J A H R B U C H
DES HISTORISCHEN V E R E I N S
FÜR DAS FÜRSTENTUM
L I E C H T E N S T E I N
BAND 102
JAHRBUCH
DES HISTORISCHEN VEREINS
FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN
BAND 102
VADUZ, S E L B S T V E R L A G DES HISTORISCHEN
VEREINS FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN, 2003
Zum Titelbild:
Friedrich von Amerling
schuf 1845 dieses Porträt
des Fürsten Johann II. von
Liechtenstein als Kind auf
einem Schimmelpony, wel-
ches hier in einem Aus-
schnitt gezeigt wird. Die-
ses biedermeierliche Bild-
nis des knapp fünfjährigen
Erbprinzen Johann steht
in einer herrschaftlichen
Bildtradition: Die vorneh-
me Kleidung des Prinzen,
das gediegene Zaumzeug
des Schimmels, die Peit-
sche, aber auch die ge-
samte Bildgestaltung
verweisen darauf.
Das Bild wurde von Jo-
hanns Vater, Fürst Alois II.
von Liechtenstein, in Auf-
trag gegeben. Während
Alois II. nicht als grosser
Käufer von Bildwerken in
die Geschichte einging, so
betätigte sich sein Sohn
Johann II. weitaus mehr in
dieser Hinsicht. Fürst
Johann II. war dabei nicht
Auftraggeber für neue
Werke, sondern vielmehr
Ankäufer, Sammler und
Donator von Werken der
Wiener Biedermeiermale-
rei, die zu Lebzeiten seiner
Vaters entstanden sind.
Zum Bild auf dem Vorsatz:
Das Gemälde «der Ernte-
wagen», geschaffen von
Friedrich Gauermann, ist
eines der 16 Bilder dieses
Künstlers, welche Be-
standteile der Sammlung
von Fürst Johann II. sind.
Friedrich Gauermann ist
damit derjenige Künstler,
der am häufigsten in der
fürstlichen Sammlung der
Wiener Biedermeiermale-
rei vertreten ist. Das im
Jahr 1837 geschaffene Ge-
mälde «der Erntewagen»
steht in der Tradition des
barocken Erbes und über-
zeugt durch sein Licht-
und Schattenspiel. Die in-
folge des aufkommenden
Gewitterregens gebotene
Eile beim Einbringen der
Fleuernte ist in dieser
stimmungsvollen Darstel-
lung verhalten spürbar
und bildlich gekonnt um-
gesetzt.
Auslieferung:
Historischer Verein für das
Fürstentum Liechtenstein
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chlorfrei, 135 g/m-
© 2003 Historischer
Verein für das Fürstentum
Liechtenstein, Vaduz
Alle Rechte vorbehalten
Gedruckt in Liechtenstein
ISBN 3-906393-31-3
IV
Inhaltsverzeichnis
1 FÜRST J O H A N N II. V O N L I E C H T E N S T E I N
U N D SEINE S A M M L U N G DER W I E N E R
B I E D E R M E I E R M A L E R E I
Roswitha Feger
89 DIE FUNDMÜNZEN V O M KIRCHHÜGEL
B E N D E R N
Harald Rainer Derschka
189 DER H E R R S C H A F T L I C H E M E I E R H O F
G A M A N D E R OB S C H A A N
Heiner Schlegel, Hans Stricker, Claudius
Gurt, Peter Alber t in , J ü r g Leckebusch
233 R E Z E N S I O N E N
245 J A H R E S B E R I C H T DES HISTORISCHEN
V E R E I N S FÜR DAS FÜRSTENTUM L I E C H -
T E N S T E I N 2002
273 L I E C H T E N S T E I N I S C H E S L A N D E S M U S E U M
2002
303 DER O B E R S C H E N K E L K N O C H E N EINES
N O T H O S A U R I D E N
Peter Niederklopfer
Die Publikation des Bei-
trags «Fürst Johann 11.
von Liechtenstein und sei-
ne Sammlung der Wiener
Biedermeiermalerei», ver-
fasst von Roswitha Feger,
wurde ermöglicht durch
einen finanziellen Beitrag
der LGT Bank in Liechten-
stein AG, Vaduz.
Der Historische Verein für
das Fürstentum Liechten-
stein verfolgt den Zweck,
die vaterländische Ge-
schichtskunde einschliess-
lich der Urgeschichte zu
fördern und die Erhaltung
der natürlichen und ge-
schichtlich gewordenen
liechtensteinischen Eigen-
art zu pflegen.
Artikel 1 der Statuten
des Historischen Vereins
für das Fürstentum
Liechtenstein
Für den Inhalt der einzel-
nen Beiträge zeichnen die
Verfasserinnen und Verfas-
ser allein verantwortlich.
FÜRST JOHANN II.
VON LIECHTENSTEIN
UND SEINE
S A M M L U N G DER
WIENER BIEDER-
MEIERMALEREI
R O S W I T H A F E G ER
Inhalt
3 D E R S A M M L E R
3 Fü r s t Johann II. von und zu Liechtenstein
5 F O R S C H U N G S S T A N D
8 V O R A U S S E T Z U N G E N U N D E N T W I C K -
L U N G D E R SAMMELTÄTIGKEIT
J O H A N N S II.
8 F ü r s t Alois II. (1836-1858) und seine Hof-
küns t l e r
16 Die Galerie des F ü r s t e n Johann II. in Wien
am Anfang des 20. Jahrhunderts
18 - Wilhelm von Bode
20 DIE S A M M L U N G DER W I E N E R
B I E D E R M E I E R M A L E R E I
22 Die Landschaft
22 - Das barocke Erbe
28 - Die Wiederentdeckung der Natur
34 - Das Licht Italiens
43 Die Genremalerei
43 - Vorbilder statt Erzieher
46 - Einfigurige Genrebilder - genrehafte
Bildnisse
51 Küns t le rb i ldn i sse
55 DIE R E Z E P T I O N D E R W I E N E R B I E D E R -
M E I E R M A L E R E I U M 1900 IM U M F E L D
J O H A N N S II. V O N L I E C H T E N S T E I N
55 Die Schenkung an das Historische Museum
der Stadt Wien im Vergleich zur Wiener
Biedermeiermalerei in der Galerie Liechten-
stein
58 - Die F ö r d e r u n g nationaler Kunst durch
den Privatsammler F ü r s t Johann II. von
Liechtenstein
60 Das kulturelle Denken in Wien um 1900 -
eine Skizze
60 - Albert Ilg, Streiter f ü r Historie und Patrio-
tismus
64 Die Wiener Biedermeiermalerei in der Ga-
lerie Liechtenstein im Vergleich zur Bieder-
meierrezeption zu Lebzeiten Johanns II.
64 - Die Wiener Sezession (1898) und Ludwig
Hevesis Kunstkri t ik - eine Waldmül ler -
Euphorie
67 - Die Berl iner Jahrhundert-Ausstel lung
(1906) - das deutsche Urtei l zur ös t e r re i -
chischen Biedermeiermalerei
69 - Das Wiener Biedermeier in der ze i tgenös-
sischen Kunstgeschichte
71 DIE B E D E U T U N G D E S FÜRSTEN
J O H A N N II. A L S S A M M L E R IN W I E N
U M 1900
73 R E S Ü M E E
76 A N H A N G
76 Die Küns t l e r der Wiener Biedermeier-
malerei in der Galerie Liechtenstein und die
A n z a h l ihrer Werke im Jahr 1927
76 Ankaufsdaten und Provenienzen der Wiener
B i e d e r m e i e r g e m ä l d e und Aquarelle, die
1927 i n der Galerie Liechtenstein ausge-
stellt waren
78 Verzeichnis der Schenkung des Fü r s t en
Johann II. von Liechtenstein an das Histori-
sche Museum der Stadt Wien im Jahr 1894
79 Abbildungsverzeichnis
83 A b k ü r z u n g e n
83 Bibliographie
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Der Sammler
FÜRST J O H A N N II. VON UND Z U
L I E C H T E N S T E I N
Als Fü r s t Johann II. von und zu Liechtenstein 1858
regierender F ü r s t des Hauses Liechtenstein wurde,
ging auch die Sammlung der Fü r s t en von Liechten-
stein - eine der bedeutendsten und traditionsreich-
sten privaten Kunstsammlungen Europas - in sei-
nen Besitz über . Seinerseits erweiterte er die
Sammlung Liechtenstein durch bedeutende Werke.
Insbesondere aber füg te Johann II. der Sammlung
zahlreiche Werke der Wiener Biedermeiermalerei
hinzu.
Johann II. erblickte auf Schloss Eisgrub in Süd-
m ä h r e n am 5. Oktober 1840 als ä l tes te r Sohn des
Fü r s t en Alois II. von Liechtenstein (1836-1858)
und der Fürs t in Franziska , geborene Gräf in Kinsky,
das Licht der Welt. 1 Als k ü n s t l e r i s c h e n Beitrag zur
s t a n d e s g e m ä s s e n Erz iehung eines Erbpr inzen ge-
noss Johann Zeichenunterricht, der i h m der Land-
schaftsmaler Josef Höge r (1801-1877)- erteilte. So
wurde der Erbpr inz schon f r ü h mit der biedermei-
erlichen Malerei vertraut. Nach der schulischen
Ausbi ldung besuchte Johann die Un ive r s i t ä t en
Bonn und Karlsruhe.
Durch den plötz l ichen Tod seines Vaters Alois
am 12. November 1858 sah sich Johann bereits mit
18 Jahren vor die Aufgabe der Regentschaft des
F ü r s t e n t u m s Liechtenstein und der Verwal tung ei-
nes der g rös s t en Grundbesitze Ö s t e r r e i c h - U n g a r n s
gestellt. F ü r s t Johann II. war nun Oberhaupt des
traditionsreichen n i ede rös t e r r e i ch i s chen Adelshau-
ses Liechtenstein und i m Besitz zahlreicher Schlös-
ser in weiten Teilen der Donaumonarchie. E r ü b e r -
nahm ausserdem eine umfangreiche Bibl iothek 3
und vor allem die grossartige Kunstsammlung des
Hauses Liechtenstein.
Seinen Hauptwohnsitz nahm der F ü r s t i m Stadt-
palast der Liechtenstein, 4 dem Majoratshaus an der
Schenkenstrasse (heutige Bankgasse, A n m e r k u n g
der Verfasserin) i n Wien. Oft reiste er zu seinen Be-
sitzungen, insbesondere zu seinem Geburtsort Eis-
grub. 5
Da Johann II. regierender F ü r s t eines souve rä -
nen Staates war, seinen Wohnsitz aber in der
Hauptstadt Ös te r re i chs hatte, hielt er sich dort in
politischen Angelegenheiten sehr z u r ü c k , 6 auch
wenn er das politische Geschehen aufmerksam
verfolgte. Seine Z u r ü c k g e z o g e n h e i t veranlasste
Wi lhe lm von Bode (1845-1929), Direktor der kö-
niglichen Museen zu Berl in und Berater des Fürs -
ten in Kunstangelegenheiten, den F ü r s t e n in seiner
W ü r d i g u n g zum 5 0 - j ä h r i g e n R e g i e r u n g s j u b i l ä u m
in der « N e u e n Freien P res se» als den «a l l bekann-
ten g r o ß e n U n b e k a n n t e n » zu bezeichnen. 7 Erfreute
er sich doch in Wien und i m F ü r s t e n t u m Liechten-
stein trotz seiner ausgesprochenen Menschenscheu
grosser Popula r i t ä t .
Der F ü r s t be schä f t i g t e sich h a u p t s ä c h l i c h mit
der Verwaltung seiner Güter, pflegte historische In-
teressen und widmete sich mit grosser Liebe seiner
Kunstsammlung. Zu ihrer Erwei terung und Ergän -
zung erwarb er G e m ä l d e und Skulpturen w ä h r e n d
zahlreicher, vor allem nach Italien f ü h r e n d e r Rei -
sen. Des Öf te ren reiste Johann auch nach England,
u m Ausstel lungen und Privatsammlungen zu be-
sichtigten. 8 Durch seine Reisen und den Kontakt zu
bedeutenden Pe r sön l i chke i t en der Kunstwelt, wie
1) Informationen zur Biographie Johanns II. wurden, wenn nicht
anders vermerkt, dem Aufsatz: Wilhelm, Franz: Fürst Johann II. von
Liechtenstein. In: Neue österreichische Biographie 1815-1918.
Bd. VII. Wien, 1931, S. 180-190 entnommen.
2) Artaria, Dominik: Fürst Johann Liechtenstein als Sammler.
Internationale Sammler-Zeitung 21 (1929), Nr. 5. S. 49.
3) Falke, Jakob von: Lebenserinuerungen. Leipzig, 1897.
S. 167 f. - Im Folgenden zitiert als: Falke 1897.
4) Erbaut von Domenico Martineiii (1650-1718), seit 1694. Baum-
stark, Reinhold: Meisterwerke der Sammlungen des Fürsten von
Liechtenstein. Zürich. München 1980. S. 10. - Im Folgenden zitiert
als: Baumstark 1980.
5) Reichel, Eduard: Johann IL Fürst von und zu Liechtenstein.
Eisgrub, 1932, S. 140. - Im Folgenden zitiert als: Reichel.
6) Press, Volker; Willoweit, Dietmar (Hrsg.): Liechtenstein - Fürstli-
ches Haus und staatliche Ordnung. 2. Aufl . München, Vaduz, Wien,
1988. S. 70 f.
7) Bode, Wilhelm von: Fürst Johannes iL von Liechtenstein als
Kunstmäcen. Neue Freie Presse (Wien) vom 12. November 1908. -
Im Folgenden zitiert als: Bode 1908.
8) Bode. Wilhelm von: Mein Leben. Bd. II. Berlin, 1930. S. 46. -
Im Folgenden zitiert als: Bode 1930.
3
Wilhe lm von Bode oder Jakob von Falke (1825-
1897) eignete er sich eine umfassende Kenntnis
der Kunstgeschichte und der Sammel t ä t igke i t an.
Es scheint, als hä t t e er sich den Rat seines Ahnen ,
des F ü r s t e n K a r l Eusebius von Liechtenstein (1611-
1684), zu Herzen genommen. In einer Erziehungs-
schrift an seinen Sohn, «Werk von der Archi tek-
tu r» , mahnte Kar l Eusebius diesen: «Und haben di-
sergestaldt von allem Raren geredet, die Unsrigen
nach Geniegen dar innen zu informieren und zur
Curiositet (Kennerschaft und Sammelleidenschaft)
zu persvadieren und das Nachfolgen aufzuerlegen,
damit sie dem A d l und dem fü r s t l i chen Stand ge-
mes Curiosi (Kenner und Sammler) sein megen und
verbleiben zu ih rem und aller Nachkimbl ingen
hechsten R u h m » . 9
Nach Angaben von Wi lhe lm von Bode tä t igte Jo-
hann II. die ersten wichtigen Erwerbungen f ü r die
Galerie Liechtenstein kurz vor 1870. 1 0 E r erwarb
zwei Por t r ä t s von Gerard ter ß o r c h (1617-1681)
und ein grosses Gemä lde von Meindert Hobbema
(1638-1709) auf Anra ten von Experten. Allerdings
stellten sich die Po r t r ä t s von ter Borch als vol lkom-
men ü b e r t e u e r t heraus und der Hobbema als Fäl-
schung. 1 1 Derartig e n t t ä u s c h t von seinen Beratern
war der F ü r s t von nun an auf sein eigenes Urteil
angewiesen und vertraute i n Kunstangelegenheiten
nur noch Wi lhe lm von Bode.
Wenig s p ä t e r nahm die Entstehung der Samm-
lung der Wiener Biedermeiermalerei ihren glückli-
cheren Anfang . Das erste Ankaufsdatum eines Öl-
g e m ä l d e s w ä h r e n d der Regierungszeit des F ü r s t e n
ist vom Bi ld Johann Matthias Ranftls (1804-1854)
«Der Hund des Ho lzhacke r s» aus dem Jahr 1882 1 2
über l ie fe r t .
Seit 1894 trat Johann II. mit g rosszügigen Schen-
kungen der Wiener Biedermeiermalerei an die Öf-
fentlichkeit; die bedeutendste Schenkung von ü b e r
30 Gemä lden , ging i m gleichen Jahr an das Histori-
sche Museum der Stadt Wien . Seit s p ä t e s t e n s 1910
wurde die Wiener Biedermeiermalerei auch in der
Galerie Liechtenstein gezeigt. 1 3 Im Jahr 1927 wur-
de das letzte Werk der Wiener Biedermeiermalerei
angekauft und in der Galerie Liechtenstein ausge-
stellt.
Die Darstellung der S a m m l e r p e r s ö n l i c h k e i t Jo-
hanns IL von Liechtenstein w ä r e nicht vol ls tändig,
ohne seine Rolle i n Kunstpflege und Wissenschaf-
ten zu betonen. Der F ü r s t war Mitglied in den ver-
schiedensten Organisat ionen, 1 4 so war er, u m nur
einige zu nennen, Ehrenmitgl ied der Akademie der
bildenden K ü n s t e , 1 S Ehrenmitgl ied der k. k. Zen-
t ra lkommission zur Erforschung und Erhal tung der
Kunst- und historischen Denkmale , 1 6 Mitgl ied des
Kura tor iums des k. k. ö s t e r r e i c h i s c h e n Museums
fü r Kunst und Industrie, 1 7 E h r e n p r ä s i d e n t der k. k.
heraldischen Gesellschaft «Adler» , die sich f ü r die
Pflege der historischen Hilfswissenschaften ein-
setzte, 1 8 und Protektor des Kaiser Franz Josef-Mu-
seums f ü r Kunst und Gewerbe in Troppau. 1 , J
Johann war es auch, der erstmals eine umfas-
sende «Gesch ich te des fü r s t l i chen Hauses Liechten-
s te in» in Auf t rag gab. Das d r e i b ä n d i g e Werk er-
stellte Jacob von Falke, Bibliothekar des F ü r s t e n
von Liechtenstein und Berater in Kunstfragen, i m
Jahr 1877. 2 0
A m 11. Februar 1929 starb Johann II. von Liech-
tenstein auf seinem Schloss in Feldsberg in Mäh-
ren. Ihm zu Ehren veranstaltete die Genossen-
schaft der bildenden Küns t l e r Wiens, zu deren Stif-
tern und Ehrenmitgl iedern der F ü r s t gehö r t hatte, 2 1
im Stiftersaal des Wiener K ü n s t l e r h a u s e s eine Trau-
erfeier. 2 2
Das lange Leben des F ü r s t e n , der so u n e r m ü d -
lich u m die Kunst und die Geschichte b e m ü h t ge-
wesen war, hat die Sammlung Liechtenstein bis
heute gepräg t .
W ä h r e n d des Zweiten Weltkrieges wurde die
Galerie Liechtenstein i n der Rossau in Wien ge-
schlossen. U m die Kunstwerke vor den unmittelba-
ren Kriegseinwirkungen zu s c h ü t z e n , wurden sie
zu Beginn des Jahres 1945 in das neutrale F ü r s t e n -
tum Liechtenstein gebracht und auf Schloss Vaduz
deponiert.
4
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Forschungsstand
Schon zu Lebzeiten wurde Für s t Johann IL von
Liechtenstein immer wieder fü r seine Galerie, seine
Sammel tä t igke i t und sein Engagement fü r die b i l -
dende Kunst g e r ü h m t . Aus Anlass des 50. Regie-
r u n g s j u b i l ä u m s Johanns i m Jahr 1908 gab K a r l
Höss das Buch « F ü r s t Johann II. von Liechtenstein
und die bildende Kuns t» heraus.-'1 In seinen umfas-
senden Forschungen stellte Höss eine Fülle von
Material zusammen. E r beschrieb die hervorra-
gendsten Werke der fü r s t l i ch - l i ech tens t e in i schen
Kunstsammlungen in Wien , die bedeutendsten
Schenkungen und U n t e r s t ü t z u n g e n der Museen,
Kunstschulen und Küns t l e rve re in igungen in ganz
Ös t e r r e i ch -Unga rn sowie die Mitgliedschaften des
Fürs ten in diesen Institutionen. Ferner listete Höss
alle profanen und kirchl ichen Bauten auf, die der
Fü r s t teils f ü r sich selbst, teils f ü r Liechtenstein
oder fü r andere Orte errichten liess. Z u m Schluss
füh r t e er die wichtigsten wissenschaftl ichen Unter-
nehmungen auf, die Johann II. un t e r s t ü t z t e .
Bei diesem umfangreichen Werk konnte Höss
auf die Sammlung der Wiener Biedermeiermalerei
nur allgemein eingehen; die Sammel t ä t i gke i t des
Fü r s t en i m Besonderen musste er in seinen Aus-
f ü h r u n g e n ganz ausklammern.
Über die Sammel t ä t igke i t des F ü r s t e n schrieb
erstmals Wi lhe lm von Bode in einem Ar t ike l in der
Neuen Freien Presse vom 11. November 1908 mit
dem Titel «Fü r s t Johannes II. von Liechtenstein als
K u n s t m ä c e n » . 2 4 Eine eingehende Untersuchung,
die das museale Sammlungskonzept des F ü r s t e n
hervorheben w ü r d e , vermisst man hier allerdings.
Die Sammlungsgeschichte der Liechtensteini-
schen G e m ä l d e s a m m l u n g wurde von Reinhold
Baumstark im Katalog « M e i s t e r w e r k e der Samm-
lungen des F ü r s t e n von Liech tens te in» (1980) dar-
gelegt.2" A n h a n d der Sammlungsgeschichte ist die
lange Tradit ion ersichtlich, in die sich Johann II.
stellte - nicht nur als nachfolgender Besitzer der
Sammlung, sondern auch, indem er sie durch neue
Schwerpunkte erweiterte.
Die Rolle Johanns II. als B e g r ü n d e r der Samm-
lung der Wiener Biedermeiermalerei blieb in der
bisherigen Forschung zur Sammlung Liechtenstein
beinahe unbeachtet. Die Wiener Biedermeiermale-
rei aus den Sammlungen der Fü r s t en von Liechten-
stein wurde erst zweimal in Ausstellungen p r ä s e n -
tiert. Die erste Ausstel lung fand 1950 im Kunstmu-
seum Luzern unter der Leitung von Gustav W i l -
helm, dem damaligen Direktor der Sammlung,
statt. 2 6 Wi lhe lm ging aber i m Begleittext zur Aus-
stellung nicht auf den B e g r ü n d e r Johann II. ein. E r
wollte einen G e s a m t ü b e r b l i c k ü b e r die Sammlung
der Wiener Biedermeiermalerei des F ü r s t e n von
9) Zitiert nach Baumstark 1980 (wie A n m . 41. S. 7.
10) Bede 1908 (wie Anm. 7).
11) Ebenda; vgl. auch Wurzbach. Alfred von: Die Vorgänge in der
fürstlich Liechtonstein'schen Galerie. In: Wiener Allgemeine Zeitung
vom 6. Februar 1884. - Im Folgenden zitiert als: Wurzbach 1884.
12) Kronfeld, Adolph: Führe r durch die fürstlich liechtensteinische
Gemäldegalerie . Kat. Mus. Wien. 1927, S. 225. Nr. 2130. - Im
Folgenden zitiert als: Kronfeld. Das Bild befindet sich heute nicht
mehr in der Sammlung des Fürsten von Liechtenstein. Vgl. auch
Wilhelm, Gustav: Wiener Biedermeier-Maler und Carl Spitzweg. Kat.
Ausst. Luzern 1950. - Im Folgenden zitiert als: Wilhelm 1950.
1 3) Ins Jahr 1910 datiert ein «Inventar über moderne Gemälde die
in der Galerie IL Stock. III & IV. & Spitzweg - Zimmer aufgehängt
sind» von J. Schild (HALV).
14) Zur vollständigen Auflistung der Unters tützung wissenschaftli-
cher Forschung und der Mitgliedschaften in Kunst- und Künstlervor-
einigungen des Fürsten siehe Höss, Karl: Fürst Johann II. von
Liechtenstein und die bildende Kunst. Wien. 1908, S. S7-208. sowie
S. 315-346. - Im Folgenden zitiert, als: Höss.
15) Ebenda, S. 98.
16) Weckbecker, Wilhelm von: Handbuch der Kunstpllege in Öster-
reich. 3. Au l l . Wien, 1902. S. 9 ff.
171 Ebenda, S. 152 ff.
IS) Ebenda. S. 219.
19) Ebenda, S. 652 f.
20) Falke. Jakob von: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechten-
stein. 3 Bde. Wien, 1877. - Vgl. Falke 1897 (wie Anm. 3), S. 165 f.
21) Höss (wie Anm. 14), S. 120.
22) Reichel. S. 202.
23) Höss (wie Anm. 21).
24) Bode 1908.
25) Baumstark 1980, S. 7-14.
26) Wilhelm 1950.
5
Liechtenstein geben. 2 7 Dementsprechend war auch
die A u s w a h l der Küns t le r sehr weit gefasst: W i l -
helm bezog sowohl Vorläufer des Biedermeier als
auch nachfolgende, stilistisch bereits anders orien-
tierte Küns t le r mit ein, ausserdem beachtete er pa-
rallel verlaufende romantische Richtungen.
Erst 33 Jahre s p ä t e r wurde die Sammlung der
Wiener Biedermeiermalerei wieder der Öffentl ich-
keit p r ä s e n t i e r t . 2 8 Der damalige Direktor der
Sammlung des F ü r s t e n von Liechtenstein, Reinhold
Baumstark, zeigte in einer sehr viel e i n g e s c h r ä n k -
teren Auswah l ausschliesslich die Ölgemälde des
Wiener Biedermeier, die er anhand von Einzelbe-
schreibungen in die Kunstgeschichte einordnete.
Im Nachwort des Ausstellungskataloges machte
Baumstark auch erstmals auf die Rolle Johanns II.
als B e g r ü n d e r dieser Sammlung aufmerksam.
Zusätzl ich zu Baumstarks A u s w a h l werden in
dieser Arbei t die Aquarelle der Sammlung des Für -
sten Johann II. in den Untersuchungen be rücks i ch -
tigt. Es wi rd sich zeigen, dass diese aufgrund ihrer
küns t l e r i s chen Vollendung nicht nur in der Epoche
des Biedermeier, sondern auch f ü r die Sammlung
und den Sammler gleichbedeutend wie die Ölge-
m ä l d e waren.
Bis heute wurde die Rezeption der Wiener Bie-
dermeiermalerei u m die Jahrhundertwende - zur
Zeit des H ö h e p u n k t e s der Sammel t ä t igke i t des Für -
sten - nur am Beispiel des Malers Ferdinand Georg
Waldmül le r erforscht. Die Wiederentdeckung Wald-
mül le r s stellte Rupert F e u c h t m ü l l e r in seiner Wald-
mü l l e r -Monograph i e von 1996 dar. 2 9
Unmittelbar mit der Biedermeierrezeption um
1900 war aber der Wandel des Geschichtsver-
s t ä n d n i s s e s verbunden. Diesen wichtigen Aspekt
der geistesgeschichtlichen S t r ö m u n g e n untersuch-
te G ü n t h e r Dankl . In seinem Aufsatz «Vergangen-
heit und M o d e r n e » aus dem Jahr 1985 vollzieht er
den Wandel der historistischen zur historischen
Geschichtsbetrachtung nach und untersucht die
daraus resultierenden kulturellen Auswirkungen
auf die Kunstbetrachtung um 1900. 3 0 Dankl deutete
bereits an, dass das neue historische Denken letzt-
l ich auch zur Wiederentdeckung der Wiener Bie-
dermeiermalerei f ü h r t e .
F ü r s t Johann IL läss t sich als typischer Sammler
des 19. Jahrhunderts charakterisieren. Andrea Po-
phanken zeigte in ihrer Dissertation zu «Graf
Schack als K u n s t s a m m l e r » (1994) die wichtigsten
Charakterist ika der Privatsammler des 19. Jahr-
hunderts auf. 3 1 Dabei w i r d aber deutlich, dass sich
der Fü r s t auch in wesentlichen Punkten von diesen
unterschied und zwar vornehmlich dadurch, dass
er nicht in erster Linie als M ä z e n ze i tgenöss i sche
Küns t l e r u n t e r s t ü t z t e , sondern die Kunst der ver-
gangenen Generation sammelte.
Im Vergleich mit der staatlichen K u n s t f ö r d e r u n g
i n Wien u m 1900 w i r d die Stellung des F ü r s t e n als
Sammler und M ä z e n in dieser Stadt herausgearbei-
tet. Eine a u s f ü h r l i c h e Untersuchung zur staatlichen
K u n s t f ö r d e r u n g in Wien legte Jeroen Bastiaan van
Heerde in seinem Werk «Staa t und Kuns t» aus dem
Jahr 1993 vor. 3 2 Allerdings be rücks ich t ig te er ne-
ben anderen Schenkungen von Privatpersonen an
den Staat die Schenkung Johanns II. nicht.
Der unzureichende Forschungsstand zum The-
m a läss t viele Fragen offen.
Baumstark machte darauf aufmerksam, dass be-
reits Johanns Vater, Alois IL, den Grundstein f ü r
die Sammlung der Wiener Biedermeiermalerei ge-
legt hatte. 3 3 Die S a m m l e r p e r s ö n l i c h k e i t Alois II.
charakterisiert Wi lhe lm i n seiner Schrift «Die Für -
sten von Liechtenstein und ihre Beziehungen zu
Kunst und W i s s e n s c h a f t » (1976). 3 4
Bis heute sind relativ wenige Werke des Wiener
Biedermeier aus den A n k ä u f e n Johann II. in den
Sammlungen des F ü r s t e n von Liechtenstein erhal-
ten. Eine vol l s tändige Rekonstruktion der Samm-
lung ist anhand der Quellenlage nicht mögl ich . E i n
Gesamtinventar der Liechtensteinischen Besitztü-
mer ist erst nach dem Tod Johanns angefertigt
worden. Dabei scheint es, dass die G e m ä l d e nicht
von S a c h v e r s t ä n d i g e n aufgenommen wurden: Zu
undifferenziert s ind die Titelangaben; es gibt weder
Massangaben noch Jahreszahlen in den Aufze ich-
nungen. Bilder, die eventuell schon zum Regie-
rungsantritt Johanns vorhanden waren oder von
ihm erst erworben wurden, k ö n n e n aber nur dann
als solche identifiziert werden, wenn das Erwer-
bungsdatum übe r l i e f e r t ist.
6
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Ausgangspunkt des vorliegenden Aufsatzes ist
also im Wesentlichen die Schausammlung der Ga-
lerie Liechtenstein in ihrem Zustand von 1927. In
diesem Jahr erschien erstmals seit 1.885 wieder ein
Katalog zur Galerie Liechtenstein, der zudem erst-
mals die Gemä lde des Wiener Biedermeier erfass-
te. 3 5 Die H ä n g u n g kann dank eines Raumplanes, ei-
nes alphabetischen Küns t l e rve rze i chn i s se s und ei-
nes arithmetischen Bilderverzeichnisses bis zur
einzelnen Wand eines Raumes nachvollzogen wer-
den. 3 6 Natür l ich wurde die Sammlung nicht nach
heutigen Gesichtspunkten chronologisch oder the-
matisch p räsen t i e r t . Für die weit ü b e r hundert Wer-
ke, die Johann zusammengetragen hatte, standen
in der zweiten Etage der Galerie Liechtenstein drei
R ä u m e zur Ver fügung .
E r g ä n z e n d zu den öffent l ich ausgestellten Wer-
ken wi rd in die private Sammlung der Biedermei-
e r g e m ä l d e im Zusammenhang mit der Sammel-
tät igkeit Alo i s ' II. Einbl ick gegeben. A u f diese Weise
kann ein Eindruck gewonnen werden, was dem
Geschmack der Familie Liechtenstein entsprach
und vor allem, was dem Publ ikum an G e m ä l d e n
vorenthalten wurde.
Im Folgenden soll untersucht werden, wie Jo-
hann IL die traditionsreiche Sammlung der Für -
sten von Liechtenstein mit dem neuen Schwer-
punkt der Wiener Biedermeiermalerei in ein mu-
seales Konzept e in füg te . Unter Be rücks i ch t igung
der ze i tgenöss i schen H i n t e r g r ü n d e sowie der
Kunstkrit ik w i r d versucht, dem Biedermeier-Be-
griff des F ü r s t e n nahe zu kommen und die Sam-
mel tä t igkei t in das zeitliche Umfeld einzuordnen.
31) Pophanken, Andrea: Graf Schack als Kunstsammler. Diss.
München. 1994. - Im Folgenden zitiert als: Pophanken.
32) Heerde. Jeroen Bastiaan van: Staat und Kunst. Wien, Köln,
Weimar, 1993.
33) Baumstark 1983, S. 110 f.
34) Wilhelm, Gustav: Die Fürsten von Liechtenstein und ihre Bezie-
hungen zu Kunst und Wissenschaft. Schaan, 1976. - Im Folgenden
zitiert als: Wilhelm 1976.
35) Kronfeld (wie Anm. 12).
36) Ebenda, S. 251-275.
27) Damals war Fürst Franz Josef 11. Oberhaupt des Hauses Liech-
tenstein.
28) Baumstark, Reinhold: Wiener Biedermeier. Kat. Ausst. Vaduz,
19S3. - Im Folgenden zitiert als: Baumstark 1983.
29) Feuchtmüller, Rupert: Ferdinand Georg Waldmüller
(1793-1865). Wien, 1996. S. 313-325. - Im Folgenden zitiert als:
Feuchtmüller 1996.
30) Dankl. Günther: Vergangenheit und Moderne. In: Festschrift
Heinz Mackowitz. Lustenau, 1985. S. 41-50. - Im Folgenden zitiert
als: Dankl.
7
Voraussetzungen und Entwicklung
der Sammeltätigkeit Johanns II.
F Ü R S T ALOIS II. (1836-1858)
UND SEINE HOFKÜNSTLER
Alois II. war ein Herrscher i m konventionellen Sin-
ne. S t a n d e s g e m ä s s verkehrten daher viele Küns t le r
am Fürs tenhof . Sie hatten die fü r s t l i chen Fami l ien-
mitglieder zu po r t r ä t i e r en , die Bes i t z tümer zu ma-
len und die herrschaftl ichen Jagden zu dokumen-
tieren.
Alois II. g ehö r t e indes nicht zu den herausragen-
den S a m m l e r p e r s ö n l i c h k e i t e n des Hauses Liech-
tenstein. E r tat sich vielmehr als Bauherr hervor.
Der Umbau des Majoratshauses in Wien (1837-48)
i m Stil des sogenannten Zweiten Rokoko 3 7 weist ihn
aber als einen Mann von ausgesprochen aristokra-
tischem Kunstempfinden aus. Seine Bautä t igkei t
und sein Verhä l tn i s zur Kunst machten ihn den-
noch zu einem grossen Mäzen seiner Zeit.
Obwohl sich seit dem Zeitalter der A u f k l ä r u n g
das Verhä l tn is zwischen Küns t le r und Aristokratie
grundlegend g e ä n d e r t hatte, und der Küns t le r sich
vom adeligen Auftraggeber u n a b h ä n g i g glaubte,
sah die Wirkl ichkei t in vielen Fäl len doch anders
aus. Die Legitimation der aristokratischen Macht
durch Kunst war nach dem Zerfal l der konventio-
nellen Machtstrukturen Ende des 18. Jahrhunderts
nicht mehr g l a u b w ü r d i g . 3 5 Dennoch boten die Für-
s t enhöfe den Küns t l e rn oft noch im 19. Jahrhun-
dert eine Existenzgrundlage. 3 9
So verhielt es sich auch a m Hofe Alo i s ' II. Nicht
nur f ü r den Umbau des Majoratshauses beschäf t ig -
te er viele namhafte Küns t le r der Zeit - der Palast
wurde im Volksmund das « K ü n s t l e r v e r s o r g u n g s -
h a u s » genannt 4 0 - sondern er vergab besonders an
ze i tgenöss i sche Maler viele Auf t r äge . Die Küns t le r
g e h ö r t e n gewissermassen zum Hofstaat.
Vom gefragtesten Por t r ä t i s t en der ersten Hälf te
des 19. Jahrhunderts , Fr iedr ich von A m e r l i n g
(1803-1887), 4 1 liess Alois sich selbst und seine K i n -
der malen. Das s chöns t e Beispiel dieser Kinderpor-
t r ä t s ist das Bildnis der Prinzessin Mar ie Franz iska
von Liechtenstein (1834-1909), der ä l t e s ten Toch-
ter von Alois , i m Alter von zwei Jahren 4 2 (Abb. 1).
Die Famil ie Liechtenstein trug mit ihren Por t rä tauf -
t r ä g e n wesentlich zum Aufst ieg des Küns t l e r s be i . 4 3
A u c h den Aquarel lmaler Rudolf von Al t (1812-
1905) entdeckte Alois , ähn l i ch wie Amer l ing , auf
der H ö h e seines Schaffens. Al t war noch zu unbe-
kannt, um eine gesicherte Existenzgrundlage zu
haben. Er hatte aber auf einer Dalmatienreise, im
S p ä t h e r b s t 1840, f ü r das Illustrationswerk «Pitto-
reskes Ös te r re ich» , welches 1840 bis 1843 von
Heinr ich Fr iedr ich Müller in Wien herausgegeben
wurde, landschaftliche Aufnahmen gemacht. M i n -
destens zehn w ä h r e n d dieser Reise entstandene
Aquarel le kamen in kaiserl ichen Besitz und wur-
den Lieblingsbilder Kaiser Franz Josephs. Noch
waren solche Blät ter schlecht bezahlt, doch von
diesem Zeitpunkt an ergingen auch viele Auf t r äge
des F ü r s t e n von Liechtenstein an Rudolf von A l t . 4 4
1844 beauftragte ihn der F ü r s t mit der Aufnahme
des Ahnensaales der Burg Liechtenstein, des Gar-
tenpalais' in der Rossau, sowie des Palais' Rasu-
mofsky als auch verschiedener Sch lösse r in Böh-
men und M ä h r e n . 4 5
Eines dieser Blät ter zeigt das Schreibzimmer
des F ü r s t e n von Liechtenstein im Palais Rasumofs-
ky an der Landstrasse in Wien (Abb. 2) . 4 ( 1 1836 hat-
te Alois das 1810 erbaute Palais vom russischen
Gesandten F ü r s t Andreas Rasumofsky erworben.
Nach einem B r a n d i m Jahr 1814 war die gesamte
Ausstattung ze r s t ö r t worden, woraufh in Alois es
neu und prunkvol l hatte ausstatten lassen. W ä h -
37) Wilhelm 1976, S. 153 ff. und Abb. 15.
38) Börsch-Supati . Helmut: Die deutsche Malerei von Anton Graff bis
Hans von Marecs 1760-1870. München. 1988. S. 248. - Im Folgen-
den zitiert als: Börsch-Supan.
39) Ebenda. S. 339.
40) Wilhelm 1976. S. 154.
41) Probszt, Günther : Friedrich von Amerling. Zürich, Leipzig, Wien.
1927. S. 22. - Im Folgenden zitiert als: Probszt.
42) 1836; Öl auf Leinwand. 33 x 27 cm.
43) Probszt. S. 36.
44) Koschatzky. Walter: Rudolf von Alt 1812-1905. Salzburg. Wien.
1989. S. 155. - Im Folgenden zitiert als: Koschatzky 1989.
45) Ebenda, S. 157.
461 1842: Aquarell, 29,3 x 37,3'cm.
8
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 1: Friedrich von
Amerling. Bildnis der
Prinzessin Marie Franzis-
ka von Liechtenstein, 1836
9
rend des Umbaus des Stadtpalastes bezog die Fa-
milie Liechtenstein das Palais Rasumofsky als vorü-
bergehenden Wohnsi tz . 4 7
Das Kinderbi ldnis auf der Staffelei i m Raum
stellt vermutlich ein im Jahre 1840 von Amer l ing
gemaltes Po r t r ä t der Prinzessin Sophie von Liech-
tenstein dar. 4 S
Nach Ar thur Roessler hatte Al t behauptet, das
Aquarel lmalen durch die Interieurs gelernt zu ha-
ben, die er f ü r die ö s t e r r e i ch i s chen Aris tokraten zu
malen hatte. 4 9
A u c h Peter Fendi (1796-1842) malte f ü r die Fa -
milie von Liechtenstein Aquarelle. E r p o r t r ä t i e r t e
in G e n r e s t ü c k e n die Prinzen und Prinzessinnen
Liechtenstein beim Spielen in Eisgrub, beim Unter-
richt oder bei einer Stickerei. E i n Beispiel dieser
K i n d e r g e n r e s t ü c k e ist das Blatt «Die Prinzessinnen
Marie und Karoline von Liechtenstein in Schloss
Eisgrub»™ (Abb. 3). Im Jahre 1840 malte Fendi die
beiden Schwestern, wie sie am offenen Fenster sit-
zen und mit Sticken beschä f t ig t sind.
A u c h Fendi konnte, wie Al t , sogar das Kaiser-
haus mit seiner Aquarellkunst begeistern; Erzher-
zogin Sophie wurde fü r ihn zu einer wichtigen Auf-
traggeberin. 5 1
Als weiterer Küns t le r stand Fr iedr ich Gauer-
mann (1807-1862) in engem Bezug zur Famil ie
von Liechtenstein. E r begleitete die grossen Jagden
im Liechtensteinischen Revier bei Lundenburg in
der Pohanska, wo Alois II. ein Jagdschloss in den
Auen der Thaya besass. 5 2 Das erste Zeugnis eines
solchen Jagdausflugs ist ein Brief, den Friedrichs
Vater Jakob Gauermann (1773-1843) am 9. Okto-
ber 1833 an seinen Sohn schrieb: «Uns freut es
sehr, d a ß ... du eine Parforcejagd gesehen und vom
jungen F ü r s t e n Liechtenstein so ehrenvoll ausge-
zeichnet worden b i s t » . 5 3 Aus dem gleichen Jahr da-
tiert eine Bleistif tzeichnung Gauermanns, die sich
in der Sammlung des F ü r s t e n von Liechtenstein be-
findet und eine solche Hetzjagd mit Hunden in
Feldsberg wiedergibt (Abb. 4). 5 4 Gauermann beglei-
tete den F ü r s t e n von Liechtenstein mindestens bis
1853 in dessen Jagdreviere, denn aus diesem Jahr
datiert ein Brief Gauermanns an seinen Freund
Fr iedr ich Wi lhe lm Fink, Lithograph und Kupferste-
cher, in dem er i h m von seinen Naturerlebnissen in
Lundenburg berichtet. 5 5
Eine so enge Beziehung zum Hause Liechten-
stein unterhielt, soweit bekannt, nur noch der
Aquarel l is t Josef Höge r (1801-1877). E r war nicht
nur Zeichenlehrer der Pr inzen und Prinzessinnen
Liechtenstein, sondern auch s t ä n d i g e r Begleiter auf
Reisen und bei Landaufenthalten. Fü r s t Alois von
Liechtenstein war Höge r s lebenslanger Mäzen . 5 ( 1 In
gleicher Weise wie A l t hielt auch Höger die Besit-
zungen des F ü r s t e n von Liechtenstein in zarten
Aquarel len fest, so zum Beispiel das Teichschloss 5 7
(Abb. 5), ein in der Teichlandschaft bei Eisgrub und
Feldsberg gelegenes L u s t g e b ä u d e .
Die Tatsache, dass diese Zeugnisse der Küns t le r -
beziehungen von Alois II. auch zu seinen Lebzeiten
nie in der Galerie ausgestellt wurden, macht die
Perspektive deutlich, mit welcher der F ü r s t die
Kunst betrachtete. Das se lb s tve r s t änd l i che Beglei-
tetsein von K ü n s t l e r n sowie die Ar t der Auftrags-
vergabe sprechen fü r eine traditionell aristokrati-
sche Vorstellung von der Funkt ion, die Kunst ha-
ben soll. Einerseits war sicherlich der Gedanke an
den Nachruhm vorhanden, da alle Besitzungen pe-
nibel küns t l e r i s ch dokumentiert werden mussten.
Damit verbunden war na tü r l i ch auch das R e p r ä -
47) Koschatzky 1989, T. 21.
48) Vgl. dazu die Bildbeschreibung in Probszt, S. 129. Nr. 485. Öl auf
Leinwand, 51 x 44,5 cm. Erworben von Prinzessin Anna Schwarzen-
berg, Gusterheim, Steiermark (Ebenda).
49) Roessler, Arthur: Rudolf von A l l . Wien, Leipzig. 1921. S. 8.
50) 1840; Aquarell . 21,8 x 25 cm.
51) Grimschitz, Bruno: Die Altwiener Maler. Wien. 1961. S. 23. - Im
Folgenden zitiert als: Grimschitz 1961.
52) Feuchtmüller, Rupert: Friedrich Gauermann. Rosenheim, 1987.
S. 28. Im Folgenden zitiert als: Feuchtmüller 1987.
53) Zitiert nach Feuchtmüller 1987, ebenda. Was für eine Auszeich-
nung das war und in welcher Form, ist leider nicht überliefert .
54) 1833; Bleistift auf Papier, 31 x 25.7 cm.
55) Feuchtmüller 19S7. S. 68.
56) Katalog des künst ler ischen Nachlasses des Landschaftsmalers
Josef Höger. Wien. 1878. S. IV.
57) 1839; Aquarell, 31.5 x 23.3 cm.
10
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 2: Rudolf von Alt.
Schreibzimmer des Für-
sten von Liechtenstein im
Palais Rasumofsky in
Wien, 1842
Abb. 3: Peter Fendi. Die
Prinzessinnen Marie und
Karoline von Liechtenstein
auf Schloss Eisgrub, 1840
1 1
Abb. 4: Friedrich Gauer-
mann. Parforcejagd in
Feldsberg, 1833
Abb. 5: Josef Höger. Blick
aus der Mittelhalle des
Teichschlosses, zwischen
Eisgrub und Feldsberg
gelegen, 1839
12
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 6: Friedrich von
Amerling. Fürst Alois II.
von Liechtenstein im Ornat
des Ordens vom Goldenen
Vlies, 1845
13
Abb. 7: Diego Veläzquez.
Prinz Balthasar Carlos zu
Pferde
Abb. 8: Friedrich von
Amerling. Fürst Johan-
nes II. von Liechtenstein
als Kind auf einem Schim-
melpony, 1845
s e n t a t i o n s b e d ü r f n i s , wie es sich beispielsweise i m
U m b a u des Stadtpalastes zeigte. Die s c h ö n s t e n Bei-
spiele unter den r e p r ä s e n t a t i v e n G e m ä l d e n sind
die monumentalen ganzFigurigen P o r t r ä t s des Für-
sten Alo is II . 5 8 (Abb. 6) und des Erbpr inzen Jo-
hann™ (Abb. 8) von Fr iedr ich von Amer l ing . Beide
hingen in Schloss Eisgrub.
Das Bildnis von « F ü r s t Johannes II. von Liech-
tenstein als K i n d auf einem S c h i m m e l p o n y » ist
trotz der l ieblichen Kindl ichkei t des kleinen Für -
sten Beweis des betont aristokratischen Auftretens
der Famil ie . Es ist ein wahres Herrscherbi ldnis: Jo-
hann sitzt mit einem blauen Kleidchen und einem
runden Strohhut auf einem weissen Schimmelpony.
Mi t seiner l inken Hand hä l t er das mit roten Trod-
deln g e s c h m ü c k t e Zaumzeug, in der angewinkelten
Rechten eine riesige Kutscherpeitsche. A u f dem
Rücken des Ponys ist ein gelber Seidenschal mit
goldbestickter B o r d ü r e drapiert. Das Pony steht vor
einem Treppenaufgang mit einem m ä c h t i g e n Po-
dest und einer Steinvase darauf. Im Hintergrund
öf fne t sich, nach einem schmiedeeisernen Garten-
tor, der Blick in die Landschaft .
Vergleicht m a n dieses Kinderbi ldnis mit dem
kindl ichen Reiterbildnis «Pr inz Balthasar Carlos zu
P fe rde» von Veläzquez' '" (Abb. 7), w i r d die herr-
schaftliche Bildtradi t ion deutlich. Der Infant sitzt
auf einem Pony, das sich a u f b ä u m t . In seiner rech-
ten Hand hä l t er mit angewinkeltem A r m den Feld-
herrnstab, mit der L inken die Zügel. E r t r äg t einen
p r ä c h t i g e n Hut und eine wehende S c h ä r p e u m sei-
nen Körper . Amer l i ng hat dieses barocke Herr-
scherbildnis humorvol l in die Gediegenheit des
Wiener Biedermeier ü b e r t r a g e n . Das Pony steht ru-
hig, der Feldherrnstab ist zur viel zu grossen Peit-
sche geworden, die p r ä c h t i g e Kopfbedeckung z u m
Strohhut mit Feder. Abe r auch weitere ikonogra-
phische Elemente eines traditionellen Herrscher-
58) 1845; Öl auf Leinwand, 266,5 x 159 cm.
59) 1845; Öl auf Leinwand, 234 x 157,5 cm.
60) 1635/36; Öl auf Leinwand, 209 x 173 cm. Museum Prado,
Madrid.
14
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
p o r t r ä t s , wie zum Beispiel die Draperie oder der
imposante Treppenaufgang, fehlen nicht.
Wie auf Seite 10 e r w ä h n t , waren diese Bildnisse
oder auch die s t änd ige Begleitung der h ö f i s c h e n
Gesellschaft und die Dokumentation ihrer Vergnü-
gungen durch Künstler , wie Jagden und Landaus-
flügen, in A d e l s h ä u s e r n seit jeher Tradit ion. Der
Adel definierte sich j a unter anderem auch durch
seine L e b e n s f ü h r u n g , die sich wesentlich von der
des B ü r g e r t u m s unterschied. Gerade in der Zeit des
V o r m ä r z e s , als die Bürge r immer mehr wichtige
Positionen in Politik und Wirtschaft einnahmen, die
vormals der Aristokratie vorbehalten waren, konn-
te sich ein traditionsbewusstes Adelshaus am deut-
lichsten durch seine L e b e n s f ü h r u n g von der bü r -
gerlichen Schicht absetzen. Die s t änd ige Dokumen-
tation nicht nur der Besi tz tümer , sondern auch der
L e b e n s f ü h r u n g machte sich das B ü r g e r t u m nicht
zu eigen.
DIE G A L E R I E DES F Ü R S T E N
J O H A N N II. IN WIEN A M A N F A N G
DES 20. J A H R H U N D E R T S
Die Sammel t ä t i gke i t des F ü r s t e n , einem e r g ä n z e n -
den Pr inz ip folgend und immer wieder bestrebt,
Lücken i m Sammlungsbestand au fzu fü l l en oder
Besonderheiten der kunstgeschichtlichen Entwick-
lung a u f z u s p ü r e n , offenbart bereits die kunsthisto-
rische Denkweise des F ü r s t e n . Ihm ist unter ande-
rem der Erwerb eines der f r ü h e s t e n Landschafts-
bilder von Rubens 6 1 f ü r die Sammlung zu verdan-
ken wie auch eines Bildnisses Jan van Goyens von
Gerard ter Borch . 6 -
Die «Anle i tung zum Genuss der Kunstwerke Ita-
l iens», die Jakob Burckhardt in seinem 1855 er-
schienenen «Cicerone» gab, beeinflusste die Sam-
mel tä t igke i t des F ü r s t e n insofern, dass er die bis-
her in der Sammlung kaum vertretene Malere i der
i talienischen F r ü h r e n a i s s a n c e zu einem bedeuten-
den Schwerpunkt ausbaute. 6 3
Zum Zeitpunkt des Regierungsantrittes Johanns
i m Jahr 1858 hatte die Sammlung Liechtenstein
bereits seit ü b e r 150 Jahren ihren Standort i n W i e n
und g e h ö r t e zu den k ü n s t l e r i s c h e n H ö h e p u n k t e n
der Stadt. Es ü b e r r a s c h t daher nicht, wenn Hans
Tietze schrieb: «Es ist jene b e w u n d e r n s w ü r d i g e
Galerie i m Rossauer Palais, die dank der Liberal i tä t
ihrer E i g e n t ü m e r i m Kunstbesitz Wiens eine Ar t
von Öffen t l i chke i t s rech t erworben h a t » . 6 4 Die Öf-
fentlichkeit sah sich daher berechtigt, an der Sam-
mel tä t igke i t des F ü r s t e n Kr i t ik ä u s s e r n zu k ö n n e n .
Dabei ging es weniger u m die Galerie, als u m die
Rolle in der Wiener Kunstszene, die der F ü r s t nach
Meinung von Pe r sön l i chke i t en des Kunsthandels zu
spielen hä t t e . Die Situation schilderte Bode in sei-
nem Ar t ike l in der Neuen Freien Presse i m Jahr
1908 folgendermassen:
«Verschiedene wertvolle Wiener Sammlungen alter
Bilder kamen in den Siebziger- und Anfang der
Achtzigerjahre teils in Wien selbst, teils in Paris
zur Versteigerung. Seitens der Händler suchte man
auf den Fürsten Johannes einen Druck auszuüben,
um ihn zu stärkerer Beteiligung daran zu zwingen.
16
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Schließlich verlangte man sogar, dass er eine sol-
che Sammlung, der die Versteigerung wenig gün-
stige Aussichten bot, vor der Auktion als Ganzes
erwürbe; man drohte, für den Fall, dass er darauf
nicht eingehe, mit einer abfälligen Kritik seiner
bisherigen Erwerbungen für die Liechtenstein-Ga-
lerie. Der Fürst ließ sich nicht einschüchtern, aber
auch der Händler führte seine Drohung aus».65
Das Ergebnis war eine Polemik in der Wiener A l l -
gemeinen Zeitung vom 6. Februar 1884, vom Wie-
ner Kunsthistoriker A l f r e d von Wurzbach ausge-
hend. Er warf dem F ü r s t e n vor, bei der 1881 statt-
gefundenen Versteigerung von 400 G e m ä l d e n aus
der Sammlung Liechtenstein in Paris viele der
schöns ten Werke - unfäh ig , diese nach ihrem küns t -
lerischen Wert beurteilen zu k ö n n e n - b u c h s t ä b l i c h
verschleudert zu haben. 6 6 Diese Kri t ik wurde zwar
mit drei Jahren V e r s p ä t u n g geäus se r t , sie verletzte
aber den F ü r s t e n immer noch sehr, so dass er kur-
zerhand die Galerie f ü r einige Zeit schloss. 6 7
Die hochgehenden Emotionen, durch die Hand-
lungen des F ü r s t e n in der Öffent l ichkei t hervorge-
rufen, il lustrieren, mit welcher Aufmerksamkei t i n
Wien an den Geschehnissen in der Galerie Liech-
tenstein teilgenommen wurde.
Ungeachtet dieser Geschehnisse wussten die
Zeitgenossen, laut einem Ar t ike l der «Zeit» vom
3. März 1907, die B e m ü h u n g e n Johanns II. zu w ü r -
digen:
«Die einzige öffentliche Wiener Galerie, die vom
kunstgeschichtlichen Standpunkt vollkommen rich-
tig angeordnet ist, ist die des regierenden Fürsten
von Liechtenstein in der Fürstengasse im 9. Bezirk.
In dieser Galerie hat der fürstliche Besitzer selbst,
einer der größten Kunstkenner, die Sammlung
nach vollkommen modernen, wissenschaftlichen
Prinzipien geordnet, und diese Galerie ist nicht nur
eine der größten Sehenswürdigkeiten Wiens, son-
dern auch selbst Europas».68
Die Galerie Liechtenstein avancierte unter F ü r s t
Johann II. sogar zum «Publ ikumsl ieb l ing» der Wie-
ner Museen. Die Wiener Zeitung «Der M o r g e n »
veröffent l ichte am 28. August 1911 eine Studie,
nach der die Galerie Liechtenstein i m Ju l i 1910
insgesamt 2541 Besucher zäh l t e , das Kunsthistori-
sche Hofmuseum aber nur 1807. Und w ä h r e n d die
Besucher des Kunsthistorischen Hofmuseums i m
Jul i 1911 sogar auf 1450 z u r ü c k g i n g e n , konnte die
Galerie Liechtenstein immer noch 2149 Eintritte
verzeichnen. 6 "
Die Biedermeiermaler wurden in der zweiten
Etage der Galerie gezeigt. Von 15 R ä u m e n waren
Saal III, IV und X V den « m o d e r n e n Ma le rn» gewid-
met, Saal V fü r W a l d m ü l l e r und Minia turen sowie
Saal X V I fü r Aquarel le und Zeichnungen. Dem
arithmetischen Bilderverzeichnis Kronfelds kann
m a n entnehmen, dass in Saal III h a u p t s ä c h l i c h M a -
ler der zweiten Hälf te des 19. Jahrhunderts ausge-
stellt waren. Den Biedermeiermalern waren die
Säle IV und V vorbehalten, w ä h r e n d in Saal X V nur
wenige Biedermeiermaler, d a f ü r aber die Werke
von August von Pettenkofen zusammen mit Male rn
der zweiten Hälf te des 19. Jahrhunderts und auch
mit deutschen Schulen gezeigt wurden. Im Saal der
Aquarel le und Zeichnungen war etwa das gleiche
Verhä l tn i s von Male rn des Wiener Biedermeier und
anderen K ü n s t l e r n zu f inden. Al le Bilder hingen,
vermutl ich nach ä s t h e t i s c h e n Gesichtspunkten ge-
ordnet, in wi l lkür l icher Reihenfolge. E inz ig die
61) Peter Paul Rubens «Landschaf t mit Bäuer innen und Kühen», um
1617; Ol auf Holz, 76 x 107 cm. Inv. Nr. G 412. Erworben 1880
durch Fürst Johann IL (Baumstark 1980. S. 141, Abb. 46).
62) Gerard ter Borch «Bildnis des Malers Jan van Goyen», um 1652;
Öl auf Holz, 20 x 16 cm. Inv. Nr. G 893. Erworben 1890 durch Fürst
Johann 11. (ebenda, S. 220, Abb. 90).
63) Vgl. ebenda, S. 13.
64) Tietze, Hans: Die Wiener Kunstmuseen. Wien. Leipzig, 1925,
S. 13.
65) Bode 1908.
66) Wurzbach 1 884 (wie A n m . 11).
67) N .N. : Kleine Geschichten. Neues Wiener Tagblatt vom 20. Feb-
ruar 1884.
68) N . N . : Die Wiener Gemäldegaler ien. Die Zeit (Wien) vom 3. März
1907.
69) N N . : Der Fremdenbesuch der Wiener Sehenswürdigkei ten. Der
Morgen (Wien) vom 28. August 1911. S. 2.
17
Gemälde Waldmül le r s , Pettenkofens und Spitzwegs
waren als W e r k ü b e r s i c h t nebeneinander gehäng t .
Fü r Spitzweg war ein eigenes « S p i t z w e g z i m m e r »
eingerichtet. 7 0
W I L H E L M V O N B O D E
Soweit Llinweise auf die A n k a u f s m o d a l i t ä t e n übe r -
liefert sind, hat Johann II. seine Gemä lde durch
Agenten erworben, die in seinem Auf t rag die ge-
w ü n s c h t e n Objekte auf Aukt ionen ersteigerten oder
i m Kunsthandel kauften. 7 ' Rechnungsquittungen
i m Briefwechsel , den der F ü r s t von 1889 bis 1914
mit Bode f ü h r t e , weisen darauf hin , dass Wi lhe lm
von Bode, Direktor der königl ichen Museen zu Ber-
l in , als Kunstagent des F ü r s t e n tä t ig war. 7 2
Bode hatte i m Allgemeinen auf die Sammel t ä t i g -
keit des F ü r s t e n massgeblichen Einfluss. Johann
fragte ihn nicht nur u m Rat, wenn er eine Erwer-
bung f ü r die Galerie plante, sondern auch bei p r i -
vaten Kunstangelegenheiten. Als der F ü r s t beab-
sichtigte, den Salon in Schloss Eisgrub mit neuen
G e m ä l d e n auszustatten, holte er Bodes Meinung
und Ratschlag e in . 7 3
Wilhe lm von Bode galt als einer der besten Ken-
ner auf verschiedensten Gebieten der Kunst. Sein
Urteil zu Quali tät und Wert eines Kunstobjektes
war gleichsam die Garantie fü r eine ideell und ma-
teriell sinnvolle Investition. 7 4
Die Beziehung dieser beiden unterschiedlichen
« M u s e u m s m ä n n e r » soll i m folgenden kurz beleuch-
tet werden, um das K u n s t v e r s t ä n d n i s des fürs t l i -
chen Sammlers besser zu verstehen.
Das erste Zusammentreffen fand i m Jahr 1870
statt, als Bode nach Wien ging. E r war noch Stu-
dent und sollte seine Studien im gleichen Jahr mit
seiner Promotion ü b e r « F r a n s Hals und seine
Schule» in Leipzig abschliessen. In Wien wohnte
Bode mit W i l l i a m Unger be im Kupferstecher Jaco-
by zur Untermiete. Unger, als Radierer an der Gale-
rie Liechtenstein tätig, war es wohl , der Bode dort
e i n f ü h r t e . Bode studierte eingehend die fü rs t l i che
Sammlung und k n ü p f t e mit LIilfe des F ü r s t e n wert-
volle Kontakte f ü r seine berufliche Laufbahn, so
zum Beispiel zu Privatsammlern in St. Petersburg. 7 5
Scheinbar hatte die Beziehung Bestand: Darauf
weist eine zehn Jahre s p ä t e r dem Kaiser-Fr iedr ich-
Museum in Ber l in geschenkte Te r r ako t t a -Büs t e ei-
nes M ö n c h s h in , die Donatello zugeschrieben
w i r d . 7 6 Seit 1872 war Bode Direktorialassistent der
Ant iken Sammlung der Königl ichen Museen zu Ber-
l in und mit der Aufgabe betraut, eine Sammlung
von G i p s a b g ü s s e n i talienischer Renaissanceplastik
aufzubauen. 7 7 Immer noch folgten Schenkungen
von Kunstobjekten oder G e l d b e t r ä g e n an das Ber l i -
ner M u s e u m , 7 8 die auf die beratende Tät igkei t Bo-
des f ü r den F ü r s t e n schliessen lassen. Dies war die
einzige Ar t von Bezahlung, die sich Bode f ü r seine
Hilfe w ü n s c h t e . Entweder erwartete er von seinen
Sammlern Schenkungen an das Berl iner Museum
oder aber das Vorkaufsrecht bei der Versteigerung
von K u n s t n a c h l ä s s e n . 7 9
Die Beziehung von Johann II. und Bode scheint
durchaus freundschaft l ich gewesen zu sein. Bode
berichtet in seinen Memoiren , dass er den F ü r s t e n
1889 auf der Weltausstellung i n Paris getroffen und
mit i h m die Sammlungen von Bodes Kunst f reun-
den besucht habe. Anschl iessend seien Johann II.
und W i l h e l m von Bode gemeinsam nach London
gefahren, u m die dortigen Privatsammlungen zu
besuchen. 8 0
Bode schä t z t e den F ü r s t e n dennoch nicht als
ausgezeichneten Kunstkenner ein:
«Vielseitig gebildet, hatte er für Kunst grosses In-
teresse, jedoch mehr allgemeine Begeisterung als
feineres Verständnis».^
Vermutl ich stellte er sich aufgrund seiner umfas-
senden Tät igkei t f ü r die Sammlung Liechtenstein,
vehement auf die Seite des F ü r s t e n , als dieser von
den Wiener Zeitungen immer wieder diffamiert
wurde. Bode musste s ich pe r sön l i ch angesprochen
f ü h l e n :
«Was er auch tat und was er unterließ, er wurde
regelmäßig in den Wiener Zeitungen in der wider-
wärtigsten Weise angegriffen und seine besten Er-
werbungen wurden elend verrissen ...».S2
18
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Die Offenheit, mit der Bode vom F ü r s t e n spricht,
lässt vermuten, dass er sich auch nicht gescheut
hä t t e , sich ü b e r die Sammlung der Wiener Bieder-
meiermalerei zu ä u s s e r n . Bode mass dieser Samm-
lung woh l zu wenig Bedeutung bei, als dass sie i h m
e r w ä h n e n s w e r t erschienen w ä r e . Damit hatte er
den F ü r s t e n in seiner Kennerschaft weit unter-
schätz t . So kann man annehmen, dass trotz der
umfassenden Bera tungs tä t igke i t Bodes das Samm-
lungskonzept der Wiener Biedermeiermalerei von
F ü r s t Johann IL p e r s ö n l i c h erstellt wurde. E r hat
demnach die Schwerpunkte gelegt und die Aus -
wahl der p r ä s e n t i e r t e n Werke selbst getroffen. 8 3
70) Vgl. Kronfeld, S. 268-275.
71) Artaria, S. 49; vgl. Wilhelm 1950. Zu den Ankaufsdaten der
Biedermeiergemälde in der Galerie Liechtenstein 1927 siehe A n -
hang, S. 76-79.
72) SMB/ZA, Nachlass Bode.
73) Brief des fürstl ichen Cabinet tsekretärs H. Neugebauer an Wi l -
helm von Bode am 1. Juni 1906 (SMB/ZA, Nachlass Bode).
74) Gaehtgens, Thomas W.: Wilhelm von Bode und seine Sammler.
In: Sammler, Stifter & Museen. Köln, Weimar, Wien, 1993, S. 1 57.
75) Otto, Sigrid: Wilhelm von Bode - Journal eines tätigen Lebens.
In: Wilhelm von Bode. Museumsdirektor und Mäzen. Berlin, 1995,
S. 28. - Im Folgenden zitiert als: Otto.
76) HALV, «Geschenke für das Kaiser Friedrich-Museum in Berlin».
77) Otto, S. 29.
78) HALV, «Geschenke für das Kaiser Friedrich-Museum in Berlin».
79) Otto, S. 33.
80) Bode 1930 (wie Anm. 8), S. 46.
81) Ebenda, S. 45.
82) Ebenda, S. 46.
83) Der Einfluss Bodes als Berater auf die Wiener Biedermeier-
sammlung konnte weder im Briefwechsel, den der Fürst mit Bode
1889-1914 (SMB/ZA, Nachlass Bode) unterhielt, noch in Bodes
Memoiren oder anhand seiner wissenschaftlichen Aufsätze zur
Sammlung nachgewiesen werden.
19
Die Sammlung der Wiener
Biedermeiermalerei
Es hat sich bereits gezeigt, dass die H a u p t k ü n s t l e r
der Wiener Biedermeiermalerei zu Lebzeiten eine
direkte Beziehung zum Hause Liechtenstein, das
heisst zu F ü r s t Alois IL, gehabt hatten. Dieselben
Küns t l e r waren auch unter Johann mit mindestens
einem Dutzend Werken in der Galerie Liechten-
stein vertreten. Dennoch zeigte Johann diese B i l -
der, entstanden i m Auf t rag seines Vaters Alois , in
der Galerie nicht. Soweit das Erwerbungsjahr er-
halten ist, findet sich kaum ein Datum vor 1858,
dem Jahr des Regierungsbeginns Johanns I L 8 4 Der
Fü r s t stellte h a u p t s ä c h l i c h von i h m selbst erworbe-
ne Werke aus.
Zwei der wenigen Ausnahmen sind die Ölskiz-
zen zu den beiden monumentalen Herrscherpor-
t r ä t s von Amer l ing - «Fü r s t Alois II. i m Ornat des
Ordens vom Goldenen Vl ies» 8 5 (Abb. 9) und «Fü r s t
Johannes II. von Liechtenstein als K i n d auf einem
S c h i m m e l p o n y » 8 6 (Abb. 10). Allerdings hat er die
a u s g e f ü h r t e n Gemä lde schlussendlich dem Publ i -
k u m vorenthalten.
Die Kindergenres der Pr inzen und Prinzessin-
nen Liechtenstein von Peter Fendi waren genauso
wenig ausgestellt wie sämt l i che Aquarelle der A n -
sichten und Interieurs der l iechtensteinischen
Schlösser und Paläs te von Rudolf von Alt . Eine ein-
zige Ausnahme machte der «Schlosshof von But-
schowi t z» . 8 7
A u c h Josef Höger, s t ä n d i g e r zeichnender Beglei-
ter der Famil ie Liechtenstein, war nur mit zwei Öl-
bi ldern in der Sammlung vertreten, die von Johann
erst nach Höger s Tod gekauft wurden . 8 8
A m deutlichsten veranschaulichen die Bilder
Ferdinand Waldmül l e r s diese Abgrenzung z w i -
schen privatem Besitz und öf fent l icher Ausstellung.
Alois II. hatte von Waldmül l e r zeitlebens kein einzi-
ges Werk gekauft, dennoch war er mit 13 Werken
in der Ausstellung Johanns einer der a m besten
vertretenen Biedermeiermaler.
Es ging Johann i n der A u s w a h l der gezeigten
Werke nicht darum, seinen gesamten Kunstbesitz
zu p r ä s e n t i e r e n , vielmehr folgte er einem sich in
der ganzen Galerie widerspiegelnden Sammlungs-
konzept nach entwicklungsgeschichtlichen und er-
g ä n z e n d e n Aspekten. F a m i l i ä r e E r i n n e r u n g s s t ü c k e
hatten hier keinen Platz.
Ordnet m a n die G e m ä l d e des Sammlungsbestan-
des einzelnen Gattungen zu, so zeigt sich, dass bei-
nahe die Häl f te der Bi lder Landschaftsbilder sind.
Die andere Hälf te teilt sich in Genremalerei und
Bildnisse auf. Letztere k ö n n e n nicht immer eindeu-
tig unterschieden werden, da das Wiener Bieder-
meier sowohl einfigurige G e n r e s t ü c k e als auch
genrehafte Bildnisse liebte, die thematisch ineinan-
derfliessen.
84) Vgl . Anhang. S. 76-79.
85) Öl auf Leinwand auf Holz, 31 x 20 cm.
86) Öl auf Leinwand auf Karton, 33 x 24 cm.
87) 1841; Aquarell . 34.5 cm x 43,5 cm. Das Blatt stammt nicht aus
dem Familienbesitz, sondern wurde von Johann IL im Jahr 1917
erworben. Wilhelm 1976, S. 36.
88) Vgl . Anhang, S. 77.
20
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb 9: Friedrich von
Amerling. Ölskizze zu
«Fürst Alois II. von Liech-
tenstein im Ornat des
Ordens vom Goldenen
Vlies»
Abb. 10: Friedrich von
Amerling. Ein Knabe zu
Pferde. Ölskizze zu «Fürst
Johann II. von Liechten-
stein als Kind auf einem
Schimmelpony»
21
DIE L A N D S C H A F T
Die Entwicklung i n der Wiener Biedermeier land-
schaftsmalerei kann seit ihren A n f ä n g e n anhand
der Gemä lde i n der Galerie Liechtenstein nachvoll-
zogen werden. Mi t der Landschaftsmalerei war i n
der Sammlung vor allem jene Gattung vertreten,
mit der sich i m V o r m ä r z die meisten Maler be-
schäf t ig ten , mehr noch als mit der Genremalerei
oder den Bi ldnissen . 8 9
Die Biedermeierlandschaften der Galerie Liech-
tenstein wurden i n dieser Untersuchung in drei
Themengebiete - die Entwicklung aus der Barock-
malerei , die Wiederentdeckung der Natur und die
Italienbilder - eingeteilt. Damit s ind nicht die Ur-
s p r ü n g e , die zur Entwicklung dieser Landschafts-
malerei f ü h r t e n , gemeint. Diese w ü r d e n die Ideal-
landschaft, das barocke Effekts tück und die Vedu-
tenmalerei als Quellen p r ä z i s e r darstellen. Es muss
aber davon ausgegangen werden, dass zur Zeit Jo-
hanns IL die Biedermeiermalerei erst wieder aus
der Vergessenheit gehoben worden und noch nicht
weiter erforscht war. Daher scheint es sinnvoll , die
Werke der Galerie Liechtenstein nach inhalt l ichen
Gesichtspunkten zusammenzufassen.
D A S B A R O C K E E R B E
Im Wien des V o r m ä r z waren autodidaktisch gebil-
dete Küns t le r die Ausnahme. Fast jeder Küns t le r
hatte die Akademie der bildenden Küns te besucht
und wurde mehr oder weniger offensichtlich durch
deren Ausbildungsmethoden gep räg t . Eine beliebte
Lehrmethode war das Studium oder das Kopieren
alter Meister. A u f diese Weise sollte die Begabung
zum Malen und zum Sehen geschult werden. Be-
sonders Werke der h o l l ä n d i s c h e n Meister wie des
Italien-Malers Nicolaes Berchem (1620-1683) oder
des Landschaftsmalers Philips Wouwerman (1619-
1668), aber auch Werke der Franzosen Nicolas
Poussin (1594-1665) und Claude Lor ra in (1600-
1682) und des Italieners Salvator Rosa (1615-1673)
dienten als beliebte Kopiervorlagen. Die starke,
nachbarocke S t r ö m u n g in der Malere i w ä h r e n d der
ersten Hä l f t e des 19. Jahrhunder ts n a h m ih ren
Ausgang also von der Akademie der b i ldenden
K ü n s t e . 9 0
Die meisten der u m 1800 geborenen angehen-
den Landschaftsmaler erhielten ihren Unterricht
bei Josef M ö s s m e r (1780-1845), der von 1812 bis
1845 das Fach Landschaftszeichnung lehrte. 9 1
M ö s s m e r selbst hatte bei den barocken Land-
schaftsmalern Mar t in von Mol i tor (1759-1812) und
Johann Chris t ian Brand (1722-1795) gelernt. 9 2
Durch den Maler Johann Chris t ian Brand erfuhr
die A t m o s p h ä r e in der Landschaftsmalerei eine
neue Bewertung und bestimmte oft sogar die B i l d -
komposi t ion mi t . 9 3 In seiner Stellung als Akademie-
professor f ü r Landschaftszeichnung konnte Brand
massgeblichen EinfLuss auf die weitere Entwick-
lung der Landschaftsmalerei nehmen. 9 4
Eine der f r ü h e s t e n Biedermeierlandschaften der
Galerie ist die « L a n d s c h a f t mit Wasse r fa l l» , eine
Kopie nach Jacob van Ruisdael von Ferd inand Ge-
org W a l d m ü l l e r 9 5 (Abb. 11). Johann II. hatte sie be-
reits 1883 erworben . 9 6 Sie ist zugleich die f r ü h e s t e
erhaltene Kopie einer h o l l ä n d i s c h e n Landschaft
dieses Male r s . 9 7
In den Jahren von 1821 bis 1826 schuf Wald-
mül l e r in Dresden und W i e n etwa ein Dutzend K o -
pien nach Jacob van Ruisdael . Gerade in Wien war
es übl ich, h o l l ä n d i s c h e Meister zu kopieren. Die
89) Prodi, Gerbert: Landschaftsmalerei. In: Bürgersinn und Aufbe-
gehren. Kat. Ausst. Wien, 1988, S. 158. - Im Folgenden zitiert als:
Frodl 1988.
90) Feuchtmüller 1987, S. 7; Frodl 1988, S. 160.
91) Frodl, Gerbert: Wiener Malerei der Biedermeierzeit. Rosenheim,
1987, S. 36. - Im Folgenden zitiert als: Frodl 1987.
92) Ebenda, S. 34.
93) Frodl 1988, S. 156.
94) Frodl 1987, S. 32.
95) 1822; Öl auf Leinwand, 53 x 62 cm.
96) Anhang, S. 76.
97) Feuchtmüller 1996, S. 34, V W 93.
22
Galerien Liechtenstein und Czernin boten jungen
Küns t l e rn g e n ü g e n d Gelegenheit dazu . 9 8
In der liechtensteinischen Kopie erreichte Wald-
mül le r eine formale Ähnl ichkei t ; er konnte aber
das dramatische Spiel von Licht und Schatten wie
auch die k rä f t ige Farbigkeit Ruisdaels nicht wie-
dergeben. Es scheint, als ob das drohende Gewitter
Ruisdaels bei Waldmül l e r schon wieder abzieht.
Noch schwingt in der f reundl ich unbeschwerten
Darstellung ein Hauch Klassizismus mi t . 9 9
Das Gemä lde « R u h e n d e J agdgese l l s cha f t» 1 0 "
(Abb. 12) von Wa ldmül l e r zeigt immer noch den
Einfluss Ruisdaels. Die rastenden J ä g e r neben dem
Bach sind i m Verhä l tn is zum dahinter liegenden
Wald eher klein aufgefasst, fast sind es Staffagefi-
guren einer Ideallandschaft. Dagegen zeigt die fer-
ne Berglandschaft i m Hintergrund jene realistische
Auffassung und Klarheit , die W a l d m ü l l e r s nach der
Natur gemalte Landschaften der 1830er Jahre aus-
zeichnen.
Diese beiden f r ü h e n G e m ä l d e Waldmül l e r s kauf-
te Johann wohl aus rein kunsthistorischen Ge-
sichtspunkten an. Beide sind Zeugnisse eines noch
lernenden Küns t l e r s .
E in Zeitgenosse Waldmül l e r s , dem jener grossen
Respekt zollte, obwohl sich ihre k ü n s t l e r i s c h e n
Wege g rundsä t z l i ch trennten, war Fr iedr ich Gauer-
mann. 1 0 1 A u f ihn wirkte der Einfluss der n i e d e r l ä n -
dischen Barockmalerei , die er i m biedermeierl i-
chen Idiom wieder aufleben liess, noch s tärker . E r
war der Hauptvertreter dieser Stilrichtung, die
durch ihn in der Galerie Liechtenstein a u s f ü h r l i c h
p r ä s e n t i e r t war. Mit grosser Leichtigkeit malte Gau-
ermann weiche F a r b ü b e r g ä n g e , beherrschte die
Wiedergabe von Luft und A t m o s p h ä r e und schuf so
malerische Stimmungseffekte.
Fr iedr ich Gauermann besuchte drei Jahre lang
(1824-1827) die Akademie in Wien . 1 " 2 A u c h er hat-
te bei M ö s s m e r gelernt - war daher noch einer sehr
konservativen Komposit ionsweise verpflichtet -
und liebte romantische Lichteffekte. 1 0 3
Gauermanns erster Lehrer war aber sein Vater,
der Landschaftsmaler Jakob Gauermann, der sei-
nen S ö h n e n Car l und Fr iedr ich , aber auch Josef
Höger Unterricht i m Landschaftsmalen gegeben
hatte. 1 0 4 A u f seinem Hof in Miesenbach bei Wien
hatte er sie Motive aus der Natur zu malen und die
Studien i m Atel ier zu Landschaftsidealen auszu-
f ü h r e n gelehrt. 1 0 5
Von der Komposi t ion idealer Landschaften kam
Gauermann nicht mehr ab. Johann stellte 16 Wer-
ke Gauermanns in der Galerie aus, darunter drei
seiner besten und b e r ü h m t e s t e n Gemä lde . Auf-
grund des charakteristischen Kirchturmes und des
spitzen Kitzsteinhornes lassen sich alle diese Land-
schaften in Zell am See ansiedeln. «Der S o m m e r » ,
heute als «Der E r n t e w a g e n » 1 0 6 (Abb. 13) bezeich-
net, e rö f fne t diese Reihe. Der Maler beschrieb den
« E r n t e w a g e n » a u s f ü h r l i c h in seinem Einnahme-
buch 1 0 7 und e r zäh l t e am 28. August 1837 seinem
Freund Fink von diesem G e m ä l d e . Dabei e r l äu t e r t e
Gauermann, wie er es gesehen haben wollte:
«Ich arbeite fleißig. Es ist nämlich ein schon ein-
mal besungener Gegenstand von mir, nämlich das
Nachhausegehen vom Feld mit Getreide, eine schö-
ne Gewitterluft, die ich nach der Natur malte, war
die Veranlassung ... Viele Landleute kommen über
den Hügel nachgeeilt, eine Aussicht auf Zell am
See aus meinen vorjährigen Studien mit großen
98) Baumstark 1983, S. 92. Das Vorbild «Landschaf t mit Wasserfall»
von Jacob von Ruisdael befindet sich in der Residenzgalerie in
Salzburg. Öl auf Leinwand. 50,5 x 58,5 cm. luv. Nr.: Sammlung
Czernin 190: Inv. 1844.
99) Baumstark 1983. S. 92.
100) Um 1824; Öl auf Leinwand, 53 x 66 cm.
101) In seinem «Einnahmebuch» vorzeichnete Gauermann alle
Verkäufe von 1822 bis 1859. 1829 verkaufte Gauermann an Wald-
miiller das Bild «Zwei Wölfe raufen sich um ihre Beute» für 25 f l .
(Feuchtmüllcr, Rupert: Friedrich Gauermann 1807-1862. Wien,
1962, S. 166. - Im Folgenden zitiert als Feuchtmüller 1962). Im
gleichen Jahr lieh Gauermann Waldmüller sieben Ölstudien (Feucht-
müller 1987. S. 21).
102) Feuchtmüller 1987. S. 14.
103) Frodl 1987. S. 36.
104) Fcuchtmüller 1987. S. 13.
105) Ebenda. S. 12.
106) 1837; Ol auf Leinwand, 80 x 97 cm.
107) Feuchtmüller 1962 (wie A n m . 101), S. 178, Nr. 138.
24
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 11: Ferdinand Georg
Waldmüller. Waldland-
schaft mit Wasserfall.
Kopie nach Jacob van
Ruisdael, 1822
Abb. 12: Ferdinand Georg
Waldmüller. Landschaft
mit einer Jagdgesellschaft
23
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Gebirgen zum Theil im Regen machen den Hinter-
grund».™
«Der Brunnen von Zel l am S e e » 1 0 9 (Abb. 14) vermit-
telt nicht mehr diese bedrohliche a t m o s p h ä r i s c h e
Stimmung, obwohl immer noch die von Licht und
Schatten beherrschte Landschaft und die als Teil
derselben erscheinenden Menschen Bildinhal t
sind. Der Brunnen ist Mittelpunkt des Dorfplatzes
und des Dorflebens. Der See i m Hintergrund wi rd
von einer verschneiten Gebirgskette abgeschlos-
sen, die mit dem spitzen Kitzsteinhorn in die Wol-
ken ragt. In der rechten Bildhälf te w i rd der Land-
schaftsraum von einem hohen Baum, dem K i r c h -
turm und H ä u s e r n u m den Dorfplatz begrenzt. Da-
hinter scheint wieder ein Gewitter zu drohen, doch
der Bauer, der seine Pferde nach dem Pf lügen zur
T r ä n k e bringt, oder der Kuhhir t , der mit seiner
Herde zum Brunnen kommt, scheinen nichts zu be-
merken. Jegliche Dramatik ist hier zugunsten eines
warmen, goldenen Abendlichtes zurückges te l l t .
Liebevoll e r zäh l t Gauermann verschiedene kleine
Geschichten dieses Brunnens - vom K i n d , das den
Brunnenrand nicht erreichen kann oder vom alten
Mann , der keinen K r u g hat und das Wasser zum
Trinken in der Hutkrempe au f fäng t .
Gauermann sah den Brunnen zum ersten M a l i m
Jahr 1835 und berichtete sogleich seinem Freund
Fink davon: «... da kann man Vieh und Staffagen
aller Ar t am Brunnen anbringen . . . » . ' 1 0 Ta t säch l ich
war der Brunnen mit der M a r i e n s ä u l e ein beliebtes
Bildmotiv Gauermanns, das er i n verschiedene
Szenerien komponier te . 1 , 1
Die « P f e r d e s c h w e m m e am Zeller S e e » " 2 malte
Gauermann 1847 (Abb. 15). Johann kaufte es i m
Jahr 1913, nachdem er 1902 zuerst den « E r n t e w a -
gen» und 1909 den « B r u n n e n von Zell am See» er-
worben hatte. Wieder malte Gauermann eine Stu-
die b ä u e r l i c h e n Alltags am Zeller See. Der spitze
Ki rch tu rm und das noch spitzere Kitzsteinhorn
machen den Ort unverwechselbar. Bauern bringen
ihre Pferde ans Wasser zur T r ä n k e und z u m Baden.
Es geht gegen Abend zu, die gewittrigen Wolken
verdichten sich ü b e r der Kirche, doch noch bricht
die Sonne durch und beleuchtet die friedliche Idylle
i m milden Abendlicht . A u c h dieses G e m ä l d e be-
sticht, typisch f ü r Gauermann, durch seine kostba-
re Farbigkeit .
Mi t diesem G e m ä l d e schliesst die Folge der
Landschaften von Zel l am See, die Johann i n seiner
Galerie gezeigt hatte. «Als ö s t e r r e i c h i s c h e r Wou-
werman - Gauermann hat dessen G e m ä l d e in der
Galerie Liechtenstein nachweisl ich kopiert - hat
sich hier der Maler ein eindrucksvolles Zeugnis ...
zu einer geradezu h o l l ä n d i s c h e n Kunst der Land-
s c h a f t s v e r g e g e n w ä r t i g u n g a u s g e s t e l l t » . ' 1 3
Diese Landschaften entstanden weit nach dem
H ö h e p u n k t der realistischen Landschaftsmalerei
Gauermanns, den F rod l vor und u m 1830 fest-
macht ." 4 Zur Wiedergabe der Natur kommt eine
weiterentwickelte Sichtweise, durch das intensive
Studium der N i e d e r l ä n d e r bedingt, h inzu. Die V i r -
tuos i t ä t seines technischen K ö n n e n s macht die B i l -
der zu Kostbarkeiten der Ölmalere i , die gleichzeitig
aber die Frische des unmittelbaren Natureindrucks
verloren haben.
Mi t dem kleinen Bi ldchen «In einer Land-
s c h a f t » " 5 oder «Die Hir t in» (Abb. 16) hatte F ü r s t
Johann II. ein S p ä t w e r k des Malers erworben und
damit die P r ä s e n t a t i o n des Oeuvres Gauermanns,
besonders als nachbarock beeinflusster Biedermei-
ermaler, abgerundet. Sehr prosaisch ist das Bi ld i m
Einnahmenbuch Gauermanns beschrieben: «Eine
gelbe K u h liegt auf einem Hügel , zwe i Schafe dane-
108) Zitiert nach Feuchtmüller 1987. S. 35 f.
109) Vor 1842: Öl auf Leinwand. 74 x 96 cm.
110) Brief von Gauermann an Fink am 13. August 1835, zitiert nach
Feuchtmüller 1987, S. 31.
111) Vgl. Feuchtmüller. Rupert: Vom Kunstgeschmack der Liechten-
steins. In: Parnass 15 U995) Sonderheft 11/95 «Die Sammlungen
des Fürsten von Liechtenstein». Abb. S. 57: Studie nach der Natur
zu «Der Brunnen von Zell am See». Öl auf Papier, 31,5 x 42,4 cm.
Privatbesitz.
112) 1847: Öl auf Holz, 87 x 110 cm.
113) Baumstark 1983. S. 78.
114) Frodl 1987, S. 39.
1 15) Vor 1854: Öl auf Holz, 12 x 17 cm.
26
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 14: Friedrich Gauer-
mann. Der Brunnen von
Zell am See, vor 1842
27
ben, eine graue L u f t » . 1 1 6 Gauermann hat die Hir t in ,
die mit dem Rücken zum Betrachter sitzt, nicht er-
w ä h n t . Hauptdarsteller sind die Tiere, aber viel-
mehr noch, die Stimmung. Solche Weidenidyllen in
kleinem Format, mit weitem Horizont, sind typisch
f ü r das S p ä t w e r k des K ü n s t l e r s . " 7 A t m o s p h ä r e ,
durch Tageszeiten v e r ä n d e r t e s Licht und eine all-
m ä h l i c h e Ton in Ton Malere i , akzentuiert durch i m
Licht aufleuchtende F lächen , kennzeichnen Gauer-
manns Malere i in diesen Werken.
Der heutige Betrachter w ü r d e die Werke Gauer-
manns, die in der Galerie zu sehen waren, eher als
Genre s tücke verstehen denn als Landschaften. E i -
nerseits malte Gauermann Szenen aus dem alltägli-
chen Leben der Bauern, narrativ bis ins kleinste
Detail, andererseits tritt die Landschaft nie vor dem
menschlichen Handeln zu rück .
Schon den Zeitgenossen war die Schwierigkeit
der Gattungszuordnung bekannt. Zur E r l ä u t e r u n g
ist es notwendig, i m Folgenden eine l änge re Passa-
ge des Bildhauers Johann Preleuthner aus der
«Wiene r Zei tschr i f t» wiederzugegeben:
«Ich setzte Friedr. Gauermann mit seinen Bildern
der diesjährigen Ausstellung mit Vorbedacht an die
Spitze der Landschaftsmaler... . Ich weiß, daß die-
ser Meister mehr Gewicht auf das legt, was sonst
nur als Staffage gilt und daß deßhalb seine Schöp-
fungen nicht als reine Landschaften betrachtet wer-
den. ... Meines Erachtens gehören zur Landschaft
alle Kunsthervorbringungen, in denen die Natur-
szene, das Landschaftliche darin, den Hauptein-
druck hervorbringen soll. ... Wer wird nicht von
Staunen ergriffen, wenn er vor dieses Künstlers
<Getreideeinfuhr bey herannahendem Gewitter> hin-
tritt, und die darin herrschende Bewegung der Na-
tur, den herannahenden Kampf der Elemente, und
die dadurch begründete Anstrengung von Men-
schen und Thieren sieht».118
Die B e g r ü n d u n g Preleuthners ist plausibel. A u c h
Für s t Johann II. fasste die Gemä lde Gauermanns
vermutlich eher als Landschaften auf, da die mei-
sten Titelbezeichnungen der G a u e r m a n n g e m ä l d e
in der Galerie Liechtenstein das Wort « L a n d s c h a f t »
beinhalten.
Nicht nur i m Werk von Fr iedr ich Gauermann
wirkt das barocke Effekts tück weiter, sondern auch
in den Regenlandschaften Ignaz Raffalts (1800-
1875) hat es das Hochbiedermeier ü b e r d a u e r t . " 9
Die A t m o s p h ä r e als bestimmendes Komposit ions-
element, als eigentliches Bildthema, war in der Ga-
lerie Liechtenstein i n den Werken Ignaz Raffalts zu
sehen. Raffalt hatte ebenfalls, von 1820 bis 1825,
von Josef M ö s s m e r Unterr icht erhalten; 1 2 0 durch
M ö s s m e r wurde das Erbe Brands auch an ihn wei-
tervermittelt. Das s c h ö n s t e Beispiel i n der Samm-
lung ist die « F l u s s l a n d s c h a f t » 1 - 1 (Abb. 17), heute
auch «Boo t s f ah r t nach dem Regen» bezeichnet.
Nach Kronfe ld b e s c h r ä n k t sich die St immung auf
a t m o s p h ä r i s c h e Vorgänge , vergleichbar mit der
Wetter- und Unwetterpoesie, wie sie Nikolaus
Lenau (1802-1850), Dichter der Schwermut und
Vergängl ichkei t , l i eb t e . v u Die gewaltigen Wolkenge-
bilde, durch die dramatisch die Sonnenstrahlen
brechen, ebenso der tiefe Horizont mit der f lachen
Landschaft, s ind Anle ihen aus der ho l l änd i schen
Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts. Doch die
biedermeierliche Stimmungsauffassung ist aufhei-
ternd und verheisst Sonnenschein. Der Regen ist
abgezogen, das Wasser hat s ich beruhigt, und die
Bauern k ö n n e n nun ü b e r s e t z e n und das i m Wald
gesammelte Holz ins Dorf bringen.
DIE W I E D E R E N T D E C K U N G D E R N A T U R
Eine der wichtigsten Leistungen der Biedermeier-
landschaft war die realistische Wiedergabe der Na-
11 6) Ebenda.
I I 7) Feuchtmüller 1987. S. 86.
118) Zitiert nach Feuchtmüller 1987, S. 39. Aus: Wiener Zeitschrift
1838. S. 317.
119) Pötschncr. Peter. Wien und die Wiener Landschaft. Salzburg,
1978. S. 90.
120) Baumstark 1983. S. 117.
121) 1849; Öl auf Holz, 35 x 45 cm.
122) Kronfeld. S. 210. Nr. 2040.
28
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 15: Friedrich Gauer-
mann. Pferdeschwemme
am Zeller See, 1847
Abb. 16: Friedrich Gauer-
mann. Hirtin in einer
Landschaft, vor 1854
29
tur. In der Galerie Liechtenstein war diese Richtung
der Landschaftsmalerei insbesondere durch Ferdi -
nand Georg Waldmül l e r sowie durch Rudolf von Al t
vertreten.
Als erster schlug Johann Christ ian Brand diesen
Weg ein. Daraus wi rd deutlich, was f ü r eine grosse
Bedeutung Brand f ü r die Entwicklung der Wiener
Biedermeierlandschaft hatte. Schon im 18. Jahr-
hundert hatte er die Umgebung Wiens bewandert
und topographisch genau wiedergegeben. Seine
Schüler folgten ihm.
Neben der Akademie f ü h r t e n aber auch die i m -
mer beliebter werdenden Ansichtsserien - topogra-
phische Aufnahmen der ö s t e r r e i ch i s chen Land-
schaften - , die seit 1780 von verschiedenen Verle-
gern in Wien herausgegeben wurden, zur Wieder-
entdeckung der vertrauten Umgebung von Wien
und der Natur im al lgemeinen. 1 2 3
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts richteten die
Küns t le r ihr Interesse besonders auf die Umgebung
von Salzburg, die sie in weiten Wanderungen er-
kundeten und malten. Als erste Küns t le r entdeck-
ten die deutschen Romantiker die Landschaft i m
Salzkammergut, bis anhin nur Durchgangsort auf
ihren Reisen nach Rom, und bl ieben. 1 2 4 1811 malte
hier Car l Fr iedr ich Schinkel (1781-1841), 1815 zo-
gen Car l Phil ipp Fohr (1795-1818) und Ferdinand
Olivier (1785-1841) in die Salzburger Landschaft.
Olivier gilt heute als ihr eigentlicher Entdecker. 1 2 5
Im Gegensatz zur subjektiven Landschaftsauf-
fassung der Romantiker erfassten die Biedermeier-
maler viele Jahre s p ä t e r die landschaftl ichen
S c h ö n h e i t e n in objektiverer Betrachtungsweise. 1 2 6
Aus den Reihen jener Vedutenmaler kommt
auch Rudolf von Alt , der nach Gauermann am be-
sten vertretene Küns t le r i n der Galerie Liechten-
stein. Als Schüler seines Vaters Jakob Al t (1789-
1872) begleitete er diesen schon mit dreizehn Jah-
ren auf seinen Reisen und half ihm bei der Aus-
f ü h r u n g seines Auftrages, dem lithographischen
Werk «Donau-Ans i ch t en vom Ursprung bis zum
Ausflusse ins Meer» , mit dem Jakob Al t von 1818
bis 1826 betraut war . 1 2 7
15 Jahre s p ä t e r arbeiteten Vater und Sohn Alt
noch immer zusammen. Neuerl ich ging es darum,
topographische Ansichten zu malen, diesmal f ü r
das Sammelwerk «Pi t to reskes Ö s t e r r e i c h » . 1 2 8 Im
Zuge dieses Auftrages unternahmen die Alts im
Jahr 1840 eine Reise nach Dalmatien, das damals
noch Teil von Ös te r re ich war. E twa eine Woche
hielten sich Jakob und Rudolf von Al t in Ragusa,
dem heutigen Dubrovnik, auf. Rudolf war ü b e r w ä l -
tigt von der Schönhe i t dieser Stadt. 1 2 9 Dort entstand
eines der beiden einzigen Ölgemälde , die der F ü r s t
damals von Rudolf von Al t besass: «Die Grabruine
von R a g u s a » 1 8 0 (Abb. 18). Der Küns t le r hat es nach
einem Aquarel l , das Al t von dieser Reise mitge-
bracht hatte, gemalt. 1 3 1
Das G e m ä l d e gibt die süd l iche Landschaft der
A d r i a k ü s t e wieder. A n einem Abhang, durch Fels-
brocken terrassenartig geebnet, steht die Ruine ei-
ner Grabkapelle. Davor wuchern Agaven und kle i -
ne B ä u m c h e n , die typische karge Vegetation des
S ü d e n s . Das Kolori t des leuchtendblauen Himmels
mit dem Kontrast zum warmen Sandstein der K a -
pelle und dem braunen verdorrten Gras erinnert
an die Farbigkeit der Aquarel le von Alt . Er verwen-
dete einen sehr nassen Pinsel, mit dem er die Far-
be beinahe t röp fe lnd auftrug. Des Weiteren ver-
suchte Rudolf von Al t , das Leichte und Skizzenhaf-
te des Aquarells i m Ölbild herzustellen, indem er
die B i l d r ä n d e r d ü n n verwischte . 1 3 2
123) Frodl 1987, S. 32. 1780 beauftragte der Verlag Artaria die
Künstler Karl Schütz, Johann Ziegler und Laurenz Janscha mit dem
Ansichtenwerk «Sammlung von ... Aussichten der Residenzstadt
Wien von ihren Vorstädten und einigen umliegenden Oertern»
(Ebenda).
124) Ebenda.
125) Feuchtmüller 1987, S. 8.
126) Frodl 1987, S. 32 f.
127) Koschatzky 1989. S. 10.
128) Ebenda. S. 155.
(29) Baumstark 1983, S. 66.
1.30) Öl auf Leinwand. 66 x 52 cm.
131) Das Aquarell befindet sich heute in der Staatlichen Graphi-
schen Sammlung in München; es entstand am 2. Oktober 1840
(Baumstark 1983, S. 66).
132) Ebenda.
30
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 17: Ignaz Raffalt.
Bootsfahrt nach dem
Regen, 1849
Abb. 18: Rudolf von Alt.
Grabruine bei Ragusa
31
M a n spür t , dass sich Rudolf von Alt in der Öl-
malerei nie ganz zu Hause fühl te . So schrieb er am
14. August 1838 an seine Frau Hermine:
«Auch mich kostet die Öhlmalerei viel Plage und
Überwindung, da ich gar nicht daran gewöhnt und
fast gar keine Erfahrung darin habe. Viel leichter
würde es mir gehen und vielleicht, dass meine Sa-
chen besser für den Augenblick würden, wenn ich
meinem Aquarell getreu bliebe; allein für die Folge
ist das Ohl viel vorteilhafter».1™
Mit der « G r a b r u i n e von R a g u s a » waren von Ru-
dolf von Alt , dem Künstler , den schon Alois II. so
bewundert hatte, Werke aus fast jeder Schaffens-
phase in der Galerie zu sehen.
Leider sind gerade die Aquarelle aus der Salz-
burger Gegend nicht in der Sammlung erhalten,
denn die Salzburger Landschaften waren ein Lieb-
lingsthema Johanns.
Seit Mitte der 1820er Jahre besuchte fast jeder
Wiener Landschaftsmaler i m Sommer Salzburg
und das Salzkammergut . 1 3 4 Die bereits vorgestell-
ten Landschaften Fr iedr ich Gauermanns sind zwar
nicht nach der Natur gemalt, doch sind sie mit dem
charakteristischen Ki rch tu rm von Zel l am See alle
i m Salzkammergut angesiedelt. Neben diesen gab
es von Gauermann ausserdem eine « L a n d s c h a f t
am K ö n i g s e e » 1 3 5 i n der Galerie Liechtenstein.
Ebenso zeigen die beiden einzigen ausgestellten
Gemä lde Högers , «Trauns t e in und der Gmundner
See» und «Kapelle in der Ramsau bei Berchtes-
g a d e n » Landschaften aus der Gegend von Berch-
tesgaden und dem Salzkammergut.
Der Romantiker Olivier verlegte seine biblischen
Szenen in die Salzburger Landschaf t , 1 3 6 Gauer-
mann komponierte seine Naturstudien zu einer
Landschaft aus dem Salzkammergut, doch erst
Ferdinand Georg Waldmül l e r schien ein wirkl iches
L a n d s c h a f t s p o r t r ä t gemalt zu haben.
Johann II. besass sechs Landschaften von Wald-
mül le r aus dem Salzkammergut, dazu den «Blick
vom Ki rchhof aus St. Wolfgang», der i r r tüml ich als
«Pfa r rhof i n Südt i rol» bezeichnet wurde . 1 3 7 Als er-
stes B i ld dieser Werkgruppe erwarb Johann II. i m
Jahr 1891 die 1835 gemalte « P f a m g a s s e in St. Wolf-
g a n g » 1 3 8 (Abb. 19). Wa ldmül l e r malte von e r h ö h t e m
Standpunkt eine enge Dorfgasse. Zwischen den
H ä u s e r z e i l e n rechts und links w i r d der Blick auf
das Wislerhorn f re i .
Vermutl ich i m gleichen Jahr malte Waldmül l e r
den «Fusch l see mit dem S c h a f b e r g » 1 3 ' ' (Abb. 20).
Heinr ich Schwarz erkannte bereits 1926, dass das
Bi ld unvollendet is t . 1 4 0 Bei der Reinigung des Bildes
i m Jahr 1983 zeigte sich, dass i m rechten unteren
Bildviertel in Grundformen ein Bauernhaus vorge-
geben war, ansonsten ist dort nur ockerfarbene
Grundierung zu sehen. Vor der Reinigung war die-
ser Tei l von f remder Hand g r ü n ü b e r m a l t gewe-
sen. 1 4 1
Von einer A n h ö h e fällt der Blick auf den tiefblau-
en Fuschlsee, der von einem schmalen sandfarbe-
nen Uferstreifen u m s ä u m t wi rd . Dahinter liegt die
Gebirgskette mit dem Schafberg, dem El lmannste in
und dem Höllkar. Der Hintergrund ist bereits voll-
endet, w ä h r e n d i m Vordergrund das U n t e r h ö f n e r -
Bauernhaus erst angedeutet ist. F ü r Waldmül l e r
war es wichtig, das helle Tageslicht zum Malen der
Gebirgskette zu nutzen, w ä h r e n d der Bauernhof
s p ä t e r immer noch vollendet werden konnte. 1 4 2
Seine scharfe Beobachtungsgabe, die dank der
klaren Gebirgsluft die Erfassung jeder Einzelheit
133) Zitiert, nach Baumstark 1983. ebenda.
134) Frodl 1988. S. 158.
135) Ol auf Papier auf Leinwand, 44 x 34 cm (Kronfeld, S. 211,
Nr. 2042). Das Bild befindet sich heute nicht mehr in der Sammlung.
136) Schwarz. Heinrich: Salzburg und das Salzkammergut. 2., stark
vermehrte Aufl . Wien. 1936, S. 55.
137) Vgl . Kronfeld, S. 217, Nr. 2079 und Feuchtmüller 1996, S. 93.
W V 480.
138) Öl auf Holz. 31,5 x 25,5 cm.
139) Karton. 28.5 x 54 cm. Kronfeld bezeichnete das Bild als «Wolf-
gangsee» (Kronfeld, S. 219. Nr. 2095).
140) Schwarz, Heinrich: Salzburg und das Salzkammergut. Wien.
1926, S. 94.
141) Wer die Übermalung veranlasst hatte und wann dies geschehen
war, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Baumstark 1983,
S.98.
142) Feuchtmüller 1996. S. 91, WV 482.
32
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 19: Ferdinand Georg
Waldmüller. Strasse in
St. Wolfgang, 1835
33
erlaubt, e rmögl ich t Waldmül l e r eine sehr realisti-
sche Naturwiedergabe. He rmann Beenken erkann-
te bereits 1944, dass Waldmül l e r s Landschaftspor-
t r ä t s dieser Phase in Schwarzweissabbildungen
wie Naturfotografien w i r k e n . 1 4 3
«Ein photographisches Sehen ist aufsammelnd,
nicht mehr gestaltend, au f lösend , nicht mehr zu-
sammenfassend, es m u ß das Auge bereit sein, h in -
zunehmen, zu registrieren, und die Frage nach
dem sinnvollen Zusammenhang darf keine Rolle
mehr s p i e l e n » . 1 4 4 Mi t dieser Analyse des fotografi-
schen Sehens beschreibt Beenken Waldmül l e r s
Landschaftsauffassung treffend. Allerdings spielte
der sinnvolle Zusammenhang fü r Waldmül l e r sehr
wohl eine Rolle. Die neuere W a l d m ü l l e r - F o r s c h u n g
hat ergeben, dass Waldmül l e r s Realismus sich nur
auf die technische, nicht aber auf die formale Na-
turwiedergabe bezieht.
F e u c h t m ü l l e r s p ü r t e den topographischen Gege-
benheiten am Beispiel des « S t e i n e r n e n Meeres in
Zell am S e e » 1 4 5 (Abb. 21) nach: Waldmül l e r malte
vom Westufer des Sees den Blick gegen Maishofen.
A m Ufer ist das Schloss Prielau mit der Kirche zu
sehen. Über dem See erhebt sich die Gebirgskette
des Steinernen Meeres. Waldmül l e r hat sie so her-
angeholt, dass sie unmittelbar hinter dem Dorf auf-
steigt. In Wirkl ichkei t zieht sich die Uferebene min-
destens 20 Kilometer nach hinten. Die Profile des
Persail-, Mitter- und Breithorns sind erst beim Rit-
zensee, in der N ä h e von Saalfelden, so zu sehen. 1 4 6
Diese These vertritt auch Mar t ina Fla ja . 1 4 7 Sie be-
zweifelt, dass Waldmül l e r seine G e m ä l d e aus-
schliesslich an Ort und Stelle in der Natur malte
und damit nur das wiedergab, was er von seinem
Standpunkt aus sah. Nach Flaja habe Waldmül l e r
die Komposi t ion sorgfäl t ig ausgewogen und nach
dem Festhalten der i n Frage kommenden Motive
als Bleistiftskizze diese als Ölstudie fixiert. Das im
Atelier fertiggestellte Staffeleibild wurde h ö c h s t e n s
i n grossen Zügen vor dem Motiv angelegt. 1 4 8 Auf-
grund der Tatsache, dass Waldmül l e r den Fuschl-
see auf Karton malte und das B i l d zudem unvollen-
det blieb, kann man annehmen, dass es sich in die-
sem Fa l l aber um eine, direkt vor der Natur gemal-
te Studie handelt.
A u c h wenn sich die Forderung nach absolut rea-
listischer Wiedergabe immer noch der Komposi t ion
beugen musste, g e h ö r e n diese Landschaften aus
den 1840er Jahren zu den H ö h e p u n k t e n in Wald-
mü l l e r s Werk.
Überbl ick t m a n die W a l d m ü l l e r - S a m m l u n g von
F ü r s t Johann IL, so kann hier die Entwicklung des
Küns t l e r s als Landschaftsmaler in den wichtigsten
Stationen nachvollzogen werden. Dem Einfluss von
Jacob van Ruisdaels Landschaften und dem Studi-
um der N i e d e r l ä n d e r i m Al lgemeinen konnte sich
Waldmül l e r bis Anfang der 1830er Jahre nicht ent-
ziehen. Dies macht W a l d m ü l l e r s Kopie nach Ruis-
dael i n der Sammlung Liechtenstein und der Ver-
gleich mit der « R u h e n d e n Jagdgese l l s cha f t» deut-
l ich . A b etwa 1832 entwickelt er aber eine eigene
Raumauffassung, indem er das Fernliegende fokus-
siert und dem Vordergrund nur noch eine « R a m -
p e n f u n k t i o n » zuweist. Die ehemals noch vorhande-
nen S t a f f a g e f i g ü r c h e n verschwinden . 1 4 9 E inen wei -
teren H ö h e p u n k t innerhalb der Entwicklung der
Landschaftsmalerei W a l d m ü l l e r s bi lden die S iz i l i -
enansichten. Sie werden a u s f ü h r l i c h im folgenden
Kapitel i m Zusammenhang mit den italianisieren-
den Landschaften besprochen.
D A S L I C H T I T A L I E N S
Als Kenner und Liebhaber der i talienischen Kunst
e r g ä n z t e Johann II. die Fürs t l i che Sammlung durch
zahlreiche Kunstwerke der i talienischen F r ü h r e -
143) Beenken, Hermann: Das neunzehnte Jahrhundert in der
deutschen Kunst. München, 1944, S. 140. - Im Folgenden zitiert als:
Beenken. Vgl. Baumstark 1983. S. 99. Abb. 36.
144) Beenken, S. 142.
145) 1837: Ol auf Holz, 26 x 31 cm.
146) Feuchtmüller 1996. S. 113, W V 573.
147) Siehe dazu Haja, Martina: «Nach der Natur gemalt ...». In:
Belvedere (1996) Sonderheft 1 «Ferd inand Georg Waldmüller»,
S. 1 16-131.
148) Ebenda. S. 128.
149) Ebenda, S. 125.
34
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 20: Ferdinand Georg
Waldmüller. Der Fuschlsee
mit dem Schafberg
Abb. 21: Ferdinand Georg
Waldmüller. Das Steinerne
Meer bei Zell am See,
1837
35
naissance. Sicherl ich r ü h r t von dieser Vorliebe der
Schwerpunkt italianisierender Landschaften des
Wiener Biedermeier her.
«Das schlafende J e s u s k i n d » 1 5 0 (Abb. 22) von der
Hand Fendis ist zwar kein Landschaftsbild, bietet
mit seinen m e r k w ü r d i g e n Anle ihen von Thema
und Komposi t ion an die italienische Renaissance
aber einen besonderen Auftakt zu den folgenden
Italienbildern. Den musizierenden Engel hatte Fen-
di auf seiner Venedigreise i m Jahr 1821 in Carpac-
cios Gemä lde «Dars te l lung i m Tempe l» in der A k a -
demie in Venedig gesehen. 1 5 1
Ohne Zweifel haben die Italienreisen der Küns t -
ler Wiens zur Entwicklung in der Malere i der Bie-
dermeierlandschaft beigetragen, ohne Berücks ich-
tigung ihres Einflusses e n t s t ü n d e ein falsches Bi ld .
Italienreisen waren nach wie vor Tradit ion; sie
p r ä g t e n die Wiener Biedermeiermalerei offensicht-
lich mehr als Reisen nach Paris und Frankre ich .
Das Zie l einer Italienreise war nicht mehr i n erster
Linie das Er leben der klassisch-antiken Kunst, viel-
mehr waren romantisches Fernweh und die Aus -
einandersetzung mit der süd l i chen Landschaft und
ihrer Bevö lke rung Wunsch und Zie l der Italienrei-
senden. 1 5 2
Der Wiener Maler Thomas Ender (1793-1875)
formulierte, was die Er fahrung der süd l i chen Son-
ne wohl fü r die meisten Wiener Küns t l e r bedeutete:
«... damahls [in Wien] hatte ich noch keinen heite-
ren Himmel gesehen, jetzt ist es mein einziges Be-
streben, diesen nach zu ahmen, ich habe mir fest
vorgenommen, solange ich in Italien seyn werde,
alles nur mögliche zu thun, um das Luftperspektiv
der Farben zu studieren».153
Gerade f ü r Wa ldmül l e r s Werk hatte Italien eine be-
sondere Bedeutung. Seine erste Reise in das südli-
che Land hatte er i m Jahr 1825 unternommen;
seitdem war er insgesamt neunzehnmal dorthin
gereist. 1 5 4 Anfangs wollte Waldmül l e r die Werke der
grossen Meister, neben denen er «... die gänz l i che
Mangelhaftigkeit alles bisher von m i r Geleistete er-
kannte ...» mit eigenen Augen sehen. 1 5 5 G e m ä l d e
der italienischen Renaissance und des Barocks,
zum Beispiel von Moretto da Brescia, Sarto, Car-
racci , Marat ta , Batoni , Dolci , Reni und Pellegrini,
hatte er schon vor den N i e d e r l ä n d e r n kopier t . 1 5 6
F ü r s t Johann II. besass drei Landschaften, die
Wa ldmül l e r i n Sizi l ien gemalt hatte. Zwei davon
kaufte er 1890, ein B i ld von Taormina, e r g ä n z t e
der F ü r s t 1891 . 1 5 7 Diese Bilder sind nicht nur fü r
das Werk W a l d m ü l l e r s von grosser Bedeutung,
sondern g e h ö r e n zu den s c h ö n s t e n Biedermeier-
g e m ä l d e n der Galerie Liechtenstein. Der «Concor-
dia-Tempel bei A g r i g e n t » 1 5 8 (Abb. 23) ist das letzte
erhaltene Zeugnis der I t a l i engemälde , die Wald-
mül l e r i n diesem Land anfertigte.
Die Sizi l ienbilder veranschaulichen das unmit-
telbare Ziel , das Waldmül l e r durch seine Italienrei-
sen erreicht hatte: das Studium von Sonne und
Licht. Obwohl oder gerade wei l er, besonders i m
Bi ld vom Theater in Tao rmina 1 5 9 (Abb. 24), das
griechische Theater mit wahrer Detailbesessenheit
wiedergab, war die s o n n e n ü b e r f l u t e t e Landschaft
sein Thema. Das Licht verstand er jedoch nicht -
wie Gauermann es tat - als ein alles ü b e r g r e i f e n d e s
und vereinheitlichendes a t m o s p h ä r i s c h e s Element,
sondern er versuchte, jede Sonnenreflexion auf je-
der noch so kleinen F läche zu erfassen. B e i m Taor-
mina-Bi ld leitet der schattige Vordergrund in das
B i ld ein, w ä h r e n d der scharf erfasste Mit telgrund
mit den Ruinen der Skene gleichsam «ku l i s senhaf t»
vor dem i n dunstiger Bläue wiedergegebenen H i n -
tergrund steht. Im folgenden B i ld , den «Ru inen des
150) 1823; 01 auf Holz. 34 x 28 cm.
151) Peter Fendi (1796-1842). Kat. Ausst. Wien, 1963. S. 33, Nr. 92.
152) Krapf, Michael: «... damahls in Wien hatte ich noch keinen
heiteren Himmel gesehen ...». In: Belvedere (1996) Sonderheft 1
«Ferd inand Georg Waldmüller», S. 79. - Im Folgenden zitiert als:
Krapf.
153) Zitiert nach Baumstark 1983, S. 58.
154 Krapf. S. 8.3 und 86.
155) Waldmüller, zitiert nach Krapf, S. 82.
156) Ebenda. S. 83.
157) Anhang. S. 77.
158) 1849; Öl auf Holz. 31.6 x 39,7 cm.
159) 1844; Öl auf Holz. 38 x 60 cm.
36
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Juno Lacinia-Tempels bei A g r i g e n t » 1 6 0 (Abb. 25), ist
der Hintergrund n e b e n s ä c h l i c h geworden.
Die «Ruine des Concordia-Tempels bei A g r i -
gen t» (Abb. 23) ist g e g e n ü b e r den vorherigen K o m -
positionen sehr nah h e r a n g e r ü c k t . Wa ldmül l e r ver-
ringerte die Entfernung vom Vordergrund z u m
Tempel durch den abfallenden Mittelgrund wesent-
l ich. Es scheint, als ob das alles heranziehende
Raumempfinden der Landschaften des Salzkam-
mergutes der 1830er Jahre noch einmal Ausdruck
f ä n d e .
Der Vergleich mit dem fünf Jahre f r ü h e r e n Taor-
mina-Bi ld zeigt, wie sehr sich bei Waldmül l e r die
Auffassung von Licht durch die süd l i che Sonne ver-
ä n d e r t hat. Das weiche Abendlicht fasst nun klein-
ste F lächen zu g r ö s s e r e n Einheiten zusammen, be-
leuchtet die Landschaft als Ganzes, ohne jedoch
einzelne Details i m Gesamteindruck verschwinden
zu lassen.
Die Reisen nach Italien hatten, wie Waldmül l e r
selber erkannte, grossen Einfluss auf sein Werk . 1 6 J
In den Sizi l ien-Bildern, den letzten Zeugnissen der
Italienreisen, künd ig t sich bereits das Lichtempfin-
den der s p ä t e n Wienerwaldlandschaften an. Sie
stehen damit a m Ü b e r g a n g von der Reifezeit des
Küns t le r s zu seinem Spä twerk . 1 ( 1 2
Neben ihrer k ü n s t l e r i s c h e n Bedeutung sind die
Sizi l ien-Bilder auch die s p ä t e s t e n Werke Waldmül -
lers, die F ü r s t Johann II. in der Galerie Liechten-
stein ausgestellt hatte.
Unter den Italienbildern der Wiener Biedermei-
ersammlung durften einige Beispiele von Rudolf
von Al t na tü r l i ch nicht fehlen. E r unternahm hin
und wieder eine Reise in das f ü r die Schönhe i t sei-
ner Bauten und seiner Landschaft so b e r ü h m t e
Land. E r liebte Italien ü b e r alle Massen - «Rom,
Venedig, Stephansdom, das war seine Welt gewe-
s e n » H > 3 - und letztlich war es dieses Land, das auch
seine küns t l e r i s che Entwicklung p r ä g t e .
Alts e rk lä r t e Vorbilder seiner Zeit waren der vie-
le Jahre in Italien lebende Küns t l e r Joseph Rebell
(1787-1828) wie auch Thomas Ender (1793-1875),
auf den das Italienerlebnis einen nachhaltigen E i n -
druck gemacht hat te . i M
Im Jahr 1835 unternahm Al t i n Begleitung sei-
nes Vaters seine erste Italienreise. Diese Reise lie-
ferte wichtige Inspirationen fü r das Werk des 23-
j ä h r i g e n Küns t l e r s . Die Route verlief ü b e r Venedig
und Verona nach Bologna und R o m . 1 6 5 In diesem
Jahr entstand die Ansicht von «Tivol i» 1 6 6 (Abb. 26),
die Fü r s t Johann II. in der Galerie ausgestellt hatte.
Wiederum b e m ü h t , die Ausstellung dergestalt zu
p r ä s e n t i e r e n , dass die Wiener B i e d e r m e i e r k ü n s t l e r
entweder i n ihrer ganzheitl ichen Entwicklung oder
wenigstens mit Inkunabeln ihrer Entwicklung und
wichtigen Hauptwerken zu sehen waren.
W ä h r e n d dieser Italienreise i m Jahr 1835 ent-
deckte Al t sein Talent f ü r die Archi tekturmalerei .
Eine Gabe, die seine s p ä t e r e Laufbahn als Küns t le r
entscheidend beeinflusste und die i h m von den
F ü r s t e n von Liechtenstein viele A u f t r ä g e bescherte.
Er war be fäh ig t , ohne jede perspektivische K o n -
struktion oder Vorzeichnung die Bauwerke zu er-
fassen und i n sicherer Zeichnung und g rös s t e r De-
tailgenauigkeit wiederzugeben. 1 6 7
E i n Beispiel von Alts K ö n n e n ist das Aquare l l
«Dompla t z i n C o m o » 1 6 8 (Abb. 27). Der Maler nahm
in dieser Architekturdarstel lung den Domplatz, der
an einer Längsse i te durch den Dom Santa Mar i a
Maggiore, den Broletto und den Torre del Comune
begrenzt wi rd , auf. Neben der Domfassade mit den
figurengeschmückten Strebepfeilern t r äg t die weiss
und grau inkrustierte Fassade des Broletto zur cha-
rakteristischen Vielteiligkeit bei, die Alts Werke i m -
mer auszeichnet.
160) um 1845; Öl auf Holz. 31 x 39 cm.
161) Krapf, S. 82.
162) Baumstark 1983. S. 64.
163) Koschatzky 1989 (wie Anm. 44), S. 14.
164) Koschatzky, Walter: Die Künstlerfamilie Al t in Biedermeier und
Vormärz. In: Kat. Ausst. Wien. 1988, S. 172. - Im Folgenden zitiert
als: Koschatzky 1988.
165) Koschatzky 1989, S. 151.
166) 1835; Aquarell, 27 x 37,5 cm.
167) Koschatzky 1989. S. 152.
16S) Aquarell. 27,9 x .36,1 cm.
38
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 24: Ferdinand Georg
Waldmüller. Ruine des
griechischen Theaters in
Taormina auf Sizilien,
1844
Abb. 25: Ferdinand Georg
Waldmüller. Ruinen des
Juno-Lacinia-Tempels bei
Agrigent
39
Abschliessend sei auf einen Küns t le r hingewie-
sen, der zwar nicht unumstritten zum Wiener Bie-
dermeier gezäh l t werden kann, der aber nie seine
Herkunft als Schüler der Wiener Akademie ver-
leugnen konnte. Den G e m ä l d e n des ungarischen
Malers Käroly Marko des Äl te ren (1791-1860) war
unter den Italienbildern in der Galerie Liechten-
stein am meisten Platz zugewiesen, soweit dies
heute noch rekonstruierbar ist. Einerseits waren es
ideal komponierte, heroische Landschaften, ande-
rerseits aber spielten sich dort, mit dem B e m ü h e n
Markos u m eine klassische Bi ldwirkung , a l l tägl iche
Szenen der italienischen L a n d b e v ö l k e r u n g ab. Die
in ihrer Genrehaftigkeit durchaus berechtigt ihren
Platz behaupteten.
In Ungarn geboren, ging Marko i m Alter von 31
Jahren nach Wien . Dort besuchte er ein Jahr lang
die Akademie. Anschliessend blieb er weitere zehn
Jahre in der Stadt, 1 6 9 bevor er ü b e r Venedig, Bolo-
gna und Florenz nach R o m reiste. Mi t Ausnahme
einer Reise in die Heimat i m Jahr 1853 blieb Mar -
ko bis zu seinem Tod in I tal ien. 1 7 0
Dort nahm er sich die Kunst der Carracci und
des Nicolas Poussin, aber besonders des Claude
Lor ra in zum V o r b i l d . 1 7 1 Beispielhaft d a f ü r ist die
ideale « L a n d s c h a f t mit B r u n n e n » 1 7 2 (Abb. 28): Bau-
ersfrauen gehen mit ihren Kinde rn zum Brunnen,
u m zu waschen und Wasser zu holen. Eine alltägli-
che Szene, doch zu narrativ, u m nur Staffage zu
sein. Das ganze Bi ld ist erfül l t von einer ü b e r a u s
heiteren Farbigkeit und liebevollen Detailfreude.
Hel l und heiss scheint die Sonne auf die Lichtung
mit dem Brunnen. Die ockerfarbene Erde kontra-
stiert zum saftigen Grün i m Vordergrund. Im schat-
tigen Moos leuchten rote Blüten. Marko trug eine
ideale Landschaft mit der E r z ä h l f r e u d e und satten
Farbigkeit eines Wiener B i e d e r m e i e r k ü n s t l e r s vor.
Betrachtet m a n das Gesamtwerk des « u n g a r i -
schen Lor ra in» , wie Marko genannt wurde, so ist
die N ä h e zu seinem Vorbi ld offensichtlich. In ein-
zelnen Werken aber, wie dem hier vorgestellten,
geht die Verbundenheit mit den Wiener Male rn tie-
fer. Es ist, als ob Marko durch das Leben und das
Arbei ten i n Italien sich seiner Wurze ln in der Wie-
ner Landschaft bewusst geworden w ä r e . 1 7 3
Der Kunsthistoriker Ludwig Hevesi charakteri-
sierte Markos Werk in treffender Weise: «Holder
Friede, s ü ß e Eintracht, ohne n a t ü r l i c h e Zuchtwahl ,
ohne Geologie, Metereologie und Pflanzengeogra-
phie, goldig schimmernde Entstellung der Wahr-
heit, die doch keine Richtigstellung zu f ü r c h t e n
b r a u c h t » . 1 7 4
169) Bodnär, Eva: Leben und Werk von Käroly Marko dem Älteren.
In: ID. Marko Käroly (1791-1860). Kat. Ausst. Budapest, 1991, S. 25.
170) Ebenda, S. 31.
171) Szabö. Julia: Die Stellung der Kunst von Käroly Marko dem
Älteren in Ungarn und in Europa. In: Kat. Ausst. Budapest, 1991,
S.13.
172) 1838: Öl auf Leinwand, 37 x 42 cm.
173) Vgl . Frodl 1987, S. 35.
174) Hevesi, Ludwig: Österreichische Kunst im 19. Jahrhundert.
Leipzig, 1903, S. 90. - Im Folgenden zitiert als: Hevesi 1903.
40
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
41
42
Abb. 28: Käroly Marko der
Ältere. Brunnen im Wald,
1838
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
DIE G E N R E M A L E R E I
V O R B I L D E R STATT E R Z I E H E R
Vorde rg ründ ig betrachtet ist die Genremalerei in
der Sammlung Liechtenstein hervorragend vertre-
ten. Fast jeder bedeutende Küns t le r war mit wenig-
stens einem oder zwei Werken in der Ausstel lung
zu sehen: Fr iedr ich Gauermann, Peter Fendi , Jo-
hann Matthias Ranftl , Fr iedr ich Treml , Franz Eybl ,
Eduard Ritter, Michae l Neder, Alber t Schindler, Ig-
naz Raffalt und auch Rudolf von Al t .
Die Wiener Genremaler hatten sich zum Ziel ge-
setzt, nicht nur das All tägliche als solches darzu-
stellen, sondern die tägl iche Wirkl ichkei t zu erfas-
sen und zu werten. Genreszenen wurden oft mit
moralischen oder re l ig iösen Inhalten, wie zum Bei-
spiel Volksf römmigkei t oder Patriotismus, belegt. 1 7 5
Nur in wenigen Ausnahmen klagten sie die Gesell-
schaft und ihre M i s s s t ä n d e an. Vie lmehr ging es
um die dargestellte Person, die aufgrund ihrer un-
glücklichen Situation das Mit le id des Betrachters
erwecken soll te. 1 7 6
Vergegenwär t ig t man sich die Inhalte der Bi lder
aus der Galerie Liechtenstein, so fällt auf, dass sich
durchwegs angenehme Szenen abspielen und sich
keine Mit le id erregenden Tragöd ien dargestellt fin-
den. Die Themen der liechtensteinischen Genrebil-
der sind Frömmigke i t , Mutterliebe und unbe-
schwerte Kindheit , Rast von der Arbei t des Tages.
Besonders i m einfigurigen G e n r e s t ü c k w i r d der
Mensch i m Eink lang mit der Natur gesehen. Das
Genrebild als moralischer Erzieher existiert in der
Galerie nur i m Sinne eines erstrebenswerten Vor-
bildes, nach dem Motto: «So sollte es sein!».
A m deutlichsten kommt die Einseitigkeit der
Genremalerei in der Galerie Liechtenstein bei Peter
Fendi zum Ausdruck: Obwohl Genre s tücke , die
ideale Wertvorstellungen vermitteln, typisch sind
fü r Fendi , gilt er aber auch als Er f inder jener Rich-
tung sogenannter «Mit le idsbi lder» , die zwar ideali-
sierend, aber ergreifend auf das Unglück des E i n -
zelnen hinweist . 1 7 7
Von anderer Ar t s ind die Fendi-Bi lder der Gale-
rie Liechtenstein, wie zum Beispiel das Gemä lde
«Besuch bei der K l o s t e r f r a u » 1 7 8 (Abb. 29). Eine
Mutter besucht mit ihren zwei K inde rn eine Nonne
in Klausur. Durch das offene Fenster reicht diese
dem M ä d c h e n ein Heil igenbildchen, w ä h r e n d das
K i n d ihre Hand küss t . Das andere K i n d versteckt
sich ängs t l i ch hinter dem Rock der Mutter. Ne-
b e n s ä c h l i c h k e i t e n wie den kleinen Korb des Mäd-
chens ü b e r g i n g Fendi nicht. Die Freude am Stille-
ben v e r f ü h r t e ihn dazu, in den Korb der Mutter ei-
nen eben auf dem Mark t gekauften Fasan und ei-
nen Hasen zu legen, dessen Kopf und Läufe ü b e r
den Korb rand ragen.
Fast ebenso viele Werke wie von Fendi besass
der F ü r s t von Johann Matthias Ranft l (1804-1854).
Obwohl Ranft l ein Maler war, der in seinen Genre-
bi ldern oft auf Mit le id und Antei lnahme des Publi-
kums pochte, beispielsweise wenn er die Not der
Arbei terkinder schilderte, 1 7 9 f inden sich in der Ga-
lerie nur Darstellungen u n v e r f ä n g l i c h e n Inhalts -
zumindest soweit der Bi ldinhal t anhand der Titel
und der Beschreibung A d o l p h Kronfelds noch er-
schlossen werden kann. Die meisten Bilder von
Ranft l g e h ö r e n heute nicht mehr zum Besitz des
F ü r s t e n von Liechtenstein.
E in Beispiel von Ranftls Malere i ist «Der K i r c h -
g a n g » 1 8 0 (Abb. 30). Im G a l e r i e f ü h r e r von Kronfe ld
ist folgender unzu läng l icher Titel angegeben: «Land-
schaft mit einem Bache und einer K i r c h e » . 1 8 1 Da-
175) Frodl 1987, S. 20.
176) Bisanz, Hans-. Einführung in das Werk von Peter Fendi. In:
Bürgersinn und Aufbegehren. Kat. Ausst. Wien, 1988, S. 163. - Im
Folgenden zitiert als: Bisanz 1988.
177) Bisanz 1988, S. 162 f.
178) 1838; Öl auf Holz, 27 x 34 cm. Die Räumlichkeiten befinden
sich im ehemaligen Ursulinenkloster in Wien (Kat. Ausst. Wien
196,3. S, 26 f.. Nr. 57).
179) Krapf-Weiler, Almut: Johann Matthias Ranftl. In: Wiener
Biedermeier. München, 1992. T. 179-183.
180) 1846; Ol auf Holz, 42 x 33 cm.
181) Kronfeld, S. 220, Nr. 2101.
43
nach folgt die nicht weniger prosaische Beschrei-
bung:
«Eine Frau mit einem Kinde am Arm und ein bar-
füßiger Knabe, der Gebetbuch und Schuhe trägt,
gehen zur Kirche, die sich rechts im Hintergrunde
zwischen Bäumen erhebt».1*2
Eine ungleich treffendere Beschreibung liefert h in-
gegen Baumstark:
«Rührend-sentimental gibt sich Ranftls Gemälde
als Schilderung von ländlicher Sonntagsstimmung
und behüteter Kindheit auf rechtem Pfad».]S3
Eines der beliebtesten Themen der Genremaler
aber war die Hochzeit, die in verschiedenen Sze-
nen, auch als Zyklus, dargestellt wurde.
Johann II. zeigte zwei G e m ä l d e von Eduard Rit-
ter: «Einschre ibung zur T r a u u n g » 1 8 4 und «Das Hoch-
z e i t s m a h l » . 1 8 5 Die verschiedenen Ereignisse einer
Hochzeit eignen sich hervorragend dazu, Geschich-
ten zu e r z ä h l e n . Solche Hochzeitsbilder sind aller-
dings nicht mehr zu vergleichen mit der hundert
Jahre f r ü h e r entstandenen gesellschaftskritischen
Gemä lde - beziehungsweise Stichfolge der «Mar r i a -
ge ä la Mode» von Wi l l i am Hogarth. Die Auffassung
hatte sich grundlegend g e ä n d e r t . Nicht unmoral i -
sche Heiratsabsichten oder falscher Lebenswandel
waren i m Biedermeier Thema, vielmehr wurden
Mahnungen und Symbole fü r eine gute und segens-
reiche L e b e n s f ü h r u n g i n diese Zyklen verpackt. 1 8 ' '
Als weiterer grosser Genremaler des Wiener Bie-
dermeier war Fr iedr ich Treml (1816-1852) in der
Galerie vertreten. Seine Werke wurden besonders
von der Wiener Aristokratie sehr geschä tz t . Als
Schüler und Freund von Peter Fendi - er heiratete
1842, nach Fendis Tod, dessen Nichte - war Treml
von Fendi stark beeinflusst. 1 8 7 Doch wie bei Ranft l
haben auch seine Genrebilder keinen hohen mora-
lischen A n s p r u c h . 1 8 8 .
«Die G l o c k e n w e i h e » 1 8 9 ist eine besonders reiz-
volle Darstellung dör f l i chen Geschehens. Die Men-
schen treffen sich zur feierlichen Weihe der neuen
Kirchenglocke. A u f einem von Pferden gezogenen
Wagen w i r d die b l u m e n g e s c h m ü c k t e Glocke vor die
Kirche gebracht. Der Pfarrer und seine Minis t ran-
ten warten bereits vor dem Kirchenporta l . Neben
dem Wagen laufen zwei mit B lumen b e k r ä n z t e
M ä d c h e n in weissen Kle idern , die von der Glocke
herunterfallende rosa S e i d e n b ä n d e r halten. Die
Dorfbewohner, in Sonntagstracht gekleidet, neh-
men a m Ereignis teil; einige von ihnen sind ehr-
fü rch t ig auf die Knie gefallen. Da die von der Sonne
hell erleuchteten Figuren i m Vorder- und Mittel-
grund fa rb l ich miteinander kontrastieren, tragen
sie zu einer gewissen Geschäf t igke i t i m Bi ld bei.
Die Wiedergabe des Geschehens in einer s o n n t ä g -
l ich sauberen St immung verherrl icht bü rge r l i ch
f romme Werte.
Als einziges Beispiel des Mi l i t ä rgenres i n der Ga-
lerie Liechtenstein sei nachfolgend ein Soldaten-
s tück, « D r a g o n e r be im K a r t e n s p i e l » 1 9 0 (Abb. 31),
von Treml a n g e f ü h r t .
In einem Wachlokal sitzen Dragoner in ihren
weissen Un i fo rmen beim Kartenspiel . Die Runde
w i r d von Kerzenl icht und vom Licht des Mondes,
das durch das Portal scheint, erhellt. Einer der Sol-
daten sitzt bereits auf seinem Pferd, He lm und Ge-
wehr tragend, u m seine Wachrunde anzutreten. E r
wi r f t noch einen letzten Blick auf den Stand des
Kartenspiels, bevor er geht. Treml nutzte durch die
Nachtdarstellung den Kontrast der dunklen Wach-
182) Ebenda.
183) Baumstark 1983. S. 38.
184) 1851; Öl auf Holz, 36 x 28 cm (Kronfeld, S. 221, Nr. 2107).
Das Gemälde befindet sich heute nicht mehr in der Sammlung.
185) 1851; Material nicht angegeben, 36 x 28.5 cm (Kronfeld,
S. 223, Nr. 2116). Das Gemälde befindet sich heute nicht mehr in der
Sammlung.
186) Vgl. dazu Etzlstorfer. Hannes: Eduard Ritter. In: Wiener Bieder-
meier. München, 1992. T. 175: «Abschied der Braut», 1850. Öl auf
Holz, 48 x 60 cm. Privatbesitz, Wien.
187) Brugger, Ingried: Friedrich Treml. In: Wiener Biedermeier.
München, 1992, T. 152-164. - Im Folgenden zitiert als: Brugger.
188) Frodl 1987, S. 27.
189) 1846; Öl auf Leinwand. 66 x 52,7 cm (Kronfeld, S. 219,
Nr. 2093). Das Gemälde befindet sich heute in Wiener Privatbesitz.
Eine Reproduktion des Bildes zwecks Abbildung in diesem Aufsatz
war leider nicht zu bekommen.
190) 1840; Karton. 26 x 23 cm.
44
FÜRST JOHANN IF UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 29: Peter Fendi. Der
Besuch bei der Nonne,
1838
Abb. 30: Johann Matthias
Ranftl. Der Kirchgang,
1846
45
stube zu den weissen, beleuchteten Uniformen der
Dragoner. Die So lda tens tücke des V o r m ä r z haben
sich weit entfernt von den vorangegangenen
Schlachtenbildern der Befreiungskriege 1 9 1 und den
So lda tens tücken , die das wilde und lustige Solda-
tenleben verherrl ichen. Es sind nicht mehr Kriegs-
m ä n n e r , die sich tapfer geschlagen haben, sondern
junge M ä n n e r aus dem g e w ö h n l i c h e n Volk, die in
einer schmucken Uni fo rm ihren Dienst ableisten
m ü s s e n . Dennoch bot sich gerade das Soldatengen-
re an, u m mitleiderregende Themen und Themen
der Schicksalsergebenheit darzustellen, wie sie
zum Beispiel Car l Schindler (1821-1842) malte in
seiner Darstel lung «Der letzte Abend eines zum
Tode verurteilten Solda ten» (Abb. 32). 1 9 2
E I N F I G U R I G E G E N R E B I L D E R -
G E N R E H A F T E B I L D N I S S E
Einfigurige Genrebilder stellten eine weitere vom
Für s t en gesammelte Genrerichtung dar, so zum
Beispiel «Der segnende P r i e s t e r » 1 9 1 (Abb. 33) von
Rudolf von Alt . Die Darstellung eines Priesters, der
in der Kirche segnend Weihwasser verspritzt, blieb
unvollendet. Nur den Priester selbst f ü h r t e Al t in
Aquarel l farben aus; der Ki rcheninnenraum ist erst
mit Bleistiftstrichen skizziert.
Die einfigurigen Genrebilder und die genrehaften
Bildnisse sind nicht immer eindeutig zu trennen, i m
Gegenteil, es erscheint hier das typische P h ä n o m e n
der Gattungsverwischung in der Wiener Biedermei-
ermalerei. Titel wie «Der Tr inker» mit der zugehör i -
gen Beschreibung «Der Dargestellte häl t in der
rechten Hand ein B i e r g l a s » 1 9 4 oder «Männ l i ches
Por t rä t» mit der Beschreibung «Der Dargestellte
t räg t einen g r ü n e n Rock mit g r ü n e n Aufsch lägen , in
der Rechten einen Bergstock, in der Linken das Ge-
wehr; zu seiner Rechten liegt ein toter Rehbock; i m
Hintergrunde B e r g e » 1 9 5 weisen da rau fh in , dass eine
eindeutige Trennung dieser beiden Gattungen nicht
von Belang war. Bilder dieser Ar t wurden wohl
meist als G e n r e s t ü c k e aufgefasst, da sich i m Galerie-
führer , ausser bei den Künst lerbi ldnissen, willkürlich
die Bezeichnung «Por t rä t» oder eine beschreibende
Bezeichnung des Dargestellten findet.
Franz Eybls Bildnis mit dem Titel «In Gedan-
k e n » 1 9 6 (Abb. 34) ist noch ganz vom klassizistischen
Gedankengut durchdrungen. Es ist das Knies tück
eines M ä d c h e n s vor einer Gebirgslandschaft. Das
M ä d c h e n steht nachdenkl ich an eine Mauer ge-
lehnt, den Kopf in die Hand ges tü tz t , und blickt ins
Unbestimmte. A u f der Mauer deutet eine Schale
mit Beeren auf seine vorherige Beschä f t i gung h in .
Dieses Bildnis ist beispielhaft f ü r Eybls Figurenauf-
fassung aus dem Bl ickwinke l einer idealen Objekti-
vität . Darauf verweisen der u n g e r ü h r t e Gesichts-
ausdruck, die klare und sachliche Darstellung und
die g l e i chmäss ige Ausleuchtung des Bildes. Das so
typisch Menschliche eines B i e d e r m e i e r p o r t r ä t s , das
genrehaft Idyllische, die menschliche W ä r m e feh-
len Eybls Darstel lungen. 1 9 7 Eyb l begab sich auf eine
Gratwanderung mit der Gefahr, entweder i m seeli-
schen Ausdruck zu erstarren oder in Sentimenta-
lität abzurutschen. 1 9 8 Hier wurde in klassizistischer
Manier nach einem Ideal gesucht, meint S c h r ö d e r
und geht soweit, das B a u e r n m ä d c h e n in Ausdruck
und Gestik mit einer monumentalen, klassizisti-
schen Marmorskulp tur zu vergleichen. Doch er be-
merkt auch, dass die fe in füh l ige Wiedergabe der
191) Baumstark 1983. S. 34.
192) Carl Schindler: «Der letzte Abend eines zum Tode verurteilten
Soldaten». 1840. Öl auf Leinwand, 60,5 x 81,5 cm, Österreichische
Galerie Wien, Wien. Inv. Nr. 957. Von Carl Schindler war in der
Galerie Liechtenstein nur eine Landschaft zu sehen (Kronfeld.
S. 234, Nr. 2206).
193) Aquarell, 16,2 x 10,5 cm.
194) Franz Eybl. 1834: Öl auf Holz, 29,5 x 23,5 cm (Kronfeld. S. 223,
Nr. 2117). Das Gemälde befindet sich heute nicht mehr in der
Sammlung.
195) Franz Eybl, 1846; Öl auf Holz, 42 x 34 cm (Kronfeld, S. 219.
Nr. 2097). Das Gemälde befindet sich heute nicht mehr in der
Sammlung.
196) 1844; Öl auf Holz, 42 x .34 cm.
197) Frodl 19S7. S. 16.
198) Grimschitz 1961 (wie A n m . 50). S.18.
46
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 33: Rudolf von Alt.
Der segnende Priester
Abb. 34: Franz Eybl. In
Gedanken. Beerensucherin
vor einer Gebirgsland-
schaft, 1844
48
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 35: Johann Matthias
Ranftl. Das Mittagmahl,
1854
Abb. 36: Friedrich Gauer-
mann. Bauer mit Tabaks-
pfeife und breitem Hut
49
Stofflichkeit und die sinnlich motivierte Farbigkeit
nur i m Wiener Biedermeier geboren sein kön-
nen . 1 9 9
Die Vorstellung, angesichts der Natur in t r ä u m e -
rische Nachdenklichkeit zu versinken, zeigt, dass
der Küns t le r sich den noch immer anhaltenden ro-
mantischen S t r ö m u n g e n nicht entziehen konnte.
A u c h Johann Matthias Ranftl malte einfigurige
Genrebilder dieser Art . Doch sind sie, zumindest
die der Galerie Liechtenstein, eher als Studien oder
als Bestandteile eines Motivrepertoires zu verste-
hen, wodurch ihre Bedeutungstiefe ungleich einge-
s c h r ä n k t e r ist.
Das «Mit tagsmahl» 2 ™ (Abb. 35) zeigt ein Bauern-
m ä d c h e n , wie es auf einer Bank sitzt, sich mit der
einen Fland aufs tü tz t und mit der anderen einen
Löffel zum M u n d füh r t . Die Figur ist nicht volls tän-
dig a u s g e f ü h r t ; ihre Schuhe sind nur mit Bleistift
vorgezeichnet, aber nicht koloriert. Offensichtlich
stellte der Studiencharakter die Auss t e l l ungswür -
digkeit dieses Bildes fü r den F ü r s t e n nicht i n Frage.
Verschiedene Bildnisse oder einfigurige Genrebil-
der, die Johann IL ausstellte, blieben unvollendet
oder hatten skizzenhaften Charakter. Ganz i m Sin-
ne der alten Meister mass Johann II. der Idee einer
Darstellung mehr Bedeutung zu als schliesslich der
A u s f ü h r u n g .
Den « B a u e r n mit T a b a k s p f e i f e » 2 0 1 (Abb. 36) mal-
te Fr iedr ich Gauermann wohl f ü r sein Motivreper-
toire sicherlich direkt nach der Natur. E i n ä l t e re r
Bauer, in Seitenansicht wiedergegeben, sitzt auf ei-
nem Stein in der Sonne. Die H ä n d e hat er ent-
spannt in den Schoss gelegt und raucht sein wohl -
verdientes Pfeifchen. E in grosser, breitkrempiger
Hut verschattet seine Augen, sein Blick richtet sich
zum Betrachter. Bemerkenswer t ist der grosse
Kropf, der von einem Halstuch zusammengehalten
und nur leicht verdeckt wi rd .
Gauermann stellte diesen Bauern ohne jegliche
Idealisierung dar. Der s t äd t i sche Betrachter aber
mochte in diesem Bildnis dennoch eine Idylle se-
hen. Einerseits verschweigt die erholsame Arbeits-
pause am Feierabend die Anstrengungen der Land-
arbeit, andererseits kann die wirklichkeitsnahe
Darstellung des Bauern fü r einen S täd te r als ge-
wollt genrehaft verstanden werden.
Diese Darstellungen zeigen den Menschen oft
nicht mehr als Individuum, sondern in einer idea-
len oder e r z ä h l e r i s c h e n Figurenauffassung. Die
Gattungsmischung des Biedermeier von P o r t r ä t
und Genre konfrontiert den Betrachter nicht mehr
allgemein mit dem Dargestellten, sondern teilt ihm
ein Aspekt seines Lebens mi t . 2 0 2
50
FÜRST JOHANN IF UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
K Ü N S T L E R B I L D N I S S E
In der Galerie Johanns II. waren nur sehr wenige
B i e d e r m e i e r p o r t r ä t s ausgestellt. Das Bildnis w a r
aber, wie Landschaft und Genremalere i , 2 0 3 eine der
Hauptgattungen der Wiener Biedermeiermalerei .
Fast jeder Maler war auch Bildnismaler, denn das
Selbstbewusstsein des neu erstarkten B ü r g e r t u m s
sorgte in diesem Bereich fü r g e n ü g e n d Auf t r äge . In
der ersten Hälf te des 19. Jahrhunderts entstanden
so viele Bildnisse wie nie zuvor und auch danach
nicht mehr. 2 0 4
Das Bildnis im Biedermeier zeichnet sich durch
eine e b e n b ü r t i g e Auffassung des Malers zum Por-
t r ä t i e r t en aus, durch eine ehrliche und e i n f ü h l s a m e
Beschreibung. Der Hintergrund bleibt neutral ohne
ikonographisches Beiwerk, um den Menschen als
solchen herauszustellen. Eher selten sind R ä u m -
lichkeiten oder beispielsweise ein Schreibtisch an-
gedeutet. Die dargestellten Personen sind hell und
g le ichmäss ig von einer entfernten Lichtquelle be-
leuchtet. Sie agieren nicht, sondern lassen sich i m
fast lebensgrossen Brustbi ld frontal , wie vor einem
Spiegel sitzend, ma len . 2 0 5
Unter den wenigen Bildnissen der Galerie Liech-
tenstein zeichnen sich dennoch die Küns t le rb i ld -
nisse als eine Werkgruppe ab. Dargestellt s ind
Künstler, von K ü n s t l e r n gesehen, oder auch Selbst-
bildnisse, die sich damit inhalt l ich von den Bürge r -
p o r t r ä t s abheben.
Neben den Landschaften von Ferdinand Georg
Waldmül le r hatte F ü r s t Johann II. in seiner Galerie
auch ein Bildnis des Küns t l e r s ausgestellt, jenes
von K a r l von Moreau (1758-1841) 2 0 r ' (Abb. 37), A r -
chitekt und Historienmaler in Wien .
Die psychologische Erfassung des Gesichts von
Moreau gelingt Waldmül l e r durch grosse N ä h e zum
Dargestellten. So war es mögl ich , jede Einzelheit zu
be rücks ich t igen . Waldmül l e r schuf, durch die in
Schwarz und Weiss gehaltene, mit etwas Rot ak-
zentuierte Kleidung aus Samt und Seide und durch
den hohen, aus Jackettrevers, Westenkragen und
Jabot bestehenden Schulteraufbau, eine durchaus
würdevol le Personendarstellung, die nicht wertfrei
gemalt wurde.
Eines der K ü n s t l e r p o r t r ä t s in der Galerie Liech-
tenstein stellt Peter Fendi dar (Abb. 38). 2 0 7 Sein
K ü n s t l e r f r e u n d Fr iedr ich Amer l i ng hatte es ge-
macht. Es ist ein Brustbi ld in knappem Bildaus-
schnitt mit neutralem, nur f lücht ig gemaltem Bi ld-
hintergrund und ohne s c h m ü c k e n d e Attribute.
A u c h der Mante l von Fendi ist eigentlich nur ange-
deutet, genauso wie das Haar mit schnellem Pinsel-
strich teilweise eher skizziert als gemalt ist. Alles
lenkt die Konzentrat ion auf das Gesicht. Im Drei-
viertelprofi l wiedergegeben, ist es eine Charakter-
studie von h ö c h s t e r E in füh l s amke i t . W ä h r e n d die
gedrungene Statur des Malers sein k ö r p e r l i c h e s
Gebrechen, eine R ü c k g r a t v e r k r ü m m u n g , wieder-
gibt, kann in seinem Gesicht die damit verbundene
psychische Verfassung abgelesen werden.
Amerl ings Küns t l e rb i ldn i s se waren nicht zum
Verkauf bestimmt, sondern reihten sich in seinem
Atelier zu einer Galerie seiner Freunde . 2 0 8
Das Selbstbildnis des Malers Johann Dallinger
von Dall ing (1782-1868) 2 W (Abb. 39) entstand woh l
199) Schröder. Klaus Albrecht: Franz Eybl. In: Wiener Biedermeier.
München, 1992. Tafel 96. Schröder macht seine Feststellungen zu
einer identischen Version des Bildes mit dem Titel «Die Erdbeerver-
käuferin von Hallstatt». Ol auf Holz, 42 x 33,8 cm. Wien, Privatbesitz
(ebenda).
200) 1854: Aquarell, 31 x 21 cm.
201) Öl auf Karton auf Leinwand, 25.5 x 18.5 cm.
202) Brugger, Ingried: Das Bildnis als Handlungsträger . In: Wiener
Biedermeier. München, 1992. S. 53.
203) Dass die Genremalerei als Gattung des Biedermeier verstanden
werden darf, stellt Georg Himmelheber in Frage. Es ist hier aber
nicht der Ort, dieser Frage nachzugehen, zumal die Sammlung
Liechtenstein immer mit den Augen des Fürsten Johann betrachtet
werden muss und der Vergleich von seiner Rezeption und der
heutigen nur erklärend angestellt werden darf. Vgl. dazu Himmel-
heber, Georg: Kunst des Biedermeier. In: Kunst des Biedermeier
1815-1835. Kat. Ausst. München, 1988, S. 41 f.
204) Ebenda, S. 41.
205) Ebenda.
206) 1822; Öl auf Leinwand. 55 x 44 cm.
207) 1833: Öl auf Leinwand, 52 x 42 cm.
208) Baumstark 1983, S. 24.
209) Um 1820; Öl auf Holz. 31 x 25 cm.
51
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Abb. 40: Leopold Stoeber.
Selbstbildnis im Kreise der
Eltern und Geschwister,
1827
53
kurz nach 1820, als Daliinger vom fürs t l ich- l iech-
tensteinischen Galerie-Inspektor zum Direktor er-
nannt worden war. Wie damals übl ich, hatte er
nicht nur die Aufgaben der Galerieverwaltung inne,
sondern war als Küns t le r auch fü r die Restaurie-
rung der Gemä lde zus t änd ig . Die Ki r schho lzmöbe l ,
der Stuhl und die Staffelei, die Innendekoration -
vermutl ich des Palais Liechtenstein i n der Herren-
gasse in Wien - und auch seine Kle idung weisen
auf die Stellung Dallingers i n f ü r s t l i c h e m Dienst.
Bewusst- gibt dieser sich aber auch als Küns t l e r zu
erkennen. Mit Malstock, Pinsel und Palette vor ei-
nem Werk sitzend, schaut der Küns t l e r f ü r einen
Moment von seiner Arbeit , er malt an einem Tier-
stück, auf.
Als ein Werk von Leopold Stoeber (1807-1832)
hat sich heute das zur Zeit Johanns II. noch Franz
Stoeber zugeschriebene «Selbs tb i ldnis i m Kreise
der Eltern und G e s c h w i s t e r » 2 1 0 (Abb. 40) herausge-
stellt. Es ist das Bildnis einer Küns t l e r fami l i e . Die
Famil ie Stoeber hat sich in ih rem Wohnz immer
versammelt, u m ein Werk des Sohnes Leopold zu
betrachten. Mi t Pinsel, Palette und Malstock in der
Linken , mit der anderen Hand auf das Bi ld deutend
e rk lä r t er das Werk seinem Vater Christoph Ignaz,
Vergolder und Schriftenmacher von Beruf, und sei-
nen B r ü d e r n Christoph und Franz; letzterer sollte
selber Küns t le r werden. Die Mutter A n n a Stoeber,
geb. Kammer, sitzt auf einem Stuhl und blickt den
Betrachter direkt an. Zu ihren F ü s s e n sitzt der
s echs j äh r ige August und b lä t t e r t i m Skizzenbuch
des ä l t e ren Bruders, w ä h r e n d Friederike ihrer
d r e i j ä h r i g e n Schwester Franz iska ein B l u m e n k ö r b -
chen reicht. 2 1 1 Stoeber wäh l t e hier die F o r m des
biedermeierl ichen F a m i l i e n p o r t r ä t s , das die Perso-
nen als Handelnde darstellt und damit wieder in ei-
nen genrehaften Zusammenhang stellt. Allerdings
malte er zugleich sich selbst; auf diese Weise schuf
er eine Mischform von F a m i l i e n p o r t r ä t , Selbstbild-
nis und Genres tück .
Mi t der E r ö r t e r u n g der Küns t l e rb i ldn i s se ist die
Untersuchung des Bildbestandes der Wiener Bie-
dermeiermalerei in der Galerie Liechtenstein abge-
schlossen. R e s ü m i e r e n d ist festzustellen, dass die
systematische Ordnung der Werke nach Gattungen
auch den Sammlungspr inzipien des F ü r s t e n ge-
recht werden konnte. So sammelte der F ü r s t Bilder
von Küns t l e rn , die, wie Waldmül ler , in verschiede-
nen Gattungen zu Hause waren, h a u p t s ä c h l i c h in
einer bestimmten Gattung, oder er verstand, wie
bei Gauermann, das Werk mehrhei t l ich als einer
bestimmten Gattung z u g e h ö r i g zu betrachten. Aus-
serdem versuchte Johann, die H a u p t k ü n s t l e r der
wichtigen Gattungen der Wiener Biedermeiermale-
rei in der Galerie vertreten zu haben, wie es sich
bei den Landschaften von Waldmül l e r und Gauer-
mann zeigte. Die G e n r e s t ü c k e sind zwar durch eine
Vie lzah l von K ü n s t l e r n r e p r ä s e n t i e r t , doch auch
hier waren vor al lem die H a u p t k ü n s t l e r Fendi und
Ranft l vertreten.
Bildnisse sah der F ü r s t stark i n inhal t l ichem Zu-
sammenhang. Entweder sollten Aussagen ü b e r die
dargestellte Person durch genrehafte Umgebung
oder Kleidung gemacht werden, oder es waren
Küns t l e rb i ldn i s se , die durch die Darstellung von
Berufskollegen oder als Selbstbildnisse einen sub-
jektiven Bezug herstellten.
54
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Die Rezeption der Wiener
Biedermeiermalerei um 1900
im Umfeld Johanns II.
von Liechtenstein
Eine der zentralen Fragen i m Zusammenhang ei-
ner sammlungsgeschichtlichen Untersuchung stellt
sich zum Verhäl tn is zwischen Sammler und Samm-
lung. Äusse r t er sich d a r ü b e r nicht selbst, so kann
die Sammlung an sich Auskunf t ü b e r das Vers tänd-
nis des Sammlers seiner Kunstwerke geben. Diese
Quelle wurde bereits a u s f ü h r l i c h a u s g e s c h ö p f t .
D a r ü b e r hinaus kann das Verhä l tn is des Sammlers
zur gesammelten Kunstr ichtung auch ü b e r seine
Handlungen, zum Beispiel ü b e r seine Funktion als
Mäzen, erschlossen werden.
In jedem Fa l l muss beachtet werden, dass der
Sammler i n bestimmte Z e i t u m s t ä n d e eingebunden
ist, die beim Sammeln und beim Umgang mit der
Sammlung, beziehungsweise mit der gesammelten
Kunstrichtung, eine ü b e r g e o r d n e t e Rolle spielen
und starken Einfluss nehmen. Das Verhä l tn is des
Sammlers zur Kunst muss also gleichzeitig i m Ver-
hä l tn is zu den Z e i t u m s t ä n d e n gesehen werden.
Fürs t Johann II. ä u s s e r t e sich nie schrif t l ich zur
Sammlung der F ü r s t e n von Liechtenstein, auch
nicht zur Sammlung der Wiener Biedermeiermale-
rei. Allerdings tat er sich als bedeutender Mäzen
vor allem des Historischen Museums der Stadt
Wien und der Akademie der bildenden Küns te her-
vor.
DIE S C H E N K U N G A N DAS HISTORISCHE
M U S E U M DER S T A D T WIEN IM V E R G L E I C H
ZUR WIENER B I E D E R M E I E R M A L E R E I IN
DER G A L E R I E L I E C H T E N S T E I N
Dem Historischen Museum der Stadt Wien schenk-
te Johann II. i m Jahr 1894 rund 30 G e m ä l d e der
Wiener Biedermeiermalere i . 2 1 2 Davon stammte nur
eine Landschaft von Waldmül l e r aus dem ur-
s p r ü n g l i c h e n Besitz des F ü r s t e n ; 2 1 3 alle anderen
Werke wurden vermutl ich f ü r diese Schenkung ge-
kauft oder sie stammten aus dem privaten Fami l i -
enbesitz.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Historische
Museum noch keine G e m ä l d e s a m m l u n g besessen.
Die wenigen vorhandenen Bilder waren rein aus
dem Aspekt der Dokumentat ion der Stadtgeschich-
te gesammelt worden, wobei die küns t l e r i s che
Qual i tä t nicht von Bedeutung gewesen war . 2 1 4 Das
LIistorische Museum war 1887 mit der Idee der
«Vere in igung aller fü r die Geschichte und das Cul -
turleben Wiens werthvollen D e n k m a l e » 2 1 5 g e g r ü n -
det worden. In diese Sammlung auch küns t l e r i s che
« D e n k m a l e » mit einzubeziehen, war offensichtlich
nicht vorgesehen gewesen.
210) 1827; Öl auf Leinwand, 100 x 116 cm.
211) Baumstark 1983. S. 22.
212) Höss. S. 106. Höss zählt 35 Gemälde, die im Historischen
Museum ausgestellt waren (Ebd.). Heute können allerdings nur noch
31 Gemälde mit Sicherheit der Schenkung von 1894 zugewiesen
werden (vgl. Anhang, S. 78 f.).
213) Ferdinand Georg Waldmüller: «Die Alpenhütte auf dem Hoi-
sernrad bei Ischl». 1834, H M Inv. Nr. 10130. Im Inventar von 1910
als «Der Dachstein» als Posten Nr. 444 aufgelistet (HALV). Die
Beschreibung sowie die Datierung und die Masse stimmen mit dem
Waldmüllerbild des Historischen Museums der Stadt Wien überein.
214) Bisanz. Hans: Ferdinand Georg Waldmüller - Blick auf eine
Sammlung. In: Ferdinand Georg Waldmüller zum 200. Geburtstag.
Kat. Ausst. Wien, 1993. - Im Folgenden zitiert als: Bisanz 1993.
215) Zitiert nach: Deutschmann, Wilhelm: Ein Überblick zur Ge-
schichte des Historischen Museums der Stadt Wien. In: Hundert
Jahre Historisches Museum der Stadt Wien. Kat. Ausst. Wien. 1987,
S. 15 - (im Folgenden zitiert als: Deutschmann). Aus: Handbuch der
Kunstpflege in Österreich. Wien. 1893. S. 124.
55
Eine so grosse Schenkung von qual i tä tvol len
G e m ä l d e n muss also in jeder Hinsicht z iemlich
ü b e r r a s c h e n d gewesen sein. Von jetzt an musste
die Sammel tä t igke i t des Museums neu bedacht
werden. Es ergab sich geradezu eine moralische
Verpflichtung, weiterhin Kunstwerke von Wiener
Küns t l e rn zu sammeln , 2 1 6 zumal die grosse A n z a h l
und die gute Quali tät der fü r s t l i chen G e m ä l d e be-
reits einen ansehnlichen Grundstock legte.
Ü b e r r a s c h e n d war vermutl ich auch, dass es aus-
gerechnet Gemä lde des Biedermeier waren, die
dem Museum in so grosser Zahl ü b e r r e i c h t wurden.
Bisher hatte man den ö s t e r r e i c h i s c h e n Barockst i l
als letzte hervorragende küns t l e r i s che Leistung ge-
wertet. Die Zeit der ersten Hälf te des 19. Jahrhun-
derts galt als « g r a u e r W i n t e r s c h l a f » . 2 1 7
M a n glaubte z u n ä c h s t , der F ü r s t wolle auf diese
Weise die G r ü n d u n g einer s t ä d t i s c h e n Galerie, die
Werke von Wiener Küns t le rn aufnehmen sollte, for-
cieren. Die Kunstchronik berichtete 1894:
«Der regierende Fürst Johann Liechtenstein hat
der Stadt Wien für das s tädtische Museum eine an-
sehnliche Zahl Bilder von besten Meistern der Alt-
wiener Schule gespendet... Dieser hochherzige Akt
des Fürsten dürfte aber von weittragenden Folgen
für die Verwirklichung der schon längere Zeit ge-
planten Absicht sein, anlässlich des fünfzigjähri-
gen Regierungsjubiläums des Kaisers Franz Josef
eine städtische Galerie zu gründen, die die Werke
älterer und jüngerer Wiener Künstler enthalten
s o / / » . 2 l f i
Von den 31 G e m ä l d e n , die heute noch mit Be-
stimmtheit dieser Schenkung zugeordnet werden
k ö n n e n , sind allein 18 Bilder von Waldmül l e r . 2 1 9
Anders als i m Bestand der Galerie Liechtenstein
waren darunter nur sechs Landschaften; zwei da-
von waren Praterlandschaften, eine « B a u m g r u p p e
i m P ra t e r» und eine «Waldwiese i m P r a t e r » . Letz-
tere wi rd heute dem Maler Rudolf Torna (1792-
1869) zugeschrieben. 2 2 0 Die Praterlandschaften
malte Waldmül l e r anfangs der 1830er Jahre. A n -
ders als die Landschaften i m Salzkammergut wa-
ren dies aber n ü c h t e r n e Naturstudien, die nicht
durch topographische Darstellungen mit einer ver-
trauten Gegend in Verbindung gebracht werden
konnten. 2 2 1
Des Weiteren befinden sich, neben einem Selbst-
p o r t r ä t und dem P o r t r ä t einer « J u n g e n Dame am
Toi le t tent isch», die Pendants einer «Veneziani -
schen W a s s e r t r ä g e r i n » und eines «Venez ian i schen
O b s t v e r k ä u f e r s » unter den Waldmül l e rb i l de rn . Alle
anderen Bilder sind G e n r e s t ü c k e mit Titeln wie
«Die P f ä n d u n g » , «Der Abschied des R e k r u t e n »
oder «Auf einem Baue» und sind dem moralisie-
renden, das Letztere gar dem sozialkri t ischen Gen-
re zuzuordnen. Teilweise sind es auch jene s p ä t e n
Bilder Wa ldmül l e r s , wo eine eindeutige Zuordnung
zu Landschaftsbi ld oder G e n r e s t ü c k nicht mehr
mögl ich ist. Die Menschen dienen hier nicht der f i -
guralen Staffage, sondern ordnen sich i n selbstver-
s t änd l i che r Verbundenheit i n die Natur ein. Die
Landschaft ist nun nicht mehr Hintergrundkulisse,
sondern dominiert als absolute Wirkl ichkei tsdar-
stellung das Geschehen. 2 2 2
Es ergibt sich also, dass Johann 11. andere Bilder
aus Werkgruppen Waldmül l e r s dem Museum
schenkte als jene, die er in seiner Galerie ausge-
stellt hatte. Nur die Landschaften aus dem Salz-
kammergut und das Selbstbildnis von Waldmül l e r
bi lden in dieser Hinsicht eine Ausnahme.
216) Bisanz 1993.
217) Hevesi 1903 (wie Anm. 174), S. 3.
218) Kunstehronik V (1894). Nr. 32. Sp. 523; vgl. auch Ilg. Albert:
Die fürstlich Liechtenstein'sche Kunstwidmung an die Stadt Wien.
In: Monatsblatt des Alterthums-Vereines zu Wien 11 (1894). Nr. 11,
S. 153.
219) Drei Bilder Waldmüllers waren nach einer Neuinventarisierung
1951 nicht mehr vorhanden; es sind dies das «Mädchen mit Kör-
ben», die «Venezianische Wassor t räger in» und der «Leopoldsberg
mit Blick auf Klosterneuburg», wobei die beiden letzteren Kriegsver-
luste sind (Wien 1993, Kat. Nr. 59.2 und 59.6).
220) Thieme-Becker. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler
von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 33. Leipzig. 1930. S. 250.
s. v. «Torna, Rudolf».
221) Schröder. Klaus Albrecht: Ferdinand Georg Waldmüller. Mün-
chen. 1990, S. 26.
222) Buchsbaum, Maria: Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865.
Salzburg, 1976, S. 178.
56
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Ähnl ich ve rhä l t es sich auch mit den anderen
G e m ä l d e n der Schenkung. Dies waren Werke der
Küns t le r Amer l ing , Josef Danhauser (1805-1845),
Eybl , Fendi , Gauermann, A . George Mayer, Ranft l
und Schindler. Der einzige Künstler , der in der
Schenkung, nicht aber in der Galerie vertreten war,
ist Josef Danhauser. Ausser Waldmül l e r s Land-
schaften beinhaltete die Schenkung ausschliesslich
Genrebilder und Bildnisse. Wiederum waren es
Themen schlichter Volksf römmigkei t , aber auch
mitleiderregende Genre s tücke . Letztere waren in
der Galerie Liechtenstein nicht zu sehen.
A n dieser Stelle soll auf den Unterschied der mit-
leiderregenden Genre s tücke zu den die Tugenden
veranschaulichenden Bilder der Galerie Liechten-
stein noch e inmal eingegangen werden, u m die in -
haltliche Verschiedenheit der Genrebilder in der
Galerie von den Bi ldern der Schenkung hervorzu-
heben. Eines der Hauptwerke Fendis, «Die Trauer-
b o t s c h a f t » 2 2 3 (Abb. 41), gehö r t heute noch zu den
bedeutendsten Wiener B i e d e r m e i e r g e m ä l d e n des
Historischen Museums.
E i n Offizier tritt in eine Dachkammer ein, u m
der jungen Witwe mit ihren beiden Kinde rn mitzu-
teilen, dass ihr M a n n in der Schlacht gefallen sei.
Das Unglück hatte die Famil ie ereilt, als der Vater
den Dienst f ü r sein Heimatland leistete. Diese Ver-
bindung von Tugend und Unglück erleichtert das
Mit leiden. Das Elend w i r d nicht verurteilt, sondern
wertbeladen. 2 2 4
Die weinende junge F r a u mit dem Säugl ing auf
dem Schoss und dem kleinen Jungen, die ä rml i -
chen Verhä l tn i sse und das Unglück, das diese Fa -
milie ohne eigenes Verschulden trifft, steigern die
Tragik der Situation. Stimmungseffekte wie die to-
nige Farbigkeit und die idealisierten Gesichter tra-
gen ihren Teil zur b e d r ü c k e n d e n Wi rkung dieses
Gemä ldes be i . 2 2 5 Nicht das Thema « T u g e n d e n und
Las te r» , oder « a r m und re ich» ist hier veranschau-
licht, sondern das Schicksal, das die Menschen
ohne deren Verschulden treffen kann.
In der ersten Hälf te des 19. Jahrhunderts glaub-
te man, dass die sozialen Tugenden nur von Mit le id
ausgehen k ö n n t e n . 2 2 6 Doch gerade diese Botschaft,
die i n den G e n r e s t ü c k e n des Biedermeier so oft
mitgeteilt wurde, vermittelten die G e m ä l d e in der
Galerie Liechtenstein nicht. Nicht soziale Tugen-
den, sondern pe r sön l i che oder auf den kleinen
Kreis der Famil ie bezogene Werte sind dort thema-
tisiert.
DIE FÖRDERUNG N A T I O N A L E R K U N S T
D U R C H D E N P R I V A T S A M M L E R
FÜRST J O H A N N II. V O N L I E C H T E N S T E I N
Für s t Johann II. von Liechtenstein verband mit der
Schenkung keine Absicht, zumindest schweigen
hier die Quellen. Die Tatsache, dass die G e m ä l d e
dem Historischen Museum geschenkt wurden,
scheint aber ein bestimmtes Zie l zu verfolgen.
Schliesslich war die Zeit des ausgehenden Histo-
rismus um 1900 immer noch stark geschichtsori-
entiert. Im 19. Jahrhundert entstanden übera l l H i -
storische Museen oder Nationahnuseen, deren
Streben es war, die Bevö lke rung mit der Geschichte
der Nation vertraut zu machen. Besonders in ei-
gentlichen Vie lvö lkers taa ten wie der Habsburgi-
schen Monarchie suchte m a n auf diese Weise eine
nationale Identifikation zu e r m ö g l i c h e n . 2 2 7
Bedenkt m a n nun den Ante i l an moralis ierenden
Genrebildern, die der kulturellen Bildungsinstituti-
on zukamen, so scheint die erzieherische Absicht
offensichtlich. Die bildenden Küns te sollten i n die
historische Dokumentat ion mit einbezogen wer-
den . 2 2 8 Der F ü r s t begriff also die Kunst, insbeson-
dere die Wiener Biedermeiermalerei , als histori-
sches Element, und zwar nicht nur dann, wenn der
Bildinhal t auf historische Ereignisse oder Gegeben-
heiten Bezug nahm. Seiner Ansicht nach stellte
nicht das Thema, sondern bereits die ze i tgenöss i -
sche Ar t der Darstellung und n a t ü r l i c h die küns t l e -
rische Leistung der Ös t e r r e i che r den Bezug zur Na-
tion und ihrer Geschichte her. Da der F ü r s t ein
Mensch mit a u s g e p r ä g t e m historischem Bewusst-
sein war - wie seine zahlreichen U n t e r s t ü t z u n g e n
geschichtswissenschaftlicher Projekte beweisen 2 2 9 -
k ö n n t e die Einbeziehung von Kunst in die Ge-
schichtsdokumentation durchaus seine Absicht ge-
wesen sein.
58
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Das Museum richtete 1895 ein «Fürs t -L iech ten -
s t e in -Z immer» in den seit 1888 bezogenen R ä u m -
lichkeiten i m Neuen Rathaus in W i e n ein und
machte die Schenkung dem Publ ikum in ihrer Ge-
samtheit z u g ä n g l i c h . 2 3 0
Vielleicht w ä h l t e Johann das Historische Muse-
u m aber auch zufällig. Wie bereits e r w ä h n t , debat-
tierten die verschiedenen K ü n s t l e r v e r e i n i g u n g e n
Wiens schon des l ä n g e r e n ü b e r die G r ü n d u n g einer
staatlichen Sammlung. Einen ersten H ö h e p u n k t er-
reichten diese Verhandlungen im Februar 1894.
Die Küns t l e rve re in igung liess 1894 i n einer off iziel-
len Druckschrif t verlauten, dass dem Staat die f i -
nanziellen Mittel zur G r ü n d u n g einer Modernen
Galerie fehlten und man daher an die Un te r s tü t -
zung von privater Seite denke. 2 3 1 Noch i m gleichen
Jahr schenkte der F ü r s t von Liechtenstein dem
s täd t i schen Museum die genannten Bilder aus der
ersten Hälf te des 19. Jahrhunderts . 2 3 2 Mögl icher-
weise war mit der Einr ichtung des «Fürs t -L iech-
t e n s t e i n - Z i m m e r s » auch eine gewisse Werbeab-
sicht verbunden, um durch die besondere Ehrung
des F ü r s t e n andere Sammler zu weiteren Schen-
kungen zu animieren.
Ausser dem Historischen Museum h ä t t e n diese
Werke bis zur E r ö f f n u n g der Modernen Galerie
1903 ebenso der Akademie der bi ldenden K ü n s t e
zugedacht werden k ö n n e n , zumal der F ü r s t ein
grosser G ö n n e r der G e m ä l d e g a l e r i e der Akademie
war: E r schenkte dieser insgesamt 45 Werke und
zwar i m zeitlichen Rahmen von Sandro Botticelli
bis Franz Defregger. Zu den B i e d e r m e i e r g e m ä l d e n
g e h ö r t e n unter anderen das «Bildnis einer Abyss i -
n ie r in» (1840) und eine heroische Landschaft von
Amer l ing . Des weiteren g e h ö r t e n dazu eine Land-
schaft (1857) von Käroly Marko dem Äl te ren , «Der
Nikolo» (1851) von Waldmül l e r und die « H e i m k e h r
von der J a g d » von Fr iedr ich Gauermann . 2 3 3
Dass Waldmül l e r zu Lebzeiten grosse Ause inan-
dersetzungen mit der Akademie gehabt hatte, die
schliesslich zu seiner strafweisen Pensionierung
füh r t en , hielt den F ü r s t e n offenbar nicht davon ab,
der Akademie auch Bilder von Wa ldmül l e r zu
schenken. 2 3 4 Die Tatsache, dass die Gemä ldega l e r i e
der Akademie i n staatlichem Besitz war, kann dar-
auf hindeuten, dass der F ü r s t seine Bilder bewusst
der Stadt Wien schenken wollte.
Johann IL verstand Kunst offenbar als geschicht-
liches Element. Diese Ansicht muss i m Kontext der
geistesgeschichtlichen S t r ö m u n g e n in Wien um
1900 gesehen werden, um wechselseitige Auswi r -
kungen der Kunst- und Geschichtsrezeption dieser
Zeit zu verstehen.
Zuvor muss aber kurz die weitere Entwicklung
der Modernen Galerie verfolgt werden, um die Ge-
schehnisse i m Zusammenhang zu verstehen. Zur
E r ö f f n u n g der Modernen Galerie mussten zehn
Werke W a l d m ü l l e r s «vor läuf ig» vom Historischen
Museum verliehen werden . 2 3 5 Mögl icherweise trug
diese W a l d m ü l l e r - S a m m l u n g dazu bei, einen weite-
ren Sammlungsschwerpunkt der Modernen Galerie
- neben dem der internationalen ze i tgenöss i s chen
223) 1838: Öl auf Holz, 36,8 x 30 cm.
224) Schröder, Klaus Albrecht: Kunst als Erzählung. In: Wiener
Biedermeier. München, 1992, S. 20.
225) Ebenda, S. 21.
226) Ebenda, S. 19.
227) de Capitani. Francois: Nation, Geschichte und Museum im
19. Jahrhundert. In: Der Traum vom Glück. Kat. Ausst. Bd. I. Wien,
1997. S. 33. - Im Folgenden zitiert als: de Capitani.
228) Bisanz, Hans: Kunst im Rahmen der Geschichtsdarstellung. In:
Hundert Jahre Historisches Museum der Stadt Wien. Kat. Ausst.
Wien, 1987, S. 44.
229) Vgl. Höss, S. 315-346.
230) Deutschmann (wie A n m . 215). S. 16 f.
231) Mlnarik, Heinz: «Wien entbehrt dieser wichtigen Grundlage für
sein Kunstleben». In: Belvedere 2 (1996), S. 38. - Im Folgenden
zitiert als: Mlnarik.
232) Wiener Communal-Kalender und städtisches Jahrbuch 1895.
33. Jahrgang. Wien, 1895. S. 414.
233) Höss, S. 89-98. Vgl. auch: Lützow, Carl von: K. k. Akademie
der bildenden Künste. Katalog der Gemälde-Galerie. 2., neubearb.
Aufl . Wien. 1900. Nr. 1092, 1094, 1112, 1135, 1143, 1 144, 1159,
1167.
234) Börsch-Supan (wie Anm. 38), S. 363; vgl. Höss, S. 95; Lützow.
Nr. 1092. 1135. 1144.
235) Vgl. dazu auch den Katalog der Modernen Galerie in Wien.
Wien, 1903.
59
Kuns t 2 3 6 - auf die ö s t e r r e i ch i sche Kunst des 19.
Jahrhunderts zu legen. Zwar wollte man anfangs
ausd rück l i ch nicht die Sammlung mit Werken aus
den vergangenen Jahrzehnten e r g ä n z e n . 2 3 7 Doch
als 1909 ein neuer Direktor eingesetzt werden soll-
te, suchte man schon seit zwei Jahren nach einem
« ta tk rä f t igen Fachmann, der die Wiener Kunst-
ve rhä l tn i s se und die ö s t e r r e i c h i s c h e n Küns t le r
k e n n t » . 2 3 8 Wahrscheinl ich kam die Anregung, die
Moderne Galerie im Jahr 1912 in «Ös te r re ich i sche
Galer ie» umzubenennen, vom neuen Direktor Dr.
Fr iedr ich Dörnhöffer , dem ehemaligen Kustos des
k. k. Kupferstichkabinetts der Hofbibl io thek. 2 3 9
Ob die Waldmül l e r -Gemälde , die j a auf unbe-
stimmte Zeit der Modernen Galerie ü b e r g e b e n wer-
den mussten, die Entwicklung vom Museum der
modernen Kunst zum Museum der ös te r re ich i -
schen Kunst des 19. Jahrhunderts beschleunigten,
kann nur vermutet werden.
Die Verschiebung der Waldmül l e r -Gemälde vom
Historischen Museum zur Modernen Galerie ver-
bildlicht die aufkommende Biedermeier-Rezeption.
Neues national-historisches Bewusstsein f ü h r t
schliesslich zur k ü n s t l e r i s c h e n Neubewertung der
eigenen Kunstproduktion.
DAS K U L T U R E L L E D E N K E N IN WIEN
U M 1900 - EINE SKIZZE
In einem Zeitungsartikel des Neuen Wiener Tag-
blattes mit dem Titel «Das fürs t l i che Geschenk»
vom 3. August 1894 ist folgendes zu lesen:
«Die reichhaltige Sammlung von Bildern der besten
Meister aus der Alt-Wiener Schule, welche durch
die nachahmenswerthe Munifizienz des Fürsten Jo-
hann von und zu Liechtenstein der Gemeinde Wien
übergeben wurde, wird nicht nur ein werthvoller
Besitz, sondern auch eine mahnende Erinnerung
sein, daß es einstmals eine Malerschule gab, die
echten Wiener Geist ausströmte, aus der uns die
Luft des Wiener Waldes entgegenwehte, die für das
Lieben und Leiden der Volksfiguren unserer Gegen-
den einen lebensvollen, anheimelnden und überzeu-
genden Ausdruck gefunden hatte und deren Meister
aus dem Boden, den sie ihre Heimat nannten, und
aus dem Volksthum, mit dem sie sich eins fühlten,
ihre Kraft schöpften».2*0
Dem anonymen Verfasser ging es offensichtlich
nicht i n erster Linie u m den k ü n s t l e r i s c h e n Wert
der G e m ä l d e , sondern vielmehr u m den «ech t en
Wiener Geist», den diese a u s s t r ö m e n . Noch war
eine küns t l e r i s che und qualitative Beurteilung
zweitrangig; die alle Lebensbereiche umfassende
geschichtliche Orientierung des Historismus stand
i m Vordergrund.
A L B E R T I L G , S T R E I T E R FÜR H I S T O R I E
U N D P A T R I O T I S M U S
In den 1870er Jahren hatte der Historismus des
19. Jahrhunderts in W i e n mit dem Bau der Ring-
strasse seinen H ö h e p u n k t erreicht. Das geschichtli-
che Denken war nun soweit fortgeschritten, dass
nicht nur ein G e b ä u d e t y p u s an Zweck und Bedeu-
tung des bereits bestehenden Typus er innern konn-
te und sollte, sondern auch Sti lformen wie Gotik,
Renaissance oder Barock durch ihre historische
P r ä g u n g verabsolutierend und zweckbestimmt ver-
wendet wurden . 2 4 1 N u n konnte sich auch das Gross-
60
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
b ü r g e r t u m - i m Versuch, sich gesellschaftlich i n
den Ade l zu integrieren oder diesem zumindest an
Bedeutung gleichzukommen - durch seine Institu-
tionen wie Rathaus oder Parlament geschichtliche
Legitimation verschaffen und diese i n der Verwirk-
lichung der Ringstrasse manifestieren.
Geschichte wurde also v e r f ü g b a r gemacht, aber
nicht in dem Sinne, dass Vergangenes aktualisiert
wurde, sondern das Vergangene wurde als Wert
verstanden. Die Geschichtsbetrachtung verpflichte-
te zur Erkenntnis der den Epochen zugeordneten
Werten, man versuchte, diese nachzuvol lz iehen. 2 4 2
Dass auf diese Weise die Geschichtlichkeit ü b e r b e -
wertet und mancher sogar soweit ging, die Ge-
schichte zur Aufwer tung der eigenen Persön l i ch-
keit zu missbrauchen, scheint unvermeidl ich: «Die
Geschichtlichkeit w i r d hier zu einem Wert, mit dem
sich die Person wie mit einem Nimbus u m g i b t » . ' 4 3
Diesem - aus heutiger Sicht gesehenen - ahisto-
rischen G e s c h i c h t s v e r s t ä n d n i s wollte Fr iedr ich
Nietzsche mit seiner Schrift «Vom Nutzen und
Nachteil der Historie f ü r das Leben» , die er bereits
1874 geschrieben hatte, entgegenwirken. 2 4 4 In drei
Imperativen forderte er, dass die Frage nach der
Herkunft gestellt werde («Der Ursprung der histori-
schen Bi ldung m u ß selbst wieder historisch er-
kannt w e r d e n » ) , dass das Individuelle eines Zeital-
ters oder einer Epoche erkannt werde («Die Histo-
rie m u ß das Problem der Historie selbst auf lösen»)
und dass das Vergangene der Gegenwart gegen-
übergestel l t werde («Das Wissen m u ß seinen Stachel
gegen sich selbst r i c h t e n » ) . 2 4 5 Damit wies Nietzsche
dem Vers t ändn i s der Geschichte einen anderen
Weg. Durch diese Ar t der Geschichtsbetrachtung
wurde der Blick auf die j ü n g e r e Vergangenheit er-
mögl icht . Die Geschichtsbetrachtung wurde diffe-
renzierter und sollte sich nicht mehr nur auf die
wie Schlagworte gebrauchten, grossen Epochenbe-
zeichnungen b e s c h r ä n k e n . 2 4 6
Erst etwa zehn Jahre nachdem Nietzsche ein
neues Gesch i ch t sve r s t ändn i s vorbereitet hatte,
wurde das Historisieren in der bildenden Kunst
und Literatur zunehmend abgelehnt. Besonders die
Schriftenreihe «Gegen den Strom. Flugschrif ten ei-
ner l i t e r a r i s ch -küns t l e r i s chen Gese l l schaf t» , von
1884 bis 1894 in W i e n erschienen, macht dies
deutlich. Verschiedene Autoren, an der Spitze der
Wiener Kunsthistoriker und Kulturreferent der
«Pres se» , Albert Hg, lieferten eine kritische Analyse
des gesellschaftlichen und k ü n s t l e r i s c h e n Lebens
der Zei t . 2 4 7 Besonders Ilg machte immer wieder
darauf aufmerksam, dass historischer Sinn und
a u s g e p r ä g t e Vaterlandsliebe die Grundvorausset-
zungen f ü r die notwendige Erneuerung der Gesell-
schaft seien. E r p l äd i e r t e f ü r eine lokale Kunst, die
sich aus sich selbst erneuern und ös t e r r e i ch i sche
Küns t le r zum Vorbi ld nehmen sollte.
Im ersten Heft «Nur nicht Öster re ich isch!» be-
klagte sich Ilg d a r ü b e r , dass man sich in der bilden-
den Kunst und Literatur erst ausschliesslich nach
Frankre ich gerichtet habe, heutzutage aber alles
deutsch sein m ü s s e . Die ö s t e r r e i ch i s che Kul tur sei
nie als gleichberechtigt angesehen worden . 2 4 8 Wah-
re Verfechter der ö s t e r r e i c h i s c h e n Kunst und K u l -
tur sah Ilg in den Male rn des V o r m ä r z . So lobte er
zum Beispiel Peter Fendi , der in einem Aquarel lzy-
klus zu Schillers («also eines n i c h t ö s t e r r e i c h i s c h e n
Dichters!») «Glocke» die Figuren als Bauern des
236) Mlnarik (wie Anm, 231). S. 42.
237) Ebenda.
238) Zitiert nach Mlnarik. S. 51. Aus: A . F. Seligman. In: Neue Freie
Presse vom 6. März 1907.
239) Mlnarik, S. 52.
240) N.N. : Das fürstliche Geschenk. Neues Wiener Tagblatt vom
3. August 1894.
241) Fillitz, Hermann: Der Traum vom Glück. In: Der Traum vom
Glück. Kat. Ausst. Bd. I. Wien. 1997, S. 16 f. - Im Folgenden zitiert
als: Fillitz.
242) de Capitani (wie Anm. 227), S. 35.
243) Hamand. Jost; Hermann. Richard: Gründerzei t . 2. Aufl . Mün-
chen. 1971, S. 25.
244) Dankl. S. 43.
245) Ebenda.
246) Ebenda, S. 44.
247) Ebenda. S. 43.
248) Ilg. Albert: Nur nicht Österreichisch! In: Gegen den Strom.
Heft 1. Wien. 1884, S. 8 f.
61
Wienerwaldes dargestellt habe, wodurch sie
«Fleisch von unserem Fleische, Blut von unserem
Blute» geworden seien. 2 4 9 Zwar r ä u m t e er ein:
«Wort und Begriff: Wienerischer Patriotismus, ha-
ben heutzutage keinen beliebten Odeur! Es riecht
so nach Backhendlzeit, es muthet so enge, so be-
s c h r ä n k t , so sp i e s sbü rge r l i ch a n » . 2 5 0 Doch setzte
Ilgs Engagement sich zum Ziel , der lokalen Kunst-
r ichtung der ersten Hälf te des 19. Jahrhunderts
neue Anerkennung zu verschaffen.
Ilgs Kri t ik galt in erster Linie den Küns t l e rn statt
dem Publ ikum, dem er i m Allgemeinen die Unter-
scheidung von herrschender und schon vergange-
ner Stilrichtung nicht immer zutraute, da es indiffe-
rent reagiere. Das Publ ikum s ä h e sich «die neue-
sten Verherrl ichungen des Entsetzens und Greu-
els» jener « c r a s s e n realistischen Rich tung» der
Malerei , die zur Zeit herrsche, gerne an, daneben
aber auch ein Stilleben mit Austern oder den
Ki rchweih tanz. 2 5 1 Was die Küns t le r aber leisteten,
seien nur die Konsequenzen des Verfalls des gesell-
schaftlichen Lebens, die sich in ihrer Kunst ä u s s e r -
ten. 2 5 2 Damit spielte Ilg wohl auch auf die oft als de-
kadent empfundene neobarocke Malere i des Plans
Makart (1840-1884) an, dessen Kunst in Wien be-
sonders gefeiert wurde.
Trotz seiner Anklage der ze i tgenöss i schen Kunst
und deren Publ ikum war Ilg weit davon entfernt,
die Biedermeiermalerei krit iklos zu verherrl ichen,
i m Gegenteil, humoristisch-sentimentale Genrema-
lerei mit Titeln wie «Grossva t e r s M o r g e n p f e i f c h e n »
war i h m ein Greuel:
«Diese Kost wird unserem Publikum heute noch so
unverfroren vorgesetzt, als schrieben wir 1828 ...
Die Genremalerei der falschen Sentimentalität, der
süsslichen Rührseligkeit und der philiströsen Ge-
müthlichkeit ist der wuchernde Wandschimmel,
welcher in dem seit dem XVIII. Jahrhundert ver-
ödeten Kunsttempel in der geistig faulen Zeit des
Vormärzes gedieh».253
Insbesondere bezog sich Ilg hier auf die seiner Me i -
nung nach « faden , geistlosen Heucheleien der Ro-
m a n t i k » . 2 5 4 Maler wie Danhauser, Waldmüller , Gau-
ermann, Fendi , Ritter, Treml , Pettenkofen, Ranf t l
und Raffalt verehrte er hingegen ü b e r al les . 2 5 5
Ilg konnte seine Vorstellung von der Kunst die-
ser Epoche noch nicht genau eingrenzen. Einer-
seits zäh l te er August von Pettenkofen (1822-1889)
ohne E i n s c h r ä n k u n g zu den besten Küns t l e rn , ob-
wohl nur sein F r ü h w e r k stilistisch dem Wiener Bie-
dermeier zugeordnet werden kann, nicht aber die
Hauptwerke, andererseits stellte er nicht klar, was
die genannten Maler mit ihren oft stark moralisie-
renden Genrebi ldern von jenen der « fa l schen Sen-
t imen ta l i t ä t» und «süss l i chen Rührse l igke i t» unter-
scheide. Ilg ging es dabei nicht um eine kunsthisto-
r isch richtige Einordnung, sondern lediglich um
Beispiele k ü n s t l e r i s c h e r Grös sen Ös te r re i chs .
Das Biedermeier wurde also - und hier ä u s s e r t
sich die gleiche Auffassung wie in dem zu Anfang
dieses Kapitels zitierten Ar t ike l des Wiener Tag-
blatts - besonders als u n v e r f ä l s c h t e s Zeugnis ös ter -
reichischer und Wiener Kunst derart hoch einge-
schä tz t .
In Ilgs A u s f ü h r u n g e n machen sich ein neu ent-
f lammter Patriotismus und Nationalstolz bemerk-
bar, wie sie sich am A n f a n g des 19. Jahrhunderts
schon e inmal entwickeln konnten. Erneut wurde
nach einer Identifikation mit der Geschichte ge-
sucht - diesmal aber nicht, u m neu formierten
Staaten ein Volk z u geben, wie es nach dem Wiener
Kongress 1814/15 der Fa l l gewesen war . 2 5 6 Ilg ver-
suchte mit seinen Schrif ten auf lokaler Ebene ein
neues, b ü r g e r l i c h e s Selbstbewusstsein herzustel-
len, wie es durch die W e r t s c h ä t z u n g der eigenen, i n
naher Vergangenheit gelegenen Geschichte m ö g -
l ich wurde. Die B ü r g e r identif izierten sich mit der
Zeit des V o r m ä r z und insbesondere mit ihren da-
mals herrschenden b ü r g e r l i c h e n Idealen.
Somit verstand jeder, was Alber t Ilg i n seiner
Schrift von 1890 «Der historische Sinn» meinte:
«Der historische Sinn, diese festeste Grundlage des
Patriotismus und des stolzen Selbstbewusstseins
des B ü r g e r s , . . » . 2 5 7 Damit ist nicht eine Rückwen-
dung gemeint, vielmehr soll durch das Erkennen
der eigenen Vergangenheit der richtige Weg in die
Zukunft gewiesen werden:
62
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
«Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie man einen
Schritt vorwärts thun kann, ohne zu wissen, wie es
hinter unserem Rücken aussieht; allerdings ist
Vorwärtsschreiten unsere Bestimmung, aber ich
kann doch nicht wahllos blos beliebig dahinlaufen:
ich muss mir eine Richtung suchen, und die finde
ich doch nur, indem ich erforsche, welchen Weg
bisher die Dinge gegangen sind, mag ich diese
Strasse dann nun verlassen oder beibehalten». '^
A n dieser Stelle f ü h r e n die Beispiele von Patriotis-
mus und neu erwachtem national-historischem Be-
wusstsein zu rück zur Schenkung der Wiener Bie-
d e r m e i e r g e m ä l d e an das Historische Museum der
Stadt Wien i m Jahr 1894.
Fü r s t Johann II. leistete damit seinen Beitrag
zur Iden t i t ä t s f i ndung durch die eigene, vielen noch
vertraut erscheinende Geschichte. Den Wienern
wurde anhand dieser Bilder e rmögl ich t , sich in der
Bildungsinstitution des Museums auf die Wertvor-
stellungen und die vermeintliche Wirkl ichkei t ihrer
Väter zu besinnen und sich daran ein Beispiel zu
nehmen.
Das P h ä n o m e n des Historismus war Ende des
19. Jahrhunderts ohnehin zum Untergang verur-
teilt. Das «Fin de Siecle», von Kulturpessimismus
und irrationalen S t r ö m u n g e n best immt, 2 5 9 hatte i n
Wien längs t Fuss gefasst. Die noch wenige Jahre
zuvor so grossartig erschienene Ringstrasse wurde
von der jungen Generation nicht mehr verstanden;
sie konnte sich mit diesem Denkmal einer eigen-
s t ä n d i g e n kulturellen und k ü n s t l e r i s c h e n Leistung
des g ründe rze i t l i chen G r o s s b ü r g e r t u m s nicht mehr
identifizieren. U m so mehr suchte man anstatt der
in ganz Europa und seiner Geschichte gemachten
Anleihen nach den Wurze ln eigener k ü n s t l e r i s c h e r
Iden t i t ä t . 2 6 0 M a n fand den letzten k ü n s t l e r i s c h e n
H ö h e p u n k t Ös te r re ichs in der Zeit des V o r m ä r z
und damit in der Wiener Biedermeiermalerei .
Die Bestrebungen der immer noch dem Ge-
schichtlichen verhafteten Generation und der nach-
folgenden, nach neuen geistigen und küns t l e r i -
schen Werten suchenden Generation trafen sich in
der Wiederentdeckung der Kunst des Wiener Bie-
dermeier - j e d o c h mit unterschiedlichen Zielen.
Ilg hatte sich noch a u s d r ü c k l i c h gegen eine Ver-
herr l ichung der Vergangenheit und stattdessen fü r
einen gesunden Patriotismus ausgesprochen, der
nur aus dem V e r s t ä n d n i s und der Akzeptanz der
eigenen Geschichte erwachsen k ö n n e . Doch die
Empfindsamkei t des «Fin de Siecle» f ü h r t e bald zu
einer Flucht i n Extreme.
E i n M e r k m a l der «Fin de S iec le» -S t immung war
die Suche nach dem eigenen Selbst, der eigenen
Seele. Über p e r s ö n l i c h e Bindungen und Beziehun-
gen zur Heimat, dem Ort der Verwurzelung, glaub-
te m a n jene Werte aufbauen zu k ö n n e n , die eine
Selbstfmdung e r m ö g l i c h t e n . 2 6 1 Diese Grundtendenz
ä u s s e r t e sich in verschiedenen Bewegungen, die
aus der Sicht von Hamand und Hermann durchaus
mit einem neu verstandenen Historismus zu ver-
gleichen sind. Sie nennen die halb nazarenische,
halb p r ä r a f f ae l i t i s che «Neo-Gotik», die «sachl iche
H u m a n i t ä t » oder den « r o m a n t i s c h - u t o p i s c h e n Flü-
gel», dem auch der «B iede rme ie rku l t » nahe kom-
me. 2 6 2 Neben dem idyll ischen Landhausleben oder
der Geborgenheit und Gemüt l i chke i t eines b ü r g e r -
249) Ebenda, S. 10. Der Aquarellzyklus wurde von Erzherzogin
Sophie in Auftrag gegeben und befindet sich heute in den Sammlun-
gen des Fürsten von Liechtenstein.
250) Ebenda, S. 24.
251) Ilg, Albert: Unsere Künstler und die Gesellschaft. In: Gegen den
Strom. Heft VIII. Wien. 1886, S. 29.
252) Ebenda, S. 45.
253) Ebenda, S. 32 f.
254) Ebenda, S. 35.
255) Ebenda, S. 34 f.
256) Fillitz (wie Anm. 241), S. 20.
257) Ilg, Albert: Der historische Sinn. In: Gegen den Strom. Heft
XXIII. Wien, 1890, S. 31.
258) Ebenda, S. 11.
259) Iggers, Georg G.: Deutsche Geschichtswissenschaft. München,
1971, S. 166 f.
260) Dankl (wie Anm. 30), S. 44.
261) Hamand, Jost; Hermann, Richard: Stilkunst um 1900. 2. Auf l .
München, 1973, S. 11.
262) Ebenda, S, 12 ff.
63
liehen Wohnzimmers propagierten die in bieder-
meierliche Ideale F l ü c h t e n d e n vor allem das Natur-
gefüh l und den Heimatsinn dieser harmonischen,
aber auch ve rk lä r t gesehenen Epoche . 2 6 3
Die Biedermeierrezeption ging also von den gei-
stesgeschichtlichen Entwicklungen aus und wurde
parallel zur k ü n s t l e r i s c h e n Wiederentdeckung und
Rezeption von diesen auch weiter getragen.
DIE WIENER B I E D E R M E I E R M A L E R E I
IN DER G A L E R I E L I E C H T E N S T E I N
IM V E R G L E I C H ZUR B I E D E R M E I E R -
R E Z E P T I O N Z U L E B Z E I T E N JOHANNS II.
Im folgenden werden bedeutende Ausstellungen
und Kr i t iken der Wiener Biedermeiermalerei und
die dar in vorgenommenen Wertungen einzelner
Maler, Gattungen und Werke insofern untersucht,
wie sie mit dem Bestand der Wiener Biedermeier-
malerei der Galerie Liechtenstein verglichen wer-
den k ö n n e n . A u f diese Weise sollen mögl iche E i n -
f lüsse auf die Sammel t ä t i gke i t Johanns II. festge-
stellt werden, um so die Vorstellung vom Kunstbe-
griff Johanns II. weiter einzugrenzen.
DIE W I E N E R S E Z E S S I O N (1898)
U N D L U D W I G H E V E S I S K U N S T K R I T I K -
E I N E WALDMÜLLER-EUPHORIE
Die Wiener Biedermeiermaler wurden von anderen
K ü n s t l e r n wieder entdeckt. Im A p r i l 1897 sch lös-
sen sich die Sezessionisten - ehemals Mitglieder
der K ü n s t l e r h a u s - G e n o s s e n s c h a f t - als e igens t än -
dige Vereinigung zusammen. 2 6 4 Sie wollten sich
nicht mehr mit der Ansicht der Akademie einver-
standen e rk l ä r en , wonach Kunst nach ihrem kom-
merziel len Er fo lg beurteilt werden sollte. Stattdes-
sen sollte sie aus reinem Idealismus und i m Be-
wusstsein der Er fü l lung einer h ö h e r e n Aufgabe
entstehen. So setzten sich die Sezessionisten zum
Ziel , das Niveau der ö s t e r r e i c h i s c h e n Kunst zu he-
ben, u m mit den Entwicklungen i m Aus land Schritt
halten zu k ö n n e n . Ihre B e m ü h u n g e n f ü h r t e n zum
Symbolismus und dem damals «St i lkunst» genann-
ten Jugendstil , aber auch zur modernen Lichtmale-
rei mit ih ren realistischen und naturalistischen
Tendenzen. August von Pettenkofen verehrten die
Sezessionisten als wahren Vor-Impressionisten,
ebenso E m i l Jakob Schindler wegen seiner licht-
ü b e r g o s s e n e n G e m ä l d e . 2 6 5 «Secess ion i smus» wurde
in den A n f ä n g e n also immer wieder mit dem Be-
griff «Fre i l i ch tma le re i» vermischt 2 6 6 - schliesslich
war die Entwicklung eines ö s t e r r e i c h i s c h e n i m -
64
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
pressionistischen Stils eines der vorrangigen Ziele
der Vereinigung.
Das Jahr 1898 gilt als das «offizielle» Jahr der
Wiederentdeckung Waldmül l e r s , die sich an läss l i ch
der Ausstellung «Fünfz ig Jahre ös t e r r e i ch i s che M a -
lerei» im Wiener K ü n s t l e r h a u s ereignete. 2 6 7
Neben Werken von Waldmül l e r waren dort E n -
der, Kriehuber, Makart , Pettenkofen, E m i l Jakob
Schindler und Schwind ausgestell t . i m Von Wald-
mül le r allein waren 66 Werke zu sehen, weshalb
Ludwig Hevesi mit Recht von seiner Auferstehung
sprach. 2 6 5 Die Ausstellung i m K ü n s t l e r h a u s wurde
von der Kri t ik als ein Entgegenkommen in Rich-
tung der Bestrebungen der Sezessionisten gese-
hen. 2 7 0
Im bereits 85 Jahre alten Rudolf von Al t sah man
ein Bindeglied zur Epoche des V o r m ä r z . Deshalb
machte man ihn zum ersten E h r e n p r ä s i d e n t e n der
Sezession. Zu deren erstem P r ä s i d e n t wurde Gus-
tav Kl imt g e w ä h l t . 2 7 1
Der ungarische Kunstkritiker, und begeisterte
A n h ä n g e r der Sezession, Ludwig Hevesi (1842-
1910) bezeichnete Waldmül l e r an läss l ich dieser
Ausstellung als den «Urseces s ion i s t en» , da auch er
schwere Konflikte mit den Konservativen der A k a -
demie auszutragen hatte, um seine küns t l e r i s che
Gesinnung kundzutun.
In seiner Ausstellungskrit ik «Zwischen zwei Se-
zes s ionen» , die er nur Waldmül l e r gewidmet hatte,
schrieb er diesem eine erste Sezession z u : 2 7 2 Wald-
mül le r habe eine Küns t l e rve re in igung g r ü n d e n
wollen, wie sie die heutige Sezession sei, doch sei
dieser Plan vereitelt worden.
Als Waldmül l e r 1855 und 1856 nach Paris und
London zur Weltausstellung reiste, habe er an-
schliessend nach seiner R ü c k k e h r «... tief b e k ü m -
mert ü b e r die Nichtigkeit der ö s t e r r e i c h i s c h e n
Kunst, seine <Andeutungen zur Belebung der vater-
ländischen bildenden Kuns t )» geschrieben. 2 7 3
Hevesi bewunderte aber nicht nur W a l d m ü l l e r s
K ä m p f e r n a t u r , sondern auch seine Malerei . E r
würd ig t e die Facetten seiner Kunst, indem er zum
Beispiel zu den Sizil ienbilder schrieb: «Mit einem
zur Ruhe h e r a b g e s ä t t i g t e n Auge, dem gleichsam al-
les mit Licht d u r c h t r ä n k t schien, so d a ß keine E i n -
zelfarbe mehr f ü r sich losknallt, wie i n der bunten
H e i m a t s w e l t » . 2 7 4 Johann II. hatte drei der Gemä lde
Waldmül l e r s aus Sizi l ien in der Galerie Liechten-
stein ausgestellt (Abb. 23, 24, 25) . 2 7 5
Insbesondere hob Hevesi die Landschaftsbilder
Waldmül l e r s hervor:
«Überhaupt verstand er sich schon auf Atmosphä-
re. Die grauen, blauen, violetten Töne, in denen
seine landschaftlichen Hintergründe schwimmen,
oder das ganze Bild <Hütteneck> mit dem Blick hin-
ab auf den Hallstätter See und hinüber auf den
Dachstein, sind so von heute, daß z. B. Calames Al-
penbilder daneben veraltet aussehen würden».27''
Die «Llüt teneckalpe» war eine der Landschaften,
die Waldmül l e r in den 1830er Jahren im Salzkam-
mergut gemalt hatte. In der Galerie Liechtenstein
waren insgesamt sieben Landschaften dieser Reihe
zu sehen (Abb. 20, 21) . 2 7 7
263) Ebenda.
264) Waissenberger. Robert: Die Wiener Secession. Wien. München.
1971, S. 23. - Im Folgenden zitiert als: Waissenberger.
265) Ebenda. S. 23 f.
266) Ebenda, S. 50.
267) Ebenda. S. 313.
268) Ebenda. S. 50.
269) Frodl 1987. S. 1, Anm. 6.
270) Waissenberger, S. 50.
271) Ebenda, S. 86: Frodl 1987, S. 1, A n m . 4.
272) Hevesi, Ludwig: Zwischen zwei Sezessionen. 23. Oktober 189S.
In: Acht j ä h r e Sezession. Wien, 1906 |a), S. 58. - Im Folgenden
zitiert als: Hevesi 1906 (a).
273) Ebenda, S. 62.
274) Ebenda, S 61.
275) Vgl. Kronfeld, S. 217, Nr. 2076, 2077, 2080.
276) Hevesi 1906 (a), S. 61. Hevesi nimmt wohl Bezug auf das
Gemälde «Der Dachstein mit dem Hallstätter See von der Hütteneck-
alpe bei Ischl», 1838. Öl auf Holz, 45.5 x 47,5 cm. Es war Bestand-
teil der Schenkung Johanns IL an das Historische Museum 1894.
Historisches Museum der Stadt Wien. HM Inv. Nr. 8151.
277) Vgl . Kronfeld, S. 2)7-219. Nr. 2073-2075, 2079, 2081. 2082,
2095.
65
A u f die Bildnisse Waldmül l e r s ging Hevesi nicht
ein. Es w ä r e sicher gewagt anzunehmen, dass dies
der Grund war, w a r u m Johann II. nur ein einziges
Bildnis Waldmül l e r s ausgestellt (Abb. 38), zwei
weitere aber dem Historischen Museum geschenkt
hatte. 2 7 8
Mit keinem Wort e r w ä h n t e Hevesi die Genrebil-
der Waldmül l e r s , obwohl diese, zusammen mit den
Bildnissen, im Oeuvre Waldmül l e r s g e g e n ü b e r den
Landschaften ü b e r w i e g e n . In der Galerie Liechten-
stein waren ebenfalls keine Genrebilder von Wald-
mül le r zu sehen.
Eine wichtige Bemerkung machte Hevesi zum
Stil Waldmül le r s :
«Schon die Handschrift war wienerisch, mit ihren
gewissen Druckern und Eigenheiten. Es war lokale
Gebärde darin. Und die Farbe mit ihren kräftigen
Lokaltönen erinnert an das Rot unserer Äpfel und
das Blau unserer Pflaumen». 27'1
A u c h Hevesi war vor lokalpatriotischer Bewunde-
rung nicht gefeit, trotz des offensichtlichen Be-
m ü h e n s , nur küns t l e r i s che Kri ter ien zur Beurtei-
lung heranzuziehen.
Verfolgt m a n die Berichte Hevesis weiter, so
w i r d auch hier spü rba r , dass das Wiener Bieder-
meier als Kunstbegriff u m 1900 noch nicht eindeu-
tig definiert war. Es waren noch immer nur vor-
sichtige A n n ä h e r u n g e n an diesen Stil, der sich in
der Zeit des V o r m ä r z herausgebildet hatte. So be-
richtete Hevesi von seinem Gang durch die Eröff-
nungsausstellung der Modernen Galerie i m A p r i l
1903:
«Immer weiter zurück greift die Malerei. Die Schön-
farbigkeit Amerlings blüht wieder auf. Schwind,
Führich, Schnorr von Carolsfeld, aber auch Dan-
hauser. Es vormärzelt, die damalige Moderne ruft
sich in Erinnerung».280
Ähnl iche Unsicherheiten der St i lzuordnung fanden
sich auch i n der Galerie Liechtenstein. Dort hingen
Werke der Nazarener Josef F ü h r i c h s (1800-1876)
und Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff
(1795-1822) an der gleichen Wand wie G e m ä l d e
von Fendi , Ritter oder E y b l . 2 8 1
In der E r ö f f n u n g s a u s s t e l l u n g der Modernen Ga-
lerie hat Hevesi 25 G e m ä l d e von Al t g e z ä h l t . 2 S 2 Ru-
dolf von Al t war dank der Sezession zu einem der
bekanntesten Küns t l e r Wiens, insbesondere der er-
sten J a h r h u n d e r t h ä l f t e , geworden. So w a r er denn
auch in der Galerie Liechtenstein, nach Gauer-
mann, mit 14 Bi ldern am s t ä r k s t e n vertreten.
Es hat den Anschein , als habe sich Johann II.
mit der H ä n g u n g der Wiener Biedermeiermalerei
auch an der Ausstel lung der Modernen Galerie or i-
entiert. Wenn dem so w ä r e , folgte er dieser wie
auch LIevesis Kr i t ik nicht einfach bl ind: Hevesi be-
zeichnete die «Klos t e r suppe» oder den «Nikolo»
(wie e r w ä h n t hatte der F ü r s t dieses B i ld selbst der
Akademie geschenkt) sowie eine «Grosse Prozessi-
on» als Kapi ta l s tücke W a l d m ü l l e r s , 2 8 3 Johann aber
stellte bekanntl ich fast ausschliesslich Landschaf-
ten von Wa ldmül l e r aus.
In seiner stets i ronischen Sprache konnte Flevesi
nicht umhin , eine Anspie lung auf die Diskrepanz
des neu aufgekommenen Lokalpatriotismus i m
Schmelztiegel Wiens zu machen:
«Den Erfolg, den gewiss schon dieses Interim (der
Waldmüllerausstellung in der Modernen Galerie,
Anm. d. Verf.) bei den Wienern haben wird, dürfte
den Patriotismus des Privatbesitzes wecken. Die
Wiener Sir Richard Wallace, Dutuit und Thomy
Thiery haben nun den schönsten Anlaß, sich mit
dauerndem Ruhm zu bedecken».
Neben dem von Hevesi so verehrten Waldmül l e r
konnte zu dieser Zeit nur noch Gauermann als Bie-
dermeiermaler bestehen. W a l d m ü l l e r s ü b e r d r ü s s i g
gewordene Kunstkr i t iker setzten diese beiden
Küns t l e r sogar in Konkur renz zueinander. 2 8 5 A u c h
L u d w i g Hevesi ä u s s e r t e sich positiv zur Gauer-
mann-Ausstel lung in der Galerie Miethke in Wien
1909. Nach einigen Bemerkungen zur Waldmül le r -
Euphorie liess er i n seiner Kr i t ik detaillierte und ge-
naue Betrachtungen zu Gauermanns Oeuvre folgen.
So kritisierte er den anekdotisch erfassten mensch-
lichen Blick der Tiere oder den Geier, der al lzu sehr
an das ausgestopfte Exemplar in der J ä g e r s t u b e er-
innere; dennoch erkannte er Gauermann den Rang
des hervorragenden Tiermalers nicht ab . 2 8 6 Hevesi
66
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
sah die n i e d e r l ä n d i s c h e n Vorbilder, doch vermisste
er bei Gauermann das « G r o ß s e h e n » : «Er war denn
doch i m Wesen k l e inbürge r l i che r Kle inmaler aus
enger Zeit, die i m Sauberen, Putzigen ihr G e n ü g e
f a n d » . 2 8 7
F ü r Hevesi blieb Waldmül l e r unerreicht. Demge-
g e n ü b e r machte Johann II. aus seiner Vorliebe fü r
Gauermann keinen Heh l und zeigte von seinem
Liebl ingskünst le r 16 Werke, w ä h r e n d er nur 13 B i l -
der von Waldmül le r ausstellte.
DIE B E R L I N E R J A H R H U N D E R T - A U S S T E L L U N G
(1906) - D A S D E U T S C H E U R T E I L Z U R ÖSTER-
R E I C H I S C H E N B I E D E R M E I E R M A L E R E I
Im Jahr 1906 veranstaltete die Königl iche Natio-
nalgalerie i n Ber l in die vielbeachtete «Auss te l lung
deutscher Kunst aus der Zeit von 1 7 7 5 - 1 8 7 5 » un-
ter der Leitung von Hugo von Tschudi und Julius
Meier-Graefe. Sinn und Zweck dieser Ausstel lung
sei es, so der damalige Direktor der Nationalgale-
rie, Hugo von Tschudi, die wenig bekannte deut-
sche Malere i dieses Zeitraumes bekannt zu ma-
chen. Sie habe bisher i m Schatten Frankreichs ge-
standen, welches f ü r die Maler des 19. Jahrhun-
derts der «k lass i sche Boden» gewesen se i . 2 8 8
Viele bis anhin unbekannte oder wenig bekann-
te Malschulen wurden damit z u m Gegenstand öf-
fentlichen Interesses. M a n suchte nach Talenten
jenseits des Akademiediktates, die die Entwicklung
deutscher Kunst vorantrieben und bisher unver-
dient missachtet und vergessen worden seien.
Noch w ä r e man nicht soweit, die E igens t änd igke i t
deutscher Kunst neben der f r a n z ö s i s c h e n zu schä t -
zen, geschweige denn, sie als gleichwertig zu be-
trachten. Immerhin wagten Tschudi und Meier-
Graefe ein gleichartiges Unternehmen, wie es die
Centennale der f r a n z ö s i s c h e n Malere i i m Jahr
1900 in Paris gewesen war . 2 8 9
Die damalige « m o d e r n e » wissenschaftliche Be-
trachtungsweise der Ausstellungskrit iken zur Ber l i -
ner Jahrhundertausstellung p r ä g t e stark die zeit-
genöss i sche Anschauung der Wiener Biedermeier-
malerei.
Johann II. hatte unter anderen auch Gemä lde
der Wiener Biedermeiermalerei nach Ber l in verlie-
hen. Darunter waren drei G e m ä l d e von Fr iedr ich
Gauermann: «Vor dem Gewi t te r» - bzw. «Der E rn -
t e w a g e n » , A n m . d. Verf. - (1837), «Im Schafs ta l l»
und «Ein S c h i m m e l » (1833). Ausserdem wurden
auch ein Blumensti l leben von Franz Xaver Petter
(1791-1866), ein « B a u e r n m ä d c h e n » von Ranft l so-
wie zwei T ie r s tücke von Johann Dallinger von Dal-
l ing dem J ü n g e r e n in die Jahrhundertausstellung
in Ber l in ver l iehen. 2 9 0 So kann vorausgesetzt wer-
den, dass F ü r s t Johann II. die Kataloge und auch
Kr i t iken zur Ausstel lung geläuf ig waren.
Die Ansichten der deutschen Kunstkr i t iker zur
ö s t e r r e i ch i s chen Kunst des Biedermeier st immten
i m allgemeinen mit der Beurtei lung Tschudis i n der
Einlei tung zum Ausstellungskatalog ü b e r e i n .
278) Ebenda, S. 217. Nr. 2078. Dem Historischen Museum schenkte
Johann erstaunlicherweise ein Selbstbildnis Waldmüllers (1845; Öl
auf Leinwand, 70 x 56 cm, H M Inv. Nr. 10125) sowie die «Junge
Dame am Toilettentisch» (1840; Öl auf Holz, 39,5 x 31 cm, H M Inv.
Nr. 10126). Beides sind sehr idealisierend aufgefasste Bildnisse mit
Versatzstücken wie Blumen oder Draperien. Sie sind weit entfernt
von einer nüch te rnen und realistischen Darstellung, die Hevesi
besonders lobte (Hevesi 1906 (a), S. 60).
279) Ebenda, S. 61.
280) Hevesi, Ludwig.: Die Moderne Galerie. 11. Apr i l 1903. In: Acht
Jahre Sezession. Wien, 1906 (b), S. 435. - Im Folgenden zitiert als:
Hevesi 1906 (b).
281) Kronfeld. S. 222, Nr. 2110, 2111; S. 225, Nr. 2126.
282) Hevesi 1906 (b), S. 435.
283) Ebenda, S. 436.
284) Ebenda.
285) Feuchtmüller 1996, S. 315, Anm. 412.
286) Hevesi, Ludwig: Friedrich Gauermann. 28. November 1907.
In: Altkunst - Neukunst. Wien, 1909, S. 107 f.
287) Ebenda, S. 108.
288) Tschudi, Hugo von: Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit
von 1775-1875 in der Königlichen Nationalgalerie Berlin 1906.
Bd. 1. München, 1906, S. IX. - Im Folgenden zitiert als: Tschudi.
289) Ebenda, S. X-XII .
290) Höss, S. 68; Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von
1775-1875. Kat. Ausst. München. 1906, Nr. 322, 323 (Dallinger).
Nr. 580-582 (Gauermann), Nr. 1331 (Petter), Nr. 1383 (Ranftl).
67
In erster Linie galt die Anerkennung selbstre-
dend Waldmüller . Tschudi schä tz te besonders
Waldmül l e r s Landschaften, die er mit naivem, be-
wunderndem Blick f ü r die Natur erfasse. Seine
Zeitgenossen h ä t t e n nach Tschudi W a l d m ü l l e r s
Landschaftskunst verkannt, indem sie nur «... f ü r
seine pausbackigen Bauernkinder s c h w ä r m t e n » . 2 9 1
Aber er sei in Wahrheit einer der Vorläufer des
Pleinairismus gewesen. 2 9 2 A u c h Waldmül l e r s B i l d -
nisse schä tz te Tschudi und lobte vor al lem die
F r a u e n p o r t r ä t s . Obwohl diese aus heutiger Sicht
das traditionellste Element in Waldmül l e r s Kunst
darstellen, schien gerade das sinnliche Kolori t und
die duftige Stofflichkeit den sonst so modern einge-
stellten Museumsdirektor zu begeistern. 2 9 3 Die Wie-
ner Por t r ä t i s t en Daffmger, Danhauser, Eybl , der
junge Pettenkofen und Amer l i ng k ä m e n , laut
Tschudi, Waldmül l e r nahe. Die Genremaler Fendi ,
Schindler, Treml und nochmals Danhauser seien
einer leichten Sen t imen ta l i t ä t verfallen, jedoch mit
« w e i c h e r Graz ie» und « f röh l i che r Fa rb igke i t» . Ru-
dolf von Alts F r ü h w e r k schä tz te Tschudi maler i -
scher als sein S p ä t w e r k e in . 2 9 4 Ausser Danhauser
waren alle diese Küns t le r in der Galerie Liechten-
stein mit mindestens einem Werk zu sehen.
Tschudi ordnete hier erstmals das F r ü h w e r k
Pettenkofens dem Biedermeier zu. Die Werke die-
ses Küns t l e r s in der Galerie Liechtenstein sind
nicht datiert, g e h ö r e n stilistisch aber woh l eher zu
seinem S p ä t w e r k . Folgerichtig wurden seine Ge-
m ä l d e auch in Saal X V der Galerie gezeigt, zusam-
men mit Werken der zweiten Hälf te des 19. Jahr-
hunderts und der deutschen Schulen . 2 9 5
Rudolf von Al t war der einzige Künstler, an dem
sich die Geister schieden. Der deutsche Schriftstel-
ler und Kunstkri t iker Franz Dülbe rg lobte i hn ohne
E i n s c h r ä n k u n g in seinem sonst sehr kri t ischen Be-
richt ü b e r die deutsche Jahrhundertausstellung als
einzigen Wiener Künstler , der in der ersten Hälf te
des 19. Jahrhunderts gross geworden war. Alts B i l -
der aus Venedig stellte Dülberg sogar vor jene Ca-
nalettos und Guardis. Die Aquarelle, eigentliche Ve-
duten, w ü r d e n durch den « s e h r gescheiten Aus-
schni t t» zu L a n d s c h a f t s p o r t r ä t s und trotz seiner
ä u s s e r s t e n Genauigkeit vermeide seine eigene
Handschrif t und sein geistreicher Vortrag das skla-
vische A b b i l d e n . 2 9 6
Dülberg achtete auch die Landschaftsmalerei
Waldmül l e r s besonders. Lobte er hier die fein ab-
gestufte Farbigkeit , so verurteilte er das kontrast-
reiche Kolori t der Genrebilder . 2 9 7
A n Danhauser b e m ä n g e l t e er die alles bestim-
mende «Behag l i chke i t sno te» ; Franz Eyb l sei in
G e n r e s t ü c k e n oft «unle id l ich l a r m o y a n t » . 2 9 8 A l l e in
die Wor twahl malt ein deutliches Bi ld , was i m A l l -
gemeinen von den weniger herausragenden Wie-
ner Küns t l e rn zu halten sei. E inz ig noch Amer l ing
konnte aus dieser Wertung treten, indem Dülbe rg
dem Küns t le r sogar eine gewisse vornehme Über le -
genheit zugestand - doch dass A m e r l i n g diese nicht
in Wien , sondern bei seinem englischen Vorbi ld
Thomas Lawrence und in Paris bei Horace Vernet
gelernt habe, vergass er nicht zu betonen. 2 9 9
Richard Hamann schloss sich in seinem «Gang
durch die J a h r h u n d e r t a u s s t e l l u n g » der allgemei-
nen Wertung von W a l d m ü l l e r s Kunst an: Die Land-
schaften der 1830er Jahre seien das Beste, das die-
ser geschaffen habe, die s p ä t e n Landschaften mit
Genreszenen fielen dagegen ab. Neben Waldmül l e r
ging Hamann noch auf Peter Fendi und Josef Dan-
hauser ein. Fendi sei wienerischer als Waldmül ler ,
woh l nicht zuletzt, da seine öf te r vorkommenden
Frauenfiguren i m Neglige einer gewissen Pikante-
rie nicht entbehrten, ungeachtet des moralisieren-
den Bildthemas. E in Beispiel d a f ü r sei die «Traur i -
ge Botschaf t» von Fendi (Abb. 41) , 3 0 0 die der F ü r s t
dem Historischen Museum geschenkt hatte.
Insgesamt wurden die Wiener Küns t l e r i n Ber l in
ihrer satten Farbigkeit und grossartigen stofflichen
Wiedergabe wegen gelobt; ihr technisches K ö n n e n
wurde bewundert. Ausserdem wurde bei den mei-
sten Male rn die Se lbs tve r s t änd l i chke i t i m Ausdruck
hervorgehoben. Be i Wa ldmül l e r nur teilweise, bei
allen anderen b e m ä n g e l t e n die Kri t iker eine unan-
gemessene Sen t imen ta l i t ä t und ü b e r l a d e n e Erzäh l -
freude. Die Malere i sei zu a u s g e p r ä g t im Detail, es
fehle schlicht die wahre Grösse .
68
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
D A S W I E N E R B I E D E R M E I E R IN D E R Z E I T -
GENÖSSISCHEN K U N S T G E S C H I C H T E
Eine dritte Quelle der Zeitgeschichte, von deren
Einfluss auf den Biedermeier-Begriff Johanns IL
man ausgehen kann, ist die ze i tgenöss i sche Kunst-
geschichtsschreibung.
Im ersten Jahrzehnt war die W ü r d i g u n g Wald-
mül l e r s auch hier allein auf seine Landschaften
und Bildnisse bezogen.
Obwohl beim Namen Waldmül l e r immer noch
die meisten an seine Genrebilder denken w ü r d e n ,
e rk lä r t e Roessler in seiner Monographie:
«Als Genremaler entspricht er unserem Empfinden
nicht mehr ganz; die Anordnung seiner Bilder ist
uns meistens zu theatralisch, der Stoff zu anekdo-
tisch».301
L u d w i g Hevesi lieferte in seinem Buch «Öste r -
reichische Kunst i m 19. J a h r h u n d e r t » , das 1903
erschien, eine weit gefasste Besprechung der Wie-
ner B iede rme ie rküns t l e r . Aus füh r l i ch beschä f t ig t e
er sich auch mit Käroly Marko dem Äl teren , den er
den bedeutendsten Landschaftsmaler der ersten
Hälf te des 19. Jahrhunderts nannte. Hevesi r ä u m t e
aber ein, dass nur seine F r ü h z e i t i m Zusammen-
hang mit den Wienern gesehen werden k ö n n e . Wie
oben e r w ä h n t , zäh l te auch Marko zu den beliebte-
sten Küns t le rn des F ü r s t e n Johann. E r war mit
neun G e m ä l d e n i n der Galerie vertreten; zwei da-
von waren Miniaturen, die ideale Landschaften dar-
stellen. 3 0 2
Mit sehr offener Blickweise hatte Richard M u -
ther in seiner «Geschich te der Malere i» , 1909 er-
schienen, die Wiener Biedermeiermalerei betrach-
tet. 3 0 3 Zu den Bildnissen schrieb er: « W ä h r e n d man
vor den Hamburger Bildnissen glaubt, dass die
ganze Biedermeierzeit etwas Phi l i s t röses gehabt
hä t t e , herrscht hier eine Feschigkeit von unsagba-
rem C h a r m e » . 3 0 4
Erstaunlicherweise beurteilte Muther die Senti-
menta l i t ä t , die den Wienern immer wieder vorge-
worfen wurde, positiv. Sie w ü r d e n dort stehenblei-
ben, «... wo das aufdringliche Melodram beginnen
w ü r d e » . 3 " 5
Der Kunsthistoriker Muther erkannte in dieser
Malere i genau das, was von kulturhistorischer Sei-
te, zum Beispiel von Albert Ilg, so dringend gesucht
worden war: «... ein einheitlicher Stil der echt
und ehrl ich die Signatur der Epoche a u s d r ü c k -
t e » . 3 0 6 Doch warnte er vor Deu t sch tüme le i und der
Meinung, diese Malere i h ä t t e sich weiterentwickelt,
wenn man nur nicht angefangen hä t t e , nach
Frankre ich zu schauen - Ansichten, wie sie an l ä s s -
l ich der Berl iner Jahrhundertausstellung g e ä u s s e r t
worden seien. Die Frage nach dem Nationalen in
der Kunst k ö n n e durch diesen Vorwur f nicht abge-
tan werden . 3 0 7 M a n k ö n n e von den Malern der
Gros s s t äd t e Wien, Ber l in , London, Paris, Kopenha-
gen und St. Petersburg nach 1850 nicht mehr ver-
langen, k l e in s t äd t e r i s che und a l tvä te r l iche Gemüt -
lichkeit zu malen. Wenn m a n heute solche Verän-
derungen bedauere, so sei dies blosse Nostalgie
unter dem Deckmantel des Verlustes reinen
291) Tschudi. S. IX.
292) Ebenda. S. XXI .
293) Ebenda. S. XXII; Buchsbaum. Maria: Ferdinand Georg Wald-
müller - Rebell im Bürgerrock. In: Kat. Ausst. Wien, 19S8, S. 165.
294) Tschudi, S. XXII.
295) Vgl . Kronfeld, S. 230-282, Nr. 2172. 2175-2182. 2184.
296) Dülberg, Franz: Die deutsehe Jahrhundert-Ausstellung. Leipzig,
1906, S. 33.
297) Ebenda, S. 31 f.
298) Ebenda, S. 32.
299) Ebenda.
300) Hermann. Richard: Ein Gang durch die Jahrhundert-Ausstel-
lung (1775-1875). Berlin, 1906. S. 59 ff.
301) Roessler, Arthur: Ferdinand Georg Waldmüller. Wien, o. J.
(1908). S. 23.
302) Vgl. Kronfeld, S. 215-220, Nr. 2062, 2065, 2068, 2087, 2090.
2099; Miniaturen: S. 246. Nr. 2298, 2300.
303) Muther, Richard: Geschichte der Malerei. Bd. III. 3. Auf l . Berlin,
1920. S. 446.
304) Ebenda.
305) Ebenda, S. 447.
306) Ebenda, S. 449.
307) Ebenda.
69
Deutschtums. 3 0 8 Abschliessend meinte Muther, man
habe «... das Ende der deutschen Biedermeier-
kunst, trotz aller sympathischen Werke, die sie her-
vorbrachte, nicht zu bedauern. Sie ist nicht ge tö te t
worden, sondern sie m u ß t e s t e r b e n » . 3 0 9
Im Gegensatz zu Muther hatte Bruno Grimschi tz
einen weit weniger objektiven Zugang zum «Öster-
reichischen P r o b l e m » . 3 1 0 Unter der P r ä m i s s e , dass
der ös t e r r e i ch i sche Barock die Vollendung von
Ös te r re ichs küns t l e r i s che r Kraf t bedeute, betrach-
tete er den zweiten H ö h e p u n k t ö s t e r r e i ch i s che r
Kunst und nannte die Al twiener Malere i «bürger l i -
chen Barock» . Mit dieser Stilbezeichnung wollte
Grimschitz a u s d r ü c k e n , dass sich die Sinnlichkeit
ö s t e r r e i ch i sche r Welterfassung in der In tens i t ä t der
Gestaltung und der farbigen Improvisationskraft
noch einmal ä u s s e r e , so wie sie dies bereits in der
barocken Dekoration getan habe. Das Bürger l i che
aber manifestiere sich in der Wirkl ichkeitsfreude
und der realistischen P r o b l e m l ö s u n g des 19. Jahr-
hunderts. 3 1 1
Die Bezeichnung «Barock» steht f ü r jene Kunst,
die i m absolutistischen Zeitalter des 17. und 18.
Jahrhunderts den Herrschafts-- und Machtan-
spruch von Aristokratie und Kirche v e r k ö r p e r t e . Im
Wien des 19. Jahrhunderts war die Trennung von
A d e l und B ü r g e r t u m von beiden Seiten weitgehend
als se lbs tve r s tänd l i ch und unantastbar akzeptiert.
Erst nach der März revo lu t ion - als die Bürge r ver-
sucht haben, diese Grenzen niederzureissen -
grenzte sich der A d e l mit grosser Bestimmtheit
vom B ü r g e r t u m ab. Unter diesen Voraussetzungen
d r ü c k t das Begriffspaar «bü rge r l i che r Barock» f ü r
die Kunst der ersten Hälf te des 19. Jahrhunderts
nicht nur die Ambivalenz der küns t l e r i s chen , son-
dern auch der politischen Situation aus.
Es wurde bereits e r läu te r t , dass fürs t l i che Auf-
traggeber wie Alois II. eine durchaus aristokrati-
sche Lebenshaltung pflegten. Diese Geldgeber be-
einflussten die Sti lentwicklung unbestreitbar ih rem
Geschmack und ihrer Gesinnung entsprechend. 3 1 2
Als Beispiel dazu sei noch einmal das biedermeier-
liche Herrscherbildnis «Fürs t Johannes II. von Liech-
tenstein als K i n d auf einem S c h i m m e l p o n y » ange-
f ü h r t (Abb. 8).
Des Weiteren ä u s s e r t e sich Grimschi tz aber:
«Die Al twiener Malere i ist vollkommenster Aus-
druck der Epoche. Sie ist die S c h ö p f u n g einer Zeit,
die bü rge r l i che Begrenzung nie ver läss t . Eigentli-
cher: die i n dem Bürge r l i chen ein absolutes Aus-
m a ß entdeckt und erarbeitet. Die Al twiener Malerei
ist in lebendigster Ur sp rüng l i chke i t dem Sichtba-
ren - das ist: dem Weltbi ld des neuen b ü r g e r l i c h e n
Individuums - z u g e w e n d e t » . 3 1 3
Wie dargelegt wurde, ist diese Ansicht G r i m -
schitz' f ü r Wien nur e i n g e s c h r ä n k t zutreffend.
A u c h wenn die küns t l e r i s che Leistung der Wie-
ner Biedermeiermalerei u m 1900 wieder gewür -
digt wurde, so blieb doch bis nach dem Tode Jo-
hanns II. der Geschmack sentimentalen Heimwehs
nach Al t -Wien an ihr haften.
Hans Tietze war 1931 der Ansicht , dass diese
Malere i mit dem Sittenbild als Hauptgattung im-
merh in den damaligen Geist der Stadt treffend be-
schreiben konnte. Allerdings w ü r d e n die Themen
des a l l täg l ichen Lebens, die Anl iegen der typischen
Vertreter der b ü r g e r l i c h e n Schicht, die Ansicht der
Natur, ve rk lä r t . Das Gemüt l i che und das Gefällige
w ü r d e ü b e r b e t o n t , u m eine leicht zugäng l i che Idea-
lität zu schaffen. Trotz der qual i tä tvol len Werke der
Hauptmeister d ü r f e nicht ü b e r s e h e n werden, dass
sich diese Malere i an der Grenze der Trivial i tät be-
wege. W a l d m ü l l e r s Grösse , seine Rolle als « P r o p h e -
ta i n Pa t r i a» , sei die Ausnahme, welche die Regel
bes tä t ige . Die wirkl iche Leistung der Wiener Bie-
dermeiermalerei sah Tietze darin, dass sie den
Zeitgeist Al t -Wiens festgehalten habe. 3 1 4
70
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Die Bedeutung des Fürsten
Johann II. als Sammler in Wien
um 1900
Aufgrund der Bedeutung der Galerie Liechtenstein
in Wien und auch des historischen Charakters der
Sammlung konnte und wollte Johann nicht aus-
schliesslich den eigenen Vorlieben folgen, sondern
fühl te sich zu einer umfassenden Sammel t ä t igke i t
verpflichtet. Als regierender F ü r s t ausserhalb sei-
nes Landes war es ihm aber nicht mögl ich , i n Wien
als Monarch und damit kunstpolitisch agierend
aufzutreten.
Johann IL hatte i n W i e n eine besondere gesell-
schaftliche Stellung. Ös t e r r e i ch -Unga rn war sein
Heimatland; i n M ä h r e n geboren und aufgewach-
sen, verbrachte er sein ganzes Leben in Wien . Als
Monarch des entfernt liegenden Staates Liechten-
stein enthielt er sich jeglicher M e i n u n g s ä u s s e r u n g
zum politischen Geschehen in der Habsburger
Monarchie und, seit 1918, i n der Republik Öster-
reich. E r wahrte absolute Neut ra l i t ä t . Damit war er
einerseits das Oberhaupt des traditionsreichen
Adelshauses der Liechtenstein, andererseits aber
auch Privatmann.
In Wien hatte das private Sammler tum seit der
zweiten J a h r h u n d e r t h ä l f t e einen Aufschwung er-
lebt, dennoch gab es dort keine i n solchem Masse
herausragende Sammler der Malere i , wie es zum
Beispiel König Ludwig I. (1786-1868) und Graf
Schack (1815-1894) in M ü n c h e n oder etwa Graf
Raczynski (1788-1874) i n Ber l in waren. Soweit die
Sammlungen bekannt waren, wurden in Wien vor
allem die Werke alter oder moderner Meister ge-
sammelt . 3 1 5
Im Gegenteil leitete der Regierungsantritt Kaiser
Franz Josephs i m Jahr 1848 das sogenannte «Zeit-
alter der Staatspatronanz der Küns t e» e in . 3 1 6
Beispielhaft auch fü r andere e u r o p ä i s c h e Staa-
ten verfolgte Ös te r re ich in dieser Zeit mit der För -
derung von Kunst und Küns t l e rn verschiedene Zie-
le. Unter anderem sollte das internationale Prestige
durch die Vertretung ö s t e r r e i c h i s c h e r Küns t le r in
den Weltausstellungen gehoben werden. Ausser-
dem versuchte die Regierung, die interne Stabi l i tä t
durch v e r s t ä r k t e n Patriotismus mit Hilfe der F ö r d e -
rung nationaler Kunst und Küns t le r zu festigen. 3 1 7
Überd ies herrschte in Wien, z u r ü c k g e h e n d auf
das josephinische Zeitalter, eine lange Tradit ion pa-
triarchalischer F ü r s o r g e , unter die auch das geisti-
ge Wohlergehen der B ü r g e r f ie l . Damit verbunden
war die Heranbi ldung von Küns t l e rn , die F ö r d e -
rung und der Schutz des Schaffens lebender Küns t -
ler und der Gegenwartskunst, die Erhal tung und
der Ausbau von Kunstsammlungen und Denk-
m ä l e r n , aber auch die Erz iehung des Volkes zum
K u n s t v e r s t ä n d n i s . 3 1 8
Neben diesen vielfäl t igen Aufgaben des Staates
setzte sich Kaiser Franz Joseph am Anfang seiner
Regierungszeit vor al lem f ü r die V e r s c h ö n e r u n g
Wiens ein. Nach dem Aufs tand des Jahres 1848
schien es erforderl ich, die M a j e s t ä t der Person und
die Funkt ion des Kaisers zumindest nach aussen
hin zu bes tä t igen , um die Macht der Dynastie und
damit auch des Staatswesens zu festigen. Das Er-
gebnis dieser B e m ü h u n g e n war die Ringstrasse, 3 1 9
die erst in der Folge zum Denkmal des bürger l i -
chen Aufstiegs wurde.
Doch w ä h r e n d der ö s t e r r e i ch i s che Staat oder
die deutschen Privatsammler sich vor allem der
ze i tgenöss i schen nationalen Kunst zuwandten, wie
Ludwig L , Schack oder der Berl iner Privatsammler
Raczynski dies taten, 3 2 0 sammelte Johann IL insbe-
sondere die Wiener Malere i der Generation seines
308) Ebenda, S. 450 f.
309) Ebenda, S. 451.
310) In: Grimschitz. Bruno: Die österreichische Zeichnung im
19. Jahrhundert. Zürich, Leipzig. Wien, 1928, S. 11-16. - Im Folgen-
den zitiert als: Grimschitz 1928.
311) Ebenda.
312) Börsch-Supan (wie Anm. 38). S. 338 f.
313) Grimschitz 1928. S. 14.
314) Tietze, Hans: Wien. Wien. Leipzig, 1931, S. 323.
315) Lediglich Direktor Ludwig von Neurath besass eine Sammlung
Altwiener Meister. Donath, Adolph: Psychologie des Kunstsam-
melns. .3., vermehrte A u l l . Berlin, 1920, S. 96 f.
316) Heerde, S. 33.
317) Ebenda. S. 38 ff.
318) Ebenda, S. 42.
319) Ebenda. S. 33.
320) Pophanken (wie Anm. 31), S. 194.
71
Vaters. Damit scheint er sich der Aufgabe des
K ü n s t J e r m ä z e n s entzogen zu haben, die eine wich-
tige Funkt ion i m privaten Sammlertum einnahm.
Der Fü r s t war aber nichtsdestoweniger Stifter des
K ü n s t l e r h a u s e s und gehö r t e «... zu denjenigen
kunstsinnigen M ä n n e r n die stets bereit waren,
wenn es galt, der heimischen K u n s t ü b u n g helfend
zur Seite zu s t e h e n » . 3 2 1 E in weiterer Punkt unter-
scheidet den F ü r s t e n von den Privatsammlern des
19. Jahrhunderts: E r war kein Auftraggeber fü r
neue Werke, das heisst, er nahm keinen Einfluss
auf die Bildentstehung.
In den meisten Fäl len verliessen sich die Samm-
ler des 19. Jahrhunderts nicht allein auf das eigene
Urteil , sondern zogen Kunstkenner als Berater h in-
zu. Diese waren bei der Akquis i t ion von Kunstwer-
ken als Agenten t ä t i g 3 2 2 und garantierten durch ihre
Kennerschaft auch die Wissenschaftl ichkeit und
damit den Wert der Sammlung. F ü r König Lud-
wig I. ü b e r n a h m der Küns t le r Johann Georg von
Dillis diese Funk t ion , 3 2 3 Graf Schack wurde von ei-
nem g r ö s s e r e n Kreis von Bekannten, Freunden und
Küns t l e rn beraten. 3 2 4 Johann II. hingegen verliess
sich h a u p t s ä c h l i c h auf Wi lhe lm von Bode. Bode
hatte die wissenschaftliche Bearbeitung der Samm-
lung ü b e r n o m m e n , K u n s t a n k ä u f e in die Wege ge-
leitet und den F ü r s t e n in zahlreiche Ausstellungen
begleitet.
Es hat sich gezeigt, dass der Fü r s t die Samm-
lung der Wiener Biedermeiermalerei pe r sön l i ch
und nach eigenen Vorstellungen zusammengestellt
hatte. Leider hielt er diese Tatsache nie schrif t l ich
fest. Weder in den Galeriekatalogen, die Johann
nur in grossen A b s t ä n d e n erstellen liess, findet sich
ein einleitendes Wort des F ü r s t e n zur Sammlungs-
absicht, noch ä u s s e r t e er sich zu seiner Sammel-
motivation in einer gesonderten Schrift oder e r läu-
terte etwa in Briefen sein Sammlungsziel . Ganz an-
ders die Sammler Schack in M ü n c h e n oder Ra-
czynski in Berl in: In seinem Galeriekatalog legte
Schack sowohl die Entstehungsgeschichte als auch
seine Prinzipien, die er in der Gemä ldega l e r i e ver-
wirkl icht hatte, dar. Raczynski machte in seinem
Katalog Angaben zu den E r w e r b u n g s u m s t ä n d e n
eines Werkes und zitierte Quellen dazu . 3 2 5
Johann II. war i n eine lange Tradit ion des
Sammlertums hineingeboren. E r war Besitzer ei-
ner Sammlung, die von ihren A n f ä n g e n als fürs t l i -
che Kunst- und Wunderkammer zur standes-
g e m ä s s e n , fü r s t l i chen Umgebung i m Palast wurde.
Schliesslich wurde sie dem öf fen t l ichen Publ ikum
als Museum und damit als Bi ldungss tä t t e geöf fne t .
In Anbetracht dieser Tradit ion e rüb r ig t sich das
Nachdenken ü b e r den Grund des Sammeins. Neu,
und i m Gegensatz zu aristokratischen Privatsamm-
lern der Zeit, verfolgte Johann II. insbesondere wis-
senschaftliche Ziele. Neben seiner eigenen Samm-
lungsstrategie, die stets darauf bedacht war, kunst-
historische Lücken zu schliessen, gipfelte sein wis-
senschaftlicher Anspruch i n den B a u p l ä n e n f ü r ein
eigenes Museum. Damit w ä r e n die K u n s t s c h ä t z e
endgül t ig aus dem aristokratischen Umfeld eines
Palastes genommen und s t ü n d e n dem Betrachter
und Forscher ohne jeden historischen Zusammen-
hang zur V e r f ü g u n g . 3 2 6
72
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
Resümee
Die Sammlung der Wiener Biedermeiermalerei des
F ü r s t e n Johann II. von Liechtenstein setzt sich in
ihrer Gesamtheit aus Ölgemälden , Aquarel len, aber
auch Ölskizzen und als Skizzen belassenen Aqua-
rellen der Hauptmeister des Wiener Biedermeier
zusammen.
Die u r s p r ü n g l i c h e Sammlung lässt sich aufgrund
ungenauer Inventarisierung nach dem Tode Jo-
hanns IL und durch i m Laufe der Zeit getä t ig te Ver-
käufe nicht mehr vol l s tändig rekonstruieren. Den-
noch g e w ä h r t der G a l e r i e - F ü h r e r aus dem Jahr
1927, aufgrund der Beschreibungen einzelner Wer-
ke eine Übers i ch t ü b e r die ausgestellten G e m ä l d e
in der Galerie Liechtenstein.
Die wissenschaftliche Bearbeitung der in der Ga-
lerie ausgestellten Werke, die unter anderem von
Wi lhe lm von Bode, Generaldirektor der Königlich
Preussischen Museen, vorgenommen wurde, sowie
ein geplanter, doch nicht a u s g e f ü h r t e r Museums-
bau, sprechen f ü r den Anspruch der Galerie als B i l -
dungsinstitution Museum.
Die eingehende Betrachtung der Werke und ihr
Vergleich mit Quellen ze i tgenöss i sche r Biedermei-
errezeption haben gezeigt, dass Johann IL als
Hauptkri terien zur Werkauswahl wissenschaftliche
Gesichtspunkte be rücks ich t ig t hat.
E in l ang j äh r ige r Briefwechsel zwischen Bode
und Johann IL weist ausserdem auf Bodes Funkt i -
on als Agent und Berater des F ü r s t e n hin , jedoch
nicht auf eine beratende Tät igkei t f ü r die Samm-
lung der Biedermeiermalerei . Dies und der von
Kindheit an enge Bezug zu Küns t l e rn des Wiener
Biedermeier lässt vermuten, dass F ü r s t Johann die
Sammlung nach eigenen Vorstellungen verwirk-
licht hatte; zumindest sind keine weiteren Berater
bekannt.
M e r k w ü r d i g ist, dass Johann IL, soweit die er-
haltenen Ankaufsdaten diesen Schluss zulassen,
fast ausschliesslich selbst erworbene Werke des
Wiener Biedermeier ausstellte. G e m ä l d e , die sein
Vater Alois II. bei den Male rn i n Auf t rag gegeben
hatte, waren in der Galerie Liechtenstein nicht zu
sehen - ausgenommen die Ölskizzen zu den grossen
Bildnissen von F ü r s t Alois II. und Für s t Johann II.
als Kind - auch wenn es sich oft u m Hauptwerke
der Wiener B i e d e r m e i e r k ü n s t l e r handelte, die i m
Familienbesitz waren. Mögl iche rwe i se hielten die
privaten Inhalte und auch die private Funkt ion die-
ser Werke als Er innerung und Raumdekoration
den F ü r s t e n davon ab, sie i n einen wissenschaftl i-
chen Kontext zu bringen.
Beinahe die Hälf te der gezeigten Bilder sind
Landschaften. Mit Hilfe des G a l e r i e - F ü h r e r s von
1927, w i r d durch die Ti te lwahl auf das inhaltliche
Ver s t ändn i s einer Darstellung hingewiesen. Die
Gattungszuordnung, beispielsweise der Gemä lde
Gauermanns zu den Landschaften, ist schon durch
die Bildrezeption der ersten Hälf te des 19. Jahr-
hunderts b e g r ü n d e t .
Bilder der nachbarocken S t r ö m u n g , die sich an
der ho l l änd i schen Landschaftsmalerei orientierte
oder Bilder der realistischen Landschaftsmalerei ,
die eine neue Sicht auf die Natur e rö f fne te , waren
vor al lem durch die Küns t l e r Fr iedr ich Gauermann
und Ferdinand Georg Waldmül l e r vertreten. Dabei
weisen die meisten Landschaftsbi lder den Bezug
zum Heimatland Ös te r re i ch auf, seien sie nun nach
der Natur gemalt oder mit charakteristischen Ele-
menten zu einer bekannten Umgebung kompo-
niert.
E i n Teil der Landschaftsbilder waren Italienbil-
der, das heisst i talianisierende oder in Italien nach
der Natur gemalte Landschaften. Die Sammlung
der Italienbilder passt zur besonderen Vorliebe des
F ü r s t e n f ü r die italienische Kunst, wie sie sich i m
321) Höss. S. 120.
322) Pophanken. S. 208.
323) Harcltwig. Wolfgang: Privatvergnügen oder Staatsaufgabe? In:
Sammler. Stifter & Museen. Köln. Weimar. Wien. I 993. S. 89.
3241 Pophanken, S. 72ff.
325) Schack, Adolf Friedrich von: Meine Gemäldesammlung. Stutt-
gart 1881 (Pophanken, S. 28); Raczynski. Athanasius Graf von:
Gemäldekatalog der Raczynskischen Bildersammlung. Berlin, 1866
(Pophanken, S. 204); den ersten Katalog zur Sammlung Wagener
hatte der Maler F. Bonte 1828 verfasst (Pophanken, S. 196).
326) Zu den Museumsplänen des Fürsten vgl. Roswitha Feger:
Johann II. (1858-1929) und seine Sammlung der Wiener Biedermei-
ermalerei. Magisterarbeit. Unveröffentlichtes Manuskript. München,
1999. S. 19-23.
73
gleichzeitig neu ausgebauten Sammlungsschwer-
punkt der italienischen F r ü h r e n a i s s a n c e zeigte.
Eine besondere E i n s c h r ä n k u n g hatte Johann II.
in der Genremalerei getroffen: statt verschiedenste
Richtungen des biedermeierl ichen Genres zu zei-
gen, bevorzugte er Szenen biedermeierl icher Werte
wie Mut terg lück oder schlichter F römmigke i t . Eine
grosse Vorliebe zeigte der F ü r s t f ü r das einfigurige
Genres tück . Demnach waren auch Bildnisse von
genrehafter Darstellung h ä u f i g vertreten. Die Tat-
sache, dass nur noch die Küns t l e rb i ldn i s se eine
letzte, abgrenzbare Werkgruppe bilden, verweist
auf die Neigung des Sammlers zu Inhalten, die
ü b e r das rein Abbildende hinausgehen.
Die A u s w a h l aus den Küns t le rceuvres scheint ge-
nau über leg t gewesen zu sein. Von Ferd inand Ge-
org Waldmül le r waren Beispiele aus dem F r ü h -
werk sowie die Landschaften aus dem Salzkam-
mergut, der erste küns t l e r i sche H ö h e p u n k t in Wald-
mül le r s Werk, zu sehen. Fr iedr ich Gauermann und
Rudolf von Alt waren mit einem Querschnitt aus
beinahe allen Schaffensphasen vertreten.
Schon 1882, als der Biedermeierst i l vergessen
war und das Publ ikum sein Augenmerk auf Künst -
ler i m Umkreis von Hans Makar t gerichtet hatte,
hatte Johann II. sein erstes G e m ä l d e des Wiener
Biedermeier erworben. Im Jahr 1891 hatte der
Fü r s t bereits sieben der 13 Waldmül l e rb i lde r ge-
kauft, die 1927 in der Galerie Liechtenstein zu se-
hen waren. Erst 1906 ist der erste Ankauf eines
Bildes von Fendi über l iefer t , obwohl dieser schliess-
l ich zusammen mit Gauermann, Al t und Waldmül -
ler zu den am besten vertretenen Küns t l e rn in der
Galerie gehör t e .
Einige Jahre nach dem Kauf der ersten Wiener
B i e d e r m e i e r g e m ä l d e machte der Historiker Alber t
Ilg auf die Bedeutung der Betrachtung eigener, lo-
kaler Geschichte zur Bi ldung einer selbstbewuss-
ten, patriotischen Gesellschaft aufmerksam. Als Bei-
spiele eigener Kunstproduktion f ü h r t e er die Male r
des Wiener Biedermeier an. Mit ihrer Darstellung
ös t e r r e i ch i sche r Bürge r und Landschaften e r m ö g -
lichten sie die Er innerung an die eigene Vergan-
genheit.
1894 schenkte der F ü r s t rund 30 Biedermeier-
g e m ä l d e dem Historischen Museum in Wien. Die
Schenkung war h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h durch einen
A u f r u f der Stadt Wien fü r Bilderspenden, u m die
G r ü n d u n g der Modernen Galerie zu beschleunigen,
motiviert. Der A u f r u f war i m F r ü h j a h r 1894 ergan-
gen und im August des gleichen Jahres hatte der
F ü r s t die Bi lder der Stadt geschenkt.
Die Schenkung an das Historische Museum läss t
vermuten, dass der F ü r s t diese Kunst mit ihren
Darstellungen Alt -Wiens , der Wiener B ü r g e r und
ö s t e r r e i c h i s c h e r L a n d b e v ö l k e r u n g sowie der ös ter -
reichischen Landschaften als historisches Element
begriff, das zur Veranschaulichung der eigenen Ge-
schichte beitragen konnte.
Wenn die Biedermeierbi lder zudem bewusst der
Stadt und nicht etwa der staatlichen Gemälde-Gale -
rie der Akademie geschenkt wurden, so w ü r d e der
Aufstellungsort i m Neuen Rathaus, sozusagen i m
Umkreis der Stadtväter , wo das Historische Muse-
um beheimatet war, wiederum auf die lokalpatrio-
tische Betrachtung dieser Kunst hinweisen und
ihre Aussage u n t e r s t ü t z e n .
E i n Vergleich der Werke i n der Galerie Liechten-
stein mit den Werken der Schenkung an das Histo-
rische Museum hat gezeigt, dass Johann II. vor al-
lem Werkgruppen verschenkte, die nicht in der Ga-
lerie zu sehen waren, wenn auch von h ö c h s t e r
Quali tät . Der weitere Vergleich mit den ze i tgenöss i -
schen Kr i t iken zur Wiener Biedermeiermalerei und
dem ze i t genöss i s chen Urte i l in der allgemeinen
Kunstgeschichtsschreibung hat ergeben, dass F ü r s t
Johann IL mit der Werkauswahl fü r die Galerie
stark Rücks ich t auf die Beurteilungen der Kuns tkr i -
tiker und Kunsthistoriker nahm. Doch ergab er sich
deren Urtei l , zum Beispiel mit den F r ü h w e r k e n
Waldmül l e r s , den Italienbildern und auch mit der
grossen A u s w a h l an Küns t l e rn , die i n keiner Kri t ik
e r w ä h n t wurden, nicht bedingungslos.
Sowohl die Kunstkr i t iken u m 1900 ü b e r die M a -
lerei der ersten Hälf te des 19. Jahrhunderts als
auch die Ausstel lung in der Galerie Liechtenstein
machen deutlich, dass zu A n f a n g der Biedermeier-
rezeption nur eine zeitliche Abgrenzung mögl ich
war; Romantiker und Biedermeiermaler wurden i n
74
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
einem Atemzug genannt. Erst nach der Jahrhun-
dertwende konnten stilistische Zuordnungen ge-
macht werden. Die historische und nationale Be-
deutung dieser Kunst war, wie schon die Entwick-
lung der Rezeption zeigte, immer der Bewertung
ihrer k ü n s t l e r i s c h e n Qual i tä t vorrangig.
Fü r s t Johann II. hob sich mit der Sammlung der
Wiener Biedermeiermalerei von anderen Samm-
lern des 19. Jahrhunderts ab. Diese wandten sich
vor allem der ze i tgenöss i schen Kunst des jeweils
eigenen Landes zu. A u f diese Weise sollten die
Küns t le r und damit die nationale Kunstprodukt ion
ge fö rde r t werden. Fü r s t Johann II. war als Samm-
ler und M ä z e n eher auf Kunst-, denn auf Küns t le r -
f ö r d e r u n g bedacht.
Als letzter Punkt bleibt die Ursache der Sammel-
motivation F ü r s t Johanns II. zu k lä ren . Sie kann
nur e in füh l end i n die S a m m l e r p e r s ö n l i c h k e i t er-
schlossen werden. E inen ersten Hinweis bietet das
erste erhaltene Ankaufs jahr 1882 eines Bildes von
Johann Matthias Ranft l . In diesem Jahr war die
Wiener Ringstrasse seit sieben Jahren vollendet
und die Bürge r feierten i m Gewinn- und Geld-
rausch die Gründe rze i t . Diese schnelle, auf Prunk
und Reichtum ausgerichtete, der Industrie und
dem Fortschritt huldigende Zeit muss nicht nur in
Johann II. die Er innerung an ein beschaulicheres,
stilleres und vermeintl ich ehrlicheres Al t -Wien ge-
weckt haben, das den Prachtbauten der Ringstras-
se immer mehr weichen musste.
In dieses nostalgische Moment greift auch das
Traditionsbewusstsein des F ü r s t e n . Es veranlasste
Johann weiterhin die Kunst der Maler zu sammeln,
die ihn in seiner Kindhei t immer begleitet hatten,
von denen er Zeichenunterricht erhalten und die
sein Vater so g e f ö r d e r t hatte. Allerdings wollte er
ihre Werke unter einem neuen wissenschaftl ichen
Aspekt verstanden wissen.
Der a u s g e p r ä g t e Patriotismus des F ü r s t e n er-
scheint als Quintessenz der nostalgischen Er inne-
rungen und des Traditionsbewusstseins. Das histo-
rische Empfinden, mit dem Johann II. die Wiener
Biedermeiermalerei betrachtete, und ihre patrioti-
sche Wertung durch LIistoriker wie Ilg, fanden
ihren Ausdruck in der Schenkung an das Histor i -
sche Museum, die damit einen Meilenstein i m neu-
en national-historisch b e g r ü n d e t e n Selbstbewusst-
sein der Zeit setzte.
75
Anhang
DIE KÜNSTLER DER WIENER RIEDERMEIER-
M A L E R E I IN DER G A L E R I E L I E C H T E N S T E I N
UND DIE A N Z A H L IHRER W E R K E IM JAHR 1927
Jakob Alt (1789-1872) 2
Rudolf von Alt (1812-1905) 14
Friedrich Amerling (1803-1887) 5
Johann Dallinger von Dalling (1782-1868) 5
Thomas Ender (1793-1875) 1
Franz Eybl (1806-1888) 4
Peter Fendi (1796-1842) 12
Friedrich Gauermann (1807-1862) 16
Joseph Höger (1801-1877) 2
Käroly Marko d. Ä. (1790-1860) 9
Michael Neder (1807-1882) 2
Franz Xaver Petter (1791-1866) 1
Johann Matthias Ranftl (1805-1854) 12
Ignaz Raffalt (1800-1857) 4
Eduard Ritter (1808-1853) 4
Albert Schindler (1805-1881) 1
Carl Schindler (1821-1842) 1
Emil Jakob Schindler (1842-1892) 4
Franz Stoeber (1760-1824) 1
Friedrich Treml (1816-1852) 3
Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) 13
A N K A U F S D A T E N UND PROVENIENZEN
DER WIENER RIEDERMEIERGEMÄLDE UND
A Q U A R E L L E , DIE 1927 IN DER G A L E R I E
L I E C H T E N S T E I N A U S G E S T E L L T W A R E N
Alle Angaben sind der Kartei der Sammlung des Fürsten
von Liechtenstein entnommen, siehe auch Wilhelm, Kat.
Ausst. Luzern 1950.
Auch hier entsprechen die angegebenen Inventarnum-
mern der Numerierung bei Kronfeld. Wenn neue Inven-
tarnummern vergeben wurden, sind beide angegeben.
Heute nicht mehr in der Sammlung befindliche Bilder
sind durch <ex> vor der Inventarnummer gekennzeichnet.
1845
- Friedrich von Amerling: Fürst Alois II. von Liechten-
stein im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies, er-
worben im Auftrag Fürst Alois II. von Liechtenstein,
G 2380; Fürst Johannes II. von Liechtenstein als Kind
auf einem Schimmelpony, erworben im Auftrag Fürst
Alois II. von Liechtenstein, G 2381; Berthel Thorvald-
sen, G 353.
1852
- Friedrich Gauermann: Reh am Wasser, ex G 2127.
1872
- Jakob Alt: Neapel, erworben aus der Versteigerung
der Sammlung Gsell, GR 11 (KF 2242).
1882
- Johann Matthias Ranftl: Der Hund des Holzhackers,
ex G 2130; Der treue Wächter, ex G 2118.
1883
- Ferdinand Georg Waldmüller: Landschaft mit Wasser-
fall nach Ruisdael, erworben aus der Wiener Kunst-
handlung Wavvra, G 2071/G 1591.
1885
- Rudolf von Alt: Domplatz in Como, erworben aus der
Versteigerung Trenkler in Wien, GR 21 (KF 2251);
Tivoli, GR 48 (KF 2255).
- Michael Neder: Porträt eines Schulmeisters, erworben
aus der Versteigerung der Wiener Sammlung Trenk-
ler, ex G 2044.
- Ferdinand Georg Waldmüller: Der Zeller See, G 2074;
Das Steinerne Meer bei Zell am See, erworben aus der
Wiener Sammlung Trenkler, G 2081.
1886
- Ignaz Raffalt: Ein Zigeunerknabe, ex G 2115.
76
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
1887
- Friedrich Gauermann: Viehtrieb durch eine Furt,
G2120.
1888
- Friedrich von Amerling: Ölskizze Fürst Alois II. im
Ornat des Goldenen Vlies, erworben vom Hotelier
Johann Frohmer, dieser erwarb das Bild aus dem
Nachlass Amerlings, G 2105; Ölskizze Fürst Johann IL
als Kind auf einem Pony, erworben vom Hotelier
Johann Frohmer, dieser erwarb das Bild aus dem
Nachlass Amerlings, G 2106.
1889
- Johann Matthias Ranftl: Bei der Grossmutter, erwor-
ben aus der Wiener Sammlung Öltzelt, ex G 2104.
1890
- Emil Jakob Schindler: Bei Lundenburg, G 2174.
- Ferdinand Georg Waldmüller: Tempel der Concordia
bei Agrigent, G 2077; Ruinen des Juno Lacinia-Tem-
pels, war 1872 in der Wiener Sammlung Gsell,
G2080.
1891
- Friedrich Gauermann: Ein Mädchen mit Ziegen und
Hühnern, ex G 2098.
- Ferdinand Georg Waldmüller: Ruine des Theaters zu
Taormina, erworben aus der Kunsthandlung Hebel in
Wien, war 1872 in der Wiener Sammlung Gsell, 1890
in der Sammlung J. M. Kohn, G 2076; Pfamgasse in
St. Wolfgang, war 1872 in der Wiener Sammlung
Gsell, G2075/G 1595.
1893
- Friedrich Gauermann: Zwei Eber, ex G 2228.
- Ignaz Raffalt: Gewitterlandschaft, erworben aus der
Versteigerung Crespi de Frangoli durch Wawra und
Hirschler in Wien, G 2297.
1895
- Joseph Höger: Traunstein und der Gmundner See,
exG2045.
1896
- Franz Eybl Beerensucherin vor Gebirgslandschaft,
G2092.
- Johann Matthias Ranftl: Mädchen mit Kind,
ex G 2108.
1897
- Johann Dallinger von Dalling: Kleine Landschaft mit
Kühen, erworben aus der Wiener Sammlung Josef
Grünling, G 2301.
- Franz Eybl: Der Trinker, erworben aus der Sammlung
Klemm, ex G 2117.
1899
- Rudolf von Alt: Gotischer Erker im Stift Klosterneu-
burg bei Wien, erworben aus der Nachlassversteige-
rung Alex. Posonyi, GR 19 (KF 2202).
- Ferdinand Georg Waldmüller: Weg zur Schmittenhöhe
bei Zell am See, G 2082.
1902
- Friedrich Gauermann: Der Erntewagen, G 2103.
- Carl Schindler: Aigen bei Salzburg, G 2206.
- Ferdinand Georg Waldmüller: Rastende Jagdgesell-
schaft, G 2061/G 1590.
1906
- Rudolf von Alt: Grabruine bei Ragusa, erworben aus
der Nachlassversteigerung von Rudolf von Alt, G 2056.
- Peter Fendi: Glücklicher Stapellauf, ex G 2259; Musi-
kalische Versuche, ex G 2252.
1907
- Peter Fendi: Das schlafende Jesuskind, G 2123.
1908
- Thomas Ender: Der Pass von Finstermünz, GR 194
(KF2284).
- Peter Fendi: Das Versteckspiel, G 2113.
- Ferdinand Georg Waldmüller: Der Mondsee, G 2073.
1909
- Friedrich Gauermann: Der Brunnen von Zell am See,
erworben aus der Versteigerung der Sammlung Franz
Graf Beroldingen, G 2041; Pflügen und Eggen im
Salzburgischen, G 2094.
- Joseph Höger: Kapelle in der Ramsau bei Berchtes-
gaden, erworben aus der Versteigerung der Samm-
lung Franz Graf Beroldingen, G 2089.
- Johann Matthias Ranftl: Der Kirchgang, G 2101.
- Emil Jakob Schindler: Blick auf Sta. Maria della Salute
in Venedig, erworben aus der Sammlung Dr. Schüler
in Graz, ex G 2173.
1910
- Rudolf von Alt: Der segnende Priester, erworben aus
der Kunstauktion Wawra in Wien, GR 20 (KF 2271).
- Peter Fendi: Rast der Wallfahrer, ex G 2273.
- Friedrich Gauermann: Bärenjagd, G 2064.
- Johann Matthias Ranftl: Die Bäuerin im Sonntags-
staat, GR 572 (KF 2275).
77
1911
- Johann Dallinger von Dalling: Selbstbildnis, G 2112.
- Käroly Marko: Landschaft mit Brunnen, erworben aus
der Wiener Sammlung Hertberg-Meyer, G 2102;
Felsenpartie, aus der Wiener Sammlung Dr. Dietz,
ex G 2099.
- Johann Matthias Ranftl: Das Mittagessen, ex G 2085.
1912
- Rudolf von Alt: Der Spaziergang, ex GR 20 (KF 2268).
1913
- Franz Eybl: Bildnis des Wundarztes Josef Walz,
G 2091.
- Friedrich Gauermann: Pferdeschwemme am Zeller
See, erworben aus der Wiener Kunsthandlung Kende,
G 2041.
- Ignaz Raffalt: Vor dem Gewitter, erworben von Frau
Marie Lebzelter in Wien, G 2215.
- Johann Matthias Ranftl: Die Prozession, ex G 2052.
- Ferdinand Georg Waldmüller: Der Fuschlsee, erwor-
ben aus der Wiener Kunsthandlung Wawra,
G 2095/G 1594.
1914
- Friedrich von Amerling: Selbstbildnis, erworben aus
der 246. Kunstauktion des Dorotheums in Wien,
G 2100.
- Albert Schindler: Die sterbende Pilgerin, ex G 2050.
1915
- Emil Jakob Schindler: Ein Blumengarten, erworben
aus der Wiener Sammlung Palmer, G 2183.
1917
- Rudolf von Alt: Fürst Liechtensteinischer Schlosshof in
Butschowitz, erworben aus der Versteigerung der
Wiener Sammlung L. Lobmeyer, war vorher in Samm-
lung Gsell, GR 47 (KF 2248).
- Friedrich Treml: Die Glockenweihe, erworben aus der
Wiener Sammlung Alois Hauser, ex G 2093.
1918
- Peter Fendi: Die Mausefalle, ex G 2261.
VERZEICHNIS DER S C H E N K U N G DES F Ü R S T E N
J O H A N N II. VON L I E C H T E N S T E I N A N DAS
HISTORISCHE M U S E U M DER S T A D T WIEN IM
J A H R 1894
Alle Angaben sind der Kartei des Historischen Museums
der Stadt Wien entnommen.
Friedrich Amerling
- Porträt eines Türken. Leinwand, 52 x 42,5 cm.
H M Inv. Nr. 10122.
- Porträt eines Juden, 1831. Leinwand, 79,5 x 65 cm.
HM Inv. Nr. 10123.
Josef Danhauser
- Der Liebesantrag eines Landjunkers, 1836. Holz,
63,5 x 49 cm. HM Inv. Nr. 10140.
Franz Eybl
- Der Bettler, 1837. Holz, 58,5 x 48 cm.
HM Inv. Nr. 10141.
- Stilleben (Rosenbouquet). Holz. Keine Massangaben.
HM Inv. Nr. 10142. Kriegsverlust.
Peter Fendi
- Die Trauerbotschaft, 1838. Holz, 36,8 x 30 cm.
HM Inv. Nr. 10144.
- Auf dem Friedhofe, 1841. Holz, 35,7 x 43,1 cm.
HM Inv. Nr. 10146.
- Kindliche Andacht, 1842. Holz, 39,1 x 31 cm.
HM Inv. Nr. 10145.
Friedrich Gauermann
- Am Ufer (Pferdeschwemme). Keine Material- und
Massangaben. HM Inv. Nr. 10148. Kriegsverlust.
A. George Mayer
- Porträt Josef Hoffmann. Leinwand, 79 x 62 cm.
HM Inv. Nr. 10124.
Johann Matthias Ranftl
- Schlimme Kinder, 1832. Holz, 34,5 x 29 cm.
HM Inv. Nr. 10147.
Carl Schindler
- Dragonerpatrouille, um 1840. Holz, 27,5 x 33,5 cm.
HM Inv. Nr.10143.
Rudolf M. Torna (als Waldmüller geschenkt)
- Waldwiese im Prater, um 1835. Karton, 43 x 38,5 cm.
HM Inv. Nr. 10128.
78
FÜRST JOHANN II. UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
erdinand Georg Waidmüller
Venezianische Wasserträgerin, 1826. Keine Material-
und Massangaben. Kriegsverlust.
Venezianischer Obstverkäufer, 1826. Leinwand,
52 x 41,5 cm. HM Inv. Nr. 10138.
Baumgruppe im Prater, 1833. Karton, 30 x 29,5 cm.
HM Inv. Nr. 10127.
Die Alpenhütte auf der Hoisernradalpe bei Ischl,
1834.
Holz, 31,5 x 26 cm. HM Inv. Nr. 10130.
Die Traun bei Ischl, 1835. Holz, 31,5 x 26 cm.
HM Inv. Nr. 8152.
Der Dachstein mit dem Hallstätter See von der Hüt-
teneckalpe bei Ischl, 1838. Holz, 45,5 x 47,5 cm.
HM Inv. Nr. 8152.
Junge Dame am Toilettentisch, 1840. Holz,
39,5 x 31 cm.
HM Inv. Nr. 10126.
Das Johannesfest in Sievering, 1844. Holz,
78,5 x 63 cm.
HM Inv. Nr. 8153.
Selbstporträt (vor rotem Vorhang), 1845. Leinwand,
70 x 56 cm. HM Inv. Nr. 10125.
Die Ermahnung, 1846. Holz, 33,5 x 42,5 cm.
HM Inv. Nr. 10131.
Die Pfändung, 1847. Holz, 70,5 x 87 cm.
HM Inv. Nr. 10139.
Mädchen mit Körben. Holz. Keine Massangaben.
HM Inv. Nr. 101.29. Verbleib unbekannt.
Der Leopoldsberg mit Blick auf Klosterneuburg. Holz.
Keine Massangaben. HM Inv. Nr. 10132. Kriegsver-
lust.
Abschied des Rekruten, 1858. Holz, 78 x 95 cm.
HM Inv. Nr. 10136.
Bautagelöhner erhalten ihr Frühstück, um 1860. Holz.
53 x 44 cm. HM Inv. Nr. 10137.
Die Rosenzeit, um 1862. Holz, 57 x 70,5 cm.
HM Inv. Nr. 10134.
Kirchgang im Frühling, 1863. Holz, 44 x 55 cm.
HM Inv. Nr. 10133.
Begegnung im Walde, 1863. Holz, 46,5 x 60,5 cm.
HM Inv. Nr. 10135.
ABBILDUNGS VERZEICHNIS
Alle nachfolgend angeführten Werke befinden sich, wenn
nicht anders vermerkt, in den Sammlungen des Fürsten
von Liechtenstein in Vaduz.
Alle Angaben zu den unten angeführten Werken sind,
wenn nicht anders vermerkt, der Kartei der Sammlungen
des Fürsten von Liechtenstein entnommen. Provenienz
und Erwerbungsjahr siehe auch: Wilhelm, Gustav: Kata-
log Ausstellung. Luzern, 1950.
Die erste Version des Titels ist dem Katalog von Kron-
feld entnommen, bei einer zweiten Angabe handelt es
sich um den heute üblichen Bildtitel. Die Inventarnum-
mern entsprechen heute weitgehend noch den von Kron-
feld angeführten Bildnumerierungen. Hat sich die Inven-
tarnummer eines Werkes gegenüber den Angaben des
Galerieführers von Kronfeld verändert, so sind beide In-
ventarnummern angegeben.
1
Friedrich von Amerling: Bildnis der Prinzessin Marie
Franziska von Liechtenstein (1834-1909). Öl auf Lein-
wand, 33 x 27 cm. Bezeichnung unten rechts: «Fr. Amer-
ling 1836». Inv. Nr. G 2314.
2
Rudolf von Alt: Schreibzimmer des Fürston von Liechten-
stein im Palais Rasumofsky an der Landstrasse in Wien.
Aquarell, 29,3 x 37,3 cm. Bezeichnung unten rechts:
«R Alt 1842». Inv. Nr. GR 58.
3
Peter Fendi: Die Prinzessinnen Marie und Karoline von
Liechtenstein in Schloss Eisgrub. Aquarell. 21,8 x 25 cm.
Bezeichnung unten rechts: «Fendi den 10: August-,
1840». Inv. Nr. GR 224.
4
Friedrich Gauermann: Parforcejagd in Feldsberg. Bleistift
auf Papier, 31 x 25,7 cm. Bezeichnet Mitte rechts: «Par-
force-Jagd bey Feldsberg September 1833. in Dahn.
Gezeichnet aus der Natur mit. . .». Figur unten links
bezeichnet: «Fürst Rudolf von Liechtenstein». Verso:
Studie von einem gesattelten Pferd und einem erlegten
Hirsch. Inv. Nr. GR 432.
5
Josef Höger: Blick aus der Mittelhalle des Teichschlosses,
zwischen Eisgrub und Feldsberg gelegen. Aquarell, 31,5
x 23,3 cm. Bezeichnet unten links:
«J. Höger 1839». Inv. Nr. GR 351.
79
6
Friedrich von Amerling: Fürst Alois II. von Liechtenstein
im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies. Öl auf Lein-
wand, 266 x 159 cm. Inv. Nr. G 2380.
1845 dem Künstler in Auftrag gegeben und erworben,
zusammen mit dem Gegenstück Inv. Nr. G 2381.
7
Diego Veläzquez: Prinz Balthasar Carlos zu Pferde. Öl auf
Leinwand 209 x 173 cm. Museum Prado, Madrid.
8
Friedrich von Amerling: Fürst Johannes II. von Liechten-
stein als Kind auf einem Schimmelpony. Öl auf Leinwand,
234 x 157,5 cm. Bezeichnung unten rechts: «Fr. Amer-
ling 1845». Inv. Nr. G 2381.
1845 von Alois II. dem Künstler in Auftrag gegeben und
von diesem erworben, zusammen mit dem Gegenstück
Inv. Nr. G 2380.
9
Friedrich von Amerling: Porträt / Ölskizze zu «Fürst
Alois II. von Liechtenstein im Ornat des Ordens vom
Goldenen Vlies». Öl auf Leinwand auf Holz, 31 x 20 cm.
Inv. Nr. G 2105.
Erworben 1888 vom Hotelier Johann Frohmer in Wien
durch Johann IL Frohmer erwarb die Skizze aus dem
Nachlass Amerlings.
10
Friedrich von Amerling: Ein Knabe zu Pferde / Ölskizze
zu «Fürst Johannes II. von Liechtenstein als Kind auf
einem Schimmelpony». Öl auf Leinwand auf Karton,
33 x 24 cm. Inv. Nr. G 2106.
Erworben 1888 vom Hotelier Johann Frohmer in Wien
durch Johann II. Frohmer erwarb die Skizze aus dem
Nachlass Amerlings.
11
Ferdinand Georg Waldmüller: Waldlandschaft mit Was-
serfall / Landschaft mit Wasserfall. Kopie nach Jacob van
Ruisdael. Öl auf Leinwand, 53 x 62 cm. Bezeichnung
unten links: «Waldmüller 1822». Inv. Nr. G 2071/G 1591.
Grimschitz datiert das Gemälde um 1824 (Grimschitz
1957, S. 287, Nr. 136).
Erworben 1883 bei der Wiener Kunsthandlung Wawra
durch Fürst Johann II.
12
Ferdinand Georg Waldmüller: Landschaft mit einer
Jagdgesellschaft / Ruhende Jagdgesellschaft. Öl auf
Leinwand, 53 x 66 cm. Bezeichnung unten rechts:
«Waldmüller». Inv. Nr. G 2071/G 1590.
Erworben 1902 durch Fürst Johann II.
13
Friedrich Gauermann: Der Sommer / Der Erntewagen.
Öl auf Leinwand, 80 x 97 cm. Bezeichnung unten links:
«F. Gauermann, f. 1837». Inv. Nr. G 2103.
Erworben 1902 durch Fürst Johann II.
14
Friedrich Gauermann: Der Brunnen von Zell am See.
Öl auf Leinwand, 74 x 96 cm. Bezeichnung unten rechts:
«F. Gauermann». Inv. Nr. G 2049.
Das Bild ist vor 1842 gemalt, da es laut Einnahmebuch
im Winter 1842 an Franz Graf Beroldingen verkauft
worden ist (Feuchtmüller 1962, S. 184).
Erworben 1909 auf der Versteigerung der Sammlung
Franz Graf Beroldingen.
15
Friedrich Gauermann: Pferdeschwemme / Die Pferde-
schwemme am Zeller See. Öl auf Holz, 87 x 110 cm.
Bezeichnung unten rechts: «F. Gauermann 1847».
Inv. Nr. G 2041.
Erworben 1913 aus der Kunsthandlung Kende in Wien
durch Fürst Johann II.
16
Friedrich Gauermann: In einer Landschaft / Die Hirtin.
Öl auf Holz, 1 2 x 1 7 cm. Bezeichnung unten rechts:
«FG». Inv. Nr. G 2121.
Erworben durch Fürst Johann II.
17
Ignaz Raffalt: Flusslandschaft / Bootsfahrt nach dem
Regen. Öl auf Holz, 35 x 45 cm. Bezeichnung am Boot:
«Raffalt. 1849». Inv. Nr. G 2040.
18
Rudolf von Alt: Gegend von Ragusa / Grabruine bei
Ragusa. Öl auf Leinwand. 66 x 52 cm. Inv. Nr. G 2056.
Erworben 1906 aus der Nachlassversteigerung von
Rudolf von Alt durch Fürst Johann II.
19
Ferdinand Georg Waldmüller: Strasse in St. Wolfgang /
Pfamgasse in St. Wolfgang. Öl auf Holz, 31,5 x 25,5 cm.
Bezeichnung unten rechts: «Waldmüller 1835».
Inv. Nr. G2075/G 1574.
Erworben 1891 durch Fürst Johann II.
20
Ferdinand Georg Waldmüller: Der Wolfgangsee / Der
Fuschlsee mit dem Schafberg. Karton, 28,5 x 54 cm.
Inv. Nr. G 2095/G 1602.
Erworben 1913 bei der Kunsthandlung Wawra in Wien
durch Johann II.
80
FÜRST JOHANN IL UND SEINE SAMMLUNG DER
WIENER BIEDERMEIERMALEREI / ROSWITHA FEGER
21
Ferdinand Georg Waldmüller: Das Steinerne Meer bei
Zell am See. Öl auf Holz, 26 x 31 cm. Bezeichnung unten
links: «Waldmüller 1837» (Von Feuchtmüller 1996,
WV 572, und Schwarz, S. 155 als «1838» gelesen).
Inv. Nr. G 2081/1600.
Erworben 1885 durch Johann II.
22
Peter Fendi: Das schlafende Jesuskind. Öl auf Holz,
34 x 28 cm. Bezeichnung unten rechts: «P. Fendi.
p: 1823». Inv. Nr. G 2123.
Erworben 1907 durch Fürst Johann II.
23
Ferdinand Georg Waldmüller: Tempel der Concordia in
Girgenti / Der Concordia-Tempel bei Agrigent. Öl auf
Holz, 31,6 x 39,7 cm. Bezeichnung unten Mitte: «Wald-
müller 1849». Inv. Nr. G 2077/G 1596.
Erworben 1890 durch Fürst Johann IL, zusammen mit
Inv. Nr. G 2080.
24
Ferdinand Georg Waldmüller: Taormina / Ruine des
griechischen Theaters zu Taormina. auf Sizilien. Öl auf
Holz, 38 x 60 cm. Bezeichnung unten Mitte: «Waldmüller
1844». Inv. Nr. G 2076/G 1595.
Erworben 1891 durch Fürst. Johann II. von der Kunst-
handlung Hebel in Wien.
25
Ferdinand Georg Waldmüller: Tempel der Juno Lucinia
in Girgenti / Ruinen des Juno-Lacinia-Tempels bei Agri-
gent. Öl auf Holz, 31 x 39 cm. Bezeichnung unten rechts:
«Waldmüller». Inv. Nr. G 2080/G 1599.
Erworben 1890 durch Fürst Johann IL, zusammen mit
Inv. Nr. G 2077.
26
Rudolf von Alt: Tivoli. Aquarell, 27 x 37,5 cm. Bezeich-
nung unten links: «R Alt. Tivoli 835». Inv. Nr. GR 48.
Kronfeld, S. 240, Nr. 2255.
Erworben 1885 durch Johann IL
27
Rudolf von Alt: Domplatz in Como. Aquarell,
27,9 x 36,1 cm. Bezeichnung unten rechts: «R Alt».
Inv. Nr. GR 21. Kronfeld, S. 240, Nr. 2251. Das Blatt ist
nicht datiert. Alt hatte 1828 seine erste Reise nach Como
unternommen, ein weiteres Mal war er 1837 dort
(Koschatzky 1989, S. 146 und 153).
Erworben 1885 durch Johann II.
28
Käroly Marko der Ältere: Landschaft mit Brunnen /
Brunnen im Wald. Öl auf Leinwand, 37 x 42 cm. Bezeich-
nung unten links: «C. Marko dip. ai Bagni di Pisa. 1838».
Inv. Nr. G 2102.
Erworben 1911 durch Fürst Johann IL aus der Samm-
lung Hertberg Meyer.
29
Peter Fendi: Besuch bei der Klosterfrau / Der Besuch bei
der Nonne. Öl auf Holz, 27 x 34 cm. Bezeichnung unten
links: «Fendi. 1838». Inv. Nr. G 2107. Kronfeld, S. 241,
Nr. 2266.
Erworben aus der Sammlung Lanna in Prag.
30
Johann Matthias Ranftl: Landschaft mit einem Bache und
einer Kirche / Der Kirchgang. Öl auf Holz, 42 x 33 cm.
Bezeichnung unten rechts: «Ranftl 1846». Inv. Nr. G 2101.
Erworben 1909 durch Fürst Johann IL
31
Friedrich Treml: Dragoner beim Kartenspiel. Öl auf
Karton, 26 x 23 cm. Bezeichnung unten links: «Treml
1840». Inv. Nr. G 2124.
32
Carl Schindler: Der letzte Abend eines zum Tode verur-
teilten Soldaten. Öl auf Leinwand, 60,5 x 81,5 cm. Be-
zeichnung unten links: «Carl Schindler 1840». Öster-
reichische Galerie, Wien. Inv. Nr. 957.
33
Rudolf von Alt: Der segnende Priester. Aquarell,
16,2 x 10,5 cm. Inv. Nr. GR 20. Kronfeld, S. 242,
Nr. 2271.
Erworben 1910 auf der Kunstauktion Wawra in Wien
durch Johann II.
34
Franz Eybl: In Gedanken / Beerensucherin vor einer
Gebirgslandschaft. Öl auf Holz, 42 x 34 cm. Bezeichnung
unten rechts: «F. EIBL. 1844». Inv. Nr. G 2092.
Erworben 1896 durch Fürst Johann II.
35
Johann Matthias Ranftl: Das Mittagmahl. Aquarell,
31 x 21 cm. Bezeichnung unten rechts: «Ranftl 1854».
Inv. Nr. GR 571. Kronfeld, S. 240, Nr. 2253.
81
36
Friedrich Gauermann: Ein Bauer mit Tabakspfeife und
breitem Hut. Karton auf Öl auf Leinwand.
25,5 x 18,5 cm. Inv. Nr. G 2188.
37
Ferdinand Georg Waldmüller: Porträt des Architekten
Moreau / Bildnis des Architekten Karl von Moreau
(1758-1841). Öl auf Leinwand, 55 x 44 cm. Bezeichnung
Mitte rechts: «Waldmüller 1822».
Inv. Nr. G 2078/G 1597.
38
Friedrich von Amerling: Bildnis des Malers Peter Fendi.
Öl auf Leinwand, 52 x 42 cm. Bezeichnung Mitte links:
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39
Johann Dallinger von Dalling der Jüngere: Selbstporträt.
Öl auf Holz, 31 x 25 cm. Inv. Nr. G 2112.
Er-worben 1911 durch Fürst Johann II.
40
Leopold Stoeber: Der junge Künstler / Selbstbildnis im
Kreise der Eltern und Geschwister. Öl auf Leinwand,
100 x 116 cm. Bezeichnung am Bild auf der Staffelei:
«L: Stoeber. 1827». Inv. Nr. G 2125.
41
Peter Fendi: Die Trauerbotschaft. Öl auf Holz,
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Biedermeier-Maler und
Carl Spitzweg. Aus den
Sammlungen des Fürsten
von Liechtenstein. Kat.
Ausst. Kunstmuseum Lu-
zern. Luzern, 1950.
Wilhelm, Gustav: Die Fürs-
ten von Liechtenstein und
ihre Beziehungen zu Kunst
und Wissenschaft. Sonder-
druck aus dem Jahrbuch
der Liechtensteinischen
Kunstgesellschaft. Schaan,
1976.
Wurzbach, Alfred von: Die
Vorgänge in der fürstlich
Liechtenstein'sehen Gale-
rie. Wiener Allgemeine
Zeitung. Feuilleton vom
6. Februar 1884.
Zimmermann, Ernst
Heinrich: Das Alt-Wiener
Sittenbild. Wien, 1923.
BILDNACHWEIS
Abb. 1-6, 8-31, 33-40:
Sammlungen des Fürsten
von und zu Liechtenstein,
Vaduz
Abb. 7: Museum Prado,
Madrid
Abb. 32: Österreichische
Galerie, Wien
Abb. 41: Historisches
Museum der Stadt Wien
ANSCHRIFT DER
AUTORIN
Roswitha Feger M. A.
Alvierweg 11
FL-9490 Vaduz
87
DIE FUNDMÜNZEN
V O M KIRCHHÜGEL
B E N D E R N
H A R A L D R A I N E R D E R S C H K A
Inhalt
94 Bendern i m Mittelalter
99 Die F u n d m ü n z e n des f r ü h e n und
hohen Mittelalters
105 Die F u n d m ü n z e n des s p ä t e n Mittelalters
108 Die f r ü h n e u z e i t l i c h e n F u n d m ü n z e n
117 Die modernen F u n d m ü n z e n
121 Var ia
122 Die Fundstellen
129 Die F u n d m ü n z e n vom Kirchhüge l i n
Bendern: Ergebnisse
131 K A T A L O G
132 F r ü h - und Hochmittelalter
134 Spä tmi t te la l te r
— Reich und Fidcpnossenschaft
139 F r ü h e Neuzeit
139 - Reich und Eidgenossenschaft
154 - Italien
156 Neuere und neueste Zeit
156 - Deutschland
157 - Deutschland, Kaiserreich
157 - Deutschland, Weimarer Republik
158 - Deutschland, Drittes Reich
161 - Deutschland, Bundesrepublik
162 - Italien
163 - Liechtenstein
163 - Ös te r re ich , Kaiser tum
172 - St. Gallen, Kanton
173 - Schweiz, Bundesstaat
182 Unbest immbare M ü n z e n
183 Rechenpfennige
184 Plomben
184 Var ia
185 A N H A N G
185 Verze i chn i s der a b g e k ü r z t z i t ier ten
Li te ra tu r
90
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
\ 3
1t
Zwischen 1968 und 1979 fanden auf dem Ki rchhü-
gel i n Bendern (Gemeinde Gampr in , F ü r s t e n t u m
Liechtenstein) a r c h ä o l o g i s c h e Ausgrabungen statt;
diese Untersuchungen begleiteten die Sanierung
der Kirche Sta. M a r i a und des Pfarrhauses. Unter
der Leitung von Georg M a l i n wurden in den Jahren
bis 1974 die Kirche mit anliegenden F l ä c h e n und
i n der Folgezeit das Pfarrhaus und seine Umge-
bung ergraben. 1 Dabei fielen 356 F u n d m ü n z e n und
eine ganze Reihe verwandter numismatischer Ob-
jekte an.
Die Objekte des ersten Abschnittes bis 1974
wurden von Hans-Ulr ich Geiger vorbestimmt. Da-
bei handelt es sich u m 27 mittelalterliche, 29 f r ü h -
neuzeitliche und 25 moderne M ü n z e n sowie eine
unbestimmbare, woh l f rühneuze i t l i che Münze . H i n -
zu kommen zwei Rechenpfennige und eine Plombe.
Die M ü n z e n aus dem Pfarrhaus und seiner Umge-
bung bearbeitete Hortensia von Roten. Hier liegen
11 mittelalterliche, 76 f r ü h n e u z e i t l i c h e und 36 mo-
Die Pfarrkirche Sta. Maria
auf dem Kirchhügel von
Bendern. Links davon der
ehemalige Pfarrstall sowie
ganz links das Gebäude
der einstigen Statthalterei.
1) Eine Übersicht über die Grabungen und die ersten Ergebnisse
vermittelt der Vorbericht: Malin, Bendern; detailliert über einen Teil
der Ausgrabung: ders., altes Pfarrhaus (wie Literaturverzeichnis!.
9 1
derne M ü n z e n vor; unbestimmbar sind 5 S tück . 2
Von diesen Vorbest immungen waren 147 M ü n z e n
des 20. Jahrhunderts ausgeschlossen, ebenso zwei
moderne Plomben, eine S p i e h n ü n z e , eine Hunde-
marke und das A n h ä n g e k r e u z eines modernen Ro-
senkranzes. Alle diese Objekte sind hier ebenfalls
aufgenommen. Das Grabungstagebuch verzeichnet
noch einen wohl f r ü h n e u z e i t l i c h e n Hohlpfennig,
der im Original nicht mehr vorliegt.
Die ä l t e ren Devotionalien von der Benderer K i r -
chengrabung, h a u p t s ä c h l i c h Kreuze von Rosen-
k r ä n z e n , Gnadenpfennige und Wallfahrtspfennige,
publizierte Werner-Konrad Jaggi bereits 1987. 3
Eine erste, nur summarische Über s i ch t ü b e r den
M ü n z f u n d k o m p l e x aus Bendern wurde von E r i c h
B. Cahn bald nach Abschluss der Grabungen veröf-
fentlicht. 4 Die mittelalterlichen F u n d m ü n z e n aus
Bendern nahm Benedikt Zäch 1994 i m Kontext sei-
ner Untersuchung ü b e r M ü n z f u n d e und Geldum-
lauf i m mittelalterlichen Alpenrheinta l genauer i n
Augenschein. 5 Seine Arbei t unternimmt eine syste-
matische Gesamtschau sämt l i che r F u n d m ü n z e n
des Mittelalters in diesem Raum; an ihren Ergeb-
nissen w i r d im Folgenden auch die detaillierte Be-
trachtung des Benderer Materiales ausgerichtet.
Nun stellt der regionale Geldumlauf nur einen
von vier Faktoren dar, welche die Zusammenset-
zung eines F u n d m ü n z e n k o m p l e x e s bestimmen. Als
zweite Determinante w ä r e die sachliche Kategorie
des Fundplatzes zu be rücks ich t igen : Im konkreten
Falle des Benderer Ki rchhüge ls läss t sich etwa
zwischen den Kirchenfunden aus der Pfarrkirche
Sta. Mar i a , den M ü n z e n aus den Wohn- und Ökono-
m i e g e b ä u d e n , zumal deren Z w i s c h e n b ö d e n , und
den M ü n z e n vom Friedhof differenzieren; h inzu
kommen Streufunde aus dem Gartenbereich sowie
vom Nordwest- und vom Nordosthang. Drittens be-
stimmt der individuelle Charakter des Fundplatzes
das Spektrum seiner F u n d m ü n z e n ; i m Falle von
Bendern zeitigte die Lage am Rhein und einer
Querspange der Rheintalstrasse, dieser eminent
wichtigen Transitverbindung von Norden nach Sü-
den, ihren Niederschlag im Fundgut. Schliesslich
und viertens h ä n g t die Zusammensetzung des
Fundkomplexes vom Zufal l ab: Was die Fundum-
s t ä n d e betrifft, sind wi r in Bendern i n der glückli-
chen Lage, dass die M ü n z e n i m Kontext systemati-
scher Grabungen geborgen wurden; w i r k ö n n e n
also davon ausgehen, dass die i m untersuchten Bo-
denmaterial enthaltenen M ü n z e n vol ls tändig er-
fasst wurden, soweit dies mögl ich ist. 6 Was sich
dem Scharfs inn des Bearbeiters indes vol ls tändig
entzieht, s ind die Zufäl l igkei ten der V e r l u s t u m s t ä n -
de. Sie stellten das numismatische Restrisiko dar,
welches uns ve runmög l i ch t , aus vereinzelten Fund-
komplexen al lzu weitreichende Rücksch lüsse auf
die Struktur des Geldumlaufes an diesem Ort zu
ziehen.
2) Maschinenschriftliche Münzlisten im Hochbauaumt des Fürs ten-
tums Liechtenstein, Abteilung Denkmalpflege und Archäologie, in
Triesen. Vor dem Hintergrund dieser gediegenen Vorarbeiten konnte
ich mich darauf beschränken , die Daten unter Zuhilfenahme gegebe-
nenfalls inzwischen neu erschienener Literatur noch einmal zu
überprüfen; die von Hans-Ulrich Geiger und Hortensia von Roten
geleistete gründl iche Arbeit hat mir in etlichen Fällen langwierige
Recherchen erspart. Dass meine Arbeit an den Benderer Fundmün-
zen in übe r schauba re r Zeit mit ü b e r s c h a u b a r e m Aufwand geleistet
werden konnte, verdanke ich ferner Hansjörg Frommelt von der
liechtensteinischen Archäologie, der in unbürokra t i scher Weise für
eine Überstellung des Materiales ins Münzkabinet t Winterthur
sorgte, und Benedikt Zäch, der mir dort die bibliothekarische und
technische Infrastruktur seiner Institution zur Verfügung stellte.
Benedikt Zäch unterbreitete da rübe r hinaus eine ganze Reihe
wertvoller Präzis ierungsvorschläge für diesen Aufsatz. Wichtige
Hinweise zu den konkreten Fundums tänden in Bendern steuerten
der seinerzeitige Ausgräber Georg Malin sowie Ulrike Mayr von der
liechtensteinischen Archäologie bei. Die Münzphotographien besorg-
te Hansjörg Frommelt, die Karten zeichnete Silvia Ruppen. Ihnen
allen bin ich zu Dank verpflichtet.
3) Mahn. Georg; Jaggi, Werner-Konrad: Devotionalien aus den
Grabungen auf dem Kirchhügel von Bendern 1969-1971. In: JBL 87
(1987). S. 249-273.
4) Cahn. Erich B.: Münzfund aus Bendern FL. In: Schweizer Münz-
blätter 31 (1981), Nr. 122, S. 41-42.
5) Zäch, Alponrheintal; die Fundregesten für die Kirche (Nr. 9) und
das Pfarrhaus (Nr. 10) auf S. 234 u. 235.
6) Dies ist dem akribischen Einsatz von Franz Büchel (1920-1997)
zu verdanken, der als Mitglied einer Regiegruppe des damaligen
Landesbauamtos auf der Grabung eingesetzt war. Demgegenüber
zeigt die Erfahrung, dass - soweit eine Überprüfung möglich ist -
Fundkomple.xe von privaten Fundbergungen den wissenschaftlichen
Bearbeiter nur selten vollständig erreichen; vgl. Schmutz. Schellen-
berg. S. 43-46, über die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion des
Schatzfundes von Schellenberg.
92
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Archäologische Ausgra-
bungen in der Pfarrkirche
bendern. Ausblick auf den
Chorbereich mit den frei-
gelegten Überresten meh-
rerer kirchlicher Vorgän-
gerbauten während der
Grabungsetappe 1971.
93
B E N D E R N IM M I T T E L A L T E R
Zwischen der schrift l ichen Über l i e f e rung betref-
fend Bendern einerseits und dem a r c h ä o l o g i s c h e n
und numismatischen Befund andererseits besteht
eine bemerkenswerte Diskrepanz. Die erste ur-
kundliche E r w ä h n u n g Benderns fällt ins Jahr
1045; dass zum Frühmi t t e l a l t e r und zum f r ü h e n
Hochmittelalter keine Schriftzeugnisse vorliegen,
ist ein Schicksal, das Bendern mit vielen anderen
Orten teilt. 7 D e m g e g e n ü b e r wurden i m Zuge der
Grabungen auf dem Ki rchhüge l G e b ä u d e r e s t e f re i -
gelegt, die Georg M a l i n i n einer ersten A n n ä h e r u n g
bis ins 6. Jahrhundert datiert. 8 A u c h das w ä r e wei -
ter noch nicht verwunderl ich, handelte es sich bei
diesen ä l tes ten M a u e r z ü g e n nicht um die Reste ei-
ner ansehnlichen, mög l i che rwe i se u m einen Innen-
hof gruppierten vierseitigen Anlage von etwa 25
auf 27 Metern Se i t en l änge . 9 Bauliche V e r ä n d e r u n -
gen in karolingischer und hochmittelalterlicher Zeit
belegen das fortdauernde Interesse an diesem
Siedlungsplatz.
E in ober f l äch l i cher Blick auf die n a t u r r ä u m l i -
chen Gegebenheiten offenbart den Grund hierfür.-
Bendern liegt am südwes t l i chen Ende des Eschner-
berges in hochwassersicherer Lage direkt ü b e r
dem Rhein und damit der Rheintalstrasse; aus die-
ser Lage m ö g e n schon f r ü h zen t ra lö r t l i che Funktio-
nen erwachsen se in . 1 0 Sicher fassbar ist dieser zen-
t ra lör t l iche Charakter i m Kontext der kirchl ichen
Organisation: Die auffallend grosse Pfarrei Ben-
dern umfasste i m Mittelalter neben Bendern selbst
noch Ruggell und Schellenberg sowie Sennwald,
Salez und Haag auf der l inken Rheinseite. 1 1 Die
Weite des Pfarrsprengels wurde zumeist als H i n -
weis auf ein hohes, in die F r ü h z e i t der Christ iani-
sierung z u r ü c k r e i c h e n d e s Alter gewertet; wahr-
scheinlicher ist indes seine Einr ichtung durch ei-
nen adeligen Eigenkirchenherrn des hohen Mittel-
alters. 1 2 Nebenbei bemerkt setzt der Zuschnitt des
Pfarrsprengels einen f r ü h e n R h e i n ü b e r g a n g bei
Bendern voraus . 1 3
Da liegt die Annahme frei l ich nahe, es k ö n n e
sich beim Benderer Ki rchhüge l in f rühmi t te la l t e r l i -
cher und f rühhochn i i t t e l a l t e r l i che r Zeit um eine Ar t
Burgberg, einen Herrschaftsmittelpunkt gehandelt
haben. Weil Bendern nicht i m Reichsguturbar er-
w ä h n t ist, vermutete man hier das Zentrum einer
Adelsherrschaft; auch dies s p r ä c h e dafür , die Pfarr-
kirche als Eigenkirche eines regionalen Her rn an-
zusprechen. 1 4 Wie gesagt gibt es keine expliziten
Schriftzeugnisse, die uns hier ver läss l ich Auskunf t
geben k ö n n t e n ; aber die Urkunden des 11. bis 13.
Jahrhunderts enthalten immerh in noch einige ver-
steckte Hinweise darauf, dass die f r ü h e Geschichte
von Bendern nicht ganz u n s p e k t a k u l ä r verlaufen
sein d ü r f t e . 1 5
So fällt die erste E r w ä h n u n g von Bendern in ei-
ner Herrscherurkunde von 1045. Damals nahm
König Heinr ich III. auf Bitten des Grafen Ulr ich
(von Lenzburg) das Kloster Schän i s in seinen
Schutz; durch Ulrichs Vorfahren war das Frau-
enkloster Schän i s g e g r ü n d e t und von ihnen und
ihm ausgestattet worden. Zu den Güte rn , die der
königl iche Schutz umfassen sollte, z ä h l t e n in Bene-
duro dimidia pars curtis et ecclesiae, also nur die
Hälf te vom Hof und der Kirche in Bendern . 1 6
Büchel ü b e r s i e h t diese E i n s c h r ä n k u n g und nimmt
daher an, die ganze Kirche von Bendern habe mit
all ih rem Z u b e h ö r bereits zur G r ü n d u n g s a u s s t a t -
tung des Klosters Schän i s gehör t , welches i m Jahre
809 vom Grafen H u n f r i d von Rät ien eingerichtet
worden war; Perret geht sogar noch weiter und
m ö c h t e in dieser Formul ie rung die Fi l ia lki rchen
von Bendern mit eingeschlossen wis sen . 1 7 Diese
beiden ungenauen Lesarten suggerieren den unge-
s tö r ten Niessbrauch Benderns durch Schän i s seit
einem knappen Vierteljahrtausend. Indes bedeutet
die Wendung aus der Heinr ichsurkunde wör t l ich
nichts weiter als: «in Bendern die Hälf te des Hofes
und der Kirche»; die Halbierung eines solchen Gu-
tes ist zumeist das Ergebnis eines Kompromisses ,
der irgendwelche Spannungen beenden sollte.
Wer ausser Schän i s im 11. Jahrhundert Zugriff
auf den Benderer Ki rchhüge l hatte oder suchte, wis-
sen w i r nicht. Eine vage f r ü h n e u z e i t l i c h e Tradit ion
berichtet f ü r das f r ü h e 12. Jahrhundert davon, dass
das Hochstift Chur ü b e r Bendern v e r f ü g e n konnte:
Die Annalen von Pfäfers verzeichnen zum Jahr 1126,
Bischof Konrad habe als F ö r d e r e r der P r ä m o n s t r a -
94
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
tenser das Stift Roggenburg (im Bistum Augsburg) ge-
g r ü n d e t und diesem sowohl St. Luz i in Chur als auch
die Propstei Bendern (praepositura Benedurana)
unterstellt. 1 8 Die Anna len von Pfä fe r s wurden, wenn
auch unter Verwendung se r iö se r Quellen, erst u m
1700 zusammengestellt . 1 9 Die G r ü n d u n g Roggen-
burgs durch den Bischof von Chur steht nicht in F ra -
ge; und ebenso betrachtete man Roggenburg stets
als das Mutterkloster von St. L u z i . 2 0 Die Nennung
Benderns in diesem Zusammenhang ist allerdings
f r a g w ü r d i g ; es mag sein, dass der Annal is t hier die
Er innerung an die Stellung von St. Luz i als Propstei
(vor 1450) und die Rolle von Bendern als Zufluchts-
s tä t te des Konventes von St. Luz i (1538-1636) kon-
taminierte und ins hohe Mittelalter zu rückver l eg te .
Festen historischen Boden gewinnen w i r wieder
mit einem Schutzprivileg Papst Alexanders III. f ü r
Schän i s vom Jahre 1178. Damals bes tä t ig te der
Papst den gesamten Besitz des Klosters, unter an-
derem quidquid iuris habetis in ecclesia de Bendu-
ro, sane novalium vestrorum, quae propriis mani-
bus aut sumptibus Colitis, sive de nutrimentis ani-
malium vestrorum nullus a vobis decimas praesu-
mat exigere\" bemerkenswert ist hier der LIinweis
7) Eine verdienstvolle und bis heute brauchbare Übersicht über die
mittelalterlichen Schriftquellen zum Benderer Kirchhügel erstellte
der seinerzeitige Ortsgeistliche von Bendern: Büchel, Bendern; hier
S. 5-13. - Vgl. hierzu auch Klee, Doris: Die Pfarrei Bendern - ein
kirchliches Zentrum im Abseits. In: Das Fastentuch von Bendern
1612. Hrsg. Norbert W. Hasler. Vaduz, 1999, S. 13-20. - Poeschel,
K D M Liechtenstein, S. 242-243.
8) Malin, Bendern, S. 226.
9) Vgl. die Grundrissskizze und die Rekonstruktionszeichnungen
Malins, wie vorstehende Anm.
10) Der Name «Bendern» könnte auf gewisse Bedeutung dieses
Siedlungsplatzes bereits in keltischer Zeit hindeuten; J. U. Hub-
schmied und E. Poeschel deuten ihn als «umfr iedeter Hof am
Abschluß des Berges»; zusammengesetzt aus pennos (Kopl) und
durum (Tor, Burg) (Poeschel. K D M Liechtenstein, S. 341) in Modifika-
tion der älteren, etwas engeren Deutung als «Turm auf der Anhöhe»
(Büchel. Bendern, S. 14); dgl. Nipp. Eugen: Alte Sprachüber res te und
fremdes Sprachgut in Liechtenstein. In: JBL 24 (1924), S. 89-1 14;
hier S. 105. - Heute gilt lediglich die Deutung des Zweitgliedes duro
als «Befestigung» als gesichert; dazu Stricker. Hans; Banzer. Toni:
Hübe. Herbert: Liechtensteiner Namenbuch. Die Orts- und Flurna-
men des Fürs ten tums Liechtenstein. Bd. 4: Die Namen der Gemein-
den Gamprin. Schellenberg, Ruggell. Vaduz. 1999. S. 26. - Proble-
matisch sind die spekulativen Versuche E. Schafhausers, Bendern
als Pfalzort zu identifizieren: Schafhauser. Eugen: Churrät ische
Pfalzen. Chur, 1984, ab S. 139 u. ö. Dazu die Rezension H. Maurers
in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner
Umgebung 105 (1987). S. 215-216.
11) Müller, Wolfgang: Zur Kirchen- und Pfarrgeschichte. In: Müller,
Liechtenstein, S. 33-62; hier S. 44. - Müller, Iso: Die rät ischen
Pfarreien des Frühmit telal ters . In: Schweizerische Zeitschrift für
Geschichte 12 (1962). S. 449-497; hier S. 477-478.
12) Müller, Iso: Die Patrozinien des Fürs ten tums Liechtenstein. In:
JBL 59 (1959), S. 301-327; hier S. 310. - Wanner, Konrad: Vom
lokalen Heiligtum zur ländlichen Pfarrkirche - am Beispiel des
heutigen Kantons Zürich. In: Variorum munera florum. Latinität als
p rägende Kraft mittelalterlicher Kultur. Festschrift für Hans F.
Haefele. Hrsg. Adolf Reinle u. a. Sigmaringen, 1985. S. 253-272;
hier S. 254 u. ö.
13) Zur Fähre Bendern-Haag vgl. Hager, Arthur: Vom alten Grenzort
Bendern. In: JBL 81 (1981), S. 223-228.
14) Poeschel, K D M Liechtenstein, S. 242.
15) Die grundlegenden Quellenpublikationen: Bündner UB; LUB 1/1;
Helbok, Regesten (wie Literaturverzeichnis).
16) LUB 1/1. Nr. 4, S. 48-49 . - Monumenta Germaniae Historica.
Diplomata regum et imperatorum Germaniae. Bd. V: Die Urkunden
Heinrichs III. Hrsg. Harry Bresslau u. Paul Kehr. 2. Aufl . Berlin.
1957, Nr. 130. S. 162-163. - Zu den Grafen von Lenzburg bündig
Merz, Walther: Grafen von Lenzburg. In: Genealogisches Handbuch
zur Schweizer Geschichte. Bd. 1: Hoher Adel . Zürich 1900-1908.
S. 56-62.
17) Büchel, Bendern. S. 5. - LUB 1/1, A n m . 29, S. 53; die Lokalisie-
rung in Beneduro sowie die Konjunktion curtis et ecclesiae schlies-
sen es definitiv aus. ecclesiae als Plural zu deuten. - Helbok, Rege-
sten, Nr. 188, S. 86.
18) LUB 1/1, Nr. 5, S. 54: Anno porro hoc 1126 Conradus Imus
episcopus Curiensis ä Biberech ceu singularis amator et fautor
monachorum Praemonstratensium fundavit monasterium Roggen-
burgense in Suevia, cui et s. Lucii olim s. Valentiniani Curiense
subiecit et praeposituram Beneduranam.
19) Annales Fabarienses: Stiftsarchiv St. Gallen, Abt. Pfäfers, Cod.
Fab. 107; frdl. Mitt. Herr Stiftsarchivar Werner Vogler. - Zu St. Luzi
jetzt zusammenfassend Hippenmeyer, St. Luzi, S. 217-266.
20) Vgl. Bündner UB I, Nr. 309, S. 228. - Zu Roggenburg ferner
Backmund. Monasticon Praemonstratense, S. 64-68. - Gemäss einer
Tradition des 16. Jh.s berief Bischof Konrad Roggenburger Prämon-
stratenser nach St. Luzi; Kundert, Werner in: Helvetia Sacra, Bd. 1/1.
Schweizerische Kardinäle. Das apostolische Gesandtschaftswesen in
der Schweiz. Erzbis tümer und Bistümer I. Hrsg. Albert Bruckner.
Bern. 1972. S. 475.
21) Bündner UB I, Nr. 400. S. 296-299; hier S. 298. - LUB 1/1. Nr. 10
(Regest), S. 60-61. - Helbok. Regesten. Nr. 280, S. 137.
95
auf die vom Kloster geleisteten Rodungen und die
Viehwir tschaf t . 2 2
Vermutl ich liess sich Schän i s die Besitzungen
bes tä t igen , we i l sie unter f remden Zugriff zu gera-
ten drohten - und blieb damit ohne Erfolg: Nur
sechzehn Jahre später , 1194, gab ein Rüdiger von
L impach die Kirche in die H ä n d e von Kaiser Hein-
r ich VI . , damit dieser sie den P r ä m o n s t r a t e n s e r n
von St. Luz i in Chur weiterreichte: ecclesiam in
Bendura in manu nostra resignavit, ea condicione,
ut nos eam ecclesie sancti Lucii concederemus ...
ita ut fratres predicti loci ecclesiam illam habeant,
teneant perpetuo et possideantP Von irgendwel-
chen Rechten des Klosters Schän i s - oder gar des
Stiftes Roggenburg - ist hier ü b e r h a u p t keine Rede,
vielmehr f inden wi r nun die ganze Kirche als
Reichslehen i n der Hand eines Reichsministerialen
aus dem L inzgau . 2 4
Hier fliessen woh l zwei Grundl in ien der rä t i -
schen Geschichte des 12. Jahrhunderts zusammen.
Zum einen suchten sich seit dem Investiturstreit
Adelige und Ministeriale aus den zentralen Land-
schaften Schwabens in Rät ien ein neues Betät i -
gungsfeld, seitdem die Verdichtung der Herrschafts-
ve rhä l tn i s se in ihrer Heimat den Ambi t ionen klei-
nerer Herren nur mehr wenig Raum l iess . 2 5 Der
Reichsdienst in Rät ien bot ihnen wi l lkommene Ent-
fa l tungsmögl ichke i t en : Da sich die staufischen
Herrscher u m den Zugang zu den B ü n d n e r P ä s s e n
sorgten, statteten sie zahlreiche Ministeriale ent-
lang dieser Wege mit reichen Lehen aus. So ent-
standen zahlreiche Wechselbeziehungen zwischen
Rät ien und dem Bodenseeraum. 2 6 Z u m anderen
nutzte Kaiser Fr iedr ich I. Barbarossa gezielt seine
Vogteirechte ü b e r Klöster, u m diese Klöster ver-
s t ä rk t zur U n t e r s t ü t z u n g seiner Reichspolitik her-
anzuziehen; die Schirmvogtei ü b e r Schän i s war
ihm mit dem Tode Graf Ulrichs IV. von Lenzburg
zugefal len. 2 7 Als Vogt von Schän i s erachtete Barba-
rossa den Benderer Ki rchhüge l bei seinem Ministe-
rialen Rüdiger von L impach vielleicht als besser
aufgehoben denn beim Frauenkloster; 2 8 der kon-
krete Beweggrund h i e r f ü r war wohl die e r w ä h n t e
Sorge u m die Sicherung des Verkehrsweges zu den
B ü n d n e r Pässen .
Indes behielt Rüdiger von L impach das Lehen
nur wenige Jahre und ü b e r g a b es dann dem Prä-
monstratenserstift St. L u z i zu Chur. Die Legende
berichtet, Rüd ige r sei damit einem Gelübde seines
vermissten Söhn le ins wegen nachgekommen; sie
s chöpf t aus einem offenbar verbreiteten Sagenmo-
tiv. 2 9 Die Urkunde von 1194 en thä l t keinerlei H in -
weis auf solch ein Ge lübde , sondern nennt lediglich
die spes retributionis eterne, also Rüd ige r s Hoff-
nung auf eine Vergeltung i m Jenseits als Motiv sei-
ner Schenkung. Das ist durchaus g l a u b w ü r d i g ; da-
mit ist jedoch nicht geklär t , w a r u m ausgerechnet
St. L u z i von den Jenseitshoffnungen des Minis ter ia-
len profitierte. Mi t ausschlaggebend mag sicher ge-
wesen sein, dass es sich bei St. L u z i u m ein Prä-
monstratenserstift handelte: Die P r ä m o n s t r a t e n s e r
kamen infolge ihres innerwelt l ichen Engagementes
vielfach in den Genuss von Zuwendungen durch
Laien; und zur fragl ichen Zeit stand ihre Bewegung
i n voller B l ü t e . 3 0 Es ist nicht ausgeschlossen, dass
Rüd ige r von L impach und das Kloster St. L u z i die
Schenkung von Bendern von langer Hand vorberei-
tet hatten; jedenfalls hatte sich St. Luz i wenige Jah-
re zuvor von Herzog Fr iedr ich von Schwaben versi-
chern lassen, dass er seinen Minis ter ia len Güter-
ü b e r t r a g u n g e n an St. L u z i wie auch ihren Eintritt
i n den Konvent gestattete. 3 1
M a n ahnt also, dass es nicht bloss individuelle
Vorlieben und Abneigungen waren, die das Schick-
sal der Benderer Kirche bestimmten. Tatsächl ich
scheinen hier handfeste politische Interessen durch:
Das Kloster Schän i s hatte sich den Besitz von Ben-
dern i m Jahre 1178 von Papst Alexander III. be-
s t ä t i g e n lassen, e inem l a n g j ä h r i g e n , erbit terten
Staufergegner. 3 2 D e m g e g e n ü b e r darf der Besitz-
nachfolger Rüd ige r von L impach als Reichsministe-
riale sicherl ich zum treuen Stauferanhang gezäh l t
werden. Indem Rüdiger von L impach sein Lehen
ausgerechnet an St. L u z i schenkte, entzog er es al-
lerdings zugleich wieder dem staufischen Einfluss;
anders als etwa Schän i s unterstand dieser Konvent
keiner Vogte i . 3 3 Vielleicht bezog sich Rüd ige r s Sor-
ge u m sein Seelenheil j a auf die u n g e k l ä r t e n U m -
s t ä n d e , unter denen er an die Ki rche von Bendern
gelangt war.
96
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
In St. L u z i mochte man diese Vorgeschichte als
beunruhigend empfunden haben und suchte, sich
nach allen Seiten h in abzusichern; anders ist die
Kaskade von Bes i t zbes tä t igungen , die St. Luz i von
a l l e rhöchs te r Stelle f ü r Bendern erwirkte, nicht zu
verstehen. König Phil ipp bes tä t ig te die Urkunde
Heinrichs VI . i m Jahre 1200 , 3 4 König Fr iedr ich II.
i m Jahre 1214. 3 5 Papst Innozenz III. nahm St. L u z i
i m Jahre 1208 unter seinen Schutz, inbegriffen
ecclesiam sancte Marie in Benedur cum capella ex
22) Wenn sich diese letzten Bemerkungen aus der Aufzählung der
Güter denn tatsächlich konkret auf Bendern beziehen und nicht nur
allgemein auf den vorstehenden Besitz des Klosters; der Umfang des
Schäniser Besitzes in Bendern bleibt ungewiss. - Zur Forstwirtschaft
im späten Mittelalter im fraglichen Raum vgl. Hess, Michael: Wald-
und Holznutzung im Mittelalter. In-. Bausteine 1, S. 301-335.
23) Bündner UB I, Nr. 467, S. 361-362. - LUB 1/1, Nr. 13, S. 63.
24) Limpach (Gemeinde Deggenhausertal, Bodenseekreis, Baden-
Würt temberg): Dorf, südlich davon der Schlossbühl in Spornlage
über der Rotach; östlich davon der Weiler Burg, ebenfalls mit einem
Schlossbühl in Spornlage. - Nach den Acta sancti Petri übergab ein
miles Albero von Limpach um die Mitte des 12. Jh.s den Prämon-
stratensern von Weissenau eine Mühle und einen Acker (Acta s. Petri
in Augia. Hrsg. Franz Ludwig Baumann. In: Zeitschrift für die
Geschichte des Oberrheins 29 (1877), S. 1-28; hier S. 38). Nicht zu
belegen ist G. Bradlers Identifikation dieses Albero von Limpach mit
einem weiteren Donator Albero. den die Acta sancti Petri ebd.
nennen und der ein freier Mann war (Bradler. Günther: Studien zur
Geschichte der Ministerialität im Allgäu und in Oberschwaben.
Göppingen. 1973. (Göppinger Akademische Beiträge. Nr. 50).
S. 361). - Ein Albert von Limpach bezeugte gemeinsam mit seinem
Bruder Heinrich um 1170 eine Urkunde Herzog Welfs (Thurgaui-
sches Urkundenbuch. Bd. 2. Frauenfeld, 1917; Nr. 50, S. 187-188):
deshalb zählt K. Bosl ihn zur altwelfischen Ministerialität (Bosl. Karl :
Die Reichsministerialität der Salier und Staufer. Ein Beitrag zur
Geschichte des hochmittelalterlichen deutschen Volkes, Staates und
Reiches. 2 Bde. Stuttgart, 1951 (MGH Schriften. Bd. 10/2). S. 419).
Im Umfeld König Heinrichs (VII.) sind für 1226 (?) einmal die
Ministerialen Eberhard und Bertold von Limpach genannt (Helbok.
Regesten, Nr. 364, S. 178).
25) Dazu grundlegend: Büttner, Heinrich: Churrät ien im 12. Jahr-
hundert. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 13 (1963).
S. 1-32; hier insbes. ab S. 7. Wiederabdruck in: Schwaben und
Schweiz im f rühen und hohen Mittelalter. Gesammelte Aufsätze von
Heinrich Büttner. Hrsg. Hans Patze. Sigmaringen, 1972. (Vorträge
und Forschungen. Bd. 15). S. 241-263: hier ab S. 245. - Wenige
Kilometer westlich von Limpach liegt Frickingen, der zentrale Ort
einer hochmittelalterlichen Adelsherrschaft. Obschon die freien
Herren von Frickingen reich begütert waren und noch um 1100
einen Grafentitel führ ten, verlagerten sie in der Mitte des 1 2. Jh.s
ihren Interessenschwerpunkt ins Engadin. wohl um einem Konflikt
mit den regionalen Mächten des nordwestlichen Bodenseeraumes
(Landgrafen von Heiligenberg. Zisterzienserabtei Salem, Hochstift
Konstanz) zu entgehen: Derschka. Harald Rainer: Frickingen im
Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: 900 Jahre Frickingen,
Dorfgeschichte. Frickingen, 1994, S. 8-140; hier S. 33-35. - Demge-
genüber ruinierten die mächtigen, im benachbarten Hohenbodman
ansässigen Reichsministerialen von Bodman einige Jahrzehnte
spä ter ihre Herrschaft im Linzgau beim Versuch, die Expansion der
Abtei Salem gewaltsam zu behindern: Flohrschütz, Günther: Zur
ältesten Geschichte der Herren von Bodman. Diss. München. 1951
(maschinenschriftl. Ms.), ab S. 137.
26) Jedenfalls stellten sie keine Einbahnstrasse von Nord nach Süd
dar; die mächtigen rät ischen Herren von Vaz etwa waren im Linzgau
begütert , wo sie als Eigenkirchenherren der grossen Pfarrei Seefel-
den, zuweilen sogar unter dem Namen «von Seefelden», auftraten:
Muraro, Jü rg L.: Untersuchungen zur Geschichte der Freiherren von
Vaz. In: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft von Graubünden
100 (1970). S. 1-231: h ierS. 104-107.
27) Seitz. Johannes: Geschichte des hochfürst l ichen freiweltlichen
adelichen Reichsstiftes Schänis (Gaster). St. Gallen, 1941. (81. Neu-
jahrsblatt, Hrsg. Historischer Verein des Kantons St. Gallen). S. 8. -
Nach Clavadetscher. Otto: Beiträge zur Geschichte der Zisterzienser-
abtei Kappel a/ Albis. Zugl. Diss.. Zürich, 1946, S. 55-69, ist die
Klosterpolitik Friedrichs I. Barbarossa als Teil seiner Hausmachtpo-
litik anzusehen.
28) Diesen Zusammenhang sah schon Büchel, Bendern, S. 6.
29) Kaiser, Peter: Geschichte des Fürs t en thums Liechtenstein. Nebst
Schilderungen aus Chur-Rätien's Vorzeit. Hrsg. Arthur Brunhart.
Vaduz, 1989, Textbd. S. 116 199]. - Vgl. Burkarth, Herbert: Ge-
schichte des Klosters Mariaberg. In: Mariaberg. Beiträge zur Ge-
schichte eines ehemaligen Frauenklosters. Hrsg. Kar l Rudolf Eder.
Sigmaringendorf, 1991. S. 9-67; hier S. 9-10.
30) Vgl. Ludger Horstkötter s. v. Prämonst ra tenser , -innen: in:
Lexikon des Mittelalters. Bd. 7. München. 1995, Sp. 146-150.
31) Bündner UB I. Nr. 374. S. 279-280. (zwischen 1170 und 1191;
allerdings kommt Rüdiger von Limpach in der Zeugenreihe nicht
vor).
32) Die Klärung des Verhältnisses zwischen Alexander und Barba-
rossa war bereits durch den Frieden von Venedig (1177) zuungun-
sten des letzteren erfolgt; aber Barbarossas Gegenpapst Kalixt III.
kapitulierte erst knappe zwei Monate vor dieser Besitzbestätigung
für Schänis.
33) König Philipp bestätigte dem Stift St. Luzi 1207 die Vogtfreiheit,
die auch für die Güter des Stiftes galt (Bündner UB II, Nr. 515, S. 29);
dgl. König Heinrich (VII.) im Jahre 1227 (ebd. Nr. 665, S. 152-153) -
Mayer, St. Luzi, S. 29. - Zu St. Luzi ferner Poeschel, Erwin: Die
Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden . Bd. 7: Chur und der
Kreis der fünf Dörfer. Basel, 1948. (Die Kunstdenkmäler der
Schweiz. Bd. 20). S. 257-259.
34) Bündner UB (I, Nr. 486. S. 3-4. - Helbok, Regesten, Nr. 316.
S. 1 54.
35) Bündner UB II, Nr. 573, S. 70-71. - Helbok, Regesten. Nr. 337.
S. 165.
97
ea pendente;36 und noch einmal i m Jahre 1214,
specialiter (!) autem ecclesiam de Bendor cum per-
tinenciis suis.37 Bischof A r n o l d von Chur inkorpo-
rierte die Kirche von Bendern i m Jahre 1215 dem
Stift St. Luz i : Die E inkünf t e aus der Pfarrei sollten
ausser dem Konvent von St. L u z i noch den Nonnen
von St. Hi lar ien in Chur zukommen; das s p ä t e r ein-
gegangene Frauenkloster St. Hi lar ien in Chur stand
als sogenanntes «Annexk los te r» unter der Leitung
des Propstes von S t . L u z i . 3 8 Im Jahre 1221 b e m ü h t e
man Papst Honorius III. u m eine Bes tä t igung von
Besitz und Inkorporat ion; 3 9 eine weitere Bestät i -
gung erfolgte 1251 durch den n e u g e w ä h l t e n B i -
schof Heinr ich von Chur . 4 0
Das offensichtliche Misstrauen der P r ä m o n s t r a -
tenser von St. L u z i war berechtigt, denn 1265
mussten sie den Zehnten von Bendern gegen Mar -
quard von Schellenberg verteidigen. 4 1 A u f welcher
Grundlage Marqua rd von Schellenberg Rechte in
Bendern beanspruchte, ist nicht bekannt; zeitweise
soll seine Famil ie die Vogtei ü b e r die Benderer K i r -
che innegehabt und dar in eine Grablege unterhal-
ten haben. 4 2 E in Blick auf die Z e i t u m s t ä n d e läss t
vermuten, dass es sich be im Vorgehen Marquards
von Schellenberg gegen St. L u z i u m mehr handelte
als bloss u m den dreisten Versuch eines lokalen
Machthabers, i m Nahbereich seiner Burg Einkünf-
te und Rechte an sich zu reissen. Denn die Schel-
lenberger erwiesen sich wenig s p ä t e r als entschie-
den kön igs t r eue Famil ie . E i n Ul r i ch und ein Mar -
quard von Schellenberg walteten als königl iche
Statthalter und Landvögte i n Oberschwaben, zu-
n ä c h s t unter den Staufern, s p ä t e r i m Gefolge König
Rudolfs von Habsburg; vielleicht handelt es sich bei
diesem Marquard von Schellenberg noch u m den-
selben, der 1265 den Benderer Zehnten bean-
spruchte. Über die f r ü h e Geschichte der Schellen-
berger ist leider wenig Konkretes über l ie fer t ; es ist
allerdings sehr wahrscheinl ich, dass sie - ähn l i ch
wie Rüdiger von L impach - i n staufischer Zeit als
Sachwalter der K ö n i g s m a c h t in das Alpenrheintal
zogen. 4 3
Nun stellten i m Bodenseeraum ausgerechnet die
Jahre u m 1265 die Entscheidungsjahre fü r die
künf t ige Entwicklung der Kön ig tumes dar: 1262
hatte Bischof Eberhard II. von Konstanz gemein-
sam mit dem Reichsministerialen Volkmar von
Kemnat die Vormundschaft ü b e r den u n m ü n d i g e n
letzten Staufer Konrad in ü b e r n o m m e n ; seither re-
sidierte Konrad in i m b i schöf l i chen A r b o n , und man
erwartete, dass er das staufische Erbe i m Herzog-
tum Schwaben und vielleicht sogar i m Reich antre-
ten w ü r d e . 4 4 Es ist naheliegend anzunehmen, dass
der Schellenberger z u m weiteren Umfe ld Bischof
Eberhards und seiner staufischen Partei z ä h l t e ; 4 5
vielleicht handelte er hier i m Bewusstsein, f ü r die
verlorenen Rechte des Reiches an Bendern einzu-
treten. Mi t seinem Scheitern hatte St. L u z i den Be-
sitz und die Inkorporation von Bendern allerdings
glücklich behauptet und konnte sie bis zur Säkula-
risat ion von 1802 gemessen; der Verlust von Ben-
dern erwies sich dann als so schwerwiegend, dass
er zur Auf lösung des Stiftes erheblich bei t rug. 4 6
98
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
DIE FUNDMÜNZEN DES FRÜHEN UND
HOHEN M I T T E L A L T E R S
Der numismatische Befund unterstreicht den E i n -
druck der f r ü h e n Bedeutung Benderns: Mi t je ei-
nem Denar Karls des Grossen und Ludwigs des
Frommen aus dem Kircheninneren (Nrn. 1, 2) ka-
men hier die ä l tes ten und bislang i n weitem U m -
kreis einzigen karolingerzeit l ichen M ü n z e n i m
Rheintal zutage. Der Denar Karls des Grossen
gehör t einem Typ an, den Phil ip Grierson mit der
M ü n z r e f o r m von 793/94 in Verbindung bringt
(Klasse 3) und der nach seinen subtilen, aber sehr
hypothetischen Ü b e r l e g u n g e n bis 806 g e p r ä g t wor-
den sein k ö n n t e ; 4 7 neuerdings hä l t Grierson eine
Prägezei t bis 812 f ü r wahrscheinl icher . 4 8 Fü r den
Denar Ludwigs des F rommen wi rd ein Prägeze i t -
raum von 822/23 bis 840 angenommen. 4 9
Weitere karolingerzeitliche F u n d m ü n z e n aus
dem Alpenrheintal liegen in Gestalt eines Hor t fun-
des vor, der i m Vorarlberger Landesmuseum zu Bre-
genz verwahrt w i r d und wahrscheinl ich u m 1868/
69 in Lauterach geborgen wurde . 5 0 Er setzt sich aus
14 m a i l ä n d i s c h e n Denaren und einem pavesischen
Denar Lothars I. (840-855) sowie je einem m a i l ä n -
dischen Denar Berengars I. (902-915) und Ottos I.
(962-973) zusammen. Fü r den Benderer Denar
Karls ist Pavia als Münzs t ä t t e durch die Reversum-
schrift gesichert, fü r den Denar Ludwigs immerh in
mögl ich. Trotz der geringen Fundmenge zeichnet
sich demnach ab, dass das Alpenrheintal i m 9. Jahr-
hundert vorwiegend von M ü n z s t ä t t e n des i tal ieni-
schen Reichsteils her mit Geld versorgt wurde; ein
Befund, der durch die Untersuchungen von Jose
36) Bündner UB II, Nr. 518, S. 30-32; hier S. 31. - LUB 1/1. Nr. 17,
S. 68-69.
37) Biindner UB II, Nr. 574. S. 72. - LUB 1/1. Nr. 21. S. 78-79. -
Helbok. Regesten. Nr. 338, S. 165.
38) Bündner UB II, Nr. 580. S. 74-75. - LUB 1/1. Nr. 22. S. 80-81. -
Helbok, Regesten, Nr. 342. S. 167-168. - Zu St. Hilarien: Hippen-
meyer. St. Luzi, S. 267-270: Mayer, St. Luzi, S. 37-39; Backmund,
Monasticon Praemonstratense, S. 52-53.
39) Bündner UB II, Nr. 623. S. 126. - Helbok, Regesten, Nr. 358,
S. 174-175.
40) Bündner UB II, Nr. 878. S. 328-329. - LUB 1/1, Nr. 39, S. 104. -
Helbok, Regesten, Nr. 449. S. 212.
41) Bündner UB II, Nr. 977, S. 403-404. - LUB 1/1, Nr. 47, S. 115
(die Datumsangabc lautet: anno domini MoCCoLXoVo II idus iulii .
Perret bezieht die II statt auf die idus iulii auf die .lahresangabe und
kommt so auf 1267 als Datum, was aber die unwahrscheinlichere
Lesart darstellt, da man in diesem Fall Ilo erwarten würde) .
42) Jedenfalls e rwähn t Büchel, Bendern, S. 11, eine diesbezügliche
Notiz im Pfarrarchiv Bendern. Wenn die Schelienberger denn
tatsächlich einen derartigen Zugriff auf die Benderer Kirche hatten,
kommt dafür kaum ein anderer Zeitraum als die Jahre zwischen
1251 und 1265 in Frage.
43) Man vermutet den ursprüngl ichen Sitz der Schelienberger im
oberbayerischen Tölz. Im Alpenrheintal sind seit 1220 Heinrich und
Konrad von Schellenberg als Churer Domherren belegt. Trotz der
bruchs tückhaf ten Überl ieferung für die späts tauf ische Zeit unterstellt
Büchel, Johann Baptist: Geschichte der Herren von Schellenberg 1.
In: JBL 7 (1907), S. 5-101; hier S. 26. dem Marquard von Schellen-
berg ein prostaufisches Engagement (wobei er allerdings die Identifi-
zierung dieses Marquard für problematisch erachtet). Büchels
Vermutung besitzt Plausibilität. zumal es Rudolf von Habsburg
gelang, den alten Stauferanhang an sich zu binden; vgl. Martin,
Thomas Michael: Die Städtepolitik Rudolfs von Habsburg. Göttingen,
1976. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts fü r Geschichte.
Bd. 44). S. 82. - Eine kurze Charakteristik der Schelienberger bei
Merz. Walther; Hegi, Friedrich: Die Wappenrolle von Zürich. Ein
heraldisches Denkmal des vierzehnten Jahrhunderts in getreuer
farbiger Nachbildung des Originals mit den Wappen aus dem Hause
zum Loch. Zürich, 1930, S. 56-57.
44) Zum Vorgang vgl. Derschka. Ministerialen, S. 404-410.
45) Dass unter den Gefährten Konradins, welche Kar l von Anjou
1268 gemeinsam mit diesen hinrichten liess, auch ein Schelienber-
ger gewesen sei, gehört jedoch ins Reich der Legende. Hampe, Karl:
Geschichte Konradins von Hohenstaufen. Leipzig, 1940, S. 320.
46) Mayer, St. Luzi, S. 84-86: Büchel, Bendern, S. 13. - Zum Über-
gang vom Spätmittelal ter zur Reformationszeit vgl. Klee Gross.
Doris: Die Pfarrei Bendern an der Wende zur f rühen Neuzeit. Eine
Landpfarrei im Spannungsfeld herrschaftlicher und kommunaler
Interessen. In: Bausteine 1. S. 163-209.
47) Grierson, Charlemagne, S. 501-536; Tab. I auf S. 506, ferner ab
S. 516 u. ab S. 524.
48) Grierson/Blackburn 1. S. 208-209.
49) Coupland, Simon: Money and Coinage under Louis the Pious.
In: Francia 17/1 (1990). S. 23-54; hier S. 35.
50) Zäch. Alpenrheintal; Nr. 5. S. 233; dazu S. 213.
99
Pfennig (Halbbrakteat) der
Zürcher Fraumünsterabtei
aus der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts, gefun-
den in der Kirche von
Bendern (Kat.-Nr. 11). Die
dargestellte Kirchenfassa-
de (etwa mittig das Gie-
beldreieck) ist kaum zu
erkennen, da der Negativ-
abdruck von Kreuz und
Ringel auf der Rückseite
durch den dünnen Schröt-
ling schlägt. Die Abbildung
ist nicht massstabgerecht;
der originale Durchmesser
beträgt max. ca. 2,5 cm.
Diaz Tabernero zu den F u n d m ü n z e n i m b ü n d n e r i -
schen Müs ta i r ges tü tz t w i r d . 1 1
Es folgt eine lange Lücke bis in die zweite Hälf te
des 11. Jahrhunderts, in welche ein Pfennig der
Z ü r c h e r F r a u m ü n s t e r a b t e i fällt (Nr. I I ) . 5 2 Dieses
Stück ist insofern bemerkenswert, als es die bis-
lang einzige F u n d m ü n z e des 11. Jahrhunderts aus
dem gesamten Alpenrheinta l darstellt; auch dies ist
ein Fingerzeig auf die Bedeutung des Benderer
Ki rchhüge l s i m f r ü h e n Hochmittelalter. Dass es
sich u m eine Z ü r c h e r M ü n z e handelt, unterliegt
wohl keinem Zufal l , dominierten in dieser Zeit
doch die Pfennige aus Zür ich den - s p ä r l i c h e n -
Geldumlauf in der Ostschweiz . 5 3
Ins 12. Jahrhundert fällt vermutl ich ein m a i l ä n -
discher Denaro scodellato (Nr. 7) . 5 4 Es folgen noch
je ein m a i l ä n d i s c h e r Denaro aus der ersten Hälf te
des 13. Jahrhunderts (Nr. 8, 1218-1250) und aus
der ersten Hälf te des 14. Jahrhunderts (Nr. 9,
1339-1349). Diese Stücke beweisen zusammen mit
etlichen vergleichbaren M ü n z e n von weiteren Fund-
orten, dass i m Kleingeldumlauf des Alpenrheinta-
les auch i m s p ä t e r e n Hochmittelalter M ü n z e n aus
Oberitalien, namentl ich aus Mai land , vertreten wa-
r e n . 5 5
Das 12. Jahrhundert ist ferner noch durch einen
Konstanzer Pfennig der Zeit u m 1180/90 vertreten
(Nr. 3) . 5 6 Das fragliche Stück ist einseitig auf einen
d ü n n e n , runden S i lberschrö t l ing gep räg t ; das ei-
gentliche Münzb i ld - ein nicht genau identif izierba-
rer Konstanzer Bischof als Inhaber des M ü n z r e g a l s
oder aber der heilige Konrad als Bistums- und
Stadtpatron - w i r d von einem Wuls t r ing gefasst, den
seinerseits ein feiner Perlkreis umschliesst. Damit
ist diese M ü n z e ein f r ü h e r Vertreter jener denarii
Constantienses oder Bodenseebrakteaten, die w ä h -
rend des 13. Jahrhunderts und d a r ü b e r hinaus im
M ü n z u m l a u f des weiteren Bodenseeraumes vor-
herrschten. 5 7 Allenthalben k a m es i n staufischer
Zeit zur Ausbi ldung regionaler Wirtschafts- und
W ä h r u n g s r ä u m e , und das Alpenrheinta l erfuhr nun
eine eindeutige Ausr ich tung nach Norden h in , z u m
Bodensee mit Konstanz als Mittelpunkt. Mi t aus-
schlaggebend f ü r diese Umorient ierung mag der Zu -
zug von Schwaben wie dem oben e r w ä h n t e n Rüdi-
100
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
ger von Limpach gewesen sein; dass der s c h w ä b i -
sche Einfluss mehr als nur ein O b e r f l ä c h e n p h ä n o -
men darstellte, erweist sich allein schon darin, dass
er sich in manchen Charakterist ika der i m Alpen-
rheintal gesprochenen Mundar t n iederschlug. 5 8
Eine Grundlage f ü r diese geldwirtschaftliche Ent-
wicklung war der wirtschaftl iche Aufstieg der Stadt
Konstanz in staufischer Zeit. Woh l besass Konstanz
bereits seit der Einr ichtung des Bistums u m 600
eine Zentra l i tä t , die weit ü b e r den Bodenseeraum
hinausreichte; f ü r das 11. bis 13. Jahrhundert kon-
statiert Helmut Maurer sogar so etwas wie eine
Hauptstadtfunktion in Schwaben . 5 9 A l l e in , diese po-
litische Bedeutung stieg und fiel mit der Persön l ich-
keit des Bischofs; i n wirtschaft l icher Hinsicht ent-
sprach ihr z u n ä c h s t wenig: Die materielle Basis der
Bischofskirche war, insbesondere verglichen mit
den eigentlichen kulturellen Zentren Reichenau und
St. Gallen, weniger als bescheiden. Die historische
und a rchäo log i sche Forschung vermag i m Konstanz
des 10. und 11. Jahrhunderts wenig mehr zu erken-
nen als ein grosses Dorf inmitten einer - allerdings
beeindruckenden - Ansammlung von Kirchen, die
zum Teil sogar ausserhalb der S ied lungsf läche er-
richtet wurden . 6 0 Die W i r r e n und Z e r s t ö r u n g e n des
Investiturstreites l ä h m t e n die Entwicklung schliess-
lich fü r Jahrzehnte. 6 1 Da n immt es frei l ich wenig
51) Vorerst: Diaz Tabernero, Jose: Die F u n d m ü n z e n aus dem Kloster
St. Johann in Müstair (GR): Vorbericht. In: Travaini, Moneta locale.
S. 443-446; eine Gesamtpublikation ist in Vorbereitung. - Für das
10. Jh. Diaz Tabernero, Jose; Zäch. Benedikt. Eine Münzbörse des
10. Jahrhunderts aus dem Kloster St. Nicolai in Chur. In: Archäolo-
gie der Schweiz 23 (2000), S. 89-92; hier S. 91. Vgl. Zäch. Alpen-
rheintal, S. 213-214. - Allerdings scheinen die Einzelfunde eine
gewisse Modifikation dieses vorwiegend durch Schatzfunde vermit-
telten Befundes nahezulegen; dazu neu Diaz Tabernero, Jose; Zäch,
Benedikt: Zwei Münzhor t funde des 9 /10. Jahrhunderts aus dem
Alpenrheintal: Lauterach (1869) und Chuv, St. Nikolai (1997).
Anhang: Münzfunde des 9. und 10. Jahrhunderts im Gebiet der
heutigen Schweiz und ihrer Nachbargebiete. In: Schweizerische
Numismatische Rundschau 81 (2002).
52) Datierung nach Geiger, Zürcher Halbbrakteaten, S. 64-65. 77
(Typ 3 b. Fundstelle Nr. 14). Da das Stück einstweilen verschollen ist
und mir daher nicht im Original vorlag, gebe ich hier die Angaben
H.-U. Geigers und B. Zächs (Alpenrheintal, S. 214 und Anm. 78)
wieder. H.-U. Geiger schreibt in seinem Gutachten über die Benderer
Fundmünzen (vgl. oben Anm. 2) über dieses Stück: «Der Zürcher
Pfennig des 11. Jahrhunderts markiert bis jetzt den östlichsten
Punkt des Umlaufgebietes dieser wichtigen Emission und ist zudem
ein Schlüsselstück für diesen Typ, indem er deutlicher als andere
Exemplare Schriftspuren zeigt, die sich aber nicht entziffern lassen.»
53) Zäch. Alpenrheintal. S. 214. - Zur Verbreitung der Zürcher
Halbbrakteaten Klein. Ulrich: Bemerkungen zum hochmittelalterli-
chen Geldumlauf in der Schweiz. In: Circulation monetaire regionale
et supra-regionale. Hrsg. Harald Rainer Derschka, lsabella Liggi.
Gilles Perret. Lausanne. 2002 (Emdes de numismatique et d'histoire
monetaire. Bd. 4). S. 201-224; hier S. 219-220 mit Fundkarte 2
(Fundort Nr. 26).
54) Herkömmlich werden diese Stücke mit der Aufschrift II/R1C/N
mit den Saliern Heinrich III.—V. (1039-1125) in Verbindung gebracht.
Neueren Forschungen zufolge wurden sie bis zum Beginn des 13.
Jh.s geprägt: Murar i , monetazione milanese, Nrn. 15, 18, 20-21 auf
S. 274-275.
55) Vgl. Zäch, Alpenrheintal. S. 218-220.
56) Die Datierung ist durch ein entsprechendes Stück aus dem
spektakulären «Barba rossa fund» gesichert. Klein. Ulrich: Die
deutsche Münzprägung gegen Ende des 12. Jahrhunderts und der
«Barbarossa -Fund» . In: Schweizerische Numismatische Rundschau
65 (1986), S. 205-229; hier Nr. 21, S. 211. - Das Benderer Stück ist
stempelidentisch mit dem Referenzexemplar Klein/Ulmer, CC.
Nr. 7.1, S. 45 (mit weiterem Datierungsansatz); allerdings war der
Stempel bereits so weit abgenutzt, dass der ebd. gut erkennbare
innere Perlkreis zu einer Linie verschliffen ist.
57) Dazu insbesondere: Klein/Ulmer, CC, S. 27-160. - Klein, Ulrich:
Der Konstanzer Pfennig in der Stauferzeit. In: Konstanz zur Zeit der
Staufer. Hrsg. Rosgartenmuseum Konstanz aus Anlass der 800.
Wiederkehr des Konstanzer Friedens 1183. Konstanz, 1983,
S. 43-54.
58) Gabriel. Eugen: Die Mundart von Liechtenstein. In: Müller,
Liechtenstein, S. 175-216: hier ab S. 189.
59) Maurer, Helmut: Der Bischofssitz Konstanz als Hauptstadt in
Schwaben. In: Schriften dos Vereins für Geschichte des Bodensees
und seiner Umgebung 91 (1973). S. 1-15; hier S. 13.
60) Eine Rekonstruktionszeichnung «Blick von Ost auf den Konstan-
zer Hafen um 1000» nach den Angaben des Konstanzer Archäolo-
gen Ralph Rüber in: Menschen. Mächte. Märkte. Schwaben vor 1000
Jahren und das Villinger Marktrecht. Hrsg. Casimir Bumiller. Vil l in-
gen-Schwenningen, 1999 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs und
der Städtischen Museen Villingen-Schwenningen. Bd. 20). Nr. 83,
S. 292. - Maurer, Helmut: Konstanz als ottonischer Bischofssitz. Zum
Selbstvers tändnis des geistlichen Fürs ten tums im 10. Jahrhundert.
Göttingen, 1973. (Veröffentlichungen des Max-Planck-lnstituts fü r
Geschichte. Studien zur Germania Sacra. Bd. 12).
61) Vgl. Maurer, Konstanz I, S. 87-91. - Weiss. Ursula Renate: Die
Konstanzer Bischöfe im 12. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Untersu-
chung der reichsbischöflichen Stellung im Kräftefeld kaiserlicher,
päpstl icher und regional-diözesaner Politik. Sigmaringen. 1975
(Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen. Bd. 20). S. 176-183.
möchte für die Konstanzer Bischofskirche keinen durch den Investi-
turstreit hervorgerufenen Bedeutungsverlust feststellen: indes zeigen
ihre Bischofsbiographien, dass sich erst Bischof Hermann I. (1138-
1155) ein wirklich eigenständiges weltliches Engagement erlaubte.
101
Karte 1: Fundmünzen aus
Bendern, Herkunftsorte
der mittelalterlichen Fund-
münzen
• frühes und hohes
Mittelalter
• spätes Mittelalter
(Ein grösseres Symbol
kennzeichnet eine Münz-
stätte, von der mindestens
zwei Münzen vorliegen)
1
2
3
4
5
()
7
Pavia
Konstanz
Lindau
Mailand
Ulm
Zürich
Dillingen
8 Bern
9 Chur
10 Neumarkt i . Opf.
11 Freiburg i . Üe.
12 Lienz
13 Luzern
14 Nürnberg
15 Meran (oder Hall)
16 Ravensburg
17 Wittenberg
18 Schwäbisch Hall
19 Speyer
20 Wertheim
21 Stuttgart
~k Bendern
102
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
wunder, wenn salierzeitliche M ü n z e n aus Konstanz
eher selten vorkommen und i m Alpenrheinta l ganz
fehlen . 6 2
Dies alles ä n d e r t e sich in staufischer Zeit grund-
legend. Bischof Hermann I. (1138-1165), der die le-
benslange enge Beziehung Kaiser Friedrichs I. Bar-
barossa zu Konstanz vermittelte, scheint einerseits
«se ine r» Münzs t ä t t e besondere Aufmerksamkei t
geschenkt und andererseits das Fundament f ü r die
Entwicklung der verstreuten b i schöf l ichen Besit-
zungen und Rechte zu einer Terri torialherrschaft
gelegt zu haben . 6 3 Im 13. Jahrhundert gewann dann
der werdende Staat der Bischöfe von Konstanz un-
ter einigen markanten Bischofsgestalten seine Kon-
turen; und die Stadt Konstanz wuchs, teils mit der
Un te r s tü t zung , teils gegen den Widers tand ihrer
b ischöf l ichen Stadtherren, zu e i g e n s t ä n d i g e r Grös-
se heran. Ausschlaggebend h i e r f ü r war die Rolle der
Bodenseeleinwand: Im grossen Dreieck zwischen
Donau, Lech und T h ü r wurde auf dem Lande Flachs
angebaut und zu Garn versponnen, welches teilwei-
se schon auf dem Lande zu Le inwand gewoben wur-
de. S täd t i sche Handwerker besorgten die Weiter-
verarbeitung dieser Rohstoffe und Halbfertigpro-
dukte zur fertigen Le inwand; und schliesslich wur-
de von den S t ä d t e n aus mit dieser Ware gehandelt . 6 4
Konstanz stellte das Zentrum des Leinwandexpor-
tes dar; Konstanzer H ä n d l e r versorgten namentl ich
den Mittelmeer- und Schwarzmeerraum mit Boden-
62) Zäch, Alpenrheintal, S. 214.
63) Derschka, Ministerialen, S. 311, 466-467.
64) Die in Winterthur unlängst aufgedeckten Weberwerks tä t ten
belegen die Produktion in einem Nebenzentrum: Windler, Renata:
Rast-Eicher, Antoinette: Spätmittelalterl iche Weberwerks tä t ten in
der Winterthurer Altstadt. In: Zeitschrift fü r Archäologie des Mittel-
alters 27/28 (1999/2000), S. 3-84.
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C/3
Münzherrschaft Münzstätte o CM CM c o CO *t CD M
Augsburg, Hst. Dillingen 3 3
Bern Bern 2 2
Chur, Hst. Chur 3 3
Freiburg i . Üe. Freiburg 1 1
Görz Lienz 2 2
Konstanz, Hst. Konstanz 1 1 2
Lindau, Rmzst. Lindau 2 2
Luzern Luzern 1 1
Mailand Mailand 1 1 1 3
Nürnberg Nürnberg 1 1
Österreich-Tirol Meran/Hall 1 2 3
Pfalz-Neumarkt Neumarkt 1 1
Ravensburg Ravensburg 1 1
Sachsen, Kfstm. Wittenberg 1 1
Schwab. Hall Schwäb. Hall 2 2
Speyer, Hst. Speyer 1 1
Ulm Ulm 1 1 2
Wertheim Wertheim 1 1
Württemberg Stuttgart 1 1 2
Zürich Zürich 1 3 4
Gesamtmenge 1 2 1 1 5 5 8 12 3 38
Tabelle 1: Die Fundmünzen
des hohen und späten Mit-
telalters vom Benderer
Kirchhügel, gegliedert nach
Prägehalbjahrhunderten
und Münzherrschaften/
Münzstätten; nicht aufge-
führt sind die beiden karo-
lingerzeitlichen Denare
103
seeleinwand. 6 5 Der Rolle des Konstanzer Marktes
als Zentralmarkt des Bodenseeraumes entsprach
dann auch die Rolle des Konstanzer Pfennigs als
Le i twährung ; sie ä u s s e r t sich darin, dass die üb r i -
gen M ü n z s t ä t t e n des Bodenseeraumes die bischöf-
lich konstanzischen Pfennige in Gewicht und M a c h -
art nachahmten. 6 0
Aus Bendern liegen noch vier s p ä t e r e Bodensee-
brakteaten vor: Z u n ä c h s t ist das ein Pfennig der
königl ichen Münzs t ä t t e U l m (Nr. 10) aus der Mitte
des 13. Jahrhunderts. E r zeigt eine g e k r ö n t e Büste ,
die ein Lilienszepter i n der Rechten t rägt ; ein Stern
füllt das freie Feld zur Rechten des Kopfes . 6 7 Es
folgt ein Konstanzer Pfennig, welcher das Bischofs-
haupt zwischen Llirtenstab und Lil ie zeigt (Nr. 4).
He rkömml ich wurden solche Pfennige der Zeit von
1270 bis 1290 zugeordnet; j ü n g e r e Forschungen
lassen es aber angezeigt erscheinen, in diesem Typ
den Konstanzer Ewigen Pfennig der Zeit von 1295
bis etwa 1335 zu sehen. 6 8 Im Gefolge des Konstan-
zer Pfennigs gelangten auch zwei Lindauer Ewige
Pfennige (Nrn. 5, 6) nach Bendern; Beziehungen
zwischen dem Alpenrheintal und dem Damenstift
Lindau bestanden i m s p ä t e r e n Mittelalter auch jen-
seits der re in ö k o n o m i s c h e n B e z ü g e . 6 9
Dass der Schwerpunkt der Bodenseebrakteaten
so spä t liegt, findet seine E r k l ä r u n g in den Schrift-
quellen, welche die wirtschaft l ichen Verhä l tn i s se i n
Bendern betreffen. So musste Bischof Rudolf von
Chur wohl i m Jahre 1225 die Auftei lung der Zehnt-
e inkünf t e der Benderer Kirche beurkunden, nach-
dem es deswegen zu einem Streit zwischen dem
Konvent von St. L u z i und dem Benderer Leutprie-
ster Burchard gekommen war. Minut iös wurde auf-
gelistet, dass dem Leutpriester je ein Zehntviertel
von Lein, Korn , Hirse, G e m ü s e , L ä m m e r n , Böck-
lein, Kä lbern und Fohlen z u s t ü n d e , wobei vor der
Auftei lung des K ä l b e r z e h n t e n sichergestellt werden
sollte, dass fü r die Lichter in der Kirche gesorgt sei.
Ferner sollten sich der Priester und der Konvent
die Zehnten aus dem Garten, den Flanf, das Obst,
den Honig und die R ü b e n häl f t ig teilen. Die Ferkel ,
Gänse und H ü h n e r k ä m e n dem Priester vol l s tändig
z u . 7 0 Von irgendwelchen Z e h n t e i n k ü n f t e n i n Geld
ist d e m g e g e n ü b e r nicht die Rede; w i r werden f ü r
diese Zeit also von ganz ü b e r w i e g e n d naturalwirt-
schaftlichen Waren- und Diens t l e i s tungskre i s l äu fen
in Bendern ausgehen d ü r f e n . Erst seit der Mitte des
14. Jahrhunderts liegt eine Fülle von Urkunden vor,
die einen s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n Umgang mit Münz-
geld wie auch die Orientierung an Konstanzer
W ä h r u n g und Gewicht bezeugen. 7 1 Sie spiegeln a l -
lerdings nur die unterste Stufe des Geldumlaufes
wider: G r ö s s e r e S i l b e r m ü n z e n bezog das Alpen-
rheintal eher aus Italien und Tirol ; G o l d m ü n z e n
f lössen aus den ganz grossen Wirtschaftszentren
Oberitaliens, Ungarns, Ös te r r e i chs und des Rhein-
landes herbei. Der M ü n z s c h a t z f u n d von Vaduz ist
ein s c h ö n e s Beispiel f ü r das Nebeneinander von
Kleingeld des Bodenseeraumes und g r ö s s e r e n No-
minalen weit entfernter M ü n z h e r r s c h a f t e n . 7 2
104
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
DIE F U N D M Ü N Z E N DES S P Ä T E N
M I T T E L A L T E R S
Noch i m 14. Jahrhundert b ü s s t e n die Bodensee-
brakteaten ihre Quasi-Monopolstellung als alltägli-
ches Zahlungsmittel i m Alpenrheintal wieder ein.
Im Zuge sich ausweitender H a n d e l s s t r ö m e floss
Kleingeld auch von weiter her zu; f ü r das s p ä t e r e
Mittelalter weist das Spektrum ein buntes Neben-
einander von M ü n z e n verschiedenster P r ä g e h e r r -
schaften auf. A u f der Karte 1 s ind die Herkunftsor-
te der mittelalterlichen F u n d m ü n z e n aus Bendern
eingetragen; zudem w i r d zwischen den F u n d m ü n -
zen des f r ü h e n und hohen Mittelalters und den
spä tmi t t e la l t e r l i chen S tücken unterschieden. A u f
einen Blick zeigt sich, wie die alte Orientierung
nach Oberitalien einerseits und nach Zür ich bezie-
hungsweise zum Bodensee andererseits weitaus
pluralistischeren und w e i t r ä u m i g e r e n Verhä l tn i s -
sen Platz macht. Im S ü d e n verschiebt sich das
Schwergewicht aus der Lombarde i i n den altt iroli-
schen Raum. Bei zwei der drei M ü n z e n aus der
Grafschaft Ti ro l (Nrn. 25-27) handelt es sich um
die weithin beliebten Kreuzer des Grafen Sigis-
mund «des M ü n z r e i c h e n » , Herzogs beziehungs-
weise Erzherzogs von Ö s t e r r e i c h . 7 3 H i n z u kommen
zwei Vierer der Grafschaft Görz (Nrn. 21, 22).
Im Westen bleibt Zür ich mit einem Pfennig (Nr.
38, um 1400) und zwei Halbpfennigen (Nrn. 39,
40; um 1424) der wichtigste Bezugspunkt. H i n z u
treten i m weiteren Verlaufe des 15. Jahrhunderts
Bern und Chur. Die beiden Berner Haller (Nr. 15,
etwa 1400-1540 und Nr. 16, etwa 1450-1540)
g e h ö r e n einem Münz typ an, der woh l bis ins 16.
Jahrhundert hinein i m Alpenrheinta l vorkommt . 7 4
In der zweiten Hälf te des 15. Jahrhunderts intensi-
vierte die b ischöf l iche M ü n z e zu Chur offenbar ihre
Prägetät igkei t ; entsprechend der Bedeutung Churs
f lössen daher Churer Pfennige i n das Alpenrhe in-
ta l . 7 5 Die Beziehungen Benderns nach Chur waren
65) Zusammenfassend Maurer, Konstanz 1, ab S. 147. - Grundsätz-
lich: Wielandt, Friedrich: Das Konstanzer Leinengewerbe. 2 Bde.
(1. Geschichte und Organisation, 2. Quellen). Konstanz, 1950. 1953
(Konstanzer Stadtrechtsquellen. Bde. 2 u. 3).
66) Dazu die Münzordnung Bischof Heinrichs 1. für die Münzstät ten
zu Konstanz, St. Gallen, Radolfzell, Überlingen, Ravensburg und
Lindau von 1240 in: Cahn. Konstanz; Urkunden-Anhang Nr. 1,
S. 385-386: dazu S. 95-96.
67) Das Benderer Stück ähnel t weitgehend dem Referenzexemplar
Klein/Ulmer, CC, Nr. 144. S. 103; allerdings stellt es eine Variante
dar, da sein Rand bloss viereckige und keine kreuzförmigen Perlen
aufweist.
68) Die Argumente hier für beziehen sich v. a. auf die Häufigkeit und
die Vergesellschaftung in Münzfunden: Schmutz, Daniel: Der Münz-
schatzfund von Fschikofen. In: Thurgauer Beiträge zur Geschichte
134 (1997), S. 131-216; hier S. 174. - So jetzt auch Klein/Ulmer. CC.
Nrn. 45-46, S. 60.
69) Elsener, Ferdinand: Jahrzeilstiftungen im Liechtensteinischen
Urkundenbuch im Spiegel der Rechts- und Kulturgeschichte. In:
Müller, Liechtenstein, S. 233-251; hier S. 237-238.
70) Bündner UB I, Nr. 646, S. 141-142. - Ausführl iches Regest in:
Helbok. Regesten. Nr. 360. S. 175-176.
71) 1332: St. Luzi kauft die Gebraitun und das Ried zu Bendern umb
nünzehen phunt phenninge und umb zehn Schillinge alles guoter
und genemer Costenzer münsse (LUB 1/1, Nr. 95, S. 193-194). -
1363: Bruder Rudolf von Bendern kauft einen Weingarten umb
drissig phunt phenning alles guoter und genger Costentzer münss
und zwei Wiesen umb zehen phunt phenning, alles guoter Costent-
zer münss (LUB 1/1, Nr. 117. S. 240-241 u. Nr. 118, S. 243). - 1368:
Die Hinterbliebenen Werner Meiers von Altstätten verkaufen dem
Bruder Konrad von Bendern einen Zins von vier Schilling jaerlichs
Pfennings geltz Costenczer muencz ... umb sechs und drysg Schilling
Pfenning als guoter Costenczer muencz (LUB 1/1, Nr. 124.
S. 249-250). - Nach 1371: Eine Kollekte des Bischofs von Chur
erbringt in Bendern i Ib Const (LUB l / l , Nr. 127, S. 256). - 1388:
St. Luzi verleiht das Breitgut zu Bendern gegen einen Jahreszins von
ain pfund pfenning Costentzer muencz, viertzg ayer und vier huenr
(LUB 1/1, Nr. 140. S. 304-305). - 1394: Ein Zins aus dem Gut
Mühlebach wechselt zwischen Feldkircher Bürgern; davon gehen an
die kilchen zu Bendern iaerklichs sechtzehen guoter phenning
gevvonlicher Costentzer m ü n s z (LUB 1/1, Nr. 150, S. 343-345).
72) Zäch, Benedikt: Der Vaduzer Münzschatzfund von 1957 als
Quelle zum Geldumlauf im 14. Jahrhundert. In: 1342 - Zeugen des
späten Mittelalters. Festschrift «650 Jahre Grafschaft Vaduz». Hrsg.
Hansjörg Frommelt. Vaduz, 1992. S. 114-139; hier insbes. die
Verbreitungskarte auf S. 118.
73) Vgl. Moser, Heinz; Rizzolli, Helmut; Tursky, Heinz-, Tiroler
Münzbuch. Die Geschichte des Geldes aus dem Prägestät ten des
alttirolischen Raumes. Innsbruck. 1984. ab S. 58.
74) Vgl. die beiden Stücke von der Kirchengrabung St. Martin in
Eschen (1977-1979): Zäch, Alpenrheintal; Fundregest Nr. 12. S. 235.
- Nr. 15 ist verschollen und lag mir nicht im Original vor.
75) Vgl . die Pfennige Bischof Ortliebs von Brandis von der Kirchen-
grabung St. Martin in Eschen (1977-1979): Zäch, Alpenrheintal;
Fundregest Nr. 12, S. 235 und von der Oberen Burg von Schellen-
berg (1960/61): Zäch ebd. Fundregest Nr. 21. S. 236 sowie den
Pfennig Bischof Paul Zieglers aus der Kapelle St. Mamertus in Trie-
sen (1967/68): Zäch ebd. Fundregest Nr. 25, S. 236. Dazu grundsä tz-
lich Zäch ebd. S. 230-231 mit A n m . 152.
105
besonders eng, seitdem die Pfarrkirche Sta. M a r i a
i m Jahre 1194 der dortigen P r ä m o n s t r a t e n s e r -
propstei St. L u z i ü b e r t r a g e n worden war, welcher
sie 1215 inkorporiert wurde . 7 6 Ausweis l ich zahlrei-
cher mittelalterlicher und f r ü h n e u z e i t l i c h e r Urkun-
den war St. Luz i auch als Grundherr i n und u m
Bendern stark p r ä s e n t . 7 7 In Bendern fanden sich je
ein Churer Pfennig Bischof Ortliebs von Brandis
und Bischof Heinrichs von Hewen (Nr. 18, 1 4 5 8 -
1491; Nr. 19, 1491-1503); h inzu kommt ein f r ü h e s
Stück, das Bischof Ortlieb oder einem Vorgänger
zugewiesen w i r d (Nr. 17, etwa 1450-1491) . 7 8
Mit je einer M ü n z e sind noch Luzern und Fre i -
burg i m Üech t l and vertreten. Luzerner Angster
und Haller des 15. Jahrhunderts, welche die Büste
eines Bischofs von vorn zeigen, scheinen im Alpen-
rheintal h ä u f i g e r umgelaufen zu se in . 7 9 W ä h r e n d
f ü r den in Bendern gefundenen Haller (Nr. 23, u m
1425) die Luzerner Herkunft durch die den Bischof
f lankierenden Buchstaben L - V gesichert ist, kommt
f ü r den beizeichenlosen Angster aus Schellenberg
eventuell auch eine Zuweisung nach Konstanz in
Frage . 8 0 Bis lang ohne Parallele i m Alpenrheintal
steht der Freiburger Pfennig (Nr. 20, etwa 1 4 3 5 -
1446) da. Indes dü r f t e es sich auch bei i h m um kei-
nen I r r l äu fe r handeln: Fre iburg war als Zentrum
der Textilproduktion i m 15. Jahrhundert eine der
reichsten und g röss t en S täd te der werdenden E i d -
genossenschaft; Freiburger M ü n z e n dieser Zeit
s ind noch erheblich weiter nordös t l i ch , n ä m l i c h i n
Kempten i m Allgäu, i n reicher Zahl nachgewie-
sen. 8 1 Vielleicht ebneten die weitverbreiteten Ber-
ner Pfennige den verwandten Freiburgern den Weg
in den Bodenseeraum.
Blickt m a n nach Norden, so fällt die Schwer-
punktverlagerung von den M ü n z s t ä t t e n des Boden-
seeraumes i n das n ö r d l i c h e r e Schwaben auf; ein-
zelne M ü n z e n kommen sogar von noch weiter her.
Bei der Masse der s ü d d e u t s c h e n M ü n z e n des Spät-
mittelalters i m Benderer Fundgut handelt es sich
um Heller. Die ersten Heller des 12. Jahrhunderts
waren Pfennige der R e i c h s m ü n z s t ä t t e S c h w ä b i s c h
Hal l . Sie zeigen einerseits ein Kreuz, andererseits
eine Hand, weshalb auch von den « H a n d h e l l e r n »
die Rede ist. Da die Heller leichter und geringhalti-
ger waren als die meisten Pfennige, e r g ä n z t e n sie
den Kleingeldumlauf; die Le i s tungsfäh igke i t der
M ü n z s t ä t t e i n S c h w ä b i s c h Ha l l tat ihr üb r ige s , den
Heller zur L e i t m ü n z e i m Inneren Schwabens und
d a r ü b e r hinaus zu machen . 8 2
Im Bodenseeraum wurde der Fleller allerdings
erst i m Verlaufe des 14. Jahrhunderts popu lä re r ,
als der Konstanzer Pfennig seine Quasi-Monopol-
stellung verlor; es scheint, als habe das Alpen-
rheintal den süd l i chs t en A u s l ä u f e r seines Umlaufs-
gebietes gebildet. So kommen i m Benderer Fund-
gut lediglich zwei S c h w ä b i s c h Hal ler Heller des
s p ä t e n Radkreuz-Typs vor (Nrn. 31, 32). Dieser Typ
w i r d ü b l i c h e r w e i s e zwischen etwa 1300 und 1356
datiert. Einige Neufunde vom Südrancl seines Ver-
breitungsgebietes lassen es als angezeigt erschei-
nen, i h m eine Laufzeit bis ins 15. Jahrhundert h i -
nein zuzubi l l igen . 8 3
Mit zwei Hellern ist das Hochstift Augsburg ver-
treten (Nrn. 12, 13; 1348-1404). Wie die etwas ver-
wilderten s p ä t e n Heller aus S c h w ä b i s c h Ha l l wei -
sen auch die anderen s ü d d e u t s c h e n Heller keiner-
lei Umschr i f t mehr auf; die Zuweisung muss aus
den Beizeichen erschlossen werden, die zumeist
auf oder neben der Hand stehen. Die fraglichen
beiden Heller zeigen den Buchstaben D auf der
H a n d f l ä c h e ; er w i r d als Hinweis auf Düringen, die
Münzs t ä t t e der Bischöfe von Augsburg, gedeutet. 8 4
Bei einem dritten Heller ist dieses D nicht ganz si-
cher zu erkennen (Nr. 14). Hier mag m a n vielleicht
ein 0 lesen; i n diesem Fa l l k ä m e n auch die Grafen
von Öt t ingen als P r ä g e h e r r e n i n Betracht . 8 5 E i n
weiterer Heller, dessen Zuweisung nicht ganz si-
cher steht, besitzt als Beizeichen links neben der
H a n d f l ä c h e ein W mit v e r l ä n g e r t e m Mittelbalken
(Nr. 35); m a n tendiert dazu, den Grafen Eberhard
von Wertheim als M ü n z h e r r n anzusprechen (etwa
1363-1400) . 8 6
A n sicher best immbaren Hel lern des 15. Jahr-
hunderts liegen zwei Stücke der P r ä g e p e r i o d e z w i -
schen 1404 und 1423 vor, n ä m l i c h ein w ü r t t e m b e r -
gischer Heller (Nr. 36), kenntl ich a m charakteristi-
schen Jagdhorn, sowie das Fragment eines Ulmer
Hellers (Nr. 34), auf welchem immerh in die unver-
kennbare, da gerauhte obere Hälf te des geteilten
106
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Ulmer Stadtschildes zu sehen ist. Ebenfalls der
Stadtschild v e r r ä t den N ü r n b e r g e r Heller (Nr. 24,
1470-1473).
Problematisch ist d e m g e g e n ü b e r die Zuweisung
eines kleinen Hellers, der einerseits einen Adler,
andererseits ein Hellerkreuz zeigt (Nr. 28). Diese
wenig signifikanten Merkmale f inden sich auf Hel -
lern des s p ä t e n 14. Jahrhunderts aus der Reichs-
m ü n z s t ä t t e Frankfur t am M a i n . Indes kommen
Stücke wie dieser Benderer Fundheller in f r ä n k i -
schen M ü n z h o r t e n des 15. Jahrhunderts vor. Daher
w i r d jetzt die Zuweisung nach Neumarkt in der
Oberpfalz bevorzugt; sollte das zutreffen, Hessen
sich diese Heller in eine kurze P r ä g e p e r i o d e z w i -
schen etwa 1458 und 1460 dat ieren. 8 7
Schliesslich w ä r e n noch je ein Pfennig des 15.
Jahrhunderts der Stadt Ravensburg (Nr. 29, 1423-
1503), der Bischöfe von Speyer (Nr. 33, 1 4 5 9 -
1463), der Grafen von W ü r t t e m b e r g (Nr. 37) sowie
ein Hohlringheller der K u r f ü r s t e n von Sachsen
(Nr. 1451-1456) zu nennen. Be i den ersten drei
M ü n z e n handelt es sich wohl u m typische Vertreter
des seinerzeitigen Geldumlaufes im Alpenrheintal :
Vergleichbare Stücke sind auch durch den Hort-
fund i m Schelienberger Wald vielfach ü b e r l i e f e r t ; 8 8
ein Ravensburger Pfennig liegt ferner noch von der
Unteren Burg von Schellenberg vor . 8 9 Bis lang etwas
isoliert steht der in Wittenberg g e p r ä g t e Heller
Kur fü r s t Friedrichs II. mit dem Schwerterwappen
da . 9 0 Werten w i r ihn als Beleg f ü r die von Bene-
dikt Zäch konstatierte « K l e i n g e l d w a n d e r u n g » des
15. Jahrhunderts: In den meisten schweizerischen
M ü n z o r t e n kam die Kleingeldproduktion in den
1420er und dann wieder in den 1470er Jahren
76) Vgl. oben Anm. 23, 38.
77) Vgl. Büchel, Bendern, Regesten ab S. 120.
78) Nr. 19 ist verschollen und lag mir nicht im Original vor.
79) Vgl. die beiden Stücke aus dem Schelienberger Wald (1930/31):
Zäch. Alpenrheintal: Fundregest Nr. 6, S. 234 und den Angster von
der Kirchengrabung St. Luzius und Florin in Walenstadt SG (1973):
Zäch. Alpenrheintal: Fundregest Nr. 29. S. 237.
80) Abgebildet in: Zäch, Alpenrheintal, S. 231. Zur Datierung der
Luzerner Angster und Haller grundsätzl ich ders., Luzern (wie
Literaturverzeichnis). Zum Problem der Zuweisung von Angstern
und Hallern des f rühen 15. Jh.s mit Bischofsbüste; Derschka.
Konstanz. S. 877-879.
81) Insgesamt 10 Stücke aus Zwischenböden (Ankergässele 2:
Pfennig 1435-1446; Mühlberg 8: Halbpfennig 1476-1650; Reichs-
strasse 8: zwei Pfennige, fünf Halbpfennige 1435-1446, ein Halb-
pfennig 1476-1650). Die mittelalterlichen und frühneuzei t l ichen
Fundmünzen sowie verwandte Objekte aus Kempten im Allgäu sind
bestimmt und ausgewertet: eine Gesamtpublikation durch den
Verfasser ist in Vorbereitung. - Zur Bedeutung Freiburgs vgl. Mo-
rard. Nicolas: Line kurze Blütezeit. Die Freiburger Wirtschaft im 14.
und 15. Jahrhundert. In: Geschichte des Kantons Freiburg. Bd. 1.
Freiburg i . Üe.. 1981, S. 227-274; hier ab S. 249.
82) Dazu grundsätzl ich: Wielandt. Friedrich: Der Heller am Ober-
rhein. In: Hamburger Beiträge zur Numismatik 5 (1951), S. 32-61. -
Nau, Heller. S. 71-75.
83) Von den zehn sicher der Reichsmünzstät te Schwäbisch Hall
zuweisbaren Hellern aus Konstanz kommen allein fünf aus dem
Bodenmaterial der Stephanskirche, deren Baubeginn f rühes tens ins
Jahr 1408 fällt. Fin weiterer Heller von der Marktstät te fand sich in
einem Befund, der jünger als ein auf 1392/93 dendrodatierter
Befund sein muss (Derschka. Konstanz. S. 876). - Das reiche Fund-
material aus Kempten überliefert zwölf Heller vom Radkreuz-Typ.
Wollte man deren Umlaufzeit auf die erste Hälfte des 14. Jh.s
beschränken , lägen übe rhaup t keine Münzen aus der zweiten
Jah rhunde r thä l f t e vor. Da die Masse der Kemptener Fundmünzen in
Zwischenböden überliefert ist, in denen sich das Fundgut augen-
scheinlich erst seit dem 15. Jh. kontinuierlich ansammelte, ist ein
Verlust der Heller seit dem späteren 14. Jh., wenn nicht gar noch
später, wahrscheinlich (Kempten wie Anm. 81). Die Frage der
Hellerchronologie kann noch nicht als abschliessend beantwortet
gelten.
84) Steinhilber, Dirk: Geld- und Münzgeschichte Augsburgs im
Mittelalter. In: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 5/6
(1954/55). S. 5-143: hier S. 45.
85) Nau, Heller, Nr. 11. S. 73. - Eher für Österreich, Münzstät te
Rottenburg, optiert Schahl, Hellerfunde, S. 235.
86) Nau, Heller, Nr. 17, S. 73. - Gebhart, Hans: Die Münzen und
Medaillen der Stadt Donauwör th . Halle, 1924, S. 32.
87) Zäch, Benedikt in: Das Haus «Zur Stube» in Rheinau (Christian
Bader) mit Beiträgen zur Geschichte (Ursula Fortuna) und zu den
Münzen (Benedikt Zäch). In: Archäologie im Kanton Zürich 1995-
1996. Zürich. 1998. S. 201-224; hier S. 214.
88) Schmutz. Schellenberg, ab S. 73. Nrn. 60-95, 110-114, 195-201
(überholt Kittelberger, Karl : Der Schelienberger Münzfund. In: JBL
31 (1931). S. 113-145; hier Nr. 23, S. 133; Nr. 37, S. 135; Nr. 20.
S. 133). - Zäch. Alpenrheintal, ab S. 226; Fundregest Nr. 6, S. 234.
89) Grabung 1978-1980. Zäch. Alpenrheintal; Fundregest Nr. 22,
S. 236.
90) Im Schelienberger Hort ist ein Altenburger Pfennig enthalten,
vgl. A n m . 88. - Ein Wittenberger Heller Friedrichs II. liegt aus der
Kirchengrabung von St. Verena in Risch ZG vor: Doswald. Stephen;
della Casa. Philippe: Inventar der F u n d m ü n z e n der Schweiz. Bd. 2:
Kanton Zug. Lausanne, 1994, S. 78; SFI 1707-1.1: 23.
107
zum Erliegen, weshalb der Kleingeldbedarf durch
fremde, teilweise weiter entfernt g e p r ä g t e M ü n z e n
gedeckt werden musste. 9 1
Meissen-Sachsen hatte sich i m f r ü h e n 15. Jahr-
hundert unter Markgraf Fr iedr ich IV. (seit 1423
K u r f ü r s t Fr iedr ich I.) entscheidend konsolidiert; al-
lerdings zeitigte die enorme m e i s s n i s c h - s ä c h s i s c h e
G r o s c h e n p r ä g u n g , die a n d e r w ä r t s den Umlauf von
mittleren und g r ö s s e r e n S i l b e r m ü n z e n entschei-
dend speiste, i m Alpenrheintal - soweit ersichtlich
- ü b e r h a u p t keinen Niederschlag. A u c h aus K o n -
stanz sind bislang keine mittelalterlichen M ü n z e n
aus Sachsen bekannt; 9 2 ferner kennt man keine
Meissner Groschen mit Gegenstempeln aus dem
Bodenseeraum. 9 3 Unter den Kemptener Zwischen-
bodenfunden hat es immerhin einen halben Schwert-
groschen und einen Dreier der K u r f ü r s t e n von
Sachsen. 9 4
DIE F R Ü H N E U Z E I T L I C H E N F U N D M Ü N Z E N
Vergleicht man die Herkunftsorte der f rühneuze i t l i -
chen M ü n z e n aus dem Benderer Fundgut (Karten 2
bis 4) mit den mittelalterlichen Verhä l tn i s sen , so
zeigen sich weitaus mehr Gemeinsamkeiten als U n -
terschiede. Es ü b e r w i e g e n M ü n z h e r r s c h a f t e n aus
dem s ü d d e u t s c h - s c h w e i z e r i s c h e n Raum; nach wie
vor spielt Italien eine nicht zu v e r n a c h l ä s s i g e n d e
Rolle. D a r ü b e r hinaus tritt jetzt auch Mitteldeutsch-
land deutlicher hervor; als echte Neuerung erweist
sich die massive Versorgung des M ü n z u m l a u f e s mit
Geld aus dem Osten, n ä m l i c h dem baye r i s ch -ös t e r -
reichischen Raum, w ä h r e n d das zentrale Schwa-
ben seine Bedeutung praktisch vol l s tändig ein-
büss t . E i n Blick auf die Details offenbart weitere
Schwerpunktverlagerungen. 9 5
Im 16. Jahrhundert zeichnet sich als wichtigster
E r g ä n z u n g s r a u m f ü r den M ü n z u m l a u f der weitere
Bodenseeraum ab. Von den insgesamt 31 M ü n z e n
dieses Zeitraumes wurden neun i n M ü n z s t ä t t e n der
unmittelbaren Uferlandschaften gepräg t : Die Reihe
e rö f fne t ein Pfennig der äb t i s ch reichenauischen
M ü n z s t ä t t e Radolfzel l (Nr. 115). Dort liess Abt Mar -
t in von Weissenburg in den Jahren 1500/1501
durch einen u n s e r i ö s e n M ü n z m e i s t e r untergewich-
tige M ü n z e n wie das vorliegende Stück p r ä g e n ,
dessen Ähnl ichke i t mit den ze i tgenöss i s chen Kon-
stanzer Pfennigen durchaus beabsichtigt war . 9 6 Die
Stadt Konstanz ist mit sechs M ü n z e n vertreten; da-
mit stellt diese M ü n z s t ä t t e den g r ö s s t e n Ante i l an
den M ü n z e n des 16. Jahrhunderts. Be i diesen han-
delt es sich sämt l i ch um Zweip fenn igs tücke , die
zwischen 1535 und 1574 g e p r ä g t wurden (Nrn.
82-87). Diese Zwaygerli treten auch a n d e r w ä r t s
häu f ig auf; dies und der Umstand, dass alle sechs
Benderer Stücke offenbar mit verschiedenen Stem-
peln geschlagen wurden, beweisen ihre Massen-
haftigkeit und damit ihre Bedeutung f ü r den dama-
ligen Kleingeldverkehr . 9 7 Dagegen liegt nur ein Hel-
ler der Stadt St. Gallen vor (Nr. 125), obschon sich
St. Gallen anschickte, Konstanz als wirtschaftliches
Zentrum des Bodenseeraumes abzu lösen ; es
scheint, als w ä r e n die St. Galler M ü n z e n des 16.
108
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Jahrhunderts vorwiegend zur Deckung des dorti-
gen lokalen Kleingeldbedarfes g e p r ä g t worden . 9 8
Ferner fand sich noch ein Heller aus Schaffhau-
sen (Nr. 126, letztes Drittel des 16. Jahrhunderts).
Solche Heller kommen i m Nahbereich der Stadt
Schaffhausen h ä u f i g e r vor, gelangten aber nicht
mehr se lbs tve r s t änd l i ch in die peripheren Land-
schaften des Bodenseeraumes. 9 9 Dem weiteren
Umland des Bodensees lassen sich die fünf Fund-
m ü n z e n aus den Al lgäus t äd ten Isny und Kempten
zuzäh len . Mit dem Isnyer Batzen (Nr. 77, 1508) und
dem Kemptener Groschen (Nr. 81, 1554) liegen
vergleichsweise grosse Nominale vor; daneben ist
Kempten noch mit drei h ä u f i g e r e n Pfennigen (Nrn.
78-80, etwa 1510-1600) vertreten.
D e m g e g e n ü b e r b e s c h r ä n k t sich der Ante i l Chur-
rä t i ens als süd l i che r Nachbarregion des A lpen -
rheintales an den Benderer F u n d m ü n z e n des 16.
Jahrhunderts auf einen einzigen Pfennig Bischof
Peters II. Rascher von Chur (Nr. 51, 1581-1601).
Dieser Umstand erstaunt doch ein wenig; schliess-
lich kommen Pfennige Peters IL anderenorts häu f i -
ger vor . 1 0 0
Nach der Lücke i m s p ä t e n Mittelalter liegen jetzt
auch wieder italienische M ü n z e n vor, n ä m l i c h zwei
m a i l ä n d i s c h e Tril l ine (Nr. 141, 1515-1522; Nr. 142,
1556-1598) sowie ein päps t l i che r Bianco aus Bolo-
gna (Nr. 139, 1534-1549). Dabei ü b e r t r i f f t insbe-
sondere der ü b e r 5 G r a m m schwere Bianco die auf
den Benderer Grabungen h a u p t s ä c h l i c h geborge-
nen Pfennignominale i m Wert u m ein Vielfaches -
91) Zäch, Benedikt: Fremde Münzen im Geldumlauf der mittelalterli-
chen Schweiz (11.-15. Jh.): Beobachtungen. Fragen, Perspektiven.
In: Travaini, Moneta locale, S. 401-442; hier insbes. S. 428.
92) Derschka, Konstanz, Katalog ab S. 908.
93) Krusy, Hans: Gegenstempel auf Münzen des Spätmittelal ters.
Frankfurt a. M . , 1974, verzeichnet für die Städte des Bodenseerau-
mes wie für den Riedlinger Münzhund nahezu ausschliesslich
gegengestempelte Prager Groschen; ausnahmsweise kommen auch
Mailänder Münzen mit Gegenstempeln vor.
94) Kempten wie Anm. 81.
95) Dieser Gliederung des Materiales eignet freilich eine gewisse
Willkür. Aus der Perspektive der politischen Geschichte läge eine
Zweiteilung der Frühen Neuzeit in ein Zeitalter der Konfessionalisie-
rung und ein Zeitalter des Absolutismus, welche durch den Westfäli-
schen Frieden von 1648 getrennt sind, näher ; vgl. die Diskussion der
Per iodis ierungsansätze bei Schmidt, Heinrich Richard: Konfessiona-
lisierung im 16. Jahrhundert. München. 1992. (Enzyklopädie
deutscher Geschichte. Bd. 12). ab S. 116. - Aus der hier insbesonde-
re interessierenden Perspektive der Wirtschaftsgeschichte böte sich
eine dreigeteilte Periodisierung nach dem «langen 16. J ah rhunde r t» ,
also der Aufschwungperiode vom Spätmittelal ter bis etwa 1620,
anschliessend der Stagnations- bzw. Rez.essionspha.se zwischen etwa
1620 und 1720 und schliesslich dem Wiederaufstieg, der in die
Industrielle Revolution münde te , an; vgl. Hinrichs. Ernst: Einführung
in die Geschichte der Frühen Neuzeit. München, 1980, ab S. 123. -
Ferner liesse sich die regionalhistorische Perspektive s tärker be-
leuchten, konkret die frühneuzei t l iche Herrschaftsgeschichte im
Alpenrheintal; vgl. dazu aber unten A n m . 141 und die damit zusam-
menhängenden Überlegungen. - Für die hier gewählte Einteilung
nach Jahrhunderten lässt sich allenfalls geltend machen, dass
insbesondere die zahlreichen Zürcher und Churer Kleinmünzen
typologisch noch nicht so weit aufgearbeitet sind, dass eine Feinda-
tierung möglich wäre , die über die Zuweisung zu den Jahrhunderten
hinausginge. Zur Frühen Neuzeit werden hier auch einige Augsbur-
ger und österreichische Münzen vom Beginn des 19. Jh.s gerechnet,
mit denen Emissionen des 18. Jh.s auslaufen.
96) Wielandt, Schaffhausen, S. 30-31. - Vgl. Cahn, Konstanz.
S. 310-311. - Roller. Reichenau. S. 554-555.
97) Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass neuerdings
respektable Argumente für eine Neudatierung dieser Zweier ins
17. Jahrhundert vorgebracht werden: Auktion Leu 73: Münzen und
Medaillen. Schweiz. Deutschland. Sammlung Konstanz, Renais-
sancemedaillen - Bergbauprägungen . Zürich 1998, Nr. 1017,
S. 215-2 16.
98) Demgegenüber fehlen in Bendern St. Galler Kleinmünzen des
17. und 18. Jh.s, die sich sonst allenthalben finden.
99) Die Konstanzer Innenstadtgrabungen erbrachten 34 Schaffhau-
ser Heller; hinzu kommt eine private Fundbergung; Derschka.
Konstanz. Nrn. 207-219, 402-423; Anm. 232, Nr. 4, S. 887. -
Ferner liegt aus Konstanz noch ein Schaffhauser Pfennig als Neu-
fund von der Wessenbergstrasse 12 vor; ders.: Die Häuser zum
Helm/Kollöffel und zum Weissen Widder (Wessenbergstrasse 12) in
Konstanz - Bemerkungen zu ihrer bauhistorischen und archäologi-
schen Erforschung sowie zu den F u n d m ü n z e n aus den Fehlböden.
In: Fundberichte aus Baden-Wür t temberg 23 (1999), S. 1006-1049;
hier Nr. 51. S. 1046. - In Kempten fanden sich demgegenüber nur
ein Schaffhauser Pfennig des 16. Jh.s und ein Groschen von 1597
(Kempten wie A n m . 81). Das massenhafte Vorkommen in Konstanz
und die eher spärl iche Ausbeute in Kempten und dem Alpenrheintal
(die Fundregesten in: Zäch, Alpenrheintal. ab S. 233, verzeichnen
nur diesen einen Heller aus Bendern) deuten auf ein enges Umlauf-
gebiet des Schaffhauser Geldes. - Schmutz, Daniel: Die Verbreitung
des Schaffhauser Pfennigs 1200-1330. In: Schaffhauser Beiträge zur
Geschichte 73 (1996). S. 27-46; hier S. 45. konstatiert bereits für
das Mittelalter die lokale Beschränkthei t des Umlaufs Schaffhauser
Münzen.
100) Kempten wie Anm. 81: 15 Ex.: nämlich Reichsstrasse 8: 13 Ex..
Mühlberg 8: 2 Ex. - Immenstaad: 1 Ex.; Klein, Ulrich: Die Fundmün-
zen aus der Pfarrkirche St. Jodokus in Immenstaad. In: Immenstaa-
der Heimatblät ter 13 (1990). S. 129-147; hier Nr. 31, S. 136.
109
Karte 2: Fundmünzen aus
Bendern, Herkunftsorte
der Fundmünzen des
16. Jahrhunderts
(Ein grösserer Punkt
kennzeichnet eine Münz-
stätte, von der mindestens
zwei Münzen vorliegen)
1 München
(oder Landshut)
2 Chur
3 Leeuwarden
(oder Reiderschans)
4 Isny
5 Kempten
6 Konstanz
7 Luzern
8 Simmern
9 Radolfzell
10 Rottweil
11 St. Gallen
12 Schaffhausen
13 Frankfurt a. M.
(für Stolberg)
14 Zürich
15 Bologna
16 Mailand
"W Bendern
110
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
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1*1 Iii IL l lv l -L J v /11C1.1 L
Münzstätte in m a eu
Augsburg, St. Augsburg 1 1
Baden-Durlach Durlach 1 1
Basel, Hst. Pruntrut 1 1
Bayern München 1 3 4
Chur, Hst. Chur 1 4 2 7
Chur, St. Chur 4 4 3 1 12
Frankfurt a. M. Frankfurt 1 1
Friesland Leeuwarden? 1 1
Haldenstein Haldenstein 2 1 3
Hanau-Münzenberg Hanau 1 1
Hessen-Darmstadt Darmstadt 1 1
Isny Isny 1 1
Kempten, St. Kempten 3 1 4
Konstanz, St. Konstanz 6 1 7
Lindau Lindau 3 3
Luzern Luzern 2 1 1 4
Montfort Langenargen 1 1 1 3
Österr., Ehztm. Wien 1 2 3
Schmöllnitz 1 1
Österr.-Görz Hall L n i.
Österr.-Tirol Hall 2 2
Octf»T*T* - \ /n r lanr lp rifinyliiirö'
VJUUUÜu IJ U1 ti
1 1
Kurpfalz Heidelberg 1 1 2
Mannheim 1 1
Pfalz-Simmern Simmern 1 1
Ravensburg Ravensburg 1 1
Reichenau, Abtei Radolfzell 1 1
Reichenau, Frh. Reichenau 1 1
Rottweil Rottweil 5 5
Sachsen-Hildburghausen Hildburghausen 3 3
St. Gallen St. Gallen 1 1
Schaffhausen Schaffhausen 1 1
Solothurn Solothurn 1 1
Stolberg Frankfurt a. M . 1 1
Zürich Zürich 2 1 7 10
Kirchenstaat Bologna 1 1
Ravenna 1 1
Mailand Mailand 1 1 2
Venedig Venedig 1 1
Gesamtmenge 14 16 19 11 14 15 9 98
Tabelle 2: Die frühneuzeit-
lichen Fundmünzen vom
Benderer Kirchhügel,
gegliedert nach Prägehalb-
jahrhunderten und Münz-
herrschaften/Münzstätten
111
sein Wert entsprach 12 Kreuzer - ; 1 0 ] er ist dem-
nach wohl weniger i m Kontext des a l l tägl ichen
Kleinverkehrs zu sehen, sondern öf fne t ein Fenster
zu den mittleren und g r ö s s e r e n Nominalen, die den
Handelsverkehr ü b e r weitere Entfernungen, wie
eben ü b e r die Päs se nach Italien, begleiteten.
Die i m Westen anschliessenden Gebiete der E i d -
genossenschaft hinterliessen mit je zwei Hal le rn
aus Luzern (Nrn. 92, 93; 1550-1580) und Zür ich
(Nrn. 129, 130; etwa 1550-1600) nur eine schwa-
che Spur i m Fundgut. Sie w i r d von den fünf Hellern
aus Rottweil ü b e r t r o f f e n (Nrn. 117-121, etwa
1506-1600). Rottweil ist zugleich die einzige Münz-
herrschaft Innerschwabens i m Benderer Fund-
spektrum des 16. Jahrhunderts. A u c h anderenorts
kommen Rottweiler Heller h ä u f i g vor: Sie zeigen
den Reichsadler, ein gleichermassen angesehenes
wie beliebiges Münzbi ld ; es bewirkte, dass die
Rottweiler Heller nicht mehr als lokal gebundene
M ü n z e wahrgenommen wurden, sondern weit ü b e r
den Rottweiler Wir tschaf tsraum hinaus auf Akzep-
tanz st iessen. 1 0 2 1519 trat Rottweil ü b r i g e n s als zu-
gewandter Ort der Eidgenossenschaft bei; dieses
B ü n d n i s blieb bis ins 17. Jahrhundert w i r k s a m . 1 0 3
Karte 3: Fundmünzen aus
Bendern, Herkunftsorte
der Fundmünzen des
17. Jahrhunderts
(Ein grösserer Punkt kenn-
zeichnet eine Münzstätte,
von der mindestens zwei
Münzen vorliegen)
1 München
2 Chur
3 Haldenstein
4 Hanau
5 Lindau
6 Luzern
7 Langenargen
8 Wien
9 Hall
10 Ravensburg
11 Solothurn
12 Zürich
13 Venedig
~k Bendern
112
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Das Benderer Grabungstagebuch verzeichnet einen
kleinen Hohlpfennig mit Adler, der i m Original
nicht mehr vorliegt (Nr. 353); vielleicht handelte es
sich dabei u m so einen Rottweiler Hel le r . 1 0 4
Mit einem Halbbatzen Herzog Albrechts IV. von
Bayern (Nr. 47, 1506) und einem Pfennig Pfalzgraf
Johanns II. von S immern (Nr. 113, 1509-1557)
101) Hess, Wolfgang: Münzfunde aus Hessen als Spiegel des Geld-
umlaufs. Ein Arbeitsbericht. In: Jahrbuch für Hessische Landesge-
schichte 25 (1975), S. 148-222 u. Taf., hier S. 180.
102) Klüssendorf, Niklot: «Gelt, so in Klingelsack gefalt» - Das
evangelische Kirchenopfer der Frühneuze i t im Lichte des Opfer-
stockes von Rohr (Thüringen). Weimar, 1993. (Mitteldeutsche
Forschungen. Bd. 110). S. 47 u. A n m . 88, macht darauf aufmerk-
sam, dass Rottweiler Pfennige in Mitteldeutschland ihres Adlermoti-
ves wegen für brandenburgische Münzen gehalten werden konnten.
103) Vater, Wolfgang: Die Beziehungen Rottweils zur Schweizeri-
schen Eidgenossenschaft im 16. Jahrhundert. In: 450 Jahre Ewiger
Bund. Festschrift zum 450. Jahrestag des Abschlusses des Ewigen
Bundes zwischen den XIII Orten der Schweizerischen Eidgenossen-
schaft und dem zugewandten Ort Rottweil. Rottweil, 1969, S. 26-63.
104) Grabungstagebuch unter dem 7. November 1973 (S. 88/73 b);
eine mit weichem Bleistift durchgerubbelte Zeichnung ist beigege-
ben.
Karte 4: Fundmünzen aus
Bendern, Herkunftsorte
der Fundmünzen des
18. Jahrhunderts
(Ein grösserer Punkt kenn-
zeichnet eine Münzstätte,
von der mindestens zwei
Münzen vorliegen)
1 Augsburg
2 Durlach
3 Pruntrut
4 Chur
5 Frankfurt a. M.
6 Haldenstein
7 Darmstadt
8 Konstanz
9 Langenargen
10 Wien
11 Schmöllnitz
12 Hall
13 Günzburg
14 Heidelberg
15 Mannheim
16 Reichenau
17 Hildburghausen
18 Zürich
19 Ravenna
~k Bendern
113
sind M ü n z e n zweier bedeutenderer Territorialher-
ren des Reiches i m Fundmater ia l vertreten. Mit
Herren dieses Ranges konnte sich Graf Ludwig IL
von Stolberg frei l ich nicht messen. F ü r die Geldge-
schichte des 16. Jahrhunderts war sein Wi rken i n -
des nicht ohne Belang. Dabei stehen seine eigentli-
chen landesherrl ichen M ü n z s t ä t t e n Königste in ,
(Ober-) Ursel und Wertheim noch hinter den
R e i c h s k a m m e r m ü n z s t ä t t e n Augsburg, Nörd l ingen
und Frankfur t am M a i n zurück , die seine Vorfah-
ren i m 15. Jahrhundert von König Sigismund als
Pfand erhalten hatten. Der vorliegende Pfennig (Nr.
128) weist kein M e r k m a l auf, das darauf schliessen
liesse, in welcher Münzs t ä t t e er g e p r ä g t wurde.
Dieser Umstand läss t allerdings an Frankfur t als
P r ä g e o r t denken: Als Graf Ludwig i n den Jahren
1565 und 1566 daran ging, sein M ü n z r e c h t in
Frankfur t wiederzubeleben, b e f ü r c h t e t e der dorti-
ge Rat z u n ä c h s t Nachteile f ü r seine re i chss t äd t i -
sche Münze . Im daraufhin ausgehandelten K o m -
promiss verpflichtete sich der Graf, auf seinen
Frankfurter M ü n z e n keinen Hinweis auf ihren Prä-
geort anzubringen, etwa i n Gestalt des charakteri-
stischen Frankfur ter Adlers oder des Buchstabens
F. Sollte dies alles zutreffen, w ä r e der Pfennig zu-
gleich auf die Zeit von etwa 1566 bis 1574 da-
t ier t . 1 0 5
E i n exzeptionell wertvolles Stück stellte der fr ie-
sische Dukat von 1592 dar (Nr. 71). E r belegt die
Bedeutung des Alpenrheintales i m Vorfeld der
B ü n d n e r p ä s s e fü r den Fernhandel . Aber mehr
noch: Es ist kein Zufal l , dass unter al l den denkba-
ren F e r n h a n d e l s m ü n z e n aus Gold ausgerechnet
ein n i e d e r l ä n d i s c h e s Stück und nicht etwa ein rhei-
nischer Gulden, ein ungarischer Dukat, ein engli-
scher Sovereign, ein f r a n z ö s i s c h e r Ecu d'or oder
dergleichen vorliegt. Denn Bendern lag an der so-
genannten « S p a n i s c h e n S t rasse» , von deren ver-
schiedenen Routen eine von Genua ü b e r Mai land ,
die B ü n d n e r p ä s s e und das Alpenrheintal nach Nor-
den i n die Niederlande f ü h r t e . 1 0 6 Diese Spanische
Strasse verband die beiden w e s t e u r o p ä i s c h e n Be-
standteile der spanischen Monarchie , n ä m l i c h das
Mutterland Spanien und die spanischen Niederlan-
de, nachdem die Gegner der spanischen Flabsbur-
ger den Seeweg durch den Ä r m e l k a n a l abgeriegelt
hatten.
Im 17. Jahrhundert ä n d e r t e n sich die Wege, auf
denen der Kleingeldumlauf in Bendern und Umge-
bung gespeist wurde, offenbar erheblich. Der Bo-
denseeraum b ü s s t e seine beherrschende Stellung
bis auf bescheidenste Reste ein: Ledigl ich aus der
zweiten J a h r h u n d e r t h ä l f t e liegen drei Lindauer
Pfennige (Nr. 89, 1682; Nr. 90, 1692; Nr. 91, o. J.),
ein gräf l ich montfortischer Pfennig aus Langenar-
gen (Nr. 96, 1676) sowie ein Ravensburger Pfennig
(Nr. 114, 1696) vor, die als winzige Kupfernomina-
le zugleich die unterste Stufe des M ü n z g e l d e s re-
p r ä s e n t i e r e n . Das Innere Schwabens nörd l i ch des
Sees fällt i m 17. Jahrhundert ganz aus.
A n die Stelle der M ü n z s t ä t t e n des Bodenseerau-
mes treten die b ü n d n e r i s c h e n M ü n z s t ä t t e n , die 15
von insgesamt 38 Münzen stellen: Die nun am s tärks-
ten vertretene M ü n z h e r r s c h a f t ist die Stadt Chur
mit zwei Bluzgern (Nr. 61, 1638; Nr. 62, 1660) und
sieben Pfennigen (Nrn. 58-60 , um 1630; N rn . 6 3 -
65, Ende 17. Jh. ; Nr. 66, unbestimmt); zeitlich vor-
aus gehen vier Pfennige des Churer Bischofs Jo-
hann V. Flugi von Aspermont (Nrn. 52-55, 1601-
1627) sowie zwei Haldensteiner M ü n z e n des Fre i -
herrn Thomas I. von Schauenstein, n ä m l i c h ein
Pfennig (Nr. 73, 1609-1628) und ein unklares No-
minal , vielleicht ein Bluzger (Nr. 72, 1622/23).
E i n venezianischer Soldo (Nr. 143, 1631-1646)
des Dogen Francesco Er izzo ist die einzige zeit-
genöss i s che M ü n z e aus den Gegenden südl ich der
Alpen . Es hat somit ganz den Anschein , als w ü r d e
die Krise des 17. Jahrhunderts auch i m Alpen -
rheintal zu einer Regionalisierung des M ü n z u m l a u -
fes g e f ü h r t haben. Die Bedeutung des Alpenrhe in-
tales als Verkehrsweg blieb allerdings ungebro-
chen; indes mochte sie nun eher mi l i t ä r i sche r denn
wirtschaft l icher Natur gewesen s e in . 1 0 7 Be im fragli-
chen Soldo handelt es sich zwar u m kein besonders
wertvolles Grossnominal , aber er steht i m Wert
doch auf einer mittleren Stufe ü b e r den ü b r i g e n
M ü n z e n .
Den bei wei tem z w e i t s t ä r k s t e n Ante i l an den
F u n d m ü n z e n des 17. Jahrhunderts stellt die Stadt
Zür ich mit sieben Angstern (Nrn. 131-137); weitere
114
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
i m Benderer Fundgut vertretene e idgenöss i s che
M ü n z s t ä t t e n sind Solothurn (Nr. 127, 1623) und
wiederum Luzern (Nr. 94, 1597-1625; Nr. 95,
1673-1688).
Wendet m a n den Bl ick nach Norden, so ist der
mitteldeutsche Raum nur durch einen Pfennig des
Grafen Phil ipp Ludwig II. von H a n a u - M ü n z e n b e r g
vertreten (Nr. 75, 1596-1612). D a f ü r fällt der bay-
erische Antei l mit einem Pfennig (Nr. 48, 1644) und
zwei Halbbatzen (Nr. 49, 1624; Nr. 50, 1623-1651)
ins Auge. Diese drei S tücke wurden unter M a x i m i l i -
an I. in M ü n c h e n gepräg t . Herzog Max imi l i an setzte
bald nach seinem Regierungsantritt i m Jahre 1598
eine umfassende Staatsreform in Gang, die das bis-
lang eher rück- und r a n d s t ä n d i g e Bayern in das mo-
dernste und effizienteste Terr i tor ium des Reiches
verwandel te . 1 0 8 Maximi l ians wohlorganisierte A r -
mee bildete die Speerspitze des Kathol iz ismus i m
Reich und liess Bayern zu Beginn des Dre i ss ig jähr i -
gen Krieges zeitweise als Macht von e u r o p ä i s c h e m
Rang erscheinen; Maximi l ians Erhebung zum K u r -
f ü r s t e n i m Jahre 1623 bildete die K r ö n u n g dieser
Entwicklung. A u c h dem M ü n z w e s e n widmete M a x i -
mil ian seine Aufmerksamke i t . 1 0 9 Vor diesem Hinter-
grund n immt es wenig wunder, dass die gesteigerte
M ü n z e m i s s i o n Bayerns bis ins Alpenrheinta l aus-
strahlte. Allerdings fand diese Entwicklung unter
den Nachfolgern Maximi l ians vorerst keine Fortset-
zung; erst das von Napoleon geschaffene Königre ich
Bayern des 19. Jahrhunderts hinterliess wieder A k -
zente im Benderer Fundgut.
Die wichtigste politische Entwicklung des s p ä t e -
ren 17. Jahrhunderts lag i m Engagement Öster-
reichs i m Osten: Nachdem der West fä l i sche Friede
dem Spielraum der Habsburger im Reich enge
Grenzen gesetzt hatte, konzentrierten sie sich i m
Osten auf den K a m p f gegen das Osmanische Reich.
Unter dem unauf fä l l igen , aber erfolgreichen Kaiser
Leopold I. (1658-1705) verwandelte sich der A b -
wehrkampf in die R ü c k e r o b e r u n g des Königre iches
Ungarn. Ös te r re ich etablierte sich als Grossmacht
am S ü d o s t r a n d Mit te leuropas . 1 1 0 Dieser Prozess
zeitigte i m Alpenrheintal noch fü r lange Zeit keine
wirtschaftl ichen Folgen, welche sich i m M ü n z u m -
lauf nachweisen Hessen. A n Geld des 17. Jahrhun-
derts aus dem ö s t e r r e i c h i s c h e n Raum fanden sich
lediglich ein Kippervierer und ein Kreuzer Erzher-
zog Leopolds V. von Ti ro l (Nr. 106, 1619-1625; Nr.
107, 1626-1632) sowie ein Wiener Kreuzer Kaiser
Leopolds I. (Nr. 99, 1698).
Im f r ü h e r e n 18. Jahrhundert setzten sich zu-
n ä c h s t noch die fü r das 17. Jahrhundert beobach-
teten Tendenzen fort. Vorherrschend bleibt das
Kleingeld aus den r ä t i s c h e n M ü n z s t ä t t e n mit einem
Pfennig (Nr. 56) sowie einem Zweip fenn igs tück
(Nr. 57) des Churer Bischofs Ul r i ch VII. von Feder-
spiel (1692-1728), einem Haldensteiner Bluzger
des Fre iherrn Gubert von Salis (Nr. 74, 1726) und
einem Reichenauer Pfennig des Fre iherrn Thomas
Franz von Schauenstein (Nr. 116, 1723-1740); i n
diesen zeitlichen Rahmen d ü r f t e n auch drei Pfenni-
ge der Stadt Chur fallen (Nrn. 6 7 - 6 9 ) . 1 1 1
Der Bodenseeraum bleibt mit einem Konstanzer
Viertelkreuzer von 1703 (Nr. 88) sowie einem Lan-
genargener Halbkreuzer (Nr. 97, 1735) und einem
Kreuzer (Nr. 98, 1753) des Grafen Ernst von Mont-
fort nun deutlich zu rück . Aber auch die e idgenöss i -
schen Lande sind nur mehr schwach vertreten mit
105) Friederich, Stolberg, ab S. 106. insbes. S. 110.
106) Dazu grundlegend: Parker. Geoffrey: The Army of Flanders and
the Spanish Road 1567-1659. The Logistics of Spanish Victory and
Defeat in the Low Countries' Wars. Cambridge, 1972. ab S. 50 u. 80.
- Zusammenfassend Press, Volker: Die Entstehung des Fürs ten tums
Liechtenstein. In: Müller. Liechtenstein, S. 63-91; hier S. 64.
107) Raton, Liechtenstein. S. 17.
108) Merzbacher, Friedrich: Gesetzgebung und Rechtskodifikation
unter Kurfürs t Maximilian I. In: Um Glauben und Reich. Kurfürs t
Maximilian 1. Beiträge zur bayerischen Geschichte und Kunst
1573-1657. Hrsg. Hubert Glaser. München. 1980 (Wittelsbach und
Bayern. Bd. H/1). S. 225-236. - Heydenreuter, Reinhard: Die Behör-
denreform Maximilians I. In: Wittelsbach und Bayern II/l wie vor.
S. 237-251. - Kraus, Andreas: Maximilian I. Bayerns grosser Kur-
fürst. Regensburg, 1990, ab S. 54.
109) Albrecht, Dieter. Maximilian I. von Bayern 1573-1651. Mün-
chen 1998, S. 217-218.
110) Evans, Robert John Weston: Das Werden der Habsburgermo-
narchie. Gesellschaft, Kultur. Institutionen. Wien, 1986 (Forschun-
gen zur Geschichte des Donauraumes. Bd. 6). ab S. 99.
11 1) Auf Nr. 67 ist der Stadtname CUR mit rundem U geschrieben;
Trachsel, Graubünden , Nr. 398. S. 138. ordnet den Pfennig daher im
Vergleich mit grösseren, datierten Nominalen um 1740 ein.
115
einem Schil l ing des Basler Bischofs Johann K o n -
rad II. von Reinach-Hirzbach (Nr. 46, 1727) sowie
einem nicht p r ä z i s e datierbaren Z ü r c h e r Rappen
(Nr. 138), der sich indes ü b e r seine n idwaldner i -
schen Imitationen auf die Zeit zwischen 1725 und
1730 eingrenzen l ä s s t . " 2
Damit laufen jene M ü n z r e i h e n kleiner und klein-
ster M ü n z h e r r s c h a f t e n aus, die bezeichnend waren
fü r die buntscheckige Zusammensetzung des Kle in -
geldes im s p ä t e n Mittelalter und in der F r ü h e n
Neuzeit; u m die Mitte des 18. Jahrhunderts macht
sich der Konzentrationsprozess auf wenige grosse
M ü n z s t ä t t e n klar bemerkbar - allerdings soll
Goethe gelegentlich seines Aufenthaltes in Vaduz
i m Jahre 1788 noch mit Churer Geld bezahlt ha-
b e n . 1 1 3 F ü r a l l diese wie auch die noch folgenden
K l e i n m ü n z e n des 18. Jahrhunderts ist sogar anzu-
nehmen, dass sie bis weit in das 19. Jahrhundert
h inein im Umlauf anzutreffen w a r e n . 1 1 4
Die süd- und mitteldeutschen M ü n z e n dieser
Zeit vom Benderer Kirchhügel lassen sich ü b e r w i e -
gend bedeutenden M ü n z h e r r s c h a f t e n zuordnen:
Da w ä r e n drei M ü n z e n der Kurpfa lz aus M a n n h e i m
beziehungsweise Heidelberg (Nr. 110, 1728; Nr. 111,
1765; Nr. 112, 1773), ferner ein Kreuzer der Land-
grafschaft Hessen-Darmstadt (Nr. 76, 1723) - also
des s p ä t e r e n Grossherzogtumes Hessen - , sowie
ein Kreuzer des Markgrafen K a r l Fr iedr ich von Ba -
den-Durlach (Nr. 45, 1751) - also des s p ä t e r e n
Grossherzogs von Baden. Hinzu kommen kupferne
Heller und Pfennige der Handelsmetropolen Augs-
burg (Nrn. 41, 42; 1805; Nr. 43, 1786; Nr. 44,
1803) und Frankfur t (Nr. 70, 1793).
Indes fallen die drei M ü n z e n (Nrn. 122-124) des
Herzogs Ernst Fr iedr ich III. K a r l von Sachsen-Hild-
burghausen aus diesem Rahmen heraus. Das Her-
zogtum Sachsen-Hildburghausen war eines jener
sieben Splitterterritorien, welche die sieben S ö h n e
Herzog Emsts des F rommen von Gotha nach des-
sen Tod i m Jahre 1675 g e g r ü n d e t hatten. Die
Volkswirtschaft dieses Zwergstaates konnte die Re-
p r ä s e n t a t i o n s b e d ü r f n i s s e seines mit einer d ä n i -
schen Prinzessin verheirateten Herzogs nicht tra-
gen, h inzu kamen die Belastungen durch den Sie-
b e n j ä h r i g e n Krieg; sooft Ernst Fr iedr ich seinen
Vertrauten auf die Staatsfinanzen ansprach, pflegte
dieser zu antworten: «Bei Gott, Durchlaucht, kein
Pfennig i m Säckel» . Der Herzog griff daraufhin zu
abenteuerlichen Massnahmen der Geldbeschaf-
fung: W ä h r e n d sich die Einstel lung eines A l c h i m i -
sten nicht amortisierte, füllte schliesslich das mas-
senhafte Ausbr ingen minderwert igen Geldes den
Säckel wieder . 1 1 5 Deshalb kommen Hildburghauser
K l e i n m ü n z e n in weit g r ö s s e r e m Umfang vor, als es
die t a t säch l i che Bedeutung dieses Herzogtums
rechtfertigte.
Seit der Zeit M a r i a Theresias und insbesondere
in den letzten Jahren des Al ten Reiches setzte sich
schliesslich ö s t e r r e i ch i s ches Kupfergeld aus ver-
schiedenen M ü n z s t ä t t e n der habsburgischen Lan-
de als wichtigster Bestandteil des Kleingeldver-
kehrs durch. Im Benderer Fundgut finden sich Mün-
zen der M ü n z s t ä t t e n Wien (Nr. 100, 1765; Nr. 101,
1781), Schmöl ln i tz (Nr. 102, 1790) und Hal l (Nr.
103, 1800; fü r die Grafschaft Görz: Nr. 104, 1797;
Nr. 105, 1798). Die beiden in G ü n z b u r g g e p r ä g t e n
M ü n z e n der ö s t e r r e i c h i s c h e n Vorlande (Nr. 108,
1777; Nr. 109, 1803) waren nicht nur i m benach-
barten Vorar lberg und den habsburgischen Territo-
r ien S ü d w e s t d e u t s c h l a n d s L a n d e s w ä h r u n g ; d a r ü -
ber hinaus besass das v o r d e r ö s t e r r e i c h i s c h e Geld
i n ganz Schwaben den Charakter einer Le i twäh-
r u n g . 1 1 6
A u c h i m 18. Jahrhundert hinterliess Italien mit
einem p ä p s t l i c h e n Quattrino aus Ravenna (Nr. 140,
1740-1758) einen Akzent auf dem Benderer K i r c h -
hügel . Nicht auszuschliessen ist, dass der eine oder
andere der zahlreichen Benderer, die i m 18. Jahr-
hundert als Soldaten in a u s w ä r t i g e n Diensten -
nicht zuletzt in Italien - standen, fremde M ü n z e n
nach Bendern und ins weitere Alpenrheinta l
brachten . 1 1 7 Die Hauptverdienstquelle der Bende-
rer Bevö lke rung stellte bis in das 20. Jahrhundert
indes die Landwir tschaf t dar . 1 1 8
116
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
DIE M O D E R N E N F U N D M Ü N Z E N
Der Quellenwert moderner F u n d m ü n z e n ist ten-
denziell bescheiden: W ä h r e n d antike, mittelalterli-
che und teilweise noch f rühneuze i t l i che F u n d m ü n -
zen eine wichtige, mitunter sogar eine exklusive
wirtschaftsgeschichtliche Quelle darstellen, ist die
Aussagekraft moderner F u n d m ü n z e n b e s c h r ä n k t .
Zum einen nahm die Verwendung n i c h t m ü n z l i c h e r
Geldformen i m 19. Jahrhundert einen fulminanten
Aufschwung, so dass Münzge ld heute nur noch ei-
nen Bruchteil der gesamten Geldmenge moderner
Volkswirtschaften ausmacht ." 9 Zum anderen lie-
gen fü r die moderne Wirtschaftsgeschichte etwa i m
amtlichen statistischen Schriftgut weitaus aussage-
krä f t ige re Quellen vor, als M ü n z e n das je sein kön-
nen. Vom Standpunkt einer antiquarischen Be-
schä f t igung mit M ü n z e n , welche den Schwerpunkt
ihres Interesses auf besonders s c h ö n e oder seltene
Stücke richtet, ist es vollends unve r s t änd l i ch , wie
ein erwachsener Mensch einen korrodierten Zehn-
r ä p p l e r von 1970 reinigen, wiegen, vermessen und
katalogisieren kann.
Gleichwohl lohnt es sich, einen mehr als nur
f lücht igen Blick auf die F u n d m ü n z e n des 19. und
20. Jahrhunderts vom Benderer Kirchhügel zu
werfen, zumal sie mit 212 Exemplaren rund drei
Fünf te l der gesamten Fundmenge ausmachen. Sie
stellen, nicht anders als die ä l te ren Stücke, eine
Stichprobe aus dem Kleingeldumlauf dar; und wie
die ä l t e ren M ü n z e n lassen auch sie einige geldge-
schichtliche Tendenzen erkennen, die nicht ohne
weiteres se lbs tve r s t änd l i ch s i n d 1 2 0 (Tabelle 3).
Das Fundmater ia l des 19. Jahrhunderts lässt die
Fortsetzung jenes Konzentrationsprozesses auf
grosse M ü n z h e r r s c h a f t e n mit nur mehr wenigen,
leistungsstarken M ü n z s t ä t t e n erkennen, der sich
schon im 18. Jahrhundert bemerkbar machte; die
Jahrhundertmitte weist quantitativ wie qualitativ
einen deutlichen Einschnitt auf. In der ersten Jahr-
h u n d e r t h ä l f t e stellen s ü d d e u t s c h e M ü n z e n mit acht
von 20 Exemplaren den g r ö s s t e n Ante i l . Mi t zwei
Hellern und einem Pfennig vom Beginn des Jahr-
hunderts läuft die f rühneuze i t l i che M ü n z r e i h e der
Stadt Augsburg aus (Nrn. 41, 42, 44). Aus dem
Königre ich Bayern liegen vier Pfennige vor (Nrn.
147-150). Das Grossherzogtum Baden steuert ei-
nen in Mannhe im g e p r ä g t e n Kreuzer (Nr. 144,
1813) und zwei in Karlsruhe g e p r ä g t e Kreuzer (Nr.
145, 1.852; Nr. 146, 1865) bei. Dass keine M ü n z e n
112) Zur Datierung der entsprechenden obwnldischen Halbkrcuzer:
Doswald. Stephen: Mittelalterliche und neuzeitliche Münzen. Marken
und Medaillen aus Funden im Kanton Zug. Lizentiatsarbeit. Univer-
sität Zürich, 1992 (Maschinenschrift!. Ms ), S. 184. - Zäch. Benedikt:
Die Fundmünzen . In: Mauser. Jü rg u. a.: Richtstätte und Wasenplatz
in Emmenbrücke (16.-19. Jahrhundert). Archäologische und histori-
sche Untersuchungen zur Geschichte von Strafrechtspflege und
Tierhaltung in Luzern. Bd. 1. Basel. 1992, S. 79-81. - Die obwaldi-
schen Beischläge bei Greter-Stückelberger. Robert: Obwalden im 18.
und 19. Jahrhundert. Nidwaiden im 19. Jahrhundert. Bern. 1965
(Schweizerische Münzkataloge. Bd. 4), Nr. 79, S. 34.
113) So die Einleitung Nicolas Heutgers zu: Missong, Alexander: Die
Münzen des Fürs tenhauses Liechtenstein (Nachdruck der Ausgabe
Wien. 1882). Vaduz. 1983, S. XL11I.
114) Zumindest lässt das «Kirchenseckli» von 1895 (!) aus der
St. Gallcr Stadtkirche St. Laurenzen kaum einen anderen Schluss zu.
Zäch. Benedikt: Inventar der F u n d m ü n z e n der Schweiz. Bd. 6:
Kanton St. Gallen. Bd. 1: Mittelalterliche und neuzeitliche Fundmün-
zen. Bern. 2001. S. 72.
115) Hollmann, Hildburghausen, ab S. 49, S. 61.
116) Klein, Ulrich: Vorderösterreichische Münzen und Medaillen.
In: Vorderöstorreich - nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers? Die
Habsburger im deutschen Südwesten. Hrsg. Würt tembergisches
Landesmuseum. Stuttgart. 1999, S. 355-371: hier ab S. 361.
117) Büchel. Bendern. ab S. 158. teilt aus dem Totenbuch von 1735
etliche Namen von Söldnern aus der Pfarrei Bendern des 18. und
f rühen 19. Jh.s mit.
118) Vgl. Hager. Arthur: Erinnerungen an die Kriegsjahre, 1914-
1918, in Bendern. In: JBL 86 (1986). S. 377-379. - Falk-Veits,
Sabine: Weiss. Alfred Stefan: «Armselig sieht es aus. die not ist nicht
zu beschreiben». Armut als soziales und wirtschaftliches Problem
des 18. und 19. Jahrhunderts, dargestellt am Fallbeispiel Liechten-
stein. In: Neuzeit: Land und Leute. Hrsg. Arthur Brunhart. Zürich.
1999 (Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Bd. 2).
S. 209-241: hier S. 215.
119) Vgl. Gerhard, Hans-Jürgen: Vom Leipziger Fuss zur Reichsgold-
währung . Der lange Weg zur «Deutschen Währungsun ion» von
1S71/76. In: Cunz. Währungsun ionen . S. 249-290; hier S. 283.
120) Zu den Rahmenbedingungen der Währungsverhä l tn i sse in
Liechtenstein im 19. Jh.: Ospelt. Alois: Wirtschaftsgeschichte des
Fürs ten tums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den Napoleoni-
schen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Zugl. Diss.
Freiburg i . Üe. In: JBL 72 (1972), S. 5-423: hier ab S. 294. - Zusam-
menfassend Rittmann. Herbert. Kleine Münz- und Geldgeschichte
von Liechtenstein. Hillorfingen, 1977, ab S. 33.
117
Tabelle 3: Die Fundmün-
zen des 19. Jahrhunderts
vom Benderer Kirchhügel,
gegliedert nach Prägejahr-
zehnten und Münzherr-
schaften/Münzstätten
Münzherrschaft Münzstätte
Augsburg
Baden
Bayern
Deutschland
gesamt
Italien
Sardinien
Italien gesamt
Österreich
Österreich gesamt
St. Gallen
Schweiz
Augsburg
Karlsruhe
Mannheim
München
Berlin
Venedig
unbestimmt
Turin
Günzburg
Hall
Karlsburg
Kremnitz
Venedig
Wien
St. Gallen
Bern
Paris
Strassburg
CTn CS CS Cn OS Ol CS OS 0S 0s
o T-H CS] CO m 00 OS 00 00 00 oo 00 00 oo oo 00 00
T—1 T-H T - H T-H T-H T -H T - H T-H T-H
1
o
1
o
1
o
1
o
1
o
1
o
1
o
1
o
1
o
1
o T H CM CO LT so 00 Os oo oo 00 oo oo 00 00 00 00 oo
T—! T - H T"H T-H T-H T-H T - H T"H
Schweiz gesamt
Gesamtmenge
1
3 1
1
1
1 1
1
1
1
1
2 2
2 3
2 3
8 7 2
1 1
1 1
1
1 1
1 1
4 2
6
3 14
6 3
7 13
S
tn
CD tue
3
2
1
4
10
1
1
1
1
1
1
1
3
2
18
26
5
12
2
3
22
62
Tabelle 4: Die Fundmün-
zen des 20. Jahrhunderts
vom Benderer Kirchhügel,
gegliedert nach Prägejahr-
zehnten und Münzherr-
schaften/Münzstätten
Os
o
OS CS
CM
Os ro OS
OS LT3 Os SO OS
OS OS OS Os OS OS OS Os
T"H T"H T - H T-H T - H T - H T - H
1 1
o
|
o 1 o
1
o
1
o
1
o
1
O
o S
cd T - H CM cn m
Münzherrschaft Münzstätte OS OS o> Os OS OS OS OS CD oc
Deutschland Berlin 1 2 5 4 12
Hamburg 1 1 1 3
Karlsruhe 2 2
München 1 5 1 7
Stuttgart 3 2 5
Wien 1 5 6
unbestimmt 3 3
Deutschland gesamt 1 4 7 23 3 38
Italien Rom 2 1 3
Liechtenstein Bern 1 1
Österreich Wien 6 4 6 2 20 8 1 47
Schweiz Bern 13 6 7 8 18 7 1 1 61
Gesamtmenge 20 10 20 18 61 18 2 1 150
118
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
des Königre iches W ü r t t e m b e r g als drittem nördl i -
chen Seeanliegerstaat vorkommen, braucht ange-
sichts der ü b e r s c h a u b a r e n Fundmenge noch nicht
allzuviel zu besagen; es ist aber hier wie bei künf t i -
gen M ü n z f u n d a n a l y s e n zu be rücks i ch t igen , dass
Bayern durch seine schiere Grösse und Baden
durch seine wirtschaftl iche Dynamik eine bedeu-
tendere Rolle im ze i tgenöss i schen ö k o n o m i s c h e n
Geschehen gespielt haben mochten . 1 2 1 Auffäll ig ist,
dass ü b e r h a u p t keine deutschen M ü n z e n aus dem
letzten Jahrhundertdrit tel vorliegen, obschon das
1871 unter der F ü h r u n g Bismarcks g e g r ü n d e t e
kleindeutsch-preussische Reich eine bemerkens-
werte ö k o n o m i s c h e Dynamik und Aussenwirkung
entfaltete.
Einen eigenen Akzent setzt der Kanton St. Gal-
len als westlicher Nachbar von Bendern mit fünf
M ü n z e n aus den wenigen Jahren zwischen 1809
und 1814 (Nrn. 268-272); dabei handelte es sich
um wenig beliebtes, da unterwertiges G e l d . 1 2 2 Die
vier ö s t e r r e i ch i schen K l e i n m ü n z e n des f r ü h e n 19.
Jahrhunderts wurden dagegen in vier verschiede-
nen M ü n z s t ä t t e n gepräg t , näml i ch in Hal l in Tirol
(Nr. 103, 1800), G ü n z b u r g in Schwaben (Nr. 109,
1803), Wien (Nr. 197, 1816) sowie Kremnitz in Un-
garn (heute Slowakei; Nr. 198, 1816).
Ferner scheint der italienische Einfluss gegen-
ü b e r dem 18. Jahrhundert wieder ein Stück weit
gewachsen zu sein; ihn dokumentieren drei ausge-
sprochene Kleinnominale , näml i ch zwei Centesimi
des napoleonischen Königre iches Italien (Nrn. 189,
190) und ein Centesimo des Königre iches Sardini-
en (Nr. 191, 1842). Aus der zweiten Jahrhun-
der thä l f t e ist nur mehr ein bei Krupp in Ber l in ge-
fertigtes 20-Centes imi -S tück des Königre iches Itali-
en (Nr. 192, 1892) zu nennen.
In der zweiten J a h r h u n d e r t h ä l f t e dominieren 22
ös t e r r e i ch i sche K le inmünzen das Benderer Fund-
spektrum (Nrn. 199-219, 227, 229); die meisten
davon wurden in Wien gepräg t , nur ausnahmswei-
se sind die ungarischen M ü n z s t ä t t e n Kar lsburg (Nr.
202, 1851) und Kremni tz (Nr. 203, 1858; Nr. 211,
1869) sowie Venedig (Nrn. 205, 1860; 206, 1858)
vertreten. Den Umlauf dieser ö s t e r r e i ch i s chen
Münzen b e f ö r d e r t e der Zollvertrag von 1852, der
das F ü r s t e n t u m Liechtenstein in wirtschaft l icher
Hinsicht an die LIabsburgermonarchie anschloss. 1 2 3
Zu einer Monopolstel lung des ö s t e r r e i ch i schen
Geldes kam es gleichwohl nicht: Mi t der Schaffung
der einheitlichen schweizerischen B u n d e s m ü n z e
i m Jahre 1850 etablierte sich westl ich Liechten-
steins ein zweiter respektabler Wirtschafts- und
W ä h r u n g s r a u m ; auf dem Benderer Ki rchhüge l fan-
den sich 17 M ü n z e n der schweizerischen Franken-
w ä h r u n g i m Wert von einem bis zu zwanzig Rap-
pen der Zeitstellung 1850 bis 1899 (Nrn. 273, 274,
291, 292, 308-314, 331, 332, 339-342) (Tabelle 4).
Die M ü n z r e i h e des 20. Jahrhunderts läuft , be-
dingt durch den Zei t raum der Grabungen, in den
1960er Jahren aus; sie schliesst mit einem Zehn-
r a p p e n s t ü c k von 1970 (Nr. 338). Nun halten erwar-
t u n g s g e m ä s s die M ü n z e n der schweizerischen E id -
genossenschaft den s t ä rk s t en Antei l , wurde Liech-
tenstein doch 1924 w ä h r u n g s t e c h n i s c h mit der
Schweiz verbunden. Bemerkenswert ist, dass aus-
gerechnet dieses Datum i m Fundspektrum keinen
Niederschlag zeitigte, ganz im Gegenteil. Liegen
aus der Zeit vor 1924 deutlich mehr schweizeri-
sche als ö s t e r r e i ch i s che M ü n z e n vor - allerdings
k ö n n e n diese schweizerischen M ü n z e n genausogut
nach 1924 nach Bendern gelangt sein - , so nimmt
der schweizerische Ante i l an den nach 1924 ge-
p r ä g t e n M ü n z e n wieder ab: Mi t 37 Exemplaren ist
die Schweiz nur mehr gleich stark vertreten wie
Öster re ich (8 Stück der Ersten Republik, 29 Stück
der Zweiten Republik).
Hinzu kommt ein auffallend starker Antei l deut-
scher M ü n z e n . W ä h r e n d das Kaiserre ich mit ledig-
lich einem einzigen Pfennig vertreten ist (Nr. 151),
121) Vgl. Boelcke, Will i A. : Die Industrialisierung - Bedingtheiten im
Südwesten. In: Die Geschichte Baden-Würt tembergs . Hrsg. Reiner
Rinker u. Wilfried Setzier. Stuttgart, 1986. S. 254-263; hier ab
S.261.
122) Jacgor, Kurt; Lavanchy, Charles: Die Münzprägungen des
Kantons Apponzell-Ausserrhoden und der «neuen Kantone» der
Schweiz von 1803: St. Gallen. Graubünden , Aargau, Thurgau,
Tessin, Vaud. Bern, 1963 (Schweizerische Münzkataloge. Bd. 3).
S. 14.
123) Raton. Liechtenstein, ab S. 34.
119
steuern die Weimarer Republik und die f r ü h e Bun-
desrepublik je vier K l e i n m ü n z e n bei. Aus dem Drit-
ten Reich liegen gar 29 Pfennignominale vor; seit
dem Anschluss Ös te r re ichs war es ja direkter
Grenznachbar Liechtensteins. Mi th in stellen deut-
sche M ü n z e n den g röss t en Antei l im Benderer
Fundmaterial der dreissiger und vierziger Jahre,
noch vor den schweizerischen und den ös te r re ich i -
schen Münzen . Über die Hälf te der deutschen Mün-
zen des 20. Jahrhunderts aus dem Benderer Fund-
gut wurde in den s ü d d e u t s c h e n M ü n z s t ä t t e n Mün-
chen, Wien , Stuttgart und Kar l s ruhe g e p r ä g t .
Damit sind die s ü d d e u t s c h e n M ü n z s t ä t t e n ü b e r r e -
p räsen t i e r t , gemessen an ihrem Beitrag zur Ge-
samtproduktion und i m Verhäl tn is zu den nord-
deutschen Münzs t ä t t en Ber l in und Hamburg. Da
die Erzeugnisse der s ü d d e u t s c h e n M ü n z s t ä t t e n
tendenziell in S ü d d e u t s c h l a n d in den Umlauf ge-
bracht wurden, entspricht dieser Befund den Er-
war tungen. 1 2 4 Auffäll ig ist dagegen der Antei l von
Pfennignominalen des Dritten Reiches aus Buntme-
tall (Nrn. 156, 163, 164, 172-174). Diese wurden
zwar bis zum Kriegsbeginn massenhaft ausgege-
ben, aber seit 1940 als kriegswichtiger Rohstoff
konsequent durch die unansehnlicheren, auch in
Bendern massenhaft gefundenen Z i n k m ü n z e n er-
setzt; dies f ü h r t e dazu, dass die Buntmetallpfennige
in Deutschland eher selten als F u n d m ü n z e n vor-
k o m m e n . 1 2 5
Neben den schweizerischen, ö s t e r r e i ch i schen
und deutschen M ü n z e n des 20. Jahrhunderts lie-
gen im Benderer Fundgut drei italienische Kle in -
m ü n z e n der Zeit von 1927 bis 1931 vor (Nrn.
193-195) sowie, beinahe mit Symbolcharakter, ein
liechtensteinisches F r a n k e n s t ü c k F ü r s t Johanns IL
aus dem Jahre 1924 (Nr. 196).
Die Reihe der modernen F u n d m ü n z e n aus Ben-
dern zeigt, dass weder die ö s t e r r e i ch i sche W ä h -
rung zwischen 1852 und 1924 noch das schweize-
rische Geld zwischen 1924 und etwa 1960 eine Mo-
nopolstellung i m Umlauf erlangen konnten. Den-
noch darf man unterstellen, dass die Bedeutung
der schweizerischen F r a n k e n w ä h r u n g , zumal nach
1924, in Bendern sehr viel g r ö s s e r war, als es die
V o r k o m m e n s h ä u f i g k e i t ihrer M ü n z e n im Fundgut
suggeriert. Denn bei den ö s t e r r e i c h i s c h e n und
deutschen M ü n z e n handelt es sich durchweg um
kleine und kleinste Nominale; h ö h e r e Wertstufen
liegen ausschliesslich in zwei Schweizer und einem
Liechtensteiner Franken vor (Nrn. 196, 349, 350).
H i n z u kommt, dass der Schweizer Franken in der
ersten Llälfte des 20. Jahrhunderts ungleich stabi-
ler war als die W ä h r u n g e n Deutschlands und
Ös te r re i chs ; insbesondere b ü s s t e n die Pfennigno-
minale des Dritten Reiches bald nach Kriegsende
ihren Wert ein. Es ist also davon auszugehen, dass
die Menschen damals mit ihren Rappen sorgfäl t i -
ger umgingen als mit Pfennigen und Groschen,
welche dann entsprechend h ä u f i g e r verloren wur-
den. 1 2 f '
120
DIE FUNDMUNZEN VOM KIRCHHUGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
VARIA
A n m ü n z ä h n l i c h e n Objekten liegen zwei Rechen-
pfennige vor. Rechenpfennige s ind flache, in der
Ar t von M ü n z e n beidseitig b e p r ä g t e , runde Mes-
s ings tücke . Mit ihrer Hilfe f ü h r t e man im s p ä t e n
Mittelalter und in der F r ü h e n Neuzeit auf einem L i -
niensystem - sei es auf einem Rechenbrett, sei es
auf einem Tischtuch - die Grundrechenoperationen
du rch . 1 2 7 Rechenpfennige finden sich vorzugsweise
dort, wo g r ö s s e r e Geldsummen umgesetzt wur-
den ; 1 2 8 allerdings gibt es auch Indizien dafür , dass
in Zeiten der Kleingeldknappheit Rechenpfennige
als Kleingeldersatz uml i e fen . ' 2 9
Der unansehnlichere der beiden Rechenpfenni-
ge (Nr. 357) weist auf der Vorderseite ein f ü r Re-
chenpfennige des 16. Jahrhunderts typisches Motiv
auf, näml ich eine zentrale Rosette, um welche drei
Lil ien und drei Kronen radial angeordnet sind.
Eine Umschrif t , die eine genaue Zuweisung des
Stückes erlaubte, fehlt; statt dessen deuten kleine
Rechtecke die Buchstaben an. Bei S tücken wie die-
sem handelt es sich vielleicht um jene bil l igen
Nachahmungen der g r ö s s e r e n und qualitativ bes-
seren Rechenpfennige aus den autorisierten M e i -
sterbetrieben N ü r n b e r g s , um deren Verbot man
sich dort mehrfach, woh l erfolglos, b e m ü h t e ; dieser
Umstand macht eine genauere Datierung frei l ich
unmögl ich . 1 ' 1 0
Das zweite Stück (Nr. 358) läss t sich der Werk-
statt von Ki l ian Koch zuordnen, der zwischen 1587
und 1632 in N ü r n b e r g Rechenpfennige sch lug ; 1 3 1
es imitiert einen f r a n z ö s i s c h e n Rechenpfennig der
Zeit König Heinrichs III. (1574-1589). 1 : 1 2 Durch die
Anlehnung an f r a n z ö s i s c h e Vorbilder wollten sich
die e x p o r t a b h ä n g i g e n N ü r n b e r g e r Rechenpfennig-
schlager offenbar den f r a n z ö s i s c h e n Markt er-
schliessen. Das Vorkommen zweier N ü r n b e r g e r
Rechenpfennige (beziehungsweise einer Imitation
nach N ü r n b e r g e r Vorbild) an einem Fundplatz des
Alpenrheintales erstaunt weiter nicht; scheint sich
doch die gesamte Ostschweiz ü b e r w i e g e n d in
N ü r n b e r g mit Rechenpfennigen versorgt zu ha-
ben. 1 1 "
A n Plomben liegt ein wohl ins 15. Jahrhundert
zu datierendes Exemplar vor (Nr. 359). Fü r eine ge-
nauere Best immung hat sich die P r ä g u n g auf dem
weichen Basismetall nicht scharf genug erhalten;
mög l i che rwe i s e zeigt die Rücksei te den Ulmer
Stadtschild. Zwei moderne Plomben sind ausweis-
124) Vgl. etwa den Prägeschlüsscl für 1875-1938 in Jaeger, Deutsch-
land. S. 55. und für 1933-1945 ebd. S. 360.
125) Jaeger, Deutschland, S. 359. - In Kempten hat es unter
33 Fundmünzen des Dritten Reiches 2 Bunlmeta l lmünzen. in Kon-
stanz unter 22 keine einzige.
126) In der deutschen Grenzstadt Konstanz kam und kommt der
Schweizer Franken geläufig vor. indes nur selten im archäologischen
Fundgut: Derschka. Konstanz. S. 897. - Die Pfennige des Dritten
Reiches waren in Österreich länger und zu einem besseren Kurs
gültig als in Deutschland, weshalb sie jahrelang aus Deutschland
nach Österreich abflössen: Klüssendorf. Niklot: Zwischen Reform
und Union. Das deutsche Geldwesen von 1945 bis 1990 im Spiegel
der Zeitgeschichte. In: Cunz. Währungsun ionen , S. 291-335; hier
S.292.
1 27) Zur Gebrauchsweise von Rechenpfennigen umfassend Barnard.
Francis Pierrepont: The Casting-Counter and the Counting-Board. A
Chapter in the History of Numismatics and Farly Arithmetic. Oxford.
1917. Nachdr. 1981. S. 254-319. - Sehr instruktiv auch die Beispiele
bei Hess. Wolfgang: Rechnung Legen mit Rechenpfennigen. In:
Numismatisches Nachrichtenblatt 4/45 (April 1996). S. 11-20; hier
S. 11-12.
1 28) Derschka. Konstanz. S. 901-903.
129) Vgl. Mitchiner. Jelons. S. 18. - Fkluncl. 0. P: The Counters of
Nuremborg. Separatdruck aus: The Numismatist 39 (1926). Oakdalo.
197S. S. 2. - Benedikt Zäch konstatiert für das 16. und f rühe 17. Jh.
drei Perioden des Kloingeldmangels in der Schweiz, nämlich 1510
bis 1520, 1530 bis 1550 und 1570 bis 1590, teilweise auch etwas
spä ter noch (mündlicher Vortrag im Rahmen des Rechenpfennig-
Kolloquiums der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fund-
münzen , Freiburg i. Üe., 6. März 1998).
130) Vgl. Gebert. Carl Friedrich: Die Nürnberger Rechenpfennig-
schlager (Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft
35 (1917). S. 16). - Mitchiner. Jetons. S. 428-429.
131) Feuardent. Fölix-Bienaime: Jetons et Meroaux depuis Louis IX
jusqu ' ä la fin du Consulat de Bonaparte. Bd. 3. Paris. 1915. S. 38,
Nr. 11716. ignoriert die Initialen Kilian Kochs und weist diesen
Rechenpfennigtyp König Karl IX. (1560-1574) zu.
132) Fbd. S. 45, Nr. 11777 (datiert auf 1583).
133) Die Arbeitsgruppe Rechenpfennige der Schweizerischen
Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen legte 1998 einen Bericht über
sämtl iche Rechcnpfenniglünde der Schweiz vor: die Publikation der
Ergebnisse soll in einem der kommenden Bände der Zeitschrift für
Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte erfolgen.
121
lieh ihrer Umschri f t dem Departement fü r Volks-
wirtschaft und dem E r n ä h r u n g s a m t der Schweize-
rischen Eidgenossenschaft zuzuordnen (Nrn. 360,
361); sie stehen wohl i m Kontext staatlicher Regu-
lierungsmassnahmen w ä h r e n d des Zweiten Welt-
kr ieges . 1 3 4
A n weiteren Objekten liegen eine S p i e l m ü n z e in
der Ar t eines schweizerischen 2 0 - R a p p e n - S t ü c k e s
(Nr. 362, 1947), eine liechtensteinische Hundemar-
ke (Nr. 363, 1942) und ein aus Blech gestanztes A n -
h ä n g e k r e u z eines modernen Rosenkranzes (Nr.
364) vor.
DIE F U N D S T E L L E N
Die Benderer F u n d m ü n z e n lassen sich hinsicht l ich
ihrer F u n d u m s t ä n d e derzeit in drei h a u p t s ä c h l i c h e
Kategorien einteilen: erstens die M ü n z e n aus dem
Inneren der Ki rche Sta. Mar i a , zweitens die Mün-
zen aus den P r o f a n g e b ä u d e n und drittens die Streu-
funde. Die M ü n z e n aus der Kirche und den üb r igen
G e b ä u d e n sind stratigraphisch p r ä z i s e dokumen-
tiert; die Auswer tung dieser Grabungsdokumenta-
tion ist vorgesehen. Bei den M ü n z e n aus dem
Bereich der G ä r t e n sowie des Nordwest- und des
Nordosthanges handelt es sich um Streufunde, da
aufgrund der starken Bodeneingriffe keine Strati-
graphie mehr vorlag. Problematisch war die Gra-
bungssituation auf dem dicht belegten Friedhof, wo
die N ä h e fr ischer G r ä b e r den A u s g r ä b e r n enge Be-
s c h r ä n k u n g e n auferlegte. So besitzt die folgende
Aufstel lung (vgl. S. 124-127) einen summarischen
Charakter. Einen Überbl ick zu den Fundorten bie-
tet die Karte 5.
Liegen von einem Fundort sowohl aus der K i r -
che als auch vom ü b r i g e n Siedlungsareal M ü n z e n
vor, kann ein Vergleich beider Komplexe das Opfer-
verhalten der K i r chgänge r erhellen, insofern die
Unterschiede zwischen den Spektren der Kirche
und der üb r igen Siedlung zeigen, welche M ü n z e n
bevorzugt in der Kirche geopfert w u r d e n . 1 3 5 Das
Benderer Mater ial läss t hier keine weitergehenden
Schlüsse zu, we i l die Kirchenfunde und die Sied-
lungsfunde verschiedene zeitliche Schwerpunkte
besitzen: Handelt es sich bei den ausserhalb der
134) Vgl. Fritschi, Oskar Felix: Geistige Landesverteidigung während
des Zweiten Weltkriegs. Der Beitrag der Schweizer Armee zur Auf-
rechterhaltung des Durchhaltewillens. Dietikon, 1974, ab S. 118.
135) Zum Problemfeld der Kircheufunde grundsätzl ich: Zäch,
Benedikt: Kirchenfunde als Quelle zum Kleingeldumlauf im 15.
Jahrhundert. In: Archäologie der Schweiz 15 (1992), S. 144-151. -
Ein konkretes Beispiel für einen Vergleich von Kirchenfunden mit
Sicdlungsfunden erlaubt das Material aus der Stephanskirche und
von den übrigen Innenstadtgrabungen in Konstanz: Derschka,
Konstanz, ab S. 891. - Zur Fundkategorie: Trouvailles monetaires
d'eglises. Actes du premier colloque international du Croupe suisso
pour 1'etude des trouvailles monetaires. Hrsg. Olivier F. Dubuis u.
Susanne Frey-Kuppcr. Lausanne. 1995 (Etudes de numismatique et
d'histoire monetaire. Bd. 1).
122
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Der Kirchhügel von Ben-
dern um 1900 nach einer
alten Postkarte. Links die
Kirche Sta. Maria mit dem
Friedhof, in der Mitte das
alte Pfarrhaus (oder Pfarr-
stall, heute Liechtenstein-
Institut), rechts das Pfarr-
haus (oder Statthalterei).
Karte 5: Schematischer
Plan des Kirchhügels von
Bendern mit den Münz-
fundstellen
1 Kirche Sta. Maria
2 Aussenseite der Kirche
3 Pfarrhaus (Statthalterei)
4 Altes Pfarrhaus (Pfarr-
stall)
5 Friedhof
6 Kirchhügel, Südgarten
7 Kirchhügel, Ostgarten
8 Kirchhügel, Nordwest-
hang
9 Kirchhügel, Nordost-
hang
123
Tabelle 5: Sämtliche Funde
vom Benderer Kirchhügel,
gegliedert nach Fundort
(vgl. Karte 5)
1. KIRCHENINNERES
1 Frankenreich Denar 793-812
2 Frankenreich Denar 822-840
3 Konstanz, Hochstift Pfennig 1180-1210
5 Lindau Pfennig 1295-1335
10 Ulm, Reichsmünzstätte Pfennig Mi . 13. Jh.
11 Zürich, Abtei Pfennig Mi. 11. Jh.
13 Augsburg, Hochstift Heller 1348-1404
15 Bern Haller 1400-1540
18 Chur, Hochstift Pfennig 1458-1491
19 Chur, Hochstift Pfennig 1491-1503
26 Österreich-Tirol Kreuzer 1460-1496
29 Ravensburg Pfennig 1423-1503
33 Speyer Pfennig 1459-1464
35 Wertheim Heller 1363-1400?
36 Württemberg Heller 1404-1423
37 Württemberg Pfennig 1400-1500
38 Zürich, Stadt Pfennig um 1400
78 Kempten, Stadt Pfennig 1510-1600
79 Kempten, Stadt Pfennig 1510-1600
93 Luzern Haller 1550-1580
113 Pfalz-Simmern Pfennig 1509-1557
339 Schweiz 20 Rappen 1850
2. AUSSENSEITE DER KIRCHE
4
9
Konstanz, Hochstift Pfennig
Mailand, Herzogtum Denaro
1295-1335
1339-1349
KIRCHE, OHNE FUNDANGÄBE
99 Österreich, Ehztm. Kreuzer 1698
3. PFARRHAUS (STATTHALTEREI)
56 Chur, Hochstift Pfennig 1692-1728
59 Chur, Stadt Pfennig um 1630
62 Chur, Stadt Bluzger 1660
64 Chur, Stadt Pfennig Ende 17. Jh.
65 Chur, Stadt Pfennig Ende 17. Jh.
71 Friesland Dukat 1592
73 Haldenstein Pfennig 1609-1628
83 Konstanz, Stadt 2.Pfennig 1535-1574?
85 Konstanz, Stadt 2 Pfennig 1535-1574?
86 Konstanz, Stadt 2 Pfennig 1535-1574?
87 Konstanz, Stadt 2 Pfennig 1535-1574?
94 Luzern Angster 1597-1625
95 Luzern Angster 1673-1688
104 Österreich-Görz Soldo 1797
105 Österreich-Görz Soldo 1798
114 Ravensburg Pfennig 1696
117 Rottweil Heller 1506-1600
118 Rottweil Heller 1506-1600
119 Rottweil Heller 1506-1600
126 Schaffhausen Heller 1570-1600
128 Stolberg Pfennig 1566-1574
133 Zürich, Stadt Angster 1600-1700
136 Zürich, Stadt Angster 1600-1700
149 Bayern Pfennig 1844
197 Österreich, Kaisertum Viertelkreuzer 1816
198 Österreich, Kaisertum Viertelkreuzer 1816
124
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
4. ALTES PFARRHAUS (PFARRSTALL)
23 Luzern Haller um 1425
49 Bayern Halbbatzen 1624
213 Österreich, Kaisertum Heller 1894
292 Schweiz 2 Rappen 1886
331 Schweiz 10 Rappen 1880
5. FRIEDHÖF
—
8 Mailand, Stadt Denaro 1218-1250
24 Nürnberg Heller 14.70-1473
.34 Ulm Heller .1404-1423:
57 Chur. Hochstift' 2 Pfennig 1692-1728
69 Chur,, Stadt Pfennig 1700-1750
77 Isny Batzen 1508
80 Kempten, Stadt Pfennig 1510-1600
148' Bayern Pfennig 1829
203 Österreich, Kaisertum Halbkreuzer 1858
.204. Österreich, Kaisertum Hälbkreuzer 1859
205 Österreich, Kaisertum; Hälbkreuzer 1860
206 Österreich, Kaisertum Kreuzer 1805
227 Österreich,, Kaisertum 10 Heller 1894
271 St. Gallen, Kanton Kreuzer 1810
308 Schweiz 5 Rappen 1850
309 Schweiz 5 Rappen 1872-1877
340 Schweiz 20 Rappen 1850
359 unbest. Plombe 1400-1500?
6. KIRCHHÜGEL, SÜDGARTEN
6 Lindau Pfennig 1295-1335
31. Schwäbisch Hall Heller' 1300-1356
47 Bayern Halbbatzen 1506
74 Haldenstem Bluzger 1726
82 Konstanz, Stadt 2 Pfennig 1535-1574?
112 Kurpfalz Halbkreuzer 1773
135 Zürich, Stadt Angster 1600-1700
140 Kirchenstaat Quattrino 17404758
142 Mailand, Herzogtum Trillina 1556-1598
147 Bayern Pfennig 1825
150 Bayern Pfennig 1849
190 Italien, Königreich Centesimo 1 o 1U
192 Italien, Königreich 20 Cente sühi 1894
200 Österreich, 'Kaisertum Kreuzer 1851
202 Österreich, Kaisertum Kreuzer 1851
208 Österreich, Kaisertum Kreuzer 1879
270 St. Gallen, Kanton Kreuzer 1809
272 St. Gallen, Kanton Batzen 1814
7. KIRCHHÜGEL, OSTGARTEN .
14 Augsburg;, Hochstift Heller 1348-1404
16 Bern Hailei; 1450-1540
20 Freiburg i . Üe. Pfennig 1435-1446
25 Österreich-Tirol Vierer 1406-1439
39 Zürich, Stadt Hälbling um 1424
41 Augsburg, Stadt Heller 1805
43 Augsburg, Stadt, Pfennig 1786
52 Chur, Hochstift Pfennig .1.60.1-1627
55 Chur, Hochstift Bluzger 1.601-1627
66 Chur, Stadt Pfennig 1600-1700
00 T inrlan Pfennig 1692
10.8 Osterreich-Vorlande Viertelkreuzer 1777
120 Rottweu Heller 1506-160.0
121 Rottweu Heller 1506-1600
122 Sachsen-Hudburg-
hausen Heller 1'763
129 Zürich, Stadt Heller, 155.0-1600
134 Zürich, Stadt Angster 1600-1700
141 Mailand, Herzogtum Trillina 1515-1522
144 Baden Kreuzer 1813
189 Italien, Königreich Centesimo 1807 1809
191 Sardinien Centesimo 1842
207 Osterreich, Kaisertum Kreuzer 1860
209 Österreich, Kaisertum Kreuzer 1885.
216 Osterreich, Kaisertum Heller 1 (Ii \ 1 \
1900 217 Österreich, Kaisertum .2 Heller 1893
268 St. Gallen, Kanton Hälbkreuzer 1809
311 Schweiz 5 Rappen 1880
312 Schweiz 5 Rappen. 1888
332 Schweiz 10 Rappen 188-2
352 Unbest.. Pfennig 1400-1600
355 unbest:. Pfennig 1500 1800
8. KIRCHHÜGEL, NORDWESTHANG
17 Chür ; Hochstift Pfennig 1450-1491
21 Görz Vierer 1454-1500
22 Görz Vierer 1454-15.00
27 Österreich-Tirol Kreuzer, 1460-1496
28 Pfalz-XiHiinarkt Heller 1.45.8-1460
32 Schwäbisch Hall Heller 1300-1356
44 Augsburg, Stadt Pfennig 1803
51 Chur, Hochstift Pfennig 1581 1601
67 Chur, Stadt Pfennig um 1740
68 Chur, Stadt Pfennig 1700-1750
70 Frankfürt, Stadt Pfennig 1793
72 Haldenstein Bluzger? 1622-162-3
75 Hanau-Münzenberg Pfennig 1596-1612
84 Konstanz, Stadt 2 Pfennig 1535-1574?
89 Lindau Pfennig .1682
92 Luzern Haller 1550-1580
101 Österreich, Ehztin. Hälbkreuzer 1781
103 Österreich, Ehztm. Kreuzer 1800
106 Österreich-Tirol Vierer ,1619-1625
109 Österrei'ch-Vorlande Heller 1803
115 Reichenau, Abtei Pfennig 1500-1501
125 St. Gallen, Stadt Heller 150Ö-1600
127 Solothurn Kreuzer 1623
138 Zürich, Stadt Rappen 1.7-25-1730
139 Kirchenstaat Bianco " 1534-1549
152 Deutschland,
Weimarer Republik 2 ReichspfenHig 1924
153 Deutschland,
Weimarer Republik 5 Reichspfennig 1925
154 Deutschland,
Weimarer Republik 10 Rentenpfennig 1924
155 Deutschland,
Weimarer Republik 10 Reichspfennig 19.29
156, Deutschland, 3. Reich Pfennig 1939
157 Deutschland. 3. Reich Pfennig 1941
158 Deutschland, 3. Reich Pfennig 1941
159 Deutschland, 3. Reich Pfennig 1941
125
1 60 Deutschland, n 6. Reich Pfennig 1 O / l 9
161 Deutschland, n O. Reich Pfennig i Q / l 3
162 Deutschland, 6. Reich Pfennig 1 O / l f \ 1 O / l <̂
iy4iv-iy4o 163 Deutschland, o o . Reich 5 Pfennig l p
1.64 Deutschland, O: Reich 5 Pfennig
165 Deutschland, Reich 5 Pfennig 1 O / i n
iy4u 166 Deutschland, o . Reich 5 Pfennig 1 G/t o
167 Deutschland, o o . Reich 5 Pfennig 1 O / l A
i y4u 168 Deutschland, o o . neicn 5 Pfennig iy4U
169 Deutschland, o Reich 5 Pfennig 1 Q / l 1
170 Deutschland,, o o . Reich 5 Pfennig 1 O/11
iy4,i 171 Deutschland. n o. neicll 5 Pfennig 1 Ö/l 1 i y 4 i 172 Deutschland, o
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Reich 10 Pfennig Toon
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17-3 Deutschland,
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o . Reich i u r leimig 1 Q 3 £
1 V o O 174 eutschland, 5. Reich, 10 Pfennig Q Q 7
175 Deutschland, o o . Reich 10 Pfennig 1 Q / l n vy4u
176 Deutschland, O. rieicn i u riennig i 37 4-u
177 Deutschland, 3. Reich 10 Pfennig 1941
178 Deutschland, 3. Reich 10 Pfennig 1941
179 Deutschland, 3. Reich 10 Pfennig 1941
180'Deutschland, 3. Reich 10 Pfennig 1942
181 Deutschland, 3. Reich 10 Pfennig 1943
182 Deutschland, 3. Reich 50 Pfennig 1935
183 Deutschland, 3. Reich 50 Pfennig 1941
184 Deutschland, 3. Reich 5.0 Pfennig 1941
185 Deutschland,
Bundesrepublik 2 Pfennig 195,0
186 Deutschland,
Bundesrepublik 2 Pfennig: 1950
187 Deutschland,
Bundesrepublik 5 Pfennig 1950-1965
188 Deutschland,
Bundesrepublik 10 Pfennig 1949
193 Italien, Königreich 5 Centesimi 1927
,194 Italien, Königreich 5 Centesimi 1931
195 Italien, Königreich 10 Centesimi 1928
1.9,6 Liechtenstein, Fstm.. Franken 1924
2,10 Österreich, Kaisertum 2.0 Kreuzer 1869
212 Österreich,. Kaisertum Heller 1893
214,Österreich, Kaisertum Heller 1895
2,15 Österreich, Kaisertum Heller 1,900
•218 Österreich, Kaisertum 2 Heller 1895
219 Österreich, Kaisertum 2 Heller 1896
220 Österreich, Kaisertum 2 Heller 1901
.221 Österreich, Kaisertum. 2 Heller 1904
22'2 Österreich, Kaisertum 2 Heller 1906
223 Österreich,. Kaisertum 2 Heller 1911
;224; Österreich, Kaisertum ;2 Heller 1911
225 Österreich, Kaisertum 2 Heller 1912
226 Österreich, Kaisertum 10 Heller 1893
228 Österreich, Kaisertum 10 Heller 1907
229 Österreich, Kaisertum 20 Heller 1895
230 Österreich, Kaisertum 20 Heller 19l7
231 Österreich,, Republik Groschen 1926
232 Österreich, Republik. Groschen 1929
233 Österreich, Republik Groschen 1937
234 Österreich, Republik Groschen 1937
235 Österreich,'Republik 2 Groschen 1927
236 Österreich, Republik 2 Groschen 1928
237 Österreich, Republik 2 Groschen 1929
238 Österreich, Republik 10 Groschen 1925
239 Österreich, Republik 2 Groschen 1950
240 Österreich, Republik 2 Groschen 1950
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r l d p p e i l 1 CM?
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oui o o u w . e i z c IictppC11 1
,r*3/ T j 302 Schweiz' 2 Rappen 1943
303 Schweiz 2 Rappen 1944
304 Schweiz' 2 Rappen 1945
305 Schweiz 2 Rappen 1951
306 Schweiz 2 Rappen 1955
307 Schweiz? 2 liappeti 1958
3 10 Schweiz 5 Rappen 1880
313 Schweiz 5 Rappen 1894
126
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCH HÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
315 Schweiz, 5 Rappen 1901
316 Schweiz 5 Rappen 1902
317 Schweiz* 5 Rappen 1903
318 Schweiz 5 Rappen 1907
319 Schweiz 5 Rappen 1910
320 Schweiz 5 Rappen 1911
321 Schweiz 5 Rappen 1913
322 Schweiz 5 Rappen 1917
323 Schweiz 5 Rappen 1920
324 Schweiz 5 Rappen 1922
325 Schweiz 5 Rappen 1932
326 Schweiz 5 Rappen 1932
327 Schweiz 5 Rappen 1939
328 Schweiz, 5 Rappen 1942
329 Schweiz 5 Rappen 1948
330 Schweiz 5 Rappen 1953
333 Schweiz 10 Rappen 1908
334 Schweiz 10 Rappen 1918
335 Schweiz 10 Rappen 1920
336 Schweiz 10 Rappen 1920
337'Schweiz 10 Rappen ,1939
338 Schweiz, 10 Rappen 1970
343 Schweiz 20 Rappen 1933
344 Schweiz. 20 Rappen 1936
345 Schweiz 20 Rappen 1943
346 Schweiz 20 Rappen 1944
34.7 Schweiz 20 Rappen 1952
348 Schweiz Vi Franken 1969
349.Schweiz Franken 1907
350 Schweiz Franken 1908
351 unbest. Pfennig 1400-1600
353 Rottweil? Heller? 1500-1600?
357 anonym Rechen-
pfennig, 1500 1650
358 Kilian Koch Rechen-
pfennig 1587-1632
360,Schweiz Plombe 1900-1950
361 Schweiz Plombe 1900-1950
362 Sigg.AG Frauenfeld Spielmünze 1947
363 Liechtenstein, Fstm. Hundemarke 1942
364 unbest. \ Kruzifix 1850-1950
9. KIRCHHÜGEL, NORDOSTHANG
7 Mailand,
Reichsmzst. Denaro 1.125-Anf. 13. Jh.
12, Augsburg',, Hochstift.. Heller ' 1,348-1404
40 Zürich, Stadt Hälbling um 1424
42 Augsburg Stadt Heller 1805
45 Baden-Durlach Kreuzer 1751
46 Basel, Hochstift Schilling 1727
48 Bayern Pfennig 1644
50 Bayern Hambatzen 1623-1651
53 Chur, Hochstift 2, Pfennig 1601-1627
54 Chur, Hochstift Bluzger 1601-1627
58 Chur,; Stadt Pfennig um 1630
60 Chur, Stadt Pfennig um 1630
61 Chur. Stadl Bluzger 1638
63 Chur, Stadt Pfennig Ende 17. Jh.
76 Hossoii-Dafinstadt Kreuzer 1723
81 Kempten, .Stadt Groschen 1554
88 Konstanz; Stadt Vierte.lkreuzer 1703
91 Lindau Pfennig 1650-1700
96 Monttort Pfennig 1 f * 7 £
16/6 97 Monttort Hälbkreuzer 1 / 3 D
98 Monttort Kreuzen4 1 (06
100 Österreich, Enznn. Pfennig 1/65
102 Österreich, bhztm. Kreuzer 1 / yo
107 Österreich-Tirol Kreuzer 1626-16'32
• I I A TS - ~ i?-' 1
110 Kurptalz Kreuzer. 1 /Zö -1 "i 1 TS - p • i „
I I I Kurptalz 6 Kreuzer 1/65 1.16 Reichenau, Freiherr-
sch äff rtenmg l / 1 4 0
123 Sacnsen-HudDurg-
' hausen Heller 1 1 r £ 1/66
-1 O A (""* -• „1 ; T I i i J Ii", -
124 Saensen-Hudnurg-
hausen Kreuzer 1/58
130 Zürich, Stadt Heller 1 ,c'c n 1 £ n n I •>;>()- I ()()U
131 Zürich, Stadt Angster 1600-1700
132 Zürich, Stadt Ängster 1600^1700
137 Zürich, Stadt Angster 1600-1 /00
143 Venedig oolap IDo1-1040
145 Baden - Kreuzer 1 8 ü Z
146 Baden Kreuzer 1 0 c c 1865
151 Deutschland, Kaiser-
reich Pfennig 1904
199 Österreich, Kaisertum Halbkreüzer 1851
201 Österreich, Kaisertum. Kreuzer ,1851
211 Österreich, Kaisertum Krajczär 1869
C 1 rt ijv>ll VV C I Z J Rannpn 1899
314 Schweiz 5 Rappen 1898
341 Schweiz 20 Rappen 1859
342 Schweiz 20 Rappen 1859
354 unbest. Eälschg.? 1400-1800
356 unbest. Münze? ' 1500-1800
OHNE FUNDANGABE
30 Sachsen,
Kurfürstentum Heller 1451-1456
127
Kirche gefundenen M ü n z e n ü b e r w i e g e n d u m f r ü h -
neuzeitliche und moderne Stücke, kamen in der
Kirche und ih rem unmittelbaren Umfeld allein acht
von den insgesamt 11 f r ü h - und hochmittelalterli-
chen M ü n z e n zutage sowie 11 von insgesamt 29
spä tmi t t e la l t e r l i chen M ü n z e n . Ferner setzt hier das
16. Jahrhundert mit vier Stücken einen eigenen A k -
zent; bezeichnenderweise sind die genauen Fund-
u m s t ä n d e der beiden j ü n g e r e n Ausreisser von
1698 und 1850 unklar . 1 3 6
Bei den 26 F u n d m ü n z e n aus dem Pfarrhaus an
der Nordkante des Ki rchhüge ls handelt es sich es
vorwiegend u m Zwischenbodenfunde aus dem er-
sten Obergeschoss. Ausweis l ich eines heute nicht
mehr vorhandenen Wappensteines wurde dieses
G e b ä u d e , das zuweilen als Statthalterei angespro-
chen wi rd , 1539 vollendet . 1 3 7 Dazu füg t sich be-
stens die M ü n z r e i h e , die mit M ü n z e n des 16. Jahr-
hunderts einsetzt. Die auffäl l igs te M ü n z e aus den
Z w i s c h e n b ö d e n des Pfarrhauses ist der friesische
Dukat von 1592, mi th in aus der Zeit, als sich der
Konvent von St. L u z i in diesem G e b ä u d e aufhielt.
Vergleichsweise unergiebig war d e m g e g e n ü b e r
die Untersuchung des alten Pfarrhauses oder Pfarr-
stalls (heute Liechtenstein-Institut) in der Mitte des
Ki rchhüge ls , was angesichts seiner f r ü h e r e n land-
wirtschaft l ichen Nutzung als Torkel und Kornbo-
den nicht weiter verwunder t . 1 3 8 Lediglich eine spä t -
mittelalterliche und eine f r ü h n e u z e i t l i c h e M ü n z e
sowie drei moderne Stücke wurden hier gebor-
gen . 1 3 9
Die 17 F u n d m ü n z e n und die eine Plombe vom
Friedhof besitzen, wie bereits e r w ä h n t , den Cha-
rakter von Streufunden. U m einen zusammen-
gehör igen Komplex, etwa eine verlorene Börse ,
mag es sich bei den vier ö s t e r r e i ch i s chen Kle in -
m ü n z e n der Jahre 1858 bis 1860 handeln, die
westlich des Kirchenhauptportals zutage kamen.
Weiter nörd l ich liegen innerhalb des Ki rchhüge l -
areals zwischen dem alten Pfarrhaus und dem heu-
tigen Pfarrhaus ferner noch der sogenannte Süd-
garten und der Ostgarten. Dabei handelt es sich u m
Areale, die ehedem öffent l ich- recht l ichen Charak-
ter besassen: A u f dem Platz vor der Statthalterei
geschah in der F r ü h e n Neuzeit die Vereidigung des
Landammannes der Herrschaft Schellenberg; i m
Anschluss daran beeidigte die versammelte Ge-
richtsgemeinde die Landsatzungen. Hier schworen
i m F r ü h j a h r 1699 die Mannen von Schellenberg
dem F ü r s t e n Hans A d a m Andreas von Liechten-
stein die Treue . 1 4 0 Im Spektrum der 18 M ü n z e n aus
dem S ü d g a r t e n und der 31 M ü n z e n aus dem Ost-
garten sind keine Auffäl l igkei ten erkennbar.
Ausserhalb dieses inneren Ki r chhüge l a r ea l s
wurden an den H ä n g e n nordwestl ich und n o r d ö s t -
l ich des Ki rchhüge l s ebenfalls Untersuchungs-
schnitte gesetzt. Hier ist die schiere Menge an
F u n d m ü n z e n bemerkenswert: Die 187 M ü n z e n ,
zwei Rechenpfennige, zwei Plomben und drei wei -
teren Objekte vom Nordwesthang machen mehr als
die Hälf te des Benderer Fundgutes aus; der Nord-
osthang steuert 46 M ü n z e n bei. Aufmerksamkei t
erregt die Konzentrat ion von sechs mittelalterli-
chen M ü n z e n am Nordwesthang; der Nordosthang
erbrachte nur drei mittelalterliche M ü n z e n , darun-
ter einen bemerkenswert f r ü h e n M a i l ä n d e r Denaro
des 12. Jahrhunderts. Auffäll ig sind ferner die bei-
den Rechenpfennige vom Nordwesthang. Fast ist
man geneigt, zwischen ihnen und dem etwa zeit-
g e n ö s s i s c h e n fr iesischen Dukaten aus dem Pfarr-
haus einen Zusammenhang herzustellen: Denn wo
g r ö s s e r e Geldwerte wie eben dieser Dukat verwal-
tet wurden, waren auch u m f ä n g l i c h e r e Rechnun-
gen erforderl ich; und zu deren D u r c h f ü h r u n g
benö t ig te m a n Rechenpfennige. N u n fand sich die
Masse der Objekte vom Nordwesthang und vom
Nordosthang i n Schuttschichten rund u m das alte
Pfarrhaus; hier w i r d man also die Möglichkei t i m
Auge behalten m ü s s e n , dass bei seiner Erbauung
i m 16. Jahrhundert ein mittelalterlicher Vorgän-
gerbau beiseite g e r ä u m t und gelegentlich der gros-
sen Innenrenovation von 1730 nochmals Mater ia l
nach aussen geschafft wurde, welches dann die
beiden Rechenpfennige enthalten haben mag. Fer-
ner übe r l i e fe r t das Fundgut vom Nordwesthang die
Masse der modernen M ü n z e n .
128
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
DIE FUNDMÜNZEN V O M KIRCHHÜGEL
IN B E N D E R N : ERGEBNISSE
Betrachtet man das Spektrum der F u n d m ü n z e n
aus Bendern zusammenfassend, lassen sich kaum
Auffäl l igkei ten ausmachen. Einzelne M ü n z e n wie
die beiden karolingerzeit l ichen Denare oder der
friesische Dukat m ö g e n aus dem ü b r i g e n Mater ial
herausragen; aber sie f ü g e n sich doch in den Rah-
men, der durch die konkreten geographischen
Randbedingungen des Ortes und durch die weite-
ren F u n d m ü n z e n , aus Bendern wie aus dem übr i -
gen Alpenrheintal, gesteckt wi rd . Gerade die Kleinst-
nominale, welche die Masse des Benderer Mater ia-
les ausmachen, erweisen sich ü b e r w i e g e n d als ty-
pisch fü r den M ü n z u m l a u f des Mittelalters und der
F r ü h e n Neuzeit im Bodenseeraum.
Zugleich zeigt sich wieder e inmal die relative
Unabhäng igke i t ö k o n o m i s c h e r Prozesse von den
Wandlungen auf polit isch-herrschaftlicher Ebene.
Die f r ü h n e u z e i t l i c h e n Herrschaftswechsel, denen
Bendern als Teil der Herrschaft Schellenberg un-
terworfen war, zeitigten kaum einen Niederschlag
im numismatischen B e f u n d . 1 4 1 So hä t t e sich ja zur
Zeit der Grafen von Sulz (1510-1613) ein s c h w ä b i -
scher Einfluss bemerkbar machen k ö n n e n ; allein,
f ü r diesen Zeitraum kommen keine M ü n z e n aus
dem Inneren Schwabens vor, mit Ausnahme der
Rottweiler Heller (Nrn. 117-121) - es w ä r e gewiss
etwas zu k ü h n , hier einen Zusammenhang mit der
sulzischen W ü r d e des Erbhofrichteramtes am kai-
serlichen Hofgericht zu Rottweil sehen zu w o l l e n . 1 4 2
Ebensowenig zog der Ü b e r g a n g an die F ü r s t e n
von Liechtenstein seit 1699 einen v e r s t ä r k t e n Zu-
fluss ö s t e r r e i ch i sche r M ü n z e n nach sich, obschon
die Liechtensteiner treue Gefolgsleute der Habs-
burger waren und blieben. Erst seit dem s p ä t e n
18. Jahrhundert dominiert das ös te r re ich ische Geld;
aber selbst i m Benderer Fundgut des 19. Jahrhun-
derts, in dessen Verlauf Liechtenstein f ü r Aus-
senstehende zunehmend den Charakter einer öster-
reichischen Provinz annahm, macht der ös t e r re i -
chische Antei l nur reichliche zwei Fünf te l aus . 1 4 3
Die politische und wirtschaftl iche Neuausrichtung
Liechtensteins zur Schweiz hin seit 1924 hat das
Fundgut ebenfalls nicht wesentlich beeinflusst.
A u c h die Vorgänge auf grundherrschaft l icher
Ebene lassen sich i m A u f und A b des Münzspek -
trums nicht ablesen: So hä t t e j a das Ex i l des Kon-
ventes St. L u z i in Bendern zwischen 1538 und
1636 zu Auffä l l igkei ten in der M ü n z r e i h e f ü h r e n
k ö n n e n ; indes geht mit ke inem der beiden Daten
eine auffäl l ige V e r ä n d e r u n g einher . 1 4 4 Keine einzige
der sieben bayerischen M ü n z e n läss t sich in einen
Zusammenhang mit der bayerischen Lehensherr-
schaft in Bendern zwischen 1805 und 1813 stellen,
obschon die bayerische Adminis t ra t ion offenkun-
136) Eine ähnliche zeitliche Asymmetrie finden wir in Winterthur,
wo die F imdmünzen aus der Stadtkirche St. Laurentius überwiegend
ins Mittelalter tendieren, die Siedlungsfunde dagegen in die Neuzeit:
vgl. den Beitrag von H. v. Roten in: Jäggi. Carola u. a.: Die Stadtkir-
che St. Laurentius in Winterthur. Ergebnisse der archäologischen
und historischen Forschungen. Zürich. 1993 (Zürcher Denkmalpfle-
ge. Archäologische Monographien. Bd. 14). ab S. 94. Erklärt wird
dieser Umstand mit dem Hinweis auf einen Steinfussboden und
eventuell ein veränder tes Opferverhalten seit der Reformation. - Für
die Siedlungsfunde Zäch, Benedikt; Warburton-Ackermann, Rahel
C : Die Münzfunde aus der Winterthurer Altstadt 1807-1994. In:
Archäologie im Kanton Zürich 1993-1994. Zürich, 1996 (Berichte
der Kantonsarchäologie Zürich. Bd. 13). ab S. 205.
137) Das Pfarrhaus Bendern. Hrsg. Gemeinde Gamprin. Gamprin.
1976. - Poeschel. K D M Liechtenstein. S. 252-254.
138) Malin, altes Pfarrhaus. - Häusle. Martin: Altes Pfarrhaus
Bendern. Bendern, 1993.
139) Malin. altes Pfarrhaus. S. 192-193: Bewertung auf S. 157.
140) Malin. Bendern. S. 233.
141) Vgl. die Bemerkungen Poeschels. K D M Liechtenstein. S. 22.
zum Hortfund von Schellenberg.
142) Grube. Georg: Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts.
Stuttgart, 1969 (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtli-
che Landeskunde in Baden-Würt temberg , Reihe B / Forschungen.
Bd. 55), ab S. 92. - Zur Herrschaft der Grafen von Sulz in Liechten-
stein vgl. Seger, Otto: Aus den Zeiten des Her rschaf t süberganges von
Brandis zu Sulz und von Sulz zu Llohenems. In: JBL 60 (1960),
S. 21-70. - Zur Verbreitung der Rottweiler Heller vielmehr oben
Anm. 102.
143) Zur Bewertung Liechtensteins durch die Siegermächte des
Ersten Weltkrieges vgl. Raton, Liechtenstein, ab S. 59.
144) Büchel. Bendern. S. 37-55.
129
dig ein Interesse an Bendern besass und hier g rös -
sere Investitionen t ä t i g t e . 1 4 5
Abschliessend w i r d man die F u n d m ü n z e n und
verwandten Objekte vom Benderer Ki rchhüge l als
einen fü r die Region r e p r ä s e n t a t i v e n Komplex wer-
ten d ü r f e n . Die gute Quellenlage erlaubt seine Ver-
zahnung mit Vorgängen und Ereignissen i n und um
Bendern ü b e r mehr als tausend Jahre hinweg; und
ebenso wie die B e s c h r ä n k t h e i t e n erweist er auch
den Erkenntnisgewinn durch solch eine historisch-
numismatische Vorgehensweise.
145) Ebd. S. S2-84.
130
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Katalog
VORBEMERKUNG
Die Katalogeinträge sind nach folgendem Schema aufge-
baut: Katalognummer. Münzherrschaft, gegebenenfalls
Münzherr (oder Objektgattung, gegebenenfalls Her-
steller). Nominal, Prägeort mit Prägejahr oder -Zeitraum.
- Vorderseite: Umschrift; Bild. - Rückseite: Umschrift;
Bild. - Gegebenenfalls Münzzeichen; Metall (AB: Alumini-
umbronze, AE: unbestimmte Buntmetallegierung, AL:
Aluminium, AR: Silber, AU: Gold, BL Billon, BR: Bronze,
CU: Kupfer, FE: Eisen, KN: Kupfernickel, ME: Messing,
NI: Nickel, PB: Blei, ZK: Zink); Gewicht; grösster/kleinster
Durchmesser; Stempelstellung (360°: Münzbildachsen
von Vorder- und Rückseite stimmen überein; 30°: sie wei-
chen um 30° voneinander ab usw.); Abnutzung Vordersei-
te/ Rückseite, Korrosion Vorderseite/Rückseite (0: unbe-
stimmt, 1 nicht/kaum - 5 sehr stark/ganz; vgl. Usure et
corrosion / Abnutzung und Korrosion, Tables de referen-
ce pour la determination de trouvailles monetaires / Be-
stimmungstafeln zur Bearbeitung von Fundmünzen. In-
ventar der Fundmünzen der Schweiz 2 (1995), Supple-
ment); gegebenenfalls Bemerkungen. - Referenzzitat (vgl.
das Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur). -
Fundort. Inventarnummer.
131
FRÜH- UND HOCH-
MITTELALTER
1 Frankenreich, Karl
der Grosse.
Denar, Pavia 793-812.
Vs.: * CARLVSRE*FR ;
Kreuz im Perlkreis.
Rs.: * P A P I A ; Mono-
gramm im Perlkreis.
AR; 1,490 g; 21,4/
21,0 mm; 45°;
A 1/2, K 1/1.
Vgl. CNIIV, Nrn. 2 ff.,
S. 466-467;
Grierson/Blackburn I,
Nr. 745, S. 524.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0001.
2 Frankenreich,
Ludwig der Fromme.
Denar. Pavia? 822-840.
Vs.: * HLVDOWICVSIMP ;
Kreuz mit Punkten in den
Zwickeln, Perlkreis.
Rs.: *XPISTIANARELIGIO;
Tempelfassade.
AR; 1,545 g; 20,4/
19,8 mm; 270°;
A 1/1, K 1/1.
Grierson/Blackburn I,
Nr. 792, S. 530.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0002.
3 Konstanz, Hochstift,
unbestimmter Münzherr.
Pfennig, Konstanz um
1180/90 (-1210).
Vs.: Bischof von vorn
unter Baldachin, in der
Rechten Bischofsstab, in
der Linken Buch; Wulst-
kreis vor Perlkreis (37 Per-
len).
AR; 0,494 g; 23,3/
22,7 mm; einseitig;
A I , K l .
Klein/Ulmer, CC, Nr. 7.1,
S. 45.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0003.
4 Konstanz, Hochstift,
unbestimmter Münzherr.
Pfennig, Konstanz
1295-1335.
Vs.: Bischofshaupt zwi-
schen Hirtenstab und Lilie,
Wulstkreis vor Perlkreis.
AR; 0,296 g; 19,4/
15.4 mm; einseitig;
A 1, K 1; Fragment, ver-
bogen.
Vgl. Klein/Ulmer, CC,
Nr. 45, S. 60.
Kirche, Nordwand des
Turmes.
Inv.-Nr. K0308/0005.
5 Lindau, Reichs-
münzstätte, unbestimm-
ter Münzherr.
Pfennig, Lindau
1295-1335.
Vs.: Dreiblättrige Linde
mit dreikugeligen Blüten.
AR; 0,374 g; 20,0/
18,9 mm; einseitig;
A 1, K 1; ausgebrochen,
verbogen.
Klein/Ulmer, CC, Nr. 97,
S. 81.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0006.
6 Lindau, Reichs-
münzstätte, unbestimm-
ter Münzherr.
Pfennig, Lindau
1295-1335.
Vs.: Dreiblättrige Linde
mit dreikugeligen Blüten.
AR; 0,322 g; 19,8/
19.5 mm; einseitig;
A 1, K 1; ausgebrochen,
verbogen.
Klein/Ulmer, CC, Nr. 97,
S. 81.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0111.
DIE FUNDMUNZEN VOM KIRCHHUGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
7 Mailand, Reichs-
münzstätte, auf den
Namen Kaiser Heinrichs.
Denaro scodellato,
Mailand um 1125 bis Anf.
13. Jh.
Vs.: H / R I C / N i m Perl-
kreis.
Rs.: MEDIOLANV ; Kreuz
im Perlkreis.
AR; 0,349 g; 16,3/
15,3 mm; 360°; A 3/2,
K 3/3; ausgebrochen.
Vgl. CNI V, Nr. 1, S. 48;
Murari, monetazione
milanese, Nrn. 15, 18,
20-21, S. 274-275.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0135.
8 Mailand, Stadt,
Kaiser Friedrich II.
Denaro, Mailand
1218-1250.
Vs.: * FREDERICVS ;
I«p»R»T« um zentralen
Punkt.
Rs.: Kleeblatt zwischen
Punkten / * ME / DIOLA /
NVM / Kleeblatt zwischen
Punkten.
AR; 0,507 g; 16,1/
14,3 mm; 270°; A 1/1,
K 2/2; ausgebrochen.
CNI V, Nr. 4, S. 34.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0042.
9 Mailand, Herzog-
tum, Luchino Visconti.
Denaro, Mailand
1339-1349.
Vs.: *LVChIN'-VICECOES ;
Kreuz mit Blattenden.
Rs.: Kleeblatt, Biscia, Klee-
blatt / * ME / DIOLA /
NVM / Kleeblatt, Biscia,
Kleeblatt.
BI; 0,582 g; 16,1/
14,7 mm; 60°; A 3/3,
K 1/1; ausgebrochen, ein-
gerissen.
Vgl. CNI V, Nr. 1, S. 70.
Kirche, südöstl. Chor-
mauer.
Inv.-Nr. K0308/0025.
10 Ulm, Reichsmünz-
stätte, Kaiser Friedrich II.
bzw. König Konrad IV.
Pfennig, Ulm Mitte 13. Jh.
Vs.: Brustbild des Königs
von vorn, in der Rechten
Lilie, links sechsstrahliger
Stern; Wulstkreis vor
Perlkreis
(25 eckige Perlen).
AR; 0,385 g; 20,2/
19,9 mm; einseitig;
A 1, K 1; dezentriert, ein-
gerissen.
Vgl. Klein/Ulmer, CC,
Nr. 144, S. 103.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0004.
11 Zürich, Fraumün-
sterabtei.
Pfennig, Zürich, zweite
Hälfte 11. Jh.
Vs.: Umschriftreste;
Kirchenfassade.
Rs.: Umschriftreste; Kreuz
mit kugelartigen Enden
und je einem Ringel in den
Zwickeln.
AR; 0,56 g; ca. 25/22 mm;
verschollen.
Schwarz, Zürich, Nr. 13,
S. 137; Geiger, Zürcher
Halbbrakteaten, Typ 3 b,
S. 64.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0012.
133
SPATMITTELALTER
REICH UND EIDGENOS-
SENSCHAFT
12 Augsburg, Hochstift,
Bf. Marquard I. von
Randeck oder Burkhard
von Ellenbach.
Heller, Dillingen
1348-1404.
Vs.: Hand, auf der Hand-
fläche Beizeichen D.
Rs.: Gabelkreuz im Kreis,
in den Gabeln kleine D.
BI; 0,134 g; 12,4/9,9 mm;
330°; A 1/1, K l / 1 ;
Fragment.
Steinhilber, Augsburg,
Nr. 148, S. 132; Förschner
I, Nr. 35, S. 214.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0087.
13 Augsburg, Hochstift,
Bf. Marquard I. von
Randeck oder Burkhard
von Ellenbach.
Heller, Dillingen
1348-1404.
Vs.: Hand, auf der Hand-
fläche Beizeichen D.
Rs.: Gabelkreuz im Kreis,
in den Gabeln Ringel.
BI; 0,422 g; 16,9/
15,5 mm; Stempelstellung
unbest; A1 /1 , K l / 1 .
Vgl. Steinhilber, Augsburg,
Nr. 149, S. 132; Förschner
I, Nr. 36, S. 214.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0022.
14 Augsburg, Hochstift,
Bf. Marquard I. von
Randeck oder Burkhard
von Ellenbach?
Heller, Dillingen
1348-1404?
Vs.: Hand, auf der Handflä-
che Beizeichen D (oder 0?).
Rs.: Gabelkreuz im breiten
Fadenkreis, in den Gabeln
Punkte.
BI; 0,354 g; 16,0/
15,1 mm; Stempelstellung
unbest.; A 1 / 1 , K 2/2.
Vgl. Steinhilber, Augsburg,
Nr. 149, S. 132; Förschner
I, Nr. 36, S. 214.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0086.
15 Bern, Stadt.
Haller, Bern um
1400-1540.
Vs.: Bär nach herald,
rechts, darüber Adler.
BI; 0,15 g; ca. 14,5/
13,5 mm; verschollen.
Vgl. Blatter, Zeitfolge,
Nr. 22, S. 372.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0015.
16 Bern, Stadt.
Haller, Bern um
1450-1540.
Vs.: Bär nach herald.
rechts, darüber Adler, im
Hohlring.
BI; 0,093 g; 11,9/
10.8 mm; einseitig;
A 1, K 1; Fragment.
Vgl. Blatter, Zeitfolge,
Nrn.23-25, S. 372-373.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0162.
17 Chur, Hochstift, Bf.
Ortlieb von Brandis oder
Vorgänger.
Pfennig, Chur um
1450-1491.
Vs.: Steinbock nach he-
rald, rechts im Perlkreis.
AR; 0,124 g; 13,5/
10.9 mm; einseitig;
A 2, K 2; ausgebrochen,
eingerissen.
Vgl. Trachsel, Graubün-
den, Nr. 24, S. 24-25.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0045.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
9
verschollen
18 Chur, Hochstift, Bf.
Ortlieb von Brandis.
Pfennig, Chur 1458-1491.
Vs.: Steinbock nach he-
rald, rechts in spanischem
Schild, darüber 0, darun-
ter Kringel, Perlkreis.
AR; 0,231 g; 13,9/
12,5 mm; einseitig;
A 3, K 1; ausgebrochen,
eingerissen.
Vgl. Trachsel, Graubün-
den, Nr. 27, S. 25; Tobler,
Chur, Typ 1, S. 243.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0010.
19 Chur, Hochstift, Bf.
Heinrich von Hewen.
Pfennig, Chur 1491-1503.
Vs.: Steinbock nach he-
rald, rechts, darüber
Stern, darunter h.
BI; 0,22 g;
Vgl. Trachsel, Graubün-
den, Nrn. 30-31, S. 26.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0011.
20 Freiburg im Üecht-
land, Stadt.
Pfennig, Freiburg
1435-1446.
Vs.: Burg, darüber Zährin-
geradler, darunter Kringel;
im Feld zwei Punkte,
Hohlring.
AR; 0,167 g; 13,5/
12,4 mm; einseitig;
A 1, K 1; eingerissen.
Morard/Cahn/Villard,
Fribourg, Nr. 1, S. 150.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0186.
21 Görz, Grafschaft,
Leonhard.
Vierer, Lienz um
1454-1500.
Vs.: O LeOnhARDVS ;
Wappenschild (schrägge-
teilt: Balken, Löwe) im
Fadenkreis.
L
Rs.: COmeS, Haken, G0-
RIC[ ]; Kreuz, in den
Zwickeln fünfblättrige
Rosetten.
BI; 0,348 g; 14,8/
14,2 mm; 240°; A 3/3,
K 2/2; ausgebrochen.
Vgl. CNAI , K 4 5 , S. 373;
CNI VI, Nr. 26, S. 66.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0068.
22 Görz, Grafschaft,
Leonhard.
Vierer, Lienz um
1454-1500.
Vs.: Legende unkenntlich;
Wappenschild (schrägge-
teilt: Balken, Löwe).
Rs.: unkenntlich.
BI; 0,111 g; 12,0/8,5 mm;
Stempelstellung unbest.;
A2/0 , K 3/3; fragmentiert.
Vgl. CNA I, K 45-46,
S. 373; CNI VI, Nrn. 26 ff.,
S. 66-67.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0069.
23 Luzern, Stadt.
Haller, Luzern um 1425.
Vs.: Bischofshaupt von
vorn zwischen L-V, Hohl-
ring.
BI; 0,143 g; 13,0/
11,8 mm; einseitig; A 0,
K 1; ausgebrochen, flach-
gedrückt.
Zäch, Luzern, H 2.3,
S. 335.
Altes Pfarrhaus (Pfarrstall).
Inv.-Nr. K0308/0189.
24 Nürnberg, Stadt.
Heller, Nürnberg
1470-1473.
Vs.: Stadtschild (gespalten:
Adler, Sparren).
Rs.: n im Vierschlag.
BI; 0,124 g; 11,6/
10,5 mm; 330°;
A 3/3, K 3/3.
135
Vgl. Kellner, Nürnberg,
Nr. 108, S. 150;
Kellner/Kellner, Nürnberg,
Nr. 128, S. 65.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0036.
25 Österreich, Graf-
schaft Tirol, Erzherzog
Friedrich IV.
Vierer, Meran 1406-1439.
Vs.: []ID[]; Bindenschild
vor Gabelkreuz im Perl-
kreis.
Rs.: Legende unkenntlich;
Adler nach herald, rechts
im Perlkreis.
AR; 0,242 g ; 13,9/
12,6 mm; 120°; A 2/2,
K 1/1; unregelmässiger
Schröding, ausgebrochen,
verbogen.
CNAI, J 43, S. 358.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0159.
26 Österreich, Graf-
schaft Tirol, Erzherzog
Sigismund.
Kreuzer, Meran oder Hall
um 1460-1496.
Vs.: *SI-GIS-mVn-DVS* ;
Doppelkreuz, Schenkel
ragen in die Legende,
feiner Perlkreis; Raute
unter Raute der Umschrift.
Rs.: *C0meS-ä-TIR0L4;
gekrönter Adler nach
herald, rechts.
AR; 1,025 g; 18,4/
18,1 mm; 120°; A 2/2,
K 1/1; schwach ausge-
prägt, Vs. dezentriert.
CNA I, J 45 (Wieser-
Nr. 26), S. 359.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0007.
27 Österreich, Graf-
schaft Tirol, Erzherzog
Sigismund.
Kreuzer, Meran oder Hall
um 1460-1496.
Vs.: *SI-GIS-mVn-DVS*;
Doppelkreuz, Schenkel
ragen in die Legende,
feiner Perlkreis.
Rs.:*C0m[ ITIROL; Adler
im feinen Perlkreis.
AR; 0,512 g; 18,1/17,4
mm; 120°; A 2/2, K 1/1;
unregelmässiger Schröt-
ling, ausgebrochen, verbo-
gen, eingerissen.
CNA I, J 45, S. 358-359.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0066.
28 Pfalz-Neumarkt,
Pfalzgrafschaft, Otto I.
von Pfalz-Mosbach.
Heller, Neumarkt (Ober-
pfalz) um 1458-1460.
Vs.: Adler nach herald,
rechts.
Rs.: Kleines Gabelkreuz.
BI; 0,136 g; 11,2/9,1 mm;
Stempelstellung unbest.;
A 2/2, K 2/2; knapper
Schröding oder ausgebro-
chen?
Götz, Oberpfalz, Nr. 134,
S. 278.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0064.
29 Ravensburg, Stadt.
Pfennig, Ravensburg
1423-1503.
Vs.: Stadtschild (Doppel-
turmfassade) im Perlkreis
(21 Perlen).
AR; 0,232 g; 15,2/
14,8 mm; einseitig;
A 1, K 1; eingerissen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 15, S. 97.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0017.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
30 Sachsen, Kurfür-
stentum, Friedrich II.
Heller, Wittenberg
1451-1456.
Vs.: Wappenschild (geteilt,
davor gekreuzte Schwer-
ter) unter W, in breitem
Fadenkreis.
AR; 0,211 g; 14,7/
12,8 mm; einseitig; A 2,
K 1; ausgebrochen, flach-
gedrückt.
Krug, Groschen, Nr. 840,
S. 147.
Keine Fundangabe.
Inv.-Nr. K0308/0213.
31 Schwäbisch Hall,
Reichsmünzstätte.
Heller, Schwäbisch Hall
1300-1356?
Vs.: Hand in breitem
Fadenkreis.
Rs.: Gabelkreuz in breitem
Fadenkreis, Punkte in den
Gabeln.
BI; 0,400 g; 16,3/
13.6 mm; Stempelstellung
unbest.; A1 /1 , K 1/1;
Radkreuz-Typ.
Raff, Schwäbisch Hall,
Nr. 18, S. 41.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0130.
32 Schwäbisch Hall,
Reichsmünzstätte.
Heller, Schwäbisch Hall
1300-1356?
Vs.: Hand, unter dem
Mittelfinger Punkt.
Rs.: Gabelkreuz, Punkte in
den Gabeln.
BI; 0,176 g; 15,3/
11.7 mm; Stempelstellung
unbest.; A 3/3, K 2/2;
fragmentiert; Radkreuz-
Typ.
Raff, Schwäbisch Hall,
Nr. 18 c, S. 41.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0062.
41 33 Speyer, Hochstift, Bf. Johann II. Freiherr Nix von Hohen-eck zu Entzenberg.
Pfennig, Speyer
1459-1464.'
Vs.: Wappenschild (gespal-
ten: Kreuz, geviert in
Binde und ledig) unter n,
Perlkreis.
AR; 0,173 g; 15,4/
13,3 mm; einseitig;
A 1, K 3; schüsseiförmig,
fragmentiert.
Ehrend, Speyer, Nr. 5/18,
S. 143.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0026.
34 Ulm, Stadt.
Heller, Ulm 1404-1423.
Vs.: Stadtschild (geteilt,
oben gerauht).
Rs.: Gabelkreuz mit Punk-
ten in den Gabeln, Faden-
kreis.
BI; 0,032 g; 6,9/4,5 mm;
Stempelstellung unbest.;
A 1/1, K 1/1; Fragment.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 6, S. 68.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0034.
35 Wertheim, Graf-
schaft, Eberhard?
Heller, Wertheim
1363-1400?
Vs.: Hand im Kreis, links
daneben Beizeichen W mit
verlängertem Mittelbalken.
Rs.: Kleines Gabelkreuz im
Reif, Punkte in den Gabeln.
BI; 0,221 g; 14,4/
12,5 mm; Stempelstellung
unbest.; A 1/1, K 1/1; aus-
gebrochen.
Schahl, Hellerfunde, C 2,
S. 214.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0023.
137
36 Württemberg, Graf-
schaft, Eberhard III.
Heller, Stuttgart
1404-1423.
Vs.: Jagdhorn im Vier-
schlag.
Rs.: Gabelkreuz mit Punk-
ten in den Gabeln, breiter
Fadenkreis.
BI; 0,360 g; 16,3/
14,4 mm; Stempelstellung
unbest.; A0/0 , K 1/1;
schwach ausgeprägt, aus-
gebrochen, eingerissen.
Klein/Raff 4, Nr. 7, S. 26.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0020.
37 Württemberg, Graf-
schaft, unbestimmter
Münzherr.
Pfennig, Stuttgart
1400-1500.
Vs.: Flächiges Jagdhorn
mit Band aus gedrückten
Perlen, Perlkreis.
AR; 0,289 g; 14,5/
13,6 mm; einseitig;
A 2, K 1; eingerissen.
Vgl. Klein/Raff 4, Nr. 16,
S. 31.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0021.
• 39 Zürich, Stadt. Hälbling, Zürich um 1424. Vs. Äbtissin mit Haube zwischen Z-I/V, glatter
Wulstrand.
BI; 0,115 g; 13,5/
11,5 mm; einseitig;
A 1, K 1; ausgebrochen.
Vgl. Schwarz, Zürich,
Nr. 36, S. 138.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0197.
40 Zürich, Stadt.
Hälbling, Zürich um 1424.
Vs. Äbtissin mit Haube
zwischen Z-I/V, glatter
Wulstrand.
BI; 0,160 g; 13,0/
12,1 mm; einseitig;
A 1, K 1; ausgebrochen.
Vgl. Schwarz, Zürich,
Nr. 36, S. 138.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0198.
38 Zürich, Stadt.
Pfennig, Zürich um 1400.
Vs.: Äbtissin mit Schleier
von vorn zwischen 3-I/V
und zwei Punkten, glatter
Wulstrand mit drei Punk-
ten.
AR; 0,232 g; 16,5/
15,4 mm; einseitig;
A 2, K 1; ausgebrochen,
schwach ausgeprägt.
Vgl. Schwarz, Zürich,
Nr. 34, S. 138.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0013.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
FRÜHE NEUZEIT
REICH UND EIDGENOS-
SENSCHAFT
41 Augsburg, Stadt.
Heller, Augsburg 1805.
Vs.: Ovaler Stadtschild
(Pyr) in Kartusche.
Rs.: I / HELLER / 1805 / »5
CU; 0,603 g; 14,9/
14,4 mm; 360°;
A 1/1, K 2/1.
Förschner I, Nr. 590,
S. 276.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0089.
42 Augsburg, Stadt.
Heller, Augsburg 1805.
Vs.: Ovaler Stadtschild
(Pyr) in Kartusche.
Rs.: 1 / H E L L E R / 1 8 0 5 / «
CU; 0,555 g; 14,7/
14,3 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Förschner I, Nr. 590,
S. 276.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0090.
43 Augsburg, Stadt.
Pfennig, Augsburg 1786.
Vs.: Ovaler Stadtschild
(Pyr) in Kartusche.
Rs.: 1 /PFENNING/
STADTMÜNZ / 1803 / O.
CU; 1,865 g; 19,5/
19,2 mm; 360°; A 2/2,
K 2 / 2 .
Vgl. Förschner I, Nr. 399,
S. 260 (Var.: keine Roset-
ten).
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0088.
44 Augsburg, Stadt.
Pfennig, Augsburg 1803.
Vs.: Ovaler Stadtschild
(Pyr) in Kartusche.
Rs.: 1 /PFENNING/
STADTMÜNZ / 1803 /
CU; 1,252 g;
16,6/16,6 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Förschner I, Nr. 421,
S. 262.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0061.
45 Baden-Durlach,
Markgrafschaft, Karl
Friedrich.
Kreuzer, Durlach 1751.
Vs.: BAADEN - DURLACH ;
gekröntes C-F-
Monogramm.
Rs.: - 1 - / K R E V Z / 1751 in
barocker Kartusche,
Mzmstz. -B-C-.
BI; 0,336 g; 15,1/
14,4 mm, 180°; A 2/2,
K 2/2; unregelmässiger
Schrötling.
Wielandt, Baden, Nr. 693,
S. 468.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0091.
46 Basel, Hochstift, Bf.
Johann Konrad II. von
Reinach-Hirzbach.
Schilling, Pruntrut 1727.
Vs.: MON. N O V A -
LC-EP.BAS/ 17-27 ; ge-
krönter Doppeladler im
Strichelkreis, darunter
kleiner Wappenschild
(Baselstab).
Rs.: SANCTVS1 ]; stehen-
der nimbierter St. Ursici-
nus.
AR; 0,815 g; 20,5/
19,1 mm; 210°; A 3/3,
K 3/3; dezentrierte Prä-
gung, ausgebrochen.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 710, S. 215.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0161.
47 Bayern, Herzogtum,
Albrecht IV.
Halbbatzen (Gröschl),
Landshut oder München
1506.
139
Vs.: X ALBERTVS-DVX-
BAVARIET506 ; Rauten-
schild.
Rs.: X IVSTO-NON-DERE-
LINqlTVR ; Löwe nach
herald, rechts.
AR; 1,705 g; 21,8/
21,2 mm; 330°; A 2/2,
K 1/1; eingerissen.
Vgl. Hahn, Typenkatalog,
Nr. 7, S. 23.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0095.
48 Bayern, Kurfürsten-
tum, Maximilian I.
Pfennig, München 1644.
Vs.: Rautenschild zwi-
schen 16-44 unter + C +,
Fadenkreis.
BI; 0,265 g; 12,6/
10,6 mm; einseitig; A 1,
K 1; verbogen.
Hahn, Typenkatalog,
Nr. 87, S. 48.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0098.
49 Bayern, Kurfürsten-
tum, Maximilian I.
Halbbatzen, München
1624.
Vs.: • M-C-P-R-V-B-D-S-R-I-
A-E-E ; Rautenschild.
Rs.: SOLI-DEO-GLORIA-
16-24 ; Reichsapfel mit
Wertzahl Z.
BI; 1,044 g; 18,4/
18,1 mm; 360°;
A 1/1; K l / 1 .
Hahn, Typenkatalog,
Nr. 93, S. 48.
Altes Pfarrhaus (Pfarrstall).
Inv.-Nr. K0308/0096.
50 Bayern, Kurfürsten-
tum, Maximilian I.
Halbbatzen, München
1623-1651.
Vs.: * M-C-P-R-V-B-D-S-R-I-
A-E-E; Rautenschild.
Rs.: -SOLI-DEO-GLORIA- ;
Reichsapfel mit Wert-
zahl Z.
#
AR; 0,972 g; 18,6/
17,8 mm; 360°; A 1/1;
K 1/1.
Hahn, Typenkatalog,
Nr. 92, S. 48.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0097.
51 Chur, Hochstift, Bf.
Peter II. Rascher.
Pfennig, Chur 1581-1601.
Vs.: []-[ ]-C, Wappen-
schild (Löwe nach herald,
links).
BI; 0,131 g; 13,6/12,6
mm; einseitig; A 2, K 3;
schüsseiförmig, ausgebro-
chen.
Trachsel, Graubünden,
Nr. 68, S. 36.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0063.
52 Chur, Hochstift, Bf.
Johann V. Flugi von
Aspermont.
Pfennig, Chur 1601-1627.
Vs.: Wappenschild (drei
Schwanenhälse).
BI; 0,13 g; 13,9/10,5 mm;
einseitig; A 1, K 2; frag-
mentiert, flachgedrückt.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1465, S. 331.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0165.
53 Chur, Hochstift, Bf.
Johann V. Flugi von
Aspermont.
2 Pfennig, Chur
1601-1627.
Vs.: Drei Wappenschilde
(Doppeladler, drei Schwa-
nenhälse, Steinbock nach
herald, rechts), Wertzahl
2, Gerstenkornkreis.
BI; 0,326 g; 15,5/
15,1 mm; einseitig; A 1,
K 1; dezentrierte Prägung,
gerissen.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1464 a, S. 330.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0166.
54 Chur, Hochstift, Bf.
Johann V. Flugi von
Aspermont.
Bluzger, Chur 1601-1627.
Vs.: *IOANNES-D-G-[]CV;
Bluzgerkreuz mit Punkten
in den Gabeln, Perlkreis.
Rs.: -ECCE-ANCILLA-DO ;
Madonna mit Kind im
Perlkreis.
BI; 0,690 g; 17,3/
16,9 mm; 360°; A 3/3,
K 2/1; dezentrierte Prä-
gung, ausgebrochen.
Vgl. Divo/Tobler 17. Jh.,
Nrn.1456-1458,
S. 326-327.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0163.
55 Chur, Hochstift, Bf.
Johann V. Flugi von
Aspermont.
Bluzger, Chur 1601-1627.
Vs.: * IOAI1S-D-G-EBIS-
CO-CV ; Bluzgerkreuz mit
Punkten in den Gabeln,
Fadenkreis.
Rs.: -ECCEANCIL1 ]DOM[ ];
Madonna mit Kind im
Fadenkreis.
BI; 0,635 g; 17,8/
17,2 mm; 270°; A 3/3,
K 1/1; Vs. dezentrierte
Prägung, Rs.
Doppelschlag, ausgebro-
chen.
Vgl. Divo/Tobler 17. Jh.,
Nrn. 1456-1458,
S. 326-327.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0164.
56 Chur, Hochstift, Bf.
Ulrich VII. von Feder-
spiel.
Pfennig, Chur 1692-1728.
Vs.: V - E - C , Steinbock
nach herald, links im ein-
geschwungenen Wappen-
schild, Gerstenkornkreis.
BI; 0,170 g; 12,5/
12,4 mm; einseitig; A 1,
K 2; ausgebrochen.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 875 b, S. 322.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0167.
57 Chur, Hochstift, Bf.
Ulrich VII. von Feder-
spiel.
2 Pfennig, Chur
1692-1728.
Vs. Drei Wappenschilde
(Doppeladler, Steinbock
nach herald, links, Stein-
bockhorn), Wertzahl 2,
Gerstenkornkreis.
BI; 0,229 g; 14,2/
13,9 mm; einseitig; A 1,
K 1; abgenutzter Stempel.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 874 b, S. 322.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0028.
58 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur um 1630.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, rechts im
spanischen Schild, Perl-
kreis.
BI; 0,182 g; 12,7/
11,7 mm; einseitig; A 1,
K 2; ausgebrochen.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1548 a, S. 396.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0169.
59 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur um 1630.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, rechts im
spanischen Schild, Perl-
kreis.
BI; 0,257 g; 12,0/
11,7 mm; einseitig;
A 1, K 3.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1548 a, S. 396.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0170.
141
60 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur um 1630.
Vs.: Steinbock nach he-
rald, rechts im spanischen
Schild, grober Perlkreis.
BI; 0,179 g; 12,9/
12,6 mm; einseitig; A 0,
K 2; über einen stark
dezentrierten Stadtchurer
Pfennig (Divo/Tobler
17. Jh., Nr. 1550) geprägt.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1548 b, S. 396.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0171.
63 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur Ende 17. Jh.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, links im
eingeschwungenen Wap-
penschild, Gerstenkorn-
kreis.
BI; 0,169 g; 11,6/
11,5 mm; einseitig; A 2,
K 1; ausgebrochen.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 913 b, S. 351; dazu
Divo/Tobler 17. Jh., S. 397.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0174.
61 Chur, Stadt.
Bluzger, Chur 1638.
Vs.: Fünfblättrige Rosette,
MO:NOVA-CVRIAE-RETHI-
CE ; Steinbock nach he-
rald, rechts vor Torburg,
Schnurkreis.
Rs.: Fünfblättrige Rosette,
DOMINI-EST-REGNVM-
1638 ; Bluzgerkreuz im
Fadenkreis.
BI; 1,045 g; 18,1/
17,6 mm; 360°; A 1/1,
K 3/3; dezentrierte Prä-
gung, eingerissen.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1546 g, S. 394.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0168.
62 Chur, Stadt.
Bluzger, Chur 1660.
Vs.: Fünfblättrige Rosette,
MONOVA-CVRIAE-RETHIC;
Steinbock nach herald,
links vor Torburg.
Rs.: 1660DOMINIEST-
REGNVM ; Bluzgerkreuz.
BI; 0,636 g; 17,2/
16,4 mm; 360°; A 1/1,
K 2/2; unsorgfältige Prä-
gung,
Rs. dezentriert.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1546 o, S. 394.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0172.
/ 7 64 Chur, Stadt. Pfennig, Chur Ende 17. Jh.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, links im
eingeschwungenen Wap-
penschild, Gerstenkorn-
kreis.
BI; 0,210 g; 12,4/
12.3 mm; einseitig;
A 1, K 1.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 913 b, S. 351; dazu
Divo/Tobler 17. Jh., S. 397.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0175.
65 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur Ende 17. Jh.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, links im
eingeschwungenen Wap-
penschild, Gerstenkorn-
kreis.
BI; 0,189 g; 11,8/
11.4 mm; einseitig;
A 1, K 1.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 913 b, S. 351; dazu
Divo/Tobler 17. Jh., S. 397.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0176.
66 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur 1600-1700.
Vs.: Steinbock nach he-
rald, rechts vor Torburg
zwischen C-V-R, grober
Perlkreis.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
BI; 0,244 g; 14,2/
13,7 mm; einseitig;
A 1, K 2; schüsseiförmig.
Vgl. Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1547 a, S. 395.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0173.
67 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur um 1740.
Vs.: C-U-R, Steinbock
nach herald, rechts in
eingeschwungenem Schild,
Strichelkreis.
BI; 0,222 g; 12,0/
11,6 mm; einseitig; A 2,
K 3; dezentrierte Prägung.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 913 a, S. 351; Trach-
sel, Graubünden, Nr. 398,
S. 138.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0046.
68 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur 1700-1750.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, rechts in
eingeschwungenem Schild,
Strichelkreis.
BI; 0,124 g; 11,6/
10,9 mm; einseitig; A 1,
K 1; ausgebrochen.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 913 a, S. 351.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0047.
69 Chur, Stadt.
Pfennig, Chur 1700-1750.
Vs.: C-V-R, Steinbock
nach herald, links in ein-
geschwungenem Schild,
Strichelkreis.
BI; 0,212 g; 12,2/
12,1 mm; einseitig; A 1,
K 2; dezentrierte Prägung.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 913 b, S. 351.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0027.
70 Frankfurt am Main,
Stadt.
Pfennig, Frankfurt 1793.
Vs.: Adler nach herald,
rechts über [ ] (F) B.
Rs.: «r I * / PFENNIG /
- U 9 3 / Ä .
CU; 1,802 g; 21,3/
21,0 mm; 360° A 4/3,
K 3/3; verbogen.
Joseph/Fellner, Frankfurt
I, Nr. 958, S. 390.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0084.
71 Friesland, Provinz.
Dukat, Leeuwarden oder
Reiderschans 1592.
Vs.: MO-ORDI / PROVIN /
FOEDER / BELG-AD /
LEGJMP im Quadrat mit
Renaissance-Einfassung.
Rs.: CONCORDIA-RES-P-
AR-CRES-FRL ; Löwe
stehend nach herald,
rechts; stehender gerüste-
ter Mann nach rechts, in
der Linken Pfeilbündel,
zwischen 15-92; Perlkreis.
AU; 3,407 g; 23,2/
22,8 mm; 210°; A 1/1,
K 1/1.
Delmonte, Benelux,
Nr. 1013, S. 150.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0140.
72 Haldenstein, Frei-
herrschaft, Thomas I.
von Schauenstein.
Bluzger? Haldenstein
1622-1623.
Vs.: THOMAS-LB-AB EH[ ];
Hüftbild des Freiherrn
nach rechts im Faden-
kreis.
Rs. : . DOMINVSJN-HAL-
DEN ; fünffeldiger Wap-
penschild im Fadenkreis.
BI; 0,673 g; 17,6/
17,3 mm; 150°; A 2/2,
K 3/3; dezentrierte Prä-
gung.
143
Vgl. Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1583, S. 424.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0048.
73 Haldenstein, Frei-
herrschaft, Thomas I.
von Schauenstein.
Pfennig, Haldenstein
1609-1628.
Vs.: T-F-V-t ], Wappen-
schild (3 Forellen), Perl-
kreis.
BI; 0,243 g; 13,0/
12,3 mm; einseitig; A 2,
K 2; schüsseiförmig.
Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1586, S. 426.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0187.
74 Haldenstein, Frei-
herrschaft, Gubert von
Salis.
Bluzger, Haldenstein
1726.
Vs.:G-V-S-DJ-HALDENST;
gekrönter ovaler Wappen-
schild (Steinbockhorn) in
Kartusche.
Rs.: SPESMEA-EST-DEVS-
1726: ; Bluzgerkreuz im
Fadenkreis.
BI; 0,659 g; 17,7/
17,1 mm; 360°; A 1/1,
K 1/1; Stempelrisse.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 924 d, S. 359.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0188.
75 Hanau-Münzenberg,
Grafschaft, Philipp Lud-
wig II.
Pfennig, Hanau
1596-1612.
Vs.: Drei Wappenschilde
(Sparren, Balken, ledig), in
den Winkeln drei Punkte,
darüber P L ; grober
Perlkreis.
BI; 0,124 g; 12,6/
12,0 mm; einseitig;
A 2, K 1; dezentrierte
Prägung, ausgebrochen.
Suchier, Hanau, Nr. 53,
S. 28.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0065.
76 Hessen-Darmstadt,
Landgrafschaft, Ernst
Ludwig.
Kreuzer, Darmstadt 1723.
Vs.: Wappenschild (Löwe
nach herald, rechts) unter
H-D im Lorbeerkranz.
Rs.: OIO / KREU / TZER /
1723 /B I B im Lorbeer-
kranz.
AR; 0,426 g; 15,0/
14,6 mm; 360°; A 1/1,
K 1/1.
Hoffmeister II, Nr. 3619,
S. 329-330.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0103.
77 Isny, Stadt.
Ba tzen, Isny 1508.
Vs.: Anker, m0ne'°n0v'°cl-
VIT'°ISnIol508 ; Adler
nach herald, rechts mit
Brustschild (Hufeisen),
Strichelkreis.
Rs.: GRÄomAXImlLI'oRO'
°ReG' ; sechszackiger
Stern, darüber Adler nach
herald, rechts, in den
übrigen Zwickeln fünf-
zackige Sterne.
AR; 3,090 g; 27,9/
27,4 mm; 45°; A 2/2,
K 1/1; dezentrierte Prä-
gung, eingerissen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 21, S. 122.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0008.
78 Kempten, Stadt.
Pfennig, Kempten um
1510-1600.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
ler, darunter K im halb-
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
runden Schild, Perlkreis
(16 Perlen).
BI; 0,389 g; 13,7/
12,8 mm; einseitig; A 2,
K 1; unregelmässiger
Schröding.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 4, S. 146.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0018.
79 Kempten, Stadt.
Pfennig, Kempten um
1510-1600.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
ler im Perlkreis (21 Per-
len?).
BI; 0,169 g; 14,3/
13,0 mm; einseitig;
A 3, K 1; unregelmässiger
Schrötling, eingerissen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 4 a, S. 146.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0019.
80 Kempten, Stadt.
Pfennig, Kempten um
1510-1600.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
ler im Perlkreis (19 Per-
len).
BI; 0,256 g; 15,6/
14,2 mm; einseitig; A 2,
K 1; verbogen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 4 a, S. 146.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0033.
81 Kempten, Stadt.
Groschen, Kempten 1554.
Vs.: Haken, MO-NO-CIVIT-
CAMPID0 1554 ; drei in
der Mitte zusammenlau-
fende Lilienstäbe, in den
Winkeln drei Wappenschil-
de (Österreich, Tirol,
Burgund).
Rs.: CAROLI-V.IMP - AVG-
P-F-DEC- ; gekrönter und
nimbierter Doppeladler,
auf der Brust Reichsapfel
mit Wertzahl 3, darunter K
im halbrunden Schild.
AR; 2,264 g; 21,1/
20,4 mm; 300°; A 1/1,
K 1/1; unregelmässiger
Schrötling, eingerissen.
Haertle, Kempten,
Nrn. 1179-1228,
S.338-345.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0104.
82 Konstanz, Stadt.
2 Pfennig (Zwaygerli),
Konstanz 1535-1574
(oder um 1620?).
Vs.:*MON:CIVLCONSTAg;
Stadtwappen (Kreuz,
Schildhaupt) im Schnur-
kreis.
Rs.: * S0LI-.DE0-.GL0RIA-. ;
Adler nach herald, rechts
im Schnurkreis.
BI; 0,278 g; 14,4/
14.2 mm; 180°; A 1/1,
K 1/1; dezentrierte Prä-
gung, verbogen.
Vgl. Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 90, S. 29 (ab-
weichende Umschrift auf
Vs.).
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0105.
83 Konstanz, Stadt.
2 Pfennig (Zwaygerli),
Konstanz 1535-1574
(oder um 1620?).
Vs.: + [ fCONSTAN ; Stadt-
wappen (Kreuz, Schild-
haupt) im Perlkreis.
Rs.: + SOLI:DEO:GLORIA ;
Adler nach herald, rechts
im Perlkreis.
BI; 0,345 g; 14,5/
14.3 mm; 180°; A 2/1,
K 2/1; dezentrierte Prä-
gung, abgenutzter Stem-
pel.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 94, S. 29.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0109.
145
84 Konstanz, Stadt.
2 Pfennig (Zwaygerli),
Konstanz 1535-1574
(oder um 1620?).
Vs.: * [ ]CIVI:CONSTAN ;
Stadtwappen (Kreuz,
Schildhaupt) im Schnur-
kreis.
Rs.: *SOLI []0:GLORIA- ;
Adler nach herald, rechts
im Schnurkreis.
BI; 0,231 g; 13,8/
10,5 mm; 180°; A 1/1,
K 3/3; durchbrochen,
fragmentiert.
Vgl. Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 94, S. 29 (Var.:
Umschrift auf Rs.).
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0059.
85 Konstanz, Stadt.
2 Pfennig (Zwaygerli),
Konstanz 1535-1574
(oder um 1620?).
Vs.: * [ 1CIVLCONSTAN: ;
Stadtwappen (Kreuz,
Schildhaupt) im Faden-
kreis.
Rs.: * SOLI-DEO-GLORIA- ;
Adler nach herald, rechts
im Fadenkreis.
BI; 0,343 g; 14,3/
13,9 mm; 90°; A 1/2,
K 1/1; dezentrierte Prä-
gung.
Vgl. Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 94, S. 29.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K03O8/0108.
86 Konstanz, Stadt.
2 Pfennig (Zwaygerli),
Konstanz 1535-1574
(oder um 1620?).
Vs.:*MON:CIVLCONSTAN;
Stadtwappen (Kreuz,
Schildhaupt) im Schnur-
kreis.
Rs.: * SOLLDEO.GLORIA- ;
Adler nach herald, rechts
im Schnurkreis. #
BI; 0,277 g; 14,0/
13.8 mm; 180°; A 3/3,
K 2/2; ausgebrochen, ge-
wölbt.
Vgl. Nau, oberschwäbische
Städte, Nrn. 90-94, S. 29
(Var.: Umschrift auf Vs.).
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0106.
87 Konstanz, Stadt.
2 Pfennig (Zwaygerli),
Konstanz 1535-1574
(oder um 1620?).
Vs.: * MON:CIVI:CON-
STAN ; Stadtwappen
(Kreuz, Schildhaupt) im
Fadenkreis.
Rs.: * SOLLDEO.GLORIA: ;
Adler nach herald, rechts
im Fadenkreis.
BI; 0,422 g; 14,6/
14,5 mm; 360°; A 1/2,
K 2/1; Stempelriss auf Rs.
Vgl. Nau, oberschwäbische
Städte, Nrn. 90-94, S. 29
(Var).
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0107.
88 Konstanz, Stadt.
Viertelkreuzer, Konstanz
1703.
Vs.: Ovaler Stadtschild
(Kreuz, Schildhaupt) in
barocker Umrahmung,
darüber 17-03, Strichel-
kreis.
Rs.: C / VA.
BI; 0,140 g; 12,1/
11.9 mm; 360°; A 0/1,
K 1/1; schwach ausge-
prägt, verbogen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 278, S. 39.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0110.
89 Lindau, Stadt.
Pfennig, Lindau 1682.
Vs.: Fünfblättrige Linde
zwischen 16-82.
CU; 0,523 g; 14,4/
13,3 mm; einseitig;
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
A 0, K 3; unregelmässiger
Schrötling, dezentriert.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 10, S. 58.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0060.
90 Lindau, Stadt.
Pfennig, Lindau 1692.
Vs.: Fünfblättrige Linde
zwischen 16-92, Strichel-
kreis.
CU; 0,489 g; 12,7/
11,5 mm; einseitig; A 1,
K 1; ovaler Schrötling,
eingerissen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 10, S. 58.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0112.
91 Lindau, Stadt.
Pfennig, Lindau
1650-1700.
Vs.: Fünfblättrige Linde,
Gerstenkornkreis.
CU; 0,497 g; 13,5/
12,3 mm; einseitig; A 0,
K 0; ovaler Schrötling,
abgenutzter Stempel.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 11, S. 58.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0113.
92 Luzern, Stadt.
Haller, Luzern um
1550-1580.
Vs.: Stilisiertes Bischofs-
haupt von vorn im Hohl-
ring.
BI; 0,062 g; 10,6/8,1 mm;
einseitig; A 1, K 1; Frag-
ment.
Vgl. Zäch, Luzern, H 6.5,
S. 345.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0052.
93 Luzern, Stadt.
Haller, Luzern um
1550-1580.
Vs.: Stilisiertes Bischofs-
haupt von vorn im Hohl-
ring.
BI; 0,080 g; 12,5/
10.4 mm; einseitig; A 1,
K 2; Fragment.
Vgl. Zäch, Luzern, H 6.4/5,
S. 345.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0014.
94 Luzern, Stadt.
Angster, Luzern
1597-1625.
Vs.: Stilisiertes Bischofs-
haupt von vorn im Hohl-
ring.
BI; 0,216 g; 14,4/
13,8 mm; einseitig;
A 1, K 1.
Zäch, Luzern, A 7.7,
S. 347.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0190.
95 Luzern, Stadt.
Angster, Luzern
1673-1688.
Vs. Stilisiertes Bischofs-
haupt von vorn im Hohl-
ring.
BI; 0,233 g; 13,5/
13,2 mm; einseitig;
A 1, K 1.
Zäch, Luzern, A 8.1,
S. 348.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0191.
96 Montfort, Graf-
schaft, Johann.
Pfennig, Langenargen
1676.
Vs.: Gekrönter eckiger
Wappenschild (Kirchen-
fahne) zwischen 16-76,
Gerstenkornkreis.
CU; 0,725 g; 15,9/
13.5 mm; einseitig; A 1,
K 1; unregelmässiger
Schrötling.
147
Binder/Ebner, Württem-
berg II.2, Nr. 106, S. 125.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0114.
97 Montfort, Graf-
schaft, Ernst.
Halbkreuzer, Langenargen
1735.
Vs.: Zwei ovale Wappen-
schilde (Doppeladler,
Kirchenfahne) in Kartu-
schen, darüber 17 (V2) 35,
darunter E.
Rs.: Vi.
BI; 0,275 g; 13,6/
12,7 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Binder/Ebner, Württem-
berg II.2, Nr. 289, S. 135.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0115.
98 Montfort, Graf-
schaft, Ernst.
Kreuzer, Langenargen
1753.
Vs.: ERN- - C:I:M- ; Kopf
nach rechts, darunter -H-.
Rs.: Zwei ovale Wappen-
schilde (Doppeladler,
Kirchenfahne) in gekrön-
ter Kartusche, darunter
Wertzahl 1 im Fadenkreis;
17-53.
BI; 0,565 g; 15,7/
15,3 mm; 360°; A 1/1,
K 1/1; Einhieb.
Binder/Ebner, Württem-
berg II.2, Nr. 342, S. 138.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0116.
99 Österreich, Erzher-
zogtum, Kaiser Leopold I.
Kreuzer, Wien 1698.
Vs.: LE0P0LDVS1 ]LS-A-
GE-H-BO-REX ; Brustbild
nach rechts, darunter
Wertzahl 1 in Einfassung;
feiner Gerstenkornkreis.
Rs.: ARCHIDVX-AVSTDVX
•BVR:CO:TIR16-98 ; ge-
krönter Doppeladler mit
Brustschild, feiner Ger-
stenkornkreis.
AR; 0,731 g; 16,7/
15.8 mm; 360°; A 2/1,
K 2/1; Vs. abgenutzter
Stempel, Rs. dezentriert.
CNA V, Nr. 96-a-14.
Kirche, ohne Fundangabe.
Inv.-Nr. K0308/0009.
100 Österreich, Erzher-
zogtum, Maria Theresia.
Pfennig, Wien 1765.
Vs.: M-THERES-D-Gl ]HV-
BO REG- ; Büste nach
rechts.
Rs.: Gekrönter Binden-
schild in Kartusche, dar-
unter 17-65, Wertzahl 1 in
Einfassung.
CU; 2,029 g; 20,7/
19.9 mm; A 3/3, K l / 1 ;
unregelmässiger Schröt-
ling, eingerissen, verbo-
gen.
Miller-Aichholz, Öster-
reich, S. 266.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0141.
101 Österreich, Erzher-
zogtum, Kaiser Joseph II.
Halbkreuzer, Wien 1781.
Vs.: LOS II D-G R LS A-GE-
HV-BOl ]A-A- ; Büste nach
rechts.
Rs.: Vil KREUTZER/ 1781
/ A zwischen Palm- und
Lorbeerzweig.
CU; 3,342 g; 21,1/
20,9 mm; 360°;
A 3 / 2 , K 2/2.
Jaeckel, Habsburg, Nr. 2,
S. 37.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0070.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
102 Österreich, Erzher-
zogtum, Kaiser Joseph II.
Kreuzer, Schmöllnitz 1790.
Vs.: IOS-II D G R I S A GE-
H[ ]; Büste nach rechts.
Rs.: EIN / KREUTZER /
1790/S zwischen Palm-
und Lorbeerzweig.
CU; 7,260 g; 24,5/
24,0 mm; 360°;
A 4/3, K 3/2.
Jaeckel, Habsburg, Nr. 3,
S. 37.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0143.
103 Österreich, Erzher-
zogtum, Kaiser Franz IL
Kreuzer, Hall 1800.
Vs.: FRANCJLD-G-RJ-S-A-
GE-HV-BO-REX-A-A- ;
Büste mit Lorbeerkranz
nach rechts.
Rs.: Gekrönter Doppelad-
ler, Wertzahl 1 im ovalen
Brustschild.
CU; 4,286 g; 24,1/
23,9 mm; 360°;
A 2/2, K 2/2.
Jaeckel, Habsburg.
Nr. 120, S. 79.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0071.
104 Österreich, Graf-
schaft Görz, Kaiser
Franz II.
Soldo, Hall 1797.
Vs.: Gekrönter Wappen-
schild (schräglinksgeteilt:
Löwe, Balken) in Kartu-
sche.
Rs.: 1 / SOLDO / 1797 / F
in Kartusche.
CU; 2,845 g; 20,7/
20,4 mm; 360°; A 1/1,
K 1/1; dezentrierte Prä-
gung.
Jaeckel, Habsburg, Nr. 60,
S. 57.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0144.
105 Österreich, Graf-
schaft Görz, Kaiser
Franz II.
Soldo, Hall 1798.
Vs.: Gekrönter Wappen-
schild (schräglinksgeteilt:
Löwe, Balken) in Kartu-
sche.
Rs.-. 1 / SOLDO / 1798 /F
in Kartusche.
CU; 2,953 g; 20,5/
20.3 mm; 360°; A 2/2,
K 1/1; Rs. abgenutzter
Stempel.
Jaeckel, Habsburg, Nr. 60,
S. 57.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0145.
106 Österreich, Graf-
schaft Tirol, Erzherzog
Leopold V.
Vierer, Hall 1619-1625.
Vs.: Umschriftreste; Bin-
denschild im Sechspass.
Rs.: QVADR1 ]; Adler.
BI; 0,379 g; 13,5/
13.4 mm; 360°; A 3/3,
K 2/2; schwach ausge-
prägt, verbogen.
Vgl. Moser/Tursky, Hall,
Abb. 443, S. 254.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0067.
107 Österreich, Graf-
schaft Tirol, Erzherzog
Leopold V.
Kreuzer, Hall 1626-1632.
Vs.: LE0P0LDVS [ 1STR: ;
Büste nach rechts.
Rs.: Wappenschild (Adler)
vor Doppelkreuz, Schenkel
in die Legende ragend.
BI; 0,501 g; 17,0/
13,9 mm; 330°; A 1/1,
K 1/1; Zainende, Frag-
ment.
Vgl. Moser/Tursky, Hall,
Nr. 482, S. 270.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0160.
149
108 Österreich, Vorlan-
de, Kaiserin Maria The-
resia.
Viertelkreuzer, Günzburg
1777.
Vs.: M-THERES-D-G-RdH-
B-R-A-A-M-BURG- ;
gekrönter Wappenschild
(gespalten: Österreich,
Burgau).
Rs.: Vi I KREUTZER /
1777 / G .
CU; 1,928 g; 18,2/
17,9 mm; 360°; A 2/2,
K 2/2; verbogen.
Miller-Aichholz, Öster-
reich, S. 279; Reissenauer,
Günzburg, Nr. 31, S. 18.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0142.
109 Österreich, Vorlan-
de, Kaiser Franz II.
Heller, Günzburg 1803.
Vs.: Gekrönter Wappen-
schild (gespalten: Öster-
reich, Burgau) mit Verzie-
rung.
Rs . : -1- /HELLER/1803/
•H-.
CU; 0,663 g; 16,1/
15,7 mm; 360°;
A 2/2, K 2/2.
Jaeckel, Habsburg, Nr. 32,
S. 48; Reissenauer, Günz-
burg, Nr. 95, S. 54.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0072.
110 Pfalz, Kurfürsten-
tum, Karl PhiUpp.
Kreuzer, Heidelberg 1728.
Vs.: * EINEN:KREVZER:
1728 ; C-P-Monogramm
im Fadenkreis.
Rs.: «r-CHVRl ]ND:MUNZ- ;
stehender Löwe nach
rechts im Fadenkreis.
AR; 0,397 g; 15,2/
14,4 mm; 360°; A 3/4,
K l / 1 ; eingerissen.
Vgl. Albrecht, Pfalz,
Nr. 2403, S. 74.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0117.
111 Pfalz, Kurfürsten-
tum, Karl Theodor.
6 Kreuzer, Mannheim
1765.
Vs.: CAR-THE0D0R-D:G-C-
P-S-R-I-A-T-&-EL- ; Büste
nach rechts.
Rs.: * 240 EINE FEINE
MARCK * / A-IVSTIRT-S ;
dreigeteilter ovaler Wap-
penschild (Pfalz-Bayern)
unter Kurhut zwischen
Palmzweigen.
AR; 1,883 g; 21,0/
20,8 mm; 360°; A 2/1,
K 1/1; verbogen.
Haas, Mannheim, Nr. 136,
S. 53.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0118.
112 Pfalz, Kurfürsten-
tum, Karl Theodor.
Halbkreuzer, Heidelberg
1773.
Vs.: Gekrönter und girlan-
denverzierter ovaler Wap-
penschild (stehender Löwe
nach links zwischen C-P).
Rs.: []Z-/ 1773 / * im
Kranz.
CU; 4,603 g; 23,4/
23,0 mm; 360°; A 4/4,
K 1/1.
Haas, Mannheim, Nr. 176,
S. 57.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0119.
113 Pfalz-Simmern,
Pfalzgrafschaft,
Johann II.
Pfennig, Simmern
1509-1557.
Vs.: Wappenschild (gespal-
ten: Löwe, Rauten) unter I,
im Perlkreis (21 Perlen).
BI; 0,177 g; 13,5/
13,0 mm; einseitig; A 3,
K 1; eingerissen.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Albrecht, Pfalz, Nr. 2631,
S. 116.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0024.
114 Ravensburg, Stadt.
Pfennig, Ravensburg 1696.
Vs.: Stadtschild (zweitür-
mige Torburg) zwischen
16-96, darüber -4- , Fa-
den- vor Gerstenkornkreis
CU; 0,719 g; 13,6/
12,3 mm; einseitig; A 1,
K 1; ovaler Schrötling, ge-
locht.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 35, S. 98.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0120.
115 Reichenau, Abtei,
Martin von Weißenburg.
Pfennig (eher als Heller).
Radolfzell 1500-1501.
Vs.: Wappenschild (Kreuz)
vor Krummstab (?) im
breiten Fadenkreis.
BI; 0,072 g; 10,5/8,6 mm;
einseitig; A 1, K 2; Frag-
ment.
Vgl. Roller, Reichenau,
Nr. 4, S. 554.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0058.
116 Reichenau, Frei-
herrschaft, Thomas
Franz von Schauenstein.
Pfennig, Reichenau
1723-1740.
Vs.: T-V-S, eingeschwun-
gener Schild (drei Forel-
len), Gerstenkornkreis.
BI; 0,135 g; 11,7/
11,5 mm; einseitig; A 1,
K 1; Stempelschaden,
dezentrierte Prägung.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 953, S. 375.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0192.
117 Rottweil, Stadt.
Heller, Rottweil um
1506-1600.
Vs.: Adler nach herald.
rechts im Hohlring.
BI; 0,156 g; 14,0/
12,0 mm; einseitig; A 2,
K 2; schwach ausgeprägt,
eingerissen.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 14, S. 113.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0121.
118 Rottweil, Stadt.
Heller, Rottweil um
1506-1600.
Vs.: Adler nach herald.
rechts im Hohlring.
BI; 0,144 g; 13,7/
12,8 mm; einseitig; A 1,
K 1; Stempelriss.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 14, S. 113.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0122.
119 Rottweil, Stadt.
Heller, Rottweil um
1506-1600.
Vs.: Adler nach herald.
rechts im Hohlring.
BI; 0,129 g; 12,8/
12,3 mm; einseitig; A 1,
K 1.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 14, S. 113.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0123.
120 Bottweil, Stadt.
A Heller, Rottweil um
I5O6-1600.
Vs.: Adler nach herald,
rechts im Hohlring.
BI; 0,089 g; 11,3/
11,2 mm; einseitig; A 0,
K 1; knapper Schrötling,
schwach ausgeprägt.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 14, S. 113.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0124.
151
121 Rottweil, Stadt.
Heller, Rottweil um
1506-1600.
Vs.: Adler nach herald.
rechts im Hohlring.
BI; 0,032 g; 11,6/
7,6 mm; einseitig; A 1,
K 1; Fragment.
Nau, oberschwäbische
Städte, Nr. 14, S. 113.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0125.
122 Sachsen-Hildburg-
hausen, Herzogtum,
Ernst Friedrich III. Karl.
Heller, Hildburghausen
1763.
Vs.: Gekrönter ovaler
Wappenschild (Sachsen)
zwischen Palmzweigen.
Rs.: O l * / HELLER /
1763.
CU; 0,653 g; 17,7/
16,9 mm; 360°; A 1/2,
K 2/3; Vs. dezentriert.
Schön 18. Jh., Nr. 55,
S. 603.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0126.
123 Sachsen-HUdburg-
hausen, Herzogtum,
Ernst Friedrich III. Karl.
Heller, Hildburghausen
1766.
Vs.: Gekröntes E-F-C-
Monogramm.
Rs.: O l * / H E L L E R /
1766.
CU; 0,473 g; 16,2/
15,9 mm; 180°;
A 0/1, K 3/3.
Hollmann, Hildburghau-
sen, Nr. 116, S. 78.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0128.
•
Vs.: ERN-FR:[]R-D-G-D-S- ;
Brustbild nach rechts.
Rs.: Gekrönter Wappen-
schild (Sachsen) in Kartu-
sche zwischen je drei
Dreiblättern, darunter
Wertzahl 1 in Einfassung,
17-58.
BI; 0,437 g; 15,4/
14,6 mm; 360°; A 2/1,
K 1/1; Vs. schwach ausge-
prägt.
Vgl. Hollmann, Hildburg-
hausen, Nr. 65, S. 60.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0127.
125 St. Gallen, Stadt.
Heller, St. Gallen
1500-1600.
Vs.: Stehender Bär mit
Halsband nach herald,
rechts zwischen S-G,
Hohlring.
BI; 0,189 g; 11,9/
10,3 mm; einseitig; A 1,
K 2; ausgebrochen.
Ikle/Hahn, St. Gallen 1911,
Nr. 480, S. 252.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0049.
126 Schaffhausen, Stadt
Heller, Schaffhausen um
1570-1600.
Vs.: Widder nach herald.
rechts im Hohlring.
BI; 0,160 g; 15,2/
13,5 mm; einseitig; A 0,
K 1; ausgebrochen, flach-
gedrückt.
Vgl. Derschka/Wyprächti-
ger Typ 4 in: Derschka,
Konstanz, S. 871.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0196.
124 Sachsen-Hildburg-
hausen, Herzogtum,
Ernst Friedrich III. Karl.
Kreuzer, Hildburghausen
1758.
127 Solothurn, Stadt.
Kreuzer, Solothurn 1623.
Vs.: MONETA-SOLODOR: ;
Wappenschild (geteilt,
oben damasziert) zwi-
schen S-0 , darüber Adler
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
nach herald, rechts, feiner
Perlkreis.
Rs.: Gekreuzte Zainhaken,
SANCTVS-VRSVS-1623 ;
Kreuz mit verdickten
Enden, in den Zwickeln
Lilien, Schnurkreis.
AR; 1,013 g; 18,5/
18,2 mm; 180°; A 2/2,
K 1/2; eingerissen.
Vgl. Divo/Tobler 17. Jh.,
Nr. 1286 b, S. 186.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0053.
128 Stolberg, Graf-
schaft, Ludwig IL
Pfennig, Frankfurt a. M.
1566-1574.
Vs.: Gevierter Wappen-
schild (Löwe, Sparren),
grober Perlkreis.
BI; 0,231 g; 13,6/
13,1 mm; einseitig; A 3,
K 1; eingerissen.
Friederich, Stolberg,
Nr. 574, S. 152.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0129.
129 Zürich, Stadt.
Heller, Zürich 1550-1600.
Vs.: Eingeschwungener
Stadtschild (schräggeteilt,
unten gerastert), Faden-
kreis vor Hohlring.
BI; 0,073 g; 11,9/
10.6 mm; einseitig; A 1,
K 1; ausgebrochen.
Hürlimann, Zürich,
Nr. 1150, S. 262.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0199.
130 Zürich, Stadt.
Heller, Zürich 1550-1600.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert),
Hohlring.
BI; 0,115 g; 13,2/
11.7 mm; einseitig; A 1,
K 1; flachgedrückt, einge-
rissen.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 1150, S. 262.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0200.
131 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert) unter
Z, zwischen zwei Rosetten,
Perlkreis vor Hohlring.
BI; 0,187 g; 15,8/
15,0 mm; einseitig; A 0,
K 1; ausgebrochen, abge-
nutzter Stempel.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 385, S. 187 (Goldab-
schlag).
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0201.
132 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert) unter
Z, zwischen zwei Halb-
monden, Hohlring.
BI; 0,074 g; 14,9/
13,0 mm; einseitig; A 1,
K 1; Einhieb, ausgebro-
chen, verbogen.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 1146, S. 262.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0203.
133 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert) unter
Z, zwischen zwei Halb-
monden (?), Hohlring.
BI; 0,244 g; 14,9/
13,6 mm; einseitig; A 1,
K 2; ausgebrochen.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 1146, S. 262.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0202.
153
134 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert) unter
Z, zwischen zwei Punkten,
Hohlring.
BI; 0,135 g; 15,3/
14.8 mm; einseitig; A 2,
K 1; ausgebrochen, einge-
rissen.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 1147, S. 262.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0206.
135 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert) unter
Z, zwischen zwei Rosetten,
Hohlring.
BI; 0,150 g; 15,8/
13.9 mm; einseitig; A 1,
K 2; ausgebrochen.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 1148, S. 262.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0204.
136 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert) unter
Z, zwischen zwei Rosetten,
Hohlring.
BI; 0,160 g; 14,4/
12,8 mm; einseitig; A 1,
K 2; ausgebrochen.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nr. 1148, S. 262.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0205.
137 Zürich, Stadt.
Angster, Zürich
1600-1700.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt, unten gerastert).
BI; 0,146 g; 17,1/
16,1 mm; einseitig; A 0,
K 1; ausgebrochen, einge-
rissen, flachgedrückt.
Vgl. Hürlimann, Zürich,
Nrn. 1145-1148, S. 262.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0207.
138 Zürich, Stadt.
Rappen, Zürich
1725-1730.
Vs.: Stadtschild (schrägge-
teilt) im Dreipass, in den
•
Zwickeln Kleeblätter.
Rs.: MONETA / TIGURI /
NA zwischen Lorbeer- und
Palmzweig.
BI; 0,373 g; 15,1/
14,7 mm; 360°; A 1/2,
K 1/2; verbogen, Rs. abge-
nutzter Stempel.
Divo/Tobler 18. Jh.,
Nr. 456, S. 55; Hürlimann,
Zürich, Nr. 1136, S. 261.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0051.
ITALIEN
139 Kirchenstaat,
Papst Paul III.
Bianco, Bologna
1534-1549.
Vs.: -PAVLVSdlLPONT-
MAX- ; Büste nach rechts,
rosettenverziertes Pluviale.
Rs.: BONONIA-MATER-
STVDIORVM- ; Löwe
stehend nach links mit
Fahne.
AR; 5,110 g; 29,6/
28,5 mm; 270°; A 2/2,
K 1/1; L - M in die Rs. ge-
kratzt.
CNI X, Nr. 24, S. 88.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0081.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
140 Kirchenstaat, Papst
Benedikt XIV.
Quattrino, Ravenna
1740-1758.
Vs.: S-A-P-RAV- ; gekrön-
ter Wappenschild in Kartu-
sche.
Rs.: St. Apollinaris ste-
hend, in der Linken Patri-
archenstab.
CU; 1,126 g; 20,4/
19,2 mm; A 4/4, K 2/2.
Vgl. CNIX, Nrn. 170-171,
S. 709.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0134.
141 Mailand, Herzog-
tum, König Franz I. von
Frankreich.
Trillina, Mailand
1515-1522.
Vs.: * FR'DG'FRANCOR'
'REX'; gekröntes F, rechts
daneben ' , feiner Perl-
kreis.
Rs.: Lilie,
MEDIOLANI'DVX' [ ];
Kreuz mit Blattenden in
breitem Fadenkreis.
BI; 0,781 g; 15,8/
14,9 mm; 90°; A 2/2,
K 3/3; unregelmässiger
Schrötling.
Vgl. CNI V, Nrn. 23-25,
S. 223.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0136.
Vgl. CNI V, Nr. 417, S. 291.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0137.
143 Venedig, Republik,
Doge Francesco Erizzo.
Soldo, Venedig
1631-1646.
Vs.: -S-M-VFRANCERI ;
Kreuz, links davon Mar-
kuslöwe, rechts Doge, im
unteren Abschnitt xl2x.
Rs.: * DEFEN-NÜS-
TER •»•; stehender nim-
bierter Heiland.
AR; 1,542 g; 21,4/
20,0 mm; 45°; A 3/3,
K 2/2; abgenutzter Stem-
pel.
Vgl. CNI VIII, Nr. 248,
S. 171.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0139.
142 Mailand, Herzog-
tum, König Philipp IL von
Spanien.
Trillina, Mailand
1556-1598.
Vs.: * REXA N GLIAE ;
Krone, darunter PHI.
Rs.: [ 1EDIOLANID1 ];
nimbiertes Bischofshaupt
von vorn zwischen S-A.
BI; 0,741 g; 15,8/
14,9 mm; 210°; A 2/3,
K 3/3; Vs. abgenutzter
Stempel, Rs. Stempelriss,
dezentriert.
155
NEUERE UND NEUESTE
ZEIT
DEUTSCHLAND
144 Baden, Grossher-
zogtum, Carl Ludwig
Friedrich.
Kreuzer, Mannheim 1813.
Vs. :G: H E R Z : - B A D E N ;
gekrönter Wappenschild
(schräggeteilt).
Rs.: LAND = MÜNZ/1813
1 / KREUT= / ZER in gro-
bem Perlkreis.
CU; 5,055 g; 23,4/
23,2 mm; 360°; A 3/4,
K 1/1.
Jaeger, Baden, Nr. 15 a,
S. 15.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0092.
145 Baden, Grossher-
zogtum, Leopold.
Kreuzer, Karlsruhe 1852.
Vs.: HERZOG VON BA-
DEN. ; Kopf nach rechts.
Rs.: 1 / KREUZER / 1852
im Lorbeerkranz.
CU; 3,099 g; 21,1/
21,0 mm; 360°; A 4/3,
K 2 / 2 .
Jaeger, Baden, Nr. 44 c,
S. 27.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0093.
146 Baden, Grossher-
zogtum, Friedrich I.
Kreuzer, Karlsruhe 1865.
Vs.: BADEN ; gekrönter,
von zwei Greifen gehalte-
ner Schrägbalkenschild.
Rs.: 1 / KREUZER / 1865.
CU; 4,150 g; 23,1/
22,9 mm; 360°; A 3/3,
K 2/2; verbogen.
Jaeger, Baden, Nr. 81,
S. 41.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0094.
147 Bayern, Königreich,
Maximilian I. Joseph.
Pfennig, München 1825.
Vs.: Gekrönter Rauten-
schild mit Souveränitäts-
mittelschild.
Rs.: 1 / PFENNING/ 1825.
CU; 1,164 g; 17,9/
17.7 mm; 360°;
A 2/2, K 1/2.
Jaeger, Bayern, Nr. 6,
S. 13.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0099.
148 Bayern, Königreich,
Ludwig I.
Pfennig, München 1829.
Vs.: Gekrönter Rauten-
schild mit Souveränitäts-
mittelschild.
Rs.: 1 / PFENNING / 1829.
CU; 1,156 g; 16,8/
16.8 mm; 360°;
A 2/2, K 2/2.
Jaeger, Bayern, Nr. 6,
S. 13.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0035.
149 Bayern, Königreich,
Ludwig I.
Pfennig, München 1844.
Vs.: Gekrönter Wappen-
schild im Eichenkranz.
Rs.: 1 / PFENNIG / 1844.
CU; 1,332 g; 16,8/
16,7 mm; 360°;
A 1/1, K 1/2.
Jaeger, Bayern, Nr. 56,
S. 38.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0100.
150 Bayern, Königreich,
Maximilian II.
Pfennig, München 1849.
Vs.: Gekrönter Wappen-
schild im Eichenkranz.
Rs.: 1 / PFENNIG / 1849.
CU; 1,168 g ; 16,9/
16.9 mm; 30°;
A 1/1, K 2/2.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Jaeger, Bayern, Nr. 56,
S. 39.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0101.
DEUTSCHLAND,
KAISERREICH
151 Deutschland,
Kaiserreich, Wilhelm II.
Pfennig, Berlin 1904.
Vs.: Grosser Reichsadler
mit kleinem Brustschild.
Rs.: -DEUTSCHES REICH-
/ PFENNIG ; Wertzahl 1.
MZZ A; CU; 2,010 g;
17,7/17,6 mm; 360°;
A 1/1, K 1/2.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 10, S. 75.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0102.
DEUTSCHLAND,
WEIMARER REPUBLIK
152 Deutschland,
Weimarer Republik.
2 Reichspfennig, München
1924.
Vs.: ^DEUTSCHES
REICH:!' / REICHSPFEN-
NIG ; Wertzahl 2.
Rs.: Garbe zwischen
19-24.
MZZ. D; CU; 3,23 g;
20,0/20,0 mm; 360°;
A l / 1 , K 3 / 3 .
Jaeger, Deutschland,
Nr. 314, S. 317.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0330.
153 Deutschland,
Weimarer Republik.
5 Reichspfennig, Berlin
1925.
Vs.: *DEUTSCHES
REICH:-: / REICHSPFEN-
NIG ; Wertzahl 5.
Rs.: Mzz., stilisierte Garbe,
im unteren Abschnitt
1925.
Mzz. A; AB; 2,44 g;
18,0/18,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 316, S. 319.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0333.
154 Deutschland,
Weimarer Republik.
10 Rentenpfennig, Berlin
1924.
Vs.: *DEUTSCHES
REICH:;: / RENTENPFEN-
NIG ; Wertzahl 10.
Rs.: Mzz., stilisierte Garbe,
im unteren Abschnitt
1924.
Mzz. A; AB; 3,89 g;
20,8/20,8 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 317, S. 321.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0347.
155 Deutschland,
Weimarer Republik.
10 Reichspfennig, Ham-
burg 1929.
Vs.: ^DEUTSCHES
REICH:-: / REICHSPFEN-
NIG ; Wertzahl 10.
Rs.: Mzz., stilisierte Garbe,
im unteren Abschnitt
1929.
Mzz. J; AB; 3,93 g;
20,9/20,9 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 317, S. 321.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0345.
157
DEUTSCHLAND,
DRITTES REICH
156 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, Wien 1939.
Vs.: Deutsches Reich 1939,
darüber Hakenkreuzadler.
Rs.: Reichspfennig ; Wert-
zahl 1, Mzz. zwischen
Eichenblättern.
MZZ. B; CU; 1,92 g;
17,5/17,4 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 361, S. 373.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0329.
157 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, Berlin 1941.
Vs.: -Deutsches Reich- /
1941 ; Hakenkreuzadler.
Rs.: -Reichspfennig- ;
Wertzahl 1, Mzz. zwischen
Eichenblättern.
Mzz. A; ZK; 1,71 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 369, S. 381.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0324.
158 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, Karlsruhe 1941.
Typ wie vor.
Mzz. G; ZK; 1,72 g;
17,0/17,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0326.
159 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, unbest. Münzstät-
te 1941.
Typ wie vor.
Mzz. unkenntlich; ZK;
1,67 g; 17,0/17,0 mm;
360°; A 1 / 1 , K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0323.
•
160 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, Wien 1942.
Typ wie vor.
Mzz. B; ZK; 1,79 g;
17,1/17,1 mm; 360°;
/ ^ ' \ ' ' V \ A 1/1, K 2/2.
I B Kirchhügel, Nordwest-hang.
^^PBF Inv.-Nr. K0308/0328.
161 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, München 1943.
Typ wie vor.
Mzz. D; ZK; 1,69 g;
17,1/17,1 mm; 360°;
A l / 1 , K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0327.
162 Deutschland,
Drittes Reich.
Pfennig, unbest. Münzstät-
te 1940-1945.
Typ wie vor.
Mzz. unkenntlich; ZK;
1,11 g; 17,5/16,7 mm;
360°; A l / 1 , K 5/5; Frag-
ment, verkrustet.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0325.
•
163 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Berlin 1938.
Vs.: Deutsches Reich 1938,
darüber Hakenkreuzadler.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Rs.: Reichspfennig ; Wert-
zahl 5, Mzz. zwischen
Eichenblättern.
Mzz. A; AB; 2,46 g;
18,0/18,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 363, S. 375.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0334.
164 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Berlin 1938.
Typ wie vor.
Mzz. A; AB; 2,56 g;
18,0/18,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0342.
165 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Berlin 1940.
Vs.: -Deutsches Reich- /
1940 ; Hakenkreuzadler.
Rs.: -Reichspfennig- ;
Wertzahl 5, Mzz. zwischen
Eichenblättern.
Mzz. A; ZK; 2,42 g;
19,1/19,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 370, S. 382.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0336.
166 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Wien 1940.
Typ wie vor.
Mzz. B; ZK; 2,40 g;
19,0/18,9 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0337.
167 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, München 1940.
Typ wie vor.
Mzz. D; ZK; 2,34 g;
19,0/18,9 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0335.
168 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, unbest. Münz-
stätte 1940.
Typ wie vor.
Mzz. unkenntlich; ZK;
2,46 g; 19,1/19,1 mm;
360°; A l / 1 , K 4/4.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0341.
169 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Berlin 1941.
Typ wie vor.
Mzz. A; ZK; 2,36 g;
19,0/19,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0338.
170 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Wien 1941.
Typ wie vor.
Mzz. B; ZK; 2,27 g;
18,9/18,9 mm; 360°;
A 1/1, K 4/4.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0339.
171 Deutschland,
Drittes Reich.
5 Pfennig, Stuttgart 1941.
Typ wie vor.
Mzz. F; ZK; 2,36 g;
19,0/18,9 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
159
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0340.
172 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Berlin 1935.
Vs.: »DEUTSCHES
REICH* / REICHSPFEN-
NIG ; Wertzahl 10.
Rs.: Mzz., stilisierte Garbe,
im unteren Abschnitt
1935.
Mzz. A; AB; 3,92 g;
21,0/20,9 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 317, S. 321.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0346.
173 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Hamburg
1936.
Typ wie vor.
Mzz. J; AB; 3,96 g;
20,9/20,9 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0344.
174 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Berlin 1937.
Vs.: Deutsches Reich 1937,
darüber Hakenkreuzadler.
Rs.: Reichspfennig ; Wert-
zahl 10, Mzz. zwischen
Eichenblättern.
Mzz. A; AB; 3,95 g;
20,9/20,8 mm; 360°;
A l / 1 , K 2/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 364, S. 376.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0348.
175 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Berlin 1940.
Vs.: -Deutsches Reich- /
1940 ; Hakenkreuzadler.
Rs.: -Reichspfennig- ;
Wertzahl 10, Mzz. zwi-
schen Eichenblättern.
Mzz. A; ZK; 3,31 g;
21,2/21,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 371, S. 383.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0352.
176 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Wien 1940.
Typ wie vor.
Mzz. B; ZK; 3,38 g;
21,1/21,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0351.
177 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Wien 1941.
Typ wie vor.
Mzz. B; ZK; 3,34 g;
21,0/21,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0349.
178 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, München
1941.
Typ wie vor.
Mzz. D; ZK; 3,33 g;
21,2/21,2 mm; 360°;
A 1/1, K 4/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0353.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
179 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, München
1941.
Typ wie vor.
MZZ. D; ZK; 3,51 g;
21,4/21,3 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0355.
180 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig, Karlsruhe
1942.
Typ wie vor.
Mzz. G; ZK; 3,40 g;
21,0/21,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 371, S. 384.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0350.
181 Deutschland,
Drittes Reich.
10 Pfennig. Stuttgart
1943.
Typ wie vor.
Mzz. F; ZK; 3,38 g;
21,1/21,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0354.
182 Deutschland,
Drittes Reich.
50 Pfennig. Berlin 1935.
Vs.: -Deutsches Reich- /
1935 ; Adler nach herald
rechts.
Rs.: Reichspfennig /
50 über Mzz. zwischen
Eichenblättern.
Mzz. A; AL; 1,32 g;
22,5/22,5 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 368, S. 380.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0359.
183 Deutschland,
Drittes Reich.
50 Pfennig, München
1941.
Vs.: -Deutsches Reich- /
1941 ; Hakenkreuzadler.
Rs.: Reichspfennig /
50 über Mzz. zwischen
Eichenblättern.
Mzz. D; AL; 1,33 g;
22,6/22,5 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 372, S. 386.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0358.
184 Deutschland,
Drittes Reich.
50 Pfennig. Hamburg
1941.
Typ wie vor.
Mzz. J; AL; 1,32 g;
22,5/22,4 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0357.
DEUTSCHLAND,
BUNDESREPUBLIK
185 Deutschland,
Bundesrepublik.
2 Pfennig, Stuttgart 1950.
Vs.: -BUNDESREPUBLIK
DEUTSCHLAND- / 1950.
Rs.: 2 / PFENNIG , darü-
ber Mzz. zwischen Ähren.
MZZ. F; CU; 3,17 g;
19,2/19,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 381, S. 404.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0331.
161
186 Deutschland,
Bundesrepublik.
2 Pfennig, Stuttgart 1950.
Typ wie vor.
Mzz. F; CU; 2,34 g;
20,0/15,7 mm; 360°;
A 1/1, K 4/4; Fragment,
verbrannt?
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0332.
187 Deutschland,
Bundesrepublik.
5 Pfennig, München
1950-1965.
Vs.: -BUNDESREPUBLIK
DEUTSCHLAND- / 1950.
Rs.: 5 /PFENNIG, darüber
Mzz. zwischen Ähren.
Mzz. D; FE, messingplat-
tiert; 2,98 g; 18,5/
18,5 mm; 360°;
A 1/1, K 2/1.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 382, S. 408.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0343.
188 Deutschland,
Bundesrepublik.
10 Pfennig, Stuttgart
1949.
Vs.: -BANK DEUTSCHER
LÄNDER- / 1949.
Rs.: 10/PFENNIG ,
darüber Mzz. zwischen
Ähren.
Mzz. F; FE, messingplat-
tiert; 3,94 g; 21,5/
21,5 mm; 360°;
A l / 1 , K 1/2.
Jaeger, Deutschland,
Nr. 378, S. 400.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0356.
ITALIEN
189 Italien, Königreich,
Kaiser Napoleon I.
Centesimo, unbestimmte
Münzstätte 1807-1809.
Vs.: NIMPEH; Kopf nach
links, darunter 180[ ].
Rs.: REGNO DTl ]; Strah-
lenkrone.
CU; 1,693 g; 19,0/
18,5 mm; 180°; A 0/0,
K 5/5; verbogen, evtl. vor-
sätzlich zerstört.
Vgl. CNI VIII, Nrn. 4, 8,
10; S. 645-646.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0212.
190 Italien, Königreich,
Kaiser Napoleon I.
Centesimo, Venedig 1810.
Vs.: NAPOLEONE IMPE-
RATORE E R E / 1810
zwischen Mzmstz.; Kopf
nach links.
Rs.: REGNO D'ITALIA ;
Strahlenkrone, darunter
CENTESIMO / V.
CU; 1,994 g; 18,9/
18,5 mm; 180°; A 1/1,
K 2/2; abgenutzte Stempel,
Vs. dezentriert.
Vgl. CNI VIII, Nr. 14,
S. 646.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0132.
191 Sardinien, König-
reich, Karl Albert.
Centesimo, Turin 1842.
Vs.: [ 1SARDEGNA- , ge-
krönter Wappenschild
(Kreuz, in den Zwickeln
Mohrenköpfe).
Rs.: 1 / CENTESIMO /
1842.
CU; 0,796 g; 15,5/
15,3 mm; 180°; A 0/1,
K 3/3; verbogen.
CNI I, Nr. 118, S. 458.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0138.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
192 Italien, Königreich,
Humbert I.
20 Centesimi, Berlin
(Firma Krupp) 1894.
Vs.: • REGNO D'ITALIA •
/ 20 CENTESIMI ; Wert-
zahl 20 in feinem Perl-
kreis.
Rs.: Krone über 1894,
darüber Stern, zwischen
Lorbeer- und Eichenzweig,
darunter Mzz. K-B.
KN; 3,843 g; 21,1/
21,1 mm; 180°;
A 1/1, K 2/2.
CNI I, Nr. 41, S. 484.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0133.
193 Italien, Königreich,
Viktor Emanuel III.
5 Centesimi, Rom 1927.
Vs.: VITT0RI0 EMANVE-
LE III RE D'ITALIA ; Kopf
nach links.
Rs.: Ähre zwischen C. - 5 /
1927.
Mzz. R; CU; 3,24 g;
19,5/19,5 mm; 180°;
A 1/1, K 1/1.
Pagani, Monete italiane,
Nr. 906, S. 57.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0318.
194 Italien, Königreich,
Viktor Emanuel III.
5 Centesimi, Rom 1931.
Typ wie vor.
Mzz. R; CU; 3,21 g;
19,6/19,5 mm; 180°;
A 1/1, K 2/2.
Pagani, Monete italiane,
Nr. 910, S. 57.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0320.
195 Italien, Königreich,
Viktor Emanuel III.
10 Centesimi, Rom 1928.
Vs.: VITT0RI0 EMANVE-
LE III RE D'ITALIA ; Kopf
nach links.
Rs.: Blüte mit Biene, C. 10
/ 1928.
Mzz. unkenntlich; CU;
5,34 g; 22,5/22,5 mm;
180°; A l / 1 , K 3/3.
Pagani, Monete italiane,
Nr. 873, S. 55.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0319.
LIECHTENSTEIN
196 Liechtenstein, Für-
stentum, Johann II.
Franken, Bern 1924.
Vs.: JOHANN II FÜRST -
VON LIECHTENSTEIN ;
Kopf nach links.
Rs.: Gekrönter Wappen-
schild zwischen Lorbeer-
zweigen und 1 - FR- ,
darunter 19-24.
AR; 4,958 g; 23,1/23,1
mm; 360°; A 1/1, K 1/1.
Divo, Liechtenstein,
Nr. 106, S. 93; Jaeger,
Liechtenstein, Nr. 8, S. 22.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0044.
ÖSTERREICH,
KAISERTUM
197 Österreich, Kaiser-
tum, Franz I.
Viertelkreuzer, Wien 1816.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE- ;
gekrönter Wappenschild
(Doppeladler mit Brust-
schild).
Rs.: * lA * / KREUZER- /
1816- / Lorbeer- und
Palmzweig / A.
163
CU; 2,000 g; 19,4/
19,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 182, S. 97.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0146.
198 Österreich, Kaiser-
tum, Franz I.
Viertelkreuzer, Kremnitz
1816.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE- ;
gekrönter Wappenschild
(Doppeladler mit Brust-
schild).
Rs.: * VA -F / KREUZER- /
1816- / Lorbeer- und
Palmzweig / B.
CU; 2,016 g; 19,7/
19,4 mm ; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 182, S. 97.
Pfarrhaus (Statthalterei).
Inv.-Nr. K0308/0147.
199 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Hälbkreuzer, Wien 1851.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE- ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: Vz / KREUZER/ — /
1851 /A .
CU; 2,584 g; 19,7/
19,7 mm; 360°;
A l / 1 , K l / 1 .
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 285, S. 123.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0151.
Rs.: 1 / KREUZER/ — /
1851 / A .
CU; 5,094 g; 22,6/
22.5 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 286, S. 123.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0149.
201 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Wien 1851.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE- ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 1 / KREUZER / — /
1851 /A .
CU; 4,947 g; 22,7/
22,7 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 286, S. 123.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0150.
202 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Gyula Feheruär-
Karlsburg 1851.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE- ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 1 / KREUZER/ — /
1851 / E.
CU; 4,896 g; 22,6/
22.6 mm; 30°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 286, S. 123.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0148.
200 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Wien 1851.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE- ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
203 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Halbkreuzer, Kremnitz
1858.
Vs.: [ 10ESTERREICHI-
SCHE SCHER ]; gekrönter
Doppeladler mit Brust-
schild.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Rs.: 5/10/ 1858 / B i m
Kranz.
CU; 1,376 g; 17,1/
16,9 mm; 360°; A l / 1 ,
K 3/1; ausgebrochen.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 321, S. 131.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0038.
204 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Halbkreuzer, Wien 1859.
Vs.: K-K[ ICHISCHE
SCHEIDEMÜNZE ; gekrön-
ter Doppeladler mit Brust-
schild.
Rs.: 5/10/ 1 8 5 9 / A im
Kranz.
CU; 1,353 g; 17,1/
16,7 mm; 360°; A 1/1,
K 4/2; ausgebrochen.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 321, S. 131.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0039.
205 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Halbkreuzer, Venedig
1860.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 5/10/ 1 8 6 0 / V im
Kranz.
CU; 1,479 g; 16,6/
16,2 mm; 360°; A l / 1 ,
K 2/2; ausgebrochen.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 321, S. 131.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0040.
206 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Venedig 1858.
Vs.: [ 10ESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 1 / 1858 / V im Kranz.
CU; 2,838 g; 18,9/
18,6 mm; 360°; A 1/1,
K 2/2; ausgebrochen.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 322, S. 132.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0037.
207 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Wien 1860.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 1 / 1 8 6 0 / A im Kranz.
CU; 3,232 g; 19,2/
19,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 322, S. 132.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0152.
208 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Wien 1879.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 1 / 1879 im Kranz.
CU; 3,225 g; 19,6/
19,4 mm; 360°;
A 2/2, K 2/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 322, S. 132.
Kirchhügel, Südgarten.
Inv.-Nr. K0308/0154.
209 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Kreuzer, Wien 1885.
Vs.: K-K-OESTERREICHI-
SCHE SCHEIDEMÜNZE ;
gekrönter Doppeladler mit
Brustschild.
Rs.: 1 / 1885 im Kranz.
CU; 3,049 g; 19,4/
19,2 mm; 360°; A 2/2,
K 1/2; verbogen.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 322 a, S. 132.
165
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0155.
210 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
20 Kreuzer, Wien 1869.
Vs.: FRANC-IOS-I-D-G-AV-
STRIAE IMPERATOR ,
Büste mit Lorbeerkranz
nach rechts.
Rs.: HVNGAR-BOHEM-
GAL- - LOD-ILL-REX A-A-
1869 ; gekrönter Doppel-
adler, im Brustschild
Wertzahl 20.
AR; 2,377 g; 21,1/
21,1 mm; 360°;
A 2/2, K 2/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 340, S. 137.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0073.
211 Österreich, Kaiser-
tum (Königreich Un-
garn), Franz Joseph I.
Kreuzer. Kremnitz 1869.
Vs.: MAGYAR KIRALYR ];
Wappenschild über ge-
kreuzten Lorbeerzweigen.
Rs.: 1 / 1 8 6 9 / K B im
Eichenkranz.
CU; 3,047 g; 19,4/
19,3 mm; 360°;
A 4 / 4 , K 3/3.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 348, S. 140.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0153.
212 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Heller, Wien 1893.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
ler mit Brustschild.
Rs.: 1 / Lorbeerzweig /
1893 in Einfassung.
CU; 1,645 g; 17,1/
17,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 372, S. 153.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0074.
213 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Heller, Wien 1894.
Typ wie vor.
CU; 1,584 g; 17,0/
17,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Altes Pfarrhaus (Pfarr-
stall).
Inv.-Nr. K0308/0157.
214 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Heller, Wien 1895.
Typ wie vor.
CU; 1,377 g; 16,9/
16,9 mm; 360°;
A l / 1 , K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0078.
215 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
Heller, Wien 1900.
Typ wie vor.
CU; 1,667 g; 17,0/
17,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0080.
216 Österreich, Kaiser
tum, Franz Joseph I.
Heller, Wien 1900.
Typ wie vor.
CU; 1,693 g; 17,0/
17,0 mm; 360°;
A l / 1 , K l / 1 .
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0158.
217 Österreich, Kaiser
tum, Franz Joseph I.
2 Heller, Wien 1893.
Vs.: Gekrönter Doppelad
ler mit Brustschild.
Rs.: 2 / Lorbeerzweig /
1893 in Einfassung.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
CU; 3,137 g; 18,9/ CU; 3,19 g; 19,0/18,9 mm;
18,9 mm; 360°; 360 ; A 1/1, K 3/2.
A 0/0, K 3/3. Kirchhügel, Nordwest-
Jaeckel, Habsburg, hang.
Nr. 373, S. 153. Inv.-Nr. KO308/O313.
Kirchhügel, Ostgarten.
223 Österreich, Kaiser-Inv.-Nr. K0308/0156.
tum, Franz Joseph I.
218 Österreich, Kaiser- , \ IT J | TAT' "1(^*9*1 2 Heller, Wien 1911. tum, Franz Joseph I. Typ wie vor.
2 Heller, Wien 1895. CU; 3,18 g; 18,9/18,9 mm;
Typ wie vor. 360°; A 1/1, K 2/2.
CU; 3,390 g; 19,1/ Tr • 1 1 " . 1 AT 1 Kirchhugel, Nordwest-
19,0 mm; 360°; hang.
A l / 1 , K 1/1. Inv.-Nr. K0308/0311.
Kirchhügel, Nordwest-
hang. 224 Österreich, Kaiser-
Inv.-Nr. K0308/0077. tum, Franz Joseph I.
2 Heller, Wien 1911.
219 Österreich, Kaiser- Typ wie vor.
tum, Franz Joseph I. CU; 3,29 g; 19,0/19,0 mm;
2 Heller, Wien 1896. 360°; A 1/1, K 2/2.
Typ wie vor. ' 1 1 " * — 1 \ T 1 Kirchhugel, Nordwest-
CU; 2,885 g; 18,9/ hang.
18,8 mm; 360°; Inv.-Nr. K0308/0314.
A 2/2, K 3/2.
Kirchhügel, Nordwest- 225 Österreich, Kaiser-
hang. tum, Franz Joseph I.
Inv.-Nr. K0308/0079. 2 Heller, Wien 1912.
Typ wie vor.
220 Österreich, Kaiser- CU; 3,32 g; 19,0/19,0 mm;
tum, Franz Joseph I. 360°; A 1/1, K 2/2.
2 Heller, Wien 1901. Kirchhügel, Nordwest-
Typ wie vor. hang.
CU; 3,10 g; 18,9/18,9 mm; Inv.-Nr. K0308/0312.
360°; A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest- 226 Österreich, Kaiser-
hang. tum, Franz Joseph I.
Inv.-Nr. K0308/0310. 10 Heller, Wien 1893.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
221 Österreich, Kaiser- ler mit Brustschild.
tum, Franz Joseph I. Rs.: 10 / 1893 in Kartu-
2 Heller, Wien 1904. sche.
Typ wie vor. NI; 2,896 g; 19,1/
CU; 3,22 g; 18,9/18,9 mm; 19,1 mm; 360°;
360°; A 1/1, K 2/2. A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest- Jaeckel, Habsburg,
hang. Nr. 374, S. 153.
Inv.-Nr. K0308/0315. Kirchhügel, Nordwest-
hang.
222 Österreich, Kaiser- Inv.-Nr. K0308/0075.
tum, Franz Joseph I.
2 Heller, Wien 1906.
Typ wie vor.
167
227 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
10 Heller, Wien 1894.
Typ wie vor.
NI; 2,748 g; 19,0/
18,9 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0041.
228 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
10 Heller, Wien 1907.
Typ wie vor.
NI; 2,77 g; 19,1/19,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0316.
229 Österreich, Kaiser-
tum, Franz Joseph I.
20 Heller, Wien 1895.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
ler mit Brustschild.
Rs.: 2 0 / 1895 in Kartu-
sche.
NI; 3,910 g; 21,1/
21,1 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 375, S. 154.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0076.
231 Österreich,
Erste Republik.
Groschen, Wien 1926.
Vs.: ÖSTER- - -REICH ;
Adlerkopf mit Mauerkro-
ne.
Rs.: 1 / GROSCHEN /
1926.
CU; 1,56 g; 17,0/16,9 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 424, S. 168.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0275.
232 Österreich,
Erste Republik.
Groschen, Wien 1929.
Typ wie vor.
CU; 1,11 g; 16,9/16,8 mm;
360°; A 1/1, K 4/4.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0322.
233 Österreich,
Erste Republik.
Groschen, Wien 1937.
Typ wie vor.
CU; 1,67 g; 17,0/17,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0276.
230 Österreich, Kaiser-
tum, Karl I.
20 Heller, Wien 1917.
Vs.: Gekrönter Doppelad-
ler mit Brustschild.
Rs.: Wertzahl 20 im Ei-
chenkranz, darunter 1917.
FE; 3,27 g; 21,0/21,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 394, S. 158.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0317.
234 Österreich,
Erste Republik.
Groschen, Wien 1937.
Typ wie vor.
CU; 1,60 g; 17,1/17,1 mm;
360°; A l / 1 , K4 /4 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0277.
235 Österreich,
Erste Republik.
2 Groschen, Wien 1927.
Vs.: -ÖSTERREICH-/1927;
Krückenkreuz.
Rs.: 2 / GROSCHEN.
CU; 3,28 g; 19,1/19,0 mm;
360°; A 1/1, K 2/2.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 425, S. 168.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0278.
236 Österreich,
Erste Republik.
2 Groschen, Wien 1928.
Typ wie vor.
CU; 3,27 g ; 19,3/19,2 mm;
360°; A 1/1, K 3/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0279.
237 Österreich,
Erste Republik.
2 Groschen, Wien 1929.
Typ wie vor.
CU; 3,28 g; 19,0/19,0 mm;
360°; A l / 1 , K 3 / 3 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0280.
238 Österreich,
Erste Republik.
10 Groschen, Wien 1925.
Vs.: REPUBLIK OESTER-
REICH ; Frauenkopf nach
rechts.
Rs.: 1 0 / G R O S C H E N /
1925 im Kranz.
KN; 4,44 g; 22,0/22,0 mm;
360°; A 1/1, K 2/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 427, S. 169.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0285.
239 Österreich,
Zweite Republik.
2 Groschen, Wien 1950.
Vs.: Gekrönter Adler mit
Brustschild.
Rs.: REPUBLIK ÖSTER-
REICH/1950 ; 2 / G R O -
SCHEN.
AL; 0,90 g ; 18,1/18,1 mm;
360°; A 1/1, K 3/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 449, S. 177.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0281.
240 Österreich,
Zweite Republik.
2 Groschen, Wien 1950.
Typ wie vor.
AL; 0,89 g; 18,0/18,0 mm;
360°; A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0282.
241 Österreich,
Zweite Republik.
5 Groschen, Wien 1948.
Vs.: -REPUBLIK ÖSTER-
REICH- ; gekrönter Adler
mit Brustschild.
Rs.: -GROSCHEN- / 5 /
1948 über Girlande.
ZK; 2,44 g; 19,0/19,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 450, S. 177.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0283.
242 Österreich,
Zweite Republik.
5 Groschen, Wien 1950.
Typ wie vor.
ZK; 2,47 g; 18,9/18,9 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0284.
243 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Vs.: -REPUBLIK ÖSTER-
REICH- ; gekrönter Adler
mit Brustschild.
Rs.: GROSCHEN / 10 /
1948 über Girlande.
ZK; 3,31 g; 21,5/21,4 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 451, S. 178.
169
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0287.
244 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,42 g; 21,4/21,3 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0288.
245 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,41 g; 21,5/21,4 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0289.
246 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,34 g; 21,4/21,3 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0293.
247 Österreich,
Zweite RepubUk.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,36 g; 21,4/21,4 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0294.
248 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,12 g; 21,1/21,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0295.
249 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,40 g; 21,0/20,9 mm;
360°; A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0298.
250 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1948.
Typ wie vor.
ZK; 3,35 g; 21,0/21,0 mm;
360°; A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0299.
251 Österreich,
Zweite RepubUk.
10 Groschen, Wien 1949.
Typ wie vor.
ZK; 3,42 g; 21,2/21,1 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0286.
252 Österreich,
Zweite RepubUk.
10 Groschen, Wien 1949.
Typ wie vor.
ZK; 3,29 g; 21,0/21,0 mm;
360°; A 1/1, K 3 / 3 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0290.
253 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1949.
Typ wie vor.
ZK; 3,32 g; 21,1/21,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0291.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
254 Österreich,
Zweite RepubUk.
10 Groschen, Wien 1949.
Typ wie vor.
ZK; 3,34 g; 21,0/21,0 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0292.
255 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1949.
Typ wie vor.
ZK; 3,38 g; 21,1/21,1 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0296.
256 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1949.
Typ wie vor.
ZK; 3,29 g; 21,2/21,1 mm;
360°; A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0297.
257 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1952.
Vs.: Gekrönter Adler mit
Brustschild zwischen
10-10, darunter REPUBLIK
ÖSTERREICH.
Rs.: 10/1952 /GRO-
SCHEN.
AL; 1,09 g; 19,8/19,8 mm;
360°; A 1/1, K 2/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 452, S. 178.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0300.
258 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1955.
Typ wie vor.
AL; 1,08 g; 19,8/19,8 mm;
360°; A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0301.
259 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1959.
Typ wie vor.
AL; 1,10 g; 19,8/19,8 mm;
360°; A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0302.
260 Österreich,
Zweite Republik.
10 Groschen, Wien 1959.
Typ wie vor.
AL; 1,08 g; 19,7/19,7 mm;
360°; A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0303.
261 Österreich,
Zweite Republik.
20 Groschen, Wien 1950.
Vs.: Gekrönter Adler mit
Brustschild.
Rs.: -REPUBLIK / ÖSTER-
REICH ; 2 0 / 1950.
AB; 4,50 g; 22,2/22,1 mm;
360°; A l / 1 , K 1/2.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 453, S. 179.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0304.
262 Österreich,
Zweite Republik.
50 Groschen, Wien 1947.
Vs.: -REPUBLIK- / ÖSTER-
REICH ; gekrönter Adler
mit Brustschild.
Rs.: FÜNFZIG/GRO-
SCHEN ; Wertzahl 50 im
Bindenschild vor Eichen-
zweigen, darunter 19-47.
AL; 1,35 g; 21,9/21,9 mm;
360°; A 1/1, K 2/1.
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 454, S. 179.
171
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0305.
263 Österreich,
Zweite Republik.
50 Groschen, Wien 1947.
Typ wie vor.
AL; 1,39 g; 22,0/21,9 mm;
360°; A 1/1, K 1/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0306.
264 Österreich,
Zweite Republik.
50 Groschen, Wien 1947.
Typ wie vor.
AL; 1,38 g; 22,0/21,9 mm;
360°; A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. KO3O8/0307.
265 Österreich,
Zweite Republik.
50 Groschen, Wien
1946/47.
Typ wie vor.
AL; 1,45 g; 22,0/21,6 mm;
360°; A l / 1 , K 4/4; verbo-
gen, Oberfläche zerstört,
evtl. ausgebrannt.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0308.
266 Österreich,
Zweite Republik.
Schilling, Wien 1946.
Vs.: Gekrönter Adler mit
Brustschild, darunter
19-46.
Rs.: -REPUBLIK ÖSTER-
REICH- ; Sämann zwi-
schen 1-S.
AL; 1,99 g; 25,0/25,0 mm;
360°; A 2/2, K l / 1 .
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 455, S. 179.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0309.
267 Österreich,
Zweite Republik.
Schilling, Wien 1960.
Vs.: REPUBLIK-ÖSTER-
REICH ; 1 / SCHILLING /
1960.
Rs.: EIN SCHILLING ; drei
Edelweiss.
AB; 4,17 g; 22,5/22,5 mm;
360°; A l / 1 , K l / 1 .
Jaeckel, Habsburg,
Nr. 492, S. 189.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0321.
ST. G A L L E N , KANTON
268 St. Gallen, Kanton.
Halbkreuzer, St. Gallen
1809.
Vs.: Spitzes Kantonswap-
pen zwischen Eichenzwei-
gen.
Rs.: Vi I KREUZER / - /
1809 /K .
BI; 0,592 g; 14,5/
13,6 mm; 180°; A 2/1,
K 2/2; eingerissen.
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 175 b, S. 105.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0194.
269 St. Gallen, Kanton.
Halbkreuzer, St. Gallen
1811.
Vs.: Spitzes Kantonswap-
pen zwischen Eichenzwei-
gen.
Rs.: Vi I KREUZER / - /
1811 / K .
BI; 0,595 g; 15,4/
15,1 mm; 180°; A 1/1,
K 1/1.
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 175 d, S. 105.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0050.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
9 7 U *St ( L n l l o r i k - i i i l , w i
_ / U 3 1 . 1 i< 1111'II. IV«1 1111 > 11.
SCHWFI7 R I INinFsxTA AT o L . n v v r j . i Z j , D U i N J J c j j i n r t i
Krpurer Hallen 1ROQ
Vs.: Spitzes Kantonswap- < c / o acnweiz,
pen zwischen Eichenzwei- Bundesstaat.
gen. t i i i p p c i i , f j u r f i l o t e . .
Iis.: 1 / KKfc.UZfc.n / loUv / VS.: nc.LV11A / lot & \
K zwischen Eichenzwei- Wappenschild (Schweizer-
gen. kreuz), darüber Federhut,
ö l ; U,oV4 g; lo,o/ vor Lorbeer- und Eichen-
lö,U I111T1; i oU ; zweig.
A 1 /1 V 0 /1 Rs.: Wertzahl 1 im Kranz,
uivo/ louiei iy . /^u . j i i . , Mzz.
i\r. 1 / 5 D, o. 1U4. Mzz. unKennti.; bn; 1,4£Z
Kirchhügel, Südgarten. g; l o , D / l ö , £ i mm; ooU ;
inv.-[\r. KUoUo/uivo. A 1 /1 1/ O / l
A 1/1, 1s. o/ 1. uivo/lonier iy . /^u. jn. ,
— / 1 jl . w d J I i ]1, I V a l l l O I I . M r 19f\ *N 909
INI. 0 £ t J , O . c.\Jc..
i\rvuZcr, ot. ijuiLcii /o / t / . K l V / » M n 1 1 (TCll i\T PI V* PI 11 [ D c t i v u c i n i u g e i , i N O i u w t J b i
Vs.: Spitzes Kantonswap- hang.
pen zwischen Eichenzwei- inv.-i\r. KUoUo/uuoo.
gen.
KS.: 1 / RnEUZ-fcK / lo 1U / 07 /1 l , J , , , , , ; .
K zwischen Eichenzwei- Bundesstaat.
gen. tiappen, tsern loyy.
D l , U, / £o g, 10,0/ Typ wie vor.
lo,4 mm; loU ; \ j fr .n . D D D 1 /I , r iMzz. D ; BK; 1,4̂ ^ g; A O /1 V 1 /1 A i / 1 , N 1/1. 1 O , O / 1 O , Z mm; J Ö U ;
H i i / n / T n K l o r 1 Q / 9 f i iU
uwo/ 1001er iy . /^u . jn. ,
A l / 1 1 / 9 / 1 A 1/1, IV Cr L.
INF. 116 C , o. 1U4. T~\ i T . /TV» L L . u i n (Of\ TI-. Divo/lonier iy . /^u . Jn., Friedhof. Nr. JZo, S.
Inv.-Nr. KUöUö/UU^v. Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0J08/0185.
<£72 St. Gallen, Kanton.
Batzen, St. Gallen 7 6 7 4 . 275 Schweiz,
Vs.: CANTON ST.GALLEN ; Bundesstaat.
spitzes Kantonswappen Rappen, Bern 1906.
zwischen Eichenzweigen, Typ wie vor.
im unteren Abschnitt Mzz. B; BR; 1,47 g;
1814. 16,1/16,1 mm; 360°;
Rs.: 1 / BAZEN / — / K i m A 1/1, K 2/2.
Kranz. Kirchhügel, Nordwest-
BI; 1,959 g; 24,0/ hang.
24,0 mm; 180°; A 1/1, Inv.-Nr. K0308/0214.
K 1/1; leicht verbogen.
Divo/Tobler 19./20. Jh., 276 Schweiz,
Nr. 169, S. 102. Bundesstaat.
Kirchhügel, Südgarten. Rappen, Bern 1907.
Inv.-Nr. K0308/0195. Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 1,44 g;
16,2/16,2 mm; 360° ;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0223.
173
9X9 (.rhwpi/
1 ? 1 1 1 ~1 / 1 ( U L 1 '1 - i 1
D U I I U t 7 S S l < l d . l . Bundesstaat.
flUpperl, Dciil LylU. nappen, tsern 1 y^d.
lyp wie vor. Typ wie vor.
1V1ZZ. D , D i l , 1 , T - T - g, M Z Z . D , ZIS., 1,1D g;
1 U , 1/ 1 U , 1 111111, O U U , 1 ^ 1 / I A O mm- 3Afl°-
1 U , 1 / 1 t J , U 111111, O D U , A 1 /1 k' 9/9 I \ 1/ 1, Jv Cl C. A i / i Y 'XS'X A 1/ 1, IS. o / O .
JTN.1I C I l I l U g t M , i N U I U W c S L - u i v o / l o u i e r jn. ,
hang. Mr 997 ^ 90J.
inv.-i\r. PvUoUo/u îî . Kirchhügel, Nordwest-
hang.
— i O J l ^ I I V V t 7 l / , » I I I V . - I M . I S . U 0 U o / U £ 1 O .
D U I l U e S S l d c i l .
Rn nrifn Rpm 7 QP 7
iiuppt~ii, UCI II 1 SC« L . 1 x7<~v \tTtfv \rr\T"
iyp wie vur.
I > U U l l i S S I c l c l l .
\ A - 7 / D . D D , 1 / I T n-, M Z Z . D , D J U , l . T - / g, Happen, Bern 1942.
1 U , 1 / 1 U , 1 II 1 I I I , O U U , y z : 1 \ | ) \ \ K \ 1 ) I .
A i / i v 9/9
/ \ 1/ I , IS. £ /
U 7 7 R. 7 V . 1 I Q „ .
JTS.1I L i l l l U g t H , INUI U W c b L - 1A 9/1 1 m m . ^A0o-
hang. / J C H B K A I / 1 1' •)/')
inv.-i\r. KUoUo/u^ i J . 'ji Kirchhugel, Nordwest-
7-0 hang.
97Q ^ h u / P i ? I n . - Mr k'O'̂ flS/0999
Bundesstaat.
Rappen, i j t . r u L jc.o. 984 C..|iwoi v L O 1 ! j d l W c l Z ,
Typ wie vor. Bundesstaat.
V f , . , D . D D . 1 / I ß r,.
M Z Z . D ; D K ; 1,4O g; Rappen, Bern 1944.
1 A 1 mm. Q A n ° .
l o , H U i l ; o D U ;
Typ wie vor.
A 1 /1 f 1 /1
A 1/1, 1s. 1/1.
MZZ. D ; ZK; l , U l g;
Kirchhügel, Nordwest- 10,1/10,1 mm; oOU ;
hang. A 1/1, K 4/4.
Inv.-Nr. Köööö/vddD. Kirchhügel, Nordwest-
hang.
I N L , \ [ r 1̂ 0̂ 08/091 7
inv.-i\r. i\UoUo/Uii i / . r> U11U L S S l e i d l .
Rappen, Bern 1931. 285 Schweiz,
Typ wie vor. Bundesstaat.
Mzz. B, BR; 1,44 g; Rappen, Bern 1946.
16,1/16,1 mm; 360°; Typ wie vor.
A 1/1, K 2/3. Mzz. B; ZK; 1,14 g;
Kirchhügel, Nordwest- 16,2/16,2 mm; 360°;
hang. A 1/1, K 4/4.
Inv.-Nr. K0308/0221. Kirchhügel, Nordwest-
hang.
281 Schweiz, Inv.-Nr. K0308/0274.
Bundesstaat.
Rappen, Bern 1938. 286 Schweiz,
Typ wie vor. Bundesstaat.
Mzz. B; BR; 1,47 g; Rappen, Bern 1948.
16,2/16,1 mm; 360°; Vs.: -HELVETIA- / 1948 ;
A l / 1 , K 1/1. Schweizerkreuz.
Kirchhügel, Nordwest- Rs.: Wertzahl 1 vor Ähre,
hang. Mzz.
Inv.-Nr. K0308/0216. Mzz. B; BR; 1,49 g;
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
16,1/16,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 328, S. 204.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0219.
287 Schweiz,
Bundesstaat.
Rappen, Bern 1948.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 1,50 g;
16,1/16,1 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0228.
288 Schweiz,
Bundesstaat.
Rappen, Bern 1949.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 1,49 g;
16,1/16,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0220.
289 Schweiz,
Bundesstaat.
Rappen, Bern 1953.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 1,48 g;
16,1/16,1 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0226.
290 Schweiz,
Bundesstaat.
Rappen, Bern 1958.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 1,50 g;
16,0/16,0 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0227.
291 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Paris 1850.
Vs.: HELVETIA/ 1850 ;
Wappenschild (Schweizer-
kreuz), darüber Federhut,
vor Lorbeer- und Eichen-
zweig.
Rs.: Wertzahl 2 im Kranz.
Mzz. A; BR; 2,238 g;
20,1/20,1 mm; 360°;
A 2 / 3 , K 1/1.
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 323, S. 199.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0054.
292 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1886.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 2,401 g;
20,2/20,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/1.
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 323, S. 200.
Altes Pfarrhaus (Pfarr-
stall).
Inv.-Nr. K0308/0184.
293 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1906.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 2,34 g;
20,1/20,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0230.
294 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1906.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 2,40 g ;
20,1/20,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0231.
175
295 Srhweiz
Cd y*J iJAjMM TT V I / . .
Kirrhhiicrpl Nnrdwp t̂-
e l l l l U c C l , 1NU1 UVVCDL Bundesstaat. hang.
? Rannen Rem 7907 Inv-Nr KO':!08/n?37
111V. INI. 1\U J U O / \J — O I . Tvn wip unr
1 V M vvic VU1. Mzz B- BR- 2 "58 g- 300 Schweiz
• J ' 7 " 7 , 7 ".11 JJ \ l J'. , 20 0/19 9 mm- 360°-
u v . / , v_// l. y y y 111111, . 7 v.7 w ,
Bundesstaat.
A 1/1, K 2/2. 2 Rappen, Bern 1942.
\C\ ri*n n ii o*pl NnrH wpct-
Ivll H i l l UtiCl, UVVuDl
Tvn vt/ip unr i y y> w ie v u i .
hang M77 B- 7K- 2 25 ff-
1V1Z.Z,. Li , — , _ • ' g, Tnv-Nr KO'508/0232
111V. I i i . I V U U v U / U L JL..
20 2/20 2 mm- 360°-
' 111111, . 7 V 7 V / ,
A 1/1 K 3/3
Zi J_ / ± , I V . 7 / , 7 . 9Qf~ti Srhwpi7
b 7 U ._JI I I TT v. 1/f.,
kTirphhiicrpl ISJnrrl wpt;t-
IN. 11 vjllll U.KC1, l iUI uvvcai Bundesstaat. hang.
? Rnnnpn Rprn 7Q07 c i i u f j f j c f i , Lief iL i y y j i . Inv-Nr Kfnfl8/0?40
III V. 1 \1. IS.U J U O / U r - T U . Tvn w i e vor
i y IJ vv i L / v w i -
M 7 7 R- RR- 2 40 a-
1'IZL.Z.. U , U l i , ,~\J iL,
301 Srhweiz
J U 1 .71.11 TT T ' 1 <T, , 20 1/20 0 mm- 360°-
— \J , 1 _ \J , \J 111111, «7 V7 V_7 ,
Bundesstaat
A 1/1, K 2/2. Rappen, Bern 1943.
kTrc h Viiicrol Mn rfiiA/Act-rvii UHU U^L/l, INUl UWcbL Tvn wip vnr i y p i e v u i .
hang Mzz. B; ZK; 2,30 g;
Inv-Nr K0308/0233
111 v. I M . rvv_7.jv/0/ J ü .
20 1 /20 0 mm- 360°-
L U , 1/ L U , U 111111, «_7 V.7 v 7 ,
A 1/1 K 3/3
XX X i -1 , I V . 7 / , 7 . 297 Schweiz Kirrlihiicrpl Nordwpst-
lvJ.1 eillllieiC'l, 1 \ u i uvvrjoi
Bundesstaat. hang.
P Rnnnpn Rprn 1Q9% c. n a p p e f t , D c r r i 1 yc.D. Tnv Mr iVO^OS/O?^^ IIIV. INI. I udUo/ Ui l O O .
Tvn W I P unr i v j j w i e v u i .
M 7 7 R. RR. ? AO r r . 1V1Z.Z.. D , U l i , L , t O g, .M'_ i j t l l W u l / i ,
20 1 /20 1 mm- 360°-
— » '. i. 1 — ' . X 111111, J U U ,
R I in ri p K t a a t
1 7 U l l V t C Ü J i j H U I l . * 1/1 K 1/1 ? Rannen Rprn 1941
C liU.IJf-Jt.il, LiCl II 1 Ss~*J.
K I IT* \~\ h l 1 rfo 1 M A r n wract
1s.11 c i i i i u g e i , i M u i u w e s i
i y p w i e v u i .
hang. y 7 7 r. 7k*- 9 9^ a-
WILL. D , ZilV, g, Tnv-Nr KO^iiR/Ct?9Q
III V. L\l. j^UtJUCV \JL.L. J .
?0 ° / o n ? mm- UiO°-
C*\J, Cl C\J, C 111111, ouu ,
A i / i k; ?/9
/ \ 1/ 1, IS. Ctl L..
298 Schweiz, Kirchhügel, Nordwest-
I M l M l M 33lcl<ll. hang.
<? Rappen, Bern 1941. Inv.-Nr. K0308/0236.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 2,94 g; 303 Schweiz,
20,3/20,1 mm; 360°; \ Bundesstaat.
1 ' • 2 Rappen, Bern 1944. A 1/1, K 3/2.
Kirchhügel, Nordwest- Typ wie vor.
hang. . -:'* •• M/z. B; ZK: 2.36 g;
Inv.-Nr. K0308/0234. ^mm^ 20,2/20,2 mm; 360°;
299 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1942.
Typ wie vor.
Mzz. B; ZK; 2,23 g; 304 Schweiz,
20,1/20,1 mm; 360°; Bundesstaat.
A 1/1, K 2/2. 2 Rappen, Bern 1945.
Divo/Tobler 19./20. Jh., Typ wie vor.
Nr. 324, S. 201. Mzz. B; ZK; 2,23 g;
20,1/19,9 mm; 360°;
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0239.
305 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1951.
Vs.: HELVETIA- / 19 51 ;
Schweizerkreuz.
Rs.: Wertzahl 2 vor Ähre,
Mzz.
Mzz. B; BR; 3,02 g;
20,1/20,1 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 325, S. 201.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0242.
306 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1955.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 2,95 g;
20,2/20,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0241.
307 Schweiz,
Bundesstaat.
2 Rappen, Bern 1958.
Typ wie vor.
Mzz. B; BR; 2,87 g;
20,1/20,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0243.
308 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Strassburg
1850.
Vs.: HELVETIA / 1850 ;
Wappenschild (Schweizer-
kreuz) vor Ähren.
Rs.: Wertzahl 5 im Kranz,
Mzz.
Mzz. B; BI; 1,473 g;
17,1/17,0 mm; 360°;
A 3/3, K 3/1.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 318, S. 196.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0031.
309 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern
1872-1877.
Typ wie vor.
Mzz. B; BI; 1,479 g;
17,1/17,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/2.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0032.
310 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1880.
Vs.: CONFCEDERATIO
HELVETICA / +1880+ ;
Frauenkopf nach rechts.
Rs.: Wertzahl 5 im Kranz,
Mzz.
Mzz. B; KN; 1,810 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 2/1, K 2/2.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 319, S. 197.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0056.
311 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1880.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,945 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0181.
312 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1888.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,830 g;
17,1/17,1 mm; 360°;
A 2/2, K 1/2.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0182.
177
313 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1894.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,904 g;
17,1/17,0 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0057.
314 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1898.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,877 g;
17,2/17,1 mm; 360°;
A 2/3, K l / 1 .
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0183.
315 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1901.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,93 g;
17,2/17,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0247.
316 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1902.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,92 g;
17,2/17,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0254.
317 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1903.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,91 g;
17,1/17,0 mm; 360°;
A 2/2, K l / 1 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0248.
318 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1907.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,82 g;
17,2/17,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0244.
319 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1910.
Typ wie vor.
MZZ. B; KN; 1,88 g;
17,2/17,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0249.
320 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1911.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,88 g;
17,1/17,1 mm; 360°;
A l / 1 , K 3 / 3 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0245.
321 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1913.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,91 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0251.
322 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1917.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,92 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0259.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
323 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1920.
Typ wie vor.
M z z . B; KN; 1,90 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0250.
324 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1922.
Typ wie vor.
MZZ. B; KN; 1,88 g;
17,3/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0246.
325 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1932.
Typ wie vor.
Mzz. B; NI; 1,93 g;
17,2/17,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Divo/Tobler 19./20 Jh.
Nr. 320, S. 198.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0253.
326 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1932.
Typ wie vor.
MZZ. B; NI; 1,96 g;
17,3/17,3 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0258.
327 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1939.
Typ wie vor.
MZZ. B; NI; 1,99 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0255.
328 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1942.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,85 g;
17,3/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 4/4.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 321, S. 198.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0252.
329 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1948.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 1,97 g;
17,2/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0256.
330 Schweiz,
Bundesstaat.
5 Rappen, Bern 1953.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 2,01 g;
17,3/17,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0257.
331 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1880.
Vs.: CONFCEDERATIO
HELVETICA/+1880+ ;
Frauenkopf nach rechts.
Rs.: Wertzahl 10 im Kranz,
Mzz.
Mzz. B; KN; 2,734 g;
19,3/19,2 mm; 360°;
A 2/2, K 3/2.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 314, S. 192.
179
Altes Pfarrhaus (Pfarr-
stall).
Inv.-Nr. K0308/0179.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0264.
332 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1882.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 2,819 g;
19,2/19,2 mm; 360°;
A 2/2, K 2/2.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0180.
333 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1908.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 2,92 g;
19,3/19,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0260.
334 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1918.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 2,88 g;
19,2/19,2 mm; 360°;
A l / 1 , K 3 / 3 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0261.
335 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1920.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 2,78 g;
19,2/19,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0262.
336 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1920.
Typ wie vor.
Mzz. B ; KN; 2,92 g;
19,2/19,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
337 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1939.
Typ wie vor.
Mzz. B; NI; 2,96 g;
19,3/19,2 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 315, S. 193.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0263.
338 Schweiz,
Bundesstaat.
10 Rappen, Bern 1970.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 2,99 g;
19,3/19,3 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 316, S. 194.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0265.
339 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Strassburg
1850.
Vs.: HELVETIA / 1850 ;
Wappenschild (Schweizer-
kreuz) auf gekreuzten
Alpenrosenzweigen.
Rs.: Wertzahl 20 im Kranz,
Mzz.
Mzz. unkenntl.; BI; 2,467
g; 21,1/20,9 mm; 330°;
A 3/3, K 3/3.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 310, S. 188.
Kirche.
Inv.-Nr. K0308/0016.
340 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Strassburg
1850.
Typ wie vor.
Mzz. unkenntl; BI;
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
2,776 g; 21,4/21,4 mm;
360°; A 2/2, K 3/3.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0030.
341 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1859.
Typ wie vor.
Mzz. B; BI; 2,967 g;
21,0/21,0 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0177.
342 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1859.
Typ wie vor.
Mzz. unkenntl; BI; 2,971
g; 21,0/21,0 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0178.
343 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1933.
Vs.: CONFCEDERATIO
HELVETICA/ +1933+ ;
Frauenkopf nach rechts.
Rs.: Wertangabe 20 im
Kranz, Mzz.
Mzz. B; NI; 3,89 g;
21,2/21,2 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 311, S. 189.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0267.
344 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1936.
Typ wie vor.
Mzz. B; NI; 4,03 g;
21,1/21,1 mm; 360°;
A 1/1, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0268.
345 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1943.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 4,03 g;
21,1/21,1 mm; 360°;
A 1/1, K 2/2.
Divo/Tobler 19./20 Jh.,
Nr. 312, S. 190.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0269.
346 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1944.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 3,81 g;
21,8/21,1 mm; 360°;
A 1/1, K 3/3; verbogen.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0266.
347 Schweiz,
Bundesstaat.
20 Rappen, Bern 1952.
Typ wie vor.
Mzz. B; KN; 3,96 g;
21,3/21,2 mm; 360°;
A l / 1 , K4 /4 .
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0270.
348 Schweiz,
Bundesstaat.
V2 Franken, Bern 1969.
Vs.: Stehende Helvetia im
Sternenkranz, unter
Standlinie HELVETIA.
Rs.: Vi Fr. / 1969 im
Kranz.
Mzz B ; K N ; 2,18 g;
21,3/21,2 mm; 180°;
A 1/1, K4 /4 .
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 309 a, S. 188.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0271.
181
349 Schweiz,
Bundesstaat.
Franken, Bern 1907.
Vs.: Stehende Helvetia im
Sternenkranz, unter
Standlinie HELVETIA.
Rs.: 1 Fr. / 1907 im Kranz,
Mzz.
Mzz. B; AR; 4,95 g;
23,3/23,2 mm; 180°;
A 2/2, K l / 1 .
Divo/Tobler 19./20. Jh.,
Nr. 307, S. 185.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0272.
350 Schweiz,
Bundesstaat.
Franken, Bern 1908.
Typ wie vor.
AR; 4,87 g; 23,1/23,1 mm;
180°; A 2/2, K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0273.
*
UNBESTIMMBARE
MÜNZEN
351 Unbestimmte Münz-
herrschaft.
Pfennig, 1400-1600.
Vs.: Reste eines Perlkrei-
ses.
BI; 0,101 g; 13,6/7,8 mm;
einseitig; A 0, K 4; schüs-
seiförmig, fragmentiert.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0085.
352 Unbestimmte Münz-
herrschaft.
Pfennig, 1400-1600.
Vs.: Wappenschild? Perl-
kreis.
BI; 0,212 g; 13,2/
12,1 mm; einseitig;
A 0, K 1; Doppelschlag,
ausgebrochen, verbogen.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0131.
353 Hohlpfennig,
vielleicht Heller
Rottweil um 1506-1600.
Vs.: Adler im Hohlring.
Nur aus Grabungsdoku-
mentation bekannt. Dort
auch Abriebzeichnung mit
Bleistift.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
354 Münze?
Vielleicht zeitgenössische
Fälschung, 1400-1800.
Vs.: Umschriftreste; Kreuz
mit verdickten Enden im
Fadenkreis.
Rs.: Unkenntlich.
CU; Gewicht und Stempel-
stellung unbest. (montiert);
17,6/15,6 mm;
A 2/0, K 3/3; fragmentiert.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0209.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
355 Unbestimmte Münz-
herrschaft.
Kern eines frühneuzeitli-
chen Pfennigs, 1500-1800.
Vs. Prägungsreste.
BI; 0,159 g; 12,3/
12,1 mm; einseitig;
A 0, K 0; plan.
Kirchhügel, Ostgarten.
Inv.-Nr. K0308/0210.
356 Unbestimmte Münz-
herrschaft.
Kern einer frühneuzeitli-
chen Münze? 1500-1800.
Vs. Prägungsreste.
BI; 0,114 g; 15,6/
12,3 mm; einseitig; A 0,
K 0; Fragment, verbogen.
Kirchhügel, Nordosthang.
Inv.-Nr. K0308/0208.
RECHENPFENNIGE
357 Rechenpfennig,
unbestimmter Hersteller,
Nürnberg? 1500-1650.
Vs.: Durch Rechtecke an-
gedeutete Umschrift; um
zentrale Rosette drei Lilien
und drei Kronen.
Rs.: Durch Rechtecke
angedeutete Umschrift;
Bild unkenntlich.
ME; 1,118 g; 18,4/
18,1 mm; Stempelstellung
unbest; A 1/1, K 3/3;
ausgebrochen, verbogen.
Vgl. Mitchiner, Jetons,
Nrn. 1470-1472, S. 429.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0083.
358 Rechenpfennig,
Kilian Koch. Nürnberg
1587-1632.
Vs.: COELVM «r NON ö
SOLVM «r / C + K ; Firma-
ment mit Sonne, Mond
und Zeichen für Jupiter
und Waage über Feuer.
Rs.: FAMAM EXTENDERE
FACTIS / NON-OTIO ;
Wolken, darin Hand, die
stilisierten Blitz hält;
Krone über Lilienszepter.
ME; 3,475 g; 27,2/
26,3 mm; 360°; A 1/1,
K 3/3.
Stalzer, Rechenpfennige,
Nr. 52, S. 91.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. K0308/0082.
183
PLOMBEN VARIA
359 Plombe, 1400-1500?
Vs.: Rest eines Textur-
schriftzuges, Perlkreis.
Rs.: Wappenschild, gera-
stert mit Punkten in den
Vierecken (Ulm?).
PB; 9,206 g; 22,7/
21,4 mm; Stempelstellung
unbest.; A 0/0, K 3/3.
Friedhof.
Inv.-Nr. K0308/0043.
360 Plombe, Schweizeri-
sche Eidgenossenschaft,
1900-1950.
Vs.: SCHWEIZ.VOLKS-
WIRT. DEP. ; Schweizer-
kreuz.
Rs.: [ ]ABTEILUNG ;
Schweizerwappen.
PB; 8,16 g; 16,4/15,5 mm;
A 1/1, K 1/2.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. 00308/0572.
361 Plombe, Schweizeri-
sche Eidgenossenschaft,
1900-1950.
Vs.: EIDG.ERNÄHRUNGS-
AMT ; Schweizerwappen.
Rs.: WARENABTEILUNG ;
Schweizerkreuz.
PB; 8,16 g; 17,8/15,6 mm;
A l / 1 , K 1/1.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. 00308/0573.
• 362 Spielmünze, Firma SiggAG (20 Rappen). Frauenfeld 1947. Vs.: AG SIGG FRAUEN-
F E L D / 1947 ; Kopf nach
rechts.
Rs.: 20 im Eichenkranz.
AL; 0,40 g; 15,9/15,9 mm;
360°; A 1/1, K 1/2.
Vgl. Sola Rogers, Toy
Coins, Nr. 2373, S. 198.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. 00308/0360.
363 Hundemarke, Für-
stentum Liechtenstein.
Unbestimmter Hersteller,
1942.
Vs.: 1942 / Fürstentum /
Liechtenstein.
Rs.: Hund nach rechts auf
Standlinie, darunter 268.
AE; 3,71 g; 26,0/25,7 mm ;
360°; A 1/2, K 2/2; ge-
locht.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. 00308/0574.
364 Anhängekreuz vom
Rosenkranz.
Vs.: INRI über gekreuzig-
tem Heiland.
Rs.: SUVENLR/DE MIS-
SION.
AE; 1,65 g; 37,3/25,1 mm;
gelocht, mit Kette; Reste
von Versilberung.
Kirchhügel, Nordwest-
hang.
Inv.-Nr. 00308/0575.
DIE FUNDMÜNZEN VOM KIRCHHÜGEL BENDERN
HARALD RAINER DERSCHKA
Anhang
VERZEICHNIS DER
ABGEKÜRZT ZITIER-
TEN LITERATUR
Albrecht, Pfalz
Albrecht, Wilfried: Pfalz,
pfälzische Nebenlinien.
Privatsammlung aus dem
Besitz eines pfälzischen
Gelehrten. Köln, 1979
(Münz Zentrum, Auktion
XXXV).
Backmund, Monasticon
Praemonstratense
Backmund, Norbert:
Monasticon Praemonstra-
tense, id est historia circa-
riarum atque canoniarum
candidi et canonici ordinis
Praemonstratensis. Bd. 1.
2. Aufl. Berlin, 1983.
Bausteine 1
Vaduz und Schellenberg
im Mittelalter. Hrsg. Ar-
thur Brunhart. Zürich,
1999 (Bausteine zur liech-
tensteinischen Geschichte.
Bd. 1).
Binder/Ebner, Württem-
berg
Binder, Christian; Bearb.
Ebner, Julius: Württem-
bergische Münz- und
Medaillen-Kunde. Hrsg.
Württembergische Kom-
mission für Landesge-
schichte. Stuttgart, 1904-
1915. Nachdr. 1969.
Blatter, Zeitfolge
Blatter, Fritz: Die Zeitfolge
der Berner Pfennige. In:
Schweizerische Numisma-
tische Rundschau 24
(1925), S. 359-375.
Büchel, Bendern
Büchel, Johann Baptist:
Die Geschichte der Pfarrei
Bendern. In: JBL 23
(1923), S. 5-180.
Bündner UB
Bündner Urkundenbuch.
Hrsg. Historisch-Antiqua-
rische Gesellschaft von
Graubünden. Chur,
1955-1997. 4 Bde.
Cahn, Konstanz
Cahn, Julius: Münz- und
Geldgeschichte von Kon-
stanz und des Bodenseege-
biets im Mittelalter bis
zum Reichsmünzgesetz
von 1559. Hrsg. Badische
Historische Kommission.
Heidelberg, 1911 (Münz-
und Geldgeschichte der im
Grossherzogtum Baden
vereinigten Gebiete.
Teil 1).
CNA I
Koch, Bernhard: Corpus
Nummorum Austriaco-
rum. Bd. 1: Mittelalter.
Wien, 1994.
CNA V
Jungwirth, Helmut: Corpus
Nummorum Austriaco-
rum. Bd. 5: Leopold I. -
Karl VI. Wien, 1975.
CNI I
Corpus Nummorum Itali-
corum. Bd. 1: Casa Savoia.
Rom, 1910-1943. Nachdr.
Bologna, 1971.
CNI IV
Corpus Nummorum Itali-
corum. Bd. 4: Lombardia
(Zecche minori). Rom,
1910-1943. Nachdr. Bolo-
gna, 1970.
CNI V
Corpus Nummorum Itali-
corum. Bd. 5: Lombardia
(Milano). Rom, 1910-1943.
Nachdr. Bologna, 1970.
CNI VI
Corpus Nummorum Itali-
corum. Bd. 6: Veneto
(Zecche minori), Dalmazia
- Albania. Rom, 1910-
1943. Nachdr. Bologna,
1970.
CNI VIII
Corpus Nummorum Itali-
corum. Bd. 8: Veneto
(Venezia. Teil 2). Rom,
1910-1943. Nachdr. Bolo-
gna, 1970.
CNI X
Corpus Nummorum Itali-
corum. Bd. 10: Emilia (Teil
2: Bologna e Ferrara -
Ravenna e Rimini). Rom,
1910-1943. Nachdr. Bolo-
gna, 1970.
Cunz, Währungsunionen
Währungsunionen. Beiträ-
ge zur Geschichte überre-
gionaler Münz- und Geld-
politik. Hrsg. Reiner Cunz.
Hamburg, 2002 (Numis-
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Delmonte, Benelux
Delmonte, Albert: Le Bene-
lux d'or - De gouden Be-
nelux. Repertoire du mon-
nayage d'or des territoires
composant les anciennes
Pays-Bas - Repertorium
van de gouden munten
geslagen in het gebied van
de voormalige Nederlan-
den. Amsterdam, 1964.
Derschka, Konstanz
Derschka, Harald Rainer:
Die Fundmünzen von den
Innenstadtgrabungen des
Landesdenkmalamtes
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Derschka, Ministerialen
Derschka, Harald Rainer:
Die Ministerialen des
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kreis für mittelalterliche
Geschichte. Stuttgart,
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Divo, Jean-Paul; Tobler,
Edwin: Die Münzen der
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Divo, Jean-Paul; Tobler,
Edwin: Die Münzen der
Schweiz im 18. Jahrhun-
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Divo/Tobler 19./20. Jh.
Divo, Jean-Paul; Tobler,
Edwin: Die Münzen der
Schweiz im 19. und 20.
Jahrhundert. Helvetische
Republik (1798-1803),
Kantonale Münzen (1803-
1848), Bundesmünzen
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Ehrend, Helfried: Speyerer
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Förschner, Gisela: Deut-
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telalter bis Neuzeit der
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Friederich, Stolberg
Friederich, Karl: Die Mün-
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Geiger, Zürcher Halbbrak-
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Geiger, Hans-Ulrich: Zür-
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Götz, Erich: Die Münzprä-
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Grierson, Philip: Money
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Karl der Grosse. Lebens-
werk und Nachleben.
Bd. 1: Persönlichkeit und
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Beumann. Düsseldorf,
1965, S. 501-536.
Grierson/Blackburn I
Grierson, Philip; Black-
burn, Max: Medieval
European Coinage. Bd. 1:
The Early Middle Ages
(5th - lOth centuries).
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Haas, Mannheim
Haas, Rudolf: Die Prägun-
gen der Mannheimer
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Haertle, Kempten
Haertle, Clemens Maria:
Die Münzen und Medaillen
des Stiftes und der Stadt
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Typen- und Variantenkata-
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für Kunst und Kulturge-
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Hahn, Typenkatalog
Hahn, Wolfgang Reinhard
Otto: Typenkatalog der
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Helbok, Regesten
Helbok, Adolf: Regesten
von Vorarlberg und Liech-
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Hippenmeyer, St. Luzi
Hippenmeyer, Immacolata
Saulle: Chur, St. Luzi/Chur,
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Sacra IV/3. Die Prämons-
tratenser und Prämons-
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S. 217-270.
Hoffmeister II
Hoffmeister, Jacob C. C :
Historisch-kritische Be-
schreibung aller bis jetzt
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daillen und Marken in
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scher Folge. Bd. 2. Kassel,
1857. Nachdr. Leipzig,
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Hollmann, Hildburghausen
Hollmann, Jenny-E.:
Münzgeschichte des Her-
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Hürlimann, Zürich
Hürlimann, Hans: Zürcher
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Ikle-Steinlin, Adolf; Hahn,
Emil: Die Münzen der
Stadt St. Gallen. In: Revue
Suisse de Numismatique
16 (1910), S. 225-285; 17
(1911), S. 5-49, 129-254;
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Jaeckel, Habsburg
Jaeckel, Peter: Die Münz-
prägungen des Hauses
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Jaeger, Baden
Jaeger, Kurt: Baden,
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Hessen-Darmstadt, Hes-
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Basel, 1969 (Die Münzprä-
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alten Reiches bis zur Ein-
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Jaeger, Bayern
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Bayern 1806-1871 mit
Berg 1801-1808, Würz-
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Basel, 1968 (Die Münzprä-
gungen der deutschen
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BILDNACHWEIS
S.91: Close up AG, Wolf-
gang Müller, Triesen
S. 93, 182 (Münze 353):
Archäologie FL, Triesen
S 100, 133 (Münze 11),
134 (Münze 15): Schweize-
risches Landesmuseum,
Zürich
S. 123 oben: Liechtenstei-
nisches Landesmuseum,
Vaduz
Alle übrigen Aufnahmen:
Hansjörg Frommelt, Ar-
chäologie FL, Triesen
ANSCHRIFT DES
AUTORS
Dr. phil. Harald Rainer
Derschka
Zur Friedrichshöhe 28
D-78464 Konstanz
188
DER HERR-
SCHAFTLICHE MEIER-
HOF GAMANDER
OB SCHAAN
HEINER SCHLEGEL / HANS STRICKER /
CLAUDIUS GURT / PETER ALBERTIN / JÜRG
LECKEBUSCH
Inhalt
191 EINLEITUNG
195 EINE LANDSCHAFTLICH-ÖKOLOGISCHE
BEURTEILUNG DER LIEGENSCHAFT
Heiner Schlegel
200 ZUR HERKUNFT DES NAMENS
«GAMANDER»
Hans Stricker
205 GESCHICHTE EINES HERRSCHAFT-
LICHEN MEIERHOFES
Claudius Gurt
214 ZUR BAUGESCHICHTE
Peter Albertin
228 GEO-PHYSIKALISCHE PROSPEKTIONEN
Jürg Leckebusch
190
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN
Einleitung
Auf Schaaner Gemeindegebiet, etwas oberhalb des
Dorfes an der Planknerstrasse, findet sich - ver-
steckt und geschützt durch verwilderte Haganlagen
- das ehemals herrschaftliche Anwesen «Gaman-
der». An bevorzugter Lage, auf den Ausläufern der
Rüfeschuttkegel und des Dreischwesternmassivs,
wurde kurz nach der Erhebung der Grafschaft Va-
duz und der Herrschaft Schellenberg zum Reichs-
fürstentum Liechtenstein im Jahr 1719 von der
neuen Herrschaft mit dem Bau eines Meierhofs be-
gonnen - wohl aus wirtschaftlichen Überlegungen
heraus. Die heute noch vorhandenen Wetterfahnen
auf dem Wohngebäude belegen, dass der Bau im
Jahr 1720 fertig gestellt wurde.
191
Seit dieser Zeit wurden am Anwesen - mit Aus-
nahme von einem teilweisen Abriss des Stallgebäu-
des - keine grösseren Veränderungen vorgenom-
men. Der «Gamanderhof» steht seit 1951 unter
Denkmalschutz. Kurz zuvor hatte Erwin Poeschel
im 1950 erschienenen Standartwerk «Die Kunst-
denkmäler des Fürstentums Liechtenstein» auf die
Bedeutung und den Wert dieses herrschaftlichen
Meierhofs hingewiesen.1
Nach dem Tod des langjährigen Eigentümers
Hanno von Halem im Jahr 1997 beschlossen des-
sen Kinder, dieses in mehrfacher Hinsicht einzig-
artige Refugium zu verkaufen. An der Jahresver-
sammlung vom 21. März 1998 fassten die anwe-
senden Mitglieder des Historischen Vereins auf An-
trag von Ehrenmitglied Robert Allgäuer einhellig
eine Resolution, wonach das Land Liechtenstein
und/oder die Gemeinde Schaan aufgefordert wur-
den, alles zu unternehmen, damit der zum Verkauf
stehende Gutshof «Gamander» in den Besitz der öf-
fentlichen Hand kommt.
Diese Resolution wurde umgehend in schriftli-
cher Form der Regierung und der Gemeinde Schaan
übermittelt. In der Begründung für diese Beschluss-
fassung heisst es: «Aus Gründen der Landschafts-
und Ortsbild-Erhaltung ist es wichtig, dass das
Anwesen <Gamanderhof> mit dem heutigen Um-
schwung erhalten bleibt. Da bei einem Verkauf die-
ses Objektes an Private eine Parzellierung und
Überbauung sehr wahrscheinlich ist, sollte die öf-
fentliche Hand dieses Objekt erwerben. Dabei geht
es nicht in erster Linie um einen <vorsorglichen
Landerwerb>, sondern um die Erhaltung und Si-
cherung eines historisch wichtigen Objektes». Und.-
«Darüber hinaus ist der Erwerb dieses Gutshofes
durch die öffentliche Hand aber auch ein Zeugnis
für kulturell und historisch verantwortungsbewuss-
tes Denken und Handeln des Staates und der Ge-
meinde Schaan. Ausserdem hätte - bei einem Er-
werb durch das Land Liechtenstein - der Staat ein
äusserst repräsentatives Anwesen für vielseitige
Verwendungen zur Verfügung». 2
Im Antwortschreiben der Regierung an den Hi-
storischen Verein, datiert vom 8. April 1998, wird
die herausragende Bedeutung des «Gamanderho-
fes» ausdrücklich anerkannt. Die Regierung teilte
indes die vom Verein geäusserte Befürchtung nicht,
dass ein Erhalt nur möglich sei, wenn die öffentli-
che Hand das Areal erwerbe und verwies dabei auf
die Unterschutzstellung des Hofes. Einen Ankauf
der Liegenschaft durch das Land Liechtenstein
lehnte die Regierung zum damaligen Zeitpunkt ab.
Hingegen würde sie einen Ankauf des «Gamander-
hofes» mitsamt Umschwung durch die Gemeinde
Schaan begrüssen. 3
Die Gemeinde Schaan war sich der nationalen
Bedeutung der denkmalgeschützten Liegenschaft
«Gamander» ebenfalls bewusst. In seiner Sitzung
vom 29. Apri l 1998 beschloss der Schaaner Ge-
meinderat einstimmig, dass das Anwesen «Gaman-
der» grundsätzlich von der öffentlichen Hand er-
worben und auch in deren Besitz verbleiben soll. 4
Ein Kaufangebot der Familie von Halem an die Ge-
meinde stiess im Schaaner Gemeinderat indes auf
ein geteiltes Echo. Es war der Gemeinde klar, dass
die Prüfung der Preisvorstellungen der bisherigen
Eigentümer nur aufgrund einer amtlichen Schät-
zung möglich sei. Der Schaaner Gemeinderat be-
schloss folglich am 19. August 1998 die Erarbei-
tung eines Überbauungsrichtplans und den Erlass
von Spezialvorschriften für dieses empfindliche Bau-
gebiet. Beides wurde am 2. Dezember 1998 vom Ge-
meinderat verabschiedet, die Genehmigung durch
die Regierung erfolgte am 26. Mai 1999. Aufgrund
dieser Vorschriften nahm der Landesschätzer eine
definitive amtliche Schätzung des Areals «Gaman-
der» vor. Der Schaaner Gemeinderat wollte darauf-
hin ein definitives Kaufangebot formulieren, doch
inzwischen war ein privater Kaufinteressent aufge-
treten: die Fritz Kaiser Gruppe. Diese hatte mittler-
weile bereits erfolgreiche Kaufverhandlungen mit
der Familie von Halem geführt. r '
Auf der Basis des erwähnten, am 26. Mai 1999
von der Regierung genehmigten, Überbauungs-
richtplans beabsichtigte die Fritz Kaiser Gruppe
die Überbauung des Areals. In der Folge wurde ein
Architekturwettbewerb ausgeschrieben mit der Auf-
lage, das denkmalgeschützte alte Herrschaftsge-
bäude in eine neue Überbauung zu integrieren. Der
Auftraggeber des Architekturwettbewerbs, die Fritz
192
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN
Kaiser Gruppe, favorisierte dabei das Projekt von
Professor David Chipperfield aus London, welches
auch den Erhalt des benachbarten Ökonomiege-
bäudes vorsah. 6 Trotz dieses Kompromisses wären
im Falle einer Realisierung dieses Überbauungs-
plans die einmaligen und unverfälschten, heute
noch erkennbaren, Strukturen des Anwesens als
Meierhof aufgerissen und irreparabel beschädigt
worden.
Der Schaaner Gemeinderat lehnte in seiner Sit-
zung vom 8. November 2000 mehrheitlich den von
der Fritz Kaiser Gruppe anvisierten Überbauungs-
plan ab.7 Die Fritz Kaiser Gruppe verlor in der Fol-
ge das Interesse am Erwerb der Liegenschaft
«Gamander». Daraufhin ersuchte der Historische
Verein für das Fürstentum Liechtenstein am 29.
November 2000 die Gemeinde Schaan, die Mög-
lichkeit eines Kaufs der Liegenschaft nochmals in
Erwägung zu ziehen.8 Die Gemeinde Schaan trat in
der Folge erneut in Kaufverhandlungen, konnte
sich jedoch mit der Familie von Halem nicht auf ei-
nen Kaufpreis einigen.9
Ein halbes Jahr später meldete wieder eine pri-
vate Gesellschaft ihr Interesse am Kauf des «Ga-
manderhofes» an: Am 5. Mai 2001 wurde der Ein-
trag einer «Gamander Aktiengesellschaft» im Öf-
fentlichkeitsregister publik gemacht.10 Als Verwal-
tungsräte dieser Firma mit Einzelzeichnungsrecht
fungierten Reinhard Werner Marxer aus Mauren
sowie Helmuth J. Verling aus Vaduz. Diese neuen
Kaufinteressenten waren jedoch nicht bereit, Pla-
nungsauflagen der Gemeinde Schaan zu erfüllen.
Daraufhin war auch diese private Käuferschaft
nicht mehr am Erwerb des «Gamanderhofes» in-
teressiert.
Die infolge der Landtagswahlen vom Februar
2001 ins Amt eingesetzte neue Regierung zeigte
Gehör für das vom Historischen Verein geäusserte
Anliegen, den «Gamanderhof» in den Besitz der öf-
fentlichen Hand zu bringen. Die Regierung trat in
Verkaufsverhandlungen mit der Familie von Ha-
lem. Auf Antrag der Denkmalschutz-Kommission
des Landes Liechtenstein unterbreitete die Regie-
rung sodann im November 2001 dem Landtag ein
Ankaufsangebot, welches von diesem schliesslich
mit grosser Mehrheit genehmigt wurde. Damit ging
der «Gamanderhof» in staatlichen Besitz über."
1) Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürs ten tums Liechten-
stein. Basel. 1950, hier S. 103.
2) Schreiben des Historischen Vereins an die liechtensteinische
Regierung sowie an die Gemeinde Schaan, März 1998, unterzeichnet
vom Vereinsvorsitzenden Rupert Quaderer.
3) Schreiben der liechtensteinischen Regierung an den Historischen
Verein. 8. Apri l 1998, unterzeichnet von Regierungschef Mario
Frick.
4) Vgl. Vorwort des Schaaner Gemeindevorstehers Hansjakob Falk.
In: Schaan heute. Informationsblatt der Gemeinde Schaan. Nr. 110,
31. Jahrgang, September 1999.
5) Ebenda.
6) Walter Walch-. Neuere Architekturwettbewerbe. In: Bauen für
Liechtenstein. Vaduz, 2000, S. 296-325, und hier speziell zum
Überbauungsplan «Gamander» : S. 318-321. - Eine Vorstellung
dieses Überbauungsp lans auch in: LVaterland und LVolksblatt vom
2. Juni 2000.
7) Gemeinderat Schaan. Protokoll der Sitzung vom 8. November
2000, Traktandum 261.
8) Schreiben des Historischen Vereins an die Gemeinde Schaan,
29. November 2000.
9) Schaan heute. Informationsblatt der Gemeinde Schaan, Nr. 119.
33. Jahrgang, Dezember 2001, S. 8.
10) Vgl . LVolksblatt, 5. Mai 2001.
11) Protokoll der Landtagssitzung vom 15. November 2001.
193
Dass diese Bemühungen um die Sicherung des
Gamanderhofes für die Öffentlichkeit schlussend-
lich doch noch erfolgreich waren, ist wesentlich
auch der von lic. phil. Eva Pepic ins Leben gerufe-
nen Arbeitsgruppe «Gamander 2001» zu verdan-
ken, die seit 1997 unter der Leitung von Dr. Marie-
Theres Frick tätig war. 1 2 Diese Arbeitsgruppe er-
griff die Initiative zur Erarbeitung einer umfassen-
den Dokumentation über diese Liegenschaft. Diese
Dokumentation wurde in Form einer illustrierten
Broschüre in Umlauf gebracht und bildet die
Grundlage für die nachfolgenden Fachbeiträge zum
herrschaftlichen Meierhof «Gamander». Die Bro-
schüre war ein wichtiger Beitrag zur Sensibilierung
der Öffentlichkeit und insbesondere des Landtags
für die Bedeutung des Anwesens «Gamander». Ein
besonderer Dank geht hier an Dr. Peter Goop, Va-
duz, welcher die Herstellung der Broschüre finan-
ziert hatte, um auf diese Weise mitzuhelfen, dass
der «Gamander» in öffentlichen Besitz gelangte.
121 Dieser Arbeitsgruppe gehör ten folgende Personen an: Robert
Allgäuer. Hansjakob Falk, Herbert Frick, Marie-Theres Frick. Noldi
Frömmelt . Norbert Jansen, Eva Pepic, Rupert Quaderer und Volker
Rheinberger.
Klaus Biedermann
194
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / HEINER SCHLEGEL
Eine landschaftlich-ökologische
Beurteilung der Liegenschaft
HEINER SCHLEGEL
Blick in das Gebiet Ga-
mander von Südwesten.
Es handelt sich dabei um
einen ausgedehnten
Schwemmfächer kurzer
aber dynamischer Fliess-
gewässer. Seit dem Rück-
zug des Eises aus unserem
Tal haben sie für eine ein-
drückliche Materialver-
lagerung von den Steilflan-
ken des Drei Schwestern-
Massivs ins Tal gesorgt.
Wie alle Rüfeschwemm-
fächer des Liechtensteins
stellt das Gebiet Gamander
einen Übergangsbereich
zwischen dem Tal und den
steilen Abhängen des Ge-
birges dar, die in verschie-
dener Hinsicht vermittelnd
wirken. In diesen Über-
gangsbereichen verlieren
sich die steilen Flanken in
einer schiefen Ebene. Hier
durchdringen sich die Ve-
getationselemente des Ge-
birges mit denen des Tales
- etwa der Wald und das
Grünland. Hier treffen -
eng miteinander verzahnt
- die Natur- und die Kul-
turlandschaft aufeinander,
beispielsweise die Rüfen
und die Obstwiesen. Die-
ses Neben- und Ineinander
verschiedener Elemente
macht die landschaftliche
und ökologische Vielfalt
des Gebietes Gamander
aus.
195
GROSSRÄUMIGE R E T R A C H T U N G
Das Gebiet Gamander ist Teil des Hangfusses, der
sich in einem geschlossenen Band von Vaduz über
Schaan bis nach Ställa unterhalb von Planken hin-
zieht. Morphologisch handelt es sich dabei um eine
ganze Kette von ineinander verzahnten Bach-
schuttfächern. Sie sind das Ergebnis einer riesigen
Massenverlagerung von oben nach unten und stel-
len damit das Pendant zu den markanten Schrün-
den des Drei-Schwestern-Massivs dar.
Die Schwemmfächer bilden eine stetige land-
schaftliche Leitlinie, welche das Erkennen einer
Vielzahl von Verweisen und Zusammenhängen er-
möglicht (z.B. zwischen Abtrag und Ablagerung,
zwischen Vegetation und Beschaffenheit des Unter-
grundes, zwischen Vegetation und Nutzung). Sie
stellen in mehrfacher Hinsicht einen Übergangsbe-
reich dar und sind damit ein ganz wesentliches,
vermittelndes Landschaftselement:
Eine markant in Erscheinung tretende schiefe
Fläche vermittelt zwischen der Ebene und den Steil-
flanken sowie zwischen Tal und Berg. Die überwie-
gende Nutzung mittlerer Intensität vermittelt zwi-
schen Nutzlandschaft (Talgrund mit intensiver Nut-
zung) und wenig genutzter Landschaft (Wald, Rufen).
Die Gliederung und Kammerung der Schwemm-
fächer durch Obstbaumzeilen und Gehölzzüge ver-
mittelt zwischen der offenen Landschaft des Tales
und der geschlossenen, «bedeckten», das heisst: be-
waldeten Landschaft der Talflanken.
Die landschaftliche Stärke und der ästhetische
Wert der siedlungsnahen Hanglagen besteht folg-
lich darin,
- dass ihnen eine grosse Verweiskraft innewohnt,
die vom Betrachter unhewusst wahrgenommen wird,
- dass sie in vielfältiger Weise eine Brücken- oder
Vermittlungsfunktion übernehmen und
- dass in diesen Übergangsbereichen die charakte-
ristischen Elemente der jeweiligen Nachbargebiete
enthalten und zu einem eigenständigen Ganzen
verwoben sind.
Diese allgemeingültigen Anmerkungen zu den Hang-
lagen treffen insbesondere für das Gebiet Gaman-
der zu. Es bildet den markanten Ahschluss der be-
sonders schön ausgebildeten, kulturlandschaftlich
genutzten Schwemmfächer der Gemeinde Schaan.
An keiner anderen Stelle der Gemeinde sind die
Hanglagen noch in dieser relativen Unversehrtheit
Der Blick von der Liegen-
schaft Gamander in Rich-
tung Norden in die Kultur-
landschaft, gebildet aus
Wiesland unterschiedli-
cher Nutzungsintensität
und Bäumen verschiede-
ner Herkunft. Eine der
grossen Qualitäten dieses
Gebietes ist dessen behag-
liche Grossräumigkeit. Sie
vermittelt der betrachten-
den Person eine grosszügi-
ge Weite - im Gebiet sel-
ber wie auch darüber hi-
naus. Gleichzeitig setzt der
Waldrand einen klaren
Rahmen und sorgen die
Bäume für eine unauf-
dringliche Ausstattung des
Raumes.
196
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / HEINER SCHLEGEL
und in dieser eindrücklichen Grossflächigkeit vor-
handen. Ebenso sind die vermittelnden Linien und
Strukturen, welche verschiedene Beziehungen her-
stellen, die Lesbarkeit der Landschaft begünstigen
und das Gebiet strukturieren (in der Fallinie ange-
ordnete Baumzeilen, Einzelbäume, hangparallele
Gehölzzüge) hier besonders vielfältig. In Verbin-
dung mit dem grossen Gesichtsfeld gegen Westen
und Norden (von der Planknerstrasse aus noch
heute erlebbar) kann das Gebiet Gamander in ei-
nem eindrücklichen Gesamtzusammenhang erfah-
ren werden (Kulisse des Alpsteins, breite Talebene,
schiefe Ebene des Gebietes selbst). Aus landschafts-
ästhetischer Sicht handelt es sich beim Gebiet Ga-
mander also um einen ausgesprochen wertvollen
Landschaftsausschnitt. Dies gilt unabhängig vom
Standpunkt des Betrachters und der Blickrichtung
(von aussen in das Gebiet; aus dem Gebiet nach in-
nen; aus dem Gebiet nach aussen). Diesem Um-
stand Rechnung tragend, ist das gesamte Gebiet als
Landschaftsschutz-Objekt Nr. L5.3 im Inventar der
Naturvorrangflächen im Fürstentum Liechtenstein
aufgeführt.
K L E I N R A U M I G E B E T R A C H T U N G DER
L I E G E N S C H A F T G A M A N D E R
BESCHREIBUNG
Hinsichtlich der landschaftsästhetischen Beurtei-
lung sind hauptsächlich die vorhandenen Elemente
und deren Einordnung in den landschaftlichen Ge-
samtzusammenhang zu beschreiben und zu be-
werten. Folgende wesentliche Gesichtspunkte kön-
nen getrennt betrachtet werden:
- Abgrenzung: Das Grundstück ist eingefasst von
Hecken. Gegen die Seite der Planknerstrasse (Süd-
ostseite) handelt es sich grösstenteils um eine ver-
wildernde Hainbuchenhecke, die von einzelnen wild
wachsenden Bäumen (Eschen, Kirschen) durch-
setzt ist. Gegen Osten (entlang des Güterweges) so-
wie Nordosten (Grundstücksgrenze) setzt sich die
Baumhecke aus Linden, Kirschen und Nussbäu-
9* S^e* Die im Grossen vorgege-
benen Raumqualitäten
setzen sich im Kleinen
fort. Reste der Naturland-
schaft und Elemente der
Kulturlandschaft - etwa
die Obstbäume oder das
Ökonomiegebäude - ver-
schmelzen zu einem stim-
migen Gesamtbild.
197
men sowie einem vielfältigen Unterwuchs (Liguster,
Hartriegel, Pfaffenhütchen, Hasel, einzelne Dor-
nensträucher) zusammen. Sie weist ein reifes Alter
und eine gebietstypische Artenvielfalt auf. Dagegen
ist die talseitige Hecke relativ eintönig aufgebaut
und wird im Unterwuchs stark von Fichten domi-
niert.
- Bestand innerhalb des Grundstückes: Innerhalb
des Grundstückes befinden sich verschiedene Obst-
bäume (Äpfel, Birnen, Quitten, Kirschen) teilweise
fortgeschrittenen Alters. In seiner Wirkung beson-
ders auffällig ist jedoch ein sehr schöner Nussbaum
zwischen dem Wohn- und dem Ökonomiegebäude.
- Weitere Elemente: Die das Haus umgebende
Grünfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Die
Hofzufahrt und die Abstellplätze im Bereich der Ge-
bäude sind unversiegelt.
BEURTEILUNG
Blick nach innen:
Die vorhandenen Hecken bilden einen abgeschlos-
senen Raum, dessen Ausmasse in einem angeneh-
men Verhältnis zur Grösse der Hecken stehen.
Hierzu trägt auch bei, dass namentlich auf der
Westseite einige Lücken bestehen, welche den Be-
zug nach aussen freigeben.
Die vorhandenen Bäume innerhalb des Grund-
stückes gliedern sich ideal in das gesamte Ensem-
ble aus Wohn- und Ökonomiegebäude ein. Nament-
lich der Nussbaum vor dem Ökonomiegebäude
setzt einen wichtigen Gestaltungsschwerpunkt.
Weitere Elemente - im Wesentlichen die land-
wirtschaftliche Nutzung des Grünlandes rund um
das Haus sowie die unversiegelte Hofzufahrt - tra-
gen zum insgesamt stimmigen Bild des gesamten
Ensembles bei.
Blick von aussen:
Die Liegenschaft mit ihrem Hecken- und Baumbe-
stand setzt zweifellos einen landschaftlichen Ak-
zent im Gebiet Gamander. Dieser unterscheidet
sich jedoch in wesentlichen Punkten von anderen
Bauten (z.B. den Mehrfamilienhäusern im unteren
Teil des Gebietes):
Die landwirtschaftliche Funktion des Gebäude-
komplexes ist erkennbar, wodurch ein Bezug zur
umgebenden Kulturlandschaft gegeben ist.
Die wesentlichen Elemente der Gestaltung, haupt-
sächlich der Hecken und der Baumbestand, bilden
die Fortsetzung der in der Umgebung anzutreffen-
den Landschaftselemente auf privatem Grund. Die
hangparallel verlaufenden Heckenzüge werden als
eine von verschiedenen Kulissen dieser Landschaft
verstanden. Die in der Falllinie verlaufenden Ge-
staltungselemente gliedern sich zudem nahtlos in
die Schar anderer Fragmente ein, die in derselben
Richtung angeordnet sind (Obstbaumzeilen, Über-
reste des ehemaligen Bachbegleitgehölzes nordöst-
lich der Liegenschaft). Dazu trägt auch bei, dass
der Pflanzenbestand in seiner Artenzusammenset-
zung weitgehend standortstypisch ist (keine Zier-
gehölze). Während die strassenseitigen Hainbu-
198
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / HEINER SCHLEGEL
chen diesen Eindruck kaum verfälschen, wirken
die westseitigen Fichten etwas fremd.
Die gestalterische Einordnung des gesamten En-
sembles in die Landschaft zeigt sich zudem in der
Erschliessung und in der Form, wie die Gebäude
auf dem Terrain aufgesetzt sind (keine Aufschüt-
tungen).
Schliesslich schaffen die den Gebäudekomplex
einschliessenden Gehölze eine wichtige Zäsur zwi-
schen dem Gebiet Neugrüt und dem Gebiet Gaman-
der und lassen auf diese Weise zwei ganz unter-
schiedliche Landschaftskammern entstehen.
FAZIT
Die landschaftlich ansprechende Wirkung der Lie-
genschaft liegt also in der beschriebenen Verbin-
dung von privatem und öffentlichem Raum, von
Gestaltung und Natur, von Abschluss und Öffnung
begründet. Und obwohl der herrschaftliche Sitz un-
zweideutig seine Funktion der Nutzung und Be-
herrschung der Landschaft vermittelt, unterordnet
er sich gestalterisch dem Gesamtzusammenhang.
Diese Verbindungen und Spannungen werden von
der Betrachterin und dem Betrachter der Land-
schaft intuitiv wahrgenommen und verstanden.
Damit entwickelt der Hof eine Qualität, die den
meisten modernen Gebäuden abhanden gekom-
men ist.
Für die beschriebenen landschaftlichen Wirkun-
gen ist die freie Stellung der Liegenschaft ganz we-
sentlich. Eine Bebauung im Nahbereich würde die
Beziehungen zum Umfeld empfindlich stören und
auf die Werte reduzieren, die unter «Blick nach in-
nen» beschrieben sind. Dies ist insofern wesent-
lich, als damit ein heute öffentliches Landschaftser-
lebnis (der Blick von aussen) auf ein privates Land-
schaftserlebnis (für jene Personen, die sich inner-
halb der Liegenschaft bewegen dürfen) verkürzt
würde.
Die im heutigen Zustand ideale Raumgliederung
innerhalb des Grundstückes könnte durch zusätzli-
che Bauten gestört werden. Sollten bauliche Erwei-
terungen vorgesehen sein, müssten diese nicht nur
aus architektonischer, sondern auch aus land-
schaftlicher Sicht mit grosser Sensibilität geplant
werden.
Verschiedene der genannten ästhetischen Vor-
züge sind auch ökologisch als wertvoll einzustufen.
Die Hecken sind für sich genommen wertvolle Le-
bensräume für eine Vielzahl von Kleintieren. Noch
bedeutender sind sie indessen in ihrem gesamten
Kontext. Sie stellen wichtige Verbindungsbrücken
zwischen den hangseitigen Wäldern und den talsei-
tigen Wiesen, Obstbaumzeilen und ehemaligen
Bachbegleitgehölzen dar. Sie sind somit ein we-
sentlicher Bestandteil der Vernetzung, namentlich
für mobile Arten wie etwa Vögel, Fluginsekten und
Fledermäuse. Die ökologische Bedeutung der Ge-
hölze wird durch die nordöstlich und westlich des
Grundstückes anzutreffenden, extensiv genutzten
Wiesen noch aufgewertet. Diese Wiesen, wie auch
zwei stattliche Eichen gehören jedoch nicht mehr
zur Liegenschaft.
Aufgrund der Beschaffenheit des Wohnhauses
und des Ökonomiegebäudes ist nicht ausgeschlos-
sen, dass hier Fledermäuse vorkommen.
Bei allfälligen baulichen Erweiterungen ist der
ökologischen Bedeutung dieser Elemente Rech-
nung zu tragen.
199
Zur Herkunft des Namens
«Gamander»
HANS STRICKER
Ausschnitt aus der «Kollef-
fel-Karte» von 1756. Blick
auf Schaan mit den beiden
Ortsteilen St. Laurentius
(mit Kirchturm; links) und
St. Peter (rechts). Oberhalb
des Dorfes befindet sich
die Flur «Dux» mit der
damals noch turmlosen
Kapelle. Nördlich (links)
davon ist das Anwesen
«Gamander» bezeichnet.
Ms
fit
Wenn die Herkunft eines Ortsnamens ergründet
werden soll, gilt es zunächst einen Überblick zu ge-
winnen über die Informationen, die zum be-
treffenden Fall greifbar sind. Namenkunde kann
nicht solide betrieben werden ohne die systemati-
sche Beachtung einer Reihe von Angaben, die in
die Deutungsüberlegungen mit einbezogen werden
müssen.
Zunächst heisst dies, dass der betreffende Flur-
abschnitt einigermassen genau beschrieben wer-
den muss hinsichtlich Lage, Bewirtschaftung, na-
türlicher und besitzmässiger Verhältnisse, histori-
scher Vorkommnisse und volkskundlicher Gege-
benheiten. Im hier vorliegenden Falle wäre zu
diesem Realbefund etwa dies festzuhalten:
Das Gebiet, das in Schaan unter der Bezeich-
nung Gamander bekannt ist, umfasst teils überbau-
200
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / HANS STRICKER
tes Wiesland im massig ansteigenden Gelände auf
einer Meereshöhe von 470 bis 530 Meter. Es liegt
(auf den Koordinaten 758,0/226,8) nordöstlich des
Dorfes in einem Dreieck, welches durch Feldkir-
cherstrasse, Planknerstrasse und den Saum des
Forstwaldes gebildet wird. Zwei Strassenstücke mit
Namen Im Gamander erschliessen von Südwesten
her sackgassenartig den als Wohnzone neu genutz-
ten dorfnäheren Teil des Gebietes. Etwas höher, di-
rekt unter der Planknerstrasse, steht das Gaman-
derhus, das ehedem als fürstlicher Meierhof ge-
dient hatte.
Es ist klar, dass eine solche Realbeschreibung
nur auf das abstellen kann, was heute am Ort sicht-
bar ist. Natürlich wäre es für die Namendeutung in
manchen Fällen entscheidend wichtig, wenn uns
auch Einblicke in die Realverhältnisse früherer Zei-
ten möglich wären. Da uns dies in direkter Form
verwehrt bleibt, müssen desto sorgfältiger alle Spu-
ren registriert werden, die wenigstens indirekte
und meist fragmentarische Informationen zu be-
deutsamen historischen Sachverhalten zu liefern
vermögen.
Dazu gehört, dass - bei einem noch lebenden
Namen - dem Forscher dessen Betonung und Aus-
sprache bekannt sein müssen, ebenso wie die ge-
bräuchlichen Ortspräpositionen (in den vier syn-
taktischen Situationen was? wohin? wo? woher?).
In unserem Fall notiert er also (nach Gehör):
gcunändder (s ~ / is ~ I im ~ I fom ~ ).
Weiter wird man sich für die Schreibung des Na-
mens interessieren, zunächst einmal für die heute
geltende, dann aber vor allem auch für die Frage,
seit wann, in welcher Form und in welchen Zu-
sammenhängen Ort und Name im historisch fass-
baren urkundlichen Schrifttum greifbar werden.
Natürlich wäre es nicht zweckmässig, ja, kaum
möglich, eine historische Belegreihe für einen ein-
zelnen Namen gesondert erstellen zu wollen. Über-
haupt kann Namenforschung nur im Rahmen um-
fassender Erhebungen für ein ganzes Gebiet sinn-
voll geschehen.
Zunächst wird das Namengut einer Gemeinde
«im Feld» zusammengetragen, das heisst, es wird
im Gespräch mit ortskundigen Personen eine mög-
lichst vollständige Liste aller im Gedächtnis der
heutigen Menschen lebenden Namen erstellt. Dar-
auf wird in den einschlägigen Archiven die Masse
der ungedruckten Quellen nach Namenbelegen
durchforstet; auch die Urkundenbücher werden
ausgewertet. Damit kommt in einem sehr aufwen-
digen Sammelvorgang eine beträchtliche Menge
von historischen Belegformen zusammen. Nun
folgt deren Sichtung und Ordnung, das heisst, das
Zusammenziehen der Einzelbelege zu einem be-
stimmten Namen und einer bestimmten Örtlich-
keit. Daraus gehen schliesslich die geschlossenen,
chronologisch geordneten Belegreihen für den Ein-
zelnamen hervor, wie sie für Liechtenstein mittler-
weile lückenlos vorhanden sind.
Dann muss auch die bisherige namenkundliche
Literatur ausgewertet werden: zur Dokumentation
jedes Einzelnamens gehören gleichfalls die mög-
lichst lückenlosen Angaben über ältere sprachlich-
kulturhistorische Deutungen und Deutungsversu-
che. Von ihnen muss der Forscher Kenntnis neh-
men; ihre Aussage ist im Lichte des heutigen allge-
meinen Forschungsstandes wie auch der erhobenen
Dokumentation kritisch zu prüfen. Dabei ist eine
klare und begründete Unterscheidung zu treffen
zwischen a) dem, was als gesicherter Wissensstand
festzuhalten ist, b) dem, was sowohl sprachlich wie
sachlich als Möglichkeit in Frage kommt und c) dem,
was als unrichtig oder unplausibel abgewiesen wer-
den muss.
DIE HISTORISCHEN B E L E G E
Um 1510 setzt die in unserem Fall längere Reihe
mit über 20 Einzelnennungen ein. Der erste Beleg,
gamander, steht in folgendem Belegkontext:
«stucki jn gamander gelegen, Stost gern ryn werrt
an die Landtstrass, ... gern berg werrt, an die Hain-
gassen».
Betrachten wir diese ganze Belegreihe etwas ge-
nauer! Dabei wollen wir uns hier vor allem auf die
sprachlich-formalen Kriterien konzentrieren; da-
neben ist natürlich auch der inhaltliche Kontext
(siehe oben) beachtenswert.
201
Schon hier und bis an den Schluss der Belegliste
heisst es ganz überwiegend (artikellos) «in Ga-
mander». Der heutige Gebrauch des Namens als ei-
nes Neutrums {«das Gamander, ins G., im G., vom
G») ist also zweifellos ganz jung und gehört damit
nun gewiss nicht zu den wertvollsten Traditionen,
obgleich gerade um solche Dinge nicht selten Dis-
kussionen entbrennen und oft - nicht nur in diesem
Fall - genau das historisch nachweisbar Falsche
für «einzig richtig» gehalten wird. Zusammen mit
unzähligen anderen einheimischen vordeutschen
Namen hat auch unser Gamander innerhalb des
letzten Jahrhunderts - einer seltsam durchgreifen-
den Modewelle folgend - diesen Wechsel im gram-
matischen Gebrauch durchgemacht. Aus der Nähe
betrachtet, entpuppt sich dieser Wechsel freilich als
Schritt in Richtung einer engeren grammatischen
Integration dieser ursprünglich fremden Elemente
in das Deutsche: Mittels der Annahme von gram-
matischem Geschlecht und Artikel (und auch durch
die mundartlich fixierte Bevorzugung bestimmter
Ortspräpositionen) werden diese Namen syntak-
tisch fester in die deutsche Mundart eingebunden.
Dabei bildet sich offensichtlich in der Regel eine
dominierende Richtung heraus, immer aber blei-
ben auch Abweichungen möglich.
Auch in unserem Fall finden sich denn (wenig-
stens in schriftlicher Form) einige Besonderheiten:
*1618 im Gamander neben in G.\ gelegentlich
scheint der Name in der Mehrzahl verwendet zu
sein (1693 in Gamandern-, *1700 gegen den Ga-
mandra); eine Feminin- (oder Plural-?)Form liegt
vor in ~ 1707 Die Gamandra-, klar als Feminin Sin-
gular erscheint 1720 in der oberen Cammandra,
wohl auch 1723 an die obere Gamandra und 1780
die alt und neue Gammandra. Sonderbar verfrem-
det in der Endung wirkt 1798 Ob Gamandero.
Namentlich in unserem Jahrhundert hat sich
diese erwähnte grammatische Integrationstendenz
massiv durchgesetzt.1^
Was die eigentliche Namensform anbelangt, so
scheint von einer Form Gamander auszugehen; im
Lichte des Nebeneinander von Gwoder und Gwo-
dera (bzw. Quader I Quadro) könnte freilich
grundsätzlich auch der Femininform auf -era der
Vorrang gegeben werden (also mit sekundärem
Verlust des auslautenden -a). Doch kann diese Fra-
ge nur bei Kenntnis der Namensherkunft sicher
entschieden werden.
Für die in den historischen Belegen hier (und
anderswo) vorkommenden «Pluralbildungen» (vgl.
*1700 gegen den Gamandra) reicht als Begründung
wohl ein von mir früher gemachter Hinweis, 1 4 wo-
nach - etwa in Fällen wie Epariol, i dan Epariöler
(Triesen) oder Iradug, i dan Iraduga (Balzers) -
eine Aufteilung dieser Gebiete in mehrere Nut-
zungseinheiten wohl zu dieser «Vermehrung» An-
lass gab - wo nicht bloss ein Hang zu spielerischer
Umgestaltung in familiär-vertrautem Umgang sol-
che Formen verursachte.
BISHERIGE D E U T U N G E N DES NAMENS
« G A M A N D E R »
Eugen Nipp 1 5 beschreitet mit seinem Deutungsvor-
schlag einen bekannten Pfad. Er geht aus von der
starken Gruppe rätoromanischer Namen (aller-
dings Familiennamen!), die vom Wohnort bezie-
hungsweise -haus einer Person ausgehen und das
rätoromanische Substantiv ca(sa) <LIaus> mit einem
Personennamen verbinden: als Beispiel seien ge-
nannt die bündnerischen Familiennamen Capaul
(< ca + Paul), Cadisch (< ca + Disch, verdeutscht
Tischhauserl), Capeder (ca + Peder), Cahenzli (< ca
+ Hänsli), oder, nach demselben Prinzip, etwa Ca-
hannes, Cajochen, Caßisch, Cabernard, Cabalzar,
Cadonau oder das urkundlich für Triesen bezeugte
Cahaini.
Unser Gamander nun soll gemäss Nipp nach
dieser Bildungsweise als Ca + Mander aufge-
gliedert werden können: in Mander sieht Nipp,
grundsätzlich nicht unmöglich, den griechischen
Vornamen Meander. Die Deutung ist rein formal in
Ordnung und wirkt in der Tat auf den ersten Blick
bestechend; der Umstand allein, dass wir ja in Ga-
mander einen Orts- und nicht einen Personenna-
men vor uns haben, würde jedenfalls nicht ent-
scheidend gegen ihn sprechen, zeigen doch ellipti-
sche Bildungen wie im Hans Marti (Triesen), dass
202
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / HANS STRICKER
solche vermeintlichen Vermischungen der zwei Ka-
tegorien durchaus möglich sind. Schwerer wiegt
dagegen der Vorbehalt, dass nach Ausweis der
Fachliteratur1 6 der Personenname Meander im
churrätischen Raum (in dem ja auch wir uns befin-
den) und darüber hinaus überhaupt nicht auf-
scheint.17 Damit bleibt der Ansatz gewissermassen
im luftleeren Raum hängen und kann nicht als
wahrscheinlich eingestuft werden.
Eine zweite Fährte wird von Nipp ziemlich kurz
- vielleicht doch zu kurz? - abgetan: «Ein Pflan-
zenname Gamander ist unwahrscheinlich». Gehen
wir auch dieser Spur nach!
Er bezieht sich auf den deutschen Namen für die
krautige Pflanze namens Teücrium (aus der Familie
der Lamiaceae), die in unserem Raum vor allem in
den nachfolgend genannten Arten vorkommt: Teü-
crium chamaedrys L. <Edel-Gamander> (auf Tro-
ckenwiesen und Felsensteppen, kollin-subalpin),
Teücrium montanum L. <Berg-Gamander>, wilder
Rosmarin (trockenwarme Hänge, Felsen und Fels-
schutt, kollin-subalpin), evtl. auch noch Teücrium
scorodönia L. <Salbeiblättriger Gamander) (lichte
Wälder, Waldränder, LIeiden, kollin-montan).1 8
Der Name Gamander bezeichnete freilich (nach
dem Schweizerischen Idiotikon™) in der alemanni-
schen Volkssprache noch eine andere Pflanze,
nämlich die Veronica. chamaedrys L. oder Ehren-
preis) (auch Wildes Vergissmeinnicht oder Hen-
nenäugli genannt). Auch sie ist für den uns hier in-
teressierenden Raum gut nachgewiesen.2 0 Sprach-
lich hängt das schon im Mittelhochdeutschen als
gamandre f. lebende Wort mit dem griechischen
Xauou5pv<; (chamaedrys) zusammen. 2 1
13) Zur Illustration des oben angesprochenen Wandels im Namenge-
brauch sei hier für Schaan der vom Liechtensteiner Namenbuch in
den letzten zehn Jahren registrierte heutige Gebrauch von Genus
und Ortspräposition den Verhältnissen von 1911 gegenübergestell t ,
die von Josef Ospelt und Eugen Nipp aufgezeichnet worden waren.
Es wird dabei eine beträchtl iche Verschiebung allein im 20. Jahr-
hundert sichtbar. Die heutige Gebrauchsform wird zur Hervorhe-
bung kursiv gedruckt; ihr folgen in Klammern die von Ospelt
und/oder Nipp vorgefundenen Bedingungen: ir Bardella (Ospelt: ir
B.\ Nipp: / B-); im Bartledura (Ospelt: uf B.. Nipp: /' / tifß.), im Besch
(Ospelt: i B.); im Efisalf (Nipp: Isisalß; im Fanal (Nipp: / F.); im Gafos
(Ospelt: i der G.); im Gampergrilsch (Nipp: i G.)\ im Gapetsch (Ospelt.
Nipp: ( G.); im Gaschlo (Ospelt: ( G.. Nipp: uj'G.); und so weiter! Wir
sehen, dass sich in Schaan neutrales Namengeschlecht und damit
der Gebrauch der Präposit ion im massiv ausgebreitet hat. (Anders-
wo können diese jungen Tendenzen wieder in andere Richtungen
führen: im Raum Grabs und in Triesen etwa treten grössere Femini-
nagruppen hervor: in Triesen z. B.: t Epadrella, l, Eggaslera; in
Quarten und Flums sind es Maskulina, die gehäuf t vorkommen). Die
Beispiele zeigen klar, wie wenig man sich auf die heutige Situation
im Gebrauch der Namen verlassen kann, wenn es darum geht, die
äl teren sprachlichen Verhältnisse zu beurteilen. - Unser Fall Gaman-
der gehört demgegenüber zu jenen Namen, deren Gebrauch bei'
diesem Vergleich unve rände r t geblieben ist: im Gamander (Ospelt:
im G.; Nipp: im I is G ).
Bei den e rwähn ten Autoren handelt es sich um: Josef Ospelt: Samm-
lung liechtensteinischer Orts- und Flurnamen. In: Jahrbuch des
Historischen Vereins für das Fürs ten tum Liechtenstein, Band 11
(1911). S. 5-141. — Eugen Nipp: Die romanischen Orts- und Flurna-
men des Fürs ten tums Liechtenstein. Dissertation (handschriftlich).
Wien. 1911. Im Folgenden zitiert als: Nipp, 1911.
14) Vgl . Hans Stricker: Zur Sprachgeschichte des Rheintals, vor
allem Werdenbergs und Liechtensteins. In: Die Sprachlandschaft
Rheintal. Schriftenreihe Nr. 4 der Gesellschaft Schweiz-Liechten-
stein. St. Gallen, 1981. S. 44.
15) Vgl. Nipp 1911, S. 43.
16) Vgl. Konrad Huber: Rätisches Namenbuch. Bd. III: Die Personen-
namen Graubündens , mit Ausblicken auf Nachbargebiete. Bern,
1986 (Namenindex).
17) Ob das für Italienisch Bünden (Calanca) belegte Mandrino (als
Diminutivbildung) zu Meander gestellt werden könnte, bleibt unsi-
cher; Huber reiht ihn unter den Namen unbekannter Herkunft ein.
18) Man vergleiche die botanischen Grundlagenwerke: Konrad
Lauber; Gerhart Wagner: Flora Helvetica. Flora der Schweiz. Bern,
Stuttgart, Wien, 1996, S. 844; Heinrich Seitter; Flora der Kantone
St. Gallen und beider Appenzell. St. Gallen, 1989, S. 554 f.; ferner
natürlich vor allem Heinrich Seitter: Die Flora des Fürs ten tums
Liechtenstein. Vaduz, 1977, S. 37S (wo es etwa zu Teücrium cha-
maedrys heisst: «Auch heute bis in die Talebene herab verbreitet.
Balzers. Gutenberg, 500 m. Schaan, auf dem Eisenbahndamm der
ÖBB, 455 m. SE Eschnerberg, 600 m. ...»).
19) Vgl. Schweizerisches Idiotikon, Band 2, S. 297, s. v. Gamander.
Siehe ferner auch Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörter-
buch (1878; Neuauflage München 1984), Band 4, S. 1207 f.
20) Vgl. Heinrich Seitter: Die Flora des Fürs ten tums Liechtenstein.
Vaduz. 1977, S. 400: Veronica Chamaedrys L.. Gamander-Ehren-
preis: «In Auenwäldern und Riedwiesen der Talebene und auf den
Heidewiesen der Hänge bis 1400 m verbreitet. Auf dem Rhein-
damm. ...».
21) Vgl. Schweizerisches Idiotikon, Band 2, S. 297.
203
Aktuelle Ansichten des
Gamanderhofes. Oben:
Blick von Norden auf das
Wohngebäude; unten:
Detailansicht beim Wohn-
gebäude mit einem 1943
in barockisierender Form
neu gestalteten Fenster
K U R Z E S FAZIT - E I G E N T L I C H NICHT
DAS L E T Z T E WORT?
Ob nun Teücrium chamaedrys oder Veronica cha-
maedrys - die beiden beim Volk als Gamander be-
zeichneten Pflanzen sind für das fragliche Gebiet
über Schaan und dessen Umgebung gleichermas-
sen solide nachgewiesen. Damit ist jedenfalls die
wichtigste Bedingung für den Ansatz Gamander als
Pflanzenname erfüllt.
Ob damit die Herleitung als geradezu sicher zu
betrachten ist, steht damit freilich noch nicht aus-
ser jedem Zweifel. Denn ganz von selber versteht
sich immerhin der Name einer Pflanze tel quel für
das Gebiet, in dem diese vorkommt, auch nicht.
Freilich, wenn wir primär von einem Plural in den
Gamandern (<Gebiet mit auffällig starkem Vorkom-
men der Pflanze>) ausgehen, was die alten Formen
ja gestatten, dann ist die Deutung recht wahr-
scheinlich.
Ein Zusammenhang unseres Namens mit dem
des bündnerischen Reformators Johannes Coman-
der (oder Komander) 2 2 ist hingegen nicht auszuma-
chen. Weder wissen wir etwas von persönlichen
Verbindungen des Reformators mit Schaan, noch
würden solche in diesem Fall weiterhelfen - er-
scheint doch unser Gamander bereits ab 1510; wo-
gegen Comander mit seinem reformatorischen
Wirken in Chur erst 1523 begann. Andere, frühere
Träger dieses Namens sind ebenfalls nicht in Be-
tracht zu ziehen, denn dieser hatte - zumal vorher
- keinerlei weitere Verbreitung: sein bekannter
Träger, geboren als Johann Dorfmann in Maien-
feld, hatte nach Humanistenart seinen Familienna-
men ins Griechische übersetzt.
Weitere Deutungsansätze mit höheren Wahr-
scheinlichkeiten scheinen nun erst recht nicht in
Sicht zu sein, womit wir uns einstweilen mit obi-
gem werden begnügen müssen.
204
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / CLAUDIUS GURT
Geschichte eines herrschaftlichen
Meierhofes
CLAUDIUS GURT
Im sogenannten Rätischen Reichsgutsurbar, einem
Verzeichnis des karolingischen Reichsgutes in Räti-
en aus der Mitte des 9. Jahrhunderts, wird neben
je einem Hof in Balzers und Mäls auch ein herr-
schaftlicher Fronhof in Schaan erwähnt . 2 3 So ver-
lockend es auch sein mag, den späteren Gaman-
derhof auf diesen umfangreichen Herrschaftshof
zurückzuführen, so spekulativ müssen solche Ver-
suche letztendlich bleiben. Zwar wird dieser
Schaaner Llof samt dazugehöriger Kirche in zwei
kaiserlichen Schenkungsurkunden aus der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts erwähnt, aber auch
hier finden sich keine näheren Anhaltspunkte, die
eine einigermassen gesicherte Identifizierung mit
dem Gamanderhof zuliessen. 2 4 Auch der 1227 als
Zeuge in einem Rechtsstreit zwischen den Churer
Domherren und Ulrich von Aspermont auftretende,
sozusagen erste namentlich bekannte Schaaner,
ein Ritter Hermann oder Herimann, könnte auf un-
serem Gamanderhof <gehaust> haben, aber auch er
verrät uns nichts Genaueres.2 5 Die Frage, ob sol-
chen auf schriftlichen Quellen basierenden Mut-
massungen wenigstens eine plausible Wahrschein-
lichkeit zugeschrieben werden darf, wird vielleicht
dereinst aufgrund archäologischer Erkenntnisse zu
beantworten sein. Solange wir aber über keine ge-
sicherten Fakten zu allenfalls vorhandenen Vor-
gängerbauten des heutigen Gamanderhofes verfü-
gen, bleiben alle Versuche, die Entstehungszeit die-
ses Hofes mit karolingischem Nimbus zu umgeben,
reine Spekulation. Schliesslich vermag auch die
von der Namenkunde vorgeschlagene Erklärung
des Wortes <Gamander> für einmal nicht wirklich
weiterzuhelfen, denn die als «sehr ansprechend»
ausgewiesene Zusammensetzung aus «ca(sa)- + Per-
sonennamen Mandrus oder Meander» 2 6 , das heisst
Haus des Mandrus oder Meander, gibt nur Raum
zu weiteren Mutmassungen.
Quellenmässig zum erstenmal belegt ist der
Flurname Gamander im sogenannten Brandisi-
schen Urbar, einem Verzeichnis von Lehensgütern,
herrschaftlichen Hoheitsrechten sowie Dienstvor-
schriften, das wohl zwischen 1505 und 1510 aus
Anlass des Übergangs der Grafschaft Vaduz von
den Freiherren von Brandis an die Grafen von Sulz
aufgenommen wurde. 2 7 Hier, wie in dem rund ein
Jahrhundert später zwischen 1617 und 1619 auf-
gezeichneten Sulzisch-Hohenemsischen Urbar, 2 8
werden nur Acker- und Wiesenstücke genannt, de-
ren Örtlichkeit <im (bzw. in) Gamander) näher be-
zeichnet wird. Von einem Haus oder Hof dieses Na-
mens ist hier nicht die Rede, was allerdings nicht
gegen die Existenz eines herrschaftlichen Meierho-
fes im Gamander sprechen muss, denn in beiden
Urbaren werden nur die an die Untertanen ausge-
gebenen Lehensgüter aufgeführt, ein von der Herr-
schaft selbst beziehungsweise durch einen von ihr
eingesetzten Meier bewirtschafteter Hof würde in
diesen Verzeichnissen gar nicht erwähnt. Hinwei-
se, dass die jeweiligen Landesherren - Brandis,
Sulz, Hohenems - Güter im Gamander selbst be-
wirtschafteten, könnten die in den genannten Ur-
baren mehrmals als Anstösser bezeichneten herr-
schaftlichen Güter sein, wahrscheinlicher jedoch
handelt es sich dabei um in Pacht ausgegebene Gü-
ter, deren Besitzrechte man damit festhielt, wie ja
auch anstossender Eigenbesitz von Untertanen ver-
merkt wird.
Von den nächsten beiden Gamander-Quellenbe-
legen aus einem 1664 erneuerten Urbar der Pfarr-
kirche Schaan (mit Eintragungen bis 1760) erfah-
ren wir zwar, dass ein Stoffel Frommelt für einen
der Pfarrkirche geschuldeten Zins von 9 Pfund
22) Friedrich Pieth: Bündnergeschichte . Chur. 2 1982, S. 122 ff.
23) LUB 1/1 Nr. 1. Zur Datierung und Bedeutung dieses Urbars vgl.
Clavadetscher. Otto P: Die Einführung der Grafschaftsverfassung in
Rätien und die Klageschriften Bischof Viktors III. von Chur. In:
Zeitschrift der Savigny-Stif'tung für Piechlsgeschichte, kanonistische
Abteilung 70 (1953). S. 46-111.
24) LUB 1/6 Nr. I u. 2 (Urk. Kaiser Otto I. vom 23. Jan. 965 bzw.
Kaiser Otto IL vom 26. Dez. 975).
25) BUB II Nr. 663 (Urk. vom 22. Febr. 1227: Auszug: LUB 1/1 Nr. 26).
26) Freundliche Mitteilung des Liechtensteiner Namenbuchs in
Triesen. Die Herleitung vom Pflanzennamen <Gamander> (Gattung
der Lippenblütler mit Zier- und Arzneipflanzen) sei eher unwahr-
scheinlich.
27) LUB 1/4 S. 249-317, die Gamander-Belege hier auf S. 269. 279.
287. 292, 300, 305. 312.
28) LUB 1/4 S. 325-442, die Gamander-Belege hier auf S. 363. 369,
378, 382, 387, 403.
205
Schmalz «ein Stuckh Guet in Gamander» zu Unter-
pfand setzt, und dass ein Johannes Frommelt «ab
einem Megern in Gamander» derselben Kirche ei-
nen jährlichen Zins von 8 Schilling zu entrichten
hat, einen Hinweis zu einem hier gelegen Hof je-
doch suchen wir vergebens.2y
Eher merkwürdig erscheint der Eintrag des Ko-
pisten in seiner im Jahr 1700 angefertigten und
überarbeiteten Abschrift des seinerseits ebenfalls
nur in einer beglaubigten Abschrift von 1698 über-
lieferten Urbars der Herrschaft Schellenberg, das
vermutlich für die mit den Fürsten von Liechten-
stein geführten Verkaufsverhandlungen um diese
Herrschaft diente: «Eschen, dass dritte Lux Lehen.
Dises schene schupflehen ist von voriger Herr-
schaft gegen den Gamandra zue Vadutz vertauscht
worden. 0 wohl ein schener thausch!» 3 0 Es scheint
also - zum offensichtlichen Missfallen des Schrei-
bers - von der Hohenemsischen Herrschaft ein nur
Ausschnitt aus der «He-
ber-Karte» von 1719.
Bereits auf dieser ältesten
Karte des Fürstentums
Liechtenstein ist der herr-
schaftliche Meierhof «Ga-
mandra» eingezeichnet.
auf eine gewisse Zeit ausgegebenes, in Eschen
gelegenes Lehensgut in «Lux» [Flux?] gegen Güter
im Gamander eingetauscht worden zu sein. Oder
haben wir im erwähnten <Gamandra> doch schon
eine Hofstätte zu verstehen? Die vom Schreiber
vorgenommene Lokalisierung <zue Vadutz> lässt al-
lerdings die Annahme, es könnte sich hierbei um
den späteren Gamanderhof handeln, eher bezwei-
feln. 1707 jedenfalls wird <die Gamandra> in einem
Verzeichnis der Renten und Gülten der Grafschaft
Vaduz und der Herrschaft Schellenberg mit einer
Abgabesumme von 36 Gulden aufgeführt. Zum Ver-
gleich: Die Einnahmen aus dem ebenfalls verzeich-
neten Meierhof in Vaduz betragen 160 Gulden, aus
der Alp Sücka bezieht die Herrschaft 180 Gulden
und das Haberfeld in Vaduz steht mit 56 Gulden zu
Buche. 3 1 Dass neben den Landesherren auch die
Kirche sowie einzelne Bauern über Grundbesitz im
Gamander verfügten, wird durch verschiedene Ein-
träge in Urbarien der Pfarrkirche Schaan aus dem
17. und 18. Jahrhundert wie auch durch einen
1709 von Rudolf Walser von Schaan an den eben-
falls hier wohnhaften Karl Tüntel für 315 Gulden
erfolgten Verkauf einer «megere in Ganander [sie]
sambt dem erblechen, so in das gotts hauß St. Jo-
hann zue Veldtkirch gehörig», bestätigt. 3 2
Die erste Nennung eines herrschaftlichen Meier-
hofs im Gamander fällt ins Jahr 1719 und, falls
man dem Schreiber Glauben schenken darf, der
den kurzen Eintrag betreffend die herrschaftlichen
Höfe im Fürstentum Liechtenstein im Maiorats-
buch aus dem Jahre 1756 verfasste, kann es ei-
gentlich gar keine früheren Quellenbelege für die
Existenz eines herrschaftlichen Gamanderhofes ge-
ben, denn «diese zwey Hoff (der <Gamandra> ge-
nannte Meierhof und der zwischen Vaduz und Trie-
sen gelegene <Trysener oder Schwefelhof) seynd
erst anno 1719 erbauet worden und bis anno 1734
mit Rindtviech besetzt gewesen». Danach - so die
anschliessende Begründung - sei «die Besatzung
wegen kostbarer Futterey cassiert und die Zugehör
an Aeckern, Wiessen und Gartten in Bestand ver-
lassen [d.h. verpachtet] worden, nemblich bey dem
Hoff Gamandra jähr[lich] per 230 Gulden und bey
dem Trysener Hoff per 300 Gulden». 3 3 Zumindest
206
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / CLAUDIUS GURT
im Bezug auf das Erbauungsjahr des <Trysener
oder Schwefelhof(es)> scheint sich der Beamte ge-
irrt zu haben. 3 4
Wenn auch die Möglichkeit eines vor 1719 er-
bauten herrschaftlichen Meierhofes im Gamander
nicht völlig auszuschliessen ist, kann man auf-
grund der vorhandenen schriftlichen Quellen doch
mit grösster Wahrscheinlichkeit das Jahr 1719 als
Erbauungsjahr des heutigen Gamanderhofes an-
nehmen. So wird in der vom Landschreiber und
Rentmeister Franz Carl Kurtz für die Grafschaft Va-
duz und die Herrschaft Schellenberg für das Jahr
1680 abgelegten Rentamtsrechnung kein herr-
schaftlicher Hof im Gamander erwähnt . 3 5 In den
seit dem Herrschaftsübergang an die Fürsten von
Liechtenstein wieder - allerdings nicht lückenlos -
überlieferten Rentamtsbüchern ab dem Jahr 1721
werden dagegen mehrere Güter in der <Gamandra>
bzw. <oberen Gamandra) für das Jahr 1723 aufge-
führt, die zum Meierhof <Gamandra) eingetauscht
bzw. aufgekauft wurden. 3 6 «Anno 1720 den 23.
April hat die fürstl. Verwaltung dess Reichs Für-
stenthums Lichtenstein an sich gezogen obgesagte
Gamander»: Dieser Eintrag in einem Einkünftever-
zeichnis der Kapelle St. Peter und Paul in Schaan
belegt schon für das Jahr 1720 das Interesse der
neuen Landesherren an diesem Gebiet.3 7 In den
20er Jahren des 18. Jahrhunderts scheint dann die
Herrschaft einen planmässigen Erwerb von Gütern
im Gamander betrieben zu haben. 3 8 In einem am
15. April 1722 zwischen der fürstlichen Verwal-
tung und den betreffenden Untertanen von Vaduz
und Schaan abgeschlossenen Vertrag werden die
Bedingungen festgelegt, nach denen die Besitzer
«jhre aigenthumbliche Stuckh Güether und Hew
Wax in der sogenandten Gamandra gelegen» gegen
«andere aigenthumbliche herrschafftliche Güether
und Äckher» einzutauschen bereit waren. 3 9 Der of-
fensichtliche obrigkeitliche Versuch, möglichst vie-
le der zerstreut liegenden Privatgüter im Gaman-
der in ihren Besitz zu bringen, lässt eine dahinter
stehende Absicht vermuten, damit die Grundlage
für die möglichst rationelle und damit gewinnbrin-
gende Führung eines Wirtschaftsbetriebes zu schaf-
fen und muss wohl im Zusammenhang mit den
durch Fürst Anton Florian von Liechtenstein ange-
ordneten Reformen gesehen werden. So wurden in
der am 10. Apri l 1719 erlassenen <Dienstinstruk-
tion> unter anderem auch Massnahmen zur besse-
ren Nutzung und Ertragssteigerung der herrschaft-
lichen Güter gefordert.4 0 Fürst Joseph Johann
Adam verlangte dann auch in einem Schreiben
vom 18. Februar 1728 an seinen amtierenden Land-
vogt Johann Erwin von Keil genauere Auskünfte
über den Ertragswert des «Mayerhoffs Gamand-
29) PfA Schaan: Urbar 1664-1760. fol. 25v und 35r.
30) LUB 1/4 S. 500 f. (Anm.).
31) LLA Pfäf. 14. fol. I r und 4v.
32) Vgl. PfA S U10 (Urbar der Rosenkranzbruderschaft in Schaan
von 1638, erneuert 1669 und 1693), S. 123 und 137; PfA S Urbar
1693-1843. 1 fol. 9r; PfA S Urbar 1710-1806, fol. Ir; LLA RA 75/45.
33) Dieser Quellenbeleg liegt dem Verfasser in einer transkribierten
Fassung vor mit der Signaturangabe: «Liechtensteinarchiv, Hand-
schrift 141, Majoratsbuch aus dem Jahre 1756»; siehe auch HALV
[Hausarchiv Liechtenstein Vaduz] Handschriftenverzeichnis S. 19.
Nr. 141 (im LLA).
34) Vgl. Anm. 31.
35) Vgl. LLA AS 8/1 (Rentamtsrechnung 1681), es handelt sich dabei
um die einzige im Liechtensteinischen Landesarchiv überl ieferte
Rentamtsrechnung aus der Herrschaftszeit der Grafen von Hohen-
ems.
36) L L A AS 8/2 (Rentamtsrechnungen 1721-1723) fol. 28v. 52v.
37) PfA S Urbar 1710-1806 (Urbar der Kapelle St. Peter und Paul)
fol. Ir.
38) L L A RA 1/14/4/1 («Gnädigste ratification über die zu der Ga-
mandra von den underthanen eingetauschete güther. Actum 15.
aprilis 1722»); LLA RA 1/14/4/2 («Verzeichnis deren stukh vvisß
bläze in Gamandra, so gnädigste landts herrschafft denen untertha-
nen käufflich respective tauschvveiß gegen herrschaftliche schupfle-
chen über lasßen , den 27ten april 1722 durch endts benendten
ohnpartheysche abgemesßen und gewerthet worden»); LLA RA
1/14/4/3 («Verzeichnus der Gamandra, so an gnädigste herrschafft
käufflichen und tauschweiß über lasßen , auch den 27ten april 1722
abgemesßen und durch ohnpartheysche gewerthet worden»); LLA
RA 1/14/4/4 («Verzeichnuß deren stuckhen, so auß dem herrschafft-
lichen schupflehen der Scharnier und marckh lichtensteiner [...?].
von welchem die andere stuckh entweder gnädigster herrschafft
Selbsten zur meyerey gezogen oder aber denen unterthanen an die
wißplätz bey der Gamandra undt sennerey verthauschet hatt.
dermahlen noch jährl ich verzünset werden») ,
39) GA S U135d.
40) Vgl. Vogt, Paul. Brücken zur Vergangenheit. Vaduz 1990. S. 79 f.
207
p .
1
EB3
OBMM
a • • P ~ ' Xr rBV
Johann Jakob Heber,
Geometer aus Lindau und
Zeichner der ersten Karte
des Fürstentums Liechten-
stein (vgl. Abb. auf S. 204),
erstellte im Jahr 1721 die-
sen Grundriss und Plan-
prospekt des Gamander-
hofes.
r a» . 4 1 In der Rentamtsrechnung für das Jahr 1726
liegen uns die frühesten Wirtschaftsdaten für den
Gamanderhof vor. So betrug der Ertrag an Heu und
Emd 26 <Klafter> im Wert von 156 Gulden, jener an
Streu 22 Fuder im Wert von 66 Gulden. Dem Fuhr-
knecht «oder Bauw Maister auf dem herrschafftli-
chen Meyerhoff Gamandra» stand eine Jahresbe-
soldung von 200 Gulden zu . 4 2 Daneben werden in
der Rechnungsführung zu den Meierhöfen auf der
Ausgabenseite jeweils auch die angefallenen Unter-
halts- und Reparaturkosten aufgeführt. 1731 bei-
spielsweise notierte der Rentmeister: «Dem Seba-
stian Hilti, Maurer, nebst dem Taglöhner, das Tach
auf der Gamandra auß zu besseren zalt 3 Gulden
[und] 56 Kreuzer. Dem Schreiner Georg Dent(e)l
den Bronnentrog auß zue flickhen 24 Kreuzer [be-
zahlt]». 4 3 Über das vorhandene spärliche Mobiliar
und die in eher bescheidenem Rahmen zur Verfü-
gung stehenden landwirtschaftlichen Arbeitsgeräte
orientieren die jeweils jedes Jahr erneut aufgenom-
menen Inventare.44
Dass wir uns unter dem zu seiner Zeit wohl an-
sehnlichen herrschaftlichen Gamanderhof einen
zumindest nach heutigen Massstäben gemessen
doch eher bescheidenen Meierhof vorzustellen ha-
ben, illustriert ein heute im Schlossarchiv Vaduz
aufbewahrter, von dem Lindauer Geometer Johann
Jakob Heber 1721 in fürstlichem Auftrag aufge-
nommener Planprospekt und Grundriss des Hofes
<Gamandra>.45
Die bereits erwähnte Notiz im Maioratsbuch aus
dem Jahre 1756, wonach der Gutsbetrieb im Ga-
mander nur bis 1734 von der Herrschaft selbst be-
wirtschaftet, danach aber in Pacht ausgegeben
wurde, 4 6 wird durch den Eintrag in der Rentamts-
rechnung von 1735 bestätigt: «... die Gamandra
und darzu gehörige Güether [hat] Joseph Risch [in
Pacht] übernohmmen per 250 Gulden». 4 7 Der vor-
handenen Vieh- und Zugtierbestand wurde aufge-
löst, was vom Inventar nicht verkauft jedoch noch
gebraucht werden konnte, übernahm der Rentmeis-
ter, die restlichen Sachen «als Laither, alte Räder,
alte Karn und Schaufflen ligen noch auf der Ga-
mandra und seind nicht werth gewesen, (solche?)
Fezen auf daz Schlosß zu führen», so die abschlies-
208
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / CLAUDIUS GURT
sende Bemerkung des Rentmeisters.48 Der jeweils
für sechs Jahre ausgestellte Pachvertrag erfuhr bei
seiner Erneuerung 1740 insofern zwei Änderun-
gen, als der wohl zu hohe Pachtzins auf 212 Gulden
reduziert wurde und als Mitpächter von Josef Risch
ein Johann Anger auftritt. 4 9 Ab 1746 erscheint
dann Josef Risch wieder als alleiniger Pächter mit
einem nochmals um 12 Gulden auf 200 Gulden
herabgesetzten Pachtzins. 5 0 1750 mussten auf
fürstliche Verfügung hin «beede Meyerhöff zu Tri-
sen und Schan mit möglichster Menage derer Cö-
sten [d.h. mit möglichst geringem Kostenaufwand]
standthafft reparieret werden». Für den Meierhof
<Gamandra> war dies immerhin mit Auslagen von
insgesamt 92 Gulden und 25 Kreuzer verbunden. 5 '
Kurz nach Ablauf des Pachtvertrages im Jahre
1752 muss der langjährige <Gamandra>-Pächter Jo-
sef Risch gestorben sein, denn 1752 ersteigerten
Josef Conradt, Anton Walser und Alexander Jehle
von Schaan die Pacht um den Meierhof für 230
Gulden. 5 2 Und ein Jahr später erscheint anstelle
von Alexander Jehle die Witwe von Josef Risch als
Mitpächterin. 5 3
1755 waren zur Sicherstellung der Wasserver-
sorgung im Gamanderhof erneut namhafte Auf-
wendungen zu verbuchen. So musste der «Ge-
meindt Rottenboden» für die Lieferung von 150
«Teücheln» (Holzröhren) aus Föhrenholz für die
Wasserleitung zum <Gamandra>-Brunnen 36 Gul-
den und 40 Kreuzer und den Brunnenbauern Tho-
mas Negele und Jgnaz Ospelt für die Erstellung die-
ser Wasserleitung 59 Gulden und 40 Kreuzer
bezahlt werden. 5 4 Aber entweder reichte das zuge-
leitete Wasser nicht aus oder - was wohl wahr-
scheinlicher gewesen sein dürfte - die hölzerne
Wasserleitung war zu reparaturanfällig und ihr Un-
terhalt zu kostspielig, jedenfalls bewilligte die Herr-
schaft ein gutes Jahrzehnt später für den Bau eines
Ziehbrunnens 150 Gulden. In einer Tiefe von «über
40 Schuhe» stiess man zwar auf Wasser, «allein
solches sich wiederum gäntzlichen verlohren, so ist
dem Brunnenmeister vermög deren ihm gesezten
conditionen an statt täglich 1 Gulden [nur] 30 Kreu-
zer bezalt worden». Den mit dem Aushub und der
Zuschüttung «der über 48 Schuhe tieffen Öffnung»
beschäftigten Taglöhnern mussten schliesslich wei-
ter 52 Gulden und 12 Kreuzer bezahlt werden. 5 5
1758 fand erneut ein Pächterwechsel auf dem
Gamanderhof statt. Beim neuen Pächter Josef
Risch dürfte es sich wohl um einen gleichnahmigen
Sohn des erwähnten, 1752 verstorbenen Pächters
Josef Risch handeln. 5 6 Wiederum waren bedeuten-
de Unterhaltsarbeiten vorzunehmen. 5 7 Ebenso bei
41) LLA RA 2/1/11.
42) L L A AS 8/3 (Rentamtsrechnung 1726) fol. 35, 130r.
43) LLA AS 8/4 (Rentamtsrechnung 1731) fol. 117r.
44) Vgl. z.B. LLA AS 8/3 (Rentamtsrechnung 1726) Inventar fol. 13v-
14r: LLA AS 8/5 (Rentamtsrechnung 1732) Inventar fol. 34v-35v.
45) Eine kurze Kommentierung des Grundrissplanes bei Poeschel.
Erwin . Die Kunstdenkmäler des Fürs ten tums Liechtenstein. Basel,
1950, S. 103; zur typischen bäuer l ichen Bauform in Liechtenstein
vgl. ebd. S. 16. Ein Abdruck des Grundrissplanes im Liechtensteiner
Vaterland) vom 17. Aug. 1996. S. 15. Hier auch der Versuch eines
Überblicks zur Geschichte des Gamanderhofes.
46) Vgl. Anm. 11.
47) LLA AS 8/6 (Rentamtsrechnung 1735) fol. 30r.
48) LLA AS 8/6 (Rentamtsrechnung 1735) Inventar fol. 67r. 75v.
Diesen Verkauf widerspiegelt auch das in der Rentamtsrechnung für
das Jahr 1742 (LLA AS 8/9) verzeichnete dürft ige Inventar für den
Gamanderhof: «2 alte Tisch. [1] Bettstatt. [1?] Offen Eysen. [1?]
Laiter. [1] alter langer Stuel». Die in Tschugmell, Fridolin. Beamte
1681-1840, Dienstinstruktionen. Diensteide, usw. zusammengestellt
aus dem Regierungsarchiv. In: J B L 47 (1947), S. 68 verzeichnete
Liste der <Gamandra-Pächter>. wonach Josef Risch seit 1732 und
vermutlich schon f rüh re r als Pächter des Gamanderhofes nachweis-
bar ist, wä re im genannten Sinne zu korrigieren.
49) L L A AS 8/8 (Rentamtsrechnung 1740) fol. 27r.
50) L L A AS 8/11 (Rentamtsrechnung 1750) fol. 34r.
51) LLA AS 8/11 (Rentamtsrechnung 1750) fol. 118; L L A Domänen-
archiv: Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von 1751, fol. 165r.
52) LLA Domänenarchiv: Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von
1752. fol. 34r und von 1753. fol 34r.
53) LLA Domänenarchiv: Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von
1754, fol. 33r.
54) L L A AS 8/13 (Rentamtsrechnung 1755) fol. 62r, 161 r.
55) LLA AS 8/16 (Rentamtsrechnung 1766) fol. 98r.
56) LLA AS 8/15 (Rentamtsrechnung 1764) fol. 28v.
57) Für Schreiner-, Glaser-, Schlosser- und Hafnerarbeiten mussten
rund 133 Gulden bezahlt werden. L L A Domänenarchiv: Majorats-
Rentamts-Rechnungsbuch von 1759. fol. 107r.
209
Aktuelle Einblicke in den
Gamanderhof. Oben: Blick
auf das Gerätehaus;
unten: Teilansicht der
Stallscheune
der Pachterneuerung 1764. 5 8 1769 wurde Josef
Risch «wegen verrüffeten Grundstückhen ... ein
gnädigster Nachlasß ... von 80 Gulden» auf den
Pachtzins gewährt . 5 9 1770 und schliesslich 1776
zum letzten Mal wurde der Pachtvertrag mit ihm
erneuert.6 0
Noch vor Ende der regulären, bis 1782 abge-
schlossen Pachtdauer fand die Ära des in landes-
fürstlichem Besitz stehenden herrschaftlichen Ga-
manderhofes 1780 ein Ende. Über die Gründe, die
zum Verkauf dieses Herrschaftshofes führten, kön-
nen keine Zweifel bestehen, die diesbezüglich vor-
handenen Quellen sprechen eine deutliche Spra-
che: fehlende Rentabilität und hohe Unterhaltsko-
sten. So führt Landvogt Franz Michael Gilm von
Rosenegg als Begründung für die von ihm vorge-
schlagene Veräusserung an: «... und da eben in
dem sogenannten Mayerhof Gamandra zu Schaan
und auf dem Rennhof zu Mauren, bey beeden Or-
ten an Häuser und Stallungen hätten Haupt-Repa-
rationen sollen und müssen vorgenommen werden,
welche gewiß, ohne die Materialien darzugerech-
net, über zweytausend Gulden gekostet haben wür-
den, so sind wir theils zu Ersparung dieser Bau-
Unkosten, theils zu Schon(ung) und Erhaltung der
Herrschaftlichen Waldung für andere nothwendi-
gere Herrschaftliche Gebäude auf die Untersu-
chung verleitet worden, ob es dem Landes-Fürstli-
chen aerrario [Staatskasse] nicht weit nützlicher
und zuträglicher wäre, diese beede(n) Mayerhöfe
mit samt denen zu Schaan hin und wieder unter
den Bauren Gütern zerstreut gelegenen Grund-
stücken an den Unterthanen oder Meistbietenden
zu verkaufen . . .». 6 1 Und noch deutlicher wird der
Landvogt bei der Schuldzuweisung für den seiner
Meinung nach unumgänglich gewordenen Verkauf
des Gamanderhofes: «Es sind nehmlich der Herr-
schaftliche Mayerhof Gammandra und die daselbst
zerstreüt hin und wieder gelegene(n) Aecker und
Streüe-Maader schon im Jahre 1780 auf unsere ge-
machte(n) Vorschläge, daß wir so wohl dem Lan-
desfürstlichen aerario als selbst dem Unterthanen
weit besser und nützlicher erachteten, solche käuf-
lichen hindann zu geben, weil wir nicht nur sehen
und wahrnehmen mußten, daß diese vernachläßi-
210
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / CLAUDIUS GURT
get und sehr schlecht kultivieret worden, weil es
nicht ihr Eigenthum gewesen, sondern auch über
dieß der Mayerhof Gamandra der Rüfe Gefahr aus-
gesetzt seye, und die Unterthanen für ihren Lan-
des-Herrn so schlechte Hochachtung getragen, daß
sie durch Hinweghauung der Waldung die Rüfe ge-
flissentlicher Dingen auf diesen Mayerhof herab ge-
richtet hätten, wann wir uns bey einem vor- und
eingenommenen Augenschein nicht mit allem Ge-
walt wiedersetzt hätten ... Dabey hatte das Lan-
desfürstliche aerarium die jährlich große Be-
schwerde, die beeden großen Gebäude von Hauß
und Stall in der so genannten Gamandra samt der
erforderlichen Wasserleitung zu unterhalten, und
da man vorhin eben diese Gebäude gleich denen
andern zerfallen lassen und mit großen Unkosten
wiederum hätten müssen hergestellt werden, so
hat es uns um so mehr den Anlaß gegeben, diesen
Vorschlag zu machen . , .». 5 2 Dass dieser beabsich-
tigte Verkauf auf vehemente Ablehnung bei den
Untertanen stiess, daran erinnert sich Landvogt
Gilm von Rosenegg nur zu gut, wenn er im Rechen-
schaftsbericht über seine Tätigkeit als Landvogt zu
dieser Angelegenheit sarkastisch und anklagend
zugleich bemerkt: «Nur können wir bey dieser
Gelegenheit nicht unterlassen von der schönen
Denkungs-Arth, der Huld und Treüe der hiesigen
Unterthanen gegen ihren Landes Herrn Meldung
zu thun. Obschon die höchst Landesfürstliche ei-
genhändig unterschriebene Resolution, daß die
beede(n) Mayerhöfe, Gamandra und Rennhof zu
Mauren, und die Güter zu Schaan an den Meistbie-
tenden verkauft werden sollen, den Gerichten! der
Ober und Untern Herrschaft, ja selbst den Unter-
thanen in Originali vorgezeigt und die wiederhohlt
nachdrückliche Vorstellungen gemacht worden,
daß ja nicht nur ein Lands-Herr, sondern jeder Un-
terthan mit seiner aigenen Sache seinen beßern
Fromen und Nutzen zu verschaffen berechtiget
seye, so haben sich dennoch beede Gerichter nicht
nur darwieder gesetzt und einen ganzen Aufstand
im Lande erreget, sondern sind so kühn und ver-
wegen gewesen bey Seiner Hochfürstlichen Durch-
laucht dem Durchlauchtigsten Vorfahrer und Papa
höchst Seeliger Gedächtniß mit Protestationen und
Gegenvorstellungen einzukommen, daß sie aber
schlechter Dings abgewiesen worden, so haben
sich die Landammänner an den Licitations- [Ver-
steigerungs-] Tagen selbst nochmalens unterfan-
gen, mit neüen Protestationen sich einzufinden, ja
die beeden Gerichter haben bey dieser Gelegenheit
dem Lande mehr als 200 Gulden Unkosten aufge-
trieben, wie solches aus denen seither vom damals
geweßten Landammann Egidy Nipp zu Balzers und
Macari Büchel von Ruggell abgelegten Landschafft
Rechnungen offenbar am Tag lieget». 6 3 Die Beden-
ken der Untertanen hinsichtlich des beabsichtigten
Verkaufs des Gamanderhofes an den Meistbieten-
den scheinen jedoch so unbegründet nicht gewesen
zu sein, vor allem die Sorge, dass dieser bei einer
Versteigerung in den Besitz der «Klöster oder der-
ley todte Hände» gelangen könnte, was die Mög-
lichkeit eines späteren Rückkaufes verunmöglicht
hätte. «Den(n), gnädigster Fürst und LIerr, Herr,
welcher Unterthan oder ander außwertig Weltli-
cher ist vormögend, dennen in Geld schwim-
menden Klöster in Steigerung des Preises selben
sich an die Seitte zu sezen und in einer so kurzen
Frist oder biß ein glücklicherer Zeits Lauf nachfol-
get, die erforderliche Geltsuma aufzubringen!?)»,
so die wohl nicht jeglicher Grundlage entbehrende
58) Insgesamt sind Kosten von rund 86 Gulden verzeichnet. LLA
Domänenarchiv. ' Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von 1765.
fol. 91 v.
59) LLA Domänenarchiv : Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von
1765. fol. 86v.
60) LLA AS 8/20 (Rentamtsrechnung 1771) fol. 27r; L L A Domänen-
archiv: Majorats-Rentamts-Rechnungsbuch von 1777, fol. 30r.
61) Joseph Fritz: Entwurf. . . in welchem Zustand wir das allhiesige
Reichsfürs tenthum bei Antretung unserer Amtierung (1775) ange-
troffen, was wir in dieser Zeit hindurch abgeände r t und verbessert.
Um 1785. Kopie im LLA Vaduz [vom f rüheren Landschreiber und
seit 1785 amtierenden Rentmeister Joseph Fritz wohl im Auftrag
von Landvogt Franz Michael Gilm von Rosenegg geschriebener
Bericht].
62) Joseph Fritz. Landesbeschreibung von 1784. Kopie im LLA
Vaduz [vom Landschreiber und seit 1785 amtierenden Rentmeister
Joseph Fritz wohl im Auftrag von Landvogt Franz Michael Gilm von
Rosenegg geschriebener Bericht].
63) Ebenda.
211
Argumentation in einer von ehemaligen und amtie-
renden Landammännern beider Landschaften an
den Fürsten gerichteten Eingabe. 6 4 Und die Gesuch-
steller versäumen es auch nicht bei dieser Gelegen-
heit auf die grosse Bedeutung hinzuweisen, die der
Verpachtung von herrschaftlichen Gütern für das
ganze Land zukomme: «... da durch an gesamt
landesherrliche Milde bißhin Arme, Wittwen und
Weisen, auch bemittelte Unterthanen die nunmehro
zu veräussern seyn sollende Grundstück nicht nur
zu ihrem eigenen Nahrungs Stand, sondern mit der
Würckung zu Nuzen gehabt, dem gemeinen Weesen
desto ehender in denen Kreißanlagen, Frondien-
sten, überlästigen Wuhren und Thammen, auch Un-
terhaltung der Landstrassen und, kurz zu reden, in
allen gemeinsammen Bürden eine zimliche Erleich-
terung zu verschafen , . .». 6 5 Dennoch - der Verkauf
des unrentablen Gamanderhofes scheint wohl be-
schlossene Sache gewesen zu sein -, der Tag zu des-
sen Versteigerung wurde auf den 28. August 1780
angesetzt. Ob es der erwähnten Bittschrift zuzu-
schreiben ist oder ob die darin zum Ausdruck ge-
brachte Angst vor der Steigerungskonkurrenz der
über grössere finanzielle Ressourcen verfügenden
Klöster doch übertrieben war, ist kaum zu ent-
scheiden, jedenfalls erhielt die «Genoß Schaan» für
15 000 Gulden den Zuschlag. Im anschliessend
zwischen den Vertretern der Gemeinde und dem
fürstlichen Oberamt ausgehandelten und am 26.
September abgeschlossenen Kaufvertrag um den
«sogenannten Mayerhof Ganimandra ausser Schaan
gelegen mit samt aller Zugehör, als nämlichen LIaus
und Stall, die alt und neue Gammandra in einem
Einfang, dann dem darzugehörigen großen Acker
auf der Rebera, jtem dem darzugehörigen Acker in
Mallarsch und einem Acker im Roßfeld, wie nicht
weniger fünfzehen hin und wider gelegene große
und kleine, äzige und unäzige Streue-Mäder, dann
auch dreißig vier Stuk andere hin und wider in der
Gemeind Schaan zerstreut gelegene Aecker und
Gründe» 6 6 wurden die mit dem Verkauf verbunde-
nen Auflagen und Zahlungsmodalitäten genau fest-
gelegt. Die Kaufabwicklung allein kostete die Ge-
meinde 133 Gulden und 4 Kreuzer, wobei nur schon
die zur Llälfte zu übernehmende «Kanzley Tax»,
die Schreibgebühren also von insgesamt 80 Gulden
und 56 Kreuzer rund 40 Gulden betrugen.6 7 Der
Kaufpreis von 15 000 Gulden selbst sollte mit einer
fünfprozentigen Verzinsung innerhalb von fünf
Jahren abbezahlt werden. 6 8 Diese Frist konnte je-
doch nicht eingehalten werden, sodass der Erwerb
des Gamanderhofes schliesslich, die dafür aufge-
wendeten Zinszahlungen eingerechnet, in der durch
die hochfürstlich-liechtensteinische Oberamtskanz-
lei am 6. August 1791 ausgestellten «Haupt-Quit-
tung» der Gemeinde Schaan auf 19 587 Gulden und
42 Kreuzer zu stehen kam. 6 9 Dass der Kaufpreis
den Finanzhaushalt der Gemeinde stark belastete,
muss auch dem Fürsten bewusst gewesen sein, je-
denfalls bewilligte er ein kurz nach dem Verkauf
eingereichtes Gesuch um Steuerfreiheit für den Ga-
manderhof und der dazugehörigen Grundstücke
auf zwanzig Jahre. 7 0 Der Hof blieb nur kurze Zeit
im Besitz der Gemeinde, denn bereits 1787 werden
in einem mit der Gemeinde geschlossenen Vertrag
bezüglich des Unterhalts des Brunnens im Ga-
mander als neue Besitzer Christoph und Anton
Frommelt erwähnt . 7 1 Und Landvogt Josef Schupp-
ler bemerkt in seiner Landesbeschreibung 1815:
«Nordöstlich vor der Gemeinde [Schaan] liegt ob
der Landstrasse ein ehedem landesfürstlich gewe-
senes Mayerhofgebäude der Gamandrahof genannt,
der samt den hiezu gehörigen Gütern im Jahre
1780 auf allerhöchste Anordnung stückweise an
Private um 15 000 Gulden verkauft worden . , .» . 7 2
Gut siebzig Jahre lang war der herrschaftliche
Meierhof im Gamander im Besitz der Landesfürs-
ten gewesen. 1719 erbaut, bis 1734 in Eigenwirt-
schaft betrieben, danach in Pacht ausgegeben und
schliesslich 1780 als unrentabler Landwirtschafts-
betrieb veräussert, lag das Geschick des Gaman-
derhofes fortan in den Händen von privaten
Eigentümern. Dazu vielsagend Johann Georg Hei-
bert 7 3 in seiner Chronik: «Im Frühjahr [1781] wur-
de der sogenannte landfürstliche Bettlerhof ver-
kauft wie auch der Gamanderhof zu Schaan gele-
gen samt allen anderen Herrschaftsgütern, so zu
Schaan gelegen, welches alles die Bauern kauften
und damit zugrunde gingen». 7 4
212
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / CLAUDIUS GURT
64) GA Eschen 11/229 (undatierte, auf ca. 1779/80 anzusetzende
Abschrift oder Konzept einer Eingabe an den Fürsten bezüglich der
angekündigten Versteigerung des Gamanderhofes in Schaan und des
Rennhofes in Mauren).
65) Ebenda.
66) GA S U135a (Kaufvertrag vom 26. Sept. 1780 zwischen der
Gemeinde Schaan und dem fürstl ichen Oberamt um den Meierhof
Gamander für 15 000 Gulden; ratifiziert durch Fürst Franz Josef 1.
von Liechtenstein am 22. Okt. 1780).
67) Vgl . GA S U135c (Verzeichnis der von der Gemeinde Schaan für
die Kaufabwicklung des Gamanderhofes zu ü b e r n e h m e n d e Kosten
vom 10. Nov. 1780).
68) Vgl. GA S U135a. Ein zweites Original des Kaufvertrages: L L A
RA 1/14/4/5; Abschriften: GA S U l 52a und b; Regest: Schädler,
Albert. Regesien zu den Urkunden der liechtensteinischen Gemein-
dearchive und Alpgenossenschaften. In: J B L 8 (1908) Nr. 273,
S. 161; den Kaufvertrag e rwähn t auch Büchel, Johann Baptist.
Geschichte der Pfarrei Schaan. In: JBL 27 (1927). S. 133.
69) Vgl. GA S U135b (Am 6. Aug. 1791 durch die hochfürst l ich-
liechtensteinische Oberamtskanzlei vorgenommene Ausfertigung der
am 3. Aug. für die Gemeinde Schaan erfolgten Quittierung des be-
zahlten Kaufpreises und Zinszahlungen für den Gamanderhof von
19 587 Gulden und 42 Kreuzer.
70) LLA RA 27/1/23 (Fürst Franz Josef 1. von Liechtenstein gewähr t
auf Ersuchen der Gemeinde Schaan eine 20-jährige Steuerfreiheit
für den erworbenen Gamanderhof und die dazugehörigen Grund-
stücke. Von der hochfürstlich-liechtensteinischen Landschreiberei am
3. März 1795 bestätigte Kopie einer durch die hochfürstlich-liechten-
steinischen Oberamtskanzlei beglaubigten Abschritt von 3. Febr.
1781).
71) Vgl. GA S U153 (Vertrag vom 2. Nov. 1787).
72) Die Landesbeschreibung des Landvogtes Josef Schuppler aus
dem Jahre 1815. Hrsg. v. Alois Ospelt. In: JBL 75 (1975), S. 189-461.
hierS. 271.
73) Zum wahren Verfasser der sogenannten Heibert Chronik - nicht
Jakob, sondern dessen Vater Johann Georg Heibert - , vgl. Geiger,
Peter: Verfasser der Helbert-Chronik aufgespürt . In: JBL 90 (1990).
S. 317-328.
74) Büchel. Johann Baptist: Auszug aus der Chronik des Jakob
Heibert, in: JBL 29 (1929), S. 65-138. hier S. 71.
213
Zur Baugeschichte
PETER ALBERTIN
Wohnhaus, Südostansicht
um 1900
Am sanften, nordwestgerichteten Abhang oberhalb
Schaans an der Strasse nach Planken liegt das
Gehöft Gamander 7 5 in weitem, hochstammbestock-
tem Wiesland und strahlt in sorgfältig unterhalte-
ner, herrschaftlicher Architektur barocker Prä-
gung. Die einst mit einer Hofmauer umfriedete An-
lage umfasst das repräsentative Wohnhaus für eine
bis zwei Familien und eine vorerst sehr voluminöse
Stallscheune, letztere deutet auf intensiven Getrei-
debau und Viehwirtschaft mit ausgeprägter Stall-
haltung. Stallhaltung galt im frühen 18. Jahrhun-
dert als revolutionäre Landwirtschaftsform.
Gleich oberhalb der Gebäulichkeiten führt ein
historischer Verkehrsweg «Obere Reichsstrasse»
von Nendeln über Dux - Vaduzer Oberdorf -
Schloss Vaduz - Meierhof - Triesner Oberdorf nach
Balzers und verband einst die Kultur- und Wirt-
schaftszentren Deutschlands und Italiens. Es
scheint, der Gamanderhof sei auf diesen in der
Kolleffelkarte von 1756 (siehe Ahb. S. 200) noch als
bedeutende Verkehrsachse eingetragenen Weg aus-
gerichtet - der Weg verlor jedoch im ausgehenden
18. Jahrhundert nach dem Ausbau der «Unteren
Reichsstrasse» Nendeln - Schaan - Vaduz seine Be-
deutung. Nur fünf Jahre vor dem Bau des Gaman-
derhofes entstand auf Dux an Stelle einer älteren
die heutige Kapelle.
Der 1721/22 d entstandene Hof Gamander stellt
den einzigen erhaltenen, in barocker Art geplanten
und erstellten Herrenhof Liechtensteins dar. Das
Baudatum ist durch Rentamtsabrechnungen und
die Jahrzahl 1720 i auf den beiden Wetterfahnen
des Wohnhausdaches belegt. Zudem zeichnete der
Lindauer Geometer Johann Jakob Heber die Anla-
ge 1721 in Grundrissen und Ansichten und überlie-
ferte uns das Wissen um Gestaltung, Funktion und
Nutzung der Hofgebäude - Bauabrechnungen und
insbesondere Planzeichnungen derart früher länd-
licher Bauten sind eine besondere Seltenheit und
bezeugen die fürstliche Bauherrschaft und die da-
malige aussergewöhnliche Bedeutung des Hofes
(siehe Ahb. S. 208).
Die dendrochronologische Datierung diverser
Bauhölzer verweist die Ausführung der Bauarbei-
ten in die Jahre 1721 und 1722 - als fürstlicher
214
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
Meierhof neu erbaut zur Bewirtschaftung der Herr-
schaftsgüter in Schaan. Der erhoffte Ertrag blieb je-
doch aus, worauf der Hof ab 1735 verpachtet und
1780 gar an die Gemeinde Schaan verkauft wurde.
Von 1787 bis 2001 war er in Privatbesitz. Im
19. Jahrhundert, vermutlich um 1890, wurde die
westliche Hälfte der einst mächtigen Stallscheune
aus uns unbekannter Ursache abgetragen. 1910 er-
hielt die Scheune ihr heutiges Dach und 1919 eine
nordseitige Erweiterung. Das Wohnhaus wurde
1943 mit einem neuen Innenausbau ausgestattet
und die Fassaden wurden zu barocker Erschei-
nung überarbeitet.
Heute zeichnet sich der Hof besonders aus:
- durch seine markante Lage an der «Oberen
Reichsstrasse»;
- als hierzulande wohl frühestes grösseres Bau-
vorhaben der neuen Landesherren von Liech-
tenstein;
- mit der exakt axialen Ausrichtung der Bauten
und dem geschlossenen Innenhof;
- als hierzulande einzige in barocker Art geplante
und ausgeführte Hofanlage sowie seiner noch
vorhandenen einheitlichen und geschlossenen
Erscheinung;
- mit den vom Keller bis zum First erhaltenen
Bau- und Raumstrukturen des Wohnhauses von
1721/22;
- durch die Erneuerungen und Ausbauten von
1943 am Wohnhaus; sie zeigen gehobene Qua-
lität, partiell aus dem 18. Jahrhundert stam-
mend zugekauft; wobei das Objekt heute in einer
etwas idealisierten Barockarchitektur erscheint;
Stallscheune
Garten-
häuschen
E. 19.Jh.
Tor
Queraxe
Wohnhaus
N \
Hof
Brunnen
H a u s -
e ingang
Situierung der Hofanlage
1721/22; Grundriss 1:500
75) Im Auftrag der Denkmalschutz-Kommission der liechtensteini-
schen Regierung durften wir im September 1999 die bewohnte und
genutzte Hofanlage baugeschichtlich untersuchen, ohne Strukturfrei-
legungen vorzunehmen. Einige Bauhölzer aus Wohnhaus und Stall-
scheune wurden dendrochronologisch datiert. Die Untersuchung
erfolgte durch das Laboratoire de Dendrochronologie Moudon, Un-
tersuchungsprotokoll N.Ref.LRD 99/R 4991T. - Die in diesem Bericht
verwendeten Jahreszahlen sind nach Möglichkeiten mit Zusatzbuch-
staben versehen: d für dendrochronologisch datiert, a für archiva-
lisch bezeugt, i als durch Inschrift belegt.
Als Plangrundlage dienten uns Aufnahmep läne 1:50 des Architektur-
büros Florin Frick, Schaan, datiert September 1991.
215
Die östliche Hofmauer mit
dem in der Querachse der
Hofanlage liegenden Lauf-
brunnen, beidseits ge-
säumt von Buchsbaum-
sträuchern
Seite 217:
Grundrisse 1:300.
- durch den erhaltenen Ostteil der zur Bauzeit
wohl grössten Stallscheune des Landes;
- durch den Stall von 1919 mit seinem beachtens-
werten Korbbogengewölbe von 5.3 Metern Spann-
weite bei lediglich 74 Zentimetern Stichhöhe.
DIE H O F A N L A G E
Das Wohnhaus und die Stallscheune umschreiben
zusammen mit den Hofmauern einen geschlosse-
nen Innenhof. Der Lindauer Geometer Johann Ja-
kob Heber zeichnete in fürstlichem Auftrag die Ge-
bäulichkeiten 1721 in Grundrissen und Ansichten. 7 6
Das langrechteckige Gehöft misst 20.8 auf 51.8 Me-
ter (= 64 mal 160 Schuh), was einem Seitenverhält-
nis von 2 zu 5 entspricht. Die beiden Gebäude, das
Wohnhaus mit 10.9 auf 13.6 Metern (entspricht 34
mal 42 Schuh) und die Stallscheune mit 15.7 auf
20.8 Metern (entspricht 48 mal 64 Schuh) erschei-
nen je im Seitenverhältnis 3 zu 4. Die mit Halb-
walmdächern ausgestatteten Kuben erscheinen da-
durch sehr behäbig und masslich ausgewogen.
Hof und Gebäude beziehen sich ausgeprägt auf
ein Achsenkreuz: so liegen in der Querachse west-
seits der Zugang zum Innenhof und vor der östli-
chen Hofmauer ein Laufbrunnen; in der Längsach-
se liegt nordseits die in sich wiederum axial geglie-
derte Stallscheune mit der eingemitteten Futterten-
ne, südseits der Eingang des aus der Achse in die
Südwestecke gerückten Wohnhauses.
Noch heute verrät der Innenhof mit dem Kies-
platz, der erhöhten Rasenfläche, den Blumenrabat-
ten und den zu Kugeln geschnittenen Buchsbäum-
chen als besonders charakteristische Attribute sei-
ne barocke Anlage. Die östliche Hofmauer mit dem
Laufbrunnen ist erhalten geblieben. Letzterer wird
zu beiden Seiten von je einem Buchsbäumchen ge-
säumt. Die westliche Llofmauer ist zu einem eben-
erdigen Terrassenmäuerchen reduziert, der west-
seitige Zugang fehlt. Die Wohnhaustür wurde 1943
76) Hierbei handelt es sich wohl um den f rühes ten bekannten
Bauplan Liechtensteins.
216
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
Erdgeschoss ° > > > > '< l j m Obergeschoss
217
Garten-Gerätehäuschen
des ausgehenden 19. Jahr
hunderts; links der Tür
liegen im Boden Reste der
Scheunen-Westmauer
Reste der einstigen Scheu-
nen-Westmauer vor dem
Gartenhäuschen
aus der Längsachse der Hofanlage in die Querach-
se des Wohnhauses gerückt. An Stelle der heutigen
Zufahrt entlang der Ostfassade des Wohnhauses
zeichnete Heber 1721 einen «Ohngebauter Platz»,
also einen noch unbebauten Platz, eventuell einen
Garten, wobei uns die ursprüngliche Ausführung
noch nicht bekannt ist. Die Frage bleibt offen, wie
bei der Hanglage die westseitige Zufahrt funktio-
nierte oder ob die Zufahrt letztlich bereits 1721
ihre heutige Lage von Süden her einnahm.
In der Nordwestecke des Innenhofes steht an
Stelle der dort abgetragenen Stallscheune ein ein-
geschossiges Garten-Gerätehäuschen in Sichtfach-
werk, stilistisch erbaut im ausgehenden 19. Jahr-
hundert. Seine Lage bezeugt, dass zur Zeit seiner
Erbauung die talseitige Hälfte der ursprünglichen
Stallscheune bereits fehlte. Die gestemmte Tür des
Häuschens mit ihren dekorativ geschmiedeten Be-
schlägen weist in barocke Entstehungszeit, mut-
masslich stammt sie aus dem 1721/22 erbauten
Wohnhaus, und würde somit den letzten erhalte-
nen ursprünglichen Innenausbauteil des Herren-
hauses darstellen. Unter dem Häuschen sind Mör-
tel und Steine der einstigen Hofmauer spürbar.
218
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
Die ursprünglich das Gehöft einfassende Hof-
mauer ist seit dem 19. Jahrhundert zu Stützmau-
ern reduziert. Der südöstliche Mauerflügel birgt die
eingefügte Mündung einer Quelleitung und einen
Laufbrunnen, wobei noch ungewiss bleibt, ob diese
Wasserfassung bereits 1721/22 erbaut wurde,
scheint es doch auf dem Hof zeitweilig an Brauch-
wasser gemangelt zu haben, denn in den 1760er-
Jahren wurde - erfolglos - ein Sodbrunnen 40
Schuh tief ausgehoben.
So liegt uns mit dem Gamander-Hof eine Anlage
von baugeschichtlich vielfältiger und einzigartig
klar nachvollziehbarer Aussage vor.
Im Innern verrät die Raumfunktion über voll-
flächiger Unterkellerung (mit drei Kellerräumen)
die im Liechtenstein seit dem ausgehenden Mittel-
alter überlieferte Ordnung des Drei-Raum-Hauses
mit im Erdgeschoss Stube, Nebenstube und quer-
gestellter Küche, wobei von der Küche - dem 18.
Jahrhundert entsprechend - ein Gang mit Haustür
und Erschliessungstreppe abgetrennt ist. Das Ober-
geschoss mit seiner dem Erdgeschoss analogen
Raumteilung beschreibt Heber nochmals mit Kü-
che, Stube und Kammer, woraus angenommen
werden darf, das Haus hätte ursprünglich zwei Fa-
milien gedient.
DAS WOHNHAUS
Das Wohnhaus wurde 1721/22 d 7 7 von Grund auf
neu erbaut. Der zweigeschossige, verputzte Massiv-
bau von 10.9 auf 13.6 Metern Grundmass ist in sei-
ner Bau- und Raumstruktur vom Keller bis zum
First weitgehend original erhalten. Die Fassaden
sind barocker Art entsprechend symmetrisch in
zwei, talseits gar in drei Fensterachsen gegliedert.
77) Die Bauhölzer für das Wohnhaus wurden im Herbst/Winter
1719/20, i m F r ü h j a h r 1721 und im Herbst/Winter 1721/22 gefällt.
Unter Herbst/Winter ist die wachstumstote Zeit gemeint, das heisst
der letzte Jahrring ist ausgereift, hat aber noch nicht zu neuem
Wachstum angesetzt. Die Fällung der Bäume Herbst/Winter 1721/22
konnte demnach f rühes tens im September 1721 erfolgt sein, woraus
eine f rühes te Fertigstellung des Wohnhaus-Rohbaues im Spätherbs t
1721 angesetzt werden kann. Daraus folgt eine in diesem Falle nicht
unwesentliche Frage zur Interpretation der diesbezüglichen .Archiva-
lien und des Heberplanes von 1721 als Projektvorlage.
219
Wohnhaus, Ostansicht
Wohnhaus, Dachstuhl:
liegender Dachstuhl mit
Sparrenwerk ohne First-
pfette, Fälldaten der Bau-
hölzer Herbst/Winter
1719/21 und 1721/22
Sämtliche Wände sind in verputztem Bruch- und
Rüfestein-Mauerwerk erstellt. Zwei Kellerräume
sowie die Küche im Erdgeschoss werden von ge-
mauerten Tonnengewölben, die übrigen Räume von
Holzgebälkdecken überspannt . 7 8
Als Eindeckung des Gebäudes zeichnete Heber
ein an ein Mansarddach erinnerndes Satteldach
mit den beiden noch heute bestehenden Wetterfah-
nen und zwei Lüftungslukarnen. Die Zeichnung He-
bers widerspricht dem heutigen Satteldach mit sei-
nen beiden charakteristischen Halbwalmen, bezie-
hungsweise lässt einigen Interpretationsspielraum
offen.
1943 a 7 9 erfuhr das Wohnhaus unter Achtung
der ursprünglichen Bau- und Raumstruktur eine
eingreifende Erneuerung des Innenausbaues und
der Fassaden. Die Haustür wurde in die Fassaden-
mitte verschoben und mit einer repräsentativen
Portalarchitektur umrahmt, alle Fensteröffnungen
erhielten Stichbogen-Stürze an Stelle der vorheri-
gen, geraden, hölzernen Sturzbalken. Eckquader-
Malereien schmücken die Hausecken. Stichbogen,
Portal und Eckbemalungen sind freie Neugestaltun-
gen von 1943, wobei auf Grund der Befunde an den
220
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
Stallscheune, Ostansicht:
links der murale Teil von
1720 mit den Rundbo-
genöffnungen und Mörtel-
negativen ursprünglicher
Holzgitter; rechts Scheu-
nenerweiterung von 1919
Scheunenecken auch für den Wohnhausbau von
1722 Eckquaderbemalungen angenommen werden
dürfen.
Die Versetzung des Hauseinganges und die Ver-
legung der inneren Treppenläufe in veränderter
Steigrichtung vom Keller bis ins Dachgeschoss ha-
ben im Erdgeschoss Raum zum Einbau einer klei-
nen Küche und einer Toilette ergeben - die bisheri-
ge Küche dient seither als Esszimmer. Das ganze
Obergeschoss dient seit 1943 ausschliesslich als
Schlafkammer-Geschoss. So wurden im bisherigen
Gang zwei Badezimmer eingebaut, man zog eine
weitere Trennwand ein und sowohl im Erdge-
schoss wie im Obergeschoss wurden entsprechend
der neuen Funktionen einige Türöffnungen ver-
setzt. Das bisher als Estrichraum genutzte Dachge-
schoss erhielt Kammereinbauten.
Der gesamte 1943 eingebrachte Innenausbau ist
von gehobener Qualität und teilweise in barocker
Art gestaltet, partiell gar aus barockzeitlicher Aus-
führung hier zweitverwendet, wie zum Beispiel die
Rippendecke in der Nebenstube des Erdgeschosses
und das Cheminee in der Stube des Erdgeschosses.
Letzteres soll aus dem Zunfthaus zur Meise in Zü-
rich stammen - einem der bedeutendsten Barock-
wohnhäuser Zürichs.
DIE Ö K O N O M I E B A U T E N
Die Stallscheune wurde 1720/21 8 0 neu erbaut als
zweigeschossiger, verputzter Massivbau in symme-
trischer Gliederung mit einer Grundrissfläche von
15.7 mal 20.8 Metern.
Heber zeichnete den Bau 1721 in Grundriss und
Ansicht. Heute ist vom Kernbau nur noch der mu-
rale Teil der östlichen Hälfte erhalten, doch lässt
der heutige Gebäudeteil zusammen mit der Zeich-
nung von Heber den ursprünglichen Ökonomiebau
78) Gewölbekeller deuten hierzulande auf Weinbergbesitz der Bau-
herrschaft; überwölbte Küchen und deren Bedeutung sind wenig
bekannt.
79) GAS; Bauakten zum Wohnhausumbau 1943, mit Plan.
80) Dendrochronologisch datiert sind das Holzgitter in der Scheunen-
Lüftungsöffnung mit Fäl ldatum Herbst/Winter 1719/20, ein inneres
Türgericht mit Fäl ldatum 1886 und ein T ü r r a h m e n an der heutigen
Scheunen-Westfassade mit Fäl ldatum Herbst/Winter 1889/90.
221
Erweiterung von 1919
Heutiger Baubestand
des Ökonomiegebäudes
mit Rekonstruktionsidee
der ursprünglichen Stall-
scheune
in Volumen, Baustruktur und Nutzung erkennen.
Die verputzten Rüfe- und Bruchsteinmauern von
65 bis 75 Zentimetern Stärke umschrieben eine
symmetrische Raumordnung und bargen im Erd-
geschoss der Querachse entsprechend die Futter-
tenne und zu beiden Seiten je einen Stallraum, im
Obergeschoss wiederum in der Querachse die
Dreschtenne, westseits das Heulager und ostseits
das Strohlager. Zur Belüftung des muralen Scheu-
nenraumes dienten zu jeder Fassade je drei Rund-
bogenöffnungen mit hölzernen Lüftungsgittern aus
222
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
I
diagonal angeordneten Kanthölzern. In der Ostfas-
sade ist das nördliche Gitter noch erhalten und mit
Herbst/Winter 1719/20 dendrochronologisch da-
tiert; in den übrigen Rundbogenöffnungen sind die
Mörtelnegative entsprechender, mittlerweile durch
Brettläden und Tore ersetzten Holzgitter erkenn-
bar. Zur repräsentativen Auszeichnung des Gebäu-
des tragen die Hausecken eine in weiss aufgemalte
Quaderbemalung mit Nagelriss im frischen Glatt-
putz. Das breite Halbwalmdach analog jenem über
dem Wohnhaus fehlt, lässt sich jedoch auf Grund
der Befunde und der Zeichnung von Heber rekon-
struieren.
Selbst hangseits zeichnete Heber zum Erdge-
schoss drei Stallfenster. Es scheint, das Terrain
Stallscheune, Ostfassade,
Nordostecke: Glattputz mit
Nagelriss und weisser Eck-
quaderbemalung des
18. Jahrhunderts/1720
Stallscheune: Nordostecke
des Strohlagers von 1720
mit Lüftungsgitter (rechts),
dendrochronologisch da-
tiert mit Herbst/Winter
1719/20 und einer weite-
ren, nun ausgebrochenen
Rundbogenöffnung (links)
mit einst ebensolchem
Gitter
223
Stallscheune: Nordeinsicht
ins Obergeschoss mit dem
Strohlager von 1720 und
dem Dachstuhl von 1910
Scheunenerweiterung von
1919: Stall unter beson-
ders flachem Korbbogen-
gewölbe
wäre dort erst später zum heutigen Niveau aufge-
schüttet worden.
Ein spezieller Befund lässt noch Fragen zur Ent-
stehungsgeschichte offen. Eine horizontale Bau-
naht verläuft auf Höhe der ursprünglichen Stall-
decke von 1720. Sie bezeugt einen Unterbruch der
Bauarbeiten. Da Spuren eindeutig älterer Baureste
nicht bemerkt sind, nehmen wir an, die Stallscheu-
ne sei einheitlich 1720/21 erstellt worden, mit ei-
nem gewissen Bauunterbruch nach Errichtung des
Erdgeschosses mit den Ställen.
1886/90 d wurden im östlichen Stall zwei neue
Bruchsteinwände eingezogen. Ob der Abbruch der
westlichen Hälfte der Stallscheune Anlass zu diesen
Baumassnahmen gab, oder jene bereits seit Jahren
fehlte, ist nicht bekannt; ebenso kennen wir die Ur-
sache zu deren Abbruch nicht. Partielle Rotfärbun-
gen an Wandflächen der heutigen Westfassade
könnten allenfalls auf einen mutmasslich im 19.
Jahrhundert entstanden Brandschaden schliessen.
Der verbleibende Ostteil erhielt ein flach geneigtes,
schindelgedecktes Satteldach mit um 90° gedreh-
ter, heutiger Firstrichtung Nord-Süd.
224
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
Scheunenerweiterung von
1919: Nordansicht
1910 a 8 1 erhielt die Stallscheune den heutigen,
steileren und mit Ziegeln eingedeckten Dachstuhl,
wobei die Traufhöhen blieben, der First jedoch um
einen Meter höher zu liegen kam als sein Vorgän-
ger des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
1919 a 8 2 erweiterte der damalige Besitzer Josef
Anton Walser die Stallscheune firstbündig gegen
Nordosten und erhielt damit einen überdachten
Unterstand, einen weiteren Stall in verputztem
Mauerwerk und einen darüberliegenden Heu- und
Geräteeinstellraum in verbreitertem Llolzfachwerk,
sowie eine Jauchegrube. Der Stallraum wird in be-
sonders beachtenswerter Weise von einem für die
Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zeit-
typischen, nur 74 Zentimeter hohen und 5.30 Me-
ter weiten Korbbogengewölbe überspannt.
81) GAS: Bauakte Nr. 028 vom 8. Juni 1920. mit Plan 1:50.
82) GAS: Bauakte Nr. 145 vom 3. Apr i l 1919, mit Plänen 1:100.
225
DIE G R U N D E I G E N T U M E R UND BEWOHNER
1721/22 d Bau des Gehöftes durch die fürstliche
Verwaltung, nachdem sie in dieser
Flur diverse Wiesen und Felder er-
kauft und ertauscht hat.
bis 1734 Bewirtschaftung in eigener Regie
1735 Verpachtung des Hofes an Joseph
Risch
1740 Pacht durch Joseph Risch (Obiger) und
Johann Anger
1746 Pacht durch Joseph Risch (Obiger)
1752 Joseph Conradt, Anton Walser und
Alexander Jehle als Pächter
1753 Witwe des obigen Joseph Risch als
Mitpächterin an Stelle von Alexander
Jehle
1758 Joseph Risch (wohl der Obigen Sohn)
1780 Verkauf des Hofes an die Gemeinde
Schaan zu 15 000 Gulden
1787 Christoph und Anton Frommelt sind
als Besitzer verzeichnet, ohne Nen-
nung des Erwerbsjahres; danach sind
uns die Eigentümer bis 1809 noch
nicht bekannt.
1809 ein halbes Haus samt Stall, Nr. 160,
Kat.-Nr. 9 3 8 3 ; Joseph Beck
1836/39 Joseph Beck junior; erkauft zu 400
Gulden
1845 Joseph Bühler
1845 Witwe Kresenz Bühler, geb. Schier-
scher; übernommen zu 600 Gulden
1856 Magdalena Maier, geb. Beck; erkauft
zu 350 Gulden
1871-73 Katharina Quaderer, geb. Falk
1876 Johann Julius Wanger
1886 Christian Wanger
1886 Josef Anton Walser
1936 Ferdinand Walser; durch J'eilung
1943 Hanno von Halem; durch Kauf
2001 Land Liechtenstein
Bereits in Liebers Projektplan von 1721 sind im
Erdgeschoss und im Obergeschoss je eine Küche
und eine Stube benannt - es scheint, das Wohn-
haus wäre für zwei Familien erbaut worden. Auch
1934 schien das Gebäude durch mehrere Parteien
bewohnt gewesen.8 4
Interessanterweise nennt auch das amtliche
Grundbuch 1809 «ein halbes Haus samt Stall», was
bedeutet, das Haus hätte zwei Eigentümern gehört.
Laut Aussage des Grundbuchbeamten fehlen je-
doch 1809 und folgend nebst Joseph Beck weitere
Eigentümernennungen im Grundbuch. So dürfen
wir vorläufig annehmen, das Wohnhaus wäre
1721/22 für zwei Familien erbaut worden und bis
1943 auch entsprechend bewohnt gewesen.
Die auffallend häufigen Besitzerwechsel sind ein
Hinweis, dass die Liegenschaft den jeweilen erhoff-
ten Ertrag nicht einzubringen vermochte.
83) Ab 1809 laut amtlichem. 1809 eröffnetem Grundbuch; vorherige
Besitzer durch Claudius Gurt ermittelt.
84) In Erinnerung der Tochter Maria Theresia von Halem.
226
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / PETER ALBERTIN
LITERATUR
Albertin, Peter: Die Ent-
wicklung der Haustypen
im Fürstentum Liechten-
stein. In: Bauen für Liech-
tenstein, ausgewählte
Beiträge zur Gestaltung
einer Kulturlandschaft.
Vaduz, 2000.
Albertin, Peter: Ländliche
Bau- und Wohnkultur. In:
Unsere Kunstdenkmäler,
Fürstentum Liechtenstein,
1992/2, Zeitschrift der
Gesellschaft für Schweize-
rische Kunstgeschichte.
Bern, 1992.
Gurt, Claudius: Der Ga-
manderhof: Geschichte
eines herrschaftlichen
Meierhofes. Im Prospekt:
Der herrschaftliche Meier-
hof Gamander ob Schaan.
Schaan, 1997.
Poeschel, Erwin: Die
Kunstdenkmäler des
Fürstentums Liechten-
stein. Herausgegeben von
der Gesellschaft für
Schweizerische Kunstge-
schichte. Basel, 1950,
S. 16, 17 und 103.
Wanger, Harald: Schaan -
ein Dorf im Wandel. Her-
ausgegeben von der Ge-
meinde Schaan, 1986.
227
Geo-physikalische Prospektionen
JÜRG LECKEBUSCH
DAS MESSPRINZIP DES R A D A R S
Im folgenden soll kurz die Arbeitsweise des Radars
vorgestellt werden. Für weitergehende Beschrei-
bungen sei auf die entsprechende Literatur verwie-
sen.
Der Radar ist eine aktive geophysikalische Pro-
spektionsmethode. Mit Hilfe einer Antenne werden
Radarwellen in den Boden geschickt. Treffen diese
auf eine Schichtgrenze, so werden sie an die Ober-
fläche zurückgeworfen, wo sie wiederum von einer
Antenne erfasst werden können. Man misst also
die Zeit und Amplitude der reflektierten Wellen.
Werden diese Messungen in einem kleinen Abstand
entlang einer Linie durchgeführt, so erhält man ein
Abbild, oder Profil des Untergrunds. Die Wellen
werden jedoch nicht nur senkrecht nach unten aus-
geschickt, sondern auch seitlich bis zu einem Win-
kel von 60 Grad. Dadurch werden auch Strukturen
erfasst, die nicht direkt unter dem aktuellen Mess-
punkt liegen. Dies führt zu einer Veränderung des
geometrischen Abbildes des Bodens. Das heisst,
dass ein rohes Radarprofil nicht direkt die genaue
Geometrie der Strukturen widerspiegelt. Erst durch
eine entsprechende Verarbeitung, eine sogenannte
Migration, kann die tatsächliche Geometrie soweit
wie möglich wieder rekonstruiert werden. Die Tiefe
der Reflexionen wird beim Radargerät in Zeit, Na-
nosekunden, gemessen. Da sich die Radarwellen je
nach Untergrund mit einer unterschiedlichen Ge-
schwindigkeit ausbreiten, muss diese Skala zuerst
korrigiert und kann erst dann in Meter umgerech-
net werden. Die Auflösung der Methode ist durch
die verwendete Wellenlänge gegeben. Leider nimmt
aber bei kürzerer Wellenlänge, die eine bessere
Auflösung ergeben, auch die Eindringtiefe ab. Es
gilt also, einen Kompromiss zwischen der Auflö-
sung und der Eindringtiefe zu finden. In diesem
Falle wurde mit einer Antenne gearbeitet, die eine
Frequenz von 500 Megahertz aufweist. Daraus er-
gibt sich eine Auflösung von mehreren Zentimetern
bei einer maximalen Tiefe von etwa drei bis vier
Metern.
E L E K T R I K 3051
ZIEL DER MESSUNGEN: DIE LAGE A L L E N -
FALLS VORHANDENER M A U E R N
Die Widerstandsmessungen zeigen, dass beinahe
in der gesamten Fläche relativ niedrige Widerstän-
de von etwa 50 OhmMeter vorhanden sind. Nur im
Wurzelbereich der Bäume entlang der Strasse im
Süden und bei Meter 140/10 sind deutlich höhere
Werte vorhanden. Der Feldweg im Nordosten ist
hingegen nur schwach zu erkennen, was auf einen
dünnen Strassenkoffer hindeutet. Diese Feststel-
lung deckt sich mit den Befunden in den Radarda-
ten. Auf der Westseite der Messfläche, gegen das
Tal hin, sind einzelne Bereiche mit einem erhöhten
Widerstand zu finden. Die Form dieser Störungen
deutet auf geologischen Ursprung hin. In Überein-
stimmung mit den Radardaten dürfte es sich hier
um wohl sehr kiesige Schichten handeln, die hier
nahe an die Oberfläche kommen. In der linken
Bildhälfte, also im südlichen Teil der Messungen,
zeichnen sich verschiedene Linien und Bereiche
ab, die auf einen Wechsel des Widerstandes hin-
deuten. Da die Amplituden dieser Änderungen nur
sehr klein sind, wird es sich auch hier um geologi-
sche Strukturen, wie Ablagerungen, Schwemmke-
gel usw. handeln. Wie die beiden parallelen Linien
zu interpretieren sind, die sich auch in den Ra-
dardaten wiederfinden, ist unklar. Aufgrund der
kleinen Amplituden wird es sich jedoch nicht um
archäologische Störungen des Untergrundes han-
deln.
Allgemein kann gesagt werden, dass in den Wi-
derstandsmessungen keine Hinweise auf archäolo-
gische Überreste gefunden werden konnten.
228
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / JÜRG LECKEBUSCH
Elektrik 3051
rot = Interpretation
m
0 10 20 38 40 50 60 70 00 90
Radar 4123
Profil SCHA4010
Meter 7 0 - 163,8
rot = Interpretation
Radar 4123
Profil SCHA7020
Meter 105 - 118,52
rot = Interpretation
Radar 4123
Timeslice TS 100
rot = Interpretation
m
Radar 4123
Timeslice TS 200
rot = Interpretation
229
226680-
226660
226640
226620
226600
226580
226560
226540
757920 757940 757960 757980 758000 758020 758040 758060
Schaan FL Gamander
Elektrik 3051
Lage der Messfläche
R A D A R 4123
ZIEL DER MESSUNGEN: DIE LAGE A L L E N -
FALLS VORHANDENER M A U E R N
Betrachtet man die Qualität der Radarsignale, so
sieht man, dass die Absorption des Signals relativ
gross und daher die Eindringtiefe reduziert ist. Bis
in eine Tiefe von etwa 1.5 Metern können jedoch
immer noch Reflexionen erfasst werden. Diese Ab-
sorption ist auf einen erhöhten Wassergehalt des
Bodens im Spätherbst zurückzuführen. Der gemes-
sene mittlere Widerstand von 50 OhmMeter (oder
20 mS) bestätigt dies.
In den Radardaten können verschiedene Objekte
und Strukturen erkannt werden, die bereits an der
Oberfläche sichtbar sind: so die Baumreihe im Süd-
osten, ein einzelner Baum im Norden, der Feldweg
ebenfalls im Norden sowie die Unterteilung des In-
nenhofes des Gehöftes. Zudem laufen durch das
Gelände zwei moderne Leitungen. Am westlichen
(grauer Raster) und etwas schwächer am östlichen
Rand der Messfläche kann eine deutliche Schicht-
grenze in einer variablen Tiefe von je nachdem 0.5
bis 1.7 Metern erkannt werden. Diese ist jedoch
geologischen Ursprungs (Schwemmkegel etc.) und
daher hier nicht weiter von Bedeutung. Interessant
sind die beiden Strukturen einerseits ganz am nörd-
lichen Rand und in der südlichen Hälfte, die je mit
einem Fragezeichen versehen wurden. Letztere
konnte auch in den Widerstandsmessungen erkannt
werden. Es scheint sich aber auch hier um geologi-
sche Strukturen zu handeln.
Für die Umrechnung der Zeiteinheit in Meter
wurde mit einer durchschnittlichen Geschwindig-
keit von 20 ns/m (Zweiweglaufzeit) gerechnet. Dar-
aus ergeben sich für die TimeSlices folgende Um-
rechnungsfaktoren:
[(Nummer + 12) * 0.127 - 5] / 20
So würde z. B. die TimeSlice TS0100 (Nummer =
100) einer Tiefe von rund 0.45 Meter entsprechen.
Mit Hilfe der Radarmessungen konnten somit
keine klaren Hinweise auf archäologische Überres-
te im untersuchten Gebiet gefunden werden.
230
DER HERRSCHAFTLICHE MEIERHOF GAMANDER
OB SCHAAN / JÜRG LECKEBUSCH
BILDNACIIWEIS
S. 1.91, 197, 198, 204,
210: Sigi Scherrer, Vaduz
S. 195: Silvia Ruppen,
Vaduz
S. 196: Renal AG, Büro für
Räumliche Entwicklung
und Natur, Schaan
S. 200: Liechtensteinisches
Landesarchiv, Vaduz
S. 206, 208: Liechtenstei-
nisches Landesmuseum,
Vaduz
S. 214 entnommen aus:
Schaan. Ein Dorf im Wan-
del. Bilder und Texte von
Harald Wanger. Schaan,
1986
S. 215-225: Peter Albertin,
Winterthur
S. 229, 230: Jürg
Leckebusch, Kantons-
archäologie Zürich
ANSCHRIFT DER
AUTOREN
Heiner Schlegel
Renat AG
Im Bretscha 22
FL-9494 Schaan
Dr. Hans Stricker
Leversberg
CH-9472 Grabs
Claudius Gurt
Rotfluhstrasse 45
CH-8702 Zollikon
Peter Albertin-Eicher
Büro für Bau- und Sied-
lungsgeschichte
Zum Haldenhof
Etzbergstrasse 33
CH-8405 Winterthur
Dr. Jürg Leckebusch
Kantonsarchäologie Zürich
Geophysik
Walchestrasse 15
CH-8090 Zürich
231
R E Z E N S I O N E N
Inhalt
235 KATZENGOLD. ZWEI AUFSÄTZE ZUM WAN-
DEL IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN
Jürgen Schremser
239 WERDENBERGER JAHRBUCH 2003
Herbert Hübe
241 VORARLBERG UND DIE RÖMER
Manfred Tschaikner
234
REZENSIONEN / KATZENGOLD, ZWEI AUFSÄTZE ZUM
WANDEL IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN
Katzengold. Zwei Aufsätze
zum Wandel im Fürstentum
Liechtenstein
JÜRGEN SCHREMSER
DER UNBEGRIFFENE WANDEL
Vom «Wandel» ist im Liechtenstein des letzten
Jahrzehnts verstärkt die Rede. Es stehen, das dürf-
ten nur wenige bestreiten, Veränderungen ins
Haus, die das gesamte Gefüge des Kleinstaates be-
treffen. Dass sich das vormals agrarisch geprägte
Land seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (oder
schon währenddessen) im ökonomischen und so-
zialen Umbau befindet, ist - in der Kurzformel des
Nachkriegswohlstands - durchaus Teil einer offizi-
ellen liechtensteinischen Selbstdarstellung. Allein
was diese Veränderungen antreibt und ausmacht,
wer von ihnen wie betroffen ist, scheint erst in
jüngster Zeit erklärungsbedürftig. Hier setzen jene
institutionelle Ratlosigkeit und öffentliches Ver-
stummen ein, welche den vorliegenden Untersu-
chungen «Zum Wandel im Fürstentum Liechten-
stein» des Schriftstellers Stefan Sprenger ihre Be-
rechtigung und Schärfe geben. Denn in den Krisen
und Krisendebatten der letzten Jahre werden wie
noch nie in der jüngeren Landesgeschichte die bis-
lang gültigen Erzählungen von Herkunft und Zu-
kunft des Landes auf die Probe gestellt.
Dabei ist nicht der Wandel an sich umstritten,
unter Druck stehen vielmehr seine psychischen
Verarbeitungsmuster und in polemische Erhitzung
geraten seine politischen Deutungen. Denn die seit
den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
unauffällig eingeleitete rechtliche und ökonomische
Modernisierung der dörflich strukturierten Klein-
gesellschaft muss - so scheint es - erst noch in ih-
rer Entwicklung aufgearbeitet und in ihren Folgen
erkannt werden.
Für den Autor liegt ein Schlüssel zu dieser Auf-
arbeitung im Entstehungskontext und der weiteren
Entfaltung der einheimischen Finanzdienstleistun-
gen. Sprenger beschreibt Geschichte und Akteure
des sogenannten «Finanzplatzes» Liechtenstein
aus verschiedenen Blickwinkeln, nicht zuletzt aus
der Innenperspektive des professionellen Milieus
selbst. So lässt er etwa Treuhänder über ihr Ge-
schäftsethos und Erfolgsprinzip räsonieren. In ei-
ner informationsdichten und bündigen «Geschichte
des Geldes» wird nachvollziehbar, wie aus dem
D L U H U » " "
Zw Aufiitre zum Wandel
Im Fürstentum Liechtenstein
Stefan Sprenger: Katzen-
gold. Zwei Aufsätze zum
Wandel im Fürstentum
Liechtenstein.
Roman Banzer Verlag,
Triesen, 2002. Zweite
durchgesehene Auflage:
Triesen, 2003. 264 Seiten.
CHF 39.-.
ISBN 3-907905-19-9
235
Mischkonstrukt des Personen- und Gesellschafts-
rechts (PGR), dem Startschuss zur liberalen und
steuerschonenden Kapitalaquisition aus dem Aus-
land, ein Wohlstandsgenerator erstaunlichen Aus-
masses geworden ist. Aus dem schlauen, rechtsklu-
gen Entwicklungshilfeprogramm der Zwischen-
kriegszeit ist eine nahezu selbstläufige, ökono-
misch kaum mehr zu kontrollierende und politisch
tabuisierte Grundstruktur der Gesellschaft selbst
geworden.
Diese Gesellschaft, verfangen in den Wohltaten
der anonymen Geldflüsse, scheint - folgt man Spren-
gers Diskurs - zusehends unfähig, sich rational mit
den Voraussetzungen ihrer Lebensgestaltung aus-
einanderzusetzen. Liechtenstein unterliegt letztlich
einem «cultural lag», einer Diskrepanz zwischen
materiellen Veränderungen und ihrer kulturellen
Aneignung, der von Sprenger auch als «forcierte
Ungleichzeitigkeit» diagnostiziert wird. Während
Finanzdienstleistungen und Kapitalzufuhr Lebens-
bedingungen und -landschaft der rechten Rheintal-
hälfte merklich und augenfällig verändert haben,
«so wirken» - laut Sprenger - soziale Wahrneh-
mung und gesellschaftliche Leitbilder im Geldbad
des PGRs verzögert, ja stellenweise auf dem Stand
der späten dreissiger Jahre eingefroren» (S. 119).
Dies, so Sprengers variierte These, erzeuge jene
chronischen Spannungsaufladungen zwischen rea-
lem «Heimatverlust» und nostalgischer Folklore,
zwischen ökonomisch-konsumistischer Moderni-
sierung und politischer Restauration, welche im
Kulminationspunkt der jüngsten Krisen ein Land
und seine Gesellschaft zu spalten vermögen.
Sprengers Auslotung der Ver-Wandlungskräfte
im Siedlungsraum Liechtenstein greift allerdings
noch eine Beobachtungsstufe tiefer. In lebensge-
schichtlich sensibler und informierter Annäherung
an seine Zeitgenossinnen, unternimmt es der Au-
tor, den Untiefen und Ängsten einer kollektiven
Gemütsverfassung auf die Spur zu kommen. Denn
die Besondei'ungen der liechtensteinischen Un-
gleichzeitigkeit weisen auf eine historische «Ano-
malie» im europäischen Kontext: die wie zufällige
Staatswerdung einer agrarischen Gesellschaft ohne
handelstüchtiges und selbstbewusstes Bürgertum.
Die kleinbäuerlich-konservativen Mentalitäten und
katholischen Schuldkomplexe der Vorfahren wir-
ken fort und schlagen bis dato zu Buche. Sie ma-
chen zumindest die politisch-institutionellen Be-
schränktheiten eines ansonsten modernisierten
Kleinstaates verstehbar. Wiederholt weist Sprenger
auf die Kleinräumigkeit, die Unschärfen und Ver-
zahnungen der liechtensteinischen «Kleinstgesell-
schaft» (S. 159) hin, benennt er ihr Unvermögen, in
einer schmalen Öffentlichkeit den Staat als institu-
tionelles Gegenüber, nicht als Familienangelegen-
heit zu verhandeln, sieht er im landesweiten Be-
schweigen des Finanzplatzes die schuldbewusste
Scham («unverdientes Geld») der bäuerlichen Vor-
fahren am Werk.
RHEINSTROM UND KAPITALFLUSS
Die Plausibilität von Sprengers Thesen hängt nicht
zuletzt an der Form, die er für deren Aufbereitung
und Darstellung gewählt hat. Während der erste
Teil des Buches («Katzengold») in breiter, zuweilen
abschweifender Weise der Rekonstruktion zweier
massgeblicher Gestaltungskräfte des liechtensteini-
schen Talraums gilt, fokussiert der zweite Teil
(«Morgen in Vaduz») auf «Schlüsselszenen» im
jüngsten Verlauf der Finanzplatz- und Verfassungs-
krise. Das Buch, obgleich in sich kein geschlosse-
ner Text, holt derart dennoch weit aus, greift in
«Katzengold» in die Prähistorie der Talraumbesie-
delung und schreibt sich in «Morgen in Vaduz» an
die Zeitkante der Verfassungsabstimmungen vom
März 2003.
Die von Sprenger im ersten Teil thematisierten
kulturbildenden Kräfte des Rheins und des spät
fliessenden Kapitals könnten auch als vorpoliti-
scher, zugleich aber politisch bestimmender Dualis-
mus Liechtensteins verstanden werden. Während
die Besiedelung und Nutzbarmachung des Talraums
Jahrtausende in Anspruch nahmen und die Gene-
rationenerfahrungen bis ins zwanzigste Jahrhun-
dert, dem letzten Rheineinbruch von 1927, präg-
ten, ist die Entfaltung kapitalvermittelter Haupt-
und Nebenfolgen des 1926 geschaffenen PGR ver-
236
REZENSIONEN / KATZENGOLD, ZWEI AUFSÄTZE ZUM
WANDEL IM FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN
gleichsweise jüngsten Datums. Dennoch, und dies
ist einer der Erkenntniseffekte der Geld-Fluss-Ana-
logie des ersten Buchteils, vollziehen sich Um-
wandlung und Gestaltänderung der liechtensteini-
schen Lebenslandschaft in den durch das PGR be-
gleiteten Jahrzehnten in einer Gewalt und Nach-
haltigkeit, die an überpersönl ich-unverfügbare
Naturkräfte gemahnen. Mit Bauzonenausschei-
dung, Bodenpreisanstieg und Zersiedelung rückt
dieser «Wandel» den Liechtensteinerinnen in den
Kernzonen der Kapitalverwaltung - zwischen Va-
duz und Triesen - drastisch auf den kleinräumigen
Leib.
Dennoch, so Sprengers Diagnose, wird die Ent-
wicklung selber nicht konfrontiert, im Regelfall er-
lebt und erduldet, durch Geld in ihren Folgen ge-
dämpft und in Freizeitfluchten und ausgedehnten
Privatsphären kompensiert. Die Politik tut ihr übri-
ges zur Beruhigung und verspricht den Wandel je-
weils als Zukunft, in welche das «Bewährte» als an-
dauernde, geschichtslose Vergangenheit gerettet
werden sollte. Was denn das Bewährte sei, darüber
wird gemeinhin und en detail geschwiegen, weil
dies Abschiede vom nicht Bewährten, Trennschär-
fe und Traditionsbrüche, sprich ein reflektiertes
Vergangenheitsverhältnis, erforderte. Dafür aber
wird jener «Wohlstand» hervorgezaubert, der in ei-
ner unhinterfragten Assoziationskette «Wohlstand-
Fürstenhaus-Dankbarkeit» (S. 111) weniger selbst-
gemacht als eben einer schicksalshaften Verbin-
dung verdankt erscheint. Auch der Fürst ist in die-
ser Perspektive weniger Macher, als vielmehr
Schutzherr eines historischen Sonderfalls. Dass
Liechtensteins Wohlstand im wesentlichen nicht
selbsterzeugt und -verantwortet ist, sondern eine
glückliche Fügung unter fürstlicher Hand, ist ein
Märchen, dass immerhin den Ausgang einer Volks-
abstimmung über die fürstlichen Verfassungsände-
rungen entschieden hat: zugunsten des Fürsten -
nicht der Verfassung.
Nicht nur eine unter Verlustängsten («Wegzug
des Fürstenhauses») und Drohungen («Kapitalab-
wanderung») erpresste Verfassungsreform ist teuer
erkauft, auch das Lebensglück im Talraum hat sei-
nen Preis: Sprenger kehrt Mandevilles Rede von
«private vices - public benefits» für Liechtenstein
um, indem er festhält: «das, was gemeinschaftlich
schadet, bietet ebenso die private Kur» (S. 119).
Die den kreativen und politischen Spielraum der
Gesellschaft einschränkenden «Nebenwirkungen»
des Finanzplatzes werden ihrerseits durch den
Vorteil privater Konsumerweiterung abgetauscht.
Fatalerweise wird aber ein solcher Tausch durch
dieselben Gelder ermöglicht, deren Agenten (Ban-
ken, Treuhänder) buchstäblich und sukzessive den
öffentlichen Raum besetzen («Verblockung»), die
Lebenskarrieren veröden lassen («biographische
Monokultur») und der persönlichen Identifikation
mit Orten und ihrer Geschichte den Boden abgra-
ben.
Um hier ein bewusstes Verhältnis zum Gesche-
henen einzurichten und Handlungsfähigkeit zu er-
langen, wären die Akteure und Kosten dieses Wan-
dels zu bezeichnen, müsste die kleinbäuerliche Öf-
fentlichkeitsscheu abgestreift und gefragt werden,
was das PGR mit uns und was wir mit dem PGR ge-
macht haben. Wohlgemerkt: Auch für Sprenger
sind das Schweigen und die Befangenheiten in der
Debatte um Sinn und Zweck von Steuerprivilegien,
Bankgeheimnis und Standortvorteile keine Ma-
chenschaften einer manipulativen Finanzmafia.
Liechtensteins Gemeinwesen ist hier vielmehr als
politisches Kollektiv zur Verantwortung und Selbst-
aufklärung gerufen. Das Vermeinen, dass Liechten-
stein hautsächlich oder gar exklusiv von den Vor-
teilen und Segnungen des Finanzplatzes, lebe, ist
Teil einer gesamtgesellschaftlich betriebenen Fik-
tionalisierung durchaus analysefähiger Bereiche.
Solche Analyse geschieht, dank ausländischen
Regulierungsdrucks, erst seit jüngster Zeit. Bereits
die erste volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des
Landes (für das Jahr 1998) lässt aber begründet
vermuten, dass Liechtenstein allen Grund zu einer
datengestützt informierten Entzauberung des Fi-
nanzplatzmythos hätte. Sprengers «Katzengold» ist
ein wichtiger Beitrag dazu, eben diesen Mythen ge-
genzusteuern und über das Wirken und die Wir-
kungen der Finanzdienstleistung einen materialrei-
chen, illusionslosen Diskurs einzuleiten.
237
ANSPRUCH UND METHODE
Auch wenn sich der Autor in Aufbau und Formulie-
rung der Texte immer wieder auf andere Stand-
punkte bezieht, seine Abhängigkeit von Fremdwis-
sen markiert und den offenen Diskurs einer letzt-
gültigen Form vorzieht: «Katzengold» ist nichts we-
niger als der anspruchsvolle Versuch, ein zugleich
detailgenaues und theoretisch durchsichtiges Erklä-
rungsraster für die massgeblichen kulturellen De-
terminanten der liechtensteinischen Lebenswelten
vorzulegen. Dass dies auf mehreren Beschrei-
bungsebenen und Reflexionsstufen erfolgt, mit
Blickwechseln und Exkursen, Abschweifungen und
Variationen, ist weniger eine Frage des Anspruchs
als der Methode. Gerade die einigermassen aus-
führliche Anmerkungs- und Registerführung, die
häufigen Gliederungen und Lesehilfen dürften eher
auf die Verständlichkeit von Sprengers Buchs und
die Absicherung seines Deutungsgehalts zielen. Im-
merhin soll, gemäss dem Autor, ein nicht liechten-
steinvertrautes Publikum Katzengold «mit Genuss
und Gewinn» (Vorwort) lesen können.
238
REZENSIONEN
WERDENBERGER JAHRBUCH 2003
Werdenberger Jahrbuch 2003
HERBERT HILBE
«Das Wagnis, der werdenbergischen Vergangen-
heit als einem Geschehen in der Kleinräumigkeit
nicht nur ein Buch, sondern eine jährliche Edition
zu widmen, ist bedeutend».
Die Historisch-Heimatkundliche Vereinigung des
Bezirks Werdenberg hatte, um dem Vorhaben Er-
folg zu bescheiden, bereits für den ersten Jahrgang
1987 eine Redaktionskommission eingesetzt, der
zu Beginn Otto Ackermann, Noldi Kessler, Hans Ja-
kob Reich und Hans Stricker angehörten. Für das
Jahrbuch 1992 stiess Hans Jakob Gabathuler zu
dieser Kommission, für 1993 Maja Suenderhauf.
Noldi Kessler und Otto Ackermann haben in der
Zwischenzeit die Kommission verlassen; für das
Jahrbuch 2003 zeichnen Hans Jakob Gabathuler,
Hans Jakob Reich, Hans Stricker und Maja Suen-
derhauf verantwortlich.
Die eingangs zitierte vorsichtige Aussage des da-
maligen Präsidenten der Historisch-Heimatkundli-
chen Vereinigung des Bezirks Werdenberg HHVW,
Gerhard R. Hochuli, finden wir 1987 im Vorwort
zum ersten «Werdenberger Jahrbuch 1988». Die
Vorsicht mag damals begründet gewesen sein, be-
denkt man den enormen Aufwand, den die Publi-
kation eines Periodikums bedeutet; allerdings wa-
ren Bedenken, wie wir heute wissen, unbegründet.
Denn es entstand im Jahr 1987 etwas, was wir alle
- diesseits und jenseits des Rheins - nicht mehr
missen möchten; vielleicht könnten (oder zumin-
dest möchten) wir nicht einmal mehr darauf ver-
zichten. «Wir», das sind in diesem Fall alle an der
Heimat interessierten Menschen, denen Vergan-
genheit und Gegenwart wichtig ist.
Der Aufbau des Jahrbuchs ist in diesen 16 Jahr-
gängen mehr oder weniger gleich geblieben. Es
wird jedem Jahrgang ein Thema vorgegeben, ohne
sich jedoch auf dieses zu versteifen. Der erste Teil
des Buches ist diesem Thema gewidmet, er wird
durch einige Seiten mit Gönnerwerbung abge-
schlossen. Danach folgen jeweils ein Bericht über
das «Werdenberger Kunstschaffen» sowie - oft his-
torische oder familiengeschichtliche, aber auch na-
turkundliche - Miszellen und/oder Berichte über
Aktuelles; seit der Eröffnung des Regionalmuseums
WERDENBERGER JAHRBUCH
. —_ 2 003
Werdenberger Jahrbuch
2003. Beiträge zu
Geschichte und Kultur der
Gemeinden Wartau, Seve-
len, Buchs, Grabs, Gams
und Sennwald. 16. Jahr-
gang.
Buchs, Verlag Buchs-
Medien, 2002, 272 Seiten,
CHF 48.-.
ISBN 3-905222-97-3
239
«Schlangenhaus» findet sich zudem eine Art Tätig-
keitsbericht des Stiftungsrates und Konservators
des Museums. Abgeschlossen wird jede Ausgabe
durch eine ausführliche Chronik des Bezirks Wer-
denberg des vergangenen Jahres und eine reich
bebilderte Liste aller Verstorbenen.
Die inzwischen behandelten Themen sind vielfäl-
tig: Auswanderung, Alpwirtschaft, Rhein, (der Platz
innerhalb der) Eidgenossenschaft, Sprache und Li-
teratur, Volksmedizin, Burgen und Schlösser, Land-
schaft/Landschaftswandel, Strassen und Wege,
Wasser, der Jahrtausendwechsel, Eisenbahn, Hei-
mat und, im neuesten Jahrbuch 2003: der Wald. Da-
bei haben jeweils das Wissenschaftliche wie das Po-
puläre und Populär-Wissenschaftliche ihren Platz.
Der Blick richtet sich jeweils nicht nur nach innen,
sondern immer auch nach aussen und auf das
Ganze. Dies macht das Werdenberger Jahrbuch ge-
rade für die Liechtensteinerinnen und Liechten-
steiner lesenswert, für die liechtensteinischen His-
toriker, Volkskundler und Naturforscher unverzicht-
bar. Hier nun einen Jahrgang oder einen einzelnen
Artikel herausheben, gar einen Artikel mehr als den
anderen loben zu wollen, ist nicht möglich; es ist
vielleicht aber erlaubt anzuführen, dass das Jahr-
buch 1993 zum sehr populären Thema Volksmedi-
zin ein Verkaufsschlager war.
Das im vergangenen Herbst erschienene Wer-
denberger Jahrbuch 2003 ist, wie bereits erwähnt,
dem grossen Thema Wald gewidmet. Nun fällt es
mir als nicht naturwissenschaftlich Gebildetem und
auch wenig Interessiertem schwer, gerade zu die-
sem Buch etwas zu sagen, doch die Artikel von (mit
einer Ausnahme, siehe unten) höchstens zehn Sei-
ten machen es auch dem Laien leicht, sich einen
Überblick zu schaffen und etwas Interessantes für
sich zu finden: Der Wald als Ökosystem, die Forst-
und Holzwirtschaft, Schutzwirkung und Wieder-
aufforstung, Besitzverhältnisse, Fauna und Flora
im Wald, Pilze, Jagd. Fachfrauen und -männer mö-
gen es sich aussuchen. Mich hat der Artikel «Be-
sondere Wälder zwischen Gonzen und Hirschen-
sprung» angezogen; dieser erstreckt sich über 30
Seiten und enthält 11 «Waldporträts aus dem Forst-
kreis Werdenberg». Allerdings ist mein Interesse
eher lokalgeographisch ausgerichtet.
Im «Werdenberger Kunstschaffen» wird Eugen
Henauer aus Buchs vorgestellt. Den 68-jährigen
Eugen Henauer würde ich als jenseitiges Pendant
zu unserem Balzner Wurzelsucher und -Schnitzer
Toni Gstöhl bezeichnen. Wurzeln werden in erster
Linie gesucht und erst in zweiter Linie bearbeitet,
wobei das Wort «suchen» bereits zuviel ist, denn
die Wurzelfiguren «begegnen» Eugen Henauer bei
seiner Suche. Nur wenn die gefundenen Wurzeln
nicht für sich selbst sprechen, werden sie mehr
oder weniger (meist weniger) bearbeitet. Das sich
hier begegnende Spiel von Natur und Kunst ist im-
mer und endlos faszinierend.
In den Miszellen berichtet Werner Hagmann von
einer verloren geglaubten Chronik, die im Internet
entdeckt wurde. Es handelt sich um die Aufzeich-
nungen des Sevelers Landwirts Christian Hagmann
aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unter
dem Titel «Dutler, Zweifel, Stocker & Consorten»
behandelt Ralph Schlaepfer das Schicksal des Land-
jägers und Flüchtlingshelfers Christian Dutler aus
Rans, ein Schicksal rund um den weit bekannteren
Fall des St. Galler Polizeikommandanten Paul Grü-
ninger zur Nazizeit.
Als «Dokumentation» wird der Artikel «Ein
Brunnenstreit am Grabserberg» übertitelt. Der Au-
tor, Hans Stricker, setzt hier das historische Mikro-
skop an und berichtet von einer gerichtlichen Aus-
einandersetzung in den Jahren 1909 bis 1911 und
dem daraus resultierenden nachbarlichen Zwist,
der sich weit über die Zeit nach 1911 erstreckte.
Das Werdenberger Jahrbuch 2003 macht sich in
meinem Büchergestell neben den anderen 14 nicht
nur aus ästhetischer Sicht gut; es wird, wie die an-
deren, ebenso oft zur Hand genommen werden.
Nur ein Makel haftet in dieser Hinsicht der Reihe
von 1989 bis 2003 an, allerdings ein sehr subjekti-
ver: Die erste Ausgabe 1988 fehlt in meinem Bü-
chergestell, und trotz intensiver Suche gelang es
mir bis heute nicht, das erste Kind dieser wertvol-
len Geschwisterfamilie aufzutreiben und zu erwer-
ben!
240
REZENSIONEN
VORARLBERG UND DIE RÖMER
Vorarlberg und die Römer
MANFRED TSCHAIKNER
Die Geschichte ist unwiederbringlich vergangen;
man kann sie nur bruchstückhaft nach ganz be-
stimmten Kriterien in der jeweiligen Gegenwart re-
konstruieren. Welche Aspekte der Vergangenheit
dabei aber der Rekonstruktion für wert befunden
werden und auf welche Weise man zu Werke geht,
sagt oft mindestens so viel über den Forscher und
seine Zeit aus als über den Gegenstand seines In-
teresses. Das veranschaulicht uns auch die Autorin
des vorliegenden Buches anhand einer Zeitepoche,
die auf Grund ihrer Quellenarmut in unserem
Raum heute noch einen bevorzugten Tummelplatz
von «Forschern» bildet, die nach dem Grundsatz
arbeiten: «Alles, was nicht widerlegt werden kann,
hat Anspruch auf Glaubwürdigkeit».
Die vorzustellende Publikation besteht aus zwei
Teilen. Der erste bietet eine chronologische Über-
sicht über die «Darstellung der römischen Epoche
in der Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung
1800-1945»; der zweite eine «Archäologische Zeit-
tafel zur Erforschung des römischen Vorarlberg
vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1945», die -
mit zahlreichen Abbildungen versehen - etwa 130
Seiten umfasst und eine wertvolle Dokumentation
darstellt. Darauf folgen eine umfangreiche Biblio-
graphie, ein Abbildungsverzeichnis, ein Personen-
und Ortsregister sowie ein Anhang von grösserfor-
matigen Skizzen und Plänen früherer archäologi-
scher Grabungen.
Im ersten Abschnitt des Buches stellt uns die Au-
torin zunächst die Auffassungen der beiden Urväter
der Vorarlberger Geschichtsschreibung, Franz Josef
Weizenegger und Josef Ritter von Bergmann, vor.
Stand die römische Herrschaft bei Weizenegger
noch «im Schatten der Räter», vertrat Bergmann
diesen gegenüber eine distanziertere Haltung und
betonte stärker die zivilisatorischen Errungenschaf-
ten der Römer. Welche Besonderheiten die Vorarl-
berger Forschung der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts dabei kennzeichneten, wird erst durch
den Vergleich mit den zeitgenössischen Autoren der
Nachbarländer Schweiz, Schwaben, Tirol und Liech-
tenstein richtig deutlich. Während etwa die Tiroler
Geschichtsforscher wichtige Ereignisse wie den Zug
des Feldherrn Drusus und die Entscheidungsschlacht
Vorarlberg und
die Römer
Brigitte Truschnegg:
Vorarlberg und die Römer.
Geschichtsbewusstsein
und Landesgeschichte im
Wechselspiel (1800-1945).
Graz, Feldkirch, 2001
(Schriften der Vorarlberger
Landesbibliothek 4),
340 Seiten. EURO 36.80.
ISBN 3-85376-063-5
241
gegen die Räter in ihr Land verlegten, stimmte der
Liechtensteiner Historiker Peter Kaiser weitgehend
mit den Vorarlberger Autoren überein. Insgesamt
bildete er «ein gutes Beispiel dafür, dass eine positi-
ve Bewertung der Romanisierung mit dem Bild der
wilden, kämpferischen Räter durchaus konform ge-
hen kann» (S. 40).
Der zweite Abschnitt in Trusenneggs Buch setzt
sich mit der «Bewertung der römischen Epoche» in
den Jahrzehnten nach der Gründung des Vorarl-
berger Museumsvereins (1857) bis zum Ersten
Weltkrieg auseinander. Dabei lässt sich feststellen,
dass es «zu einer Art Parallelentwicklung» kam: Im
Gefolge der Ausgrabungen in Bregenz, die von den
beiden liberalen und protestantischen Unterneh-
mern Samuel Jenny und Carl Ferdinand v. Schwer-
zenbach geleitet und finanziert wurden, entwickel-
te sich auf der einen Seite «eine archäologische Li-
teratur, welche die laufenden Grabungen in vorwie-
gend sachlicher Weise dokumentiert», sowie eine
breite Diskussion über die Lokalisierung der römi-
schen Strassenstation Clunia, «wobei in diesem Zu-
sammenhang der Wunsch nach einem bedeuten-
den Römerort im Vorarlberger Oberland als ge-
dachtem Gegenpol zu Brigantium im Vorarlberger
Unterland sicher eine nicht unwesentliche Rolle
spielt». Auf der anderen Seite standen die nun
«mengenmässig stark reduzierten gesamthistori-
schen Darstellungen». Sie blieben weitgehend un-
beeinflusst von den Ergebnissen der archäologi-
schen Forschungen und damit den traditionellen
Fragestellungen sowie den antiken Schriftquellen
verbunden. «Doch lassen sich innerhalb dieses Ge-
schichtsbildes deutliche inhaltliche Veränderungen
feststellen. Die Frage nach der vorrömischen Be-
völkerung tritt in den Hintergrund, und stattdessen
lässt sich eine zunehmende Auseinandersetzung
mit den germanischen Stämmen feststellen, wobei
sukzessive identitätsstiftende Elemente von den Rä-
tern auf die Germanen übertragen werden» (vgl.
S. 188).
Dieser Aspekt leitet über zum dritten und letzten
Abschnitt des ersten Buchteils. Bei der Vorarlber-
ger Geschichtsschreibung von 1919 bis 1945 ge-
langt die Autorin zu folgendem Urteil: «Allgemein
betrachtet nimmt ... nicht nur die Vielzahl der ver-
tretenen unterschiedlichen Standpunkte zu, son-
dern auch die Deutlichkeit, mit der diese verfoch-
ten werden. Von einem einheitlichen Geschichts-
bild der römischen Epoche kann also in dieser Pha-
se der Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung
weniger denn je gesprochen werden. Zudem sind
jene, bis zu diesem Zeitpunkt in den Darstellungen
immer wiederkehrenden konstanten Faktoren im
Bild des römischen Vorarlberg nicht mehr rich-
tungsweisend, sondern es wird beliebig auf sie
zurückgegriffen. Die zunehmende Sympathie für
den Nationalsozialismus und die allgemeine Ger-
manophilie übt unzweifelhaft einen starken Ein-
fluss auf das römische Geschichtsbild in der Vorarl-
berger Landesgeschichtsschreibung aus, eine ein-
heitliche Orientierung des Geschichtsbildes in diese
Richtung wird aber offensichtlich nicht erreicht»
(S. 189).
Truschnegg legt mit ihrem Buch eine gediegene
Forschungsgeschichte und -dokumentation vor, die
nicht nur wegen ihres vergleichenden Ansatzes
weit über den Vorarlberger Raum hinaus Interesse
beanspruchen kann. Sie belegt uns einmal mehr in
eindringlicher Form, dass das Bewusstsein der Be-
dingungen und Methoden stets eine unabdingbare
Voraussetzung für eine sinnvolle Auseinanderset-
zung mit der Vergangenheit bildet. Es ist zu hoffen,
dass andere Epochen und Regionen in näherer Zu-
kunft ähnliche Bearbeitungen wie in der vorliegen-
den Publikation erfahren.
242
REZENSIONEN
VORARLBERG UND DIE RÖMER
A N S C H R I F T D E R
A U T O R E N
Mag. Jürgen Schremser
Bangarten 13
FL-9490 Vaduz
Herbert Hübe
Haidenstrasse 15
FL-9495 Triesen
Dr. Manfred Tschaikner
Vorarlberger Landesarchiv
Kirchstrasse 28
A-6900 Bregenz
243
JAHRESBERICHT
DES HISTORISCHEN
VEREINS FÜR DAS
FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Inhalt
247 Tä t igke i t sber ich t des Vereins pro 2002
258 Jahresrechnung des Vereins pro 2002
263 Liechtensteiner Namenbuch, Tät igkei t s -
bericht 2002
265 Liechtensteinisches Urkundenbuch,
Tä t igke i t sbe r ich t 2002
267 Projekt « K u n s t d e n k m ä l e r des F ü r s t e n t u m s
Liech tens te in» , Tä t igke i t sbe r ich t 2002
271 Vorarlberger Sprachatlas mit Einschluss des
F ü r s t e n t u m s Liechtenstein, Tät igkei ts -
bericht 2002
246
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Tätigkeitsbericht des Vereins
pro 2002
J A H R E S V E R S A M M L U N G 2002
Die 101. ordentliche Jahresversammlung fand a m
16. März 2002 in der A u l a der Primarschule i n Ba l -
zers statt. Der Vereinsvorsitzende Rupert Quaderer
e rö f fne te die Sitzung in Anwesenhei t von rund 100
Vereinsmitgliedern. E r b e g r ü s s t e insbesondere K u l -
turminister Dr. Alois Ospelt als Vertreter der Regie-
rung, verschiedene Ehrenmitglieder sowie Gäs te
aus der ö s t e r r e i c h i s c h e n und der schweizerischen
Nachbarschaft . Die d i e s j ä h r i g e Jahresversamm-
lung wurde beehrt mit dem Besuch des Vereinsvor-
stands der Internationalen Gesellschaft f ü r histori-
sche Alpenforschung. Diese Vereinigung hielt i n
Liechtenstein an diesem Wochenende ebenfalls i h -
re Jahresversammlung ab und ihr P rä s iden t , Pro-
fessor Jean-Francois Bergier, hielt das Referat, das
i m Anschluss an die Mitgl iederversammlung des
Historischen Vereins folgte.
Nach der B e g r ü s s u n g durch den Vereinsvorsit-
zenden verlas Vorstandsmitglied Helmut Konrad
das Protokoll der 100. Jahresversammlung v o m
9. Juni 2001 in Mauren . Das Protokoll wurde i n der
Folge einst immig gutgeheissen. Der Jahresbericht
des Historischen Vereins sowie die Berichte der vom
Verein getragenen Projekte waren den Vereinsmit-
gliedern bereits i m Vorfeld zugestellt worden, so
dass diese Berichte nicht mehr detailliert vorgestellt
werden mussten.
Alle Berichte wurden zur Diskussion gestellt. Die-
se Möglichkeit zur Diskussion wurde indes nicht ge-
nutzt. Folglich wurden der Jahresbericht des Vor-
stands sowie die Berichte der Projekte i n der vor-
liegenden F o r m einst immig genehmigt.
Die Jahresrechnung 2001 wurde den Vereinsmit-
gliedern zusammen mit den Berichten ebenfalls be-
reits vor der Jahresversammlung zugestellt. Ge-
s c h ä f t s f ü h r e r Klaus Biedermann verlas deshalb nur
die wichtigsten Posten. Das V e r e i n s v e r m ö g e n belief
sich per Ende 2001 auf 363135.78 Franken . Es
wurden Einnahmen in H ö h e von 446 394.21 ver-
bucht. A u f der Ausgabenseite konnte ein Betrag von
397 573.05 Franken festgestellt werden. Im Be-
richtsjahr 2001 wurde der Fonds «Nach Amer ika !»
aufgelös t und sein noch vorhandenes V e r m ö g e n in
den Fonds « F o r s c h u n g und Pub l ika t ionen» inte-
griert, welcher per Jahresende ein V e r m ö g e n in
H ö h e von 152 148.10 Franken aufwies. Die Jahres-
rechnung f ü r 2001 wurde sodann nach dem Verle-
sen des Berichts der Kontrollstelle einst immig ge-
nehmigt.
Im Anschluss an die Genehmigung der Jahresbe-
richte und der Jahresrechnung fanden die Neuwah-
len f ü r den Vereinsvorstand sowie fü r das A m t des
Revisors statt. Zuerst dankte Rupert Quaderer den
scheidenden Vorstandsmitgliedern Norbert W. Has-
ler und Helmut Konrad f ü r ihr l ang j äh r ige s enga-
giertes Mi twi rken i m Vereinsvorstand. A n ihrer
Stelle wurden neu Fabian Frommel t sowie Eva
Pepic, beide aus Triesen, zur Wahl i n den Vereins-
vorstand vorgeschlagen. E v a Pepic betreute von
1986 bis 1997 i n leitender Funkt ion die Archäolog ie
i n Liechtenstein und ist heute Leiter in des Dor fmu-
seums DoMuS in Schaan, der Historiker Fabian
Frommel t arbeitet als Redaktor be im Historischen
Lexikon f ü r das F ü r s t e n t u m Liechtenstein.
Die Vereinsmitglieder ka-
men zahlreich zur Jahres-
versammlung nach Bal-
zers. Im Bild von links
nach rechts: Ehrenmit-
glied Adulf Peter Goop, der
mehrjährige Präsident des
Kulturbeirates Arnold
Kind sowie Ehrenmitglied
Georg Malin
247
Der neu gewählte Vereins-
vorstand. Von links nach
rechts: Alfred Goop, Vero-
nika Marxer, Marie-Theres
Frick, Rupert Quaderer,
Eva Pepic und Fabian
Frömmelt
An der Jahresversamm-
lung im Gespräch: Otto
Büchel, Hugo Quaderer
und Alexander Sele (oben)
sowie Alois Ospelt und
Rupert Quaderer (unten)
Dr. Peter Geiger wurde z u m T a g e s p r ä s i d e n t e n
und Wahlleiter gewäh l t . Die Wahlen fü r den Ver-
einsvorstand sowie f ü r die Revisionsstelle ergaben
jeweils einstimmige Ergebnisse.
Der neue Vereinsvorstand f ü r die Jahre 2002 bis
2005 setzt sich wie folgt zusammen: Rupert Quade-
rer, Vorsitzender, A l f r e d Goop, Kassier, Veronika
Marxer, Aktuar in , sowie als Beisitzer Marie-Theres
Frick, Eva Pepic, Fab ian Frommel t und Volker
Rheinberger. A l s Rechnungsrevisor wurde Georg
Kieber f ü r die Jahre 2002 bis 2005 in seinem A m t
bes tä t ig t .
Der statutarische Teil der Jahresversammlung
wurde sodann vom Vereinsvorsitzenden mit einem
herzl ichen Dank an die Gemeinde Balzers f ü r die
Möglichkei t zur kostenlosen Benutzung der R ä u m -
lichkeiten sowie f ü r die Offerierung des Aperi t i fs ge-
schlossen.
ÖFFENTLICHER V O R T R A G
Im Anschluss an die Mitgl iederversammlung lud der
Historische Verein zu einem öf fen t l i chen Vortrag
von Professor Jean-Francois Bergier ein. Aus aktu-
ellem Anlass - 2002 war das Jahr der Berge - refe-
rierte der Schweizer Historiker Bergier ü b e r den Le-
bensraum der A lpen aus geschichtlicher Sicht. Pro-
fessor Bergier - bekannt geworden durch seine
Funkt ion als P r ä s i d e n t der His tor iker-Kommiss ion,
248
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
welche die Rolle der Schweiz i m Zweiten Weltkrieg
untersuchte - ist Spezialist in Fragen zur Wirt-
schaftsgeschichte sowie zum s p ä t e n Mittelalter. E r
hat sich mit dem Lebensraum der A lpen intensiv
auseinandergesetzt. Professor Bergier berichtete
dem Publ ikum i n freier Ansprache ü b e r die Ge-
schichte des Alpenraums und schilderte dabei auch
seinen p e r s ö n l i c h e n Zugang zum Thema. Einige
G r u n d z ü g e seines Referates seien untenstehend
kurz skizziert. Dass sein Vortrag auf reges Interesse
stiess, belegte die stattliche Zahl der Z u h ö r e r i n n e n
und Zuhörer , die eigens zum A n h ö r e n dieses Refe-
rates nach Balzers gekommen waren.
A u f der Suche nach der Geschichte der A lpen hob
Professor Bergier drei Dimensionen hervor: Die A l -
pen als durchquerter Raum, als erlebter Raum und
als von der Ebene aus wahrgenommener Raum.
Seit der Jungsteinzeit wurden die Alpen auf Han-
delswegen durchquert. Im Mittelalter lag der Vorteil
der Passstrassen dar in , dass die benöt ig te Wegzeit
besser a b g e s c h ä t z t werden konnte i m Vergleich
zum unsicheren Seeweg. Wesentlich s p ä t e r dann,
i m Zweiten Weltkrieg, nutzten die Deutschen den
Landweg ü b e r den Simplon und den Gotthard, da
der Seeweg fü r den Transport von Kohle nach Itali-
en blockiert wurde.
Die Geschichte der A lpen als Lebensraum w a r bis
vor 30 Jahren noch wenig erforscht. So fiel das In-
teresse v e r h ä l t n i s m ä s s i g s p ä t auf die kollektiven Or-
ganisationsformen i n den Alpen , welche das Über le -
ben der Bergbewohner/ innen e rmög l i ch t en . Die ex-
tensive Viehzucht h ing von der B e w ä s s e r u n g der
Wiesen ab. U m den Zugang zu Wasser rechtzeitig zu
g e w ä h r e n , wurden neben den technischen Innova-
tionen neue rechtliche Organisationsformen b e n ö -
tigt. Der Hunger der S täd te brachte die Bergbevöl -
kerung mit den Produkten Käse und Fleisch in eine
Machtposit ion. Das Salz f ü r die K ä s e p r o d u k t i o n
kam aus Nordafr ika , was die weite Vernetzung der
Alpen im Mittelalter verdeutlicht.
Sodann widmete sich Professor Bergier verschie-
denen Reisebeschreibungen sowie dem oftmals
v e r k l ä r e n d e n Blick «von a u s s e n » beziehungsweise
dem Blick «von u n t e n » . Vor der Eroberung der A l -
pen durch die Touristen ab dem Ende des 18. Jahr-
hunderts hatte es nur wenige Reisebeschreibungen
gegeben. Doch schon i m 16. Jahrhundert wurden
die Alpen mit « f r i s che r Luft» und ebenso mit «Fre i -
he i t» assoziiert. Im 17. Jahrhunder t hingegen
herrschte das Bi ld von Kälte sowie die Angst vor den
Wöl fen vor. Im darauf folgenden 18. Jahrhundert
wurde die Bergwelt wiederum besungen und auch
romantisch ve rk lä r t . Diese «Sicht von u n t e n » stand
i m Gegensatz zur Lebenswelt in den Bergen, die oft-
mals von A r m u t und daraus resultierender notwen-
diger Emigrat ion bestimmt wurde. Im ersten Kon-
takt mit den « g r o b e n B a u e r n » fanden sich in der
Folge viele Touristen e n t t ä u s c h t . Der romantische
Blick «von a u s s e n » k ö n n e sich durch Konfrontat ion
249
mit der Wirkl ichkei t zum Blick «von i n n e n » weiter
entwickeln und so neue Einsichten e rmög l i chen .
Gerade dieser Blick «von i n n e n » durch eine p e r s ö n -
liche A n n ä h e r u n g an diese Menschen und ihre Le-
benswelten sei sehr wichtig, um ablaufende Ent-
wicklungen besser verstehen zu k ö n n e n . A u c h um-
weltpolitische Vorgehensweisen m ü s s t e n sich der
Diskrepanzen der verschiedenen Sichtweisen be-
wusst bleiben. Insgesamt leiste hier die geschichtli-
che Forschung, so Professor Bergier abschliessend,
einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag.
VORSTAND
Der alte Vereinsvorstand traf sich bis zur Jahresver-
sammlung im März 2002 zu drei ordentlichen Sit-
zungen. Da i m Berichtsjahr der Vereinsvorstand
neu g e w ä h l t wurde, wurde f ü r den alten Vereinsvor-
stand eine Exkurs ion nach Bern organisiert. Dort
besichtigte man am 2. Februar 2002 die Ausstellung
ü b e r die Burgunderteppiche, welche im Bernischen
Historischen Museum gezeigt wurde. Dieser vom
Verein finanzierte Anlass, an dem auch die (Ehe-)
Partnerinnen und -Partner der Vorstandsmitglieder
teilnahmen, war gedacht als kleines D a n k e s c h ö n f ü r
die zum Teil l ang j äh r ige Mitarbeit der bisherigen
Vorstandsmitglieder.
Der neue Vereinsvorstand, der ab dem 16. März
2002 i m A m t ist, traf sich bis zum Ende des Be-
richtsjahrs zu drei weiteren Sitzungen sowie zu
zwei Klausurtagungen. W ä h r e n d d e m erstere zur
Erledigung der anstehenden Geschäf t e benutzt wur-
den, dienten letztere der Aufgabe, sich vertieft Ge-
danken ü b e r die Vere ins tä t igkei t sowie ü b e r die Ver-
einsziele zu machen. Die geplante Revision der Ver-
einsstatuten war dabei ein wichtiges Anliegen.
Eine zentrale Aufgabe des Vereinsvorstands war
im Jahr 2002 die Betreuung der Vereinsprojekte, an
denen g rundsä t z l i ch i m bisherigen Rahmen weiter-
gearbeitet wurde - so am «Liech tens t e in i schen Ur-
k u n d e n b u c h » und am «Vora r lbe rge r Sprachatlas
mit Einschluss des F ü r s t e n t u m s L iech tens te in» . Bei
den Projekten « K u n s t d e n k m ä l e r » und « P e r s o n e n -
n a m e n b u c h » kam es i m Berichtsjahr indes zu neuen
Weichenstellungen mit entscheidendem Einfluss auf
den Projektabschluss.
Sowohl f ü r das Personennamenbuch als auch f ü r
die Neubearbeitung der K u n s t d e n k m ä l e r wurden
die Grundlagen geschaffen f ü r die Ausarbei tung von
je einem Bericht und Antrag, mit welchen die Regie-
rung den Landtag u m einen E r g ä n z u n g s k r e d i t f ü r
diese beiden Projekte ersuchte. A n den Sitzungen
der Vorsteherkonferenz vom 21. März 2002 sowie
vom 27. Jun i 2002 konnte der Vereinsvorsitzende
Rupert Quaderer die erweiterten Projekte «Kunst -
d e n k m ä l e r » beziehungsweise « P e r s o n e n n a m e n -
b u c h » vorstellen. F ü r beide E r g ä n z u n g s k r e d i t e
wurden die elf liechtensteinischen Gemeinden wie-
derum um eine 50-prozentige Mit f inanzierung ge-
beten, und erfreulicherweise stellten sich alle Ge-
meinden hinter diese Anliegen. Der Hohe Landtag
bewilligte i n seiner Sitzung vom 19. September
2002 einst immig den E r g ä n z u n g s k r e d i t in Höhe von
313 0 0 0 - Franken fü r das Projekt « K u n s t d e n k -
m ä l e r » und hiess in seiner Sitzung vom 20. Novem-
ber 2002 mehrheit l ich auch den E r g ä n z u n g s k r e d i t
i m Umfang von 567 500 . - Franken f ü r die Fertig-
stellung des Personennamenbuches gut.
Damit konnten diese beiden Projekte f inanzie l l
und zeitlich auf eine neue erweiterte Basis gestellt
werden. F ü r die Fertigstellung des Personennamen-
buches konnte Professor Hans Stricker, Initiator und
Hauptautor des s e c h s b ä n d i g e n Werks «Die Orts-
und Flurnamen des F ü r s t e n t u m s Liech tens te in» , als
Projektleiter gewonnen werden. Die beiden bisheri-
gen Mitarbeiter Anton Banzer und Herbert Hübe
werden auch wei terhin f ü r das Personennamen-
buch tä t ig sein. Das Personennamenbuch w i r d nun
definitiv bis ins Jahr 2007 als druckfertiges Manu-
skript vorliegen. Das Projekt « K u n s t d e n k m ä l e r »
w i r d inhal t l ich erweitert und im Jahr 2009 seinen
definit iven Abschluss finden. Über den Fortgang der
Arbei ten bei den einzelnen Projekten orientieren se-
parate Tä t igke i t sbe r i ch te i m Anschluss an die Jah-
resrechnung.
Der Vereinsvorsitzende Rupert Quaderer vertrat
auch im Berichtsjahr 2002 den Historischen Verein
an den Sitzungen der « G e s p r ä c h s r u n d e Kul tur» , zu
welchen das Ressort Kul tur der liechtensteinischen
250
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Regierung r e g e l m ä s s i g einlud. Rupert Quaderer
nahm stellvertretend f ü r den Verein auch an diver-
sen Veranstaltungen teil, so am 27. September 2002
am Festakt der Verleihung des Kulturpreises Sar-
ganserland in Sargans oder am 28. September 2002
an der Veranstaltung z u m 75. Jahrestag seit der
R h e i n ü b e r s c h w e m m u n g in Ruggell.
GESCHÄFTSSTELLE
Klaus Biedermann nahm auch i m Berichtsjahr 2002
die Aufgaben der Vereinsadministrat ion und der
Jahrbuch-Redaktion wahr. Als Ferienvertretung f ü r
Klaus Biedermann konnte Tobias Ritter aus Mauren
gewonnen werden. Tobias Ritter betreute die Ge-
schäf tss te l le i m Ju l i 2002. F ü r seinen Arbeitseinsatz
sei i h m an dieser Stelle herzl ich gedankt.
Im Berichtsjahr begann die Geschäf t ss te l le mit
der Neuordnung und Neuerfassung der Vereinsbi-
bliothek. Die Erstellung der neuen Signaturen er-
folgt in Zusammenarbeit mit der Liechtensteini-
schen Landesbibliothek. Neue und v e r ä n d e r t e Da-
ten wurden mit Hilfe des A L E P H Katalogprogramms
erfasst, welches inzwischen von mehreren Bibl io-
theken in Liechtenstein verwendet w i r d und das zu-
dem eine über s i ch t l i che und umfassende Einsicht i n
den Bestand dieser Bibliotheken ermögl ich t . Diese
derzeit laufenden Arbei ten werden i m Jahr 2003
we i t e rge füh r t .
ERWEITERUNG DER D E N K M A L S C H U T Z -
KOMMISSION
Die Regierung des F ü r s t e n t u m s Liechtenstein reali-
sierte i m Berichtsjahr 2002 eine Erwei terung der
Denkmalschutz-Kommission u m zwei Mitglieder.
Nachdem die Liechtensteinische Ingenieur- und A r -
chitektenvereinigung (LIA) gebeten wurde, einen
Vertreter in die Kommiss ion zu entsenden, erhielt
auch der Historische Verein fü r das F ü r s t e n t u m
Liechtenstein die Einladung, eine weitere Person f ü r
die Denkmalschutz-Kommission zu delegieren. Sei-
tens der LIA nahm Archi tekt Markus Sprenger aus
Triesen Einsi tz in der Kommiss ion , w ä h r e n d seitens
des Historischen Vereins neu G e s c h ä f t s f ü h r e r Klaus
Biedermann Mitgl ied der Denkmalschutz-Kommis-
sion wurde.
In der bis ins Jahr 2004 laufenden Mandatsperi-
ode vertreten nun drei Personen den Historischen
Verein in der Denkmalschutz-Kommission: Herr
Urs Clavadetscher aus Felsberg, F rau Dagmar Stre-
ckel aus Schaan sowie Herr Klaus Biedermann aus
Vaduz.
Zur Vorstandssitzung des Historischen Vereins
am 15. M a i 2002 wurden die zwei bisherigen Ver-
treter der Denkmalschutz-Kommiss ion, Dagmar
Streckel und Urs Clavadetscher, eingeladen. Sie be-
richteten ü b e r ihre Tät igkei t als Kommissionsmit-
glieder w ä h r e n d den vergangenen zwei Jahren.
J A H R R U C H RAND 101
Das Jahrbuch Band 101 wurde am 20. Juni 2002 i m
Bildungshaus Gutenberg in Balzers der Öffentl ich-
keit vorgestellt. A n diesem Anlass , der f re i zugäng -
l ich war, nahmen rund 30 Vereinsmitglieder und
Gäs te teil.
Hauptbeitrag i m neuen Jahrbuch ist die Magis-
terarbeit von F r a u Dr. K a r i n Schamberger-Rogl mit
dem Titel: «<Lands Brauch, oder Erbrecht), in der
<Vaduzischen Grafschaft üb l i chen) - E i n Dokument
aus dem Jahr 1667 als Grundlage f ü r landschaftl i-
che R e c h t s s p r e c h u n g » . Wichtigster Bestandteil des
Landsbrauchs ist das Erbrecht, wie es bis ins Jahr
1809 Gültigkeit hatte. Dazu kommt die Polizeiord-
nung, mit welcher die Obrigkeit einerseits Vorschrif-
ten fü r ein «got tgefäl l iges» Leben erteilte und ande-
rerseits gegen den M ü s s i g g a n g und gegen andere
Laster des Menschen a n k ä m p f t e . A u f eine Einle i -
tung der Auto r in folgt die Edi t ion des Originaltextes.
Die Autor in , F rau Dr. K a r i n Schamberger-Rogl,
war an der B u c h p r ä s e n t a t i o n in Balzers anwesend
und konnte ihren Beitrag i m Rahmen eines Kurzre-
ferates vorstellen.
Der zweite i m Jahrbuch enthaltene Aufsatz be-
fasst sich mit der «Volkskunde h e u t e » . Es ist dies die
gedruckte Form des Referates, welches der emeri-
251
tierte Tüb inger Volkskunde-Professor Hermann Bau-
singer i m November 1998 an einer vom Arbeits-
kreis f ü r Regionale Geschichte organisierten volks-
kundlichen Tagung in Balzers gehalten hatte.
Manf red Tschaikner stellt in einem Kurzbei t rag
ein f r ü h e s Dokument ü b e r Hexenverfolgungen i n
Vaduz a m Ende des 16. Jahrhunderts vor. Dieses
Schr i f t s tück aus dem Stadtarchiv Maienfeld ist das
ä l tes te bisher bekannte Dokument, welches Hexen-
verfolgungen in der Grafschaft Vaduz belegt.
Claudia Heeb-Fleck und Veronika Marxer-Gsel l
p r ä s e n t i e r e n eine Zusammenfassung ihrer For-
schungsarbeit zur liechtensteinischen Migrations-
politik in den Jahren 1945 bis 1981. Sie zeigen da-
bei unter anderem auf, wie schwer sich Liechten-
stein lange Zeit tat mit der Aufnahme und E i n b ü r g e -
rung von A u s l ä n d e r i n n e n und A u s l ä n d e r n .
Anschliessend an die Buchbesprechungen und
an die Jahresberichte des Historischen Vereins und
des Landesmuseums stellt Norbert W. Hasler ein In-
ventar der in Liechtenstein vorhandenen Votivtafeln
vor. Votivbilder s ind rel igiöse Zeugnisse der Bevöl-
kerung, die aus Dank f ü r die Errettung aus einer
Notsituation oder als Bitte u m Schutz vor Gefahren
solche Votivbilder stiftete.
P R Ä S E N T A T I O N DER DVD
A m 11. A p r i l 2002 konnte i n den Räuml ichke i t en
der F i r m a GMG-Net in Buchs die neue D V D mit den
ersten 100 J a h r b ü c h e r n der Öffent l ichkei t p r ä s e n -
tiert werden. In Anwesenhei t des Vereinsvorsitzen-
den Rupert Quaderer sowie von Ar thu r Gassner als
F i r m e n r e p r ä s e n t a n t konnten die Vertreterinnen und
Vertreter der Medien die ersten Exemplare dieser
D V D i n Empfang nehmen. E i n Angebot an sämt l i che
Mitglieder des Historischen Vereins zur Subskripti-
on wurde rege benutzt. Insgesamt wurden i m Be-
richtsjahr 2002 knapp 100 Exemplare der D V D be-
stellt und verkauft. Die Landesverwaltung sowie das
Schulamt erwarben mit Entr ichtung einer e inmali-
gen G e b ü h r eine Lizenz z u m Aufschal ten der D V D
auf ihr internes Computernetz.
H O M E P A G E
Die F i r m a GMG-Net lud den Vereinsvorstand auf
den Abend des 24. Oktobers 2002 zu einer P r ä s e n -
tation einer Probeversion der neuen Homepage
nach Buchs. Bereits die z u diesem Zeitpunkt gezeig-
252
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
te Testversion erwies sich als viel versprechend. Der
Vereinsvorstand ist zuversichtlich, dass die definit i-
ve Version der Homepage ab F r ü h j a h r 2003 auf
dem Internet einsatzbereit und abrufbar sein w i rd .
ARBEITSKREIS FÜR R E G I O N A L E
GESCHICHTE
Im Berichtsjahr nahm der Vereinsvorsitzende Ru-
pert Quaderer an mehreren Sitzungen des Arbei ts-
kreises f ü r Regionale Geschichte teil. Im Mittelpunkt
dieser Z u s a m m e n k ü n f t e stand die Vorbereitung ei-
ner wissenschaftl ichen Tagung zum Thema «Hei-
mat und Vaterland - Die Rolle historischer und lan-
deskundlicher Vereine aus Liechtenstein, Schweiz
und Vorarlberg i n Vergangenheit und G e g e n w a r t » .
Diese Tagung fand schliesslich am 25. und 26. Okto-
ber 2002 i n Feldki rch statt. Als Auftakt zur Tagung
referierte am Freitagabend, 25. Oktober, Dr. Peter
Geiger i m Palais Liechtenstein i n Feldki rch zum
Thema: «<Kriener hat sich f ü r alles interessiert . . .> -
Die Feldkircher Gestapo und ihre Aushorchung
ü b e r die Grenze» . Die eigentliche Tagung fand dann
am darauffolgenden Tag i m H ö r s a a l der Pädagog i -
schen Akademie in Fe ldki rch statt.
A m Samstagvormittag, 26. Oktober, wurden fünf
Impulsreferate gehalten, deren Ergebnisse nach-
mittags in einer Podiumsdiskussion vertieft e r ö r t e r t
wurden. Klaus Biedermann stellte in seinem Referat
am Vormittag den Historischen Verein f ü r das Fü r -
stentum Liechtenstein vor. A n der darauf folgenden
Podiumsdiskussion vertrat Vorstandsfrau Veronika
Marxer unseren Verein.
Die Ergebnisse der Tagung sollen in Buchfo rm
der Öffentl ichkeit zugängl ich gemacht werden. Als
Gefäss d a f ü r bietet sich die Schriftenreihe der Rheti-
cus-Gesellschaft in Feldki rch an.
V E R A N S T A L T U N G E N Z U M J A H R DER B E R G E
Gemeinsam mit der Arbeitsstelle fü r Erwachsenen-
bildung organisierte der Historische Verein i m Be-
richtsjahr mehrere An lä s se zum Internationalen
Jahr der Berge, welches von der Uno f ü r das Jahr
2002 ausgerufen worden war. Sämt l i che Angebote
stiessen auf reges Interesse.
A m Nachmittag, den 4. M a i 2002 wurde eine ge-
f ü h r t e Besichtigung der Bergfestung «Magle tsch»
bei Oberschan SG d u r c h g e f ü h r t . Im Anschluss an
die Innenbesichtigung hielt Peter Geiger i m Freien
ein Kurzreferat ü b e r die strategische Bedeutung der
H ü g e l k u p p e zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und in
den darauffo lgenden Jahren. Es war dies eine Wie-
derholung der sehr erfolgreichen Exkurs ion , die der
Historische Verein f ü r den 17. November 2001 an-
geboten hatte.
Herbert H ü b e e n t f ü h r t e am Abend des 5. M a i
2002 mit seinem Vortrag « S ü c k a c h e r i s und Grit-
scher Poli» i m Haus Stein-Egerta in Schaan die
Z u h ö r e r i n n e n und Z u h ö r e r in die lokale alpine Sa-
genwelt.
Rupert Quaderer referierte an läss l i ch einer M a -
tinee a m 26. M a i 2002 i m Haus Stein-Egerta in
Schaan zum Thema «Wi lde re r und Schmuggler -
Legende und Real i tä t» und leitete die daran an-
schliessende Diskussion.
A u f den 5. August 2002 luden Robert Büchel-
Thalmaier und Rupert Quaderer zu einem Alptag
auf die Alpe Valüna . Die Besucherinnen und Besu-
cher konnten hautnah das Tagesgeschehen auf ei-
ner liechtensteinischen Alpe miterleben, welches
bereits um 4.30 Uhr beginnt und am Abend nach 19
Uhr endet.
Anton Banzer, Mitarbeiter beim Liechtensteiner
Namenbuch, leitete am 25. August 2002 eine halb-
tägige Flurnamenwanderung, die von Steg nach
Valüna und Waldboda f ü h r t e .
A m 2. Dezember 2002 fand in der Fachhoch-
schule i n Vaduz die liechtensteinische Abschluss-
veranstaltung z u m Internationalen Jahr der Berge
statt. Zu dieser Veranstaltung waren sämt l i che In-
stitutionen eingeladen, die sich an den insgesamt 75
Liechtensteiner Akt ionen zu diesem besonderen
Jahr organisatorisch beteiligten. Stellvertretend fü r
den Historischen Verein nahm Anton Banzer an die-
ser Abschlussfeier teil.
253
Impressionen von der
Exkursion «Auf den Spu-
ren des Hauses Liechten-
stein». Beim Schloss
«Oberes Belvedere» in
Wien
Kurze Rast in Nikolsburg,
Mähren
Führung durch die fürst-
lich-liechtensteinische
Gruft in Wranau, Mähren
V E R S C H I E D E N E W E I T E R E A N L A S S E
«AUF D E N S P U R E N DES H A U S E S
LIECHTENSTEIN»
Im F r ü h j a h r 2002 schrieb der Historische Verein f ü r
das F ü r s t e n t u m Liechtenstein gemeinsam mit der
Arbeitsstelle fü r Erwachsenenbi ldung eine Studien-
reise nach S ü d m ä h r e n und nach Wien aus. Diese
Exkurs ion konnte erfolgreich vom 13. bis 18. A u -
gust 2002 d u r c h g e f ü h r t werden. Die Reiseleitung
oblag dem Vorsi tzenden des Historischen Vereins,
Rupert Quaderer. Als weitere Begleitperson nahm
Franz Josef Jehle von der Arbeitsstelle f ü r Erwach-
senenbildung teil. Insgesamt umfasste die Reise-
gruppe 29 Personen.
A u f dem Programm standen F ü h r u n g e n durch
die ehemals fü r s t l i ch - l i ech tens t e in i schen Besitzun-
gen in Eisgrub (Lednice) und Feldsberg (Valtice), ein
Besuch der fü r s t l i chen Gruft in Wranau (Vranov)
und auch eine Besichtigung von Austerl i tz (Slavkov
u Brna), einem wichtigen Schauplatz i n den napo-
leonischen Kriegen, sowie von Butschowitz (Bucovi-
ce), wo bis 1920 sämt l i che Besitzungen des Hauses
Liechtenstein verwaltet wurden. In Wien wurden
unter anderem das Stadtpalais Liechtenstein in der
254
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
An der Buchpräsentation
in Budapest. Von links
nach rechts: Lajos Gec-
seny, Direktor des ungari-
schen Staatsarchivs, Ru-
pert Quaderer, Vorsitzen-
der des Historischen Ver-
eins für das Fürstentum
Liechtenstein, Herbert
Wust, Obmann-Stellvertre-
ter der Rheticus-Gesell-
schaft Feldkirch und Buch-
autorin Ibolya Mürber
Bankgasse sowie das Gartenpalais Liechtenstein in
der Rossau besucht. Die Reise nahm trotz der oft-
mals u n g ü n s t i g e n Wit terung einen guten Verlauf,
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kehrten, er-
füllt von vielen neuen E i n d r ü c k e n , wohlbehalten
nach Hause zu rück .
E i n Teil der Reisegruppe traf sich a m 26. Septem-
ber 2002 i m Haus Stein-Egerta zu einem «Foto-
A b e n d » , an dem gemeinsame Erinnerungen wach-
gerufen wurden.
V O R T R A G ZUR AUSLÄNDERPOLITIK
Veronika Marxer und Claudia Heeb-Fleck referier-
ten am Abend des 5. September 2002 i m Haus
Stein-Egerta (Tenn) in Schaan ü b e r die liechtenstei-
nische Aus länderpo l i t ik i n den Jahren 1945 bis
1981. Sie stellten zusammenfassend die Ergebnisse
ihrer umfangreichen, vom Schweizerischen Natio-
nalfonds f inanziel l u n t e r s t ü t z t e n , Forschungsarbeit
vor. Der Vortrag war eine gemeinsame Veranstal-
tung der Arbeitsstelle f ü r Erwachsenenbi ldung und
des Historischen Vereins f ü r das F ü r s t e n t u m Liech-
tenstein.
BUCHPRÄSENTATION IN B U D A P E S T
A m 21. Oktober 2002 nahm Rupert Quaderer i n
Budapest an der P r ä s e n t a t i o n der Forschungsarbeit
der ungarischen His tor iker in F r a u Ibolya M ü r b e r
teil. F r a u M ü r b e r hatte das Schicksal der Ungarn-
f lücht l inge in Vorar lberg und Liechtenstein (ab
1956) untersucht und konnte nun ihre Ergebnisse in
Buchform verö f fen t l i chen . Eine zweite P r ä s e n t a t i o n
dieser Publikation fand a m 22. November 2002 i m
Palais Liechtenstein in Fe ldki rch statt.
Diese Forschungsarbeit erschien als Monogra-
phie der Rheticus-Gesellschaft in einer zweisprachi-
gen Ausgabe, auf deutsch und auf ungarisch. Das
Buch ist bei der Rheticus-Gesellschaft i m Palais
Liechtenstein, bei der Geschäf t s s te l l e des Histori-
schen Vereins f ü r das F ü r s t e n t u m Liechtenstein in
Triesen sowie i m Buchhandel zu beziehen. Es kostet
38 Franken.
F r a u M ü r b e r hatte ihre Forschungsarbeit ü b e r
das Schicksal der Unga rn -F lüch t l i nge 1956 i m Som-
mer 2002 mit f inanziel ler U n t e r s t ü t z u n g der Rheti-
cus-Gesellschaft, Fe ldk i rch , und des Historischen
Vereins f ü r das F ü r s t e n t u m Liechtenstein, Vaduz,
erarbeitet. Der Historische Verein g e w ä h r t e einen
U n t e r s t ü t z u n g s b e i t r a g f ü r F rau M ü r b e r aus Mitteln
des Fonds « F o r s c h u n g und Pub l ika t ionen» .
255
STIFTUNGSRAT DES L A N D E S M U S E U M S
Im Berichtsjahr 2002 wurde der Stiftungsrat des
Liechtensteinischen Landesmuseums neu besetzt.
Die bisherigen Vertreter des Historischen Vereins,
lic. phil . Roland Hil t i und Mag. phi l . E d m u n d Ban-
zer, hatten i m Vorfeld e rk lär t , f ü r eine nochmalige
Amtsperiode von vier Jahren im Stiftungsrat mit-
wi rken zu wollen. Der Historische Verein dankt ih -
nen herzl ich fü r ihr Engagement und freut sich, in
der Mandatsperiode von 2002 bis 2006 wiederum
kompetent vertreten zu sein.
MITGLIEDER
Seit der letzten Jahresversammlung sind nachfol-
gende 20 Personen Mitglieder des Historischen Ver-
eins geworden:
Einzelmitglieder
- Otto Biedermann, Bardellaweg 44, Schaan
- Nicole Bolomey, Im Riet 51, Triesen
- Joachim Eberle, Neugasse 14, Vaduz
- Gabriel Hoop, Hub 695, Eschen
- Benedikt Jehle, Im Rossfeld 3, Schaan
- Alexander K i n d , St. Luziweg 19, Bendern
- S. D. Pr inz Stefan von Liechtenstein,
Wil ladingweg 65, Bern
- Wolfgang Matt, Bahnstrasse 57, Schaan
- Bruno Nipp, Im Fetzer 47, Schaan
- A n n i Nuesch, Im Besch 19, Schaan
- Reto Öhri , Forellenweg 23, Vaduz
- Daniel Ospelt, Egertastrasse 14, Vaduz
- Hans Jakob Reich, Oberdorf 1, Salez
- Ludwig Schädler , Hofi 461, Triesenberg
- K a r l Heinz Waiden, Schwefelstrasse 30, Vaduz
Partnermitglieder: Genannt werden hier nur die
neu dem Verein beigetretenen Mitglieder. Ist der
(Ehe-)Partner/die (Ehe-)Partnerin bisher schon Mi t -
glied gewesen, so w i r d er/sie nicht nochmals ge-
nannt.
- Christ ina Batliner, Aspen 375, 9492 Eschen
- Gertrud Kaufmann , Gatterbach 1, Balzers
- Helen Marxer, Floraweg 19, Vaduz
- Helmut Schwärz le r , Haus Cavera, Brand
- Margot Sprenger, Im Sand 21, Triesen
Seit der l e t z t j äh r igen Mitgl iederversammlung muss-
ten wi r den Tod der folgenden fünf Vereinsmitglie-
der zur Kenntnis nehmen:
- Kur t Büchel , Mazorastrasse 6, Triesen
- Anton Maier, Im Besch 32, Schaan
- Rosmarie Nutt, Pradafant 17, Vaduz
- Werner Stettier, Let tgräbl i 5, Vaduz
- Joseph Wohlwend, Pradafant 3, Vaduz
20 Mitglieder sind aus dem Verein ausgetreten. Mit -
te Februar 2003 zäh l te der Historische Verein 860
Mitglieder.
S C H R I F T E N T A U S C H
Im Berichtsjahr 2002 hat der Historische Verein f ü r
das F ü r s t e n t u m Liechtenstein neu einen Schriften-
tausch vereinbart mit der Schweizerischen Akade-
mie der Geistes- und Sozialwissenschaften in Bern.
Diese Vereinigung publiziert das Inventar der Fund-
m ü n z e n der Schweiz, welches auch das Gebiet des
F ü r s t e n t u m s Liechtenstein mi tbe rücks ich t ig t .
Der Hohenzollerische Geschichtsverein in Sigma-
ringen hat auf eigenen Wunsch den Schriftentausch
mit dem Historischen Verein f ü r das F ü r s t e n t u m
Liechtenstein beendet, dies mit W i r k u n g ab Anfang
2003.
256
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
P R O J E K T E BILDNACHWEIS ANSCHRIFT
Über die Tät igkei ten der einzelnen Projekte i m Be-
richtsjahr 2002 informieren separate Berichte i m
Anschluss an die Jahresrechnung und an den Prü-
fungsbericht der Revisionsstelle.
Triesen, 21. Februar 2003
Dr. Rupert Quaderer
Vorsitzender des Historischen Vereins
S. 247, 248, 249 und 252:
Sven Beham, V COM AG,
Vaduz
S. 254 oben: Anton Vogt,
Balzers
S. 254 Mitte und unten:
Rita Tobler-Eberle, Gam-
prin
S. 255: Gerhard Wanner,
Feldkirch
Flistorischer Verein
für das Fürstentum
Liechtenstein (HVFL)
Messinastrasse 5
Postfach 626
FL-9495 Triesen
Telefon 00423/392 17 47
Telefax 00434/392 17 05
E-Mail hvfl@hvfl.li
Homepage www.hvfl.li
Klaus Biedermann
G e s c h ä f t s f ü h r e r des HistorischenVereins
257
Jahresrechnung des Vereins
pro 2002
ÜBER DIE E I N N A H M E N U N D A U S G A B E N
V O M 1. 1. 2002 BIS 31. 12. 2002
EINNAHMEN
BEITRÄGE UND, SPENDEN in CHE in CHF
Mitgliederbeiträge 60 955.04
Landesbeitrag 180,0.00.—
Gönnerbeiträge
- S. D. Fürst Hans-Adam II.
- Gemeinde Balzers
- Gemeinde Eschen
^ Gemeinde Mauren
- Gemeinde Planken
-̂ Gemeinde Triesen
- Gemeinde Vaduz
- Liechtensteinische Landesbank, Vaduz
- Hilti Familiehstiftung, Schaan
- Private: Einzelspenden
5 000.—
1 100.—
1 000.—
1 OÖO.—
300.—
1 200.—
5 00.0.
5 000.—
3 000 —
3 170.10 25 770.10
Ühkos'tenbeiträg der LGT Bank in Liechtenstein für das
Jahrbuch Band 102 •5 500:—
VERKAUF UND VERTRIEB DIVERSER. PUBLIKATIONEN
- Jahrbücher und Sonderdrucke
- Verkauf DVD Jahrbücher
- Liechtensteiner Ortsnamenbuch
- Liechtensteinisches Ürkundenbuch
- Geschichte Peter Kaiser
- Biographie Peter Kaiser
^ Alexander Frick: Mundarten
- Hansjörg Frommelt (Hrsg.): <<1342>> - 650. Jähre Grafschaft Vaduz
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein 1929-1938
- Magdalena Maczynska: Borscht
- Hansjörg Frömmelt (Hrsg.): «Fabriklerlebeh»
- Geologische Karte von Vorarlberg und Liechtenstein
- Diverse, Verkäufe
7 560.10
31 335.—
2 592.—
2 035.—
728. •
1 OÖO.—
180.—
223.50
5 2 3 . ^
260.—
454.—
16.—
562.— •17 4,6*8.60
ZINSEN"
Bank- und Postscheck-Zinsen, 2 714.35
A N D E R E EINNAHMEN
- Teilaüflösuhg Rückstellungen Vereinsjubiläum
- Rückerstattimg Versandspesen
83 873.60
1 044.50 84 918.10
TOTAL EINNAHMEN 2002 407 326,19
258
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
AUSGÄBEN
JAHRBÜCFIER in CHF in CHF
Band 10,1
- Jahresbericht 2001 (Vorabdruck) ;
- Satz; l.ithos, Druck,. Buchbinder, Gestaltung und Produktionsleitung
- Aufwand! Redaktion
^ Versand (Material und Arbeitsaufwand)
- Versandspesen
- Diverse Spesen
2 783.20
99 048.70
7 350.—
2 518.30
6 461,20
158.18 1 18 319.58
GESCHÄFTSSTELLE
- I'orsonalkosten
- Papeterie /allgemeiner Bürobedärf
- Kopiergerät/Kopien
- Drucksachen
- Briefmarken /Versandspesen
- Telefon und Telefax
- Internet/EDV (inklusive Anschaffung neuer Computer)
55 553.10
569.50
1 296.30
1 308,65
5 547.60
1 829.55
5 899.70 72 004.40
HONORARE
- Entschädigung für den Vereinsyorsitzenden
- für diverse Gutachten, Führungen und Referate
28 145.40
13 100.— 41 245.40
AUFWAND VEREINSJUBILÄUM
- Produktion DVD
- Über.arbeitungTIomepage (Teilzahlung)
63 873.60 .
20 000.— 83 873.60
ÜBRIGE AUFWENDUNGEN ,
- Abonnemente, und Mitgliedschäften
- Ankäufe, für die Vereinsbibliothek
- Diverse Spesen
- Bank- und PostscheckrSpesen.
2 775.15
996,35
7 473.85
732.80 1.1 978.15
TOTAL AUSGABEN 2002 327 42143
259
ÜBERSICHT in CHF
VEREINSVERMÖGEN per 31.12, 2002 443 040.84
Liechtensteinische Ländesbank,, Kontokorrent 137.80
Liechtensteinisciie Landesbank,, D-Köntp 14 054.40
LijBchtensteinische Landesbank, Sparkonto 49 155.60
Liechtensteinische Landesbank, Callgeld-Anläge 554 000.—
Postscheck-Konto 54 670.32
Kassa 514.30
Debitoren 6293 —
Transitorische Aktiven 5 423,80
Kreditoren ./. 7,206.30
Transitorische Passiven ./. 2 543.
Rückstellungen ./. 231 459.08
EINNAHMEN- UND AUSGABENRECHNUNG in CHE
Total Einnahmen 2002 407 326.19
Total Ausgaben 2002 327 421.13
Vermögensvermehrung 2002 79 905.06
+: Vereinsvermögen 1.1. 2002 363 135.78
VEREINSVERMÖGEN per .31.12. 2002 443 040.84
260
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
FONDS «FORSCHUNG UND PUBLIKATIONEN» in CHF" in CHF
VERMÖGENSSTAND per 31. 12. 2002 162 750.90
Bariksaldo 31. 12. 2002
- zuzüglich; Einnahmen aus dem Verkauf der Publikationen,
«Elisabeth Casteljäni: Schloss Vaduz», und «Nach Amerika!»
aus den Jähren 2000 und 2001 (als Vermögen bereits für 2002
ausgewiesen, Überweisung im Jähr ,2003)
160 241.90
1 402.—
Vermögensstand'per 1. 1. 2002 152 148.10
Banksaldo 1. 1. 2002 150 746.10
EINNAHMEN
- Spende.der llilti Fämilienstiftung, Schaan, zweckgebunden für das Pro
jekt «Neubearbeitung der Runstdenkmälerim Fürstentum Liechtenstein»
- Teilerlös aus; dem Verkauf der Publikation «Elisabeth Castellani:
Schloss Vaduz» 2002
- Weiterer Erlös aus dem Verkauf der Publikation «Elisabeth Castellani:
Schloss Vaduz» 2002. (Überweisung 2003)
- Einnahmen aus dem Verkauf der Publikation «Nach Amerika!»
(Überweisung 2003)
- Einnahmen aus dem Verkauf der Publikation
«Flucht in den Westen 1956» (Überweisung 2003)
- Zinsen.
10 000 —
256.92
178.—
619.—
310.—
1 820.63
Total. Einnahmen 13 184.5:5
AUSGABEN
- Unterstützung der Forschungsarbeit, von Frau Ibolya Mürber,
Budapest, über die Ungarn-Flüchtlinge in Vorarlberg und Liechtenstein
- Ankauf 6(1 Exemplare der Publikation Ibolya Mürber:
«Flucht in den Westen, 1956»
1 684.75
897.—
Total Ausgaben 2 581.75
EINNAHMEN- UND AUSGABEN-RECHNUNG;
Total Hinnahmen 2002 13 184.55
Total Ausgaben 2002 ./. 2 581,75
Vermögenszunahme. 2ÖÖ2 10 602.80
+ Föndsvermögen 1,. 1, 2002 152 148.10
FONDSVERMÖGEN per 31. 12. 2002 162 750.90
261
P R Ü F U N G S B E R I C H T
A u f t r a g s g e m ä s s habe ich die V e r m ö g e n s r e c h n u n g
per 31. Dezember 2002 sowie die Rechnung ü b e r
die E innahmen und Ausgaben vom 1. Januar 2002
bis 31. Dezember 2002 Ihres Vereins und die Fonds-
rechnung « F o r s c h u n g und Pub l ika t ionen» geprü f t .
Ich stelle fest,
- dass die V e r m ö g e n s r e c h n u n g per 31. Dezember
2002, die Rechnung ü b e r die E innahmen und
Ausgaben vom 1. Januar 2002 bis 31. Dezember
2002 sowie die Fondsrechnung (Forschung und
Publikationen) mit der Buchhaltung ü b e r e i n -
stimmen,
- dass die Buchhaltung sauber und ordnungsge-
m ä s s g e f ü h r t ist,
- dass das Vere insve rmögen (CHF 443 040.84) und
das F o n d s v e r m ö g e n « F o r s c h u n g und Publikatio-
n e n » (CHF 162 750.90) nachgewiesen sind.
Aufgrund des Ergebnisses der P r ü f u n g beantrage
ich, dem verantwortl ichen Kassier A l f r e d Goop so-
wie dem R e c h n u n g s f ü h r e r Klaus Biedermann f ü r
die ausgezeichnet g e f ü h r t e Jahresrechnung zu dan-
ken, ihnen Entlastung zu erteilen sowie die Jahres-
rechnung und die Fondsrechnung zu genehmigen.
Mauren , 3. März 2003
gez. Georg Kieber, Revisor
262
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Liechtensteiner Namenbuch
TÄTIGKEITSBERICHT 2002
P E R S O N E L L E S
Im Jahr 2002 hatte Herbert H ü b e ein Arbei tspen-
sum von 100 Prozent und lic. phi l . An ton Banzer ein
Pensum von 50 Prozent fü r das Liechtensteiner Na-
menbuch zu er fü l len . Der Germanistikstudent Mar -
kus Burgmeier aus Balzers stand im September
w ä h r e n d einem Monat zur Ver fügung .
ARBEITSSTAND PER ENDE 2002
G e m ä s s Arbei tsplan und Verpflichtungskredit sollte
das Personennamenbuch i n einer einfacheren, ge-
g e n ü b e r dem u r s p r ü n g l i c h e n Konzept redimensio-
nierten Fassung bis zum 31. Dezember 2002 fertig-
gestellt sein.
Schon i m Januar 2002 gab es jedoch Signale,
dass eine V e r l ä n g e r u n g des Projekts und damit ver-
bunden die Realisierung des u r s p r ü n g l i c h e n K o n -
zeptes von 1997 sowie der Wiedereinstieg des Pro-
j e k t g r ü n d e r s und l a n g j ä h r i g e n Projektleiters Profes-
sor Dr. Hans Stricker mögl ich werden k ö n n t e n . K o n -
kret resultierte i m Verlauf der ersten J a h r e s h ä l f t e
nach verschiedenen A b k l ä r u n g e n und Besprechun-
gen ein Ant rag f ü r die V e r l ä n g e r u n g des Projektes
« P e r s o n e n n a m e n b u c h » bis Ende 2007, welcher am
20. November vom Landtag gutgeheissen wurde.
Trotz der Signale betreffend P r o j e k t v e r l ä n g e r u n g
haben Herbert H ü b e und Anton Banzer ihre Arbe i -
ten g e m ä s s Planung 2002 w e i t e r g e f ü h r t . Die von
Herbert Hübe betreuten Bereiche Ü b e r n a m e n , Ruf-
namen und Sippschaftsnamen k ö n n e n bezügl ich
Bearbeitung der Daten als weitgehend abgeschlos-
sen betrachtet werden. Hier konnte das Ziel der Fer-
tigstellung bis Ende 2002 beinahe erreicht werden.
Ausstehend ist die Vernehmlassung der Namen-
sammlungen in den Gemeinden. Im Bereich Fami l i -
ennamen, der von Anton Banzer und w ä h r e n d ei-
nem Monat auch von Markus Burgmeier betreut
wurde, konnte das Ziel nicht ganz erreicht werden.
Mit Ende 2002 fehlt die redaktionelle Bearbeitung"
der Famil iennamen mit den Anfangsbuchstaben S
und T.
SONSTIGE T Ä T I G K E I T E N
Anton Banzer war neben der redaktionellen Tät ig-
keit f ü r die allgemeine Verwaltung (Finanzen, Ver-
waltung des Kopierers , Schrif tverkehr etc.) z u s t ä n -
dig. E r hat zudem die bereits i m Jahr 2001 begon-
nene Zusammenarbei t mit den Gemeinden Eschen
und Schellenberg bezügl ich Strassennamengebung
und Strassennamenschreibung fortgesetzt. W ä h -
rend der Strukturierung der Strassennamenschrei-
bungen in Eschen kein Er fo lg beschieden war, s ind
die Sch re ibvo r sch l äge in Schellenberg weitgehend
ü b e r n o m m e n worden. E i n Grund f ü r das Gelingen
in Schellenberg kann sicher in der vom Namenbuch
vorgeschlagenen D u r c h f ü h r u n g einer Informations-
veranstaltung gesehen werden. Wieder e inmal hat
sich gezeigt, dass die Problematik der Namenschrei-
bung durchaus erkannt und die Massnahmen ak-
zeptiert werden, wenn die Bevölkerung , wie dies am
24. Oktober 2002 in Schellenberg der Fa l l war, in
geeigneter Weise informier t w i rd . Das Scheitern in
Eschen muss z u m Teil auf die u n g e n ü g e n d e Infor-
mationspolit ik seitens der Gemeinde Eschen zu-
r ü c k g e f ü h r t werden. Dort hatte der Gemeinderat
die Vorschläge gutgeheissen, dann aber darauf ver-
zichtet, eine Veranstaltung oder ä h n l i c h e s durchzu-
f ü h r e n . Anton Banzer hat seine Neben tä t igke i t en i m
Jahr 2002 mit der D u r c h f ü h r u n g einer Namenwan-
derung von Steg nach Valüna und Waldboda abge-
rundet. Diese Wanderung fand aus Anlass des Jahrs
der Berge am 25. August 2002 statt und konnte mit
rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmern als übe r -
aus gelungen bezeichnet werden. A m Abschluss-
abend zum Jahr der Berge, welcher am 2. Dezem-
ber 2002 stattfand, vertrat An ton Banzer zudem
den Historischen Verein.
263
DANK ANSCHRIFT
Unser Dank gilt all denen, die uns im Berichtsjahr m Liechtensteiner
. . . .. , , , , „ Namenbuch
unserer Arbei t unterstutzt haben, der Regierung Messinastrasse 5
und dem Historischen Verein fü r das F ü r s t e n t u m Postfach 415
Liechtenstein, namentl ich seinem P r ä s i d e n t e n Ru- FL-9495 Triesen
pert Quaderer und dem G e s c h ä f t s f ü h r e r Klaus Bie- Telefon 00423/236 75 70
dermann fü r die unkomplizierte Zusammenarbei t Telefax 00423/236 75 58
und das Vertrauen.
Triesen, 19. Februar 2003
L I E C H T E N S T E I N E R N A M E N B U C H
lic. phi l . Anton Banzer
Herbert LIilbe
264
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Liechtensteinisches
Urkundenbuch
TÄTIGKEITSBERICHT 2002
A L L G E M E I N E S
Im Rahmen des f ü r die Fortsetzung des Liechten-
steinischen Urkundenbuchs gesprochenen Ver-
pflichtungskredites konnten die Arbei ten an diesem
fü r die Erforschung der mittelalterlichen Landesge-
schichte grundlegenden Quellenwerk mit e inem 50-
Prozent betragenden Pensum f o r t g e f ü h r t werden.
Der i n Bearbeitung stehende erste Band des zweiten
Teils des Liechtensteinischen Urkundenbuchs (LUB
11/1) umfasst den Quellenbestand fü r die Herrschafts-
zeit der Freiherren von Brandis (1417-1510). Auf-
grund der Konzentration auf die Editionsarbeiten der
in liechtensteinischen Archiven liegenden Urkunden
konnte die Sammel tä t igkei t der schriftlichen Zeug-
nisse dieses knappen Jahrhunderts brandisischer
M a c h t a u s ü b u n g in der Grafschaft Vaduz und in den
Herrschaften Schellenberg, Blumenegg und Maien-
feld (ab 1437) in aus l änd i s chen Archiven vorerst
nicht mehr systematisch we i t e rge führ t werden.
ARBEITSSTAND
Aufgrund der e r w ä h n t e n Arbei tskonzentrat ion er-
h ö h t e n sich die in der Quellen-Datenbank verzeich-
neten Schriftzeugnisse zur Herrschaftszeit der Fre i -
herren von Brandis nur mehr leicht auf 1116 Da-
tensä tze . Die aus diesem gesammelten Datenmate-
r ia l aufbereitete Regestensammlung wurde e r g ä n z t
und kann auf dem Internet ü b e r die Homepage des
Liechtensteinischen Landesarchivs ht tp: / /www.lan-
desarchiv.li eingesehen und damit Interessierten
zur Ver fügung gestellt werden.
Der weitaus g rös s t e Teil der Arbeitszeit i m ver-
gangenen Jahr wurde zur Bearbeitung des liechten-
steinischen Urkundenmaterials aufgewendet. Die
Transkriptionsarbeiten f ü r die rund 150 «e inhe imi -
s chen» Urkunden konnten beendet und die diesbe-
zügl ichen Editionsarbeiten in Angr i f f genommen
werden.
Die Arbei ten am L U B I I / l gehen somit - soweit
ü b e r b l i c k b a r - p l a n m ä s s i g voran. Es ist allerdings
an die i m Jahresbericht 2000 gemachten g r u n d s ä t z -
lichen Ü b e r l e g u n g e n zu erinnern, wonach eine ex-
akte Terminplanung bei der Erarbei tung eines Ur-
kundenbuchs auf erhebliche Schwierigkeiten s tösst .
Insbesondere i m Fa l l des L U B II, wo der schliesslich
zu edierende Quellenbestand erst nach Abschluss
der Quellensammlung endgül t ig feststehen wi rd .
SONSTIGE T Ä T I G K E I T E N
Eine 50-Prozent betragende Arbeitsstelle verlangt
notgedrungen einen h a u s h ä l t e r i s c h e n Umgang mit
der zur Ve r fügung stehenden Arbeitszeit . So konn-
ten P läne zur g e w ü n s c h t e n Öffen t l ichke i t sa rbe i t lei-
der noch nicht realisiert werden, sollten aber i m
n ä c h s t e n Jahr hoffentl ich zur A u s f ü h r u n g gelangen.
Im Hinbl ick auf den geplanten Internet-Auftritt
der vom Historischen Verein betreuten Projekte
wurde f ü r das L U B ein Konzept ausgearbeitet und
d iesbezüg l i che Vorarbeiten in Angr i f f genommen.
Im Rahmen seiner U r k u n d e n b u c h t ä t i g k e i t durfte
der Bearbeiter schliesslich manche Arbei ten mit
Quellen- und Literaturhinweisen u n t e r s t ü t z e n .
A U S B L I C K
Im Jahre 2003 werden die Editionsarbeiten der in
den liechtensteinischen Arch iven liegenden Urkun-
den s c h w e r p u n k t m ä s s i g w e i t e r g e f ü h r t . Dabei wer-
den vor allem die A b k l ä r u n g e n zum Sachanmer-
kungsapparat einen erheblichen Teil der zur Verfü-
gung stehenden Arbeitszeit beanspruchen. Die A r -
beiten zum e r w ä h n t e n Internet-Auftritt des L U B
sollten i m Laufe des F r ü h j a h r s abgeschlossen wer-
den, sodass Interessierten ü b e r das Internet ein in -
formativer Einbl ick in das LUB-Unternehmen gebo-
ten werden kann. Schliesslich besteht die Absicht,
die schon lange Zeit gehegten P läne , das Liechten-
steinische Urkundenbuch einer interessierten Öf-
fentlichkeit vorzustellen, i n die Tat umzusetzen.
265
D A N K ANSCHRIFT
Als Bearbeiter des L U B II m ö c h t e ich der T räge r -
schaft des Urkundenbuch-Projektes, dem Histor i -
schen Verein und seinem Vorstand, insbesondere
dem P r ä s i d e n t e n Dr. Rupert Quaderer und dem Ge-
s c h ä f t s f ü h r e r lic. phi l . Klaus Biedermann, f ü r das
entgegengebrachte Vertrauen und die Unte r s tü t -
zung danken. Dank g e b ü h r t auch dem Liechtenstei-
nischen Landesarchiv, wo das L U B eine He ims t ä t t e
gefunden hat, namentlich dem Landesarchivar l ic.
phi l . Paul Vogt, dem wissenschaftl ichen Mitarbeiter
Mag. phi l . Rupert Tiefenthaler und den Archivbe-
treuerinnen Olga A n r i g , Nicole Hanselmann, Edi th
Hi l t i , Marianne K a u f m a n n und Rita Tobler, von de-
nen ich stets die bes tmög l i che Hilfe erfahren durfte.
Schliesslich m ö c h t e ich mich bei allen Kolleginnen
und Kollegen bedanken, die durch ihre Quellen- und
Literaturhinweise zur Mater ia l fü l le des L U B II bei-
getragen haben.
Liechtensteinisches
Urkundenbuch
c/o Liechtensteinisches
Landesarchiv
Städtle 51
FL-9490 Vaduz
Vaduz, am 20. Februar 2003
L I E C H T E N S T E I N I S C H E S U R K U N D E N B U C H
Claudius Gurt
266
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Projekt «Kunstdenkmäler des
Fürstentums Liechtenstein»
TÄTIGKEITSBERICHT 2002
A L L G E M E I N E S
Das Projekt zur Neubearbeitung des Buches «Kuns t -
d e n k m ä l e r des F ü r s t e n t u m s Liech tens te in» steht
unter der T r ä g e r s c h a f t des Historischen Vereins fü r
das F ü r s t e n t u m Liechtenstein (nachfolgend H V F L )
und wi rd im Rahmen eines Verpllichtungskredites
des Landes Liechtenstein erarbeitet. Weitere Spon-
so r ingbe i t r äge zur Abdeckung des zusä tz l i chen
Sachaufwandes leisten die Mar t in Hilt i Familienstif-
tung sowie die K a r l Danzer-Stiftung.
Das Projekt wurde i m Berichtsjahr auf der Basis
eines z u n ä c h s t bis 2004 abgeschlossenen Honorar-
vertrages von der Kunsthis tor iker in Dr. Cornel ia
Herrmann betreut. Die Auto r in ist f ü r die Grundla-
genforschung und das Manuskr ip t z u s t ä n d i g . Als
Herausgeberin zeichnet die Gesellschaft f ü r Schwei-
zerische Kunstgeschichte (nachfolgend GSK) in
Bern verantwortlich.
FACHKOMMISSION
Zur Begleitung und Herausgabe des Buches hat der
Historische Verein i m Jahr 2000 die Fachkommiss i -
on « K u n s t d e n k m ä l e r des F ü r s t e n t u m s Liechten-
ste in» eingesetzt. Grundsä tz l i ch gilt, dass der H V F L
als Auftraggeber der Regierung sowie als Projekt-
t r ä g e r verantwortl ich ist f ü r die Einhaltung der Ter-
mine und des f inanziel len Rahmens. E i n Aufgaben-
katalog der Fachkommiss ion im Sinne eines Merk-
blattes soll von Vertretern der Kommiss ion erarbei-
tet werden und künf t ig Gültigkeit erlangen. Die
Hauptaufgabe der Fachkommiss ion bestand im
Jahr 2002 in der wissenschaftl ichen Beratung der
Autor in , der Mitbeurtei lung der Manuskripte sowie
der fachlichen U n t e r s t ü t z u n g der T r ä g e r s c h a f t in
den von der P rä s iden t i n der Fachkommiss ion l ic.
phi l . Eva Pepic einberufenen Sitzungen. Im Be-
richtsjahr fanden zwei Sitzungen der Fachkommis-
sion statt.
A R B E I T DER A U T O R I N
Dem i m Jahr 2001 abgeschlossenen Manuskr ipt
« G e m e i n d e E s c h e n » wurde im Berichtsjahr vom Be-
gutachter Dr. Alfons Raimann, A m t f ü r Denkmal-
pflege und Inventarisation, Frauenfeld, nach einer
Besichtigung der Ortsteile Eschen und Nendein mit
einem schrif t l ich vorliegenden Gutachten die grund-
sätz l iche Zust immung erteilt. Wissenschaftliche Ein-
zelfragen wurden in der Sitzung der Fachkommiss i -
on am 1. Oktober 2002 diskutiert. Die P r ü f u n g des
Manuskriptes durch die Mitglieder der Kommiss ion
steht in Einzel fä l len noch aus und w i r d i m Jahr
2003 erwartet. Wie f ü r die Gemeinde Schaan wur-
den auch in Eschen neue und neueste Bauten aufge-
nommen und damit aus regionalbedingten G r ü n d e n
die Zeitlimite von 1920 mit Genehmigung der GSK
ü b e r s c h r i t t e n . Das Manuskr ipt « G e m e i n d e Eschen»
wurde zur P r ä s e n t a t i o n in der Vorsteherkonferenz
a m 21. M ä r z 2002 (vgl. S. 268 f.) von Herbert Hübe
unter Mithi l fe der Auto r in zur besseren Anschau-
lichkeit fo rmal bearbeitet, d. h . entsprechend dem
vorgegebenen Layout der K u n s t d e n k m ä l e r b ä n d e der
GSK gestaltet.
Im Zentrum der Arbeiten des Berichtsjahres 2002
stand die Bearbei tung des Manuskriptes « G e m e i n d e
Tr i e sen» mit Fertigstellung i m Oktober 2002. Die
Umfangberechnung' wurde auf rund 90 Druckseiten
mit 80 Abbi ldungen ausgelegt. In Absprache mit
den i n der Fachkommiss ion vertretenen Fachstellen
m ü s s e n bis zur Drucklegung noch K ü r z u n g e n i m
umfangreichen Manuskr ip t vorgenommen werden.
Vor Ort wurde die Arbei t vor al lem durch den Tries-
ner Gemeindevorsteher Xaver Lloch, Paul Eberle
von der Bauverwaltung der Gemeinde und Gebhard
Kindle, Vertreter der Kul turkommiss ion und Mitar-
beiter des Dorfmuseums, unters tü tz t . Wertvolle Hin-
weise lieferten Hans Banzer, Liegenschaftsverwal-
tung, und G ü n t h e r M a h l , Leiter Interne Dienste. E i n
Besuch bei Pfarrer Markus Kellenberger stand
ebenso auf dem Programm der Au to r in wie auch die
Arbei t i m Liechtensteinischen Landesarchiv. Im
Landesarchiv wurden insbesondere Baubewil l igun-
gen Triesner Profanbauten seit 1885 sowie Quellen
aus Pfarrarchiv und Gemeindearchiv geprü f t . Im
267
Liechtensteinischen Landesmuseum stand eine um-
fangreiche Inventar-Kartei nebst Originalen zur
Ver fügung . Das Hochbauamt mit Archäolog ie und
Denkmalpflege g e w ä h r t e Einsicht in die betreffen-
den Akten.
Begonnen wurde Ende des Jahres 2002 mit Re-
cherchen zu den K u n s t d e n k m ä l e r n in der Gemeinde
Balzers. Das Manuskr ipt soll bis zum Sommer 2003
zur Begutachtung vorliegen. Der Zeitplan w i r d bis
dahin voraussichtlich u m zwei Monate ü b e r s c h r i t -
ten werden. Diese Ü b e r s c h r e i t u n g resultiert nicht
zuletzt aus technischen Problemen bei der Bearbei-
tung des Manuskriptes « G e m e i n d e Tr iesen» mit
v o r ü b e r g e h e n d e m Verlust von Daten sowie einem
unvorhergesehenen erschwerten Zugang zu den
Quellen des Pfarrarchivs i m Keller der Pfarrkirche
St. Gallus i n Triesen. Dank der U n t e r s t ü t z u n g des
Landesarchivs, namentl ich lic. phi l . Paul Vogt, sind
seit Sommer 2002 die neu geordneten und inventa-
risierten Dokumente des Pfarrarchivs in den Räu-
men des Landesarchivs einzusehen.
Grundsä tz l i ch k ö n n e n die bisher von der Autor in
erarbeiteten Manuskripte nicht vo rgäng ig fü r Teil-
publikationen zur Ver fügung gestellt werden. Inha-
ber in des Copyrights ist die GSK i n Bern . Die Auto-
r in konnte jedoch Ergebnisse ihrer Recherchen in
Ar t ike l f ü r das Historische Lexikon einfliessen las-
sen und das Korreferat f ü r einige Bei t räge des Lexi -
kons ü b e r n e h m e n . Der zur Bearbeitung der Kunst-
d e n k m ä l e r b ä n d e zugrunde gelegte enge Zeitplan
erlaubt es der Autor in nicht, eigene g r ö s s e r e Ar t ike l
zu verfassen. In Absprache mit dem Vorstand des
H V F L und auf Wunsch der Gemeinde Triesen wur-
den darum Ergebnisse der Grundlagenforschung zu
der i m Jahr 2002 nach umfassender Renovation
neu geweihten Kapelle Sta. M a r i a f ü r eine Fest-
schrift der Gemeinde Triesen zur Ver fügung gestellt,
die i m Jahr 2003 einer breiten Öffent l ichkei t p r ä -
sentiert werden soll.
Neben der unmittelbaren Arbei t am jeweiligen
Gemeindemanuskript gibt es immer wieder Tät ig-
keiten der Autor in , die dem Gesamtprojekt zugute
kommen. Hierzu g e h ö r t e n i m Berichtsjahr der Be-
such beim lokalen Kunstkenner und Forscher Dr.
Rudolf Rheinberger, Vaduz, sowie der Besuch des
A n t i q u i t ä t e n h ä n d l e r s Franz Gassner, Vaduz, wel-
cher Planzeichnungen p r ä s e n t i e r t e , die u m 1948
von An ton S c h ä d l e r f ü r E r w i n Poeschel angefertigt
worden waren. E i n Informations- und Materialaus-
tausch mit Angelo Steccanella, Tha l (SG), Fachkolle-
ge auf dem Gebiet der Gold- und Silbeschmiedear-
beiten in der Schweiz, Vorar lberg und Liechten-
stein, ist in diesem Zusammenhang ebenfalls zu er-
w ä h n e n .
P R O J E K T E R W E I T E R U N G UND A U S R L I C K
Bereits mit dem Abschluss der Bearbeitung des M a -
nuskriptes « G e m e i n d e S c h a a n » i m Jahr 2000 konn-
ten wichtige Erfahrungen f ü r die W e i t e r f ü h r u n g des
Projektes gemacht werden. So hat der Gesamt-
überb l i ck e röf fne t , wie umfangreich das Mater ia l i m
F ü r s t e n t u m Liechtenstein ist. Der Umfang des Quel-
lenmaterials bei j ü n g e r e n D e n k m ä l e r n ist ebenso
gestiegen wie eine seit den 1950er Jahren verviel-
fachte Forschungsliteratur mit einem verbreiterten
landeskundlichen und kunsthistorischen Erkennt-
nisstand i n Liechtenstein. Diese Faktoren haben zu
einer Zunahme des Stoffumfangs und zur E r h ö h u n g
des Aufwands ge füh r t , der zu dessen Bearbeitung
und Darstellung erforderl ich ist. Daher wurde be-
reits 2001 die Auswei tung von einem auf zwei Bän-
de von der Au to r in empfohlen und der Ant rag vom
Vorstand des Historischen Vereins, der Fachkom-
mission, dem Begutachter und der GSK mitgetra-
gen. Das Betriebsjahr 2002 war gekennzeichnet von
den B e m ü h u n g e n des H V F L und der Autor in , dieses
Vorhaben zu realisieren.
Die GSK e rk l ä r t e sich bereit, die beiden B ä n d e
ohne zusä tz l i che Mi t f inanzierung durch das Land
Liechtenstein i n zeitlicher Staffelung herauszuge-
ben. Die F inanzierung sieht vor, dass die Kosten je
zur Hälf te von Land und Gemeinden zu tragen sind.
Diese Kostentei lung wurde den Gemeinden am
21. Februar 2002 an läss l i ch einer Zusammenkunft
der Regierung mit den Gemeindevorstehern f ü r den
E r g ä n z u n g s k r e d i t vorgeschlagen. Der P r ä s i d e n t des
H V F L , Dr. Rupert Quaderer, und die Auto r in waren
gemeinsam mit Thomas Büche l von der Stabsstelle
268
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
fü r Kulturfragen zur Vorsteherkonferenz geladen,
wo sie das umfassende Projekt und die neuen Pla-
nungen am 21. März 2002 vorstellen konnten. Es
haben in der Folge alle elf Gemeinden der Erweite-
rung und der entsprechenden Kostenbeteiligung zu-
gestimmt. Die Gemeinden erhalten zudem seitens
der GSK die G e w ä h r l e i s t u n g von Separatdrucken
der Kapitel zu ihren Gemeinden.
Im August 2002 wurde mit Bericht und Ant rag
der Regierung an den Landtag (71/2002) die Erwe i -
terung der Neubearbeitung der « K u n s t d e n k m ä l e r
des F ü r s t e n t u m s Liech tens te in» e r l äu t e r t und zur
Genehmigung eines E r g ä n z u n g s k r e d i t e s unterbrei-
tet. E i n Mehrbedarf entstand vor al lem fü r Personal-
kosten und bisher geringer budgetierte Sachkosten
fü r Planerstellungen, Planbearbeitungen, Repro-
duktionen u. a. Zudem waren i m Budget bisher die
Betreuung der Korrektur- und Druckphase sowie
die Registererstellung der e i n b ä n d i g e n Ausgabe
durch die Autor in nicht enthalten. In seiner Sitzung
vom 19. September 2002 hat der Liechtensteinische
Landtag dem E r g ä n z u n g s k r e d i t f ü r die Erwei terung
auf zwei B ä n d e und f ü r die Sachkosten die Zust im-
mung erteilt.
Die Chance zur weitsichtigen Darstellung des ar-
chitektonischen und k ü n s t l e r i s c h e n Erbes ohne
fragmentierende Entstellung, d. h. zur k o h ä r e n t e n
Darstellung der Siedlungen und G e b ä u d e , die heute
das gebaute Liechtenstein ausmachen, wurde somit
genutzt. Die Herausgabe der beiden projektierten
Bände ist nun in zeitlicher Staffelung i n den Jahren
2006/07 und 2009/10 geplant.
DANK
Als Autor in der « K u n s t d e n k m ä l e r des F ü r s t e n t u m s
Liechtens te in» m ö c h t e ich der T r ä g e r s c h a f t des Pro-
jektes, dem Historischen Verein und seinem Vor-
stand, insbesondere dem P r ä s i d e n t e n Dr. Rupert
Quaderer f ü r das entgegengebrachte Vertrauen, das
besondere Interesse und Engagement danken.
Ebenfalls gedankt sei G e s c h ä f t s f ü h r e r lic. phi l .
Klaus Biedermann, einem wichtigen Ansprechpart-
ner, insbesondere f ü r die Erledigung von Buchhal -
tung sowie P r o t o k o l l f ü h r u n g und fü r die stets effek-
tive und freundliche Zusammenarbeit .
Dank g e b ü h r t vor al lem all denen, die wie bereits
oben e r w ä h n t i m Berichtsjahr die Grundlagenfor-
schung mit G e s p r ä c h e n , Informationen und Mater i -
al u n t e r s t ü t z t haben. Hie rzu g e h ö r e n auch der
Triesner Pfarrer Markus Kellenberger und Mesmer
Konrad Fischer. E in herzliches D a n k e s c h ö n g e b ü h r t
auch Thomas Büche l von der Stabsstelle f ü r Kultur-
fragen, der bei der Vorbereitung von «Ber ich t und
Antrag der Regierung an den Landtag des F ü r s t e n -
tums Liech tens te in» und bei der P r ä s e n t a t i o n des
Projektes an der Vorsteherkonferenz zusammen mit
dem H V F L und der Auto r in massgebliche und kom-
petente Arbei t geleistet hat. Das Team des Liechten-
steinischen Landesarchivs mit dem Archivlei ter lic.
phi l . Paul Vogt sei f ü r U n t e r s t ü t z u n g meiner Arbei t
in konstruktiver A t m o s p h ä r e gedankt. A u c h dem
Hochbauamt mit Denkmalpflege und Archäolog ie ,
namentl ich lic. phi l . Patrik Birrer, J ü r g e n F r ä n z e r
bzw. H a n s j ö r g Frommelt und Ulrike Mayr, wie auch
dem Liechtensteinischen Landesmuseum unter der
Leitung von lic. phi l . Norbert W. Hasler sei f ü r die
kooperative Zusammenarbei t gedankt. E in Danke-
schön ist ebenso an die Kollegen des Historischen
Lexikons f ü r das F ü r s t e n t u m Liechtenstein zu r ich-
ten, namentl ich lic. phi l . Fab ian Frommel t (auch
Protokoll) und J ü r g e n Schindler, die mit wichtigen
Informationen zur Quellen- und Mater ia l fü l le beige-
tragen haben.
Triesen, 17. Februar 2003
P R O J E K T «KUNSTDENKMÄLER DES
FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN»
Dr. Cornel ia Her rmann
269
ANSCHRIFT
Kunstdenkmäler des
Fürstentums Liechtenstein
c/o HVFL
Messinastrasse 5
Postfach 626
FL-9495 Triesen
Telefon 00423/236 75 38
Telefax 00423/236 75 48
E-Mail cherrmann@hvfl.li
270
HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM
LIECHTENSTEIN 2002
Vorarlberger Sprachatlas
mit Einschluss des Fürstentums
Liechtenstein
TÄTIGKEITSBERICHT 2002
Zu Beginn des Berichtsjahrs mussten die Druckvor-
lagen fü r die dritte Lieferung von Band III (Morpho-
logie) hergestellt werden. Sehr arbeitsaufwendig
waren die restlichen fünf Karten f ü r den Konsonan-
tismus, w o f ü r das gesamte Originalmaterial - f ü r
Liechtenstein rund 30 000 Einzelbelege - exzerpiert
werden musste. So konnte unter anderem auch der
walserische Wandel von germ. «s» zu «sch» heraus-
gearbeitet werden, der auch fü r die Mundar t von
Triesenberg charakteristisch ist. Beispiele h i e r f ü r
sind böösch f ü r «böse» , schi f ü r «sie» und fü r «s ich»
oder etwa Hüüscher f ü r « H ä u s e r » .
Bei der Morphologie wurde z u n ä c h s t das soge-
nannte « N o r m a l v e r b » dargestellt. Hier kam zuerst
die Darstellung des Prä f ixes ge-, welches in Liech-
tenstein häu f ig zu kch- v e r ä n d e r t w i rd . Beispiele
d a f ü r sind kchmachet f ü r « g e m a c h t » , kchnau f ü r
«genau» , kchnuag f ü r «genug» , kchnoo f ü r « g e n o m -
m e n » . Dies ist ein Wandel , der i m F ü r s t e n t u m an
Boden gewinnt. Weiters folgte die Darstellung der
Endungen der Verba, die in Liechtenstein (ohne
Triesenberg) in der Regel mit -en(d) enden. Als dies-
bezügl iche Beispiele k ö n n e n a n g e f ü h r t werden:
(Wir, ihr, sie) machenfd), koofenfd) « k a u f e n » , lau-
fen(d).
Begonnen wurde im Berichtsjahr auch mit der
Darstellung der starken beziehungsweise der
schwachen Endung bestimmter Verba: paua und
paut f ü r « g e b a u t » , prunna und prennt f ü r «ge-
b r a n n t » , oder auch graua und greut f ü r «ge reu t»
seien hier stellvertretend genannt. Fü r die Erarbe i -
tung dieser Darstellung waren viele briefliche und
telefonische Umfragen notwendig, wenn Lücken i m
Mater ial vorhanden waren. Z u allen Fäl len und Pro-
blemen wurden a u s f ü h r l i c h e Kommentare verfasst.
Ebenso wurde die Reinschrif t der Kommentare so-
wie der Legenden vom Unterzeichnenden besorgt.
Er stellte auch die Codierungslisten her und f ü h r t e
zahlreiche Korrekturen aus, so dass schliesslich die-
se Lieferung i m Sommer 2002 erscheinen konnte.
Daraufhin wurde damit begonnen, die aufgrund
der Vorarbeiten von Dr. Hubert Klausmann in einer
Rohfassung vorliegenden Druckvorlagen von Band
V zu ü b e r a r b e i t e n . Band V bildet den zweiten Teil
des Bereichs Wortgeographie. Einige komplexe Kar -
ten konnten vom Unterzeichnenden e r g ä n z t wer-
den. Diese Karten stellen vorwiegend einen heute
veralteten Wortschatz dar. Beispiele solcher ausge-
storbener W ö r t e r sind feja f ü r «sp ie len junger Kat-
zen» oder etwa Pfolba f ü r die « Q u e r s t a n g e am Holz-
schl i t ten» beziehungsweise fü r das «Un te rk i s sen» .
Weiters wurde das Wortfeld « H a u s s c h w e i n » vol l -
s t ä n d i g behandelt. Dabei wurde die Besonderheit
des Liechtensteiner Oberlandes dargestellt. Im
Oberland sagt m a n Fäärle auch f ü r das erwachsene
Tier. Im Liechtensteiner Unter land ist hingegen das
Wort Suu g eb räuch l i ch .
Zahlreiche weitere wortgeographische Verhäl t-
nisse, die fü r das gesamte i m Sprachatlas dargestell-
te Gebiet interessant sind, konnten dargestellt wer-
den. Z u m Beispiel wurden folgende Begriffe an-
schaulich gemacht: kaplöo beziehungsweise Früa-
messer f ü r «Kap lan» , wärcha und schaffet f ü r
« a r b e i t e n » , Eselstuhl beziehungsweise Bschüdesel
f ü r « S c h n e i d b a n k » oder auch luag f ü r «schau!» .
Diese Ergebnisse konnten i m Rahmen der zwei-
ten Lieferung von Band V auf Ende 2002 publiziert
werden. Damit ist wieder ein wichtiger und interes-
santer Wortschatz, der vor 40 Jahren vom Unter-
zeichneten in Liechtenstein erstmals erhoben wur-
de, der Öffent l ichkei t zugängl ich gemacht worden.
Wangen, 17. Dezember 2002
V O R A R L B E R G E R S P R A C H A T L A S MIT EIN-
SCHLUSS DES FÜRSTENTUMS L I E C H T E N S T E I N
Professor Dr. Eugen Gabriel
ANSCHRIFT
Vorarlberger Sprachatlas
mit Einschluss des Fürsten-
tums Liechtenstein
Flandernstrasse 13/1
D-88239 Wangen im Allgäu
Tel. 0049/7522/809 11
Fax 0049/7522/293 Ol
271
LIECHTEN-
STEINISCHES
L A N D E S M U S E U M
2002
Renovierte Neu-Renais-
sance-Ornamentik am
Verweserhaus in Vaduz.
Das Verweserhaus ist
eines der drei Gebäude
des Liechtensteinischen
Landesmuseums, das im
Herbst 2003 neu eröffnet
wird.
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Jahresbericht 2002
Zweck der Stiftung ist die Sammlung, Erhaltung
und Ausstellung liechtensteinischen Kulturgutes
sowie die Förderung des Verständnisses für die
Landeskunde und Geschichte Liechtensteins.
Artikel 2 des Statuts der Stiftung
Liechtensteinisches Landesmuseum,
LGBl. Nr. 39, 1972
STIFTUNGSRAT
Die Mandatsdauer des Stiftungsrates des Liechten-
steinischen Landesmuseums ist auf Ende 2001 ab-
gelaufen. Mit Entscheid vom 12. M ä r z 2002 wurde
der Stiftungsrat durch die Regierung f ü r die M a n -
datsperiode 2002 bis 2006 neu bestellt. E r setzt
sich wie folgt zusammen: lic. phi l . Eva Pepic, Trie-
sen, P räs iden t in ; Mag . Edmund Banzer, Hohenems;
Christel Hassler, Schellenberg; lic. phi l . Roland H i l -
ti, Ruggell; Mar i a Marxer, Gampr in ; Luise Walser,
Vaduz; Dr. Thomas Wi lhe lm, Vaduz.
Aus dem Stiftungsrat ausgeschieden sind F r a u
Ulrike Brunhart , Balzers, und Frau Trudy Br icc i -
Marok, Mauren . Ihnen sei auch an dieser Stelle f ü r
die l ang jäh r ige konstruktive Mitarbeit und ihren
steten Einsatz fü r die Interessen des Landesmu-
seums herzlich gedankt.
Der Stiftungsrat hat an fünf ordentlichen Sitzun-
gen sowie an mehreren projektbezogenen An läs -
sen seine statutarischen Aufgaben wahrgenom-
men. Das Liechtensteinische Landesmuseum befin-
det sich i m Hinbl ick auf die f ü r Herbst 2003 ge-
plante N e u e r ö f f n u n g i n einer eigentlichen Phase
des Umbruchs auf verschiedenen Ebenen. So galt
ein besonderes Augenmerk des Stiftungsrates der
strukturellen, personellen und f inanziel len Zu -
kunftsentwicklung des Landesmuseums. In Zusam-
menarbeit mit F rau Dr. A n j a Dauschek, Planungs-
und Managementberatungsstelle Lord Cultural Re-
sources G m b H Ber l in , wurde i m Auf t rag der l iech-
tensteinischen Regierung eine zukünf t ige Organisa-
tionsstruktur des Landesmuseums in Gang gesetzt,
welche die bisherige divisionale Struktur in eine
zukunftsweisende funktionale Organisationsstruk-
tur umwandeln soll. Der Prozess ist noch im Gange.
A l s tragendes Fundament f ü r die Zukunft der Insti-
tution Landesmuseum soll ebenfalls ein solide aus-
gearbeitetes Leitbi ld dienen. A n einem zwei täg igen
Workshop vom 5. und 6. Dezember 2002 wurde
mit Einbezug des Stiftungsrates und weiterer Fach-
personen unter der professionellen Leitung von
F rau Dr. A n j a Dauschek, Ber l in , das Leitbi ld - ba-
sierend auf einem durch das Landesmuseum be-
reits 1998 entwickelten Leitbi ldentwurf - ausgear-
beitet. In personeller Hinsicht wurde durch die
liechtensteinische Regierung eine E r h ö h u n g des
Personalbestandes des Landesmuseums u m 7,2
Stellen in Aussicht gestellt. Es handelt sich dabei
vorwiegend u m Kassa- und Aufsichtspersonal so-
wie u m die unabdingbare Stelle des Museumstech-
nikers. Der Stellenplan wurde vom Landtag in der
Sitzung vom 21./22. November 2002 genehmigt.
Das Liechtensteinische Landesmuseum sieht sich
mit der N e u e r ö f f n u n g vor zusä tz l i che Aufgaben ge-
stellt, was seine Auswirkungen auch in f inanziel ler
Hinsicht zeitigen w i r d . Der Stiftungsrat hat sich
auch mit dieser Frage eingehend befasst. Die Neu-
fassung der z u k ü n f t i g e n Budgetplanung wi rd erst-
mals f ü r das Jahr 2004 z u m Tragen kommen.
In allen entscheidenden Gremien war der Stif-
tungsrat durch die P r ä s i d e n t i n Frau l ic. phi l . Eva
Pepic vertreten. Zwischen dem Liechtensteinischen
Landesmuseum, dem Hochbauamt (Fachbereich
Archäologie) und dem A m t f ü r Wald, Natur und
Landschaft (Bereich Naturkundliche Sammlungen)
wurde unter Leitung des Kulturressorts ein Grund-
lagenpapier fü r die künf t ige z i e l f ü h r e n d e Zusam-
menarbeit, ein sogenanntes Kooperationsmodell ,
ausgearbeitet, das von der Regierung mit Beschluss
vom 18. Dezember 2002 (RA 2002/3598-5330) in
Kraf t gesetzt wurde. Die Neuregelung der Samm-
lungsbereiche wurde dar in explizit ausgeschlossen.
Sie w i r d Gegenstand bei der kün f t i gen Neufassung
des Landesmuseumsgesetzes sein.
275
MUSEUMSKOMMISSION M U S E U M S V E R W A L T U N G
Die Museumskommiss ion hat an zwei Sitzungen
ü b e r zahlreiche Neuerwerbungen entschieden und
sich ebenfalls mit der z u k ü n f t i g e n Entwicklung des
Landesmuseums auseinandergesetzt. Die Ausar-
beitung des Museumsleitbildes v o m 5. und 6. De-
zember 2002 hat unter Beteiligung von Mitgl iedern
der Museumskommiss ion stattgefunden. Die M u -
seums- beziehungsweise Ankaufskommiss ion ist
g e m ä s s Statuten insbesondere f ü r die Erwei terung
der Sammlungen zus t änd ig . Immer h ä u f i g e r hat sie
sich mit der Frage von privaten Schenkungen an
das Museum zu befassen. Nicht immer ist der lan-
deskundliche Bezug gegeben, dennoch befinden
sich Privatsammlungen meist seit langem in unse-
rem Lande und zeugen vielfach von h ö c h s t e n Qua-
l i t ä t s a n s p r ü c h e n der jeweiligen Besitzer. Soll das
Landesmuseum solche bisweilen ethnographisch
wertvolle Sammlungen ablehnen oder soll es sie i n
seine Obhut nehmen, da es ohnehin zu seinen Auf-
gaben zähl t , Kulturgut - auch aus anderen Kultur-
kreisen - das sich i m Lande befindet, zu erhalten
und zu bewahren?
Das neue Logo des Liech-
tensteinischen Landesmu-
seums
Das Berichtsjahr 2002 stand ganz i m Zeichen der
W e i t e r f ü h r u n g des Renovations- und Erweiterungs-
projektes Landesmuseum, namentl ich in baulicher
Hinsicht, aber auch in Bezug auf die Vorbereitung
der kün f t i gen Dauer- und Wechselausstellungsbe-
reiche i m Hinbl ick auf die E r ö f f n u n g i m Herbst
2003. Zahlreiche Teilprojekte konnten i n der Vor-
bereitung des musealen Neubeginns i n eine kon-
krete Richtung gelenkt werden. In aufwendigen
Vergabeverfahren wurden die Bereiche Market ing
und PR an die F i r m a Leone M i n g in Schaan, das ge-
samte Vi t r inenprogramm f ü r die kün f t i gen Ausstel-
lungen, welches durch das Ausstellungsgestalter-
team Gassner und K r a n z mit Akr ib i e vorbereitet
wurde, an die F i r m a hp84, amenagement patrimo-
nia l & culturel signaletique, Paris, sowie der Mul t i -
mediabereich in den Ausstellungen an das Media-
team Norbert Jansen, Schaan, vergeben.
In einzelnen Fachbereichen wurde eine intensive
Zusammenarbei t mit Fachkollegen gepflegt, so i m
Bereich K i r chena rchäo log i e mit Dr. Peter Eggenber-
ger, Luzern , i m Bereich Anthropologie mit Dr. Joa-
ch im Wahl , Osteologe, Konstanz, i m Bereich Numis-
matik mit l ic . phi l . Benedikt Zäch , Konservator des
M ü n z k a b i n e t t s Winterthur, sowie i m Bereich M u -
s e u m s p ä d a g o g i k mit F r a u l ic. ph i l . F lavia Krogh,
St. Gallen, und F r a u Dip l . B io l . Regula Fre i , Zür ich .
Die redaktionelle Leitung der vorgesehenen Publ i -
kationen i m Hinbl ick auf die N e u e r ö f f n u n g des Lan-
desmuseums h in hat verdankenswerter Weise
H a n s j ö r g Frommelt , Archäo loge , Triesen, ü b e r n o m -
men. Diesbezügl iche A u f t r ä g e an Autor innen und
Autoren f ü r a u s g e w ä h l t e F a c h b e i t r ä g e sind eben-
falls vergeben worden.
In Zusammenarbei t mit dem Ausstellungs- und
Graphikatel ier Hans Peter Gassner, Vaduz, und der
F i r m a Leone M i n g , PR und Market ing, Schaan, wur-
de ein neues Signet (Logo) f ü r das Liechtensteini-
sche Landesmuseum entwickelt, das in Zukunft das
Liechtensteinische Landesmuseum nach aussen wirk-
sam vertreten soll.
Mi t mehreren öf fen t l i chen und privaten Samm-
lungen wurden die Le ihve r t r äge ü b e r Objekte fü r
276
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
die künf t igen Dauerausstellungen ausgefertigt. F ü r
das stets wohlwollende Entgegenkommen sei auch
an dieser Stelle gedankt.
Die Mitarbei ter innen und Mitarbeiter des Lan-
desmuseums wirkten nicht nur in zahlreichen Fach-
kommissionen und Projekten mit, sie standen auch
weiterhin vielen Anfragen hi l f re ich mit Rat und Tat
zur Seite. Die B i b l i o t h e k s n e u z u g ä n g e wurden lau-
fend erfasst und entsprechend aufgearbeitet, die
EDV-Sammlungsverwal tung (Programm M u s e u m
Plus der F i r m a Zetom AG) w i r d kontinuier l ich wei -
t e rge füh r t .
Erfreulicherweise konnte das Videoprojekt ü b e r
die Handstickereimaschinen, die Vor läufer der Tex-
tilindustrie in Liechtenstein, abgeschlossen werden;
es ist dies ein Filmprojekt , das i m Medienbereich
des künf t igen Landesmuseums eingesetzt w i rd .
A n mehreren Ausstellungsprojekten war das
Liechtensteinische Landesmuseum mit Objekten
aus seinen Sammlungen vertreten, u. a. in der In-
stallation «Kai lash Schnittpunkt und Wirk l i chke i -
t en» , ein Projekt des Schichtwechsels im Kuns t raum
E n g l ä n d e r b a u Vaduz vom 5. November 2002 bis 12.
Januar 2003. Gezeigt wurden u. a. mehrere ausge-
suchte Objekte aus der Tibet ica-Sammlung des Lan-
desmuseums, die auch Eingang i n den exklusiven
Ausstellungskatalog gefunden haben. Der Anlass
stand i m Zeichen der Akt iv i tä ten zum « In t e rna t io -
nalen Jahr der Berge 2 0 0 2 » .
Das Naturwissenschaftl iche F o r u m nahm sein
10- jähr iges Bestehen z u m Anlass , in einer Ausstel-
lung historischer und moderner Phys ikge rä t e im
Liechtensteinischen Gymnas ium seine Akt iv i tä ten
einem breiteren Publ ikum n ä h e r zu bringen. Haupt-
attraktion der Ausstellung waren zwei Objekte mit
Mondgestein aus den Museumssammlungen, die
damit erstmals öffent l ich ausgestellt wurden. Zwe i
der seltenen Exponate, ein Stück Mondgestein und
eine kleine Flagge mit den Landesfarben, er innern
an den Apol lo-17-Flug vom 20. A p r i l 1972. Liech-
tenstein war damals mit einem Sonnenwindsegel,
das von der Balzers A G beschichtet worden war,
und einer Landesflagge bei der Mondlandung be-
teiligt. Im Anschluss an die Apol lo -Miss ion wurde
das Objekt durch den damaligen amerikanischen
P r ä s i d e n t e n Richard Nixon an L a n d e s f ü r s t Franz
Josef II. von Liechtenstein ü b e r r e i c h t , der es in die
Sammlungen des Liechtensteinischen Landesmu-
seums ü b e r g a b .
In verschiedenen Publikationen sind Bei t räge
von Mitarbei tern des Landesmuseums erschienen.
E r w ä h n t seien der Beitrag von lic. phil . Ar thur Brun-
hart, «Religion, Al l tag und kirchliches B r a u c h t u m » ,
in : 125 Jahre Pfarrei Ruggell 1874-1999, S. 2 2 5 -
259, und die Arbe i t von lic. phi l . Norbert W. Hasler,
«Votivbilder aus L iech tens te in» , in : Jahrbuch des
Historischen Vereins f ü r das F ü r s t e n t u m Liechten-
stein, 101, 2002, S. 291-326.
M U S E U M S P E R S O N A L
Im Bereich des Stellenplans konnte die seit 21. Ja-
nuar 2001 vakante Stelle i m Fachbereich Fotogra-
fie und Bilddokumentat ion nach erfolgter Stellen-
ausschreibung auf 1. August 2002 mit Reto Hasler,
Vaduz, neu besetzt werden. Nach jahrelanger in -
tensiver autodidaktischer Auseinandersetzung mit
Fototechnik und -gestaltung und dem Besuch zahl-
reicher Fotoseminare, Kurse und Workshops ab-
solvierte er 1995 ein Gaststudium am Royal Mel -
bourne Institute of Technology (RMIT) mit den
Schwerpunkten Studioprakt ikum, Portrait-, Repro-
und Modefotografie sowie Fine Print Techniques.
W ä h r e n d mehrerer Jahre leitete er Fotokurse bei
der Arbeitsstelle fü r Erwachsenenbi ldung in Liech-
tenstein. Im Herbst 2002 nahm er an Sinar-Fachse-
minaren i n Zür ich und Dornb i rn f ü r Digitalfotogra-
fie teil.
Nachdem F r a u Tanja Büche l -Fe lde r aus fami-
l iä ren G r ü n d e n ihre K ü n d i g u n g eingereicht hatte,
wurde die Sekretariatsstelle des Landesmuseums
im Juni 2002 f re i . A m 1. Ju l i 2002 ü b e r n a h m Frau
Ani ta Schädler , Triesenberg, die Sekretariatsarbeit.
F r a u Schäd le r war bereits seit dem 1. Oktober
2001 aushilfsweise i m Sekretariat des Landesmu-
seums tät ig .
Lic . phi l . Ar thur Brunhart , wissenschaftl icher
Mitarbeiter des Landesmuseums, erhielt am 29. Ju-
ni 2002 das Abschlussdip lom des z w e i j ä h r i g e n Stu-
277
diengangs in Museologie an der Univers i tä t Basel
mit der Verleihung des akademischen Grades «Ma-
ster of Advanced Studies» (MAS).
Im Laufe des Jahres wurden mehrere Weiterbil-
dungskurse und Fachtagungen vom Museumsper-
sonal besucht. E i n besonders aufschluss- und er-
fahrungsreicher Anlass war die Ein ladung v o m
12. November 2002 zum Besuch des Musee de
l 'Alimentat ion (Alimentarium) in Vevey durch den
Museumsleiter. Das Al imentar ium, eine G r ü n d u n g
der Nestle-Foundation, wurde nach erfolgtem U m -
bau und Umsetzung eines neuen, aktualisierten
Ausstellungskonzeptes i m Juni 2002 neu e rö f fne t .
278
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
P R O J E K T RENOVATION UND E R W E I T E R U N G
L A N D E S M U S E U M
Seite 278: Dach- und
Simslandschaften der
Museumsaltbauten
Die i m September 1999 begonnenen Bauarbeiten
konnten auf Ende 2002 - was den ä u s s e r e n Be-
reich betrifft - i m Wesentlichen abgeschlossen wer-
den. Ausstehend sind die gesamten Umgebungsar-
beiten sowie verschiedene Bereiche und Details des
Innenausbaus sowohl der beiden Altbauten wie
auch des Erweiterungsbaus. Sichtbares Zeichen
nach aussen f ü r ein erreichtes Etappenziel war die
Demontage der beiden Baukrane Mitte November
2002, die nun w ä h r e n d Jahren die Ortsmitte von
Vaduz m i t g e p r ä g t hatten. A n der Medienkonferenz
mit Rundgang durch die Bauten orientierten Regie-
rungschef Otmar Hasler, Architekt Frank Brunhar t
und Museumsleiter Norbert W. Hasler a m 19. No-
vember 2002 die Öffent l ichkei t ü b e r den Stand des
Projektes «Renova t ion und Erwei terung Liechten-
steinisches L a n d e s m u s e u m » . In der Pressemittei-
lung des Presse- und Informationsamtes der Regie-
rung vom 19. November 2002, Nr. 624 heisst es
dazu: «... Die bauliche Umsetzung des Projektes
des A r c h i t e k t u r b ü r o s Brunhar t Brunner Kranz aus
Balzers begann i m Jahr 1999, die E r ö f f n u n g ist f ü r
den Herbst des Jahres 2003 vorgesehen. Von aus-
sen her sind die Baumassnahmen weitgehend ab-
Die hangseitige Stützmau-
er des Erweiterungsbaus
sowie ein Blick von unten
auf die historische Taver-
ne, Hauptgebäude und seit
1972 Heimstätte des
Liechtensteinischen Lan-
desmuseums
279
geschlossen, der Innenausbau ist in vollem Gange.
... Die vom neuen Liechtensteinischen Landesmu-
seum formulierte Gebäudekons t e l l a t i on b e m ü h t
sich unter dem bewussten Verzicht auf alles offen-
kundig Absichtsvolle um ein mögl ichs t grosses
Mass an Authent iz i tä t . Sie versucht, f ü r das histori-
sche Zentrum von Vaduz eine Iden t i t ä t stiftende
Funktion dadurch a u s z u ü b e n , dass es auf einer
s t ä d t e b a u l i c h e n und architektonischen Ebene das
wieder aufgreift, was z w a n g s l ä u f i g die eigentliche
Hauptaufgabe eines Landesmuseums darstellen
muss: E i n Ort f ü r die Bewahrung kultureller Werte
zu se in» .
Die zukünf t i gen Inhalte des Liechtensteinischen
Landesmuseums k ö n n e n wie folgt zusammenge-
fasst werden: «Die f ü r Herbst 2003 vorgesehene
E r ö f f n u n g der künf t igen Dauerausstellung ist auf
menschliche Tä t igke i t sbe re i che fokussiert. Unter
den sechs Leitbegriffen <siedeln> (mit inhalt l ichem
Schwerpunkt Archäologie) , <schützen> (Mittelalter/
F rühneuze i t ) , <herrschen> (18./19. Jahrhundert),
<feiern> (Volkskunde, Brauchtum), <schaffen> (19. bis
21. Jahrhundert), <nutzen> (naturkundliche Aspek-
te) werden diese Tä t igke i ten in Liechtenstein und
der Region anhand der Sammlungsobjekte durch
die Geschichte dargestellt und ü b e r den zeit l ich-in-
haltlichen Schwerpunkt hinaus in einen ü b e r g r e i -
fenden Zusammenhang gebracht. Die Ausstellung
zeigt in jedem Bereich ein Leitobjekt, dessen The-
matik in der weiteren Ausstellung vertieft w i r d . Das
Leitsystem f ü h r t die Besucher und Besucherinnen
durch die drei M u s e u m s g e b ä u d e (rund 2000 m 2
Auss te l lungsf läche) , von denen zwei die kulturge-
schichtlichen Ausstellungen beherbergen. Im Er -
An der Medienkonferenz,
an welcher über den Stand
der Ausbauarbeiten beim
Liechtensteinischen Lan-
desmuseum berichtet wur-
de. Von links nach rechts:
Regierungschef Otmar
Hasler, Museumsleiter
Norbert W. Hasler und
Architekt Frank Brunhart
weiterungsbau s ind ab 2003 die naturkundliche
Abtei lung, die M e d i e n r ä u m e , der Wechselausstel-
lungsbereich (rund 500 m2), der Ku l tu rgü t e r schu t z -
bereich und weitere, namentl ich technische Funk-
tionen u n t e r g e b r a c h t » .
W O H N M U S E U M HAUS NR. 12
IN S C H E L L E N R E R G
Das Wohnmuseum Schellenberg stand wie bisher
von A n f a n g A p r i l bis Ende Oktober jeweils am er-
sten und letzten Sonntagnachmittag dem interes-
sierten Besucher offen. Die Besucherbetreuung
wurde i m Berichtsjahr von F r a u Rosemarie Bieder-
mann i m Alle ingang mit a l t b e w ä h r t e r Umsicht
getät igt . Zudem stand F r a u Biedermann f ü r zahl-
reiche G r u p p e n f ü h r u n g e n zur Ver fügung . Die Be-
sucherzahl liegt bei rund 500 Eintri t ten. Eintragun-
gen ins G ä s t e b u c h beweisen e inmal mehr die Be-
liebtheit dieses mittlerweile recht bekannten Aus-
flugziels bei den Besucherinnen und Besuchern.
S A M M L U N G E N
Entsprechend dem heterogenen Sammlungsspek-
t rum des Liechtensteinischen Landesmuseums sind
die S a m m l u n g s z u g ä n g e i m Berichtsjahr sehr viel-
seitig und zahlreich eingegangen. Von herausra-
280
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
gender Bedeutung ist der Ankau f von weiteren 29
gouachierten Aquarel len von Johanna Isser von
Gaudententhurn, geborene Grossrubatscher (1802-
1880) zu e r w ä h n e n , der Dank einer einmaligen Er-
h ö h u n g des Ankaufskredites fü r das Jahr 2002 er-
möglicht wurde. Das Liechtensteinische Landesmu-
seum ver füg t nun mit insgesamt 38 Blä t te rn ü b e r
eine der g r ö s s t e n geschlossenen Sammlungen die-
ser Maler in des 19. Jahrhunderts. Sie stellt ein ein-
zigartiges L a n d s c h a f t s p o r t r ä t Liechtensteins, Vor-
arlbergs und des Schweizer Rheintals aus der Spä t -
biedermeierzeit dar. Fü r Liechtenstein zentrale Ele-
mente dieser Sammlung sind die vier Blät ter mit
den Burgen Gutenberg, Vaduz, Schalun und Schel-
lenberg.
Dank der Vermitt lung durch die Herren Walter
Staub, St. Gallen und K a r l Rinderknecht, Ab twi l ,
konnte das Landesmuseum eine Sammlung von 25
T e l e k o m m u n i k a t i o n s g e r ä t e n aus der Sammlung
der ehemaligen Swisscom-Geschäf t s s t e l l e St. Gal-
len ü b e r n e h m e n . Die Gerä t e , vom Morseschreiber
mit Taster ü b e r die Wandstation von 1887 bis zu
Apparaten, die noch in den 1970er Jahren in
Liechtenstein in Verwendung standen, widerspie-
geln auf e indrück l i che Weise die Telekommunikat i -
onsgeschichte unseres Landes. Teile davon werden
Eingang in die künf t ige Dauerausstellung des Lan-
desmuseums finden.
E r g ä n z e n d dazu konnte das Museum zahlreiche
Gerä te geschenksweise von Her rn Walter Fehr,
Schaanwald, entgegennehmen. Ebenfalls von pr i -
vater Seite konnte das Landesmuseum eine Samm-
lung von Rechtsdokumenten, Erlassen, Verordnun-
gen, Instruktionen u. ä. ü b e r n e h m e n .
Das Eingangsverzeichnis 2002 umfasst insge-
samt 200 N e u z u g ä n g e , u. a. aus den Bereichen A l l -
tagskultur, Land- und Hauswirtschaft , Industriege-
schichte, Graphik, Kartographie und Numismatik.
Das Verzeichnis i m A n h a n g gibt einen Querschnitt
durch die bedeutendsten Neuerwerbungen.
Geschichte ist unwiederbringlich verloren. Nie-
mand kann genau wissen, wie Vergangenheit war.
Geschichte ist nicht rekonstruierbar. Jede Ge-
schichtsdarstellung ist nur ein mögliches Vorstel-
lungsbild der Vergangenheit. Es beruht auf Überlie-
ferungen: Dokumenten, Erzählungen, Objekten. -
Objekte im Museum sind stumm. Die Relikte der
Vergangenheit sagen nichts über ihr früheres Le-
ben in der Welt. Sie können jedoch erfreuen, Erin-
nerungen wachrufen. Wissen evozieren, zum Nach-
denken anregen. - Objekte im Museum sind anek-
dotisch, einmalig. Sie veranschaulichen weder
grosse Zusammenhänge noch Evolutionen, illu-
strieren sie höchstens.
Martin R. Schärer
281
D A N K STIFTUNGSRAT
Das Landesmuseum ist folgenden Donatoren f ü r
wertvolle und kulturhistorisch interessante Objek-
te, die geschenksweise in die Sammlungen Eingang
gefunden haben, zu grossem Dank verpflichtet:
- Fürs t l . Rat Robert Allgäuer, Vaduz
- Daniel Büchel , Triesenberg
- Walter Fehr, Schaanwald
- Franz Frommelt , Triesen
- Urs Hi l t i , Mauren
- Roland Huber, Triesen
- Wolfgang und Resi Kindle , Triesen
- Sigi Korner, Triesen
- Janko Kramberger, Vaduz
- Veronika Marxer, Schaan
- Thomas Müssner , Bendern
- Johann Otto Oehry, Triesen
- Eva Pepic, Triesen
- Ar thur Reutimann, Buchs
- E r w i n Risch, Schaan
- Mar t in Spalt, Triesen
- Tischtennisclub Balzers, F rau Ulr ike Büchel
- Joseph Wohlwend t , Vaduz
F i rmen
- Hi l t i A G , Schaan
- Hoval A G , Vaduz
- Ivoclar Vivadent A G , Schaan
- Swarovski A G , Triesen
- Thyssen-Krupp Presta A G , Eschen
- Unaxis Balzers A G , Balzers
Vaduz, i m Januar 2003
lic. phi l . Norbert W. Hasler, Leiter des
Liechtensteinischen Landesmuseums
- Mag . E d m u n d Banzer, Hohenems
- Trudy Br icc i -Marok , Mauren, bis 17. März 2002
- Ulr ike Brunhart , Balzers, bis 17. März 2002
- Christel Hassler, Schellenberg, seit
17. März 2002
- l ic. phi l . Roland Hi l t i , Ruggell
- M a r i a Marxer, Gampr in
- lic. phi l . E v a Pepic, Triesen, P r ä s iden t i n
- Luise Walser, Vaduz, seit 17. M ä r z 2002
- Dr. Thomas Wi lhe lm, Vaduz
MUSEUMSKOMMISSION
- l ic. phi l . Norbert W. Hasler, Schaan, Vorsitz
- Johann Otto Oehry, Triesen
- Univ. Prof. Dr. E lmar Vonbank, Bregenz
- Manf red Wanger, Planken
M U S E U M S P E R S O N A L
- lic. phi l . Ar thur Brunhart, Balzers, wissenschaft-
licher Mitarbei ter
- Tanja Büchel-Felder , Balzers, Sekre tä r in
(80-Prozent-Stelle), bis 13. Jun i 2002
- Reto Hasler, Vaduz, Sachbearbeitung Fotografie
und Dokumentation, seit 1. August 2002
- Thomas Müssner , Bendern, Restaurator
- An i t a Schädler , Triesenberg, S e k r e t ä r i n
(80-Prozent-Stelle), seit 1. Jun i 2002
- lic. ph i l . Norbert W. Hasler, Schaan, Museums-
leiter
- Rosemarie Biedermann, Mauren, Aufsicht
Wohnmuseum Schellenberg
Der Jahresbericht 2002 wurde vom Stiftungsrat
des Liechtensteinischen Landesmuseums i n seiner
Sitzung vom 10. Februar 2003 in der vorliegenden
Fassung genehmigt.
282
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Auswahl bedeutender Ankäufe,
Schenkungen, Dauerleihgaben
GRAPHIK
Die Schlossruine Jagdberg bei Schlins. Nächt l i che
Ruinenansicht mit Wegelagerern am Lagerfeuer.
Aquarel l , gouachiert, von Johanna Isser von Gau-
dententhurn (1802-1880). Datiert: 1. November
1841 - November 1841. Nr. 2.
25,7 x 35,7 cm. E 2002/ 204. Inv. Nr. L L M Gr. 889.
Die Schlossruine Schwarzhorn bei Satteins. Gewit-
terstimmung. Blick auf die Drei Schwestern. Aqua -
rell , gouachiert, von Johanna Isser von Gauden-
tenthurn (1802-1880). Datiert: 1. November 1841 -
Dezember 1841. Nr. 4.
24.6 x 32 cm. E 2002/205. Inv. Nr. L L M Gr. 890.
Schlossruine Siegberg bei Göfis. «Ansicht der Ruine
Sigberg mit Blick auf Göfis O r t s z e n t r u m » . Aquare l l ,
gouachiert, von Johanna Isser von Gaudententhurn
(1802-1880). Datiert: 15. A p r i l 1842 - März 1850.
Nr. 85.
Bi ld : 22,5 x 30 cm. E 2002/206. Inv. Nr. L L M
Gr. 891.
«Eine Parthie auf dem Wege von Sateins (!) nach
Dums. Mar ter l am Waldweg von Satteins nach
Göf is -Dums». Aquare l l , gouachiert, von Johanna
Isser von Gaudententhurn (1802-1880). Datiert:
28. Jun i 1844 - Ju l i 1844. Nr. 45.
21 x 26,6 cm. E 2002/207. Inv. Nr. L L M Gr. 892.
Felspartie bei Dums. Bizarre Felsenlandschaft bei
Göfis, i m Volksmund «verhe i t Schrö f fa» genannt.
Einzige Ansicht aus der Zeit vor dem grossen
Felssturz. Aquare l l , gouachiert, von Johanna Isser
von Gaudententhurn (1802-1880). Datiert:
1. August 1845 - September 1848. Nr. 80.
26,2 x 21,5 cm. E 2002/208. Inv. Nr. L L M Gr. 893.
Dumser Weiher. Einzige und äl tes te Ansicht des
Dumser Weihers auf dem Weg von Satteins nach
Göfis. Aquarel l , gouachiert, von Johanna Isser von
Gaudententhurn (1802-1880). Datiert: 16. August
1 8 4 5 - J u l i 1852. Nr. 90.
25.7 x 21,5 cm. E 2002/209. Inv. Nr. L L M Gr. 894.
Das Saminatal von A m e r l ü g e n aus gesehen. Mi t
Blick auf die Drei Schwestern. Aquare l l , gouachiert,
von Johanna Isser von Gaudententhurn (1802-
1880). Datiert: 9. Oktober 1 8 5 4 - M a i 1859. Nr. 131.
28 x 33,2 cm. E 2002/210. Inv. Nr. L L M Gr. 895.
Die gedeckte Brücke bei Fe ldki rch . Blick in die
Felsenau gegen Feldki rch . Aquare l l , gouachiert,
von Johanna Isser von Gaudententhurn
(1812-1880). Datiert: 10. Jun i 1842 - Jun i 1844.
Nr. 42.
24,7 x 20,5 cm. E 2002/211. Inv. Nr. L L M Gr. 896.
Schlossruine Schwarzhorn
bei Göfis. Gouachiertes
Aquarell, von Johanna Is-
ser von Gaudententhurn,
1841
283
Blick auf den Valdunasee
mit der Rankweiler Berg-
kirche im Hintergrund.
Gouachiertes Aquarell, von
Johanna Isser von Gau-
dententhurn, 1852/1853
«Pa r th i e in Va lduna» . Blick von «Nes le r s Bühel»
auf den Valduna-See und die Bergkirche. Aquare l l ,
gouachiert, von Johanna Isser von Gaudententhurn
(1812-1880). Datiert: 18. September 1 8 5 2 - A p r i l
1853. Nr. 94.
30,6 x 24,7 cm. E 2002/ 212. Inv. Nr. L L M Gr. 897.
Valduner See. Von e r h ö h t e m Standort Blick auf die
alte Va lduna -Müh le i m Vordergrund, den See, die
Uferlandschaft und das Bergpanorama. Links des
Sees der Uferweg zur «Go ldenen Mühle» und nach
Tufers. Eine Strasse nach Göfis auf der rechten See-
seite existierte noch nicht. Aquare l l , gouachiert von
Johanna Isser von Gaudententhurn (1812-1880).
Datiert: 23. A p r i l 1842 - Jun i 1845. Nr. 60.
37 x 25,6 cm. E 2002/ 213. Inv. Nr. L L M Gr. 898.
Tufner Weiher. Einzige Ansicht des Tufner Weihers
in Göfis i m Abendrot . Aquare l l , gouachiert von
Johanna Isser von Gaudententhurn (1812-1880).
Datiert: 19. Jun i 1853 - Jun i 1853. Nr. 99.
30,5 x 24,8 cm. E 2002/214. Inv. Nr. L L M Gr. 899.
Rankwei l . Gesamtansicht von Rankwei l von der
Gastra aus, dargestellt kurz nach Sonnenunter-
gang. Aquare l l , gouachiert, von Johanna Isser von
Gaudententhurn (1812-1880). Datiert: 14. August
1 8 4 2 - M a i l 8 5 8 . N r . 109.
23 x 33,1 cm. E 2002/215. Inv. Nr. L L M Gr. 900.
Ruine vom Kloster Valduna. Einzige Ruinenansicht
mit Blick gegen das Saminatal . Aquare l l , goua-
chiert, von Johanna Isser von Gaudententhurn
(1812-1880). Datiert: 15. März 1 8 4 2 - M ä r z 1842.
Nr. 7.
25,5 x 29,8 cm. E 2002/ 216. Inv. Nr. L L M Gr. 901.
Ü b e r s a x e n . Ausbl ick durch ein Fenster auf eine
H ä u s e r g r u p p e in Ü b e r s a x e n , i m Hintergrund das
Saminatal . Älteste Ansicht von Ü b e r s a x e n . Aqua-
rell , gouachiert von Johanna Isser von Gauden-
tenthurn (1812-1880). Datiert: 21. August 1835 -
Dezember 1857. Nr. 105.
22 x 17,5 cm. E 2002/ 217. Inv. Nr. L L M Gr. 902.
284
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Rankweil. Gouachiertes
Aquarell, von Johanna Is-
ser von Gaudententhurn,
1842/1858
285
Blick vom Illufer in Gisin-
gen auf den Margarethen-
kapf und die Kapfschlucht.
Gouachiertes Aquarell, von
Johanna Isser von Gau-
dententhurn, 1842/1844
Das Schlöss le in Weissenberg bei Batschuns. Blick
von e r h ö h t e m Standort auf das g e g e n ü b e r l i e g e n d e
Sch lösschen , auf den Verlauf von Frutz und F r ö -
disch, die Batschunser Brücke und die Ortschaften
Klaus, Röthis , Munt l ix . Woh l ä l tes te Panoramaan-
sicht des Vorderlandes. Aquare l l , gouachiert, von
Johanna Isser von Gaudententhurn (1812-1880).
Datiert: 18. August 1852 - M a i 1853. Nr. 96.
27 x 28,5 cm. E 2002/219. Inv. Nr. L L M Gr. 904.
Ansicht gegen die gedeckte Brücke bei Feldki rch .
Bl ick von der alten Schiess -S tä t te und dem Brun-
nenhaus A u gegen die Felsenau und Frastanz.
Aquare l l , gouachiert, von Johanna Isser von Gau-
dententhurn (1812-1880). Nr. 8. Datiert: 26. März
1842.
25.2 x 29,6 cm. E 2002/221. Inv. Nr. L L M Gr. 906.
Die Veitskapfstiege. Mi t Bl ick auf die G e b ä u d e a m
Margarethenkapf. Aquare l l , gouachiert, von Johan-
na Isser von Gaudententhurn (1812-1880). Datiert:
19. Ju l i 1 8 4 7 - O k t o b e r 1848. Nr. 83.
25,5 x 22,5 cm. E 2002/ 223. Inv. Nr. L L M Gr. 908.
Die beiden Kapf vom Il lwuhr aus. Blick i l l au fwär t s
auf den Margare thenkapfund die Veitskapelle vom
Illufer in Gisingen. Aquare l l , gouachiert, von Jo-
hanna Isser von Gaudententhurn (1812-1880).
Datiert: 29. M ä r z 1842 - A p r i l 1842. Nr. 9.
23,7 x 28,8 cm. E 2002/225. Inv. Nr. L L M Gr. 910.
Der Margarethenkapf. Blick vom Illufer in Gisingen
auf den Margarethenkapf und die Kapfschlucht.
Aquare l l , gouachiert, von Johanna Isser von Gau-
dententhurn (1812-1880). Datiert: 11. Jun i 1842 -
Jun i 1844. Nr. 43.
24,9 x 21 cm. E 2002/226. Inv. Nr. L L M Gr. 911.
Der Weg auf den Margarethenkapf, vom Kehr in
Heil igkreuz aus gesehen. Blick in Richtung Mar -
garethenkapf, i l l abwär t s . Aquare l l , gouachiert, von
Johanna Isser von Gaudententhurn (1812-1880).
Datiert: 15. August 1852 - September 1852. Nr. 92.
29.3 x 23,7 cm. E 2002/227. Inv. Nr. L L M Gr. 912.
286
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Gesamtansicht von Über-
saxen. Gouachiertes Aqua-
rell, von Johanna Isser von
Gaudententhurn, 1853/
1858
Der Kehr in Heil igkreuz, vom Margarethenkapfweg
aus gesehen. Blick i l l au fwär t s gegen die Stadt,
Schattenburg und Leonhardskirche. Aquare l l ,
gouachiert, von Johanna Isser von Gaudententhurn
(1812-1880). Datiert: 24. Oktober 1 8 4 9 - A u g u s t
1852. Nr. 93.
29,2 x 24 cm. E 2002/228. Inv. Nr. L L M Gr. 913.
Schlösslein Hahnenberg bei Weiler. Blick vom alten
Weg nach Fraxern gegen das Dorfzentrum auf den
Hahnenberg und das alte Ki rch le in (1875 abgebro-
chen). Älteste Ortsansicht und einzige Darstellung
dieser Kirche . Aquare l l , gouachiert, von Johanna
Isser von Gaudententhurn (1812-1880). Datiert:
24. August 1853 - November 1857. Nr. 104.
25,5 x 31,2 cm. E 2002/229. Inv. Nr. L L M Gr. 914.
Schlossruine Altmontfort bei Fraxern . Ansicht der
Ruine mit Blick ins Rheintal gegen Süden . Ortsbe-
zeichnungen: Sulz, Rankwei l , Göfis, Altenstadt,
Amberg , Levis, Feldki rch , Schattenburg. Aquare l l ,
goauchiert, von Johanna Isser von Gaudententhurn
(1812-1880). Datiert: 29. A p r i l 1842 - A p r i l 1850.
Nr. 86.
27 x 37,2 cm. E 2002/230. Inv. Nr. L L M Gr. 915.
Ü b e r s a x e n . Gesamtansicht von Ü b e r s a x e n mit Blick
ins Rheintal gegen den Bodensee. Älteste Ansicht
von Ü b e r s a x e n . Aquare l l , goauchiert, von Johanna
Isser von Gaudententhurn (1812-1880). Datiert:
21. August 1 8 5 3 - J u n i 1858. Nr. 111.
22,7 x 28,5 cm. E 2002/231. Inv. Nr. L L M Gr. 916.
287
D O K U M E N T E
f's.
4
PI I
-»
für t>a$
foiiwönc »eitern m m « L
Die im Jahr 1809 erlasse-
ne Papierstempelordnung
für das Fürstentum Liech-
tenstein
« P a p i e r s t e m p e l = V e r o r d n u n g f ü r das souveraene
F ü r s t e n t h u m Liechtenstein. Gegeben zu Wien , den
20. M ä r z 1809. Johann, F ü r s t von und zu Liechten-
stein. Gez.: Theobald von Walberg. Hofrath . Nach
Sr. Durchlaucht h ö c h s t eigenem Befehle. Georg
Hauer, H o f r a t h » .
E 2002/192.
Verordnung betreffend b e h ö r d l i c h e Ertei lung der
Eheerlaubnis. Erlassen am 15. Ju l i 1841 i n Wien .
F ü r s t Alois Joseph von und zu Liechtenstein.
E 2002/193.
Gesetzeserlass ü b e r Gemeindewesen und Fre izü-
gigkeit i m Staate Liechtenstein (plus Anhang).
«Gegeben i n Unserer Landvogtei zu Vaduz, den
ersten August 1842. F ü r s t Alois Joseph von und zu
Liech tens te in» .
E 2002/194.
Gesetzesverordnung betreffend Erwerb der l iech-
tensteinischen S t a a t s b ü r g e r s c h a f t . «Gegeben zu
Eisgrub, den 15. J ä n n e r 1843. F ü r s t Alois Joseph
von und zu L iech tens te in» .
E 2002/195.
Verordnung betreffend die gesetzliche Auswande-
rungserlaubnis. «Gegeben zu Eisgrub, den 15. J ä n -
ner 1843. F ü r s t Alois Joseph von und zu Liechten-
s te in» .
E 2002/196.
Verordnung betreffend Bestrafung des Verbrechens
der A u s s p ä h u n g («Spioner ie») . «Gegeben zu Eis-
grub, den 15. J ä n n e r 1843. F ü r s t Alo is Joseph von
und zu L iech tens te in» .
E 2002/197.
Verordnung betreffend Kosten bei Exekutionen auf
Fahrnisse. «Gegeben auf Unserem Schlosse zu
Liechtenstein, a m 22. Juni 1843. F ü r s t Alo is Joseph
von und zu L iech tens te in» .
E 2002/198.
288
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
«Ins t ruk t ion f ü r die Vorsteher der Gemeinden des
souverainen F ü r s t e n t h u m e s Liechtenstein ... (samt
Anhang). Gez.: Joseph Freyherr von Buschmann,
dirigierender Hofra th . Max imi l i an Kraupa , Wir t -
schaftsrath. Von der h o c h f ü r s t l . Hofkanzle i , Wien ,
am 18. A p r i l 1846. Franz Strak, Sekre tä r .»
E 2002/191.
«Vero rdnung . Verbot ü b e r Err ichtung von Lottos,
Lotterien und Spielbanken. Gez.: Joseph Freiherr
von Buschmann, dirigierender Hofrath . M a x i m i l i a n
Kraupa, Wirtschaftsrath. Von der h o c h f ü r s t l . Hof-
kanzlei , Wien, am 5. März 1847. Franz Strak,
Sekretär .»
E 2002/199.
Verordnung betreffend geltende Verfassungsver-
hä l tn i s se . Gegeben zu W i e n , den 20. Ju l i 1852.
Für s t Alois von und zu Liechtenstein. Gezeichnet:
Joseph Freiherr von Buschmann.
E 2002/200.
Reg ie rungs -An t r i t t s -E rk l ä rung des F ü r s t e n Jo-
hann II. von und zu Liechtenstein. «Gegeben in U n -
serem Schlosse zu Eisgrub, a m 12. November 1858.
Johannes Franz F ü r s t von und zu Liechtenstein.
Gez.: Franz Zimerman, fü r s t l i che r H o f r a t h . »
E 2002/201.
M ü n z v e r t r a g und Verordnung zum M ü n z v e r t r a g .
Eisgrub, a m 3. Dezember 1858. F ü r s t Johann Franz
von und zu Liechtenstein.
E 2002/189.
« V e r o r d n u n g ... bezügl . der Amtsgewalt des fürs t l .
Regierungsamtes i n Vollstreckung von V e r f ü g u n g e n
oder Erkenntnissen, und in Wahrung des Amtsan-
sehens. Von der hoch fü r s t l . Hofkanzle i Wien , a m
9. Dezember 1858. Gez.: F ranz Zimerman, dirigie-
render Hofrath . Rudolph Nechansky, J u s t i z r a t h . »
E 2002/190.
Jnftruktiott^
für bie Botffcbtt bet ©emeinbec beS foucctninoi Surften,
thmneä Kieoitenfiem, roel*e «m entfrauma »om Ob».
amtmc etfpatum unnörbiflti Äoftatm* SBefebtai.
ntaraa bn «rnttbanMuna™ ciriflc 8 i » * I™ »«m«
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Mt B t t » » * N . J M t a t ™ m M. S f m . HUI » I I . «"» M i " „'
Die fürstliche Hofkanzlei
in Wien erliess 1846 diese
Instruktion für die Vorste-
her der liechtensteinischen
Gemeinden.
289
W i r ;llll)IUI1! II. V>alks (i'raiiimi fmuinniirr f ü r H m firditrn-
Rrin, Jirr^uy m driiupnii, tfiruf tu Wirthrrij rtr. rlc. rtr.
*ni fckmil Inn». M ttn IM tit *tifj'lnn,| ll i.'n-, ^üriltnliiuiK* in Ätltf tti, wn Miftm
nititntM 3linttn rtitthtibltn WunWt. mit tftir.llli mt ttititntmiSHfi Stßamia^ M ti«»ti»fr»ni
tat!«*» In M t̂ntn Stift i|tfif*l »mtt.
(?rftr<s «auurftn*.
önii ürui /öiHcHtllunif und uflFrn UrifirmBir
S- 1.
W i U l B i i'icAlraftrin riltti in Ig itntinitunn (tinti kittn V:nrr̂ -.rr • P t t n ,
•nt c • i '•• i • i (in Mttlhil^iC Mt uuwiiinjtiliini* in.ntw» mrt tl» H**» «"tu ütflnntKCil
ttt ftnlfAtn HUIWi
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• I Rc imltt ttn ™ -itafnirilliJfi
M ü W i|l ttili, nnt
T» Sttinunt ifl ti
« in nun ItBltttn Ml ^tlli
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m Ii« Jllc »t*lf Mt 2l.i.iti.;Cf.'.tl mit
ii tVfiitnmun̂ tn Mi.
inft ?it*ltnfltin »»* IVafiJJtf Mi f«n*jff(Uf. lue»
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Dan >tn » i m r i i n i HntU-li IMD pilidltm »tr C«lliriinijt*iri«ni.
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I i i tnntinMnlcn ÄtiUltn«-™ tuti ^nMMiiutWnflt" HIMn tit Vtu*rtJf|t»t w* tut
tagtbtitacn mit Ftt Mm Üxittt :l..t.
ffit gtntKil Mt Vtifrt unt tti jutttira *tlijitn»JU«Hfunntu »ttt tnio, tieft» l*tmu>.
gfft| gntMtiit
I i , SttiVH tti rattnnltnniiilbtilnnjtn tm* ftt »liiltl tti *ifflt mnrt tuid; lin MftnMttt
«Vf., WM
Fürst Johann II. gewährte
dem Land Liechtenstein
im Jahr 1862 die erste
konstitutionelle Verfas-
sung, die eine wesentliche
Grundlage für die Demo-
kratisierung Liechtensteins
bildete.
« E i n s e t z u n g s d e k r e t von F ü r s t i n Franz i ska de Paula
von und zu Liechtenstein als Stellvertretung in der
Regierung des souv. F ü r s t e n t h u m s Liechtenstein.
Gegeben zu Eisgrub, dem 10. Februar 1859. Jo-
hann F ü r s t von und zu Liechtenstein. Gez. Franz
Strak, fü r s t l i che r W i r t s c h a f t s r a t h . »
E 2002/202.
Verfassung von 1862. Gegeben zu Schloss Eisgrub,
am 26. September 1862. Johann II. von und zu
Liechtenstein. Car l Haus von Hausen, Landesver-
weser.
E 2002/188.
Einfuhrzol lqui t tung. Nr. 2076. Schweizerische
Eidgenossenschaft, Haup tzo l l s t ä t t e Haag. Josephus
Xaverus Hasler von Gampr in . « F ü r 1 Wagen Nutz-
holz». 22. Ju l i 1867.
E 2 0 0 2 / 8 5 .
Einfuhrzol lqui t tung. Nr. 1921. Schweizerische E i d -
genossenschaft. Haup tzo l l s t ä t t e Haag. Johann Ge-
org N ä s c h e r von Gampr in . « F ü r 2 Wagen Brenn-
holz». 7. Jun i 1867.
E 2002/86.
« H a n d w e r k s - M e i s t e r b r i e f der kayserl: königl : Vor-
d e r ö s t e r r e i c h i s c h e n Stadt Bregenz ... A n n o 17. . .» .
Kupfers t ich. Mit Stadtansicht, Ansicht des Boden-
sees sowie mit reicher Kartuschenornamentik.
3 8 x 4 8 , 5 cm. E 2002/187.
Schematismus des regierenden h o c h f ü r s t l i c h e n
Hauses von und zu Liechtenstein. Mi t Kupfers t ich
von Schloss Eisgrub. Gedruckt: Vaduz «in Schwa-
b e n » , 1803.
E 2002/26.
290
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Sd)itict?trif(l)t «iitgcnofl'mrdjafl.
fßt nad)ft6enb oetjeiäncte ÜBaaren, meldje„..,' 7i[J, w i
beute übet bie biclige 3oHfiäcte na* bei ®r5»«ii
J3
Dem Fuhrmann Josephus
Xaverus Hasler aus Gam-
prin wurde 1867 vom
Schweizer Zoll in Haag
diese Quittung für die Ein-
fuhr von einem Wagen
Nutzholz ausgestellt.
Vorlage zur Ausstellung
eines Musterbriefs für
Handwerker. Bregenz,
18. Jahrhundert
291
Morseschreibgerät, von
1921 bis 1944 in Liechten-
stein im Einsatz
Luxusmodell eines Tisch-
telefons, ab 1901 nach
Liechtenstein exportiert
T E C H N I S C H E GERÄTE
Morseschreiber mit Taster. Model l : E idgenöss i sche
T e l e g r a p h e n - W e r k s t ä t t e . In Liechtenstein von 1921
bis z i rka 1944 i m Einsatz.
E 2002/87
Tischtelephonapparat. Er icsson LB-Stat ion 1892.
Luxusmodel l , importiert ab 1901. Der fü r die
damaligen Verhä l tn i s se sehr hohe Verkaufspreis
betrug 1901 bei der E i n f ü h r u n g i n der Schweiz
65.— Franken.
E 2002/95
Wandtelephonstation. Model l : ab 1905 gebaut, ab
1921 in Liechtenstein in Betrieb. A u s f ü h r u n g G A 24
mit Zwe i tu schhöre r .
E 2002/97.
Haustelephonapparat. Befand sich als Privatappa-
rat i n einem Liechtensteiner Haushalt. Von 1921
bis 1950 i n Betrieb.
E 2002/98.
Telephonvermittler. M o d . «Has le r Universa l» . U m
1950. G e h ä u s e Nussbaum furniert , inklusive
Sprechgarnitur, Handapparat mit Tischkonsole und
zwei Teilnehmerverzeichnissen.
E 2002/62.
Leuchtreklame f ü r Curta-Rechenmaschine. Leucht-
schrift in Gelb: «CURTA», auf b lauem Grund. Mes-
s i n g g e h ä u s e .
E 2002/45
Schreibmaschine. Marke A D L E R , Jean Steiner &
Cie. Nr. 23535. U m 1920.
E 2002/28.
Stirling-Ventilator. Öl- oder Petrolbrenner in g rü -
nem Meta l l gehäuse auf Mahagonisockel . Vierflügel-
Alupropeller. H ö h e z i rka 95 cm, Ventilator 0 rund
53 cm.
E 2002/55.
292
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Vermittlungsgerät von
Telefongesprächen,
um 1950
Leuchtreklame für die
Rechenmaschine «Curta»,
gelbe Schrift auf blauem
Grund, um 1950
Schreibmaschine der
Marke «Adler», um 1920
293
H A U S - UND L A N D W I R T S C H A F T
Tontopf, zwei Henkel . Helle Glasur mit g r ü n e m
Dekor. Höhe : 20 cm, 0 15,5 cm. Haus Nr. 6 in
Bendern.
E 2002/128.
Tontopf, zwei Henkel . Mi t heller Glasur.
Höhe : 19 cm. 0 17,7 cm. Haus Nr. 6 in Bendern.
E 2002/129.
Steingut-Henkelkrug mit H a n f s c h n ü r e n .
Höhe : 31 cm, 0 13,3 cm. Haus Nr. 6 in Bendern.
E 2002/131.
Steingut-Henkelkrug mit Hanfschnur. H ö h e 26 cm.
0 1 2 cm. Haus Nr. 6 i n Bendern.
E 2002/132.
Fliegenfalle. Glas. H ö h e 14 cm, 0 1 5 cm. Haus Nr. 6
in Bendern.
E 2002/133.
Heisswasserboiler mit Herd (Boiler). Herd aus
Gusseisen, Boilerkessel in Kupfer, Marke Soevius.
H ö h e 190 cm, Breite 60 cm, Tiefe 43 cm.
E 2002/83.
Gläserne Fliegenfalle aus Milchtrichter, Holz mit Weidenruten. Verwendet
Bendern, um 1900 u. a. be im Singen des Sennen-Aves. Länge 36,5 cm,
0 oben 31,5 cm, 0 unten 3,5 cm.
E 2002/84.
Alpabfahr tsherz . Tannenholz, roter Grund mit
weisser Umrandung und Schrift . H ö h e 18 cm,
Breite 14,5 cm. Ruggell.
E 2002/73.
Metallplaketten der Landesviehschau 1971 bis
1989. H ö h e 18 cm, Breite 18 cm. Ruggell.
E 2002/78.
Kuhgeschirr. Leinenstoff, Leder und profiliertes
Holztei l . Z i r k a 67 x 16 x 36 cm. Ruggell.
E 2002/75
Pferdegeschirr. Lederr iemen mit profi l ierten Holz-
teilen und einfachen M e s s i n g b e s c h l ä g e n .
Z i rka 78 x 44 x 22 cm. Ruggell.
E 2002/76.
Hell glasierter Tontopf aus
Bendern, um 1900
Steingut-Henkelkrug mit
Hanfschnüren, aus Ben-
dern, um 1900
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
Durchlauferhitzer. Heiss-
wasserboiler mit Herd
Pferdegeschirr. Lederriemen mit profilierten B u -
chenholzteilen und M e s s i n g a b s c h l ü s s e n .
Z i rka 75 x 45 x 21 cm. Ruggell.
E 2002/77.
Leitseil (Zügelband) . Lederr iemen f ü r Doppel- und
Einzelgespann. Ruggell.
E 2002/79.
Heuwagen. Ho lzge fäh r t mit Gummibere i fung auf
H o l z s p e i c h e n r ä d e r n . H ö h e 96 cm, Länge 415 cm,
Breite 157 cm. Schaan.
E 2002/80.
Pflug. Metall mit Holzgriffen. H ö h e 104 cm, Länge
200 cm, Breite 63 cm. Ruggell.
E 2002/74.
Schubkarren (sogenannte «Bär ra» ) . Ho lzge fäh r t
mit Holzspeichenrad. H ö h e 75 cm, Länge 200 cm,
Breite 68 cm. Ruggell.
E 2 0 0 2 / 7 1 .
Handleiterwagen. Holz. Oberbau Esche/Tanne,
Achsen und Deichsel in Esche, W a g e n r ä d e r in
Eschenholz mit Metallr ingen. H ö h e 68 cm, Länge
227 cm, Breite 73 cm. Haus Nr. 6 in Bendern.
E 2002/123.
Versehkreuz aus Messing
mit Silberelementen sowie
silberne, innen vergoldete
Hostien- und Ölgefässe.
Aus Vaduz, um 1900
Silbernes Versehkreuz aus
Vaduz
296
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
VERSCHIEDENES
Versehkreuz. Messing. U m 1900. M i t silbernen,
innen vergoldeten Hostien- und Ölgefässen . In
Kreuzmitte Silberapplikationen, Gottvater mit
Heilig-Geist-Taube. H ö h e 20 cm, Kreuzarme
9,5 cm. Dauerleihgabe Pfarramt St. F lor in Vaduz.
E 2002/186.
Versehkreuz. Silber. Dreipasskreuz, aufgehend
ü b e r kreisrundem dreistufigem Sockel. In Kreuz-
mitte rücksei t ig integriertes vergoldetes Hostienge-
fäss . Höhe 23,5 cm, Kreuzarme 15 cm. Sockel
0 9,5 cm. Dauerleihgabe Pfarramt St. F lo r in Vaduz.
E 2002/185.
S i lbergefäss mit kreuzbesetztem Deckel in gedrech-
seltem Holzbehäl ter . Meistermarke des Feldkircher
Goldschmieds Hans Ul r i ch Gamon (Meister 1619;
11635) . M i t graviertem Wappen «von P l an t a» .
Schlagmarke A . P. Aufschr i f t auf S i lbe rgefäss «Ol».
Höhe z i rka 5,5 cm, 0 3,5 cm. Dauerleihgabe Pfarr-
amt St. F lo r in Vaduz.
E 2002/184.
Kommunionkerze . Reich verziert mit Goldorna-
menten, mit goldenem Kelch und weissen Rosen-
blü ten . Jahrzahl 1936. Länge : 54 cm.
E 2002/43.
Golddukatvon 1728. F ü r s t Josef Johann A d a m von
Liechtenstein. Vs : «IOS.IO.A.D.G.S.R.I.P.GVB.
&.D0M.DE.LIECHTENSTEIN». Drapiertes Brust-
bi ld nach rechts. Rs: «OPP.&CARN.DVX.C.RITB.
GRAN.HISP.P.CLAS.S.C.M.INT.CONS.1728». Das
sechsfeldige Wappen auf g e k r ö n t e m Wappenman-
tel. Münzs t ä t t e Wien . Von dieser M ü n z e s ind nur
drei Originale bekannt. Gewicht: 3,47 gr. 0 20 m m .
E 2002/23.
Zwei Mi l i t ä rmützen des liechtensteinischen Trup-
penkontingents, u m 1860. Dauerleihgabe F a m i l i -
enarchiv Rheinberger Vaduz.
E 2002/29 und E 2 0 0 2 / 3 0 .
Silbergefäss mit kreuzbe-
setztem Deckel in gedrech-
seltem Holzbehälter. Aus
Vaduz, frühes 17. Jahr-
hundert
Golddukat des Fürsten Jo-
sef Johann Adam von
Liechtenstein. Wien, 1728
Militärmützen des liech-
tensteinischen Truppen-
kontingents, um 1860
297
Leitbild und Zielsetzung
des liechtensteinischen Landes-
museums
Wie i m Jahresbericht 2002 e r w ä h n t , f ü h r t e das
Landesmuseum am 5. und 6. Dezember 2002 einen
Workshop zum Thema «Leitbild und Zielsetzungen
des Liechtensteinischen L a n d e s m u s e u m s » durch.
Die Tagung wurde Frau Dr. A n j a Dauschek von der
F i r m a Lord Cultural Resources, Planning and Mana-
gement G m b H , Ber l in , moderiert. Zur Teilnahme
eingeladen waren neben den Mitarbei ter innen und
Mitarbeitern des Liechtensteinischen Landesmu-
seums weitere involvierte Kreise. Das Ergebnis des
Workshops ist die Neuformulierung des Leitbilds,
welches auf einem Entwurf vom November 1998
basiert. Die Textfassung des revidierten Leitbilds er-
folgte durch Dr. A n j a Dauschek, Ber l in .
Das Leitbild in ausgefertigter Fo rm wurde durch
den Stiftungsrat des Liechtensteinischen Landes-
museums in seiner Sitzung vom 10. Februar 2003
genehmigt und der Regierung mit Schreiben vom
11. Februar 2003 zur Kenntnis gebracht.
lic. phi l . Norbert W. Hasler
Leiter Liechtensteinisches Landesmuseum
298
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
LEITBILD
PRÄAMBEL
Das Liechtensteinische Landesmuseum ist be-
strebt, in allen seinen Tätigkeiten den ICOM Ko-
dex der Berufsethik (LCOM Code of Professional
Ethics) zu achten.1 Entsprechend diesem Kodex
ist die barrierefreie Gestaltung des Museums
und seiner Ausstellungen und Veranstaltungen
eine Grundhaltung, so dass den besonderen Be-
dürfnissen von Behinderten bestmöglich Rech-
nung getragen werden kann.
Das Landesmuseum ist ein lebendiger Ort der
Kulturpflege und der Begegnung und ein Zen-
trum für Wissensvermittlung und Bildung. Die-
sem Ziele dient das Sammeln, Bewahren, Doku-
mentieren, Erforschen und Vermitteln von Kul-
tur- und Naturgütern.
REICHWEITE
Das Landesmuseum bezieht sich in seinen Akti-
vitäten auf den Kulturraum des Alpenrheintals
und der Bodenseeregion, wobei sein Kern das
Fürstentum Liechtenstein ist.
AUFTRAG
Auftrag, Sinn und Zweck des Liechtenstei-
nischen Landesmuseums sind die Sammlung,
Erhaltung und Ausstellung liechtensteinischen
Kulturgutes sowie die Förderung des Verständ-
nisses für Landeskunde und Geschichte Liechten-
steins (Gesetz und Statut der Stiftung Liechten-
steinisches Landesmuseum, 9. Mai 1972, Nr. 39,
Art. 2). Der Stiftungsrat sorgt durch geeignete
Massnahmen für die Erfüllung dieses Auftrages.
ZIEL UND BEDEUTUNG DER TÄTIGKEIT
Das Landesmuseum transportiert das Gestern,
unsere Vergangenheit, ins Heute. Es bildet eine
Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart
und Zukunft. Das Landesmuseum beteiligt sich
aktiv am Diskurs übergreifender liechtensteini-
scher Themen und Fragen und trägt so zur Kon-
stitution und Entwicklung liechtensteinischer
Identität bei.- Gleichzeitig repräsentiert es wich-
tige Aspekte der Landeskunde Liechtensteins
nach aussen. Das Landesmuseum verfolgt einen
interdisziplinären Ansatz in seinen Tätigkeiten.
ZIELGRUPPEN
Die Zielgruppen des Landesmuseums sind die
Bevölkerung des Fürstentums Liechtenstein und
die Bewohner des weiteren Kulturraumes, eben-
so die Touristen in Liechtenstein und in der Regi-
on. Schulen sind eine besonders wichtige ZieT
gruppe des Museums. Soweit möglich, werden
spezifische Interessengruppen, u. a. Kindergär-
ten, Gruppen der Erwachsenenbildung, Minder-
heiten und Behinderte in besonderer Weise an-
gesprochen.
1) Der Kodex wurde von der 15. ICOM-Generalversammlimg in
Buenos Aires, Argentinien, am 4. November 1986 angenommen
und liegt seit Februar 1999 als deutschsprachige Fassung von
ICOM-Deutschland und ICOM-Österreich vor.
2) Diese Formulierung verweist auf ein Verständnis von nationa-
ler Identität als einem sozialen Fakt, der im Diskurs konstruiert
wird. Nationale Identität ist, so verstanden, eine diskursiv-
kollektive Identität, die nicht statisch ist. sondern sich sowohl in
der Differenz und den Beziehungen zwischen den Individuen und
der Gesellschaft (Kollektiv) konstituiert als auch in den Beziehun-
gen und Differenzen zu anderen Gesellschaften. Vgl . u. a. Ruth
Wodak (Hrsg.): Zur diskursiven Konstruktion nationaler Identität.
Frankfurt/Main, 1998.
299
TÄTIGKEITEN
Erhalten
Das Landesmuseum sorgt mit konservatori-
schen und restauratorischen Massnahmen für
den bestmöglichen Erhalt und Fortbestand der
Sammlungsbestände.
Dokumentieren
Das Landesmuseum erschliesst die Samm-
lungsbestände durch Katalogisierung, Inven-
tarisierung und wissenschaftliche Bearbei-
tung.
Erforschen
Das Landesmuseum sorgt für die wissen-
schaftliche Erschliessung der Sammlungsob-
jekte. Darüber hinaus forscht das Landesmu-
seum zu Themen, die sich auf die Sammlun-
gen und die Ausstellungen beziehen. Die Er-
gebnisse sind allen Interessierten zugänglich
und werden soweit als möglich publiziert.
Sammeln
Das Landesmuseum baut eine kultur- und na-
turhistorische Sammlung entsprechend den
gesetzlichen Vorgaben auf. Es sammelt Zeug-
nisse der Kultur- und Naturgeschichte des
liechtensteinischen Kulturraums. Darüber hi-
naus werden Objekte mit Bezug zu Menschen
in oder aus dem Fürstentum Liechtenstein ge-
sammelt. Das Landesmuseum stimmt seine
Sammlungsaktivitäten mit anderen sammeln-
den Einrichtungen im Fürstentum Liechten-
stein ab.
Vermitteln
Der Besucher steht im Mittelpunkt der Kom-
munikation des Museums mit der Öffentlich-
keit. Die Orientierung am Besucher ist eine
Grundhaltung und schafft eine einladende At-
mosphäre. Die Vermittlung ist fundiert und
den jeweiligen Zielgruppen angemessen. Die
Vermittlung geschieht vor allem durch Dauer-
ausstellungen, Sonderausstellungen, Veran-
staltungen, museumspädagogische Aktivitä-
ten und Publikationen.
Beraten
Das Landesmuseum dient als Beratungsein-
richtung für öffentliche und private Samm-
lungen in museologischen Fragen.
RAHMENBEDINGUNGEN
Das Landesmuseum ist bestrebt, in allen Berei-
chen professionelle und qualitätsvolle Arbeit zu
leisten. Um Professionalität und Qualität zu ge-
währleisten und aktuell zu halten, ist eine lang-
fristige Sicherung der notwendigen Ressourcen
in personeller, finanzieller, technischer sowie
räumlicher Hinsicht erforderlich.
Gesonderte Richtlinien definieren die einzel-
nen Tätigkeiten des Landesmuseums detaillier-
ter. Das Museum überprüft in regelmässigen Ab-
ständen sein Leitbild und seine Richtlinien, um
sie veränderten gesellschaftlichen und museolo-
gischen Anforderungen anzupassen.
300
LIECHTENSTEINISCHES
LANDESMUSEUM 2002
BILDNACHWEIS
S. 274, 278, 279, 280:
Sven Beham, V. COM AG,
Vaduz
Übrige Abbildungen: Reto
Hasler, Liechtensteinisches
Landesmuseum, Vaduz
ANSCHRIFT DES
A U T O R S
lic. phil. Norbert W. Hasler
Liechtensteinisches
Landesmuseum
FL-9490 Vaduz
301
DER
OBERSCHENKEL-
K N O C H E N EINES
NOTHOSAURIDEN
EIN SPEKTAKULÄRER FUND IN DER VADUZER
«TIDRÖFI»
PETER NIEDERKLOPFER
DER OBERSCHENKELKNOCHEN EINES NOTHO-
SAURIDEN / P E T E R NIEDERKLOPFER
Das Liechtensteinische Landesmuseum, welches
im Herbst 2003 nach erfolgter Renovations- und
Erweiterungsphase neu eröffnet wird, verfügt in
Zukunft auch über eine naturkundliche Abteilung
in seinen Dauerausstellungen. Diese wird im ersten
Obergeschoss des Erweiterungsbaus untergebracht
sein. Die Integration der Naturkundlichen Samm-
lung in das Landesmuseum entspricht einer umfas-
senden landeskundlichen Betrachtung, welche ne-
ben der historischen und kulturgeschichtlichen
Thematik von der prähistorischen Zeit bis in die
Gegenwart auch die topographische und naturge-
schichtliche Seite Liechtensteins und der Region
aufzeigen will.
Der folgende Beitrag aus der Naturkundlichen
Sammlung möchte anhand eines sehr seltenen und
spektakulären Fundes aus Liechtenstein ein Aus-
stellungsobjekt vorstellen.
Raumsimulation der Na-
turkundlichen Sammlung,
die im Erweiterungsbau
des Landesmuseums als
Dauerausstellung im Teil-
bereich «Nutzen» einge-
richtet wird.
305
Nothosauriden-Femur aus
der Vaduzer «Tidröfi»
Massstab 2:1
F U N D U M S T Ä N D E
Im Zusammenhang mit der Arbeit an seiner Dis-
sertation «Lithostratigraphische und sedimentolo-
gische Untersuchungen in der kalkalpinen Mittel-
trias (Anisian und Ladinian) des Rätikon (Öster-
reich und Fürstentum Liechtenstein)», die 1969
publiziert wurde, hatte der Schweizer Geologe Max
Kobel im Jahr 1965 Liechtenstein besucht und in
der Vaduzer «Tidröfi» einen Femur (Oberschenkel-
knochen) eines Nothosauriden gefunden.
Die Verbindung des Rhätikon im mittleren bis
oberen Ladinian zu einem offenen Meeresgebiet
mag durch den Fund eines Nothosauriden-Femurs
in den mittleren Arlberg-Schichten der «Tidröfi»
belegt werden, da die Lebensweise der für die Trias
leitenden Nothosauriden marin-nektonisch ist. Der
Femur war damals der einzige bisher in der Mittel-
trias des Rätikon gefundene Wirbeltierrest.
F U N D B E S C H R E I B U N G
Die Grösse des versteinerten Knochens ist ver-
gleichbar mit entsprechenden Nothosauriden-Kno-
chen. Unser Exemplar ist etwas kleiner als der Fe-
mur des aus einer andern Schicht stammenden No-
thosaurus raabi. Bezüglich der Dimension lässt
sich unser Femur auch vergleichen mit denjenigen
von Ceresiosaurus calcagnii, welche Gesamtkör-
306
DER ÜBERSCHENKELKNOCHEN EINES NOTHO-
SAURIDEN / P E T E R NIEDERKLOPFER
Rekonstruktion eines
Nothosauriden
perlängen von 10, beziehungsweise 14 Zentimeter
haben, so dass der Femur aus der «Tidröfi» etwa
zu einem Nothosauriden mit einer Körperlänge von
1,2 Metern gehören dürfte. Diese Art von Sauriern
gehörte zu den Paddelsauriern und lebte vor 200
bis 250 Millionen Jahren.
R E K O N S T R U K T I O N EINES RÄUMLICHEN
M O D E L L S
Da man sich nur mit einem einzelnen Knochenfund
kein dreidimensionales Tier vorstellen kann, haben
wir uns für eine Rekonstruktion eines räumlichen
Modells entschieden. Der wissenschaftliche Zeich-
ner Beat Scheffold aus Winterthur hat anhand von
wissenschaftlichen Zeichnungen sowie weiteren
Knochenfunden aus anderen Schichten das Modell
rekonstruiert.
Die Rekonstruktion des Modells und der Femur
des Fundes von Vaduz werden ab Herbst 2003 im
Landesmuseum in der naturkundlichen Abteilung
zu bestaunen sein.
307
BILDNACHWEIS
S. 305: ARGE Sabine
Kranz / Hanspeter Gass-
ner, Illustration: Lauranne
Ponsonnet
S. 306, 307: Reto Hasler,
Liechtensteinisches Lan-
desmuseum, Vaduz
ANSCHRIFT DES
A U T O R S
Peter Niederklopfer
Amt für Wald, Natur und
Landschaft
Naturkundliche Sammlung
Messinastrasse 5
Postfach 417
FL-9495 Triesen
308