Volltext: 30 Jahre Tangente

Ehre, wem Ehre gebührt 
ESCHEN - Jeder Musiker hat so 
seine Vorbilder. Meist bleibt es 
neugierigen Musikjournalisten 
überlassen, herauszufinden, weı 
diese Vorbilder sein könnten. Bel 
dem jungen Vorarlberger Pianis- 
len David Helbock ist das am 
ders: Mit seinem neuen Trio wid- 
mete er am Freitag seinen Haus- 
pöttern ein ganzes Konzert und 
nannte alle beim Namen. 
» Arne Löffler 
Lennie Tristano (1919 bis 1978) ist 
ein Mann, der David Helbock viel 
bedeutet. «Tristano war seiner Zeil 
weit voraus. Zehn Jahre vor Free 
Jazz macht er die erste Free-Jazz- 
Aufnahme.» 
Helbock schwärmte nicht nur, er 
würdigte den Meister auch musika- 
lisch, mit einem Stück von Tristanc 
selbst. Insgesamt acht musikali 
schen und drei weiteren Hausgöt 
tern Helbocks huldigte das Trio mir 
Lucas Dietrich am Bass und Marc 
Vogel am Schlagzeug in einem sehr 
inspirierten und mitreissenden 
Konzert, den Musikheroen mit de- 
ren eigenen Kompositionen, arran- 
giert von Helbock. Bela Bartök 
(1881 bis 1945) war kein Jazzer, 
aber Helbock, der sich während 
seines Studiums intensiv mit ihm 
beschäftigte, widmete ihm den auf 
einem Tanz Bartöks basierenden 
«Bartöks Blues». 
Eigenständiger Stil 
Helbock weiss, wovon er spricht, 
wenn er einzelne Pioniere des Pia- 
für David Helnock ist Thelonious Monk der grösste Jazzkomponist aller Zeiten. 
10s für ihren jeweiligen Beitrag zur 
‚azzgeschichte in den Himmel lobt 
labei hat er selbst einen eigenstän. 
ligen Stil mit hohem Wiedererken 
ıungswert entwickelt: Mit hartem 
Anschlag, scharf akzentuierend 
itellenweise aber auch verblüffend 
jensibel und unter Verwendung spe: 
:jeller Spieltechniken, eignet er sich 
die Stücke der Meister an, ohne die 
se einfach nachzuahmen. Kunstvol' 
ınd mit viel Gespür für harmoni: 
sche und rhythmische Strukturen 
)jerhackte er Bartöks Thema una 
‘ess im Verein mit seinen erstklassi 
zen Bandkollegen etwas ganz Neues 
laraus entstehen. Wayne Shorter 
*1933) wurde mit einer magisch 
schönen Version von «Footprints» 
geehrt und Bill Evans (1929 bis 
1980) mit «Blue in Green». 
Meister des Klangs 
Für Mahatma Gandhi (1869 bis 
1948) hatte Helbock ein, wie eı 
selbst sagte, «fast schon pro- 
zrammusikartiges Stück» namens 
«No Way to Peace» geschrieben. ir 
Jem Krieg und Frieden in beständi 
ıem Widerstreit lagen und Helboc! 
den Flügel besonders intensiv auch 
von innen bespielte und mit Heften 
den Klang veränderte oder dämpf- 
te; Dietrich spielte mit Springbo- 
gen, während Vogel die Becken mit 
weichen Schlegeln zum Klingen 
brachte. Auch der Guru Jiddu 
Krishnamurti (1895 bis 1986) und 
der Esoterikautor Georges Ivano- 
vich Gurdjieff (zirka 1877 bis 
1949) wurden mit faszinierenden 
Eigenkompositionen geehrt, bei de- 
ıen sich Helbock, Dietrich und Vo- 
zel als wahre Meister des Klangs 
aÜwiesen.
	        

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