Volltext: Das Haus Liechtenstein und seine Beziehungen zur Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg

27 
die internationale Staatenwelt lege keinen Wert auf die Neutralitätserklärung eines 
Zwergstaates, der zudem kein Militär unterhielt. 
Die Bedeutung der Neutralitätserklärung wurde erst während des Kriegs klar, als 
sich für liechtensteinische Staatsangehörige im Ausland grosse Nachteile bemerkbar 
machten, und die V erso rgung des Landes mit Lebensmitteln und Rohstoff en gefährdet 
wur de. Die enge V erbindung mit Österreich-U ngarn führte dazu, dass Liechtenstei- 
nerinnen und Liechtensteiner , die sich bei Kriegsausbruch in den Ententestaaten auf- 
hielten, als Angehörige eines f eindlichen Staates interniert wurden oder ihr V ermögen 
unter Sequester gestell t wur de. A ufgrund dieser Erfahrung erklärte die liechtenstei- 
nische Regierung immer wieder, dass sich Liechtenstein neutral verhalte und ein von 
Österreich unabhängiger Staat sei. 
Das Haus Liechtenstein zei gte im Krieg ein klares Bekenntnis zu Österreich-U n- 
garn. Am eindeutigsten zeigt sich dies in der T eilnahme mehrerer Mitgliedern des 
Hauses am Krieg im österreichischen Heer. Prinz Heinrich (1877–1915), erlag am 16. 
A ugust 1915 seinen im Krieg erlittenen V erletzungen. Die österreichfreundliche Hal- 
tung zeigt sich auch in grosszügigen Spenden und in der Aufnahme V erwundeter auf 
den fürstlichen Besitzungen F eldsb erg und Eisgrub. 
Die sich immer stärker auswirkenden Kriegsfolgen bewirkten innerhalb eines Teiles 
der Bevölkerung U nzufriedenheit mit der Regierung und mit der engen Anbindung an 
Österreich. Der A usbruch des Krieges hatte Liechtenstein 1914 unvorbereitet getroff en. 
Weder auf der politischen (Neutralitätsfrage), noch auf der wirtschaft lichen Ebene (Le- 
bensmittelrationierung) waren vorbereitende Regelungen verfügt worden. Dies ze igte 
fatale Folgen, weil Liechtenstein nicht in der Lage war, sich aus eigenem V ermögen 
ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Unerfahrenheit in der V erwaltung 
manifestierte sich in den oft  zu kurz greifenden V orkehrungen der öff entlichen Hand. 
Die dadurch in Teilen der Bevölkerung ständig an wachsende U nzufriedenheit bot der 
sich bildenden politischen Opposition Anlass und Gelegenheit, sich zu organisieren 
und zu profi lieren. 
Die Auswirkungen des Krieges zeigte n sich auf verschiedenen Ebenen. Im wirt- 
schaft lichen Bereich ha tten die Arbeitslosigkeit und die Geldentwertung die nachtei- 
ligsten A uswirkun gen. Dazu kam eine starke T euerung, vorwiegend der Lebensmittel 
und der Rohstoff e. Die s tockenden Importe dies er Produkte führten zu einer Lebens- 
mi ttel- und Rohstoffk   nappheit. Diese Situation konnte durch den Einkauf von Lebens- 
mit teln in der Schweiz verbessert werden. Allerdings führte dies zu einer immensen 
Staatsverschuldung Liechtensteins in Schweizerfranken. 
Die Erschütterung der österreichischen Kronenwährung wirkte sich sehr nachteilig 
für die Staatsfi nanzen und die Sparkassa (La ndesba nk) aus. Der Staat geriet durch die 
hohe V erschuldung und durch die Kronenentwertung in Zahlungsschwierigkeiten.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.