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1. Der Synodale Prozess in Li echten stein
1.1. Absage des Bischofs – Initiative des Vereins für eine offene Kir che
Im Nov ember 2021 trafen sich M itg lieder des Vereins für eine offene Kirche zu einer Zu-
kunftswerkstatt. Als dringendstes Anlieg en wurde die T eilnahme Liechte nsteins am weltwei-
ten Sy nodalen Proz ess gesehen. Erzbischof Wolfgang Haas hatte sich gegen eine Durchfüh-
rung in seinem Bistu m entschieden, be gründet mit der Aussage: «Ich bin der Auffassung,
dass in unserem k leinen Erz bistum von der Durchführung eines solch komplexen und mitu n-
ter gar komplizierten Verfahrens , das in unse ren Breiten Ge fahr läuft, ideolog isch verzweckt
zu w erden, aus guten Gr ünden abgesehen werden
kann.»1
Entgegen diese r Meinung sah der Ve rein für eine offene Kirche den Synodalen Weg als eine
Chance für alle Gläubig en, sich spirituell mit anderen M enschen auf den Weg zu machen .
Zug leich bes tand die Hoffnung, dass unterwegs Brücken g ebaut w erden k önnen zwischen
unterschiedlich eing es tellten Katholik:inne n im Land. Deshalb wurde eine Arbeits g ruppe ge-
gründet, die vom Vereinsvorstand mit der Organisation und Durchführung des Sy nodalen
Weges in Liech tenst ein beauftragt w urde.
Drei Frauen und drei Männer haben sich für diese Aufgabe gemeldet, die Hälfte davon mit
einer theolo g ischen Aus bildung . Eine Frau übernahm die Leitung. Erzbischof Wolfgang Haas
wurde über das Vorhabe n und den Zeitplan informiert. Der Bitte um einen Gesp rächs ter min
kam er nicht nach. Nunti us Msgr. Dr. M artin Krebs wurde vom Verein für eine offene Kirche
ebenfalls informiert. Von ihm kam die Zusage, dass er den von der Arbeit sgruppe verfassten
Schlussbericht an das Generalsekretariat der Bischofssynode weiterleiten werde.
In der Zeit des Synodalen Proz esses erschien der Hirtenbrie f «Von Anfang
an»2.
Darin äus-
sert sich Erzbischof Haas äusserst kritisch über menschliche Dialogprozesse: der Sohn Got-
tes sei gekommen, «um die Werke des Teufels zu z erstören, mithin also die Werke der Lüge
und der Täuschung, des Irrtums und der Verwirrung, des W eltgeistes und des Ungeistes.
Jeder rein menschliche Dialog , jeder bloss me nschliche Proz ess, jedes nur menschliche
Unterneh men ist von diesen Werken bedroht...».
1.2. Sich treffen, zuhören und sich mitteilen
In einem Fal tblatt w urden die Fragen zu den zehn
Themenfeldern3
vereinfacht und in fünf
Themen zusammengefasst. Zu jedem Thema wurden eine eher k irchliche und eine per sönli-
che Frage for muliert . Dieses Faltblatt wurde an alle Haushalte in Liechtenstein (gut 20' 000)
verschickt mit der Einladung, sich am Sy nodalen Weg zu beteilige n : entweder im priv aten
Umfeld oder durch die Teilnahme an einem von fünf ö ffen tlichen Austauschtreffen.
Der Proz ess startete am 8. Janua r 2022 mit einem kraftvollen Eröffnungsgottesdienst mit
über 40 Besucher :innen in der Kapelle des Klost ers St. Elisabeth in Sc haan. Durch regel-
mässige Berichte und In serate in den Landesz eitun g en erhielt der Sy nodale Weg in Liec h-
tenstein vier M onate lang Aufmerksamkeit und Präsenz . Die 638 Mitglieder des Vereins für
eine offene Kirche w urden durch die Vereinszeitschrift «Fenster» informiert.
Etwa 80 Personen kamen zu den moderierten Treffen, und weitere 120 interessier te Er-
w achsene haben den L eporello in Gesprächs gr uppen, in Bibelgruppen , bei einem online-
Treffen oder allein zu Hause ausgefüllt und retourniert. Ausse rdem haben drei Religionsklas-
sen ihre Statements zum Ausdruck gebracht (34 Kinder im Alter von 9 – 13 Jahren). Die Ar-
1
http://www.erzbistum-vaduz.li/index.php/140-ein-wort-des-erzbischofs -von-vaduz-zu m-synodalen-proze ss-
in-der-kir che (abgeru fen am 1 .4.2022, s. Anhang 5.1)
2
http://ww w.erzbi stum- v aduz.li/index.php/142 -hirte n brie f- zur -fa s tenze it- 2022 (abgerufen am 1.4.2022 )
3
Vademe cum für die Synode zur Synodalität, S. 29ff. Die 10 The menf elder wurden folge ndermas sen zu den 5
Them en zusam meng efass t: Thema 1 = Themenfeld 1 + 7; 2 = 2 + 3; 3 = 4 + 9; 4 = 5 + 6; 5 = 8 + 10 10