevölkerung gewährleistet
eine Beachtung, ein Bewusstsein für unsere
Naherholungsgebiete.
Liechtensteiner Umweltbericht Wir stellen vor: IUCN Seite 13
Die Arbeit von IUCN wird in drei Hauptge-
bieten getätigt:
• Es werden konkrete Schutzarbeiten über-
wacht, wobei dies in Zusammenarbeit mit
Organisationen erreicht wird, die die örtli-
chen Massnahmen treffen können. Bei-
spielsweise unterstützte die IUCN die Un-
terschutzstellung des Ruggeller Rietes und
leistete einen Beitrag zur Ausarbeitung
einer Pflege- und Gestaltungsplanung. Die
örtliche Vertretung wurde durch die LGU
wahrgenommen.
• Vorarbeiten für Unterschutzstellungen
werden weltweit durch IUCN auf strategi-
scher, arbeitstechnischer und projektieren-
der Ebene durch Wissenschaftler von
IUCN geplant, dies unter Abwägung der
natürlichen Grundlagen und der gesell-
schaftlich-ökonomischen Randbedin-
gungen.
Orang-Utan, eine stark gefährdete Tierart in Indo-
nesien.
• Alle örtlichen Schutzmassnahmen werden
mit einer wirksamen Verbreitung von In-
formationen gefördert. IUCN leistet so
weltweite Naturschutzhilfe und gibt für
örtliche Schutzmassnahmen Ratschläge.
Das IUCN-Arbeitsprogramm kann sich auf
verschiedene Kommissionen mit freiwilligen
Experten stützen, die den Hauptbeitrag zur
Entwicklung und Ausführung des IUCN-Pro-
grammes leisten. 6 Kommissionen mit mehr
als 1000 Wissenschaftlern und Berufsleuten
rund um den Erdball bearbeiten die folgen-
den Sachgebiete: Ökologie, Umwelterzie-
Hauptsitz IUCN/WWF in Gland (VD)
hung, Umweltplanung, Umweltpolitik, Ge-
setze und Verwaltung, Nationalparke und
Schutzgebiete sowie Artenschutz.
Als Teil seiner Arbeit veröffentlicht die
IUCN wesentliche Grundlagenwerke für den
Naturschutz, so u. a.:
— eine weltumfassende Welt-Naturschutzstra-
tegie, welche als Hilfe für die Ausführung
umwelterhaltender Entwicklungen zum
Schutze der Lebensgüter gedacht ist (wir
kommen auf die bedeutsame Arbeit in
einem der kommenden Umweltberichte zu-
rück),
— Erstellung und Fortschreibung der Roten
Listen (Red Data Book), die alle gefährde-
ten Säugetiere, Vögel, Amphibien, Repti-
lien und Fische der Welt behandeln; ebenso
werden ausgewählte Pflanzen beschrieben,
— ein Leitfaden von Nationalparks und
Schutzgebieten aus der ganzen Welt mit
Informationen über den jeweiligen Schutz-
status,
— Mitherausgeber der Zeitschrift «Parks»,
eine internationale Publikation zum Aus-
tausch von Planungsgrundlagen, Einrich-
tung und Führung von Nationalparken, an-
derer geschützter Gebiete und Kulturgüter,
— IUCN-Bulletin, das Informationsblatt der
Vereinigung, das die Mitglieder über die
laufende Tätigkeit informiert,
— Spezialstudien über besonders bedrohte
Lebensräume oder Arten.
Das Waldschutzprogramm Madagaskar
Madagaskar ist eine andere Welt. Die viert-
grösste Insel der Erde entwickelte sich in voll-
kommener Isolation, weil sie sich schon vor
ca. 60 Millionen Jahren von Afrika löste.
Tiere und Pflanzen entwickelten sich im Insel-
dasein in einer eigenen Weise. Als besonders
berühmt gelten die Halbaffen (Lemuren).
Auch Insektenfresser wie der Tenrec blieben
hier mangels Beeinflussung auf einer primiti-
ven Stufe der Evolution. Viele Reptilien gel-
Fortsetzung auf Seite 14
IUCN-Fortsetzung von Seite 13
ten als lebende Fossile des alten Gondwana-
Kontinents .und sämtliche 150 Froscharten
sind endemisch, d. h. kommen nur hier vor.
Die menschliche Besiedlung soll von Polyne-
sien aus erst um 600 n. Chr. erfolgt sein,
wobei die Ankömmlinge einen geschlossenen
Regenwald vorfanden. Von diesen ursprüng-
lichen Wäldern sind inzwischen mehr als
80 % verloren. Wo früher ein Waldmeer das
Land bedeckte, dehnen sich unfruchtbare und
erodierende Hügelzüge über Hunderte von
Kilometern aus. Experten befürchten, dass
sich die Versorgungslage der Bevölkerung
durch anhaltende Waldzerstörung rapid ver-
schlechtern könnte. IUCN/WWF stellten in
Zusammenarbeit mit der madegassischen Re-
gierung ein Schutzprogramm auf die Beine,
das u. a. die Umwelterziehung fördert. Dane-
ben werden konkrete Schutzabsichten ange-
peilt, so ein Programm für die Festlegung von
schützenswerten Naturgebieten, ein Pflege-
plan für die bedeutendsten Schutzgebiete mit
Einrichtungen eines Ausbildungszentrums,
spezielle Untersuchungen der Vegetation
einiger Regenwälder, sowie ein Programm für
die weitere Ausscheidung, Förderung und
Ausrüstung weiterer Schutzgebiete.
Indonesien
In Indonesien laufen derzeit allein 31 Pro-
gramme von IUCN/WWF, wobei IUCN die
wissenschaftliche und administrative Koordi-
nation für die Einrichtung von Schutzgebieten
und für die Ausbildung des Managements
übernimmt. Ziel ist die Unterschutzstellung
eines repräsentativen Systems von Reserva-
ten. 1980 standen 4,4 Mio ha unter Schutz,
diese Fläche soll innert zwei Jahren auf 11,4
Mio ha = 5 % der Landesfläche ausgedehnt
werden. Schauen wir uns zwei Programme
etwas konkreter an:
Gunung Leuser
Leuser ist das grösste Einzelprojekt und liegt
am Westende der Insel Sumatra. Es ist das
weitgediehendste Projekt in Indonesien und
deckt ein faunistisch hoch bedeutsames Ge-
biet ab, wo noch Elefanten, Sumatra-Nas-
horn, Tiger, Orang-Utan, Leopard und ande-
re vorkommen. IUCN/WWF erarbeiteten
einen Management-Plan aus und bauten die
örtlichen Organisationen mit der Überwa-
chung auf. Berühmt sind die beiden Stationen
Bohorok und Ketambe, wo Orang-Utans in
Rehabilitationszentren wieder ausgewildert
werden.
Ujung Kulon
Die letzte Heimat des Java-Nashorn und
überhaupt die letzte grossflächige Wildnis auf
der stark bevölkerten Insel Java ist von beson-
derem Naturschutzwert. Dieses Projekt wird
seit 15 Jahren wissenschaftlich, organisato-
risch und materiell unterstützt. Boote, Autos,
die Ausbildung eines Wächter-Systems, Aus-
rüstung und vertiefte wissenschaftliche Erfor-
schung machten dieses Schutzgebiet zu einer
der Perlen des Programms.
des Fürstentums Liechtenstein» wies
Prof. Dr. E. von Lehmann bereits fünf Fle-
dermausarten nach. Seine neueren Nachfor-
schungen im Jahre 1979 brachten dann noch
weitere vier Arten ans Tageslicht.
All diese Nachweise vermögen aber die vielen
Flugbeobachtungen, die der Liechtensteini-
sche Gesellschaft für Umweltschutz von der
Bevölkerung gemeldet wurden, nicht er-
klären.
Wo verbergen sich unsere
einheimischen Fledermausarten
tagsüber?
Seite 14 Artenschutz April 1982
Wer keimt Fledermausquartiere?
Wenn im Frühling die Nächte wärmer werden, erwachen die Fleder-
mäuse aus ihrem Winterschlaf und kehren in ihre Sommerquartiere
zurück. Leider hat es sich überall in Mitteleuropa gezeigt, dass immer
mehr Fledermausquartiere verwaist bleiben. Heute muss man die Fle-
dermäuse zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen unserer Heimat
zählen! Um diese interessanten, nächtlichen Flatterer wirkungsvoll
schützen zu können, ist es unerlässlich, die Fledermausfauna von
Liechtenstein weiter zu erforschen.
Glücklicherweise können wir uns bei den wei-
teren Forschungsarbeiten auf eine gründliche
Voruntersuchung abstützen. Bereits in den
Sechzigerjahren wurden im Fürstentum
Liechtenstein Fledermausfunde wissenschaft- Die Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten in
lich erfasst. In seiner Arbeit «Die Säugetiere Liechtenstein ist ein Mass für die Qualität
unserer Umwelt. Auf diese Vielfalt können
wir stolz sein. Um sie erhalten zu können,
müssen wir sie eingehend studieren. Darum
ist es zuerst einmal wichtig, zu wissen, wer wo
lebt und wer sich in welchem Masse fort-
pflanzt.
Fledermäuse leben sehr versteckt und verste-
hen es ausgezeichnet, sich der Beobachtung
zu entziehen. Um Kenntnisse über unsere
einheimischen Fledermausarten zu erhalten,
ist es unerlässlich, ihre Tagesschlafquartiere
zu finden. Spezialisten, die mit der Lebens-
weise der Fledermäuse vertraut sind, haben
sich nun entschlossen, auch noch die heim-
lichsten Vertreter dieser interessanten Tier-
gruppe aufzuspüren. Dabei sind sie auf die
Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen.
Hinweise, wie Sie im Frühling und Sommer
auf Fledermausquartiere aufmerksam werden
können, gibt ihnen ein Mitarbeiter des Pro-
jektes «FL-Fledermaus-Inventar»:
• Einige Fledermausarten verbringen den
Tag in Dachstöcken. Dort hängen sie frei
an den Balken, oder sie verkriechen sich in
enge Spalten. Sie verraten sich durch ihren
Kot, den man auf dem Dachboden finden
kann. Fledermauskot erinnert an Mäuse-
kot, doch ist er meist etwas grösser und
weniger fest, und beim genauen Betrach-
ten erkennt man winzige Bruchstücke von
Insektenpanzern.
• Andere Arten leben in unzugänglichen
Spalten und Ritzen aller Art: hinter Fen-
sterläden, hinter Mauerverschalungen, in
Fels- und Mauerritzen und an ähnlichen
Orten. Selbst in Storenkasten von moder-
nen Betonhäusern wurden schon Fleder-
mausquartiere gefunden! An der Stelle,
wo die Fledermäuse in ihr Schlafquartier
ein- und ausfliegen, findet man oft kleine
Kotpillen. Gelegentlich, vor allem am
Abend, kann man auch ein feines Zirpen
vernehmen. In der Abenddämmerung ver-
lassen die Fledermäuse ihr Quartier, um
nach Insekten zu jagen. Wer zu dieser Zeit
ein mögliches Quartier im Auge behält,
kann vielleicht beobachten, wie ein Tier
nach dem anderen ausfliegt.
• Mehr als die Hälfte der mitteleuropäischen
Fledermausarten verbringen den Sommer
in hohlen Bäumen, alten Spechthöhlen,
Nistkästen usw. Es ist besonders schwierig,
solche Schlafquartiere aufzuspüren.
Manchmal kann man tagsüber das Zwit-
schern und Zirpen der Fledermäuse in ih-
rem Quartier hören, wenn sie ihren Schlaf
für kurze Zeit unterbrechen. Lassen sich in
der Abenddämmerung regelmässig Fleder-
mäuse in der Nähe von hohlen Wald- oder
Obstbäumen beobachten, kann man ver-
muten, dass sie ihr Quartier in einer der
Baumhöhlen bezogen haben.
liegt noch nicht für alle
bedrohten Lebensräume
vor, z. B. noch kaum für die
Magerwiesen. Was nicht
verbaut ist, besteht heute
weitgehend aus einförmigen,
überdüngten Fettwiesen.
Verschwunden ist die Viel-
zahl der Blumen, der
Schmetterlinge . .. Diese Art
von Umweltzerstörung gibt
es vor der eigenen Haustüre.
Mit einer erstaunlichen
alemannischen Gründlich-
keit schuften wir uns die
«Natur» im eigenen Garten
sauber, bis sie keine mehr ist.
Von mehr Natur, anstelle
meist sterilem Rasen,
handelt dieser Beitrag.
Liechtensteiner Umweltbericht Naturschutz Seite 15
Blumenwiesen erblühet!
Die bunte Vielfalt an Blumen ist selten ge-
worden. Magerwiesen haben Seltenheitswert
bekommen, seitdem der Landwirt nicht nur
die enge Hofumgebung düngt, sondern
Kunstdünger überall ausbringt. Zahlreiche
Aussiedlerhöfe lassen zudem heute auch einst
entlegene Parzellen erreichen. Dadurch wur-
den extensiv genutzte Magerheuwiesen, wie
auch die feuchten Riedwiesen, sehr selten.
An diesen einst nicht oder kaum gedüngten
Standorten herrschte eine unglaubliche
Reichhaltigkeit an Farben, u. a. an Orchi-
deenarten, an Tagfaltern und vielen weiteren
Insektenarten. Mit der immer intensiver wer-
denden Bewirtschaftungsform ist dieser be-
sondere Reichtum auf kleinste Reste zurück-
gedrängt. Ähnlich sieht es heute im Sied-
lungsraum aus.
Unsere Gesellschaft lebt von Ersatzbefriedi-
gungen. Eine künstliche Umwelt dient dem
Menschen zur Ablenkung von sich selbst. Die
Entfremdung des Menschen von der Natur
hat paradoxerweise im Hausgarten einen Hö-
hepunkt erreicht. Mit Hilfe von Düngern und
dem Einsatz von chemischen Mitteln werden
wir hier der Natur Herr. Wenn wir fleissig
sind und emsig hinter dem knatternden Ra-
senmäher hergehen, die Rasenschere zusätz-
lich in den Randbereichen und um Bäume
und Sträucher bedienen und allenfalls den
automatischen Düngerstreuer nach Vorgabe
über die «Grünfläche» fahren, dann, ja dann
schaffen wir es vielleicht, einen Rasen herzu-
bringen, wenn dieses verflixte «Unkraut»
nicht immer wieder. . . Aber dagegen gibt es
ja Herbizide!
da fotografieren wir mit dem Makro-
Objektiv den Mohn, die Kornblume, schwär-
men vielleicht vom Wildwuchs am Wegrand,
vom zerfallenden, überwucherten Gemäuer,
von der schönen Steintreppe im Tessin, in
verträumten Dörfchen, dort wo Eidechsen
und viele bunte Farben, lauschige Garten-
ecken vorhanden sind. In einem geruhsamen
Moment fällt uns vielleicht auf, dass wir all
das seit langem bei uns eigentlich nicht mehr
gesehen haben.
Ein Bewusstseinswandel zeichnet sich allmäh-
lich ab. Die Naturschutzorganisationen setzen
sich mit immer mehr Erfolg für naturnahe
Grünraume auch in der Siedlung ein. Warum
nicht der Natur etwas mehr Lauf lassen? Viele
Gründe sprechen dafür in unseren Gärten,
öffentlichen Grünflächen, Restflächen etwas
mehr Natur zu belassen.
• Der Natur einen Dienst erweisen
Eine gewisse Vielfalt soll letzlich nicht nur in
einem Naturschutzgebiet, am Beispiel Liech-
tensteins auf nur knapp 1 Prozent der Landes-
fläche, gedeihen. Es muss das Bestreben aller
sein, die ganze Landschaft — auch die Sied-
lungslandschaft — möglichst vielfältig zu er-
halten.
Wenn wir von der heute üblichen Bepflan-
zung mit exotischen Sträuchern und hochge-
züchteten Blumen etwas abkommen und un-
sere Gärten und weitere Restflächen wieder
vermehrt mit einheimischen Pflanzen gestal-
ten, so wird der Einsatz von Chemikalien
vermindert, der Natur wieder Ausgleichsräu-
me zur Verfügung gestellt.
• Mehr Vielfalt in unserer eigenen
Umgebung
Naturfilme im Fernsehen haben hohe Ein-
schaltquoten, wir sind beeindruckt von der
Vielfalt, die es auf Erden gibt, im eigenen
Garten hingegen dulden wir langweiligste
Sterilität. Dabei können wir unseren eigenen
Garten, oder zumindest Teile von ihm durch-
aus naturnah und vielfältig gestalten. Mit dem
Einzug der einheimischen Pflanzenwelt in
Fortsetzung auf Seite 16
Die Berner Konvention tritt am 1. Juni 1982 in Kraft!
Seite 16 Naturschutz April 1982
Blumenwiesen
erblühet!
Fortsetzung von Seite 15
Garten und öffentliche Grünflächen werden
sich bald auch die einheimischen Paletten der
Tierwelt einstellen.
• Umwelterziehung im eigenen Garten
Ein naturgerechter Garten, mit einer Hecke,
einer Magerwiese oder einem Tümpel ausge-
stattet, eignet sich hervorragend für Einblicke
in die Natur, sie sind Fenster zu den Lebens-
abläufen in unserer Natur. Wir werden über-
rascht sein, was da alles «kreucht und
fleucht». Ist erst die Neugierde geweckt, wie
jedes «Unkraut» oder Tierchen heisst, wächst
auch das Verständnis für die Zusammenhänge
in unserer Umwelt.
• Und schliesslich Geld sparen
In einem «gewöhnlichen» Garten muss ge-
düngt und mit Pestiziden gespritzt werden,
ein kostspieliger Unsinn, der im Naturgarten
überflüssig werden kann. Wer selbst eine
Neuanlage mit exotischen Gehölzen berappt
hat, weiss, dass Exoten teuer sind und Gehöl-
ze oft nach 10-cm-Stufen eigene Tarife ent-
wickeln. Einheimische Gehölze kosten einen
Bruchteil davon, vieles versamt sich natürlich,
kostet also nichts.
Hat die Naturgarten-Idee in
Liechtenstein eine Chance?
Da und dort blühen wieder Wiesen mit Blu-
men. Selbst ein Friedhof der Stadt Zürich
wurde auf Naturwiesen umgestellt. Bei uns
vielleicht noch nicht ganz denkbar? Was
könnte der Nachbar denn denken! Der Stolz
der Hausfrau ist doch immer noch der picco-
Einmal selber Sämann sein?
Das Zürcher Gartenbauamt hat ein
Merkblatt mit Tips für Anlage und Pfle-
ge von mageren Blumenwiesen heraus-
gegeben. Zwei Methoden wurden darin
empfohlen. Eine Möglichkeit ohne
Schweiss, aber mit Geduld: Der Rasen
wird über Jahre nicht mehr gedüngt, er
wird damit nährstoffärmer und vielfäl-
tiger. Mäht man ihn nur noch zweimal
jährlich, werden sich neben den Gräsern
auf natürlichem Wege auch Blumen ein-
stellen. Nicht alle Blumen kommen aber
in die dichte Pflanzendecke.
Mit mehr Aufwand lässt sich ein rechter
Magerrasen erstellen. Der bestehende
Rasen wird mit samt dem Wurzelfilz
abgetragen, der Humus weitgehend ent-
fernt und die Fläche planiert. Es ist
dann eine Neuansaat mit Wiesensamen
nötig. Solche Samen sind an Böschun-
gen noch zu finden oder können allen-
falls über den WWF-Schweiz bezogen
werden. Danach darf diese Wiese nicht
mehr gedüngt werden. Der erste Schnitt
sollte im nächsten Jahr erst nach der
Samenreife vorgenommen werden und
das Heu muss jeweils weggeschafft wer-
den. Wer versuchts?
Die Raupe des farbenprächtigen Schwalben-
schwanz' ist auf Futterpflanzen angewiesen, die es
kaum mehr gibt.
bello «saubere» Garten. Noch wird selbst im
Malbun, im Blumenparadies von Natur aus,
Rasen gemäht. Arnika, Alpenflockenblume,
Weidenröschen (zum Teil geschützt, im Mal-
buntal sowieso) werden über den Haufen ge-
mäht, und auf 1600-1700 m ein steriler Ra-
sen mit Hilfe von Düngern und Pestiziden
Das Übereinkommen über die Erhaltung wild-
wachsender Pflanzen und wildlebender Tiere
und natürlicher Lebensstätten in Europa wur-
de anlässlich der 3. Europäischen Minister-
konferenz für Umweltschutz im September
1979 in Bern von 19 westeuropäischen
Staaten und der EG unterzeichnet, darunter
auch Liechtenstein. Ziel des Übereinkom-
mens ist der verbesserte Schutz von Tier-
und Pflanzenarten in ihren Lebensräumen.
Besondere Aufmerksamkeit wird den vom
Aussterben bedrohten Arten, vor allem auch
den wandernden Arten, geschenkt. Der be-
sondere Schutz mit Jagdverbot und Lebens-
raumschutz soll folgenden Gruppen in erster
Serie zu Gute kommen:
Säugetiere: 55 Arten, darunter dem Wolf,
dem Braunbär, dem Fischotter, der Mönchs-
angestrebt . . . Und doch gibt es auch bei uns
Ansätze. Wussten Sie etwa, dass die Gemein-
de Eschen bereits 1975 beim Schulhaus Nen-
deln sich für eine naturnahe Bepflanzung mit
Blumenwiese entschieden hat, dass auch in
Liechtenstein immer mehr naturnahe Tümpel
und Gartenweiher entstehen, dass zaghaft da
und dort ein Exot rausfliegt und durch eine
einheimische Pflanze ersetzt wird?
Beim Statussymbol «englischer Zierrasen»
wird es wohl am ehesten noch harzen. Die
Idee des Naturgartens verträgt sich nicht mit
geraden Linien, einförmigen Blumenbeeten
und geschleckten Rasen, mit einem Stück
Vielfalt und ursprünglicher Landschaft hat sie
hingegen viel zu tun.
robbe und verschiedenen Walarten
Vögel: 294 Arten, darunter alle Tag- und
Nachtgreife und z. B. die Reiherarten
Reptilien: 34 Arten, z. B. eine grosse Zahl
von Eidechsen und Schildkrötenarten
Amphibien: 17 Arten, mit Kröten, Fröschen,
Molche und Salamander.
Liechtenstein war das zweite Land, welches
die Ratifizierungsurkunde beim Europarat
hinterlegte. Derzeit haben die Niederlande,
die Schweiz, Portugal und Italien diese Kon-
vention ebenfalls vom Parlament genehmi-
gen lassen, womit sie für diese 5 ersten Un-
terzeichnerstaaten am 1. Juni 1982 in Kraft
trifft. Der 1. Juni 1982 könnte zum wichtigen
Tag für das Überleben von Tierarten in Euro-
pa werden.