Jahrbuch
des
Historischen Vereins
für das
Fürstentum Liechtenstein
Vierundzwanzigster Band
Vaduz
Selbstverlag des Vereins
1924
Inhaltsverzeichnis.
I. Geschichte des Balzner Kirchenbaues. — Aus der Blütezeit Seite
des unheiligen Bürokratius. — i 795—1835 von I. B . Bttchel. ö
II. Der 1866 er Feldzug des fürstlich liechtensteinischen Bundes-
kontingentes mit kurzer Lebensbeschreibung des Äauptinanns
und Landestechnikers Peter Rheinberger und einem Bilde
von J o s e f O s p e l t 39
III. Die Mälsener und Frastanzer im Streit wegen der Alp Guschg-
fiel IM—1704. (Aus den Akten des Vorarlberger Landes-
archives.) von I. B . B ü ch e l 77
IV. Liechtensteiner Sagen. Gesichtet von D r . E u g e n N i v p . 89
V. Alte Sprachüberreste und fremdes Sprachgut in Liechtenstein -
von D r . E u g e n N i p p 95
VI. V e r e i n s c h r o n i k :
s) Jahresbericht und Rechnung 115
K) Mitgliederverzeichnis 118
<:) Verzeichnis der Tauschvereine 125
6) Verzeichnis der bisher erschienenen Jahrbücher . . 127
e) Bücherverzeichnis der Bibliothek 131
Geschichte
des
Balzner Kirchenbaues
A u s der Blütezeit des unheiligen Bürokra t ius .
1795 — 1835.
m 24. Oktober 1795 berichtete das Vaduzer Oberamt an
das österr. Vogteiamt in Feldkirch über die Feuersbrunst,
die zwei Tage vorher fast das ganze D o r f Balzers ein-
äscherte. B e i heftigstein Föhnsturin seien in Zeit von 6 Minu ten
72 Firste von den Flammen ergriffen und, weil alle Nettungsmittel
vergeblich waren, in Asche gelegt worden. Die armen Verunglückten
konnten nicht das Mindeste retten, da das Feuer gerade zu einer Zeit
ausbrach, zu welcher die Leute auf dem Felde waren. Anter den ab-
gebrannten Gebäude» befinden sich auch die Kirche und der P f a r r -
hof mit den Oekonomiegebäuden. Der P f a r r e r , der außerstande war
zu schreiben, ersuchte den Landvogt, dem Vogteiamte diese Anzeige
zu machen. I h m sei alles, was er in S a u s und S t a l l gehabt, ver-
brunnen, er sei ohne Dach und Fach und bitte angelegentlichst um
Hi l f e und um eine Wohnung.
Dieser Bericht wurde dem Vogteiamt erstattet zur Weitergabe
an die höheren Behörden und an den Kaiser, weil der Kaiser über
die P f a r r e i Balzers das Patronatrecht besaß. Dieses Recht ging
nämlich mit dem Besitz der Herrschaft Gutenberg, welche die öster-
reichischen Herzöge im Jahre 1314 an sich gebracht hatten. E s han-
delte sich also darum, zunächst dem P f a r r e r eine Wohnung zu be-
sorgen und dann Kirche und P f a r r h o f wieder zu erstellen, wozu der
Pat ronus oder das österreichische Aerar beizutragen hatte.
Der P f a r r h o f war in den Jahren 1733—39 neu erbaut worden.
Schon im Februar 1731 hatte die Hofkammer in Innsbruck das
Vogteiamt in Feldkirch aufgefordert, das fürstliche Oberamt um einen
Bei t rag zum Pfa r rhofbau anzugehen. D a s Vogteiamt hielt aber dies
nicht f ü r ratsam, solange der Streit wegen des Novalzehnten zwischen
dem P f a r r e r von Balzers und dem Oberamt bestehe. Die Hofkammer
meinte, das gehe den Patronus nichts an. I m Gegenteil würde ein
schädliches P r ä j u d i z geschaffen, wenn man den Fürsten als Mitzehent-
bezüger nicht auch an den Kosten beitragen ließe. Auch sollen die
Balzner in und außer der Gemeinde zu einem Bei t rag durch Fron-
dienste angehalten werden. D a ein fürstliches Reskrivt den vaduzi-
schen Beamten befahl, dem P f a r r e r von Balzers vom Novalzehnten
- 8 -
zwei Drit tel zu überlassen und die Gemeinde die verlangten Fuhr-
und Äanddienste zugesagt hatte, ordnete die Äofkmnmer die Beischaf-
fung der Baumaterialien an, damit im F r ü h j a h r 1732 mit dem B a n
begonnen werden könne.
I m M a i 1733 wurde der B a u dein Baumeister Amann von
Bludenz übergeben sür 2020 fl. A u s der fürstlichen Waldung zn
Vaduz wurden 70 S t ä m m e Bauholz und 10 S t ä m m e Sägholz bezogen.
Aber noch im Jahre 1735 beklagte sich der Psarrer (Franz Äasler) ,
daß er in einem Bauernhaus logieren müsse, weil der Psar rhof nicht
ausgebaut sei und der Baumeister wurde darüber zur Rede gestellt.
Erst im Jahre 1739 wurde ihm der Nest der Bausnmme ausbezahlt.
Schon 1790 war der P fa r rhos wieder derart ruinös, daß eine
durchgreifende Restaurierung notwendig war. E s handelte sich nun
wieder darum, wer zu diesen Kosten beizutragen habe. V o r allem
sollte der P f a r r e r den Aeberschuß von seinem Gehalte hergeben. E s
wurde also das Pfarreinkommen genau erforscht.
I m J ä n n e r 1775 war der Exjesuit und Professor der Rhetorik
in Feldkirch Christoph von Stöcklcrn vom Kaiser zum P f a r r e r von
Balzers ernannt worden. Ansangs M ä r z wurde ihm diese Ernen-
nung mitgeteilt mit dem Be i fügen , er habe jährlich 12 fl. an dem
P f a r r h o f zu verbauen, oder an das Feldkircher Rentamt zu entrichten.
Schon bei seinem Amtsantritte stellte P f a r r e r Stöcklern das Ansuchen,
den sehr baufälligen P f a r r h o f zu restaurieren. Der Rentmeister ließ
dann das Allernotwendigste sofort machen mit einem Kostenaufwand
von 81 fl. I m M ä r z 1777 langte endlich die kaiserliche-Bewilligung
zur Vornahme einer gründlicheren Ausbesserung an. 353 fl. 52 kr.
sollten verbaut werden. Davon zahle das Aerar aus dem Er lös der
Material ien des abgebrochenen Schlosses Gutenberg (Ziegel, Balken
usw.) 202 fl., der Nest von 151 fl. 52 kr. wurde dem P f a r r e r aufgebürdet.
P f r . von Stöcklern wurde wegeu fortwährenden argen Zerwürf-
nissen mit der Gemeinde vom Bischof veranlaßt, die Verwaltung der
Pfarrei aufzugeben und der Priester Ioh . Ios. M ä h r zum Pfarr-
provisor ernannt (1792). D a es sich wieder nm bedeutende Reparaturcu
am Psarrhofe handelte, wurde wieder eine Untersuchung über das
Er t rägnis der P f a r r p f r ü n d e veranlaßt. D a s Vaduzer Oberamt be-
richtete, P f r . v. Stöcklern habe sein Einkommen aus nur 600 fl. ge-
schätzt, weil er keine Stolgebühren und keine Meßstipendien ange-
nommen habe. E r habe nur das Er t rägn i s des Zehnten angerechnet.
— 9 —
Wenn der P f a r r e r das Risiko fü r die schlechten Jahre auf sich nehmen
wollte, könnte der Zehentpachtzins noch gesteigert werden, sonst aber
nicht. Der P f a r r e r beziehe überdies genügend Holz im Walde und
habe A l p - und Weiderecht.
A m 15. Oktober 1792 gab der neue Pfar rer*) Zoh. Ios. M ä h r
die verlangten Angaben über sein Einkommen. A n Zehent wurde der
elfte T e i l von allen Früchten der eigenen und Gemeindegllter gegeben
(von Getreide, Türken, Erdäpfeln , Obst usw.). Auch sollte das siebente
Hllhnlein geschickt werden. Doch ist zu betrachten, daß eine Menge
Hanf länder ist, von welchen statt des Hanfzehnten von jedem nur
71/2 Kreuzer gegeben werden. Dieses Geld ziehen die vier Geschwo-
renen ein und der P f a r r e r muß ihnen da fü r einen Trunk gebeu.
Steiuobst hat seit langer Zeit keinen Zehnten mehr gegeben und das
übrige trug pro 1791 nicht 2 fl. V o n den Neugütern erhält der
Psarrer zwei Drit tel des Zehnten. Die meisten Früchte werden auf
diesen Nengütern gepflauzt. D ie Schloßgüter sind zehentfrei. V o n
den Weinbergen, welche oberhalb der Landstraße liegen und den grö-
ßeren T e i l ausmachen, werden zwei Dri t tel vom Zehentmost gegeben,
von den übrigen der ganze Zehent. V o n den Früchten aus der A l l -
meind wird der zehnte, von den Erdäpfeln der elfte T e i l gegeben.
Der Zins an Korn beträgt zehn Viertel , an W e i n 9 Viertel . Der
Zehentpachtzins ist 500 fl. Außer dem Baumgarten beim Haus und
den Krautgär ten hat die P f r ü n d e 4 Grundstücke, der Z ins davon ist
41 fl. 40 kr., Kapitalien 1122 fl., Stolgebühren u. dgl. 48 fl. Gesamt-
einnahmen also 580 Gulden.
Diesen Einnahmen standen folgende Ausgaben gegenüber: f ü r
.4 Gastmäler dem M e ß m e r 5 fl. 20 kr., f ü r Opferwein 8 fl., f ü r 8
hl. Messen 3 fl. 30 kr., den Geschworenen ein Trunk 1 fl. 30 kr.,
Auslagen an die ungemein vielen nach Oesterreich, B ü n d e n und die
Schweiz hier durchziehenden Bettler 24 fl., fü r Gastfreundschaft an
die vielen hier durchreisenden Priester 30 fl., zusammen 82 fb. 20 kr.
„ A n der Herstellung vom Psar rhof lind S t a l l fehlt dermalen
so viel, daß sie kaum gebraucht werden können ohne große Gesahr.
*) A l s Kandidaten auf die Pfarrei hatten sich außer ihm gemeldet
Konstantin Steiger, Prof. der Rhetorik in Feldkirch, und Franz K a r l Tschet-
terer, Pfarrer in Laterns. Letzterer erhielt nicht die Empfehlung des Vogtc i -
amtes, weil er in Befolgung der höchsten Verordnungen' (Josef II) zu wenig
eifrig gewesen sei.
— 10 -
E s wurden Baufälligkeiten eingegeben, Augenscheine eingenommen,
Reparaturen fü r höchst notwendig befunden, aber nichts getan."
A n das Aerar hatte der neue P f a r r e r als Taxe fü r seine Er-
nennung 58 sl. 20 kr. einzahlen müssen.
Armselig muß es auch mit den Paramenten in der Pfarrkirche
ausgesehen haben, wie eine Bittschrift des P fa r r e r s an das Guber-
nium in Innsbruck beweist, in der er um Paramente aus den auf-
gehobenen Klöstern bat. Dazu war er durch den Gubernialrat v. Schund
ermuntert worden, der wegen der Gutenberger Güter in Balzers anwe-
send war. Sein Gesuch wurde auch vom Dekan v. F r ö w i s in Feld-
kirch befürwortet. N u n kam der B r a n d , von 1795.
A m 10. M ä r z 1796 schrieb P f r . M ä h r an das Vogteiamt, schon
21 Wochen seien seit dem Brande verflossen und noch sei kein Zeichen
von irgendwelcher Tätigkeit f ü r den B a u von Kirche und P f a r r h o f
wahrzunehmen, E r erhielt die Antwort, er möge die höhere Entschließung
abwarten; der Kostenvoranschlag gehe jetzt an die höhere Behörde ab.
V o n österreichischer Seite war das fürstl. Oberamt mit Anfer-
tigung der nötigen P l ä n e und Kostenvoranschläge betraut worden,
und das Oberamt gab dem Baumeister Weirather von Feldkirch diese
Auf t räge . Weirather überreichte schon anfangs M ä r z seine Arbeiten.
Der Kirchenbau sollte darnach auf 3595 fl., der P f a r r h o f auf 2067 fl.
und der S t a l l auf 708 fl. kommen.
A u f verschiedene Anfragen des Kreisamtes zu Bregenz antwor-
tete das Vogteiamt: „Vom liechtenst. Oberamt wurde berichtet, daß
die Entstehungsursache des Feuers vom 22. Oktober v. I . unbekannt
sei. D a s Feuer entstand in einem vom Psar rhof weit entlegenen Äause
und der Sturmwind trug es über die hölzernen Käufe r hin und er-
griff auch Kirche und Pfar rhos . Der Baumeister Weirather ist in
dieser Gegend bestens bekannt; er hat vor 2 Iahren denselben P f a r r -
hof repariert und eben jetzt mehrere Gebäude im Akkord übernommen.
Die Gemeinde Balzers hat anno 1730 beim Neubau des Pfarrhauses
will ig Frondienste geleistet und würde es auch jetzt tun, wenn die
Leute nicht selbst mit ihrem eigenen Wohnaufbau genug belastet wären.
D a dem P f a r r e r sehr daran gelegen ist, bald möglichst eine W o h -
nung zu bekommen und die Feldsrüchte unterbringen zu können, bittet
das Vogteiamt dringend um baldige Entschließung."
Die Gemeinde Balzers hatte die gutenbergischen Güter in Pacht
und zahlte dafür pro Jahr 500 fl. iu zwei Termine», Georgi und M a r t i n i .
— u
Durch den B r a n d ward die Gemeinde schwer heimgesucht nnd
viele Familien waren um alles gekommen; sie hatten vom Er t rägn i s
der gutenbergischen Güter vom Jahre 179? gar nichts gerettet. Diese
Betroffenen baten nun um den Nachlaß des sie betreffenden Pacht-
zinses und das liechteust. Oberamt unterstützte ihr Gesuch. D a s Vogtei-
amt schrieb darüber an das Kreisamt: „ S o schwer es fällt , jetzt in
dieser Kriegszeit und da das Aerar ohnedies durch diese Feuersbrunst
selbst großen Schaden erleidet, um einen solchen. Nachlaß einzukom-
men, so möchte man doch die Bittsteller nicht abweisen, da diese Leute
aus den Gütern keinen Nutzen hatten, da das Feuer die heimge-
brachten Früchte verzehrte. E s betrifft 64 fl. fü r M a r t i n i , den üb-
rigen Zins hat die Gemeinde entrichtet; an dem Termine fü r Georgi
1796, wo die Gemeinde 300 fl. zu zahlen hätte, trifft es den Verun-
glückten 96 fl., somit der ganze Ante i l derselben pro 1795 160 fl. beträgt."
A m 22. A p r i l 1796 beauftragte das Kreisamt das Vogteiamt
fü r die Kirche einen Kostenüberschlag einzusenden. D a s Vogteiamt
antwortete, das Vaduzer Oberamt habe einen R i ß fü r Kirche nnd
P f a r r h o f durch den Baumeister Weirather machen lassen. Aber wegen
des Beitrages zum Kirchenban hat sich das Oberamt noch nicht ver-
lauten lassen. M a n soll also einen Bei t rag aus freieu Stücken anbieten.
Darauf befahl das Kreisamt (Ignaz v. Jndermaur) dem Vogtei-
amt, es soll eine Zusammentretung stattfinden mit dem Vaduzer Ober-
amt und der Gemeindevertretung von Balzers und soll dabei ein
Kostenvoranschlag vorgelegt werden. F ü r die mittellose Kirche trete
der P a t r o n (das Aerar) ein. Aeberall leisten die Pfarrgemeinden zu
solchen Werken Fuhr- und Äanddienste. Indessen soll, wenn keine an-
dere Kirche vorhanden sei, eine Äolzkapelle errichtet und ein Quartier
sür deu P f a r r e r gemietet werden.
I m gleichen Sinne schrieb das Kreisamt auch an das Guber-
nium. I m Jahre 1796 geschah, wohl wegen den kriegerischen Ereig-
nissen, nichts weiter f ü r den Kirchenbau.
A u f Betreiben des P fa r re r s M ä h r wandte sich im J ä n n e r 1797
der Fürstbischof von Chur mit einer dringenden Vorstellung an das
Gubernium in Innsbruck.
Durch den feindlichen E i n f a l l kamen die Verhandlungen mit Vaduz
ins Stocken und mußten die Akten geflüchtet werden. Endlich war
auf den 11. Februar eine Sitzung anberaumt, die aber auf den 22.
verschobei? werdeil mußte.
— 12 -
Die Verhandlung fand beim Vogteiamt in Feldkirch statt.
Anwesend waren aus Vaduz der Landvogt Menzinger und der Nent-
meister Fritz, aus Balzers Alt-Landammann F ide l Frick und Johann
Vogt , von Feldkirch der Vogteiverwalter. Der vorgelegte Bau-Aeber-
schlag lautete auf 5093 fl. f ü r Kirche uud P f a r r h o f (ohne Glocken,
Altäre usw.). Menzinger schlug vor, daß der P a t r o n (Aerar) die
Hülste zum voraus übernehme und die andere Hälfte die Zehent
bezüger, da Kirche und P f a r r e r nichts leisten könnten. I n Bezug
auf die Zehentbezllger müsse aber bemerkt werden, daß der Fürst nur
einen Siebtel des Zehnten beziehe, also auch -nur einen Siebtel an
der Hä l f t e der Baukosten zu tragen habe. Der P f a r r e r beziehe zwar
sechs Siebtel vom Zehent und das sei sein Einkommen. V o n diesem
Manne , der durch den B r a n d alles verloren habe und nichts mehr
besitze, könne man nichts fordern. Somi t müsse der P a t r o n auch
fü r ihn eintreten.
Die Gemeindcvertreter versprachen, fü r diesmal alle Hand- und
Fuhrdienste zu leisten um so eher zu einer Kirche zu kommen.
Dem Kreisamt gefielen diese Abmachungen nicht. Erstens sei der
Psarrer gar nicht beigezogen worden, der doch außer dem Fürsten
der einzige Zehentbezüger sei. Zweitens scheine auch die Erklärung
des liechteust. Obcramtes ganz unbestimmt zu sein, nnd das Vogtei-
amt hätte den Fürsten zu einem ergiebigen Bei t rag nötige», sollen.
D a s Oberamt setze ganz irrig voraus, daß Oesterreich zum voraus
die Hülste der Kosten zn tragen habe. I n Liechtenstein gelte das
kanonische Recht; demnach komme der Patron erst in letzter Linie
zur Hülfeleistung, wenn die anderen Faktoren versagen. D a die Kirche
nichts erübrigen könne und die Gemeinde die Frondienste alle über^
nommen habe, handle es sich nur darum, die Kosten fü r die Kirche
mit 2662 fl. und fü r den Pfarrhof mit 2431 fl. zn teilen. D a s
Oberamt wolle nur ein Siebtel übernehmen. Die P f a r r p f r ü n d e er-
trage 700 fl., übersteige also die Congrua um 100 fl. Somit habe
der P f a r r e r ^/?, der Fürs t V? und das österr. Aerar 2/7 zahlen.
Ob aber der P fa r r e r , dem das Feuer alles geraubt hat, nicht auf
dem Wege der Gnade alle Rücksicht verdiene, möge die höhere B e -
hörde entscheiden, dies um so mehr, als der Zehentbezug des P fa r r e r s
kein erbliches, sondern nur ein persönliches Recht sei, das aus die
Jahre seiner Anstellung beschränkt sei. (Schreiben an das Gnbcrninm
28. J ä n n e r 1797).
13 -
I m J u l i berichtete der Baumeister Weirather dem Vogteiamt
über die Glocken, Altäre usw. Das Gewicht, der alten Glocken betrug
25 Zentner. A u s dem Schutt wurden noch 12 Zentner und 58 P f d .
M e t a l l ausgegraben. Wenn das Glockengewicht gleich groß sein soll,
müßten also noch 11 Zentner und 48 P f d . M e t a l l ä 85 f l . angekauft
werden, d. i . 895 fl. Die Eisenbestandteile kosteten 163 fl., die 3 Iöcher
17 fl., zusammen 1204 fl. F ü r die Ähr wurden berechnet 228 fl., fü r
Kanzel und 3 Al täre 550 fl., f ü r die Kirchenparamente 1300 fl.
Das Vogteiamt sandte diesen Vorschlag an das Oberamt Vaduz
und den P f a r r e r zur Begutachtung. Das Oberamt schrieb: „ D a im
Lande kein Künstler existiert, wird dem Vogteiamt die Sorge fü r die
Al täre und Kanzel überlassen. Bezüglich der Konkurrenz steht im
alten P fa r ru rba r : „ M i t dem B a u soll man sich bestandsweis ver-
halten und jährlich 2 Beigen Schindeln hergeben. W a s hauptsächlich
ist, mit 5)ilfe Herrn Collatoris solle die Gemeind erbauen. Die E r -
haltung des Psarrhofs stehet dem Collator das ist dem Hanse Oester-
reich wie dessen Erbauung zu. Die Gemeind pflegt dabei die F r o n -
dienste zn leisten. Jeweiliger P f a r r e r aber soll hiezu jährlich 12 fl.
oder in das Rentamt zu Feldkirch erlegen."
Der P f a r r e r M ä h r wurde im Jahre 1798 vom Kreisamt über das
Kirchenvermögen lind über seinen Beitrag zum 'Pfarrhofbau befragt.
E r berichtete, die Kirche habe 1287 fl. Kapitalien und andere jähr-
liche Einnahmen von 47 fl. 37 kr., jährliche Ausgaben 137 fl. 50 kr.
Aeber seinen Bei t rag schrieb er wortlich:
„Auf das hohe Verlangen des k. k. Kreisamtes, was ich Unter-
zeichneter zum Kirchen- und P fa r rhofbau beitragen wolle, geziemend
zn antworten, äußere ich mich:
1. daß ich jährlich 12 fl. als Bauschilling zu notiger Reparatur
verwenden oder an das Rentamt in Feldkirch liesern werde, nach-
dem der B a u hergestellt sein wi rd ;
2. daß ich darüber hin ein sür allemal 100 fl. verspreche. V e r -
diene ich aber aus folgenden Gründen nicht ins Mit le iden gezogen
zn werden, daß ich keine Patrimonialien besitze und dnrch die Feuers-
brunst beinahe meine ganze Einrichtung, den Vor ra t an Büchern ,
Kleidern, Mobi l i en :c. verloren und fast das ganze Einkommen vom
selben Jahre eingebüßt habe, und dazu meine Mut te r beschädiget im
Bette erhalten innßte, daß ich die Einkünfte seit 2 Iahren nicht gehörig
— 14 —
unterbringen nnd benutzen konnte, daß ich aus der Kirche soviel gerettet
habe, als man in dergleichen Fäl len von einem P f a r r e r immer nur
erwarten kann, und daß ich seit dem 22. Oktober 1795 so schlecht
logiert bin, daß nur ein Augenschein es glaubwürdig machen könnte,—
so bitte ich untertänigst, mir den Betrag der 100 fl, nachzulassen."
I m J u l i desselben Jahres stellte der P f a r r e r an das Guberuium
die dringende Bi t t e , die Bauangelegcnheit zu befördern. Schon im
M ä r z hatte er sich in herzenveichender Vorstellung an das Vogteiamt
gewendet. Die Antwort hatte gelautet, es sei wenig Hoffnung, daß der
B a u noch in diesem F r ü h j a h r beginnen könne> da bezüglich der Te i l -
nahme an den Baukosten das Vaduzer Oberamt sich untätig verhalte.
5lnter dem 15. September, schrieb das Vogteiamt an das Kreis-
amt, es sei über die Besprechung mit dem fürstl. Oberamt nicht be-
friediget. E s bemerkt aber doch ganz richtig, daß die Besitzer der
Herrschaft Gutenbcrg die St i f ter der Pfarrei Balzers und ihre
Patrone gewesen seien, die den Zehnten der P f a r r e i vermacht haben,
daß ferner die gutenbergischen Schloßgüter nie einen Zehnten ent-
richtet haben, sondern derselbe noch im Jahre 1730 vom damaligen
Pfandinhaber (v. Ramschwag) der Feste Gutenberg bezogen worden
sei. Heutzutage seien diese Güter der Gemeinde für 500 fl. Zins ver-
lassen und sie entrichten einen Zehnten.
Eine merkwürdige Auffassung der Konkurrenzpflicht offenbarte
das österr. Fiskalamt in seinem Gutachten an das Gubernium am
22. November.
„ E s würde schwer fallen, aus den kauonischen Rechten zu er-
weisen, daß der Pat ronus zu den Kirchengebänden erst in sudsiclium
beizutragen habe; um so schwerer würde also der Satz zu behaupten
sein, daß der Patronns erst dann zn konkurriere» habe, wenn alle
übrigen, welche die kanonischen Rechte hiezu verbinden, einen Beitrag
zu leisten anßer Stande sind. Das Eonzil von Trient verordnet zwar,
daß die Kirchen vorzüglich ans den zur Kirche gehörigen Einkünften
hergestellt werden müssen; wenn aber diese nicht hinreichen, so gehe
die Verbindlichkeit ans alle pstronos und auf jene über, welche von
der Kirche einen Vor te i l ziehen.
Hieraus sollte man schließen, daß, wenn das Kirchenvermögen
nicht zureicht, die Patrone, Zehentherrcn, Gemeinde ins M i t l e i d gezogen
werden. Die in Oesterreich bestehenden Gesetze komineu darin überein."
— 15 ^
Das Haus Oesterreich habe also in dreifacher Rücksicht beizutragen
zu den Kirchengebäuden in Ba l ze r s : wegen des Patronates, wegen
der Zehentfreiheit und wegen den Besitzungen in der Gemeinde.
Der Fürst habe beizutragen als Gerichtsherrschaft, wegen dem Zehent-
recht und wegen den Besitzungen in der Gemeinde. Somi t haben
beide Teile je die Hä l f t e der Kosten zu tragen.
Durch dieses viele Hinundherschreiben wurde weder Kirche noch
Psarrhos gebaut.
E s kam das Kriegsjahr 1799. Anfangs M ä r z waren die F r an -
zosen, 38 000 M a n n stark, unter General Massen« eingefallen und
hatten das unglückliche Volk , das seit 1794 durch Winterquartiere
und Kriegsrequisitionen Unsägliches gelitten hatte, gänzlich ausge-
plündert. I m M a i zogen sie ab.
I m J u n i hatte das Guberninm den Vaudirektor Bar raga aus
Innsbruck nach Balzers geschickt, die dortigen Verhältnisse zu stu-
dieren. E r berichtete am 17. J u n i folgendes: Nach dem revidierten
Weiratherschen Projekt käme der Psarrhos auf 2066 st., der S t a l l
auf 906 fl. und die Kirche auf 6042 fl. ohne die Hand- und Fuhr-
schichten. Dre i Glocken mit zusammen 18 Zentner seien fü r Balzers
hinreichend. V o n Kirchenparamenten habe der P f a r r e r doch manches
gerettet. W e n n Kelche und Meßgewänder noch doppelt in allen 5
Farben angeschafft würden, genüge es. Dieser ausländischen P f a r r e i
dürfe man nicht zuviel leisten. Der Kaiser dürfe sich nicht von seinem
Vasallen (dem Fürsten!) a.ls Antertan betrachten lassen.
A l s der P f a r r e r beim Vogteiamt um Bezahlung der Hausmiete
einkam (er wohnte in der armseligen Wohnung des Wagnermeisters
Franz Büchel in M ä l s ) , bekam er zur Antwort , er solle noch warten, bis
der Streit wegen der Konkurrenz mit dem Oberamt entschieden sein werde.
D a weder von der Kirche noch vom P f a r r e r etwas zu holen war,
setzte man die Hoffnung auf die reichen Kapellen in der Gemeinde.
Aber der P f a r r e r berichtete darüber am 14. Februar 1800:
1. D ie kleine Feldkapelle in der A u hat 52 fl. Vermögen; davon
sind 30 fl. Legat von einem Herrn Hopp. Die Kapelle ist im Zersall,
daher seit einigen Jahren kein Gottesdienst mehr darin. I m Herbst
vorigen Jahres diente sie als Pulvermagazin.
2. S t . Peter und P a u l in M ä l s hat 35 fl. Vermögen, davon
30 fl. Legat von H . Hopp. „Aebrigens stehet diese Kapelle in Kleinmäls.
— 16 -
E i n jeweiliger Frühmesser zn Balzers ist alle Wochen einmal dort
die hl. Messe zu lesen verpflichtet; der Psarrer soll alle Monate
einmal dort celebrieren. Dermalen dient diese kleine, baufällige Kapelle
das Veuerabile aufzubewahren."
3. M a r i a h i l f in der A u . I n dieser Kapelle wird seit Oktober
1795 der Pfarrgottesdienst gehalten. S i e hat Kapitalien im Betrage
von 454 V2 fl. und 199 fl. Iahrtagstiftungen. „Aebrigens haben von
jeher auswärtige Bünd'ner und Schweizer milde Be i t räge geleistet
und zu solchem Vermögen verhelfen. Nach der Kirchenrechnung von
1785 wurde kein Einzugsrodel über diese Kapitalzinse bis nach der
Kirchenrechnuug von 1791 verfertiget. M i r , als dortmaligem P r o -
visor, nämlich vom Kerbst an, stuud es nicht wohl zu; ich wollte
auch nicht das Interesse, die schwächste Seite des Volkes, empfind-
lich berühren, indem ich genug zu tnn hatte, der Gemeinde (commu-
nitati intestinis ciissiciiis exulcei-atse *) nnr einigermaßen Genüge zn
leisten. V o n dieser Zeit an kam dann ein Anglück über das andere,
was das Aufkommen Vieler unmöglich machte. E r s t e n s plagten
das Volk die Sperrkordouisten, z w e i t e n s die Erhaltung des
gestellten Ncichskontingents, d r i t t e n s die große Feuersbrunst,
v i e r t e n s die starken Einquartierungen nnd Verköstignng von Zeit
zu Zeit, f ü n f t e n s der Anfug der eingebrochenen Franzosen vom
6. bis 25. M ä r z 1799; wer diese kennt!!!, s e c h s t e n s die russische
Armee bei ihrem Durchmarsch im Herbst 1799, s i e b t e n s andere,
die raubten und stahlen trotz den Russen."
Die Vaduzer Hofkaplanei S t . F l o r i n i hatte einige Güter in
Balzers . A l s auch diese um eiuen Bei t rag angegangen wurde, be-
richtete der Hofkaplan: „ E s siud 13 Stücke (Ackerland, Wiesen uud
Rie t ) . Vermög eines in Handen habenden pergamenen B r i e f s ge-
hörten obige Güter unter A l w i g Grafen zu Su l z und Herr zn Vaduz
auno 1565 «och zu S t . Peter iu Schaau, wohin das hiesige S t . F l o r i n i
Benefizium noch seine Verbindlichkeiten hat."
A u f verschiedene Anfragen des Guberninms antwortete das
Vogteiamt unter dem 15. M ä r z 1800: „ D a s fürstliche Oberamt be-
zeugt, daß die Feuersbrunst gerade die vermöglicheren Gemeinde-
angehörigen betroffen habe, und d a ß , dort überhaupt keine reichen
Leute sich befinden. Balzers , am F n ß e der Luziensteig gelegen, habe
*) d. h. der durch innere Jwistigkciten zerrißenen Gemeinde.
17 —
im vorige» Feldzuge mehr als ei» anderer Ort gelitten. Das Fürsten-
haus habe in Balzers gar keine Rea l i t ä t en ; dagegen besitze die Hof-
kaplanei S t . F l o r i n i daselbst einige Güter im Werte von 2780 f l . ;
diese sind nicht zehentfrei. Sonst befindet sich in Balzers keine aus-
wärtige Besitzung als die dem Hause Oesterreich gehörigen guten-
bergischen Schloßgllter und ein Erblehen, das jetzt die B r ü d e r Franz
Josef und Josef Wolfinger inne haben und 29 V2 Vier te l Gerste
jährlichen Zins entrichten. Der im Jahre 1734 noch nicht ausgetra-
gene Streit wegen des Novalzehnten sei zu Gunsten des fürstl.
Hauses entschieden worden; er sei fü r 108 f l . verpachtet (Vz vom
ganzen). Der P f a r r e r hatte jährlich 12 fl. Bauschilling zn zahlen
(seit 1734). Der jetzige P f r . M ä h r sei seit 1794 P fa r re r . S p ä t e r
könnte dieser Betrag aus 50 fl. gesteigert werden. Die Filialkirchen
haben kein Vermögen. F ü r die Abgebrannten wurde etwas gesam-
melt, aber nicht sür die Kirche.
E i n Tiroler Baumeister soll neue P l ä n e machen, aber erst, wenn
man weiß, wer zu zahlen hat. I n diesen Kriegszeiten und an den
Grenzen der Schweiz läßt sich keine sichere Schätzung vornehmen und
die Weiratherschen Vorschläge genügen jetzt schon nicht mehr. D ie
Bemerkungen des Landes-Baudirektors (Barraga) über die Frage,
wer die Kosten zu tragen habe, seien gut gemeint, aber nicht ver-
wendbar. D ie Rechte und Pflichten der Patrone seien im Gesetze
bestimmt und lassen sich nicht nach Willkür beschränken.
I m M a i 1800 gab das Gubernium die Weisung, mit dem B a u
bis auf bessere Zeiten zu warten.
I m M ä r z 1801 wendete sich der P f a r r e r wieder an das Vogtei-
amt und im September auch das Oberamt.
I m Oktober 1801 schrieb der Nichter Franz Anton Frick von
Balzers an das Vogteiamt: 6 Jahre sind verflossen, seit die schreck-
siche Brunst die Hä l f t e der Einwohner der Gemeinde obdachlos ge-
macht hat und Kirche und P f a r r h o f niederbrannten. S o suchte der
mit Anglück betroffene P f a r r e r M ä h r eine Anterkunft beim Meister
Franz Büchel zu M ä l s . Dieser überwiest ihm das halbe Haus und
nötige Stallung. D a ihm aber an dem billigen Hauszins bis dato
nichts vergütet worden ist und er die Kriegslasten mit Steuer uud
Requisitiou allein getragen hat, so bittet er das k. k. Vogteiamt um
Anzeige, von woher er den Zins erhalten könne.
— 18 —
Anter dem 9. Dezember endlich unterbreitete das Gubernium
die Baugeschichte dem Patronus, dem Kaiser. Bezüglich der B a u -
pflicht sagte es, da die Gemeinde und der P f a r r e r nicht zahlen können,
müssen der Kaiser und der Fürst von Liechtenstein zu gleichen Teilen
zahlen. Den P f a r r h o f habe im Jahre 1733 das Aerar allein gebaut,
weil das Zehentrecht des Fürsten bestritten worden sei. Jetzt müsse
der Fürst auch partizipieren. Der Zusammenhang von Kirchenpatronat
und Gutenberg sei den Herren unbekannt. Jene Güter seien wahr-
scheinlich den B ü r g e r n abgekauft worden. A m die Last des Pa t ro -
nates abzuwälzen, wird der Verkauf der Güter empföhle». S i e haben
eine Fläche von 142 602 Quadratklaftern und einen Wer t von
28871 fl. und könne dieser mit den Alprechten, Streue- und Holz-
maß, Almeind u. dgl. aus 30 000 fl. erhöht werden. B e i m Einzel-
verkauf könne der P r e i s noch höher kommen. E s haben sich bereits
zum K a u f gemeldet die Gemeinde, das Oberamt und der Advokat
D r . Della Torre. Zum Einzelkauf würden sich die Balzner und
Schellenberger (!) nicht herbeilassen. Ausländer sehe man nicht gerne
im Lande und man gebe ihnen kein Bürgerrecht . Dem Einzelverkauf
stehe auch das Patronatrecht entgegen. N u r der Fürst von Liech-
tenstein dürf te sich zu einem annehmbaren P r e i s und Aebernahme
des Patronates herbeilassen und zum sofortigen B a u von Kirche
und P fa r rho f .
Der rührige P f a r r e r von Balzers hatte im August 1801 aber-
mals das Gubernium zu mobilisieren gesucht lind im M ä r z des
Jahres 1802 wandte er sich wieder an seinen Bischof. E r erinnerte
ihn an seine überaus traurige Lage. Schön im 7. Jahre sei er ohne
Pfarrkirche und ohne P f a r r h o f zum größten physischen und mora-
lischen Schaden fü r ihn, fü r die Pfarrkinder und Reisenden und
zum Aergernis der angrenzenden Reformierten. „ D e s erlittenen
Schadens und Angemachs zu geschweigen, welche hier als am nächsten
bei dem weltbekannten S t . Luziensteig, bei dessen öfteren Eroberungen
und Einnahmen durch feindliche und andere Armeen verursacht
wurden, wo es Hunger, B l ö ß e und Lebensgefahren gab; der Or t
des Gottesdienstes ist in einer A u draußen, entlegen; bei anhalten-
dem Regenwetter mußten Pferde und W ä g e n des Wassers halber
gebraucht werden, um hin zu kommen. Das Venerabile ist in einem
alten Tabernakel, welcher nicht vor dem Regen geschützt werden
konnte. E s wäre zur Zeit des Krieges unbescheiden gewesen, die
- 19 —
Wiederherstellung der Gebäude zu betreiben oder den Ort aus Fül le
des Verdrusses zu verlassen, aber jetzt bittet der P f a r r e r den Fürs t -
bischof nm seine Verwendung."
Der Fürstbischof willfahrte dieser Bi t t e schon am 22. M ä r z
von M e r a n aus, wo er damals sich aufhielt.
D a s Guberuium antwortete dem Fürstbischof umgehend: A u f
das Verehrliche vom 22. die Nachricht, daß man in der Angelegen-
heit des P fa r re r s von Balzers bereits an das allerhöchste Or t Gut-
achten erstattet habe, worüber die allerhöchste Entschließung unterm
16. Körnung erfolget sei, daß mit dem Landvogt zu Vaduz aus
selbsteigener Veranlassung des Herrn Fürsten A l o i s von Liechten-
stein wegen Herstellung der abgebrannten Kirche lind des Pfa r rhofes
ein Aebereinkommen getroffen werden solle und daß solches sobald
es über die unter einem erfolgende diesfällige Betreibung einlangen
wird, unaufhältlich nebst der vom besagten P f a r r e r wiederholten
Bi t t e S r . M a j e s t ä t zur allerhöchsten Berücksichtigung werde vorge-
legt werden. M a n findet sich veranlaßt, das Kreisamt Bregenz zu
eriuuern, das bereits unterm 3. d. M . abgeforderte Llebereinkommen
mit dem Landvogt wegen Herstellung der abgebrannten Gebäude,
weun es etwa wider Vermute» uoch nicht erfolgt sein sollte, sogleich
zn treffen und das Resultat hier vorzulegen.
Der Vogteiverwalter erhielt den Auf t rag init der Gemeinde
Balzers wegen des nötigen Bauholzes aus den Gemeindewaldungen
zu verhandeln.
Die Verhandlung fand erst am 4. Sept. zu Vaduz statt. Daran
nahmen teil: Vogteiverwalter v. Steiger, Landvvgt Menzinger, Land-
ammann Franz Anton Frick, P f a r r e r M ä h r und einige B ü r g e r
aus Balzers . Die Gemeinde bot sich zu allen Fuhr- und Handschichten
an und auch zur Lieferuug alleu Bauholzes fü r Kirche, P f a r r h o f
und S t a l l unter der Bedingung, daß die neue Kirche größer als
die alte uud auf einem geeigneter« Platz oberhalb der Landstraße
in freier, feuersicherer Lage erbaut werde, was zugesagt wurde.
I m Jun i 1802 beauftragte das Gubernium den Baudirektor
Bar raga fü r den P f a r r h o f neue P l ä n e zu machen. Bar raga begab
sich also wieder uach Balzers . E r fand, daß es unumgänglich notwendig
sei, den ganzen Psar rhof zur Erhaltung des ohnehin schon beinahe
7 Jahre der freien Witteruug blosgestellten Gemäuers und der Ge-
wölbe ehetunlichst einzudecken. Diese Eindecknng soll aber nicht nur
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provisorisch, sondern mit einem soliden Dachstnhl nnd mit Ziegeln
geschehen. Anch soll der bereits mit Gras und Standen bewachsene
Schntt vou deil Gewölben entfernt werden. D a die Gemeinde das
Bauholz gratis liefere, kommen die Kosten höchstens auf 370 f l .
A m 17. Okt. 1802 reichte Weirather ein vom Rentamt unter-
stütztes Gesuch ein lim 1000 fl., da er soviel Arbeiten am Psarrhof
geleistet habe.
A m 23. M ä r z 1803 fand in Balzers wieder eine Verhandluilg
statt, an der der Vogteiverwalter v. Steiger, P f a r r e r M ä h r , Land-
ammann Franz Anton Frick, Stefan Burgmaier, Jos. Frick, Jos.
Regele, Ioh . B a p t . Büchel, Postmeister Wolfinger nnd Baumeister
Weirather teilnahmen. E s fanden sich an Baumaterialien vorhanden
100 Fuder Sand und 400 Fuder Stein. Steinplatten waren aus dem
Steiubruch in Eschen bestellt und bis J u n i vorhanden. 40 F ä ß l e
Kalk waren vorhanden, zwei Kalköfen waren mit Ko lz und Stein
versehen, in jedem Ofen sollten 100 Fässer gebrannt werden. 3700
Mauerziegel und 24000 Dachziegel wareil in Nendeln bestellt, das
nötige Bauholz angekauft, 754 Bretter auf der S ä g e , das Eichen-
holz zum Glockenstuhle angekauft. Die Gemeinde hatte also ihre
Pflicht getan und ihre Vertreter äußerten, es wäre schon viel mehr
M a t e r i a l auf dem Platze, wenn man gewußt hätte, wo gebaut werde.
Die Gemeinde besitze 90 zweispännige Fuhrwerke, die an einem
Tage vieles leisten können. E s wurde beschlossen den Psarrhof mit
Ziegeln zu decken.
A l s der Baudirektor Bar raga im A p r i l sich entschuldigte, weil
er wegen anderen Arbeiten die P l ä n e fü r Balzers nicht habe machen
können, drohte ihm das Gubernium mit einer Anklage bei Kofe .
A m 18. I n l i sandte er endlich die P l ä n e ein. I n seinem Begleit-
schreiben sprach er sich entschieden fü r Verlegung der Kirche ober-
halb der S t r a ß e aus. Die alte Kirche hatte eine sehr ungünstige
Lage, neben einem großen Schuppen und unter den umstehenden
Käufern verborgen und der Feuersgefahr ausgesetzt. F ü r die drei
Glocken hatte Weirather 24 Zentner Gewicht beantragt. Ba r r aga
meint 17 Zentner seien genug. Doch soll es der Gemeinde freistehen,
auf ihre Kosten ein schwereres Geläute anzuschaffen. Der T u r m sei
stark genug. Die 3 Al täre wi l l er von der wohlfeilsten A r t machen
lassen, aus bemalten Bre t te rwänden. Doch könne die Gemeinde aus
Sammelgeldern Al täre von erhabener Vilderarbeit machen lassen.
— 21 —
Bar raga legte auch ein vollständiges Verzeichnis der nötigeil Kirchen-
gerätschaften bei f ü r den Gesamtpreis von 826 fl. F ü r das Kirchen-
gebände berechnete er 8952 fl., fü r die Altäre 174 fl., f ü r die drei
Glocken 975 f l . , fü r den Baumeister 214 fl., sür die Llhr 180 fl,,
zusammen 11323 fl.; sür den P f a r r h o f 3440 fl., für die Scheuue
1468 f l . , alles zusammen 16231 fl. Daran leiste die Gemeinde durch
Arbeit und Bauholz 6152 fl,, das Aebrige die Concurrenten mit
10079 f l .
Das Jahr 1803 erlebte noch vor Torschluß cm wunderbares
Gutachten der Buchhaltung in Jnnsbrnck an das Kreisamt Bregenz:
„Die Baukosten fü r den P f a r r h o f belaufen sich auf 3406 fl. ein-
schließlich die Fuhr- uud Äanddienste. Daran habe die Gemeinde
Balzers /̂z d. i . 1623 fl. an Geld und die Frondienste im Werte
voll 972 fl., also zusammen 2595 fl. zn leisten.
Die Scheuue sei auf 1455 fl. berechnet. Daran habe die Gemeinde
an Frondiensten 636 fl. und an Geld 545 fl., der P a t r o n 272 fl. zu leisten.
Die Bankosten sür die Kirche seien 11 688 fl. Die Frondienste
mit 4706 fl. davon abgezogen bleiben 6982 fl. Davon habe der P a t r o n
zu leisten — 2327 f l . , die übrigen 4655 fl. die Gemeinde. F ü r
alle drei Gebäude treffe es dem P a t r o n 3412 fl., der Gemeinde aber
13135 fl. zu leisten." D a wäre dar Pat ronus allerdings gut weg-
gekommen, aber nicht die arme Gemeinde! —
Anfangs M ä r z 1804 reiste der P f a r r e r M ä h r selbst nach Inns-
bruck und überreichte dem Gubernium persöulich ein dringendes Gesuch
um endliche Inangriffnahme der Bauten.
Daraufhin wandte sich der P f a r r e r mit warmer Unterstützung des
Guberniums an den Kaiser mit der dringenden B i t t e um den Besehl,
daß der B a u der Kirche noch dieses F r ü h j a h r begonnen werden solle.
A n , 6. J u n i erlaubte das Gubernium dem Kreisamt, dem B a u -
meister Weirather, der schon in, M ä r z um einen Vorschuß gebeten
hatte, 500 fl. vorzustrecken fü r den Pfa r rhofbau , der in Angr i f f ge-
nommen worden war. V o m allerhöchsten Ort sei die Erlaubnis einzn-
holen, den B a u der Kirche nach Barragas Grundr iß sofort zu beginnen.
A m 5. J u l i schrieb P f a r r e r M ä h r abermals an das Gubernium.
Er berichtet, daß die Kapelle M a r i a h i l f dem Einstürze nahe und
schon zweimal ausgeraubt worden sei.
— 22 —
Lluter dem 28. September 1804 ordnete ein kaiserliches Dekret
den Wiederaufbau der Gebäude auf seine Kosten an, was dem er-
freuten P f a r r e r durch den Regierungsrat v. Schmidt mitgeteilt wurde.
I m November 1804 reichte Weirather beim Vogteiamt seine
Rechnung ein sür den P fa r rho fbau im Betrage von 1134 fl.
E s kam , das Jahr 1805! D a von österreichischer Seite auch jetzt
noch sich niemand für den Kirchenbau rührte, richtete das liechteust.
Oberamt am 23. M ä r z folgendes deutliche Schreiben an das Vogtei-
amt, das die ganze Sachlage treffend beleuchtete: „Eiuem wohllöbl.
Vogteiamt wird gewiß nicht entfallen sein, daß wir in betreff des
Kirch- und Pfarrhofbaues zu Balzers uns schon im Jahre 1797
auf eigenes Verlangen der hohen Landesstelle in Innsbruck mit dem-
selben gütlich verglichen haben; dieser Vergleich wurde aber vou hoch-
gedachter Stelle uicht genehmiget, sondern es hieß, die Reparation
dieser Kosten müsse nach Vorschrift der kanonischen Rechte gehen.
W i r mußten hieranf vermöge Schreibens vom 29. Oktober 1799
an Handen geben, wie die Gemeinde und ihre Individuen bestellet
seien, was hiesige Herrschaft und Auswär t ige f ü r Rea l i t ä ten in der
P f a r r e i besitzen, wie hoch sich der Zehentanteil, den hiesige Herrschaft
dort bezieht, belaufe, wie dortige Filialkirchen bestellet seien und was
für Be i t r äge wegen der Feuersbrunst eingegangen seien.
W i r hoffen auch deutlich genng dargetan zu haben, daß die
vermöglichsten Untertanen zu Balzers durch die Feuersbrunst und
jetzt erst durch den Krieg verarmt sind, hiesige Herrschaft gar keine
Real i tä ten dort habe, auch sonst niemand außer dein ErzHanse Oester-
reich, welches nebst den gntenbergischen Gütern noch beträchtliche
Lehen in Balzers besitzet, und die hiesige Hofkaplanei S t . F l o r i n i ,
dessen Fondationsgütchen dortselbst sich etwa ans 2500 fl. belaufen
möchten, der Herr P f a r r e r dortselbst ctscimator universalis ist, uud
hiesige Landesherrschaft nur einen Dri t te l vom Neugereutzehuteu zu
beziehen hat, wovon der erstere lange Jahre fü r 600 fl., der letztere
hingegen fü r 108 fl. jährlich verbeständet waren, die Filialkirchen
mitsammen keine 500 fl. Vermögen haben, und die Bei t räge nicht
den zwanzigsten T e i l des Schadens ersetzen.
Wenn man dieses und den Inhal t , des Verehrlichen vom 29.
Januar l . I . , vermöge wessen die Baukosten hauptsächlich auf Grund-
eigentümer und Zehentinhaber fallen, dann auch Se . Durchlaucht
— 23 —
unser gnädigster Landesfürst insbesondere als Landesherr beitragen
und Se. M a j e s t ä t als allerhöchster Patronus nur subsidarisch ton--
kurrieren sollen, so muß mau billig Anstand nehmen; denn Se .
Ma je s t ä t sind sozusagen der einzige Grundeigentümer, der allerhöchste
P a t r o n und respektive clecimator universal!». Außer allerhöchst dem-
. selben ist kein «jeciinswi- als S c . Durchlaucht, aber nur mit einem
Siebtel vom Ganzen, uud kein Grundeigentümer als die hiesige Hof -
kaplanei S t . F l v r i n mit den wenigen Fnndat ionsgütchen.
W i r haben uns also bewogeu gefunden, schon am 2. des vorigen
M o n a t s bei unserer höheren Behörde um Verhaltungsbefehl zu bitten,
welche uns noch nicht zugekommen sind."
Anter dem 18. A p r i l wandte sich der P f r . M ä h r abermals an
das Guberninm in Innsbruck. Nachdem er persönlich in Innsbruck
vorgesprochen uud eine Bittschrift eingereicht habe, sei eine Inter-
vention des Guberuiums in W i e n ersolgt, wofür er danke.
A m 28. September 1804 sei ein Hofkammerdekret ergangen, daß der
B a u der Kirche, des Pfarrhauses und der Scheune nach eingeschicktem
P l a n , M a ß und Lieberschlag auf Kosten des Aerars erfolgen solle.
Der Psarrer bat nun nm den Vol lzug dieses Dekretes. D ie A u s -
gleichung wegen des Kosteubetrages zwischen dem Vogteiamt und
Vadnzer Oberamt sei nicht vorauszusehen; so verstreiche die Zeit
und die besten Handwerker gehen nach der Schweiz dem Verdienste
nach; die Baumaterialien leiden Schaden, besonders der Kalk und
das Zimmerholz, das schon 2 Jahre bereit liege. Die Gemeinde ver-
liere den M u t und das 10 jährige Llngemach werde immer größer.
Darans befahl das Gubernium dem Kreisamt sofort einzube-
richten, was mit dem Vaduzer Oberamt vereinbart worden sei. D a s
Kreisamt hatte an das Gubernium die geistreiche Anfrage gerichtet,
ob man dem liechtenst. Oberamt die P l ä n e aushändigen dü r f e ; da-
durch werde der B a u immer weiter hinausgeschoben. E s erhielt da-
rauf folgeude Autwor t :
„Nach dem Hofdekret vom 28 Sept. 1804 hätte man wirklich
nicht erwartet, haß das Kreisamt einen Anstand nehmen sollte, dem
liechtenst. Oberamte die P l ä n e etc. zur Wiedererbauuug der abge-
brannten Gebäude zuzustellen. D a s Hofdekret enthielt ausdrücklich,
daß die V a u f ü h r u n g dein Baumeister Weirather aufzutragen, die
Herbeischaffung der Erfordernisse aber und die Verrechnung dein
— 24
liechtenst. Obcramte zn überlassen seien, welches sodann hiezu den
B ü r g e r Frick mit Hilfeleistung des dortigen Seelsorgers verwenden
könne. E s ist also nichts natürlicher, als daß sowohl der, welcher
einen B a u führet, sowie jener, der denselben zu verrechnen und die
Material ien beizuscyaffen hat, wissen müsse, wie der B a u gesührt
und welche Erfordernisse herbeizuschaffen seien. D a s Kreisamt hat
also dem liechtenst. Oberamt nicht nur die P l ä n e etc. zuzustelleu,
sondern auch all jenes, zu was sich der Herr Fürst von Liechtenstein
bereits herbeigelassen hat, auszugsweise bekannt zu machen lind vor-
zustellen, daß, da voransgesehen werden könne, daß Se . M a j e s t ä t
als Pat ronus und der Herr Fürs t als Inhaber der .Herrschaft Vaduz
die Ainstände der teilweisen Bei t räge beherzigen werden und sich
das fürstl. Oberamt um so williger zur Beschleuuiguug dieses Baues
werden finden lassen, als äußerst schwer es dein P f a r r e r fallen
würde den Gottesdienst in einer weit entlegenen, selbst dem Einsturz
drohenden Feldkapelle zu halten lind die Sakramente zu admini-,
strieren, wo die Pfarrgemeinde, besonders die Kinder, weil die Kapelle
bei weitem nicht alle fassen kann, im Winter uuter freiem Himmel
dem Gottesdienst beiwohnen müssen."
A m 30. A p r i l 1805 begann man die Fundamente fü r die Kirche
auszugraben und am 2. M a i wurde der Grundstein gesegnet.
Laut einer Zuschrift vom 31. J u l i 1805 verlangte die öster-
reichische Behörde vom Fürsten als dem Landesherrn die Häl f t e
der Bankosten. M i t Recht wies das Oberamt eine solche unbe-
gründete Forderung zurück und erklärte, der Fürst werde seinen
schuldigen T e i l sicher leisten.
Unterdessen h a t t e n die B a l z n e r , d ie des H a r r e n s
i n ü d e w a r e n u n d e n d l i ch zn e i n e r K i r c h e ko m inen w o l l t e n
selbst z u g e g r i f f e n u n d u n t e r dem B a u m e i s t e r W e i r a t h e r
den K i r c h e n b a n b e g o n n e n .
I m September ersuchte das Kreisamt das Gubernium, es möge
den Befeh l zur Auszahlung der bisher eingereichten Rechnung
Weirathcrs geben, damit der B a u vorangehe und die Materialien
nicht zugrunde gehen. M i t dem Vaduzer Oberamt erziele man doch
keine Einignng; es bestehe auf einem Siebtel der Kosten, die laut
Hofdekret 6398 fl. ausmachen.
Die Bauarbeiten gingen nun rüstig voran.
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A m 16. Oktober verlangte der Baumeister einen Vorschuß von
wenigstens 2000 fl. fü r die Maure r , Zimmcrlente, Schreiner, Schlosser,
Schmiede, sür Kalk, Bretter, Latten, Näge l usw.. D i e K i r c h e
stehe jetzt u n t e r D a c h ; der Psarrhof verlange nur noch einen
Kostenaufwand von 209 fl.; der T u r m , habe bereits die Höhe der
Kirche; das Holz zum Glockenstuhl sei bearbeitet, wie auch der
Rost zu den Kirchenstühlen. Der gute Banmeister war genötigt,
mit seinem eigeueu Geld den ganzen Sommer hindurch „durchzu-
martern". D ie Handwerker wollten bezahlt sein, so daß man ihm mit
Schätzung drohte. E r bittet, ihm aus diesem Eleud zu helfen, er
werde fü r alles Rechnung stellen. Ferner habe er Kirchengcräte an-
geschafft, einen Kelch fü r 20 fl., zwei Meßgewäuder fü r 36 fl. nnd
eine P ix is fü r 13 fl.
Der Rentmeister in Feldkirch unterstützte dieses Gesuch lebhaft.
Weirather scheint keinen „Vorschuß" erhalte» zu haben, denn am
I. Dezember schrieb der Kreishauptmann von Bregenz an das Guber-
ninm, die Rechnuugeu Weirathers seieu richtig befuudeu worden und
man möge ihm endlich den Rest seines Guthabens per 6371 fl. 33 kr.
auszahlen.
Durch den im Herbst 1805 ausgebrochenen Krieg wurde der
B a u unterbrocheu und die Zahluugeu blieben aus, zumal Vorarlberg
bairisch geworden war.
1 8 0 6 J ä n n e r 3. Weirather schreibt wieder an das Vogteiamt.
E r schildert die traurige Lage der Bauarbeiter und die seiuige, da
keiu weiterer Vorschuß geleistet werde» wi l l und die Arbeiter nicht
bezahlt werden. E r selbst habe Geld auf Z ins aufnehmen müssen
und sein eigenes Geld geopfert. D ie Arbeiter künden auf und die
halbfertigen Arbeiten gehen wieder zugrunde. Die Kapelle in M ä l s
breche zusammen und es müsse jetzt e ine S c h e u u e f ü r deu
G o t t e s d i e n s t b c n ü t z t w e r d e n . And schon sei dies d a s e l f t e
J a h r nach der B r u n s t !
Daraufhin schrieb die InnsbruckerBuchhaltung an das Kreisamt,
dem Weirather sollen die ihm noch gebührenden 6371 fl. 33 kr. aus-
bezahlt werden. Aber der arme Banmeister mußte noch lange warten!
Gegen Ende des Jahres 1805 hatte' der vielgeprüfte Pfarrer
M ä h r Balzers verlassen und die Pfarrei Rankweil angetreten.
Seine Schuld war es wahrlich nicht, wenn er die Vollendung seiner
Kirche und seiner Pfarrwohuung nicht mehr erlebte. Während Kirche
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und Psarrhof im Schütte lagen, hatte er bereits 10 Jahre lang in der
bescheidenen Wohnnng des W ä g e r m e i s t e r s Franz Buchet in M ä l s
gewohnt. Dieser verlangte mm vom Rentamt in Feldkirch den Haus-
zins, 32 fl. pro Jahr. Der Landammann Frick und Landvogt M e n -
zinger unterstützten sein Gesuch. Die Erledigung blieb aber lange aus.
Ende Februar 1808 schrieb das ba ie r i sche Kreiskommissariat
an das Landgericht Feldkirch: „Schon seit mehreren Jahren waltet
zwischen dem Hause Oesterreich und der fürstlich liechtenst. Herrschaft
Vaduz ein Streit über die Konkurrenz zum Kirche»- und Widums-
bau zu Balzers vor, wo dem ersteren das Patronatrecht zustand.
D a dieser Kirchenbau notwendig ist und Se . Majestät als nunmeh-
riger Besitzer der gutenbergischen Güter und des Wolfingerlehens zu
Balzers und als Patronatherr einen verhältnismäßigen Bei t rag zu
dem gedachten B a u zu entrichte» obliegt, so wird dem k. Landgericht
die Weisung erteilt, mit dein Beamten der Herrschaft Vaduz über
diesen Gegenstand ins Benehmen zu setzeu wegen des Beitrages
nach Vorschrift der gemeine» Rechte eine Abrednng zn treffen nnd
in? Berichte anher anzuzeigen, ob bei fernerer Prä teus ion der liech-
tenst. Veamtuug nicht d a s ganze P a t r o n a t r e c h t h i n g e g e b e n
w e r d e n k ö n n e .
Der Landrichter in Feldkirch stellte mm an den P f a r r e r M ä h r
in Rankweil einige Fragen, welche dieser wie solgt beantwortete:
1. D a s jus parronstus stehe dem Hause Oesterreich jure em-
tionis zu.
2. E r habe darüber keine andere Urkunde gesehen als ein zer-
rissenes im Jahre 1696 reformiertes Urbar. D a r i n sei das Haus
Oesterreich als Pa t ron genannt.
3. Glaublich, daß dieses Patronatrecht dein Schloß Gutenberg
anklebe. Die Material ien dieses Schlosses seien vor 20 Jahren an
Pr iva te verkauft worden. W ä g e r m e i s t e r Franz Büchel in M ä l s
sei auch ein Käufer geweseu.
4. E r habe nie erfahren, wann Oesterreich diesen Besitz erwarb.
Der P f a r r h o f sei vor 60 Iahren auf einem neuen Platz gebant
worden. Dabei leistete die Gemeinde Hand- nnd Fuhrarbeiten. D a s
Bauholz lieferte der fürstliche W a l d gegen Bezahlung durch das
österr. Rentamt. Z n seiner Zeit uud zur Kricgszeit seicu 200 fl.
zur Reparation gespendet worden. E in jeweiliger P f a r r e r mußte
— 27 —
alte Mit twoch auf dem Schloß die hl. Messe lesen. D a f ü r erhielt
er 5 fl. Dem P f a r r e r v. Stöcklern sind diese 5 fl. abgekündet worden,
nachdem das Schloß abgebrochen war. Der Zehent zu Balzers habe
früher der Schaaner Hofkaplanei gehört und sei znr Balzner P f r u n d
käuflich gekommen, so erzählte man. —
E s sei uns gestattet, hier jene interessanten Notizen einzuschalten,
die dieser ausgezeichnete P f a r r e r in den P f a r r b ü c h e r n hinterlassen
hat. „Der 22. Oktober 1795 war jener verhängnisvolle T a g , an
welchem nachmittags nach 4 Ahr dnrch abscheuliche Sorglosigkeit der
Leute eine Feuersbruust entstand, welche durch die Heftigkeit des
Föhnsturmes so. gefördert wurde, daß in 7 Minu ten über 30 Ge-
bäude in Flammen standen, und aus dem Pfa r rhofe , der am
weitesten von dem Orte, wo es zu brennen angefangen hatte, ent-
fernt war, füuf Personen durch Sprung aus deu Fenstern sich
retten mußten. A n s der Kirche konnte durch den P fa r r e r , welcher
allein derselben zuHülfe eilte, nur der Speisekelch*) mit dem Aller-
heiligsten, sowie die Monstranz**) nnd ein Kelch geflüchtet werden.
Aeberdies konnte dieses vorliegende Buch (Tauf-, Sterbe- und Ehe-
buch in einem Bande) mit zwei anderen Büchern (Iahrzeit- und
Rechnungsbuch) sowie die Kapitalbriefe gerettet werden. Der Gottes-
dienst mußte fortan teils in S t . Peter> teils in M a r i a h i l f gehalten
werden. Menschenleben forderte das Element drei, nämlich eine
Wi twe namens Franziska N i g g und ihren Sohn Eusebius sowie
ein Kuäblein des Andreas Wolfinger. E s entstand nuu eine Armut ,
N o t und Elend im höchsten Grade. Die B ü r g e r , durch das Unglück
niedergedrückt, mühten sich ab, soviel sie konnten, um ihre Wohnungen
wieder herzustellen. Lim Kirche und P f r u n d h ä u s e r kümmerten sie sich
wenig. Z u all dem kamen noch das Kricgsgetümmel, die Verwü-
stungen und P lünderungen der Franzosen, welche am 6. M ä r z 1799
bei Trübbach einbrachen, die Festnng Luziensteig erstürmten uud
19 Tage hindurch ganz nach Kriegsgebrauch bei uns hausten, nach-
dem wir vorher von den besreuudeten Soldaten sehr viel gelitten
hatten. Die Verwaltuug der P f a r r e i war inzwischen außerordentlich
schwierig wegen M a n g e l der kirchlichen Gewänder nnd von allem,
was zum Gottesdienst gehört, wegen den Wohnungsverhältnissen
») Ein äußerst wertvolles Kunstwerk, Geschenk des D r . theol. Ioh . V p t .
.hopp, Kanonikus am Kollegiatstift in Freising und Äofkatzla» in Vaduz.
**) Wertvolles, altes gotisches Stück.
— 28 -
und anderem, was sich gar nicht beschreiben läßt. Die Unterweisung
der Jugend, die Spendung der Sakramente, das Versehen der
Kranken war mit tausend Schwierigkeiten verbuudeu. E i u M a n n
wnrde eben mit den Sterbsakramenten versehen, als die Rnssen
23000 M a n n stark in Balzers einmarschierten, ein anderer ausge-
tröstet, während von der Luziensteig, die von den Kaiserlichen ein-
genommen wnrde, die Kauoueu donnerten. B e i all dem unterließ
ich inchts, daß man doch endlich an den Wiederaufbau der Kirche
deuke. Ich schrieb nach Vaduz , Feldkirch, Innsbruck, W i c u uud
und Chur. Antwort bekam ich selten, außer von Chur.
Endlich wurde durch Vermittlung unseres Fürstbischofs, der
der Revolution wegen in M e r a n residieren mußte, bewirkt, daß Herr
Franz Bar raga , Direktor des k. k. Bauamtes, Hieher beordert wurde.
Dieser hatte über alles geuaueu Bericht »ach Innsbruck zu erstatten.
D a s war im September 1802. Gleichzeitig fanden in Vaduz B e -
sprechungen statt, wobei die Gemeinde sich zu alleu Frondiensten nnd
zur Lieferung des Banholzes verpflichtete. Aber noch sing man nicht
zu banen an. Ende Februar 1804 reiste ich nach Innsbruck, um zu
drängen. V o n Innsbruck zurückgekehrt, schrieb ich au den Kaiser
selbst. Endlich am 4. November 1804 bekam ich von Negiernngsrat
von Schmidt einen B r i e f , in welchem er mir mitteilte, daß der
Wiederaufbau der betreffendeil Gebäude durch kaiserliches Dekret
vom 28. September angeordnet worden sei, und die Baukosten, welche
der Kaiser tragen wolle, in Feldkirch zu erheben seien. Zwar wurden
die kaiserl. und fürstl. B e a m t e » über die Verteilung der Kosten nie
einig und sind es uoch uicht. Nichtsdestoweniger wurde jetzt der V a »
in Angr i f f genommen. Ich habe in dieser Angelegenheit geschrieben
und Reisen unternommen mehr als vierzigmal. Endlich kam es noch
in der Gemeinde selbst znm Streit in Betreff des Bauplatzes der
Kirche. W i e n entschied sich gemäß dem Wunsche der Gemcindevcr-
treter sür diesen Platz, wo die Kirche jetzt steht. A m 30. A p r i l 1805
wurde mit dem Ansgraben der Fundamente f ü r die ueue Kirche der
Aufaug gemacht. A l s die Ersten waren dazn aus dem Platze Johann
Vogt , der neben dem alten Friedhos wohnte, nnd A l o i s Frick, ebenso
Johann Georg Frick und I o h . Georg Burgmeier. Der Laudammann
uud Richter in Valzers war Franz Anton Frick, ein vortrefflicher
M a n n ; Geschworene waren Ioh . V p t . V o g t und Domiui Frick,
beide vou sehr guter Gesiunung. Aufseher über die Arbeiter aus
- 29 -
der Gemeinde war Ioh . B p t . Büchel in M ä l s , ein sehr tätiger M a n n .
Baumeister war Ferd. Weirather aus Feldkirch. Die besten M a u r e r
kameu aus D ü n s , der Zimmermeister ans Rankweil (Ioh. M i c h . M a t t ) .
A m 2. M a i wurde der erste Stein gesegnet uud auf der Giebelseite
rechts im Wiukel eingesetzt vom Pfarrer M ä h r mit Vollmacht des
Generalvikars von Chnr. Dieser Ceremonie, die nicht besonders
feierlich war, weil wegen des M i ß f a l l e n s vieler der B a n mit etwas
gedrückter Stimmung begonnen wurde, wohnten bei die Hochw.
Herren Pfarrer Benedikt Schmidt von Triefen nnd ? . Gregor,
Kapuziner ans M e l s . "
P f r . M ä h r sah nun die M a u e r u der Kirche sich langsam er-
heben, aber den Pfarrhof erlebte er nicht. Dieser wurde erst im
Jahre 1810 vollendet, während P f r . M ä h r schon am 7. November
1805 einem R u f e anf die Pfarrei Nankweil folgte. Dor t wirkte er
noch 38 Jahre, wurde Dekau und starb hochbetagt am 20. J ä n n e r 1844.
Die Kirche wnrde erst im Jahre 1807 dem »Gottesdienste über-
geben und die feierliche Einweihung fand am 25. J u l i 1808 durch
den Fürstbischof K a r l R u d o l f von Chur statt.
Aber der arme geplagte Baumeister war noch immer nicht be-
zahlt nnd die Arbeiter mich nicht. E r schrieb deshalb am 9. M ä r z
1810 an das baiensche Landgericht, er habe Kirche und Pfarrhaus
hergestellt und habe die Rechnung schon am 20. August 1808 an
das Generalkommissariat in A l m eingeschickt, aber es sei noch keine
Entschließung ersolgt. D ie Handwerksleute drängen auf Bezahlung
und drohen dem Baumeister mit gerichtlicher Klage, da er doch an
der Sache nnschnldig sei. E r bat also das Landgericht um seine
Intervention. Seine Rechnung lautete auf 2991 fl. D ie meisten
Handwerker waren Vorarlberger, da Valzers keine stellen konnte.
Aber nach 3 Iahren befand sich Weirather noch in der gleichen
Lage. E r schrieb am 21. J u l i 1813 wieder an das Landgericht. A u f
Grund des Hofdekretes vom 28. Sept. 1804 sei der B a u von Kirche
uud Pfarrhof, begonnen nnd bis Oktober fortgesetzt worden. D a die
Arbeiter aber keinen Kreuzer Lohu crhielteu, stockte die Arbeit und
die Gemeinde richtete den Psarrhof selbst einigermaßen ein. Niemand
wollte die B a n f ü h r n n g übernehmen; er habe dann die Arbeit voll-
eichet. E r reichte vorlänfig eine Rechnung ein von 2048 fl. nnd
bittet das Landgericht abermals um Hi l fe .
- 30 ^
D a Vorarlberg im P r e ß b u r g e r Frieden 26, Dezember 1805 an
Napoleon und dann an Ba ie rn gekvmmeu war, entstand zwischen
Ba ie ru uud Oesterreich Streit über Gntenberg. Ba ie rn behauptete
Gutenberg gehöre zu Vorarlberg, was Oesterreich mit Recht bestritt.
A u f Anordnung des Fürsten behielt nun das Oberamt in Vadnz
die Gefalle von den Gutenbergern Gütern und Lehen solange zurück,
bis Vorarlberg wieder zu Oesterreich kam.
D a s baierische Landgericht in Feldkirch - bat nun das Oberamt
dringend, dem Weirather seine Forderung aus den sequestrierten
Gefallen zu begleichen, der trotz des Krieges fortgebaut und gut-
herzig sein eigenes Geld hinein gegeben habe und min in größter
N o t sei. Aber der Landvogt Schuppler antwortete, er habe nur die
Gesälle aufzubewahren, nicht auszugeben. I n dem Schreiben des
Landgerichts war zugestanden, daß den Gutenberger Gütern das
Patronat uud die Zahlnngspflicht ankleben. D a s Oberamt erleide
kein Risiko durch diese Auszahlung, denn wem immer Gutenberg
zufalle» werde, der werde auch fü r die Vanlasten aufkommen müssen.
Die Besitzer der Gutenberger Guter und Lehen zahlten ihre
Zinse nach Oesterreich. A l s aber Vorarlberg baierisch geworden,
verlangte der österreichische Statthalter in Räzüns diese Zinse fü r
Oesterreich, das baierische Rentamt in Feldkirch fü r Ba ie rn . Gnten-
berg war nach dem Weggang der Ramschwage von Räzüns aus
verwaltet worden. Räzüns kam aber an Frankreich; dann ließ
Oesterreich diese Gesälle durch sein Rentamt in Feldkirch verwalten.
I m Jahre 1806, während des Streites zwischen Oesterreich und
Ba ie rn nahm die Regierung in Vadnz diese Gesälle acl Depositum.
Die österreichische Gesandtschaft in B e r n forderte nun dieselben
heraus (1813), weil die Differenz schon'im Jahre 1808 in ministeriellem
Wege geschlichtet worden sei. D a s Vaduzer Oberamt ersuchte daher
das Rentamt in Feldkirch um Aufkläruug. Die baierische Regierung
in Kempten wandte sich an das Ministerium in München. D a s
Oberamt hatte auch 136 f l . Steuer verlangt für die österreichischen
Besitzungen im liechtenst. Gebiet*). I m M ä r z 1814 verzichtete die
baierische Regierung aus die Gutenberger Gefälle mit dem Beding,
*) Diese Steuern gingen von Güten« in Kuob, S t . Korneli , Frosch und
Tosters, ferner von den Alpen Parfien.^ P a l u s , Setsch, Pnn ie l , Guff i l ,
Gnmp und Sarojen.
- 31 -
daß daraus dem Kirchenbaumeister Weirather 2878 fl. bezahlt werden.
Damals gingen auch Vorarlberg und Gutenberg wieder an Oester-
reich über.
E s kam das Jahr 1816 uud die Schuld fü r deu Kirchen- und
P fa r rhofbau war uoch nicht getilgt!
D a wandte sich die Gemeinde Valzers an den Kaiser selbst
(20. J u l i 1816). S i e erinnerte den Kaiser daran, daß der kaiserliche
Baudirektor Franz Bar raga auf Befeh l der österr. Regierung die
P l ä n e und den Kostenvoranschlag gemacht nnd Se. Majestät beides
ratifiziert habe. Die A u s f ü h r u n g der Banten seien dem Baumeister
Fcrd . Weirather übergeben worden. D a s Aerar hätte zum Psarr-
hof 2391V2 fl., zur Kirche 6948V- fl. zu leisten gehabt. Dann sei
der B a u begonnen, durch den im Herbste 1805 ausgebrochenen Kr ieg
aber unterbrochen worden, nnd infolge der durch den Krieg einge-
tretenen Veränderung (Vorarlberg kam an Baiern) seien die Zah-
lungen des Aerars ausgeblieben. Am die Material ien nicht zugruude-
geheu zu lassen und endlich wieder zu einer Kirche zn kommen, be-
schloß die Gemeinde den V a n fortzusetzen. Am jedoch die Möglich-
keit zur Fortsetzung dieses Banes realisieren zu können, fanden sich
die Balzuer , die durch die furchtbare Feuersbrunst von 1795 und
die großen Schäden des Krieges verarmt waren, genötiget, Gelder
aufzunehmen und so brachten sie Kirche und P f a r r h o f unter Dach.
N u n aber drängen die Gläubiger. Daher bitte die Gemeinde den
Kaiser um Hi l fe . Ausschrieben sind: Franz Auton Frick, Nichter
nnd Johann Baptist Büchel , Säckelmeister.
D a s Landgericht in Feldkirch unterstützte das Gesuch lebhaft.
Die kaiserliche Hofkammer besaht sodann dem Rentamt, den Betrag
sofort ansznzahlen. Aber!
Auch die liechtenst. Regierung wandte sich an das Gubernium
iu überzeugender Darstellung des Sachverhaltes. E s wird besonders
betont, daß der Kaiser selbst schon 1804 den Be feh l zum B a u e
gegeben habe uud man der Hoffnung lebte, es werde nach dem
Kriege die Auszahluug sicher erfolgen.
Aber mit der Bezahlung hatte es noch seine gute W e i l e ! A m
8. A p r i l 1817 beauftragte das Gubernium das Kreisamt über den
Kirchen-, P fa r rhof - und Stadelbau einen erschöpfenden Bericht zu
geben, lim über die rückständigen gutenbergischen Gefälle das Nö t ige
verfügen zu können. D a s Kreisamt antwortete: Laut Bericht des
- 3? -
Rentamtes Feldkirch fand die Verpachtung der gutenbergischen
Güter an die Gemeinde um 500 fl, Z ins schon vor undenklichen
Zeiten statt und sei folglich ursprünglich nicht als Ersatz an die
Gemeinde für den Kirchenbau überlassen worden, der erst im Jahre
1795 nach erfolgtem Brande die Patronatspflicht S r . Majestät
in Anspruch genommen worden. V o n diesem Pachtschilling seien
die von 1803 bis 1811 einschließlich gefallenen Raten von der fürst-
lichen Regierung in Beschlag genommen worden und liegen in
^ W i e n , bis 1814 aber stehen die Gesälle noch aus; und auch seit
1, I n l i 1814 seien sie nicht mehr bezahlt worden; sie belaufen sich
also am 1, J u l i 1817 auf 1500 fl . D a s liechtenst. Oberamt habe
seit 1812 den Einzug der Rückstände dem Feldkircher Rentamt über-
lassen. Die Gemeinde sei aber außerstande, diese ausgehäuften Rück-
stände zn zahle». D a s Kreisamt beantragte daher: 1. solle die bereits
eingeleitete Auslieferung der baierischen Akten abgewartet werden.
2. Nach Empfang derselben soll sorgfältig erhoben werden, warum
von der Gemeinde Balzers der ganze Bauschilliug vom Kaiser als
Pa t ron gefordert wird, da doch nach de» österr. Normen dem P a t r o n
nach Abzug der Spann- nnd Kandfrohnen nur der dritte T e i l der
Baukosten obliegt. D a s sürstl. Oberamt iu Vaduz wolle V? der
Kosten übernehmen. 3. Die Pachtschilling-Rlickstände sollen berechnet
und die Gemeinde zur Zahlung angehalten werden.
Am 17. August 1817 bat der Baumeister Weirather abermals
das Kreisamt nm endliche Begleichung seiner Rechnung, nachdem
dieselbe höhereil Ortes ohne Anstand anerkannt worden.
18 18! I n diesem Jahre wird von einer Behörde zur andern
hin uud her korrespoudicrt wegen dem Pacht der guteubcrgischen Güter .
Am 29. M a i schrieb das Guberuium au das Kreisamt: Da der
Kaiser den Voranschlag von 16398 fl . genehmigte lind Ferdinand
Weirather von Feldkirch zum Baumeister bestellt wurde, dieser auch
den B a u sofort angefangen und nach den genehmigten P l ä n e n ans-
führte, mit dem erhaltenen Vorschuß aber nicht ausreichte uud 800 fl.
verzinslich entlehnen mußte, sollte dem M a n n e geholfen werden.
A b e r vorerst m ü s s e n noch die n ö t i g e n E r h e b u n g e n ge-
p f l o g e n w e r d e n über die gutenbergischen Pachtschillinge, über die
Leistung der Gemeinde Balzers und des Fürsten zu den Bauten
und über die Rechnungen nsw,> vorher könne nichts geschehen! —
— 33 —
I m Jun i entstand wieder eine papierfressende Korrespondenz
von Stelle zu Stelle wegen Einsicht in die B a n p l ä n e .
A m 28. September bat der arme Baumeister abermals das
Kreisamt um Bezahlung seines Gnthabens. Das Kreisamt uuter-
stützte das Gesuch beim, Gubernium!
A m 15. Dezember schrieb das Kreisamt an das Gubernium.
Der Weirather wandte sich an das C i v i l - und -Kriminalgericht Feld-
kirch. Dieses schilderte die t r a u r i g e L a g e , in welche der .kranke
ehemalige Baumeister Weirather aus dem Grunde versetzt wurde,
weil er sein Guthaben für den Pfarrkircheubau noch nicht erhalten
habe. D a s Kreisamt wagt es, mit Beziehung auf die früheren dies-
falsigen Verhandlungen das insbesondere ans die letzte Einbegleitüng
vom 22. September dem a l t e n h i l f b e d ü r f t i g e n Bittsteller der
Gnade (!) des hohen Landtagspräsidinms zu empfehle».
18 19. D a s Kreisamt wiederholt im M ä r z nnd M a i das
vorhergehende Gesuch. Umsonst!
A m 23. A n g . Infolge eines Berichtes des Feldkircher Land-
gerichtes forderte die Staatsgüter-Inspekt ion die Gemeinde Balzers
auf, über deu Kirchen- und Pfa r rhofbau Rechnung zn legen und
die Forderuug des Baumeisters Weirather bestimmter auseinander
zn setzen. D a s Kreisamt schrieb darüber au das Laudespräsidinm
in Innsbruck: S o zweckmäßig diese Anordnung an und sür sich ist,
so drängt sich doch dem Gerichte von Feldkirch die begründete B e -
sorgnis auf, d a ß der 82 J a h r e a l t e G r e i s diese i h m z u g e -
dachte W o h l t a t n ich t mehr e r l e b e n d ü r s t e . D a s Gericht
bittet daher nm g n ä d i g e (?) Bewill igung einer Abschlagszahlung.
D a s Kreisamt hat die traurige Lage des Bittstellers in mehreren
Berichten dargetan; es bittet nun nochmals, daß dem Weirather
bald eine Abschlagszahlung uud bald die gänzliche Befriedigung zu-
komme. Umsonst!
A m 31. J ä n n e r 1820 gelangt das Kreisamt wieder an das
Landespräsidium. E s beruft sich auf seine sechs E i n g a b e n , worin
es das Gesuch W e ü a t h e r s angelegentlichst unterstützt habe. D a s
Feldkircher Landgericht habe nenerlich wieder interveniert nnd fü r
die d a r b e n d e Familie Weirather wenigstens 600 fl. verlangt.
Umsonst!
M a n schrieb 1822. W e i r a t h e r w a r unterdessen
(182 1) ges torben . Die Famil ie wandte sich nun am 6. M ä r z
- 34 —
1822 d i r e k t an den K a i s e r . S i e schrieb: Schon i , 3 . 1802 habe
ihr Vater den B a u in Balzers übernommen. Nach den den B e -
hörden längst vorgelegten Rechnungen hatte das Aerar 3594 fl. zu
zahlen. Nach einigen Abschlagszahlungen blieb es noch 2234 V2 fl.
schuldig. Davou haben die H a n d w e r k s l e n t e 1246 fl. uud der
Baumeister 988 fl, zngnt. Der Vater mußte seine Famil ie von
seinem Verdienste erhalten. E r mußte schon anno 1805 800 fl. auf-
nehmen, sür seine Arbeiter. O f t bat er um Bezahlung. A m 16. J ä n n e r
1819 erhielt er nur einen „Vorschuß" von 1359 Vz fl. E s blieb also
noch eiu Restguthaben von 988 fl., die die Kinder ohne die Zinsen
zu fordern haben. Der Vater mußte die 800 fl. mit 5°/o verzinsen,
das macht sür 17 Jahre 680 fl. Zins , daher ihre gerechte Forderung
1568 fl. ausmacht. Wegen diesen Schulden ist der Vater als
84jähriger Greis in die größte N o t geraten. Anch sie, die Kinder,
litten N o t . S i e waren gezwnngen im Februar dieses Jahres ihr
Wohnhaus zu verkaufen. V o m Er lös blieb ihnen nach Bezahlung
der Schulde» nichts mehr als das Guthaben beim Aerar. Anch die
Handwerker habe» 1246 fl. zugut. S i e wissen nicht, wo die Schuld
liege dieser 17 Jahre andauernden Verzögerung nnd daß trotz aller
Eingaben und der Verwendung des Gerichts kein Erfo lg zu erreiche»
war. S i e bitten den Kaiser bis zur gänzlichen Erledigung um eiue
Abschlagszahlung von wenigstens 800 fl. Unterschrieben haben die
Wi twe nnd zwei Töchter.
D a s Jmmediatgesnch kam von W i e » an das Gubernium zurück
zur Aufkläruug. D a s Gubernium schrieb an das Kreisamt: D a die
mit dem Herrn Fürsten von Liechtenstein wegen des von seiner
Seite zu den Lasten des Kirchen- und Pfarrhofbaues in Balzers zu
leistenden Beitrages angeknüpfte Verhandlung noch zu keinem defini-
tiven Resultate gediehen ist, so könne die hievon abhängige Erledi-
gung noch nicht erfolgen. D i e W i t w e W e i r a t h e r sei also
noch z u r G e d u l d zu ve rweisen! —
1 8 2 3 J u n i 28. Das Rentamt Feldkirch ersucht das Kreis-
amt um Uebersendung der Akten von 1793 über Verhandlnngen mit
dem Vaduzer Oberamt wegen jährlich zn zahlenden 12 fl. an die
Erhaltung der Pfarrbaulichkeiten in Balzers .
Diese 12 fl. hatte aber der P f a r r e r nicht das Oberamt zu zahlen.
I m August 1823 erhielt das Kreisamt die Rechnung des
Kirchcnbaues. Die Kosteusumme betrug 18027 fl. 32 kr. Dazu trug
— 35 ^
die Gemeinde Balzers 6239 fl , 35 kr. bei; es blieben also noch
11787 fl. 56 kr. zn zahlen. Der Fürs t als Teilzehentbezüger leistete
1683 fl. 59 kr.; den Rest per 10103 fl. 56 kr. hatte das österr.
Aerar zu tragen. Der P f a r r e r von Balzers bot dazu freiwillig
100 fl. Der Baumeister.hatte 1659 fl. 35 kr. als Vorschuß erhalten.
Der Gemeinde Balzers war durch 11 Jahre der Pachtschilling fü r
die gutenberg, Güter also 5500 fl. erlassen worden; sie mnße eben-
soviel an den Baukosten übernehmen. Somit blieb dem Aerar noch
ein Kostenbetrag von 2844 fl. 23 kr. D a s Feldkircher Rentamt
wurde angewiesen, diese Zahlnng zn leisten.
18 2 4 M a i 7. D a s Gubernium schreibt au das Kreisamt.
Die Hofkammer hat schon im August vorige« Jahres angeordnet,
daß die rückständige Summe vou zusammen 2844 fl. 23 kr. ausbe-
zahlt werden solle aus den Gefallen des Feldkircher Rentamtes.
Davon gehen aber 500 fl. ab, welche die Gemeinde Valzers an
Pacht noch schuldig ist; ebenso wurde» 82 fl. in Abzug gebracht,
somit bleiben nur noch 2262 fl. auszuzahlen. Zugleich mußte für
1824 der Pachtschilling von Balzers mit wieder 500 fl, abgezogen
werden.
Somit ward znm drittenmal ein Hofdekret von einer unterge-
ordneten Behörde mißachtet und die Erben Weirathers sollten nun
bei der Gemeinde Balzers den Einzüger machen I V o n einer Landes-
behörde eine schmähliche Handlungsweise, die nur noch von der Herz-
losigkeit überboten wurde, mit der sie eine Famil ie , deren Schuldner
sie war, an den Bettelstab brachte.
An? 13. September 1824 kaufte die Gemeiude Balzers vom
österr. Aerar die gutenbergischen Güter fü r 10 000 fl.
1 8 2 5 J u l i 2, D a mit der Gemeinde Balzers Differenzen be-
standen wegen des abverlangten Zinses, ersuchte das Rentamt das
Kreisamt, das Akteustück über einen an Weirather a. 1806 bezahlten
Betrag von 1137 einzusenden. Aber das Kreisamt fand kein solches
Aktenstück vor.
I m November verlangte auch das Gubernium darüber A u f -
kläruug. D a s Kreisamt antwortete: die neu vorgebrachten Bedenken
seien unbegründet und m a n s o l l doch e n d l i c h z a h l e n . Umsonst!
18 2 7 Febr. !. Das immer noch nicht zahlen wollende Guber-
nium au das Kreisamt: Laut Hofkammerdekret hat das Aerar
10 022 f l . zu zahle». Davou gehe» 9506 f l . ab als Guthaben von
der Gemeinde Balzers . Somit bleiben noch 516 sl, vom Rentamt
auszuzahlen. D a aber die Wi twe Weirather uud einige Professio-
nisten noch nicht befriediget sind, so ist der der Gemeinde Balzers
gebührende Nest von 516 fl. gerichtlich in Feldkirch zu deponieren.
Der Gemeinde sind auch I23V? fl. zu vergüten fü r Auslagen an
den guteubergischen Gütern .
Die Vorarlbergs- Professionistcn berichteten an das Kreisamt,
sie hätten eigentlich noch 947 fl. zu fordern, wollen aber mit den
deponierten 516 fl. zufrieden sein; aber das Gnberninm verbot dereu
Auszahlung, weil vorerst die Gemeinde Balzers uud das Oberamt
gehört werden müssen.
Die Gemeinde richtete nuu an das Gnberuium folgende V o r -
stellung: 1. S i e anerkennen, die dem Baumeister und dessen Wi twe
in den Iahren 1807, 1819, 1820 und 1824 geleisteten Banvorschnß
von 1368 fl. nicht. 2. S ie behauptet, daß bei Berechnung ihrer
Pachtschillinge fü r die gntenberg. Güter ein Verstoß von 500 fl.
obwalte. 3. S i e bittet um Ausfolguug der beim Feldkircher Land-
gericht deponierten 516 fl. 4. S i e behält sich im übrigen den Rechts-
weg vor.
Darauf ließ das Gubcruium die Balzner wissen: 1. E s mnß
sehr besremden, daß sie eine Zahlnug, welche von dem Aerar an
den B a u f ü h r e r erfolgte und vvu diesem wirklich verwendet worden
bloß aus dem Grunde nicht anerkennen wi l l , weil dieselbe ohne ihre
Einwilligung ausbezahlt wurde. Dieser Vorschuß wie der von 1806
mit 1137 fl. geleistete, waren eine Wohltat fü r Ba lzcrs . 2. A n s
den Nechnnngen von 1778 ist ersichtlich, daß der Gemeinde die
gntenb. Güter vom 1. Sept. 1778 auf weitere 10 Jahre, also bis
Sept. 1788 gegen 500 f l . Jahreszins wieder geliehen wurden. And
so bis 1824. Sollte die Gemeinde die Quittungen vorweisen können,
so sollen ihr die 500 fl. abgeschrieben werden. 3. Die Gemeinde
könne ihre Ansprüche auf die 516 fl. in gehöriger Weise geltend
machen.
Die Sache kam nach W i e n und von dort die Entscheidung:
Tatsächlich sei die Gemeinde nur fü r 13 Jahre den Pachtschilling
schuldig, also seieu ihr die 500 fl. zurück zu gebeu. Aber sie dürfen
jetzt uicht ausgefolgt, sondern mit den 516 fl. deponiert werden.
Die österreichischen Professionisten haben mit der Gemeinde ihre
Ansprüche auszutragen.
— 37 -
D a s Vaduzer Oberamt ersuchte das Kreisamt, man möge der
Gemeinde diese 1016 fl. ausfolgen lassen. Die Negierung leiste
Sicherstellnng f ü r alle Fälle. Dazu wollten sich Kreisamt und G u -
beruium nicht verstehen. D a s Oberamt erreichte es dann aber, daß
die österreich. Professionisten von ihren Ansprüchen zurücktraten und
die W i t w e W e i r a t h e r w a r i m S p i t a l g ä n z l i c h v e r -
m ö g e n s l o s g e s t o r b e n , n a c h d e m auch sie V e r z i c h t g e -
le is tet h a t t e .
Endlich am 2. A p r i l 1 8 3 5 nach vielen Schreibereien bewil-
ligte das Gubernium die Auszahlung der 1016 fl. an die Gemeinde
Balzers .
Damit verschwand der Balzner Kirchenbau aus den Akten.
Der ganze Vorgang von 40 Iahren (1795—1835) ist. ein Muster-
stück der Bürokra t ie jener Zopfzeit.
Der
1866er Feldzug
fürstlich liechtensteinischen
Bundeskontingentes
mit kurzer Lebensbeschreibung des Äauptmanns
und Landestechnikers P e t e r R h e i n b e r g e r
und einem Bilde.
V o n
Joseph Sfpelt.
Benutzte Quellen
Archiv der fürstlichen Regierung in Vaduz und zwar
a) 1866er Regierungsakten;
b) 1866er Akten des Kontingentskommandos;
c) Liechtensteinische Landeszeitung Jahrgang 1866;
6) 1866er Staatsrechnung.
Archiv der fürstlichen Zentralkanzlei in W i e n .
D r . Albert Schädler : D ie Tätigkeit des Liechtensteinischen
Landtages im 19. Jahrhundert. Jahrbuch des histo-
rischen Vereins fü r das Fürstentum Liechtenstein;
erster B a n d , Seite 135 ff. ,
Papiere der Familie Äaup tmann Nheinberger in Äänden
des Fräu le in Emma Rheinberger in Vaduz.
Br ie fe des Feldweibels Walch , im Besitze seines Sohnes
Johann Walch in Vaduz.
Mündliche Mitteilungen von Feldzugsteilnehmern, ins-
besondere des Obmannes des Liechtensteinischen V e -
teranenvereins, Ludwig Beck in Schaan.
F ü r das bei Benützung dieser Quellen genossene
Entgegenkommen und für die Aeberlassung von Photo-
graphien sage ich auch an dieser Stelle meinen besten
Dank.
— 4 l —
1.
Einleitung.
Die vorliegende kleine Arbeit führ t uns in jene Zeit, da der
Deutsche B u n d nach 51 jährigem Bestände sich auslöste und das
deutsche Volk — ähnlich der Gegenwart — eine sehr schwere Zeit
durchmachte, der dann aber wenige Jahre nachher ein ungeahnter
Aufstieg folgte.
Der Aufsatz ist aus einem an der 1923 er Jahresversammlung
des historischen Vereines gehaltenen V o r t r a g . herausgewachsen und
verbreitet sich zum T e i l über Einzelheiten, die der Historiker vom
Fach wohl übergangen hätte, deren Aufnahme aber bei einem grö-
ßeren Teile der Leser Zustimmung finden dürf te , weil sie das B i l d
lebendiger gestalten.
D a s Fürstentum Liechtenstein gehörte dem Deutschen Bunde
von seiner Gründung (1815) bis zu seiner Auflösung (1866) an.
Der Zweck des Bundes war die Erhaltung der inneren und äußeren
Sicherheit, sowie der Unabhängigkeit und Llnverletzlichkeit der ein-
zelnen Staaten Deutschlands. D a s Fürs tentum Liechtenstein hat seine
Pflichten als Bundesmitglied stets ernst genommen, auch als gerade
aus der 16. Kurie , zu welcher das Fürs tentum Liechtenstein gehörte,
mehrere Bundesmitglieder dem Bunde untreu wurden und daraus
sür die in der 16. Kurie verbleibenden Glieder erhöhte Lasten zu
erwachsen drohten. I n militärischer Hinsicht war Liechtenstein als
Bnndesmitglied von besonderem Glücke begünstigt, indem es bei den
Ausmärschen 1849 und 1866 keine Verluste an Mannschaften erlitt.
Der zweite dieser Ausmärsche bildet den Gegenstand vorliegenden
Aufsatzes, dem ich hier zum leichteren Vers tändnis einzelner nach-
folgender Darstellungen einige Zeilen über die Lage im Deutschen
Bunde um die M i t t e der 1860 er Jahre voranschicke.
1864 hatten Oesterreich und P r e u ß e n mit Dänemark wegen
Schleswig-Holstein Krieg geführt und den Sieg auf ihrer Seite.
Infolgedessen trat Dänemark am 30. Oktober 1864 die Herzogtümer
— 42
Schleswig, Holstein und Lauenburg an Oesterreich und P r e u ß e n ab.
Zwischen diesen 2 Siegerstaaten und dem Deutschen Bunde entstand
aber sofort Streit über den Besitz dieser Eroberungen, weil P r e u ß e n
sich weigerte, Schleswig-Holstein als unabhängige Staaten unter den
Herzogen von Augustenburg anzuerkennen, Oesterreich aber das A n -
recht auf die Herzogtümer nicht ohne Entschädigung abgeben wollte.
Durch die Gasteiner Konvention vom 14. August 1865 wurde der
Ausbruch des Krieges noch verschoben; Lauenburg fiel P r e u ß e n zu.
A l s Oesterreich jedoch am 1. J u n i 1866 die Entscheidung der
Schleswigs Holsteinischen Sache der Entschließung des Deutschen
Bundes anheimstellte, erklärte dies P r e u ß e n am 3. J u n i 1866 als
Bruch der Gasteiner Konvention und besetzte Holstein. A m I I. J u n i
1866 beantragte deshalb Oesterreich die Mobilisierung sämtlicher
nichtpreußischen Bundeskorps. Dieser Antrag wurde mit 9 gegen
6 Stimmen angenommen, worauf P r e u ß e n , mit dem I t a l i e n ver-
bündet war, den bisherigen Bundesvertrag erloschen erklärte und
der preußisch-deutsche Krieg begann, der fü r P r e u ß e n siegreich ver-
lief, während gegen Italien Oesterreich siegte, aber trotzdem Venetien
abtreten mußte. Durch die Friedenspräliminarien vom 26. J u l i und
den Prager Frieden vom 23. August 1866 erhielt P r e u ß e n den
Verzicht Oesterreichs auf seine deutsche Stellung, die Zustimmung
zur Annexion Hannovers, Schleswig-Holsteins, Kurhessens, Nassaus
und der Stadt Frankfurt, sowie zur S t i f tung des Norddeutschen
Bundes. Der Deutsche Bundestag hielt am 24. August in Augs-
burg seine letzte Sitzung ab. —
— 43 —
2.
Die Vorbereitung des Feldzuges und die
darauf bezüglichen Vorgänge im Lande.
Schon im Früh l ing 1866 haben die Vorbereitungen im Fürsten-
tums begonnen, um allfälligen außerordentlichen Bundesforderungen
gerecht zu werden. M i t den Rekruten, die regelmäßig Ende M ä r z
oder Anfang A p r i l ' einzurücken hatten, wurden dieses Jahr auch
zwei ausgebildete M a n n einberufen und zu Pa t rou i l l e führern ernannt;
beide wurden dann vor dem Ausmarsche zu Vicekorporalen befördert.
Der Landtag hat in seiner Eröffnungssitzung vom 15. M a i eine
Kommission bestellt, die mit der Regierung wegen Beschaffung der
nötigen Geldmittel vorzugehen hätte. A m 4. J u n i beschloß der
Landtag, im Fal le des Ansmarsches unseres Kontingentes verschie-
dene Ausgaben einzustellen und an den Landesfürsten die B i t t e zu
richten, dieser möchte die Garantie fü r Anleihen übernehmen, die
das Land für Militärzwecke etwa aufnehmen müßte. Aeber Antrag
des Kontingents-Kommandos wurde von der Regierung unterm
25. J u n i 1866 der Aebnngskurs fü r die Mannschaft um 14 Tage
bis 9. J u l i verlängert. A m 27. J u n i wurden Anschaffungen haupt-
sächlich fü r Bekleidung im Werte von f l . 1307.30 bewilligt. Seine
Durchlaucht der Landesfürst erließ durch ein Schreiben der Äof-
kanzlei vom 28. J u n i 1866 Weisung an die Negierung, daß das
Kontingent dem Oberkommandanten der Lcmdesverteidiguug fü r
T i r o l , Grafen Castiglione, zur V e r f ü g u n g zu stellen und die Ersatz-
mannschaft so schnell als möglich zu formieren sei. V o m Ober-
kommando sei Be feh l einzuholen, ob das Äauptkontingent f ü r sich
oder erst mit der Ersatzmannschaft einrücken soll. Zwecks nachzuschaf-
fendcr Monturstücke sollen soweit nötig auch Bestellungen in V o r a r l -
berg und der Schweiz gemacht werden. E s sei zu berichten, wie das
Kontingent auf 120 M a n n gebracht werden könnte, wobei besser
Freiwillige zu werben, statt auf frühere J ah rgänge zurückzugreifen
wäre. V o n den Freiwilligen würden Seine Durchlaucht 10 M a i » ?
auf Äöchsteigene Kosten ausrüsten und verpflegen lassen. Weiter sei
zu berichten, in welcher A r t vorgesorgt werden könnte, daß den
zurückbleibenden Familiengliedern hinsichtlich Erhaltung die A b -
wesenheit der Einrückenden möglichst wenig nachteilig sei und was
hinsichtlich Fürsorge für die Invaliden oder die Hinterbliebenen
- 44 —
Gefallener vorzukehren sei. Der Landtag sei . zu verständigen, daß
der Landesfürst sich angelegen sein lasse, die Kosten dieser M o b i l -
machung für" das Land mindest fühlbar werden zu lassen. Weiter
sprach der Fürs t die Erwartung aus, daß die Söhne des Landes
wie früher, so auch in diesem Kampfe M u t und Ausdauer an den
T a g legen werden und brachte zum Ausdruck, daß er stets mit
besonderer Teilnahme den Berichten folgen werde und daß denen,
die sich im Felde besonders hervortun, Auszeichnungen und B e -
lohnungen zu teil werden. Der Liechtensteinische Bundestagsgesandte
Freiherr von Linde sei wegen Meldung an die Bundesversammlung
telegraphisch beauftragt.
Ebenfalls am 28. J u n i hat der Landesverweser K a r l Freiherr
von Hausen an den Landesfürsten berichtet, die Ausrüstung des
Kontingentes sei so fortgeschritten, daß der Ausmarsch in l 4 Tagen
erfolgen könne, wenn die Geldmittel f ü r die Verpflegung beschafft
werden können. Nach kurzer Besprechung der Geldfrage fähr t der
Bericht dann wörtlich fort:
„Die Bevölkerung — treu ergeben dem Fürstenhause — klammert
sich mit fieberhafter Aengstlichkeit an den Gedanken des Fortbesteheus
des Deutschen Bundes und erkennt in der Bundesversammlung
sowie in den von den Gesandten der beteiligten Negierungen ge-
faßten Beschlüssen eine Garantie des Fortbestehens ihrer eigenen
staatlichen Selbständigkeit."
A u s diesen? Gedanken heraus sei der Landtag und der über-
wiegende Mehrte i l der Bevölkerung der Auffassung, daß den auf
die Mobilmachung Bczng habenden Beschlüssen der Bundesver-
sammlung nicht vorgegriffen werden möchte.
Erst dann „— was aber Gott verhüten möge wenn der
unglückliche Zeitpunkt kommen sollte, daß die Bundesversammlung
sich jeder moralischen K r a f t entbunden hält, dürf te auch fü r unser
armes Ländchen die Stunde geschlagen haben, mit Gut und B l u t
f ü r das gute Recht einzutreten . . . "
Z n einer in Bezug auf den Ausmarschbefehl einberufenen
Regierungssitzung brachten die Landräte Johann Georg Marxer
und Franz Joseph Kind ihre Auffassung dahiu zum Ausdrucke,
daß die Verwendung des Kontingentes in T i r o l sich auf einen
Bnndesbeschluß stützen müsse und daß nur dann die bezüglichen
Ausgaben gerechtfertigt werden könnten. Daraufhin reiste Landes-
verweser von Kaufen unverzüglich nach Frankfurt a. M . , um die
Sache mit dem Bundestagsgesandten von Linde zu besprechen und
die nötigen weitern Schritte zu unternehmen. D a s Bundestagspräs i -
dium hat sodann die Anzeige über die Verwendung des Liechtenstei-
nischen Kontingentes zur Verteidigung der tirolischen Landesgrenzen
als deutschen Bundesgebietes zur Kenntnis genommen.
A m 1. J u l i langte der Besehl des Tiroler Landesverteidigungs-
kommandos ein, daß der Ausmarsch am 7. J u l i zu erfolgen habe..
Diese Anordnung rief in der Bevölkerung große Unzufriedenheit
hervor, und da die Oeffentlichkeit über die Abmachungen betreffend
des Ausmarsches nicht unterrichtet war, nahm diese Anzufriedenheit
immer mehr zu und artete schließlich in den V o r w u r f gegen die
Regierung aus, das Land sei verraten.
Der Landtag befaßte sich am 6. J u l i in sechsstündiger Sitzung
mit der Ansmarschfrage, in deren Ver lauf der Landesverweser auf
das Recht und die Klugheit hinwies. Der Landtag blieb bei seiner
Auffassung, daß ohne formellen Bundesbeschuß der Ausmarsch nicht
erfolgen sollte, v. Kaufen hatte in dieser Sitzung einen sehr schwereil
Stand und verließ sie mit der Aeberzeugung, daß er das genossene
Vertrauen nicht mehr besitze.
Eine halbe Stunde nach dieser Sitzung langte ein Telegramm
des Landesfürsten ein, daß der Ausmarsch sistiert sei. Darauf wurde
die Mannschaft wieder beurlaubt und das Ko»»nando in Bozen
von der Sistierung verständigt.
I n einem über diese Ereignisse an den Fürsten erstatteten B e -
richte führ t der Landcsverweser unter anderem aus: Der Verfasser
der Zuschrift der fürstl. Koskanzlei vom 28. I u u i 1866 habe offeu-
bar die .Höchsten Befehle nicht richtig aufgefaßt , und er scheine auch
die Verhältnisse im Lande zu wenig zu kennen. Verfassungsmäßig
sei das Fürs tentum Liechtenstein nur zur Unterhaltung des Bundes-
kontingentes (80 M a n n ) , nicht aber eines größeren Truppenstandes
verpflichtet. Freiwillige seien nicht zu erwarten, da die Leute Beschäf-
tigung zur Bestreitung des Lebensunterhaltes haben. Sollte eine
neuerliche Ausmarschweisung erfließen, so möge sie auf einen Bundes-
beschluß gestützt und mögen dabei die Verhältnisse des Landes nnd
die Armut der Bevölkerung berücksichtigt werden.
— 46 —
A l s am 18. J u l i der Landtag wieder versammelt war, konnte
die Regierung erklären, daß der soeben im Lande eingetroffene Landes-
fürst gewillt sei, die Kosten des Ausmarsches des Liechtensteinischen
Kontingentes mit Ausnahme jener, welche die Mobilisierung not-
wendig mache, aus eigenen M i t t e l n zu bestreiken. Gleichzeitig wurde
ein Schreiben des Bundestagsgesandten Freiherrn von Linde vom
4. Zu l i 1866 verlesen, nach welchem die Höchste V e r f ü g u n g des
Landesfürsten im Einklänge mit den Beschlüssen über die M o b i l -
machung und Verwendung des Liechtenst. Kontingentes erfolgte.
Dieses Schreiben führ t sodann weiter aus: Durch diese Anordnung
(die Entsendung nach Tirol) ist sonach nicht bloß bewirkt, daß das
Kontingent nicht zur Nordarmee, sondern zur Verteidigung der süd-
deutschen Grenze und damit nötigenfalls nicht bloß fü r Süd t i ro l ,
sondern auch sobald erforderlich zur Verteidigung der Grenzen des
Fürstentumes selbst zur Verwendung kommen uud außerdem das
Land um so ausgiebiger auf den Schutz österreichischer und, anderer
deutscheu Bundestruppen rechnen könne.
Tags darauf überreichte eine Abordnung des Landtages dem
Landesfürsten eine Adresse, die zunächst dem Landesherrn den herz-
lichsten Willkomm entbietet, verbunden mit dein wärmsten Dank an
den Geber der Landesverfassuug und vielfältigen Förderer der Volks-
wohlfahrt. Dann fähr t die Adresse for t : Euere Durchlaucht! Eine
schwere Zeit liegt auf unserem deutscheu Gesamtvaterlande. E i n un-
seliger Bruderkrieg verwüstet seine Flnren und viele Tausende seiner
hoffnungsvollen Söhne liegen blutend am Boden. 5lnser Land blieb
bis jetzt noch verschont von den Schlägen des Krieges. M i t wahr-
haft väterlichem Wohlwollen sistierten Euere Durchlaucht noch im
letzten Augenblicke den Ansmarsch des Kontingentes. W o h l selten
wurde eine Höchste Entschließung Euerer Durchlaucht mit so allge-
meiner Teilnahme uud so warmem Dankgefühle vom Volke aufge-
nommen. Die Landesvertretung vertraut auch ferner dem weisen und
gütigen Ermessen Enerer Durchlaucht und bittet, daß Hochdieselbe
den Ausmarsch des Kontingentes nur im Falle der äußersten N o t -
wendigkeit zu verwirklichen geruhen wolle. Denn die.Landesvertre-
tung kann sich der Besorgnisse nicht erwehren, welche sich aufdrängen
bei dem Gedanken an die Unsicherheit des Ausganges der kriege-
rischen Wir ren , bei der Ratlosigkeit im bundesstaatlichen Lager und
bei der Erwägung, daß unser Land durch eine aktive Teilnahme am
— 47 —
Kampfe sowohl in seiner Selbständigkeit gefährdet, als auch den
schwersten Bedrückungen ausgesetzt werden könnte. Zudem ist ein
baldiger Friedensschluß in Aussicht. W i r hoffen, daß die Gefahren
des Augenblickes einer glücklicheren Lage Deutschlands weichen werden
und daß die innere Selbständigkeit unseres Landes im Verein der-
jenigen der übrigen Bundesstaaten eine dauernde Garantie finden
möge in einer volkstümlichen Neugestaltung der Bundesverfassung.
M ö g e diese Zeit bald herantreten uud möge Euerer Durchlaucht
gestattet sein, die Früchte der unserem Lande gewährten Einrichtungen
heranreifen zu sehen und die Freude der Arheberschaft an der .gün-
stigen Entwicklung unserer Zustände noch lange Jahre zu genießen.
W i e auch die Zeiten, wechseln, stets wird unser Volk mit Liebe und
Treue Euerer Durchlaucht hohen Person und hochfürstlichem Hause
unwandelbar zugetan sein. Aber auch nie wird der Glaube weichen
an die landesväterliche Fürsorge und Güte , die sich einen neuen
Ausdruck schafft in der großmütigen Uebernahme der Kosten eines
allsälligen Ansmarsches des Kontingentes. —
I n der Erwiderung des Fürsten aus diese Adresse wird nach
sehr warmen Worten an Landtag und Vo lk hinsichtlich des Krieges
folgendes gesagt:
„Ganz Deutschland ist von einein unsäglichen Kriege ergriffen,
der nicht nur die Bundesverfassung bedroht, vielmehr die Staaten
in ihrer selbständigen Existenz gefährdet. I n dem gegenwärtigen
Streite ist es M e i n Bestreben, sowohl den Verbindlichkeiten, welche
M i r als deutschen? Bundesfürs ten obliegen, zu entsprechen, als auch
die Rechte Meines Volkes und die Selbständigkeit Meines Fürsten-
tumes zu verteidigen und zn wahren. Schon durch den Bundesbe-
beschluß, welcher den Befehl erteilte, die deutsche Bundesarmee zu
mobilisieren, war Ich verpflichtet. M e i n e Truppen unter die Waf fen
zu rufen. Indem Ich diesem Bundesbeschlusse nachgekommen bin,
habe Ich ein Zeugnis davon gegeben, daß auch wir in dieser
schweren, bedrängnisvollen Zeit f ü r das Recht eintreten wollen.
Damit aber Meine getreuen Truppen nicht gezwungen würden, an
einem unsäglichen Bruderkriege tatsächlich T e i l zu nehmen, habe Ich
M i c h unter Kenntnisnahme der Bundesversammlung init S r . M a j e -
stät dein Kaiser von Oesterreich dahin geeinigt, daß Meine Truppen
im Verein mit der tapferen Armee Oesterreichs im S ü d e n die
Grenzen Deutschlands gegen einen auswärt igen Feind verteidigen;
- 48 -
S o glaube Ich denn das Schmerzlichste und Grausamste abgewendet
zu haben, indem wir nicht gezwungen sind, die bundbrüchigen deutschen
B r ü d e r mit eigener Äand zu bekämpfen." —
W i r sehen in dieser Entschließung des Fürs ten eine glückliche
Lösung des Konfliktes, der damals wohl fü r manche Mitglieder des
Deutscheu Bundes vorlag, entweder deutsche Stammesbrüder zu
bekämpfen oder ebenfalls bundbrüchig zu werden.
A m 21. J u l i nahm Seine Durchlaucht eine Inspektion des
Kontingentes vor. I n der Bevölkerung war die Sorge um die
Landessöhne, die demnächst ins Fe ld ausrücken sollten, sehr groß
und nahm mehrfach werktätige Formen an. S o wurde in Schaan
durch Jul ius Wanger und Lehrer Ludwig Seger eine Geldsammlung
zu Gunsten der ausrückenden Schaaner Soldaten veranstaltet, deren
beträchtliches Ergebnis an die 9 Schaaner Feldzugsteilnehmer ver-
teilt wurde.
Aber auch der bereits früher erwähnte Vorwurs gegen die
Negierung, das Land sei verraten, wollte nicht verstummen, so daß
schließlich eine Untersuchung eingeleitet wurde. E s wurde herumge-
streut, ein Feldkircher B ü r g e r hätte gesehen, wie der Landesverweser
von Kausen von dem Feldkircher Bürgermeister 20,000 fl. erhalten
habe, damit die Liechtensteiner Soldaten ins T i r o l müßten und dafür
die Feldkircher zu Kaufe bleiben könnten. Die Untersuchung ergab
dann die volle Unwahrheit aller dieser Gerüchte. D a s eben erwähnte
Gerücht über den angeblichen Verra t brachte eine Frauensperson,
die am S t . Annatage, dein Tage des Ausinarsches des Kontingentes,
in Feldkirch war, aus dem Eschnerberge nach Vaduz und eine
andere erzählte ^ es, weiter ausmalend, in der Oeffentlichkeit. Die
Llrheber des Gerüchtes konnte» nicht gefaßt werden; die Verbreiterin
aber wurde zu 4 Wochen Gefängnis verurteile A l s der Landrichter
Keßler^ unterm 14. August der Negierung von dieser Verurteilung
Kenntnis gab, konnte er feststellen, daß das unsinnige Gerücht unter-
dessen in sein Nichts versunken und alle und jede Aufregung wegen
des Ausmarsches verschwunden sei.
E i n weiter verbreitetes Gerücht, daß ein zugewanderter Kauf-
mann besonders die Triesnerberger aufgereizt habe, dem Ausmarsch-
befehle keine Folge zu leisten, konnte nicht als wahr erwiesen werden.
A l s das Kontingent im T i r o l war, kam eine neue Besorgnis.
E s hieß nämlich, die Verpflegung der Soldaten sei so schlecht und
49 —
ungenügend, daß sie verhungern müßten. Doch auch diese Furcht
war unbegründet, wie wir später sehen werden.
W i r sehen aber hier nur, wie damals unser Völkchen all die
Sorgen und Kümmernisse durchzumachen hatte, wie sie sich während
des Weltkrieges in Vorarlberg und wohl überall auch zeigten. N u r
blieb es bei uns bei den Sorgen und der Herrgott führte und
schützte unsere Soldaten.
3.
Der Ausmarsch.
Am 26. J u l i trat das Kontingent seinen Marsch an, begleitet
von den Wünschen, Gebeten und Tränen der Bevölkerung. Der
W e g ging über Feldkirch, Bludenz, Landeck, Nauders nach M a l s .
Aus dem Marsche trugen die Soldaten die leichten Gradluniformen,
während die schweren Tuchmonturen auf dem Munitionswagen nach-
geführt wurden. Einmal aber wurden die schönen dunkelblauen Tuch-
uniformen auch auf dem Ausmarsche angezogen. E s war vor
Bludenz. D a sah man die 36 M a n n starke, vom Fabrikanten
Gaßner geleitete Musik von ferne auf unsere Mannschaft warten,
weshalb Llniformwechsel befohlen wurde; ein Wäldchen in der N ä h e
der S t r a ß e diente als Schutz vor ungeziemender Neugierde. Die
Bludenzer Musik hat es sich dann zur besonderen Ehre angerechnet,
unter persönlicher Leitung des Fabrikanten Gaßner , das Kontingent
beim E i n - und Ausmarsche zu begleiten und ihm zu Ehren Platz-
musik zu geben. Aber auch in den anderen Stationen wurde das
Kontingent von den Behörden sehr zuvorkommend empfangen und
mit Musikbegleitung und Pöllerschüssen in die Quartiere begleitet.
B e i dem ersten Ausmarschbefehle, der am l . J u l i eintraf und
den Abmarsch ans 7. J u l i festsehte, war vorgesehen, das Kontingent
nach Bozen zu dirigieren. Nunmehr ging aber der Marsch nur bis
M a l s , wo die Truppe am 4. August abends gesund und wohlbe-
halten eintraf. Dor t fand sie den Befeh l vor, nach P r a d , am N o r d -
fuße des Ortler, zu marschieren und bis auf weiteres dort zu bleiben.
— 50 -
4.
Im Felde.
Auch aus einem B r i e f e des Kontingentskommandanten, Ober-
leutnants Peter Rheinberger, den dieser am I I.""August an den
Landesverweser von Hausen richtete, geht hervor, daß man glaubte,
das Kontingent müsse tiefer nach Süd t i ro l . Rheinberger spricht
nämlich seine Verwunderung darüber aus, daß er vom Truppen-
kommando nicht verständigt worden sei, das Liechtensteinische K o n -
tingent sei nie nach Süd t i ro l , sondern zur Halbbrigade des M a j o r s
von Metz bestimmt. Nähe re s über diesen Punkt konnte ich den
benützten Quellen nicht entnehmen.
I n P r a d war die Truppe l T a g einquartiert, d. h. die M a n n -
schaft war in den Häusern der Bewohner verteilt. Dann folgte durch
4 Tage notdürft ige E inkass i e rung .
Zunächst ergaben sich fü r den Kommandanten Geld- und V e r -
pflegungssorgen, die aber durch das baldige Einlangen von Geld
aus Vaduz behoben wurden. Rheinberger hatte schon geglaubt, bei
den Bäckern und Metzgern auf Kredit einkaufen zu müssen. V o n
Hausen war der Meinung gewesen, das Kontingentskommando habe
mehr Geld vor dem Ausmarsch in Vaduz behoben, als es tatsächlich
der F a l l .
W e i l seitens der österreichischen Heeresleitung bestimmt war,
daß das Liechtensteinische Kontingent hinsichtlich Llnterkunft und
Verpflegung gleich den Offizieren und Mannschaften der öster-
reichischen Armee zu halten sei, war auch zunächst Unklarheit darüber,
ob unsere Truppe sich selbst verpflegen oder deren Verpflegung im
Wege des österr. Truppenkommandos erfolgen solle. Diese Frage
wurde dann so geregelt, daß das Kontingent sich selbst und nur mit
den aus Vaduz zugesandten Geldern verpflegen solle. Ansere M a n n -
schaft bezog auch im Felde auf Grund der Liechtensteinischen B e -
stimmungen ihren S o l d von l 1 Kreuzern, während die österreichischen
Mannschaften nur einen S o l d von 5 Kreuzern bekamen.
Der Landesfürst interessierte sich sehr für das Ergehen seines
Kontingentes und hatte bereits am 6. August wiederholt telegra-
phische Nachricht verlangt. A m gleichen Tage beauftragte der Landes-
verweser den Kommandanten Rheinberger, ausführlich zu berichten
und grüßte alle Liechtensteiner mit innigster Teilnahme.
— 51 —
I n den ersten Tagen nach der Ankunft in Prad hatte unser
Kontingent keinen Dienst zu leisten. Erst am 9. August erhielt es
den ersten Dienstbefehl; der lautete, es wolle M i t t a g s 12 5lhr den
Prader Stationsposten bei der Alarmstange durch 1 Unteroffizier,
1 Aufführer und 6 Gemeine ablösen und bis auf weiteres über-
nehmen, weil das in Prad befindliche Detachement der Glurnser
Schützen einzurücken habe. Aber schon am gleichen Tage erging
der weitere Be feh l von der Kalbbrigade des M a j o r s von Metz,
daß das Liechtensteinische Kontingent am 10. August früh nach
S t a . M a r i a in Marsch zu setzen sei. Der W e g nach dieser 2512 m
hoch gelegenen Ortschaft ging über das 2758 m hohe Sti lfser Joch.
Aeber diesen Marsch und über das bis dahin in T i r o l Erlebte
gibt Rheinberger in seinem Br ie fe vom 11. und 12. August eine
anschauliche Schilderung, die im Wesentlichen hier wieder gegeben
sei. Nach einigen Mitteilungen, die im Vorstehenden bereits ent-
halten sind, sagt Rheinberger:
E r teile den Tisch mit einem Proviantoffizier und sei gut aus-
gehoben. V o n P r a d aus werde die Äalbbrigade mit dem Nöt igen
versehen. Die ausgezeichnete, dein Verfal le anheimgestellte S t r a ß e
komme gilt zu statten.
Dennoch koste 1 Klaf ter Äolz auf dem Berge 30 f l . Den
ganzen T a g gehen Wagen ab und zu.
Schon glaubte Rheinberger, das Kontingent finde keine V e r -
wendung auf dem Joche, und er wartete mit Angeduld auf den 10.
August. Aber schon am 9. August abends 9 Ahr erhielt er den
schon erwähnten Befehl , das Kontingent andern Tages nach S t a .
M a r i a in Marsch zu setzen. M a n erwartete einen Angr i f f der
Italiener auf den 11. August f rüh. W e i l nichts vorbereitet war,
ließ Rheinberger noch geschwind B r o t , Ko lz und St roh fassen,
requirierte Wagen und kaufte große Kochkessel, weil die kleinen des
Kontingents da oben unpraktisch seien. D ie Tornister lind Zwilch-
uniformen wurden unten deponiert. 5 Ahr f rüh war das Kontin-
gent marschfertig und trat den 5 V« Me i l en (also mehr als 10 Stunden)
langen Marsch über den B e r g an. Die Großartigkeit der Na tu r
und die prachtvolle S t r a ß e lasse sich nicht beschreiben. E s ging gut
vorwär ts .
A u s der Franzenshöhe machte der Kommandant den letzten
Äal t und die Leute labten sich dort in der Kantine. „ W a s die den
^ 52 —
ganzen Tag essen und trinken mögen, ist zum erstaunen — gut daß
sie brav Taschengeld von Äause haben." V o n hier aus sahen sie
schon die Posten der F e l d k i r c h e r Kompagnie aus der Ferdinands-
Höhe (Aebergangs- und Grenzpunkt 8600 F u ß hoch).
I n 1 V2 Stunden seit der letzten Rast war die .Höhe erreicht.
Offiziere nnd Mannschaften kamen eine Strecke entgegen und be-
willkommneten das Kontingent freudigst als Nachbarn. Diese seien
elend untergebracht und schätzen sich glücklich, wenn sie von ihren
Wachen von dem Gletscherrücken zurückkehren und einen trockenen
Winkel auf ein wenig Stroh finden. Klagen höre man nicht, aber
hier müsse man staunen, wie viel ein Mensch aushalten könne. D a s
sei eine gute Schule fü r unsere Mannschaft, die bisher den Solda-
tenstand nur von der. angenehmen Seite kenne. Die 5—6 Offiziere
haben Rheinberger ihr Quartier gezeigt; der kleine Arrest auf dem
Schlosse in Vaduz sei ein geräumiger Sa lon dagegen. V o n Tisch
oder Bank natürlich keine Spur .
Nach kleinem Aufenthalte marschierte nnsere Mannschaft nach
S t a . M a r i a hinunter, etwa 800 F u ß tiefer. Dor t befand sich das
Hauptquartier. I n einem geräumigen Gebände (es sei das Posthaus
gewesen) ist alles untergebracht, in Gängen etc., das Kontingent auf
einem Dachboden. B e i der Ankunft sei der M a j o r mit den an-
wesenden Offizieren zur B e g r ü ß u n g entgegen gekommen und habe
mitgeteilt, daß das Kontingent hier im . H a u p t q u a r t i e r zu ver-
bleiben habe. A m 10. August abends habe der M a j o r auf 11. August
4V2 Ahr die halbe Kompagnie auf den Furkelepaß zur Verstärkung
zu kommandieren befohlen, weil in der F r ü h e der Waffenstillstand
ende und ein Angr i f f möglich wäre. E s schneite und stürmte heftig,
und wenn auch nach eben eingelangten Berichten die Feindselig-
keiten beendet sein sollen, so werden die Liechtensteiner doch einen
Begr i f f von den Forderungen, die an einen Soldaten gestellt werden,
mit nach Äause bringen, was Rheinberger sreue; denn er glaubte
schon nach Äause marschieren zu müssen, ohne im Felde gestanden
zu sein. W i e ihm der eben vom Passe zurückkehrende Sergeant er-
zähle, seien ihnen die Gewehre eingefroren gewesen. Äeute (11. VIII.)
versehen sie schon in S t a . M a r i a den Wachtdienst. Der M a j o r ,
dem die Büchsen der Liechtensteiner gut gefielen, rechnete viel auf
dieselben und würde ihnen gewiß einen anständigen Posten an-
weisen, im Fal le es zur Aktion käme. D a s Leben und Treiben, sowie
— 53
den Dienst des Soldaten hier zu sehen, gewähre ein Äußerst interes-
santes B i l d , von dein man sich ungesehen schwer einen Begr i f f mache.
Die Offiziere essen mittags und abends zusammen, natürlich
ganz seldmäßig. F ü r das Eßgeschirr schaue jeder selbst; einen Teller
habe sür Rheinberger sein Bursche mit großer N o t anfgetrieben,
das übrige habe er zum Glück selbst initgesührt und so sei er fü r
seiue Person gut versorgt. Ein Be t t habe er sich auch mit Äilse
zweier Kameraden eingerichtet und einen Winkel in ihrem behaglich
erwärmten Zimmer gefunden.
Die Mannschaft komme nie aus den Kleidern, alle seien schwarz
wie Kaminfeger, aber doch heiter und frohen M u t e s . Die Schweizer
Vorposten stehen ein paar Hundert Schritte von den Liechtensteinern
seitwärts. Ans N.August M i t t a g stellte Rheinberger Posten gegen
dieselben. Die Liechtensteiner üben Gegenrecht und lassen keine her-
über, weil sie unsere Burschen nicht mehr um die Kaffeemilch hin-
über gehen lassen.
A m 11. August sei Rheinberger in Spondolungo unten gewesen,
eine Stunde von S t . M a r i a . Dies sei der äußerste von Oesterreich
besetzte Punkt auf der S t r a ß e nach Bormio . 3 Kompagnien lagern dort
meist im Freien d. h. ihre Llnterkunftsmittel seien Erd- und Bretter-
hütten. S i e haben eine feste Stellung inne, von der aus der ganze
Durchpaß beherrscht wird. Anweit von diesem Punkte zieht sich die
S t r a ß e durch einen Felsenhang hin. M a n zähle 11 Gallerien und
Tunnells, die von den Italienern, deren obere Posten man sehe,
besetzt seien. Die Italiener seien emsig am Äüttenbauen. A m 12.
August morgens haben sie einen P a r l a m e n t ä r herausgeschickt, der
um eine weitere Waffenruhe nachsuchte, die aber nicht gewährt
werden konnte. Denn ein Sp ion habe berichtet, daß sie bedeutende
neue Krä f t e nebst 14 Geschützen an sich ziehen. A u f unserer Seite
seien nur 4 Raketengeschütze (Geschütze zum B r a n d legen). D a der
Waffenstillstand am 11. August zu Ende ging, wurde äußerste V o r -
sicht empfohlen. Der Punkt , den unsere Schützen im Fal le eines
Angriffes zu besetzen haben, sei Rheinberger bezeichnet. „ W i r er-
warten unerschrocken alle Strapazen des Feldzuges und haben ein
schönes Beispiel hier, dieselben, so schwer sie das K l i m a mit sich
bringt, mit Freuden zu ertragen." Soweit Rheinbergers B r i e f .
Z u der Stelle dieses Br ie fes , daß der M a j o r v. Metz am
10. August befohlen habe, die halbe Kompagnie am 11. August aus
54 -
den Furkelepaß zu koinincmdieren, ist nach mündlicher Mit te i lung
des Ludwig Veck zu bemerken, daß Freiwillige auf den P a ß sollten.
E s habe sich aber die ganze Kompagnie gemeldet, weshalb dann der
erste Zug kommandiert wurde, den Feldweibel Walch führte.
A u s einem weiteren Br ie fe Nheinbergers berichtet die Liechten-
steinische Landeszeitung in ihrer N r . 22 vom 26. August 1866:
Selten ein Sonnenblick während der 5tägigen Strapazen des
Feldzuges am Joch. Selbst bei erträglicher Temperatur erschütterten
kalte Winde auch den kräftigsten Körper. D a mußte neben dem
Lagerfeuer auch von innen geheizt werden. Der Wachtdienst 24
Stunden, dann 24 Stunden Rnhe. D a s Lager auf St roh unter
offenem Dache. Doch sei die Mannschaft munter und die Gesundheit
die beste. Die Naturalverpflegung und die Löhnnng sei anständig,
um auszukommen.
Letzteres wurde besonders deshalb wiederholt hervorgehoben,
weil im Lande auf Grund von Br ie fen mehrerer Soldaten Gerüchte
in Amlanf gesetzt waren, als ob die Verpflegung im Felde so mangel-
haft sei, daß unsere Soldaten dem Verhungern nahe seien.
Der voraugeführten N r . 22 der Liechtensteinischen Landeszeitung
ist auch folgende Schilderung des Feldweibels Walch entnommen:
I n S t a . M a r i a angekommen habe der M a j o r Metz das Kon-
tingent geprüft und u. a. gesagt: E s ist schade, daß I h r nicht früher
hier wäret, I h r hättet Euch gewiß gut geschlagen. Vor läuf ig bleibt
I h r bei mir als meine Garde. E i n recht malerisches B i l d gab es
in S t a . M a r i a besonders dann, wenn die verschiedenen Abteilungen
auf Feldwache zur Ablösung aufgestellt waren. Das Gewehr auf
dem Rücken, mit dem Riemen über die Brust , die Tasche voll mit
B r o t , Speck, K ä s , auch Kaffee und Zucker zum Kochen auf dem
P a ß und in der Flasche R u m , W e i n oder Schnaps und ein gewich-
tiges Scheit Äolz auf der Schulter: so marschierten die verschie-
denen Abteilungen unter Jauchzen uud Lärmen auf ihre 1 2̂ — 2
Stunden entfernten Posten auf die Äöhen. — I n S t a . M a r i a fort-
währendes Kochen von Kaffee, Lebern, Lungen, B r o t , Polenta und
warmem W e i n — jeder nach seinem Belieben, oft auch 2 bis
10 beisammen — nur einmal geineinschastlich Menage. A m Trinken
fehlte es auch uicht, besonders an einem Geldtage, da wurde auf
Deutsch und Italienisch gesungen und gelärmt bis tief in die Nacht
hinein, aber alles im besten Einklänge.
- 55 —
Am 15. August Abmarsch nach Prad, wobei es tüchtig schneite.
E i n schöner Zng — zuerst die halbe Kompagnie Liechtensteiner, dann
die Bataillonsmusik, der S tab , sodann die halbe Kompagnie von uns
und dicht hinten drein 2 Jäger - , 2 Schützen- und 1 Standschützen-
kompagnie. Der Raketenzug und sonstiger Bata i l lons-Train folgten
in malerischen Reihen, die besonders in den vielen Windungen der
schön gebauten Bergstraße zur Wirkung kamen. N u n liegen wir
wieder iu Prad in den Häusern einquartiert. Die Menage besorgen
wir selbst, täglich einmal. Nebstdem ist jeder, wenn er .Hunger und
Durst hat, angewiesen, aus seiner Löhnung oder aus seinem. Gelde
zu leben. D a s Fleisch ist gut. D a s B r o t ganz aus Roggenmehl,
etwas sauer und bitter, aber doch nahrhaft. Sovie l ich weiß, essen
die .Herren Offiziere an der Tafe l von dein gleichen Brote , nur mit
etwas Kümmel vermengt.
Al les ist gesund und wohl. Ansere Leute vertragen sich gut mit
den hier stationierten Truppen und freuen sich, doch etwas Strapazen
auf dem lombardischen Boden durchgemacht zu haben. I m Ganzen
sind alle zufrieden und freuen sich, bald wieder zu den Ihrigen nach
.Hause zu kommen. Gar mancher meiner Kameraden' ist in Gedanken
gewiß viel bei seinen Liebsten in der Heimat.
Lieber die Verpflegung herrschen mit Ausnahme des Brotes
keine Klagen. D ie Montnren seien stark abgenützt. W e n n das Kon-
tingent länger hätte auf dem Joch bleiben müssen, wäre fü r die
Feldwachmannschaft ein zweiter M a n t e l notwendig geworden. Die
Schneegestöber seien derart, daß es fü r Neuangekommene und unge-
wohnte Truppen auf dem P a ß im Freien kaum zum Aushalten war.
Die Mannschaft halte sich gut, aber Ernst brauche es bei manchen,
besonders anfangs, die Marschpolizei und das Schritthalten aufrecht
zu erhalten. D a s Kontingent bestehe aber in Ehren neben den Oesterr.
Truppen. Freilich beklage sich mancher über Strenge im Dienste,
aber gute Ordnung müsse vor allem sein.
Dem in Privatbesitz befindlichen En twür fe eines Br ie fes des
Feldweibels sind weiter folgende Mitteilungen zu entnehmen: E i n
Viertel des Kontingents gibt täglich die Stabswache und ein Vier te l
kommt auf den Furkelepaß. E s , habe dem Kontingent an nichts
gefehlt. Selbst Anfangs , bevor das Geld aus Vaduz angelangt
war, habe der Feldweibel noch über so viel verfügt , daß er solchen
aushelfen konnte, denen Geld mangelte. A n Arztkosten seien bis
— ,56 —
zum Abgang des uicht datierten Br ie fes ab Prad 31 Kreuzer er-
wachsen. —
Die Vadnzer Schützen haben ihre Heimatgemeinde um geldliche
Beihi l fe angegangen, was die Ortsvorstchung zu einer Anfrage bei
dem Kontingentskommando veranlaßte. Darüber hat der Komman-
dant der Gemeinde nahegelegt, den Söhnen der Gemeinde eine
patriotische Gabe ins Feld zu senden.
A m 13. August wurde telegraphisch der Abschluß eines 4 wö-
chentlichen Waffenstillstandes bekannt gegeben und wurde daraufhin
das Liechtensteinische Kontingent auf 15. August nach Prad zurück-
befohlen. Dorthin kam anch der Stab mit 3 Icigerkompagnien,
während 3 Kompagnien in S t a . M a r i a blieben. Die häufige Ver -
wenduug unseres Kontingentes als Stabswache und als Avantgarde
des Stabes bedeutete eine besondere Bevorzugung, die bis zuletzt
anhielt. I n den letzten Tagen vor dem Rückmarsch fand noch unter
F ü h r u n g des M a j o r s v. Metz ein M a n ö v e r statt, an dem auch
unsere Mannschaft lind zwar ebenfalls als Stabsgarde teilnahm.
Die Wertschätzung sand dann auch in einein Befehle des M a j o r s
v. Metz Ausdruck. Dieser Be feh l seht fest, daß das Kontingent
am 27. August in seine Heimat abzurücken habe und fähr t dann
wörtlich fort:
„Ich erachte es als meine Pflicht, dieser musterhaft braven
Truppe sür ihre Bereitwilligkeit in jedem Dienste, f ü r ihre nach-
ahmungswürdige Diszipl in und Ordnung, fü r ihr kameradschaftliches
Benehmen, im Namen des Allerhöchsten Dienstes zu danken, und
ihrer militärischen Ausbildung mein volles Lob zu zollen.
„ Indem ich ihrein Koinmandanten Herrn Oberleutnant Rhein-
berger, sowie jeden: Einzelneil herzlich Lebewohl sage, bin ich über-
zeugt, daß so wie ich auch jeder M a n n meiner Halbbrigade sich mit
Vergnügen an jene Tage erinnern wird, in denen wir mit dieser
braven Truppe Freude und Leid zu teilen die Ehre hatten."
Auch in einem Schreiben an das Landesverteidignngs-Ober-
kommando in Innsbruck sprach sich M a j o r v. Metz nicht ininder
anerkennend aus, indem er schreibt: D a s seiner Halbbrigade zuge-
teilte fürstlich Liechtensteinische Kontingent habe „in jedem Dienste
die vollste Bereitwilligkeit und eine nachahmungswürdige Ordnung
und Diszipl in an den T a g gelegt. I n scindliche Gelegenheit kam
diese Truppe nicht, würde aber nach meinem Dafürha l t en eventuellen
- 57 -
Falles ihre Schuldigkeit vollkommen getan haben. D a s Scheiden
.dieser Truppe aus dem Verbände der Kalbbrigade hat sowohl
Offiziere als Mannschaften unangenehm berührt, indem beide Teile
im gegenseitigen besten kameradschaftlichen Verhä l tn i s standen."
Der Ausdruck „unangenehm berührt" muß zweifellos in dem Sinne
von großen Bedauern aufgefaßt werden, da nirgends ein Anhalt
da für nur in die Äcmd kam, als ob irgend eine Mißstimmung vor-
handen gewesen wäre. E s geht dies auch daraus hervor, daß Rhein-
berger in sehr warmen Worten v. Metz fü r die rücksichtsvolle B e -
handlung und Auszeichnung des Kontingents dankte.
Nach mündlichen Mitteilungen Liechtensteinischer Feldzngsteil-
nehmer scheinen aber in der eigenen Mannschaft des M a j o r s v. Metz
Gerüchte im Amlauf gewesen zu sein, als ob durch seine Schuld die
Verpflegung der ihm unterstellten Truppen mangelhaft sei. Diese
Gerüchte dürften denn auch die Veraulassuug zu einem Schreiben
des M a j o r s an das fürstl. Liechtensteinische Kontingentskommando
vom 29. August 1866 gewesen sein, durch welches das Kontingents-
kommando ersucht wird, bei Ehre und Gewissen anzugeben, ob es
gegen die Verpflegung einen Anstand hatte und ob es M a n g e l ge-
litten habe.
Dieses Schreiben erreichte unser Kontingent auf dem Rück-
märsche in der N ä h e von Landeck. I n Landeck wurde die Truppe
dann in einem Unterstände durch den Kommandanten Rheinberger
von dem Schreiben in Kenntnis gesetzt und befragt. Das ganze K o n -
tingent habe dann einhellig bekundet, daß es zufrieden gewesen sei.
Auch der Landesfürst hat mit Schreiben vom 15. September
den, M a j o r von Metz den von ganzem Kerzen kommenden Dank
zum Ausdrucke gebracht fü r die überaus rücksichtsvolle Behandlung,
die Metz dein fürstl. Kontingente, während es unter dessen Be feh l
stand, angedeihen ließ. Diesen Dank teile das Land mit Seiner
Durchlaucht.
Seine Durchlaucht hatte dein Kontingent Höchstseine Antei l -
nahme auch dadurch zum Ausdrucke gebracht, daß er deu ihm eng
befreundeten Grafen von Westphalen zu einem Besuche des K o n -
tingentes nach T i r o l abordnete.
- 58 -
5.
Der Rückmarsch in die Heimat.
A m 25. August langte in Vaduz die telegraphische Mit te i lung
des Fürsten ein, daß der Rückmarsch des Kontingentes eingeleitet sei.
Diese Nachricht wurde in der Heimat mit großer Freude begrüßt.
A m 27. August ersolgte der Abschied von P r a d in ebenso
feierlicher, als herzlicher Weise. Der Brigadekommandant M a j o r
von Metz, alle zu seiner Halbbrigade gehörigen Offiziere, Unteroffi-
ziere und ein großer T e i l der dort stationierten Kaiserjäger und
Landesschützen, sowie viele Zivilisten gaben unter Vorantri t t der
Bataillonsmusik der Truppe bis Spondine das Geleite. Der k. k.
Leutnant Radinger, der dem Kontingent schon im Felde beigegeben
war, weil es auf die deutschen Signale eingeschult war und die
österreichischen Signale nicht kannte, hatte der Truppe das Ehren-
geleite bis in die Heimat zu geben.
Der Marschplan schrieb vor, daß der Rückmarsch über Nauders,
Landeck, S t . Anton, mit einem Rasttage in Klösterle nach Bludenz
und Feldkirch gehe und das Eintreffen in Vaduz am 6. September
erfolgen soll. D a s Kontingentskommando zog es dann jedoch vor,
den Rasttag in Klösterle und die Station in Feldkirch fallen zu lassen,
um schon am 4. September in der Heimat einzutreffen. Landes-
verweser von Hausen ersuchte den Kommandanten Rheinberger
brieflich, von Klösterle aus die Stunde des Eintreffens in der Heimat
mitzuteilen, da er die Heimkehr mit der Bevölkerung etwas feiern
möchte. Die Absendung von Quartiermachern nach Vaduz könne
entfallen, weil die Mannschaft auf Kosten des Landes nach ihrem
Einmarsch aus dem Schlosse bewirtet werde und zwar mit Suppe,
Rindfleisch, Bra ten , Gemüse, 2 Schoppen W e i n und B r o t .
Unterwegs scheinen sich keine besonderen Ereignisse begeben zu habe».
A m 4. September wurden dann 12 Wagen an die Grenze nach
Gallinist gesandt, um die Mannschaft nach Vaduz zu führen.
U m 10 Uhr kam das Kontingent an die Grenze. I n Nendeln
haben Landesverweser von Hausen, mehrere Landtagsabgeordnete und
G r a f Westvhalen das Kontingent begrüßt. Landtagspräsident D r .
K a r l Schädler hielt eine Ansprache, in der er besonders Folgendes her-
vorhebt: E s sei der Truppe erspart geblieben, gegen deutsche B r ü d e r
zu kämpfen, aber es sei durch die Höchste Anordnung des Fürsten
— 59 —
ein Kampffeld gewonnen worden, das die Truppe in eine Gemein-
schaft mit Kampfgenossen brachte, die zu den besten der W e l t zählen
und das der Waf fe der Truppe am besten zusagte. D a s Kontingent
habe durch seine Manneszucht, seine Anverdrossenheit und sein ganzes
Verhalten die vollste Zufriedenheit erworben. Seine Durchlaucht der
Fürst habe nicht allein die Kosten der Verpflegung der Trnppe über-
nommen, sondern stets wachsam das fü r das Wohlergehen der M a n n -
schaft Geeignete angeordnet und gefördert.
A m 2 Uhr langte das Kontingent in Begleitung der Vaduzer
Musik auf dem Schlosse an, wo außer dem bereiteten M a h l e noch
andere freudige Ueberraschungen seiner warteten: E i n Telegramm
des Landessürsten vom 4. September spricht der Kompagnie fü r ihre
löbliche Haltung in T i r o l die vollste Zufriedenheit Seiner Durch-
laucht aus und ernennt den Oberleutnant Rheinberger zum Hanpt-
mann. E i n weiteres Telegramm vom gleichen Tage bestimmt sür
den Feldweibel Walch als Zeichen der Höchsten Anerkennung fü r
sein gutes Benehmen ein Geschenk von 50 Gulden und verfügt , daß
das Kontingent am 5. September zn beurlauben sei.
Nach der in schönster Harmonie unter freudigster Teilnahme
der Bevölkerung verlaufenen Feier des Wiedersehens wurde die
Mannschaft andern Tages, also am 5. September, zu den Ange-
hörigen entlassen.
6.
Die Geldbeschaffung und die Rechnung.
W i e schon oben, besonders im 2. Abschnitte, ausgesührt, be-
reitete die Geldbeschaffung fü r die Kosten des Ausmarsches unseres
Kontingentes der Regierung uud dem Landtage große Sorge. Doch
wurde diese Sorge zur Hauptsache dem Lande durch deu Landes-
sürsten abgenommen, der seine landesväterliche Fürsorge wie in
allen Angelegenheiten dieses Feldzuges, so ganz besonders auch in
der Frage der Mittelbeschaffung hochherzig bewährte.
Bereits unterm 28. J u n i 1866 ließ der Fürst die Bereitwil l ig-
keit zur Uebernahme der Garantie fü r ein Landesanlehen schriftlich
der fürstlichen Regierung mitteilen. — Die Regierung hatte sich
inzwischen bereits wegen Erlangung eines Darlehens im Auslande
60 —
bemüht, aber mit wenig Er fo lg . Ebenfalls am 28. J u n i berichtet
nämlich der Landesverweser an den Landesfllrsten, daß es schwer
sei, im Auslande Geld durch Darlehen zu beschaffen, da selbst die
Bank des Kantons S t . Gallen seit Kriegsausbruch Anstand nehme,
dem Fürstentume 5000 Gulden gegen Faustpfand zu leihen. A n -
fragen bei anderen Orten warten noch auf Antwort. Auch abgesehen
vom Ausmarsche des Koutingentes sei die Regierung gezwungen,
außerordentliche Einnahmen zu beschaffen; die 16. Bundestagskuric
sei auf zwei Regierungen zusammengeschmolzen, weil die übrigen
entweder ihren Austr i t t aus dem Bunde angemeldet oder die Leistung
von Matrikelbeiträgen verweigert haben. I m gleichen M a ß e aber,
wie Austritte aus der Kurie statthatten, steigerten sich fü r das
Fürstentum Liechtenstein die auf die 16 S t ä m m e entfallenden M a -
trikelbeiträge. Der Aufwand fü r Bundeszwecke war fü r 1866 mit
f l . 1967.13 veranschlagt, wovon 1000 sl. auf die Matrikelbeiträge
entfielen. Der tatsächliche Aufwand betrug fl. 1441.63, darunter fü r
Matrikelbeiträge nur fl. 384.55. E s wurde also fü r 1866 infolge
Auflösung des Deutschen Bundes nur mehr ein kleiner T e i l der
Matrikelbeiträge bezahlt und war die eben angeführte Befürch tung
der Regierung wegen sehr erhöhter Be i t räge nicht begründet.
Zur Erfül lung der schon in Abschnitt 2 erwähnten Zusicherm g
der Uebernahme der Kosten des Ausmarsches durch den Landes-
fürsten wurde dann durch Köchstdenselben bei dem Bankhause
Mamertz K Co. in W i e n der fürstlichen Negierung ein Kredit von
20,000 Gulden eröffnet, der im Wege des Großhandelshauses Franz
Joseph Kabtmann in Innsbruck flüssig gemacht werden sollte. V o n
diesem Kredite hat sich die Regierung unterm 8. August 3000 fl.
überweisen lassen, ohne ihn später weiter in Anspruch nehmen zu müssen.
Zunächst bestand Unklarheit darüber, ob die sür den Unterhalt
des Liechtensteinischen Kontingentes erforderlichen Barmit te l beim
Armeekommando oder bei der fürstlichen Negierung zu beheben seien.
S o hat das Truppenkommando in Trient an das Liechtensteinische
Kontingentskommando unterm 7. August 1866 die Weisung gegebeu,
das Gelderfordernis sei auf 40 Tage zu berechnen nnd bei der
Feldoperationskasse in Trient zu beheben; wegen A u s m a ß der Ge-
bühren und Rechnungslegung habe sich das Kommando mit einein
in Prad befindlichen Truppenkörper ins Benehmen zu sehen. —
Inzwischen hatte aber die fürstliche. Negierung bereits Bargeld an
61 -
das Kontingentskommando abgesandt und dieses verständigt, daß
auch ferner der Geldbedarf von Vaduz aus gedeckt werde. Dagegen
wurde der Bedar f an Naturalien (Fleisch, B r o t , Ko lz , Stroh) aus
dem k. k. Filialverpflegsmagazin der Kalbbrigade v. Metz bezogen
und mit dem in S t a . M a r i a befindlichen Truppenkörper verrechnet.
E s scheint sich dann aber noch einmal Unklarheit ergeben zu haben.
Während nämlich unterm 20. August das Kontingentskommando an
die fürstliche Regierung berichtet, daß es die Behebung der V e r -
Pflegsgelder aus der k. k. Kriegsoperationskasse abgelehnt habe und
alles aus den von der Regierung zugesandten Geldern bestreite,
schreibt Landesverweser v. Kaufen unterin 25. August an den
Konimandanten .Rheinberger, daß nach Mi t te i lung des Grafen
Westphalen die Liechtensteinische Truppe der österreichischen gleich-
gehalten werde. E s habe sonach die Naturalverpflegung des Kon-
tingents von Seite des österreichischen Aerares Platz zu greifen, und
der fürstl. Regierung obliege, sich später mit dem österreichischen
Truppenkommando zu verrechnen. W e i l aber bereits am 27. August
der Rückmarsch in die Keimat angetreten wurde, blieb letztere W e i -
sung ohne Wi rkung ; sie langte offenbar erst nach dem Abmarsch
bei dem Kontingent ein.
Die Feldgebühren waren für die Mannschaft festgesetzt wie folgt:
I V2 Pfund Roggenbrot (in Vaduz 2 Pfund) 6 8/10 Kreuzer
Etappenrelutum 30 3/4 „
Feldzulage 5
Löhnung . . 11 „
zusammen fü r den Kopf und deu T a g 53 V2 Kreuzer
Der Kommandant hatte fü r die Zeitdauer des Ausmarsches
nebst seinem festen Gehalte, das monatlich 88 Gulden betrug, eine
monatliche Kommandantenzulage von 12 Gulden 50 Kreuzern und
die Verwendung eines Dieners, der in den Bezügen den Schützen
des Kontingents gleichgestellt war, zu Recht und erhielt (einmalig)
ein Marschbereitschaftspauschale von 50 Gulden und eine Feldequi-
pierungsentschädigung von 170 Gulden.
Der Abrechnung über den Feldzug entnehmen wir folgendes:
Die Mannschaft habe laut Verpflegsliste fü r die Zeit des A u s -
marsches vom 26. J u l i bis 5. September 1866 betragen:
1 Oberleutnant (Peter Rheinberger),
1 Feldweibel (Andreas Walch),
— 62 —
2 Sergeanten und Trompeter I (Johann Georg Ospelt uud 1 'avid Vogt) ,
4 Korporale und Trompeter II (Sebastian Näscher, Franz Iaver
Nagele,.Johann Baptist Kaufmann und Joseph Anton Kindle)
3 Vizekorporale (Chrysostomus Buchet, Ludwig Beck und Trom-
peter Joseph Vüchel),
1 Pionier ,
1 Diener und
68 Schützen.
Die Zusammenstellung der Auslagen ergibt:
B a n k n o t e » Silber
fl. kr. fl. kr.
Gage . 469.76 54.—
Löhnung 588.41
Brotrelutum 247.91 2/10
Etappenrelutum . 455.78
Feldzulagen 91.20
Bereitschaftszulagen 3.20
Marschzulagen 3 6 . -
Besondere Auslagen 636.24 92.09
zusammen 2 528.50 2 10 146.09
V o n diesen Auslagen sind dann die 146.09 Silbergulden auf
die fürstliche Landeskafse übernommen und die 2528 f l . 50^/io Kreuzer
aus den hochsürstlichen Renten beglichen worden; zu Lasten der
letzteren gingen auch , jene weiteren 287 f l . 68 Kreuzer, die an das
k. k. Verpflegsmagazin zu P r a d fü r B r o t , Fleisch, Ko lz und St roh
zu bezahlen waren. Der Gesamtaufwand fü r den Ausmarsch betrug
also 2962 Gulden 27 Vio Kreuzer.
Daneben waren natürlich die gewöhnlichen Auslage» fü r das
Bundeskontingent zu bestreiken, die ausschließlich vom Lande zu .
tragen waren. Diese waren in dem Landesvoranschlag fü r das Jahr
1866 mit insgesamt 3540 Gulden vorgesehen und haben nach der
1866er Landesrechnung tatsächlich fl. 4747.70 betragen, weil in diesem
Jahre, wie wir oben gesehen haben, das Kontingent länger als ge-
wöhnlich zur Aebung einberufen war und außerordentliche Anschaf-
fungen nötig waren. B e i einem Gesamtbudget von rnnd 30,000
Gulden und einer Gesamtjahresausgabe vou fl. 47,212.32 fiel dieser
Aufwand selbstverständlich stark ins Gewicht, obwohl er, absolut
gerechnet, sehr bescheiden war.
63 —
7.
Die Feldzugsteilnehmer.
s) Der Kommandant.
Bevor ich zum Schlüsse dieser kleinen Arbeit übergehe, glaube
ich eine kurze Schilderung des Lebenslaufes des damaligen Komman-
danten geben und auch einige Zeilen seinem Feldweibel widmen z»
sollen. E s kann sich im Rahmen dieses Aufsatzes natürlich nicht um
eine ins Einzelne gehende W ü r d i g u n g der reichen und vielseitigen
Lebensarbeit Rheinbergers, sondern nur um eine kurze Darstellung
der wichtigeren Daten handeln. Eine umsassendere W ü r d i g u n g dieses
Mannes , der in einer der wichtigsten Entwicklungsperioden unseres
Landes die technischen Agenden der Staatsverwaltung zu besorgen
hatte, würde einen dankbaren S to f f f ü r eine besondere Arbeit bieten.
Peter Rheinberger wurde am 3. J ä n n e r 1831 in Vaduz als
der Sohn des damaligen Grundbuchführers und späteren fürstl.
Rentmeisters Johann Peter Rheinberger und seiner Gatt in Elisabeth
geb. Carigiet geboren. Seine. Familie gehört einem alten und im
Lande angesehenen Geschlechte an, aus dem mehrere Persönlichkeiten
hervorgingen, die im Lande und in der Gemeinde eine bedeutende
Ro l l e spielten, und zwei der Geschwister Peter Rheinbergers ge-
wannen Bedeutung für große Wirkungskreise außerhalb des Landes;
es sind dies der berühmte Komponist Joseph Rheinberger und die
Generaloberin der barmherzigen Schwestern in Zams, die ehrwürdige
F r a u Maxentia Rheinberger, welche beide inzwischen ihrem Bruder
iu die Ewigkeit nachgefolgt sind.
Peter Rheinberger genoß in seinem Elternhause eine gute E r -
ziehung und wurde nach Absolvierung der Volksschule in seinem
Keimatsorte zur Ausbildung an die Kantonsschule in Chnr gebracht,
wo er 1846—1848 3 Nealklassen zurücklegte und sich vorzügliche
Zeugnisse holte. I m Studienjahre 1855/56 hat er an der polytech-
nischen Schule in München als Hospitant „die Vorlesungen über
S t raßen- , Brücken- und Wasserbau, Aebungen im Konstruieren und
Entwerfen von Ingenieur-Bauwerken, dann Zivi lbau mit vorzüg-
lichem Fleiße und Fortgang" besucht.
1848 ist er in den fürstlich liechtensteinischen Mili tärdienst ein-
getreten und als Kadett zum Bata i l lon Kohenzollern, dem das
Liechtensteinische Kontingent eingegliedert w,>r, abgegangen. A m
- 64 -
I. M a i 1849 wurde er zum Leutnant befördert und hat vom M a i
bis August 1849 den Feldzug gegen die .badischen Aufständischen
mitgemacht; nach dem Feldzuge wurde er mit der Feldzugsmedaille
dekoriert. B a l d nachher ist er in das Kontingent in Vaduz einge-
rückt. A u s dem Jahre 1853 ist eine Konduitenliste über Rheinberger
vorhanden, in der er als in jeder Richtung sehr gut qualifiziert aus-
geführt ist: I m Dienste sehr eifrig, über viele militärische Kennt-
nisse verfügend, mit sehr guten Gcinütseigenschaften, sehr guten
Sitten, vielen natürlichen Fähigkeiten, den Kenntnissen der Ar i th -
metik, praktischen Geometrie und Trigonometrie ausgestattet und
sich sehr guter A u f f ü h r u n g befleißend.
W i e schon erwähnt wurde Rheinberger 1848 Kadett und mit
1. M a i 1849 zum Leutnant ernannt; am 15. Jun i 1859 wurde er
zum Oberleutnant und Kommandanten des fürstlich Liechtensteinischen
Militärkontingentes befördert. M i t dieser Beförderung fiel auch die
Betrauung mit den landschaftlichen und rentämtlichen technischen
Arbeiten und B a u a u s f ü h r u n g e n zusammen, nachdem Rheinberger
in dieser Richtung seit 1854 sich theoretisch und Praktisch ausgebildet,
sowie von M ä r z 1857 bis A p r i l 1859 bei dem B a u der vereinigten
Schweizerbahnen die Stelle eines Stellvertreters des Sektions-
Ingenieurs bekleidet, den Ausbau der Strecke Weesen-Schännis ge-
leitet und sowohl bei den Arbeiten auf der Strecke, als bei der
Ausarbeitung von B a u p l ä n e n Vorzügliches geleistet hatte.
1866 wurde er zum Hauptmann befördert und am 2. Februar
1868 unter Belassung des Hanptmannscharakters znm Landes-
techniker ernannt.
W i e er als Offizier von seinen Vorgesetzten eingeschätzt wurde,
haben wir vorstehend aus der Konduitenliste ersehen und weiter oben
den warmen Worten des Brigadiers M a j o r von Metz entnommen.
B e i seinen Soldaten erfreute er sich voller Hochachtung und Beliebt-
heit sowie des vollen Vertrauens in seine Gerechtigkeit. D a er als
Kommandant und seit 1861 als einziger Offizier des Kontingents
mit seinem Feldweibel allein die militärische Ausbildung der M a n n -
schaften sowie alle Verwaltungs- und Kanzleigeschäfte des Truppen-
körpers zu besorgen hatte, war er jeweils f ü r die Zeit der Rekruten-
ausbildung und der jährlichen Aebungskurse besonders reichlich mit
Arbeiten gesegnet, wobei ihm seine Tüchtigkeit und sein großer
Arbeitswille sehr zu statten kamen.
65 —
Peter Rheinberger war der erste und zugleich der letzte Liech-
tensteiner, der im Fürstentums selbst als Offizier beruflich tätig war
und dem Kontingent als Kommandant vorstand.
M e h r aber noch als der Offizier Rheinberger erlangte der
Techniker Rheinberger sür sein Vaterland eine hervorragende B e -
deutung durch 4 Jahrzehnte.
Die eben erwähnte Betrauung mit den technischen Agenden
des Landes, der schon in früheren Iahren Arbeiten im Lande vor-
angegangen waren, schloß nicht allein die Stellung des technischen
Referenten der Negierung und der Domänenverwal tung in sich,
sondern umfaßte als bedeutendste Aufgaben des Landestechnikers
die Anlage der neuen S t r a ß e n , die Rheinkorrektion, die Rüfenve r -
bauung, die Fortsetzung der Entwässerung der Talfläche und die
Landesvermessung mit Neuanlage des Bodenkatasters, in welcher
letzteren Arbeit er sich mit Forstinspektor Schauer teilte.
W e r noch aus eigener Anschauung oder auch nur aus den E r -
zählungen der V ä t e r weiß, wie schlecht damals die Verbindungen
mit den Berggemeinden und besonders mit den Alpen waren, wie
die Talfläche vom unverbauten Rhe in in höchstem Grade gefährdet
und wie weit die Versumpfung des Tales vorgeschritten war, wer
nicht zuletzt aber auch weiß, wie ärmlich es zu jener Zeit in unserem
Lande mit dein Gelde aussah und wie der Großteil all dieser
schweren und hochwichtigen Aufgaben mit ganz bescheidenen Geld-
mitteln und mit viel Frohnarbeiten durchgeführt werden mußte, weiß
zu würdigen, was Rheinberger in unermüdlicher Arbeit und zäher
Ausdauer Großes geleistet hat. Eine einläßlichere W ü r d i g u n g des
Landestechnikers Peter Rheinberger würde, wie schon gesagt, im
Rahmen dieses Aufsatzes zu weit führen. E s sei daher im Zusammen-
hange hiemit nur noch erwähnt, daß Rheinberger in den 1860er
Iahren auch den B a u der vier Rheinbrücken (Balzers, Vaduz ,
Schaan und Bendern) durchführte, im Komitee fü r den Vaduzer
Kirchenbau mitwirkte, die Pläne fü r die Armenhäuser Schaan und
Vaduz sowie fü r das Schulhaus in Triesenberg ausarbeitete und
zum T e i l auch die Bauleitung besorgte. Der Ausbau und die I n -
standhaltung der landschaftlichen und Gemeindestraßen umfaßte ein
Netz von 134 Km. Die Rheinkorrektion auferlegte ihm auch eine
umfangreiche Verrechnung, die trotz der damaligen niederen Preise
und der Inanspruchnahme vieler Frohnarbeiten schließlich eine
— 66 —
Summe von 1,564.222 Gulden erreichte. B e i all diesen großeil und
schweren Arbeiten waren seine Gehaltsbezüge äußerst bescheidene
und. betrugen im Jahre 1868, dem ersten Jahre seiner Ernennung
zum Landestechniker, 1070 Gulden nm endlich 1888 an B a r - und
Naturalbezügen auf 1734 Gulden zu steigen.
Nebst seinem Berufe fand er aber auch noch Zeit, private
Arbeiten zu besorgen, indem er nicht allein vielen kleinen und größeren
Anliegen seiner M i t b ü r g e r Befriedigung gewährte, sondern auch
die Vermessungsarbeiten fü r den B a u der Vorarlberger B a h n durch-
führte, eine Karte der Arlbergbahn im M a ß s t a b 1 : 100,000 unter
Benützung der österreichischen Spezialkarte zeichnete, die in Zürich
1883 unter dem Ti te l „Lsrre Kouriere ciu Lnemin 6e ker cls I'
^rloerA, Karte der Arlbergbahn und Nheintalbahn" erschien. Diese
Karte zerfällt in zwei Tei le : „Die Karte der Rheintalbahnen" und
die eigentliche „Karte der Arlbergbahn". S i e bietet ein ausführliches,
schönes, plastisch wirkendes Kartenbild und enthäl t . in beiden Teilen
auch das ganze Gebiet des Fürstentums Liechtenstein. 1884 erschien
ein von ihm verfaßter „Bericht des fürstlichen Landestechnikers über
die liechtensteinischen Rheinschuhbauten" (Buchs 1884), der nach
einer kurzen Einleitung eine gedrängte Geschichte der Rheinbauten,
eine Darstellung über die Äochwuhre sowie des Standes uud der
Kosten der Kochwuhre bietet. Die 1896 von der fürstlichen Regierung
Herallsgegebenen „Gedenkblätter über die R ü f e n des Fürs ten tums
Liechtenstein aus der Zeit von 1835 bis 1894", die ein sehr inter-
essantes B i l d aus der Geschichte unserer R ü f e n und deren V e r -
bauung bieten, enthalten Seite 28 bis 61 einen einläßlichen Bericht
Rheinbergers vom Oktober 1891 über den damaligen Stand der
N ü f e n und Rüfeschutzbauten nebst Vorschlägen über die Ba l lvor -
kehrungen, welche fernerhin nötig erscheinen.
. Aber auch im Landtage stellte Rheinberger seinen M a n n . E r
gehörte demselben 1872 bis 1881 und 1886 bis zn seinem Tode
1893 an, und er war natürlich in erster Linie in wichtigen Fragen
der Rhein- , R ü f e - und S t raßenbauten , die gerade während seiner
Zeit hinsichtlich der Landeskultur in unserem Lande einen großen
Amschwung einführten, der rechte M a n n am rechten Platze.
W i e selbstlos lind unparteiisch er sein Landtagsmandat auffaßte
und ausübte, scheint mir am besten eine an und fü r sich kleinere
Begebenheit zu beweisen, die mir Kabinettsrat v. I n der M a u r
- 67 -
wiederholt erzählte- Peter Rheinbergers Bruder David Rheinberger
war Regierungssekretär. A l s dieser auch einmal eine Ausbesserung
seiner mehr als bescheidenen Bezüge anstrebte, gab ihm sein Chef,
Landesverweser v. .Hausen, den R a t , sich persönlich bei den Land-
tagsabgeordneten zu bewerben. David Rheinberger ging zu 7 A b -
geordneten und erhielt deren Unterstützung für sein Gesuch zugesagt.
E r nahm an, daß sein Vrnder auch ohne besondere B e g r ü ß u n g
ebenfalls für ihn stimmen würde. B e i der Abstimmung im Land-
tage habe sich dann aber gezeigt, daß Hauptmann Rheinberger in
Landesangelegenheiten keine Rücksicht auf die Verwandtschaft kenne:
von den 15 Abgeordneten haben nur die Sieben für die Bewil l igung
der angestrebten Gehaltsaufbesserung des Regierungssekretärs ge-
stimmt.
I m Jahre 1892 wurden die Rheinbauten zum einstweiligen
Abschlüsse gebracht, aus welchem Anlasse Peter Rheinberger vom
Fürsten in Anerkennung seiner Verdienste lim diese Bauten in eine
höhere Gehaltsklasse befördert wurde. Doch nicht, lange sollte er sich
dieser reichlichst verdienten Anerkennung ungetrübt erfreuen. Denn
bereits im Winter 1892/93 hatte jenes Leiden, das ihm den Tod
bringen sollte, einen solchen Grad erreicht, daß über den Ausgang
bei den Aerzten kein Zweifel mehr bestand, weshalb ihm bereits im
Frühl ing 1893 ein Snbstitut für die F ü h r u n g der Geschäfte des
Landestechnikers beigegeben wurde.
Der 19. Oktober 1893 brachte dann seine Auflösung, die ein Leben
voll Arbeit und treuest erfüllter Pflicht zum Abschlüsse brachte.
Ich . weiß das Gesamturteil über die Tätigkeit Rheinbergers,
der es natürlich auch nicht an Kritikern fehlte, nicht besser zu geben,
als durch Anfüh ruug jener Worte , mit denen sich Landesverweser
K a r l v. I n der M a u r , der die Arbeit Rheinbergers als dessen Chef
am besten zu werten vermochte, bei seiner Beru fung zum fürstl.
Kabinettsrate unterin 12. September 1892 von seinem hochgeschätzten
Mitarbeiter verabschiedete:
„Ich erfülle nur eine mir angenehme Pf l ich t , wenn ich den
Anlaß meines Scheidens benütze, um Ihnen fü r die mir in Ihrer
Eigenschaft als Landestechniker jederzeit gewährte tatkräftige und
bereitwillige Unterstützung Namens des' Höchsten Die- stes meinen
besten Dank und aufrichtige Anerkennung ausznsprechen.
— 68 -
„ D i e S p u r e n I h r e s mehr a l s v i e r z i g j ä h r i g e n , i m
I n t e r e s s e des L a n d e s b e t ä t i g t e n e r s p r i e ß l i c h e n u n d er-
f o l g r e i c h e n W i r k e n s w e r d e n nicht e r l ö s c h e n , u n d spe-
z i e l l I h r e m i t A u f o p f e r u n g u n d A n e i g e n n ü t z i g k e i t ge-
l e i s t e t e n u n s c h ä t z b a r e n D i e n s t e aus dem G e b i e t e der
R h e i n k o r r e k t i o n s ichern I h n e n e in d a u e r n d e s A n d e n k e n .
M ö g e n Ihnen noch viele Jahre nützlicher Tätigkeit, verschönert durch
das Bewußtsein treu und unentwegt erfüllter Pf l ich t beschieden
sein uud bewahren S i e mir eine freundliche Erinnerung."
Dieses W o r t v. I n der M a u r ' s hat sich reichlich erfül l t : Heute
nach mehr als 3 Jahrzehnten seit Rheinbergers Tode ist sein Name
noch einer der geläufigsten im Lande und das heutige Geschlecht
kann sich nicht besser dankbar erweisen, als wenn es die Bauten
am Nheine erhält und for t führ t und die heimatliche Scholle zu B e r g
und T a l dem Volke erhält uud dienstbar macht.
b) Der Feldweibel.
A n d r e a s W a l c h , geboren am 2. Februar 1824 zu Nuggell
als Sohn des Bauers Lorenz Walch, legte in seiner Heimatgemeinde
die Volksschule zurück, und als er das militärpflichtige Alter erreicht
hatte, traf beim „Spie len" 1844 auch ihn das Los des Soldaten.
1845 wurde er Pa t roui l le führer , 1846 Korporal , und als 1849 unser
Kontingent nach Baden ausrückte, diente er von Sigmaringen ab
als Quartiermacher, als welcher er mit den Sigmaringischen Quartier-
machern dem Kontingent Vorausfuhr. Damals , als das Kontingent
in Leonberg lag, machte er „eine Luftreise in die königliche Residenz-
stadt Stuttgart", wo er vieles Schöne gesehen hatte, wie er in einem
Br i e fe an seine Eltern aus dem Felde berichtete. Selbstverständlich
erhielt auch er die Feldzugsmedaille. B a l d nach der Rückkehr des
Kontingentes nach Vaduz , Oktober 1849, wurde er zum Sergeanten
befördert und J ä n n e r 1852 zum Feldweibel ernannt, in welcher
Eigenschaft er bis zur Auflösung des Kontingentes im Jahre 1868
diente und besonders in der Ausbildung der Rekruten sowie Besor-
gung der Verwaltungssachen des Kontingentes mitzuwirken hatte;
während der letzten zwei Jahre aber erstreckte sich seine Tätigkeit
nur mehr aus die administrativen Arbeiten, da die Mannschaft seit
1866 nicht mehr einberufen wurde. V o n seiner Tätigkeit in T i r o l
war weiter oben die Rede.
- 69 -
I n welch' hohem Grade Walch seine Pflichten als Feldweibel
erfüllte, erhellt am besten aus dem Militärabschied, den ihm Haupt-
mann Rheinberger unterm 27. Febrnar 1868 ausfertigte. D a r i n wird
ihm über ausdrücklichen Wunsch Seiner Durchlaucht des Landesfürsten
Höchstdessen Zufriedenheit mit seiner aktiven Dienstleistung bekannt ge-
geben. Dann sügt Rheinberger auch den Ausdruck seiner besonderen
Zufriedenheit bei und sieht sich veranlaßt, seinem Feldweibel noch
besonders zu danken fü r seinen Eifer , mit dem er ihm in der A u f -
rechterhaltung der Disziplin und Subordination bei der Mannschaft
in und außer Dienst-stets zur Seite gestanden ist. Schließlich zollt
Rheinberger in diesem Abschied Walch sein volles Lob fü r seine
treuen und braven Dienste und seine gute Oekonomie im Haushalte
des Kontingentes während einer Reihe von 19 Iahren, wo sie zu-
sammen die Ehre hatten, in Krieg und Frieden im fürstlich Liech-
tensteinischen Kontingente zu dienen.
Gottes F ü g u n g wollte es, daß Rheinberger und Walch auch
uachher zum Wohle ihrer Heimat zusammen arbeiteten. Walch wurde
in Vaduz, wo er inzwischen das Bürgerrecht erhalten und sich einen
eigenen Haushalt gegründet hatte, zum Wuhrkommissär bestellt und
hatte als solcher in erster Linie die Wuhrbauten in Vaduz unter
Leitung des Landestechnikers Rheinberger auszuführen. Dann war
er aber auch an den Entwässerungsarbeiten, sowie an den S t r a ß e n -
und Nüfebau ten , deren Leitung in den Händen Rheinbergers lag,
als ausführendes Organ tätig und hat sich besonders in der A u s -
steckung von S t raßenbauten bewährt. Seine letzte Arbeit f ü r öffent-
liche Zwecke war die Mitwirkung bei der Trassierung des Touristen-
weges von Vaduz über Wildschloß nach Gaflei unter Jng . K a r l
Schädler, dem damaligen Besitzer des Kurhauses Gaflei .
A m 24. J ä n n e r 1896 rückte auch dieser stets vom Geiste treuer
Pfl ichterfül lung beseelte Veteran zur großen Armee ein, nachdem er
noch seit 1893 die Frende gehabt hatte, als Obmann des „Mi l i t ä r -
Veteranen-Vereins Fürs t Johann von und zu Liechtenstein" mit seinen
alten Kontingentskameraden wieder verbunden zu sein.
e) Verzeichnis sämtlicher Feldzugsteilnehmer:
Rheinberger Peter, Vaduz , Oberleutnant, als Kommandant
Walch Andreas, Ruggel l , Feldweibel
Ospelt Johann Georg, Vaduz , Sergeant
— 70 ^
V o g t Dav id , Balzers , Stabstrompeter und Sergeant
Kaufmann Johann Baptist , Balzers , Korporal
Kindle Josef Anton, Triefen, Trompeter und Korporal
Nagele Franz Iaver , Triefen, Korporal
Näscher Sebastian, Gamprin, Korporal und Quartiermacher
Beck Joseph Ludwig, Schaan, Vizekorporal (derzeit Obmann des
Veteranenvereins),
Buche! Chrysostomus, Nuggel l , Vizekorporal
Büchel Joseph Sylvester, Balzers , Trompeter und Vizekorporal
Bat l iner Luzius, Eschen, Patroui l lesührer
Büchel Johann Georg, Nuggell , Pat roui l lesührer
Beck Joseph Felician, Triesenberg
Beck Joseph Gerold, Triesenberg
Biedermann Johann, Schellenberg
Büchel Norbert, Nuggel l
Burgmeier Gebhard, Balzers
Burgmeier S imon , Balzers
Dietrich Adam, Nuggel l
Eberle Johann, Triesenberg
Eberle Thomas, Triesenberg
Frick A l o i s , Balzers
Frick K a r l , Balzers
Frömmel t Gebhard, Schaan
Frömmel t Joseph, Schaan
Gaßner Gaudenz, Triesenberg
Gaßner Lorenz, Vaduz
Kartmann Ju l ius , Vaduz
Kasler Andreas, Nuggell
Keeb Fr ido l in , Nuggell
Kemmerle Franz Joseph, Vaduz
Ki lbe Joseph Anton, Triesenberg, Quartiermacher
Ki l te Kaspar, Schaan, Offiziersbursche
Koop M a t t h ä u s , Eschen
Kaufmann August, Schaan
Kaufmann Klemens, Balzers
Kaufmann Lorenz, Schaan
Keckeis Keinrich, Schaan
Keckeis Wi lhe lm, Schaan
Kieber Andreas, M a u r e n
Kieber Johann, M a u r e n
Kieber Thomas, M a u r e n
Kind M a r t i n , Ruggel l
Kindle A l o i s , Triefen
Kindle Joseph A l o i s , Triefen
Kranz Joseph, Nendeln
Lampert Joseph Anton, Vaduz
M a i e r Franz M a r t i n , Eschen
Marxer Andreas, Eschen
Marxer Januar, Eschen
Marxe r Franz Joseph, M a u r e n
Meie r Franz Joseph, M a u r e n
M e i e r Jakob, Eschen
M e i e r Johann Baptist, Schellenberg
Meie r Nupert, M a u r e n
Rascher Franz Joseph, Eschen
Negele Johann Peter, Triesen
Regele Lorenz, Planken
N i g g Ferdinand, Balzers
N i g g Johann Ferdinand, Balzers
N i p p S imon , Balzers
Oehri Joseph, M a u r e n
Oehri Peter, M a u r e n
Ospelt Johann Baptist, Vaduz^
Schädler Bernhard, Triesenberg
Schürte Franz, Triesen
Schürte Johann, Triesen
Sele Franz Joseph, Triesen
Sente A l o i s , Mauren
Sente Eusebius, M a u r e n
Spa l t Joseph, Ruggel l
Ver l ing Johann, Vaduz
V o g t Johann Gebhard, Balzers
V o g t Mori tz , Balzers
Walser Franz, Triesen
Wanger Leo, Schaan
Wenaweser Franz Joseph, Schaan
W i l l e Anton, Balzers
W o l f Johann Georg, Vaduz.
— 72 ^
- Dieses Verzeichnis wurde an Hand des von Feldweibel Walch
geführte!?, im Regierungsarchiv erliegenden Mannschastsbnches an-
gelegt und mit noch lebenden Feldzugsteilnehmern wiederholt über-
prüf t . Trotzdem gelang es nicht, einen fehlenden Namen festzustellen.
Nach der Verrechnung (siehe 6. Abschnitt) waren 1 Offizier, sowie
80 Unteroffiziere und Mannschaften ausgerückt. Dieses Verzeichnis
umsaßt aber außer dem Kommandanten nur 79 Unteroffiziere und
Mannschaften. D ie iu dem gedachten Mannschaftsbuche als Fe ld-
zugsteilnehmer aufgeführten 2 M a n n Andreas Büchel aus Nendeln
und Franz Josef M ü n d l e ans M a u r e n sind laut übereinstimmenden
Aussagen mehrerer Feldzugsteilnehmer nicht in T i r o l gewesen, waren
aber 1866 Angehörige des Kontingentes und hatten während der Zeit
des Feldzuges Dienst in der Kaserne auf dem Schloß Vaduz.
V o n der Mannschaft war ein M a n n als P ion ie r ausgerüstet;
die audereu Soldaten des Kontingents waren als Schützen mit
Vorderladergewehren und Bajonett bewaffnet.
8.
Schlußwort.
Die Jahre 1867 und 1868 brachten dann noch zwei Ereignisse
sür das Land nnd die Kontingentsmannschast, die im Zusammen-
hange mit den Ereignissen des Jahres 1866 stehen.
A l s die Regieruug im M a i 1867 dem Landtage den Gesetz-
entwurf über die Rekrutenaushebung fü r 1867 und 1868 vorlegte
und diesen Entwurf unter Hinweis auf die Verwendung des Kon-
tingents auch fü r Polizeidienste, für die Eintreibung von Steuer-
rückständen, zur Ausübung veterinärpolizeilicher Anordnungen usw.
warm verteidigte, nahm der Landtag einstimmig eine ablehnende
Haltung ein und wies darauf hin, daß das kleine Kontingent zur
Verteidigung des Landes nach außen nur in Verbindung mit einein
größeren Truppenkörper einen Wer t hätte, eine solche Verbindung
seit der Auflösung des Deutschen Bundes nicht mehr bestehe und
sür die Exekution nnd die Durchführung von Polizeimaßregeln eine
vermehrte Polizeimannschaft genüge, ferner die Ersparnisse, die so-
- 73 —
wohl in finanzieller, als volkswirtschaftlicher Hinsicht gemacht werden
könnten, von großer Bedeutung seien lind dies alles fü r die einst-
weilige Sistierung der Nekrutenanshebung spreche. Der Lantag
richtete dann an die Regierung die Bi t t e , die Truppenanshebung
bis zu einem unter Zustimmung des Landtages erfolgten militärischen
Anschluß an einen größeren Staat einzustellen. Seine Durchlaucht
der Landesfürst erteilte diesem Beschlusse die landesherrliche Geneh-
migung mit folgender Ver fügung vom 12. Februar 1868:
„ B e i den dermaligen geänderten Verhältnissen im staatlichen
Organismus Deutschlands betrachte Ich es im Interesse Meines
Fürs tentums gelegen, von der Unterhaltung eines Mili tärkontingentes
abzusehen. Dieserwegen beauftrage Ich das Kontingentskommando
mit der unverzüglichen Verabschiedung der Mannschaft, sowie mit
der Uebergabe des Mi l i t ä r inven ta r s an die Regierung. Zugleich ent-
hebe Ich den Hauptmann Rheinberger unter belohnender Anerken-
nung seiner geleisteten Mili tärdienste mit Belassung seines Offiziers-
charakters vom Kontingentskommando und wünsche, daß auch dem
Feldweibel Walch bei seiner Verabschiedung Meine Zufriedenheit
mit seiner aktiven Dienstleistung bekannt gegeben werde."
Diese Höchste Ver fügung wurde dann in B ä l d e durchgeführt.
A l s am 5. September 1866 die ans T i r o l zurückgekehrte M a n n -
schaft beurlaubt wurde, haben die jüngeren Jah rgänge wohl kaum
gedacht, daß sie nicht mehr als Soldaten auf das Schloß Vaduz
zurückkehren und daß sie die letzten Soldaten des fürstlich Liechtenstei-
nischen Kontingents nicht allein in seiner damaligen F o r m , sondern
dauerud sein werden.
D a s zweite und zwar in freundlicher Weise an den Feldzug
erinnernde Ereignis brachte der Sommer 1868. A m 12. J u n i langte
beim Landesverweser ein Telegramm der fürstlichen Hofkanzlei ein,
daß Seine M a j e s t ä t der Kaiser von Oesterreich auch den 1866 in
T i r o l mitbeteiligten Offizieren und Mannschaften des fürstlichen
Kontingentes die Tiroler Landesverteidigungsmedaille verliehen haben.
Die Standesliste der Offiziere und Mannschaften sei sogleich einzu-
senden. E i n Schreiben der k. k. Landesverteidigungs-Oberbehörde in
Innsbruck vom 22. J u n i 1868 an die fürstliche Regierung machte
ebenfalls von dieser Verleihung Mit te i lung und hob hervor, daß die
Verleihung „in Anerkennung der hinsichtlich Beteiligung an der
Verteidigung Ti ro l s beteiligten Bereitwilligkeit" erfolge.
— 74 —
I m J u l i 1868 langte« dann „81 Stück der Medai l le nebst B a n d
samt weiteren 25 Ellen des Bandes zur Auswechslung" in Vaduz ein.
Diese Verleihung der Tiroler Landesverteidignngsmedaille an
die Liechtensteinischen Feldzugsteilnehmer erfolgte über Verwendung
der fürstlichen Regierung, wie aus dem an die Beteilten gerichteten
Schreiben der Regierung vom 21. J u l i 1868, mit welchem dem
Äanptmann und der gewesenen Mannschaft die Medail le übermittelt
wurde, hervorgeht. — —
Ich will nicht schließen, ohne aus dem oben Geschilderten noch
einmal die erhebendsten Momente kurz hervorzuheben:
Die bundcstreue Gesinnung von Fürs t , Laudtag und Volk in
den Tagen schwerster Bed rängn i s des Deutschen Gesamtvaterlandes;
des Fürsten kluge und glückliche Enschließung, durch Entsendung
des Kontingentes an die Grenze gegen Italien einen Kampf gegen
deutsche Stammesgenossen zu vermeiden;
die opferwillige Liebernahme der Kosten des Feldzuges durch Seine
Durchlaucht und Höchstdessen warme Teilnahme fü r die Mannschaft,
und endlich das brave Verhalten der Mannschaft im Felde, das
ihr uud dem Lande große Anerkennung brachte.
D a s diesem Aufsatze beigefügte B i l d ist eine Aufnahme des
im Jahre 1893 gegründeten „Mil i tä r -Veteranenvere ins Fürs t Johann
von und zu Liechtenstein". Der Verein wurde im Jahre 1896 gele-
gentlich der Anwesenheit des Landesfllrsten in Vaduz photographiert.
Oben rechts ist das B i l d des Hauptmanns Peter Rheinberger (aus
den 1870 er Jahren) uud oben links jenes des Felbweibels Andreas
Walch (aus dessen letzten Lebensjahren) beigefügt. B e i der Beerdi-
gung Rheinbergers am 21. Oktober 1893 wurde die Gründung des
Vereins beschlossen uud Walch wurde sein erster Obmann. Heute ist
die wackere Schar aus ein kleines Trüppchen von 8 M a n n zusammen
geschmolzen, unter denen sich noch 6 Teilnehmer des 1866 er Feldzngcs
befinden. Diesen letzteren sei vorliegende kurze Arbeit gewidmet.
— 73 —
Inhaltsverzeichnis.
Benutzte Quellen Seite 40
1. Einleitung „ 4 1
2. Die Vorbereitung des Feldzuges und die darauf bezüg-
lichen Vorgänge im Lande „ 4 3
3. Der Ausmarsch „ 4 9
4. I m Felde „ 5 0
5. Der Rückmarsch in die Heimat „ 5 8
6. Die Geldbeschaffung und die Rechnung „ 5 9
7. Die Feldzugsteilnehmer „ 6 3
s) Der Kommandant „ 6 3
b) Der Feldweibel „ 6 8
c) Verzeichnis sämtlicher Feldzugsteilnehmer . . . . „ 6 9
8. Schlußwort „ 7 2
B i l d des Veteraneilvereins und des Kontiilgents-Komman-
d anten
Die
Mälsener u. Frastanzer
im Streit
wegen derAlpGuschgfiel
1693 —1704.
(Aus den Akten des
Vorarlberger Landesarchives.)
»»»»
Von
Z. B . Büchel .
cmt einem Erblehenbrief vom 20. Dez. 1371 gab der G r a f
Heinrich von Sargans-Vaduz einigen Wallisern am Triesen-
berg die Alpen Guschg und Glischgfiel zu einem ewigen Erb-
lehen gegen einen jährlichen Z ins von 17 Schilling Pfenning . Diese
Walliser waren: Ä a n s von Gußbrunnen, Ä a n s von Garnalp, Jakob
und Ä a n s S t o ß , Peter S t o ß lind Peter Schaller. Die Alpgrenzen
wurden bestimmt: „Guschg und Guschgfiel stoßen oben an die A l p
Gamp und nebenzu an das T e i l das Schaaner kauft Hand von denen
von Frastanz, und herab an den Saminen, als auch ihre Vorderen
dieselben Alpen inne gehabt und genossen Hand." Der Lehenzins
von 17 Schilling Pfenning war in den Äof des Grafen nach Eschen
zu entrichten auf S t . Mar t ins tag nach altem Brauch. Die Lehen-
leute erhielten auch das Recht, dieses Lehen zu versetzen oder zu ver-
kaufen.
Der ganze Alpenkomplex von Guschg und Guschgfiel hatte zur
Grafschaft Sonnenberg und in das Kirchspiel Frastanz gehört, war
aber bei der Teilung an die Grafen von Vaduz gekommen. Die Grafen
hatten ihn an die Frastanzer verliehen und diese verkauften ein Stück
von Guschg an die Schaaner. Den übrigen T e i l von Guschg und
Guschgfiel erhielten wie oben erwähnt einige Walliser am Triefen-
der«, als Lehen und der Lehenbrief wurde i . I . 1371 vom Grafen
Äeinrich erneuert. D a s Guschg, von dem hier die Rede ist, ist das
Gllschgle, früher auch „Walliserguschg,, genannt. Diese Alpe kam
später an die Alpgenossenschaft M ä l s ; das Jahr, wann das geschah,
kennen wir nicht. Guschgfiel kam an die Frastanzer als Lehen, welche
auch denen von Altenstadt einige Weiderechte verkauften.
A l s die Grafen von Vaduz die S t . Florinskaplanei in Vaduz
gründeten, dotierten sie dieselbe auch mit den Zinsen von jenem
Lehen der Alpen Guschg und Guschgfiel (17 Schilling P f g . )
E i n T e i l von Guschgfiel, die M a t t « , war im 16. Jahrhundert
im Besitze einer Famil ie M a t t aus Frastanz und erhielt vielleicht von
dieser den Namen „ M a t t a a l p " oder einfach „ M a t t a . " A m 31. M a i
1610 urkundeten die Amtleute des Grafen von S u l z zu Vaduz und
der Kirchenpfleger der S t . Florinskapelle daselbst, daß die B r ü d e r
Klaus und Augustin M a t t von Frastanz der genannten Kavlanei
- 80 -
100 Gulden Kapi ta l mit 5 Gulden Zins , ab der A l p Guschgfiel
herrührend, die Mat ten genannt, dein hl. F l o r i n hievor gehörig ge-
wesen, abgelöst haben.*)
Guschg (Güschgle) kam, wie gesagt, als Lehen in den Besitz der
Mälsne r . Anter dem 15. J u n i 1651 urkundete der G r a f Franz Wi lhe lm
von Äohenems-Vaduz, daß seine Untertanen zu M ä l s als Staffe l -
^ genossen auf Guschg die davon jährlich an die S t . Florinskapelle
zu Vaduz zu entrichtenden 17 Schilling P f g . Zins mit 17 P f u n d
P f g . Kapital abgelöst haben. D a s war aber das Kapi ta l , das nicht
auf Güschgle allein, sondern auch auf Guschgfiel gelastet hatte.
Die Mä l sne r mußten aber in den Arkunden schlecht bewandert
gewesen sein, da sie nicht wußten, daß die Last des Lehenzinses nicht
blos auf ihrem Guschg sondern auch auf Guschgfiel ruhte, und von
den ^Frastanzern, als den Besitzern von Guschgfiel, keinen entspre-
chenden Bei t rag zur Lösung des Lehenkapitals und später nie einen
Lehenzins forderten, wenn nicht vielleicht die 100 fl,, welche die Mat t en
i . I . 1610 bezahlten, Hieher gehören sollten. Erst im Jahre 1693 also
42 Jahre nachher, als die Grasschaft Vaduz unter der Verwaltung
der kaiserlichen Administration stand und die Grafen in der Negie-
rung eingestellt waren, kamen die Beamtem zu Vaduz bei Gelegen-
heit der Untersuchung des gräflichen Vermögens auf die Arkunde
von 1651 und auf die Frage, ob denn die Frastanzer als Besitzer
von Guschgfiel auch etwas geleistet hätten von der Schuld von 1371.
Die M ä l s n e r erklärten, daß dies nicht geschehen sei, da die
Besitzer von Guschgfiel weder dem Grafen noch ihnen jemals etwas
gegeben hätten. N u n schrieben die Administrationsräte und das
gräfliche Oberamt von Vaduz an den Vogteiverwalter I . B . Vögel
von Bludenz und Sonnenberg: „Die M ä l s n e r Staffelgenossen von
Guschg haben berichtet, daß sie anno 1651 das auf den Alpen Guschg
und Guschgfiel lastende Kapi ta l von 17 P f u n d Pfenninge samt Zins
abbezahlt haben. N u n aber ist Guschgfiel seit vielen Jahren im Besitze
einiger Frastanzer. Diese haben seit geraumer Zeit keinen Zins an
die gräfliche .Herrschaft geleistet von dieser Alpe , auch denen von
M ä l s nie eine Ergvtzlichkeit gegeben. Daher haben diese die Admini -
*) Dieses Kapital übernahmen dann Jakob Bargetzi und sein Weib Stina
Kindle in Triesen. Laut Kaplcinciurbar von 1613 zinsten sie mit 2 Schillingen
und 6 Pfund Schmalz.
- 81 -
stration gebeten, den Vogteiverwalter dahin zu requirieren, den be-
sagten Frastanzern fürdersam immittieren zu lassen, daß sie inner-
halb 14 Tagen erklären, ob sie nicht auch mit Schadloshaltungen
(Quittungen) versehen seien, oder authentisch dartun können, daß sie
wenig oder viel abgelöst haben; widrigenfalls sie die A l p Guschgfiel
als zinsfällig ein fü r allemal verlassen werden, um nicht genötiget
zu werden, im VerWeigerungsfall andere unbeliebte M i t t e l an die
Äand zu nehmen."
Die 14 Tage vergingen, ohne daß die Frastanzer sich sehen
ließen. S i e verlangten Aufschub der Verhandlung und lehnten das
Vaduzer Oberamt als Gericht ab, weil selbst P a r t e i in dieser Sache.
A m 26. J u n i gab das Oberamt folgende Entscheidung: „Ein A u f -
schub ist den Beklagten abgeschlagen aus erheblichen Ursachen, und
ihrer Protestation ungeachtet die Sache gerichtlich dahin erkannt
worden, daß, weil sie nun das drittemal mit einigen authentischen
Beweisen, wie sie die A l p Guschgfiel abgelöst, nicht aufkommen
können, ihnen daher dieselbe mit ihrer Äab zu besetzen ein fü r alle-
mal verboten sei, und da sie dessen ungeachtet einige Gewalt tät ig-
keiten verüben sollten, solches gleich der Obrigkeit gebührend ange-
zeigt werden solle, und dann weiter geschehen solle, was recht ist."
A m folgenden Tage, dem 27. J u n i , erschienen zwar die V e r -
treter der Frastanzer beim Verhör tag zu Vaduz , konnten aber keine
Beweise beibringen, daß sie an Lehenzins an die M ä l s n e r jemals
etwas geleistet hätten. A u f ihr Bi t ten wurde ihnen ein weiterer
Termin von 8 Tagen gewährt. Sollten sie auch dann keine Beweis-
mittel für ihre Sache vorbringen, oder erscheinen sie nicht, dann
wird die A l p Guschgfiel den M ä l s n e r n zugesprochen und als Heim-
gefallen erklärt werden. And was sie wegen der bisher ermangelnden
Abnützung zu fordern haben möchten, wird von Oberamts wegen
der Billigkeit nach ausgesprochen werden, bis dahin haben beide Teile
sich der A l p zu enthalten.
Die Frastanzer wendeten nicht ohne Grund ein, das Vaduzer
Oberamt sei in dieser Sache Pa r t e i , habe auch zum voraus so ge-
urteilt und gegen die Frastanzer P a r t e i ergriffen. Diese seien seit
Menschengedenken im ruhigen Besitze der A l p gewesen und können
nicht mehr von derselben verdrängt werden.
Der Vogteiverwalter Vögel von Bludenz und Sonnenberg
meldete den Strei t fa l l dem Vogteiverwalter Gugger v. Staudach
— 82 -
in Feldkirch, unter dem die von Altenstadt standen, die auch Anteil
an Guschgfiel hatten. E r meldete ihm unter dem 29. J u n i : I n dieser
Stunde melden ihm die Frastanzer, daß ihnen die seit vielen Iahren
benutzte Alp Guschgfiel von den Vaduzer Beamten als anheimge-
fallen eingezogen werden wolle. D a bei dieser A l p auch die Alten-
stadter und Leviser als Gemeinde mitinteressiert seien, frage er an,
was das Feldkircher Vogteiamt zu tun gedenke.
Gleichzeitig erhielt derselbe Feldkircher Vogteiverwalter vom
Landvogt Frey v. Schönstein zu Vaduz die Einladung, den A l p -
genossen zu Altenstadt zu sagen, daß sie sich am 3. J u l i in Vaduz
zu stellen haben. Die Mälsner werden dann ihren B r i e f vorweisen
und den Altenstadter werde dann Gelegenheit geboten, ihre Sache
zu vertreten; dann werde ganz in sorma Rechtens vorgegangen
werden nach Billigkeit nnd Gerechtigkeit.
D a unterdessen die Alpzeit wieder begonnen hatte und die
Frastanzer ohne Rücksicht auf die Vaduzischen Verbote die A l p
Guschgfiel mit ihrem Vieh wieder bezogen hatten, forderte das
Vaduzer Oberamt das kaiserliche Landgericht zu Rcmkweil auf, den
Frastanzern zu befehlen, innert 14 Tagen die A l p wieder zu räumen,
fönst werden sie mit Gewalt davon vertrieben werden.
A m 9. J u l i reichten die Administrationsräte an das Landgericht
einen Auszug aus dem Vaduzischen Kerrschafts-Arbar ein. D a heißt
es: „ I m Nenzinger und Frastanzer Kirchspiel in der Grafschaft
Sonnenberg gelegen, welche Alpen in ermelten Kirchspielen gelegen,
alle wie die in dem Sonnenbergischen Arbar auch klärlich vermelt,
das Vogelrecht gen Vaduz geben, als wie von alters herkommen
und vor Zeiten, da die .Herrschaften Sonnenberg und Vaduz von
einander geteilt und entschidiget, also geteilt worden." N u n sind die
Alpen aus der Grafschaft Sonnenberg aufgezählt mit der Angabe,
was jede derselben dem Grafen von Vaduz als sogenanntes Vogel -
recht (d. i . das Molken von einem T a g als Lohn sür den Schutz
gegen die wilden Tiere) zu entrichten hatte.' A l s letzte dieser Alpen
wird auch Guschgfiel erwähnt mit einer Abgabe von 1 Vier te l But te r
und 7 K ä s . Jedoch sei diese Post durchstrichen."
Die Frastanzer bekannten sich zwar schuldig, das Vogelrecht zu
leisten, wie sie es immer getan hätten. Äier handelte es sich aber
nicht um diese Abgabe, die jede Kuhalpe leisten mußte, sondern um
einen Lehenzins, der seit 40 Iahren nicht mehr bezahlt worden war.
— 83 —
D a s Vaduzer Oberamt machte nun mit seiner Drohung Ernst,
schickte Polizei und J ä g e r nach Guschgfiel und legte Beschlag auf
die ganze Viehhabe und das vorhandene Molken.
Selbstverständlich legte der Feldkircher Vogteiverwalter gegen
diesen brutalen Akt feierlichen Protest ein. Aber der Landvogt Frey
v. Schönstein antwortete ihm am 17. August, nachdem alle wohl-
gemeinten Vorschläge umsonst gewesen, sei das das einzige M i t t e l
gewesen, bis authentische Dokumente über die vorgebliche Ablösung
vorgebracht werden. Die Frastanzer kümmern sich ja um alles nichts
und nützen die A l p wie vorher. Vaduz werde sich über seine Hand-
lungsweise verantworten können.
Der Feldkircher Vogteiverwalter wollte nun die Angelegenheit
aus dem Prozeßwege durch das kaiserliche Landgericht entscheiden
lassen und schrieb in diesem Sinne an seinen Kollegen in Vludenz.
Dieser antwortete (20. Aug.) , er sei mit einem landgerichtlichen Prozeß
einverstanden, aber nur, wenn die Interessenten selbst ihn ganz ent-
schieden verlangen, damit, wenn derselbe verloren gehe, man die Schnld
nicht auf die Behörde werfen könne. Auch sollen die Interessenten
befragt werden, ob auf ihre Kosten eine Wacht in Guschgfiel auf-
gestellt werde über das Molken. Aebrigens glaube er, daß der Voge l
schon ausgeflogen sei.
D a das Ende der Alpzeit nahte und es sich um Freilassung
der Viehhabe und des Molkens handelte, verlangten die Frastanzer
kategorisch, daß Repressalien angewendet werden sollen. Der V o g t
von Bludenz schrieb daher unter dem 28. August an seinen Kollegen
in Feldkirch, es freue ihn, daß auch die Alrenstadter Repressalien
verlangen, er möchte nun wissen, worin diese bestehen sollen. E r schlägt
vor, die Abfahr t von der A l p vor der Zeit zu bewerkstelligen oder,
wenn das nicht möglich sei, die Viehhabe auf Serr is als Entschä-
digung wegzuführen. M a n solle im Geheimen die nötigen Leute da-
für bereit halten.
I n d e ß kam es nicht zu solchen Schritten. D a die Beklagten die
Sache vor das Rankweiler kaiserl. Landgericht brachten und einen
Prozeß anstrengten, mußte das Vaduzer Oberamt den freien Abzug
von der A l p Guschgfiel ihnen gestatten.
Der Anwal t der Frastanzer brachte vor dem Landgericht vor,
wie die jetzigen Alpgenossen und ihre Vorfahren seit alter Zeit die
A l p Guschgfiel genossen haben ohne andere Abgabe als das jährliche
- 84 -
Vogelrecht. Jetzt aber haben sich die gräflich vaduzischen Ober-
beamten unterstanden, nachdem sie vorher ihnen gütlich die A l p ent-
ziehen wollten, die Alpgenossen, die sich so leichterdings nicht von
der A l p verdrängen lassen wollten, sondern heurigen Sommer ihre
A l p mit der Habe wieder wie vordem beschlagen wollten, 6s rscto
tätlich unterstanden, durch ihren Landwaibel und Äof jägern vermit-
telst eines schriftlichen Befehls sowohl die gesamte Ä a b als das
vorhandene Molken alles mit Arrest zu belegen und sich dessen mit
Aufstellung einer bewaffneten Mach t zu versichern, wodurch sie (die
Frastanzer) sozusagen von der A l p gewiesen seien, indem sie kein
Molken beziehen können. N u n sei es aber durch die Reichsgesetze
streng verboten, daß einer den andern aus eigener Gewalt an seinem
Besitz beraube oder davon vertreibe und daß dem Beraubten der
Besitz zurückgestellt werden müsse und durch die Behörde zumal durch
das Landgericht geschützt werden müsse. Darum werde das Land-
gericht gebeten, unverzüglich, da die Sache keinen Aufschub erleide,
die vaduzischen Beamten vor das Landgericht zu rufen und ihnen
zu befehlen, die Benutzung der A l p jetzt und alle Zeit frei zu geben
und da fü r Kaution zu stellen.
Am einen kostspieligen Prozeß zu verhüten, wandten sich die
Administratoren Dilger und Motz von Ems aus an die Vogtei-
verwalter zu Bludenz und Feldkirch mit dem Ersuchen, den Frastan-
zern und Altenstadter zu befehlen, durch einen Ausschuß oder Anwal t
am 14. Dezember vor ihnen in Ems zu erscheinen zur gütlichen B e i -
legung des Streites.
Aber die Geladenen erschienen nicht in E m s und der Vogtei-
verwalter teilte den Administiatoren mit, warum sie nicht kommen
können. Aber dem vorhabenden, weit aussehenden Prozeß müsse zu-
vor gekommen werden. S o beschlossen die Administratoren, bis zum
Austrag der Sache alles in sraru quo verbleiben zu lassen. Der
Prozeß sei sistiert. S o das Protokoll der Suldelegation vom 16.
Dezember 1693.
I m J u n i des folgenden Jahres drangen die Administratoren
abermals auf ein Verhör beider Parteien in Ems. S i e betonten
dem Vogteiverwalter von Feldkirch gegenüber ihre beste Absicht, eine
friedliche Einigung zu erzielen.
N u n hören wir 7 Jahre lang nichts mehr von diesem Äandel .
Doch war der Friede nach 7 Iahren noch nicht hergestellt. Denn
- 85 -
noch im September 1701 hatte die Vaduzer Negierung das Molken
von Guschgfiel wieder in Beschlag genommen, auf Verwendung des
Feldkircher Vogteiamtes wieder frei gegeben.
Der P r o z e ß vor dem Landgericht Nankweil scheint sich durch
7—8 Jahre hingezogen zu haben und kostete die Frastanzer eine
große Summe, wie wir einer noch vorhandenen Rechnung entnehmen.
Demnach betrugen die Auslagen fü r den Prozeß 500 f l . , die
die Frastanzer Alpgenossen zu erlegen hatten. Den Prozeß scheinen
sie zudem verloren zu haben, wie wir ans den Zahlungen an die
Vaduzer Kanzlei schließen können. Dennoch dauerten die Anstünde
noch bis 1704 fort.
I m J u n i 1702 kamen die Alpgenossen von Guschgfiel auf der
Schattenburg zusammen und beschlossen die Aufstellung einer neuen ,
Alpordnung oder eigentlich die Wiedereinführung der alten von 1623.
Der Beschluß lautete:
1. Die frühere Alpordnung von 1623 bleibt in Kra f t .
2. W e i l Gnschgfiel von alters her fü r eine Melchalpe gehalten
wurde, seit einiger Zeit aber einige Alpgenossen auch Galtvieh
dahin brachten, was eine Ungleichheit herbeiführt, da die A l p -
knechte nur von den Kühen den Anterhalt hatten, und das Galt-
vieh während der Melkzeit die beste Weide abätzen konnte, also
wurde beschlossen, daß die A l p von nun an nur fü r Kühe sei.
3. Gegen die Uebertreibung der A l p wurden M a ß n a h m e n getroffen.
Schweine durften auch nur eines fü r 5 Schotten zugelassen werden.
A m 6. J u n i 1703 erschienen zu Eins vor den Administrations-
räten die Ausschüsse der Gemeinden M ä l s und Frastanz mit ihren
Beiständen. zur gütlichen Beilegung des jahrelangen Streites. D i e
Parteien wurden angehört und der Entscheid lautete: „ D a ß die zu
Altenstadt auch mitinteressiert seien, ist der Subdelegation nicht be-
kannt gewesen, da es sich aus den alten Dokumenten zeigt, daß die
Frastanzer und keine andern Inhaber der A l p Guschgfiel gewesen.
Was aber diese an die Altenstadter verkauft haben, darüber haben
diese letzteren gegen die ersteren den R e g r e ß . Obwohl diese Streit-
sache schon früher vor Oberamt zu Vaduz als rechtmäßige Obrigkeit
und Gericht angebracht, die Parteien verhört und restlich erkannt
worden, ist doch das Artei l nicht vollzogen worden, weil eine Pa r t e i
an das Landgericht appelliert hatte. D a nun behauptet wird, es liege
- 86 -
ein Erkenntnis der Administrations-Kommission vor, wird dem V e r -
treter der Frastanzer aufgetragen, dieses Erkenntnis bis zum 9. d,
M t s . authentisch vorzuweiseil."
Aus dem Tage zu Eins am 9. Jun i 1703 erschienen wohl die
M ä l s n e r aber niemand von ihrer Gegenpartei. D a s Protokoll dieser
kurzen Tagung lautet: „Die Vertreter von M ä l s wollen gewärtig
sein, was die zu Frastanz jüngstem Bescheid zufolge weiteres produ-
zieren werden. W e i l aber von diesen niemand erschien, baten die
Mälsner , sie beim früheren oberamtlichen Beschlußurteil zu schützen.
Bescheid: Nachdem die Frastanzer den Beweis nicht haben erbringen
können, daß sie den Erblehenzins von der A l p Guschgfiel mitabgelöst
' haben, hat es ein sür allemal bei dem Artei l vom 26. J u n i 1693 sein
unabänderliches Bewenden und soll dasselbe wirklich exequiert werden.
Den Altenstadter bleibt der R e g r e ß an die Frastanzer vorbehalten."
Der langjährige Streit fand am 9. J u n i 1704 seinen Abschluß
dadurch, daß oie Frastanzer 23 und die Altenstadter 17 Kuhweiden
von der Alp Guschgfiel an die Mälsner verkauften. Der Kauf -
vertrag lautet wörtlich:
„Zu wissen, demnach sich inzwischen der Gemaindt M e l s gräf-
lich vadnzischen Herrschaft als Staffelgenossen der A l p Guschg au
einem — sodann denen Frastanzer» und mitinteressierten Alpgenossen
der A l p Guschgfiel andernteils vor etwelchen Jahren her wegen aines
gnäd. Herrschaft zu Vaduz vermög vorgewiesener Schadloshaltung
abgelösten Lehenzins prätentierten Anstand und Zugrecht besagter A l p
Guschgfiel sich S p ä n und Strittigkeiten erhalten, derentwegen dann
baide T e i l in amen kostbaren Rechtsprozeß erwachsen, daß hierauf
zu ainister Abhelfung solcher lang geschwebter Svannigkeir, Erwer-
bung beständigen Ruhestandes, auch mehrerer Pf lanzung guter, fried-
liebender Nachbarschaft von ermelten Parteien folgender Vertrag
abgeredt und geschlossen worden.
1. Erstens haben sich die Melser samt und sonders für sich, alle ihre
Erben und Nachkommen aller bisheriger Ansprach und Gesuch
gänzlich verziehen und begeben, dergestalt, daß weder sie noch die
Ihrigen, noch auch sonst jemand ihretwegen die Frastanzer und
mitinteresfiertcn Alpgenossen der A l p Guschgfiel deshalber weiters
anlangen, sondern alle bis dato geschwebte Strittigkeiten von bei-
den Teilen hiemit lediglich aufgehoben, auch nach diesem Vergleich
— 87
kein T e i l an dem andern dessentwegen auf keinerlei W e i s oder
W e g etwas zu suchen oder zu fordern haben solle.
2. D a hingegen zweitens die Frastanzer gedachten Melsern ihre in
besagter A l p Guschgfiel habende 23 Kuhweiden samt Senntum,
Hüt ten , Schirmen und all ander Zugehördt mit aller Recht und
Gerechtigkeiten um fünfhunder t und zehn Gulden käuflich über-
lassen, die Bezahlung auch besagter 510 fl. bei löbl. Gotteshaus
Altenstadt per 400 fl., sodann bei Andreas Kaiser, B ü r g e r und
Metzger zu Feldkirch 100 fl. Kapi ta l samt Zins angewiesen, der-
gestalt, daß die Käufe r an besagten angewiesenen zwei Orten ihnen
(den Verkäufern) ihre von sich gegebenen Obligationen ohne alle
ihre Kosten und Schaden erlösen und zuhanden stellen, auch dessent-
halben durchgehend fü r schadlos halten, bis zu Erfolgung dessen
aber die verkauften Kuhweiden samt allem, andern ihnen x»-o sx-
pressÄ uxpotkeca stehen sollen, welches dann die Käufer zugesagt
und versprochen, die übrigen zehn Gulden aber gleich bar bezahlt haben.
3. Sodann drittens haben die vorderländischenAlpgenossen von Guschg-
fiel den Melsern gleichfalls 17 Kuhweiden gegen bare Bezahlung
von dreihuudertachzig und vier Gulden cediert und eingeräumt.
M i t h i n auch sie als Mitalpgenossen auf und angenommen mit
dieser ausdrücklichen Bedingung, daß sie sich durchgehends und in
allem anderen in Konformi tä t der aufgerichteten Alpsahungen
den Alpgenossen gleich halten, einigen Vor te i l weder mit Austrei-
bung, Abtreibung, Fretzung der Schneeflucht noch anderes nicht
suchen, auch mehr Recht oder P r ä r o g a t i v auf keinerlei W e i s noch
Weg prätendieren, sondern mit denen Rechten und Gerechtigkeiten,
so sämtliche Alpgenossen getreulich sich lediglich befriedigen lassen
sollen, welches dann sie glltiglich eingewilliget und aus den F a l l ,
auch ainige P r ä r o g a t i v ihnen auf ainige W e i s uud W e g zustä'ndich
sein könnte, wurden sie sich dessen in allem, nicht das wenigste
ausgenommen, f ü r sich und ihre Nachkommen ausdrücklich begeben
und renunziert haben. And zwar
4. die überlassenen 17 Weiden sonst in das obere Senntum gehörig
wären, so ist aber bedingt und beschlossen worden, daß die sämtlichen
40 Weiden beisammen in dem erkauften Senntum, sie die Käufer ,
auf ihre Kosten und ohne Entgelt des andern Senntums sennen,
beinebens aber wegen des gnäd. Herrschasts zu Vaduz jährlich
- 88 -
schuldigen Vogelrechtszins auch ihr Gebühr nach Propor t ion der
Weiden abstatten sollen.
5. W a s nun schließlch und fün f t ens die Auslagen betrifft, ist ab-
geredt worden, daß alle auferlaufenen Anrosten gegen einander auf-
gehebt und kompensiert, auch kein T e i l an den andern dessent-
wegen nicht das geringste zu fordern haben soll.
Dessen alles zu wahrem Arkund sind hierüber drei gleichlautende
Recesse aufgericht, verfertiget, auch jeder interessierten Partei einer
zugestellt worden.
S o geschehen zu Feldkirch am 9. J u n i 1704.
(Die Anterschriften fehlen in der Copie).
Somit besaßen die Mälsner in Guschgfiel 40 Kuhweiden und
ein eigenes Senntum um den Preis von 894 fl.
Den übrigen T e i l von Guschgfiel verkauften die Frastanzer später
an die Alpgenossenschaft Balzers und ist wahrscheinlich, daß dann
auch die Alpgenossenschaft M ä l s der von Balzers ihre 40 Kuh-
, weiden in Guschgfiel abgetreten hat.
Der obigen Darstellung seien noch folgendeBemerkungen angefügt :
1. Durch den Erwerb der früher zur Grafschaft Sonnenberg und in
die Gemeinde Frastanz gehörigen Alpen Guschg und Guschgfiel
durch Alpgenossenschaften der Grafschaft Vaduz erweiterte sich
das Gebiet dieser letzteren Grafschaft. D i e Zufahrt zu diesen beiden
Alpen geschah früher nur von der Frastanzer Seite her und wurde
erst später über den K u l m gestattet.
2. Auffal len muß es gewiß, daß man soviele Jahre lang von den
Frastanzern keinen Bei t rag zur Ablösung des Lehenskapitals for-
derte, wenn sie diesen doch schuldig gewesen wären und daß dieses
Versäumnis nicht als Ver jäh rung zugunsten der Frastanzer ent-
schiedenhat. Nach heutigenRechtsbegriffenwärensieSieger geblieben.
Immerhin eineMahnung fü r dieGemeinden und Genossenschaften,
ihre Akten und Arkunden wie ein Heiligtum zu bewahren. W i e oft
bleiben solche Akten und wertvolle Dokumente in den Privatwoh-
nungen früherer Vorsteher und Beamten liegen und gehen verloren.
ü Einer unsicheren Ueberlieferung gemäß sollten die Balzner die
Alpe Guschgfiel vom Kloster Valduna gekauft haben. Es könnte sein,
daß die Alpe an dieses Frauenkloster verpfändet war uud die Balzner
beim Ankauf derselben dieses Pfand lösten. S o mußten auch' die
M ä l s n e r bei der Bezahlung ihrer 40 erkauften Weiderechte beim
Frauenkloster in Altenstadt eine Schuld von 400 Gulden übernehmen.
Möglich wäre es auch, daß die Aeberlieferung dieses Kloster mit V a l -
duna verwechselte und daß die Balzner Alpgenossenschaft, als sie von
den Mäl sne rn die 40 Weiderechte erwarb, auch jene Schuld über-
nehmen mußte. Darüber fehlen leider die Arkunden.
Liechtensteiner Sagen.
G e s i c h t e t v o n
Dr. Eugen Nipp.
Folgende kleine Mitteilungen wollen eine Ergän-
zung sein zu den im 16. Bande dieses Jahrbuches
veröffentlichten liechtensteinischen Sagen.
Ausgehend vom Grundsatze, daß die Schule die Liebe
zu Äeimat und Volkstum in den jungen Staats-
bürgern wecken und stärken soll, ließ ich im Sommer-
semester 1923 die Schüler der 2. und 3. Klasse der
Landesschule Sagen ihres Heimatdorfes aufzeichnen.
Eine Reihe von Schülern brachte ganz Annehmbares,
manche allerdings schon Veröffentlichtes. Einige der
bestgefaßten, m. W . noch unveröffentlichten Sagen
seien hier wiedergegeben.
Vaduz
1. Der Geist im alten Schloßzimmer.
Es ging die Sage, daß in einein alten Zimmer auf dem Schloß -
Vaduz jede Nacht um 12 Llhr ein Geist erscheine. Ein junger Bursche
wollte dies nicht glauben und sagte: „Nur eine Nacht getraue ich
mich allein in diesem Zimmer zu schlafen." Am Abend traten einige
Burschen zusammen und gingen mit ihm ins Schloß. Nachdem sie
die Zimmertür verriegelt hatten, kehrten sie nach Hause zurück. Am
andern Morgen gingen sie wieder ins Schloß. A l s sie ins Zimmer
traten, sahen sie niemand mehr im Bett. Sie fingen an zu suchen
und gewahrten dann unter dem Bette eine zusammengerollte halb-
tote Gestalt. Sie zogen sie hervor: es war der waghalsige Bursche.
Wie er wieder zur Besinnung kam, erzählte er ihnen, was vorge-
fallen war: „Etwas vor Mitternacht hörte ich vor dem Zimmer
rasseln. Schlag 12 Ahr sprang die Tür auf, und eine weiße Gestalt,
ganz mit Ketten umhüllt, trat hervor und wollte mich bei der Hand
nehmen. D a fiel mich ein Grausen an und ich verkroch mich unter
das Bett, wo ihr mich jetzt aufgefunden habt." Nach wenigen
Stunden starb er.
2. Die Ritter auf dem Schloß Schalun.
Einmal vor vielen hundert Iahren gingen an Mar i a Himmel-
fahrt einige Mädchen zum Schloß Schalun hinauf, um Himbeeren
zu sammeln. Auf einmal sahen sie zwei Ritter in ihrer Nähe auf
und abgehen. Da rief einer der Ritter : „Mädchen, kommt herauf!"
Die Mädchen erschracken und liefen davon, und als sie zurückschauten,
waren die Ritter verschwunden.
Die Mädchen erzählten nun daheim, was sie gesehen und gehört
hatten. Seither heißt es, daß die ehemaligen Raubritter um Mar i a
Himmelfahrt vernichtet worden sind und daß seit jenem Tage jedes
Jahr an Mar ia Himmelfahrt zwei von den Rittern dort geistern müssen.
— 92 —
3. Die Sage vom
Vaduzer und Triesenberger Malbun.
Seit vielen Iahren fahren die Triesenberger meist schon vor
Weihnachten aus dem Malbun heraus. Einst hatte ein Bauer noch
um Weihnachten genug Äeu und wollte daher noch eine Zeit lang
mit seinem Vieh in seiner Äütte bleiben. A l s die andern abgefahren
waren, hörte er eines Abends eine Stimme rufen: „Wenn du nicht
innert einer Stunde die Kutte verläßt, so' bist du des Todes!" I m
selben Augenblick kam ein feuriges Rad vom Vaduzer Pradamee
herunter auf seine Äütte zu. Al s er abfuhr, rollte das Rad hinter
ihm hinaus bis zum Steger Kirchlein und verschwand dort.
Triefen.
1. Seemänndliwacha oder die Teufel in der Gerbe.
Fast zu unterst in Triesen sagt man „in der Gerbe". Dort sollen
einst drei Männer gewohnt haben, die die ganze Nacht durch beteten
und dem Teufel ihre Seelen verschrieben, damit er ihnen viel Geld
gebe. So machten sie es drei Nächte. Da, auf einmal, wie sie die dritte
Nacht durchgebetet hatten, kam das ganze Zimmer voll Teufel herein
und wollten die drei Männer anfassen. Aber der eine von den dreien
entkam noch zum Fenster hinaus und sprang zum Kooperator, damit
der die Teufel vertreiben möge. Der Kooperator ging mit. I n der
Gerbe kam ihm ein Teufel entgegen und fragte, ob er ihm Platz
machen solle. Aber der Kooperator erwiderte, er mache sich schon
selbst Platz und vertrieb die Teufel auch wirklich. Die Tatzen der
Teufel kann man heute noch sehen, wenn man das Getäfel im Zimmer
von der Wand reißt.
2. Der Delisrotsch in Lawena.
Ist ein großer Bergrutsch, dem man im Volksmunde nur „Delis-
rotsch" sagt. Dort soll ein Riese gewesen sein, der die Kühe gehütet
hat. Auf einmal kam ein großes Stück vom Berg herunter, das den
Kirren mit den Kühen zudeckte; nur die Kuh einer armen Witwe
bieb geschützt. Darum sagt man heute noch der Delisrotsch, weil der
Äirt Deli (Fidel) geheißen hat.
- 93 -
Triesenberg.
Das Kirchlein auf Masefcha.
I m Kirchlein auf Masefcha ist auf dem einen Seitenaltar eine
Äand, die nur drei Finger hat. Ein Berger soll alle Tage ausMa-
sescha gefüttert haben, und nun sei ihm alle Abende eine Gestalt
erschienen, die drei Finger in die Höhe hob. Einmal fragte er die
Gestalt, was denn das bedeuten solle. Da antwortete sie ihm: „Auf
dem Kirchlein rinnt das Dach und die Berger haben versprochen,
das Kirchlein in Ordnung zu halten und zwar unter einem Schwur."
Da haben die Berger das Dach Herrichten lassen nnd die Gestalt er-
schien nur noch einmal, zum Danke dafür, daß die Berger das Dach
haben ausbessern lassen. Zum Andenken ließ man die Äand in das
Kirchlein machen.
Eschen.
Der Schimmel vom Malanfer.
Auf einer Anhöhe ob Eschen, auf dein sogenannten Malanser,
sieht man noch die Aeberreste einer großen Burg. I n dieser Burg
hauste ein Raubritter mit vielen Knechten. Die ganze Gegend wurde
von diesen Räubern gefährdet. Einmal, im Frühling, schlössen die
Bauern von Eschen und Mauren ein Bündnis gegen den Ritter.
Sie beschlossen, am Sonntag auf die Äöhen zu gehen und am Abend
die Burg anzuzünden. Am Sonntag machten sich alle Bauern auf
den Weg zum Schloß. Am neun Ahr zündeten sie das Schloß an.
Die Knechte u. der Ritter waren stark betrunken, deshalb merkten
sie das Feuer erst, als es schon zu spät war. Alle Knechte kamen
im brennenden Schlosse um. Nur der Ritter konnte sich auf einem
Schimmel fluchten, aber die Bauern verfolgten ihn. I n seiner Angst
kam er dem Felsen zu nahe nnd stürzte mit dem Pferd hinunter.
Seither sagt man, der Ritter müsse aus seinem Schimmel solange
auf dem Malanser herumgeistern, bis er allen Schaden wieder gut
gemacht habe.
^- 94 -
Nachtrag.
Zu „Seemändliwacha." Nach Äerrn Vermittler Vanzer in
Triefen existiert eine andere Version dieser Sage: „ In der Gerbe
berieten sie sich, wie sie bald auf leichte Weise, zu Geld kommen
könnten. Sie kamen zu Rat, 9 Abende zusammen zu kommen, aber
ohne ein Wort zu reden. Am 9. Abend kam ein Teufel mit einem
großen Sack Geld. Die alte Frau auf dem Ofen aber konnte den
Mund nicht halten und rief vor Freude: „Dem ältesten Sohn noch
tausend Gulden voraus!" D a habe der Teufel mit der feurigen
Äand über die Türe hin geschlagen, sodaß man die Finger jetzt noch
sehe. Nun kam die ganze Gerbe voll Teufel. Da holten sie den Früh-
messer Pümpel. Die Teufel fragten ihn, ob sie ihm Platz machen sollen.
Er aber sagte, er mache sich selber Platz, worauf sie verschwanden."
Frühmesser Pümpel soll auch in die Schweiz hinüber gerufen
worden sein, Teufel auszutreiben. Er sei ein armer Mann, gewesen
und habe einmal einem Bauern auf dem Felde einen Kraut-
kopf entwendet. Dies warf ihm ein Teufel, den er in der Schweiz
drüben austreiben wollte, vor. Er aber antwortete, für diesen Kraut-
kopf habe er dem Bauern einen Batzen in ein, anderes Krauthäupt-
lein gesteckt. Lind der Teufel mußte weichen.
Eine Parallele hiczu findet sich in der Sage von den Geldsuchern
auf Güdigen (Eschen), die also endigt: „Nun holte der Betreffende
den Pfarrer von Eschen. Der Teusel warf diesem vor, er habe als Stu-
dent für zwei KreuzerBrot gestohlen. Das habe ich gutgemacht I, erwiderte
der Pfarrer und er befreite die Gebannten." (Jahrb. B d . 16 S . 117.)
I n Ergänzung zur Sage vom Teufelsstein in Triesen (mit-
geteilt im Jahrb. B d . 16, S . 103 f) sei hier auch die von Äerrn
Vermittler Banzer übermittelte Version mitgeteilt:
Der sosaartige Stein, der nach der Version im Jahrb. B d . 16
der Teufelsstein sein soll, befinde sich etwas unterhalb des eigentlichen
Teufelssteins. Auf diesem sosaartigen Stein habe der Teufel nicht
getanzt, sondern ruhte sich aus, um zu hören, woher der Lärm komme.
Nun ging er einen Steinwurf weiter hinauf. Dort fand er sich zurecht
und hörte, daß der Lärm aus den, Bad Vogelsang komme. Nun
begann er vor Freude auf der Platte zu tanzen, sodaß man die
Spuren seines Bockfußes noch hente auf der großen Steinplatte
sehe. Er dachte, e>' wolle die Gesellschaft in ihrem lasterhaften
Treiben nicht stören, da er sonst um seine Kundschaft komme, und
kehrte in die Kölle zurück. Dem Äerrgvtt mißfiel aber, daß so viele
Seelen dem Äimmel verloren gehen sollten. Er veranlaßte, als der
Trubel einst wieder los war, daß ein Kaininseger zum Bad hinauf
ging. Al s dieser zur Tür hineinschaute, floh alles vor dem vermeint-
lichen Teusel zu den offenen Fenstern hinaus und von da an ver-
ödete das Bad und zerfiel nach und nach. '
Alte
Sprachüberreste
und
fremdes Sprachgut
in Liechtenstein.
Von
Dr. Eugen Nipp
olgende Ausführungen sind als einfache Erweiterung eines
Vertrages aufzufassen, den der Verfasser vor etwa 2 Iahren
in der Hauptversammlung des historischen Vereins für das
Fürstentum Liechtenstein gehalten hat.
Es handelt sich mehr um lose zusammengefügte wissenschaftliche
Erörterungen als um streng systematisch geordnete wissenschaftliche
Forschungen. Die folgende Arbeit ist also mehr als Nahmenarbeit
auszufassen, aus der heraus sich manche Spezialarveiren kristallisieren
lassen; das Ganze will also durchaus nicht erschöpfende Arbeit sein.
Aus drucktechnischen Gründen wird anstatt einer phonetischen
die gewöhnliche Schrift verwendet, so daß das Lautliche nur an-
nähernd wiedergegeben ist.
Da das Gebiet von Liechtenstein im Laufe von Jahrtausenden —
wer weiß von wie vielen? — von verschiedenen Völkerstämmen bewohnt
war, möge eine kurze Völkertafel als Einleitung angebracht sein:
W i r Liechtensteiner gehören mit unsern Nachbarn zum Stamme
der Schwaben — Alemannen, sind also Germanen. Rollt aber nicht
auch noch anderes als germanisches B lu t in unsern Adern? J a doch!
Druin wollen wir weiter ausholen und versuchen, das B i l d zu ent-
schleiern, das aus grauer Vorzeit zu uns herüber schaut. Die Ger-
manen sind ein Zweig des alten Volkes der Indoge rmanen . Dazu
gehören auch die Inder, Perser, Armenier, Albanesen, Slaven und
Litauer, Kelten, Griechen und Jtaliker, nebst mehreren verschwun-
denen Völkerschaften. Die neueren Ergebnisse der Sprachforschung
zeigen nämlich, daß auch das Phrygische, Thrcckische, das Makedo-
nische, Venetische, Illyrische, das Skythische und wahrscheinlich auch
das Ligurische zu den indogermanischen Sprachen zu zählen sind.
Dazu kommt noch das in einer buddhistischen Bibliothek im chine-
sischen Turkestan neulich entdeckte Tocharische nebst einer nordarischen
Sprache, die zwischen Indisch und Persisch in der Mitte steht.
Die Indogermanen werden eingeteilt in zwei große Gruppen:
die Os t indogermanen oder S a t e m - V ö l k e r und die West-
indogermanen oder K e n t u m v ö l k e r . Zu den Satemsprachen
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gehören u. a. die der Inder, Perser, Armenier, Baltoslaven und
Albanesen, zu den Kentumsprachen z. B . die der Griechen, Italiker,
Kelten und Germanen.
Das Unterscheidungsmerkmal ist die Form des Wortes für
„Hundert", d. h. die Behandlung der k-Laute: .Hundert lautet z . B .
im Persischen satani, im Lateinischen Kenrum.
Es handelt sich nun im Folgenden darum, darzutun, wie ver-
wickelt die Volksverhältnisse in grauer Vorzeit bei uns waren, wie
manches Wort und damit mancher Begriff aus den Zeiten unserer
vorgermanischen Vorfahren jetzt noch fortlebt, wie anderseits
fremde Einflüsse neueren Datums in unserer Sprache sich fühlbar
machen und wie endlich viele Aeberreste aus alt- und mittelhoch-
deutscher Zeit bei uns noch vollgültiges Äeimatrecht besitzen, abge-
sehen davon, daß unser Alemannisch jetzt noch recht altertümliche
Züge aufweist.
Lleber die älteste Geschichte jener Völker, die vor Jahrtausenden
unser Gebiet bewohnten, schweigen sich die geschichtlichen Dokumente
so ziemlich aus, und da müssen die sprachlichen Dokumente einspringen,
die Orts- und Flurnamen, die Familiennamen und die im täglichen
Leben gebrauchten Wörter, die Gattungsnamen.
Geschichtlichen Zeugnissen nach gehörte unsere Talschaft einstens
nach der Eroberung durch die Römer zu Rätien und später zu der
Räria prima. Das Volk der N ä t i e r wird bei den römischen
Schriftstellern mehrfach erwähnt.
Wer waren nun diese Nätier? Gehörten sie den Indogermanen
oder anderen, vorindogermanischen Nassen an? Daß die Lösung dieser
Frage nicht leicht ist, haben alle jene erfahren, die sich daran machten.
Die eigentliche Geschichtswissenschaft steht hier vorläufig so halb vor,
einem „Wir können nicht." Es hat also die Sprachforschung als.Hilfs-
wissenschaft einzuspringen. Auch sie steht bislang noch vor Rätseln.
Einesteils lassen sich illyrische und ligurische Spuren bis in die
Alpen herauf verfolgen. Waren die Nätier also diesen Stämmen
zugehörig, oder waren sie gar ein Ableger der Etrusker, jenes hoch-
entwickelten Nachbarvolkes der Römer mit seiner rätselhaften Sprache?
Anderseits zeigen die rätoromanischen Dialekte, von denen einer, wie
sich zeigen wird, auch bei uns gesprochen wurde, keltoromanischen
Charakter. Waren die Nätier also eine Abteilung der Kelten? Viel -
leicht läßt sich ein B i l d heranziehen : die einstige Grenze der Mittel-
- 99 -
europäischen Vereisung läßt sich heute noch ungefähr an Äand der
Findlinge der Stirnmoränen nachweisen. I n Wallis deckt sich die
romanisch-germanische Sprachgrenze ungefähr mit der alten Grenze
zwischen Burgundern und Alemannen: Angefähr soweit die Bur -
gunder ins Wallis vorgedrungen waren, wird romanisch gesprochen,
weiter oben deutsch. W i r könnten nun auch für den Amfang der
Nätiersiedlung möglicherweise einen Anhaltspunkt finden in der
einstigen Ausdehnung der rätoromanischen Dialekte.
Cäsar erwähnt die Gallier und Äelvetier, Äoraz Jahrzehnte
später die Rätier. Es wurde also zur Römerzeit noch streng unter-
schieden zwischen Galliern und Äelvetiern einerseits und Rätiern
anderseits. W i r haben in Liechtenstein gerade in den Alpen und an
den Hängen des Ausläufers des Nätikon (der nebenbei gesagt den
Namen der Nätier in sich zu schließen scheint) noch Orts- und Flur-
namen mit so ausgesprochen altertümlichem Charakter, daß mit dem
Studium der anderen Talschaften der Alpen vielleicht in Zukunft
von der Sprachwissenschaft der Erweis von der Zugehörigkeit der
Nätier zu dem oder jenem Volke erbracht werden kann, abgesehen
davon, daß auch die Anthropologie und Prähistorik ein Wörtchen
mitzureden haben.
Einen Fingerzeig könnte uns auch der Name für Lärche —
lateinisch Isrix geben: Im indogermanischen Wörterbuch von August
Fick ist lanx mit andern ähnlich lautenden indogermanischen Wörtern
zusammen gestellt: Slavisch 6revc» — Baum, Holz; griechisch 6or^
— Äolz, Balken, Speer; ctr̂ s — Baum, Eiche; irisch 6aur — Eiche;
altiiidisch cjsru — Äolz. Darnach hätte also bei uns die Arform etwa
„6ar" gelautet. Die Lärche ist in Mitteleuropa ein Alpenbaum, und
die Römer übernahmen mit dem Baum, beziehungsweise mit dem
Äolz, auch den Namen aus den Alpen. Wenn wir uns also an
dieses Wort halten wollten, wären die Nätier auch Indogermanen
gewesen, ohne daß damit gesagt wäre, daß sie Kelten waren. W i r
tappen also bei dieser Frage noch in starker Dämmerung.
Das zweite Volk, mit dem wir als Vorfahren zu rechnen
haben, sind die K e l t e n . Sie saßen nördlich nnd westlich von uns
schon zur Zeit, als man noch von Rätiern sprach; das bezeugen die
Orts- und Flußnamen wie: Vi/intertnur, ^üricn, ?tiun, I°nur usw.
in der Schweiz; Lre^en?, Xempren, Illei-, III, ?rut?, Î ut? usw. in
" Vorarlberg nnd im Algäu.
— 100 -
Aber auch in Liechtenstein sind die Kelten seßhaft gewesen.
Das bezeugt ganz sicher der Name Lenclern, wahrscheinlich auch
Lscne, Irenen, Lenaan, vielleicht auch Iriesen (vergl. IVisanna in
Tirol und ?ontrssina in Graubünden), Zamina (vergl. Kamins bei
Nagaz), IVIäls (maZ-ia?). Es ließen sich vielleicht noch manche Liech-
tensteiner Namen hier anführen, doch bedürfen diese noch einer
näheren Anrersuchung, was nicht iu den Nahmen dieser kleinen
Arbeit gehört. Ebensalls keltisch ist unser Oertlichkeitsname öalms,
in der Westschweiz Laums das soviel wie „Höhlung" bedeutet.
Von Gattungsnamen lebt in einzelnen Gemeinden Liechtensteins
noch das keltische Wort benns weiter, doch dürste sich auch bei den
Gattungsnamen noch das oder jenes Wort als keltisch erweisen,
öenna findet sich weit verbreitet; der ursprüngliche Begriff ist „Korb,
Korbwagen, Korbschlittcn." B e i uns wird es gebraucht sür eiue
besondere Ar t von Schubkarren. Dieses Wort bietet uns ein schönes
Beispiel von Bedeutungswandel: I m Norditalienischen heißt bsnna
Wagenkorb, im Piemontesischen benna- Hütte; im Engadinischen
ist benns Mistschlitten; französisch banne bedeutet „Wagenkorb";
waadtländisch bena- Bienenkorb. Am zu beleuchten, welchen Amfang
der Wandel der Bedeutung eines Wortes nehmen kann, folge hier
die Geschichte unseres Wortes „brav". Seine ursprüngliche Form
und Bedeutung ist barbaros- fremd, ungeschlacht, ungebildet, roh.
Diese Bedeutung hatte auch noch das lateinische bsrbsrus. Im Ver-
laufe der Jahrhunderte machte es nun folgenden Weg; los In6io8
brabos heißen im Spanischen die wilden Indianer; das Wort hat
also noch die Bedeutung von „wild". l̂ In toro brsbo (bravo) ist
ein recht wilder Stier, der zu den Stierkämpfen besonders geeignet,
tüchtig ist. Hier ist also schon der Fortschritt der Bedeutung von
„wild„ zur Bedeutung von „geeignet, tüchtig". And diese Bedeu-
tung, übertragen auf Menschen, findet sich im italienischen bravo.
Im französischen brave haben wir die Bedeutung von „tapfer, beherzt",
aber auch von „rechtschaffen bieder". Die Bedeutung des deutschen
Wortes „brav" in strengmoralischem Sinne kennen wir ja alle. I m
Wandel der Zeiten hat sich also die ursprüngliche Bedeutung dieses
Wortes in gutem Sinne gerade ins Gegenteil gekehrt. Solche Bei-
spiele von Bedeutungswandel sind geeignet, uns im Erklären von
Orts- und Flurnamen recht vorsichtig zu machen. W i r können also
nicht ohne weiteres , von der Bedeutung eines lateinischen oder roma-
- 101 -
nischen oder irgend eines anderen Wortes zur Erklärung eines ähnlich
klingenden Orts-, Flur- oder Flußnamens schreiten. Es muß zuerst
die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ermittelt werden und in
erster Linie haben die Sprachgesetze, besonders die Gesetze der Laut-
entwicklung, dann aber auch die Vergleichung mit ähnlich lautenden
Namen in der Nachbarschaft und in anderen Sprachgebieten mitzu-
reden. Wenn z. B . die Form des Naafkopfes meinetwegen einer
Nabe gleichsehen und im Keltischen das Wort I^sba so viel wie „Nabe"
bedeuten soll, so wäre es irreführend, zu behaupten, Î sakKopf heiße
so viel wie „Nabenkopf" oder „Nabe". Schauen wir uns in der
Nähe des Naafkopfes weiter um, so finden wir an seinem Fuße
das schöne Hochtal Î ask — navis — „Mulde" in übertragener
Bedeutung. Dieses Wort findet sich in gleicher Bedeutung auch
anderwärts. Die Erfahrung zeigt, daß die Berge sehr oft von den
an ihrem Fuße liegenden Tälern und Alpenweiden benannt sind,
was aus dem praktischen Sinne unserer Altvordern leicht zu erklären
ist, denn von Bergsport wußten sie noch wenig. Vielmehr hatten sie
vor den Bergen eine gewisse Furcht und ehrfurchtsvolle Scheu, was
u. a. manche Sagen dartun. Wie wir im Verlaufe noch sehen werden,
sind denn auch sozusagen alle Berge, die alte Namen tragen, nach
den an ihrem Fuße liegenden Alpen oder Alpenteilen benannt.
Das Wort I^aallcopf möge uns hinüber leiten zum dritten nicht
germanischen Volke, das wir zu unseren Vorfahren zählen, zu den
R ö m e r n bezw. zum Mischvolke der Römer und ihrer Anterworfenen,
die die Sprache der Römer in der Form des Volkslateins angenommen
hatten, zu den R o m a n e n .
W i r besitzen in Liechtenstein noch einen solchen Schatz von
romanischen Oertlichkeits- und manchen täglich gebrauchten Gattungs-
namen, daß wir schon aus ihnen ohne das ausdrückliche Zeugnis der
Geschichte nachweisen können, daß auch bei uns ehedem in etwas
altertümlicher Form jenes Idiom klang, das noch in manchen Tälern
Graubündens, in einigen Talschaften Tirols und bis gegen die Adria
hinunter weich ertönt., das R ä t o r o m a n i s c h e oder wie es hier-
zulande heißt das Pumpa lus i s che .
I n zwangsloser Reihenfolge sollen ini solgenden einige dieser
alten Zeugen romanischer Herrlichkeit aufmarschieren, ohne besondere
Schematisierung in sprachlicher oder sachlicher Hinsicht:
- 102 -
Oertlichkettsbezeichnungen:
Die meisten romanischen bezw. vorromanischen Oertlichkeits-
bezeichnungen finden sich in abnehmender Zahl vom Süden nach dem
Norden des Landes. Verhältnismäßig viele weist das Alpengebiet
noch auf. Nur einige Vertreter aus den einzelnen Gemeinden seien
hier aufgeführt:
L s l s e r s , selbst ein romanischer Name, der nach der deut-
schen Lautverschiebung, also nach dem 8. Jahrhundert, in deutschem
Munde heimisch wurde (sonst müßte es etwa Pfalzers lauten, wahr-
scheinlich Ableitung von palatium — Palast, Königshof); iVIäls, die
Schwesterortschaft von Val-srs (nicht unwahrscheinlich — keltisch
ma^is, maZ°c>s); ?ra6, ?t-alavviscn, ^riAZ-sscrinal, InAZ-ascnliööer,
Isramsli, Laclisra, IsraduZ', I?rskac1iII, larstill, rxunAAilätscn, I l̂atiols,
Val^iZ-sra. LII, ?alsc?ö, rlleles, dnä^cn, /^viols, LaZ-uc? (die i und
das u in ?rsfa6i!I, Isi-still bezw. QaZ-ur? lauten in Kaisers als s
bezw. o) u. a. in.; urkundlich finden sich mehrere romanische Flur-
namen, die jetzt nicht mehr gebräuchlich sind, z. B . LaZ-ollen. Lim
es gleich vorweg zu nehmen, ist dies von allen liechtensteinischen
Gemeinden zu sagen: Die alten, so schön und interessant klingenden
Oertlichkeitsnamen sind leider, wenn auch langsam, im Schwinden
begriffen. Ein Blick in die mustergültige Sammlung liechtensteinischer
Orts- und Flurnamen von Joseph Ospelt (Jahrbuch 1911) beweist
die Richtigkeit dieser Behauptung.
I ' r i s s e » (ein Name, der wohl eher zu den vorrömischen zu
rechnen ist): LZ-^stnätsLN, LZ-Z-sstalls, ^AZ-apont, I^runliels, (iasc>I,
(Massivs, k^oscnlis, delsclun^s, ZpixacIsnKia, k'sdrells. I'inAÄ, Vsnols,
VsnerscliÄ, (^sntafieL, darins, (̂ arlinZ', ^atilsIzei-Z-, iVIaseliera, Î la-
truls, IVlün?, Korsspit?, IVIatscnils, iVlascnIina, 1"uü; urkundlich „8utt
uncl ĉ> ẑ u clem Krüt?" u. a. m.
(eine alte Walsersiedlung; doch zeigen die
vorgermanischen Namen, daß Triesenberg vor den Walsern schon
ziemlich stark besiedelt gewesen sein muß; der Name selber ist eine
neuere Ableitung von „Triesen", was schon die landesübliche Aus-
sprache und die sozusagen regelmäßige urkundliche-Form seit dem
15. Jahrhundert, nämlich „Triesnerberg" bezeugt): Luker, Qsrrscnin6,
I^Avaclina, I^Iatätscn, (̂ uklina, (^nslp (diartnalp), Zilum, Kulm, dsklsi,
NstuZ' (Obmatu), k'rovstsclienZ', I^opps, IVIasescns u. a. in. ^
- 103 -
V a 6 » » 2 (Der Name hat mit der versuchten Ableitung von
vsllis 6ulcis „süßes, liebliches Ta l " weder lautlich noch begrifflich
etwas zu tun, ebenso ist die Ableitung aus dem Keltischen gezwungen;
wohl aber läßt sich das Wort zu vs6um— „Furt, Liebergang" stellen;
vergl. rumänisch vs6, vsäur?, das „Furt" , bezw. „kleine Furt" heißt.
And zwar ist der Aebergang, die seichte Stelle weniger als Rhein-
übergang aufzufassen als vielmehr die tiefe Stelle der Nömerstraße
beim heutigen Negierungsgebäude in Vaduz. Diese Erklärung schließt
allerdings die Annahme nicht aus, daß ein vorrömischer ähnlich klin-
gender Name für eine alte Siedlung bei Vaduz existiert haben kann,
an welchen vorrömischen Namen der heutige Name dann angeglichen
worden wäre. Ich verweise noch auf einen Flurnamen in Vandans
in der Nähe der III, nämlich auf Vscjus, das sich unschwer aus
vaciosus — „sehr seichte Stelle" ableiten läßt. Ebenso scheint nur der
Name ?rsfs6ill in M ä l s beim St. Peterskirchlein, in seinem zweiten
Bestandteil das Wort vsclum zu enthalten, im Sinn von „Aebergang-
Landungsstelle"; denn die gleiche Oertlichkeit heißt auch „Schifflände",
wie mir ältere Gewährsmänner versicherten. Weitere fremde, meist
romanische Namen sind: Kovsl, ?ra6sksnr, LsrtleAroscn, ?sr6iel,
^sratitscri, IVlsres, d^usclrätsclia, ^sra^AsII, l'icj, Lclislun n. a. in.
L i c K s s » (wird nicht unwahrscheinlich vom Keltischen abge-
leitet und mit „Wasser" in Zusammenhang gebracht. Verwandt dürften
sein Lscne und Lscnen Der gleiche Namen findet sich in der schwei-
zerischen Nachbarschaft. Vom Vorhandensain der Fundamente eines
befestigten römischen Lagers und der Auffindung zweier prächtig er-
haltenen römischen Helme in Schaan sind wir alle unterrichtet. Es ist
daher nur zu leicht verständlich, daß das alte Octci6urum, das in
unserer Gegend gestanden haben muß, nach Schaan verlegt wird):
/Xlpila, ösrtleclura, LIscn, öolotta, öovs l , ösrcliel, ^vipIsnAAS,
Inns, kansl, k ŝnola, Lsmperclo, dapätsen, Lsmsncjsr, (^arsill,
(^slos, dalina, (^ssclilo, lsissll, Kat?srsnlc, Krisis, Nslarscri, Gesell,
l'scnaAail, ^lAsI^el u.a.m.; einige nur noch urkundlich: ^ckermel,
öiscnon, dalsersn u. a. m.
(wird von plsuncs — „Halde" nicht unwahr-
scheinlich abgeleitet): Lsserns, Nsnols, iVIatons, daks^urs.
H s t e r l s » ^ . Die verhältnismäßig spärlichen vorgerma-
nischen Namen im Liechtensteiner Anterlande erklären sich nebst der
- 104 -
geringeren Bevölkerungszahl aus der örtlichen Lage. Ober- und Anter-
land waren durch die sumpfige Ebene zwischen Rhein und Tisis von
einander getrennt. Nördlich von Mauren ist denn auch in einer
älteren Landkarte ein „Egelsee" eingezeichnet und jetzt noch heißt in
der Nähe eine Oertlichkeit „Am See". Den alten Bewohnern des
Unterlandes stand also ein verhältnismäßig kleines anbaufähiges
Gebiet zu Gebote. Erst die Kulturtätigkeit eines fleißigen Völkchens
wandelte wie Teile des Oberlandes, so besonders die unterländische
Sumpfebene in Acker-, Wies- und Streueland um. So zeigen denn
auch die Anterländer Mundarten viel mehr Aehnlichkeit mit dem
Vorarlbergischen, in Einzelheiten sogar mit dem überrheinischen
Schweizerischen als mit den dem Bündnerischen verwandten ober-
ländischen Dialekten. Nur Nendeln und Schaanwald waren mit dem
Oberlande durch die Römerstraße näher verbunden. Daß ihre Mund-
arten denen von Eschen und Mauren ganz ähnlich sind ergibt sich
aus der kirchlichen und politischen Zugehörigkeit zu diesen Gemeinden.
I n Nendeln wurden Neste einer römischen Vi l l a aufgedeckt, und
südlich von Nendeln, dort, wo sich bei den „Schwabbrünna" die
Ebene bis hart an den steilen Hang heranschiebt, sind, wie mir mit-
geteilt wnrde, Neste einer römischen Knebelstraße im Moore auf-
gefunden worden.
Nebst der erwähnten geringen Zahl von romanischen Rainen,
die sich begreiflicherweise hauptsächlich an den Hängen des Eschner-
berges finden, stoßen wir im Anterlande auf manche, die deutsche
klingen, aber doch wieder Bestandteile in sich zu schließen scheinen,
die in die vorrömische Zeit hienauf reichen dürften. Auf diese wollen
wir in dieser einfachen Arbeit nicht eingehen. Die prähistorischen
Funde in Gämprin und oberhalb Aspen bei Eschen, die Namen
I^enclsln, Lenkern, tlscnsn, Nüsnen, vieleicht auch IVlsursn sprechen
für sehr alte Besiedlung des schönen Höhenzuges uud der Hänge
am Ausläufer der Dreischwestern. Nicht nur das Oberland mit
seinen vielen rätselhaften Namen, auch das Anterland Liechtensteins
war also früh besiedelt.
Einige dieser Namen mögen hier folgen:
b l e n d e I n scheint verwandt zn sein mit i>Ienz:inA in Vor-
arlberg, es ist sehr wohl möglich, daß sein Stammwort das gleiche
ist wie das von, alten I^antiacum, dem jetzigen r>Isncv in Frankreich-
- 105 —
8 c o s s i » H v s 1 « i , nördlich von Nendeln an der alten Römer-
straße, wohl eine Ableitung von Lcnaan. Die große Entfernung von
Schaan aber führt auf den Gedanken, daß der Name dieser Ort-
schaft selbständig wäre, der Wald am ganzen Hang eben „der Wald
am Wasser" seit alten Zeiten ist, und die ihren Namen vom
Wald übertragen bekommen hätte. Es heißt nämlich nicht „i Lcns-
vvalcl", sondern „im Lcnawalcl"'
L e i » « l e r n , urkundlich belegt als öencleren, Lenclura, Kenclur,
ösn6or, weist zwei keltische Bestandteile auf, deren jeder zwei Bedeutun-
gen in sich schließen kann. Die angenommene Erklärung als „Turm auf
der Anhöhe" ist aber zum mindesten sehr wahrscheinlich.
Weiters: ( -»»»pri i» , RmKKell, N s u r e i » , Lscnen, als Orts
namen (Licoelleilbei'S ist jedenfalls abgeleitet vom Namen der aus
Deutschland stammenden ehemaligen Herren von Schellenberg), >Xma6it-
sens, disntenstein, Lslums, öoven, k ŝl̂ eciin, Issls, Lun^Z-akecjers, Ous-
clsr, Lacläl, Lnrist, Î oma, (LÄStslun, I^üsnsn, dampelüt?, kalsenerins,
LAa^alätscn , Niläina als Oerttichkeitsnamen, Lscne als Flußnamen.
^ k s m e i » a u s 6 e n » ^ I p e n x e d i e t :
N a d u z e r A l p e n : iVlalbun mit ?ra6amee, ZalZIsma^er,
IXsoboclen, l>lovüc:nsl und I^ospit?.
T r i e s e n b e r g e r A l p e n : LuIcKa, 1"urna, Zareis mit dükel nnd
I^ovo6a, Lar^ella mit dem Lalmatovel, (Isrsslls und Larsellalcopk.
B a l z n e r A l p e n : Qaplan!, (̂ usenz-kiel mit Lallinalcopf,
QüscnAle, iVlatta bezw. Nattla mit döra .
T r i e s n e r A l p e n : Î sweris mit?Iastsi> ?1asteil«zpf, I^a-:ors,
(^asen^a, dora, iVlün?, Kassls, Lorn und l'uss, Vslüna mit dam-
perZ r̂itscn und ös lma.
Schaaner A l p e n : (Hirsen mit dermales bezw. Vermales,
l̂ laak u. I^aakKopk, QusctiA, Ltacnlsr (urkundlich Ltaliniel!).
Der Name Valorsen ist wie iVlalbun als Talname mehreren
Alpen gemein, so sagt man: das vordere, Hintere nnd mittlere Valorscn,
das Triesenberger und Vaduzer IVIsIvun.
P l a n k n e r A l p e n : Lskaclura mit dem Kova, darselle.
Die Lamina ist der Alpenfluß, der das parallel zum Nheinral
gelegene Saminatal durchfließt. Beide Flußnamen, KKein u. Lamina,
sind jedenfalls vorrömisch, reichen vielleicht in graue Vorzeit zurück. Die
Flußnamen zeigen überhaupt in den meisten Ländern ein sehr altesGepräge.
Es läßt sich leicht erkennen, daß manche der verzeichneten Namen
unter sich verwandt sind.
— 106 —
So haben wir z. B . die Lamp-Namen: Lamperclona, Lampe-
lüt?, Lsmprin oder Ls-Namen: Lssasol, L^sselva, oder Vsl-Namen:
Val-iZ-si-s, Valüna, ValorsLN, Ivlalbun (frühere Schreibweise Lalbun alls
Valbun), oder Nont-Namen: IVIatätsLN, Nstiqla, iVlatona, iVIattilaberA.
Die Namen Laklsi, Luklina, Lüksl dürften ebenfalls zusammenhängen.
Auch gleiche A b l e i t u n g s s i l b e n finden sich häufig: Î swens,
IVlaree, mit dem Snffix —sns, —snu, ferner Lullina, I^avsciina, L a -
lina, t^alscrisrina mit dem Snffix —ina, oder LarssIIa, LarZ-ella,
?acjrslla mit —ella.
Es sei nur nebenbei erwähnt, daß gerade diese Ableitungssilben
oder Suffixe uns wertvolle Fingerzeige sind. So sind z. B . die
Endsilben —ena, —ina sehr alt und damit meistens auch die Wörter,
an die sie gefügt sind. Die Wörter aber sind nns wieder ein Beweis
für die Zugehörigkeit zu dem oder jenem Volke. M a n hat z. B .
aus dem Vorhandensein des Suffixes —ascu in Oberitalien auf
die Ausdehnung der Ligurer geschlossen. Nun 'findet sich aber dieses
sogen, ligurische Suffix auch bei uns und in unserer Nachbarschaft:
z. B . urkundlich Lsjolas LerAunascas, via LisinAascs, dann wahr-
scheinlich in Namen wie öluo!escn, Î uclescn, blasen, t̂ i-äscri, Ksscn,
^.naräsen u. a. m. Danach hätten wir also einen Beweis für die
Ausdehnung der Ligurer bis zu uns. And so könnte man vorläufig
die Ansicht jener nicht weit werfen, die behaupten, daß der Name
„Nätier" nur ein Sammelname für illyrische, ligurische, etruskische
und keltische Stämme gewesen sei ähnlich dem Vorgehen der Fran-
zosen, wenn sie alle deutschen Stämme einfach „Alemannen" nennen;
denn im Französischen heißt „deutsch" - allemsncl.
Die richtige Deutung all dieser Wörter ist ein Ding der An-
möglichkeit. Manche lassen sich leicht erklären, andere bieten Schwierig-
keiten, andere lassen zwei und mehr Deutungen zu, wieder andere
sind recht dunkel. So sind die angeführten Lamp-, IVIont-, und La-
Namen Zusammensetzungen bezw. Ableitungen mit und aus Wörtern,
die „Feld", „Berg", „Äaus" bedeuten. Damit ist aber nicht etwa
gesagt, daß nun z. B . jedes Wort, das mit L a beginnt, das Wort
Lssa oder L a in sich -schließe, so ist z. B . „Lsperscn" eine Ab-
leitung von Campus, nicht von casa.
Viele unserer fremd klingenden Namen finden sich in der Vor-
arlberger und Schweizer Nachbarschaft, ja noch weit darüber hinaus,
in der Westschweiz, in Italien, Frankreich u. a. O.
— 107 -
Für Balzers finden wir z. B . Parallelen in Chur: Kal?ol,
dann ?sle)-ieux in der Westschweiz, ?sla^uc>li in Italien; mit „Rng-
gell" gleichbedeutend ist „Naggal" in Vorarlberg und die drei gleichen
Kunicelätscn, Kuniiels, lai-gZ-Z-el! u. s. w. bei uns und anderwärts.
Ansern Wörtern Lalina, iVIalbun, I^ava^ins, Natiols, 1"alst?e, ?rsci,
L1>restis, öovel , r̂ oscNZ'a, Lapetscli, Lamperclc), Lraclslant, Lsrsell
entsprechen genan gleich oder ähnlich kantende Wörter in Vorarlberg,
Buchs, Sevelen, Sargans, Vilters, Fluins, Berschis und Maienfeld.
So ließen sich noch Dutzende aufzählen.
Folgendes sind Beispiele von V o l k s e t y m o l o g i e und W o r t -
Ü b e r s e t z u n g e n , d. h. Beweise dafür, daß unsere Vorfahren sich
die Wörter, die sie entweder nicht mehr verstanden/ nach ihrem Sinne
zurechtlegten oder dafür, daß sie die romanischen Wörter direkt ins
Deutsche übersetzten, wobei sie die Aebersetzung zuweilen direkt an
das fremde Wort anhängten.:
M i t dem scheinbar rein deutschen Namen Kat-ai-anlc in Schaan
hat es folgende Bewandtnis: Wörtlich verstanden würde das Wort
uns sagen: der Ort, wo die Katzen den „Rank" nehmen. Nun ist
das Wort aber urkundlich belegt als Lsl-aran^, (-al-eran, Lalssrsn,
und (-s?eranZ-. Die letzte Schreibweise zeigt uns schon den Weg
zum jetzigen „Katzarank"; man verstand das alte romanische Wort
nicht mehr und gab ihm in Anlehnung an die alte Form einen
neuen Sinn, der aber eigentlich auch wieder keinen Sinn hat. Die
ursprüngliche Bedeutung heißt etwa „Kalk, Kalkboden, Kalkofen„
oder Aehnliches. Der Name findet sich auch cmderorts, z. B . Lst-
Leranica in Slldtirol, und urkundlich begegnen wir einem l̂ Iricn von
Lal^eranK in Nagaz. Solche Beispiele von Volksetimologie ließen
sich noch bedeutend vermehren.
A l s Beispiel sür die Aebersetzung seien hier Lsntenstein in
Mauren bezw. Schellenberg und I^ÄtilaberZ- in Triefen genannt.
Qsncls heißt soviel wie „Geröll, Schutt, Schutthalde, Fels", und
das angehängte „Stein" ist also die Aebersetzung des ersten; iVlc-nt
heißt „Berg", dann auch „Berghalde, Bergwiese, Berggut", iVlatila
also etwa „das Berggütchen"; auch hier ist das angehängte „Berg"
die Aebersetzung des ersten Bestandteiles. Diese Beispiele von Sprach-
tätigkeit zwingen uns nebst andern Belegen zur Annahme, daß wir jetzt
manche deutschen Flurnamen und überhaupt Wörter haben, die nichts
anderes als Aebersetzungen früherer romanischer oder noch älterer sind.
— 108 —
Del heutige Stand der Namen gibt uns also nur ein annäherndes
B i l d ' der alten Besiedelung.
Auch für die Sprachgeschichte sind solche alte Aeberreste
von Interesse und Wichtigkeit. So zeigt der Name dampelüt?
(Sumpfwiese) nicht weit von der Flur dsmp in Mauren, daß das
lange u im Rätoromanischen schon zu ü oder einem ü ähnlichen
Laute sich entwickelt hatte, bevor tue Germanen im Liechtensteiner
Anterlande festen Fuß gefaßt hatten. I m Anterlande waren aber
die Germanen bedeutend früher al> im Oberland, worauf schon die
viel geringere Zahl der romanischen Namen hinweist. So ist also das
u schon recht früh zu ü geworden, desgleichen im Vorarlbergischen:
Alpe ?alü6 ----- älteres ?s1uä ----- Sumpf. Im heutigen Rätoromanischen
haben wir teilweise schon die Weiterentwicklung dieses ü zu i .
Auch einigen rätoromanischen Familennamen begegnen
wir noch in Liechtenstein, z . B . I^sro^A, Î Iutt, l'scnoni, koser, Kiscn,
Lsrbier; urkundlich: IVIsriss, IVlsnoll, Lsnsini. Vertreter wenigstens
einiger dieser Namen kommen auch in Vorarlberg uud Graubünden vor.
Vie l mehr als die Flurnamen waren also die Familiennamen
dem Antergange geweiht, da wir im Verhältnis zn den vielen frem-
den Oertlichkeitsnamen sehr wenige dieser Familiennamen ausweisen.
Das ist verständlich ans zwei Gründen: Erstens sind manche Ge-
schlechter eben ausgestorben und damit ihr Name und zweitens reichen
die Familiennamen im heutigen Sinne überhaupt in eine nicht so
ferne Zeit hinauf.
Romanische Gattungsnamen sind heute noch in täglichem
Gebrauch, je nach den Gemeinden in verschiedenem Ausmaße.
Einige davon sollen ohne strenge Anordnung und ohne streng wissen-
schaftliche Deutung folgen:
?ree, s'Pree im Äus ----- die Äauptrolle im Äanse spielend, Wohl
das lateinische Wort prse.
KÄt?e ------ Wasserschöpfer, aus carinus.
?iolbs ------ Kissen, aus pulvinus. Bemerkenswert ist die hochdeutsche
Lautverschiebung von p zu pk, vergleiche dazu das - deutsche
Wort „Pfüh l" .
?kärrs ----- Dachrinne, aus parins; ebenfalls mit hochdeutscher Laut-
verschiebung.
— 109 —
I^äxsla — breitgedrücktes, hölzernes Weingefäß ähnlich der Fischer-
tanse, lat. IsAosna.
Lottars — Flasche, ^uttur.
Zpina — Faßhahn, spins.
pknells, in Balzers ?flella — Nebenraum zum Stall zur Anterbin-
gung von Laub und Streu, vergl. lat. kenile.
Auch dieses Wort ist beachtenswert wegen der Lautverschiebung.
Zerls und Lersla — Äolzstangenverschluß, die Stangen werden seit-
wärts ausgeschoben, vergl. rätorom. serrar, verschließen, franz.
serrure, Schloß.
?ÄO>' — gekrümmtes Eiseninstrument zum Rollen von Rundholz;
vergl. rätorom. ?apin, Kacke, Karst, ital. -appone.
Das Wort ist im Alpengebiet ziemlich weit verbreitet.
Conta mit offenem o ---- Eisenkeil mit Ring zum Kolzziehen.
Lummsla — Messerklinge, vergl. Ismina.
^Iia6a — Trokar, Aderlaßeisen; rätorom. kliecl und klietta.
I'rüsis — Viehweg in den Alpen,
korxz-s und 1risri2a — Mistgabel.
Viseter — Äandbube, Aushilfshirte; vergl. lat. vicsnclsrius.
Kspsrs — Äandgeld beim Viehhandel; vergl. capere, ital. tscnappar.
Iscnaaxxs ^ grober Ausdruck für „Fuß" bei Vieh und Mensch;
rätorom. tscnscca ----- Klaue.
I'scnera weinerliches Gesicht; rätorom. tscnera, Antlitz; das Wort
hat bei uns die Bedeutung verschlechtert.
IscniviK — Käuzchen. Das Wort könnte schallnachahmend sein; doch
findet es sich auch im Rätoromanischen in ähnlicher Form.
3cnpuss.>vaAa ̂ Brautwagen; sponsa; vergl. Lpuss^anZ am?snüler-
scnroken.
LaAu6a und Ka6u6Ä — Wiesenkerbel; vergl. dazu: ba^oscrit lexa
lo — den Äcker brach liegen, verunkrauten lassen.
1>os — Kleingesträuch in den Alpen; rätorom. 6raus, 6rc>slss.
Ksleils und Kleiele — Maiglöckchen; vergl. xla6iolum und Lla6iole.
^lasarc, — Mayoran (auf der letzten Silbe betont).
Bimmel und l'rexl — männlicher und weiblicher Sans; vergl. ital.
kemminils ^ weiblich. Nur ist Bimmel eben nicht der weib-
liche, sondern der männliche Äanf.
Lu6enna und Kartenna — Primel. Interessant ist die Endung -enns.
Lpiköla — Grüne Bohnenschoten, Fisolen; pnaseolus.
— U0 —
LAUA^ummers — Gurke; cucumis.
1'örxZ-spoIt ^ eine Art Maisbrei; puls, pulris ------ dicker Bre i aus
Speltmehl.
kola — Butterbodensatz; kascula.
möscne — aus Messing; rätorom. mescn — Messing,
pascn^a — hüten, erwehren; z. B . ma^scn as pascn^a — kannst du
ihrer Äerr bleiben?
mescnxla — mischen; besonders beim Kartenspiel; misesrs.
Auch W ö r t e r aus modernen romanischen Sprachen
fanden bei uns Bürgerrecht; sie werden kaum mehr als Fremdwörter
empfunden:
?alettls — .Hühnchen; le poulet. LaAsZ-s — Lumpenpack; Lile
— Weste; Lu6!Ii-----Werkstätte der Schreiner und Wagner. Ksrnale
— böses Weib — franz. csnaille oder ital. cansxlia — .Hnndepack.
Zcnarons — Kalo — schlechter Kerl ; franz. cnaro^ns. Das Wort
„Ksio" ist gleichsam als Aebersetzung angefügt, rescn^iara — wagen;
franz. risquer. tosma nnd rosain — ruhig, eingeschüchtert. ^lee und
sloo ------ Ausdruck der Abwehr ----- geh weg! franz. alle?, sllons!
>XIsmsrsc:n --- vorwärts; ä la marcne. ?a^ans6Ie ----- Taschentuch;
ital. ka^oletto; das Wort könnte aber auch rätoromanisch sein.
Kunrs ----- Rechnung; ital. conto, rätorom. quint. Lu6eIIa ----- Flasche;
ital. bottixls, franz. bouteills.
Lateinische W ö r t e r und Ausdrücke (z. Teil wohl aus
dem Einfluß der Kirche zu erklären).
ssot, Mehrzahl ?ot (offener Vokal!) ----- dummer Ausspruch;
katum. Isscnlcors ----- Disput, Wechselrede, Gespräch; tescnpstiars -----
disputieren. L'Kun?ine na ----- unter einer Decke stecken, zusammen-
halten. I 6r Kuntrdutio na ----- jemanden verfolgen, betreiben. Ivlatsrs
----- Eiter. Limpel ------ dummer Kerl. Lrsttix ----- Zeitung; jetzt aber-----
Schwätzer. Zu diesen Ausdrücken dürfte auch der Anzählreim gehören:
Ana^a Icans^a tumplc!!, Icriois Ici-sois <jom!ni.
Althochdeutsche und mittelhochdentsche Sprachreste,
die in der modernen Schriftsprache nicht mehr oder nur selten oder
nur in Zusammensetzungen vorkommen, finden sich in unseren Mund-
arten noch viele. Auch hievon nur eine kleine Auslese:
Vorerst ist die interessante Tatsache festzustellen, daß die Mund-
art der Walliser in Triesenberg die Uebereinstimmung des Eigen-
— U1 —
schaftswortes mit dem Dingworte in der Stellung als Sahaussage
noch kennt, eine Bildungsweise, die dem Schristdeutschen abhanden-
gekommen, im Gegensatz z. B . zu den romanischen Sprachen und
zum Althochdeutschen. Der Triesenberger sagt also: Dr Vatrr iscnt
cnrsncns, 6'IVlusttr ist cnräricni, '̂cnincl iscnt cnrsncns. W i r Ale-
mannen im Tale sagen wohl: a IcranKs Kin6, aber nicht: s'Kinä
iscnt Kranlcs, sondern - - Kranlc. Diese Uebereinstimmung in prädi-
kativer Stellung, wie sie in Triesenberg heute noch üblich, zeigt auch
das Althochdeutsche. B e i Otfried lesen wir: Lin sun wss kilu siecner
---- sein Sohn war sehr krank. .Hier ist die Endung -er nicht Steige-
rungsendung, sondern die Endung der männlichen Form.
Etwas anders verhält es sich mit einer andern Eigentümlichkeit
des Walser Alemannischen. Es ist dies die Anhängesilbe -t! z. B .
in Lnesslti — Kesselchen u. a. M a n stellte diese Silbe mit dem
niederländischen Suffixe -tjs zusammen (z. B . V^ilnelmintjs, msnnrje
— Wilhelminchen, Männchen) und folgerte, die Walser seien Nach-
kommen der Burgunder. Mittlerweile ist aber dargetan worden, daß
auch die deutschen Walser zum Stamme der Alemannen gehören.
I n graue Vorzeit zurück reicht der Kinderreim: Kitw, ritt--
Kössle, 2 Kor senwr s Lcnlössle usw. Es ist dies ein Rest aus
der germanischen G ö t t e r s a g e : Die drei Jungfrauen sind die
drei Nornen, Schicksalsgöttinnen, die ja auch die griechische Mytho-
logie kennt.
M i t der Mythologie dürfte auch der Ausdruck „/-Vlaroni"-
Spitzbuab zusammenhängen ----- „Alraune".
Ebenfalls Hieher gehört unser Äscnrez- ----- Dienstag ----- 1"!us-
ta^; vergl. damit das englische l'ueso^av.
Von a l tgermanischen P e r s o n e n n a m e n rühren wohl
einige jetzt noch lebende F a m i l i e n n a m e n her: r>Ii6narr, Lrunnarr,
WolkinAer und wahrscheinlich auch j>Iipp (Kurzform zu i>si6bert).
Von al tgermanischen Oer t l ichkei t sbeze ichnungen sei
der Flurname örünl hervorgehoben. Das Wort ist abgeleitet von
bruoc ----- Sumpf und nahe verwandt mit den Städtenamen Lrüssel
und Lrucnssl, die soviel wie „Siedlung am Sumpf" bedeuten. Zwar
ist die Flur Brühl in Balzers heute trocken. Aber die alte Sage
vom Lindwurm, der Name OraZ-Z-sIöcner in der Nähe und der Rhein-
kies in Brühl zeugen vom früheren Zustand.
Zum Schlüsse seien nachfolgend nur einige der v ie len noch
täg l ich gebrauchten W ö r t e r aus a l ter Z e i t verzeichnet.
Die Mundarten Liechtensteins haben altertümliches Gepräge und
zwar in steigendem Maße von Norden nach Süden. Am deutlichsten
tritt dies in der Mundart von Balzers hervor. Auch das scheint
mir ein Beweis zu sein für das langsame Vordringen der Germa-
nisierung von Nord nach S ü d : die nördlicheren Mundarten hatten
sich schon etwas weiter entwickelt, als das alemanische Idiom in die
südlicheren Gemeinden vordrang. Dazu kommt noch die besondere
Tatsache, daß gerade die Einwohner der oberen Gemeinden kaum
ein richtiges cli aussprechen können, wie etwa in „Buch", „Bach",
„lachen"; auch eine Eigentümlichkeit der Romanen.
Der römische Geschichtschreiber Tazitus berichtet in seiner
„Lermsnia" von einem der wertvollsten Äandelsgegenstände der
alten Deutschen, vom Bernstein, und sagt, daß sie dieses edle Karz
Z-Iassum nennen. M i r scheint dieses Wort noch vorzuliegen in un-
serem „Glori-Äarz" ----- Äarz der Steinobstbäume. Es wäre dies
auch ein Fingerzeig, daß jenes alte Z-Isesum mit einem offenen Laute
in der Stammsilbe gesprochen wurde.
Ein altes Wort ist auch der Ausdruck „I^äuKa" als Kosewort
für Kühe; althochdeutsch Iic>ba.
Zwei alte Wörter sind auch Lecn ----- „Pflugmesser" und V^exas
oder V/ez-is ----- „Pflugschar".
Das Wort Ws^as ist von besonderer Wichtigkeit in kultureller
Hinsicht: Es ist mit andern Wörtern ein Beweis dasür, daß die
europäischen Indogermanen gegen die östlichen schon früh eine Gruppe
für sich bildeten. Der Sprachforscher F r . Kluge schreibt darüber sast
wörtlich: „Die europäischen Sprachen weisen auf eine Kultur mit
Ackerbau und Viehzucht, die asiatischen Sprachen auf eine ursprüng-
liche Kultur wesentlich nüt Viehzucht. Denn in der Tat stimmen
die idg. Sprachen Europas in manchen Wortgleichungen aus dem
Bereich des Acker- und Getreidebaues überein, für die Inder und
Perser keine alten Entsprechungen besitzen. Gleichungen, bei denen
auch das Germanische beteiligt ist, sind got. srzan „pflügen" lat.
srsre gr. sroo und altnord. srcl,- lat. sratrum gr. arotron „Pf lug" ,
althochd. waZ-anso „ P f l u g s c h a r " lat. vomer.
So ließen sich manche der folgenden Wörter in sprachlicher und
kultureller Hinsicht bis in ferne Gegenden und Zeiten verfolgen (der
- 113 -
Kürze halber ist die Aebersetzung weggelassen): H,ette, ^esss, Kell,
Zensks, Kicls, Ki-iiz, lcropps, ? j ä 8 , r^amms, Lälls, näl, Î ecl, lass,
worbs, xrÄ, Avms, Lömr, xo^a, Lxonts (ich stellte dieses Wort
wegen seines ungehauchten Anlautes zu den romanischen), Z-ixsmpfs,
^sra, Litt, xitti^, Lötte, Lotts, Krsss, xlsrs, nora, uk lzscl xe,
ölät?, kors, k'Ärle, kslAa, k̂ ssl, f'äs-z, f'Iärs, örcimm, olcitt, vluZ-,
liners, I^uama, ^ätt, jsss, vsrlscnarst, linxa, Issma, läoa, Lwstt,
wischt, riott, V^ecla, wäcn, Liscli, I^ecliliolclr, rätla, Zs^aLLs,
ZcnrÄtle^, scnnö^Ia , lüüa, oiscns u. a. m.
Das wäre nun so in kurzen Zügen ein in volkstümlicher Form
gehaltener Lleberblick über die Sprachen unserer Vorahnen bezw.
deren Aeberreste.
Aus dem wenigen Gebotenen konnten wir entnehmen, daß die
Sprache nicht ein Angefähres, sondern ein in steter Entwickelung
Entstandenes ist; daß die Sprache, die wir reden, ein uraltes Gut ist;
daß unsere kulturellen Beziehungen große Zusammenhänge aufweisen
und auch in neuerer Zeit weit über die Grenzpfähle hinausweisen.
W i r haben.gesehen, daß z. B . die Flurnamen uns über die Sied-
lungsverhältnisse Aufschluß geben: Wo früher Kulturland war, ist
jetzt Einöde oder andere Kultur. Die Siedlung ging von Berg zu
Tal . Altes Sprachgut ist im Schwinden begriffen. Es lassen sich
Schlüsse in sprachgeschichtlicher Hinsicht ziehen: Lampelüt? u. a.
Das Volk arbeitet bewußt und unbewußt an seinem Sprachschah:
Katzarank, Mattilaberg; Spitzengut (früher ?i? s?u6) bei Balzers.
Alte Lirkunden über Gemeindeprozesse zeigen an diesem Namen, daß
auch Namenserklärungen schon früher eine Rolle spielten. Auch
volkswirtschaftliche Fingerzeige bergen sich in alten Namen: So er-
zählt unS der Name I^ovocis in der Alpe Malbun, daß früher um
3 Llhr nachm. gemolken wurde, er heißt soviel wie „Neunuhrboden":
I n westschweizerischen Alpen wird die Zeit jetzt noch nach altrömischer
Weise angegeben, ottavs (die achte Stunde von morgens 6 Llhr ab
gerechnet) bedeutet „2 Llhr nachmittags". I n alten Schneefluchtstrei-
tigkeiten heißt es „zur Melk- alder Nonzeit"; Î on ----- „neun Ahr",
also nach alter Zeitrechnung „3 Llhr nachmittags", und der Non-
boden war also der Melkboden.
Die Anhäufung der vorgermanischen Flurnamen von Nord
nach Süd und ein Blick in die Namenkarte des Sarganserlandes
zeigen uns, daß die Germanen bei uns nicht vom Seeztal her, son-
— 114 —
dern durch das Nheintal vordrangen und zwar nicht mit Brachial-
gewalt, sondern im friedlichen Siedlungswege.
Die vorgermanischen Namen fast aller unserer Ortsnamen be-
weisen den uralten Bestand dieser Siedlungen.
Solches und mehr erzählen uns die Zeugen vergangener Zeiten.
Wenn diese einfachen Ausführungen, (die ich ohne Quellenangabe
bringe, ohne aber meine Dankesschuld den Gewährsmännern gegen-
über zu vergessen), dazu führen, das Interesse an unserer Geschichte
und die Liebe zu Heimat und Volkstum, zu altem Brauch und alter
Sitte wecken und fördern zu helfen, dann bin ich zufrieden.
Mannigfach waren die Geschicke unseres Volkes seit ältesten
Zeiten, bis ein guter Stern uns zur Kirche und Jahrhunderte später
zu unserem edlen Fürstenhause führte. Möge es uns Liechtensteinern
vergönnt sein, recht lange in treuer Zusammenarbeit mit dein Hause
^ . i e c a t e n s t e i i » unter Gottes Schur; uns unserer schönen Heimat
zu freuen.
3 Vereins-Chronik 8
^) Jahresbericht.
Generalversammlung am 12. Oktober auf Gutenberg.
Der Vorsitzende H . H . P rä l a t I . B . B ü c h e l begrüßte die Ver-
sammlung, die stark besucht war. Er hob die Bedeutung des Tagungs-
ortes, der Burg Gutenberg, in geschichtlicher Hinsicht hervor und
zeigte, wie ihre Geschichte bis vor Christi Geburt hinaufreicht.
Anschließend gab er Aufschluß über den Mitgliederstand.
Gestorben sind im verflossenen Vereinsjahre die Mitglieder: Ober-
lehrer Josef Frömmelt in Triesenberg, Obersorstmt Franz Krätzl
in Olmütz — ein Gönner unseres Vereins — und Altkassier Johann
Verling in Vaduz.
Ausgetreten ist Johann Mündle N r . 49 in Mauren.
Neu eingetreten sind: Franz Amann Gastwirt in Vaduz,
Alfons Kind Gastwirt in Bendern, Dr . Karl Schlegel in Vaduz,
Lehrer Ernst Schädler in Vaduz, Maurermeister Heinrich Schädler
in Triesen, Anton Walser N r . 117 in Vaduz, Bankdirektor Fer-
dinand Walser in Bludenz, Johann Walch in Vaduz, Fridolin Spalt
in Nuggell, Baptist Quaderer in Schaan, Vorsteher Gebhard Brun-
hart in Balzers, Albrecht Wolfinger in Balzers, Josef Wille in
Balzers, Alrich Göppel in Vaduz, Rudolf Seeger in Vaduz.
Die Mitgliederzahl beträgt 212.
Der Kassier, Herr Oberlehrer A . Feger, berichtete über den
Stand der Kassa und über den Verkauf der 2. Auflage von „Kaisers
Chronik". Der revidierte Kassabericht wird genehmigt.
Hierauf gibt der Schriftführer, Prof . Dr . E . Nipp, anhand
der Protokolle eine kurze Iahresübersicht:
Seit der letzten Generalversammlung vom 7. Okt. 1923 wickelte
der Ausschuß in 7 Sitzungen die laufenden Geschäfte ab. Nebst
verschiedenen Einzelfragen beanspruchte besonders der Druck und
Verkauf der 2. Auflage von „ P . Kaisers Geschichte des Fürstentums
Liechtenstein" manche Besprechungen. Ferner wurden mehrere Werke
neu angeschafft.
— 116 -
Nun hielt der Vorsitzende einen mit großem Beifal l aufgenom-
menen Vortrag über den Alpstreit der Mälsner mit den Frastanzern.
Es wurde bestimmt, der Vortrag solle noch dieses Jahr im Jahr-
buche erscheinen.
Die Wechselrede wurde eifrig gepflegt, besonders, wie selbst-
verständlich, von den Balznern und Mälsnern.
Fllrstl. Rat Jos. Ospelt sprach über die Wichtigkeit der Flurkarten
für praktische und wissenschaftliche Zwecke und wurde hierin von Prof .
Dr. E . Nipp unterstützt, der dem Äeimatschutz das Wort redete.
Abg. Stefan Wachter berichtete über den Beschluß der
Landes-Finanzkommission, das Unternehmen der Flurkartenherstellung
finanziell zu unterstützen, was mit Beifall zur Kenntnis genommen
wurde. Ebenso habe die Gemeinde Schaan einen Beitrag bestimmt.
Prä la t Büchel erläuterte den Wert der Urkunden und die
Wichtigkeit sicherer Aufbewahrung derselben.
Selten verlief eine Generalversammlung so anregend wie die
diesjährige auf dem schönen Schloß Gutenberg.
Rechnung für das Jahr 1923
E i n n a h m e n :
Franken
1. Lleberschuß vom Jahre 192! 764.83
2. A n Mitgliederbeiträgen 568.24
3. A n Subventionen von S r . Durchlaucht dem
Landesfürsten 100.—
4. A n Subvention aus der Landeskasse . . . . 100.—
5. A n Vergabung von S r . Durchlaucht Prinzen Alois . 40.—
6. „ „ „ „ „ „ Karl . 1 0 . -
7- „ „ „ „ „ „ Johann . 25.—
8. Für verkaufte Jahrbücher 23.—
9. A n 1923 er Zinsen aus dem Konto-Korrenr . . 13.80
Summe des Empfanges . 1644.87
— 117 —
A u s g a b e n :
Franken
1. An Druckkosten für das Jahrbuch und 30 Separat-
abzüge 8,790,000 Kronen . . . . .
2. Für Zustellung derselben und Einzug der
Mitgliederbeiträge 55.40
3. Für Anschaffungen zur Bibliothek 53.50
4. Für Photos zum 1923er Jahrbuch ^ N . —
5. Für Postwertzeichen u. Postgebühren HZ.??
6. Geldwechselsteuer
7. Für Inserate 9.90
8. Für Reparaturen an den Schränken im
7.80
9. Für Verpackungsmaterial . . . . . 4.80
10. A n Remuneration für den Vereinskassier . . 40.—
Summe der Ausgaben . 965.17
Vom Empfange per . . . . ^ , . 1644.87
abgezogen die Ausgaben per . 965.17
bleibt ein Rechnungsrest von . 679.70
V a d u z , den 12. Oktober 1924.
A. Feger, Kassier.
Geprüft und richtig befunden:
Keller.
- 118 -
6) Mitglieder-Verzeichnis.
s) M i t g l i e d e r aus dem fürs t l . K a u f e .
Se. Durchlaucht der regierende Fürst Johann II.,
„ „ Prinz Franz, k. u. k. Botschafter a. D^,
Prinz Franz junior,
„ Prinz Johann,
,. Pr inz Kar l ,
^ Ihre „ Prinzessin Elisabeth,
> Se. „ Prinz Alois,
Prinz Friedrich.
b) Andere M i t g l i e d e r :
Mitglied seit
Amann Franz, Gastwirt in Vaduz 1923
Anderka 5)ugo, Vorstand der f. l . Forstdirektion in Olmütz 1902
Arbenz Gottfried, vorm. Fabriksdirektor, dzt. in Zürich 1901
Bankö Julius, Dr. Phil., Leiter der Antikensammlung am
kunsthistorischen Museum in Wien 1902
Bcmzer Andreas, Altvorsteher in Triefen 1901
Banzer Jakob, Ks . -Nr . 92 in Triesen , 1923
Bast Peter,. Pfarrer in Aster, Kanton Zürich 1913
Batliner Emil, Vorsteher in Maureu 1918
Batliner Felix, Dr. fstl. Landesphysikus in Vaduz 1910
Batliner Johann, Gastwirt in Mauren 1919
Batliner Josef, Dr., Bahn- und Stadtarzt in Feldkirch 1908
Batliner Mar tm Josef, Oberlehrer in Eschen 1901
Beck Alexander, 213 in Triesenberg 1920
Beck David, Lehrer in Triesenberg 1919
Beck Franz Josef, Altvorsteher in Triesenberg 1901
Beck Ludwig, Altkassier in Schaan 1918
Beck Wilhelm, Dr. , Advokat in Vaduz 1912
Brepohl F . W . , Schriftsteller in Neuhof-Berliu 1914
Brender Severin, Musikdirektor in Vaduz 1920
Brunhart Alfons, Dr. med. in Schaan 1908
Brunhart Gebhard, Vorsteher in Balzers 1924
Büchel Alois, Architekt in Pforzheim 1920
Büchel Alois, Oberlehrer in Balzers 1907
Büchel Emil, Postmeister in Vaduz 1920
- 119 —
Büchel Johann Baptist, geistlicher Rat, Kanonikus, und
päpstlicher Äausprälat in Bendern (Vereinsvorsitzender) 1901
Büchel Josef, Pfarrer und Schulkommissär in Schaan 1918
Büchel Peter, Oekonom in Mauren 1916
Bühler David, Geschäftsagent in Maureu 1909
Bürkle Christian, Pfarrer in Bendern ' 1901
Büchel Johann, Pfarrer in Eschen 1921
Carnot Maurus, Dekan des Klosters Disentis 1923
Falk Jakob, Altvorsteher in Schaan 1901
Feger Alfons, Oberlehrer i . N . in Vaduz (Vereinskassier
und Bibliothekar) 1901
Feger Alfons, fürstl. Äofkaplan in Vaduz 1916
Feger Guido, Wirtschaftskammersekretär in Vaduz 1920
Feger Siegsried, Buchhandlungsgehilfe in Basel 1919
Feger Walter, Zollbeamter in Basel 1923
Fehr Wilhelm, in Schaanwald 1901
De Florin, Domprobst in Chur. - 1903
Frick Alois, Oberlehrer in Balzers 190g
Fritz Edelbert, Finanzwache-Oberkommifsär i . N . in Schruns 1909
Frömmelt Anton, Pfarrer in Triefen 1917
Frömmelt Christof, Zimmermeister in Schaan 1922
Frömmelt Emanuel in Triesen 1923,
Frömmelt Johann, Tierarzt in Eschen 1921.
- Gaßner Franz Laver, Oberlehrer in Vaduz , 1903
Gaßner Franz Iaver, Oberlehrer in Triesen 1W2-
Gaßner Gottlieb, Kaufmann in Vaduz , 1922
Gaßner Josef, Gymnasial-Direktor i . N . in Innsbruck , 1901
Geldenbott, fürstl. Äoskaplan in Schaan 1918
Gemeinde Balzers 1902
Gemeinde Eschen 1902
Gemeinde Gamprin 1902
Gemeinde Mauren 1902
Gemeinde Planken 1902
Gemeinde Nuggell 1902
Gemeinde Schaan 1905
Gemeinde Schellenberg 1902
Gemeinde Triesen 1902
Gemeinde Triesenberg 1902
— 120 -
Gemeinde Vaduz 1902
Göppel Lllrich, Geschäftsführer der Buchdruckerei F r . Kaiser
in Vaduz 1924
Göring Peter, Major a. D . in Schaan 1923
Gstöhl Serafin, in Vaduz
Gubelmann Felix, Negierungsrat in Gamprin 1919
Haberler Franz, Dr . jur. et med., Ministerialrat im Ministe-
rium des Innern in Wien 1901
Hanel Richard, fstl. lischst. Forstdirektor i . Ma'hrisch-Trübau 1901
Kartmann Julius, fürstl. Forstmeister in Vaduz 1909
.Hasler I . ,G., in Eschen 1921
Hasler Ludwig, Steuerkommissär, in Vaduz 1919
Keeb Rudolf, in Gamprin 1919
Hiener Gabr., fstl. Oberingenieur und Landestechniker, Vaduz 1901
Hietel Franz, Dr . Professor in Wien 1918
Hilti Johann, Vorsteher in Schaan 1923
Kilty Josef Baumeister in Schaan, N r . 80 1920
Hilty Lorenz, Kaufmann, in Schaan, N r . 186 1901
Hilty Kaspar, Baumeister in Feldkirch 1902
Hilty Lorenz, Baumeister, in Schaan 1914
Hinkelbein Georg, Oberregierungsrat in München 1905
Hoop Ferdinand, Lehrer in Gamprin 1919
Hoop Josef Silvan, resign. Pfarrer in Eschen 1908
Hoop I . , Dr. , Zollbeamter in Genf . 1921
Jaeger Josef, Bllrgerschullehrer in Bregenz 1919
Jäger Meinrad, Privatbeamter in Schaanwald 1919
Jehli Gottlieb, Sattlermeister in Schaan 1923
Ieyli Theodor, Flaschnermeister, in Schaan 1901
John Wilhelm, Direktor am Heeres-Museum in Wien 1914
Jussel Gregor M , Pfarrer in Schellenberg 1908
Kaiser Ambros, in Mauren, N r . 66 1919
Kaiser Edwin, in Mauren, N r . 82 1919
Kaiser Johann, in Mauren, N r . 16 1919
Kaiser Karl , Vorsteher, in Schellenberg 1919
Keller Marzellin, fürstl. Landeskassenverwalter, in Vaduz 1901
Keßler Hermann, Oberingenieur, Direktor der überseeischen
Abteilung der Siemens-Schuckertwerke in Berlin 1905
Kieber Theodor, Bahnwärter in Schaanwald 1917
- 121 —
Kind Alfons, Gastwirt, in Bendern 1924
Kind Josef Felix, in Bendern 1921
Kindle Georg, Lehrer in Schaan 1919
Kleiner Viktor, Landesarchivar in Bregenz 1901
Kloo Martin, Pfarrer in Nuggell 1908
Kranz Alfons, Lehrer in Nuggell 1919
Kriß Josef, Dr. , Gymnasialprofessor dzt. in Balzers 1912
Kuen Peter Pau l , fürstl. liechtst. Oberförster i . N . in Oetz 1901
Landeslehrer-Bibliothek in Vaduz 1921
Leseverein in Triesen 1912
Leseverein in Triesenberg 1912
Leseverein in Vaduz 1902
Liechtensteiner Verein in St. Gallen 1918
Lindt Adolf, Iustizrat in Darmstadt 1901
Martinideß Alois, Oberst S t . Polten (Schulring 10
N . Oesterreich) 1920
Marxer David, in Mauren, N r . 152 1919
Marxer Ludwig, fürstl. Landestierarzt in Vaduz 1901
Marxer I . G . Dr., Kanonikus, Pfarrer und Landes-
vikar in Vaduz 1923
Marxer I . A . , in Mauren, N r . 108 1919
Marxer Johann. N r . 109 in Mauren 1917
Marxer Frz. Josef, Altregierungsrat in Eschen 1918
Mat t Gebhard, N r . 29 in Nuggell 1919
Mat t Gebhard, Kaufmann in Äard 1921
Mat t I . G. , N r . 145 in Mauren 1920
Mat t Ferdinand, Dr . theol., Vikar in Zürich 1918
Meier Johann, Lehrer in Mauren 1909
Meier Rudolf, Dr . theol., in Rom 1918
Minst Kar l Jos. in Triesen 1923
Müßner Franz Josef, Lehrer in Nendeln 1904
Nagel Arban, Zollaufseher in Buchs ' 1920
Näscher Ferdinand, N r . 17 in Gamprin 1919
Näscher I . G . , N r . 16 in Gamprin 1919
Näscher Josef, N r . 30 in Gamprin 1919
Neumann Gustav, v., Baurat, fstl. liechtst. Architekt i . Wien 1903
Nigg Franz, Hotelier, in Zürich 1909
Nigg Ferdinand, fstl. Regierungssekretär in Vaduz 1916
122 —
Nipp Eugen, Dr. Phil., Direktor der Realschule in Vaduz
(Vereinsvorstandsmitglied) 1912
Oehri Albert, in Gamprin 1919
Oehri Konrad, in Mauren 1919
Ospelt Alois, fstl. Landgerichts-Kanzlist in Vaduz , 1916
Ospelt Fidel, Neallehrer i . R . , in Vaduz 1901
Ospelt Josef, fstl. Rat in Vaduz (Vereinsvorstandsmitglied) 1901
Ospelt Josef, Geometer in Vaduz 1918
Ospelt Meinrad, in Vaduz 1901
Ospelt Oskar, Privatbeamter in Bregenz 1902
Partisch Arthur, fstl. liechtst. Forstverwalter in Groß-
Mohrau (Mähren) 1912
Pawelka K , , sstl. liechtst. Oberbaurat in Wien 1914
Preußische Staatsbibliothek in Berlin 1914
Quaderer Josef, Buchhändler in St . Gallen 1918
Quaderer Julius, Grundbuchführer in Vaduz 1923
Quaderer Baptist, in Schaan 1924
Quaderer Rupert, Gemeindekassier in Schaan 1918
Real Anton, Geschäftsagent in Triesen 1901
Nederer Josef, Dr . prakt. Arzt in Fulpmes 1902
Neding Franz v., Pfarrer in Triesenberg 1901
Rheinberger Anton, in Vaduz 1905
Rheinberger Egon, akadem. Bildhauer auf Gutenberg bei
Balzers (Vereinsvorstandsmitglied) 1901
Rheinberger Mar ia , Postmeisterswitwe in Vaduz 1913
Nisch Emil, Oberlehrer in Triesen 1901
Ritter Mart in, Dr. , Advokat in Innsbruck 1908
Ritter Stefan, Weinhändler in Schaan 1923
Ritter Wilhelm in Nuggell 1918
Röckle Franz, Architekt in Frankfurt a. M . 1907
Sausgruber Ludwig, Buchdruckereibesitzer in Feldkirch 1919
Schädler Albert, Professor, Nendeln 1903
Schädler Emil, fürstl. liechtst. Nevierleiter in Rohle
Äohenstadt (Mähren) 1908
Schädler Ernst, Lehrer in Vaduz 1923
Schädler Franz Josef, Landweibel i . N . in Vaduz 1922
Schädler Gebhard, Tonwarenfabrikant in Nendeln 1901
— 123 -
Schädler Gustav, fürstl, Regierungschef in Vaduz 1914
Schädler Heinrich, Maurermeister in Triesen - 1924
Schädler Josef, Tonwarenfabrikant in Brederis 1901
Schaedler Otto, Dr. med. von Balzers 1920
Schädler Rudolf Dr., in Vaduz . 1 9 0 1
Schaffhauser Nochu-.-, in Eschen ' 1919
Schlegel Karl Dr . , in Vaduz ' ' 1923
Schmid Peter, Pfarrer in Balzers 1901
Schöpf Heinrich, Landesgerichtsrat in Klausen (Tirol) I91Ä
Schürte Franz, Gypsermeister in St. Gallen ' - 1923
Schwerzenbach Karl v., Konservator in Bregenz - '1906
Seeger Alois, Gastwirt in Vaduz ^ 1901
Seeger Rudolf, Buchdrucker, in Vaduz 1924
Spörry Fritz, Fabrikant in Vaduz 1918
Spalt Fridolin, in Ruggell 1924
Sprecher Th. v., Oberst in Maienfeld 1904
Steinert Pau l , Rektor in Gleinau (Oberschlesien) 1918
Steger Georg, in Balzers 1924
Strub David, Bankbeamter in Vaduz 1920
Thurnher Julius, Dr., Landrichter in Vaduz 1914
Tschürtscher Joses, Privatbeamter in Vaduz 1920
Universitätsbibliothek in Wien 1910
v. Valloi Graf Dr. Alexander, in München 1920
Verein der Vorarlberger in Wien 1911
Vetsch Math., in Grabs 1916
Vogt Basilius, Pfarrer und Kanonikus in Zürich 1901
Vogt Josef, Webermeister in Balzers 1904
Vonbun Robert, Prof . , in Vaduz 1901
Wachter Franz, in Vaduz 1921
Wachter Hermann, Buchbinder in Vaduz 1914
Wachter Josef, Pfarrer in Wangen 1917
Wachter Stefan, Malermeister in Schaan 1923
Walch Johann, in Vaduz 1924
Walser Anton, Gastwirt, in Vaduz 1914
Walser Anton N r . 117 in Vaduz 1923
Walser Ferdinand, in Dornbirn . 1901
Walser Ferdinand, Bankdirektor, in Bludenz 1924
Walser Friedrich, Postmeister in Schaan 1901
— 124 —
Walser Hermann, stud. theol. in Innsbruck 1918
Wanger Johann, Altregierungsrat, in Schaan 1908
Wanger Louise, in Schaan 1920
Wille Franz, Zimmermeister in Vaduz 1913
Wille Josef, in Balzers ' 1924
Wohlwend Johann, in Schellenberg 1919
Wohlwend Johann, in Mauren N r . 85 1919
Wolfinger Albrecht, in Balzers 1924
Wolfinger August, Privatbeamter, in Bludenz 1915
Wolfinger Emil, Postmeister, in Balzers 1904
Zajiczek K . , Dr. , in Preßburg. 1920
!W. Es wird gebeten, allfälligen Wohnungswechsel oder
Titeländerung dem Verein anzuzeigen.
— 125 —
L) Verzeichnis der historischen Vereine,
wissenschaftlichen Institute usw., mit denen der
Historische Verein Schriftentausch unterhält.
Verein für Geschichte u. Altertümer von A n ,
Historischer Verein für Schwaben und Neuburg,
Historischer Verein,
Historische und antiquarische Gesellschaft,
Allg. geschichtsforsch. Gesellschaft der Schweiz,
Historischer Verein des Kantons Bern,
Vorarlberger Museumsverein,
Verein für Geschichte u> Altertum Schlesiens,
Deutscher Verein für die Geschichte Mährens
und Schlesiens,
Historische und antiquarische Gesellschaft,
Historischer Verein,
Verein für Geschichte und Naturgeschichte der
Baar,
Histor. Verein für Donauwörth u. Umgebung,
Historischer Verein,
Stella matutina,
Bundesgymnasium,
Verein für christliche Kunst und Wissenschaft
in Vorarlberg,
Wissenschaftlicher Landesverein v. Vorarlberg,
Historischer Verein des Kantons Thurgau,
Gesellschaft für Geschichts-, Altertums- und
Volkskunde,
Breisgauverein „Schauinsland",
Deutscher geschichtsforschender Verein,
Schweiz. Heraldische Gesellschaft,
Verein für Geschichte des Bodensees und sei-
ner Umgebung,
Oberhessischer Geschichtsverein,
Historischer Verein des Kantons Glarus,
Historischer Verein für Steiermark,
Thüringisch-Sächsischer Verein,
Altdorf:
Augsburg -
Bamberg:
Basel:
Bern:
Bregenz:
Breslau:
Brunn:
Chur:
Dillingen a. D.:
Donaueschingen:
Donauwörth:
Eichstädt:
Feldkirch:
Frauenfeld:
Freiburg i . Br . :
Freiburg (Schw.)l
Friedrichshafen:
Gießen:
Glarus:
Graz:
Halle a. S.:
— 126 —
Innsbruck:
Klagenfnrt:
Landshut:
Luzern:
Mähr. Trübau:
Mödling:
München:
Neuchstel:
Nürnberg:
Negensburg:
Salzburg:
Schaffhausen:
St. Gallen-
Stockholm-
Stuttgart:
Solothurn:
Troppau:
Tübingen:
Alm:
Waidhofen a.Ybbs
Winterthur-
Zürich:
Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vor-
arlbergs,
Museum Ferdinandeum,
Geschichtsverein für Kärnten,
Historischer Verein sür Niederbayern,
Historischer Verein der fünf Orte: Luzern, Ari ,
Schwyz, Anterwalden und Zug,
Holzmaistersche Museumsstiftung,
Museum der Stadt Mödling,
Akademie der Wissenschaften,
Lociete neucnatelois cle Z-soZ-i'ÄpniSi
Germanisches Nationalmuseum,
Histor. Verein von Oberpfalz und Regensburg,
Museum Carolino Augusteum,
Histor.-antiquar. Verein des Kantons Schaff-
Hausen,
Historischer Verein des Kantons,
Königl, schwedische Akademie der Altertums-
künde,
Württembergischer Altertumsverein,
Schweiz. Gesellschaft sür Urgeschichte,
Zeitschrift für Geschichte uud Kulturgeschichte
österreich. Schlesiens,
Universitätsbibliothek,
Verein für Kunst und Altertum in Alm (Ober-
schwaben),
: Musealverein für Waidhofen und Amgebung,
Stadtbibliothek (Neujahrsblätter),
Antiquarische Gesellschaft,
Schweizerisches Landesmuseum.
— 127 —
Jahrbücher-Verzeichnis.
Von den früheren, vom His tor ischen V e r e i n f ü r das
F ü r s t e n t u m Liech tens te in veröffentlichten Jahrbücher sind zu
haben und durch den Vereinskassier, Oberlehrer F e g e r i n V a d u z ,
um den Preis von 3 Franken für 1 Band zu beziehen, wobei be-
merkt wird, daß für neueiutretende Mitglieder mehrere frühere Bände
zusammen zu einem ermäßigten Preise erhältlich sind. Vergriffen
sind Band I., II. und IXX.
E r s t e r B a n d (1901):
1. Die Gründung des Fürstentums Liechtenstein von Karl v. I n
der Maur .
2. Die Tätigkeit des liechtst. Landtages im 19. Jahrhundert (I. 1862
bis 1872) von Dr. Albert Schädler.
3. Regesten zur Geschichte der Herren v. Schellenberg. I. von Ioh.
Bapt. Büchel.
Z w e i t e r B a n d (1902):
Geschichte der Pfarrei Triesen von Ioh. Bapt. Büchel.
D r i t t e r B a n d (1903):
1. Die Tätigkeit des liechtst. Landtages im 19. Jahrhundert.
(II. 1873 bis 1889) von Dr. Albert Schädler.
2. Regesten zur Geschichte der Herren v. Schellenberg. II. von Ioh.
Bapt. Büchel.
3. Josef Rheinberger. Eine kurze Biographie (mit Bild) von Anton
Hinger.
4. Römische Vi l l a in Nendeln (mit Abbildungen) von Sam. Jenny.
V i e r t e r B a n d (1904):
1. Die Tätigkeit des liechtst. Landtages im 19. Jahrhundert. (III.
1890 bis 1900) von Dr. Albert Schädler.
2. Ortlieb von Brandis-Vaduz, Bischof von Chur, von Dr . Georg
Mayer.
3. Burg Vaduz von Egon Rheinberger.
4. Regesten zur Geschichte der Herren v. Schellenberg III. von Ioh.
Bapt. Büchel.
F ü n f t e r B a n d (1905):
1. Peter Kaiser (1793 bis 1864) von Dr . Franz Ios. Kiud.
— 128 —
2. Die alten Nechtsgewohnheiten und Landordnungen der Grafschaft
Vaduz und Herrschaft Schellenberg von Dr. Albert Schädler.
3. Regesten zur Geschichte der Herren v. Schellenberg. IV. von
Ioh. Bapt. Büchel.
4. Feldmarschall Johann, Fürst von Liechtenstein und seine Negie-
rungszeit im Fürstentum von Karl v. I n der Maur.
Sechster B a n d (1906):
1. Karl Freiherr v. Hausen 1823—1889 von Dr . A . Schädler.
2. Zwei Arbarien der alten Grafschaft Vaduz v. Ioh. Bapt. Büchel.
3. Regesten zur Geschichte der Herren v. Schellenberg. V . von Ioh.
Baptist Büchel.
S i e b e n t e r B a n d (1907):
1. Geschichte der Herren v. Schellenberg I. v. Ioh. Bapt. Büchel.
2. Negesten zu meiner Sammlung liechtst. Urkunden v. Dr. Albert
Schädler.
3. Neue Literatur, das Fürstentum Liechtenstein berührend, von
Alfons Feger.
A c h t e r B a n d (1908):
1. Johann II., Fürst von Liechtenstein. Ein Gedenkblatt zum 50 jähr.
Negierungsjubiläum von Karl von I n der Maur.
2. Geschichte der Herren v. Schellenberg. II. von I . B . Büchel.
3. Teilungsurkunde zwischen den Grafen Hartmann und Nud. von
Werdenberg vom 2. M a i 1342 von Prof . Dr. Georg Mayer.
4. Regesten zu den Urkunden der liechtst. Gemeindearchive und Alp-
genossenschaften von Dr. Albert Schädler.
5. Fund eines Waschbeckens von Bronze im Burghofe der Ruine
Gutenberg von Egon Rheinberger.
N e u n t e r B a n d (1909):
1. Prähistorische und römische Funde in Liechtenstein. Beitrag zur
Urgeschichte unseres Landes von Dr. Albert Schädler.
2. Geschichte der Herreu von Schellenberg. III. (Schluß) von Ioh.
Bapt. Büchel.
3. Einiges zur Wallisersrage von Ioh. Bapt. Büchel.
4. Bücherverzeichnis der alten bis dahin zur Triesner Cooperatur-
pfründe gehörenden Bibliothek von Ioh. Bapt. Büchel.
Z e h n t e r B a n d (1910):
1. Huldigungsakte bei dem Llebergang der Herrschaft Schellenberg
und Grafschaft Vaduz au die Fürsten von Liechtenstein von Dr .
Albert Schädler.
2. Liechtensteinische Bibliographie. I. Das Geschlecht der österr. Liech-
tensteins. II. Das Fürstentum Liechtenstein v. Dr . Hans Bohatta.
3. Die älteste Karte vom Fürstentum Liechtenstein v. I . Fischer S . I .
4. Ein Beitrag zur Etymologie liechtensteinischer Ortsnamen von
P . I . Hopfner S . I .
E l f t e r B a n d (1911):
1. Sammlung liechtst. Orts- und Flurnamen von Ios. Ospelt.
2. Die Freiherren von Brandts von Dr . P . Bütler.
Z w ö l f t e r B a n d (1912):
1. Die Tätigkeit des liechtst. Landtages in der Periode von 1901
bis 1911 von Dr. Albert Schädler.
2. Die Urkunden des Pfarrarchives zu Bendern von I . B . Büchel.
3. Anhang: Liechtensteinische Bibliographie, III. Die österr. Besit-
zungen des fürstl. Hauses von Dr . Hans Bohatta.
D r e i z e h n t e r B a n d (1913) :
1. Sachregister zu der im I., III., IV. und XII. Iahrluiche erschie-
nenen Geschichte des liechtst. Landtages von Dr . Ä. Schädler.
2. Die Menzinger in Liechtenstein von Moritz Menzinger.
3. Anhang: Liechtensteinische Bibliographie (Schluß). Die österr.
Besitzungen des fürstl. Hauses von Dr . A . Bohatta.
V i e r z e h n t e r Band (1914):
1. Karl von I n der Maur von Dr . Albert Schädler.
2. Gutenberg bei Balzers v. I . B . Büchel und Egon Rheinberger.
3. Der Hausberg bei Mauren von Dr . Oswald Menghin.
4. Graf Wilhelm von Montfort-Feldkirch, Abt von St. Gallen von
I . B . Büchel.
F ü n f z e h n t e r B a n d (1915):
1. Einiges über die Mundart der Talgemeinden Liechtensteins von
P . A . Schädler.
2. Bilder aus der Geschichte von Mauren von I . B . Büchel, I.
3. Literaturschau 1907—1914 von Alfons Feger.
— 130 —
S e c h z e h n t e r B a n d (1916):
1. Bilder aus der Geschichte von Mauren von I . B . Büchel, II.
2. Liechtensteinische Volksbräuche und Volkssagen von Dr . Albert
Schädler.
S i e b z e h n t e r B a n d (1917):
1. Einiges aus der vaterländischen Geschichte von I . B . Büchel.
2. Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Eschen von Dr. A . Schädler.
3. Vaduzer Sprüche vou Josef Ospelt.
4. Eheliches Güterrecht und Ehegattenrecht nach unseren Quellen von
Dr. Beck.
A c h t z e h n t e r B a n d (1918):
1. Das Äungerjahr 1817 in Liechtenstein von Dr. Albert Schädler.
2. Arkunden aus dem Arbar von St. Johann und die Pfarrbücher
Liechtensteins, I., Balzers, von Ioh. Bapt. Büchel.
N e u u z e h n t e r B a n d (1919):
1. Die geschichtliche Entwicklung Liechtensteins mit besonderer Berück-
sichtigung der neuen Zeit von Dr . A . Schädler.
2. Geschichtliches über die Burgen unseres Landes von I . B . Büchel.
Z w a n z i g s t e r B a n d (1920):
1. Geschichte des Eschner Berges von I . B . Büchel.
2. Die Pfarrbücher der Pfarrei Triesen von Alfons Feger.
3. Nachtrag zur Sammlung liechtensteinischer Orts- uud Fluruamen
von Josef Ospelt.
E i n u n d z w a n z i g s t e r B a n d (1921):
1. Die Tätigkeit des liechtensteinischen Landtages in der Periode
1912 bis 1919 von Dr. Albert Schädler.
2. Fürst Wenzel Liechtenstein von Alfons Feger.
Z w e i u n d zwanz ig st er B a n d (1922):
1. Nachruf für 1' Sanitätsrat Dr. A . Schädler.
2. Liechtenstein im Prättigauer Krieg 1619—1624 von I . B . Büchel.
3. Geschichte der botanischen Erforschung Liechtensteins v. D r . A . M u r r .
4. Arteile der Auslandspresse über die 20 jährige Tätigkeit des Kist.
Vereins für das Fürstentum Liechtenstein von Alfons Feger.
D r e i u u d z w a n z i g s t e r B a n d (1923):
Die Geschichte der Pfarrei Bendern von I . B . Büchel.
Bücherverzeichnis der Bibliothek.
Geschichte des fürstl. Hauses Liechtenstein von Jakob Falke — 3 Bände.
Die souverainen Fürsten von und zu Liechtenstein von Schweickhardt.
Fürst Johann II. und die bildende Kunst von Karl Äöß.
Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein, seine Münzen und Medaillen
von I . Themeßl.
Die Fürstlich Liechtensteinische Bildergalerie, 24 Kupfertiefdrucke mit
Geleitwort von Gustav Gluck.
Die Bronzen der Fürstlich Liechtensteinischen Kunstkammer von E.
Tieye-Konrat.
Das Fürstentum Liechtenstein und der gesamte Fürst Johann von
und zu Liechtenstein'sche Güterbesitz statistisch-geschichtlich dargestellt
von Franz Kraetzl.
Burg Liechtenstein bei Mödling von Dr. Karl Fuchs.
Feldmarschall Johannes Fürst von Liechtenstein. Eine Biographie von
Oskar Criste.
Das Buch vom Liechtenstein von Friedrich Ahlenhut.
Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis zum Jahre 12KV von
Dr. A . Äelbock u. Dr. R. von Plant«. I. Band 1. u. 2. Lieferung.
Geschichte des Fürstentums Liechtenstein nebst Schilderungen aus.Chur-
Ratiens Vorzeit von P . Kaiser. 1847.
Kaisers Chronik von Liechtenstein 2. Aufl. besorgt v. I . B . Büchel. I92Z.
Bilder aus der Geschichte Liechtensteins, dramatisch vorgeführt am
Iubilaumsfeste ISIZ. verfaßt von Ioh. Bapt. Büchel.
Das Stemvelgefälle des Fürstentums Liechtenstein in seiner geschicht-
lichen Entwicklung von Dr. Karl Mittermayer.
Vorarlberg und Liechtenstein Land und Leute von I/C.^Äeer.
Die Alpwirtschaft im Fürstentum Liechtenstein. Eine Skizze landwirt-
schaftlichen Musterbetriebes von Dr. v. Klenze,.
Die Ortsnamen Vorarlbergs und Liechtensteins aus Personennamen
von Josef Zösmair.
Josef Rheinberger von Dr. Th. Kroyer.
Liechtenstein im Liede von Franz Kraehl.
Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg. Ein Vei
trag zur Geschichte Schwabens, Graubündtens, der.Schweiz und Vor-
arlbergs von Dr. I . N . v. Vanotti.
Aufsätze und Bilder aus der Geschichte Vorarlbergs und seiner Um-
gebung von Dr. Franz Äaefele.
Vorarlbergs Erhebung im Jahre I8V9 von Dr. Ferdinand Äirn.
Clunia, Römerstation nach der Peutinger'schen Karte, von L. Sausgruber.
— 132 —
Vorarlberger an in- und ausländischen Hochschulen vom Ausgange des
13. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts von P . Anton Ludcwig S. I ,
Vandans, eine Heimatkunde aus dem Tale Montafon von Schulrat Prof.
Äans Barbisch.
Vorarlberger Bergbtbel, K>eimatbilder vom Bodensee bis zum Arlberg
von Lothario.
Heimatkunde von Vorarlberg von Grabherr, Brunner u. Sohm.
Die Werdenberger Chronik von Nikolaus Senn.
Friedrich VII. der letzte Graf von Toggenburg von Dr. Plaz. Bütler
und die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und von Werden-
berg-Sargans von Emil Krüger.
Zur spätmittelalterlichen Choralgeschichte St. Gallens von Dr. Otto
Marxer.
Die Regesten der Benediktiner-Abtei P f ä f e r s und der Landschaft
Sargans von Karl Wegelin.
Nechtsgeschichte der freien Walser in der Ostschweiz von Dr. E. Branger.
Die Laute der Mundarten des St. Galler Rheintals und der angren
zenden vorarlbergischen Gebiete von Dr. I . Berger.
Die Mundart der deutschen Walliser im Äeimattal und in den Außen-
orten von Dr. K. Bohncnberger.
Die Mundart der Bündner Herrschaft von Pau l Meinherz.
Die Schweizerdeutsche Aelplersprache; alpwirtschafl. Terminologie der deutschen
Schweiz; die Molkerei von Otto Frehner.
Geschichte des Bistums Chuv von Dr. I . G. Mayer 2 Bände.
St. Luzi bei Chur, Geschichte der Kirche, des Klosters und des Seminars
von Dr. I . G. Mayer.
Die Arvarien des Domkapitels zu Chur herausgegeben v. Konr. v. Moor.
Neerologium Curiense, das ist: Die Iahrzeitenbücher der Kirche zu Chur,
herausgegeben von Wolfgang von Zuvalt.
Geschichte von Currätien und der Republik „gemeiner drei Bünde" von
Conradin v. Moor 3 Bände.
Das alte Rät ien , staatlich und kulturhistorisch dargestellt v. Dr. P . C. Plant«.
Rhaetia Eacra et profana von Gabriele Bucelinus.
Skizzen zur Geschichte der St. Luzisteig von Major Becker.
Codex Diplomaticus, Sammlung von Urkunden zur Geschichte Cur-Nätiens
und der Republik Graubttnden, herausgegeben von Th. v. Mohr und
Conradin v. Mohr I.—IV. Band.
Rät ia , Mitteilungen der geschichtsorschenden Gesellschaft von Graubttnden
herausgegeben von C. v. Moor und Chr. Kind, I.—IV. Jahrgang.
Rätische Urkunden aus dem Zentralarchiv des fürstl. Äauses Thurn und
Taxis in Negensburg herausgegeben von Hermann Wartmann.
— 133 —
Gesammelte Schriften von I . A . v. Salis-Eeewis und Denkwürdigkeiten
des Fortunat von Iuvalta 1S67—1649 herausgegeben von Conradin
von Mohr.
Alrich Kampells 2 Bücher rätischer Geschichte von Conradin v. Mohr.
Des Ritters Fort. Sprecher v. Bernegg Geschichte der bünduerischen
Kriege und Unruhen von Conradin von Mohr.
Der Schwabenkrieg, ein helvetisch-rätisches Nationalgedicht von Simon
Lemnius.
Der Engadiner Krieg im Jahre 1499 von Albert Jäger.
Aeber bündnerische Geschlechtsnamen von I . C. Muoth.
Die Glaubensboten der Schweiz vor St. Gallus von Alois Lütolf.
Archiv für Schweizerische Geschichte. 9 Bände.
Archäologische Karte der Sstschweiz von Ferd. Keller.
Die Pfahlbauten in den Schweizer Seen von I . Staub.
Wirtembergisches Arkundenbuch herausgegeben vom Staatsarchiv in
Stuttgart I.—XI. Band von 700—1300.
Fürstenbergisches Arkundenbuch herausgegeben von dem fürstl. Archive
in Donaueschingen I.̂ VII. Band bis 1509.
Die Ortsnamen Württembergs in ihrer Bedeutung für die Siedlungs-
geschichte von Karl Bohnenberger.
Geschichte des Allgäus von Dr. F . L. Baumann 3 Bände.
Die Freiherren von Schellenberg in der Baar von Dr. E. Balzer.
Die Südgermanen von Dr. Richard Braungart 2 Äalbbände.
Kultur der alten Kelten und Germanen von Georg Grupp.
Die Entdeckungen der Normannen in Nordamerika v. Ios. Fischer S. I .
Anser Wissen von der Geschichte der Arzeit von I . Thoene.
Aus der Arzeit des Menschen von Dr. Ioh. Bumllller.
Beiträge zur deutschen Mythologie gesammelt in Churrätien von Dr.
F . I . Vonbun.
Deutsch Sesterreichische Literaturgeschichte von Dr. I . W . Nagl und
Jakob Zeidler. 2 Bände.
Das Bauernhaus des Walgaues und der Walserischen Bergtäler Vorarl-
bergs von Dr. Ing. G. Baumeister.
Tiroler Schlösser, Äeft l von K. Schwarz und Freiherrn von Myrvach.
Geländegestaltung und Arkundenwesen in den Alpen von R . Äeuberger.
Buchdruckerei Fr. Kaiser, Vaduz.