Fragmentierte Filmvertonung
Sabotage # 1 mit dem Club Saboteur in der Tangente
ESCHEN - Sandro Nardi und Mar-
;o Sele unternahmen im März
nit ihrer Formation The Great
Happiness einen ersten Anlauf,
jen klassischen Jazzclub Tan-
jente einem jüngeren Publikum
zu erschliessen. Mit ihrem neuen
Projekt «Club Saboteur» denken
sie diesen Gedanken konsequent
weiter. Am Samstag wurde erst-
mals innovativ «sabotiert».
Arne Löffler
Wenn von Livefilmvertonungen die
Rede ist, stellt man sich normaler-
veise eine Projektion auf eine Lein-
wand vor. Die Musiker wirken mehr
er weniger versteckt im Dunkeln.
Meist hat man es mit einem Film
dhne Dialoge zu tun. Der Club Sa-
5oteur wich von diesem Konzept
gründlich ab. Von dem Film selbst,
Alfred Hitchcocks «Sabotage», ein
xtalkie» von 1936 nach Joseph Con-
rads Roman «The Secret Agent»,
war wenig zu sehen, obwohl er om-
aipräsent war: Sareena projizierte
Jurch ein Loch in der Wand vom
Kassenbereich her auf sich an der
Decke drängende oder mit Fäden
zurückgehaltene, weisse Heliumbal-
‚Ons, weisse Kittelschürzen an der
Wand sowie die Musiker Marco Se-
e (Schlagzeug), David Sele (Tasten
ınd Synthesizer), Sandro Nardi
‚Electronics), Fl.Avia (Gesang) und
Tarlo Lorenzi ( Schlagzeug).
Sorgfältig getaktet
Ähnlich fragmentiert war auch
die Musik. Karl Gassners Begrüs-
sungsworte mussten als einleiten-
des Samnle herhalten wurden
Jer Club Saboteur um Sandro Nardi und Marco Seile bei seiner Innnvativen Livevertonung von Hitchcocks «Sa-
ıotage»”. Vorher und nachher leaten DJs auf.
viederholt, zerpflückt, neu zu-
ammengesetzt und verfremdet.
\ındere Elemente kamen hinzu:
ıus Fl.Avias Sprechgesang, mit ei-
em Bogen gestrichenen Tamtams
nd einfachen Pianomustern ent-
tand im Zusammenspiel eine beat-
astige, sich immer weiter wälzen-
lie Ambient-Jazz-Klangwoge, sorg-
ältig getaktet durch die beiden
:@inander gegenübersitzenden Per-
zussionisten.
lepetitive Muster
Fl.Avia sang und sprach deut-
"che und englische Textfetzen.
etzte verschiedenste Vokaltechni-
‚en ein und war in ständiger Be-
vegung. Allein, durch das Fehlen
nusikalischer Spitzen, durch das
‚ontinuierliche Dahinwabern des
jounds mit gelegentlichen, jazzi-
jen Melodieteilen, aber kaum er-
‚ennbarer Motivik, entstand bei
Jler Dekonstruktion eine stre-
':kenweise beinahe lähmende
zleichförmigkeit. Der Kontrast
‚wischen dem körperbetonten Vor-
;ehen der Vokalistin in ihrem
‚;nappen Kostüm unter einem
lurchsichtigen Regenüberhang
.inerseits und der Kühle der Mu-
;ik mit ihren repetitiven Mustern
ınd der fahlen Schwarzweisspro-
ektion auf unzählige Oberflächen
ıinter, zwischen und vor den Mu-
jikern andererseits war zweifels-
hne gewollt; der grosse Bogen,
ler am Schluss zu einer gespro-
°;henen und zunehmend fragmen-
jerten Inhaltsangabe des Hitch-
;ock-Films zurückkehrte, wurde
ıber doch etwas überdehnt. Den-
1och insgesamt ein Kompliment
\n die innovativen, jungen Künst-
er: Man darf die weitere Entwick-
ung des Projekts mit Spannung
rwarten.