Volltext: 30 Jahre Tangente

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Aufforderung zur Entscheidung 
«Die <Scheitelstunde» spricht in 
Wort und Bild vom Wandel, von 
Übergängen, Entscheidungen 
und Kreuzungen, vom Verbun- 
densein und vom Aufbruch in 
Zukünftiges», schreibt Cornelia 
Kolb-Wieczorek im Vorwort 
des bibliophilen Werks «Schei- 
telstunde». 
cb.- Die Tangente war am Donners- 
tagabend voll besetzt, als die «Geburt» 
des von Cornelia Eberle schlicht und 
Schön gestalteten Lyrik-Bildbands ge- 
feiert wurde. Die in Gamprin wohn- 
hafte Malerin, Grafikerin und Lyrike- 
tin Brigitte Hasler und. Frank Zucht 
aus Berlin realisierten, hervorgehend 
aus dem Kulturaustausch zwischen 
Berlin-Treptow und Liechtenstein, die 
Zusammenführung von Lyrik und Ma- 
lerei, die gemäss Cornelia Kolb unab- 
hängig voneinander entstanden sind 
und sich gewissermassen in ihrer Un- 
abhängigkeit ergänzen würden. Sie 
beschreibt den Begriff «Scheitelstun- 
de» als jenen Zeitpunkt, an dem sich 
die Dinge wandeln, eine neue Richtung 
nehmen, «Eine neue Umkehr im Han- 
deln, im Denken, ein veränderter 
Blick, eine neue Perspektive.» Sowohl 
In der Lyrik als auch in der bildenden 
Kunst von Brigitte Hasler seien Aussa- 
gen über Leben und Erleben, über ihr 
Verhältnis zur Natur und deren Zyk- 
lien. Zentraler Stellenwert komme da- 
bei den Rhythmen der Natur zu, den 
ewigen Kreisläufen von Werden und 
Vergehen, den täglichen, unzählbaren 
Toden und Auferstehungen alles Le- 
benden im Hier und Jetzt. Fragen des 
Lebensziels würden formuliert, Fra- 
zen von Verantwortung gegenüber der 
Vatur, dem Mitmenschen, der eigenen 
Person, Fragen, wo sich die eigene 
öxistenz spiegelt, so wie im Gedicht 
der Lyrikerin: «Mich draussen zeigt 
las Spiegelbild». 
Die Bildfindungen (Serigrafien) von 
irank Zucht haben für Cornelia Kolb 
ielfach etwas Archaisches. Es würden 
*abel- oder Mischwesen, Menschen, 
die ein Tier mit sich tragen, vorwie- 
zend einen Fisch oder einen Vogel, be- 
zegnen. Durch den zentralen Inhalt 
‚on Veränderung, Wandlung und Ent- 
icheidungen sieht die Kunsthistorike- 
in Gemeinsamkeiten zwischen der 
Aalerei von Frank Zucht als auch der 
vrik von Brigitte Halser. 
Die Kunstschaffende Heilgard Ber- 
el, Hohenems, langjährige Freundin 
ler Liechtensteinerin, zitierte aus dem 
"itel gebenden Gedicht: «Seit Scheitel- 
stunden / rasen die Sekunden / abge- 
1abelt / dem Wort.» «Die Abnabelung 
ler rasenden Sekunden vom Wort ist 
\bbruch, Abnabelung vom Mutterbo- 
len, Verselbstständigung sinnloser 
Zeit», sagte Heilgard Bertel. In einem 
zedicht von Brigitte Hasler empfand 
je die Resonanz zu den Bildern von 
3rank Zucht sehr stark bzw. würden 
lie Bilder jene Lichtung schaffen, die 
nan in blinder Dunkelheit bräuchte. 
50 zitierte sie Halser: «Es gibt eine 
1öhle, die keine mehr ist, wenn ihr die 
.ichtung genommen wird. Abgekratzt 
las Bild von Moral, die unwesentlich 
hr Wesen treibt und das Blut in den 
lieroglyphen der Nacht gerinnen 
isst.» Nach den tiefgründig empfun- 
‚genen Betrachtungen der Vernissage- 
Zuchpräsentation In der Tangente (v. I.): Cornelia Eberle, Autorin Brigitte Hasler und Künstler Frank Zucht. 
'‚ednerin wurde es für die Performan- 
'e dunkel und Susanna Kranz sprach 
jrononciert die zuletzt gehörten Wor- 
e, gefolgt von anderen Gedichten. 
Ruth Örtli vertiefte die Aussagen mit 
hrer Querflöten- und Klavierklang- 
<ollage, während Eva Wagner Wort 
ınd Ton tänzerisch umsetzte. Ein ein- 
Jrucksvolles Erlebnis. Der Lyrikband 
nit Bildern ist im Buchhandel in limi- 
jerter Auflage von 550 Stück erhält- 
ich.
	        

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