Jahrbuch
des
K i stori schen W e v e i n s
für das .
Jürstentum Liechtenstein.
Dritter Band.
Selbstverlag des Vereins.
1903.
Inhatts-Hlerzeichnis.
Seile
1, Dl: A l b e r t S ch ü d l c r.
Die Tätigkeit des liechtensteinischen Landtages im IS. Jahr-
hundert (II. Die Periode 1873—188g) , . . . 5
II. J o h a n n B a p t i s t . Buch el.
Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg
(II. Folge) 101
III. A n t o n S i n g e r .
Joses Rheinberger. Eine kurze Biographie (mit Porträt) IM
IV. S a m u c l I c n n n.
' ' Römische Villa in Ncndeln (mit Abbildungen) . . . 189
V. N c r e i n s c h r o n i k .
!>. Bericht über die Jahrcsversainmlung . . . . 207
d. Mitglicdervcrzeichnis 2 Ü
^ .̂ Verzeichnis der Tauschvereine . . . . . 214
Die Tätigkeit
des
liechtensteinischen Landtages
im IS. Jahrhunderte.
Von
M Albert Schiidler.
I I . I -o lge .
Die Periode von 18»5^88<>.
I I . D i e U e r i o ö e 1 8 7 3 — 1 8 8 9 .
Die Tät igkei t : des liechtensteinischen Landtages in dein
Z e i t r a u i u e 1862 —1873 haben wir- im ersten J a h r -
buch e' unseres historischen Vereins kennen gelernt und dabei
auch Gelegeuheit gehabt, in den mitgeteilten geschichtlichen
Rückblickeil manches über die vor dein Jahre 1862 bestandenen
gesetzlichen Zustände zu erfahren.
^ ' I n der Periode 1862—1873 stellte die Schaffung einer
Reihe, wichtiger Gesetze, welche auf Grund der neuen, durch
gesunden und freiheitlichen S i n n ausgezeichneten Verfassung
in? Leben zu rufen waren, eine große Aufgabe an den Eifer
und die Tätigkeit von Regierung und Landtag, D a ß dabei
auch Fragen von hervorragender volkswirtschaftlicher Bedeutung
erfolgreich und mit Verständnis gelöst wurden, beweisen die
Zollvertragsverhnndlungen im Jahre 1863,, die Schaffung der
landschaftlichen Sparkasse, die Zehentnblösung, die Kanalisier-
ung des Landes, die Landesvermessung, die Erstellung einer
Reihe neuer S t r a ß e n und.Rheinbrücken, svwie das Zustande-
kommen besonderer Gesetze,'welche den Zweck, hatten, die Vieh-
zucht, die Alpivirtschaft und die rationelle Pflege, der Wälder
zu heben, , - .
Die finanzielle Leistungsfähigkeit des Landes war zwar
in den Kvgcr Jahren eine recht beschränkte, aber dennoch konnte
dank der weisen und verständigen Sparsamkeit im Lnndeshaus-
halte verhältnismäßig recht vieles zur Förderung nützlicher
Neuerungen getan werden.
Die z w e i t e P e r i o d e , welche in dieser Abhandlung
dargestellt werden soll nnd den Z e i t r a u m 1873 — 1889
umfaßt , ist aus erklärlichen Gründen inbezug auf die Schaffung
neuer'Gesetze nicht so fruchtbar. M i t der neuen Verfassung
vom Jahre 1862 war eben die Neuorganisation mancher öf-
fentlichen Einrichtungen unbedingt notwendig geworden' nnd,
um einigermaßen vorwär t s , zu kommen, mußten die-wichtigsten
8
Gesetze möglichst bald geschaffen werden,' was zu einem großen
Teile in der Zeit von 1862—1873 auch geschah. Es konnte
daher in dieser Hinsicht vom Jahre 1873 an ein etwas lang-
sameres Tempo eingeschlagen werden.
Immerhin ist auch in dieser zweiten Periode, wie wir
sehen werden, manches wichtige Gesetz zustande gekommen. Es
sei nur auf das Lehrergehaltsgcsetz vom Jahre 1878, womit
die Gehalte und Pensionen des Lehrpersonals gänzlich vom
Lande übernommen wnrden, ans die neue Gesetzgebung betr.
Strafprozeßverfahren, die Gerichtsordnung n. f. w., aus das
neue Stempel- und Taxgesetz vom Jahre 1883, auf die Reform
des Gewerbesteuergesetzes vom Jahre 1887, auf. da? Gehalts-
und Pensionsgesetz fü r Staatsangcstellte vom Jahre 1888 zc.
hingewiesen. Die umständlichen Zollvertragsberatungen, die sich
vom Jahre 1874 bis 1877 hinzogen, und die damit zum Teile
im Zusammenhange stehenden Versuche auf dem Gebiete der
Münzgesetzgebnng bieten manches Interessante und beweisen,
daß auch in einein sonst so ruhig und friedlich sich entwickeln-
den Ländchen Konflikte auftreten können. Andererseits gestaltete
sich in den 70ger und 80ger Jahren die finanzielle Leistungs-
, fähigkcit des Landes anhaltend günstiger, so daß d i e ' R h e i n -
b a u t e n in w e i t g r ö ß e r e m M a ß e als früher von der
. Landeskassa unterstützt werden konnten.'- Auch fü r andere kul-
turelle Zwecke sehen wir in dieser Zeit reiche Beiträge fließen.
Ordentlicher Landtag vom SN. Mai bis 7. Juli 187».
Während die vorausgegangene Landtagsperiode eine un-
gewöhnlich lange Zeit (vom 21. M a i 1872 bis 1. Februar
1873) in Anspruch genommen hatte, bewältigte der Landtag
in der diesjährigen Periode seine Arbeiten in wenigen Wochen.
Besondere E rwähnung verdient, daß der Landtag bei der
Beratung des L n n d e s v v ransch l a g es f ü r d a s J a h r
187 4 in die Notwendigkeit versetzt wurde, die landschcif.t-
I m kommenden Jahre hoffe ich die dritte Periode der Tä t ig -
keit des liechtensteinische» Landtages (1890 bis. einschließlich 1900) in
unserem Jahrbuche bringen zu können. Ich beabsichtige diesem Abschlüsse
meiner Arbeit alsdann ein S a c h r e g i s t e r anzufügen, um dns Aussuchen
der einzelnen Materien zu erleichtern.
— 9 —
l ich e, G r u n d s t e u e r u m das D o p p e l t e zu e r h ö h e n.
Die Rheinschutzbauten, deren Förderung angesichts der rasch
emporwachsenden Schutzwerke aus schweizerischem Ufer immer
dringender wurde, verursachten diese Steuererhöhüng. Dieselbe
mußte doppelt drückend empfunden werden, weil die Gemeinden
selbst zur Bewält igung ihrer Arbeiten ungewöhnlich hohe Ge-
meindesteuern fü r Rheinbauteu umzulegen hatten,, und zudein
infolge der Ungunst der Witterungsverhältnisse drei Fehljahre
hinter sich hatten. Die erhöhten finanziellen Anstrengungen,
welche wegen dieser Schutzbauten dem Lande und den Rhein-
gemeinden erwuchsen, waren notwendig geworden, trotzdem das
Land einen T e i l Her vom Landesfürsten in den beiden V o r -
jahren gewährten Darlehen von zusammen 175,000 sl, i) noch
zur Verfügung hatte. Die Erkenntnis, daß in diesem Kampfe
ums Dasein mit voller Energie nnd in raschcrem Tempo als
bisher gearbeitet werden müsse, war allgemein durchgedrungen,
und es bleibt ein rühmendes Zeugnis fü r die Arbeitslust nnd
die Leistungsfähigkeit unseres Volkes, daß man frisch ans Werk
ging und trotz der Ueberbürdnng Klagen selten waren.
Nebeil diesen Leistungen am Rheine muhten auch noch
R ü f e s c h u t z b a u t e n i n den G e m e i n d e n Scha .an u n d
V a d u z hergestellt werden.' Besonders die Tidrüfe , in ihrem
uuteren Ende — oberhalb der Landstraße nächst Schaan —
„Quadere r -Rüfe" geuannt, hatte im Vorjahre arge Verwüst-
ungen angerichtet nnd die Landstraße übermuhrt . Auch die
benachbarten Rttfen: Rappensteinerrüfe, Gaschlov- und Krüppel- ,
rüfe, die erstere auf Vaduzer-Gebiet, die beiden letzteren m
Schaan gelegen, hatten Schaden verursacht. M i t Rücksicht auf
die ungewöhnliche Inanspruchnahme der genannten beiden Ge-
meinden sür Rheinbauzwecke und wohl auch aus dem Grunde,
daß das landschaftliche S t r a ß e n ä r a r besonders dabei interessiert
war, beschloß der Landtag, wenigstens die Verdauungen der
Tidrüfe , die mit 800 f l . veranschlagt waren, auf das Land zu
übernehmen, wogegen fü r die Bauten in der Rappensteinerrüfe
die Gemeinde Vaduz und fü r die Bauten in der Gaschlov- und
Krüppelrüfe Schaan aufzukommen hatten.
l) Bergleiche I. Jahrbuch des hist. Vereins S . 171—173.
Kaum zehn Jahre früher maren iu den geuannten Rüfeu
voil den beteiligten Gemeinden init eiiiem großeil Kostenaus-
ivande Schutziverke erstellt morden. V o n Seite der f, Regier-
ung ivurdeil die Gemeiilden, ivie es i i l dein diesbezüglichen
Regieruilgsschreiben , heißt, alljährlich zur Aus führung der
dringendsten Bauten und Reparaturen aufgefordert. Alljährlich
geschah etwas/aber immer viel zu wenig, um das vor Jahren
Erstellte im Stande zu halten. Die Ursache hievoil lag darin,
daß die Rheinschutzbauten in neuerer Zeit die gesamte Arbeits-
kraft der Rheingemeinden in Anspruch nahmen nnd die Be-
völkerung dem Grundsätze huldigte: M a i l könne nicht zwei
Herreil zugleich dieneu. Die im Soiiliner 1872 stattgeflindeileil
starken Rüfegänge . hatten nun aber die Gemeinden und das
Land über die traurigen Folgen der begangenen Unterlassungs-
sünden belehrt und, zu den oben, angeführten Beschlüssen ge-
drängt, „durch Anwendung außerordentlicher Mi t t e l , das' noch
Vorgefundene zu erhalten und vor gänzlicher Zerstörung zu
schützen, ' ' ' '
Außer der Erledigung dieser kultiirelten Fragen lind der
üblicheil P r ü f u n g und Genehmigung der landschästlichen Rech-
nungen. ,hatte sich der Landtag mit der E r n e u e r u n g des
ö st er r e i ch i s ch - l i e c h t e n st e i n i s c h c n Z o l l - u n d S t en -
e r e i n i g u n g s v e r t r a g e t z u b e f a s s e n , B v n Seite der
Regierung wurde der Landtag aufgefordert, etwaige Abänder-
ungsnntrnge zil dem mit Ende .1875 ablaufenden Zollvcrtrage
vom 23, Dezeiilber 1863 )̂ zu stellen. Die mit der P r ü f u n g
dieser' wichtigen Frage betraute Finanzkommifsion beantragte
die Erneuerung unter der Bedingung, daß der laut Artikel V I I ,
des bestehenden Vertrages zurückbehaltene' Dri t te i l der Zölle
sür die nach dem obereil Jnn tn l und Vintschgau gehenden
Warei l wegfalle ̂ ) und somit das. gesamte Reiner t rägnis der
Zölle zwischen Vorarlberg und Liechtenstein. verteilt werden
solle, und daß serner die Uilterhaltung,des Zollamtes in, Vaduz
>) Vergl, im histor, Jahrbuche für das F . L, I, Bd„ Seite 99 rn ff,
-) Diese Forderung wurde damit begründet, daß seit der Eröff-
nung der Brennerbähn das Oberinntal und Vintschgau ihren Waren-
bedarf nicht mehr über Vorarlberg, sondern über die neue Brenner-
linie beziehen, , -
— 11 —
gleich jenen 'der übrigen Zol lämter in Liechtenstein von dein
österreichischen-Aerar übernommen lverde.
Der Antrag würde von der Regierung warm befür-
wortet, fand aber nicht die Zustimmung des Landtages. Ab-
geordneter D r . Rndolf Schädler sprach besonders dagegen und
bemerkte, die dein Landtage zur Würdigung einer so wichtigen .
Angelegenheit gebotene Zeit sei unbedingt zu kurz, die Erledig-
ung dieses Gegenstandes aber nicht sv dringend, daß sie nicht .
eine Verschiebung auf die nächste Lnndtagsseft'ion -erleideil
könne. Der vorliegende. Kommissiönsbericht gewähre nicht eine
allseitige »ud eingehende Einsicht in den fraglichen Gegenstand.
E in übereilter. Beschluß sei daher im Interesse des Landes zu
vermeiden, nnd statt Hessen die ganze Frage zur nvchmaligen
gxüudlichen Durchberatung dem Landesausschusse und kom-
menden Landtage zu überweisen. Der in diesem Sinne for-
mulierte Gegeuautrag wurde danu auch mit großer Stimmen-
mehrheit angenommen. Die spätere Entwicklung der Dinge,
die sich bis zum Jahre 1876 hinzog und auf die wi r eingehend
zurückkommen werden,, hat erwiesen, daß dieser letztere Be-
schluß der richtige war.
Die gesetzgeberische Tätigkeit im Jahre 1873 beschränkte
sich in der Hauptsache auf einige sanitätspolizeiliche Bestimm-
ungen^ welche die Regierung im Verordmmgswege veröffentlichte.
I n der neuen H e b a m m e n o r d n n n g )̂ wird bestimmt,
daß von nun an nur an öffentlichen Lehranstalten unterrichtete
und patentierte Hebammen anzustellen sind. Das Unterrichts-
geld wird auf die Laudeskasse übernommen, die Auslagen fü r
Kost und -Wohnuug der Lernenden während des Unterrichtes,
sowie die Reiseauslagen hat die betreffende. 'Gemeinde zu
tragen, 2) Jede Gemeinde hat ihrer angestellten Hebamme '
einen angemessenen Jahresgehalt aus Gemeindemitteln zu.be-
stimmen und derselben die nötigen Gerätschaften anzuschaffen.
Nebstdem gebührt der Hebamme für den Beistand bei einer
») L . G . - B . Nr. -5,-187.3. Verordn, v. 12. X I . 1873. ' :
-) Fast-sämtliche seither ausgebildete Hebammen erhielten ihren
Unterricht in der der Geburtsklinik angegliederten Hebammenschule in
Zürich, Vor den? Er laß der- neuen Verordnung murden die Hebammen
von dem jeweiligen Lnndcsphnsikus durch Privatunterricht herangebildet.
— 12 —
Geburt eiue Entlohnung von mindestens 2 sl. I n einer
späteren Verordnung vom Jahre 1897 l) wurde diese kleiue
Gebühr auf 3 f l , erhöht und der Jahresgehalt nach Maßgabe
der Einwohnerzahl einer Gemeinde näher bestimmt.
Eine andere Verordnung betraf die ä r z t l i c h e B e h a nd-
l u n g u n d P f l e g e k r a n k e r A r m e n , 2 ) - Danach wird
jede Gemeinde verpflichtet, über die ärztliche Behandlung ihrer
kranken Armen mit einem Arzte einen Vertrag abzuschließen
und der Regierung zur Einsicht vorzulegen. Diese Verord-
nung wurde im Jahre 1892») von der Regierung zweckmäßig
ergänzt und die Zahlung der Kosten fü r Behandlung und
Pflege Hierlands wohnender ausländischer Armen, wenn von
der Zuständigkeitsgemeinde' zc. nichts einzubringen ist, auf den
landschaftlichen Annenfond übernommen.
Ueber die T o t e n b e s c h a u - n n d B e e r d i g u n g der
L e i c h e n wurden statt der bisherigen Bestimmungen, welche
auf einer Regierungsverordnung vom 18. September 1861 und
der fürstl. Pvlizeiverordnung vom 14. September 1843 be-
ruhten, neue Anordnungen getroffen. ̂ ) Eine eigentliche Toten-
beschau hat nur dann stattzufinden, wenn der Verstorbene der
ärztlichen Behandlung entbehrte oder wenn die Auffindung
einer Leiche die amtliche Besichtigung notwendig machte. I n
den anderen Fällen genügt die ärztliche Bestätigung über die
vorausgegangene Behandlung und über die Krankheit, welcher
der Verstorbene erlag. I m weiteren werden genauere Be-
stimmungen über die Beerdigung, die Friedhöfe ze. festgesetzt.
Die im nämlichen Jahre e r l as s en e W as en o r d n u n g^)
enthält eine Reihe sanitätspolizeilicher Vorschriften über die
Ausmittlung geeigneter Wasenplätze, über die Beseitigung ver-
endeter Tiere, über die Anzeigepflicht besonders in Fällen von
ansteckenden Krankheiten n. s. w.
>) L. G. B . Nr. 5. 1897. Verordn, o, 7. IX. 1897.
^ L. G . B . Nr. v. 1873. Verordn, v, 12. X I . 1873.
«) L. G . B . Nr. 5, 1892, Verordn, v, 25, VIII , 1892,
>) L, G, B , Nr, 7, 1873. Verordn, v. 20. X I . 1873,
") L. G . B , Nr, 8, 1873, Verordn, v, 21, X I . 1873.
— 13 —
Ordentlicher Landtag vom IS. Mai bis
SS. Dezember 1874.
Das Bedürfn is , die Bedingungen für die Niederlassung
der Angehörigen Liechtensteins in der Schweiz und der Ange-
hörigen der Schweiz in Liechtenstein zu regeln, führte zu dem
l i e ch ten ste i n i s ch - s chw eiz e r i s ch en N i e d e r l a f f u n g s -
v e r t r a g e . Derselbe wurde in der Sitzung vvm 27. J u n i
1874 vom Landtage angenommen und am 6. J u l i 1874
in Wien von den beiderseitigen Bevollmächtigten i) abge-
schlossen.-)
Bisher bestand kein festes Recht auf Gründung lind Unter-
haltung von Niederlassungen. Der Vertrag beruht auf dem
Grundsätze der Gegenseitigkeit und verbürgt den Liechtensteinern
in der Schweiz und den Schweizern.in Liechtenstein hinsichtlich
der zeitweiligen oder dauernden Niederlassung, der Erwerbung
von Grundeigentum und des Gewerbebetriebes die nämlichen
Rechte wie den I n l ä n d e r n , ohne daß.die betreffenden Interessenten
zu dem Eintritte in den Staats- oder Gemeindeverband genötigt u.
anderen als den fü r die I n l ä n d e r geltenden Lasten unterworfen
wären. A l s Erfordernis zur Erlangung des Niedcrlassungsrechtes
gilt die Beibringung der Heimatschristen und der Ausweis über
guten Leumund und die Mittel zur Erhaltung des Bewerbers
und seiner Familie. S o sehr mich das Znstandekommen dieses
Vertrages in mancher Hinsicht zu begrüßen war, so kann doch
nicht geleugnet werden, daß. hauptsächlich infolge der Mangel-
haftigkeit unseres eigenen Gemeindesteuerwesens )̂ die Aus -
länder bei uns viel weniger zu Personalsteuern herangezogen
wurden, als wir im Auslande.
I n der folgenden Sitzung vom 27.' J u l i 1874 kamen
zwei das öffentliche Sani tä tswesen betreffende Gesetze zur Be-
schlußfassung: Das S a n i t ä t s g e s e t z ^) und das J m p f -
>) Zu Bevollmächtigten waren ernannt von dem regierenden
Fürsten von Liechtenstein der fürstliche Justizreserent Dr. Hermann Hmnpe
und von der Schweiz der außerordentliche Gesandte am kaiserlichen Hofe
in Wien, Dr. Johann Jakob v. Tschudi.
^ L. G. B . Nr. 1. 1875. Ges. v. 22. I X . 1874.
Vergl. die hierauf sich beziehende Besprechung des Gemeinde-
gesctzes vom Jahre 1864, im Jahrbuch. 1. S . 107.
->) L. G . B . Nr . 3. 1874. Gesetz v. 8. X . 1874. ^
g e s e t z t ) Das erstere hatte bereits im Jahre 1872 den Land-
tag beschäftigt/ Die Mehrheit des Landtages war damals gegen
die von der Regierung vorgeschlagene Beibehaltung der beiden
Stellen des Landesphysikus und Landestierarztes und hatte
das Gesetz in entsprechender Umarbeitung beschlvsseu. Die fürst-
liche, Sautt ivu wurde aber diesem Beschlusse nicht zir teil. I n
dem nun vvrliegenden neuen Gesetzentwürfe .wiederholte die
Regierung das Verlangen, öffentlich angestellte und in Eid ge-
nommene S a n i t ä t s o r g a n e : Landesphysikus und Landestierarzt
an der Hand,zu haben. Der Landtag, nahm dieses M a l die
begründeten Regierungsforderuugen und die übrigen — gegen-
über dein En twür f e ,vvm Jahre 1872 etwas abgeänderten
Gesetzesbestimmungen an. Das Gesetz normiert die Obliegen-
heiten der Snn i tä t sv rgnne , ihre Bezüge u. s. w. F ü r Aerzte
wird das air'einer, österreichischen Universität erworbene Dok-
torat der Medizin 'und Chirurgie verlangt, während bis zum
Erlasse dieses Gesetzes in richtiger' Würdigung der früheren
Zugehörigkeit Liechtensteins zunr Deutsche.u Bunde das all einer
deutsch eil Universität erwvrbene Doktorat Vorbedingung zur
Ausübung der ärztlichen Praxis war. Die neue, gesetzliche E i n -
schränkung hatte auch zur Folge, daß fü r die im Lande wohn-
hafteil Aerzte die österreichische Arzneitaxordnung nnd die öster-
reichische Phnrmakopöc als maßgebend bestimmt wurden. F ü r
Tierärzte wird die gilt bestandene P r ü f u u g an einer öffent-
lichen Veterinäranstal t — ohne nähere Bestimmung des Landes,
in welchem.diese zu machen wäre —, verlangt.
Das zweite Gesetz, welches das Verfahren zur Durch-
führung der obligatorischen , S ch u tz v o cke u i m p s u ng regelt,
wurde ungeändert vom Landtage angenommen. Die Schntz-
pockenimpfung hatte übr igeus . in unserem.Lande schoil min-
destens 60 Jahre früher allgemein Eingang gefunden, ohne je
auf einen nennenswerten Widerstand von Seite' der Bevölker-
ung zu stoßen. Auch später haben die in den benachbarten
Ländern meistens zu agitatorischen Zwecken wachgerufenen
l)' L,' G . B . Nr^ 4. 1874, Gesetz v,' 8. X . 1874. ' ' , ,
)̂ Die in, dem Snnitätsgesege normierten Tnxgebühren für Aerzte
und Tierärzte ivurdcn im Jnhre, 1879 abgeändert und erhöht, L, G, V ,
Nr, '3 , 1879. Gesetz vom 15. IX. 1879. -
— 15 —
Strömlingen.gegen den Impfzwang bei. uns keinen .Boden ge-
funden. Seit mehr als '20 Jahren bedienen sich die Jmpfä rz t c
unseres Landes ausschließlich der in einem staatlich kontrol-
lierten Jmpfinstitnte'gewonnenen nnimalcn Kalberlhinphe.- ,
Wiederholt beschäftigte sich der Landtag auch iu diesem
.Jahre mit der bereits , im Vorjahre zur Beratung gekommenen
Frage der E r n e u e r u ng de s Z o l l v e r t r a g e s und mit' der.
mit dieser Frage zum T e i l in Zusammenhang stehenden Regel-
ung unseres M ü n z w e s e n s . - D a jedoch die endgiltige E r -
ledigung dieser wichtigen und schwierigen Fragen erst' zwei
Jahre später zustande gebracht wurde, - werde ich iin Interesse
einer klaren und zusammenhängenden Darstellung die in dieser
Beziehung in den Jahren 1874 und 1875 gefaßten Beschlüsse
nnd Resolutionen bei der Besprechung der Tätigkeit des -Lnnd-
, tages im Jahre 1876 vorbringen.. ' .
I n d e r Schlußsitzung von? 22. Dezember-1874 wurde
ein Antrag des Abgeordneten D r . Rudolf Schädler, in welchem
die f. Regierung ersucht wird, einen G e s e t z e n t w u r f über
. E i n f ü'h r n n g d e s ö f f e n t l ich e n n n d m ü n d l i c h e n S t-r a f-
v e r s a h r e n s vorzubereiten, vom Landtage einstimniig ange-
nommen.. Der Antrag wird unter anderein damit' begründet,
daß bei uns noch immer das geheime inquisitorische Stras-
vcrfahren vom Jahre 1803 gelte, während in allen deutschen
Staaten und iu Oesterreich schvn länge das öffentliche und
mündliche Strafverfahren eingeführt sei. ' ,
Den Gemeinden, B a l z er s , V a d u z , S c h a a n uud
G a m p r i n gemährte der Landtag z u r H e b u u g der R h e i n -
b r ü c k e n lnndschästliche Beiträge von je 1000 f l . Die Erstellung
von Hochwuhren nmchte diese Erhöhungen der Brücken not-
wendig. Die Hebungskosten einer Brücke kamen auf. .2000 bis
2400 f l . zu stehen. Die schweizerischen Gemeinden hatten daran
nach dein Maßstabe der Kosten-Repartition zur Zeit der ersten
Erstellung ') beizutragen. .
I n der nämlichen ^Sitzung wurde von den Abgeordneten
l) Der Kostcnanteil der Schweizcrgemeinden bei den Brücken in
Balzcrs, Vaduz, Bcndern betrugen je V», in Schaan V^, während die.
genannten liechtenstein, Gemeinden -/ü resp. Vz zu leisten hattcii.. Vergl.
Jahrbuch I. S . 145. und t64. ' ' ^ , ^
— 16 —
Wanger, Alo is Schlegel, Johann Schlegel, Dr . Schlegel und
M a r t i n Oehri ein Antrag eingebracht, welcher auf Grund eines
jüngsten Vorfalles — Erschießung des Wilderers Xaver Beck
von Triesenberg durch einen fürstlichen J ä g e r — R e v i s i o n
des J a g d g e s e t z e s vom 3. Oktober 1872 ') verlangt. Die
Antragsteller verlangen besonders eine Bestimmung, in welcher
den f̂ J ä g e r n der Gebrauch der Waffe gegen Menschen nur
im Fälle der Notwehr gestattet sein soll. V o n Seite, der Re-
gierung, und von Abgeordneten konnte jedoch erwiesen werden,
daß die im Antrage enthaltenen Forderungen bereits, schon im
vollen Umfange in dein bestehenden Gesetze und in der vor-
handenen Dienstinstruktion erfüllt wurden. )̂ Der Antrag fiel
daher auch und erhielt.nur die St immen der Antragsteller.
Die bedauernswerte Tat des f. J ä g e r s Johann Hartmann
vvn Vaduz, welcher, ohne im Falle der Notwehr gewesen zu
sein, den Wilderer Taver Beck von Triesenberg am 14. Oktober
1874 am Bargel la-Kulm oberhalb Gaflei erschossen hatte, ver-
ursachte eine große Ausreguug im Lande und führte auch zu
einer Anzahl von Gemeindepetitwnen an den Landtag, in denen
dieser ersucht wi rd , im Sinne der obengenannten Anträge
Forderungen zu stellen. I n ähnlicher Weise wurde auch in den
Zeitungen der Nachbarländer agitiert und über unsere gesetz-
lichen Einrichtungen — offenbar ohne richtige Kenntnis der-
selben — abfällige Kritik geübte Die strengsachliche Erledigung
im Landtage brachte die Richtigstellung der irrigen Auffassung
und damit die Beruhigung des künstlich ausgeregten Volkes.
Auf dem Gebiete des Schulwesens ist aus diesem Jahre
der E r l a ß e ines n e u e n e r w e i t e r t e n L e h r p l a n e s f ü r
Vergleiche Jahrbuch I S . 170, , .
)̂ Anläßlich der Beratung des Jagdgesetzcs im Jahre 1872 er-
klärte die Regierung, daß das Iagdpersonal nur im Falle der Notwehr
von der Waffe gegen Menschen Gebrauch machen dürfe. Vcrgl. Jahr-
buch 1, S . 171.
Diese Aeußerung der Regierung gründete sich aus die schon im
Jahre 1863 erlassene Dienstinstruktion für das Jagdpersonal, in welcher
es wortlich heißt: „Von der Waffe zum Behufe der Arretierung von
Wilddieben darf nur im äußersten Notfalle als Notwehr Gebrauch ge-
macht werden.
— 17 —
die E l e m e n t a r s c h u l e n des Landes, ' ) welcher von der f.
Regierung im Vereine mit dem Landesschulrate festgestellt
worden war, zu nennen. Die Verordnung stützt sich auf den
§ ,12 des Schulgesetzes oom 8. Februar 1859. Der neue Lehr-
plän blieb bis zum Jahre 1890 in Gültigkeit. W i r werden
seiner Zeit auf die späteren Aenderungen zurückkommen.
Ordentlicher Landtag vom 24. Mai 187.? bis
1«. Januar 187«.
Die Zusammensetzung des Landtages war infolge der im
Frühl inge vorgenommenen teilweisen Neuwahlen folgende: A n -
ton A m m a n s ) , Pfarrer Josef E r n i , Landestechniker Hauptmann
Peter Rheinberger, Dr . Rudolf Schädler und D r . Wilhelm
Schlegel von Vaduz — Johann Fritsche und Franz Wolfinger
von Valzers — Josef Walser von Triesen — Joh . Schlegel von
Triesenberg — Landestierarzt Christof Wanger von Schaan —
Johann Alo i s Schlegel von Nendeln und M a r t i n Oehri von
Eschen, Johann Georg Mat t und Vorsteher Michael Kaiser von
Mauren — Sebastian Heeb von Ruggell.
, I n das Landtagsbureau wurden 'gewählt: als Präsident
D r . Schlegel, als Vizepräsident Pfarrer E r n i , als Sekretäre
Landestechniker Rheinberger und. D r . Rudolf Schädler.
Der von der Regierung mit Rücksicht aus unsere be-
stehenden Handelsbeziehungen zu Oesterreich eingebrachte Ge-
setzentwurf betreffend die E i n f ü h r n n g d es m e t r i s che n M a ß-
u n d G e w ich ts snstems wurde vom Landtage unverändert
angenommen.») Das Gesetz bestimmt, daß die neuen metrischen
Maße und Gewichte vom 1. Januar 1876 an im öffentlichen
Verkehre ausschließlich anzuwenden sind. N u r in Bezng auf die
Anwendung der Flächenmaße )̂ bei Vermessung von Grund-
>) L. G . B . Nr. 5. 1874, Verordn, vom 20. X . 1874.
-) Herr Landrichter Keßler,-der seit Bestand der Verfassung dem
Landtage angehörte und sich als eine ausgezeichnete Kraft bewährte,
hatte die Annahme des Mandates abgelehnt. Es trat daher als erster
Ersatzmann Anton Amnmnn für denselben in den Landtag ein.
,L. G. B . Nr. 3, 187S. Gesetz vom 16. I X . 187S.
)̂ Der Berechnung der Maße von Bodenflächen wird noch heute
meistens die Qüadratklafter 36 Quadrä t suß ^.3,59 Quadratmeter) zu
Grunde gelegt. Eine Aenderung dürste wohl erst anläßlich einer Re-
vision des Bödeükatasters eintreten.
18 —
stücken wird die Regierung ermächtigt, den Termin nach Bedarf
' zu verlängern. Die zur Durchführung des neuen Systems not-
wendigen weitern Verfügungen -wurden von der Regierung im
Sinne des Art , 9 des Gesetzes im,Verordnuugswege erlassen.
Dieselben betreffen die Zuweisung unseres Landes an das Stnats-
aichamt Feldkirch zur'Rezimentierung aichvflichtiger Objekte ') / ,
serner die- Aichung der in öffentlichen Schanklokalen verwen-
deten,,Gläser u , s, iv. -), die Benützung geaichter Wagen von
Seite der Gcn'erbetreibendei! ^), und die Feststellung der Ver-
kehrseinheit für das,Brennholz nach dem metrischen Systcinc ^).
Um eine wirksame Kontrolle über die, genaue Handhabung
der Aichvorschriften zu, erzielen, erließ die Regiernng später im ,
Jahre 1884 iwch eine' Nachtragsverordnung ^), in, welcher die
Aufsicht in erster Linie einem geprüften und beeideten lnnd-
schästlichen Aichineister, dann aber auch den Ortsvorstehern
und landschäftlichen Polizeibediensteten übertragen' wird.
- Das Anwachsen, des Verkehres ' bei der l a n d s c h ä f t -
l i c h e n S p a r k a s s a ließ eine R e v i s i v n der S t a t u t e n
dieses ivohltätigcn Institutes als zeitgemäß erscheinen. Eine
solche wurde dann auch zwischen dem Landesausschüsse uud
der Regierung vereinbart und vonr Landtage angenömmen. 6)
Die bisherigen Statuten vom Jahre 1864 ?) hatten die Kon-
trolle der Verwaltung dieser Anstalt- dem Landesausschüsse
überwiese», I u den neuen Statuten wird statt dessen' eine
eigene Sparkassn-Kommission vorgesehen,^ Diese — bestehend
aus dem fürstl , Landesverweser und aus drei vom Landtage
aus der wahlfähigen Bevölkerung des Landes gewählten M i t -
gliedern — h a t das Rechnungsgebahren zu überwachen und
speziell auch die Bürgschaftsurkunden für die Kreditdarlehen
zu prüfen. Der Z i n s f u ß fü r Einlagen , wird wie bisher mit
4 Prozent festgestellt, für Kredit- und Hypothekardarlehen gilt
>) L, G, B , Nr, v, 1875, Verordnung vom 29, X , 1875,
2) L, G, B , ,Nr, 7,' 1875, Verordnung ,uom 29, X , 1875, ,
^ '-) L, G, B , Nr, 8, 1875, Verordnung vom 29, X , 1875,
-») L, G, B , , Nr, 9^ 1875, .Verordnung vom 3 l , XI I , 1875, - .
") L, G, B , Nr, 1, 1884, Verordnung vom 22, II, 1884,
'>) L, G, B , Nr. 5.' 1875. Ges. v. 18. I X . 1875.
-) Bergt. Jahrbuch I, S, 108 ff, ' -
— auch wie bisher — eiu Z i n s f u ß von 5 Prozent, Austatl
der bisherigen Remuneration des Lnndesknssabeainten/welcher
für die Besorgung der Sparknssa 10 Prozent des sich, a l l jähr-
lich ergebenden Kassaüberschusses bezogen ' hatte, wurde eine
jährliche Pauschalvergütung im Betrage von 700 f l , ,bis nnf
Weiteres beschlossen. Diese S ta tu t e» blieben bis - zum Jahre
1891, wo eine neue später zu besprechende Organisation ge-
schaffen werden mußte, in Wirksamkeit,
Z u r Förderung der R h ei n sch u tzb a ute n u n d z u r
B e r h ü t u u g e i n e r a I l z n g r o ß e n S t e u e r b e l a st u n g
der R h e i n g ein e i n d en wurde vom Landtage ein besonderes
- Gesetz beschlossen.') Darnach sollen die jährlichen Gemeinde-
nmlagen fü r Rheinbauten 8 Prozent des SteüerkapitalS nicht
überschreiten. Tr i t t ein Mchrerforde'rnis ein, oder w i l l eine
Gemeinde'rascher fertig bauen, sv ist dies durch einAnlehen aus
der Lnndesknsse, dessen Verzinsung dos Land übern immt , . zu
decken. I n diesen Fällen ist aber im Wege der, Regierung
unter Beigabe eines Tilguugsplnnes die Zustimmung des Land-
tages zu erwirken. Die Rheiubnuten sind von nun, nn im
Akkordwege zu vergeben. - ^
Aus dem vvm Abgevrdneten, LnndestechnikerRheiiiberger
, verfaßten - Kommissionsberichte sei erwähnt, daß von Mi t t e ,
1872 bis Mitte 1875 fü r Rheinbauten 388,023 sl.,'ausgegeben
wurden,- Davon entfallen für Wuhrbauten 272,595 sl., fü r
Erstellung von ' D ä m m e n 105,126 f l . Die Dammbaukosten
wurden ausschließlich aus LnndeSmittetn bestritten. Z u den
Wuhrbaukvsteu leisteten die Rheingemcinden 178,779 sl., das
Land 93,816 sl. Die in dieser kurzen Zeit verhältnismäßig
sehr große Beihülfe des Landes war nur dadurch, möglich ge-
worden, daß das 'Land noch den größeren T e i l der vom Lnn-
desfürsten gewährten Darlehen zur Verfügung hatte.
Auf dem Gebiete der E h e g e s e t z g e b u n g einigte sich die
Regierung mit dem Landtage über neue Bestimmungen, welche
die bisherigen staatlichen Vorschriften über die Erteilung des
politischen Ehckonsenses> freier gestalteten, - Der vvn der Re-
gierung zuerst eingebrachte Entwurf wollte die Einholung eines
l). 5 G,' B , Nr, 2, 1875, Ges. v.' 1«. I X . 1875.
Vergl. Jahrbuch I. S . 171 ff.
- / ' «
— 20 —
Ehekonsenses von Seite der politischen Behörde nnd der Z n -
ständigkeitsgeineinde gänzlich beseitigen. Die mit der Vorbe-
reitung der Vorlage betraute Kommission stimmte jedoch die-
sem Vorhaben nicht zu, sondern vereinbarte mit der Regier-
ung einen neueu Gesetzentwurf, welcher auch vom Landtage
angenommen wurde.') Es wird darin - bestimmt, daß der
politische Ehekonsens solchen männlichen Landesangehörigen,
die Armcnuntcrstützung genossen und dieselbe nicht wieder zu-
rückvergütet haben, notorischen Verschwendern.und schlechten
Haushnltern vvrcnthalten werden könne. Die Verehelichnngs-
lizeuzgebühr im Betrage vou 10 f l . , welche bisher einem land-
schäftlichen Fonde zufiel, wird dem betreffenden Geineinde-
armenfonde überwiesen. M i t dem Erlasse des nenen Gesetzes
traten die f. Verordnungen vom 12. November 1842 und die
Regierungsverordnung vvm 11. J u l i 1868 2) außer Wirksamkeit.
I n der ersteren Verordnung war festgesetzt, daß das
Oberamt dem Ansuchenden die Verehelichungs-Lizenz „wegen
Mangel an dem nötigen Einkommen oder an hinreichender
Erwerbsfähigkeit , wegen erwiesener oder gemeinbekannter
schlechter Sitten, wegen ansteckender Krankheiten oder anderer
dem Zwecke der Ehe hinderlicher Gebrechen" zu verweigern
habe. Dem Abgewiesenen, der sich beschwert erachtete, stand der
Rekurs an den Landesfürsten zn. I m Nachhange zu dieser f.
Verordnung ordnete die Regierung im Jahre 1868, an, daß
die Zuständigkeitsgcmeinde beziv. der Ortsvorstand auf Grund
eines von F a l l zu F a l l einzuholenden-Gemeinderatsbeschlusses
sich schriftlich darüber zu äußern habe, ob in die nachgesuchte
Vcrehelichung eines S t a a t s b ü r g e r s eingewilligt oder auf desseu
Abweisung eingeraten werde. Diese Bestimmungen gaben A n -
laß zu mancherlei Beschränkungen der freien Eheschließung
und. hatten auch wiederholt zü Differenzen zwischen der Regier-
ung nnd den Zuständigkeitsgemeinden geführt. Das neue Gesetz
wehrte diesen Uebelständcn und beseitigte auch mit seinen zeit-
gemäßeren Vorschriften die bisher bestandenen, offenbar zu
weit gegangenen Einschränkungen der freien Eheschließung..
i) L. G . B . Nr. 4. 1875. Ges. v. 16. IX. 1875. ..
'-) L. G . B . Nr. 8. 1868. Geŝ v. 11. VI I . 1868.
— 21 —
Die Gemeinde T r i e s e n b e r g erhielt in diesem Jahre
nnd im Vorjahre zur E r s t e l l u n g v o n z m e i O r t s f a h r -
w e g e n — vom B r u n n e n nach M a s eschen u n d v o n
W a n g e r b e r g nach S t e i n o r t — Landesbeiträgc im Ge-
samtbetrage von 1500 fl^ bewilligt.
E in Gesuch, in welchem die v i e r R h e i n b r ü c k e n -
G e m e i n d c n u m E i n f ü h r u n g v o n B r ü c k e n z ö l l e n
petitionierten, wurde von? Landtage abschlägig beschieden. I m
Kommissionsberichte wird die ablehnende Haltung hauptsächlich
mit folgenden Gründen motiviert: Dnrch Einführung von
Brückengeldern werde der Verkehr gehemmt, umsomchr als
das Brückengeld, um eine ausgiebigere Einnahmsauelle zu
sichern, auch auf Personen ausgedehnt werden müßte. Der
Verkehr auf allen vier Rheinbrücken rühre in der Hauptsache
vom den Ortschaften her, welche die Brücken gebaut und hiezu
Opfer gebracht haben. Das Land habe bis anher sowohl zur
Erstellung, als auch zur Unterhaltung der Brücken Bedeutendes
beigetragen und den Gemeinden ihre Last sehr erleichtert,^ —
Es sei hier bemerkt, daß die genannten vier Gemeinden bereits
im Vorjahre mit ihrem Ansuchen, die Rheinbrückcu ganz auf
das Land zu übernehmen, ohne Erfolg bei dem Landtage ein-
geschritten waren.
Ordentlicher Landtag vom I». Dezember 187«
bis IS. Januar 1877.
I n der Eröffnungssitzung, in welcher das vorjährige
Landtagsbureau wieder gewählt wurde, begründete der Re-
gierungschef die ausnahmsweise späte Einberufung des.Land-
tages damit) daß die Verhandlungen über , den liechtenstein.-
österreich. Zollvertrag U n d im Zusammenhange mit diesem die
, schwebende 'Münzs rage , die Ausarbeitung der zur Vorlage, be-
stimmten Gesetzentwürfe so.lange verzögert haben.
M i t der endlichen Erledigung des Z o l l v e r t r a g es uud
der M ü n z f r a g e ' war der Landtag in dieser Sitzungsperiode
fast äusschliesstich. beschäftigt. Ueber beide Fragen hatten übrigens
im Landtage schon seit 3 Jahren wiederholte Beratungen ftatt-
gefuuden. Ich habe, bereits oben bei Schilderung der Landtags-
pcriode vom Jahre 1873. über den Beginn der Beratungen
berichtet, die nähere Anführung der seitdem vom Landtage ge-
faßten Beschlüsse aber bis jetzt unterlassen, um eiue zusammen-
hängende Darstellung bieten zu können. . - -
Was nun zunächst die Zvllvertragssrage betrifft, kam der
Landtag im Jahre 1874 nach wiederholten Beratungen zu dem
Beschlusse, d i e Z u sage z u r E r n e u e r u n g des Zollvertrages
von folgenden B e d i n g u n g e n abhängig zu machen:
1. Der Drittelabzug für Vintschgau und'Obcrinntal habe
wegzufallen, ' , -
2. Der bisher garantierte Minimalbetrag ') von 1.90. f l .
müsse auf das Doppelte erhöht werden;
3. Die Unterhaltungskosten für das Zollamt Vaduz, seien'
vom Zol lvere insärar zu übernehmen. ' -
Ans dein umfangreichen Kommissionsberichte, welchen der
Abgeordnete Landrichter Keßler zur Begründung dieser För -
derungen verfaßte, seien hier auszugsweise die wichtigsten Punkte
mitgeteilt. Der oben genannte Drittelabzng sei bei den bisherigen
Vertragsabschlüssen-in den Jahren 1852 und 1863 -) gerecht-
fertigt gewesen, da zu diesen Zeiten ein bedeutender Waren-
durchzug durch Vorarlberg noch Vintschgau und Oberinntal
ging. Seit 15. M a i 1873 gehe dieser.Güterverkehr nun über
Lindau-Kusstein; die Güter werden plombiert'und erst in Kuf-
stein, also nicht mehr im Finanzbczirke Vorar lberg, verzollt.
Der Drittelabzug sei . sür Oesterreich uuter der Voraussetzung
stipuliert wordcu, daß ein namhafter Güterverkehr durch V o r -
arlberg nach Vintschgau und Oberinntnl stattfinde. D a diese
Voraussetzung wegfalle, müfse bei einer Ber t ragserneüerung
auch' der Drittelabzug wegfalleu. Umgekehrt werse sich die Frage
auf, ob Liechtenstein nicht sür Verzollungen von Gütern , welche
in andern österreichischen Provinzen eingeführt werden und
nach'Vorarlberg kommen, ein Aequivalent anzusprechen habe.
>) Um die licchtenst. Regierung vor plötzlichen Ausfällen in den
Jnhrcseinkünften sicher zu stellen, verbürgte Oesterreich derselben ein jähr-
liches Reineinkommen nn Zöllen, Verzehrungssteuern u. Er lös von Tabak
und Schießpulvcr von 1 f l . 9V kr. für den Kops der Bevölkerung. Dieser
verbürgte Miniinnl-Reinertrag wurde in vierteljährigen Raten im Vor-
hinein an unsere Lnndeskassc nbgesührt.
L) Bergt. Jahrbuch 1. S . 99 ss. . ' "
Die Erhöhung des Minimalbetrages sei begründet durch
den Umstand, daß die Zvlle'rträgnisse sich bedeutend erhöht
haben, und daß Liechtenstein auf die ganze Z o l l - und Steuer-
gesetzgebung, auf die Orgauisntiou der Verwaltung und Fincmz-
ivache keinen Einfluß, habe und z, B . zur Herabniinderung der
Verwaltungskvstcn nichts unternehmen könne, Liechtenstein habe
mir eine geringe Ausfuhr nach Oesterreich, mährend umgekehrt,
die Aussuhr Oesterreichs nach Liechtenstein relativ sehr bedeu-
tend sei. Außerdem' habe aber Oesterreich noch zwei wichtige
administrative Vorteile durch den Zollvertrag mit Liechtenstein:
ilämlich die lleberivachnng einer nassen statt einer trockenen
Grenze und die vertragliche Bestimmung, daß Liechtenstein als
Beitrag zu den Kosten der Finanzmache ein Pauschale von
,100/o des -ihn, zufallenden Anteils auS den gemeinsamen Rein-
ertrüguissen an Oesterreich zu entrichten habe, ohne daß Oester-
reich -infolge des - liechtensteinischen Zollanschlusses auch nur
einen einzigen Finanzmachmann mehr als vorher auf den Beinen
zu haben brauche, ,' , ,
- Endlich die Uebernahme der Unterhaltungskosten fü r das
Zol lamt Vaduz aus das österreichische Aerar rechtfertige sich,
dadurch, daß das Zol lamt Vaduz z, B , im Jahre 18,72' nn
Zöllen 5965 f l . einnahm, während die Zol lämter in Balzers,
und Schaan bedeutend weniger einnahmen. Diese letzteren Z o l l -
ämter seien aber schon längst übernommen, weshalb die Aus -
nahmsbcstimmung für Vaduz mit Recht wegzufallen habe.
Aus dem statistischen Materiale, das in dein Kommissions-
berichte einen'breiten R a u m - a u s f ü l l t , mögen einige bemerkens-
werte Notizen hier Stelle finden. Das Reiner t rägnis aus den
Zöllen, Berzehriuigsstenern, Tabak- nnd Schicßpulvcrcrträgen
belief sich sür Liechtenstein ' nach Abzug der 10 °/o fü r Ver-
waltungskosteu: ' -
, - , ' , J m Jahre 1864 auf 14,998 f l , , ' ,
„. ' ,, . ,1865 14,405 „
,, 1866 „ 13,259 „ .
„ „ 1867 „' 14,059 „
„ „ 1868 „ 14,485 „ ' - -
„ , 1869 „ 15,343 „
„ „ 1870 „ 20,232 „
I m Jahre 1871 auf 27,175 fl.
„ „ 1872 „ 31,459 „ .
Das Ertragnis der Zölle fü r Vorarlberg uud Liechten-
stein nach Abschlag der Kosten der Zol lämter und des Drittels
fü r Vintschgau uud Oberinntal betrug:
I m Jahre 1864: 67,018 f l . , davon entfielen auf Liechtenst. 4682 f l .
„ „ 1872: 214,198 f l . , „ „ 16,147,,
Die Verzehrungssteuer betrug:
I m Jahre 1864: 95,535 f l . , , „ ^ . „ 6639 „
„ 1872: 160,748 f l . , „ - „ 12,117,,
Das Tabakerträgnis betrug:
I m Jahre 1864: 76,165 f l . , „ „ 5294,,
„ 1872: 131,166 sl., „ „ 9963 „
Der Schießpulverertrng betrug :
I m Jahre 1864:676 f l . , „ . „ 48 „
„ „ 1872:995 sl., „ 59 „
Die bei der Abrechnung vvm Jahre 1864 zu Grunde ge-
legte Bevölkcrungszisfer betrug:
V o n Vorarlberg 109,771,
„ Liechtenstein 8,200.
I m Jahre 1872 betrug dieselbe:
V o n Vorarlberg 102,624,
„ Liechtenstein 8,367.
Die Bevölkerung Vorarlbergs hatte also, vou .1864—1872
um 7167 Seelen abgenommen, während Liechtenstein eine kleine
Zunahme zeigte.
Ueber die volkswirtschaftliche Bedeutung des 'Zollvereins
fü r Liechtenstein und speziell auch über den Zustand unserer
Industrie im Jahre 1874 äußert sich der Berichterstatter wör t -
lich wie folgt:
„Durch den Zollvcrtrag wird zwischen Liechtenstein und Oester-
reich ein vollkommen freier Verkehr hergestellt. Dns ist sür beide Kon-
trahenten ein großer Vorteil. Allein dein Sachkundigen kann nicht ent-
gehen, daß dabei den Hanptvorteil derjenige Kontrahent hat, der mehr
produziert als der andere. Oesterreich erscheint mit-der große«? Masse
landwirtschaftlicher, industrieller und gewerblicher Produkte auf dem
Markt ; Liechtenstein dagegen hat nur wenige Produkte auf den durch
den Zollvertrag erlangten österreichischen Markt zu bringen; seine Haupt-
produkte, Wein und Vieh, halten die starke österreich. Konkurrenz nicht aus
und werden vorteilhafter nach der Schweiz verkauft. Auf den liechtcn-
steinischenHandel hat der Zollnnschlnß an Oesterreich und die Errichtung
von Zollschranken gegen die Schweiz nach der übereinstimmenden Be-
hauptung der hiesigen Handelsleute einen sehr nachteiligen Einfluß ge-
übt ; das Freihandelssystem würde auch hier, wenn nur im Kleinen,
gewuuwringender sein. Die Gewerbe im Lande haben durch die Z o l l -
einigung nicht vict gewonnen. Die liechtensteinischen Gewerbe waren
von jeher unbedeutend. Es herrscht wenig Unternehmungsgeist im Lande;
auch fehlen die zum Betriebe größerer Geschäfte nötigen Kapitalien.
Das österreichische Zollschutzsystem nützt daher den liechtensteinischen Ge-
werben sehr wenig. Dagegen scheint die Osensnbrik in Nendeln dem srcien
Verkehr mit Vorarlberg einen großen Tei l ihres Gedeihens zu verdanken.
B i s zum Jahre 1852, wo der erste Zollvertrag mit Oesterreich
abgeschlossen wurde, hatte Liechtenstein keine Industrie. Seitdem hat sich
die Sache etwas geändert. Unter dem Zollschutz sind drei namhafte me-
chanische Baumwollivcvcreien in Liechtenstein entstände,,. Es hat sich
also die Produktion des Landes gehoben; die Gewebe der liechtensteinischen
Fabriken gehen nach Oesterreich.
Um den industriellen Wert und die volkswirtschaftliche Bedeutung '
unserer drei mechanischen Webereien klar zu mache», führen wir folgende
amtlich erhobene statistische Daten nn:>)
' Die Fabrik Roscnthal hat 150 Stühle.
' „ Wachter „ 101
. . . Jenny „ 220 . „
Zusammen: 471 Stühle .
Die Fabrik Roseuthal beschnstigt 75 Arbeiter.
' „ „ Wachter ,. 50
Jenny ,; 125
Znsammen: 250 Arbeiter.
An Arbeitslohn bezahlt jährlich die Fabrik Rosenthnl 20,000 f l .
Wachter 8,000 fl .
, '„ „ Jenny W.000 sl.
Also jährlich zusammen: 54,000 f l .
Die Arbeiter, welche diese große Summe verdienen, sind meistens
Liechtensteiner, die noch den großen sittlich-ökonomischen Vorteil ge-
nießen, daß sie zu Hause wohnen und sich verköstigen können. Die hier
verwertete Arbeitskraft würde ohne Fabrikindustrie größtenteils brach
liegen. Der große Verdienst des Fabrikpersonals kommt nuch den Gc-
lvcrbsleuteu zu gut. Die Fabriken selbst geben aber auch unmittelbar
den Gewerben manchen Verdienst. Die Fabriken sind allerdings in den
Händen von Ausländern und das ist etwas beschämend für die I n -
länder; allein auch in andern Staaten besitzen Ausländer industrielle
Etablissements, ohne daß man deren volkswirtschaftlichen Wert für das
)̂ Diese Daten wurden im Jahre 18/4 erhoben.
Inland i n Abrede stellt,. Es ist ein feststehender Erfnhrnngssntz, daß
die Länder, die sich heutigen Tags nur mit Ackerbau beschäft igen, hinter
- den-Industriestaaten zurückbleiben und ein küinincrliches Dasein fristen'.
Kein Staatsmann und kein Nationalökonom nnrd die Fabrikindustrie
deswegen zurückweisen, iveil sie namentlich i n 'größern .Fabrikdistrikten
mit sittlichen und physischen Nachteilen der Fabrikarbeiter verbunden ist.
Hier treten wenigstens die sittlichen Nachteile nicht ein, da die inländischen
Fabrikarbeiter zu Hause wohnen und nn dem-Fannlienleben teilnehmen
können,' Zcdcnsal ls ist es besser, wenn unsere Leute hier i n die Fabrik
gehen, als i m Auslande, wo sie nicht selten 'moralisch und physisch zu
Grunde'gehen; ihr ganzer Verdienst wirkt i m Lande wieder produktiv.
Die hohen Arbeitslöhne, welche verdient werden, haben auch den Wohl- ,
stand gehoben; man lebt uud kleidet sich besser. Die eigentlichen Kon-
sumenten i m Lande, welche sich bei der gehobenen Produktion nicht be-
teiligen, sind die Aschenbrödel des Zollvereins, Der Z o l l - i s t eine i n -
direkte Steuer und muß von den Konsumenten,getragen werden,, wenn
nicht außerordentliche'Umstände eintreten, welche die Steuer ans die
Produzenten wälzen. Die Konsumenten, sind in ,Folge des Zollvereins
aus, den österreichischen Markt angewiesen, selbst dann, wenn sie ander-
wär t s billiger und besser einkaufen könnten. Die hiesigen Konsumenten
- und neben ihnen, die Handelsleute sind die naturgemäßen Gegner des
Zollvereins, Sie rechnen heraus, daß die Leistungen und ökonomischen
Nachteile, welche dein Lande aus dem Zollvcrtrag erwachsen, größer
seien, als die finanziellen Einnahmen des Landes, aus dem Zollverein,"
Die zuletzt genannten Ansichten waren wohl schon da-
mals nicht ganz einwandfrei, geben aber immerhin ein B i l d
der damaligen Anschauungen, die' auch auf die heutige!? Ver-
hältnisse angewendet, ,manches Zutreffende enthalten-,
, -Auf Grund der eingangs genannten Bedingungen, welche
der Landtag' in der Sitzung von? 27, J u l i 1874 beschlösse??
hatte, begann die f, Regierung die Unterhandlungen, Dieselben
stießen jedoch auf mancherlei Schwierigkeiten, Der am 23.
Dezember 1863 abgeschlossene Zollvertrag lief, mit Ende 1875
ab,' D a aber eine Einigung über ,die vom Landtage in? Jahre
, 1874' gewünschten Abänderungen rechtzeitig nicht erzielt worden
war, schlug die Regieruug, dem Landtage vor, das' von dem
österreichischen Bevollmächtigten Josef Freiherrn v, Schwegel,'
uud den? liechtenstein. Bollmachthaber Clemens Grase?? v. West-
vhalen vereinbarte Abkommen,. wonach der Zollvcrtrag auf
ein Jahr , d, h, bis Ende 1876 verlängert wurde, anzunehmen,
-Der-Landtag genehmigte da???? ciüch- in der Sitzung voin 10,
Jannnr 1876 diese Verlängerung, stellte aber zugleich an die
Regierung die Aufforderung, bei Wiederaufnahme der Ver-
handlungen wegen Erneuerung des Vertrages außer der Be-
rücksichtigung der schon früher geäußerten Wünsche besonders
auch noch dahin zu mirken, daß Liechtenstein durch entsprechende
Abänderung -des Art . . 12 des verlängerten Vertrages nicht be-
hindert sei, die österreichischen. S i lbermünzen bei den öffent-
lichen uud Privatknssen des Landes nur mehr, nach ihrem lau-
fenden Kurswerte — uicht ivic bisher ihrem Nennwerte nach
^ - anzunehmen.
Die im Laufe des Jahres 1876 gepflogenen Unterhand-
lungen, ivvbci von Seite der beiden Kontrahenten wieder die
bereits obengcnannten: (Freiherr v. Schwegel und Graf v. West-
vhalen) als Bevollmächtigte sungierten, führten erst gegen Ende
des Jahres zu einem Resultate, aus Grund dessen dem Land-
tage eine Gesetzcsborlage gemacht werden konnte. Diese Ver-
zögerungen waren! auch die Ursache, daß der Landtag — wie
wir bereits eingangs angeführt haben — erst sv spät einbe-
rufen wurde. ^
I u de r S i t z u n g v v m 23. D e z e m b e r 1876 w u r d e
e n d l i c h der neue ö s t e r r . - l i e c h t e n s t e i n . Z o l l v e r t r a g
vom Landtage angenommen >).
Die neuen Vertragsbestimmungen zeigen keine besonderen
Erfolge fü r unser Land. Z w a r wird im Sinne der seiner Zeit
vom Landtage kundgegebenen Wünsche das Zollamt Vaduz aus
ärarische Kosten übernommen, aber das Fortfallen des Drit tel-
abzuges trat uicht ein. Allerdings wird im neuen Vertrage ein
Drittel der Reinerträgnissc nicht mehr sür die Verzollungen
Vintschgnus und des Oberinntales, sondern sür „den E r -
trag der in 'Vorarlberg und Liechtenstein für andere Teile von
Oesterreich-Ungarn stattfindenden Verzollungen" zurückbehalten.
Die finanzielle Wirkung fü r unser Land blieb demnach na tür -
lich die nämliche, wie bisher. E in großer T e i l der. Zol le in-
nahmen soll nämlich nach statistischen Nachweisen von Gegen-
ständen, die aus I ta l ien kommeu nnd über S t . Margrethen
. . « A . B -Ns- g- M g - Stmitsvcrtrmz vom-2g. X I I . 1876.
in das innere Gebiet Oesterreichs einsallen, herrühren Der
Minimalbetrag ist im neuen Vertrage von 1 sl. 90 kr.
auf 2 f l . 20 kr. erhöht. Endlich ivird Liechtenstein die Freiheit
in der Bestimmung der Geldwährung zugestanden, jedoch unter
der schwer belastenden Bedingung, daß uuser Land als Be i -
trag zu den Kosten der Vermaltuug und der Finanzmache nun-,
mehr ein Pauschale von 25 0/0 des ihm zufallenden Anteiles
aus den gemeinsamen Reinerträgnissen zu entrichten habe. B i s -
her betrug dieser Beitrag nur 10 0/0. Die Erhöhung wurde
damit begründet, daß wit der E inführung der Goldwährung
in Liechtenstein die hier angestellten Zollbeamten und Auf-
seher ebenfalls in Goldwährung zu bezahlen seien. I m übrige»
sind in den? neuen Vertrage die früheren Bestimmungen —
abgesehen von einigen unwesentlichen Aenderungen — enthalte??.
A l s Vertragsdauer wird die Zeit vom 1. Januar 1877 bis
Ende 1888 festgesetzt.
M i t den so lange sich' hinschleppenden Beratungen über
die Zollvcrtragseri?cueri»ig war die Frage der M ü n z r e f o r m ,
welche die Bevölkerung lebhaft beschäftigte, e»ge verflöchte».
Die Entwicklung dieser sür unser Land recht kritischen F r a g e ,
welche manche interessante Zwischenfälle zur Folge hatte, kann
hier nur iu den Hauptpunkten geschildert werde».
Der Landtag hatte die Frage der Münzrcform bereits ii?
den Jahren 1874 und 1875 zu»? Gegenstände eingehender Be-
ratungen gemacht. Die Ursache davon war die seit dem Jahre
1873 stetig zunehmende Entwertung des österreichischen Si lber -
guldens, welcher bei uns mit dem Gesetze vom 3. Dezember 1858
als Landeswährung eingeführt worden war 2). Die Si lber-
.entwertung, welche im Jahre 1873 mit der E in führung der
>) Dem gegenüber hätte man wohl mich verlangen können, für
Verzollungen von Gütern, welche vom Ausland direkt in andere öster-
reichische Provinzen eingeführt werden, und von diesen nach Vorarlberg
und Liechtenstein kommei?, einen Ersatz zu erhalten.
)̂ 8 11 des Gesetzes vom 3. .X II. 1858 bestimmt: „Nachdem W i r
dermalen keine Landes- und Scheidemünze!? auszuprägen befunden
haben, so sollen die in Oesterreich nach dem kaiserlichen Patente vom
19. September 1857 in österreichischer Währung ausgeprägten Landes-
und Scheidemünzen nach ihrem vollen Werte im Fürstentum gesetzlichen
Umlauf haben."
Goldwährung in Deutschland begonnen hatte nnd immer mehr
zunahm, war im Jahre 1876 bereits schon so weit gediehen,
daß der Silbergulden 8—9 "/o seines früheren Wertes verloren
hatte. Die Bestrebuugen des Landtages, die derselbe in einer
Adresse nn den Lnndessürsten und in Resolutionen an die Re-
gierung zum Ausdrucke brachte, wollten diesen Uebelstand durch
gesetzliche Einführung der Goldwährung beseitigen. Das Haupt-
hindernis war jedoch der Artikel 12 des Zollvertrages vvm
23. Dezember 1863, welcher das Fürstentum an das öster-
reichische Münzsystem band. I n dem neuen Zollvertrage, der
durch die Zustimmung des Landtages am 23. Dezember 1876
perfekt geworden war, hatte sich Liechtenstein die Freiheit der
Bestimmung der Geldwährung — freilich gegen Leistung eines
verhältnismäßig großen finanziellen Opfers — gewahrt uud
so wurde es erst jetzt möglich, das längst angestrebte Münz-
gesetz zu beschließen.
Die Regierung hotte den diesbezüglichen. Gesetzentwurf
betresse ud die R e g e l u n g der G e l d v a l u t a i m F ü r st e Ir-
i n m L i e c h t e n s t e i n bereits in der Eröffnungssitzung am
15. Dezember 1876 im Landtage eingebracht. Der Regierungs-
entwurf schlägt die E inführung der Goldwährung vor und be-
stimmt, daß die Feststellung des Wertes der in Liechtenstein
im Umlauf befindlichen Si lbermünzen monatlich durch die
Regieruug auf Grund der ämtlichen Kursberichte der Wiener
Börse zu geschehen habe. Alle Zahlungen seien im Fürstentume
vom 1. Januar 1877 an in Gold oder zum entsprechenden
Goldwerte in 'Si lber mit Zugrundelegung der österreichischen
Goldmünze von 8 f l . ^ 20 Franken und unter Beibehaltung
des österreichischen Guldenfußes zu leisten. Endlich seien alle
bisher in österreichischer W ä h r u n g eingegangenen Verbindlich-
keiten ohne Abzug in Gold zu leisten. Sämtliche Gemeinden
des Unterlandes nahmen Stellung gegen diese Vorlage und
richteten Petitionen nn den Landtag um Beibehaltung des bis-
herigen Münzsystems. Die vorbereitende Kommission, suchte auch
einigermaßen entgegenzukommen, indem sie — den Entwurf
etwas abändernd — als E in führungs te rmin den 1. Febr. 1877
vorschlug und sür die Darlehen aus dem Jahre 1876 das Recht
gemährte, daß dieselben nach vorausgegangener gesetzlicher Auf -
— 30 —
kündigung bis Ende J u l i 1877 mit österreichischen Silbergulden
im Bollwerke beglichen merdcn können. I n dieser abgeänderten
Form nahm der Landtag in der Sitzung vom 23. Dez. 1876
das Gesetz an ',
Die 4. unterländischen Abgeordneten M a r t i n Oehri, Johann
Georg Matt , Michael Kaiser und Sebastian Heeb maren zu dieser
Sitzung uicht erschienen. Statt dessen legten sie in einer moti-
vierten Eingabe ihre Mandate nieder, weit die St immung ihrer.
Wähler im Unterlande entschieden gegen die Einsührnng des
neuen Münzgcsetzes sei. Der 'Landtag erklärte im Sinne des
§ 82 der Verfassung die Gründe der Mandatsn iedcr legung ' für
nicht stichhaltig uud wies die Entlassung ab.
. Die nun bald erfolgte Publikation des Gesetzes vermehrte
die Aufregung, besonders im Unterlande. I n Geldsachen hört,
eben der S p a ß auf uud es war leicht begreiflich, daß, nachdem
der Kurswert des Si lbers schon seit 1873 gesunken war, der
eingeführte Zwang, die bisher eingegangenen Verbindlichkeiten
in Gold und ohne Abzug zu zahlen, heftigem Widerstande be-
gegnen mußte. Denn die Vergünstigung fü r die ans dem Jahre
1876 stammenden Darlehen war doch nnr, eine kleine Linder-
ung. I m großen und ganzen hatte die landläufige Meinung:
„Der Kapitalist gewinnt, der Schuldner verliert durch das .neue'
Münzgesetz" gewiß viel Berechtigtes an sich.. J in.Unterlande
wnrdc rühr ig gegen das neue Gesetz gearbeitet. A m 13. Januar
1877. — gerade an dem Tage, an welchem der Landtag seine
Schlußsitzung hielt - - erschienen über 300 .Unterländer vor
dein Regierungsgebäude in Vaduz und nahmen da in ruhiger
Haltung Aufstellung. Eine Deputation trat bei dem Regierungs-
chef vor nnd verlangte die Sistiernng des Münzgcsetzes uud
Auflösung dcs Landtages. Der Regierungschef versprach die
Sache dem Landesfürsten zu melden. Die M ä n n e r des Unter-
landes kehrten alsdann ruhig und ohne jede weitere S t ö r u n g
nach Hause zurück.
Dieses Ereignis und wohl auch die reisende Einsicht, daß
die Durchsührung des Gesetzes die Aufregung und den Wider-
stand der Bevölkerung noch allgemeiner machen, dürfte, veran-
laßte sämtliche Abgeordneten, die fü r das Münzgesetz gestimmt
- ' L. G. B . Nr. 1. 1877. Gesetz vom 3t. X I I: '187ö.
— 31 —
hatten/in einem an die Regierung gerichteten Schreiben vom
-, 15. Januar 1877. ihr Mandat niederzulegen und um Auflösung
des Landtages anzusuchen, damit die St immung des Landes
durch Neuwahlen sich unverfälscht äußern könne.
Schon am 18. Januar 1877 verfügte ein fürstlicher E r -
laß die Auslösung des Landtages und die vorläufige Sistierung
des Münzgcsetzes. ') Die Gemeindevertretungen des Oberlandes
richteten nm dieselbe Zeit eine Adresse an den Landessürsten,
i n . welcher sie dem Wunsche nach Erhaltung'und Stä rkung der
öffentlichen Autor i tä t nebst ihrer unverbrüchlichen Treue gegen
das angestammte Fürs tenhaus Ausdruck geben, und das A n -
- suchen stellen, es möge das Münzgcsetz dem kommenden Land-
, tag neuerdings zur verfassungsmäßigen Behandlung überwiesen
werdeil.
Nach diesen rasch aufeinander folgenden Ereignissen und
Verlautbarungen kam allmählich wieder Ruhe ins Land.
W i r werden über die weitern politischen Folgen dieser
„friedlichen Revolution", die zur Abänderung-der Wahlordnung
für den Landtag führte, später berichteil.
Das verunglückte Gesetz kam nicht wieder zur Beratung;
sondern blieb verschollen. Gewiß war die Grundtendenz des-
selben, den nachteiligen Wirkungen der Silberentwertung durch
eine stabile Geldwährung zu begegnen, eine durchaus richtige,
aber der offenbare Mangel von Rücksichtnahme auf den finan-
ziell Schwächeren, den Schuldner, brachte das Gesetz zu- F a l l .
Die Uebereile, mit der das Gesetz schließlich zustande gebracht
wurde, hat sicher das Weitere beigetragen. D a ß übrigens selbst
von.den Befürwor te rn des Gesetzes nicht alle der Sache recht
trauten, ergibt sich aus einer Bemerkung des Kommissions-
berichtes, welche lautet: „Eine kurze Erfahrung wird lehren,
ob die im heutigen Gesetzentwürfe angebrachten Bestimmungen
eine allseitige und hinreichende Wirkung ausüben -werden. E s
bleibt Ihnen somit vorbehalten, in der nächsten Landtagssession
den allenfalls sich h e r a u s s t e l l e n d e n M ä n g e l n abzuhelfen."
V o n den übrigen Beschlüssen, welche der Ländtag in die-
ser kurzen Sitzungsperiode faßte, seien noch folgende e rwähn t :
- - l) L. G. B . Nr. 3. 1877. Er laß von, 18. I. 1877. ' ' ,
Die G e m e i n d e R ü g g e l l erhielt im Sinne des im
Vorjahre zustande gekommenen Gesetzes fü r Rhcinbauzmecke
eiu neues D a r l e h e n v o n 16 ,000 f l . , dessen Verzinsung
das Land übernimmt, das aber innerhalb 30 Jahren raten-
weise rückzahlbar ist. ') Außerdem wurde der Gemeinde Rnggell
fü r die heurigen Abwehrkosten anläßlich eines drohenden Rhein-
durchbruches eine landschäftl. Subvention von 690 f l . zu teil,
und ein weiteres Rheinbnudarlehen vvn 3000 f l . , rückzahlbar
in 15 Jahren, gewährt.
Z u r Erstellung von D a nrm b a u t e n an der A u s m ü n d-
u n g deS l a n d s c h ä f t l . K a n a l e s in den Rhein an der
Gamprincr Greuze bewilligte der Landtag 1500 f l .
V o n der f. Regierung wurde in diesem Jahre im Ver-
ordnungswege die B r o t s a t z u n g a u f g e h o b e n , ^ ) wonach
jedem Bäcker die Auswahl der Mehlmischung, sowie die Be-
stimmung des Gewichtes und Preises seiner Erzeugnisse frei-
steht. Bisher war in dieser Hinsicht § 61 der Polizeiordnung
vom 14. September 1843 maßgebend. Derselbe tautet: „Die
Bäcker haben sich sür das Brot jeder Gattung an die Feld-
kircher Satzung zn halten, die vvm Oberamte in ihren Sätzen
öffentlich kundzumachen ist. Bäcker, welche ungewichtige Brot-
waren verkcmfeu, werden nußer der Konfiskation der Ware zu
Gunsten der Ortsarmen noch nach § 63 )̂ bestrast. Ist die
Brotware .ungenießbar, so soll sie zum Gebrauche fü r das Vieh
veräußert und der E r l ö s den Ortsarmcn überlassen werden."
Das Bestreben, die Gewerbefreiheit möglichst auszudehnen,
hatte, wie anderwär t s , so auch bei uns zur Aufhebung dieser
zum großen Teile gewiß nicht unberechtigten Vorschriften ge-
führt . Heute ist man jedoch zur Ueberzeugung gekommen, daß
gerade auf diesem Gebiete eine angemessene Beschränkung der
Gewerbefreiheit wieder eingeführt werden sollte.
Ruggell war bereits in den vergangenen zwei Jahren gezwungen,
solche Darlehen im Betrage von 25,000 sl. anszunehmcn, welche vom
Lande unverzinslich, aber in 15 Jahren ratenweise rückzahlbar gewährt
wnrde.
)̂ L. G . B . Nr. 2. 187li. Verordn, vom 18. X l l . 187L.
Es ist iu diesem Paragraphen beim ersten Betreten eine Strafe
von lg—öl) f l . , beim zweiten Betreten von 60—100 f l . und im dritten
Falle von 150 f l . nebst Verlust des Gewcrbebesugnisscs vorgesehen.
— 33 —
Ordentlicher Landtag vom 12. November 1877
bis »1. Januar 1878.
D i e . durch die angestrebte Münzre form hervorgerusenen
Wir ren hatten, /wie wir bereits oben ausführlich schilderten,
die Auflösung des Landtages zur Folge. Auf 30. A p r i l 1877
waren d ie L a n d t a g s w ah l e n anberaumt. I m 1. W a h l -
gang wurden 7 oberländische Abgeordnete gewähl t . ' ) Aus
diesem Wahlergebnis zogen die unterländischen Wah lmänne r ,
welche die Oberländer noch-immer sür „Goldmänner" —-ein
damals allgemein üblicher Volksname fü r die Frennde einer
E in führung der Goldwährung — anfahen, den irrigen Schluß,
es liege nunmehr in der Absicht der Oberländer, auch bei
den weiteren Wahlgängen die untere Landschaft nicht zu be-
rücksichtigen, nnd entfernten sich. D a aber nach § 87 der Ver-
fassung zur W a h l der Landtagsabgeordneten die Stimmabgabe
von wenigstens 2/z der Wahlberechtigten erforderlich ist, mußte
die weitere Wahlhandlung sistiert werden.
Die Sachlage war damit eine kritische geworden. Die
Regierung bemühte, sich im Monat J u n i eine Vereinbarung
unter den W a h l m ä n n e r n zu erzielen. Es fanden wiederholt
Konferenzen von Ver t rauensmännern aus allen Gemeinden
statt. Endlich im August vereinbarten sich diese dahin, es
sollen von den 12 vom Volke zu erwählenden Abgeordneten
5 aus dem Unterlande gewählt werden und im nächsten Land-
tage eine dementsprechend^ Abänderung der gesetzlichen Be-
stimmungen über die Landtagswahlen stattfinden.
S o konnten am 18. Oktober' 1877 die unterbrochenen
Landtagswahlen vollendet werden. Die Zusammensetzung des
Landtages war nun folgende: Johann Georg Vogt, und Franz
Wolfinger von Balzers, Wendelin E r n i und Josef Walser von
Triefen, Pfarrer Josef E r n i , Hauptmann Peter Rheinberger,
Anton Ammann, und D r . Rudolf Schädler von Vaduz, Tschetter
l) Auf Grund der Verfassung vom 2ö. IX. 18ö2 hatte der
Landtag aus 15 Mitgliedern zu bestehen. Hievon ernannte der Landes-
fürst 3 aus der wahlfähige!, Bevölkerung, und 12 waren durch indirekte
Wahl, d. h. durch Wahlmänncr, welche vorher in den einzelnen Ge-
meinden — und zwar 2 Wahlmänner aus je 100 Seelen — aufgestellt
wurden, zu wühlen. ' Vergl. Jahrbuch 1. S . S5.
von Schaan, Johann Georg Haßler von Eschen, Jnkob Kaiser
nnd Joh . Georg Mat t von Mauern, Franz Joses Biedermann
von Schellenberg, Franz, Josef Kind von Bendern, Sebastian
Heeb von Rugge lb^
Die Burcaumahlen ergaben: Präsident D r . Rudvls
Schädler, Vizepräsident Pscirrer E r n i , Sekre täre : Rheinberger
und Vogt,
Die Hauptaufgabe des Landtages war, zunächst neben
der Bewill igung des Budgets die zur 'Beilegung der vorhan-
denen Differenzen in Aussicht genommene A b ä n d e r u n g des
L a n d t a g s w a h l m o d u s . Die betreffende Gesetzesvorlage der
Regierung wurde vom Landtage in der Kommissionsfassung ein-
stimmig angenommen-). Nach diesem Gesetze zählt der Land-
tag wie bisher 15 Mitglieder. Dre i derselben werden vom
Fürsten aus der wahlfähigen Bevölkerung ernannt. Die übrigen
Mitglieder hingegen werden in zwei gesonderten Wahlbezirken
uud zwar 7 durch W a h l m ä n n e r des Oberlandes uud.5 durch
W a h l m ä n n e r des Unterlandes aus dem Volke gewählt. Die
Mandatsdauer ist auf 4 Jahre festgesetzt. Der Landesaus-
schutz besteht aus dem Präsidenten und 2 anderen Mitgliedern
des Landtages, von denen das eine der oberen Landschaft, und
das andere dem Unterlande anzugehören hat. B isher ' bildete
das Land nur einen , Wahlbezirk, in welchem die oberländ.
uud unterländ. W a h l m ä n n e r vereinigt die 12 Abgeordneten
wählten. Die Mandatsdnner war auf 6 Jahre bestimmt.
Der neue Wahlmodus erwies sich — abgesehen von der
momentan bezweckten Beruhigung — auch aus anderen G r ü n -
den als eine ziveckinäßige Verbesserung, ohne daß dadurch dem
eigentlichen Sinne der Verfassung Abbruch getan wurde. Die
Unterländer glaubten sich nämlich schon seit einer Reihe , von
Jahren benachteiligt und der Gefahr ausgesetzt, daß das Ober-
land, welches 3/s der W a h l m ä n n e r hatte, die Unterländer bei
den Wahlen zu weuig berücksichtige., Die jüngsten Münz- und
') Infolge der Mandatsnicderlegulig der' Abg. Dr. Schlegel,
Christas Wnnger und Johann Schlegel wurden die 3 Ersatzmanner Anton
Ammann, Önuvmnnn Rheinberger und Tschctter einboruscn. -
2) L. G. B . Nr. 2. 1878. Ges. v. 19. 11. 1878.
Wahlwirren hatten diese Empfindlichkeit noch gesteigert. Die
neuen Gesetzesbestimmungen halfen diesen llebelständen de-
finitiv ab.
ES sei hier noch erwähnt , daß bei der Kommissionsbe-
ratung die unterländischen Abgeordneten — in ihren Forder-
ungen viel zu weit gehend — auch eine Abänderung des
§ 33 der Geschäftsordnung verlangt hatten, wonach künftig
>bei Abstimmungen über Gesetzesvorlagen zur Giltigkeit eine
Stimmenmehrheit von /̂s der anwesenden Landtagsmitglieder
erforderlich sei. . Der Antrag wurde aber entschieden zurück-
gewieseil und alsdann vom Antragsteller Abgeordneteil Kind
zurückgezogen. . v. . . '
Die Schaffung und Sanktionierung der abgeänderten
Wahlordnung hatte konsequcnterweise die A u f l ö s u n g des
L a n d t a g e s zur Folge. I n dem sürstlichen Erlasse vom
19. Februar 1878 wurden'die N e u w a h l e n ausgeschrieben.
Z u r Charakteristik der damaligen St immung teile ich aus dem
Kommissionsberichte, welcher über die Abänderungen der W a h l -
ordnung handelte, folgende Sätze mit :
„Obwohl es sich nur um eine Abänderung der F o r m bei den
Ländtagswahlen handelt, so wurde dämit doch vielsnches Bedenken ivach-
gerusen uud ein Tei l der oberländischen Kommissionsmitglieder konnte
sich nur schwer zur Einwil l igung einer diesbezüglichen Abänderung der
Versassung entschließen.
Die Versassung ist ein Werk, das vor 15 Jahren nach reiflicher
Beratung geschaffen wurde, ein V e r t r a g zwischen F ü r s t und Volk, welcher
von beiden Teilen als heilig und unverletzlich hoch geachtet werden und
darum auch bleibenden Bestand haben sol l . Es dürfen uns daher nur
ganz dringende Motive zu einer wenn auch bloß geringfügigen Umge-
staltung veranlassen. Die weitere Begründung dieses bedeutungsvollen
Schrittes, welche von Seite der Antragsteller — Abgeordnete des Unter-
landes — in - der Kommissionssi tzung vorgebracht wurde, ist kurz fo l -
33 der Geschäftsordnung verlangt zur giltigen A b s t i m m u n g
die Gegenwart von der Abgeordneten und zu giltigen Beschlüssen
die absolute Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder. Eine A u s -
nahme ist jedoch nach K 121 der Versassung dann vorhanden, wenn
es sich um Antrüge ans Abänderung oder Erläuterung der Vcrsnssuug
handelt. I n diesem Falle ist Stimmeucinhelligkeit der im Landtage an-
niesenden Mitglieder oder eine in zivci nacheinander folgenden ordent-
lichen Landtngssitzungcu sich ergebende Stimmenmehrheit von -Vr der-
selben erforderlich. - . '
^ 36 —
gende: Ztachdem gegenwärtig für die Lanötagsivahlcn dic vereinigten
beiden Landschaften Liechtensteins nur einen Wahlkreis bilden, die Z a h l
der Wahlmänner der oberen Landschaft aber volle Dreisünftcl ausmacht,
so suhlen sich die Wähler der unteren Landschaft insofern -verkürzt, als
sie glauben, daß es dein oberen Landesteilc vermöge seiner Ma jo r i t ä t
möglich gemacht sei, sie unter Umständen von den Wahlen ganz zu ver-
drängen, d, h, lauter Oberländer in die Lnndtagsvertretung zu wählen,"
„Die Antragsteller fordern daher „eine den Interessen des Unter-
landes entsprechende Vertretung im Landtage, nämlich eine Anzahl Ab-
geordnete, welche proportionell zn ihrer Bevölkerung steht," — Um nun
diesfnlls den Wünschen der Unterländer-Bevölkerung entgegenzukommen,
ist dic bereits erwähnte Abänderung des durch die Verfassung vorge-
schriebenen Wahlmodus, sowie noch einiger anderer einschlägigen Artikel
nötig. Die Oberländer-Kommissionsinitglieder glauben auch in die zur
Realisierung dieses Begehrens nötige Teilung des Landes in zwei ge-
sonderte Wahlbezirke (obere und untere Landschaft) einwilligen zu dürfen,
ohne gegen die Interessen und die vorherrschende Stimmung der Be-
völkerung des oberen Landesteiles zu verstoßen. Wollte aber hieraus
der Grundsatz abgeleitet werden, als hätten dann fernerhin dic Abge-
ordneten hauptsächlich nur das Interesse ihrer Wahlbezirke, oder gar nur
das , ihrer Heimatgemeinde im Landtage zü vertreten, so wäre diese
Folgerung eine ganz irrtümliche und dein Sinne der Vcrsnssung wider-
sprechend, was ich in diesem Berichte besonders zu betonen nicht unter-
lassen kann.
Das Fürstentum Liechtenstein soll auch künftighin nach Z 1 „ein
in der Vereinigung seiner beidcn Landschaften Vaduz und Schcllenbcrg
unteilbares und unveräußerliches Ganze bleiben. Von diesem Gesichts-
punkte aus betrachtet, würde dic „Opportuni tä t" der beantragten Ab-
ände rung des fraglichen Wahlgesetzes erst durch den Beweis, daß der
eine oder andere Landestcil durch unrechtlichc oder einseitige Landtags-
beschlüsse benachtcilgct worden wäre, dargetan werden, welchen Beweis
zu führen den . untcrlündischen Antragstellern zukommen würde. Wenn
nun aber die oberländischen Kommissionsinitglieder von einer solchen
'Beweisführung absehen und dessenungeachtet in eine entsprechende Ab-
änderung des Wnhlmodus einwilligen, so geschieht dies aus andern
Gründen: es ist die von ihnen gewonnene Ueberzeugung von dein seit
Jahresfrist eingeschlichcncn Mißtrauen uud von dein Mißbehagen bei dem
schwächer vertretenen untern Landesteile, welcher seine speziellen Interessen
durch eine festgestellte Anzahl selbst gewählter Vertreter, besser gewahrt
zu wissen glaubt,
„Bei der komissionellcn Feststellung des Modus sür dic künftigen.
Lnudtngsivnhlcn wurde nn zwei ganz getrennten Wahlbezirken scstge-
halten, so daß nach dcr schließlichen Vereinbarung im oberen Wahl-
bezirke 100 Wahlmänner dcr obern Landschaft 7 Abgeordnete und 3 Er -
satzmänner wählen würden, und ebenso würden 60 Wahlmänner der
— 37 —
untern Landschaft zusammentreten, um aus der unlcrlttndischcn Bcvöl .
kcrung 5 Abgeordnete und 2 Ersatzmänner zu mähten.
Vom Fürsten sollen ivie bisher 3 weitere Landtagsmitglieder er-
nannt werden, um die Zah l IS zu erfüllen.
Nach der ober- und untcrländischen Bevolkerungszahl (5020:3069)
würde es für den oberen Wahlbezirk 7 Vertreter treffen, wenn dein
unteren 5 zuerkannt werden.
E in Vorschlag (des Abgeordneten Kind) sür direkte Wahlen wurde
abgelehnt. Auch eine andere Ansicht die Lnndcsvertreter auf die Psarr-
gemeinden zu verteilen und dieselben durch Gemeindewahlen zu bestim-
men, wurde ebenso entschieden von den obcrlündischen Mitgliedern ab-
gelehnt und zwar eingedenk des Grundsatzes, das; die tüchtigsten und
äh igsten Männer als Repräsentanten des L a n d e s — und nicht als Ge-
smeindevcrtreter—in die Wahl kommen sollen, ohne Rücksicht, in welcher
Gemeinde sie gesunden werden,"
Vom Jahre 1877 ist noch zu berichten, daß L a n d r i c h t e r
K e ß l e r , w e l c h e r von 1863 bis 1875 dem Landtage ununter-
brochen als eifriges Mitglied angehörte und durch umfassende.
Kenntnisse aus juridischem und volkswirtschaftlichem Gebiete
dem 'Lande hervorragende Dienste geleistet hatte, im Sommer
1877 anläßlich seiner Ernennung zum Bürgermeister vvn
Sigmnringen. seine Richterstelle niederlegte, -)
Ordentlicher Landtag vom 8. Juni bis 1». Juli 1878.
Die ans Gruud der abgeänderten, Wahlordnung voll-
zogenen Landtagswahlen und landcsfürstlichen Ernennungen
ergaben folgende Zlisammensetzuug des Landtages: Johann
Georg Vogt und Franz Wolf inger , von Balzers ; Wendelin
E r n i und Joses Walser von Triesen; Johann Schlegel vvn
1) Landrichter Marcus Keßler stammte aus Hohenzollcrn und wurde
in Trillfingen am 15, Mürz 1823 geboren, Dic Gnmnasialstudien machte
er in Sigmaringcn, um dann in München und Heidelberg .Ins zu stu-
dieren. I m Jahre 1851 knin er nach Vaduz, wo er zunächst als „Amts-
schreiber", dann als Adjunkt und endlich als Landrichter angestellt
wnrde. Vom Jahre 1877 bis 1880 bekleidete er die Stelle deS Bürger-
meisters in Sigmaringen, wo er am 19, Dezember 1880 starb,
2) Nach dem Wegzuge Keßlers besorgte der k, k, Ländesgerichtsrnt
Dr, Joses Neuner substitutionsweise während 6 Wochen den Gerichtsvor-
stnndsposten. M i t sürstl, Dekrete vorn 21, Oktober 1877 wurde alsdann,
dcr k, k, Auskultant bci dcm Kreisgerichtc in Fclokirch, Car l B l u m , defi-
nitiv zum Laudrichtcr'ernannt, als welcher er noch heute fungiert,
3
— 38 —
Triesenberg; Anton Ammann, Landestechniker Peter Rheinberger
und v r . Wilhelm Schlegel von Vaduz; Landcstierarzt Christof
Wanger vvn Schnan; Mar t in Oehri von Eschen ; Franz Josef
Kind von Bendern; Johann Mat t und Michael Kaiser von
Mauren ; Franz Josef Biedermann von Schellenberg; Sebastian
Heeb von Ruggell. -
I n das Lnndtagsbnreau wurden gewähl t : A l s Präsident
D r . Schlegel, als Vizepräsident Wnnger, als Sekre täre : Rhein-
berger und Oehri,
Die Haupttätigkeit des Landtages- i n diesen: Jahre be-
schränkte sich aus die Beratung und Beschlußfassung des neuen
L e h r e r g eh a l ts gesetz es. )̂
Das ueue Gesetz ist von h e r v o r r a g e n d e r B e d e u t -
ung , Die Bnrgchaltc der Lehrer werden erheblich erhöht uud
v v u n u n an g a n z a u f die L a n d e s k a s s e übernommen,
Provisoren erhalten nun 350 f l . an Bargehalt statt wie bisher
250—300 f l , , definitiv angestellte Lehrer 500 st. statt 350—400 f l .
Die definitiveil Lehrer haben zudem Anspruch auf 3 Dezennnl-
zulageu von je 10 o/o des Gehaltes. F ü r Wohnung und Heiz-
material hat dic Gemeinde aufzukommen, ebenso sür den O r -
ganistengehalt.
Bisher leistete das Land zu den Barbezügen der Lehrer
wohl Beiträge durch Ueberweisung der Zinsen von, landschäftl.
Schulfonde im Betrage von jährlichen zirka 1400 f l . und durch
vom Landtage gewährte Teuerungszulagen.^ I n der Haupt-
sache hatten jedoch die Gemeinden die Bargehnlte zn bestreiten.
D a an Gemeindeschulsonden sozusagen nichts vorhanden war,
mußten die Gemeinden alljährlich durch Stcuerumlagen das
Erfordernis decken. E r w ä g t man nun die besonders in den
Rheingemeinden sast übermäßige Inanspruchnahme des Grund-
steuerkapitalcs und andererseits die infolge der Zollgeldcr-
Einnahmen verbesserten Landcsfinanzen so muß die den Ge-
meinden gebotene Entlastung als eine durch die Umstände
gebotene Rücksichtnahme und als eine begrüßenswerte Besserung
betrachtet werden. Mangelhaft in dem Gesetze sind wohl die
im § 14 gemachten Bestimmungen über die Einbeziehung der
>) L. G. B . Nr. 8. 1878. Gcscg vom 29. VII . 1878.
y Vergleiche Jahrbuch 1. S . 185, 1ö0 uud 170.
— 39 —
Zinsen von Gemeindeschulstiftungskapitalien in die Landeskasse.
W i r werden später auf diesen Punkt, der Anlaß,zu verschiedenen
Beschwerden bot, zurückkommen.
Auf dem Gebiete.des Schulwesens fand noch eine zweite
Regierungsvorlage, welche den Lehrangestellten die B e a u f -
s i c h t i g u n g der S c h u l j u g e n d a u ß e r h a l b de r S c h u l e
überbindct, die Annahme des Landtages. ') Zugleich erließ die
Regierung im Einvernehmen mit dem Landesschulrate eine
Verordnung über den o b l i g a to r isch e n B esu chd es G o ttes-
d iens te s d u r c h die S c h u l j u g e n d und ü b e r die P f l i c h t
der L e h r e r z u r B e a u f s i c h t i g u n g d e r s e l b e n i n der
K i r c h e . - )
Z u r Behebung verschiedener Mißstände, die sich im Ge-
meindehaushalte eingeschlichen hatten, wurde vom Landtage
eine Regierungsvorlage, welche im Nachhange zu dem Gemeinde-
gesetze vom 24. M a i 1864 )̂ d ie r e c h t z e i t i g e E i n H e b u n g
u n d E i n t r e i b u n g der G em e i n den m l a g en bezweckt,
angenommen. )̂ Z n dieses Gesetz ist auch die Bestimmung auf-
genommen, daß die von der Gemeindevertretung beschlossenen
Umlagen der Genehmigung des Landesausschusses bedürfen.
Die Beobachtung, daß die mit großem Kostenaufwand
durchgeführte und von günstigem Erfolg begleitete Entwässer-
ung des Binnenlandes )̂ wieder ihrem Verfalle entgegengehe,
veranlaßte die Regierung, genaue Maßregeln über die B e a u f -
s i c h t i g u n g u n d I n s t a n d h a l t u n g de r E n t w ä s s e r -
u n g s g r ä b e n anzuordnen. 6) Es wird den Gemeinden auf-
getragen, jährlich im September im Beisein des fstl. Lnndes-
technikers kommissionell. jene Entwässerungsgräben auszumit-
teln, welche geräumt und in Stand gesetzt werden sollen. Die
auflaufenden Kosten sind in der Regel auf das Entwässerungs-
gebiet jeder einzelueu Gemeinde nach dem Flächenmaße der
Parzellen Hinzulegen und von den betreffenden Grundeigen-
tümern einznheben.
l) L . G . B . Nr. 7. 1878. Gesetz vom 30. VII . 1878. .
)̂ L . G. B . Nr. 11. Verordnung vom 3. I X . 1878.
Vergleiche Jahrbuch 1 S . 101 ff.
)̂ L. G . B . . Nr. ö. 1878. Gesetz vom 29. VII . 1878.
") Nergl. Jahrbuch I. Seite 94.
») L. G . B . Nr. 12. 1878. Verordn, v. 28. X . 1878.
40 —
V o n andern Verordnungen, welche die Regierung in die-
sem Jahre erließ, seieu noch folgende genannt:
Z u r Erleichterung dcr Entrichtung der Stempelnbgaben
wurden an Stelle der bisher üblichen Stempelbögen die S t ein-
st e l m a r k e n e i n g e f ü h r t , Vorläuf ig gelangten nur vier
Kategorieu von Stempelmarken zur Ausgabe: Z u 5 K r , , 25
Kr , , 1 f l , und 2 f l , 2) I m Jahre 1888 wurden noch weitere
sechs Kategorien solcher Marken: 10 Kr , , 20 Kr , , 30 Kr„
50 Kr , , 5 f l , und 10 f l , ausgegeben, )̂
Zwei andere Verordnungen betreffen die A u s ü b u n g
des V i e h sch n i t t e s , 4) die nun an die behördliche Konzession
gebunden wird, und den F l e i s c h v er kauf inbezng auf
welchen die Bestimmungen der Polizeiordnung vom 14, Sep-
tember 1843 republiziert werden. Der Verkauf von Fleisch
wird nur den konzessionierten Metzgern des Inlandes zuge-
standen, und der Winkelverkauf bei Strafe verbvten. Doch
dürfen Private des Inlandes von selbst geschlachtetem, bei vor-
ausgegangener Fleischbeschau gesund besundencm Hornvieh
Fleisch teilweise an andere überlassen. Die konzessionierten
Metzger haben sich über den Gesundheitszustand der Tiere,
von denen das Fleisch herrührt , mit einem Gesundheitsscheine
von Seite des Vorstehers oder bestellten Fleischbeschauers aus-
zuweisen. Bei Notschlachtungen wird die Fleischbeschau durch
einen Tierarzt strenge vorgeschrieben.
Ordentlicher Landtag vom 1 » . Mai bis
1«. Juli 187«.
A n Stelle des verstorbenen Abgeordneten Johann Georg
Vogt vvn Balzers trat der erste Ersatzmann Josef Tschetter
von Schnan in den Landtag ein. Das Landtagsbnreau wurde
in gleicher Weise, wie im Vorjahre, bestellt.
V o n der Tätigkeit des Landtages ist in erster Linie die
Beratung einer G e s e t z e s n o v e l l e , welche die A b ä n d e r -
y L, G, B , Nr, 9, 1878, Vorordn, v, 10, VIII , 1878,
)̂ L, G, B , Nr, 13, 1878, Verordnung vom 22, XI I , 1887,
") L, G, B , Nr. 2, 1888, Verordnung vom 2S, VIII , 1888,
)̂ L. G. B . Nr. 4. 1878. Verordnung vom 23. IV. 1878.
") L. G. B . Nr. 5. 1878. Verordnung vom 9. VI I . 1878.
— 41 —
u n g e i n i g e r Punk- te des S t e u e r g e s e t z e s v o m 20.
O k t o b e r 18 6 5 )̂ bezweckt, zu nennen. Dcr von dcr Regier-
ung eingebrachte Entwurf wurde mit einigen unwesentlichen
Aenderungen in der Sitzung vom 10. J u l i 1879 vom Landtage
angenommen. 2) Das Gesetz w i l l verschiedenen Mängeln , die
sich inbezug auf. die G e b ä u d e s t e u e r u n d G e w e r b e -
steuer herausgestellt hatten, abhelfen. Die §§ 26 und 27
des Steuergesetzes vom 20. Oktober 1865 bestimmten als Grund-
lage der Wohngebäude-Einschätzung die Auzahl der vorhan-
denen Zimmer nnd Schlafkammern, wobei sich die Klassifika-
tion nach der Lage, Größe und Bauart der Gebäude zu richten
hatte. Das Alter und der bauliche Zustand kamen nicht in
Betracht. I n dem neueu Gesetze hat sür die Einschätzung der
Wohngebände das kubische M a ß mit 4 Wcrtklassen als Grund-
lage zu dienen. F ü r die Einschätzung in die Wertklassen sind
die Lage, Bauart, das Alter und der bauliche Zustand be-
stimmend. Nebengebäude, zu welchen Stallungen, Schupfen,
Scheuern, Torkel und Sennereien zn rechnen sind, werden nur
nach dem Flächeninhalte, den sie einnehmen, und dem fü r
Hausbündten ausgemitteltcn Katasterwerte zur Steuer heran-
gezogen. Aus Anregung der vorberatendcn Kommission wurde
auch eiue neue Bestimmung in das Gesetz aufgenommen, wo-
nach neue Wohngebäude durch 4 Jahre — vom Zeitpunkte
der Ausfertigung des Baukonsenses an gerechnet — Steuer-
freiheit geuießen.
Die G e w e r b e s t e u e r wird in dem neuen Gesetz mit
Rücksicht auf dic entstandenen Fabriken nnd speziell auf die
Textilindustrie etwas erhöht, )̂ bleibt aber immer uoch in sehr
müßigen Grenzen. Eine tiefer greifende Reform' auf diesem
letzteren Gebiete kam erst später zu Stande. W i r werden
seiner Zeit bei Besprechung der Tätigkeit des Landtages in den
Jahren 1887 und 1898 darauf zurückkommen.
i) Bergl. Jahrbuch I. S. 119 ff.
- L. G. B . Nr. 1. 1879. Ges. v. IS. VIII^ 1879.
Fü r jeden aufgestellten und durch den größeren Tei l des Jahres
in Gang gehaltenen Webstnhl wird eine Steuer vvn 1 f l . festgesetzt. Nach
den Bcstiininnngeu des Steucrgesetzcs vom 20. Oktober 136S galt als
höchste Gewerbesteuer für eine Fabrik der sehr niedrige Betrag von 6t) f l .
— 42 —
Ans der Debatte, welche bei Beratung des geschilderten
Gesetzes im Landtage stattfand, sind die Aeußerungen des Ab-
geordneten Rheinberger über die Gebäudesteuer erwähnenswert .
Sie richten sich speziell gegen die im Gesetze vorgesehene Grund-
lage fü r die Gcbäudcsteüer. Nach seiner Ansicht könne mit
den. der vier angeführten Wertklassen, und mit Zugrundeleg-
ung des kubischen Inhaltes der Wohngebäude unmöglich ein
genügend richtiges Wer tmaß gefuuden werden. E s . seien zu
wenig Klassen und diese selbst wieder teilweise zu hoch und
in nnrichtiger Abstufung. Dem gegenüber verteidigte der Re-
gierungskominissär die in: Gesetzentwürfe ausgestellte Klassen-
skata als die richtige. Dieselbe sei sorgfältig geprüft worden
uud stimme in befriedigender Weise mit der vvn Sachver-
ständigen vorgenommenen Oknlarschätzung der ciuzelueu Ob-
jekte. Die große Mehrheit des Landtages stimmte den Re-
gierungsanschauungen zu. Das Gesetz murde alsdann nach
dem Vorschlage der Kommission mit 12 gegen, 3 Stimmen
angenommen.
I n Angelegenheiten der Zivilrechtspslcge brachte dic Re-
gierung eine Gcsetzesvorlage ein, welche bezweckt, auch, be i
u n s d a s . ö s t e r r e i c h i s c h e Gesetz v v m 16. M a i 1 8 7 4 ,
R , G . B l . N r . 69, be t r . die A b ä n d e r u n g e i n i g e r B e -
s t i m m u n g e n des m ü n d l i c h e n , des s c h r i f t l i c h e n n n d
des summar i schen V e r f a h r e n s i n Z i v i l r e c h t s s t r e i t i g -
k e i t c n c i n z n s ü h r e n . Die Vorlage wurde vom Landtage
in der Schlußsitzung .angenommen, i) Das österreichische al l -
gemeine bürgerliche Gesetzbuch vvm Jahre 1811 und die österr.
allgemeine Gerichtsordnung von 1781 hatten der Hauptsache
nach bei uns bereits schon im Jahre 1812 Eingang gefunden.-)
Seither wurden die Einrichtungen der Rechtspflege in unserm
Lande tunlichst in Uebereinstimmung mit den österreichischen
Einrichtungen gehalten.
F ü r die durch eine g r v ß e U e b crs chw c m m n n g v e r -
u n g l ü c k t e S t a d t S zeg ed i n in Ungarn bewilligte dcr Land-
tag eine Liebesgabe von 560 f l . . .
>) L. G . B . Nr. 2. 1879. Ges. v. 15. VIII . 1879.
y Laut sürstl. Resolution vom 18. II. 1812. . ~ -
^ . ' ,
— 43 —
Auf Antrag der Regierung, welche von mehreren, Orts-
vorstnudeu darum ersucht worden war, beschloß der Landtag
künstig die Unterhaltung der R h e i n b r ü c k e n - B e d i e l n n g
auf die Landeskasse zu übernehmen.
Ordentlicher Landtag vom 1-5. Mai bis
21. Angnst 188« .
Der Landtag, der das Bureau in nämlicher Zusammen-
setzung wie im Vorjahre wiederbcstellte, beschäftigte sich in die-
ser Landtagssession fast ausschließlich mit finanziellen Fragen.
I n erster Linie handelte es sich nm finanzielle Unterstützung
dcr R h e i n b a u t e n von Seite des Landes. Der Landtag be-
willigte znr Erhöhung uud Verstärkung der Rhcindämme einen
Lnndesbeitrag vvn 7000 f l . Es wurde dabei die Bedingung
gemacht, daß die Arbeiten im Versteigernngswege an möglichst
kleine Parteien hintanzugeben seien, um eine größere,Beteiligung
der arbeitsuchenden Bevölkerung zu ermöglichen. Anch in den
Vorjahren hotte der Landtag wiederhott Kredite von 2000
bis 3900 f l . für Rheindmnmbanten bewilligt. Wie ich einer
Zusammenstelluug des damaligen Landestechnikers Rheinberger
entnehme, betrugeil die Gesnmtanstageu sür Rheinbanzwecke
vom Jahre 1856 bis Ende 1879 (in 24 Jahren) bereits über
eine M i l l i o n Gulden.
Die Zusammeustelluug ergibt folgendes B i l d :
I m Gc-
mcinde-
Bezirk
Wuhr- u. Dniumkaslen, gcrrag. v.
Ä
Gesauitkvstcu pcr
Läiigcmutr., gctr. v.
dcr
Gcinciudc d. Lnudc Z u s n m m . der Gc- dcm Lande s°MM'N
st- kr. kr. fl- kr. fl- kr. fl- kr. fl- kr.
Balzers .
Tricse» .
Vaduz. .
Schaau .
Eschcu. .
Gamprin .
Nuagell .
l42,673
90,857
115,096
169,623
63,186
73,796
121,964
41
33
87
91
01
17
87
56,936
63,605
54,156
70,407
29,834
40,432
51,068
36
03
60
04
31
06
84
199,609
154,462
169,253
240.030
93,320
114,228
173,033
77
36
47
95
32
23
71
5257
4308
3388
4625
1968
3006
4008
27
21
33
36
32
24
30
14
09
97
67
25
54
43
10
15
15
15
15
13
12
84
66
98
22
16
45
73
37
36
49
51
47
37
43
98
75
95
89
41
99
16
Z u s a u n u . 777,498 57 366,440 24 1143938 81 26,560 29 27 13 79 43 06
Ungefähr die Hälfte von diesem eine M i l l i o n Gulden über-
steigenden Aufwandc kam auf die Jahre 1856 bis 1872 fü r
— 44 —
Korrektions-Grundbnuten. Dic sieben folgenden Jahre (1873
bis 1879) verschlangen ebensoviel. I m Jahre 1872 murde näm-
lich am schweizerischen User die Erstellung der Hochmnhre mit
einer Hast betrieben, melche nnser Land in die größte Gesahr
versetzte, Dic Wuhre hatten vvn nun an zugleich auch die Stelle
der Hinterdämme zu vertreten. Das F lußprvf i l ivurde dadurch
bedeutend verengt, was eine Aufstnnuug der Wassermasse im
Rheinbette zur Folge hatte,
Beknuntlich hatten, wie wir früher ausführlich mitteilten ') ,
die von Seite unserer Regierung eingelegten Proteste gegen
das einseitige uud mit dein vertraglich fcstgclegtcn Doppelsluß-
susteme im Widerspruch stehende Vorgehen der Schweiz keinen
Erfo lg gehabt. E s blieb uns also nichts andcrcs übrig, als
uns vorerst auf die Dämme zu stützen uud dieselben rasch zn
erhöhen, zugleich aber auch nach Maßgabe der Umstände und
verfügbaren Mit te l auch Hochwuhre zu erstellen. Das Letztere
konnte aber bei unsern beschränkten finanziellen Mit teln nnr
allmählich und langsam geschehen, während Misere schweizerischen
Nnchbaren — vom Kantone nnd vom Bunde reichlich unter-
stützt — im raschen Tempo ihre Hochwuhre nusbauteu. Die
Zurückhnttuug, zu der wir gezwungen waren, hatte das Gute,
daß bei unserem langsameren Borgehen zwischen Wuhr und Damm
sich bedeutende Hinterlandungen bildeten und dadurch den spätern
Hochwuhren einen kräftigen Rücken und Grundkörper verliehen.
Unter den Beitrügen, welche die Landesknssc zu den vben-
genannten Rheinbauauslagen im Gesamtbeträge von 366,449 f l .
leisteten, ist auch das vom Lnndcssürsten in großmütiger Weise
dem Lande gewährte unverzinsliche, in 29 Jahresraten rück-
zahlbare Darlehen vvn 175,000 f l . vom Jahre 1872 2) inbe-
griffen. Die enormen Leistungen von Seite der Rheingeineindeii
im Betrage von 777,498 f l . wurden zumeist von Jahr zu Jahr
auf die Grundsteuer umgelegt und führten — besonders in den
Jahren 1870 bis 1879 — zu ganz exorbitanten Belastungen
der Grundeigentümer. Trotz der großen Auflagen waren die
Gemeinden aber immer noch gezwungen, einen T e i l durch A n -
lehen zn decken.
Bergt. Jahrbuch I, S . 131 ff.
2) Bergt. Jahrbuch 1, S . 173.
— 45 —
Durch die neuen Bestimmungen des Gesetzes vom 16.
September 1875 betreffend die Rheinbauten mar in dieser H i n -
sicht vorgesorgt morden. Be i allzugroßer Belastung konnten
nämlich die Gemeinden unter Beigabe eines Tilgungsplanes
mn Gewährung von Anlehen aus der Landeskasse ansuchen
und im- Wege der Regierung die Zustimmung des Land-
tages erwirken. Das Land übernahm alsdann die Verzinsung
dieser Anlehen, welche von den Gemeinden in 30 Jahresraten
— mitunter auch in . 15 Jahresraten — zurückzuzahlen waren.
Derartige W u h r b a u a n l e h en wurden bis Ende 1879
gemacht:
V o n der Gemeinde Balzers . . 3,380 f l .
„ „ ° . „ Triefen . 3,500 f l .
« „ „ „ Vaduz . . 12,000 f l .
„ „ „ Schaan . . 24,630 f l .
„ „ „ Eschen . . 3,000 f l .
^Gampr in . . 14,768 f l .
„ „ „ Ruggell . 40,800 f l .
S u m m a .102,078 f l .
Das gegebene finanzielle B i l d läßt deutlich erkennen, daß
die Rheingemeinden in den 70ger Jahren sich tatsächlich über-
anstrengen mußten. Das Land.half freilich mit, so gut es konnte,
aber mußte sich mit Rücksicht auf die sonst fü r den Staatshaus-
halt nötigen Ausgaben Beschränkung auferlegen, zumal ja auch
das. unverzinsliche Darlehen in 20 jährlichen Raten von 8750 sl.
an die fürstl . Majorats-Hauptkasse zurückzuzahlen war.
Dazu kam, daß sich die Eriverbsverhältnisse gegenüber
mehreren Vorjahren im allgemeinen etwas ungünstiger ge-
staltet hatten. Es war daher begreiflich, daß sich angesichts der
gemachten und noch in Aussicht stehenden Anstrengungen der
Gemeinden eine gedrückte St immung bemächtigte, die auch in
einer Petition mehrerer Rheingemeinden um Beschaffung von
Hilfsquellen zur Erleichterung der Gemeindewuhrlasten zum
Ausdrucke kam. Der Landtag konnte jedoch den, Gesuche keine
direkte Folge geben und wegen der Finanzlage der Landeskasse
über die bisherigen Leistungen nicht hinausgehen. Der betref-
fende Kommissionsbericht, welcher die Petition behandelt, mag als
B i l d dcr damaligen Auffassungen in dieser Sache hier Platz finden:
— 46 —
„Durch die vorliegende P e t i t i o n fand die Konnniss ion mit Be-
dauern eine ihr schon bekannte Tatsache bes tä t ige t . Die sehr gedrückte Lage
der finanziellen nnd ökonomischen Z u s t ä n d e bei unserer Landbevölkerung
kann leider nicht in Abrede gestellt werden. Auch die Ursachen, welche
größtenteils diese traurigen Verhältnisse herbeigesührt haben, werden er-
kannt. E s sind weniger die Mißjahre zu beklagen, als die herrschende,
allgemeine Nerdienstlosigkeit, Die Verdicnstauellen, aus welchen unsere
crwerbsamcn männlichen Arbeiter im Auslande in reichlichem Maße seit
langen Jahren zu schöpfen gewohnt waren, fließen nur mehr spärlich,
und im Jnlnnde selbst sind dieselben bis aus die zwei noch im Betriebe
stehenden Fabriken fast ganz versiegt. Bei dem Verdienste, den dic Rhcin-
bautcn in den fiebcnzigcr Jahren oft reichlich gewährten, zehrten wir nn
unserem eigenen Fette, Die" schlimmen Nachwehen, namentlich dic Rück-
zahlungen der Anlchensratcn ohne Gelderwerb, mußten voraussichtlich,
folgen. Damit ist in nllcr Kürzc die Kalamität bezeichnet, welche die Rhein-
gemeinden gegenwärtig so schwer drückt und leider auch bei geseg-
neten Jahren immer mehr drücken wird, wenn es sich mit dein Erwerbe
neben dcr Laiwwirtschnst nicht bessert. Selbstverständlich ist nnd bleibt
es, ohnc Mnhnuug, Pf l ich t des Landtages sowohl als auch der Regierung,
auch über das finanzielle Gebahren dcr einzelnen Gemeinden zu wachen,
ihnen ihre Lage mit allen zn Gebote stehenden Mitteln zu erleichtern und
ihre ökonomische Entwicktung zu sördcrn. Deshalb muß es auch dem
Landtage nm Herzen liegen, Hilfsquellen aufzusuchen, um den gesamten
Steuerträgern ihre Verbindlichkeiten zu erleichtern. So sind beispielsweise
die'Bcsoloungen der Elementnrschullehrer und -Lehrerinnen seit zwei
Jahren in den Gemeindebndgct gestrichen und werden dieselben aus der
Landesknssa bestritten. Ferner repräsentieren die ans dcr Landcskassa ge-
flossenen Rhcinbnubeiträgc und jährlichen Darlehensverzinsungcn ganz
beträchtliche Summen und wurden Heuer wieder 7000 f l , aus dem
Landcsfonde zu Dammbnuzwecken beantragt.
E s ist auch nicht die Staatsgrundstcucr von nur eiuem Kreuzer per
Steucrguldcn, welche die Steuerträger so besonders schwer drückt, sondern
es sind dic Gemeindesteuer», welche mit den Wuhrumlngcn oft das Z c h n -
bis Bierzchufachc ausmachen, dann die Gemeinderückständc, welche man
aus eine bedenkliche Art anwachsen ließ und zwar oft aus übet ver-
standener Schonung bei nachläss igen aber zahlungsfähigen Rückständlern,
Dic Kommiss ion hat sich zwar bemüht, Mit te l nnd Wege aus-
. sindig zu machen, um eine Ermäßigung der Steuern herbeizusühren,
allein — zum Leidwesen aller Mitglieder — ohne Erfolg, Dic Finanz-
kommission findet sich nicht befugt, zu beantragen, daß das Land den
petitionierenden Rhcingemeinden nebst den schon geschenkten Zinsen auch
noch die aus der Sparknssn vcrnbsolgten Vorschüsse bezahlen wolle, wozu
ohnehin die erforderliche Barschast fehlen würde. Somit ist guter Rat
teuer, was die Petenten wohl selbst fühlen mochten.
Die laufenden Ausgaben des Landes pro 1881 könnten wohl mit
Nachlaß' der Grundsteuer' bcstritten werden, was aber aus Billigkeits-'
— 47, —
rücksichten auch zur Erlassung anderer Steuern stihren müßte. Dic Finanz-
kommission glaubt jedoch, daß es der Sparkassa möglich gemacht wer-
den dürste, einzelneu bedrängten Gemeinden und Bürgern, welche ihre
Steuern, nicht vol l aufzubringen imstande sein werden, durch Vorschüsse
oder Darlehen unter die Arme zu greisen."
Der Landtag beschloß ini Sinne des Konimissionsbe-
richtes diese Angelegenheit dem Landesausschusse zur Veran-
lassung der später notwendig erscheinenden Schritte zu überweisen.
V o n den übrigen Beschlüssen, welche der Landtag in der
Sitzungsperiode vvm Jahre 1880 faßte, seien noch folgende
erwähnt.
Die voil der fürstlichen Regierung als notwendig er-
kannte Aufstellung e i n e s d r i t t e n L a n d w e i b e l p o s t e n s
wurde vom Landtage genehmigt.
Der Gemeinde T r i e s e n b e r g bewilligte der Landtag
zur Berichtigung dcr Bodeneinlösungskosten fü r die in Angriff
genommene S i l u m e r s t r a ß e einen Landesbeitrag von 150 f l .
D i e P e t i t i o n d e s F a b r i k b e s i t z e r s C. J e n n y
in Triesen, welcher mit Bezugnahme ans die im Vorfahre be-
schlossenen Abänderungen des Gewerbesteuergesetzes um E r -
mäßigung der Gewerbesteuer einkam, wurde abschlägig beschie-
, den. I m betreffenden Kvmmissionsberichte wird dargetan, daß
das große Etablissement in Triesen bis zum Vorjahre nur
mit 60 f l . Gewerbesteuer belastet war. Diese Besteuerung sei
im Verhäl tn is zu den Umlagen auf andere Gewerbe eine viel
zu niedrige gewesen, und habe dazu geführt, daß im Vorjahre
gesetzlich pro Jahr und Webstuhl 1 f l . Steuer festgesetzt wurde.
Das ' mache nach der mittlerweile erfolgten Erweiterung der
Fabrik allerdings das Vielfache gegen früher aus. Immerhin
sei die jetzige Steuer von 1 f l . nicht zu hoch gegriffen, da nach
- genauen Erhebungen in Vorarlberg pro 1879 sür den Web-
stuhl 2 sl. 47 an Erwerbs- . nnd Einkommensteuer erhoben
worden sei. Ferner werden bei uns größere Stickstühle mit
5 f l . uud eine gewöhnliche Näherin mit 1 f l . besteuert. Das
Gesuch sei daher abzulehueu.
Das von der Regierung zur Vorlage gebrachte T a g -
g e l d e r r e g u l a t i v sür die Landtagsabgeordneten, Lcmdcs-
-. augestellten und. Mitglieder., der -verschiedenen Landeskommis- -
— 48 —
sionen wird vow Landtage angenommen.') Dic Taggelder
bewegen sich in der bescheidenen Höhe von 2 bis 4 sl.
Ordentlicher Landtag vom SS. M a i bis
1V. Juli 1881.
I n dieser Sitzungsperiode beschäftigte sich der Landtag
hauptsächlich mit der Beratung und Beschlußfassung über die
von der Regierung vorgelegte S t r a f p r v z eß n o v e l l e .
Der Landtag hatte schon im Jahre 1874 auf Antrag des
Abgeordneten D r . Rudolf Schädler das Ersuchen an die Re-
gierung gestellt, einen Gesetzentwurf über E inführung des
öffentlichen und mündlichen Strafverfahrens vorzubereiten.
Die Regierung kam auch dem Wunsche des Landtages später
entgegen und brachte im Jahre 1880 einen Entwurf ein. Der-
selbe wurde kommissionell wiederholt beraten und in mancher
Beziehung einer Abänderung bedürftig befunden. Die Schwie-
rigkeit des Gegenstandes nnd besonders auch die Rücksichten,
welche aus die eigenartigen Verhältnisse unseres kleinen Staats-
wesens zu nehmen waren, veranlaßten den Landtag, die Be-
schlußfassung auf das J ah r 1881 zu verschieben. Inzwischen
wurde der Landesnusschuß beauftragt, weitere Beratungen zu
pflegen und Urteile von Fachmännern einzuholen. Das Re-
sultat war, daß der Entwurf eine Reihe von belangreichen
Abänderungen erhielt und nun in dieser F o r m in der Sitzung,
vvm 16. J u l i 1881 vom Landtage angenommen wurde. 2)
Das neue Gesetz bezweckt, an Stelle des bisher bei uns
giltigen geheimen uud inquisitorischen Strafverfahrens das
öffentliche und mündliche Verfahren einzuführen, und jene Be-
stimmungen, welche dic Sicherheit der Rechtsprechung und die
Freiheit des Bürge r s zu gefährden geeignet schienen, zu beseitigen.
Z u diesem Zwecke werden eine Reihe von Paragraphen des
in Liechtenstein rezipierten österreichischen Strafgesetzbuches vom
3. September 1803 .und Artikel III der anläßlich der Rezipierung
des österreichischen Strafgesetzes vom Jahre 1852 erflossenen
Einführungsverordnung vom 7. November 1859 aufgehoben
und durch neue Vorschriften ersetzt. Dos Untersuchungsver-
') L . G . B . Ztr. 3. 1880. Ges. v. 24. I X . 1880.
L. G . B . Nr. 1. 1881. Ges. v. 24. VIII. 1881.
— 49
fahren bei Verbrechen hat durch den Untersuchungsrichter un-
ter Zuzug zweier Gerichtszeugen und eines beeideten Proto-
kollführers vor sich zu gehen. Die Verhängnng der Kr imina l -
Haft ist wohl allein von dem Beschlusse des Landrichters abhängig,
aber es steht dem Beschuldigten, der entsprechend zu belehren ist,
die Beschwerde an das Obergericht offen. .Erfolgt die Haft wegen
Gefahr der Kollusion (Verabredung u. dgl.), so darf sie nicht über
2 eventuell 3 Monate dauern. Dadurch wird einer Verschlepp-
ung der Untersuchung auf Kosten der Freiheit des Beschul-
digten in wirksamer Weise entgegengetreten. I m Schlußver-
fahren bei Verbrechensfällen, welches öffentlich nnd mündlich
stattfindet, entscheidet der aus 3 geprüften rechtskundigen Richtern
und 2 beeidigten Laienrichtern (Schöffen) zusammengesetzte Ge-
richtshof. Die 2 Laienrichter werden aus den durch den Land-
tag auf die Dauer von 3 Jahren gewählten 6 Schöffen von
F a l l zu F a l l ausgelost, und haben gleich den übrigen 3 ge-
prüften Richtern ein entscheidendes Stimmrecht. Dem Beschul-
digten steht ein Verteidiger zu Recht.
Aus diesen mitgeteilten Hauptbestimmungen ist der Fort-
schritt gegenüber dem bisherigen geheimen und inquisitorischen
Verfahren ersichtlich. M i t der neuen S t ra fprozeßordnung ist
das altdeutsche Schöffeninstitut — freilich nur im beschränkten
Umfange — in einer unseren Verhältnissen angepaßten und
zeitgemäßen Weise wieder in's Leben gerufen ivorden. )̂
>) Seit Anfang des 19. Jahrhunderts begann man, wie schon oben
S. 42 erwähnt, die Einrichtungen unserer Justizpflege tunlichst mit den
Österreich. Einrichtungen in Einklang zu bringen. So wurde im Jahre
1809 (unter Landvogt Josef Schuppler) nach österr. Muster das Grund-
buch in Liechtenstein emgesühri und eine Konkursordnung erlassen, die
heute allerdings abündorungsbedürftig ist. Laut sürstl. Resolution vom
18. II. 1812 wurde die österreich. allgemeine Gerichtsordnung vo:n Jahre
1781, sowie das österr. allgemeine bürgerliche Gesetzbuch vom Jahre 1811
eingeführt und zwar letzteres mit Ausschluß der Erbsolgeordnung, welche
mit einigen Zusätzen erst mit sürstl. Verordnung vom 6. IV. 1846 rezi-
piert wurde. Nachdem durch kaiserliche Entschließung vom 9. X I I . 1817
das k. k. österr. Apvcllationsgericht in Innsbruck als oberste Instanz für
Rechtsangelegenheiten des Fürstentums konstituiert worden war, ergab
sich als naturgemäße Folge eine weitere Anpassung der liechtonst. Rechts-
pflege an die österr. Institutionen. Um in dieser Hinsicht nur das haupt-
sächlichste hervorzuheben, sei erwähnt, daß mit sürstl. Verordnung vom
— 50 —
Es sei hier nachträglich noch einiges über die fachmän-
nischen Urteile, dic der Landtag über die Strafprozeßnovelle
eingeholt hatte,, ermähnt, . Einige erklärten die Novelle als
eine Halbheit, richtiger wäre die E inführung einer vollständig
neuen, S t ra fprvzeßvrdnung. E i n von einem sonst. versierten
österreichischen Juristen erstattetes Gutachten gibt mit Rücksicht
auf die Schwierigkeiten, welche in den kleinen Verhältnissen
und beschränkten Mit teln eines kleinen Landes sich entgegen-
stellen, den Rat, die Justizverwaltung, wenigstens zum größ-
ten Teile, an einen befreundeten, benachbarten Staat zu über-
tragen. Es sei das —.na tür l ich unter Wahrung der eigenen
Justizhohcit — das richtige Radikalmittel nnd nicht unbekannt
in der Staatengeschichte, besonders nicht in der von Bundes-
staaten. Es sei auch unbedenklicher, als die Uebertragung der
Verwaltung eiues administrativen Zweiges an' einen sremden
Staat. Das letztere ist zweifellos richtig, aber ein Land, mag
es noch so klein sein, wird zur Wahrung seiner Selbständig-
keit stets dahin trachten, auch das wichtige Gebiet der Justiz,
so viel als nur immer möglich, wirklich selbst zu verwalte».
Dieser richtige Staudpunkt ist in dem neuen Gesetze glücklicher
Weise festgehalten worden.
Das kürzeste aber beste sachliche Reserat über die Novelle
gab uns D r . Neuner, damals Oberlandesgerichtsrat in Jnns -
16. X . 1819 die Einführung des österr. Ehestreitverfahrcns erfolgte und
daß die wesentlichen Bestimmungen'des österr. Sumnmrvcrfahrcns vom
Jahre 1845 mit sürstl. Verordnung vom 5. X I . 1857 und jene des österr.
Besitzstörungsverfahreus vom Jahre 1849 mit fürstl. Verordnung vom
1V. X I I . 1858 eingesührt wurden; ebenso wurde auch die allgemeine
Wechselordnung und das Verfahren in Wechselsachen vom Jahre 1850
mit sürstl. Verordnung vom 29. X I . 1858 rczipiert. Das österr. Strafgesetz-
buch vom Jahre 1852 .fand bei uns Aufnahme durch sürstl. Verordnung
vom 7. X I . 1859. Ueber die Einführung der neueren (seit Bestand
der Verfassung) die Justizpslcgc berührenden Gesetze, vergl. Jahrbuch I-
S . 116 (1865 Schuldentrieb), S . 118 (1865 Einführung des allgemeinen
deutschen Handelsgesetzbuches), S . 168 (1871 Trennung dcr Justizpslege
von dcr Administration) und obcn S. 42 dieser Darstellung (1879 E i n -
führung der österr. Zivilprozcßnovellc vom Jahre 1874). Ueber dic Ge-
schichte des früheren >vor dem 19, Jahrhundert bei uns vorhandenen
Gerichtswesens, das auf den? schwäbischen Lnndrcchte und den besonderen
Landsbräuchcn beruhte, behalte ich mir vor, in unserem Jahrbuche später
eine Abhandlung zu bringen.
— 51 —
brück. Derselbe war früher in Feldkirch angestellt und besorgte
' im Jahre 1877 nach dem Wegzuge des Landrichters Keßler
während sechs Wochen substitutionsweise unser.Landgericht. E r
sagt in seinem Gutachten, daß' das Gesetz den heutigeu Ver-
hältnissen mit Geschick angepaßt sei und allen billigen Anfor-
derungen entspreche, wenn man nun ciumal mit dem alten
Verfahren von 1803 nicht ganz habe brechen wollen. Wie er
das Ländchen und seine Verhaltnisse kenne, könne sich dasselbe
unmöglich den Luxus einer großstnntlichen, modernen St raf -
rechtspslege, mit Sta'atsanwalt und Geschwornen, gönnen —
eine derartige Einrichtung wäre fü r uns zu tener und in Anbetracht
der Mängel , die sich da und dort zeigen, nicht empfehlenswert.
Es liege daher im wohlverstandenen Interesse des Fürs ten tums,
statt eine neue St ra fprozeßordnung auf gänzlich geänderter
Grundlage zu schaffen, die bestehende tunlichst und zeitgemäß
zn verbesseru und dies geschehe durch das geplante Gesetz.
D r . Nenner empfiehlt dann mehrere wertvolle Ergänz-
ungen, die zumeist im Gesetze verwertet wurden. S o unter
anderein die gesetzliche Festlegung der Znlässigkeit der Beruf-
ung gegen die Haft an das Obergericht, die Beschränkung der
sogenannten Kollusionshnft auf 2 eventuell 3 Monate u. f. w.
Z u r Motivierung des ersteren Punktes, der im Gesetze auch
Aufnahme fand, äußert er: Die persönliche Freiheit müsse zu-
mal in einem Lande, das. sich einer so freisinnigen Verfassung
erfreue,' wie das Fürstentum Liechtenstein, unter allen U m -
ständen hochgehalten werden. Es könne also dieses kostbare
Gut nicht von einem endgiltigen Beschlusse des Landrichters,
der die Kriminalhaft zu, verhängen finde, allein abhängig ge-
macht bleiben, sondern es empfehle sich dringend die Zulässig-
keit der Beschwerde gegen die Haft an das Obergericht.
Anschließend an diese kurze Besprechung des umfangreichen
fachmännischen Gutachtens sei noch erwähnt, daß der Landtag
inbezug auf die Besetzung des-Richterkollegiums sich fü r 4 Schöffen
neben deu 3 rechtskundigen Richtern ausgesprochen hatte/ aber
bei der Regierung entschiedenen Widerstand fand, so daß die A n -
zahl der Schöffen im Sinne des Entwurfes auf 2 beschränkt blieb.
M i t der Schaffung der Strafprozeßnovelle war ein sehr
wichtiger Fortschritt auf dem Gebiete des Justizwesens zustande
— 52 —
gekommen. Andere zeitgemäße Verbesserungen auf diesem Ge-
biete folgten in den nächsten Jahren, uud werden später ge-
schildert werden.
E i n anderer Gesetzentwurf, welchen die Regierung über
die P e n s i o n i e r u n g der S t a a t s b e a m t e n vorlegte, ent-
sprach den damaligen Anschauungen der Landtagsmehrheit nicht,
so daß die Regierung es vorzog, vor der definitiven Abstimm-
ung die Gesetzesvorlage wieder zurückzunehmen. Die vorbe-
reitende Kommission, deren Mitglieder selbst geteilter Ansicht
waren, hatten sich zn folgendem Kompromißant rag geeinigt:
„Der Landtag wolle nur bedinguugsweise in die Beratung der
Regierungsvorlage eintreten, sofern nämlich gleichzeitig mit
dem Peusiousgcsetze, welches jedoch nur auf die gegenwärtig
Angestellten Anwendung habeu fol l , eine höchste Entschließung
erslicßt, welche anordnet, daß von nun an bei jeder stattfindenden
Besetzung landsch, Dienstposten die Feststellung der Gehalts-
bezüge des Anzustellenden dnrch einen bei der Regierung abzu-
schließenden Dienstvertrag zu geschehen habe, der rücksichtlich
des auf die Landeskasse entfallenden Gchaltsbeitrages auch dem
Landtage zur Genehmigung mitzuteilen ist,"
A l s dieser Antrag im Plenum zur Beratung kam, bean-
tragte der Abg, Wolfinger gleich zum Vorhinein, den Entwurf
auf die nächste Session zu verschieben, da die Verhältnisse des
Landes derzeit zu beschränkte seien und der Zeitpunkt nicht ge-
eignet, nm ueue Gesetze zu schaffen, deren Aus füh rung dem
Lande Auslagen auferlege. Der Regierungschef von Hauseu
widersprach dieser Auffassung und führte aus, daß mit dem
Pensionsgesetze dem Lande keine neuen Kosten erwachsen, son-
dern nur allsällig herantretende Pensionen, welche nach § 48
der Verfassung nicht abgewiesen werden können, geregelt und
gesetzlich festgestellt werden. D a aber im weiteren Verlaufe der
Debatte die ablehnende Haltung gegen das unpopuläre Gesetz
immer mehr hervortrat, zog die Regierung den Entwurf zurück.
Eine definitive gesetzliche Regelung dieses oielumstrittenen Gegen-
standes kam erst später im Jahre 1888 zustande, wobei auch
zugleich das neue Gehaltsgesetz fü r die Landesangestellten ge-
schaffen wurde. W i r werden hierauf zurückkommen.
— 53 —
Auf eine Eingabe der fürstl . Domänenverwal tung beschloß
der Landtag, die H o c h j a g d an , S e i n e D u r c h l a u c h t den
L a n d e s f ü r s t e n um den bisherigen jährlichen Pachtzins von
132 f l . neuerlich zu verpachten und zuzustimmen, daß einzelne
dem Wildfrevel von Seite der Ausländer stark ausgesetzte und
schwer zu überwachende Grenzgebiete an verläßliche I n l ä n d e r
iu Aftcrpacht überlassen werden.
E i n Gesuch der l iechteus te in . B a h n b e d i e ü s t e t e n bei
der V o r a r l b e r g b a h u wegen E r l a s s u n g der E r w e r b u n g
des ös te r re ich . S t a a t s b ü r g e r r e c h t e s veranlaßte den Land-
tag zu folgender Resolution:
„Der. Landtag ersucht die f. Regierung, daß dieselbe auf
amtlichem Wege bei der österr. Regierung mit ihrem ganzen
Einflüsse dahin wirke, daß im Falle die Vorarlbergbahn in
österr. Staatseigentum übergehe, die liechtensteinischen Ange-
stellten als solche in ihren Anstellungen verbleiben können, ohne
das österr. Staatsbürgerrecht erwerben zu müssen."
Di,e Bemühungen unserer Regierung hatten dann auch
den gewünschten Erfolg .
Dem Vorschlage der Regierung, dein s ü r das U n t e r -
l a n d anges te l l t en landsch. B r i e f b o t e n mit Rücksicht auf
die Zunahme des postalischen Verkehrs während der Winter-
monate einen Gehilfen auf Rechnung der Lnndeskasse beizu-
geben, stimmte der Landtag zu.
Ordentlicher Landtag vom 2». Mai bis
20. September 1882.
Der Landtag bestand auf Grund der im Frühl inge dieses
Jahres vollzogenen N e u w a h l e n und l a n d e s f ü r s t l i c h e n E r -
n e n n u n g e n ' ) aus folgenden Mitgliedern:
Christian Brunhart von Bnlzers; Wendelin E r n i und
^'civer Bargetzi von.Triesen; Franz Josef Beck von Triesen-
berg; Josef Anton Ammcmn, Pfarrer Josef E r n i , D r . Albert
Schädler und Ferdinand Walser von Vaduz- Gebhärd Gantner
i) Von, Landesfürstcn wurden ernannt: Psarrer Josef Ern i von
Vaduz, Gcbhard Gantncr von Planken und Franz Josef Kind von
Bcndcrn. Die übrigen 12 Abgeordneten waren aus der Volkswahl her-
vorgegangen.
4
— 54 —
von Planken; M a r l i n Oehri von Eschen; Franz Josef Kind und
D r . Peter Marxer von Bcndern; Jakob Kaiser von M a u r e n ;
Franz Josef Biedermann von Schellenberg; und Sebastian
Heeb von Ruggell,
Das Ergebnis der in der Sitzuug vom 25. M a i vorge-
nommenen B u r c a u w a h l ist folgendes:
Präs iden t : D r . Albert Schädler ;
Vizepräsident: D r . P . Marxe r ;
Sekre täre : Taver Bargetzi uud M a r t i n Oehri.
Die E i sen b a h n f r a g e, welche den Landtag anläßlich
der Erstellung der Vornrlbergcrbnhn bereits in den Jahren
1868 und 1869 beschäftigt hatte, ') wurde iufvlge des im Jahre
1882 begonnenen Baues der Arlbergbahn nochmals der Gegen-
. stand wiederholter Beratungen. Die Anregung war vom Eisen-
bahnkomitee in Vaduz, )̂ welches sich im Januar 1881 zur
Förderung des E i s e n b ah np r o j ek les S c h a a n - V a d u z -
B a l z e r s - S n r g a n s gebildet hatte, ausgegangen. Dasselbe
entfaltete während der Zeit seines Bestehens (vom 26. Januar
1881 bis 6. J u n i 1882) eine sehr rührige Tätigkeit und
vermochte das In l and und auch weitere Kreise, sowie einfluß-
reiche Persönlichkeiten dcr Nachbarländer fü r dic Sache zu
interessieren. Die Richtigkeit' der von dem Komitee vertretenen
Anschauung, daß eine Weltbahn, wie die Arlbergbahn es zu
werden berufen sei, den Anschluß statt von Schaan nach Buchs
besser in dem natürlich gegebenen Knotenpunkte Sargans mit-
telst der direkten, kürzeren und gegen Ueberschwemmungen ge-
sicherteren Linie Schaan-Vaduz-Balzers-Snrgans suchen müsse,
wurde von fachmännischer Seite und auch wiederholt uon
der Presse anerkannt. A m 26. J u n i 1881 richtete das Eisenbnhn-
komitee in der vorliegenden Frage eine Petition nn den Land-
tag. Nach Erör terung der Wichtigkeit des genannten Projektes
fü r die Hebung unseres Volkswohlstandes wird an den Länd-
>) Berat. Jahrbuch I, Seite 161 ff.
.-) Das Eisenbahukouütee hatte sich durch freiwilliges Zusammen-
treten folgender. Herren am 26. 1. 1881 in Baduz konstituiert: A n -
ton Aminann, Dr. Albert Schädler, Ingenieur K a r l Schädler. und v r .
Rudolf Schädler von Vaduz, Direktor Arbenz, Tnvcr Bargetzi und Anton
Real von Triesen.
tag das bittliche Gesuch gestellt, er möge, nachdem die Verwirk-
lichung des Projektes als möglich und erreichbar bezeichnet
werden köune, diese fü r unser Volk bedeutende Jnteressenfrage
in den Kreis seiner Beratungen ziehen und damit dic offizielle
Initiative von Seite des Landes in F l u ß bringen.
Die Beratung-der Petition von Seite des Landtages er-
folgte am l , J u l i 1881 in der Kommission und am 16. J n t i
im , Plenum, woselbst einstimmig beschlossen wurde, diese A n -
gelegenheit dem Landesnusschusse zu überweisen, ans daß der-
selbe znr Förderung des, Projektes in Aktion trete und zugleich
ermächtigt werde, sich mit dem Vorarlberger Landtage zur ge-
eigneten Zeit ins Benehmen zn setzen.
I n der Landesausschußsitzung vom 23. August 1881
wurde beantragt: es möge der Obmann des liechtensteinischen
Eisenbahnkomitces eine mvtivierte Eingabe an den liechtenstein-
ischen Landesausschuß richten, welche letzterer sodann mit amt-
lichem Begleitschreiben dieselbe befürwortend an den vorarl-
bergischen Landesausschnß übermitteln werde. Diese Ar t des
aktiven Vorgehens ivnrde von sämtlichen Landesausschußmit-
gliedern unterstützt.
Die Eingabe vvn Seite des Obmannes des liechtenstein.
Eisenbahnkomitees nn den liechtenst. Landesausschuß, datiert vvm
31. August 1881, motiviert in eingehender Weise das geplante
Projekt, dessen Verwirklichung fü r unser Land ein mächtiges
Mit te l zur Verbesserung unserer Zustände, fü r Vorarlberg eine-
beachtenswerte Erleichterung des Verkehres, und fü r die A r l -
berg- resp. Vorarlbcrgerbahn eine sehr zweckmäßige Vervol l -
ständigung ihrer Route zu werden berufen sei.
Dcr Landesausschuß übermittelte dieses Elnbvrnt mit
einem Begleitschreiben an den vorarlbergischen Landcsausschuß,
welcher freundnachbarlich ersucht wird, bei dem in nächster
Zeit erfolgenden Zusammentreten des Landtages von V o r a r l -
berg eine beförderliche Unterstützung des fraglichen Bahnpro-
jcktes zu beantragen, beziehungsweise die Aufmerksamkeit der
hohen österreichischen Regierung auf diese Angelegenheit zulenken.
Der vorarlbergische Landtag erkannte lcmt Referat des
Berichterstatters, Herrn von Tschavolt, die Zweckmäßigkeit des
neuen Anschlusses vollständig an, glaubte aber, nachdem die
— 56 —
Frage noch nicht hinreichend nach allen Seiten klar gestellt sei,
sich mit dem Votnm begnügen zu sollen: die aus das genannte
Eisenbahnprojekt bezüglichen Akten der österreichischen Regierung
zur Würdigung zu übermitteln. A m 9. Dezember. 1881 richteten
sämtliche Gemeindevorsteher des Landes eine Petition an den
liechtensteinischen Landesausschuß. M i t Bezugnahme aus das
obige Votum des Vorarlberger Landtages vom 26. Oktvber
1881 und. in Anbetracht, daß der liechtensteinische Landtag in
der Sitzung vom 16. J u l i einstimmig des Landesausschuß mit
der tunlichsten Beförderung des fraglichen Eisenbahnprojektes
beauftragte, wird in der Petition das Ersuchen gestellt: der
Landesausschuß möge von dieser einmütigen Erklärung der
Gemeinden Liechtensteins fü r däs fragliche Eisenbahnprojekt
Notiz nehmen und im gegebenen richtigen Zeitpunkte nicht ver-
säumen, das Nötige zum Gedeihen der Sache einzuleiten. Nament-
lich wird aber in der Petition der Wunsch ausgesprochen, der
Landesansschuß möge einen Delegierten bestimmen, der mit
der Mission betraut werde, persönlich unserem Landessürsten
die Sachlage und die Wünsche des Landtages und der Bevölker-
ung in dieser hochwichtigen Frage vorzutragen, um von dieser
für uns einflußreichsten und mächtigsten Stelle aus eine günstige
Entwicklung der Sache zu erzielen.
I n der Sitzung vom 21. Dezember 1881 beschloß der
Landesnusschuß aus Antrag des Regierungschess, vvn der Ent-
scnduug eines Delegierten an Seine Durchlancht unsern Landes-
fürsten abzusehen/hingegen dem Eisenbahnkonntee zur Förder-
ung des vorliegenden Eisenbalniprojektes einen Kredit von
300 . f l . aus der Laudeskassa anzuweisen.
Laut Bericht des Eisenbahnkomitees an den Landesnus-
schuß vvm 20. A p r i l 1882 gestnltete sich die Aktion des ersteren
solgendermnßen: Das genannte Komitee glaubte unter den ob
waltenden Verhältnissen nun seinerseits im Interesse der Sache
einen Delegierten nach Wien entsenden zu sollen, auf daß der-
selbe iu dortigen maßgebenden österr. Kreisen für das Projekt
arbeite uud insbesonders sich dahin verwende, daß von Seite
der österr. Regierung eine genaue Expertise der fraglichen
Eisenbahnstrecke stattfinde. Ueber das Resultat dieser Tä t ig-
— 57 —
reit wird in dem obigen Bericht vom 20. A p r i l 1882 dem
Landesausschuß mitgeteilt:
„Die Bemühungen unseres Delegierten, wesentlich unter-
stützt durch die sreundnachbarliche Mithülfe der vorarlbergischen
Reichstagsabgeordneten und durch die Intervention anderer
maßgebender Persönlichkeiten, hatten zur Folge, daß von Seite
des Handelsministers eine genaue Expertise der fraglichen
Eisenbahnstrecke Schaan-Sargcms fü r diesen Sommer in Aus -
sicht gestellt wurde." -
Der Komiteebericht bringt dann weitere Details über die
Tätigkeit des Delegierten, und weist schließlich auf die Dr ing -
lichkeit hin, daß von Seite unserer Regierung in dieser vitalen
Landesinteressenfrage ein entschiedenes aktives Vorgehen Platz
greifen möge, besonders jetzt, wo die veränderte Sachlage und
zwar namentlich die oben in Aussicht gestellte Expertise die
passendste Gelegenheit dazu bieten. Der Bericht, schließt mit
einem Appell an den Landesausschuß, derselbe möge seinen
Einf luß zur Förderung unseres Projektes mit Nachdruck gel-
tend machen.
I n der Sitzung vom 20. September 1882 glaubte der
Landtag, im Sinne des Kommissionsantrages hauptsächlich
dahin wirken zu sollen, daß eine genaue technische Expertise
von Seite Oesterreichs zu Stande komme und beschloß ein-
stimmig solgende Resolution:
„Mit Rücksicht auf die Dringlichkeit, der schon mehrfach vom Land-
tage behandelten Eisenbahnfrage ersucht der Landtag die hohe Regierung,
nachfolgende Resolution und kurzgefaßte Bitte beförderlichst an Seine
Durchlaucht unseren Landesfürsten mitzuteilen und zu befürworten:
Der Landtag erblickt in dem angeregten Eisenbahnprojekte Schaan-
Balzers-Sargans eine wichtige Intcressensrage des Landes und erhofft
von dem Zustandekommen desselben zuversichtlich eine Erholung und
Verbesserung unseres gesunkenen volkswirtschaftlichen Wohlstandes.
Der Landtag konstatiert seine volle Uebereinstimmung mit dem
zu Gunsten des genannten Projektes. ersolgten einstimmigen Landtags-
beschluß vom 16. J u l i 1881 uud mit der Petition sämtlicher Gemeinden
an den Landesausschuß vom 24. Dezember 1881.
M i t dem Zustandekommen der genannten verhäl tnismäßig billig
zu erstellenden Anschlußbahn würde an Stelle des anerkanntermaßen
unzweckmäßigen Anschlusses in Buchs eine sehr rationelle und direkte
Verbindungslinie nach Sargans, resp, nach dem Zentruni dcr Schweiz
geschaffen, was vom Standpunkte der Bcrkehrsverbesscrung, wie auch
— ' 58 —
dcr Rentabili tät im Jntercsscnkrcisc der Arlbergbahn liegt. Nach
neuesten Ermittelungen würde zudem der bestehende Anschluß in Bnchs,
falls von dein angeregten Projekte abgesehen wird, ganz bedeutende und
ungewöhnlich kostspielige Umbauten erfordern, ohne dadurch dem Ver-
kehrsinteressc entsprechend und rationell zn werden.
Unter diesen Umstünden liegt nach der Ansicht des Landtages dcr
Schwerpunkt eines gedeihlichen Vorgehens besonders in dem Zustande-
kommen einer genauen technischen Expertise. Eine solche würde vor-
aussichlich die vermuteten Vorteile der projektierten Anschlußlinie nach
Sargans sür die Arlbergbahn klarlcgen und damit das Zustandekommen
des Projektes im Interesse von Oesterreich selbst empfehlen.
Laut Berichterstattung des Eisenbahnkomitees in Vaduz nn den
Landesausschuß vom 2t). A p r i l 1882 wurde von Seite des.österreichischen
Handclsministcrs eine diesbezügliche Expertise in Aussicht gestellt, die
aber bis jetzt leider nicht zustande gekommen ist.
Der Landtag richtet daher an Seine Durchlaucht unseren Landcs-
fürstcn die inständige Bit te: Höchstdcrselbe wolle in landesvätcrlicher
Huld seinen mächtigen Einfluß zum Wohle seines Landes leihen und sich
unter den obwaltenden Umstünden insbesondcrs dahin verwenden, daß
zuvörderst eine genaue technische Expertise des genannten Projektes von
Seite dcr österreichischen Regierung zustande komme."
Dieser letzten Aktion des Landtages, in der Eisenbahn-
frage folgte dann auch eine technische Expertise und am 18.
November 1882 eine die Durchführung des gewüuschteu P r o -
jektes ablehnende Antmort des österreichischen Handelsministe-
riums in Wien. Der geringe Export Liechtensteins, heißt es
in diesem Schreiben, habe fü r Oesterreich nicht die kommerzielle
Bedeutung, um die Bahn über Balzers nach Sargnns zu
führen. Die Aus füh rung des Projektes würde sich einschließ-
lich der Erstellung einer neuen Rheinbrücke aus nahezu 2 M i l -
lionen Gulden belaufen. Die Einmündung vvn Schaan nach
Buchs habe zwar viel Mißliches an sich, aber diese Schwie-
rigkeiten seien zu überwinden, l i m jedoch etwelches Entgegen-
kommen zu zeigen, werden einige in Liechtenstein zu machende
Bauten in Aussicht genommen: S o so.llen zur Sicherung der
Bahn gegen die Maurer Rüfe Bauten im Kostenbetrage von
98,000 f l . gemacht werden; die Station Nendeln soll init einem
Kostcnauswandc von 10,000 f l . , die Station Schaan mit einem
solchen von 20,300 sl. vergrößert werden. Diese in Aussicht
genommenen Erstellungen sind abgesehen von der Vergrößer-
ung des Stat ionsgebäudes in Schaan bis heute noch nicht zur-
Durchführung gekommen.
X ' ' ' '
— 59 —
Die angestrengten Bemühnngen der liechtensteinischen Be-
völkerung, des Landtages und des Eisenbahnkomitces hatten
nlsv in der Hauptsache keine Erfolge, obwohl zur Förderung
dieser emineut wichtigen Verkehrsfrage sehr rührig gearbeitet
wvrden war. Der Mißerfolg war, wie im Jahre 1869 haupt-
sächlich wieder auf den geringen Einf luß, den ein so kleines
nnd schwach bemitteltes Land na turgemäß ausüben kann, zu-
rückzuführen.
V o n der übrigen Tätigkeit, welche der Landtag in dieser
Sitzungsperiode entfaltete, sei folgendes e r w ä h n t :
E in vom Vorsitzenden Dr. Albert Schädler mvtiviert ein-
gebrachter A n t r a g , die Taxnormen betreffend die G r u n d -
b u c h s - , A b h a n d l u n g s - und G e r i c h t s t a x e n sowie dic
Norm sür S t e m p e l g eb ü h r e n einer zeitgemäßen und gründ-
lichen R e f o r m zu unterziehen und den Landesausschuß zu
beauftragen, im, Einvernehmen mit der Regierung entsprechende
Vorschläge auszuarbeiten, wurde vom Landtage angenommeil.
W i r werden auf diesen nicht unwichtigen Gegenstand bei Schi l -
derung der nächstjährigen Landtagstätigkeit zurückkomme».
Eine Gesetzesvorlage betreffend die Ans H e b u n g des
H a d e r n s a m m e l r e g a l s , ivelche dic Regierung eingebracht
hatte, nahm der Landtag an Damit wurde die Berechtig-
ung des Hadernsnmmelns freigegeben. Das Er t r ägn i s dieses
landschästlichen Pachtgefälles war jährlich annähernd 159 f l -
Diese monopolisierte Beschäftigung hatte, jedoch immer mehr
hemmend und störend auf Handel und Gewerbe gewirkt
und gab, besonders seitdem mechanische Webereien und S p i n -
nereien, lind in neuerer Zeit auch Stickmaschincn bei nns
Eingang gefunden hatten, zu vielerlei Beschwerden Anlaß. Einer-
seits beanspruchten die Pächter einen möglichst großeil behörd-
lichen Schutz für sich, während andererseits die Fabriken uud
Sticker in der Verwertung der Stoffabfä l le möglichst unbe-
schränkt vorgehen wollteu. M i t der uun gesetzlich bestimmten
Aufhebung dieses Landesregals wurde diesen Uebelständen ab-
geholfen. V o n nun an blieben von den zahlreichen bestandenen
L. G . B . Nr. 2. 1882.
— 60 —
Regalien >) uud Pachlgefällen nur noch jene fü r die Ausübung
der Jagd nnd Fischerei in Gilligkeit.
F ü r S t r a ß e n b anzwecke wurden vom Landtage ver-
schiedenen Gemeinden Subventionen zuerkannt, so der Gemeinde
Schellenberg SO f l . Beitrag zu den Kosten für den S t raßenzug
von der Nuiue Schellenberg bis an die Maurer Grenze, den
Gemeinden Eschen und Gamprin ein Lcmdesbeitrng von 130 f l .
zur Erstellung der S t r a ß e Schönbühl über die Platte nach
G a m v r i n , der Gemeinde Triesenberg 100 f l . als Beitrag zur
Herstellung mehrerer Verbindungswege zu verschiedenen Häuser-
gruppen. Die letztere Gemeinde hatte auch im Jahre 1877 zn
solchen Zwecken einen Landesbeitrag von 200 f l . erhalten.
M i t Rücksicht ans die große R h e i n b a u l a s t von R u g g e l l
bewilligte der Landtag dieser Gemeinde ein in 30 J a h r e s -
r a t e n r ü c k z a h l b a r e s u n d u u v e r z i n s l i c h e s D a r l e h e n
v v n 1590 f l . und dehnte die dreißigjährige Rückzahlungsfrist
auf sämtliche vvn den bezeichneten Gemeinden erhaltenen Rhein-
baudarlehen aus.
Die sehr hvheu Gemeindesteuer», welche seit einer Reihe
vvn Jahren auf den Gemeinden lasteten nnd die Gemeinde-
finanzen schmächten, während die Landeskasse in günstiger Lage
sich befand, veranlaßte die Finanzkommission im Einvernehmen
mit der Regierung den Antrag zu stellen, den G e m e i n d e n
5000 sl. ans der Landeskassc zu ü b e r w e i s e n , welcher Be-
trag nach Maßgabe der Bevölkerungszahl und des Steuerkapi-
tals zu repartieren sei und zn kulturellen Gemeindezwecken ver-
wendet werden soll. Der Antrag wurde vom Landtage ein-
stimmig zum Beschluß erhoben.
F ü r die. Erstellung eines H y d r a n t e n zum Schutze der
I. Amtsgebäude bewilligte der Landtag 260 f l .
E rwähnung verdient noch, daß dem durch U e b e r -
s ch w e m m u n g hart mitgenommenen österr. Kronlande T i r o l
') Nergl. die Aufhebung resp. Ablösung des Plcuclgcldes, des
Schäfhabcrzinscs, des Fnstuachtshuhns,nnd des Vogelrechtes, Jahrbuch 1.
S . ISO fs. Das „Wasserrccht", früher ein fürstliches Regal, wurde schon
im Jahre 1818 ausgehobc». Vcrgl . Jahrbuch I. S . 91.
— 61 —
aus Landesmitteln eine S p cn d c v o u 700 f l , , ') und den
U e b e r s ch w e m m t e n D e u t s c h l a n d s eine so l che v o n
1000 M a r k zuerkannt wurde. Das im Vor jähre durch Berg-
sturz geschädigte glarnerische Dorf E l m hatte damals eine ähn-
liche Spende aus der Landeskasse erhalten.
Ordentlicher Landtag vom 28. M a i bis 18. Juli 188».
Es wurde fü r diese Sitzungsperiode das vorjährige Bureau
— bestehend ans den Abgeordneten D r . Albert Schädler ( P r ä -
sident), D r . P . Mnrxer (Vizepräsident), Xaver Bargetzi und
M a r t i n Oehri (Sekretäre) — wieder gewählt.
A n Stelle des verstorbenen Abgeordneten Pfarrers E r n i ^)
trat der vom Fürsten zum Abgeordneten ernannte Kanonikus
Pfarrer Joh, Bapt. Büchet von Vaduz in den Landtag ein.
Die im Vorjahre vom Vorsitzenden des Landtages an-
geregte Reform unseres nicht mehr zeitgemäßen Stempel- und
Taxwesens kam zunächst inbezng auf die Regelung der Stempel-
gebühren durch die Annahme des von der Regierung vorgelegten
S t e m p e l g e s e t z e s 2) zustande. ' Das neue Gesetz ändert eine
Reihe von Bestimmungen des Stempelpatentes vom 20. Mürz
1809 ab. Den bisherigen Stempelgcbühren mangelte besonders
eine gerechte prozentuale Verteilung. 100 f l . zahlten 5 K r . ;
101—500 st, 25 K r . ; 501—999 f l . 50 K r . ; 1000 f l . 1 f l . ;
1001—100,000 f l . und weiter hinauf-nur 2 f l . ; nach der bis-
herigen Stempelskala waren also 2 sl. die höchste Stempelgebühr.
Nach den neuen Gesetzesbestimmungen soll die Stempelgebühr
so bemessen werden, daß sür eine Werturkunde, von 21)—100
Seine Durchlaucht unser Landesfürst übersandte an das österr.
Ministerium als Unterstützungsbeitrag für T i r o l und Körnten in hoch-
herziger Weise 10,000 f l . -
') Josef Erni , Pfarrer von Vaduz (gebürtig von Triesen), starb
am 11. Dezember 1882 im Alter von 72 Jahren. Derselbe war eine
Reihe von Jahren eifriges Mitglied des Landtages. Auch als tüchtiger
Schulmann und Landcsschulkommissär hatte er sich manche Verdienste und
Anerkennung erworben.
3) L. G. B . Nr. 5. 1883. Gesetz vom 28. I X . 1883.
y I n einem spätern Gesetz vom 31. X I I . 1893 (L. G . B . Nr. 1,111,
Jahrg. 1891) wurde die untere Grenze von 2 sl. .auf.10 f l . erhöht und
dcr Konto-Korrcnt-Vcrkchr mit dcr l . Sparkassa als stcmvelfrei erklärt.
— 62 —
f l , 5 Kr . , von 101—200 fl. 10 K r . , von 201—300 f l . 20 K r .
u. f. iv. fü r jedes weitere 100 f l . nm 10 K r . wehr zn ent-
richten ist. Die Stempelbemessung fü r Werturkunden hat ohne
Rücksicht auf die Bogenzahl der betreffenden Urkunde zu er-
folgen. Andere mntliche Eingaben, Ausfertiguugen und Urkunden,
soiveit denselben nicht die Stempelfrcihcit gesetzlich zukommt,
unterliegen dem Stempelsatze von 5 K r . und bedingen sür jeden
verwendeten Bogen die Beifügung einer Stempelmarke. E i n
Vergleich der neuen Bestimmungen mit den alten läßt den
auffallenden Unterschied leicht erkennen. Die hohen Beträge,
die früher sozusagen stempelsrei waren, werden nun in gerechter
Weise zu einer immerhin noch recht mäßigen Stempelabgabe
herangezogen, nnd die kleinern Beträge, die bisher die Haupt-
last zn tragen hatten, werden in billiger Weise entlastet.
Auf dem Gebiete der Justizpflege brachte die Regierung
zwei 'Gesetzesvorlagcn ein, welche vom Landtage .angenommen
wurden.
Das eine betrifft die R e z i p i e r u n g des § 389 der
w e s t g a l i z i s c h en G e r ich t s o r d n u n g . 1) Darnach soll in ge-
wissen Notfällen die sofortige Vcrhängung des Sequesters gestattet
sein, um die Einheimischen vor beabsichtigten Schwindeleien zu
sichern. Der schnelle Umzug von Fabrikarbeitern u. s. w. in
entferntere Gegenden machte diese gesetzliche Handhabe, die in
den meisten österreichischen Kronländern aus dein nämlichen
Grunde schon eingeführt worden war, notwendig.
E i n zweites Gesetz bezweckt die E i n f ü h r u n g des B a -
g a t c l l v e r f a h r e n s i n R e c h t s s t r e i t i g k e i t e n . 2) Damit trat
das österreichische Gesetz vom 27. A p r i l 1873 über das Ver- .
fahren in geringfügigen Rechtssachen bei uns in Gesetzeskraft
mit der Abänderung, daß das Bagatellverfahren auf Rechts-
streitigkeiten bis zum Betrage von 30 sl. (statt 50 fl .) Anwend-
ung findet und daß bezüglich des im § 87 erwähnten Exekutions-
vcrfahrens das liechtensteinische Schuldentriebgesetz vom 10.
Oktober 1865 maßgebend ist. Abgesehen von der Vereinsachung
und rascheren Abwicklung kleinerer Rechtsstreitigkeiten wurde
') L. G. B . Nr. 1. 1883. Gesetz vom 5. VI I . 1883.
-) L . G . B . Nr. 1. u. 6. 1883. Gesetze vom 28: I X . 1883.
— 63 —
mit dem neuen Verfahren auch eine wünschenswerte Erleichter-
ung der Geschäfte bei dein Landgerichte erzielt.
E i n Antrag, welchen die Regierung über Einschreiten des
sürstl. Appellationsgerichtes in Wien einbrachte, und welcher
die A n s t e l l u n g e i n e s z w e i t e n f ü r d a s ö s t e r r e i c h ,
R i c h t e r n m t b e f ä h i g t e n B e a m t e n b e i d e m L a n d -
g e r ich te i u V a d u z bezweckte, wurde vom Landtage ein-
stimmig abgelehnt. Aus dem Berichte, welchen die vorberatende
Kommission über diese Frage an den Landtag erstattete, ist zu
entnehmen, daß man hauptsächlich die nicht unerhebliche und
dauernde Belastung des Landesbudgets vermeiden wollte. Die
-Anstellung eines zweiten Richters, heißt es darin, würde dem
Lande unverhäl tnismäßig große Kosten verursachen. E i n drin-
gendes Bedürfn is zur Kreierung der geplanten neuen Stelle
sei nicht vorhanden. I n den letzten 2 Jahren habe zwar eine
ganz ungewöhnlich große Anzahl von Kriminaluntersuchnngen
das Landgericht in Anspruch genommen, und dadurch Geschäfts-
rückstände auf anderen Gebieten zur Folge gehabt. Diese Z u -
stände seien aber eine Ausnahme, was schon dadurch erwiesen
sei, daß in 15 vorausgegangenen Jahren zusammen nicht so
viel Kriminalfäl le vorgekommen seien, wie in den verflossenen
2 Jahren. Es sei daher mit größter Wahrscheinlichkeit für die
Zukunft eine erhebliche Geschäftsentlastung nach dieser Hinsicht
vorauszusehen. Durch die beschlossene Einführung des Bagatell-
verfahrens werde die Arbeitslast des Landrichters verringert-
F ü r unsere Bedürfnisse habe- bisher e i n Landrichter genügt
uud abgesehen von den letzten 2 Jahren seieil die dem Land-
gerichte und Grundblichsamte zufallenden Obliegenheiten rasch
und in prompter Weise erledigt worden. Unsere öffentlichen
Einrichtungen müssen sich den eigentümlichen Verhältnissen
unseres kleinen Landes anpasseil und können nicht nach denen
größerer Staatswesen bemessen werden. Der Einwurs, daß nor-
maler Weise die Besorgung des Grundbuches, der Abhand-
lungen und der waisenämtlicheil Sachen durch einen geprüfteil
Richter stattzufinden hätte, möge anderswo gerechtsertigt sein,
müsse aber nach den praktischen Erfahrungen, die wir in unsern
kleinen und leicht übersehbaren Verhältnissen machen, als nicht
zutreffend bezeichnet werden. Die genannten amtlichen Verricht-
— 64 —
ungen werden von unseren: Grundbuchsbeamten in durchaus
befriedigender Weise besorgt und stehen unter Aufsicht und
Kontrolle des Landrichters. E s liege also auch nach dieser Seite
kein Grund vor, das Gutbewährte mit einer neuen kostspieligen
Veränderung zu vertauschen.
Das am 31. M ä r z 1883 in Bern abgeschlossene U e b e r -
e i n k o m m e n z w i s c h e n d e r S c h w e i z , O e s t e r r e i c h
u n d L i e c h t e n s t e i n b e t r e f f e n d V e r h i n d e r u n g d e r
A u s b r e i t u n g v o n T i e r s e u c h e n d u r c h d e n V i e h -
v e r k e h r wurde vom Landtage angenommen ^). Dasselbe
fixiert die -gegenseitige Anzeigepflicht bei dem Auftreten von
Tierseuchen, die Desinfektion der Transportmittel und Be-
stimmungen über den Weideverkehr an der Grenze.
D i e v o n V a d u z u n d T r i e s e n a n d e n L a n d t a g
g e r i c h t e t e n P e t i t i o n e n u m U e b e r l a s s u n g d e r
O r t s s ch u l f o u d i n t e r e s s en a n d i e G e m e i n d e n im
Sinne der betreffenden Stiftbriefe führteil zu längeren Be-
ratungen. I m Sinne des § 14 des Lehrergehaltsgesetzes von:
29. J u l i 1878 (L . G . B . 8. 1878) wurden die Zinsen der
Schulfonde dieser beiden Gemeinden fü r die Landeskassa ein-
gezogen. Die Beratung im Landtage hatte zunächst zur Folge,
daß die s. Regierung der Gemeinde Triesen den Zinsgenuß
ihres Ortsschulfondes mit Rücksicht auf den besonderen Zweck
desselben — Anschaffung von Lehrmitteln fü r unbemittelte
Schulkinder — wieder zuerkannte. Bezüglich der Graß'schen
Schulstiftung 2) für die Knabenschule in Vaduz beantragte je-
doch die Regierung dic Zinsenüberweifung an die Landeskasse
im Sinne des § 14 obengenannten Gesetzes beizubehalten. Die
Majo r i t ä t des Landtages trat auf Seite der Regierung und
setzte ihren Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung durch.
V v n Seite der Minor i tä t war betont worden, daß in der be-
treffenden Gesetzesbestimmung eine Unbilligkeit liege. Das Land
habe ohne jede besondere Gegenleistung der Gemeinden im
Jahre 1878 die Besoldung der Schullehrer übernommen, aber
1) L . G . B . Nr. 2. 1883. Kundmachung von: 13. VII . 1883.
2) Vergleiche den Wortlaut der Graß'schen Schulstistungsurkunde
im Jahrbuch 1. S . 155 u. 156.
— 6 5 ' —
ganz ausnahmsweise werde jetzt nur noch die einzige Gemeinde
Vaduz durch den Entzug der Zinsen ihrer Schulstiftung belastet.
I m Interesse der Stetigkeit und Rechtsbeständigkeit der S t i f t -
ungen müßte der § 14 aufgehoben werden. Die Regierungs-
motive fußten besonders darauf, daß, solange die Lehrer aus
der Landcsknsse bezahlt werden, dic in dem Stiftbriefe her-
vorgehobene Präsumpt ion wegfalle. E s könnte höchstens zur
genauen Erfü l lung des Wil lens des Stifters eine Verwendung
der Kapitalzinsen zur Gehaltsaufbesserung des Volksschullehrers
in Vaduz in Frage kommen. Dies habe aber bisher weder in
der Intention des Landtages noch der Regierung gelegen. I n
späteren Jahren wurde dennoch die Frage durch eine entsprechende
Aufbesserung des Oberlehrergehaltes gelöst und damit ein Aus -
gleich zustande gebracht.
Z u r S t e u e r e r l e i c h t e r u n g der G e m e i n d e n beschloß
der Landtag auch in diesem J ä h r e einen Betrag und zwar
6 ,006 f l . aus der Landeskasse zu ü b e r w e i s e n . Der Be-
trag soll nach Maßgabe der Bevölkerung und des Steuerka-
pitals repartiert werden uud kulturellen Zwecken dienen. Ueber
die Verwendung der Gelder hatten sich die Gemeinden bei der
Regierung auszuweisen. E rwähnung mag noch finden, daß der
Landtag in diesem Jahre und im Vorjahre anläßlich der B u d -
getberatung zur Förderung der Viehzucht eine E r h ö h u n g der
V i e h p r ä m i e n und Subventionen fü r St ierankäufc beschloß
und an die Regierung das dringende Ersuchen stellte, eine
neue O r g a n i s a t i o n der V i e h a u s s t e l l u u g e n nach dem
Muster der schweizerischen Ausstellungen zu veranlassen.
Ordentlicher Landtag vom ». März bis 15. Juni 1884.
I n dieser Sitzungsperiode, sür welche das vorjährige
Landtagsbureau wieder gewählt wurde, hatte sich der Landtag
vorherrschend mit Gesetzesvorlagen, die das Justizwesen be-
trafen, zu befassen.
Zuerst kam der von der Regierung vorgelegte S t a a t s -
v e r t r a g m i t Oesterreich b e z ü g l i c h der J u s t i z v e r w a l t -
ung i m F ü r s t e n t u m L iech tens t e in ' ) zur Beratung, weil
der Vertrag auch dem zu dieser Zeit noch tagenden öster-
') L . G . B . Nr. 8. 1884. Kundmachung v. 3. V111. 1884.
— 66 —
rcichischen Reichsrate vorgelegt werden sollte. Der letztere U m -
stand war auch der Grund der außergewöhnlich frühen E i n -
berufung des Landtages. Die Gruudzüge der im Vertrage
festgelegten Bestimmungen waren schon im Vorjahre der Gegen-
stand mehrerer Vorberatungen im Landtage gewesen. Der nun
durch die Einigung der beidseitigen Regierungen zustande ge-
kommene Vertrag wurde vom Landtage in der Sitzung vom
13. M ä r z 1881 unverändert angenommen.
Auf Grund desselben überläßt die österreich. Regierung
die fü r die liechtenst. Justizpflege nötigen richterlichen Beamten
auf dem Wege der Beurlaubung, sür die Dauer der hiesigen
Dienstleistung. Liechtenstein verpflichtet sich zum Ersatze dcr
allfälligen Mehrauslagen, welche der österreich. Regierung
durch die Substituicrung beurlaubter Beamten erwachsen soll-
ten, uud macht sich erbötig, zur Pension richterlicher Beamten,
welche in den liechtenstein. Justizdienst auf längere Zeit ein-
getreten sind, die entsprechende Quote nach Maßgabe der Dauer
der hiesigen Dienstleistung und dem zu dieser Zeit vorhan-
denen Dienstrange in Oesterreich beizutragen. M i t der letz-
teren Bestimmung bezweckte man, allsälligen Schwierigkeiten
bei eventueller Wiederbesetzuug des hiesigen Landrichterpostens
vorzubeugen.
Die bereits durch das Hofdekret vom 18. Februar 1818
dem Ober landesger ich ' t e i n I n n s b r u c k ü b e r t r a g e n e
F u n k t i o n e iner d r i t t e n I n s t a n z hins icht l ich der Rechts-
ange legenhe i t en des F ü r s t e n t u m s i n Z i v i l - und S t r a f -
sachen ist in dem Vertrage neu bekräftigt. ' )
Der neue Vertrag verbürgte einerseits die Selbständigkeit
des liechtenst. Justizwesens und sicherte andererseits dein Lande
die Möglichkeit, gegen entsprechende Entschädigung von F a l l
zu F a l l das Richterkollegium in kriminellen Aburteilungen durch
Zuzug vvu 2 österr. Richtern zu ergänzen, und im Falle des
Bedarfes f ü r Substitutionen und auch fü r den bleibenden E i n -
tritt in den liechtenst. Justizdienst österr. Richter zu erhalten.
)̂ Die zweite Instanz in diesen liechtenstein. Justizangelegenheiten
bildet das Appcllationsgcricht in Wien, welches aus 3 geprüften, vom
Landessürsten ernannten Richtern besteht.
— 67 —
Bei Gelegenheit des Abschlusses dieses Vertrages war
von Seite des österreichischen Justizministeriums darauf ge-
drungen worden, daß die liechtensteinische S t ra fprozeßordnung
möglichst konform mit der österreichischen ausgestaltet werde.
Das veranlaßte die liechtensteinische Regierung, eine Gesetzes-
vorlage, welche eine Reihe von Zusa tz be st i m m u n g . e n z u r
S t r a f p r o z e ß N o v e l l e v o m 24. A u g u s t 1 8 8 4 ' ) enthält,
einzubringen. Die Vorlage wurde vom Landtage angenommen.
I m Verfahren über Verbrechen erleiden die §§ 1, 6, 8 und 9
der Strafprozeßnovelle von 1881 eingreifende Abänderungen,
die Bestimmungen des § 7 werden durch neue ersetzt. Das
Versahren über Vergehen erhält dementsprechend ebenfalls
umfassende Veränderungen. vBeim Verfahren inbezug auf Ueber-
tretungen werden meist ganz nene Bestimmungen zur Norm
gemacht, nnd das Patent vom 7. November 1859 über das
abgekürzte Strasversahren in geringeren Uebertretungssällen
außer Kraf t gesetzt.
Die belangreichsten Neueruugeu lassen sich in Kürze da-
hin zusammenfassen: Der Zuzug zweier Gerichtszeugeu wird
künftig bei der Bernehmung des Beschuldigten nur dann statt-
finden, wenn dieser es verlangt oder wenn es der Richter fü r
nötig erachtet. Diese Bestimmung ist eine Erleichterung, umso-
mehr, als die Gerichtszeugen unentgeltlich zu erscheinen haben.
I m gerechtfertigten Interesse des Angeklagten wird , dem-
selben gestattet, anstatt eine Verteidigungsschrift zu über-
reichen, sich wirksamer eines Rechtsbeistandes zu bedienen, der
beim Schlußverhör als Verteidiger des Angeklagten plädiert.
Der Beschuldigte kann sich einen rechtskundigen Vertreter oder
auch eiuen andern im Lande ansähigen unbescholtenen M a n n
als Verteidiger wählen. Ist der Beschuldigte unvermögend, so
ist ihm vom Gerichte ein Armenvertreter beizugcben. I n Fällen,
ivo es sich um Verbrechen handelt, worauf Todesstrafe oder
Kerkerstrafe von mindestens fünf Jahren gesetzt ist, muß dcr
Beschuldigte sich eines Verteidigers bedienen. I n den Fällen, wo
das Gericht einen Vertreter zu bestellen, hat, ist derselbe aus
der Z a h l jener Rechtsverständigen zu nehmen, welche hierge-
L. G. B . Nr. 6. 1874. Gesetz vom 24. V I . 1884.
— 68 —
richts zur Parteien-Vertretung im Zivilprozesse berechtigt sind.
I m Verfahren über Verbrechen besteht der Gerichtshof aus
zwei ausgelosten Schöffen, dem.Untersuchungsrichter uud wei-
tern zivei dem Richterstande angehörigen Rechtskundigen. I m
Verfahren über Vergehen erkennt das Landgericht als Schöffen-
gericht, dieses ist aus einem geprüften Richter und zwei Schöffen
zusammengesetzt. Ueber Zulassung eines Verteidigers kommen
die Bestimmungen des Verfahrens über. Verbrechen, in A n -
wendung.
Eiue andere Regierungsvorlage, welche im Landtag zur
Annahme gelangte, betrifft eine V e r v o l l s t ä n d i g u n g des
§ 5 d e r K o n k u r s o r d n u n g vom 1. Januar 1899. ') . Es
wird darin dem Landgerichte zur Pflicht gemacht, bei Eröff-
nung des Konkurses jedem Tabulargläubiger eiue Abschrift des
Konkursediktes von Amtswegen auszufolgen. Diese gesetzliche
Maßregel hatte sich infolge mehrerer unliebsamer Vorkommnisse
der letzten Jahre als sehr notwendig herausgestellt.
W i r haben in dem Berichte über die Landtagsbeschlüsse
vom Jahre 1883 mitgeteilt, daß die Regierung einen T e i l der
vom Landtage angeregten Reform des Stempel- und Tax-
wesens durch Vorlage eines neuen Stempelgesetzes zu einem
Teile nachkam. N u n brachte die Regierung auch ein neues
Taxgese tz f ü r d a s g e r i c h t l i c h e V e r f a h r e n i n . u n d
a u ß e - r S t r e i t s a c h e n )̂ ein. Dasselbe wurde vom Landtage
einstimmig angenommen. Wenn sich auch in der Folge heraus-
stellte, daß einzelne Bestimmungen des neuen Taxgesetzes M ä n -
gel zeigten, so erwies sich die neue Regelung im großen und
ganzen doch als eine wohltätige Reform und als ein gesunder
zeitgemäßer Fortschritt.
Das Prinzip,., die Taxeinnahmen zu einer möglichst er-
giebigen Quelle fü r die Landeskasse zu schaffen, konnte dank
der günstigen finanziellen Verhältnisse infolge anderer
größerer Landeseinnahmen verlassen werden, uud . es wurde bei
der Schaffung des neuen Taxgesetzes in richtiger Erkenntnis
der Bedürfnisse als Z i e l ins Auge gefaßt, die Taxbeträge mög-
>) L. G . B . Nr. 2. 1881. Gesetz vom IS. IV . 1881.
.2) L. G . B . Nr. 5. 1884. Gesetz vom 24. V I . 1884.
— 69 —
lichst gerecht und billig mit besonderer Schonung niedriger Be-
träge zu fixieren und vor Allem auch im Interesse einer
prompten. Grundbuchführung den geschäftlichen Verkehr in . die-
ser Beziehung zu erleichtern. E i n Vergleich der im neuen Ge-
setzentwürfe bestimmten Taxen mit oen bisher üblichen dürfte
das Gesagte am besten illustrieren. und den Wert der neuen
Bestimmungen dem Verständnisse näher rücken.
Die im § 15 für Parteieingäben :c. bestimmten Taxen
betragen 5—25 kr., bisher 15—45 kr. Der Zahlbefehl unter-
liegt laut § 16 einer Taxe von 39 kr., bisher von 69 kr. zc.
Die gerichtlichen Urteilstaxen erfahren im Allgemeinen
gegen früher eine Erniedrigung und werden insbesonders die
Taxen für Endurteile iu abschätzbaren Fäl len nach Maßgabe des
Betrages richtiger normiert. Die appellatorischen und Revi-
sionserkenntnisse sind mit 2 und 5 f l . taxiert, während bisher
diese Taxe 6 resp. 12 f l . betrug.
Die Grundbuchstaxeu erleiden wesentliche Abänderungen.
Be i Besitzveränderungen sind laut § 24 fixiert:
bis zu 5 sl. 10 K r . ^ bisher einschließlich Erledigungs-
über 5—10 f l . 20 „ j Stempel 30 K r .
über 10— 25 f l . 30 Kr . , bisher 40 K r .
25— 50 f l . 40 K r . , „ 65 K r . .
50— 75 f l . 50 K r .
57-100 f l . 60 K r . , ^ h e r 8° K r .
. „ 100—200. sl. 80 Kr . , bisher 1 f l . 40 K r . u. s. w. .
Be i Jntabulationen sind laut Z 25 fixiert:
bis zu 5 f l . 5 K r . > ^ - > i - ?0 N,- > '
über 5 - 10 f l . 10 K r . j ^ 20 . K r .
„ 10— 25 f l . 15 K r . I . . ^ .... ^ „ 2 5 - 80 f l . 20 K r . j b'sher Z-, K r .
„ 50— 75 f l . 25 K r . ! . ^ ,
„ 75-100 fl. 30 K r . s ^ h e r o0 K r . u. s. w.
Außerdem werden laut § 31 die Löschungen und Zes-
sionen, welche bisher gleich den Jntabulationen taxiert wurden
^ — abgesehen vvn der Stempelpflicht — vollständig taxfrei.
Gerade diese Taxbefreiungen waren besonders auch im I n -
— 70 —
teresse eines geordneten Grundbuchswcsens zu begrüßen, indem
die Parteien einesteils mit Löschungen nicht mehr zurückhielten,
was sie bisher taten, um'den hohen Taxen zu entgehen, und
indem cmdernteils die Härten, die bei Einzahlung von Zessiöns-
taxcn vorkamen, nun vermieden wurden.
Die Abhandlungstaxen fanden eine Ermäßigung. Fä l l t
der Nachlaß auf Verwandte in auf- und absteigender Linie, so ist
eine Taxe von '/2 Prozent, fällt derselbe auf Seitenverivandte
oder andere Personen, eine solche von 1 Prozent zn entrichten.
Bisher führte die nuu im neuen Gesetze aufgehobene sogenannte
stabile Grundtaxe zu erstaunlichen Ungleichheiten, unter denen
besonders kleine Vernwgen litten. S o beliesen sich,,in Erb-
schcistsfällen und zwar in direkter Linie die Taxen von einem
Nachlaßvermögcn vvn 10 f l . über 4 f l . , 500 f l . zahlten aber
nur .5 sl. 70, und 1,500 f l . nur 9 sl. 40. Die neuen Be-
stimmungen fixieren statt dessen in einfachster Weise perzentuelle
Abhandlnngstaxen.
Eine weitere Regierungsvorlage, welche im Landtage
Annahme. fand, betrifft deil G e b ü h r e n t a r i f f ü r die G e -
richts org ane. Soweit die Gebühren nicht schon in dem Tag-
gelderregulativ vom 24. September 1880 (L . G . B . N r . 3.
1880) enthalten sind, werden dieselben sür im Auftrage d'eS
Gerichtes von Ortsvorstehern, Schätzmünnern, Ausrufern und
Gerichtsvollziehern vorgenommene Mühewal tungen festgesetzt.
Außer dieser gesetzgeberischen Tätigkeit wurde dcr Land-
tag, wieder von dem alten Sorgenkind des Landes, vvn den
R h e i n b n u t e u iu Anspruch genommen. Nach eingehender
P r ü f u u g der Notwendigkeit weiterer Schutzbauten und der Not-
lage der Rheingemeinden bewilligte der Landtag sür D a m m -
e r h ö h u u g s - uud V e r s t ä r k n n g s a r b c i t e n am R h e i n einen
B e i t r a g v v n 12,000 sl. Der Kommissionsbericht, welchen
in dieser Frage" der Vorsitzende des Landtages erstattete,
mag hier eine Stelle finden, weil er die damalige Lage und
Auffassung kennzeichnet. Nachdem der Referent einleitend die
Expertengntachten vorgeführt und die gemachten Bauvor-
schlä'ge im Sinne der Kommissionsauffnssung als zutreffend
erklärt hatte, kommt er ans die finanzielle Seite dcr Frage ^
wie folgt zu sprechen:
— 71
„Es ist und bleibt ein glänzendes Zeugnis sür die Arbeitsfreudig-
keit und die Ausdauer unserer Bevölkerung, wenn man konstatieren
kann, daß voni Jahre 18öS bis 1883 für Rhcinbauzwecke allein die
Summe von 1,225,513 f l , geleistet wurde, wobei zu bemerken ist,
daß eine große Anzahl nicht näher berechneter Leistungen am Rheine
in dieser Summe nicht inbegriffen sind. Dann ist ferner zu beachten, daß
abgesehen von der im Jahre 1873 von unserem Landesfürsten hochherzig
gebotenen Hilfe in Form eines unverzinslichen Darlehens von 175,000 f l .
(vom Jahr 1875 in 20 Jahresraten rückzahlbar), diese kaum glaublichen
Leistungen zu fast von den paar Rheingemeinden und zu V» mit
Hilse der Landeskassa ausgeführt wurden. Wo ist eine Bevölkerung zn
finden, die im Verhältnisse zu unserer Steuerlast Derartiges geleistet
hat? Freilich war die Not am Mann, und Not macht.stählern, es war
ein Kamps ums Dnsein im richtigsten Sinne des Wortes.
Unsere Nachbaren in der Schweiz nnd in Vorarlberg haben zur
Hälfte bis zu zwei Drittcilen die Hilfe des Kantons resp, des Staates
bei diesen Bauten. Bei uns sind solche Subventionen von Seite der
Landeskassa, wie aus obigen Zahlen leicht ersichtlich ist, unmöglich. Aus
diesem Grunde können wir auch bei dem gänzlichen Mangel außerordent-
licher Hilfe, nicht im großen Stple bauen, können kein durchgehendes
Hochwühr mit fast 7 Meter Höhe iu kürzester Zeit (was,bei einem der-
artigen Prosekte unerläßlich wäre) um den Preis von mehr als 200,000 sl.
erstellen, so wünschenswert eine derartige definitive Sichcrstellung unseres
Ländchens auch wäre. Dennoch heißt es, wenn auch mit finanziell ge-
bundenen Händen, den Kampf vorwärts führen und trotz der Erschöpf-
ung, in der sich dic Rheingemeinden befinden, den M u t nicht sinken
lassen. „Hils dir selbst, so wird dir Gott helfen," ist die Devise des selbst-
ständigen Bewohners der neuen Welt. E i n solcher Sinnspruch der Energie
gilt auch als richtige Devise für unsere Rheinbevölkerung. . Es ist zwar nicht
zu verargen, wenn gegenüber den riesigen Bauten auf dem jenseitigen
Rhcinufer das Gefühl der Unsicherheit neuerdings bei uns rege wird
und nach möglichst rascher Vollendung unserer Schutzbauten in dem Um-
fange unserer Gegenpartner gerufen wird. Aber unsere Leistungsfähigkeit
inklusive des ganzen verfügbaren Vermögens dcr Landeskassa würde bei
weitem nicht hinreichen und andere Hilfsquellen fehlen. Das technische
Elaborat hat daher auch in richtiger Würdigung der finanziellen Leist-
ungsfähigkeit sich diesen Verhältnissen anbequemt und verlangt sür das
laufende Baujahr zur Erhöhung und Verstärkung der wichtigsten Damm-
strecken 12,000 f l . Daneben haben die Rheingemeinden aus eigenen
Mitteln tunlichst die Wuhrbauten zu ergänzen, wo die Gefahr am nächsten
liegt.. In den laut Landtagsbeschluß voni S. A p r i l den einzelnen Ge-
meinden des Landes zufallenden Anteilsquoten (aus der Summe von
12,000 sl.) erwächst den Gemeinden eine weitere Erleichterung bezüglich
Wuhrbauten, indem dieselben laut Beschluß und laut kommissioneller
Interpretation desselben zur Abschreibung der Wuhrdarlehensraten und
— 72 —
zu weitereu Bauten zu verwenden sind, wenn nicht die Regierung aus-
nahmsweise eine anderweitige Verwendungsweise genehmigt.
' A u s sämtlichen technischen Gesichtspunkten ist zu ersehen, daß das
bewährte Bausnstem auf unserer Linie in Anbetracht unserer Leistungs-
fähigkeit auf eine längere Bauperiode berechnet sein muß und daß daher
wohlüberlegt nach Maßgabe der dringlichsten Momente vorgegangen
wird. Ihre Kommission zollt daher unserer Regierung, wie auch dem
technischen Baubureau die vollste Anerkennung, diese doppelt schwierige
Ausgabe bis setzt so günstig gelöst zu haben. Es ist leicht bauen im
großen S t y l , wo Geldmittel in Fülle stießen, aber finanziell eingeengt
kann nur stufenweise vorgegangen werden und muß dies im Interesse
der Abwehr allfülliger Gefahr mit um so größerer Ueberlegung geschehen.
Aus diesem Grunde werden auch in den künftigen Jahren nach M a ß -
gabe, des Bedürfnisses Subventionen aus der Landeskassa sür Rheinbau-
zwecke nicht umgangen werden können. Verhütet uns die Vorsehung noch
eine Reihe von Jahren vor schweren Elementarercignijscn nm Rheine,
so werden wir allmülich genügend sichere und solid gedeckte Wuhr-
bauten erhalten, welche allen Eventuali täten möglichst Trotz zu bieten
imstande seitt werden. Die paradoxe Ansicht, die man auch wohl hört
und die gerade über unser Lündchen schon geäußert wurde, es wäre
besser, von Schutzbauten ganz abzulassen und den Rheinlauf unsererseits
freizugeben, kennzeichnet entweder das, was man Galgenhumor nennt,
oder ist als inhumane Mißkennung der Verhältnisse abzuweisen. Glück-
licherweise ist dieser kranke Pessimismus bei unserer Bevölkerung nicht
zu finden, und so werden wir mit Gottes Hilfe, vvrwärtsbauen, bis
und soweit unsere Kräfte reichen und hoffentlich auch, den Sieg gegen
die Wut der Elemente davontragen." '
Schließlich wird in dem Berichte die.Bewill igung des
landschäftl. Kredites-von 12,000 f l . empfohlen.
Außer diesem größeren Kredite wurde vvm Landtage zur
A u s b e s s e r u n g des B i n n e n d a m m e F z u n ä c h s t d c r
A u s m ü n d u n g des landsch. K a n a l e s bei G a m p r i n
e i n L a n d e s k r e d i t v o n 1500 sl. bewilligt, und der G e - .
m e i n d e T r i e s e n znr Erstellung von 100 Meter Hochivuhr
im „Heilos" ein u n v e r z i n s l i c h e s i n 10 J a h r e s r a t e n ,
rückz ahlbar.es D a r l e h e n v v n 3000 sl̂ zuerkannt.
.Wie in den beiden Vorjahren ü b e r w i e s auch dieses
Jahr der Landtag an die G e m e i n d e n e i n e n B e t r a g —
und zwar diesmal die erhebliche Summe v o n .12,000 f l . —
aus der Landeskasse zn kulturellen Zwecken, eventuell auch zur
Abschreibung fälliger Darlehensraten. Diese Unterstützung der
— 73- —
Gemeinden rechtfertigt sich nach dem Kommissionsberichte durch
die enorme Inanspruchnahme der Gemeinden fü r Zehentab-
lösuug, Kanalisierung, Rheinbauten und S t raßenbau ten einer-
seits, und andererseits durch die erhöhten Zolleinnahmen, die
in Fo rm einer indirekten Besteuerung der Landeskasse zufließen.
Der Ü b e r m i t t l u n g von 300 f l . a l s H ü l f s b e i t r ä g an
die durch einen W u h r b r u c h g e s c h ä d i g t e n B e w o h n e r von
B e z a u (im Bregenzerwald) wurde vom Landtage zugestimmt.
Diese Spende entsprach, wie auch jene der Vorjahre an die
Beschädigten in Deutschland, Schweiz u. s. w., den Intentionen
des Landtages, da die freundnachbarlichen Gesinnungen der
anstoßenden Länder in den Tagen der Not, wo uns selbst
Unglück traf, zu würdigen und wieder zu vergelten suchte.
Aus der Budgetberatung sei erwähnt , daß der G e h a l t s -
be.itr.ag f ü r den F o r s t i n s p e k t o r auf 500 , f l . festgesetzt
wurde, während derselbe bisher 800 f l . betragen hatte ' ) .
I m September dieses Jahres wurde die Landesverwesers-
stelle neu besetzte L a n d e s v e r w e s e r K a r l H a u s v. H a u s e n
hatte aus Gesundheitsrücksichten bei dem Landesfürsten um Ent-
hebung vom Dienste nachgesucht. Diesem Ansuchen wurde mit
fürstlicher Entschließung vom 10. September 1884 entsprochen
und der Petent in Ansehung seiner verdienstvollen Tätigkeit durch
Erhebung i n den Freiherrnstand ausgezeichnet. Der L a n d e s -
a n s s c h u ß ü b e r r e i c h t e dem abgehenden L a n d e s v e r w e s e r ,
der als solcher vom Jahre 1861 an — also 23 Jahre — hier
gewirkt hatte, e i n e Dankesurkunde^ in welcher seinen cmßer-
' gewöhnlichen Arbeitsleistungen, seiner Energie, seiner Einsicht
und seinen vielen Verdiensten um das Land mit Recht alle
Anerkennung gezollt wird 2). . >
i) Es geschah diese Reduzierung anläßlich der Pensionierung des
Forstinspektors Schauer, der annähernd 3t) Jahre als solcher im Lande
gewirkt hatte und nun durch.den neuen Forstinspektor Frank ersetzt.wurde.
Der. Letztere war hier nur 2 ' Jahr in, Tätigkeit.. Nach ihm fiel dieser
Budgctposten ganz weg, indem der Gehalt des f. Forstverwalters — so
lautete sür die Zukunft der amtliche,Titel — ganz auf die fürstl. Domänen-
kasse übernommen wurde, und auf das Land für die landsch.. Verwendung
desselben nur mehr die Auslagen für Diäten und Reisegebührcn entfielen.
Eine bereits schon vorbereitete Biographie über Hausen wird
im nächsten Jahrbuche erscheinen.
— 74 —
Der L a n d e s f ü r s t e r n a n n t e z u m n e u e n L a n d e s -
v e r w e s e r den k. k. Bezirkskommissär K a r l v o n I n d e r
M a u r aus S t r e l b u r g u u d z u F r eise t d , welcher zuletzt
bei der k, k. Niederösterreich. Statthalterei in Wien als Präs idia l -
sekretär in Verwendung gestanden war. Die Amtsübergabe
erfolgte am 25. September. 1884. ' .
Ordentlicher Landtag vom 2« . Juni bis
». September 188» .
A n Stelle des verstorbenen Abg. D r . Peter Marxer ')
trat der Ersatzmann Josef Gstöhl von Eschen in den Landtag ein.
Al l s den Bureauwahlen gingen hervor als Präsident
D r . Albert Schädler ; als Vizepräsident Kanonikus Johann
Baptist Büchel von Vaduz; als Sekretäre Xaver Bargetzi und
M a r t i n Oehri.
V o n den Beratuugsgegenständen, welche den Landtag in
dieser Sitzungsperiode geraume Zeit in Anspruch nahmen, ist
besonders hervorragend die F r a g e des A u s b a u e s der R h e i n -
k o r r e k t i o n s l i n i e . Der von der Regierung mitgeteilte Ex-
pertenbericht des Landestechnikers Rheinberger knüpft an die
im Jahre 1884 eingehend gepflogenen Landtagsverhandlungen
an und rä t unter' den gegebenen Umständen die tunlichste V o l l -
endung der Rheinkorrektionen. Der Experte ineint, daß mit der
Vollendung der alten und der Herstellung der noch fehlenden
Abg. Dr. Peter Marxer, gebürtig voll Gamvrin, wirkte eine
Reihe von Jahren als praktischer Arzt in Bcndern. Er hinterließ eine
edle S t i f t u n g — bestehend in einem Kapitalssond von 14,000 sl. und
in einem Grundstücke — zum Zwecke der Gründung einer Wnisencmstnlt
in Bendern mit der alternativen Bestimmung, daß wenn innerhalb IVJahren
(d. h. bis spätestens 5. V I . 1895) das in erster Linie angestrebte Waisen-
haus nicht in Angriff genommen sein sollte, 12,999 sl. vom Stistnngs-
kapitalc an die Gemeinde Ruggell zur Erstellung einer Kirche, die übrigen
2000 fl. aber sowie dcr Zmszuwachs aus den 11,000 fl. und das Grund-
stück an die Pfarrpsründe Bendern fallen sollen. Das geplante Waisen-
haus kam hauptsächlich infolge cigemnächtigen Vorgehens des Testamcnts-
exekutors und den daraus erwachsenen Differenzen mit der Regierung,
sowie aus sonstigen triftigen Motiven nicht zustande und so fiel die S t i f t -
ung den in zweiter Linie oben genannten Zwecken zu. Auch ein vom
Landtage im Jahre 1894 gemachter Versuch, die Anstalt als Landes-
waisenanstalt zustande zu bringen, scheiterte aus verschiedenen Gründen.
>
— 75 — -
neuen Hochwuhre in eine Durchschnittshöhe von 6 Meter — von
der Sohle aus gemessen — der gewünschte Zweck zu erreichen sei.
Der Kostenanschlag fü r ein solches Projekt wurde auf 69,000 f l ,
berechnet, wobei die da und dort notwendigen Verstärkungen
der Wuhrfundamente nicht miteinbezogen waren. F ü r die Durch-
führung des geplanten Ausbaues war ein Zeitraum von 3—4
Jahren vorgesehen. I n Erwägung dieser Umstände beschloß
der Landtag im Einverehmen mit der Regierung die gep l an t en
B a u t e n mit einem L a n d e s b e i t r a g v o n 56,000 sl. zu unter-
stützen, - nnd zwar sei die kreditierte Summe unter Zugrunde-
legung einer 4jährigen Bauperiode in 4 Jahresraten Ä 14,000 f l . ,
beginnend mit dem Jahre 1886 auszufolgen. Die zur Gesamt-
durchführung des Projekts, und zur Verstärkung der Wuhr -
fundamente noch weiters nötigen Mit te l hatten die Rhein-
gemeinden selbst aufzubringen
I m Zusammenhange mit diesen: verhältnismäßig recht
hohen Rheinbaukredite, dcr die Arbeit der Rheingcmeinden
wesentliche erleichterte, beschloß der Landtag auch den Nicht -
r h e i n g c m e i n d e n einigermaßen ein Aequivalent in Form einer
S u b v e n t i o n f ü r ö f f e n t l i c h e Zwecke i m B e t r a g e v o n
12,000 f l . , welche gleich den Rheinbauraten in 4 Jahren zu
je 3000 f l . auszufolgen waren, zu bewilligen. Die Gewährung
dieses Kredites war hauptsächlich ein Akt des politischen B i l l i g -
keitsgefühles und gründete sich aus die Anschauung, daß das
Landesvermögen aus , den Taschen aller Landesbürger fließe
und znm größten Teile von indirekten Steuern herrühre. .
Das von der Regierung vorgelegte B u d g e t f ü r das
J a h r 1886 wurde vom Landtage nach längerer Beratung
angenommen. E s ist daraus zu ersehen, daß die Einnahmen
') Der neue Impuls, der die raschere Förderung der Rhcinbauten
bezweckte, war abgesehen von den vorjährigen Landtagsverhandlungen,
auch auf die im Frühjahre 1885 im Großen Rate in S t . Gallen ge-
pflogenen Rheinbauberatungen zurückzuführen. Dort wurde man einig,
für ihre linksufrigen Rheinwuhre eine normale Höhe von .7 Meter mög?
lichst rasch zu erreichen. Die finanziellen Verhältnisse unseres Landes
gestatteten ein derartiges Projekt, welches gegen 30,0,000 fl. Kosten ver-
ursacht hätte, selbstverständlich nicht, weshalb man sich vorläufig mit
einer Normnlhöhe von 6 Meter begnügte.
— 7'6 —
und Ausgaben höher als bisher bemessen -wurden, weil man
einerseits die Zolleinnahmen in möglichst exakter Höhe ein-
stellte und andererseits die Rheinbausubventionen in das P r ä -
liminare aufnahm. Beides war bisher nicht Uebung gewesen,
ein Uebelstand, worunter die Klarheit und Vollständigkeit des
finanziellen Bildes nicht wenig gelitten hatten.
Der durch die Pensionierung des Landesverwesers Fre i -
herrn v. Hauseu erhöhte P e n s i o n s e t a t und einige Aender-
ungen 'in der G e h a l t s b e m e s s u n g v o n , L a n d e s a n g e s t e l l t e n
gaben Veranlassung« zu verschiedenen Auseinandersetzungen.
I n dem betreffenden.vom Landtagspräsidenten erstatteten Kom-
missionsberichte wurde betont, daß eine generelle Regelung des
Gehalts- und Pensionswesens ein Bedür fn i s sei. Be i dem
Mangel derartiger gesetzlicher Bestimmungen sei man darauf
augewiesen, von F a l l zu F a l l zu beraten. Be i unseren einge-
engten und besonderen Verhältnissen hinterlassen aber solche
Beratungen und die damit verknüpften Debatten nicht selten
einen bemühenden und peinlichen Eindruck. Die Vorschläge,
die in dem' Kömmissi'onsberichte zur Lösung dieser nicht
leichten Frage gemacht werden und welche der später erfolgten
gesetzlichen Regelung im Jahre 1888 als Grundlage dienten,
lauten wie folgt:
„Die Gehalte sollen geregelt, wo es nötig ist, auch verbessert wer-
den, eventuell soll in Forin von Quinquennalzulngen dcr drirch imscrc
Verhältnisse bedingten Anssichtslosigkcit aus Avancements nachgeholfen
werden. Für die Pension hätten die Beamten in der Zukunft selbst auf-
zukommen, d. h. sie hätten jährlich einen bestimmten Tei l ihrer Gehnlts-
einnahmen in einen Beamtenvensionsfond zu steuern. B i s und so lange
der Pensionssond die nötige Höhe nicht erreicht hat, könnte das Land
dic allfüllig liquid werdenden Pensionen vorschußweise bestreiten, um
dann später die vorgeschossenen Gelder aus dem betreffenden Fonde
wieder zurückzuerhalten.- W i r g l a u b e n / d a ß eine Regelung aus diesem
Boden möglich ist-und, zweiseln nicht daran, daß eine solche auch im
Bvlksbewußtsein als ein gesunder Fortschritt angesehen würde. Damit
würden auch sür alle Zukunst derartige Fragen, wie die heutige eine
ist, vermieden und in dieser heiklen Sache endlich ein definitiver, sowohl
für das Land .^ivie sür .die Beainten , würdiger Abschluß stattfinden, und
ein sür allemal dem Belieben des Momentes, bald so und bald anders
in dieser oder jener Gehaltsfrage oder Pcnsionsnbfindung zu erkennen,
ein Ziel gesetzt." . '
77 —
Das am 1. J u l i 1885 zwischen den Bevollmächtigten der
Schweiz und des Fürs ten tums ' Liechtenstein abgeschlossene
Ueber e in kommen ü b e r d i e b e i d e r s e i t i g e Z u l a s s u n g d e r
an den- G r e n z e n wohnenden M e d i z i n a l p e r s o n e n zu r
B e r u f s a u s ü b u n g wurde vom Landtage genehmigt.') ' D i e
darin den Aerzten, Tierärzten und Hebammen zugestandene Be-
fugnis, im Nachbarlande den Beruf auszuüben, schließt jedoch
nicht das Recht in sich, dort ein D o m i z i l zu begründen, es sei
denn, daß sie sich der in diesem Lande geltenden Gesetzgebung
und nochmaliger P r ü f u n g unterwerfen. M i t diesem Verträge
wurden die tatsächlich schon längst vorhandenen Uebungen in
der fraglichen Richtung festgelegt. - , > , , .,, .
Dem Landtagsbeschlusse, länt .welchem — ähnlich wie- in
den Vorjahren — den G e m e i n d e n f ü r , k u l t u r e l l e Zwecke
und zu r S t e u e r e r l e i c h t e r u n g ein B e t r a g v o n 12 ,000 f l .
aus der Landeskas fe ü b e r w i e s e n werden sollten, wurde
die landesherrliche, Sanktion vorenthalten. Die Regierung hatte
sich schon während der Beratung mit, Rücksicht auf, die oben mit-
geteilten lcmdsch. Subventionen an die Rheingemeinden und
Nichtrheingemeinden nicht ohne Grund gegen diese weitere Ueber-
weisung ausgesprochen. , ,, . , ,
Eine Frage, die sowohl den Landtag wie auch den L a n -
desausschuß wiederholt beschäftigte, betraf die Schaffung eines
L a n d es h o s p i t a l s . . Bereits im Vorjahre hatte noch L a n -
desverweser v. Hausen diese Frage angeregt, indem er mit-
teilte, daß der Landessürst anläßlich seines 25jährigen Regier-
ungs jubi läums fü r eine Wohltätigkeitseinrichtung eine Schenk-
ung an das Land beabsichtige. Die Regierung, proponierte
die Errichtung eines Landeshospitals in nächster Nähe des
Schaaner Armenhauses, welch letzteres auch die Al imen-
tation gegen entsprechende Vergütung zu besorgen hätte. Die
Erstellung des Gebäudes und die innere Einrichtung desselben
würden nach Mitteilung des Landesverwesers v. Hausen aus
der Privatkasse des. Landesfürsten bestritten. Laut Programm
sollte das Haus fü r 30 P f r ü n d n e r Unterkunft bieten, und zwar
fü r 5 einer besonderen Obsorge bedürfende- J r r en>- fü r - 15-
Geistesschwache und fü r 10 Kraule.
>) L. G . B . Nr. 1. 1886. Kundmachung v. 14. V111. 1886.
Bereits im vorjährigen Landtage traten Schwierigkeiten
wegen der Bauplatzfrage, wegen der Verpflegung u, s. w. ein.
Die Ansicht war im Landtage allgemein dahingehend, daß das
Hospital selbständig und nicht in Abhängigkeit vom Schaaner
Armenhause sein müsse, und daß auch ein größeres Boden-
areal notwendig sei. V o n Seite, der Gemeindevertretung in
Schaan wurde jedoch nur die unentgeltliche Ablassung der zur
Erstellung des Hauses notwendigen Baufläche zugestanden, da-
gegen aber der Anspruch erhoben, einzelne Räume des zu er-
richtenden Hospitales fü r Zwecke des Schaaner Armenhauses
benützen zu dürfen. .
. Unter diesen Umstäuden beschloß der Landtag im Jahre
1884: Die Regierung möge mit dem Landesausschusse die
Frage nochmals beräten und einen anderen passenden und
großen Platz, .der nebst der Baufläche auch sonst noch genügen-
des Areal enthalte, zn erwerben trachten
Durch den bald nach dem Landtagsschluß im September
1884 erfolgenden Dienstaustritt des Landesverwesers v. Hausen
ging diese'Aufgabe auf den neuen Landesverweser v. I n der M a u r
über und es fanden mich in dem kommenden Winter wieder-
holte Beratuugeu mit dem Landesausschufse statt. I u . dem
Berichte, welchen der Vorsitzende des Landesausschusses D r .
Albert Schädler an den Landtag erstattete, wird die vorlie-
gende Frage mit besonderer Berücksichtigung einer neuen Re-
gelung unseres Armenwesens besprochen. 2) Der wesentliche
Inhal t des Berichtes lautet auszugsweise, wie folgt:
„Bei einer näheren Prüfung der Landeshospitalfrcige ist auch un-
serem Armcnwesen ein besonderes Augenmerk zu schenken. - Von den 11
politischen Gemeinden des Landes besitzen drei (Triesen, Schaan und
Mauren) Gemeinoeurmenhnuser. Diese haben eine wesentliche finanzielle
Hilfe in dein Kost- und Pslegegeld, das von andern Gemeinden sür hier
untergebrachte Personen bezahlt wird. Ohne diese Einnahmen würden
selbe nur durch sehr große Lokalarmensteuern ihr Dasein sriston können-
i) Landcsverweser v. Hausen beantragte kurz vor seinem Abgänge
das Schloß Gutenbcrg für diesen Zweck anzupassen. Diese Idee fand
jedoch wenig Anklang.
") Die früheren Landtagsverhandluugen über dic Regelung des
Armenwcsens in den Jahren 1867 und 1869, vergleiche Jährbuch I. S .
151 sf. u. 117 ff. . . .
— 79 —
Beispielsweise zahlt die Gemeinde Schaan nur an Verwaltungskosten
sür> ihr Gemeindcarmenhaus mehr, als die Auslagen für Armenpflege
ebenso großer Gemeinden, die kein Armenhaus besitzen, betragen.
Durch Erstellung eines Landeshospitales würde den bestehenden
drei Gcmeindearmenhäusern ein bedeutender Ausfa l l erwachsen, indem
die armen Kranken, Gebrechlichen und Blödsinnigen, die zurzeit in diesen
Anstalten untergebracht werden, in das Landeshospital requiriert wür -
den. Damit wäre aber- die wichtigere Frage des Armenwesens noch
keineswegs gelöst, trotzdem.wir ein Landeshospital, das mangels eigener
Arbeitskräfte erhebliche Betriebskosten dem Lande verursachen würde,
und drei Gemeindearmenhäuser, die nun in eine viel schlechtere finanzielle
Lage gebracht würden, Hütten.
Nun ergaben aber serner gepflogene Erhebungen, daß zurzeit im
Lande zirka 80 Personen sind, deren Unterbringung in ein Armen- resp.
Krankenhaus.infolge von Armut, Krankheit, Blödsinn oder unheilbarer
Geisteskrankheit angezeigt erscheint. Unter diesen sind mit Blödsinn oder
unheilbarer Geisteskrankheit zirka 10 behastet. Heilbare Geisteskranke
können hier nicht in Betracht kommen, da solche ohnehin in richtige fach-
männisch geleitete Irrenanstalten gehören, und die müssen wir so wie so
a u s w ä r t s suchen.
- Die Kleinheit unseres Landes nötigt uns die praktische Forderung
auf, von Spezialgnstalten nach dieser Richtung möglichst abzusehen. Aus
demselben Grunde sind auch Gemeindearmenhäuser nach der Lage unserer
Verhältnisse viel zu kostspielig, und können sich die drei bestehenden nur
infolge der oben erörterten Umstände-halten:
Praktischer und besser sür unsere kaum 10,000 Einwohner zählende
Bevölkerung wäre es, die bestehenden Gemeindearmenhäuser landschüst-
lich anzukauseu und dieselben unseren Bedürfnissen, anzupassen. Die
Zwecke, die ein Landeshospital als separate Anstalt auf kostspieligem
Wege bei uns versorgen kann, können ebenso gut und sür das Land viel
billiger Hand in Hand mit der Regelung des ganzen Armenwesens in
den bestehenden Anstalten nach Vornahme geringer Adaptierungen er-
reicht werden. Damit würde aber das Armenwesen des ganzen Landes
und ebenso die Unterbringung von Blödsinnigen und unheilbaren Geistes-
kranken definitiv geordnet und eine große Last von den Gemeinden ab-
gewälzt, während die Erstellung eines Landeshospitals nur dem einen
Bedürfnisse genügen und den bestehenden Armenhäusern finanziell schaden
ivürde. Damit würde auch dem Entstehen weiterer Gemeindearmenhäuser,
deren Erstellung, Verwaltung und Betrieb unvollkommen und dennoch
sehr kostspielig ist, ein Ziel gesetzt.
Allerdings erfordert die landschäftl. Regelung unseres Armen-
wesens in Verbindung mit der Besorgung Blödsinniger, kranker Armen
u. s. w. bedeutende Mit te l . Die enormen Rheinlasten, unter denen unser
Land noch immer sehr leidet, und das unabweisbare Bedürfnis , die
Rhcinbauten neuerdings mit allen verfügbaren Kräften weiterzuführen,
— 80 —
wollen wir uns nicht ganz und gar von unseren Nachbarn übermannen
lassen, behindern die Leistungsfähigkeit des Landes nach dieser Richtung.
Wäre alle unsere Steuerkraft nicht schon seit Jahrzehnten fast einzig aus
den Kampf gegen die Rheingefahr konzentriert, so bestände zweifellos
diese große Lücke in unseren öffentlichen Einrichtungen, das. ist der Mangel
einer, generellen Regelung unseres Armen- und Krankenwesens, schon
längst nicht mehr. .>
. . Der Bericht spricht im Weitern die Hoffnung aus. Seine Durch-
laucht unser Landessürft .werde seine hochherzigen Intentionen einem
derartigen Projekte der Armen- und Krankenversorgung zuwenden und
ersucht die sürstl. Regierung, . in diesem Sinne auch zum Besten des
Landes wirken zu wollen." ' - . - ,
Der Landtag stimmte in der Sitzung, vom 5. September
1885 dieser Auffassung zu, überließ aber die Einleitung weiterer
Schritte in dieser Frage vertrauensvoll der Hochherzigkeit und
dem Ermessen des Landesfürsten.
Die Regierung teilte mittelst Schreiben vom 20. März
1886 dem Landesausschusse mit, daß der Landesfürst in W ü r -
digung der Schwierigkeiten, welche die Errichtung eines Landes-
hospitales fand, beschlossen habe, dem L a n d e 30 ,000 f l .
zu schenken mit der Weisung, daß diese Summe bis auf
Weiteres als fü r s t l / L a v d e s - W o h l t ä t i g k e i t s f o n d zu
verwalten sei und die Zinsen alljährlich sür humane Zwecke
zu verwenden seien,, daß aber im Falle, . als später ein Landes-
hospital, errichtet würde, der Fond diesem Zwecke zufalle. Der
Landesausschuß beantwortete diese hochherzige Schenkung am
27. März'1886 mit einer' Dankadresse an den Fürsten.
D a s S t a t u t des f ü r s t l . L a n d e s - W o h l t ä t i g k e i t s -
f o n d e s wurde, von der Regierung am 20. M a i 1887 kund-
gemacht, i) Der Landtag M h m -dasselbe in der Sitzung vom
30. J u n i 1887 zur Kenntnis und beschloß dem Fonde aus den
Ueberschüssen der Landcskassa einen Beitrag von 10,000 f l .
zuzuwenden. '
I m Jahre 1896 vergrößerte der Landesfürst anläßlich
seines Aufenthaltes im Fürs tentum den . wohltätigen , Fond
durch eine neue Schenkung im Betrage von-6000 f l . 2) Nach
') L . G. B . Nr. 1, 1887.' Fürstl/ Verordnung vom 20. V . 1887.
2) Die Verwendung der Zinsen sür die 'statutarischen Zwecke bc-'
gann mit 1. 1/1888. Das Zinsersparnis aus den Jahren 1886 und 1887
per 2000 fl . ' wurde dem Fonde zugeschlagen. Ende 1900 belief sich die
Höhe des Landes-Wohltütigkeitsfondes. aus 49,163 f l . — 98,326 Kronen.
— 81 —
den Bestimmungen des oben genannten Statuts sind die Zinsen
des Fondes alljährlich allgemeinen, über den Rahmen der Ge-
meindearmenpflege hinausgehenden Humanitätszwecken zuzu-
wenden. Solche Zwecke sind: Unterbringung mittelloser Taub-
stummen u. s. w. ' in Wohltätigkeitsanstalten, Zahlung von
Lehrgeldern, Anschaffung von Handwerkszeug u. s. w., Unter-
stützungen von durch Unglücksfälle und Krankheiten schwer
Heimgesuchten. Die jährlich abzuschließende Rechnung des
Landes-Wohltätigkeitsfondes ist gleich den Rechnungen der üb-
rigen öffentlichen Fonde alljährlich durch die Regierung dem
Landtage zur P r ü f u n g mitzuteilen.
Ordentlicher Landtag vom SS. Mai bis 10. Jnli 188« .
Die im Frühl inge dieses Jahres stattgehabten Neuwahlen
und landessürstlichen Ernennungen ergaben folgende Zusammen-
setzung des Landtages: Christian Brunhart von Balzers ; Frz .
Jos. Beck von Triesenberg; Landestechniker Peter Rheinberger,
Meinräd Ospelt und D r . Wilhelm Schlegel von Vaduz ; Josef
Beck, Josef Tschetter und Landestierarzt Christof Wanger von
Schaan; Tierarzt Ludwig Marxer von Eschen; Franz Josef Kind .
von Bendern; Jakob Kaiser und Johann Georg Mat t von
Mauren ; Chrysostomus Büchel von Ruggell. ')
Aus den Bureauwahlen gingen hervor : A l s Präsident
1)r. Schlegel, als Vizepräsident Landestierarzt Wanger, als
Sekretäre Hauptmann Rheinberger und- Tierarzt Marxer.
' " I n diesem Jahre fanden — einschließlich der konstituieren-
den Eröffnungssitzung — nur drei Landtagssitzungen statt. Die
Thätigkeit des Landtages beschränkte sich in der Hauptsache auf
die Budgetberatung und auf die P r ü f u n g und Genehmigung
der vorjährigen Landes- und öffentlichen Aondsrechnungen.
l) Vom Fürsten waren ernannt worden: Josef Beck von Schaan,
Johann Georg Matt von Mauren und Dr. Wilhelm Schlegel von Vaduz.
Die übrigen Abgeordneten waren aus den Volkswahlen hervorgegangen.
Die vom Volke gewählten Abgeordneten Xaver Bargetzi und Wendelin
Ern i von Triesen, Dr. Albert Schädler von Vaduz, sowie der als Ersatz-
mann gewählte Joses Brunhart von Balzers hatten die Wahl abgelehnt.
A l s Ersatzmänner wurden alsdann berusen Meinrad Ospelt von Vaduz
und Josef Tschetter von Schaan.
— 82 —
D a im Interesse einer zusammenhängenden und ver-
gleichenden Darstellung über diese Traktanden erst am Schlüsse
der vorliegenden Arbeit berichtet merden wird, obliegt mir die
übrigen erwähnenswerten Landtagsbeschlüsse vom Jahre 1886
hier mitzuteilen, , .', > ' ,
l Die vom landwirtschaftlichen Vereine ausgegangene und
von der Regierung befürwortete Anregung, die in letzter Zeit
im Rückgänge befindliche P f e r d e z u c h t . z u heben, veranlaßte
den Landtag, z u r H a l t u n g e i n e s Z u c h t h e n g s t e s , dessen
Anschaffungskosten 3010 Franken, betrugen, eine j ä h r l i c h e
L a n d e s s u b v e n t i o n v o n 300 f l . , und, vom vierten Jahre
an von 2 50 f l , gegen Einhaltung der vertraglichen Bestim-
mungen zu 'gewähren, ' , . > , - >
Der G e m e i n d e B a l z e r s , ' welche in diesem Früh jah re
einen T e i l der Gemeindegüter — d i e sogenannten S c h l o ß -
g ü t e r — m i t 400 O b s t b ä u m e n ' ) b e p f l a n z t e , gewährte
der Landtag e ine P r ä m i e v o n 50 f l . und bevollmächtigte
zugleich 'die Regierung, auch anderen Gemeinden, welche sich
durch ' derartige . größere Obstbaumanlagen auszeichnen, eine
solche P r ä m i e zu verabfolgen,
Dic V e r w e n d u n g v o n 312 5 f l , z u r V e r s t ä r k u n g
des l a n d s c h ä s t l i c h e n B i n n c n d a m m e s be i G a m p r i n
wurde vom Landtage nachträglich genehmigt. Das Hochwasser
im Jahre 1885, welches diesen Damm und das darunterliegende
Gampriner und Ruggeller Gebiet in große, Rheingefahr brachte,
hatte diese Verstärkungsarbeiten notwendig gemacht.
Z u r E r s t e l l u n g v o n A r r e s t l o k a l e n i m R e g i e v -
u n g s g e b ä n d e b e w i l l i g t e der L a n d t a g e i n e n K r e -
d i t v o n 800 f l . Das Bedür fn i s der Herstellung von mehreren
neuen Arrestlokalen hatte sich schon wiederholt fühlbar gemacht.
Nachdem nun durch die Freigebigkeit des Landesfürsten das
Regierungsgebäude,, welches bisher zum Teile auch als Wohn-
ung fü r fürstliche Beamte zu dienen hatte, ausschließlich zum
Zwecke der öffentlichen Verwaltung dem Lande zur Verfügung
Diese hübsche Obstbmimanlagc ist leider später infolge mangel-
hafter Pflege arg zurückgegangen.
— -83 —
gestellt worden war, konnten ohne große Auslagen die benötig-
ten Arreste im Erdgeschosse des genannten Gebäudes herge-
richtet'werden. . - - .
Ans Anregung des landwirtschaftlichen Vereines bean-
tragte die Regierung eine Erhöhung der l a nd sch ä f t l i c h e n
S u b v e u t i ö n f ü r ' Z u c h t s t i e r a n s c h a f f u n g a u f 1700 f l - .
Darnach sollen künftig fü r Beschaffung vou Zuchtstieren den
Gemeinden Subventionen von 50—100 fl-. -per Stück sowie
fü r Haltung von Zuchtebern Subventionen im Betrage von
30 fl? zugestanden werden. Der Regierungsantrag wurde voni
Landtage angenommen. -
Um das Anwachsen des l a n d s c h ä f t l . A r m e n f o n d es ')
zu fördern, beschloß der Landtag aus Antrag der Regierung,
daß künftig alljährlich 20 P r o z e n t de r F o n d s z i n s e z u r
V e r g r ö ß e r u n g des F o n d e s verwendet werden sollen.")
Neue Gesetze wurden in dieser kurzen Landtagsperiode
nicht geschaffen, jedoch richtete der Landtag das Ersuchen an
die Regierung,- ein Expropriationsgesetz und ein Beämtenge-
halts- und Pensionsgesetz fü r das kömmende J ä h r vorzubereiteu.
Ordentlicher Landtag vom S8. Mai bis
I. Augnst 1887;
Diese Lündtagsperiode, f ü r welche das vorjährige Bureau
- wieder gewählt wurde, zeichnete sich gegenüber dem Vorjahre durch
Entfaltung einer regereu Tätigkeit auf verschiedenen Gebieten aus.
I n erster Linie ist eine 'zeitgemäße R e f o r m der B e -
s t e u e r u n g der i m L a n d e s ä b ' r i k s m ä ß i g b o t r i eb en en
G e w e r b e , welche im Sinne des Regierungsentwurfes vom
Ländtage beschlossen wurde, zu verzeichnen.^) Damit wurden
die bezüglichen Bestimmungen des provisorischen Steuergesetzes
vom 20. Oktober.1865 und der Gesetzesnovelle vom-15. August
') Vergleiche Jahrbuch 1. S . 157 ff.
-) Diese rationelle Bestimmung wurde in-dcr Gesctzesnovelle über
die Verwaltung des landschäftl. Armensonoes im Jahre 1900 ( L . G . B .
Nr. 1. 1900.- Gesetz vom 29. I X . 1900.) auch gesetzlich festgelegt.
3) L. G . B . Nr. 3. .1887. Gesetz v. 23. V l l l . 1887.
— 84 —
1879 abgeändert. Die fabriksmäßig, .betriebenen Geivcrbe sollen
künftig nach ihrem amtlich festzustellenden Reineinkommen be-
steuert werden. Be i den der Textilindustrie angehörenden F a -
brikationszweigen ist das' jährliche Reineinkommen für jeden '
Webstuhl mit 20—25 f l . , f ü r jede Spindel mit 50 K r . bis 1 f l .
anzusetzen. Be i solchen Gewerben ist die Umlage für das Rein-
einkommen bis zum Betrage vou 10,000 sl. auf 10 °/o, und
für höhere Beträge auf 15 "/o anzusetzen. Außerdem kann die
Regierung fü r die betreffenden Gemeinden fallweise die Erheb-
ung eines Zuschlages zur Gewerbesteuer bis zum Betrage von
10 v/o der letzteren bewilligen.
Den Ausführungen des Kommissionsberichtes und den
vom Regierungsvertreter erläuterten ziffermäßigen Daten ist
zu entnehmen, daß die Spinnerei in Vaduz 13,080 Spindeln,
die Weberei in Vaduz 290 Webstühle und die Weberei Triesen
484 Webstühle in Betrieb haben. Die Steuer betrug bisher
per Spindel 1 kr., per/Webstuhl 1 f l . >). Nach dem neuen Ge-
setze wird die Spindel aus 5V2 bis höchstens 12'/s kr., f ü r den
Webstuhl auf 2 f l . 20 kr. bis 2 f l . 89 kr. festgesetzt. Z u dieser
Zeit betrug die Steuer iu Oesterreich per Spindel 45 /̂2 kr.,
per Webstuhl 8 f l . 22 kr.
Aus diesen Daten ist zu ersehen, daß die neue Steuer-
erhöhung eine mäßige war und die Rentabil i tät der hiesigen
Fabriksgewerbe nicht empfindlich treffen konnte, denn sollst
müßte die höhere Belastung der gleichen Gewerbe im V o r a r l -
berg diese letzteren lahmlegen. Daher konnten auch die von den
Fabrikbesitzern eingereichten Petitionen nicht aus Erfolg rechnen.
M i t Bezugnahme auf die R e g e l u n g der h i e r l ä n d i g e n
F a b r i k s a r b e i t s v er h ä l t n iss e teilte der Regierungsver-
treter dem Landtage mit, daß sich' die Regierung, unr Klarheit
über die einschlägigen-Beziehungen zu erhalten, mit Zustimmung
des k. k. österreichischen Handelsministeriums, des Geiverbe-
inspektors fü r T i r o l und Vorarlberg als fachmännischen Be i -
rates erfolgreich bedient habe und daß dieselbe sortgesetzt däs
>) Vom Jahre 1866 bis 1879 mcir die Steuer auf Grund dcr Be-
stimmungen des Steuergcsetzes vom 20. X . 1865 (L. G . B . Nr. 1. 1866)
noch erheblich niedriger. Vergl. Jahrbuch I. S . 122.
Augenmerk darauf gerichtet habe, daß die Fabriken den in sani-
tärer und. sicherheitlicher Hinsicht zu stellenden Ansorderungen
tunlichst, entsprechen, sowie daß die in der Gegenwart aller-
w ä r t s geforderten Humanitären Institutionen, wie Kranken-
kassen und Unfallversicherung, auch in Liechtenstein zum Besten
der arbeitenden Bevölkerung allgemein ins Leben treten und
sich zweckentsprechend entwickeln.
Einen weiteren Verhandlungsgegenstand bildete das von
der Regierung vorgelegte Gesetz ü b e r das V e r f a h r e n i n
E x p r o p r i a t i o n s f ä l l e n Das Gesetz, welchem der Land-
tag zustimmte, erklärt im Sinne des Z 365 des allgemeinen
bürgerlichen Gesetzbuches die Expropriation gegen angemessene
Schadloshaltung in solchen Fäl len sür zulässig, in denen es
das allgemeine Beste erfordert. Ob in einem einzelnen' Falle
die Notwendigkeit der Expropriation vorliegt, hat auf Grund
einer Regierungsvorlage jedesmal der Landtag zu entscheiden. Die
Feststellung der zu leistenden Entschädigung ist zunächst durch
die Regierung unter Zuzug von wenigstens 2 Sachverständigen
im Wege der Vereinbarung zu versuchen. Gelingt diese nicht,
so hat das Landgericht die gerichtliche Schätzung der zu expro-
priierenden Objekte nach Vorschrift der Gerichtsordnung zu ver-
anlassen.
Das Gesetz gründet sich auf § 14 der Verfassung und
füllte eine zeitweilig recht empfindlich gewordene Lücke unserer
Gesetzgebung aus. Schon im Jahre 1872 hatte die Regierung
ein Expropriationsgesetz vorgelegt, das vom Landtage wesent-
lich modifiziert wurde und deshalb die landesfürstliche Sanktion
nicht erhielt.
Der Gemeinde Eschen bewilligte der Landtag die nach-
gesuchte Expropriation zum Zwecke der Vollendung der Orts-
wasserleitung.
Der G e m e i n d e T r i e s e n b e r g gewährte der Landtag
behufs E i n f ü h r u n g e iner gemeinschaf t l i chen A l p e n -
wi r t scha f t ein zu 3 o/g z i n s b a r e s und i n 5 0 j ä h r i g e n
T e r m i n e n r ü c k z a h l b a r e s D a r l e h e n v o n 50,000 f l . aus
>) L. G . B . Nr. 4. 1887. Gesetz v. 23. VIII. 1887.
. 6
— 86 —
der Laudcskasse. Den Anlaß hiezu bor der in diesem Jahre
stattgefnndene Verkauf der fürstlichen A l p Sücca, welche bei
der Versteigerung von Triesenberg um 36,006 sl. ') erstanden
wurde, jedoch mit der von der sürstl. Domänenver ival tung
veranlaßten Bedingung, daß die Gemeinde eine gemeinschaft-
liche AIpwirtschast aus alten ihren Alpen einführe.
Die bisherige Bewirtschaftung der' ausgedehnten Alpen-
gründe der Gemeinde Triesenberg wurde nämlich von den
Viehhaltern daselbst nicht — wie in den übrigen Alpen Liechten-
steins — gemeinschaftlich betrieben. Jeder Viehbesitzer war ge-
nötigt, znr Besorgung seiner Milchkühe alle Abende den 1'/'-
bis 2'/2 Stunden weiten Weg in dic Knhnlpen zn machen,
um dann in den Frühstunden wieder zu den Tagesarbeiten
über den K u l m zurückzuwandern. Diese althergebrachte Ar t
der Bewirtschaftung der Alpen war besonders fü r den kleineren
Viehbesitzcr mit einem unvcrhäl tnismäßigen Zeitnufivande ver-
bunden uud benachteiligte auch die Qua l i t ä t der Milchprodukte.
Ferner erforderte dieser Betrieb eine große Anzahl von A l p -
hütten, für deren Erstellung und Erhaltung eine Masse Holz
alljährlich aufgewendet werden mußte. )̂
Die Einführung der viel rationelleren gemeinschaftlichen
Alpwirtschaft, welche von der Regierung schon seit einer Reihe
von Jahren, angestrebt wurde, aber stets an dem Widerstände
der Gemeinde scheiterte, war daher als ein gesunder Fortschritt
sehr zu begrüßen. Es mußten nun mehrere neue, große W i r t -
schaftsgebäude errichtet werden. Die Auslagen für diese Nen-
ersrellungen sind der Kaufpreis fü r die A l p Süecn verursachten
eiuen Kostenauswand von über 50,000 f l . Das vom Landtage
bewilligte Darlehen setzte die Gemeinde in Stand, die finan-
zielle Frage relativ leicht zu lösen. Der Versuch, auch die im
Privalbesitz befindlichen Wiesen am Steg nnd in Melbun fü r
)̂ Der Kauferlos vvn 36,000 f l . wurde vom Landesfürsten dcr
Gemeinde Schnan zum Bau der neuen Pfarrkirche geschenkt. Dieselbe
kam in den fvlgendcn Jahren nach den Plänen des sürstl. Architekten
v. Ncumann znr Ausführung und crhiclt noch weitere Vergabungsn von
Seite des hochherzigen Spenders.
-) Vg l . v. Klenze, die Alpwirtschaft im Fürstentum Liechtenstein.
Stuttgart 1879.
— 87 —
den gemeinschaftlichen Betrieb anzukaufen, scheiterte an dem
allzugroßen Kostenpunkte. — A n dem Zuständekommen des
fortschrittlichen Unternehmens hat sich besonders der Regierungs-
chef v. I n der M a u r verdient gemacht, der die mitunter recht
schmierigen Verhandlungen zum guten Ziele brachte. E i n nicht
unbeträchtlicher T e i l der Triesenberger beharrte nämlich zäh
an dem Althergebrachten. Die dadurch entstandenen Agitationen
nnd Wirren in der Gemeinde selbst verursachten dcr Regier-
ung manche Hindernisse, die jedoch überivnnden wurden. Dic
günstigen Ersolge des gemeinschaftlichen Alpbetriebes brachten
allmählich auch die Geguer zur besseren Einsicht, so daß heute
die alten Zustände wohl von keinem mehr zurückverlangt
würden.
Z u r B e s s e r u n g u n s e r e r J u s t i z v e r h ä l t n i s s e be-
schloß der Landtag in der Sitzung vom 30. J u n i 1887 eine
Petition an den Landesfürsten. Es wird darin als Mi t te l zur
Behebung der Ueberbürdung des Landgerichtes mit Arbeiten
empfohlen, manche aus der V e r g a n g e n h e i t ü b e r k o m m enc
Gesetze zu r e v i d i e r e n und zu v e r e i n f a c h e n und V c r -
m i t t l e r ä m te r , welchen die endgiltige Entscheidung in ge-
ringfügigen Sachen einzuräumen wäre , e i n z u f ü h r e n . F ü r
den F a l l , daß Seine Durchlaucht der Einführung von Ver-
mit t lerämtern nicht zustimmen würde, wird um die A n s t e l -
l u n g e i n e s z w e i t e n R ichter s ersucht. ')
Dic von dcr Regierung an die B r nnd b eschäd ig t e n
i n R ü t h i (Kanton S t . Gallen) verabfolgte U n t e r s t ü t z u n g
von 300 sl. wurde vom Landtage genehmigt.
Z u r Förderung der Vereinszwecke bewilligte der Landtag
dem im Jahre 1885 gegründeten l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n
V e r e i n e eine jährliche Subvention von 300 f l . —A n läß l i ch
dieser Bewill igung brachte der Abgeordnete Tschetter den in
S c h a a n ü b e r h a n d n e h m e n d e n G ü t e r v e r k a u f nn A u s -
länder zur Sprache. Se in Antrag, die fürstl. Regierung zu
ersuchen, unter Ausrechthaltung des Grundsatzes freien Gnter-
') W i r werden später aus diesen Gegenstand, der den Landtag
wiederholt beschüstigte und vorübergehend dem Lande auch namhafte
Kosten auferlegte, zurückkommen.
— 88 —
Verkehres Maßregeln zn treffen bczw. vorzuschlagen, welche
dem genannten Mißstandc Einhalt tun, wurde vom Landtage
angenommen.
Den zurzeit bestehenden 5 freiwilligen l i e c h t e n s t e i n ,
F e u e r w e h r e n bewilligte der Landtag eine L a n d e s -
s u b v e n t i o n v o n 3 0 0 f l .
E i n Antrag der Finanzkommission, daß die Regierung
ermächtigt werden soll, die B e a m t e n g e h a l t e mit Rücksicht
auf die fortschreitende Silberentwertung vom 1. J u l i 1887 an
i n G o l d w ä h r u n g , d. h. im effektiven Werte, wie vor dem
Jahre 1875, a u s z u b e z a h l e n , wurde zwar vom Landtage
angenommen, erhielt aber offenbar wegen der schon in Aus -
sicht genommenen Gehaltsregulierung die fürstliche Sanktion
nicht.
I m V e r o r d n u n g s w e g e erließ die Regierung B e -
s t i m m u n g e n zu r V e r h ü t u n g der A u s b r e i t u n g ü b e r -
t r a g b a r e r K r a n k h e i t e n i n der S c h u l e . ' )
Ordentlicher Landtag vom 28 Mai bis
15. Dezember 1888.
Eine Frage, die den Landtag wiederholt beschäftigte und
im Vorjahre angesichts der fortschreitenden Silberentwertung
zu einem Beschlusse geführt hatte, kam in dieser Sitzungs-
periode durch dic Schaffung eines Gehal tsgesetzes und
Pensionsgesetzes f ü r S t a a t s a n g e s t e l l t e zur definitiven
Erledigung.
M i t dem Gesetze be t re f feud die R e g u l i e r u n g der
B e z ü g e der S t a a t s a n g e s t e l l t e n ^ ) fallen die bisherigen
Naturalbezüge weg und werden in Barbezüge umgewandelt.
M i t Rücksicht auf die zurückgelegte Dienstzeit werden zivei
Dezennalzulageu von je 10 v/o des ursprünglichen Gehaltes,
welcher in der zweiten Klasse 1500 f l . , in der dritten 1200 sl.,
in dcr vierten 900 sl., in der fünften 720 f l . und in der
sechsten Gehaltsklasse 120 sl. beträgt, in dem Gesetze fixiert,^)
l) L. G . B . Nr. 5. 1887. Verordn, v. 10, X I I . 1887.
°) L . G . B . Nr. 3. 1888. Ges. v. 18. X I I . 1888.
)̂ I n die erste Klasse ist der Lnndesverivcser eingereiht, zn dessen
Bezügen das Land einen Beitrag von 1800 f l . leistet.
— 89 —
Die Vorrückung in den Gehalt einer höheren Stufe ist durch
die Würdigkeit des betreffenden Beamten bedingt nnd aus-
schließlich von der Entschließung des Lcmdcsfürsten abhängig.
Die Beamten, melche keine Amtswohnung haben, erhalten eine
Quartierentschädigung, bestehend in 19 v/o des Bargehaltes.
Die in die sechste Klasse eingereihten Bediensteten beziehen einen
jährlichen Adjustierungsbeitrag, welcher fü r die Lcmdweibel
mit 69 f l . , fü r die Diener mit 49 f l . festgesetzt wird. Der zu
diesen Gehalten von dem Lande in Anspruch zu nehmende
Betrag ist alljährlich im Budget festzustellen. D a einige
Staatsangestellte zugleich auch Geschäfte für die fürstlichen
Domänen besorgen, trägt die f. Domänenknsse zu den Barbe-
zügen derselben in dem bisherigen Verhältnisse bei.
Das vom Landtage in der nämlichen Sitzung (29. No-
vember 1888) angenommene Pens ionsgese tz f ü r S t a a t s -
angeste l l te i) normiert die im § 48 der Verfassung garan-
tierten Pensionsansprüche der Staatsbeamten.
Schon Ende der siebziger Jahre war von der Regierung
ein Pensionsgesetz vorgelegt worden. Dasselbe wurde jedoch
mangels einer zustimmenden Landtagsmehrheit wieder zurück-
gezogen.
Die jetzt erfolgte fast einhellige Annahme des Gesetzes ist
besonders dem Umstände zu verdanken, daß die selbständige
Bedeckung der Beträge für die Ruheversorgung auf der Schaff-
ung eines aus den jährlichen Beiträgen der Staatsangestellten
zu gründenden Pensionsfondes beruht. Demnach sind von dem
jeweiligen zur Pensionierung anrechenbaren Diensteinkommen
jährlich 4°/o einzuzahlen. Außerdem ist bei jeder Erhöhung
des Diensteinkommens eine einmalige Zahlung von 29 v/o des
erhöhten Betrages vorgeschrieben. Ueber die Beitragspflicht der
fürstlichen Domänenkasse zur Pension solcher Funktionäre, welche
nicht allein in? öffentlichen Dienste, sondern auch iu der fürst-
lichen Regie in Verwendung standen, enthält das Gesetz besondere
Bestimmungen.
M i t den nencn Bestimmungen über die Gehalte und Pen-
sionen der Beamten sind zwei schwierige und wichtige Fragen
>) L. G . B . Nr. 2. 1888. Ges. v. 18. X I I . 1888.
— 90 —
in befriedigender Weise gelöst worden, ohne daß an die Landcs-
kasse größere Ansprüche gestellt wurden..,
Die E r n e u e r u n g , b e z i e h u n g s w e i s e For t se tzung des
zwischen O e s t e r r e i c h - U n g a r n nnd Liechtens te in be-
stehenden Z o l l - uud S t e u c r v e r e i n e s ' ) führte dieseswal
zn keinen langen Beratungen, da es sich einzig um dic von
der Regierung vorgelegte Abänderung des Artikel XVI I I des
Vertrages vom 2. Dezember 1876 handelte. Während in dem
Zollvertrage vom 23. Dezember 1863 2) der Beitrag, welchen
Liechtenstein zu deu Kosteu der Verwaltung und dcr Finanz-
wache zu. entrichten hatte, aus einem Pauschale von 10^ o des
ihm zufallenden Anteiles aus den gemeinsamen Reiner t räg-
nissen bestand, wurde dieses Pauschale im Vertrage vom 3.
Dezember 1876 )̂ mit Rücksicht ans die projektierte E in führung
der Goldwährung in Liechtenstein aus 25^/» erhöht.
Bekanntlich ist die Durchführung des im Jahre 1876 ge-
schaffenen Münzgesetzes schon Anfangs 1877 an dem Wider-
stande der untcrläudischen Bevölkerung gescheitert. I u der uenen
Konvention wird nuu dieser sehr hohe Beitrag zu den Kosten
der Verwaltung uud der Fiuanzwache ans ein Panschale von
17°/o des auf Liechtenstein entfalleichen Anteiles aus den ge-
meinsamen Reinerträgnissen herabgesetzt. Die Additionalkon-
vention, welche diese Abänderung enthält, erhielt die Zustimm-
ung des Landtages in der Sitzung vom 15. Dezember 1888.
I n dcr nämlichen Sitzung wurde auch der neue H a n -
d e l s v e r t r a g zwischen O e s t e r r e i c h - U n g a r n , L iech ten -
stein einerseits und der S c h w e i z andere r se i t s vom
L a n d t a g e genehmigt . ' ' ) Nachdem der alte Handelsvertrag
vom 14. J u l i 1868 °) außer Kraf t getreten war nnd zwischen-
') L. G. B . Nr. 2̂ 1889. Ges. v. 27. X I . 1888. Ratifiziert am
8. V. 1889.
2) Vergleiche die ausführliche Schilderung der" damaligen Ver-
handlungen im Jahrbuch I. S . 99 ff.
Vergleiche die eingehende Berichterstattung über die damaligen
Landtagsverhandlungen in diesem Jahrbuche S . 21 ff.
->) L. G . B . Nr. 1. 1889. Vertrag v. 23. X I . und Kundmachung
vvm 31. X I I . 1888.
") Vergleiche Jahrbuch I. Seite 153.
— 91 —
weilig ein keineswegs befriedigendes Provisorium andauerte,
wnrde neuerdings von den beiden kontrahierenden Teilen die-
ser den beiderseitigen Interessen besser entsprechende neue Ver-
trag an die Stelle des alten gesetzt.
Einige Positionen, die speziell f ü r den Verkehr Liechten-
steins mit der Schweiz von Bedeutung sind, mögen hier E r -
wähnung finden. I m Artikel 1 des Vertrages sind Erleichter-
ungen fü r den besondereil Verkehr zwischen den Grenzdistrikten
zugestanden. Der Stickereivcredlnngsvcrkehr ist fü r die in
Liechtenstein selbst veredelte Ware in dein Vertrage neuerdings
gewährleistet. Die neuen Zollsätze fü r die Einfuhr in die
Schweiz zeigen einige Ermäßigungen und betragen z. B . fü r
Ncitnrweine (100 Kilogramm) F r . 3.50, fü r frisch geschlachtetes
Fleisch F r . 3, fü r Pferde (per Stück) F r . 3, für Ochsen und
Stiere (geschaufelt) F r . 15, für Kühe und Rinder (geschaufelt)
F r . 12, sür Jungvieh (ungeschnusclt) F r . 5, sür Kälber F r . 3,
für Schweine F r . 3—5.
Ans dem „Zusntzartikel" ist zn entnehmen, welche Gegen-
stände lind in welchen Quant i tä ten dieselben vvn alleil Zöllen
und Stempelgebühren befreit aus- und eingeführt iverden können;
zu diese» Gegenständen gehören Holz, Tors, Steinkohle, rohe B a u -
steine, Ziegel und Kunstdünger, dann Bro t lind M e h l in Mengen
von 10 K i l o , Fleisch bis 4 K i l o , Käse und Butter bis zu 2
Ki lo , Vieh und Gerätschaften znm Betriebe der Feldarbeit über
der Grenze, sowie der Tagesbedarf an Nahrungsmitteln und
Getränkeil in einer per Person und Tag angemessenen Menge.
Art . 7 der Zusätze lautet: „Aus sämtlichen Rheinbrücken
und Fähren wird der Personalverkehr derart erweitert, daß
der Uebergang eine Stunde vor dem ersten Bahnzuge eröffnet
und eine Stunde nach dem letzten Bahnzuge geschlossen wird ."
Art . 8 des Schlußprotokolls enthält die Bestimmungen
betreffend die Erleichterung des Verkehrs mit Vieh zum Auf -
triebe auf Weiden zc., wonach Vieh, welches auf nahe Weide-
plätze getrieben und noch an demselben Tage zurückgesührt
wird, dem Zollverfahren nicht unterliegt.
D e r wei tere A u s b a u der R h e i n w u h r e und e i n -
ze lner S t a u d ä m m e erforderte, nachdem die im ' Jahre 1885
— 92 —
vom Landtage bewilligten Beiträge von 56,009 f l . bereits
verwendet worden waren, neue Kredite von Seite des Landes.
Z w a r hatten sich unsere Wuhre und D ä m m e bei dein am 11.
September 1888 stattgehabten Rheinhochwasser als standhaft
erwiesen uud wir wareu —. glücklicher als unsere Nachbaren
in Vorarlberg — einer Katastrophe entgangen, aber es war,
wie der Landestechniker in seinem Berichte, aussührte, eine
weitere Erhöhung der Schutzbauten unbedingt notwendig, um
für die Zukunft gesichert zu seiu. I m Sinne des Regierungs-
antrages bewilligte daher der Landtag den 7 Rheingemeinden
zur weiteren Vervollständigung der Rheinbauten eine land-
schaftliche Subvention von 58,000 fl.>, welche innerhalb der
kommenden 3—4 Jahre zu verwenden waren, nnd wovon fü r
die Verstärkuug der S t a u d ä m m e in Triesen und Gamprin
10,000 f l . iu Aussicht genommen wurden.
Z u m Zwecke der R e g u l i e r u n g der B r a n d s t ä t t e i n
Eschen bewilligte der Landtag dcr f. . Regierung einen Kredit
von 600 f l . Das Brandunglück, durch welches 33 Wohnhäuser
und Stallungen eingeäschert wurden, nnd wobei leider auch
3 Kinder (von M a t h ä u s Hoop in Eschen) den Tod fanden,
ereignete sich am 16. M a i 1888. Be i diesem Anlasse erlitt
auch der liechtensteinische Vichvcrsichernngsverein einen Verlnst
von 430 sl. Assekuranzgelder, welche in dem Hause des Ver-
einsmandatars in Eschen mitverbrannt waren. Dem Ansuchen
des Vereines um Ersatz entsprach der Landtag durch Geivähr-
.ung einer Subvention von 400 f l .
Den durch das Rhe inhochwasse r im September 1888
B e s c h ä d i g t e n V o r a r l b e r g s wurde eine L iebesgabe von
500 sl. aus Landesmitteln verabfolgt.
Dic Gemeinde R ü g g e l l erhielt zur Vergrößerung des
S c h u l h a u s e s eine landschästliche Subvention von 400 f l .
Ordentlicher Landtag vom »1. Mai bis
14. Angnft 188N.
Die Landtägsverhandluugen, welche in diesem J a h r e ^ n ü r
3 Landtagssitzungenibeanspruchten, beschränkten sich — abge-
sehen von deu lausenden Geschäften, wie Budgetbcratung und
— 93 —
, P r ü f u n g der Landesrechnungen — auf die Beschießung eines
Gesetzes betreffend die Dienstalterszulagen der Lehrer und auf
die Erledigung von Petitionen mehrerer Gemeinden.
I n dem genannten Gesetze') kam der Landtag dem
Ansuchen der L e h r e r um V e r b e s s e r u n g i h r e r G e h n l t s -
b e z ü g e soweit entgegen, daß die im § 4 des Lehrergehaltsge-
setzes vom 29. J u l i 1878 2) bestimmten drei je zehnprozentigen
Dienstalterszulagen auf 20°/o des Stammgehalles erhöht wur-
den. Die fürstl . Regierung hatte die Petition der Lehrer auf
das Wärmste unterstützt und würde es laut Zuschrift vom 14.
J u l i 1889 mit Befriedigung begrüßt haben, wenn der P r o v i -
sorengehalt von 359 f l . auf 499 f l . und der Stammgehalt der
Lehrer von 590 f l . auf 690 f l . erhöht worden wäre. D a aber
die Zustimmung des Landtages zu einer solchen Gehaltser-
höhung nicht in Aussicht stand, einigte man sich in der oben
beschriebenen Weise durch höhere Bemessung der Dienstalters-
zulagen. Die Zuerkennung dieser Zulagen hat durch den L n n -
desschulrat zu erfolgen. Dein letzteren steht es auch zu, Leh-
rern, welche den dienstlichen Anforderungen nicht genügend
entsprechen, den Bezug der Dienstalterszulagen fü r eine be-
stimmte Zeit oder fü r immer zn entziehen.
I m Interesse der Verbesserung der Schulverwaltung er-
ließ die Landesschulbehörde im nämlichen Jahre eine V e r -
o r d n u n g ^), welche— unbeschadet der den Ortsschulräten
und Lokalschulinspektoren gesetzlich zustehenden Rechte und
Pflichten — die B e s t e l l u n g v e r a n t w o r t l i c h e r S c h r i f t -
f ü h r e r f ü r a l l e S c h u l a n s t n l t e n und die E i n s ü h r u n g
v o n S c h u l k o n f c r e n z e n vorschreibt. -Dem Schr i f t führer ob-
liegt die Besorgung der fü r die betreffende Schulanstalt sich
ergebenden Korrespondenz- und Kanzleigeschäfte. Dew'Schul -
konferenzen liegt im allgemeinen die Absicht zugrunde, ein har-
monisches Zusammenwirken der Lehrkräfte durch geregelte Be-
rntungen über Unterricht, Erziehung und Schuleinrichtungen
zu erzielen.
. L . G . -B. Nr. 4. 1889. Ges. v. 10. X . 1889.
-) Vergl. die Landtagsverhandlungen vom Jahre 1878, S . 37 ff.
in diesem Jahrbuche.
») L. G . B . Nr. 5. 1889. Verordn, v. 25. X I . 1889. '
— 94 —
Dem Ansuchen der G e m e i n d e G a m v r i n u m G e -
m ä h r u n g eines u n v e r z i n s l i c h e n D a r l e h e n s z u r T i l g -
ung ä l t e r e r R h e i n b a u s c h u l d e n entsprach der Landtag und
berücksichtigte dabei jedoch auch die beiden Gemeinden V a d u z
uud T r i e s e n , welche sich in ähnlicher Lage befanden. Diese
unverzinslichen Darlehen betrugen fü r Gamvr in 5160 f l . , fü r
Vadnz 3245 f l . , fü r Triesen 1410 sl. Die genannten Gemeinden
muhten sich verpflichten, die empfangenen Darlehen in 12
gleichen Jahresraten vom 1. Januar 1891 an zurückzubezahleu.
Z u r A n s c h a f f u n g v o n F e u e r l ö s c h r e q u i s i t e n be-
willigte der Landtag d e n G e m e i n d e n 730 sl., wovon 30 f l .
dcr Gemeinde Planken, und je 70 f l . den andern 10 Gemeinden
des Landes zufielen.
Die Gemeinden B a l z e r s und S c h a a n erhielten auf
ihr Ausuchen zur Deckung ihrer Kosten für R e p a r a t u r der
R h e i n b r ü c k e u L a n d e s b e i t r ä g c von je 180 sl.
Das Gesuch des L a u d e s p h v s i k u s D r . S c h l e g e l um
definitive mit Gehalt versehene Anstellung wurde vom Landtage
durch B e w i l l i g u n g eines j ä h r l i c h e n W a r t e g e l d e s v o n
500 f l . erledigt Zugleich wurde deu Gemeinden des Unter-
landes unter der Voraussetzung, dah sie sich entschließen einem
sich dort niederlassenden praktischen Arzte ein Wartegeld zu
geben, ein jährlicher Landesbeitrag von 300 f l . in Aussicht ge-
stellt.
Z u m A n k a u f e des H a u s a n w e s e n s zu r „ L i n d e " i n
V a d u z , dessen Erwerbung sich wegen des notorischen Mangels
an Beamtenwohnnngen empfahl, sprach der Landtag fü r den
F a l l , daß dasselbe von der für f t l . Domäncnverwal tung ange-
kauft werde, die Geneigtheit ans, einen angemessenen Beitrag
zum Kaufschilliug — oder was vorzuziehen wäre — die Quartier-
miete zu entrichten. Der Kauf kam alsdann ohne Landesbeitrag
zustande und das Land bezahlt seither an die f. Domänenkasse
jährlich als Quartiermiete 10 v/g des fixen Gehaltes des in
dem Hause wohnenden Beamten.
>) Seit dein Inkrafttreten des Sanitätsgesetzes vom 8. X . 1874
ivar dcr Lnndcsphlisikus ausschließlich von F a l l zu F a l l auf die in dem
genannten Gesetze normierten Bezüge angewiesen.
Die neue S t r a ß e n an l ä g e , welche die G e m e i n d e
T r i e s e n vvm. oberen Dorfteile aus über die Litzenen zur
Triesenberger-Hauptstraße erstellte, s u b v c u t i o n i e r t e der
Landtag mit einem Beitrage von 400 f l . —
Die Schilderung, welche in dieser Abhandlung ü b e r d i e
T ä t i g k e i t des l i e c h t e n s t e i n i s c h e n L a n d t a g e s i n der
P e r i o d e v o m J a h r e 1873 b i s e i n s c h l i e ß l i c h 1889 ge-
geben wnrde, bedars noch einiger Ergänzungen in Bezug auf
die dem Landtage im genannten 'Zeitraume zur Genehmigung
vorgelegten L a n d e s v o r a n s c h l ä g e , L a n d es re ch n u ng e n
und ö f f e n t l i c h e n F o n d s r e c h n u n g e n .
E i n zusammenfassendes B i l d , wie ich ein solches auch in
analoger Weise im I. Jahrbuche über die Landtagsperiode
1862—1873 geboten habe, unterrichtet über den regelmäßigen
finanziellen Staatshaushalt besser uud übersichtlicher, als die
detaillierte Wiedergabe der einzelnen Budgets und Fondsrech-
nungen. Es ist das auch der Grund, warum ich mir die Schi l -
derung der letzteren Punkte bis jetzt vorbehalten habe.
W a s zunächst die j ä h r l i c h e n E r f o r d e r n i s s e u u d
E i n n a h m e n i n der Zeit von 1873—1889 betrifft, so ergibt
sich folgendes B i l d . Das Erfordernis fü r B e a m t e n g e h a l t e >)
betrug im Jahre 1873 zirka 10,000 f l . , im Jahre 1889 zirka
11,000 f l . , erfuhr also innerhalb 17 Jahren eine relativ sehr ge-
ringe Steigerung. Der Pensionsetat betrug 1873—1882 zwischen
1100 und 1200 f l . , 1883—1885 rund 1500 f l . , 1886—1889
rund 2600 f l .
Die A m t s e r fo r d e r n i s s e , worunter allgemeine Kanzlei-
auslagen, Diurnen, Taggelder der landschäftlichen Kommissionen,
Die von der fürstl. Domänenkasse zu den Barbezügcn der Be-
amten geleisteten Beitrüge, die sich — abgesehen von dein Zuschüsse zur
Besoldung des Landesverwesers — auf annühernd 2500 f l . bcliefen, find
in diesen Erfordernissen nicht eingerechnet. Ferner sei hier bemerkt, daß
die Mitglieder der fürstl. Rekursinstanz und des sürstl. Appcllationsge-
richtes in Wien und dic mit der P rü fung der Landesrechnungen betrauten
Beamten der fürstl. Buchhaltung in Butschowitz sMührcn) vom Lande
keine Bezüge erhalten.
dann Diäten, Reiseauslagen, Briefbotenlöhne ?c. zu verstehen
sind, betrugen im Jahre 1873 ruud 2000 f l . , steigerten sich
bis 1884 auf 2500 f l . und nachher bis 1889 auf 4000 f l . Die
Erhöhung der Briefbotenlöhne, die Kosten für Reparaturen
an landschaftlichen Gebäuden zc. bewirkten hauptsächlich diese
Steigerung.
Die jährlichen Beiträge fü r die L a n d es schule , die in
der Hauptsache auf die Zinserträgnisse der D r . Graß'schen
Schulstistung angewiesen ist, überstiegen in diesem Zeitraume
den Betrag vvn 240 f l . nie.
Hingegen steigerten sich die A u s l a g e n f ü r d ie E l e -
m e n t a r s c h u l e n vom Jahre 1879 an um das Vielfache gegen-
über früher. M i t dem Gesetze vom 29. J u l i 1878 übernahm
das Land die Bargehaltc, Personal- und Dienstalterszulagen,
svwie die Pensionen der Lehrbediensteten nn den Volksschulen
auf seine Rechnung. B i s zu diesem Zeitpunkte leistete dns Land
jährlich aus den Interessen des landschäftl. Schulfondes Lehrer-
gehaltsbeiträge von insgesamt 1200—1600 f l . M i t dem Jahre
1879, d. h. mit den? Inkrafttreten des neuen Gesetzes stieg
naturgemäß das Erfordernis und betrug anfänglich fü r Ge-
halte und Pensionen des Lehrpersonals schon 9000 sl. I m
Jahre 1889 erhöhte sich diese Auslage bereits auf nahezu
11,000 f l . Aus den genannten Zahlen ist die große Entlastung
der Gemeinden, welche bis zum Jahre 1879 in der Hauptsache
für diese Auslagen selbst aufzukommen hatten, leicht ersichtlich.
Die Ausgaben fü r L a n d e s k u l t u r z w e c k e zeigen in
dieser Zeitperiodc erfreulicher Weise ein stetiges Anwachsen.
Das Erfordernis fü r Instandhaltung der landschäftl. S t r a ß e n
betrug im Jahre 1873 noch 3500 f l . , stieg dann aber schon in
den nächsten Jahrei l auf 5500 f l . , um bis zum Jahre 1889
auf dieser Höhe zu bleiben. V o m Jahre 1886 an finden wir
zudem eine seither ständige neue Post von anfänglich 400 f l . ,
später. 800 f l . , welcher Betrag als Subvention fü r Instand-
haltung der Gemeindestraßen und Wege innerhalb der ge-
schlossenen Ortschaften zu dienen hatte. N u r jene Gemeinden,
welche auch iu zweckentsprechender Weise ihre Gemeindestraßen
verbesserten nnd in Ordnung hielten, hatten Antei l an dieser
Subvention.
— 97 —
F ü r V i e h p r ä m i e n und zur H e b u n g de r V i e h z u c h t
betrugen die landschästlichen Ausgaben resp. Beiträge vom
Jahre 1873—1882 jährlich kaum 300 f l . , vom Jahre 1883
bis 1885 600 f l . , im Jahre 1886 schon 900 f l . , im Jahre 1887
1000 f l . , 1888 1200 f l . und im Jahre 1889 1300 f l . Die
Tätigkeit und die Anregungen des im Jahre 1885 zustande
gekommenen landwirtschaftlichen Vereins machen sich in obigen
Zahlen deutlich bemerkbar.
A l s Beiträge zu den Rüfesch u tz ba u t e n finden wir
jährlich die Summe von 100 f l . im Budget eingestellt. Die
allzu große Inanspruchnahme der Gemeinden fü r die Rhein-
bauten verhinderte jedoch eine ersprießliche Tätigkeit auf diesem
Gebiete, so daß die genannten Beiträge öfters nur teilweise
verwendet wurden.
Während vom Jahre 1873—1884 f ü r H e b u n g der
G e m e i n d e w a l d w i r t s c h a f t jährlich nur 30 f l . , welche zu
Gratifikationen fü r Waldaufseher dienten, zur Ausgabe kamen,
finden wir im Jahre 1885 300 f l . , im Jahre 1886 600 f l .
uud von da an bis 1889 1000 f l . fü r derartige Zwecke im
Budget eingestellt.
Die durch das Gesetz vom 2. Februar 1873 vom Lande
übernommene Verpflichtung, das von Seiner Durchlaucht dem
Landesfürsten fü r Rheinbauzwecke g e w ä h r t e u n v e r z i n s -
liche D a r l e h e n v o n 175,000 f l . vom Jahre 1875 an in
20 gleichen Jahresraten zurückzuzahlen, verursachte vou dieser
Zeit an bis z u m J a h r e 1895 eine j ä h r l i c h e A u s g a b e
v o n 8,750 sl. Die befriedigenden Finanzverhältnisse des
Landes gestatteten es, diese Ratenzahlungen ohne S tö rungen
des Budgets pünktlich zu leisten. Die jährlichen Ausgaben fü r
Taggelder und Bureauauslagen des Landtages schwankten von
400—600 f l .
Die a u ß e r o r d e n t l i c h e n A u s g a b e n wurden, soweit
dieselben größere Beträge erforderten, im Laufe der hier ge-
gebenen geschichtlichen Darstellung schon erwähnt. Die Summe
der Landesbeiträge sür die Rheinbauten betrug in dieser Zeit-
periode von 17 Jahren (1873—1889) annähernd 350,000 f l .
Trotz dieser großen Unterstützungen von Seite des Landes
waren die Rheingemeinden gezwungen, sehr hohe Wuhrsteuern
— 98 —
umzulegen und Darlehen aufzunehmen, welch letztere den be-
dürftigen Gemeinden zumeist unverzinslich aus der Landes-
kasse gewährt wurden. Es war daher nicht zu verwundern,
daß die Gemeinden, die zudem noch mit der 'Zehentablösung
zu tun hatten, fast an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit an-
gekommen waren uud sich in arger Bedrängung fühlten. Aus
diesem Grunde erhielten dieselben in den Jahren 1882—1887
vom Landtage besondere Kredite in dcr Gesamtsumme von
23,999 f l . bewilligt, um die Steuerlast etwas erträglicher.zu
macheu. Den Nichtrheingemeinden wnrde, um ihnen ein Aequi-
valent zu bieten, besondere Subventionen im Betrage von
12,099 f l . fü r kulturelle Zwecke gewährt.
Außer diesen genannten Subventionen flössen an einzelne
Gemeinden, welch? speziell fü r Armenzwecke große Auslagen
hatten oder wegen Reparaturen an Schulhäusern u. s. w. be-
sonders in Anspruch genommen waren, noch eine Reihe kleinerer
Landesbciträge. Die Gesamtsumme der letzteren beläuft sich
auf ungefähr 1,000 f l . E r w ä h n t sei schließlich neuerlich, daß im
Jahre 1887 aus Beschluß des Landtages aus den Ueberschüssen
der Landeskasse ein Betrag von 10,000 sl. dein sürstl. Landes-
ivphltätigkeitsfvnde zugewendet wurde.
Diese verhältnismäßig sehr bedeutenden Ausgaben konnten
durch dic r e g e l i n ä ß i g e n J a h r e s e i n n a h m e n gedeckt werden.
Dieselben setzten sich in der geschilderten Zeitperiode 1873 bis
1889 aus solgenden Erträgnissen zusammen: G r u n d s t e u e r
jährlich 5,000 f l . , eine Ausnahme bildeten die Jahre 1874 und
1875, in welchen diese Steuer aus das Doppelte erhöht wurde.
Die Gewerbes teuer ergab 1873—1881 jährlich 1,200 f l . , von
1882 bis 1885 jährlich 1,700 f l . , 1886—1889 von 1,900 f l . an-
steigend bis 3,000 f l . Das Er t r ägn i s der Klassens teuer
schwankte in dieser Zeit zwischen 600—990 f l . ; der T a x - und
S t e m p e l e r l ö s betrug 4,000—5,000 f l . Das Ergebnis der land-
schästlichen Verpachtuugeu (Fischerei uud Jagd) betrug jährlich
400—570 f l .
Die Z o l l e i n k ü n f t e , welche in den sechziger Jahren Be -
träge von 15,000—16,000 sl. ausgewiesen hatten, stiegen in
der geschilderten Zeitperiode stetig und erreichten im Jahre
— 99 —
1889 annähernd die Höhe von 50,999 f l . Die verhältnismäßig
grvße Leistungsfähigkeit unserer Lnndesknsse rühr t znin guten
Teile von diesen Einnahmen her.
Der V e r m ö g e n s bestand der Landesknsse betrug im
Jahre 1889 131,965 sl., wogegen jedvch das Land noch rest-
liche 43,759 f l . an die fürstl . Majorats-Hauptkasse schuldete.
I m Jahre .1874 bezifferte sich das Landesuermögen auf 66,881 f l . ,
die Schuldenlast hingegen jaus 175,000 sl.')
Das -hier in kurzer Zusauuueufassuug gegebene finanzielle
B i l d läßt deutlich erkennen, daß die Finnnzwirtschaft unseres
Landes eine gute war und trvtz der vielseitigen Inanspruch-
nahme der Landeskasse innerhalb der geschilderten 17 Jahre
noch zn einer Vermehrung des Landesvermögcns führte.
Die l a n d s c h ä f t l ! ehe S p a r k a s s e besaß Ende 1872
ein Gesamtvermögen von ^116,674 sl., der Reservesond betrug
damals 4835 f l . Ende 1889 stellte sich das Aktivvermögen auf
663,735 f l . , der Neservcfond aus 79,165 f l . Der letztere Fond
hatte eigentlich die Höhe vvn 99,165 f l . erreicht. D a aber im
§ 19 der Sparkassastatuten vom 18. Sept. 1875 bestimmt war,
daß, sobald dcr Ncservefoud 5 o/g des rcchuungsmäßig ausge-
wiesenen Aktivvermögens überschreitet, der Ueberschuß an die
Landeskasse abzugeben sei, wurde im Jahre 1889 diesem Fonde
dcr Betrag von 20,000 f l . entnommen und in der Landes-
rechnnng als außerordentliche Einnahinepost in Empfang ge-
stellt.
Der l a n d s c h ä f t l i c h e A r m e n f v n d betrug Ende 1872
36,419 f l . , Ende 1889 63,986 f l .
Der l a n d s c h ä f t l i c h e S c h u l f o n d hatte Ende 1872
ein Vermögen vvn 31,163 sl., Ende 1889 ein solches vvn
44,324 f l . Das Vermögen des D r . G r a ß ' s c h e n S c h u l s t i f t -
ungssondcs bctrug Ende 1872 19,151 f l . , Ende 1889 20,710 f l .
Neu ius Lebeil gerufen wurden folgende zwei Fonde:
I m Jahre 1887 der f ü r s t l i c h e L a n d e s w o h l t ä t i g k e i t s -
f o n d , dessen Vermögen Ende 1889 41,718 f l . betrug.,
und im Jahre 1888 der P c n s i o n s f o n d f ü r S t a a t s -
angestel l te , welcher dem Pensionsgesetze vvm 18. Dez. 1888
') Herrührend vvn dein vom LnndcSfürstcn gcmiihrtc» unverzins-
lichen Rheinbandarlehcn von l7ä,VOg f l .
— 100 —
sein Entstehen verdankt nnd Ende 1889 (erstes Rechnungsjahr)
ein Vermögen von 238 f l . besaß.
Z u erwähnen sind noch zwei Fonde, die im Jahre 1886 in
die landschäftliche Verwaltung übernommen wurdeu. Es sind
dies zwei S t i p e n d i e n s t i f t u n g e n von P f a r r e r K r i ß ') und
von P f a r r e r Lutz. Das Vermögen der ersteren betrug Eude
1889 2,235 f l . , das der letzteren 1,982 f l . Die prompte und
kostenlose, Verwaltung dieser Fonde durch die Landeskassen-
verwaltung hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen und die E r -
reichung der Stiftungszwecke gefördert.
') Das Zustandekommen und die Geschichte des Kriß'schcn Stipen-
diums ist ausführlich geschildert in der Geschichte dcr Psarrei Triesen von
I . B . Buchet im Jahrbuche 11.. S . 70 ff. und S. 97 ff.
Wegesten zrn Ke schichte
der
K e r r e n von ScheLLenberg.
II. I o tge .
Von
Johann Kaptist Kuchel.
W o r b e m e r K u n g .
Die erste Folge der Rcgcstcn ist im Jahre 19dl veröffentlicht
worden/Sie reichte bis 1433. Unterdessen fanden sich ans derselben Zeit
noch manche Regestcn, die nun hier als Ergänzungen zu den schon ver-
öffentlichten folgen mit dem Zeichen ^. Bei den Regestcn vom Jahre 1433
an entfällt dann dieses Zeichen. Den Herren Archivaren von, Stift
St. Gallen, von Lindau und Bregenz, den Herren Bibliothekaren von
Mehrerau, LwIlA Natutins, zu Feldkirch und des Lehrerseminars zu
Tisis, ganz besonders auch Sr, Durchlaucht dein Fürsten z« Waldburg-
Wolfegg sei hier der herzlichste Dank ausgesprochen.
7
Um 1237. M a r q u a r d vvn Sche l l enbe rg ist mit anderen Edlen
(z. B. Marquard von Rcmkweil, Ritter Ulrich von Göfis u. a.)
und der ganzen Familie des Albert Thumb von Neuburg in
Frisun (St. Gcrvld) anwesend, als diese Familie den: Kloster
Weissencm Güter schenkte.
Mone, Zeitschrift für die -Geschichte des Oberrheins
Band X X I X , S . 76. sZÄL^
12<»Ä. Sep t . 8. N ü r q rr.l r clu s m i l v s civ 8 v l i v l l v n b v r«' od
plnriin-» rnonastviio Lruovl ir i^ön i l l i l t^ clainna vt, k>«I sumin^in
X X X nurr^irrrnn t.sx!i.t.«. alid^ti Ki>vino <!t, i^onvvutui, Klirnm
looo tr-rclit, t r i» in^<u ^ in Riotdünclo, ctno iuAura inxtü klArum,
c^u! clioitur OorviirAlvvr ut, prvclinm Hinclirvulclv juxt» I^Iisnum
suli tnli vonclitionc!, nt pro tuiupors v!t:u su^v trss soliclos cko
n^riorum Omist-rut. mouotn pro ^vnsu solvmii . ^l^tuin
VII. icl. 8spt. — D. h. Ritter Marquard von Schellcnberg über-
gibt als Entschädigung für den dem Kloster Kreuzliugeu zuge-
fügten auf 30 Mark geschätzten Schaden, dem Abt Riwin uud
dem Conveut dieses KlvsterS 3 Juchart in Rietbüud, 2 Juchart
beim sogen. Kerzenacker und- die Wiese Hinterfeld am Rhein mit
dem Beding, daß ihm, sv lange er lebt, 3 Schilling Pfg. Cou-
stanzcr Währung jährlich bezahlt werde.
Regestcn des StiftcS Kreuzliugeu i. Thurgcm
von A. Pupikofer Nr. 70. s323"
1L8<i. Ravet ts b urg. N n r <1 un > c lns, I N i I s i v t n s clu 8 vI> v >-
I v n K s r i : , inviiztissiini Rnäolki cloi ^rirti-r rvA'is roiosrnarnm
viess ^vrsns ( M a r q u a r d , R i t t e r , genannt vvn S c h e l -
l c u b e r g , Statthalter des unüberwindlichsten Rudols, vvn Gottes
Gnaden Königs der Römer), beurkundet, daß in der Streitsache
inttir ndbutsm «t, <:ouvllnt,ni» (lo 8alvnl cit Hvni ' ivnm militsiu
cls Latsi läort snpoi- svoposn clivta Ltvninicilinvs (Aut (zwischen
Abt und Couveut zu Salem und dem Ritter Heinrich von Bafcu-
dorf wegen einer Schuppvse, genannt Stcmmclins Gut) znm Hvfc
Kopfingen gehörend, diese Schnppose dem Stifte zugesprochen
worden. Mone, Zeitschrift für Geschichte deS
Oberrheius. VI . 233. l,324"
1387. Nvv . 8. Cvustanz. Eberhard von Stvpfencgg, kvrherre ze
dem tume ze .Kvstenzc uud M a r q u a r t von S c h e l l e n b e r g ,
aiu Ritter, kuudcn, daß sie eine vorläufige Richtung gethan zwi-
schen dem Dcutschordcu uud dcm Weruer von Radcray Wege»
der Kirchc zu Jettenhausen. Mvuc, Zeitschr. für Gesch.
deS OberrheinS. XXI I I . , S . 153. s325^
— 104. —
J ä n n e r 5. M a r q n a r d v. Sche l l enbe rg , R i t t e r , (der
ältere) siegelt eine Urkunde, in welcher Walter u. Waldburg an
daS Klvster Heggbach Güter verkaufte.
Württemberg. VierteljahrShefte 1880, S . 213. lZÄtt»
M a i 23 . F r a n k f u r t , ^nc ln l t ns , cl<:i « r a t i ^ Rom-rnorn in K«x.
8(nnpör ^Vn^ngtns. l ^n ivers iü sn.Lri Imperii l i o m a n i l i d v l i l m s
pru8llntL8 litte.r^s n ispLo tu r i s <^r»tikrn> sumn ut o innv donnm.
V«;nic:ritu8 ucl nos t ro niaj«:st!rti8 proson^i!>.nr Ftreuui v i r i H o l -
r i ou .8 s t ^ l - r r <j n-r rc l u s . I ^ r - r t r s s ci (t 8 o o 11 «ö u b c; > ,
t'iüttlvs uos t r i cZilvvti nod i s Iiumilitc'.r supp l ic^r rnnt , ut onm ip8i
propviot i r to8 pc>s8(!ssic>nnm s u n r n m onininm 8 in^n l i r r um v i -
<1<;Iiv>zt,. O-rsdri i n Ivl^Iminx, oppict i ib ic lom v n m suribn8 . pn t ro-
Nl>tu8 LllQllisi-rrum i n Ivsliuin/ in Xstorivli(!8lins<;n «t lriiis
purl^inönoiis c^itrir ?Invinm, c^ui Urs cl iv i tnr , siti8 in ciicvvusi
^nAnst ivusi . Ituin proprioti>t^8 d o r w r n m ut, p088C88ionurn in
<Annx>; ^rnu ^ lur idus p n t r o n ^ t n s i k i c l s i n st> i n ^cl(!>c>8rivt >;t
-rliis 8nis p<!rtincn<:ii8. cius Uvinr i^n cliLto t ^unxs r p rap r i s t . l t i s
titulo plirtinsd-rnt. Itvm ^iIvoc^Li:r8 snpor dc>ni8 pc>88v88ionikn8
vt b o m i n i l i n s Nonlvst.uriornui Zmri:ti I lolr ivi ^UKU8tuns is , Zan^ti
N l r^n i i n ?!Vuvibu8 «1 s-rn^ti Loo r^ i i i n l 8 n i » ^ . Ituin u n i v s r 8 i -
ts tos Lum ^Iui'!du8 patrouitt.u8 1Z(!vIv8i-,rum in l^ot.vndorA i n
NlU-ürdu!; st Ouilir 8»netv ^a t . I r v -i-Q o v i ^ m Izona. pn88ö88ionc:8
t'.t Iioininss sinAnlns !r>̂ u n i v v r s o s clivtis clv ZoliLllvndörA p ro -
pr io ta t is t i tn lo pu r t i ncn tes vi t r . i p ioc l ie tnn i k lnv inn i , c^ni Uru
cl ioi tnr, v, ! rsus ^n^ns t - r iu con8ti1utns ctnn^vizr int 8>5N clon-rrs '
intonclant. Kv^Iosis ^.nAustonsi st> cincivm d o n » <!t. po88ö88ionos
('nn> snis p>:rdin«nvii8 s i n ^ n l i s s t nn i ve rs i8 -rd «aclcnn Leolt!8i!r
^ n ^ u 8 l o n 8 i r v ^ o p c r i n t koaclirli t i t n lo po8si(Itt>>6». Xos bni«Z äo-
nirLioni prnpr is t :^ t l8 no8t>runi i m p o r t i i s m n 8 Lonssu8um oiun
ä i ^n^ römnr t-rvor-rdi l i tor vonkirm-rrv. !<08 v<zro i pso ru in pr<;vi-
Kn8 ino l in i r t i cli^tv d o n a o i o n i p ropr ie t i r t i s a n i n i u m pruct iv torum
i^ostruin !icll>ibc!mii8 vc>ns<:nsnm ot. l i e v n t i ^ m p l s n i o r v m o-rm
prs8vnt is 8(^ripti pzrtroeinio vonkirnu>,nts8. Dn>t>nm i n ?r-rnl<<!n-
v o r t IX . ^ lun i i , Inclillvion« qn^rt-r. L^nnn d a m i u i U<ÜL!XL!I^
l i u ^ n i v v r o nost.ri -rnno 18^—.
Rudvlf, Römischer König vvu Gvttes Gnaden, entbietet
allen des heilige» Römischen Reiches Getreuen, die diese Urkunde
scheu, seine Gnade und' alles Gute. Vvr seiner Majestät erschienen
die gestrengen Männer U l r i ch u u d M a r a u a r d , Geb rüde r
vvu S c h e l l e n b e r g , seiue lieben Getreuen und baten demütig,
daß er, weil sie daS Eigentumsrecht aller und jeglichcr folgender
Besitzungen nämlich: der Burg in Kelminz, der Stadt daselbst
niit dcn Patronatsrechteu der Kirchen in Kelminz uud in Keterichs-
— 105 —
Hausen und den anderen Zugchörden diesseits des Flusses, welcher
Jller genannt wird, gelegen in der Diöcese Augsburg,
serner das Eigentumsrecht über die Güter uud Besitzungen
iu Günz mit den Patrouatsrechteu daselbst und iu Adelsriet und
ihren anderen Zngehllrdcn, welche dem Heinrich, genannt Gunzer,
eigentümlich zngehörten,
ferner die Vogtrechte über die Güter, Besitzungen und Leute
der Kloster St. Ulrich zu Augsburg, St. Magnus zu Füssen und
St. Georg zu Jsny,
ferner sämtlichen Besitz mit dem Patrvuatsrechte der Kir-
cheu zu Rvteubcrg, zu Marabus und St. Agathazell und auch
die Güter, Besitzungen uud alle uud jegliche Leute, die den Ge-
nannten von Schelleubcrg eigentümlich gehören diesseits des ge-
nannten Flusses, welcher Jller genannt wird, gegen Augsburg
gelegen —
g e s ch e n k t h a b e u oder schenken w v l l en d er Kirch e
zu A u g s b u r g uud d iese lben Gü te r und Bes i tzungen
mit jegl ichen und a l l en ih ren Z u g e h ö r d c » von der-
selben Kirche z u A u g s b u r g a l s L e h c n w ieder zurück-
erha l ten haben —
daß er (der König Rudolf) also zu dieser EigeutumSüber-
tragung seine Zustimmuug gebe uud sie zu bestätigen gnädigst ge-
ruhe. Der König gewährt ihre Bitte und gibt zu der Schenkung
seine volle Zustimmung, zu Frankfurt 23. Ma i 1291; im 18.
Jahre seiner Regierung.
NonumoutÄ Lo ies B. 33. S . 207.
Es existiert eine andere Urkunde über denselben Gegen-
stand, dat. Basel 1. Ma i 1291, nur fehlen dort die Worte:
ût> t!-l«1vin dontt . . . rvLLpvrint, kvoclulitkr possiclvnüa." —
is;>3. A p r i l 10. Abt Konrad vvu Kempteu verkauft seine Besitzungen
in Riter Rot dem Bischof Wvlfhard von Augsburg „svwm vo-
lvntidus v l vonsv.Ivnl.idus Ltrunnis vir is clomims II l. et N Ärcj u.
clu F e l i v l l s n d v r c l i , 0. cls l iotvirstsin, Ml i t idn», vt, uliis An-
KornstoriKus, quidus ÜLLlssia nostrir in tsiupora-libus Lom-
missa srat ^udsrnancta uti l i ter vt> rsAviiclg.^ — („auch nach
Willen und Rat der gestrengen Männer Herren U l r ich und
M a r q u a r d v. Sche l l enbe rg , C. von Rotenstein, Ritter,
und der übrigen Verwalter, denen unsere Kirche in weltlichen
Dingen zur nützlichen Verwaltung nnd Regierung anvertraut
worden ist.) — Nor.nrn.sntg, Loies, B. 33, S . 218. s»28*
— 106 —
12i>Z. M a i 17. S t . G a l l e n . Aug . 24 . R h e i n egg. Nachdem
die gestrengen Mäuuer Heinrich Walter uud Kvurad, Ritter vou
Ramschwag, Gebrüder, gedrückt vvu großer Schuldenlast ihre Be-
sitzungen in Bregensdvrf uud in Raukweil, sowie deu (Leibeigenen)
Walter von BregenSdvrf nnd sein Weib mit allen seinen lebenden
nnd zu erhoffende» Kindern dem Abt uud Convent vvn Salem
für eine gewisse Summe verkauft hnbeu (enm vir i stronni Us in -
rieus Walter st Ouonraclns^ militos clo li-rmmonsvalll,, tratrcs,
opprvssi onsridus clvlzitorum, posssssionos in Li-LALusclort ut
in lian^vilv n v L n o n Waltornm cio LrvA'Snsciork nxorcim
sun-m vnin onrni prols sna, Mni t l r ot, A'i^nsncla,, adbatl izt von-
vvntni tto 8-rIsm pro o,nacli>m sniumg. vvncliÄissont) übergeben
auch Abt uud Couveut zu St. Galleu (als Lehenherrn) diese
Besitzungen dem Stifte gegen eine» JahrcSzins vvu 1 Pfd. Wachs
zu Lehen (surs ompliiwutieo possiclvnclas). Da aber dieser
Kauf nicht abgeschlossen werden konnte vhne Eiuverständnis der
N m c l i a , der Tochter M a r q u a r d S vvn S c h c l l c n -
berg, deshalb weil sie auf die Erträgnisse der erwähnten Be-
sitzungen so lauge eiu Recht hat, bis ihr bezüglich der 75 Mark
Silber, die ihr als Mitgift vvu B u r k a r d D ie t r i ch , dem
Bruder der ob'genaunten vvu Ramsch wag, ihrem se l igen
G e m a h l , angewiesen worden sind, Genüge geleistet worden, —
hat diese Amelia, nachdem sie entschädigt worden ist mit den
Einkünften vvn 10 Mark gelegen im Gebiet Walgan im Dvrfc
Ncnziugen, für sich nnd ihre Erben auf alle ihre Rechte au die
genannten Brcgensdvrfer Güter verzichtet. Rhciuegg, 24. Ang.
1293. (Ouni . . . non possit, sin« vonssnsn ^ . l u s l v e , r i l i o
U » r q n i r r c l i clu 8 e ii v l I g n b >j r e l i , vo cpro<1 ipsu. t'ruLtns
clietarum posssssionuin psieipvrc! Ävoobut. clonee sibi ctc, 75
m. ->.. rationo clotis Lnrv-rrclo Ditttrivo, »'<zrinu.no clicztorunr cts
R.̂ (inonclmn marito suo, irssiAnirtis, torot stitiskkrLtum, ipsa
^ i n u l v » ^ isictg, sidi rvizonipiznsatioixz llnm ruclclitidns 10 in-rr-
<z»rnrn sitis iu pSH'o VValA'ö, in v i l la Xitn/.inAvn runuutinvit
pro sv Iicirsclidus snis).
Mone, Zeitschrift für Gesch.
des ObcrrheinS B. 111., S . 243. (»Si»-
12i>;>. I a u n a r 3 0. I n der Schuldverschreibung des Königs Albrecht für
den Grafen Emicho von Nassau uud dessen Gemahlin Anna v.
Zolleru tritt mit dem Grafen Ludwig v. Öttiugen, dem Grafen
Eberhard v. Württemberg, mit Kvnrad v. Weinsberg ein . ' . .
^cliotns clu 8eboII>zndvriz>i p o r so i p s n m a n t j)<zr
t ' i l i r rm s n u m " als Bürge auf uud verpflichtet sich als Geisel
— 107 —
für den Fall des nicht rechtzeitigen Bezahlens in Nürnberg das
odsiao-wm so lange zu halten, bis die Zahlung erfolgt sein wird.
Nourrrnvuw ^ol lsrana B, II., S , 257.
J u l i ö. R i t t e r M a r q u a r d v. Sche l l enbe rg (der
ältere) und Abt Heinrich von Jsny vermitteln einen Streit zwischen
Trnchseß Joh. v. Waldburg uud dem Kloster Weingarten.
Geschichte des Hauses Waldburg I. 331. M I -
J a u n a r 17. König Ludwig gestattet dem Truchseß Johannes
vvn Waldburg den Vvgtkernen in Weingarten vvu M a r q u a r t
von S c h e l l e n b e r g , dessen Vorsahren er vvn König Rudolf
versetzt wordcu war, um 100 Mark Silber auszulösen.
Wvlfegger Archiv, Nr. 155. M S -
M ä r z 5. Ich T ö l n z e r vvu Schel lenberch, Ritter, und
ich Merke vvn Sche l lenberch, sin brnoder veriehen baide
ossenlichen niit disem brief umb die Burch ze Huegnanch, die wir
unserm genädigen Herrn Byschvf uvlricheu vvn auspurch unde
sinem Gotzhus ze Auspurch ze chcmsfcn - geben habeu nnd die wir
und unser vvrdren herbracht haben, vvn dem Gotzhus ze Auspurch
ze rechtem lehen, ob die vvn iemen ansprechen würde umb die
leheuschaft und daß wir mit dem rehteu bewist würden an cnueu
andern Herreu, da suln wir demselben lehen nachvarn und füllen
es von demselben Herren enpfahen nnd snllens unserm Herren
Byschof uolrichcn von auspurch und sinem Gotzhus uude sinen
nachkamen ze triuwen tragen und an schaden wir und unser
nachkamen . . . .
Datum: an dem wissensunntag driutzehenhundert Jar und
ini fuenften und driczgesten Jar . —
. Nou. Lo iea L. 33>-- S . 50. f»Z»
IZZö. M ä r z 5. I n Gottes uamen. amcu. Ich Tö lnze r vvn
Sche l lenberch , Ritter, vergihe und tuen trint allen den, die
disen brief ansehent oder höreut lesen, daz ich mit verdahtem
muete und mit guter vorbetrachtuuge uude mit f rawen K a t h -
r i n e n , miner W i r t i n , und marken vvn S c h e l l e n b e r g , ,
mins bruder, und aller, miner erben und friuude rat gunst mld
guetem willen min Buerch (Burg) ze Hueguanch und swaz darzuo
gehöret, besuechtz uud unbesuechtz, swie ez gehaissen ist, und dar-
ztie den kircheusatz ze Rötenberch uuder der Bürge uud den Kirchen-
satz datz sant Agten Zelle nnd die vogtay über die kirchen ze
Sonthofen, genant daz ober Simthofen und die vogtay über den
Maier Hof ze obern Simthofen, und darzu die Guote ze Wertach
und ze Ruetin und alles daz daz zu den vorgenanten Guten ge-
— 108 —
höret an Inten und an guten ze Byrge und ze weiden?c
Und das allez min rchtes lehen ivaz vvn minem genedigeü Herren
Bhschvf Ulrichen vvn Auspurch und vou dem Gotzhus zu Auspurch
, , , , Also hauu ich lute und gute sur ledigiu gute und sur am
rehtes lehen reht und redlichen verchaüfft uud geben dem vor-
gcnanteü minc»! genädigen Herrn Byschos Ulrich :c. . ze rchtem
lehen oder swen erS hinufür git, schast oder lat ze haben und ze
messen ewiclichen und gerniclichen nmb 1800 Pfd. Cost, Pfennig,
die ich bcräit vvn ini und vou sinem Gvtzhus darumbcn empfaugen
haun . . . . Und darumb haben ich und kathrni, min Wirtin,
niit gutem willen aller unser erben im (dem Bischof) und sinem
Gotzhus ze rehten gcweren und bürgen gesctzct zu uns unver-
schaidenlichen miuen lieben vet tern Hern M a r q u a r d e n von
S c h e l l e n b e r g , Hern Ulrichen vvn Künseggc, Hern Chunrad
vvn Sultzberch, Ritter, Lutzen vvn Rvtcnstain und auch den vvr-
vftgenanten Merken von S c h e l l c n b e r g , mincn brüder .
Zeugen ivaren u, a. Burkhart vvn Bach und Johann vvn Ramsch-
wag. Die grvßc und interessante Urkunde
NonunillutÄ LaiL-r B. 33>> S . 46.
1»Z<i. J u u i 2 3 . D ieGebrüdcr T v l z e r , P a n t a l e v n und M a r -
quard vvn Sche l lenberg hatten noch einige Ansprüche auf
die Veitsburg bei Augsburg, die zur Landvvgtei Oberschwaben
gehörte. Nach crfolgtcr Einlösung jener Ansprüche verzichteten
sie aus dieselben zugunsten des Truchseß Johannes v. Waldbnrg
und versprachen, die genmmte Burg vvn dein Kaiser in des Truch-
sesse« Haud zu bringen. Wvlfegger Archiv Nr. 8707. sZZ.?"
1Z50. M ä r z 30. Herr P a n t l e v u , Herr M a r q u a r d V.Sche l le n-
bc rg , . Ritter, sind Zeugen einer Abmachung zwischen Otto Truch-
seß von Waldburg nnd Georg vvn'Starkettberg.
Slonum. IZyillii 33>> S . 165. j.t.t«,
1 5 5 1 . - J u n i 27. H e r r P a n t l e o u vvu Sche l l enberg , Herr'Tvel-
leutzer, Herr M a r q u a r d vvn Sche l l enberg , Ritter, sind
Bürgen, da Ritter Georg vvn Stnrkenbcrg dem Bischos Marquardt
vvn Augsburg die Burg Rötenberg verkauft.
Monnlil. IZoie-i 33>> S . 183. fS»7^
i » 5 1 . J u l i 21. U l r i c h , T ö l z e r und M a r q u a r d v. Sche l len -
bcrg sind Bürgen sür die Trnchscssen von Waldburg bei einem
Güterverkanfe. Non. Loio-i 33^ 165. IZ38^
1Z5<». O kt. 27. U l r i ch v v n S c h e l l eu b erg, Ritter, verkaust gemeiu-
schaftlich mit seiner Frau Anna vvn Ellerbach, daS halbe Dorf
Kirchberg mit Bogtei, Zwing und Bann an das Kloster Rvth.
Gesch. des Hauses Waldburg vou Dr. Vochezer. I. 367. >:t:t!»
— 109 —
1357. Elsbeth. vvn Markdvrf, -Witwe des Johannes vvn Hattenberg,
kanft um 304 Pfd. vvn He inr ich von S c h e l l enberg die
Leute, welche er iu deu Pfarreien Altusried, Grönenbach, Kim-
merazhofen, Friesenhvfcn und Francnzell vom Stifte Kemptcn zu
Lehen hatte. Gesch. des Hauses Waldburg 1.367. s»4<>'̂
135!». Okt. 31. He iuz vvu Sche l ten berg -Ho Heutann ist
Bürge für Truchseß Otto vvu Waldburg bei einem Gütcrverkcmf.
Gesch. des Hauses Waldburg 1. 366. s t t l
iZ<»:^. J u l i 12. Ul r ich vvu Sche l l enberg erhält Lehengüter
vom Grafen Eberhart von Württemberg und schwört diesem den
Lchcnscid. Gesch. des Hauses Waldburg I. 368. s»4Ä"
Um i:4<»3. Truchseß Johannes v. Waldburg verbürgt sich für M a r -
quard vvn S c h c l l e n b e r g - K i ß l e g g , als derselbe seine
Tvchter zu Raveusburg in Hnmpiß'Hans dem He inz V o g t
zu S u Hieran, gesessen zn L e u p o l z , zum Weibe gab
uud als. Aussteuer derselben 400 Pfd. Pfg. versprach.
Gesch. des Kanses Waldbnrg I. 384. M.»"
I»««. Der Edelknecht M e r k vvn Sche l l en berg stellt der Stadt
Freibnrg i. Br. einen Brief aus, wodurch er sich verpflichtet, der
Stadt iu ihrem Kampfe gegcu den Grasen Egvn vvu Freibnrg
zn dienen. Schreiber, Urkundenbnch der
Stadt Frciburg 11. 497. s»44^
Adelheid, die Meyeriu vou Altstätten (ans Ncnschellcnberg) ver-
kauft mit Willen ihres Vogts, des Grafen Rudolf vvu Mvnt-
fvrt-Feldkirch, dem Bruder (Pater) Kvnrad vvu Beudern die 4
Schilling Pfg., welche auf Hans Kellers liegendes Gut iu Rug-
gcll als ewiger Pfennigzins versetzt sind, um 36 Schilling Pfg.
Kaiser, S . 20g. sZ45»
1^70.. M ä r z 1 6. M ä r k vvn Sche l l enbe rg von K is legge
nnd die Gebrüder Beutz und T ö l l n t z ä r von Sche l -
lenberg, M a r k w a r t s von Sche l l enbe rg se l igen süu,
vcrkauseu ihre zwei Maierhöfe zu Obrvstdorf au deu Besten Ritter
Oswald von Haimeuhvfen. Uud darzuv ze ainer merrcr sicher-
heit haben wir im nnd sinen erben zuv uus uud uuscreu erben
ze rehtcn gclvcrcn gesetzt alle unverschaidcnlich die Ersamc manne
Ha in r i ch von S c h e l l e n b e r g , Hansen vvn Lvubenberg,
Haintzcu vou Loubeuberg, baide gcbrüvder. Uud ist dirr brief
geben ze Jsni au dem nächsten Samstag vor saut Gcdruttag ze
mittem Meirtzeu des Jars, do man zalt von Gots gcbnrt dric-
zehn hundert Ja r und darnach in dem sibentzzigvsten Jar.
Nonnm. Lo iea B. 33b, S . 441. s»4<i*
— 110 —
is?<>. Dez. 3. Ich Ha in r i ch von S c h e l l enberg verzieh offen-
lich an disem brief für mich vnd all min erben, dz ich gelobt
- vnd verhaisscn havn vvn Elsbcttn knontzen Hagens clichiu Wirten
der ze Lntrach gesessen ist Knntigcls tvchter von Dnrrach wacr
dz dz din selb Elsbet knvntzen Hagens Wirten bi im Ant gewne
dz ich dcnne dem gvtzshnss von Bregentz im geliehen tail vvn
den selben rinden gclvbt vnd verhaisscn hawu. Vnd deS ze ainer
warer vrkünd gib ich dem apt vnd dem gvtz hnss ze Bregentz
disen bricff besigelt mit mincm aigncn insigcl der geben ist do
man zalt von crist gcburt drützechen hundert iar vnd darnach in
dem siebenczigosten jar an sant Lneien tag.
Orig. Perg. Urk. Vorarlb. Landesarchiv. Mchrerau. Das
Siegel abgefallen.
(Mitgeteilt vvn H. Archivar Victor Kleiner). sZ47"
Sep t . 29 . Wilhelm vvn Rot nnd seine eheliche Wirtin A n n a
von Sche l len berg verkaufen ein Gütlein zn St. Gangvls-
Ahuseu an das Gotteshaus Wctteuhausen.
Steichcle, Gesch. des Bistums Augsburg,
B. S, S . 370. l »48 -
1374. Dez. 13. He in r i ch von S c h e l l e n b e r g - L a n t r a c h kauft
vom Stifte Kemptcn die Feste nnd Herrschaft Wagegg.
Gesch. dcs Hauscs Waldburg I. 388. sZ4i>-
Um 138<». M ä r k (M a r q n a r d) v. Sche l l euberg führt im Ver-
ein mit Truchseß Hans v. Waldbnrg, Eberhard und Lutold von
Kvnigsegg die Vormundschaft über die Kinder des verstorbenen
Ritters Ulrich von Kvnigsegg- nnd der M a r g a r e t h a vonSche l-
lcnberg. Gesch. des Hauses Waldburg l. 424. sZZitt"
1381. A p r i l 23. Ich Tvl tz vvu Sche l l enbe rg Und ich Märckh
vvn schellen berg sein brud er gesessen zu Kislegkh ver Jehen
vffeuulich Uud thun khunndt mit disem bricsf alleu deu "die iu
auscheu lesen oder hvren lesen, für UnnS Unnd alle Unnser Erbenn,
das wir bccd dicmucttiglich mit Gneter Vvrbctrachtnng geschworen
haben gelert Ayde Zn den hailigenn mit liffgehepten Fingern,
mit den vesten unsern lieben V e t t e r n M e r k h e n vvn schelleu-
berg vou kyslegkh dem Altcu uud M e r k Heu vvn Sche l len-
berg seinem Sun Uund mit allen Iren erben Zu handle» ainen
guctten Getrewen nnnd nngcfarlichen bnrgfrid, Jnnerthalb den
nachbcnämptcn Zaichen unnd gemärkhcn.
Das ist dcs ersten, wann man khommpt über dem bach,
der von dem ge Zwärckhen Wegg alhero Gott (geht) I n das
gesig, so ist es dann am Gneter gctrewer bnrgfrid Zwischen»
— 111 —
des Bachs Und der bürg Kislegkh (folgen nähere Bestimmungen
der Oertlichkeiten), Innerhalb disen markhen umb uud umb vvn
A inerZu der minderen Zu messen, so Gleiches; mas ungevarlich
vvn der bürg kislegkh, nnnd allenthalb I n derselben bürg svll
der bnrgfrid sein unnd wern uuzerbrvcheu uund Guot ungesarlich
hicuach Jmmermer Jnncrthalb derselben markhen nnnd nit außer-
halb. Wir haben» auch I u demselben Ayde genomcn amen Guten
getrcwen bnrgfrid Zu halteu mit den obgcnanten unnscru Vettern
nnnd Allen Iren Erben I n dem Dorfs zu Zelle unnd darvvn
Jnnerthalb derselben markhen (folgen diese Markbestimmungen),
Wir sollen mich bey dem ahdc so wir geschworen haben, kheinen
Herrn noch niemandt andern uslmm noch enthalten Jnn Uuusercu
thailen der bnrg kislegg, der Krieg hatt ald der sich Zu Krieg
Zug, wann mit des vbgcunuteu des alteu Merkheu vvuu Schellen-
bcrg uund Merkhcn scinS snnS unserer Vettern vdcr Iren erben,
ob sy enweren, Willen nnd gnnst one alle geverd,
ES ist auch snnderlich bcret unnd gedingt nnd haben auch
daS in den vorgenanten Ayde genommen nnd geschlossen: Were
ob wir unsern thaile der bnrg Kislegg Jemant versetzen vder
verkhauffeu ivvltcu, über kurtz, alder über lanng, DaS wir vollen
gwalt sollen hmin Zuthun, Doch also vor das das khmnen für-
geu (Vorgehen, Fortgang) svll hmm Ehe das sy der ald die-
selben, den wir nnnscrn thaile geben, ald satzen, gcnn den ob-
gcnante uuscrn Vettern M c r k h e n vvn Sche l l enberg dem
Alteu nnd Merkheu seinem Snu uuud gcnn Iren Erben mit
Guetten bricsfcn nnd Aydeu verbinden Aller der stnckh, Puncte
und Artickheln, so wir nnnS mit disem brieff vonn des burgfrids
wegcu geuu Jnn verbunden haben.
Und das dises AlleS war Stett uund im Zerbrochen belib,
krafft unnd macht hab, So haun wir vbgenante Tvltz und Merkh
von Schelleuberg gebrücder Unnser aigne Jnsigel für Uns nnnd
all nnnser erben gehennkht an disen brieff. Dar zn haben mir
gebctten Die frommen vestcn Uclin vvn Kinsegg, gesessen Zn Alen-
dvrf »nnd Bentzen von schel leuberg, unsern l ieben
brüder , daß die baid J r aigne Jnsigel durch unser vleissig
pitt Willen auch hauu gehennkht an disen brief, Zn ainer mer
ge Zeugkhuus aller vorgeschribncn fach nnnd Jnn selber unsched-
lich, Dis beschach uuud ward der brieff gebcnn an sannt Jergen
Abcnt nach Christus geburt 1381 Jar ,
Kopie iu Schloß Wolfcgg, Kislegger Archiv, Nr, 1887, sZFI»
---- 112 ^ -
1381. A p r i l 23. Ich Tv l tzer Nnd ich M e r k h V v n Sche l l en -
der g Gcbrüeder, Gesessen Ze Kislegg Ver Jachen Nnd Thun
tundt mit disem brief allen den, die ihn ansehen Nnd Lecseud,
vder hören lcesen, für Nuß Nud alle Unser Erben ds wür mit
Gnctter Vorbetrachtnng Nnd nach Gemeiner fründe Rhäte Uns
freüudtlichen Redlichen Theils Ueber äin Kvmmnien sind Und
gethou haben mit dem Besten Unserem L ieben Ve t te ren
M e r k h e u V o n Sche l leuberg dem A l t e n , Gesesscn Z c
K i s l e g g , Umb drey Stukh die hiruach in disem brief geschriben
stend. .
Deß Ersten, Sv haben wür init aiuaudereu also Getheillt:
Die Burg Kislegg, ds demselben Merkhen Vvn Schcllcnberg dem
alten Unserem Vettern Zctheile ist worden, als; die Aiche Sn l
Stat neben dem Laden, da sein Kammer austost. Uud vvu der-
selben Sule gleich Zemessen dau ds Thuru vrth, Und Vvn deß
Trirns vrth au die Egg Zimcr. Under Unsern erkhcr, die da
Sicht gegen seinen erkheren, der Theile aller gen dem Thuru, ist
ihm worden. Darnach ist ihm wvrdeu ds Korugadeu dS Er heut
Ze tag Jnne hat. Und der Keller den Er heut Ze tag June hat.
Und die Kuchin die Er auch Jetzo Jnne hat. Und ds höflin dar-
hinder. Och ist ihm worden ds Fenster Vor der Türnitz Und da
danncn Vvn dem selben Fenster nntz au deu Trumen der Tyli alß
ds Zeichen daran weiset. Und Vvn demselben Trum Uutz' an ds
Stuben Wyspel nach gleicher Massen Ungevärd. Och ist ihm wor-
den der Ober Vorhos alß die Zeichen Und die Markhen wisend
die an der Burgmuhr Und an der Ussner mur gemachct sind.
So ist Uns; Ehegenanten Töltzcrn Und Merkhen Von Schellen-
bcrg gcbrüedern Ze Unserem Theile worden ds Hnß ans der
Cappel Und was hie dissend der Eichenen Snle, Und dcs Thurns
vrth ist gcu der Cappel ds ist alles Unser. UnS. ist auch worden
die Zwo Gast Kammeren auf einander, die mügen wür weiteren
lind lcugeren wie wür ivend, doch also das dannvcht ciii Vor-
gang iu dcm Turn Und ans die Mcmr. Och ist Uns; worden ds
Korngadten Und der Keller so wür heut Zetvg Juu haben Und
das Kemmerliu bei underen Stieg Und was Ver Zeichnet ist
hiuder dem bruuuen Zwischeü den Kucheueu ist och Uns; worden
ausgcuommen der wecg die gemein sind. Und ist Unser die Kuchiu
Under dcr Steg. So ist Unser der Under Vorhof alß der Roth
Markhstaiu seit, der Uuder dcm Erkhcr ist. Untz an den psüle
linder dem Thvrhusc, der au die Unser mur ist geschlagen. Und
— 113 —
was Vor der Türitz )̂ ist Under der Thür gen dem Kemmich
Und die Türitz ist unser. Es ist och beredt Und gedinget, ds
yetweder Theyle Under Uns; auf seinen Theile pnwen Und Zim-
mern Mag, was Er will, dcm andren Theile Unschädlich an
seinem Licht, So sind dise Stukh gemein bceden Theilen Unß
und Unsern Erben Vvn dem Einen Theile Im Und seiucu,Erben
Von dem anderen Theile,
Deß Ersten svll gemein sein die Cappel darinnen Man
Messe hat. Und der Thnrn Unden da man die gefangen in leit
Uud Vor den kvchinen alß Er Jetzo Ver Zaichnet ist. So ist
gemeiu der brunnen Und der weeg gen dem Thnrn Und in
den Keller Und der weeg Vvr dem Thvr Untz an die Kuchiueu.
Es seind auch Gemein die weeg An (Und) die Düritz Und
an die Stüegen alß ds Ver Zaichnet ist. Und ist Gemein daS
Thorhuse, die Bruggen Uud all weeg die iu Burg Kislegg geud
Uud in der Bürge sind. Und die Stiegen, die in die Bnrg Uff-
gend Und dafselb Thorhuse,, die Bruggen Stiegen Und weeg die
gemeiu alsv sind, Sollen wür Uud Unser Erben Und Er nnd
sein Erben Gemeinglich bessern Und pawcn, auf gemeinen schaden
wan es nothürsftig ist vhn alle geverde. Darnach haben wür mit
Ein andern Getheilt dise Stnkh. Und ist dem Ehcgenantcn Un-
serem Vettern Merkhen Von Schellenberg dem alteu Ze Theile
Worden der Schlinsee nnd der Graab der Umb die Burg gath
Ze Kislegg Uud ds Drittail des Kleinen Zehcnden der des alten
Kellers was. Und ds die Zway Theile des Schnelmeisters sind.
Und ist mich bedingt, wan der Schuelmeister abgieng, Sv haben
wür Und der Ehcgenant Unser Vetter der Allt Mcrkh Vvn
Schellenberg dieselben Zway Theile Gemein Erben Und die Gleich
mit cinandern Theilen Uud svll Er noch sein Erben Unß Und
Unser Erbeu au Uusercu Tritheilc desselben Zehcnden dan nidt
Irren noch bckhümmmern Von Keiner Gemeinschaft wegen. Und
auch wür Uud Unser Erben in nnd sin Erben an Iren Zivayen
Theilen auch nit Irren ohne alle geverd. I m ist och worden Ze
seinem Theile der Hof Zue Vclde mit allen Vechen, rechten uud
Zue gchvrden, außgenvmmen deß Zehendcn darauß. Och ist ihm
worden ein Güetli Ze Wittnßhofen, ds Lutzeu Erben was Und
wer es Im ald seinen Erben der schösset haabcrn Jährliches gelts
daruS anbehaben würd Zegebcnd, So Sollen wür Und Unser
*) Unter Türitz oder Dürez dürste ein zum Dörren des Obstes
oder zum-Aufbeivahren gedörrten Obstes bestimmtes Lokal zu verstehen
sein.
— 114 —
Erben denselben schvffcl haabcr richten nnd Er Und sein Erben
mich halben. Im ist vch worden Ein fncder Zehnnd hew Ze
Oberrieth. Ein fncder Zehend hew Ze Zeissenhofen in dem Priinle,
Ein fuedcr Zchend hew Ze Rippertshofe», Ein fneder Zehend-
hew Ze Wvssenried, Und Ein halb fncder Zehend hews Zem
- WvlfSgcltS.
So ist Unß den Vorgenanten Tv l tzer nnd Merkhen
V v n Sche l lenberg gebrneder dargegcn worden der Wcyher
Ze Horgen mit allen Rechten, Nutze» Und Znc Gchvrdcu, Und dS
Huse Ze Zelle/da die Vvn Windegk seelig Jnne saß, Und die
Breiten Jncharten Akhers die sie i» dS selb hnße wilend geben
hat. Und dartzuo ist Uns worden Ein fncder Zehend hews Zem
Eberhartz, Ei» fneder hews Ze Zeiße»hvfc» llff der Zehend ivysc
Und ein halb fndcr Zchend hclvs I n den Undcren hvrgen. Uns
ist auch wvrden der gehaltcr an dem Burg graben. So ist i h m
worden der Under gehakter der bey den gärten ligt Gen dem
gemelten weeg. Es ist mich bedinget, ds wür vbgc»a»te Gebrueder ^
T v l tz er Und M e r k h V v n S ch c l l c n b c r g lind Unser Erben
gcwalt haben in dem Bnrggräben Ze Kislegg Ze weschend Und
Ze trenkhend Unser Veeh Uud Wasser daraus; Ze nchmeud als
Viel UnS daß uvtürsftig ist Und nit siirv, wau mit des Ege-
nanten Unseres Beters Merkhen Vvn Schellenberg des Alten vdcr
Seiner Erbeu Willen Ungefährlich. Wnr seyn auch sonderlich deS
mit Ihm Ueberein Komcn Und haben also bedinget, ds ein Theile
linder lins für Stetteu (Feuerstätte») Nachtwächter svll ha» auf
der B»rg Kißlegg a»f sei» Kost Und sei» lohn. Ein Ganzes
Jahr Und dasselb icchr soll der ander Theile han ai» Thor-
warth bey dein Undcren Thor. Und svll dS ober thvr auch Ver-
sorgen mit Einem Thorwarden, vder aber- mit seinem hußgesiud
wie deu uvtürsftig ist Uugesahrlich. Uud solle» Wür vbgenante»
Gebrueder Jetzo anvahc» deu Nachtwächter han diS iahr Zereiteud
Au dem Tag als diser brief ist gebe». Und der vbgenant Unser
Vetter Merkh der alt svll diS iahr han den Thorwarden Znc
dem linderen Thvr. lind ds Ober Thvr besvrgcn als Vvrge-
schribcn Etat, ilnd wau dis Jahr auß ivürdt, sv svll Er den
Nachtwächter haben Und wür die Thvr besvrgen, als vvrgeschriben
ist. ilnd, sollen also Wür oder Unsere Erben, ob wür enwern,
alle Jahr Jährlich damit mit einnndercn wechsle» als Und in
solcher weysc wederen Theils der »achtwächter Gebart Zchandt,
Sv svll der ander Theil desselben iahrS die Thvr besorgen als
vor ist beschaiden. Wcderc Theile aber also nit enthet dS Er. han
— 115 —
svllt, es weer wechter »der Thorwarthen, wenn Er den darumb
Von dem anderen Theils ermant würde wer denn ds Er ds nach
der Meinung nit Vvllfiirti noch den wechter oder -Thorwarth
weders iu denu antraf, nit bestelle in einem Monath, so hat der
ander Theil Gcwalth dieselben wechter oder Thorwarthen selber
Ze bestellend Und Ze gcwinueud Wie uvtürsftig ist ohne gcvcrde,
auf dessclbeu Thcills schaden, der das hette Uebcrfaren, Untz au
Zwantzig Pfund gnetter geber haller Und nit darüber dassclb
Jahr, fo das Uebcrfaren wer, es bescheh offt ald Selten.
Und ds alles so davor geschriben Steth Ze wahrem Und
vsfcn Urkhuud Uud Einer Gnntzen Sicherheit. So haben wür
vbgenantc Tvltzer Und Mcrkh Von Schcllenberg Vvn Kislegg
Gebrüeder Unser aigen Jusigel sür UnS Und alle Unsere Erben
An disen brief gehengt. Und darZnc habe» Wür Gebctten den
Herrn Vetter Ullin Von Künßcgg gesessen Znc Alendors, Und
Unseren l ieben B r u e d e r n Bentzen von Sche l len berg,
ds die baidc Ihre aigene Jnsigel auch gchcngt Hand an disen
briess. Ze einer merer Zügkhnus aller Vvrgeschribeu Sach iu
selber ohu schaden, wan Sye auch bei disem Theile Und bei
allen Vvrgeschribeneu Sachen Und Thädingen geweesen sind.
Ditz beschach Und ward dirre brief geben da man Zchlt nach
Christs gcburth drey Zehcnhnndert Jahr darnach in dcm Ein
Und achtzigistcu Jahr Am St. Gevrgen aubcndt.
Eine alte, mit teilweise stark modernisierter Schrift geschriebene
Kopie im Schloß Wvlfcgg, Kißlegg'sches Archiv Nr. 979. sS5Ä^
1381. M a i 31. Der kinderlvse Burkard von Blumberg, Herr von
Hüfingen Burg uud Stadt, vermacht dieses Besitztum mit leheus-
herrlicher Genehmigung seiner Schwester G u e t a und deren
Ehemann Bcntz (Bcr thold) von Sche l lenberg .
Fürstcnbergisches Urkundenbnch B. II. Nr. 492.
Anm. : Hüsingeu war ein Lehen vvn den Grafen vvn
Fürstenberg. Burkard vvn Blumberg starb a. 1382, Guta vou
Schelleuberg, seiue Schwester a. 1383. Die Regesteu aus dem
fürsteubcrgischcu Urkundenbuche und dem Archive in Donau-
cschingen verdanke ich der gütigen Mitteilung des H. Dr. Balzcr
in Bräuuliugen. s353^
138Ä. M ä r z 21. Item aus sant Benedikten tag desselben jars wurden
gesangcu die ersamen Cuurat Jlsung, Ruger Ratobold und Jost
Wcilzhoser, alle vvn Angspurg, von Otten von Sunthaim nnd von
uinem von Sche l len berg, wider gvtt, cer und recht in
ainem frid, den Herzog Lüpvlt gemacht hctt; nnd als sie nun
— 116 —
gefangen waren, des wnrden die von Ulm gewar, dann sie
wurden mit fcrr vvn Ulm gefangen, da eilten sie nach und mach-
ten die gefaugen wider lcdig und viengen der fridprecher zwen
und füertens mit in gen Ulm und ließen in die Köpf abschlaheu
desselben tagS, Chronik der schwäbischen
Städte, Augsburg, B, II,, S 28. s354"
1382. „Item mau sol merken daz grozz mord, daz begangen hauud
Ott von Sunthaim nnd a i nc r von S c h e l l e n berg uud fünf
knecht mit in ; die fiengeu der burger von Angspurg Chuouraten
Jlsuug, Rüger den Ranppolt, Josen WalShover in ainem rechten
srid, den Herzog Liupolt vvu Oesterreich gemacht hat und mit
im des richs stet. Die fanknus beschach an saut Benedikten tag ;
des wurden die von Ulm gewar nnd eilten zu stund uz und
machten die von Augspurg lcdig und fiengcn der fridprccher zwicn
an demselben tag und fürten sie gen Ulm und schlugen der iriu
haubt ab. Die Chrvnikcn der schwäbischen Städte,
Augsburg, B, I,, S , 71, sZ55"
1383 . J ä n u e r 19, Bei dem Friedensvertrage, der zwischen dem
Stifte uud deu Bürgern zn Augsburg betreffs verschiedener
'Irrungen gemacht wurde, wurden vvn der Wohltat des er-
langten Friedens ausdrücklich ausgenommeu: „D ie von Sche l-
lenberg und von Sunthaim und anch alle andern, die dabei
und damit gewesen sind, da unser aidgenvsscn (der schwäb, Städte
nämlich) bvttschaft Chuurat Jlsuug, Rüdiger Rapolt und Peter
Egen uidcrgeleit worden,"
Nonum. Loiu-r B, 34, S , 20, s35<»^
1383. Nov, 6, Töltzer vou Sche l len berg stiftet in Ueberein-
stimmung mit den Kindern seines Bruders Beutz sel, und der
sel, Guta vvn Schelleuberg, geb, vvn Blumberg (Konrad,
Burkard und Claranna v, Sch,), deren Vvrmund er ist,, eineu
Altar in Hüfingen zum Seelenheil Burkhards v, Blumberg,
Fürstenberg, Urkundenbuch B, V I „ 26. 7. s357"
138V. Nov, 30, Dö l l i n t ze r vvn Sche l l enbe rg empfängt als
Träger seiner Neffen Konrad, Burkard und Claranna v,,Schellcn-
berg zu Hüfingen der Hüfinger Laienzehnten vvmMvster'Reicheuau
als Lehcu, Fürstenbcrg, Urkuudcubuch
Bd, V I „ 26, 6-i, . >3.'»8»
1387. M a i 8, Tö l l enze r von S c h e l l enberg vertritt seine
Mündel (seines Brnders Berthold sel, zn Hüfingen Kinder Kon-
rad, Burkard und Claranna) in einem Streite gegen die vvn
— 117 —
Blumberg wegen des Hüsinger Laicnzehnteu. Derselbe wird
seinen Mündeln auch wirklich zugesprochen.
Fürstenberg. Urkuudeubuch VI. , 2g. 6<r. s3.?i>
1388 . I u u i 26. Tv l t zc r von Schc l l eube r g, Herr zn.Mundcl-
singen, besiegelt eine Urkunde betreffend Liegenschaften in Mnn-
.delfingen. Fürstenb. UrKmdenbuch VI. , 79. 3. s3M>
138N. J u l i 21. E g l i vvn Sche l l enbe rg mit anderen Edlen ge- -
rät nach Erstürmnng der Bnrg Lilpvlz in die Gefangenschaft der
Stadt Wangen. Dr. Bvchezer, Geschichte von
Waldburg I. 458. s3«I
138N J u l i 21 . Itsm -urno cloi». 1389 vi^i l i» Alirri»; Ng^cl^IvuN
do gewuuneut die. siben stctt des bundes von dem sc (See) die
vesti zum Lütpvltz und viengent dar uff wol 20 mau es wärint
Herren ald knccht nnd ergabent sich all än gnad gefangen. Dvch
liess man sy leben und fürt man sy all gefangen gen Lindvw
und verbraunt man die vesti. Und warent'diss die gefangen wur-
deut, Her Hans Truchsäss vvn Waltpurg, rittcr, der das ursach
des kriegs, Graf Herman von Sultz, Hainrich Vogt vvn Lütpvltz,
des die bürg was . (war), Dicpolt von Lntrach, E g l i von
Sche l l enberg . . .
Mone, Qncllensammlung znr bad. Landesgcsch. S . 257. sZ<Ȁ '
13i>1. F e b r . 22. M a r q u a r d vvn Sche l l enbe rg und die Brü-
der Tv l tzer uud M ä r k vvn Sche l lenberg verzichten auf
ihre Ansprüche auf die vou dem Gute zu. Baiums zu liefernden
Fastnachthühner nnd zn leistende Tagwerke.
Archiv Kislegg zn Wvlfegg Nr. 3505. s3«»3
1392 . M ä r z 1. Bischof Burkhart von Seifricdsberg (Bischof vvn
Augsburg) versetzt an E g l o l f von Sche l l enbe rg und dessen
Hausfrau, Kathrein die> Onsvrgin, sür 2400 ungarische Gulden
in Gold (um welche Summe sie vvn Eglolf vvu Svntheim aus-
gelost worden war) die V o g t e y von S e i f r i e d S b e r g .
Steichelc, Gesch. d. Bist. Augsburg, B. 5, S . 802. " j3«1
13»S. M a i 3. P r a g . Im Nameu des Königs Wenzel werden „a l le
vvn Sche l l enberg " mit andern Herrn uud mit den schwäb-
ischen Städten, welche „im Landfrieden saßen zu-.Schwaben"
aufgefordert, den königlichen Beamten Borsiboi vvn Swinar in
seiner Forderung gegen die Stadt Augsburg zu schützen.
Die Chroniken der schwäb. Städte.
Augsburg, B. I . 'S. 170. s365^
8
— 118 —
13i>3. Aug . 31. Juuker Töltzer vvn Schellenber-g besiegelt in
Hüfingen einen Kaufbrief.
Fürstenberg, Nrkuudenbuch VI . 26. 8. M i « "
139!). J n l i 4. Tö l ze r von Sche l l enberg siegelt mit vielen an-
deren Herren eine Urkunde des Truchseß Hans vvn Waldburg.
Mitteil. d. bad. hist. Kommission 1885. S . 136. s3«7^
14t>0. M a i 25. Tv l tzer von Sche l l euberg siegelt als Träger
der Gräsiu von Sultz.
Fürstcuberg. Urkundenbuch VI. 131. 4. s 3 6 8 ^
Ca. 1 4 0 0 — ( D i e fvlg. Stammtascln aus Kislegger Archiv auf
Schluß Wolfegg Nr. 11).
^ . M a r q u a r t V. Sche l l enbe rg Zue K y ß l e g g ,
R i t t e r ,
M a r g a r c t h a V o n E l l e r b a c h , seine H a u s s r a w .
Gedachter Herr Marquart von Schelleuberg hat ime und
. Margaretha vou Ellerbach seiner Hcmsfrawen eiu Jartag Zu
Kißlegg gestist nnd solle ans Urbani vder montag hernach, so er
aus den Sonntag gefiele, mit fünf Priestern gehalten werden,
hierzu er eiu maltcr Haber und süus schilling Pfennig ewig gült
und Zins; gestift Laut pergamenten unversehrtem Jahrzeitbrief
ve cl-rto Sonntag post ^avodi ^posto l i ^.nuo 1410. Gleichfalls
hat er seiner Fraw Muetter ein Jahrzcit iu dem fürstl. Gotts-
hauß Kempteu gcstifft und ein Pfund haller ewig gült und zins
daran dvtiert mit der Conditivu, daß den ucchsteu mitivocheu
nach?»1»i»rnin ein gesungen Seelmeeß auff St. Margrethcn
Altar gehalteu Iverde. Dieiveil sein Fraw Muetter Zwischen dem-
selben Und St. Veiten Altar begraben lige, laut eines Perga-
menten Jahrzcit briesfs l)v clsto ^.uuo 14S7.
Dessen gedcnkht auch sein S o n u M a r q u a r t in hernach
bcschribncn Übergab brieff. Da er vcrmeldt, daß er all sein Haab
und Guett, 'wie er das alles vvn Herrn Marquarten vvn Schellen-
berg seinem Herrn Vatter seeligen ererbt. Hainrichen nnd Hanßen
von Schelleuberg, - seines Bruoders Ulrichen von Schelleuberg
Söuueu, Übergebe laut Pergamente» Übergabsbricfss 1)s clnto
Äfftermontag vor St. Jörgentag Anno 1467. Er Herr Marquart
der alte ist gestorben den 2. April was mitwochen vvr ?A lwarnm
^.nno 1438. Laut Verzeichnis eines alten Bnochs Zue Kyßlegg. Sv
Hannß U l r i ch von S c h e l l enberg seelig bey handt gehabt.
(Siehe folgende Tabelle IZ.)
— 119 —
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— 123 —
J a k o b a v, Sche l l eube rg geboren 24. Juni 1533 laut Jres
Vaters Verzeichnus, Pauli Viereckhen Zue Belg außer dein
Landt Zue Mechelberg fürstl. Psältzischem Landtvogts Zue
Heustetten Hausfraw. Ihr beed heurat ist beschlossen worden den
. 18. Augusti Anno 1556. Dos 1500 Pfd., morgengab 500. Psd"
laut heuratsbrieff. er ist Jnn Frankhreich 'mit' Pfalzgrafs
Otten Heinrichen verzogen und cildcr gestorben. (Siehe !)
Ester v. Sche l lenberg geb. 20. Sept. 1530 laut Jres Vaters
Verzeichnus, ist jung gestorben.
J u d i t h a v. Sche l lenberg geb. 12. Mai 1529, des Zacharias
Zue Burgen und Jffeldorss fürstl. bayr. Pflegers Zu Reichen-
berg hausfraw. ir beed heurat ist beschlossen worden den 24.
Octob. 1555. . Dos 1500 Pfd., morgengab 500 Pfd., laut Heu-
ratsbrieff. sie verzeicht sich gegen gedachten heuratsguott
alles Vätterliche» und Muettcrlichen Erbß d. 24. April'Anno
1556. Er ist gestorben in die St. Aegydii 1573. Sie lebt
noch Anno 1593. (Siehe 5! )
S i b y l l a v . Sche l len berg geb. 29. Ju l i 1527, ist jung gestorben.
S i g m u n d v. Sche l lenberg geb. 17. Juni 1526, ist jung ge-
storben.
W i l h e l m v. Sche l len berg geb. 16. Hornung 1525, gestorben
zu Padua als Student und alda begraben worden.
J a k o b a o. Sche l len berg geb. 1. April 1523, ist gar jung ge-
storben, laut Jres Vaters Verzeichnus.
D i o n i ß i v. Sche l lenberg , fürstl. Bayerischer Pfleger Zum
Hag Und zu Schongau, ist geboren d. 1. Oktob. 1521 —Bar -
bara Marschalckhin von Pappenheim sein hausfraw. (Siehe H!)
B a r b a r a v. Sche l lenberg geb. 3. Nov. Anno 1519, ist jung
gestorben.
H a n s U l r ich v. Sche l lenberg geb. 15. May 1518 laut seines
Vaters Verzeichnus. Anna v. Wcyller, Eberharden v. Weyllers
zu Altenburg und U rsu la v. Sche l lenbergs dochter/ sein
fraw erster ehe. ir beed heurat ist beschlossen worden den
leisten Hornung Anno 1545 lant heuratsbrieff. haben mit ein-
ander Hochzeit gehalten Zue Liechtenberg d. 3. Mai 1545, laut
seines selber anzeigen. Sie ist gestorben d. 19. Nov. 1585.
Joanna-v. Heggelbach sein Hausfraw anderer ehe. Sie haben
mit ein ander Hochzeit gehalten zu Lindaw in dem Stifft d.
7. Hornung 1586. Gemelter Hans Ulrich v. Schellenberg ist
gestorben d. 26. Jänner 1606. Ligt begraben Zn Kyßlegg in
Unnßer Lieben Frawen Chor, das er hat gebawen zuvor.
B r i g i o a v. Sche l len berg geb. 19. Hornung 1517 laut ires
Vaters Verzeichnus. Georgen o. Weixs Zue Weixs und Düh-
ingen hausfraw. sie verzeicht sich alles ires Vätterliche» Und
Muettcrlichen Erbh Zu München d. 9. Octobris 1538 und liget
zu Kyßlegg begraben, hat kein leibsz erben hinderlassen, ist
gestorben St. Ursulatag 1568.
Hans Kaspa r v. Sche l lenberg geb. 1. Sept. 1515 laut seines
Vaters Verzeichnus.
Chrystosf Heinr ich v. Sche l len berg geb. 8. Juni 1514
laut seines Vaters Verzeichnus.
Wols f v. Sche l lenberg geb̂ 15. April 1513 laut seines Vaters
Verzeichnus. jZ75"
N o t a ! Diese dreh gebrueder seyn alle Jung in 8 Tagen nach einander an
unterschidlichen Orthen gestorben Und in dem Closter Alten Münster in dem Landt zu
Ba>>crn Jnn ein G>ab gelegt worden laut Hannß Ulrichen ires Bruodcrs bericht.
— 124 —
H. Dioniszi v. Sch. und Barbaras v. Pappenhcim Kinder.
Dorothea v. Sch., Wolf Dietrich v. Christoff.v. Schel- Helena V.Schellen- Gabriel Dionyfzy
Hannßen v. Sur— Schellenberg ist lenbirg,-fürstl. . berg ist unverhei- v. Schellenberg,
- genstainS Hausz- jung und ungefähr Bayrischer Pfleger ratet ungefähr im fürstl. Bayrischer
fraw erster ehe. im S. Jahre seines Zue Schongau. er IS. iar ires alters Pfleger Zue
- alters gestorben. . ist zu Kißlegg ge- gestorben, ligt Schongau. Su-
storben d. 14. tag zum Hag in sanna Schüoin v.
April 1S8S. Su- Bayern begraben. Mittlbiberach sein
sanna Jlljzuugin erste Hausfraw.
v. Tratzberg lZ7<lv̂
sein hausfraw.
^ . Hans Ulrich Hohenkürcher ?c. geb. 4. Jannarii 1567 ist hcr-
nacher den 13. Marty desselben iars verstorben nnd nur 9
Wochen 4 tag alt worden.
Anua Maria Hvhenkürchcriu ?c. geb. 19. Oktober 1565 ist lediges
stcmts im 22 ires alters Zue' Straubiugcn im Uuder landt
Zne Bayern gestorben uud zu Stubenberg begraben worden.
Zacharias Hohenkürcher ?c. ist geboren den 24. Jn l i 1563, ist
»och lediges standest
Juditha Hvhenkürcheriu :c. geb. 19. Marti i Aunv 1560. Christvpff
v..' Wiltenstains, Pflegers Zu Wildenbach im Lande zn Kernteu
Haussraw. Sie becde haben hvchzeit gehalten Zu Laudtsperg
d. 3 Febr. 1583.
Regina Hvhcnkürchcrin ?e. ist geb. d. 19. Dez. Anno 1559. Hannß
Wernhers Riederers hausfraw. -Haben hvchzeit gehabt Zu
Stubenbcrg den 28. Jannarii 1582.
Wolf Christian Hvhenkürchcr ist geb, d. 11. Januarii 1559.
. Maria Mcttelin v. Rappenstaiu sein hausfraw. . Sie haben
zu Landspcrg Hochzeit gehalten d. 3. tag Februarii Anno
1583.' - -
Elisabeth Hohenkürcherin geb. Zue Burgen den letzten Juni 1557,
Chor Junckhfraw Zne Urspringen im Closter. sZ77"
Jacob« v. Schellenberg und Paul Viereck zu Bell; Kinder.
I i . Mathias Viercgg ist verheuratet in dem Lande zu Mechelburg.
Hartuegg Viereckh ist ledig gcstvrbeu Zu Jcrusmlem und liegt alda
begraben. . '
Dorothea V. ist ledig gestorben.
Paulus V. ist ledig im Niderlandt im Krieg gestorben.
Wvlf Dietrich V"Rebekka v.- Flitsching sein Hausfraw.-sey-haben Zue
Burckhausen Hvchzeit gehalten 3. März 1593.
Dorothea V. Ercntrichcn v. Dagßbergs Haussraw. . sS78^
1407 . J u n i 15, M c i r a u a r d von Sche l l enbe rg e ines- und
d i c B r ü d e r T ö I tz uud Merk vvn Sche l l enbe rg an-
de ren te i l s machen einen Vertrag betreffend: 1, einen Burg-
frieden, 2, die gemeinsame Gerichtsbesetzung mit Ammann und
Gebittel, 3,, svllc es bei den alten Ehchuftinuen, wie die immer
sein mögen, verbleiben, 4. sollen sie ihre Stöß uud Ansprüche
gütlich mit einander abhandeln uud, weuu das nicht beliebte, seien
sie durch gcschworne Schiedleute zu bescheiden,
, , Archiv Kislegg zu Wvlfegg Nr, 1873, >:t7i»̂
1408 . (Bruchstück eines Vertrages vou 1408.) „ I c h M ar q uar t vo n
schel lenberg, Ritter, an ainem thail und ich Töltz und
M c r k h von schel lenberg gcprüedcr an dem anderen thail,
-alle drei) gesessen Zn Kislegkh" , , , ,
Auch haben wir gesprochen vvn des burgfrids wegen, das
sy da belieben» sonnd Nach Laut Und sag der Brieff, die sy Zn
baidseits darumb Harm und, daS dem selben burgfrideu ain wc-
dcrem thail dem Auuderen Niemernier soll noch mag absagen I n
' khainen ivegen,
' Wir sprechen auch weder thail der Stuckh ains vder mer
' uberfier. (übertreten svllte) uuud seines Aides Dar I u vergesse
das Gvtt nit welt (was Gott nicht wolle), unnd sich das war
Erfund, oder dem mercu thail unnder nnns der soll dem Anndern
verfallen sein Zway hundert guldin uund sollen ivir alle dem
verhvlfsen sein vne alles ver Ziehen gen dem der das ubersareu
hett,' Kislegger Archiv zil Wolfegg,'FaScikel Nr, 1887, >.'t80»
1408 . In,diesem Jahre ist Pfleger der Herrschaft Seisriedsberg Burk-
har t von Sche l l enbe rg ,
Steichele, Gesch, d. Bist, Augsbnrg, B, 5, S , 802. sZ81^
1408 . Nov, 19, „Oestlich außerhalb des Dorfes Ustersbach an der
Straße nach Augsburg steht in einer nischenartigen Mauercin-
fassuug ein aus dem 15. Jahrh, stammendes Denkmal aus einer
rötlichen 7. Fuß hohen und 4 Fuß breiten Marmvrplattc, Chri-
- stus am Kreuze mit Maria und Johannes, vor dem sehr be-
schädigten Kreuzbilde einen knieendcn, betenden Ritter mit seinem
. Wappenschilde, zwei weiße (?) Querbalken in rotem (?) Felde dar-
stellend. Das Denkmal trägt am Fuße des Bildes die Inschrift: Herr
erbarm dich über h er B u r c h a r t v o n S c h e l l e n b e r g einen ritter
der hie crslageu wart au (saut Elsbeten tag) -urnn N O O M V I l l .
Der-Mord greift in die damaligen Fehden Herzog Ludwigs dcs
Bärtigen von Bayern ein, war svhiu politischer Natur, nicht-eine
Tat der Eifersucht) wie die Sage lautet." „Der an Burkhart v.
— 126 —
Sch. durch einen baierischen Haufen verübte Tvtschlag uud die
Niederlegung seiner Freunde werden erwähnt in einer Urkunde
vvm 27. April 1409."
Steichele, Gesch. d. Bist. Augsburg, B. 2, S . 96. jZ8Ä»
1 4 0 8 . Nov. 19. „1408 jaur au saut Elsbetten tag ritten i r 7 vvn
S c h e l l e u b e r g her gen AugSpurg uud vil ander edel leut mit
in ze mner hvchzeit; Burckhart von Schällenberg was der prut-
geb, hat hie genomen Peter Egens tvchter, h.ätt. ain man vor ge-
hvpt, hieß Ulrich Rechliuger. Also ward der prntgeb erschlagen
ze Usterspach unverwvnd; es starb nyemant dann er. Daurnach
nam die fraw ain her Hans v. Kungscck, Ritter, von Merstetten."
Dazn bemerkt der Heransgeber: „ I n den auf dies Ereignis be-
züglichen Urkunden (1l,oA-. boill-r) sind 5 von Schellenberg nnd
ihre Genossen genannt. Der Angriff ging danach vvn Dienern
der Herzoge. Ernst und Wilhelm vvn Bayern-München ans, uuter
denen Kaspar Tvrer hervorgehoben wird. Meßstiftung für den
-s Bnrchard 9. Febr. l421. Einen Hans v. Kvnigsegg nennt die
Urkunde Iic,K-. doieg. 37 unter den Begleitern der Schellenberger
bei der „Niederlcguug" zu Ustersbach." Die Chroniken
der schwäbischen Städte, Augsburg, B. 1, S . 230. sZ83'''
1 4 0 0 . (Ohne Tag.) C u n r a t t v. S c h e l l e n b e r g , Ritter, karrst
vvn der ehrbaren geistlichen Frau Margret vou Bluvmenegg^
Klvsterfrnu zu Nidingc» Uff Hvfe, den Bärzehnten zu H ü f i n -
gen gegen jährliche Abgabe vvn 4 Malter Vcsen und 2 Malter
Haber Hüfinger Maaß, an sie und nach ihrem Tode an den
Convcnt ihres Klosters, wofür das letztere jährlich zweimal die
Jahrzeit Hcrru Heinrichs vvn Blnomeuegg, Ritters, Frau Vvdel-
hilteu. geb. von Fürstenberg, seiner ehelichen Wirthin, Katharinen
von Bluomenegg, ihrer ehelichen Tochter, und aller ihrer Ge-
schwister nnd Nachkommen begehen svll.
Mvne, Zcitschr. für Gesch. d. Oberrheins,
B. X X V I . , S . 14. M 4 -
1410. J u l i 30 . Stiftuugsbrief des Herrn M a r q u a r d v. Schellen-
de r g und seiner H a u s f r a u M a r g a r e t h a vvn E l le rbach ,
vermag welchem für sie alle Jahre auf St. Urbanstag ein Jahr-
tag in der Pfarrkirche zu Kislegg gehalten werdeu solle, wofür
sie zu ewigem ZiuS verschreibe» 1 Malter Haber Wangncr Meß
und 5 Schilling Pfg. ans dem Gute zu Meuzliugs.
Archiv Kislegg zu Wolfegg Nr. 495. s385-
1411. M ä r z 23 . M a r q u a r t , R i t t e r , Tö l lentzer und M ä r k
vvn Sche l lenberg bekennen, daß die ewige Messe, welche an
der Pfarrkirche zu Zell im Ampt für B u r k a r d vvn Sche l len-
berg sel. gestiftet worden, dessen B r u d e r K o u r a d von
Sch, zu Hü f i ngen und seinen Erben zustehe.
Regest aus dem Kislegger Archiv. Donaueschingen, sZ8K^
1413. Am Palmabend. Cunrat v. Haimenhofen, Ritter, ist Obmann
gewesen-in Span, die gewesen sind zwischen dem Heinrich Vogt
von Lüpoltz an einem — und He in r i ch von Sche l l enbe rg
sei. K i n d e s Vög ten (Heinrich Truchseß von Diessenhofcn,
Ritter, uud Ulrich v. Haimenhofen) zum andern Teil. Zusätze
für Heinrich Vogt v. Lüpoltz waren: Herr Hans Truchseß Zu
Walpurg und Konrad v. Stain zu Runsperg, Ritter; Zusätze
für die Schellenberger: Lienhart v. Jungingen und Eberhart v.
Wyler. Gegens tand : Streit über den Besitz von Prasberg.
En tsche idung: ES sollen die vou Lüpoltz den v. Schel-
lenberg Sicherheit geben und Tröstung für sich uud für Herrn
E g l i u v. Sche l lenberg , Ritter, und für Hciurichs von Schel-
leuberg sel. Kiud.
Darauf wies H. vou Lüpoltz den Kaufbrief über Pras-
berg vor und vvn anderen Lehengütern des Klvsters St. Gallen
nnd forderte vou den Schellenbergern-Ledigmachuug dieser Güter
und Entschädigung für erlittenen Schaden. Die Vertreter der v.
Schellenberg erwiderten: Heinrich Vogt von Lüpoltz habe die
Beste Prasberg und die Güter länger inne gehabt als er nach
Lehenrecht konnte nnd an sie weder an Heinrich v. Haimenhosen
noch bei Heinrichs v. Schellenberg Lebzeiten an diesen letztge-
nannten selbst eiu Darstvn versprochen oder vertigen ervordet
hett." Er habe auch bei Heinrichs v. Schellenberg Lebzeiten die
Güter länger inne gehabt, als nach Lehenrecht zuläßig war. Also
seien sie zu nichts verpflichtet. Der Vogt v. Lüpoltz entgegnete: Ihm
seien die Güter von Prasberg innerhalb 2. Monaten nach dem
Kaufe geworden und er habe sie auch seither unansprächig gehabt
uud habe das auch au Heinrich v. Schellenberg selig bei seinem
Leben erfordert.
S p r u c h : Mug Hainrich Vogt dar stvn nnd sweren Zuv
den Hailigeu, daz Auu von landemberg geboren vvu künsegg
Sud dem mal und er die Vvr genant Burg Und gnt Umb Hain-
richen sälig von Schellenberg erköft hab Und och jn der zyte als
die vertigung dennocht mit uss wär, dz ist Inwendig Jars fryst
nach dem koff sy oder icmau von I r wegen mit recht An jn
oder An Heinrichen seligen v. Schellenberg darumb ervordet hab
uud och ju den selben Aydncmen, dz er Hmnrichcn von Schel-
— 128 —
lenberg selig darumb ermant hab, och J n der zyte als die vb-
gcnaüt Vertignng dcnvcht nitt Uss wär, Nnd gcton hab nach sins
brieffS sag, dz I m denn der - vorgenanten kind Vogt die obge-
. . schriben bürg Nnd guvt gen der. egenmiten Annan vvn landcn-
berg.Nnd Iren linden billich.mil den rechten vertretten soll, Niid
also stuond der vbgenant Hainrich Vogt vvn lüpvltz Und sprach,
Er möcht Won, wz I m Urtail Und Recht geben, hett Und wvlt
vch, dz also getvn hon Und do er nssgehub, do erliessent sy J n
deß Rechten. Und deß alles zu warer und vsfen Nrkund u. s. w.
Obmann 'Cvnmt v. Haimenhofen uud die Beisäßen Hans Tnuh-
scß zn Walpurg und Licuhart vvu,Jungingen,. Ritter, siegelten.
(Siegel fort). Original,im Archiv Kißlcgg
' zu Wolsegg Nr, 299. s»87"
1417. Febr . 17. Ich Bar.bar,a P f l a u u d o r f e r i n , Me rken vvu
Sche l leuberg el ichiu W i r t i n n , Bcrgich vffculichcu mit dem
bries sür iiucl)" und alle mein erben und tuu chunt allcrinenglichen,
das ich init' wolbedachtem mnt mit guter vvrbetrachtung nnd mit
meius vbgenauten, manns uud ander meines ncchsten frewnd raut
,, nnd gnteni'willen Züsmegg. die bürg uud.was an lcwteu und
guten, au Weuschefftcii,, nn.gerichtcu, nn vogteyenund au allen
anderen MÄen, .wie. das'egenant ist, nichts usgcuommcn darczno
gehöret, als ichs erchäuft han vvn dem GvtzhuS uud Bystumb
zu Augsburg, mit allen Dieusteu, uutzeu und gülten groß uud
rlmn und iint allen rechten und chaftcn,, -allin mcinin recht als
mein hvnptbrief, den ich darmnb vvn.dem Gvtzhaws und Bystumb
gehcbt hau,-laut und sagt, Red und redlichen für ledig und un-
vcrkümcrt verchanfft nnd zu chauffen geben han und gib mit chrafft
dcs briess dcm vcsteu meinem lieben, Ohaim frihcn Burggrafen
. nnd allen seinen erben. Darzu. haben wir gebeten die vesten Er-
samen her E g l v l s f e n von Sche l l enbe rg , mein vbge-
geuauteu Merken b rnher , Ha in r i chen vvn S w c n -
u,ingen uud Hansen Pflaundvrff.er,. niciit, cgcnant Barbaren
brndcr, daß sy iriu Jnsigel anch daran gchenckt hand zn gezelvk-
nüssc in und ircn crben on schadcn. ,Dcr. geben ist am Montag
nach St. Valentinstag 1417.
. ' Nomn,, . .Loi<-n B. .34 S . 22«. sS88--°
1417. F r ü h l i n g . E g l i n vvn S c h e l l e n b e r g söhnt fich mit der
Stadt Kemptcn anS. , ...
. . I>r. Vvchezer, Gesch. v. Waldburg I, 426. s38tt"
1417. I u ui 8. M a r q u a r d v v u S ch.e l l eube rg , Heinrich zu Eiscn-
burg, T.ö l z e r und M ä r k v o n S ch e l le u berg vermitteln einen
129 —
Frieden zwischen dem Kloster Roth und Johannes von Königs-
egg,, Gesch. d, Hauses Waldburg I, 492! sZ90
1418. . E g l o l s vvn Sche l l enberg ist in einem Schreibendes Erz-
bischofs'von Mainz erwähnt alS Anhänger dcs von König Sigis-
nmnd protegierten GegeubischofS Friedrich vvn Augsburg.
Uyunm. iZmea B. 34, S . 232. l M I
1419. „Eberstall sank nach dem AuSsterben der nobilvs cls Lbvrs ts l
zu einem einfache» Adelssitze herab, dergleichen viele von deu
Herzogen vv» Baier» zu Lchc» ginge». M a r q u a r d der I ü »-
gcre vvn Sche l lenberg wnrde 1419 vvn Herzvg Lndwig
von Baiern-Jngvlstadt mit der Beste Ebe r st a l l und dem Dorfe
Bur teubach belehnt.
Steichele, Gesch. d. Bist. Augsburg, B. S, S . W.5. . sS9Ä^
1420 . M ä r z 19. Heinrich vvn Fnrstrnberg ist Zeuge bei einem Schied-
spruche zwischen Ritter M a r q n a r t v. Sche l lenberg und
seiner Schwester A n n a von Sch., Gemahlin dcs Kvnrad vvn
Stain zn Uttenwciler.
Fürstenberg. Urkundenbuch VII!, 27. s»93
1 4 S 4 . J ä n n c r 21. M a r q u a r d v. Sche l lenberg schlichtet mit
anderen Hcrreu Streitigkeiten zwischen Hans vvu EbcrSberg uud
einem Bürger- zu RavenSburg wegen Gütern.
Gesch. d.. Hauses Waldburg I. 4V9. s:ti> t
14Ä4. Aug . 27. Haiurich nnd Rndols.von Westerstetten (Bater und
Svhn) bekunden, daß sie Speun gehabt mit den Herren M a r -
q u a r t v. Sche l l enberg R i t t e r , M ä r k e n und Ul r ich v.
S c h e l l e n b e r g , seinen S o h l t e n , von aller des Erbs nnd
Guts wegen, so die erbarc Frnn A n n a vvn E l r bach geb:
von Westerstettcu, des- genannten Heinrich v. Westerstetten Schwester
nnd der letztgenannten M a r k uud Ul r ich v. Sche l l enbe rg
A n a (Grvßmut tc r ) selig hinterlassen hat.
Man einigte sich dahin: Die v. Schellenberg erhalten alle
Leute uud Güter, welche Anna vvn Elrbach, ihre Ana (Groß-
mutter) sel., euthalb (scuseitS) der Dvuau hinterlassen hat, mit
Namen Sybenaichelbalbach (sie!) mit allen Rechten und Freiheiten
u. s. w. Sie müssen auch die Passiva der Großmutter übernehmen
und das „Begräbt" begehen, wie es im Stifte zu Augsburg, wo
sie bestattet ist, Brauch ist. Deu Westerstetten dagegen ist zuge-
teilt worden: „Westerstetten, Tümerdingen, Ballendorf und ge-
mmnlich alle ander lüt uud gich die Anna v. Elrbach, des Haiu-
rich Schwester seelig, dicshalb der Tunowe geheppt und von
Hanuscn vou Westerstetten minem uud ihrem Bruder seeligen er-
^ 130 —
erbt hat." Die Schellcnberger haben den v, Westerstetten aber
noch darans zn zahlen 400 fl. Rheinisch, worüber die v. Schellen-
berg Schuldtiersicherungen ausstellen. (Alle Siegel weg).
Original im Archiv Kislegg zn Wvlfcgg Nr. 145. s395"
1425 . J u l i 10. M a r k v. Sche l l enbe rg als Obmauu entscheidet
in einem Schiedsgericht zu Kißlegg zwischen Truchseß Jakob von
Waldburg nnd einer Familie Ammann wegen Höfen zu Annen-
hvfen. 'Wolfeggcr Archiv Nr. 8706. s3i><»
142V. Febr . 20. Eberhart vvn Wiler, Haiurich Vogt von Sumercm,
Hans v. Ebersperg, Egg von Rischach vvn der Schär und Ulrich
vvn Kvnigsegg v. Märstettcn sind Schiedsrichter in einem Streit
zwischen M a r q u a r t v. Sche l l eube rg , R i t t e r , uud T ö l -
lentzer vvn Sche l lenberg . Graf Rudolf v. Tvggenburg,
dem die Schlichtung des Streite? anvertraut wär, hatte die Ge-
nannten als Beisitzer gewählt. Die Sitzung fand statt zu Lin-
dau. Es wurden ferner beigezvgen für Marquart: Berchtold
vvu Stain vvn Rvnsperg und Gnntram vvu Haimenhofen, für
Tölzer: Hildebrand Wieli und Hermann von Landenberg.
Die Streitpunkte erfahren wir aus den Entscheidungen:
Erster Entscheid: „Vvn dcs tvtschlags wegen, der laider be-
schehen ist an dem Vvlken seligen, nnd dawider der jung Märk
Hern Marquarts Sun dem Tvltzer amen gevangcn hat, Uud
auch vvn deS Brands wegen, der Herrn Marquarteu an ainem
sinem armen man ouch beschchcu ist, darum entschaiten wir —
daß allcS das gänzlich tot uud ab sein solle. Wird aber Mar-
quart iune, wer den Brand angerichtet hat, so kaun er den Ver-
' brecher vvr Gericht ziehen.
- Tölzer klagte, Marquart habe ihm Vieh weggenommen,
weil einer seiner Lente verwundet worden sei. Entscheid: Die
zwei noch lebenden Übelthätcr sollen vom Gericht abgeurteilt
werden. Bezüglich des Widemhvfs zu Jmmenrict wird ent-
schieden: Wer die Kirche daselbst nießct, der kann auch den
Widemhof srei verleihe». Den Lehenbrief über die Mühle zu
Leutkirch, welchen bisher Marquart allein in Verwährung hatte,
muß dieser auf Vcrlaugeu auch dcm Tölzer zur Bcuutzuug über-
lasseu bis letzterer eine beglaubigte Cvpie davvu in Händen hat.
Dann svll Marqnart das Original wieder hinter sich haben.
Bezüglich des Thorschlüssels und der Wacht soll -es beim
alte» Herkommen bleibe»; ebenso bezüglich des Sommerriets;
ebenso wegen des Gerichts zu Kislegg.
J n Betreff des Haus Hug und seines Bruders, welche
— 131 —
beiden Teilen gemeinsam gewesen sind, wird entschieden: „das
der Tölzer den amen nemmen soll hienen zu mittefastcn wedcrcn
er will" und soll den anderen dem Marqnart lassen.
Vvu des Jahrzitz wegen zu Kislegg, das des Fuchsschwcmtz
selige» wegen und von der daselbst gestiften Psrund wegen solls
beim Bisherigen bleiben.
Tölzer soll dem Krächli, der ihm die Grub abgekauft hat,
. einen Kaufbrief geben.
Bezüglich der Straßen uud Brücken, und der gemeinsamen
Bäume Zu Kislegg wird die Entscheidung darüber dem Hans
von Ebersperg und den von diesem zu wählenden Schiedsleuten
überlassen.
Da Marqnart vom Tölzer 2>/z Guldeu forderte, die er
für ihu für den Lchenbricf der Mühle zu Lentkirch bezahlt habe,
und 1 Pfund Haller vvn ainem Frävel her, soll das alles ge-
strichen sein.
Wegen des Zerwürfnisses, sv der J u u g Märk , dez
töl tzcrs S u u , und der Kekk mit den zwei dvman gehabt
haben, so sollen sie deshalb vor Bürgermeister uud Rat zu
Wangen kommen und dort den Entscheid holen. Es siegelten
die v. Wilcr, v. Sumeraw, v. Ebersperg, v. Rischach, v. Kunigs-
egg, v. Haimenhvfeu, und Wieli. Alle Siegel weg.
Original im Archiv Kislegg zu Wvlfegg Nr. 1877. s397^
Sep t . 12. Marquart v. Künsegg Landt Cvmtur im Elsaß
Teutsch Ordens, Jakob Truchseß zu Walpurg, des Richslaudt-
vogt in Schwaben, Berchtold vvm Staiu zu Rousperg, Eberhart
v. Freyberg Zu Zelle, Hiltpränd Wieli, alle Ritter, uud Hans
von Empts bekunden, daß vyntschaft, Zwayung u. f. w. gewesen
sei zwischen Herrn M a r q u ar ten v. Sche l lenberg , Ritter,
M ä r k e n nnd Ul r ichen von Sche l l enbe rg sinen süncn
und ihren Knechten, dem Basler und Cuntzen aus einer — dann
Tö l t ze ru v. Sche l l enbe rg und A n d r e a s und Märken ,
sinen sünen, auf der anderen Seite.
Sie kamen dato dieses Briefes zusammen zu Walsee im
Rathaus. Beide Teile wurden zur Genüge verhört. Marquart,
Tvltzer, Märk und Ulrich v. Schellenberg gelobten mit Hand-
schlag, die anderen (Andreas und Märk, Tvlzers Söhne, und
die Knechte) schwuren, dcm Spruch des Schiedsgerichtes sich un-
bedingt zu unterwerfen. Dieser Spruch lautete:
1. Aller Unwille u. s. w. svll tot und ab sein.
2. Die alten Briefe bleiben in Kraft.
— 132 —
3, Allfällige Unklarheiten sollen die Parteien friedlich unter
sich austragen, > - ° -
4, Hält eine Partei die Entscheidung'nicht, so soll die andere
sich an den Ammaun eines der drei Schiedsrichter wenden.
Dieser Ammaun soll dann von jeder Partei 2 Wavpenge-
uossen beiziehen und nach gepflogenem Verhör entscheiden.
Den schuldigen Teil sollen sie dann damit strafen, daß sie
ihm je nach der Wichtigkeit der Sache aus seinem Hause
zu Kislegg nnd aus dcm Kirchspiel daselbst auszureiten be-
fehlen und nicht dahin zurückzukehren ans eine von ihnen
bestimmte Zeit, Handelt es sich um eine wichtige Sache,
so sollen sie die Zeit dcs Ausbleibens desto länger machen,
Ist die Sache unbedeutend, so soll sie entsprechend beige-
legt werden. Die Parteien sollen auf Grund ihres abge-
legten Eides sich au den Spruch halten und sich wegen
der erlittenen Strafe nicht weiter auf irgend eine Art rächen,
-̂Der Frevel und unmöglicher Wort, geschrifften und Ver-
handlungen wcgeu, So.des Tv l t ze rs v, Sche l l enbe rg süne
A n d r e s uud M ä r k dein Herrn Marquarten getan und Zu ge-
zogen häud, — entscheiden die Vermittler: A n d r e s und M ä r k
haben in einem ganzen J a h r nach K i s l e g g weder in
die B u r g noch i n den Flecken bei eiu er ganzen M e i l e
E n t f e r n u n g nicht zu kommen, bei den Eiden, sv sie ge-
schworen, Sie haben acht Tage nach Ausstellung dieses BricffS
Kislegg zu verlasse». Nach Jahresfrist dürfen sie wieder zu-
rückkehren. Sollten sie aber dann jemand vvn des Marquarts
Familie oder Gesinde beleidigen, so kommt die Sache wieder vor
den Truchseßen zu Walpurg und ein von ihm bestelltes Gericht,
Die letzten Dinge werden dann schlimmer als die ersten sein.
Original im Archiv Kislegg zu Wolfegg Nr, 1877, sZ»8"
M a r q u a r d von Sche l l cnbc rg der J ü n g e r e , verkauft
die Beste E b e r s t a l l und daS Dorf Bu r t cnbach , die er als
Lehen der bair, Herzoge seit 1419 inne gehabt, an Kvnrad von
Knöringen zn Jcttingen,
Steichcle, Gcsch, d. Bist, Augsburg B, 5,, S , 685/ s.'tttt»»
1434 . E g l o l f von Sche l l enberg ist Pfleger der Herr-
schaft Seifriedsberg, Er gestattet am 26, März 1431 für das
folgende Jahr dem H, v, Ellerbach die Auslösung von Seifrieds-
berg (die aber.nicht erfolgte),
Steichcle. Gesch, d. Bist, Augsburg B, 5, S , 802. s4<><»»
1427. (Bruchstück aus einem Vertrage vvn 1427). Wir Jvannes Grave
Zu Helffeustein, Berchtolt vvn Stain Zn Rönsberg, Hans Cvn-
radt vvn Bodmnn beed Ritter nnd hnnS vvn Ebersperg hanpt-
lcuth der Ritterschafft Zn schwabenn der gescllschasft vvil sant
Georgen schilts
Item als danu her M a r q u a r t vvn schel lenberg
nnnd Töltz vvn schel lenberg Zu Kislegg ainen Burgsridcn
nach Inhalt Aines brieffs darüber wiseu, Geschwvreun haben»,
sprechen wir ainhclligklich, das denusclbeu burgfrid Ul r ich uuud
M erkh vvnu schel lenberg geb r üede r, Hern M ar q n a r-
ten vvn schel lenberg Ehel ich S ö n n e n , A n d r e a s und
M ä r k h , Tv l tzerS vvnu schel leubergs Söue n»»d all
I r baider Raissigenn Khnecht, die sy Ich Habcnn, vder hinfürv
bey Jrcn Erbemr Gewmmcn »nnd J n Ire»! brvtt »»nd kvsst
seind, nnnd vb (über) vier Zechenn Jaren Alt schwören svllcn,
den Gctrcivlich nach vermügnnS des bnrgsrids brieffS Darüber
begriffen Zuhalten und Zn vvlsieren ungcvarlich, . . .
Kislegger Archiv zu Wolfegg, Fascikel Nr. 1887. s4<»4»
1429 . Die Trnchsüßcu zn Dicsscnhvfen sind im Streite mit dem Abt
vvn Rhema» Wege» ciiier Gerechtsame. Sie schlagen als Schieds-
richter »eben den Grasen vvn Tvggenbnrg nnd vvn Lupfen auch
die H e r r c u v vn S c h c l l e n berg vor. f4<>2"
Mone, Quelleusmnmluug zur badisch. Landesgeschichtc B. 1,S. 353.
1 4 2 9 . Aug . 17. M a r q u a r d von S c h e l l e n b e r g , Marschalk deS
Herzogs Sigmund vvn Oesterreich wird mit viele» andere» Herren
vom Herzog, als dem Landvvgt von Schwaben, zum FricdcnSver-
mittler zwischen dem Klvstcr Weingarten nnd den Truchsesscn vvn
Waldburg bestellt. ^ '
Gesch. des Hauses -Waldbnrg, 1. «00. f493"
1429 . Sept . 12. Ritter M a r q u a r d vvn Sche l l enberg er-
scheint vvr dein Landgerichte zn RavcnSbnrg als Fürsprecher der
Truchsesscn von Waldburg iu ciuem Familicnvertrag.
Gesch. des Hauses Waldburg, 1. 510. f4<>4"
1432. Nov. 19. Laudvogt Jakob Truchseß v. Waldburg namens des
Kaisers richtet zwischen der Stadt Lindau uud dcm R i t t e r
M a r q u a r d v. Sche l leuberg wegen der Kelnhöfe bei Lindau
nnd legt beiden Parteien anf, eilte ehrbare geschworne Kmldschaft
darüber zu bringen.
Gesch. deS Hauses Waldburg, 1. 512. , f495^
1432—1457. Im Verzeichnis der Kvmthnre nnd Ordensbeamten der
Kommende Benggen erscheint snb Nr. 29: B u r t h a r d v v n
— 134 —
Sche l leuberg 1432, 1433, 1437—40; Komthur zu Beuggen
und Basel 1443, Landkvmthur nnd Komthur zu Basel 1447,
Komthur zu Maiuau 1446?, 1452—53, Deutschmeister 1453.
J n einem Vidimns des Basler Hvsgcrichts: „p<;r ^l^m-iuniani
niaL'swi- vt pi-ivvvpwi- L'>!nvr»Ii»^: l457 Laudkomthur nnd Kvm-
thur zn Benagen. 4̂0<î
Mvue, Zeitschr. sür G. d. Oberrheines X X V I I I , S . 85.
1433. A p r i l 20. M a r k vvn Sche l le .nberg , gesessen zu Kislegg,
übergibt seines Brnders sel. Svhu K v n r a d v. Seh. zu H ü -
f ingen den Bauhvf bei der Feste Kislegg.
Rcgeste aus dem Kislegger Archiv zu Dvnaneschingeu. s407
1433. J u l i 9. Truchseß Eberhard v. Waldburg als. Reichslandvvgt
beendigt den Streit zwischen der Stadt Lindau uud dem Ritter
M a r q u a r d v. Sche l l eube rg betreffend die Pfandschaftcn
nnd Vvgtcien der vvr Lindau gelegenen Ketnhvfe. Es lvnrde ent-
schieden, daß Lindau die bessere Kuudschaft habe nnd daß des-
wegen Marqnnrd v. Schellenberg die Stadt unangesvchtcu lassen
solle. Gesch. d. HauseS Waldburg I, 512. s4«>8
1434. J ä n n e r 1. „Um 1424 waren die Herren von Freiberg Lehen-
träger zu M ü u st c rha u s e u. Durch Lehcusvlge ihrer Gemahlinneu,
geborne von Freiberg, kamen hieraus zu Ansang deS Jahres 1434
M a r q u a r d vvn Sche l lenberg der Jüngere, Eberhnrt vvm
Stain und Walter von Hürnheim in den Mitbesitz der Güter zu
Münstcrhansen. M a r q u a r d v. Sch. hatte Bcnedikta, Tvchter
Friedrichs vvu Freiberg/zur Gemahlin". s4M>
Steichele, Gesch. d. Bist. Augsburg, B. 5, S . 700.
1435. Febr . 24. Stistnngsbries von M a r q u a r d von Sche l l en -
berg, in dem er sür seinen Kuecht und Vater nnd Geschwister
eine jährliche in der ersten Fastenwvche zn lesende Seelenmesse
stistet mit 3 Schilling Pfg. jährlichem Zins ans seinem Gute zu
RcichertShvfeu. Archiv Kislegg zu Wvlfcgg Nr. 496. s41<>
1435. Bischvf Peter vvu Augsburg gestattet dem Hans vvn Stadivn
die AnSlvsnng der Pfandschaft ans der Hand der W i t w e
E g l v l f s vvn S c h e l l e u b e r g , A n n a P f l a u m d v r s c r i n .
Steichele, Gesch. d. BiSt. Augsburg, B. 5, S . 802. s411
1435. Aug . 19. Eberhard vou Waldbnrg uud M n r q u n r d v.
Sche l l euberg zn K iß l egg hatten, miteinander Anstäude
lvegcu dcs Hvlzhaueus im sog. Liudcrhvlz. Ulrich vvu Kvnigsegg
uud andere Herren als Schiedsrichter brachten eine Einigung zu-
stande. Die Leute, die auf' deu Gütern der Frauen dcs Gottes-
— 135 —
Hauses zum Paradies sitzen, dürfe» iu dem Linderhvlz diesseits
des Baches Zimmer- uud Brennholz uud waS sie in ihren Hänsen?
brauchen, hauen; doch sollen sie keine Rente machen, auch keiu
Holz daraus verkaufen, nnd wenn sie hauen wvllen, sollen sie
den Marquard und den Ulrich v, Schellenberg dann» bitte»,
diese aber es ihnen.erlauben,
Gesch, des HauscS Waldburg 1, 517, s4IÄ
1437. J ä n n e r 29. Vor dem Stadtmnmmm zu RavenSburg erschienen
Herr M a r q u a r t v v n S c h e l l e n b e r g , d e r j ü n g e r c , Ritter,
M a r q u a r t s des ä l t e r n S o h n — für sich uud seineu Bruder
Ulrich einerseits — Michael vvn EmS für sich uud seinen Bruder
Märk (Marquart) anderseits.
Marquart v. Schelleuberg brachte ciueu Brief vvr, wvriu
Ulrich vvn Eins bckeuut, daß er ihm uud seinen Erben l89 Psund
Heller schuldig sei wegen Marquart und Gvßwi» vvn Eins,
seines Bruders seligen Kindern, deren Vvgt er sei. Marqnart
v. Schellenberg läßt hierauf anbringen, daß Michel nnd Märk
von EmS, Marquart vou EmS seligen Söhne/ als die nächsten
Erben deS genannten Gvßwin v. Ems selig die Schuld abtragen
möchten. Taraus hat Michel vvu EmS erwidert, er habe vvn dem
erwähnten Briefe seines OhcimS Ulrich nichts gewußt, nnd dieser
Vetter Ulrich sei nie sein nnd seines Bruders rechtlicher Vogt,
wohl aber mit Hilfe deS Grafen Wilhelm vvn Mvntfvrt-Bregenz
ihr und ihrer Mutter Bedränger gewesen und der Feind ihrcS
VatcrS, der die Familie sehr geschädigt habe uud auch diese Schuld-
verschreibung an Marquart vvu Schelleuberg werde wvhl mir
seinetwegen gemacht worden sein. Er weise also die Klage ab.
Das Urteil lautete: Michel vvu Ems svll i» seinem und
seines Bruders Märk Namen dem Marqnart von Schellenberg
zu seiner Klage billig antworten (d. h. daß der Kläger im
Rechte sei.) Hvhenemser A. ! ^13
1437. M a i 8. S t u t t g a r t . Fvlgeude drei Ritter: Cvnrad vvn Bvd-
man, M a r q n a r d vvu Schc l le u berg und Albrecht vv» Hürn-
hcim, als Hauptlcutc der Gescllschast dcs St. Gcvrgcn-SchildeS,
schlicßcn ini Name» dieser einen Vertrag mit deu Grasen Lud-
wig uud Ulrich vvn Württemberg zur Wahrimg des Landsriedens.
Bvdman 553, s414
1437. S v n n t a g vor S t , M ichae l , (Sept, 28,) M a r q u a r t v,
Sche l le n be rg , d e r I ü ngc r , Ritter, uud U l r i ch v, S ch e l-
l e u b c r g , gebrücdcr, bekunden, daß sie mit Guust und willen
— .136
der Räte ihres l iebe n H e r r n nnd V a t e r s M a r q u a r t S
v. Sche l l enbe rg , des A c l t e r n , und nach Rat des Ehr-
würdigen Herrn Johannes Locher, Kirchherrn nnd Dechant? Zue
Lindau, ihres lieben Vetters, und des festen Bcrthold vvn Kvnigs-
egg Zn Aulcndvrs, Eglvlfs vvn Rcischach von Dictfvrt, des Hans
VogiS zu Sumerau, ihres liebcu Oheims, und Cvnrats vvm Stain
zu Rvnsvcrg, ihres licbcn Schwagers und ihrcr Aintlcntc ein
Uebcreinkvmmen getroffen haben über Leute und Güter, nämlich:
1. Welchem vvu beiden durch diese Teilung ein Gnt zu-
fällt, auf dem Leute sitze», dem sollen auch diese Leute, die dato
dieses Briefes .darauf sitze», zusalleu, samt ihre» Kindern. Es
wäre denn, daß sie „ußgestürtc Chind" hätten, die sie vor datv
dieses Briefes „ußgestürt" (aus der Steuer entlasse») hätten.
Wäre» die dcm anderen zugefallen, sollen sie ihm bleibe». Nnd
welrhem Lcntc zufalle» auf ihre» Gütern sitzende oder andere,
so svll eS uni die Weiber und Kinder in abgeschriebener Weise
bleiben.
Wclchcm E i g e u l cutc tverdcn, dic Lchen vvn ihnen
haben, denen svll derselbe leihen, dessen die Leute sind, eiu je-
der deu seineu.
Wv ihre Leute zusammen stvßen, ehelich oder sonst, nnd
Kind bei einander haben, da wollen sie mit einander eine Teil-
ung, vornehmen, wie vvn den Voreltern hergebracht.
2. Sie wollen ihre Leute, die ehelich zusammen kommen
sind oder noch kommen „äincn uf den anderen lanffcnden Erben
Ligents und fahrcndS biß Zue der dritten Sippe und entweder
llntcr ihnen nit mehr nehmen als Hauptrecht und Fal l " nnd
solle kciucr uutcr ihucu, wo die Ihrigen znsammen stoßen die
Seinen mit bessern vvn Nngenossami Wege». Würde» auch einem
unter ihnen seine Leute flüchtig oder ausprächig, daß es bei ihm
zu einer Besatzung käme, »nd hätte er dann nicht Leute unter
den Seinen, daß er die Besatzung thun könnte, sv soll ihm der
andere seine Leute dazu verhalten, daß sie ihm zn der Besatz-
ung helfen.
3. Sollte einem von ihnen an einem Weihcrstad vder
-mecr (Weihermccr) mehr zuteil werden als dcm andern und er
das bauen wvllte mit den Bettern vder allein, so soll er das
dcm Anderen einen Monat vvrher bekannt geben. Wil l der An-
dere cs, sv kann er mit gleichen Kvstcn dazu stehen, sv daß der
andere Tcil dazu ihm dcn Boden, wovon er mehr im Weihcr-
stad hat, um billigen Preis abtreten- svll.
4. Was auch Unser Vater Uud wir vor dato diss briefs
leibding geben Hand, Wenn daß Zue fallen komvt, So soll iet-
wedercn thail und sein Erben sein recht ainem als viel alß dem
andern dar Zu behalten sein Ungevarlich,
5, Item alß denn der staigcr Ze Waltershvven mit Uuß
überkhvmen ist, daß Im das gnct Zne Waltershvven, darauf
ehr heut bey tag sitzet, sein Lebtag belieben svll nach deß briess
sag, den Wir darumb vou I m uud seinen Khinden haben, da
ist bereth worden, wenn der abgehet und daß gu'et verfett, das
mau deu« dasselb guet umb aiueu Zins verleihen svll, den es
ertragen mag.
Da svll ich vvrgenciut U l r ich vvn Sche l lenberg
meinem brucder als; vil Zins; es luehr gelteu Irmrdet, deun cs
jcz gilt abwechseln nnd I n halb als vil Im Ampt bewisen nach
der freuudc Räthe, Es svll auch meinem Bruder des; staigers
Lebtag uud nit sürv alle Jar aiu Pfundt vier schilling hallcr für
sein stcnr.nnd dienst werden,
ö, Jiem wenn auch frehbolz der Alt Ammaun vvn Tvdt
abgehet, So soll Unser Jeglicher als; vil als;'dem anderen Zue
seinem Erb und theil seine recht behalten sein nach der brief sag, die
wir seines Bruders Söhucu Uud Sh unß darumb geben hond.
Es soll auch Unser Ycglich ainer als; vil als der an-
der hvn an zwiugen, an bänen, an Ehastin nnd allen ding
Lenthen Und gueten, die Zne Kißlegg gehvrcnt Und nit J n
disem tail brief begriffen sind, alß dz von alter herkhommcn ist.
Und also ist mir vbgenantem M arg »a r ten v, S c h e l -
lenberg mit tailimg Zue gefallen diß nachgeschribcn Lcut
nnd guet:
Deß ersteu der ha lb t h a i l . au der Vesteu-Kiß lcgg
mit gcmür uud Zimber Und Vorhos Und mit dem Wassergraben
Und dar Zne die Vischens J n dem graben nnd Zum Hof Und
heuser Und alle die hvltzmarkh dar jn die Viehtratt gant, Und
die Rechten an andern Unsern'holzen fund alle'gemain sein, alß
daß Unser Her Vatter Und Wir bis; her Jngehebt habent, Uud
dar Zue der Burg baw, deu ycz Bcuz miller bawet, mit Bom-
garteu und Krautgarten, mit aller seiner Zue gehörde nuz ußge-
uvmeu, noch hin dän gesetzt, Es wäre denn, das; cttlich ackher
Uiid" Wiscn Meiilem bruedcr J n seinem thail' gefallen wären,"
die dieser tail brief Klärlich nampte, die sollen Im bleiben. Dar
Zue ist mir worden der Hos Zue Salmenßwcilcr, deu Hanß
Mönch bawet, Und dcr Weyer da selbs mit seiner Znc gehvrde.
Der Majcrhos Ze Rvtt, den yez Hainz Knittel der alt und Hanß
sein-Söhn baivt. Deß Stumpflers Hof uf dein berg, den yez
hainz Rütter bawt. Daß gücttliu Zne Rvtt, dz hauS Knittel
der Jünger bawct. Daß güttlin Zum Euzlis daS Hnnß Frey-
bolz Zum frcybolz batvet. Der Hof Zue WeiterShoven deu Pettcr
Fuchsschwanz baivet. Daß guctt Zue Reipartshvven, daß Cvnz
Wild baivet. Daß guet Ze RcipcrtShvven,. das Albrecht selber
bawet. Das guet Zue Emclhvven, das büggel balvet. Das
guet Zue Zaissenhvven, das burkh gülden bawct. Daß Wälzlers
guet Zue Nider hvrgen, daS Lenz uud Cvnz gaisser baivt. Das
guet daselbs, das Luggliu bawct, Uß dem guet zn Goppray-
hoven, dc>S Hanß von Gvpprayhvven bawt, fünff schilling Pfg, ;
der Hof Znc Nider Wiuckhlen, den Hanß Göggenschnabel bawt.
Dcr Hof Zue Lautersee, deu Hanß Mvz bawt, Ain halbe hucb
Zue Bachmiliu, die Cvnz nß der aw bawt. Der Hof zum Lang-
quauz, den Conz Luz bawt, Uß dcm gnct Znc Nicbgarten, daS
Pctter Merkh bawl, gilt zchen schilling Psg, nf Sanct AndrcaS
tag und Acht Pfg, nf Sanct Galleu tag, Aiu guct daselbs, das
Öll Oschnialtiu balvl. Die Zwaytail Zue deu ganßhürner, die
Michel Knöpfler bawt. Die Zwey guet Zum dem Näheren Rieb-
garten, die Michel Wagen Knecht bawt. Die Zwey gücttlin auch
dasclbS, die hcmß Gaisser bawt, Dic Mi l in Zuc Krumbach, da
Hanß scherb und sein Sohn Martin nf sitzend und bawcnt. Der
Hof Zuc Hcldcrcntin, dcn hainz schcrb bawt. Der Hof Zne
Fcllenbach, den der A l l und Cvnz Äpplin bawt. Daß gnet Zn
Wiggcreiti, daS Cvnz guldin dcr blind bawt. Daß hanß Im
Müßlis, da dcr siuscr Jnu ist. Der Hof Zue Obcrrciti, deu
hauß Hug bawt, Dcr Staymcr guct Zu Jmmcnriedt, daß Hanß
Mest bnwt. Daß' hnß Zue Wüggereite, da Hainz Miller Jnn
ist. Der Hvf Zne Eberharz, den benz Miller bawt. Uß der
Fuchßschwanz hvf Zue Rcmbrazhvveu, den , der gnldin bawt, gilt
Zwen Schöffel Haber 4 schilling Psg. Dcr Hvf dasclbS, den
Muuggel bawt. llß dem Hos Zum berg Zuc der Nidermülin
gilt ain Malter Haber." Unßer recht an dcm Messeuleheu Zne
Zell. Die braitc Juchart dasclbS, dic der beckh bawt. Daz hus
und der halb gart, das die Lunschiu hat. Ain Vierte« theil au
dem Maycrhvf dz hauß Hvderus bawt. Und dar Znc daß hanß,
darin Er ist. Daß hanß, da Albrccht guldin inn ist, daß Lchcn,
daß Jäckh fuxschwcmz der schmidt bawt, daß hauß, da Lugg
Jnn ist.' linser Recht an dcr Hayligcn heußlin dz der Ebern
was, Wunderlichs Hofstatt, die Wiß Under Schnrtcnmen halb,
gilt mir vierthalben schilling haller, miß Marhanßen gnet Zue
Wiggcreiti Sübcn Heuer, Uß Cunzcn Vvlckhen gnet Zne Remb-
ratshvven zwäy hcucr, Dic Zwcu hös Zue Elharzhoven, die
Märkh uud Jäckh die Büggcl bmvcut. Dar Zuc ist mir mchr
Zc theil wvrdcü, daß nach bcncmpten Zeh enden, deß ersten:
Unser recht deß Zehcnden Zue Mayenwciler grvß und klein,
Unser recht dß Zehcntcn Zne Rämrazhovcn, grvß und klein, Unser
recht an grvßcn und klcincn Zchcnden Zne Jmmenriedt, Unser
recht deß Zehenden Zne frvnmilin, Groß und Klain Zehcnden
Zne Eberharts, ain Malter Haber, Leutkircher Meß vvn dem
Vvgtrecht Ztic Wilrazhvven, llnser Recht an den Nachgeschriben
Hosstatt Zchcndcn Zuc Ripprazhovcu, Jmmcnriedt, Wiggeureiti,
Hcllcubach Und Rciuprazhvvcu,
Uud diß nach benemptc lcnth mit wib uud Kiudeu, alß
dz I u dem ansang diß tailbricsS- nnterschaiden ist: deß ersten
Benz Krächlin/ Gcbhart Krächlin, burckh Kuitcl, Jäckh Kiblin,
Jäckh Frcybvlz, bcuz bnrgcnd, hanß Büggel Zne Lanzcnhoven,
der Alt hirnschäl, hauß Ebcrhart Zue Hellcnbnch, dcr Alt bäch-
lcr, hanß bcchler, sein Sohn, Benz Knittel Zne Nmmcbach, der
bad sogel, hanß Mvrich Znc Gebrazhvven, Hanß KnittelS säligen
weib, dcr Schrvttcr, Hanß Mvz Zne Wiggeureiti, Cuuz gnldin
genant brenbcrg, Petter Felder, Petter scherb Zue berg, hauß
Thomau. Hain,; Wart, Ncß Wagneriu, Jäckh Luggmau, Fux-
schwänzin, die Bcckhin, dic Jung Klibiun, Pctter Wattcnbach,
der Maister J n der Reiti, der die Wangncrin hat, geggenschnabel
dcr Miller Znc Aulcndors suxschivanz gcnant, Jvß schnider, hanß
bürgender, bcntzcu Sohn, Stavss Zum WvlbrcchtShanscn halb,
deß Haldcrs Wib Ze Jmmcnricdl, hanß Weinkeller, hanß Miller
Zne Wiggcnreiti, burkh list, Jäckh, Hagen, hanß guldin Zne
haigew, Conz guldi>l Zue Urnach, Scherb- dcr Schmid Zne Ur-
uach/ der Alt Mcst Zue llrnach, Ncß geggenschliäblin, hanß
Scherb Zuc Weiler, Burckh tvber, Martin Ävvlin, hanß hvderuS
dcr Jung, Cvntz Geggenschnabl, Cvnz Reuter vvn Tautenhoven,
Hagen gcnant höbclin, deß Webers dvchter von Rvtt, die den
schcrman hat, Grcd Listin, Krämvfen Weib, Clausen hermans
svhn, Klanß hanß Krlißler, die Felderin, die Ruschman hat, Jcrg
Guldiu, Petter Fnxschwmiz, der schund, hanß Sattler, die Zwen
Wihler halb, Eberharz Sohn vvn Jmmenriet Zuc Hinlißhoveu,
deß Wolsss tvchter die bmv mänin, Hansen Paurs Weib Zne
Urnach, deß brügers weib, dcr ledig Maister J n der Reiti, deß
- 140 —
gnldinS schwester Svhn Zwcn, Ursel Rütterin halb, dcs Knvpf-
lers Kind, die nach ledig sind, A l l guldin, Jäckh guldins säligen
tochter vvn Jmeuriel, deß Allen schmidt bergers Dvchter, Els
vvn Saliuanschwciler, deß Kvpsfs Kind, dic er bey der geggen-
schnäblinc hat. Elß Listin, die den Petter Mi l in hat, Conzcn
guldius säligen tochter Anna, die den schund den Ganter hat,
dic stcggcnler, Clanscn hcrmaus Weib uud Kind, die nvch lcdig
sind, Elß stäpssin vvn bcllmnnd halb, harnz Stofeiscn halb, Cv-
reth Mvrchen Wäschrin und I r Svhn der schroff. —
Und alsv ist mir vbgeuanten U l r i chen v, S c h e l l e n -
berg mit thailung Zuc gcfalleu dies Nachgeschribeu Leuth uud
guet: deß erste» W a l t e r s h v v e n daß D v r f f , die hvf Znc
Sigrazhvven, u»d die Ztven Wcyer dasclbs und der Hos Zue
Gözfried, den ietz der Knvpfler bawt, daß Alles mit Zwingen
bänen uud gerichl, Leuth nnd gnet und aller Ehehastcn Wie Wir
dass vvn Ul r ichen vvn HaynienHosen nnd seines brü-
der s seel igen Söhueu erkhnusft habent Und biß her
Innegehabt nnd genossen händ nutz nßgenvmmen nvch Hindun ge-
setzt, cs wäre denn, daß meinem bruedcr etlich Leuth dar Jnu
Zue gesalleu wären, ^dic sollen Im bleiben.
Item mcr ist mir Zctail wvrdcu dic Zway Lehcu Jenncnt
der Ach, da die fuzmänin ussitzet, die Mi l in Zne dcr hvbmilin,
dic Jäckh Miller bawt. Uß dem Vogelfangs - Ach Zehen Pfg.
Daß guet Zue Enzlis, daß hanß Walther bawt, dcr Hvf Zuc
brenberg, deu hanß Guldin bawt, daß guct Zue Reipprazhovcn,
daS Cvnz Felder bawt. Uß der Jungen frcybvlz Guett Zuc Emel-
hvve» ain Schvffel haaber für Zehend, daß gnet Zne Zaisseu-
hoven, daß benz hvderus bawt. Dic drey Saly leheu Zue Nider-
hvrgeu/ die Haiuz uud Hauß Gaisser baweu. Dcr Hvf Znc.
hvrgeu, den hirnschal bawt, der Hof Zne Niderwinckhlen, den
Benz Halder bawt, den Hos Znc Oberwinkhleu, den Benz Knitel
bawt, der Hvs Zue Feld, deu Hauß List bawt. Daß Güettliu in
der Aw, daS Hanß Felder bawt, Daß guet Zue BayumbS, daS
Hauß Schcrb bawt. Uud ain Dritail dcß Mülstad dasclbs, gilt
ain schilling Psg. Daß Gnct Zue dem undcren Ricbgart, das
der Bürgender ist, das Jvß, schmidberg bawt, Gilt Zehen Schil-
ling psg. uf Saut Andreas tag, Zway Heuer, Zwen Schnitter,
ain Mader. Daß gnet dasclbs ds hanß Wagen Knecht bawt.
"Der Hvf"daselbs/ der"Rüschmand weis, den "Märkh Luz'bawt:
Uß des Girs hos dasclbs gilt Zway Vicrtl habcr. Die Zwey
guet I u der Lachcu uud ain guet daselbS dS etweun der Wild
— 141 —
gebawen hätt, dic jez Rües Mvz bawt. Der Hvf Zue dcn
Finckhen, den Jäckh List bawt. Der Hof Zue Mayenwciler, da
haiuz aufsitzet. Uud Unser recht an dein halben tail deß hoss
Zue bruuueu, ds dcr gehvrer bawt. Der Hos Zuc Wiggerreiti,
den dcr List bawt. Daß guet Zue hclleubach, daß hauß Luz
bawt, Dcr Hvf Zne Rembrazhvven, den Hanß Fuxschwauz gc-
uaut häniincrli baivt. Dcr Hof Zuc Summersriet, deu Michel
Hageu bawt. Der Hvf Zue schmidtbcrg, mit seiner Zugehvrdc,
alle nnscr rccht Uß ainem guet Zue Adelharzhvven, gilt 5 Schil-
ling Pfg, Der Mvstackher Zwischen der bnrg nnd Hellenbach,
dcr tachenackhcr, die sücß wiß, der Ebmeu gütliu, der Fiisteriu
wiß, nß dem deui güettliu Zue Frybvlz, daß biggcl ist, gilt ain
Schösfel, Haber, Zwainzig pfg. Die Mi l in Znm ,Eberharz, da
bnrckh wilder nf sitzt. Daß gnet Znc Jmmcnriedt, daß Cnnz
Milder bawt. Daß guet ds Cnnz Eberhart baivt. Daß guet
Zue Zell, daß hanß Eberlin bawt, Dic braite Juchart dic bcuz
Krächlin bawt. Daß hauß,. da Ruef schmidtberg Jnn ist. Deß
Münchs guet, dS Krächlin auch bawt. Daß hauß, da ich
heut bey tag J n u bin. Das Lchcu, das der bnrgnndcr
bawt. Uß Herr Hansen baind sibcn schilling Psg., daß Lehen,
ds sigrist baivt.
Item sv siud dieß die Zeh enden, die mir auch mit
thailung Zuc gefallen sind. Item groß und Klein Zehendcn Zue
Zaisseuhvveu, der Zeheud Zne Wiggeureiti, Grvß und Klein
Zehendeu Zue Reipräzhvveu, der grvß Zehend Zue dem Sce-
hauß, dcr grvß uud klein Zehenden Zuc Wvlffenriedt, dcr klein
Zehenden Zne SnmmerSrict, der grvß Zeheud Zne Wciters-
hoven, der grvß uud klein Zehend Znc Wvlffgelts, der groß uud
klein Zehcnd Znc Ricbgarten. Unser rccht an dcn nachgeschribncn
Hofstatt Zehcntcn i Wayenwiler, dcr List Zne Feld, Sumcrsrict,
Vischerreiti, Zum bcrg, Zue Weitershvvcn, ain DritailZue Wolffcn-
riet, Oberhorgcn, vom.Wolfsgclts, Zne Eberharts, Oppcnrciti^
vvm Seehauß, uud diß nach benantc Leu th mit We ib und
K i n d e n . (Hier folgen nnn cirka 80 Namen). Und waß also
Unser ycglichcin Ze tail wurdet, es sey Leuth vder guet, groß,
klaiu oder Hofstatt Zeheud, das alles svll dem bcleibcu, dem cs
mit tailnng Zue gefallen ist, mit besetzen nnd entsetzen nnd aller
gcwalt sein, wie das Unser Herr nnd Vattcr an Unß bracht hat,
Und wir" biß hcrv Jnn gehabt uud gcnossen'habcnt, Und'soll
alle geverde und arg list I n disem tail bries ganz ußgeschlossen
nnd hindau gesetzt sein. Und diß alles zu warem Urknnd n.
— 142 —
s, w. Es siegelten Marqnart und Ulrich von Schellenberg, Mar-
qnart der Ältere, Ritter, bezeugt, daß, diese Teilung ganz »ach
seiuem Willen geschehen sei. Auch er siegelte, sowie die Zeugen
- Benz vvn Königsegg der Älter und Hanß Vogt vvn Summemu,
Alte Copic im Archiv Kislegg
zu Wvlsegg Nr, I lvS, s415"
1438 . M ä r z 22, „Xot,->. eS ist Zu wissen vvn Svlichcr misshclluug,
Zwitracht nnd spcnnc wegen, sv danne nfferstandcn und gewesen
sind Entzwiischen den strengen nnd vesten Herrn C v u r a t c n
vvn Sche l lenberg ze Hüsingen R i t t e r , H e r r n B e r -
t v l d s vch R i t t e r , Gebhartz uud C o n r a t ? vvn Sche l -
lenberg a l le dry gebrueder , seiner El iehen snue an
- einem — Und Hern M a r k >v arte n vvn S ch e'l l enbcr g Z n
K iß legk R i t t e r l i nd l l l r i ch vvn Seh,, s in bruder au
' dem anderen tcylc. Der selben vorgcnanten speune sich aber die
Edelen strengen uud vcsteu her Marquart von Kimsscgk, alter
landtkvmtur Teutsches OrdeuS.Her Bu rkha r l vvn Schellenberg
komttnr Zu Pücken desselben vrdens, Her Hainrich vvn Randegk,
Ritter, Her Jaevb Truchseß Zu Wallpurg Ritter, Her Puvvclin vou
Ellerbach der Elter, Ritter, und Haus vvgt Ze Svmerau Zu
Prachsperg, alle sechs als tädtings lüte I u der selben sach dnrch
bcsvndcr lieb und srüutschasst uud och nmbe das das sie merk-
lichen und grösseren »»Willen iind schaden der darnnder Zwischen
den vvrgenant beyden Parihien tvachscn nnd nfserstan möchte,
sürkvmmen nnd nnderstünden Ernstlichen uuderwuudcn und dar
J n gctndigct, uud geleyt mit dcr vbgenant bayder tayle willen
nnd wisscn Alß und In solcher maß daz dic vbgcschribcn tädungS-
, lcute die vvrgenant baidtaile nmb die vergangen ir schrittung
ZWitrncht uud svcnuc so sie gegen ainandcr gehebt handt, aygen-
lichcn vcrhöreu sollen und wenne sie die also verhört Hand elag
Rede Uud Wider Rede alz vch das dazemal nach nvtnrsst ge-
schehen ist, Sv haben wir vvrgenant schidlcnte Alle sechs uns
Also geaint nnd getädinget uiit baidcr vvrge»a»ten parthie» Nullen
und wissen, also daz dise nachgeschriben vier mit Nammen aber
Her Markqnart vvn Künjsegk als landtkomtlur Teutsches OrdeuS,
Her Hainrich vvn Ranndegk, Ritter/ Her, Jaevb TruchscS Zu
Wallpurg, Ritter nnd HanS Vvgt vvn svmeraw Ze brachspcrg '
vollcn getvalt uud gautz inacht haben sollen, die Egenanten baide
parthien nnib dieselben ir vergangen ZWitracht und spenne uud
, >vaz sich nuWillcuS Znüschen in bis usf disen heutigen tag dato
> diß bricsfs vcrlausscn vdcr gemacht hat Zu cutschaiden iu der
— 143 —
gütlichait vder mit dem rechten weders sie wellen nnd wie sie
vch denne die selben vier vder meer taile nnder I n alsv darumb
mischenden, daz sy mit minne vder mit Recht der sie vch baider
uud yctwcdcrs zu tnnd macht haben, da sullen denn die vvrge-
nant baide taile und alle die Iren uud wer vvn Iren wegen
dar zn gcwcmt Hasst vder darunder vcrdaücht sind, gcntzlichcn
daby bclibeu, dcm nachkvmmen und daivider nit tun uvch schnsscu
gctan werden in Dehaiu iviß, als sie daz Ze baidcrsit deu be-
nannten tädiugslüten mit Iren guten vesten Handgeben trewen
in aideS wiße gclvbt versprvchen und verhaisscn Hand Ze tunde
alles ungcfarlich.
llnd nss das sv, habcn wir Egcnantc vier schidlüte mit
name (fvlgeu die Namcu wieder) die vbgeuaut baide Partien nmb
alle ir vcrgangcn schrittnug iind spenne, so sich ZWischen in bis
nss disen tag gemacht vder verlaufsei? hatJn dcr gütlichait cnlschaidcu
und sprechen darnmb alsv des Ersten das aller lluWille nnd
ZWaiung nnd ivaz sich Zwischen in verlauffen nnd verhandelt
hat bis uff discu tag Ze vvr ab gericht und gantz nnd gar tot
und'ab haissen und sie sollen nun für baß gul fründ syn nnd
vch diser unser cntschidung nach komen und gnng tuen, J n aller
dcr maß und svrmc alz dcnn hie nach vvn atncm stuk nnd Ar-
tikel an den andern aigculichen vergriffen ist und Hie nach ge-
schribeu stat, Dcm ist also:
Der Ersten Item als von dcr dirncn wegen nämlich Agteu
Nythartine.it die ettliche frnvely ivvrt nnd werkch Her markqnartz
lvyb erzvgt und getan sol han, darnmb sycn ivir ainß ivvrden,
daz dic sclb agt uythartin yetzv uff deu uechstcn -Dnnrstag nach
saut Jvrigeu tag schierst küufftig usser dem Dorff- und Bnrg Ze
Kißtegk,'gan svl nnd darnach J n Jarß frist in das Genant Dvrff
nnd Bnrg nit me kommen Sünder in der Zit Her Markqnarts
Wyb vbgenant nicim Ze Ongcn komen uvch gau ungcfarlich.
Doch wcnnc ain halb Jar vcrRnckt und nßivirt, Hclt sie sich
denne bcschaideulich dar Juue, sv svl es darnach au uns vieren
oder dcm mercrn tailc undcr uns stan I r widcr dar J n Ze er-
lvuben. Item Als denn Herr Marquart maiut, wie daS Her
Cvnmt svllc gcrett han von deS tvdschlags wegcn, so an Cvn-
raten nytharlen geschehen - ist, da sntle Her Markqnartz Ivib nmb
gcwisst han uud durch sie zugaugeu siu uud aber Her Cvnrat
dawider Rctt, wie daz J n vormals snrkvmcn iväre, Her Mark-
qnartz wib solle gerett haben sie welle nymer gelassen, sie welle
schaffen ain samen gesctt iverden I u die nytharte der I n nymer
— 144 —
gut tun svlle und alz"MM'dic geschicht-daruach geschähe, da liigne
er nit, er habe gesprochen sanier bvxbrüch sv möcht sie daz ge-
schasfct han, er glvnbc aber nit, daz sie das getan habe, denn
er wisse nütz vvn I r denn gntz, nss daz haben wir uus geaint,
sid malen und er gcsprvchen habe, er glaube nit, daz sie das ge-
tan habe ?c, daß dcs darumb genug sy uud vch fürv da by be-
liben svllc,
Jtcm vvn dcs Bölken wcgcu, deu Herr Cvurat yetzv iu-
deu vvrhvff I u siucm taile gesetzt hat, Darumben haben wir uns
geaint nach Verhandlung aller Sachen vvrher verlauffen: ivill
Her Markwart sunst da vvn nit lassen, so svl er Hern Cvnraten
künden ZWischen sant martiuStag uud wyhcnachtc schicrst künfftig
und wcnn Her Cvnrat Alsv gemannt Wirt vvn Her markquarten,
so svll'er darnach ain ander dahin setzen und mit dcm Genanten
volken schassen daz er abe Ziche nnd fürvhin kain Wesen mc J n
dcm vvrhvf habcn svllc,
Jtcm als Her Markqnart vch clagt hat vvn dcr Wißhvpt
wcgen, daz die ettwas frävels in Iren Zwingen und Pänneu
getan haben svlleu, darumb sie noch biß her Herr Conrat nvch
Gebhart Zu rccht me kvmen wöllen lassen wie oft er daS er-
vordcrt habe, Darumb haben wir uns geaint, dassie die selben
wißhöpt billichen Zu Rccht kommen lassen nnd svl vch da ge-
geschehen nach der Recht Erkanntnuß,
Item alz dcuu Her markquart Clagt hat, das daz gericht
Ze kißlcgk nit besetzt sy mit alz, schidlichen und vernünftigen
Richtern als denn nvttürfftig wäre, darumb haben wir nns geaint,
wa sie zn baider sit richter an dem gericht hetten, die nit schid-
lich oder vernünsstig tväreu, das sie" — daS Gericht beiderseits
richtig besetzen svllcn im Hinblicke auf ihre Verantwvrtung vvr Gott,
Marquart hatte ferner geklagt, daß er viele Jahre Wächter
nnd Torwart im Schloß Kislegg habe unterhalten müssen, daß
Conrad trotz der alten Teilnngsbriese ihn dafür nicht entschädiget
habe. Der Entscheid' des Schiedsgerichts lautete: Beide Parteien
sollen nach dem Wortlaute dcr altcn Verträge diese Lasten tragen,
Marquart hatte weiter geklagt, Konrad habe ihm beim Ban
der notwendigen Brücken uud anderen notwcnigen Bauten nicht
geholfen, Entscheid: Die Parteien sollen für gemeinsame Zwecke
auch dic Kosten gemeinsam tragen,
U l r i c h von"Schc l lenbcrg brachte vor „von Cvntzen
Märken wcgen" den sie der A l t Märk Her Conrat uud Geb-
hart ihm zu gebcu verheiße» hatten, Entscheid: Der vvrgenant
— 145 —
Contz Märk svl fürvhin unserer gnädigen Frawen vvn wirtem-
berg Zu Mümpelgart Warten nnd dabei svlle es bleiben,
Marquart beschwerte sich auch wegen eines gemeinsamen
Brunnens im Schlvß zn Kißlegg, Entscheidung: Es hat bei den
alten Teilbriefen sein Bewenden,
Es wurde auch abgeredt im Einverständnis dcr Parteien,
daß bis vvm'nächsten Frauentag Xmivitatis im Herbst über 4
Jahre keine Partei gegen die andere wieder klagen solle,
„W i r Conrat vvn Schellenberg, Ritter, und Geb-
hart vvn Schellenberg sin Elich snn haben I r Jnsigel an
diese Urkunde hängen lassen für sich und für Berchtold Ri t ter
und Courat v, Schellenberg unser sün und Brüder ,
darunder wir Bcrchtvld uud Cvnrad vvu Schellenberg
gebrüdcr, Sv han ich markard von Schellenberg, Ri t ter,
min aigcn Jnsigel für mich und Ulrichen min bruedcr vch
au diesen brieff henken lassen, Darnnder ich Ulrich vvn Schel-
lenberg mich mich verbinde, Dise Entschiduug ist geschehen und
der brieff geben an Duucrstag vor unser üben srawen tag der
Vertundung nach Christi uuserS Herrn geburt Tuseut vierhundert
und J n dem acht nnd drissigsten Jar,
Originalurkunde, an dcr alle Siegel fehlen, im Archiv Kislegg
zn Wvlfcgg Nr," 187ö, M t t
1438. Nach König Sigmunds Tod i, I, 1438 war ciu Feldzug gegen
die Böhmen (Hnssiten) nötig, zu welchem auch Schwaben aus-
rücken mußte,
„1438 zvg man aber auf die Hussen (sie.), da war Herr
Ma rqua r t vvn Schellenberg Hauptmann zu AngSburg nff
dcm Zug", - Stälin l l l , 440, . s417
1438. A p r i l 29, Radv l fze l l , Als die Herren vvn Bvdman bezüg-
lich ihres Vermögens einc Erbcinignng trafen, waren als Zeugen
zugegen: Kaspar vvn Klingeuberg (Hauvtmaun der Vereinigung
deS St, Jörgenschildes im Hcgau), Graf Eberhard uud Graf
Heinrich vvn Lupseu-uud dic Ritter: Hans vvn Rvsencgg, Frei-
herr Heinrich vvn Randegg, Kv nrad vvn Schellenberg u, a, m.
Unter dcn Sicgcln hängt auch das des Letzteru,
Bvdman 559, s418
1438. Nvv, 25, König Albrecht bestätigt dcn Gebrüdern,Marquard
- uud Ulr ich v, Schcllcuberg uud ihrem Vetter, R i t ter
Kvurad ihre Briefe, Gnaden und Freiheiten.
Lichnvwsku V , Reg, 4085, s41!>
1440. M a i 17, Konrad v, Schellenberg zn Hüfingen Ritter, seine
Söhne Berthvld, Ritter, Gebhard und Konrad einerseits — M a r -
— 146 —
quarr vvu Schelleuberg zu K i s l e g g , R i t te r , uud desseu
Bruder Ulrich andererseits vergleichen sich über deu gemein-
samen Besitz vvn Kislegg.
Archiv Kislegg, Dvnaneschingcn, f4L0
1440 . (Bruchstück). Wir ditz nnhbenantc Marqnart vvn Khiusegg,
c o n v u n t n s Zn mnyeuvw, Jacob tnichsess Zn wallpurg dcS hai-
ligcn Reichs Landtvvgtt J i i schwabcnn und hanns Bvgtt vvn
Snmeraiv Zu Brasperg Bekhenncn . . . .
Mer haben wir sh J n der güete enntschaidtcn vvnn dcs
hvrgenbachs unnd der vischenntz wegen, dar Innen, das. bald
thail die selben vischenntz. mit aincmnder gelich vcrlichcn svllenn,
anfachenn die vischenntz Zu vcrlicheuu nff Jetzt sanct martinstag
ncchst khvmcnd nnnd danncn hin allwcgcn, sv dickh daS nott bc-
schicht unnd als Geb hart vvn Schcllenberg vvrgenant die
vischenntz etwann vil Zeit gar Inen gehept hatt, das Herr M a r -
quart uud seine brücder davvn nichts tvvrden ist, nmb das
haben wir sy entscheiden als wenig Zins Inen deshalbcnu aus-,
gclegenu ist, als man sich dann des an den vischcrn, sv die
vischenntz Inen gchapt han, ersert, das Gcbehart denselben Herr
Marqnartcn »nnd seinen brüder Iren thail daran vne ver Zug
heraus gebe»» svll »»gevarlich . . .
Kislcgger Archiv zn Wvlfegg Faseikel 1887. f4Ä1
1440 . Mark (3) vvn Schellenberg zn Kislegg-Müusterhauseu
n»d sein Bruder l i l r ich vergleichen sich mit ihren Bettern
Kvnrad uud Gcbhard über dic gcineinsanieu Rechte zu K is legg .
Baumaim 11, S98. f42Ä
1442 . 24. Febr. vder Sept. Der feste Herr Cuvnrat v. Schelle»-
bcrg, Ritter, ist »nt anderen H'crr» Schiedsrichter zwischen dem
Kloster Nidingcn »nd der Kirche zu Wv»elfi»gen wcge» einer Gült.
Mvnc, Zcitschr. für G. des Obcrrheins XXVI S . 24. f4Ä3
144Ä. Anna Stnrm, die in das Kcmptische Gebiet gezogen war, schwört,
ihrem „rechten uud natürlichen Leibherrn" Gebhard von Schel-
lenberg sich und ihr Gut nicht entziehen zn wvllen.
Banmann i i , 030. f434
1440 . Marquard vvu Schellenberg, Ritter, ist Hauptmann der
Partei zu Oberschwaben nnd 1440 Bürger zu Memmiugcn.
Liiidancr Codex, Beusbcrg. f4Ä5
1447 . Kvnrad vvn Schellenberg ist des Bischof vvn Angsbnrg
Pfleger (Verwalter) in Hclmishofcn (bischösl. Besitz mit Schluß
bei Kcmsbeuren).
Steichele, das Bistum Augsburg, Heft 43, S . 34. f4L0
— 147 —
1447. A p r i l 23, Es treten als Rate in den Dienst dcs Grasen
Ludwig von Württemberg mit einigen Grafen von Werdcnberg
nnd Rittern auch Kvnrad vvn Schellenberg nnd Berchtold
von Schellenberg, beide Ritter dcs St, Jvrgenschildes,
Bvdmaun 588, f427
1447 . Cvnra.d und Berchtvld vvn Schellenberg württembergische
Rate uud Diener, Lindaucr Codex, Bensberg, s4L8
1448 . Aug , 28. Burkard v, Schel lenberg, Landcvmtnr des
Deutschritterordens in Elsaß nnd Bu rgund , ist mit
anderen Schiedsrichtern» einem Streite zwischen seinen Vettern,
den Brüdern Gebhard nnd Konrad v, Sch, zu Hüfingen,wcgeu
Teilung ihrer Besitzungen zu Snlzberg und KiSlcgg, über welche
früher schon eine Teilung stattgefunden hatte,
Rcgeste auS dem Archiv KiSlcgg, Dvnaneschingcn, f4Ä!>
1 4 4 8 / S c p t , 18, Markgras Wilhelm von Hochbcrg nnd seine Kinder
verlausen ihre Hälfte der Herrschaft Brcgenz und die Burg Hoheu-
egg an den Jakob Truchseß von Waldburg, 18, Scpt, 1448,
Jakob Truchseß soll Schulden, die ans der Herrschaft lasten, aus
sich nehmen; darunter auch dem Conrat von Schellenberg
umb vierdhalb hundert Pfund Pfenning hvptgntz und achtzehend-
halb pfund pfg, Zins , , , , item aber (-wieder) gen Cvnraten
vvn Schellenberg »mb füuftzchen pfuud Pfenning und ain
snder winS järlichS ZinS, die im versetzt sind uß dem vvgtrecht
uß dcm Closter zu Pregeutz, . s4Z<)
Moue, Zeitschrift sür Geschichte des Obcrrheins X , 430,
1448 . Dcz, 19, Münchcn, Untcr diesem Datum ist erwähnt Mar -
quard vvn Schellenberg als Ral des Pfälzgrafcn Albrecht bei
Rhein nnd Herzogs in.Bayern,
Nnnnm. lZc>ie,u, B, 34, S , 412 ftZI
144t>. M ä r z 8, Herzog Albrecht vvn Bayern vermittelt durch seiue
Räte: M a r q u a r d vvn Schellenberg und Kvnrad vvn Eglvsf-
stein eiu Bündnis zwischen Nürnberg nnd den Markgrasen von
Brändenburg, , s4ÜL
Die Chroniken dcr fränk, Städtc, Nürnberg, B, 11, S , 3S2,
144i>. Samstag vvr Rcminiscere, Mn rqna rd vvn Schellenberg,
Ritter, und Conrad vvu Eglvffsteiu, crschciucu im Auftrage des
Herzogs Albrecht vvn Bayern in Nürnberg, um zwischen dieser
Stadt uud dcm Markgrafen Albrecht von Brandenburg Fricdens-
unterhandlungen zu Pflegen,
Or, Karl Heinrich Freiherrn Roth von Schrcckenstcin, Geschichte
dcr RcichSrittcrschast in Schwaben ?c, B, II, S , 49, f433
— .148 —
1449 . Zu diesem Jahre ist iu dcr Chronik der Stadt Nürnberg er
wähnt ein Endres (Andreas) Schcllenbergcr als Gegncr-
des Bnrggrascn von Nürnberg. 1434,
Die Chrvniken dcr sräukischcn Städtc. Nürnberg, B. 1.1, S . 439
1450. Aug. 14. M a r q u a r d vvn Schellcnberg uud Beuedikta
geb. von Fre iberg , seine Gemahl in , stiften das Frühmeß-
bcnesicinm in der Kirche zn Kißlegg ans dcm mittleren Altar.
Archiv KiSlegg zu Wolfegg, Nr. 437. s4Z5
1430 . Wir Nachbeuante Burkhart vvn Schellenberg Landtcvmenthnr
theutsches vrdenns, Gauden'S unnd Berv vvn Rechtbcrg, beed von
hohenn Rcchtberg unnd Hainrich von Randegkh, all drey Ritter,
Bekhcnncn . . . .
. Jtcm vvn des gerichts wegcn Zu bcsctzcn Entschaiden wir
sye, das ds gericht Zn Kislegkh.besetzt solle werden Järlich uff
scmut Niclaus tag alls das vor heerkhumcn ist. Welches JarS
aber und sv vsft das nit gcschech, soll cs nach sannt Niclaus tag
nechstcu mouat besetzt iverdeu, Jnn masscn unnd hernach geschrieben
ist, also daS Herr Marquar t . vvuu Schelleunberg Ri t ter
unnd Ulrich vvnn Schellenberg gevruedcr, anßcr Iren
lenthen Zii dcm gcricht gehörig Zwen wehten (wählen) uuud
nennen svllen, die scie (sie) nach Jreni Erwissen die bcstenn dar
zu gedunkhcu, dcs gleichen» Gebha r t uud C o n r a t vvuu
Schelleuuberg geprueder außer Jreu leutheu Zu dein gericht
gehörig auch Zwcu Neunen nnd ivellen, die sy. nach Jrcm ge-
wissen dic bestcnn dar Zu bednnkhen, nnnd wann dieselben vier
gcwelt wcrdcnn, die svllcnn dann schwöreun gclertt Ayd Zu Gvtt
uuud den heiligen» vier Zu Ine» Zu Ncmmc» unnd Zn lvelleu,
Nemlich auS Jede»: Ecgcuautcm thail Z>vc», dic sy allcrbeßt
dar Z» bedn»khcn. Dieselben vier sollenn dann Anch schwören»
gelertt Ayd Zu Gott unnd dcn heiligenn dcn» . vvrigcnn vicrcn
hilsslich sein noch vier aus Jedem vvrcrnanten Thail Zwcuu Zu
wellen, dic sy allcr bösst dar Zu beduiikhen, die svlle»-dann auch
schwören nuud sy all^ daS sy Richten dem Richcn als dcm Armcn
und dcm Armcn als dcm Richcu, NiemadtS Zu lieb uvch Zu
laid, Als mau dann Gemainlich an aine Gcricht thun svll nnge-
varlich. Ob auch der vvrgeuanutcu Herrn Je Aincr vder »icr Je
nit anhaim wcr, so nian sölche gcricht besetzen soll, sv svll des-
sclbig Herrn Amptmann Gewalt habeu solche vbgcschricbeu wall
(Wahl) Zuthuu, an desselben oder derselben statt, dic nit anhaim
wcren, I n daS gcricht ain mvnat nach sauut NiclauStag bcsctzt
— 149 —
werde. Es svll mich der Egenmit vvn Schellenberg dhmuer dhaine
Vorred mit dhmnem Jrem Richter thun, vder underweisnng geben,
Ivie er an dem Rechte Richten svlle, I n dhmnem weg. Es were
dann ob ain Richter seinen Herrn vder ain mmderen Raths sragte,
sv möcht J n der gefragt Rathen nach seinem gewissen», als er
dann Gott darvvn mmtwnrten will, wenn mich dic Richtcr ain
llrthail machen, nnnd fy darvvn unnder Reden ivcllcn, Sv megen
sy vvr dcm Amman gann, und sich dann nndcrredcu, Und tvas
sich durch das mcren urthaileu und sprechen dar Jnn svll I n
der Amman nvch niemants Reden, dann sv viel ob sy denn
Amman Rechts fragtenn oder ob es sich füegte, daS ain urtail
uff denn Amman kcme also das halbthml der Richter ain Urthail
sprechen» unnd der annder thail ain minder urtail, Jnn dein
soll er ain merers machen, alles unngevarlich, , , , (Bruchstück),
Kislcgger Archiv zu Wolsegg Fascikel 1887. s43<i
1430. Aus dcm Jahrzcitbuch vvu Diessenhvfen i „Frm> A n n a vvn
Sche l lenberg , dcs Her» Hanse» Truchsäß gcnant Brackcn
husfraiv, und dieser selbst nnd die ganze Familie Truchsäß stiften
eine ewige Jahrzeit daselbst, einem Lentpriester 3 Biertel Kernen,'
daß er diß Jarzit verkünde» svll, Jtcm 2 Vicrtcl K, an den
Trnchsäßen altar dem Kaplan : item dem Frümesscr 7 V, K,, davv»
svll er dachen ainen mut kcrnen zu einer speud uud für 1 B,
K, erbis, schmaltz uud kerueu darunter, nnd daS siedmi »nd
arme» lüten zu dcr speud gebe», , , , auch svll mau gebe»
niuem Lntpriester, Helfer, frümcsser, Trnchsäßen Caplan, Trabers
Caplmi, Bögclis Caplan, MästliS Caplau, dcm Schnlmcistcr,
jeglichem 2 schilling Heller nnd svl dcr Schnlmcistcr mit 4 siner
besten Schülern by dcr Vigil i und Scclmcss sin," '
Gcschichtsfreund Band X X X I I , j4»7
1430. Ritter M a r q u a r t nnd U l r i ch vvn Sche l lenberg , Brü-
der, ferner G e b h a r t uud K v u r a d vv» Sche l lenberg ,
auch Brüder, erneuer» de» B»rgsriedcn, Sie bestimme.» sür de»
Uebcrtretcr dcsselbcn cinc drcifache Buße, Dic erwnhltcn Am-
männcr svlle» a»ch de» Eid aus denselben leisten,
Kisleggcr Archiv zu Wvlfcgg Fascikel Nr, 1887, s438
1431. Berch to ld vou Sche l l eube rg zu H ü f i u g e u stellt an
seine G e m a h l i n U r s u l a , geb, vvn E l rbach einen Heirats-
gnt-Widerlcgungs-Schuldschcin prv 4300 sl, auS,
Archiv Kislegg zu Wvlfcgg Nr, 40, j43i>
1431. A n n a vvn S c h c l l c n b e r g verheiratet mit HmiS vvn Hei-
menhvfen nnd Mutter vvu elf Kindern, von dcncn M a rga re tha
10
— 150 —
sich mit Hans dem Nagel, B a r b a r a mit Bnrkart von Aichcl-
bcrg, A m a l i a mit Junker Hans vvn DankerStlveiler vermähl-
ten, drei andere Tvchter Klosterfrauen, eine davvn (ElSbeth)
Äbtissin zu Edelstettcn f1514 Ivurden. Vvn dcn vier Söhnen
hat sich H i e r v n y m n s als tapferer Krieger einen Namen ge-
macht. Banmann II., 518. ' s440
1451. Die B r ü d e r Gcbharö und M a r q u a r d vvn Sche l -
lenberg teilen vorübergehend dic Herrschaft Snlzbcrg. Letzterer
vereiniget abcr beide Teile bald wieder in seiner Hand.
Banmauu II. 47. s441
1451. J u l i 28. M a r q u a r t vv» Sche l l enbe rg verlauft au
seiucu B r u d e r Ul r ich seinen ha lben T e i l an dcr Beste und
dem Banhos zn KiSlcgg nnd seinen v ie r ten T e i l an dem
Amt uud Gcricht dasclbst für 7000 Gulden.
Archiv Kislegg zu Wvlfcgg Nr. 407. M L
1451. uff St. Luzientag. H a n s U l r ich vvn Sche l l eube rg kauft
von Lutz vou Sippliugen u. seinem Weib Margarethe? vvn Elnhosen,
serner vvm Burkhard vvn Bach nnd seinem Eheweib Klara vvn
Elnhvfen eiueu Zehuten, der zugleich Lchcu ist vvu l> Gütern zn
Jmmenried, für dic Stimme vou 10 Reichs Gnldeu.
Archiv KiSlcgg zu Wolfegg Nr. 596. 4 4 5
1451. Nov. 2 9. Ritter M a r k w a r d vvu Sche l lenberg mit an-
deren Mitgliedern der St. Jörgen Ritterschaft bringt einen Aus-
gleich zustande zwischen dem Ritter Peter vou Argun uud dem
Rate zn AngSbnrg. Chronik der schwäb. Städte
Augsburg, B. 11., S . 408. f444
145Ä. F e b r. 2 9. H a n s v v n S ch c l l eubc rg („HauS Schellenberg")
Vvgt vou Thüngcu, erscheint vor den: Gericht zn Thüngen niit
einige» dinghvrigcn Leuten, welche dcr Herrlichkeit zn Thüugeu
zugehörten, aber dem Vvgt geivisse Abgaben verweigerten. Die
Lcntc licßcn sich nbcr nnschiver belehren.
Mvnc, Zeitschr. für Gesch. des OberrhcinS
XIII., S . 471. f445
115-!. M ä r z 20. Der edel und streng Herr Berch tv ld vvn Schel-
le ubcrg, ritter, an aincm tail, nnd dic burgcr sciner statt zn
Hüsingen am andern tail sind gütlich und srüntlich mittcnander
aiuS Ivvrden uud dcr statt zu Hüsiugcu almcud dcS crstcu, nnd
dnnnc dise nachgeschribncn ire rcchtcn crvffnct, gelutcrt und ainS-
tailS gebessert haben. (Folgt die Stadtvrdnnng von Hüfingen).
Mone, Zeitschr. sür Gesch. dcs OberrhcinS X V . 42ö. s44<«
— 151 —
1434. Frau Benedikta von Praßberg geb. v. Schelleuberg stellt
einen Bcrzichtbrief mis aus ihr väterliches nnd mütterliche? Ver-
mögen. Archiv Kislegg zu Wvlscgg Nr. SS. s447
1434. M ä r z 4. Bischvs Peter von Angsbnrg verkauft Seisriedsberg
au Ama l i a von Mi t te lberg, Witwe Erkingers vvn Mittel-
berg, geb. vvn Schellenberg, sür 2700 ucnc ungarische und
- 1200 rhcin. Gnldcn. (Derselbe Bischvs hatte im Jahre 1444
dem Ludwig vvn Stadion zu dem frühere« Psandschilling weitere
600 rh. fl. > geschlagen.) Steichcle, Gesch. d. Bist.
Augsburg, B. 5, S . 803. ' 1448
1434. ZiuStag vor Barthvlvmä. Hciratsabrcdc zivischc« Fricdrich
von Münstral, Rittcr, und Fräulein Benedikta von Schel-
lenberg, Tvchter des Herrn Ulrich von Schellenberg
nnd der F r a u Ursula v. Sch., geb. vvn Randegg. Es
helfen siegeln Marquard von Baldegg, Rittcr, Rudolf v. Wessen-
berg, Heinrich v. Randegg, Rittcr, Hannß Ulrich v. Stvffeln.
Archiv KiSlcgg zu Wolsegg Nr. 821. s44i>
1434. Okt. 2. P r a g . Ma rqua rd vvu Schcl lcnbcrg nnd Sig-
mund Pnchbcrgcr nntcrzcichucu als Rätc dcS Herzogs Albrecht
vvu Bayern ein Ucbereinkvmmc» zwischen König LadislnnS vvn
Böhmen uud Hcrzvg Fricdrich von Sachsen.
Lichnoivsky VI., Reg.-Beil. d , Nr. VII . s43«>
1453. Okt. 4. Nach dcm Einfall der Eidgenossen in deu Klettgau
und Hegau war zn Freiburg (i. Br.) zur Beratung auch als
Vertreter des Hcgaus anwesend Herr Berchtvld vvn Schel-
lenberg. Mvne, Zeitschr. sür Gesch. dcs
Oberrhcins X X I V . , S . 119. s451
1455. Dcz. 2 2. Kaiser Friedrich bestellt den Heinrich, Erbmarschall
zu Pappenheim, uud deu R i t tc r Markward vvn Schellen-
berg zu Kvmmissaricu sür einen gütlichcn Tag ,iu Sachen des
Bischvss von Augsburg. Chrvuik dcr schwäb. Städte.
AugSburg, B. 11., S . 213. s45Ä
145<». A p r i l 21. München. M a r q u a r d vvu Schelleuberg uud
viele andere erkenne» in Sachen dcS Bnrkard vvn Wälmershosen
namens des Markgrasen Albrecht vvn Brandenburg
gegen Kaspar Aucr nnd H. PanlSdorfcr, tvclchc des Markgrafen
Diener gefangen genommen nnd beraubt hatten.
Hist. Verein der Obcrpsalz B. 40, S . 161. s45»
145<». A p r i l 22. Kvnrad von Unsnang, Dvmherr zu Straßburg,
verkauft au Ulrich vvn Schellenberg alle seine Lehen nnd
Lchenschaft mit aller Herrlichkeit dcs ganzcn Guts Hodrusau
152 —
(Wangen) zwischen Mcratzhvfen nnd Metten an der Argen ge-
legen, wie auch dic Lehenleute Hans und Knnz Staiger, Hans
»nd Kuuz dcS Bühlcrs seelig Kiuder ans dem halben Gnt, nnd
Hans und Benz die Knittel und Hainzen Knittels sceligen Kin-
der ans dem anderen halben Teil dcs GntS, — nm einen Kaus-
schilling vvn 20 fl. rheinisch.
'Archiv KiSlcgg zu Wvlfcgg Nr. 999. s454
l.45<5. M a i 12. Dic R i l t c r Bcrchtvld von Schellenberg nnd
Wilhelm vvn Hvnbnrg mit zweien anderen adeligen Herren
stellen einem Herrn von Bvdman znm Zwecke der Bewerbung
nm eine Dvmhcrrenvsründe zu Basel ein AdelszeuguiS aus.
Bvdmau 611. 1435
145<». J n u i 3. Heinrich vvn Pappenheim, RcichS-Erbmarschall, nnd
Marqua r t vvu Schcl lenbcrg, Ritter, namens des Kaisers
Friedrich, entscheiden einen Streit zwischen dcm Stifte Augsburg
nnd den Bürgern derselben Stadt auf dem Kammergericht.
iVlouum. IZoiLÄ B. 34, S . 478. j45<»
145!»». J u l i 10. Jtcm zn wissen, das in dcm sar, do man zall nach
CristS gcburt AIOVOLI^. V111. jar, mijn gnediger Herr marg-
grave Bernhart (Markgraf Bcrnhart II. von Baden) ist uß ge-
ritten uff mcutag nach dcr pfiugstivvcheu (29. Mai) iu das laut
gen Genow (Genua) nnd hat sin fachen wvl uß gericht. und was
an dcr heimfahrt wider heruß biß in das herzvgthum zn Or-
lientz, dv wart er krank selb vierd, dic vnch all da mit im be-
liben mit namcn jung her C u n r a t von Sche l l enbe rg ,
starb uf deu ziustag vvr Margarete im tag und lit gensnt der
statt Ast (Asti) ein tagreiß, und Heinricus Schultß starb am
Mittwoch darnach' in der nacht gegen tag . . . uud min gue-
diger Herr starb uff S . Margreten nacht ( l2. Juli) zwischen
zwelf und cim. Mvnc, Qucllensammlung zur
badischeu Landcsgcschichtc, S . 257. s457
Um 14<><>. U l r i ch vvn Sche l lenberg hatte zur Gemahlin die
Ursula vvn Randeck, welche in erster Ehe mit einem Herrn vvn
Grünenberg verheiratet gewesen war.
Bncelin l. c. S . 415. j458
14<»<>. J u u i 27. R i t t c r M a r q u a r d vou S c h c l l e n b e r g ,
V o g t des S t i f t e s Kempten zu Wo lken berg, sucht mit
anderen Herren vergeblich dcn Fricdcn zwischen der Stadt Mcm-
miugcu uud dem Grafcu von Württemberg zu vermitteln. „Diß
ist nß gcschribcn am Dvnstag vvr dcs hailigcn zwelffbotten Sant
thomaStag (15. Dez.) dv man zalt vvn dcr gcburt Cristi vier-
zechm hundert und in dem fnnff uud sätzigvsten jare von mir
psaff Cnnrat Segeuschmid, der zit mines lieben Jnnkherren
markquar t ten vv n s ch e l l e u b e r g, och vogt zu,wolke u-
berg, Caplan." Baumann II. 57. s45i>
Okt. 15 , R a d v l f z e l l . Der Adel im Hegau bittet den Bischof
von Ausgsburg um Hilfe gegen die aufrührerischen Bauern (Ver-
einigung dcs Bundschuh). Die Empörer sammelten sich bei
Schaffhauseu; sie erhielten starken Zuzug vvn den Eidgenossen
und hatte» bereits begonnen, die Dörfer der Herren zu über-
sallcu und zu schädigen. Die Hegauischc Ritterschaft stand da-
mals gegen die Eidgenossen im Felde und wurde durch deu iu
ihrem Rücke» ansgcbrvchcnen Ausstand sehr beunruhiget.
Bodman 623. MU>
14<»Ä. J u n i 30. Unter den „Hern, riter .'c., die auf mitwochcn vor
unscr frawcntag visitativuis bei Schcckenheim under Lawdem-
Pcrk im Feld nider gelegen", ist auch erwähnt „Heinr ich vvn
Schcl lenperk." Chrvuikcn dcr fränkische»
Städte. Nürnberg, Band IV. S . 275. s4«1
J u n i 30. J n dem Treffen zwischen Herzvg Friedrich (Kur-
fürst und Pfalzgraf bei Rhein) einerseits und dem Bischvs Georg
vvu Mainz, Markgraf Karl vvn Badcn und Graf Ulrich zu
Württemberg anderseits ist mit anderen Herren, Rittern uud
Reisigen gefangen wvrden Heinr ich vvn Sche l leuberg . Er
diente im Heere des Markgrafen vvn Baden, sv wie auch Gras
Jörg v. Werdenberg, der auch gefangen wurde. Die Führer
selbst: Bischof Gevrg vvn Mainz, dcr Markgraf vvn Badcn und
dcr Graf vvn Württemberg waren unter dcn Gefangenen uud wur-
den mit größter Härte behandelt, um dadurch ein möglichst hohes.
Lvsegeld zu erwirken. Bvdman 634 und 037. M i 2
A p r i l 17. Pfalzgraf Friedrich entläßt den Markgrafen Karl
vvn Baden seiner Haft. Dieser verspricht, den Pfalzgrafen innert
eines Jahres mit Papst und Kaiser auszusöhnen, im Falle des
Mißlingens dieser Aussöhnung aber 30,000 fl. zu bezahlen. Dafür
mußten sich 36 Rittcr als Bürgen unterschreiben. Unter diesen
findet sich auch Heinr ich vvn Sche l l enberg uud Graf Jörg
v. Wcrdenberg. Bodman 639. M»3
A p r i l 2 0. Die im Dienste des Markgrafen Karl von Baden
gestandenen Edelleute, welche bei Seckeuhcim gesangen wurden,
stellen dcm Pfalzgrafcn Fricdrich I. einen Revers' aus, nicht
wieder gegen ihn zu kämpfen und sich dcr erlittenen Gesangcn-
schaft wegen in keiner Weise an ihm räche» zu wvllcu, auch iu
— 154 —
de» laufcudcn Streitigkeiteu des Herzogs Ludwig i» Bayern
mit dem Kaiser n»d de» Bischöfe» von Bambcrg nnd Würzbnrg
:c, , , , „stille zu stcen" nnd nichts zn unternehmen. Jeder Rc-
verSauSsteller stellt auch einen Bürgen,
Unter den Ansstcllern sind auch Heinr ich vvn Sche l -
lenberg, Gras Jörg vvn Wcrdcuberg, Cvnrad vvm Stain vvn
Rcichcnstein u, a, Bvdman 640, s4<54
14<»?. Nvv, 23, He inr ich vvn Sche l l eube rg stiftet für sich uud
sein Weib Anna einen Jahrtag am Altar der Frühmesse in Hü-
singen nnd verschreibt dafür ein Gnt in Ewattiugen, das er vvm
Hans Stachelt», Bürger z» Villingen, gekauft hat, Bcr tho ld v,
Schelleuberg zu Hüfingen nennt er seinen Better,
Fürstenberg, Urkundenbnch VI, 26, 16, j4<»i»
14<»<». F e b r u a r 10, Rittcr M a r q u a r d zn K i s l e g g der jüngere
gibt, als das Francnklvster in Lindan Anständc wegen Vvgtcy-
rechten ans Kellhöfen hatte, auf dessen Bitten durch eiu Schreiben
vvr dem Lmidgerichte zu Lentkirch bekamst, welche Rechte sei»
V a t e r selig, dcr die Bogtci über jene Höfe länger als er denken
»löge, inngchabt habe, als Vvgt ausgeübt habe und welche Rechte
nicht dcm Vvgt zustchcn, svndcrn dem Stifte vvrbchalten seien,
sNachdcm Lindau dic Kcllhvfe iu Hiiuden hattc, wollte es
die Hvhcitsrcchte deS Stiftes über dieselbe» »icht anerkennen,
Marqnards Zeugnis ist dcm Stiste sehr günstigj,
Gründlichc Ausführuugcu S , 830, j4<><»
14<»8. Jni Verzeichnis der vvrösterrcichischcu Ständeglieder beider Ge-
stade (des BodeuseeS) sind untcr denen im B r e i s g a u auch er-
wähnt: „Merk und Peutz ( M a r q u a r d und B e r t hold)
und jr Vei ter vvu S c h c l l e n v e r g " ,
Mvue, Zeitschr, für G- des Oberrheins X I I . S . 470, ' M»7
1471. J a n , 24, G c b h a r d vvn Sche l l enbe rg zn KiSlcgg präsen-
tiert einen Pricster Martin Schellcnberger aus die Pfarrei zu
Aiudurneu, Auszug Dr, L, Bamuauns mis deui
KiSlcggcr Archiv z» Donaneschingcn, s4<»8
1471. (Bruchstück), Wir ditz Nachbcnantcn Cvnradt vvn Stain Zn
Uttenweilcr, Haiurich vvu Raudcgg, Caspar vvn Laubcnbcrg vvni
Stai», gcsesseu Zu Wagcgg all drei Ritter Unnd Jerg Mmigvlt
gescsscu Zu Waldegg Bekennen , , , ,
Item aber sprechen wir vonn dcr thmlnng der Leuth,
güettcr, höltzcr unnd veldts wegcnn, was das unngcthmlt sey, das
— 155 —
sy das so erst sy das mügen mit aiuanndereu thcnien svllcnn,
nach dem sreuutlichcu Gctrewlich nnd ungcvarlich , , ,
KiSlcggcr Archiv zu Wvlfcgg, Fascikel 1887, M i »
1472. M a i 26, Rittcr M a r q u a r d vvu S c h e l l e n b e r g , Vvgt
zu Wvlkenstain, dcr Zcit Pflegcr uud Regierer sciner Vctter
Burkard nnd Kvnrad zn Hüfingen,. besiegelt mit ihnen einen
Schadlvsbrief über 400 fl,
Fürstenberg. Urkundenbnch VII , 27, i , s47<>
147Ä. Rittcr C l c m e u t von Sche l l eube rg erlangt dic Landmaun-
schaft in Tirol, ' Oestcrr. Minist, d. Innern, j471
1475. G e o r g , F r e i h e r r v, Sche l l enbe rg vermählte sich annv
1473 mit Barbara, Prinzessin vvn Jägerndvrf, verwitwete Her-
zvgin von Tcschen, die ihm das Herzogtum Jägerudvrs zubrachte.
Er svll um das Jahr 1511 (?) gcstorbcn sein nnd sein Geschlecht
geendigt haben",
Universal-Lcxikvn v, Zedler, B, 34, S , 1186, j472
147Z. J n n i 11, Hcinrich vou Schvmburg, Statthalter des stistischen
V o g t e s M n r q u a r d s vvn Sche l l enberg zu Wv l ken -
b n r g , läßt zwei Kemptner Bürger in das Burgverließ zu
Wvlkenburg wersen, ivas einen bewaffneten Auflauf zur Fvlge hat,
Baumann 11, 61, f475
147<». 24, J u l i — 1 2 , Aug , M a r q u a r d vvu Schc l l enbc rg
als österreichischer Marschall erscheint als Vertreter Oesterreichs
ans der eidgenössischen Tagsatzung zu Freiburg,
Gesch. des Hauses. Waldburg 1, 846, s474
1477. Febr. 26. Kvnrad v. Sch., Ri t ter, und Burkard v. Sch.
zu Hüf ingen Gebrüder, verkaufen i h ren A n t e i l an dem
Viertel der Herrschast K is legg und der Hälfte vvn Snlzberg,
das ihr Ve t t e r G e b h a r d v, Sch, sel, dem Marqua rd v,
Sch. uud dcsseu 7 Gcschwistcrtcn, und ihuen und ihrem
Bruder Berthold sel. und ihren 2 Schwestern erblich hinterlassen
und das währeud ihrer Minderjährigkeit genannter Better Mar-
quard verwaltet hatte, au diesen Letztgenannten für 6000 Gulden.
Regeste aus dcm Archiv Wangen, Donaneschingen. j475
1477. A p r i l 10. M a r q u a rd v. S c h e l l e n b e r g -ist Abgesandter
dcs Herzogs Sigmuud vou Oesterreich auf dem Tag zu Luzern,
Gesch. dcs HauscS Waldbnrg I, 594. j47<»
14.8V. „ES habcn auch chcmalS die Freiherren von Schellenberg in
Böhmen nnd Schlesien gcblühet, deren Stammschloß daS nun-
mehr ruinierte Schloß Schcllcnberg bei Jägerudvrs sein svll.
— 15V —
J v h a n n , F r e i h e r r von Sche l l enbe rg , war vvn
1480—1500 vbrister Kantzler in Böhmen."
- Uuiversal-Lexikvu vvn Zedlcr B. 34, S , 118b.
(Stadtbiblivthek Zürich.) 1477
1480. R i t t c r M a r q u a r d vvn Sche l lenberg baut die alte
Burg zu S u l z berg um und nennt sie seinem Gönuer Erzher-
zvg Sigmund vvu Oesterrcich-Tirvl zu Ehrcn „SigmuudSruhc."
Banmann 11. 348. s478
1480? Die Her ren vvn Sche l l enbe rg vereinigen die vvu ihnen
gestiftete St. Katharincn-Kaplanci zu K i s l e g g mit dcr Pfarr-
kirche zu Willerazhvfeu, deren Kirchensatz ihnen zustand.
Baumnnn 11. 463. s470
1480. R i t t e r M a r q u a r d vvu Sche l lenberg zu S u l z b e r g
läßt einen sehr schönen Altar bauen für die Burgkapellc zu Sulz-
bcrg. ^Derselbe mit dem schcllcubcrgischeu Wnppcu und den
Wappen der beiden Gemcchlincn deS Stifters nvch crhaltcnf.
Baumann 11. 597. s480
1480. Febr . 2. R i t t e r M a r q n a r d vvn Sche l l enbe rg schließt
sich bei dem drohende» Kriege des Hcrzvgs Sigmnnd vvn Oester-
reich mit dem Grafen Eberhard vvn Württemberg dcm Ersteren
an nnd schickt dcm Letzteren einen Absagebrief.
Banmann 11. 66. s481.
1480 cirka bis 1-»20. B a l t h a s a r v v u S c h e l l e n b e r g zn Snlzbcrg
hatte eine Veronika von Frciberg zur Gemahlin.
Banmann 11. 583. s48Ä
1481. A m a l i a vvn M i t t c l b c r g , gcb. vvn Sche l l enberg
stiftet in der Pfarrkirche zn Zicmetshausen einen Jahrtag für
sich, ihren Gemahl Erkinger, ihren Svhn Ulrich, serner für Hans
vvn Mittclbcrg nnd dessen Gemahlin Ursula Marschalk vvu
Bibcrbach, für E g l v s vvn Sche l l enbe rg nnd dessen Ge-
. mahlin A n n a vvm P s l a u m d v r f uud für die Jungfrau Ur-
sula vvu Schönenbühcl. Steichcle, Gesch. d. Bist.
Augsburg, B. 5, S . 803. s483
1485. R i t t c r M a r q u a r d vvu Sche l l euberg ruft eine Fehde
hervvr mit dem Stifte Kempten wegen der Besitzung Wolken-
berg, wo der Ritter Vvgt deS Stiftes war, das er aber als'
sein Eigentum behandeln wvlltc. Er mnß schließlich ans die
Vvgtei verzichten, nachdem der Fürstabt die Wvlkenburg glücklich
- ervbert hatte.- - - Baumann 11. 67. - s484
1483. Nov . 12. U r s n l a vvn Sche l l cnbe rg , gcb. vvn R a n d -
egg (des U l r i ch von Sch. zu Kislegg hintcrlassenc Witwe),
— 157 —
wohnhaft zn Markdvrf, verkauft ihren Anteil am Schloß Blum-
berg, der von ihrer Base Elsbeth von Blnmberg an sie gefallen
ist, an Hans vvn Landau.
Fürstenberg. Urknndenbuch VII. 101. s485
1484. I n die vereinigte Tournicrgesellschaft von Fisch nnd Falken
traten vvn den am Bodcnsee ansässigen Rittern unter anderen ein:
R i t t e r M a r q n a r d von Sche l l enbe rg , He in r i ch dcr
ä l tere u u d K vu rad vvn Sche l le n bcrg z u K.i Slegg.
Baumann II. 507. s48<»
148». M ä r z 2 3.—8. M a i . I m Wnhliustrumcut des Grafen Frie-
drich vvn Hvhenzollern zum Bischof vvu Augsburg ist auch als
Cauonicus daselbst genannt He in r i ch vvu Sche l lenberg .
5lonum. IZoieu B. 34b, S . 195. s487
148« . Dez. 18. R i t t c r M a r q n a r d vvn Sche l l eube rg ist
Verweser der Laudvvgtci Ober- und Niederschwabcn, welche aber
schon am 26. Ang. deS folgenden JcchrcS nn den Grafen Hans
von Sonnenbcrg versetzt ivurde.
Gesch. des Hauses Waldbnrg l . '651. s488
1487 war M a r q n a r d v. Sche l l enbe rg Landvvgt in Schwaben;
aber schvn 1489 im Februar wurde diese Landvvgtcy au Graf
Johann vvn Svnncnbcrg, Truchseß zu Waldbnrg verpfändet.
Lichnvwsky V l l l , Reg. 1230. s48!>
1487 . J u l i 20. Innsbruck . Erzherzog Sigmund befiehlt dem
M a r q n a r d vvn S c h e l l e n b e r g , seinem Rat nnd Verweser
der Lcmdvvgtei Schwaben, den Herzogen vvn Baicru, Albrecht
nnd Georg, zu huldigen und zn schworen, da er ihnen seine
vorderen Lande (seine Besitzungen in Schwaben) verpfändet habe.
Lichnvwsky B. 8. Reg. 986. s4!><»
1488 . Febr . l 4 . Unter den Mitgliedern deS St. Gcvrgen-SchildcS
waren M a r q n a r d vvn S c h c l l c n b c r g zn S n l z b c r g,
Ritter, C o n r a d vvn Sche l l enbe rg zu Hü f i ngen , Ritter
und B n r k n r t von Sche l l enbe rg zu H ü f i n g e n , Ritter.
Bvdmau 776. s4i»1
1 4 8 8 . Errichtung des schwäbischen Bundes, welchem auch im Aufaug
schon R i t te r M a r q u a r d vou Schelleuberg beitrat, sowie
auch Heinrich vvn Schellenberg zu K is legg .
' - - Baumaun l l , 72. s4!>3
1488 . Okt. 11. P r a g . Auf einer Urkunde, in welcher König Ladis-
laus II. dcr Gemeinde von Rvscnbcrg (Böhmen) eine Vergünstig-
ung gewährte, steht auf dem Umbng geschrieben: ^c l rslutionvin
l lamini ^ l o u i r i i i s cl <z L v u l ir d «r , rs^ui Lmmi:^ LknrLoU.'rrii,
?»irws rsrniu ^nstr iav, B, 37, S , 542, ^405
1488. Nvv , 27, M a r q u a r t v v n Sche l l cnbe rg zn S i g mnnd s-
r n h , Ritter, Erzherzog Sigmunds vvn Oesterreich Verweser der
Landvvgtcy, schreibt ans dcm Schlüsse Bitzbnrg bei RavenSbnrg
an den Rat zn Cvnstanz wegen eines Streites zwischen seinem
Herrn und dcm Grafen vou Werdenbcrg,
Fürstcnbcrg, Urknndenbuch V i l , 90, 18, s404
1488 . Dez, 13, Dic Gesellschaft des St, Jörgenschildes nnd dcr Reichs-
städte in Schwaben nehmen das Hvchstift Augsburg in den Land-
frieden ans. Unter den'Vcrtrctern der Ritterschaft ist auch K v n -
rad vvn Sche l l enbe rg ,
Älonnm, 1Zs>!«>. B, 34d S , 236, s405
1480 . Els Krieg bezahlt dem R i t t e r M a r q u a r d v v u S ch e l lc n-
bcrg zu S i g m n u d s r u h c 10 fl, und all ihr elterliches Erbe
für Entlassung anS der Leibeigenschaft,
Banmannll, 630, siiX»
1401. J u l i 23, Todestag der V e r e n a von S c h e l l e n b e r g , einer
Wohltäterin deS Klosters Mchrcran,
Nekrvlvgium von Mchrcran,
Dcr Herausgeber, Jvs, v, Bergmann, sagt in einer An-
merkung: „Diese Frena ans dem bekannten vberschwäbischen, vor
etlichen Jahren mit dem Freiherrn Jos, Anton zn Hüsiugcn in
der Baar erloschenen Geschlechte vvn Schellenberg , , , ist auf
der Stammtafel dieser Familie in 1Zn«iI!ni ZZb-utw su^rn st >>ro-
iÄna, lUnuv; 1666 nicht zn finden," s407
1401. Ritter C v n r a d vvn Sche l l enbe rg wurde vvm schwäbischen
Bnnde als Beirat bestellt sür den Jakvb vvn Bvdman als den
Hauptmann am Bvdensce, Es wird beschlossen, sich gegen Bayern
zu rüsten, Bodman 807, s408
1402 . Febr , 25, Ofen, Ans einer königlichen Urkunde vvn diescm
Datum stehen dic Wvrtc aus dem Umbng: .̂ ct rsl-rtioncin
cloinini ^ l o Ä u n i s clo 3 s s l u l z u r « , rvAui IZcizmiii: ^ÄNLLÜ-nli,
Contos r<;r, ^nst r . B- S , 548, , s 4 0 0
1402 . Aug , 27, Ri t tcrKonrad vvn Sche l l cnbe rg zu Hüf ingen
stellt einen Lehen-Revers aus nm den Zehnten zu Mundelsingcn,
St, G, A, X X X I , s500
1402 . S c p t , 7, M a r q u a r d v, S c h e l l e u b e r g , der sich für Erz-
herzvg Sigmuud vvn Oesterreich verbürgt hatte, wird durch die
Grasen Andreas und JvhanneS vvn Sonnenbcrg wegen der nvch
nicht eingezahlten Gilten zur Leistung gemahnt,
Gesch. des Hauses Waldburg I, 717, 301
1403 . Febr, S, Zum Zuge gegeu Bayern wurden vvn König Max
ansgebotcn unter denen, dic nicht Diener waren, auch Herr C v n-
rad vvn S c h e l l e n b e r g ; uuter deu Prvvisivnärcn J a k v b
vvn Sche l lenberg mit 4 Pferden, Bvdman 821. s302
1403. Ort, 3, J v h a n n vvn Sche l leuberg , vbcrster Kanzler des
Königreichs Bvhnien, wird mit dcm Herzvgtume Jägcrndvrf samt
der Bnrg Lvbcnstein belehnt,
Franz Krcitzl: Das Fürsteutum Liechtenstein uud der ge-
samte Fürst Jvhanu vvn nnd zu Licchtcustciu'schc Güterbcsitz,
S , 12ö, s303
140.?. A p r i l 2 9, Ofen, Auf einer königlichen Urkunde vvn vbigem
Datum stehen dic Wvrte auf dem Umbug: ^cl rclirtionttin m-iK-
nikiei clmnini l o u n u i s cl g 8 s ö ln K v rl< , snprsmi c-rncsl-
lirrii röAni lZosiuiir:,
Fontes ror, .-^nstr, B, 37, S , 5S9, s304
1400 . M ä r z l 7. Der schwäbische Bund wird auf 3 Jahre ver-
längert. Dem erneuerten Bunde gehörte neben den Grafen
vvn Mvutfvrt zu Brcgeuz, zu RvtcnsclS nnd zn Tettncmg und
vielen anderen Herren auch Heinr ich vvn Sche l lenberg zn
K i S l c g g an (nicht mehr Marquard), Baumann 11, 8li, s303
1400 . M ä r z 27, Heinr ich vvn Sche l lenberg zu K i s l e g g
leiht deu Vettern zu Hüfingen 1000 Gulden, wvfür ihm der
svg, Randcgger Zeheut zn Dvnaueschingen, dcr Lehen vom Kloster
Rcichenau ist, versetzt wird,
Fürstenbcrg, Urkundcnbuch VII, 33, 32u, s300
1400 . H a n s vvn Sche l lenberg wird mehrmals genannt in einer
Abrechnung des kvnigl, Feldhanptmanns Grafen Heinrichs vvn
Fürstenberg, Fürstcnberg, Urknndenbuch IV, 2L5, s307
Um 1300 . Item W i l l h e l m S ch e l l nbe rgc r, Landrichter (zu Ritcu-
burg, bair, Pfalz) hat ciueu zu Ötiug genommen nnd gen Riten-
burg gefücrt, dy Augen ansstecheu lassen, (Im Namenregister
ist dieser Landrichter aufgeführt als „Wilhelm vvn Schellenberg"),
Hist, Berein dcr Oberpfalz B, 4, S , 324, s308
Um 1300 . U r s u l a vvu Sche l l enberg , Tvchter des K v n r a d v,
Sche l lenberg nnd der Adelheid vvn Blumeucgg, Enkelin des
B e r t h v l d vvu Sche l leuberg uud der Ursula von Ellerbach,
heiratet dcn Eberhard vvn Weiler,
lZu^elin Rastur saerir t̂, prnt', s300
— 160 —
1500 . „So Hut sich Herr U l r ich vvn Sche l leuberg , Ritter und
der Rechten dvktvr, höchst ermeldtcu Kaisers (Maximilian I.) Rat
und Oberster zu Fuß, dergestalt ritterlich gehalten, daß er in der
Schlacht bei Vincents wider die Benctianer 32 Wunden erhal-
ten/' Hinterlassene Aufzeichuuugcu HanS d, jungen v, Schellcn-
berg-Randcgg. Publiziert von Jvs, Bader „Meine Fahrten und
Wandcrnngeir im Heimatlaude".
B, I. 1853. Mitgeteilt durch H, I).-. Balzcr. s510
„Ul r ich vou Sche l l enberg auS der srciherrlichen Familie
war eiu Svhn He inr ichs , F r e i h e r r » vvn Sch. uud Dvktvr
-juris. Er versuchte sich im Kriege uud wvhnte allen Tressen bei,
sv die Kaiserlichen mit den Franzvscn in der Lvmbardei zur
Wiederervbcrnng des Herzogthums Mailand gehalten. Er schlug
a. 1512 mit S000 Schivcizern dic Franzvsen am Etschflnß und
und brachte ihnen dann bei Nvvara eine grvßc Niederlage bei,
kämpste in dcr Schlacht bei Viecuza. Als dabei zum Alarm ge-
blasen wnrdc, schrie einer von des Feindes Armee ihm spvttweise
zu, er svlle seiue Feder wvhl fasse«, aus tvelchcn cr daraus zu-
erst lvsraunte und ihn vom Pferde warf; er ward aber vvn
den Feinden umringt und mit 3ö Wunden niedergelegt; nach ge-
endigtcr Schlacht haben ihn dic Seinigcn halb tot aufgehoben
nnd verbinden lassen, da er denn endlich glücklich kurieret uud
wegen seiner Tapferkeit zum andermal zum Ritter geschlagen
worden. Zu Kaiser Karls V. Zeiten hat er 14000 Schweizer in
Italien wider die Franzvsen zn Felde gesührt, durch welche vvr-
nchmlich das Herzvgtum Mailand wicder crvbert wvrdeu. Nach-
dem sich hcrnach der vvn Schellenberg in den Schlachten mit de«
Franzvsen bei LiLcxxüi, bei Pavia nnd 152N während dcr
Belagerung dcr Stadt Wicn wider die Türken ritterlich verhal-
ten, ist er Amtmann vder Amts-Hauptmann, nach der heutigen
Art zu reden, zn Veldkirch wvrden, wobei Spangenberg als et-
was besonders anführet, daß er sich nicht gern Dvktvr svndern
lieber Ritter nennen lassen. Endlich hat er sich ans seinc Güter
begeben nnd ist a. 1558 im 71. Jahre seines Alters gestvrben."
Universal-Lexikvn v. Zedler B. 34, S . 1187^ sZII
1500 . Ul r ich vvn Sche l lenberg , ein S v h n des He in r i ch F r c i -
hc r rn von S c h e l l e n b e r g , war in der Jurisprudenz wohl
erfahren, wie er dauu deu »'racluin Do^toris erlangt, begab sich
in den Krieg, ward kaiserlicher General in Italien wider dic
Franzvscn, nnd wegen seiner erwiesenen Tapferkeit vvn dem Kaiser
zum Ritter geschlagen und zn dessen geheimen Kriegsrat gemacht.
— 161 —
Anno l5 l2 führte er L000 Schweizer dnrch Tirol nnd Trient
nach Italien und schlug damit die Frauzoseu am Etschfluß, wie
auch bei Nvvara, war aber iu der Schlacht mit deu Vcuetiauern,
in welcher er vvn den Feinden umringt und mit 3ö Wunden
niedergelegt war, dvch wieder glücklich kuriert und znm anderen-
mal znm Ritter geschlagen wvrden. Zu Zeiten Caroli V- führte
er wieder 14000 Schweizer nach Italien wider die Franzvsen
zu Feld, hielt sich iu der Schlacht bei Pavia ritterlich, wie auch
1529 während dcr Belagerung vvn Wien wider die Türken, war
endlich AmtShanptmann vder Vvgt zn Fcldkirch nnd starb 1558
ans seinen Gütern. Lindaner Cvdcr Bcnsbcrg, s512
Ca. 1500. Hiltbrand vvn Wcrdcnstein hatte eine A p v l l v n i a von S ch e l-
l cnbc rg znr Gemahlin. Baumann 11, 571. s513
1502. M n g n u s vvn S c h e l l e n b e r g , Canonicns in Freising nnd
Rektor der Pfarrkirche iu ZiemetShausen, gründet eine Kaplanei
in ZiemetShausen. Er bestimmt in Anbetracht der großen Zahl
dcr Psarrkinder uud der Einträglichkeit der Pfarrpfründe, daß.
ein jeweiliger Pfarrer einen geeigneten Priester als Hclscr bei
sich im Hanse haben und unterhalten svlle.
- Steichele, Gesch. d. Bist. Augsburg, B. 5, S . 819. M 4
1502. (Aus mehreren Bruchstücken zusammengesetzt.) Vertrag Zwischen
„Heinr ich nnd B a l t h u s s von Sche l lenberg zn K i s -
legg nnd S u l z b c r g Gev ei teren."
. . . . Item Unnd Nachdem Wir ain bnrgfrid haben, denn
sollen wir J n vier wvchen ungevarlich vcrkhinden nnnd ervsfnen
. lassen, Wie sich gepurt uud darnach alle Jare, wie nnnS Gut
anscchenn würt vhne verhindert nnnsres D h a i n S . . . .
Deßgleichen svll cs mit pvttcn nnd verpvtten, Anch I n
nach geschribner Mainnng gehalten werden, dem ist also: WaS
vonn Unns beeden vder unser Amptlcnth J n hafft vder vcrpvtt
gelegt ivnrdc, svll aus dem verpott nit khvmen vnc unser beed
vder nnnscr bccdcr Amptlcnth Wisscn nnnd willcn, vder aber mit
Recht, Es svll auch der gerichts waibel macht habcn, sv der
Aman vder vvn Jemandts vvuu seinct wegeir nit anheimsch tverc,
Zu verpietten unnd WaS er verpüctt soll auch J n vorgcschribncr
mainnng verhafft plciben, Doch gegen welchem vder welchen sie
Rechtlich erfunden, dcr unzimliche unnd unbcllichc vcrpvtt thett
nnd schiesf, den svllen nnnd mögen ivir vder unser amptlcnth
straffen nach gestalt dcr sach vdcr nach dcr Richter crkhanntnus...
Weitter so habenn wir nnns veraint, des nnnfangs halb,
sv mit vischenntz bisher geschechcn ist, svll hinfürv alsv gchaltcnn
— 162 —
unnd gefangen werden», wie wir nnnß dcs meren veraint unnd
ansgeschlagenu h a b e n . . . .
Item alsv theglich snchenn khumcn sv »unser Gemaine her-
schast antrcfscndt, ist daS nit alleS beschrybcnn uund verhüet
lvcrdcu mag, Scind tvir vvu gemeltc bcysitzern Jrthalb gar ans;
guetter Mainnng dcs veraint und betragen, das wir Zn Hannd-
habung unuser Herrschaft uud vbcrkhait ain andern Güctlich uud
freundlich hclffeu sollcun, Damit dic vvn nnns nnnd unnscr Nnch-
khvmcu gchandthapt lvcrdcu, bey altcn lvblichen pranch gcwvn-
hait nnnd herkhvmen.
Jtcm Alsdann bisher vil nnvrdnung unnd »nderwillens
gewcssen ist au uunscru geinainen Gerichten, Alda schinachtvvrt
»»d ander missprilch geübt, sein Ivir veraiul uud wellen Auch
daS sürvhiu daS abgestelt unnd am gericht guctc vrduung gehalten
werd, ncmlich was wir Als die herrschasft oder unuser amptlcuth
Zn klagen haben J n Gemain vder I u svudcr DaS svll uach
vrdunng dcS Rechten bcschcchcu nnd fürgepracht werden, nnnd
.die Richter nach fvrm dcs Rechten lassen hanudlcu unnd svllcn
wir rivch nnnser amptlcnth sy darann nit hindern noch Irren
J n dhainem >vcg, svndcr dcm Rechte» sei» sürgang lassen.
Alsv dann Connh Ricff, mein B a l t h n ß c n vv n s ch c l lcn -
berg Amann, dem gericht Zu Zell ungchvrsam gemessen sein
svll, So vertzich Ich He inr ich von» schcl lcnberg Jmc dcS
nit Enntlasscn wil, mag (?) Ich i»n fürstcllcnn n»nd Zu Jiuc
klagciiu lasscun, darzn svll Ich Balthuß Jine helssc» oder ainc (/h
Z» gebenn, also svll es fiirv gegen unseren Amptleuthcn mit
Rechtsertiguug gchalte» iverden!
Jtci» uachdcm ich Heinrich vvn Schellenberg Ein fueder
Zchend Hew ausz Bentzcu Zimmermann whß genant gehebt hab,
daß mir zu Zeiten nit Znm nutzlichisten worden ist, deßhalb ist
dnrch dic bcsitzer solch abreduug beschehen, daß Neutz Zimmer-
mann vder Inhaber der gemeltc» Wyß mir oder memcn Erben
unnhinfürv in Ewig Zeit sür.solich sucder Zeheud Hew alle Jahr
Jährlich lludt Jcdtcs JahrS allein und besonder auf Sanct
Jacobs deß mehreren Zwvlf bvtten Tag antwnrthcn und geben
svlle Ei» guldin Rcinisch Undt fnnfzechen crcntzcr gcncmmer LandtS
»>ernng vhn allcn abgang Und vhn mein Unnd meiner Erben
schaden. Darnmb soll mich daß geinelt gntt allwcg hast nnd
llndterpsandt scyn. Ich Balthuß von schellenberg bekenne für mich
llud mein erben svllichcr abrcdnng alfo gcschchcn sey».
KiSleggcr Archiv zn Wvlfcgg Fascikcl Nr. 1887. s5I5
— 163 —
1502. B a l t h a s a r vvn Sche l l enberg zu Snlzberg (Sigmunds-
ruhe) schließt init seinein Ve t te r He inr ich einen Bertrag über
den Burgfrieden uud ihre gemeinsamen Rechte nnd Güter zn
K i s l e g g . Banmann II, 597, s510
1503. D i e Sche l len berg er erwerben die Gerichtsbarkeit über die
dcm Kloster Petershausen zugehörige Herrschaft Rötsee,
Baumnnn l l , I l ö . j517
1504. I m Absagebrief an Ruprecht, Pfalzgrafcu bei Rhein (im bair,
Kriege) ist auch H a n s vvn Sche l lenberg unterschrieben,
Jahrb, dcs^hist. V , der Oberpfalz, B, 34, S , 140, s518
1504. M a i 1, Die Diener, Verwandten nnd Helfer des Markgrafen
Friedrich vvn Brandenburg uud seiner Söhne schicken dem Kur-
fürst Philipp ihre Fehdebriefe, darunter auch Haus , vvn Schel-
leuberg, Mouc, Zeitschr, für Gesch, dcs
Oberrheins XXVI, , S , 250, f510
.1504. M a i 5, König Maximilian beanstragt den Grafen Wolfgnng
vvn Öttingcn uud K v n r a d vvu Sche l l enberg , seine Räte,
sich nach Wcmdiugen zn begeben uud wegen der llebergabe dcr
Stadt zu verhandeln. (Bayerischcr Erbfvlgekrieg).
Fürstl. Archiv zu Wallerstein Nr. 23, dcn bayer. Krieg be-
treffend. Beilage zur AugSb. Pvstz. 1902, Nr. «0. s520
1504. M a i 17. S t u t t g a r t . Die Helser des Herzogs Ulrich von
Wiriemberg schicken dcm Kurfürst Philipp ihrcn Fchdebricf. Unter
dcn Absagenden ist wieder H a n s vvn Sche l lenberg .
Mone, Zeitschr. sür G. des OberrhcinS XXVI. , S . 254. s521
1505. M a i 12. H a n s v v n Sche l le n b c r g erscheint auch iu einem
Verzeichnis dcr Helfer Herzog Ulrichs vvn Württemberg gegen
dic Pfalz. Fürstcnberg. Urknndenbuch IV., 3ö1, 2. s522
1505. R i t t c r K v n r a d v. Sch c l l c n berg zn H ü f i n g e n stellt
abermals nach dcr Wahl eines neuen AbtcS, einen ReverS über
das Zchcnt-Lehcn zu Muudclfiugeu aus.
St. G. A. XXXI . s523
1500. Junker B a l t h a s a r vvn Sche l l enbe rg zn S i g m u n d s -
ruh tauscht mit dem Abte vvn Kempten Zinslcutc auS.
Baumauu 11. S23. s524
1500. Samstag uach Frvuleichuam. H a u S vvn Sche l l enberg zu
K i s l e g g und seine B r ü d e r U l r ich nnd W o l f g a n g
hnttcn vvn ihrcm V a t c r He in r i ch das St. Gallische Lchcu
geerbt uud emvsangen darüber deu Lchcubrief.
St. G. A. XXXI . '813. s525
— 164 —
J ä n n e r 2. Johannes Trnchscß v, Waldbnrg schlichtet dic
Streitigkeiten zwischen Johannes vvn Sonnenberg und H a n s
von S c h e l l c u b c r g zu Kisz lcgg, der dabei sein eigenes, so-
wie seines Bruders nnd seines V e t t e r s B a l t h a s a r von
Sche l l enberg zn S u l z berg und K i ß l e g g Interesse»
vertrat, wegen deS Gerichts, Gebots uud Verbots und aller
Obrigkeit über den Hos Katzcnthal,
Vochczer, Gcsch, des Hauses Waldbnrg II, 411,
Wvlsegger Archiv Nr, 6700, s520
1512. Abt Jvhann vvn Kcmvten kanst vvn den H e r r e n v, Schel-
lenberg die bis dahin znr Hcrrschast S n l z b c r g gchörcn-
den Güter und Leute zu Biuzeuried, Knobcls und Ostcrberg bei
Prvpstried, sowie im Thal bei Güuzbnrg,
Banniann >1, 137, s527
1515.. 1511? J o h a n i l e s (Hans) von Sche l l enbe rg , Herr zu
Hüsiugen, heiratet iu diesem Jahre die Klara vou Raudeck, dcrcn
Brndcr Georg vvn Raudeck i, I. 1520 als der Letzte seines
Namens starb, Bucclin l, c, S , 415, 431, s528
1515—1510. Klage KouradS v, Sch, zu Hüsingen gegen B a l t h a s a r
v, Sche l lenberg zu K iß legg wcgen dcr vvn M a r q n a r d
v, Sch, vvn l477 hcr schuldig gewvrdeueu Kaussumiue vvu
6000 Gulden sür Anteile an den Herrschaften Kislegg und Snlzbcrg.
Rcgeste aus dcm Archiv Wcmgcn, Donaneschingen, s520
1515—1517. S llrknndcn nnd Quittungen ans dcm Archiv Wangen,
anS denen ersichtlich ist, daß B a l t h a s a r vvn S c h e l l c n b c r g,
iveil cr vvn dcr Kanfsumme vvu 6000 fl, sür Sulzberg und Kis-
legg, die M a r q n a r d i, I, 1477 schuldig gewvrden, weder
Kapital uvch Zinsen bezahlte, vvn Kvnrad (I II) vvn Schellenberg
zu Hüfingen beim Hofgericht z» Rottweil verklagt wurde, Kvu-
rad wurde dann Au»v 1516 in die verkauften Besitzungen wieder
eingewiesen, Balthasar mnß nun auf irgend eine Weise die Schuld
auf die Stadt Waugeu abgewälzt haben, denn diese zahlte iu den
Jahreil 1516 uud 1517 deu größte» Teil dieser genannten
S»mme ab,
Rcgcstcn ans dem Archiv Wangcn, Dvnaucschingc», s530
1515—1540 ist Ul r ich vvn Sche l l cnbcrg zn K i s l e g g öster-
reichischer Vogt zn Feldkirch, Scinc Gemahlin ist eine vvn Hvhcn-
eius, Hvhencmser Archiv, s5M
Josef M b e i n b e v g e v .
Kine Kurze WiogrcrpHie.
V o n
Anton Singer.
,Wit einem Wildnisse Hihein bergers.)
(Nachdruck nur mit Bewilligung dos Verfassers gestattet.)
11
Professor Dr. Rheinberger
k, Gehcimrni>>.
„Wer den Besten seiner Zeit genug getan^
Der hat gelebt für alle Zeiten." (Schiller.)
Geheimrat, königlicher Professor, Hofkapellmeister und
Inspektor der kgl. Akademie fü r Tonkunst, Josef Gabriel
v. R h e i n b e r g er hat am 25. November 1901 in München
seine Augen fü r immer geschlossen. E r war einer der trefflichsten
Tonmeister unserer Zeit auf vokalem und instrumentalem Ge-
biet und der bedeutendste zeitgenössische Lehrer des Kontra-
punktes und Komponist auf diesem Gebiete.
Josef Gabriel Rheinberger ist geboren in Vaduz, den?
Hauptorte des Fürs ten tums Liechtenstein, am 17. März 1839
im Hause N r . 4, das damals seinem Vater, dem sürstlich
liechtensteinischen Rentmeister Peter Rheinberger, als Dienst-
wohnung diente. Der Vater war zweimal verehelicht. Aus
erster Ehe, welche nur kurze Dauer hatte, stammten 3 Kinder,
aus zweiter 6, darunter auch Josef.
Rentmeister Rheinberger, ein M a n n von strenger, recht-
schaffener Gesinnung, welcher auf pünktliche Hausordnung und
gute, strenge Kinderzncht hielt, hatte niemals Begabung oder
Vorliebe fü r Musik gezeigt, und nicht anders geartet war dies-
bezüglich seine zweite F rau , welche aus Grnubünden stammend,
von rätoromanischer Abkunft war und sich immer ihrer roma-
nischen Muttersprache mit Vorliebe bediente. A l s Hausfrau
war sie eine treubesorgtc Gattin und Mutter mit fromm-reli-
giösem Sinne. ' Also besondere musikalische Anlage zeigte sich
in der Familie nicht; nur Joses legten die Genien diese Himmels-
gabe im reichlichsten Maße in die Wiege;-auch seine drei Jahre
jüngere Schwester Amalie hatte davon eine gnte Dosis em-
pfangen.
Auf Veranlassung, des musikliebenden Pfarrers und
Landesvikars Anton Carigiet im Nachbarorte Schaan — der
Pfarrer war ein Bruder der F r a u Rheinberger — erhielten
') K o n t r a p u n k t heißt in der Musik die Kunst, zu einein ge-
gebenen Thema (Hauptgedanken, Hauptsatz) eine oder mehrere andere
selbständige und melodisch inhaltsvolle Stimmen zu setzen, im Gegensatz
zur bloßen Akkordbegleitung. Die beiden musikalischen Forme», in welchen
die Art des Kontrapunktes, am vollkommensten zur Geltung kommt,
heißen Kanon und Fuge.
— 168 —
die älteren Schwestern Josefs vom damaligen Lehrer Sebastian
P ö h l n in Schacm Unterricht im Gesang und - Guitarrespiel,
wobei der vierjährige Josef gewöhnlich zusah und zuhörte.
Hier zeigte es sich nun bald, daß der geweckte, muntere Knabe
für Musik weit empfänglicher war, als seine Schwestern. Pöhly ,
ein geborener Tiroler , erkannte das offenbare Musiktalent des
Knaben uud riet dem Vater dringend, denselben musikalisch
ausbilden zu lassen, wozu dieser endlich seine Einwil l igung gab.
Der Lehrer unterrichtete von da ab seinen lernbegierigen Schüler
in den Anfangsgründen des Klavierspieles, wobei der Kleine
so überraschende Fortschritte machte, daß ihm der Vater bald
einen kleinen aufrechtstehenden F l ü g e l ' ) von Wien kommen
ließ zur größten Freude des überglücklichen jungen Musikers.
Bisher waren nämlich die Unterrichts- und Uebungsstnnden
an dem dürftigen Klavier (Harpsichord) des Lehrers abgehalten
worden.
Auf Anraten Pöh ly ' s ließ der strenge Vater Rheinbergers
diesen die Tonleitern täglich viele Male spielen und wenn dies
zufriedenstellend durchgeführt war, wurde eine kleine Geld-
belohnung hierfür auf das Klavier gelegt. Der Schüler ge-
wöhnte sich hierdurch an energisches, möglichst vollkommenes
Neben; das erhaltene Geld aber wurde zur Erwerbung neuer
Musikalien aufgespart.
Nach zweijährigem Unterrichte weihte Pöhln den eifrig
weiterstrebenden Eleven mittels einer leichtfaßlichen Methode
auch in die Geheimnisse der Musiktheorie ein und regte so
dessen Schaffensdrang noch mehr an. Das Klavierspiel wurde
fleißig fortgesetzt und zugleich damit das Orgelspiel verbunden;
freilich entsprach das kleine zur Verfügung stehende Orgel-
werkchen nur wenig auch den bescheidensten Ansprüchen. I n -
des machte Josef dennoch im Orgelspiel derartige Fortschritte,
daß der s i e b e n j ä h r i g e Knabe im Jahre 1846 den Organisten-
dienst in der Kirche zu Vaduz, wo gerade ein befähigter Orga-
nist fehlte, übernehmen konnte und denselben zur vollen Z u -
friedenheit des etwas musikkundige.n Pfarrers Josef Anton
Dieser Flügel steht dermale» noch in Vaduz bei seinen Ver-
wandten und Erben im sogenannten „roten Hnuse" Nr. 105 und wird
wohl als kostbare „ R e l i q u i e " erhalten bleiben.
— 169 —
Wolfinger und der gesamten Gemeinde versah. D a aber die
Beine des jugendlichen Organisten die Pedaltasten der neubc-
schafftcn Orgel ') nicht erreichen konnten, so fertigte ihm ein
Kirchenchorsänger (Ferdinand Lampert, vieljähriger, wohl-
bekannter W i r t auf dem Schloß zu Vaduz), der zugleich ein
geschickter Schreiner war, einen entsprechend hohen Pcdalauf-
fntz an, und so ging dann das Pedalspiel ganz gut. Dieses
HilfSpedal hatte seinen Platz auf der Orgelempore in der
kleinen alten Kirche bis zu deren Abbruch im Jahre 1873,
wobei es abhanden kam und leider nicht wieder aufgefunden
werden konnte.
Die Gemeinde war bald stolz auf ihren kleinen Orga-
nisten, der schon auf dem Gebiete der Komposition sich ver-
suchte und kleine Lieder, Verfette», sowie eine dreistimmige
Vokalmesse mit Orgelbegleitung fü r seinen Kirchenchor schrieb,
was Aufsehen in Vaduz und der ganzen Umgegend erregte.
B i s zum Bischof von Chur drang die Kunde von dem wunder-
bar begabten jungen Musiker, und der hochwürdige Herr ließ
Josefs Vater, der f rüher im bischöflichen Verwaltungsdienste
mithalf, einladen, ihm den Sohn vorzustellen, welchem Ver-
langen gerne entsprochen wurde. M a n führte Joses in den
Dom, woselbst ein L a l v s RsZIng. fü r 4 Männers t immen mit
obligater Orgelbegleitung auflag. Der Kleine übernahm die
Begleitung und der musikliebendc hochwürdige Herr stimmte
mit einigen Klerikern den Gesang an; doch schon nach wenigen
Takten sprang der Knabe, vergessend, wen er vor sich hatte,
von seinem Sitze auf und rief entrüstet: „Aber, Herr Bischof,
S ie singen ja falsch!" F ü r sein Können und den an den Tag
gelegten Freimut wurde der hocherfreute Musiker und Kritiker
von dem Bischof mit einem Dukaten beschenkt.
, Die beengten Verhältnisse sowie die abgeschiedene Lage
seines kleinen Heimatsortes waren fü r die Entfaltung des
jungen aufkeimenden Talentes wenig günstig, da die Gelegen-
heit, g u t e Musik zu hören, fehlte. Gegen minderwertige Musik
aber hatte. Josef schon damals eine kräftige Abneigung ; denn
)̂ Zur.Beschaffung dieser neuen Orgel wirkte Vater Rheinberger
wesentlich mit ; er hatte s. Z. ein diesbezügliches, bindendes Versprechen
gemacht und es treu gehalten.
— 170 —
er warf zur Winterszeit einige ihm durchaus nicht zufügende
Messen von Franz Bühler , dessen Kirchenkompositionen s, Z .
weite Verbreitung gesunden hatten, während des Gottesdienstes
in die Glu t des neben ihm stehenden Kohlenbeckens, welches
ihm zur E r w ä r m u n g seiner frierenden Finger in der kalten
Kirche diente. Glücklicherweise hatte dieser kecke Entschluß fü r
ihn keine üblen Folgen.
Endlich kam aber für den jungen Musiker ein wahres
Freudenfest, als am Cäcilientage, 22. November 1818,
einige kunstbeflissene Dilettanten aus dem nahen Feldkirch
(Oesterreich) nach Vaduz kamen, um da im Gasthaus zum
Adler zu musizieren. Der Knabe durfte dem Primgeiger die
in einem Kästchen verschlossene Violine in den S a a l tragen
und hatte daselbst Gelegenheit, zum erstenmale ein sehr gut
ausgeführtes Mozart'sches Streichquartett zu hören, worüber
er fast überglücklich sich sühlte und seinem Entzücken gegenüber
den ausführenden Musikern wiederholt Ausdruck gab. Aber
dieses Ereignis bildete auch zugleich den entscheidenden Wende-
punkt in seinem Leben. Denn als vor Beginn des Spieles der
erste Violinist, Kamernlbeamter Schrammel, ein trefslicher
Geiger, seine Violine stimmte, sagte der dabeistehende Josef
sogleich: „ I h r ^ klingt gerade wie das L auf meinem Klavier ,"
was den Herrn außerordentlich frappierte. Nach beendeter
Produktion überzeugte sich Herr Schrammel im elterlichen
Hause Josefs von der Wahrheit dieser Behauptung und
fand, daß der kleine Flügel wirklich einen halben Ton tieser
stand, als das ^ seiner Geige. Aus dem seinen musikalischen
Gehör des Kunden, seinem Entzücken über das gehörte Quar -
tett und seinen bisherigen Fortschritten — Joses spielte auf
dem Flügel vor, wobei Schrammel nicht nur die. ungewöhn-
liche Fertigkeit, sondern ebenso den musikalischen Ausdruck
des Spielenden bewunderte — erkannte Schrammel das hervor-
ragende Musiktalent- des Knaben und forderte den Vater auf,
ihm seinen Sohn-zu weiterer musikalischen Ausbildung zu über-
lassen. Zudem erklärte er sich bereit, denselben in sein Haus
in Pension zu nehmen und die Aussicht über dessen weitere
Erziehung und Fortbildung in der Musik zu führen. Endlich
willigte der Vater in dieses noble Anerbieten ein, jedoch nur
— 171 —
unter der Bedingung, daß der Sohn das Organistenamt in
Vaduz deshalb nicht ausgeben dür fe ; dazu gehörte auch die
Einübung der Kirchengesänge mit dem Chorpersonal. Nachher
kam dann der kleine Organist jeden Abend vor einem S o n n -
oder Feiertage von Feldkirch nach Vaduz, um seiner Verpflicht-
ung als Organist zn genügen. Dies aber war des weiten
Weges — über 3 Stunden — und der nicht selten ungünstigen
Witterung wegen keiue geringe Leistung. D a der Wanderer,
als er in Feldkirch wohnte, öfter an Heimweh litt, so über-
wand er diese Reisestrapazen leicht; es ging ja der lieben Hei-
mat zu. A n den Samstagen machte er den Weg ins Eltern-
haus öfter in Gesellschaft des Vaduzer „ F l e i s c h b o t e n " ,
welcher an diesem Wochentage jedesmal nach Feldkirch kam
und einen kleinen mit einem Esel bespannten und mit Fleisch
und anderen Waren belndcnen Wagen nach Hause führte .
M i t dein Nötigen an Kleidung, Wäsche ?c. 2c. versehe»
und guten Lehren über sein ferneres Verhalten von der be-
sorgten Mutter ausgerüstet, zog Josef nach Feldkirch, wo er
von Schrammel freundlich empfangen wurde. Den Haushalt
führte diesem etwa 30 Jahre alten, lcdigen Beamten seine Mutter.
Den weiteren Unterricht, hauptsächlich in der Harmonie-
lehre, erhielt Rheinberger von den? Chorregenten Phil ipp
Schmutzer in Feldkirch, der seine Musikstudien am Konser-
vatorium in P rag gemacht hatte und das Violoncell mit V i r -
tuosität spielte. I m Klavierspiel übte Josef sich ebenfalls eifrig,
manchmal auch auf der Orgel in. der'Stadtpfarrkirche. Der
strenge Lehrer und der ernste, äußerst fleißige Musikzögling
paßten, gut zusammen; letzterer machte auch hier rasch die er-
warteten Fortschritte in seiner Kunst. Unterstützt wurde er iu
diesem Streben von seinem Gönner Schrammel, der gewöhn-
lich abends auf seiner Violine spielte und den Josef hiezu auf
dem Klavier begleiten mußte, wobei ihm entweder eine O r -
chcsterbaßstimme vorgelegt wurde, oder er frei improvisieren
konnte. Durch diese Uebung der musikalischen Geistesgegenwart
und Erfindung ward seine Auffassung so geschärft, daß er
schließlich mit großer Leichtigkeit das Accompngnement fand
und durchführte.
— 172 ^ -
D a befand sich nun der jnnge Kunstbeflissene in seinem
Lebenselemente; nur mangelten ihm noch die Werke der Klassiker.
Mozarts,-Bethovens, Bachs Werke waren damals schwer-auf-
zutreiben, zumal in solcher Abgeschiedenheit. Doch lebte zu dieser
Zeit in Feldkirch ein -Mann, welcher im Besitze solcher Werke,
besonders der Bach'schen, sich befand und helfend eintrat. Dies
war Nikolaus Moritz, f rüher Oberlehrer ') an der k. k. Muster-
hauptschule in Innsbruck, der als Pensionär seine alten Ruhe-
tage in Feldkirch verlebte. E r war selbst guter Musiker und
gab aus seinem Notenschrcin hie und da ein Heft Bach- an
Josef ab und wenn dieser ihm den Inha l t des Heftes aus-
wendig vorspielen konnte, erhielt er̂ ein anderes. S o wurde
vom Leichteren zum Schwerereu fortgeschritten und der Schüler
lebte sich uach und nach ganz in Bach und Bach'sche Formen
ein.-Moritz besaß selbst ein ordentliches Klavier und lud-den
kleinen Künstler öfter zu vierhändigem Sp ie l ein. Dieser ver-
gaß die Gunst des alten Herrn nicht und beehrte denselben
später jedesmal mit einem Besuche, wenn er in den Ferien
.von München über Feldkirch nach Hause reiste, was Moritz
stets recht sreute. Ebenso hielt er es diesbezüglich mit seinem
Lehrer Schmutzer und dem Gönner Schrammel.
Oefters hatte unser junger Meister Gelegenheit, hier bei
verschiedenen Veranlassungen in Konzerten 2c. 2c. als Pianist
seine Kunstfertigkeit zu zeigen, die allgemein Bewunderung er-
regte. Be i einem im Jahre 1849 von dein aus Frankreich
zurückkehrenden Komponisten M a t t h ä u s Nagiller veranstalteten
Konzerte lernte dieser den mitwirkenden Josef kennen und er-
kannte sofort das nicht gewöhnliche Talent des 10 jährigen
Knaben. E r reiste eigens nach Vaduz und suchte den Vater
Josefs zu bestimmen, seinen Sohn am Konservatorium in
München iveiter ausbilden zu lassen.
Nach genossenem ^ j ä h r i g e n Unterrichte — 1849 u. 1850
— in Feldkirch kehrte Rheinberger in die Heimat zurück. Hier
wurde fleißig weiter musiziert. -Auch die schon vor seinem Ab-
gang nach Feldkirch bei dem fstl. Hoskaplan Johann Franz Fetz
in Vaduz frequentierten Privatstunden in Religion, deutscher
I) Nicht „G u m n a s i a l l e h r e r", wie er in anderen Berichten und
in dem Tngebuchc der Frau Rheinberger genannt ist.
— 173 —
Sprache lind in den Anfängen der lateinischen und französischen
Sprache, sowie Geographie und Geschichte wurden-wieder auf-
genommen und das Lernen auf diesen Gebieten ward eifrig
fortgesetzt. Diesem seinem Lehrer gegenüber erwies sich der
Schüler stets bescheiden,- ernst und dankbar, ebenso seinen
anderen Lehrern, besonders aber Pöh ln , dem er es zu danken
hatte, daß sein Talent ü b e r h a u p t und r e c h t z e i t i g entdeckt
ward und er auf diese ruhmvolle Lebenslaufbahn geführt
wurde. Zeitlebens blieb er demselben durch Wort und T a t
dankbar und dehnte dies noch aus dessen Witwe aus.
Einiges aus Josefs Jugend ist hier nachzutragen. Noch
vor dem schulpflichtigen Alter beschäftigte sich der Knabe viel-
fach beim Hausbau seines Onkels Johann (gewöhnlich nur
Hans genannt) Rheinberger, dessen besonderer Liebling er war.
Einst stieg er auf einer Leiter bis zum Hausdach empor und
stürzte samt derselben herab, glücklicherweise auf eiuen unten
befindlichen Sandhaufen, so daß er ohne Schaden davon kam
bis auf eine ihm für sein ganzes Leben bleibende Narbe in-
mitten der Stirne. D a er später wieder einmal auf die U n -
glücksstätte gehen lvollte — er machte zum Behufe dessen gegen-
über dem Vater eine unwahre Augabe — ertappte ihn dieser
und unter seinem zürnenden Aus ru f : „Ich w i l l dir das Lügen
austreiben!" sauste eine Salve nieder auf den fugendlichen
S ü n d e r , so wirksam, daß dieser von da ab nicht mehr log. Es
war dies fü r Josef das erste und letzte so fühlbare Merk-
zeichen väterlicher Gewalt. I m Herbste des Jahres 1844 konnte
der Kleine dem Dränge , ein „Schulbub" zn werden, nicht mehr
widerstehen, trotzdem der Vater nicht zugeben wollte, daß das
kleine, fünf jähr ige Bübchen sich schon auf die Schulbank setze. E r
trat in die Volksschule des Ortes ein und kam hier ganz gut
vo rwär t s .
I n der Christnacht 1846 hatte er beim Gottesdienste die
ihm noch ungewohnte neue Orgel zu spielen und bat den Vater,
an seiner Seite zu bleiben, damit alles gut ginge und die
Registrierung entsprechend besorgt werde, was so geschah.
Seine Gedanken waren aber auch bei dem Christkindchen, von
dem er die erbetene Gabe, eine Messe in „^c lu i^ , erhoffte. Dem
Esel des Christkindchens legte er abends Heu und etwas Sa l z
— 174 —
in die Stallkrippe. A l s er morgens nachsah, waren Heu und
Sa l z verschwunden, dagegen lag die ersehnte Messe nn Or t
und Stelle. „Glückselige Kinderzeit!" ,sügt die Versasserin des
Tagebuches über Jvsefs Jugend hier noch hinzu.
F ü r die Tonart ^clur hatte schon der kleine Künstler
uud später der gcrcistere eine gewisse .Vorliebe. S ie schien dein
Knaben die freundlichste und lieblichste zu sein. Wie oft hörte ich
an Sommerabenden des Jahres 1858 und 1859, wo er seine
Ferien in Vaduz zubrachte, ihu das liebliche ^nelants ti'ÄncMllo
in ^.cwr aus Mendclssons III. Orgelsonate spiele». Auch der
erste und letzte Chor seines Werkes „der Stern von Bethlehem"
geht aus ^.clur.
Lob suchte der Knabe nicht und wich demselben möglichst
aus. Wenn Leute ins Elternhaus kamen, um „Rentmeisters
P c p i " zu sehen und spielen zu hören, war er gewöhnlich nicht
zu sinden. I m Gezweige einer nahen Buche, die rasch er-
klettert wurde, oder im Gebüsch der ans Haus anstoßenden
Halde hielt er sich versteckt, bis der ihm.unbequeme Besuch
sich entfernte. Dieser schöne Charakterzug geht durch sein
ganzes Leben, obgleich es ihm an Selbstbewußtsein nicht
mangelte. E r vermied es, von sich und seinen Taten zu reden.
A l s Knabe war er heiter, lebensfroh, ein behender Kletterer
und guter Läu fe r , ein Freund der herrliche» Natur seiner
Heimat, stets sehr fleißig; ein gewisser Ernst war ihm dabei
doch schon eigen, der sich im späteren Leben mehr geltend
machte.
Die Zeit zu Josess weiterer Ausbildung rückte heran.
Nach längerem Zögern willigte der Vater ein, daß der Sohn
Berufs-Musiker werden und am Konservatorinm in München
weitere Studien inachen solle.- Der Abschied von den lieben
Eltern und Geschwistern, dem lieblich gelegenen Heimatsorte
nnd dem prächtigen, kleinen Gebirgslande Liechtenstein fiel
ihm wohl nicht leicht. M i t den Segenswünschen der Scinigen
und unter Begleitung seines älteren Bruders Peter, damals
Leutenant im liechtensteinischen Bnndeskontingent, reiste der
12>/2-jährige Knabe cmfa»gs Oktober 1851 »ach Mimchcn.
D a erhielt er von 1851—1854 Unterricht durch die ausge-
zeichnete!, Professoren L e o n h a r d im Klavier, den berühmten
— 175
Virtuosen und Komponisten Johann Georg H e r z o g im Orgel-
spiel und J u l i u s Josef M a i er, den gelehrten Konser-
vator der reichen musikalischen Abteilung der Münchner B ib l io -
thek, im Kontrapunkt und in-der Komposition. Alle drei nahmen
sich mit Freuden ihres lernbegierigen, reichbegabten Schülers
an. Besonders letzterem Lehrer aber verdankt Rheinberger
wohl seine spätere, großartige Vollendung im Kontrapunkt.
Auch außerhalb der Anstalt fand der Knabe rege Fö r -
derung, besonders seitens des Nniversitätsprofessors v. S c h a f -
h ä u t l , eines vielseitig gebildeten Mannes, der noch zudem ein
warmer Freund nnd respektabler Kenner der Musik und deren
Litteratur war. Dieser erhielt 1853 den Auftrag, als Mini f te r ia l -
prüfungs-Kommissär bei dem Examen des kgl. Konservatoriums
zu funktionieren, behufs Erstattung eines eingehenden Be-
richtes über genannte Anstalt. E r erfreute sich an den frischen
und sicheren Antworten, Klavier- und Orgelvorträgen des
jungen Künstlers. Auf seine Anfrage, ob einer der Kandi-
daten über ein gegebenes Thema eine vierstimmige Fuge auf
der Orgel improvisieren könne, antwortete Rheinberger frisch
und keck: „ Ich kann's!" Se in Lehrer im Orgelspiel, Herzog,
sagte: „Nein, das kannst D u uicht!" Ersterer blieb aber bei
seiner Behauptung; Schafhäut l notierte das Thema, legte es
auf das Notenpult, und der Schüler löste seine Ausgabe mit
Kühnheit und Glückt) Der erfreute Professor regalierte nach
beendigtem Examen den Glücklichen uud beschenkte ihn mit
einer Mozartbiographie und einem „Arm vo l l " wertvoller
Musikcilien. Schafhäut l ' s Haus und seine sehr reichhaltige
Bibliothek standen Rheinberger von da ab stets offen; auch blieb
Schafhäut l zeitlebens der Gönner , treueste Freund und Berater
Josefs,- was nicht wenig zu dessen Geistes-, Herzens- und gesell-
schaftlicher Bi ldung beitrug. Nheinberger's seltenes, außerordent-
liches Musiktalent, sein eiserner Fleiß und sittlicher Ernst —
der Grundzug seines ganzen Lebens — ermöglichten es, daß
er 1854 sein Schlußexamen am Konservatorium - sowohl im
Klavier- und Orgelspiel als auch in Kontrapunkt und Kom-
position glänzend bestand, wofür Zeugnisse noch vorhanden
Rheinberger erzählte mir 1858 in Vaduz diesen Vorgang selbst,
fügte aber bei: „ J e t z t würde ich dasselbe nicht mehr w a g e n . "
— 176 —
sind. Eine heitere Episode ans der ersten Zeit seiner Studien
mn Konservatorium soll hier noch erwähnt werden. Auf.einem
seiner Gänge zu oder von dieser Lehranstalt wandelte ihn in
der Nähe des Krankenhauses, wo Baumanlagen sich befanden,
die alte, in der Heimat oft befriedigte Lust des Baumkletterns
wieder an, wobei er von einem Gendarm ertappt und verfolgt
wurde. Doch der schnellfüßige Junge war im Laufen dem
ihm nacheilenden Diener der hl . Hermandnd weit überlegen,
und diesem blieb das Nachsehen. Weitere Ausbildung in
der Kompositionslehre und im klassischen Schaffen erhielt er
durch deu königl. Generalmusikdirektor F r a n z L a c h n e r , den
'Meister klassischer Musik und Dirigenten der herrlichen Ode-
onskonzerte und Opernauf führnngen .
V o n 1855—1859 lebte Rheinberger als Musiklehrer in
München; denn 'zur Gewiuuung seines Unterhaltes mußte er
auch Privatunterricht erteilen, wobei er von einigen dürftigeren
Schülern nur eine ganz geringfügige Vergütung annähn?.
Nebenbei fungierte er als Organist an der S t . Michaelshof-
kirche, deren gewaltiges Orgelwerk der kleine, schinächtige „ S e p -
perl" zum Erstaunen der Kirchenbesucher meisterte wie ein
„Großer" . J i i , 20. Lebensjahre stehend, erhielt er 1859 feste
Anstellung am königl. Konservatorium zu München als Lehrer
des Klavierspiels an Stelle des nach Dresden übersiedelten
Professors Levnhard, und im folgenden Jahre wurde er an
der gleichen Anstalt zum Professor des Kontrapunktes und der
Komposition ernannt. Jetzt stand der junge Meister am Ziele
seii?er Wünsche, frühzeitig selbständig zu sein nnd ein Lehramt
zil bekleiden, und besand sich nun ganz in seinem Elemente.
A l s Lehrer war er ernst und strenge, dabei doch wohlwollend
gegenüber seinen Schülern, welche ihm mit Hochachtung
begegneten. Durch sein sicheres Auftreten, Wissen und
Können, seine Pünktlichkeit, sowie seinen sittlichen Lebensernst
erwarb er und erhielt sich die zum erfolgreichen Wirken
im Lehramte so nötige Autori tät . Unerbittlich verlangte
er von seinen Schülern vollendete Einübung der aufge-
gebenen-Pensen, hielt mehr auf musikalisches Verständnis und
richtigen Ausdruck im Vortrag des zu spielenden Stückes, als
auf brillante Technik, über welche er selbst doch unbeschränkt
— 177 —
verfügte. . „Die Methode dieses großen Pädagogen war die
einfachste von der Welt, ihr Geheimnis das der mittelalter-
lichen Bauhüt ten , der großen Schule der Renaissancen s t r enge
A r b e i t u n t e r des M e i s t e r s A u g e n " , sagt einer seiner
Schüler. Rheinberger w u ß t e was er w o l l t e und w o l l t e
was er w u ß t e . Wenn Zöglinge mit unreifen Kompositions-
versuchen hervortraten, wurde ihr Dünkel von dem strengen
Meister gewöhnlich scharf abgeführt. Aber trotz der großen
Strenge, welche mitunter auch mit einer Dosis Sarkasmus ge-
würzt war, zog Rheinberger immer mehr Schüler aus aller
Herren Länder an sich; mehrere Hunderte saßen zu den Füßen
des unübertroffenen Meisters des Kontrapunktes und trugen
das da Errungene hinaus in die Welt , selbst über den atlan-
tischen Ozean, wo unser Meister sast mehr gefeiert wurde und
wird, als bei uns herüben. Viele dieser Schüler nehmen als
ausübende Künstler, Dirigenten und Komponisten bevorzugte
Stellungen ein. I m J ä h r e 1864 erkor sich ihn der Münch-
ner Oratorienverein, dessen Repetitor er seit Gründung dieses
Vereins, 1854, gewesen war, zu seinem Dirigenten. Gleich-
zeitig ward er zum Repetitor an der königl. Hosoper ernannt.
1867 erhielt er den Ti te l königl. Professor und Lehrer des
Orgelspiels und Kontrapunktes an der nenorganisierten Musik-
schule. 1877 ward er zum k. Hofkapellmeister und Dirigenten
der k. Vokalkapelle befördert.
Jetzt sah er sich an die Spitze eines der ersten Kirchen-
chöre Deutschlands gestellt, und konnte nun der Kirchenmusik,
wozu Begabung und Neigung schon von Jugend an ihn so
mächtig zogen, sich mehr zuwenden, zumal er auch seit dieser
Zeit die Kirchenmusik in der Allerheiligenhofkirche leitete.
Die erste Tat des Meisters in-dieser nenen Stellung war
die Komposition einer h e r r l i c h e n ach t s t immig-en M e s s e ,
welche er S r . Heiligkeit dem Papst Leo XIII . widmete, was
ihm die vollste Anerkennung sowie die mittels päpstlichen Bre -
ves erfolgte Ernennung zum Ritter des Gregor-Ordens ein-
trug. Auch mit anderen Auszeichnungen wurde Rheinberger
reichlich bedacht. Seit 1894 war er Ritter des Verdienstordens
der bayerischen Krone, als welcher er Anspruch aus den per-
sönlichen Adel hatte, wovon er aber keinen Gebranch machte;
— 17.8 —
seit 1877 Ritter erster Klasse (älterer Ordnung) des S t . Michaels-
ordens, Mitglied des Kapitels des Maximiliansordens fü r Wissen-
schaft und Kunst; 1899 ernannte ihn die Universität München
zum Ehren-Doktor; dann erhielt er den Ti te l „Geheimer Rat"
und bei seiuer Pensionierung, 1901> ivurde ihm der S t . Michaels-
orden zweiter Klasse (neuerer Ordnung) verliehen. Z n m kor -
r e s p o n d i e r e n d e n M i t g l i e d e ernannten ihn die Akademien
zn Pa r i s und Florenz. Die Ernennung zum E h r e n m i t g l i e d e
erhielt er von der k. Akademie in Be r l i n und dem Konserva-
torium in Prag , dann von 28 verschiedenen Vereinen dies-
und jenseits des atlantischen Ozeans. Diese vielen, wohlver-
dienten Ehrungen mögen ihn wohl angenehm berührt haben,
führten ihn aber nicht zur Uebcrhebung.
1877 erging an unsern Meister der außerordentlich ehren-
volle Ruf zur Uebernahme der Direktion an dem neugegrün-
deten Konservatorium in Frankfurt a. M . , den er aber, mit
Rücksicht auf sein ihm als zweite Heimat so lieb gewordenes
München, ablehnte.
Trotz seiner vielen verantwortungsvollen Aemter, seiner
angestrengten Lehrtätigkeit und anderen Verpflichtungen fand
der große Meister noch Zeit zu einer überaus fruchtbaren
nmsikalischen Produktion. Seine zahlreichen Kompositionen
zeichnen sich sämtlich aus durch eine strenge und abgeklärte
musikalische For in sowie durch tiefen Stimmungsgehalt. Diesen
letzteren bezeichnet einer seiner Schüler a l s : B c s c h ä n l i c h keit,
i n i l d e W ä r m e , s c h l i c h t e , m ä n n l i c h - i n n i g e E m p f i n d -
u n g e n , welche wertvolle Gaben er aus seinem stillen Vater-
orte, seiner Bergheiinat uud seiner Jugend ins fernere Leben
mitgenommen hat. Manche Stellen aus seinen Kompositionen
muten uns an, als wollte deren Schöpfer uns erzählen von
feinem romantisch-schönen Heimatlands, dem herrlichen Rhein-
tal, seinen Bergen uud Burgen , von warmer Frühl ingssonne
bestrahlt. Die gedrückte:? Werke des Meisters, worunter viele
von großem Umfange, erreichen nach einem gedruckten Ver-
zeichnis die Z a h l 196. Ungedruckt gebliebene Jugendarbeiten
beliefen sich im Jahre 1853 schon ans 124, darunter zahlreiche
große Vokal- und Jnstrumentalstücke.
— 179 —
Rheinberger arbeitete nicht nur nngemein viel, sondern
mich sehr rasch; seine Zeit war streug eingeteilt; jede Stunde
hatte ihre Arbeit; keme Stunde giug ungenützt vorüber ; sein
Leben war überhaupt ein Leben nach der Uhr. Daraus erklärt
es sich, daß er so vieles zu leisten vermochte. Doch mag er
dabei an seine Arbeitskrast öfters zu hohe Anforderungen ge-
stellt, besonders im vorgerückten Alter sich zu wenig geschont
haben, woraus sich seine nervöse Reizbarkeit, worüber er sich
mir gegenüber schon im Jahre 1859 beklagte und sie auf Ueber-
arbeitung zurückführte, erklären, läßt, und die auch mit an
feinem Lebensmark nagte. )̂
Auf sämtlichen Gebieten der musikalischen Komposition
schuf Rheinberger Kunstwerke, hauptsächlich süßend auf seinen
zu Vorbildern gewählten Meistern S e b a s t i a n B a c h , M o z a r t ,
B e e t h o v e n , M e n d e l s s o h n uud S c h u b e r t ; besonders
Bach, dessen strengen S t i l er sich vollkommen aneignete, war
sein Ideal . Seine Musikwerke sind nicht f ü r die große Masse
geschrieben, sind daher nicht populär — im gewöhnlichen Sinne
— geworden, stehen auch den meisten Dilettantenmusikern sern.
Der m o d e r n e n M u s i k , f rüher vielfach Z u k u n f t s -
m u s i k genannt, anfänglich dnrch Wagner nnd Liszt vertreten,
stand Rheinberger grundsätzlich fremd gegenüber und ist auf
diesem Standpunkte bis zu seinem Lebensende geblieben, ohne
aber seine Schüler je durch ein Wor t gegen diese ihm un-
sympathische musikalische Richtung zn beeinflussen; es hätte
dies seinem edlen S i n n und Charakter widersprochen. E r
wollte die Ind iv idua l i t ä t seiuer Schüler nicht antasten. Möchte
dieses Vorgehen überall Nachahmung finden! Diesen Standpunkt
zur modernen Musik mußte er einnehmen und festhalten, sonst
wäre er nicht der geblieben, der er sein wollte und war : der
Vertreter der Klassizität.
Auf alle Gebiete, der Musik erstreckte sich Rheinbergers
litterarische Tätigkeit. E r schrieb, Klavierstücke, Streichquar-
tette, Orchesterparticn, Chorwerke, Opern, Lieder, Männerchöre,
i) Seine Nichte, Fräulein Olga Rheinberger, welche lange Zeit bei
ihm in München verweilte, sagte mir zwar, er habe regelmäßig für
Komposition . nur abends von S—7 Uhr gearbeitet. Sein Schreibtisch
befindet sich noch bei seinen Verwandten im „roten Haus" zu Vaduz.
— 180 —
Orgelmerke und Kirchenmusik. Die K i n d e r l i e b e r (op. 152)
sind als besonders gelungen zu bezeichnen; viele seiner frischen
M ä n n e r chöre erfreuen sich meiter Verbreitung. Seiue Vokal-
kompositionen zeichneil sich durch die Kunst sanglicher S t i m m -
führung, sowie durch Fluß und Wohlklang vorteilhaft aus.
Nur einige seiner Werke können hier noch namhaft gemacht
werden. Ich nenne das L s - c l u r - Q u a r t e t t für Klavier,
die Ouver türe zu Schillers „ D e m c t r i u s " / das symphonische
Tongemälde „Wal lens te in" , die Chorwerke „Chris tophorus"
und „Mout for t " , die „Rosen von Hildesheim"; die Opern:
„Die sieben Raben", „Des T ü r m e r s Töchterlein". I m dra-
matische-? Schaffen lag Rheinbergers Stärke nicht; diese zeigte
er in hervorragendster Weise ans dem Gebiete der Orgelkom-
positionen. Hier konnte der Meister — selbst, eil? tresslicher
Orgelvirtuos lind wahrer Künstler im Vortrage — sein emi-
nentes kontrapunktisches Wissen und Können in vollstem Maße
zur Geltung bringen. Außer mehreren kleinerei? Sachen für
Orgel schrieb der Meister 2 0 O r g e l s o n a t e n , darunter die
grandiose in (ZIS7M0II (op. 175), sowie 2 O r g e l k o n z e r t e und
wirkte bezüglich ersterer wirklich bahnbrechend. Einer seiner
früheren Schüler , Sander, nennt ihn den V a t e r der
O r g e l s o n a t e , die er läuterte von den süßlichen, schwächlichen,
orgelwidrigcn Zügen, welche seine Vorgänger an diesen Gebilde!?
noch geduldet hatten.
V o m 28. bis 30. März 1874 wurde das Stillebei?, des
Ortes Vaduz aus eine angenehme Weise unterbrochen; dem?
da war uns Gelegenheit geboten, Rheinberger als Orgelvirtu-
osen zu bewundern bei Uebernahme der neuen Orgel, ivozn
derselbe seitens des hochsinnigcn Landesfürsten Johann II. ')
eigens von München hierher berufen worden war. Das herr-
liche Werk, dessen Disposition Rheinberger und der Orgelbauer
Steinmeycr von Oettingen a. R . in Baiern entwarsen, hat 3
Manuale und 33 klingende Register. A n genannten 3 Tagen,
besonders aber .am 30. März , beim eigentlichen Orgelkonzerte,
welches von Ortsbewohnern und Auswär t igen zahlreich be-
sticht war, setzte er die Zuhörer in Erstaunen durch die Majestät
l) Der edle Fürst hat aus eigene Kosten das kunstvolle Orgelwerk
erbauen lassen.
— 181 —
des vollen Werkes mit seiner Fülle und Gewalt, seinem Glanz
und den donnernden gigantischen Bässen, dann in andächtige
St immung mittels der zarten Register, deren Töne wie aus
-einer überirdischen Welt herniederklangen. Bezüglich dieses
Werkes äußerte sich Rheinberger gegen mich: sie, hätten in
München zwar größere Orgeln, aber keine, welche die Vorzüge
der Vaduzer Orgel in sich vereinige. ,
Schließlich noch einige Worte über Rheinberger's Kirchen-
musik. Diese lag ihm vor allem schon von Jugend auf sehr
am Herzen und es blieb ihm diese Vorliebe zeitlebens. E r
war eine tiefreligiöse und kirchlich strenggläubige Persönlichkeit,
ebenso auch seine Gemahlin, mit welcher er sich — sie war
Witwe — 1876 verehelichte. Aus innerer Nötigung schrieb er
deshalb Messens Hymnen, Motetten 2c. 2c. in nicht geringer
Anzahl. Oben schon wurde die große 8-stimmige, dem Papste
gewidmete Messe genannt. Weiter sei erwähnt ein Ltg.dg,t Nat6i'
und das unter Anlehnung an die Kirchenmusik im 16. und 17.
Jahrhundert (Palestrina-Stil) komponierte Requiem, wohl die
beste seiner in dieses Fach gehörigen Leistungen.
Bezüglich seiner Kirchenkompositionen hatte Rheinberger
von den strengen Cäcilianern manche Anfechtungen zu erleiden,
namentlich hinsichtlich der Textbehandlung. Besonders eine
streng abfertigende Kritik des Cäcilianers Wit t über in dieses
Fach einschlagende Rheinberger'sche Arbeiten verletzte ihn tief.
A l s Kirchenkomponist wurde Kaspar Ett von R. sehr hochge-
schätzt. Günstigen Einf luß auf des Meisters Schaffen übte
dessen fromme, künstlerisch veranlagte, künstlerisch und musi-
kalisch gebildete, auch mit allgemeiner Bi ldung und namentlich
Sprachkenntnissen reichlich ausgestattete Gattin Frcmziska Rhein-
berger — sie pflegte unter dem Namen Fanny v. Hoffnaß als
Dichterin .in die Oeffentlichkeit zu treten —, indem sie die
Texte zu vielen seiner größeren und kleineren Tonschöpfungen
dichtete, z. B . „Christophorus", „Monitsort", „Toggenburg" ,
„Der Stern von Bethlehem" 2c. 2c. Auch regte fie ihn sonst
vielfach zu neuen Leistungen an. Z u seinem größten Schmerze
wurde ihm die edle, treue Lebensgefährtin am 31. Dezember
1892 durch den Tod entrissen^ Den Seinen und der alten
Heimat bewahrte Rheinberger stets liebende Anhänglichkeit.
12
Nachdem sein Vater in den Ruhestand getreten war, verließ
dieser die bisher innegehabte Dienstwohnung, Josefs Geburts-
haus, und bewohnte von da ab mit seiner Familie das eigene
im Orte weiter e inwärts stehende Haus N r . 19. D a ver-
brachte dann Rheinberger vor seiner Verheiratung gewöhnlich
ganz oder teilweise -seine Sommerferien, und, so lernte ich ihn
1858 persönlich kennen.
A n das Elternhaus grenzte ein größerer Baumgarten.
Hier saß er bei günstigem Wetter gern auf einer hölzernen
Bank im Schatten eines riesigen, alternden Birnbaumes, und
blickte hinaus in die herrliche Gebirgswelt. Manchmal konnte
ich ihm da Gesellschaft leisten, wobei nicht selten auch über
musikalische Angelegenheiten gesprochen wurde. Aus dies hier
näher einzugehen, muß "ich mir mit Rücksicht auf den mir ge-
statteten Umfang' dieser Arbeit versagen.
A n schönen Nachmittagen ging Josef öfters in Gesell-
schaft feines früheren Privatlehrers, Hofkaplan Fetz, hinauf
zum „Schloß", ' wo der köstliche „ V a d u z e r " , gewonnen aus
dem fürstlichen Rebgelände, znm erquickenden Genusse einlud,
und von wo aus man einen überraschend schönen Rundblick
genießt in das liebliche Rheintal, sowie auf dessen Bergriesen,
deren Häupter nicht selten im Sommer noch zeitweilig die
winterliche Schneekappe tragen.
Obwohl männlicher Ernst sein Hauptcharakterzug war,
so konnte Rheinberger doch in unseren Abendgesellschaften da
oben, je nach Veranlassung, mit sprudelndem Humor der unge-
trübtesten Heiterkeit sich hingeben.
I n späteren Jahren setzte er mit seiner F r a u die Besuche
in der Hemmt fort. B e i einem solchen schrieb der Meister ins
Fremdenbuch auf der Schloßwirtschaft am 26. September 1873
solgendes Gedicht:
„Ins alte Schloß zu Liechtenstein
Zog ich, ein müder Wand'rcr, ein
Nach weiter Reise Plagen.
Da perlt' ins Glas der kühle Wein —
Zum Erker sah die Sonn' herein,
Ich fühlt ' ein groß Behagen!
— -183 —
/ .> ' Gekommen ist.die Abschiedsstund', -
. .. . . Das. geben diese Zeilen kund
Und tun's dem Leser klagen.
„„Ade nun/Frau Crescentia! )̂
Aus's Jahr, dann bin ich'wiederum da,
Dies w i l l ich Euch nur sagen!"" >
Gleichzeitig schrieb daselbst auch seine F r a u ein Gedicht
ein. Die Ehegatten machten bei ihrer damaligen Anwesenheit
der Kirche in Vaduz ein sehr schöne, mit dem Bilde der hl.
Cäcilia geschmückte Fahne zum Geschenk.
1875 gab Rheinberger bei seiner Wiederkehr nach Vaduz
seinem Humor Ausdruck durch folgende Zei len :
„Zum zweitenmal da kehrt' ich ein
Hier auf der Burg Vaduz;
Der Humor könnt' nicht besser sein.
Doch die Verse sind nichts nutz!"
Dazu fetzte er die Melodie in ( l -mol l .
B u r g Vaduz, den 9. September 1875.
Josef Rheinberger aus München.
Seine F r a u fügte hinzu: „Auf Wiedersehen! Auf Wieder-
sehen!" Fanny Rheinberger.
1875 und in den darauffolgenden Jahren spielte Rhein-
berger nachmittags gerne, gewöhnlich eine Stunde, auf der
neuen Orgel während der Ferien.
Die Besuche in. der Heimat wurden immer seltener, da
der Tod in der Rheinberger'schen Famil ie größere Lücken ge-
rissen -hatte. Zwei Schwestern und zwei Brüder starben schon
f rüher ; 1873 am 4. Oktober die Mutter Elisabeth im 73. Jahre,
der Vater 1884 im 85. Jahre uud die jüngste Schwester
Amalie 1876 mit 34 Jahren. Die beiden damals noch lebenden
Brüder erreichten auch kein hohes Al te r ; und so sah er, bis
auf eine ihn überlebende Schwester ^ alle Familicnmitglieder
ins Grab sinken. S o viele Gräber seiner Lieben in der Heimat
erfüllten ihn mit tiefem Schmerz und erweckten nur traurige
') Die allbekannte und beliebte Schloszwirtin, welche auch als
Witwe die Wirtschaft noch fortführte.
-) Diese lebt als „barmherzige Schwester" im Kloster Zams in
T i ro l .
— 184 —
Gedanken und Gefühle iu ihm, wenn er dahin iviederkehrte.
Deshalb unterließ er von da ab-diese Besuche; zudem ließ seine
eigene Gesundheit allmählich manches zu wünschen übrig.
I m höher gelegenen bairischen Bad Kreuth waren früher
Rheinberger und F r a u gern gesehene jährliche Gäste. V o n da,
sowie aus den Ferien in Vaduz datieren mehrere seiner Kom-
positionen. Speziell fü r den Kirchenchor in Vaduz komponierte
der Meister 1856 ein einstimmiges choralartig gehaltenes Predigt-
lied mit beziffertem B a ß , in ernsten Akkorden fortschreitend;
dann eine 4 stimmige Messe, 1858 eine 4 stimmige Vesper uud ein
' l^n tum srg'v; später ein Offertorium, sämtlich fü r gemischten
Chor mit obligater, bewegter Orgelbegleitung. Diese Gesänge
sind früher oft und mit Vorliebe aufgeführt worden, wobei er
hie und da die Orgelpartie übernahm. Der kontrapunktifche
Fortschritt tritt namentlich in genannter Vesper ersichtlich hervor.
D a Rheinbergers Gesundheit schon seit längerer Zeit ge-
schwächt war und an der Akademie der Tonkunst, an welcher
er so viele Jahre segensreich wirkte, sich ihm unerquickliche
Verhältnisse herausgebildet hatten, denen er sich nicht mehr
anbequemen mochte, erbat und erhielt er den Uebertritt in den
wohlverdienten Ruhestand, dessen er sich nicht lange erfreuen
durfte,
Seinen künstlerischen Nachlaß,vergabte er an die Hof-
und Staatsbibliothek in München, während seine Tagebücher,
Briefe zc. zc- nach seiner Anordnung leider den Flammen preis-
gegeben wurden. Das sehr interessante Tagebuch seiner Frau ,
welches sich wesentlich mit dem Lebensgang ihres Mannes be-
schäftigt, ist zwar noch vorhanden, blieb aber bedauerlicherweise
unvollendet.
, Selten kommt es vor, daß ein Mensch uuter glücklichen
.Verhältnissen von frühester Jugend auf bis an .sein Lebens-
ende n u r der K u n s t leben kann, znmal noch an einer her-
vorragenden S tä t t e der Tonkunst und musikalischen Lebens;
Rheinberger war dies b e n e i d e n s w e r t e L o s beschieden.
Seine letzte Arbeit galt einem O r s c l o — ein lürsclo
war sein ganzes Leben —, welches er merkwürdigerweise fertig
y Nur vom 1. Oktober 1901 nn.
— 185 —
brachte bis zum „ l U t r s s u r r e x i t " ; — da entsank die Feder
seiner nun kraftlos gewordenen Hand sür i m m e r !
E i n mehrjähriges Nerven- und Lungenleiden setzte, z n
f r ü h , seinem arbeitsreichen Leben, das Z i e l . Ist damit auch
ein hellglänzender Stern am musikalischen Himmel erloschen,
seine hinterlassenen Werke werden den Glanz nicht ganz er-
löschen lassen; nicht nur e i n e s wird den geschiedenen Meister
überleben und einen dauernden Platz in der Musiklitteratur er-
halten. I n der Musikgeschichte wird sein Name in Ehren weiter
leben als der eines hochbegabten, genialen Komponisten und
Lehrers, eines durchaus lauteren, achtunggebietenden Charak-
ters, eines vornehmen, edlen Menschen, dem alles Gemeine im
Leben sowie in der Musik ferne stand.
Seiner. Mutter Wunsch, daß der Sohn sich dem geistlichen
Stande widme, ging nicht in E r fü l l ung ; Priester ist er nicht ge-
worden; aber zur Stufe eines H o h e n p r i e s t e r s m u s i k a -
l i s c h e r K u n s t ist er emporgestiegen.
Entsprechend seinem verdienstvollen Wirken im Leben,
ivurde Rheinberger mit allen Auszeichnungen auf dem süd-
lichen Friedhofe in München zur letzten Ruhestätte begleitet.
Die ganze musikalische Welt Münchens, - die hervorragendsten
Vertreter der Wissenschaft und Kunst hatten sich zusammen-
gefunden, um eine des geschiedenen Meisters würdige Trauer-
feier zu begehen. Der Verein der Studierenden der Akademie,
der Tonkunst eröffnete den imposanten Trauerzug, die Bürger -
sängerzunft , der Akademische Gesangverein, der Münchner
Oratorienverein, Generalintendant Freiherr v. Per fa l l mit dem
Lehrpersonal der Akademie der. Tonkunst, die Mitglieder der
Hofkapelle und ein langer Zug von Leidtragenden aller S t ände
von hier und a u s w ä r t s reihten sich an. Hinter dem Sarge
schritt sein Neffe. A l s der S a r g cm der Gruf t anlangte, brachte
die k. - Vokalkapelle den Chor „ S t a u b , bei Staube ruhst du nun,"
ein Werk des Verstorbenen (op. 24), zum Vortrage. Hierauf
hielt Stadtpfarrer Gallinger die Grabrede, in welcher er ein
B i l d von dem Leben und Schaffen „des hervorragenden Künst-
lers und. eines der edelsten Menschen" entwarf. Dann sprachen
noch verschiedene Personen namens von Korporationen und
— 186 —
legten Kränze auf das Grab. Kränze spendeten viele, darunter- ,
auch auswärt ige Vereine. - , ' > .
Ebenso' wird sein Name, wie der seiner F r a n , ' in geseg-
netem Andenken bleiben durch die hochherzigen Vergabungen
für wohltätige und gemeinnützige Zwecke.
Der.Heimatgemeinde Vaduz, in welcher er stets das
Bürgerrecht behielt, wendeten die Stifter 30,000 Mark zu mit
der Bestimmung, .daß die Zinsen aus diesem Kapital jährlich
zu Weihnachten an würdige Arme (vorzüglich an Witwen,
Waisen oder Kranke) verteilt werden sollen. Die St i f tung
führ t den Namen „Josef und Frcmziska R.heinberger'sche S t i f -
tung" ; sie wurde von Seiner Durchlaucht dem regierenden
Fürsten mit höchster Entschließung vom 7. November 1902
genehmigt und der Aufsicht der fürstl.' Regierung in Vaduz
unterstellt.'- -
Die Gemeindevertretung von Vaduz und wohl sämtliche
Gemeindeglieder anerkannten dankbar diese edelsinnige Z u -
weisung als „Werk echter christlicher Nächstenliebe", sowie auch
die hohen „ Idea le und. den Adel der Gesinnung der Stif ter ."
(Liechtenst. Volksblatt 1901, N r . 52). Auf Veranlassung des
Gemeinderates wurde den. 6. Februar 1902 in der Pfarrkirche
ein von der gesamten Gemeindevertretung und einer großen
Z a h l Andächtiger besuchtes- feierliches Requiem für das edle
Stifterpaar abgehalten. .
Seine zweite Heimat/ München, erhielt gleichfalls fü r
wohltätige Zwecke 100,000 Mark mit dem Beifügen, daß.Dürft ige -
ohne Rücksicht auf deren Konfession daran T e i l haben sollen.
Sämtliche Vergabungen sollen den Betrag von 250,000 Mark
erreichen. - '
Der große Meister erwies "sich gegen mich stets wohl-
wollend; zu meinem-am 17. Dezember 1891 gefeierten 50jähr-
igen Dienstjubiläum sandte derselbe mir ein Glückwunsch-Tele-
gramm. Wenn nun der im 81. Jahre stehende ehemalige
Oberlehrer und Organist in Vaduz die nicht gesuchte Aufgabe
übernahm, dem zu frühe von uns Geschiedenen eine kurze B i o -
graphie zu schreiben, so wollen die geehrten Leser meinem
Elaborat gütigst Nachsicht zu teil werden lassen."
— 187 —
Z u dieser. Arbeit siud hauptsächlich benützt worden: „Neue
Musikzeitung", Stuttgart, Leipzig 1902; „I l lus t r ier te Zeitung",
Leipzig 1901; Beilage zur „Münchner Allgemeinen Zeitung"
1901; „Liechtensteiner Volksblatt" 1901 und 1902; „Tage-
buch" der Gattin des Verstorbenen; „Eigene Erinnerungen"
— freilich ein später Nachklang — aus dem früheren viel-
fachen persönlichen Umgang mit Rheinberger; „Artikel", von
mir erfaßt, in der „Liechtenst. Wochenzeitung" 1874; „Mi t -
teilungen" von Altersgenossen Josefs und anderen Personen.
Wömische W l w bei Wendeln.
V o n
Samuel Jenny.
Mit z,vei Haseln, enttzcrttenö Abbildungen.
Vorbemerkung.
Der durch seine archäologischen Forschungen rühmlich bekannte
kaiserl. Rat v r . S a m u e l J e n n y in Hard hat im Jahre 1900 in den
„Mit te i lungen der k. Zentra'l-Kommission sür Erforschung und E r -
haltung der Kunst- und historischen Denkmale" eine interessante Studie
über die von dem 1896 verstorbenen Landesoerweserv. Stellwag in Vaduz
entdeckte und blosgelegte römische Vi l la bei Nendeln veröffentlicht. Kurze
Zeit vor seinem am 16. M a i 1901 erfolgten Ableben übermittelte Dr. Jenny
unserem Vereine über Ersuchen einen Separatabdruck seiner Arbeit und die
Clichss zur Aufnahme des Artikels in unser Jahrbuch. Wegen bisherigen
Raummangels erscheint die sehr beachtenswerte Abhandlung erst jetzt.
Unser Jahrbuch-beschüstigt sich, zwar nicht damit, Artikel, die in
anderen Zeitschristen erschienen sind, zu reproduzieren. D a der fragliche
Artikel aber ein besonderes Interesse für uns bietet und dem erst später
ins Leben getretenen historischen Verein für das Fürs t en tum Liechtenstein
vom Verfasser selbst zum Abdrucke überlassen wurde, glaubten wir diese
Arbeit unseren Lesern, von denen wohl die wenigsten im Besitze der
.Mitteilungen der Zentral-Konimission" find, nicht vorenthalten zu sollen.
Dr. S . Jenny war ein hervorragender Fachmann auf dem Gebiete der
römischen Altertumsforschung und hat sich besonders durch seine vielen
Ausgrabungen und Entdeckungen im alten „LriK-rntinm" verdient ge-
macht. I n den Jahresberichten des Vorarlberger Museumsvereins und
in den Mitteilungen der e r w ä h n t e n Zentral-Kommission veröffentlichte
er eine Reihe von Abhandlungen, in denen er über seine archäologische
Tätigkeit und deren Ergebnisse berichtete.
Uin denjenigen Lesern, welchen die wissenschaftlich-technischen Aus -
drücke weniger ge läuf ig sind, das Vers tändni s zu erleichtern, haben wir
solchen Wörtern in Klammer die deutsche Bezeichnung beigefügt. I m
übrigen wurde der Wortlaut des Artikels unverändert , gelassen.
Soweit die in Jtinerarien (Straßenverzeichnissen)- ver-
zeichnete- Marschroute Curia-Brigantium, das Fürstentum. Liech-
tenstein durchziehen muß, läßt der tatsächliche Nachweis der-
selben noch immer auf sich warten; ihre genaue Feststellung rückt
aber in dem Grade näher, als die Entdeckung römischer Bauten
— 192 —
und Ansiedlungen sich mehrt. Ihre Linie war bisher umschrieben
durch eine V i l l a in Triefen, )̂ durch das römische Castell in
S c h n a u f ) sowie dem.Helmfund an demselben Orte höher oben
am Abhanges und endigte auf vorarlbergischer Seite bei der
römischen Station C l u n i a ^ die bekanntlich in P räde r i s bei
Altenstadt nachgewiesen ist. ^) Zwischen diese und das Castell
fügt sich als neuestes eine weitere Römervil la bei Nendeln ein;
das Verdienst sie entdeckt und blosgelegt, zu haben, gebührt
Herrn Lnndesverweser v. S t e l l w a g in Vaduz.
V o n dem Dorfe Nendeln, den berganführenden Gemeinde-
weg aufsteigend, gelangt, man nahe, dem Waldesrande auf der
rechten Seite zur Ausgrabungsstelle, und um ein geringes —
- - ° I -
> >
° >
5
22
1̂
Fig. Ä. (Nendeln.)
etwa 2V Meter —..weiter sprudelt ein kleiner. Waldbach ohne
Namen vorbei.
Der rings umgrcwene in allen inneren Teilen vollständig
blosgelegte und ausgeräumte B a u macht uns mit einer V i l l a
bekannt, welche in ihren Hauptdimensionen, soweit man ange-
sichts ihres vielgestaltigen Umfanges von solchen sprechen kann,
1) Die R ö m e r in Vorarlberg von I . S h . Douglas.
2) Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band
X < Heft g.
») Mitteilungen der Zentral-Kommission 1887, O ^ X X X I X .
») Mitteilungen der Zentral-Kommission 1889, S . 159.
— 193 —
mit. einer in Brigantium ausgegrabenen, welche dort zu den
kleineren ihrer Ar t zählt, fast ganz und gar übereinstimmt. ')
Eine Länge und Breite von 17.70X32.75 dieser letzteren steht
eine solche von ,17.20—17.70X32.30—32.40 der Nendelner
V i l l a gegenüber/ also beidemal ein Verhäl tn is von 1:2 un-
gefähr. Destomehr weicht letztere in ihrer übrigen baulichen
Konstruktion ab, deren innere mannigfaltige Raumeinteilung
offenbar größere Ansprüche an Comfort voraussetzt, wie es in
dem Vorhandensein von Baderäumlichkeiten ohnehin zum A u s -
druck gelangt (s. Grundr iß in F ig . g,).
Der Hauptzugang in das Haus von der Nordostseite her,
,wo die Heerstraße meines Erachtens vorbeigeführt haben mußte,
gibt sich sofort zu erkennen; ob ihn ein T o r verschloß, bleibt
fraglich, weil die Hausmauer dort unterbrochen. Destoweniger
ist an einem Verschluß zwischen dem Vestibulum 1 (Vorhof)
und dem ungepflasterten Hof 2 zu zweifeln, und Spuren eines
Türabsatzes hatten sich in der Tat bei erhalten. Dieser Hof
entspricht seiner Anordnung nach regelrechter, als mir je vor-
gekommen, dem Atr ium (Vorhaus, wo der Herd stand und
alle übrigen Wohngemächer mündeten) eines römischen Hauses;
dessen Compluvium (im Vorhause der mittlere offene T e i l des
Daches) findet man in dem aus stehenden Steinplatten auf-
gerichteten viereckigen Bassin d in intaktem Zustande; durch
dessen Bodenpflasterung und den kiesigen Grund darunter
sickerte das Regemvasser leicht ab. I n die Gerade der beiden
T ü r e n g, und e gelegt, kam es, nach dem Vestibulum sich
richtend, mehr aus die eine Seite des Atr iums zu liegen, wo-
durch es sowohl zu Länge und Breite desselben außer die Mitte
gerückt erscheint. Es zeigt mit 1.85 bis 2 rn Länge seiner Außen-
seiten sehr beschränkte Verhältnisse, Und da die Dachöffnung
nicht weiter sein konnte, mag es in dem groß bemessenen
Atr ium (8.50 X 12.55----106.67 n^) ziemlich dunkel gewesen
sein. —
Unmittelbar um das Atr ium herum gruppieren sich zehn
Räume 3 bis 12, abwechselnd groß, zumeist in beschränkten
Dimensionen gehalten; um diesen innern Kern des Hauses
Mitteilungen der Zentral-Kommission 1889, S. 96 „Vi l la
rustica".
— 194 —
gliedern sich auf der. rechten Seite drei weitere Abteilungen 13,
14, 15 an, auf der, linken die Baderäume 19, 20, ,21 ..„
. Fast die ganze linke Hausseite sehen- wi r ' eingerichtet, um
mehr oder-weniger intensiv beheizt zu werden. Die Heizung
des Raumes 5-geschah, wie es so ungemein häufig der F a l l ,
vom Freien aus, nämlich vom offenen Hofe 17 mittelst des
P r ä f u r n i u m s 22 (Ofen); der Rauch konnte durch die Kamine
s, e, s, s entweichen, je eines von 25—30 oir^ Querschnitt
in jeder Mauerecke. E s traten aber auch die Heizgase in den
Kanal t über, welcher sich nach dein Eintritte in das Wohn-
gelah 4 i n ' zwei Arme verzweigte; die beiden Seitenstränge
waren mit Steinplatten bedeckt und 20 eni im Lichten weit.
Solche teilweise E r w ä r m u n g des Fußbodens besprach ich be-
reits in den Mitteilungen der Zentral-Kommission, Jahrgang
1889, S . 159 ( V i l l a Prnderis), und v^- Valentin Kuzowsku
begegnete derselben Einrichtung in einem Hause zu Aquincum.^)
Befremden muß der Fund eines Fragments einer Bleiröhre
im rechtseitigen Kanäle, da wo er ins Freie mündet ; aber es
kann ihn doch nur ein Z u f a l l an diese Stelle gebracht haben,
und es dürfte sich nicht rechtfertigen lassen, eine Wasserleitung
von außen nach Raun? 5 daraus zu folgern; gingen auch mit
der Zeit Veränderungen mit diesem vor, wie aus der Ent-
fernung aller Hypocaustträger (Badzimmerträger) bis auf zwei
ersichtlich, so traf ihn doch niemals die Umwandlung in ein
Bassin, da ihm jede Ableitungsvorrichtung fehlte.
M i t dem mäßig erwärmten Wohnraum 4 stand das kleine
Gemach 3 (3X^.60) — offenbar ein S c h l a f z i m m e r —
durch die T ü r ö f f n u n g g' in Verbindung.
Das große Hupocaust 6 (Badezimmer, das von unten
geheizt wird), in dem sich noch 72 runde Säulchen aus Sand-
stein samt dem Suspensura-Boden (gewölbter Boden) erhalten
haben (Dicke 18 em, Hohlraum 42 om), erhielt ursprünglich
seine Wärmezufuhr vom Ofen der Bäder mittelst zweier Durch-
brüche 1i, K ; die Anlage muß sich aber als verfehlt heraus-
gestellt haben, weil die Beheizung nicht genügt haben mochte;
deshalb fand man die beiden Kanäle vermauert und dem ziem-
i) Die Ausgrabungen zu Aguincum 1879—1891.
lich großen Zimmer (4.10—4.30X4.90) sein eigenes P r ä f u r -
nium (Ofen) nachträglich bei i erstellt. E s blieb nichts übrig,
als die Beheizung ins At r ium zu verlegen, fo fehr es auch
gegen die Regel verstieß.
Gegen Südwest legte- sich dem At r ium ein Raum von
gleicher Länge mit diesem, aber nur 3.75 m breit vor, also
schon über die Weite eines Korridors hinausgehend; ich möchte
ihn auch keineswegs als solchen angesehen haben, vielmehr als
eine von der ganzen Familie zur Sommerszeit benutzte H a l l e .
Dadurch, daß die T ü r e n ^ und 1 .in die Gemächer 6 und 8,
zwei weitere (e und 6) ins At r ium und ins Freie führten,
leitete dieser.Raum wie kein anderer im Hause den Verkehr
der Bewohner auf sich, welchem Zwecke er vollständiger ent-
spricht, als ähnliche Anlagen in den Vi l l en bei S t ah l >), bei
Siblingen )̂ u. f. w., während sie die günstige Anordnung mit
der gleichartigen Halle 2 im „Hause eines Vornehmen" )̂ in
Brigant ium teilt.
Der Zugang zu dem mit einem regelrechten Hupocaust
versehenen Wohnraume 9 erfolgte vom Atr ium aus durch die T ü r e
m, sein P r ä f u r n i u m war aber nur von der andern Hausseite
zugänglich, indem die T ü r e o nach 14 führte und durch p ins
Freie. I n der Tür le ibung in steckten zwei Tubul i , mit denen
wahrscheinlich die ganze Wand zwischen 8 und 9 bekleidet
war ; im Hupocaust bestanden zwei piiÄ-s aus Tonplatten, die
übrigen neunzehn aus Sandstein; die Gesamtzahl betrug 25.
Der Umstand, daß so viele Teile von Pferdekummeten im Heizhaus
10 gefunden wurden, könnte den Schluß nicht zu gewagt er-
scheinen lassen, es hätte derselbe Raum gleichzeitig als G e -
s c h i r r k a m m e r gedient; die Pferde konnten in 13, deren
W ä r t e r in 14 untergebracht sein, womit die Vorschrift Vi t ruo 's
befolgt wäre , den Pferdestall an die wärmste Stelle des Land-
gutes zu verlegeu. Ihre Abtrennung vom übrigen Hause und
die Leitung ihres Verkehres dem Freien zu ist zu deutlich, als
daß man diese Hausseite auch noch fü r den Bedarf der Familie
in Anspruch nehmen dürfte. Eine Erklärung des eigentümlichen
Bonner Jahrbücher. Heft I.XII, 1878.
-) Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Juli 1873.
2) Mitteilungen der Zentral-Kommission 1886, S. 72.
— 196 —
Mauerwerkes 16 käme der Deutung beider Gelasse sehr zu
statten; leider vermag, ich mir nicht vorzustellen, was dieser
ummauerte Erdkern von 2.20X2.70 in äußerm Umfang, dem
zu jeder Seite ein 2.10 in langes Mäuerchen parallel läuft ,
bedeutet, wodurch zwei Kanäle, einer von 40, der andere von
22 ern Weite entstehen; sollen das etwa Abzugsrinnen der
Stal lung oder Latrinen sein?
Trotz der überaus gründlichen Untersuchung und bis
unter die Fundamente ausgedehnten Grabung, die sich Herr
Landesverweser v. Stellwag angelegen sein ließ, kam gleich-
wohl nichts zutage, was auf einen Keller schließen läßt — es
fanden sich weder Stiegenstufen, noch Nischen, noch Lichtöff-
nungen. Dagegen erinnere ich mich, in 12 einen großen Maüe r -
block gesehen zu haben, welcher einer Deckenwölbung angehörte.
Es dürfte also doch der K e l l e r Hieher zir versetzen sein, viel-
leicht über denselben die Küche; steinerne Stusen gab es nicht
allerorten, sondern es mußten auch Holztreppen vielfach ihre
Dienste tun. Die anstoßenden Räume 11 uud 15 könnten dann
recht wohl fü r die Wohnungen des Hausgesindes erübrigen.
Die Baderäume sind mit dem Wohnhaüse unter einem
Dache vereinigt, eine Verbindung zwischen ihnen durch Türei l
besteht aber nicht, wohl aus dem Grunde, um der Feuchtig-
keit, welche die entwickelten Wasserdämpfe mit sich bringen,
den Eintrit t in die bewohnten Räume zu verwehreu. M a n be-
obachtet diese Abtrennung häufig an Hausbädern ; bildet nicht
eine Mauer die Scheidewand, so hängt das eigentliche Bad oft
nur lose mit dem Hauptbau zusammen oder ist auch ganz von
demselben isoliert. Das Bad dieser V i l l a rangiert als kleinstes
unter denen, die aus unserer Gegend bekannt geworden, und
erscheint nach dem Grundschema desjenigen in der Oberstadt
Bregenz aufgedeckten unter Weglassung des Tepidariums
(Zimmer, ivo lau gebadet wird) angelegt, demzufolge dem
Sudatorium (Schwitzkammer) größere Dimensionen (3.80x2.70)
gegeben wurden, wodurch es fast die Hälfte mehr Raum faßte,
als die entsprechende Abteilung dort, während das Apodnterium
(Zimmer zum Auskleiden) (3—3.20x1-70—1.80) nahezu gleiche
Mitteilungen der Zentral-Kommission 1888. S . 3.
197 —
Größe besitzt. Se in Hupocaust mit einem Hohlraum von 43 ein
zählt noch alle Träge r (9 Sandsteinsäulchen und 22 Stützen
aus Tonplatten), die Suspensura hat 15 ein Stärke. Ganz
wie- am zuvor genannten Bade endigt das Sudatorium in einer
halbkreisförmigen.Wanne — dem alveus —unter welcher der
Heizungshohlraum sich fortsetzte und das.Apoduterium in einer
ebensolchen fü r das Frigidarium (kaltes Bad), dessen Boden
40 ein uuter jenem l a g ; eine 80 ein dicke sehr schief gestellte
.Mauer trennte die beiden ^Abteilungen., Boden und Seiten-
ivändc beider bestanden aus geglättetem rotem Estrich; die
Ecken des Bodens füllte ein viertelkreisförmiges Stäbchen aus,
wodurch die Reinhaltung des Bassins sich erleichterte. Der Ab-
lauf des W a r m - und Kaltwasserbades schief durch die Mauer
ins Freie war intact erhalten; wie aber die Oeffnungen ver-
schlossen und das Wasser weiter abgeleitet wurde, war nicht
ersichtlich. Eine schmale T ü r e (70 ein), soweit als möglich zur
Hinterwand gerückt, verband das Apodisterium mit dem Suda-
torium, gauz ivie in der Oberstadt Bregenz; dadurch empfand
der Badende möglichst, wenig Luftzug, den der Tempcratur-
abstcmd trotz allen Teppichverschlusses an der T ü r ö f f n u n g her-
vorrief.
Der Grundr iß läßt deutlich das P r ä f u r n i u m v erkennen,
das gleich wie n vom Freien aus bedient wurde, der kleine
Raum 18 kann keine andere Bestimmung als zum Aufbe-
wahrungsort des Brennstoffes fü r beide Heizstellen gehabt
haben. Die ihn verschließende Steinbank überragte nicht den
unteren Hnpocaustboden 5, man hat sich also den Raum nach
vorn offen vorzustellen.
', Den vorspringenden Ranm 21 betrachte ich als Accessorium
(Nebengemach) des Bades, insofern diese offene Terrasse sich
dazu eignete, um dem Badenden eine angenehme E r w ä r m u n g
an der Sonne zu gewähren, die jene Stelle zur Sommerszeit
den halben Tag nicht verl ieß; zugleich bot er freien Blick herab
auf die fauste Talsenkung, den gegenüberliegenden Schellenberg
nnd ans die hinter ihm hoch aufragende Sän t i sg ruppe . F ü r
diesen Raum setze ich keine Bedachung voraus, weil durch die
Maueröf fnung n Vorsorge getroffen erscheint, das auf den Est-
rich fallende Regenwasser abzuleiten, wie sich eine analoge
13
^ - 198. —
Anordnung beim „geschlossenen Häuserquart ier" iu Brigantium^)
imchiveisen ließ. . - , ' -
D a der Bauplatz, wie so häufig vorkommend, im auf-
steigenden Terra in gewählt war, welchem das Niveau der F u ß -
boden folgte, ergaben sich unter denselben wesentliche Unter-
schiede der Höhenlage, welche durch Stufen ausgeglichen werden
mußten. N u r zwischen 5 und 6 kann an keine Verbindung
unter sich gedacht werden, da der Hypocaustboden des ersten
um 161 ein- über dem des letzteren liegt. Die kommunizieren-
den Räume 6 bis 8 lagen i n gleicher ^Höhe uud alle diese
wieder 55 ein über dem .Fußboden der Baderäume 19 bis 21-
Darf mau den Aussagen eines Bewohners von Nendeln
Glaube:: schenken, fo müßte i n der Nähe der V i l l a ein Meilen-
stein gestanden haben; er behauptet nämlich den Fund einer
S ä u l e aus Sandstein, die etwa in hoch, uugefcihr 40 ein
im Durchmesser und ganz mit großen Buchstaben bedeckt ge-
wesen sei. S o viele Mühe Herr Landesoerweser sich gegeben,
den Stein wieder aufzubringen, bleibt er doch verschollen und
sind wi r möglicherweise eines eminent, wichtigen Denkmales
verlustig gegangen. S e i dem wie immer, die Möglichkeit eines
solchen Fundes ist -vorhanden, da nach der Entsernung von
der Station Clunia ( V i l l a bei P räde r i s ) , wenn man die Nömer-
straße über Schaanwald, Galmist^ Tisis und -dem Ardetzenberg
entlang laufend annimmt, der siebente Meilenstein auf diese
Oertlichkeit treffen würde. Die geringe Differenz von 370,5 in,
die fich noch herausstellt, verschwindet sofort, wenn die S t r a ß e
beim Ersteigen der Anhöhe oder beim Flußübergaug zu einein
Umweg gezwungen wurde. Ausgehend von der Berechnung zu
18 römischen M i l l i e n , welche ich in den Mitteilungen der
Zentralkommission 1889, S . 159, der Distanz Clunia-Magia ,
mit anderen Worten von der römischen Ansiedlung bei P r ä -
deris bis Mel s "zugruude legte, würden sich folgende. Unter-
abteilungen dieser Strecke ergeben: - Effektive Entfernung
V i l l a P r äde r i s bis V i l l a . Nendeln 10,000 m
, - „ Nendeln „ „ ' Triefen 10,600 „
„ Triefen - , „ Dorf M e l s - 6,000 „
- ' - 26,600 in
Mitteilungen der Zentralkommission 1893. S . 44.
— 199 —
VII röm. M i l l i e n . . - . 10,370.5 m
. V I I „ „. , . . 10,370.5 ..
IV „ ^ . . . .̂ . . 6,000 „
X V I I I röm. M i l l i e n / / ,26,66.7 m
5^lcinfu«de.
B r o n z e .
Dre i Zügelr inge, unter denen F ig . 1 und 3 zu den ein-
fachen, das ist nur ein Leitseil aufnehmende!: zählen, deren es
also je zwei für jedes Pferd bedürfte. Ersteres, mit' zwei D e l -
phinen verziert, sieht m seinem oberen Teile, von der Seite
gesehen, wie F ig . 3 aus, indem es in einem Ringe' endigt, der
nach unten in eine vierblätterige Palmette übergeht, an welcher -
die Spitzen des seitwärts gestellten Blattpaares in rundliche
Köpfe ausgehen..
F i g . 2 stellt einen doppelten Zügelr ing dar, wie aus seiner
Größe und der zweifach ausgebuchteten F o r m zu entnehmen
ist. Die Befestigung auf dem Kummet erfolgte mittelst eines
vierteiligen Beschläges mit je einem Nagel an jeder Lappen-
spitze, während der einfache Zügelr ing F i g . 3 nur von zwei.
Nägeln gehalten wurde, da er auch nur mit zwei Lappen über
die lederne F o r m griff.
F i g . 4, Anhänder in F o r m eines Amazonenschildes, dessen
Befestigung mittelst eines runden halbkreisförmigen Bügels ge-
schah ; gehörte unzweifelhaft dem Kummet als Zierat an.
F i g . 5, Kummetbeschlag von trapezförmiger Gestalt; die
beiden oberen Ecken endigen wie die Palmetten in Knöpfen;
nach unten stehen zwei.Lappen mit Nietnägeln vor.
Teils zur Vervollständigung dieser Serie Geschirrbeschläge,
teils zum Vergleiche unter sich ziehe ich noch zwei Fundstücke
aus Brigantinm heran, und zwar einen blattförmigen Anhänger,
Fig . 6, an der nämlichen Stelle mit dem Bügel versehen, wie
der vorige, und einen doppelten Leitseilhalter, F ig . 7, der eben-
falls mit einer Palmette abschließt. I n ihrem Inne rn und
von derselben bedeckt, befindet sich der halbkreisförmige Ring
zum Aufheften an das Lederzeug angebracht, als das man sich
nnr den Bauchgurt denken kann im Gegensatze zum Kummet,
dem das zwei- bis vierlappige Beschläge entspricht. Dadurch
— - 200
ist meines Erachtens eine Unterscheidung zivischen Zügelr ingen,
für Wagen- oder sür Fuhrpferde gewonnen, je nachdem sie
die erstere oder letztere Befestigungsvorrichtung an sich tragen.
L i n d e n s c h m i d t , Heft II , Taf. 5, führ t in F ig . 1, 2, 8, 9
(dieses identisch mit 374 im kais. Hofmuseum in Wien) und
10 übereiustimmende Formen auf, uud das antiquarische Museum
Zürich besitzt Fundstücke von nahe verwandten Formen (Nr .
952 und 953) aus Seeb und Galgen bei Albisrieden.
Gegossener profilierter Zierknopf von 8 ein Länge, auf
eisernem Nagel sitzend. E . W a g n e r gibt in den Veröffent-
lichungen des Karlsruher Altcrtumsvereines 1895, Taf. V I ,
F ig . 17., Abbildungen von dreien solcher Knöpfe, aber 3.4 bis
5.2 ein lang, unter denen der mittlere mit dem aus Nendeln
nahezu übereinstimmt.
E i s e n .
Vorlegeschlößchen; der Kasten (31 min lang) ist oben
und unten mit Reischen, auf der Vorderhälfte durch drei recht-
eckige vertiefte Felder, verziert; in der uns zugeweudcten Seite
bemerkt man den länglichen Schlitz, in welchen der Schlüssel
eingeführt wurde. Der fchlende.Teil am Fuße verschwand durch
Abrostung. Nach dem Oehr am obern Ende und dem kleinen
Loch am unteren zu schließen, war hier ein seines. Kettchen
angebracht (Fig . 8).
Zwei Messer, das eine mit gerader Schneide, 16 ein lang, -
Rücken in flachem Bogen geschweift, schmale Angel ohne Löcher
von der Länge des Heftes; das andere mit stark gebogener
Schneide, 18 ein lang, Rücken ebenfalls gekrümmt, Fortsetzung
in das Heft kurz und breit mit zwei Nietlöchern.
Nagel von 30 ein Länge, am dicken Ende in zwei Voluten
sich teilend.
Hammer mit dein eisernen S t ie l aus einem Stück, am
geschweiften verbreiterten Ende dreieckig gespalten, spricht fü r
seine Verwendung zum Hufbeschlag.
, Schasscheere, nur zur Hälf te erhalten.
Henkel eines Kochgefäßes.
Schloßriegel und Schlüssel.
Mehrere große. I förmige Maucrklammcrn.
— 201 —
B l e i . - ^ /
Wnsserleitungsröhre von 245 inin Länge, 54 inin innerer
Durchmesser und 3.2 nun Metallstürke; an der Vereinigungs-
^ stelle war das Bleiblech zu einem Fuße verdickt, wie es heute
bei Cementröhren üblich. ' .
Fragnient eines Bodens von ursprünglich kreisrunder
Form mit eingestoßenen Vertiefungen, von denen die Hälfte
nur zum durchgehenden Loche geworden.
siKillÄta. (Siegelerde) eine feine Tonart.
Bruchstücke von Nührschüsseln, teils von glatten, teils von
solchen mit Barbotin-Verzierungen.
- Bruchstücke großer figurierter Schüsseln (tanzender Faun,
Bacchantinnen, Gladiatoren, Masken, Hähne mit Blumen,
Pflanzenblätter).
Bruchstück eines glatten tellerförmigen Gefäßes.
Lavezs te in (eine Schieferart).
Fragment eines becherförmigen Kochtopfes, 14 ein hoch.
Fragmente flacher Kochgefciße.
Ein Spinnwirtel von 41 inin Durchmesser und 9 unn
Lochweite, Rand kantig.
, . T o n . , '
Fünf Spinnwirtel von 46 min Durchmesser und 12 inin
Lochweitc, 18 inin dick, Rand kantig.
Ein Spinnwirtel von -50 nnn Durchmesser und 10 min
Lochweite, 18 nnn dick, Rand gerundet. ,
Drei Spinnwirtel von 62 inin Durchmesser und 11 nnn
Lochweite, 15 min dick, Rand kantig.
Bodcnstücke von Reibschalen, Hals und Henkel eines
, Kruges.
Füße von Urnen aus grauem.Ton.
Fragment eines durchbohrten Röhrchens, auf beiden
Seiten mit einem erhaben gepreßten blühenden Pflanzenzweig
verziert (Fig. 9); zum Vergleiche setze ich zwei andere in
Bregenz gefundene Röhrchen bei (Fig. 10 und 11), leider ebenso
unvollständig erhalten, wie jenes. Die durchgehende Oeffnung
an allen gleich eng, weist auf das Durchziehen einer Schnur;
wahrscheinlich bildeten sie den herabhängenden Schlußteil von
Colliers aus den bekannten eingekerbten Kugeln aus gebranntem
Tön mit blauer Glasur, -die auch auf eine Schnur gereiht
wurden. Als analoge Schmuckbestandteile in Bronze sind dünne
culindrische Anhänger an großgliedriger Kette an die Seite zu
stellen.
M ü n z e n . ' , ,
28 inin Sesterz, Bronze. ' . -
Bärtiger Kopf mit Lorbeer rechtshin des . Marc Aurel.
R : Gänzlich abgeschliffen, 161—180 n.-Chr.
20 min-Silberner Doppel-Denar.
Iinp^ L. Lie . . . ^.ug'. Kopf des Valerianus pater
mit Strahleukronen rechtshin. . ,
lldsi^lita-s (^.uZ). Die Liberalitas stehend nach links,
in der. Rechten Füllhorn haltend, in der linken einen nicht er-
kennbaren Gegenstand, 253—260 n. Chr.
22 min Bronze. . - .
?rodns (?. ^ .UK. Brustbild mit Strahleukroue in
Rüstung rechtshin. , ,
K : VietvriÄ (^-NA.) Abschnitt undeutliche Die Victoria
nach links fortschreitend, einen Kranz und eine Trophä haltend,
276—282 n. Chr. . . .
. . . . Silberner Denar ganz gebrochen,, nur die Mitte
erhalten. ' '
^luliÄ ÄlÄiNÄSÄ ^.n«'. Kopf rechtshin ^ 235 n. Chr.
R : Vsstg.. Die Göttin nach links sitzend, Palladium und
Szepter haltend. I m linken Feld ?.
Wereins-AH^oniK.
») Jahresversammlung Sonntag den S<». Juli ISVS
i» Vaduz.
Der Vorsitzende Albert Schädler eröffnete- die Ver -
sammlung, zu welcher über 40 Personen, zumeist Vereins-
mitglieder, erschienen waren, und konstatierte, daß der f ü r
unsere kleinen Verhältnisse sehr ansehnliche Mitgliederbestand,
.welcher nach dem im zweiten Jahrbuche veröffentlichten Ver-
zeichnis 107 Mitglieder auswies, sich erfreulicher Weise noch
vergrößert habe. Es seien seither 8 neue Mitglieder dem V e r - '
eine'beigetreten, die Anzahl der Mitglieder belaufe sich heute
aus 115,
Der Schristenaustausch mit dem Ausland habe eine Z u -
nahme erfahren durch Beitritt der historischen Vereine von
Schwaben und Neuburg; der fünf Orte Lnzern, U r i , Schwyz,
Unterwalden und Z u g ; von Niederbayern; von Steiermark;
von Donaueschingen; voll Oberhessen; von Oberfranken; von
Vorarlberg (Museumsverein); und von Stockholm (k. Schwe-
dische Akademie der Wissenschaften).
Ferner teilt der Vorsitzende mit, daß Seine Durchlaucht
Pr inz Franz v. Liechtenstein, der frühere österr.-ungar, Bot -
schafter in Petersburg, unserem Vereine als lebenslängliches
Mitglied, beigetreten sei und zur Förderung der Vereinszwecke
den Betrag von 120 K r . übersenden ließ. Der hohe Herr habe
anläßlich seines Hierseins im vorigen Sommer wiederholt sein
lebhaftes Interesse an dem Gedeihen unseres historischen Ver-
eins kundgegeben, und als er später in den fürstlichen Archiven
in Wien eine aus-dem Jahre 1721 stammende, daher wohl,
die älteste Karte des Fürs tentums und verschiedene, im näm-
lichen Jahre aufgenommene P l ä n e des Schlosses Vaduz ent-
deckte, habe er vorzügliche photographische Kopien davon an-
fertigen lasten und dieselben dem Vereine zum Geschenke ge-
macht. Der Vorstand habe nicht ermangelt, f ü r diese huldvollen
Schenkungen, welche dem Vereine durch Vermittlung des fürstl .
Kabinetsrates v. I n der M a u r zukameil, den gebührenden
Dank zum Allsdrucke zu bringen.
208 —
Der Vorsitzende erwähnte alsdann, daß auch unser zweites
Jahrbuch durchweg eine recht günstige Beurteilung gefunden
habe. Die darin enthaltene Geschichte der Pfar re i Triefen sei
eine vortreffliche Arbeit. Die Gemeinde Triefen könne stolz sein,
. nun eine so ausführliche Ortsgeschichte zu besitzen, wie eine
solche wohl selten einer Gemeinde von gleichem Umfange zuteil
geworden fer. E r spreche hiemit im Namen des Vereins dem
hochverehrten Verfasser, Landesvikar Kanonikus I . B . Büchel
den verbindlichsten Dank aus.
. Das letztjährige Jahrbuch sei durch den Umstand, daß
man die Monographie über Triesen als Ganzes bringen wollte,
etwas dickleibig geworden. F ü r die Zukunft bestehe die Absicht
— schon mit Rücksicht auf unsere Vereinsfinanzen—den U m -
fang des Jahrbuches etwas einzuschränken und nicht über
12—14 Bogen anwachsen zu lassen. ,
Nachdem der Vorsitzende noch mit ehrenden Worten' des
im letzten Sommer verstorbeilen Vereinsmitgliedes, des früheren
Landestierarztes Christof Wanger in Schaan gedacht hatte, er-
stattete der Vereinskassier.Oberlehrer Feger einen Bericht über
den finanziellen Stand des Vereins und verlas die Rechnung
f ü r d a s J a h r 1902. , '
Dieselbe wurde zur Revision den beiden Vereinsmitgliedern
Meinrad Ospelt und Landeskassaverwalter M . Keller über-
wiesen. Die von denselben richtig befundene Rechnung lautet:
E i n n a h m e n :
1. Jahressubvention von Seiner Durchlaucht dem Landes-
fürsten , . . . K r . 200.—
2. Jahressubvcntiou aus der Lcmdcskcisse . . . „ 200.—
3. Jahresbeiträge der Mitglieder . . . . . . . „ 460."—
4. An Vergabungen:
Von Seiner Durchlaucht dem Fürsten Alfred v. -
Liechtenstein - , „ 60.—
d) Von Seiner Durchlaucht dem Prinzen Franz v. Liech-
tenstein jr. . „ 6 V.—
e) Von Seiner Durchlaucht dem Prinzen Johann v.
.Liechtenstein ., . „ 60:—
Uebertrag Kr. 1040.—
— 209 —
Uebertrag Kr. 1040.—
5. Für verkaufte Jahrbücher . ' .. . . . . ' , . ' „ , , 80 —
V. An Zinsen aus dem Konto-Korrent. . .. . . . „ 20.51
Zusaminen Kr. 1140.51
A u s g a b e n : >
1: Defizit vom Vorjahre . K r . 91.72
2. Für Druck des Jahrbuches. . . . . . , ' . „ 872.—
3. Für verschiedene Drucksorten und Porti zc „ 59.22
4. Für die Bilder zum Jahrbuche 1902 . : . , . . „ 91.72
Zusainmcn Kr. 1114.LK
Werden von den Einnahmen per „ , 1140.51
die Ausgaben mit „ 1114.M
abgezogen, so ergibt sich ein Ucberschuh von Kr. 25.85
Nachdem die Versammlung diese Berichte zur Kenntnis
genommen hatte, hielt der Vorsitzende, D ^ Albert Schädler,
einen Vortrag über den Inha l t der in unseren Gemeinde- und
Genossenschaftsarchivcn befindlichen Urkunden. Diese handeln
zumeist pon Angelegenheiten, die mit dem Wirtschaftsleben der
Gemeinden verknüpft sind und enthalten Spruchbriefe über
Grenzstreitigkeiten zwischen den Gemeinden, Entscheidungen
über Wuhrstreite, Teilungen früher zusammengehörender Ge-
meinden (wie Schaan-Vaduz und Eschen-Gamprin), Käufe von
Alpen und Wäldern , alte Gemeindeordnungen n. f. w. Die
ältesten dieser Urkunden reichen in das 14. Jahrhundert zurück.
F ü r die Ortsgeschichte unserer Gemeinden bieten dieselben reiches
Material . Einzelne Gemeindearchive besitzen jedoch auch Ur -
kunden, welche fü r die eigentliche Landesgeschichte von hervor-
ragendem Interesse sind. S o besonders das Archiv von Schaan,
in dem sich eine größere Anzahl von Urkunden vorfindet,
welche über die Wir ren während der letzten Zeit der Grafen
von Hohenems interessante Aufschlüsse gewähren. Der V o r -
tragende bringt nach diesen allgemeinen Erör terungen eine
Reihe der von ihm gemachten Urkundenauszüge zur Ver-
lesung.
I n der Diskussion, die sich an diesen Vortrag knüpfte,
betont Kabinetsrat v. I n der Mcmr die Wichtigkeit folcher
Gemeindeurkunden und hält es fü r zweckdienlich, daß die inte-
.ressänteren-derselben nach und nach in unserem Jahrbuche
veröffentlicht werden. Zugleich macht er darauf aufmerksam,
daß es zu dem Wirkungskreise des historischen Vereins gehöre,
die Preßerzeugnisse und die Litteratur über Liechtenstein mög-
lichst vollständig zu sammeln, wobei die einzelnen Vereins-
mitglicder viel mithelfen könnten.
Kanonikus Professor Johann Georg Mauer in Chur er-
klärt .sich über Ersuchen des Vorsitzenden gerne bereit, Beiträge
in unser Jahrbuch zu liefern. E r habe erst kürzlich über den'
Bischof Grafen Hartmann von Vadnz (1388—1416) eine histo-
rische. Arbeit in dem Jahrbuche der schweizerischen geschichts-
forschenden Gesellschaft veröffentlicht und stelle dein Vereine
mit Vergnügen einige Separatabdrücke zur Verfügung. V o n
Vaduz stamme noch ein anderer und zwar sehr bedeutender
Churer Bischof, nämlich Ortlieb von Brandis-Vaduz) der vom
Jahre 1458—1491 das B i s tum verwaltete und wegen seiner
Tüchtigkeit eine nähere Schilderung verdiene. E r habe das
Mater ia l zu einer historischen Arbeit über diesen verdienstvollen
M a n n bereits gesammelt, und werde dem Vereine eine sich hier-
auf stützende Abhandlung gerne zur Veröffentlichung in unserem
historischen Jahrbuche überlassen.
Landesvikar I . B . Büchel stellt in Aussicht, dafür zu
forgcn, daß auch von den Urkunden unserer Pfar rärchive Re-
gcsten angefertigt werden. . ^
I m Anschlüsse an vorstehenden Bericht, möchten wir noch
erwähnen, daß von den Publikationen, die im laufenden Jahre
über Liechtenstein erschienen sind, jene, die unser Vereinsmit-
glied F r a n z K r ä t z l , sstl. liechtenstein'scher Forstmeister in
Ungar.-Ostra zum Verfasser hat, besondere Beachtung verdient.
Diese nnnmehr bereits in siebenter, wesentlich erweiterter Aufläge
herausgekommene Abhandlung führ t den T i t e l : „ D a s Fürs tentum
Liechtenstein und der gesamte Für s t Johann von und zu Liech-
tenstein'sche Güterbesitz", gibt eine übersichtliche Schilderung un-
seres Landes in.geographischer, geschichtlicher, statistischer, topo-
graphischer, kultureller, sowie administrativer Hinsicht und ist Uutcr
anderem mit den: künstlerisch ausgeführten Wappen des Fürsten-
hauses, dann mit einer in Farbendruck hergestellten Tafe l der
— .211 —
unter der Regierung des gegenwärtigen Landesfürsten.geprägten
Gold- und Si lbermünzen, mit einer neuen Karte Liechtensteins
nnd mit vier neuen Ansichten aus dein Fürstentume ausgestattet.
Besonderen Wert besitzt die Schrift f ü r ' u n s - auch durch
die. ihr beigegebenen Litteraturnachweisungen über Liechtenstein,
welche Krätzl, wie er im Vorworte hervorhebt, unter Beihilfe
unseres Vereinsmitgliedes v. I n der M a u r zusammengestellt
hat, der schon seit einiger Zeit eine einschlägige selbständige
Arbeit f ü r unser Jahrbuch in Vorbereitung hat. - .
b) Mitglieder-Verzeichnis.
!>,) M i t g l i e d e r aus dem f ü r s t l i c h e n Hause Liechtenstein:
Seine Durchlaucht der regierende Fürst Johann II.
„ „ Prinz Franz, österr.-ungar. Botschafter a. D.
„ " „ Fürst Alfred. . ,
„ „ Prinz Franz junior. >
' „ „ Prinz Johann. ^
d) Andere M i t g l i e d e r :
' Amann Markus, Geschäftsführer in Schaun.
Anderka Hugo, fürstl. liechtst. Forstingenieur dzt. in Rosegg (Käruten).
, > Arbenz Gottfried, Fabriksdirektvr^ in Tricscn.
Balzer Peter, Angestellter bei der Kunstfirma Orell Füßli,in Zürich.
Baukö Julius, vr . pl^l., Wien.
Bcmzer Andreas, Altvvrsteher in Triefen. >
Banzer Gebhard, Professor in Zürich.
Bargetzi Z âver, Postmeister in Triefen.
Batliner Martin Josef, Lehrer,in Eschen. . .
Beck Franz Josef, Ortsvorsteher in Triesenberg.
Beck Johann, Gastwirt in Triesenberg.. ^ .
Biedermann Frz. Fvs., Gastwirt in Schellenberg.
^ Blum Carl, fürstl. Landrichter in Vaduz.
Bretscher Caspar, Obermeister in Vaduz.
Buchet Johann Baptist, Kanonikus, Landesvikar und Landes-Schnl-
kommissär in Triefen (BereinSvvrstandsmitglied).
' Büchel Johann Baptist, Kanonikus, emer. Pfarrer in Vaduz.
Bürkle Christian, Pfarrer in Bendern. ' ' .
- Burgmayer Gustav, Pfarrer in Mauren.
Dc Florin Johann, Pfarrer in Vaduz. .
Erni Wcndelin, Altvorsteher in Triefen.
— 212
Falk Jakob, Altvvrsteher in Schaan, - . - .
Feger Alfous, Oberlehrer.in Vaduz (Bereinskassier).
Fehr Wilhelm, Mühlenbesitzer in Schaanwald.
Frömmelt Josef, Lehrer in Triesciiberg.
Gantncr Hans, Ingenieur, akadcm. Maler in Neuhaus (Böhmen).
Gaßner Franz -Xaver, Lehrer in Gamprin.
Gaßner Josef, Direktor der k. k, Staatsoberrealschulc in Gorz.
Gaßner Franz -Xaver, Lehrer in Ruggell,
Gemeinde Balzcrs. ' - . .-- .
Gemeinde Eschen. . ' ' .
Gemeinde Gamprin. . .
Gemeinde Mauren.
Gemeinde Planken.- " - ' ' -
Gemeinde Rnggell.
Gemeinde Schellenberg-
Gemeinde Triesen.
Gemeinde Triesenberg. . >
Gemeinde Vaduz. - '
Gußmann Karl, Dr., Pfarrer in Guttenbcrg (Württemberg).
Haberlcr Franz, v-, Dr-, Hof- nnd Gcrichtsadvvkat, Präsident des
fürstl. liechtst. Appcllativnsgerichtes in Wien. - >
Haberler Franz, v., Dr., k. k- LandcSsanitäts-JnsPcktvr in Jnnsbrnck.
Hanel Richard, fürstl. Fvrstverwalter in Vaduz.
Hartmann Carl, sürstl. Sparkassarcchnungsführer in .Vadnz.
Hartmann Josef, fürstl- RegierungS-Sekretär in Vaduz-
Hausen Wilhclmine^ Freiin von, fürstl. liechtst. Rats- und Landes-
verweserswitwe in Wien.
Heeb Andreas, Lehrer in Schaanwald. , ' ,
Hicncr Gabriel, Ingenieur, fürstl. Landestechniker in Vaduz.
Hilty David, Major in Scvelen.
Hilty Jakob, Angestellter bei der k. k. Staatsbahn in Schaan..
Hilty Kaspar, jr-, Bautcchnikcr in Schaan-
Hilty Lorenz, Nr. 186,-Kaufmann in Schaan.
Hinger Anton, Oberlehrer i . P . in Fcldkirch.
Jchli Theodor, Flaschnermeister in Schaan.
I n der Manr Carl, v., fürstl. Kabinctsrat und einstweiliger Landcs-
verweser in Vaduz (Vereinsvorstandsmitglicd).
Kaiser Jakob, Altvorstehcr in Manren. - .
Kaufmann Jakob/ Lehrer in Vaduz.
Keller Marzellin, fürstl. Landeskassenvcrwalter in . Vaduz- .
Kind Franz Josef, Dr., Domsextar in Chur. .
— 213 —
Kind Lorcnz, Altvvrsteher in Bendern,
Kindlc Fidel, Oekvnom in Trieseir.
Kirchthaler Thevbald, Gastwirt in Vadnz.
Kleiner Viktor, Landesarchivar in Brcgenz,
Krätzl Franz, fürstl. liechtst. Forstmeister in Ung.-Ostra (Mähren).
Kuen Peter Paul, fürstl. liechtst. Forstamtskvntrvlor in Franzensthal
(Mähren).
Laternser Johann, Altkassier in Vaduz.
Lescvercin in Vaduz.
Lindt Adolf, Dr., Rechtsanwalt in Darmstadt.
Marte Jakob, Pfarrer in Schcllenberg.
Marxer Lndwig, fürstl. Landestierarzt in Vadnz.
Matt Ferdinand, Dr.,^ Pfarrer in Zürich.
Mayer Johann Georg, Professor, Kanonikus in Chur.
Miüst Georg, Lehrer in Triefen.
Neumanu Gustav, v., fürstl. liechtst. Architekt in Wie».
Nigg Gregor. HilfSbeamtcr iu Vaduz.
Oberneder Josef, fürstl. Hofkaplau in Schaan.
Ochri Alois) Tierarzt in Eschen.
Ospelt Fidel, Reallehrer in Vaduz.
Ospelt Josef, Hilfsbeamter iu Vaduz.
Ospelt Julius, Metzgermeister in Schaan.
Ospelt Meinrad, Landrat in Vaduz.
Ospelt Oskar, Cvmptoirist iu Bregenz.
Ospelt Rudolf, Buchbinder in Vaduz.
Peretti Peter, geistlicher Direktor iu Nendeln.
Quaderer Rudolf, Oberlehrer in Schaan.
Real Anton, Geschäftsagent in Vaduz.
Rederer Josef, Dr., vrakt. Arzt in Vnlpmes.
Rcding Franz, v., Jnstitntskatechet in Balzers.
Rheinberger Egon, akad. Bildhauer in Vadnz (Vercinsvorstands-
mitglied).
Rheinberger Theodor, Postmeister in Vaduz.
Risch Emil, Lehrer iu Schaan.
Ritter Franz Josef, Lehrer i . P . in Mauren.
Schädler Albert, Dr.', vrakt. Arzt in Vaduz (Vereinsvorsitzender)..
Schädler Albert, Professor in Chicago.
Schcidler Carl,'Ingenieur iu Vaduz.
Schädler Gebhard, Tvnwarcnfabrikant in Nendeln.
Schädler Josef, Tvnwarenfabrikant in Brcderis.
Schädler Rudolf, Dr., pmkt. Arzt in Vaduz. ' , , -
14
— 214 —
- Schmid Peter, Pfarrer in.Balzcrs'. - / ^ '.
Segcr Adolf, fürstl. Fvrstadjnnkt in Vadnz.
Scger Alvis, Mvvrstchcr in Vaduz. . / -
Seger Ferdiiiänd, fürstl^ LandgcrichtS-Känzlist in Vadüz.. /
. Seger Johann, Altkassier in Vaduz.. .
. Spörrh Jakob/ Fabrikant in Vadnz. , , . ' > '
Vogt Basil , Vikar in Zürich. ' , -
Vvubuu Robert, Professor in Manchester.
Walscr Ferdinand, OrtsUorstcher in Schaan.
Walser Friedrich, fürstl. LandgerichtS-Kanzlist in Schaan.
Wanger Jakob, Geschästsagent in Schaan.
WöSle Wilhelm, fürstl.. Hofkaplan in. Vadnz. . . . - ° / . ^
Wohllvcnd Alois, Lehrer.in Schcllcnberg. '
v) Verzeichnis
der historischen Vereine, wissenschaftlichen Institute zc.,
mit denen der historische Verein für das Fiirstentnin
Liechtenstein Schriftentansch unterhält.
ZlugSburg:
Bcnnberg:
Basel:
Bayrenth:
Bern:
Brcgcnz:
BrcSlau:
Chur:
Di l l ingc» a. D . :
Donaneschingcu:
Fcldkirch:
Fraiicnfcld:
Freivurg i . B r . .
Frciburg (Schweiz): .Deutscher gcschichtSfvrschendcr Vereiu..
Giesten: / ^ Oberhessischcr Gcschichtsvercin. . .
Glarus: . Historischer Verein des Kantons Glarns.
Graz: Historischer Verein sür Steiermnrk.
Innsbruck: // . Alusouvi l^clinaiiclvuiu.
Klagenfurt: / . v. Geschichtsvcrein für Kärnten.
Landshut: Historischer Verein sür Niederbayern. " -
Historischer Verein für Schwaben nnd Nenbnrg.
Historischer Verein. . '
Historische uiid antiquarische Gesellschaft.
Historischer Verein sür Obcrfranken.
Allgemeine gcschichtSforschende Gesellschaft, der
Schweiz^ ^ ^
Historischer Verein des Kantons Bern. ' .
Borarlbcrgcr Mnsenms-Bcrcin. .
Verein für Geschichte nnd Altertum Schlesiens.
Historisch-antiquarische Gesellschaft v. Gräubnudcu. ^
Historischer Verein. , .
Vereiil sür Geschichte u. Naturgeschichte der Baar. ' ^
Ltollg. U^tutiun. . - ^
K.'k. Staatsgymuasium.
Historischer Verein des Kantons. Thurgan.
Gesellschaft s. Geschichts-, Altertums- u. Volkskunde. >
— 215 ^
Luzcrn: Historischer Verein der fünf Orte: Luzern, Uri,
Schwyz, Untcrwaldcn und Zug.
Nürnberg: Germanisches Nativual-Mnscum,
Ravensburg: Divzcsau-Archiv für Schwabe»,
Salzburg: Nusuum (Divvoliuo-^ug'ustuuiu.
Stockholm: K, schwedische Akademie der Wisscuschafteu,,
Stuttgart: Württcmbcrgischer ?tltertumSverciir -
Ulm: Verein für Kuust und Altertum in Ulm nnd
Oberschwabeir
Tübingen: Universitäts-Bibliothek,
Zürich: Antiquarische Gesellschaft,
Schweizerisches Laudcsmuseum, -
>
Buchdruckcrci I , K u h » , Buchs-Werdciwcrg,