Setzmaschinen
Die erste Linotype deutscher Her-
kunft wurde an die «Zerbster Extra-
post», Sachsen, geliefert, wo sie über
dreissig Jahre in Betrieb war.
[In Europa gab es nur wenige Setzma-
schinen. «Diese haben mit Setzen
nichts mehr zu tun und die Arbeit
xann man Frauenzimmern überlas-
sen!» — Das war die Meinung im
Unternehmerlager. Erst mit dem Auf-
kommen der Zeilengussmaschine ver-
wehrte man diesen den Zugang zum
Maschinensetzerberuf. Dieser blieb
eine reine Männerdomäne.
1900 In Deutschland trat am 1. Ja-
nuar der erste Setzmaschinentarif in
Kraft. Es durften nur noch gelernte
Schriftsetzer an den Setzmaschinen
arbeiten. Die Arbeitszeit wurde auf
acht bis neun Stunden verkürzt und
auf den Lohn gab es einen Zuschlag
von 25 bis 30 Prozent. Die Drucker
and Setzer waren in Deutschland
schon 1866 und die Druckereibesitzer
seit 1869 organisiert. — In St. Gallen
war 1832 die Gewerkschaft «Typogra-
phia» gegründet worden.
Mit Vertrag vom 12. Dezember über-
nahm die Schriftgiesserei D. Stempel,
Frankfurt a. M., die Matrizenferti-
zung für das europäische Festland.
Auf der +
_# dem Orand Prix und der Goldenen Modaliie ausgaseir' 20t.
unbestritten leistungsfähigste und beste Setzmaschine der Welt.
Veber 8000 Stück In täglichem Betriebe,
davon über 280 in Deutschland allein,
Die Linotype wird weder auf Probe, noch auf Miete,
wohl aber zu kulanten Zahlungsbedingungen abgegeben.
Berlin N. 4, Mergenthaler Setzmaschinen- Fabrik
Chansese-Strunee 17R. Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
A
Vvnoaraphische Jahrbücher, Heft Xi, 1900
1920 Lieferung der 5000. Linotype
1us Berlin.
1945 Bei Kriegsende befand sich die
Mergenthaler Setzmaschinen-Fabrik
n der Ostzone, die Berliner Maschi-
ıaenbau AG lag im französischen Sek-
:or. Deshalb wurde im Westen ein
Verkaufsbüro eingerichtet.
Nach der Demontage der Berliner
Maschinenbau AG begann man im
;uli mit den Reparaturen und In-
standstellungen von Setzmaschinen.
1948 Gründung einer Niederlas-
‚ung in Frankfurt, die später zum
Hauptsitz avancierte.
1949 Die Serienfertigung nach dem
Zweiten Weltkrieg lief wieder an. Der
3rfolg zeigte deutlich die «bleischwere»
Übermacht: Weltweit standen den
nehr als 110’000 Bleisetzmaschinen
ıur drei amerikanische Fotosetzma-
schinen gegenüber.
1950 Mit der von der Mergenthaler
Linotype Company in New York kon-
;truierten Schnellsetzmaschine Comet
<onnte die Leistungsfähigkeit weiter
zrhöht werden. Dieser Vollautomat
>rachte es bis auf 20’000 Zeichen pro
Stunde. Der erfolgreiche Siegeszug
der Linotype ging weiter,
1951 Auf der ersten Drupa in Düs-
seldorf waren fünf verschiedene Lino-
type-Modelle ausgestellt.
1954 In Brooklyn wurde die erste
Lichtsetzmaschine Linofilm präsen-
tiert und auf der Drupa ein lochband-
gesteuertes Lino-Quick-System vor-
geführt. Die Tastleistung lag bei über
12’000 Anschlägen; beim Zeilenguss
wurden mehr als 18’000 Zeichen pro
Stunde erreicht.
Fotosatzmatrize
Das Ende der Setzmaschine
1970 In den USA wurde die Pro-
duktion der Linotype-Setzmaschine
aufgegeben. — In Deutschland hatte
die Linotype mit den vollautomati-
schen Maschinen das erfolgreichste
jahr in der Firmengeschichte.
1971 Die Schriftgiesserei D. Stempel
verzeichnete Rekordumsätze für Blei-
satzschriften und Linotype-Matrizen.
1977 Auch in Deutschland kam das
Aus der Produktion.
1983 Die Herstellung von Setzma-
schinenmatrizen wurde aufgegeben.
1990 Die Linotype AG fusionierte
am 1. Oktober mit der Siemens-Toch-
ter Dr.-Ing. Rudolf Hell GmbH in Kiel
zur Linotype-Hell AG.
1997 Die Linotype-Hell AG wurde
von der Heidelberger Druckmaschi-
nen AG übernommen.
Die Erfindung Ottmar Mergenthalers
hatte eine epochale Entwicklung in
der Drucktechnik eingeleitet. Knapp
hundert Jahre dauerte diese Ära der
3leisetzmaschine — die Faszination
‚Jleibt.