Volltext: Neue Erkenntnisse zur Keplerschen Wende

  
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Präzisionsvermessungen von blossem Auge 
Jo hannes K epler hatte zu Bestimmung der elliptischen Bahn des Mars um die 
Sonne ebens o wenig ein Fernrohr zur Verfügung, wie die ihm ihre 
Beo bachtungsdat en zur Ve rfügung stellenden Astronomen Tycho Brahe mit 
seinen Assist enten auf Hven und Wilhelm IV. mit Christoph Rothmann und Jost 
Bürgi aus Kass el. Der Astronom Jo hannes Kepler hatte zudem ein signifikantes 
Handicap: er ist so fehlsi cht ig, dass er «zwei bis drei, manchmal auch zehn 
Monde gleichzeitig si eht», so dass er sich für astronomische Be o bachtungen als 
nicht geeignet betra chtet «und diese Tätig keit lieber A nderen überlässt, die 
dafür visuell und handwer k lich besser g eeignet seien als er». Das j edenfalls hält 
er berei ts im Jahre 1600 in seinem Anstellungsvertrag mit Tycho Brahe fest, und 
das beschreibt er auch in s einem Trak tat über einen von ihm im Jahre 1604 
entdeck ten neuen Stern im Fusse des Sternbildes S chlangenträger [SB2 64]. Es 
gibt wenige Ausnah men wie diese , in denen er jedoch immer zusammen mit 
anderen Beobachtern den Sternenhim mel beobachtet, wobei es sich in dem 
erwähnten Fall, wie man erst heute w eiss, um eine Supernova handelte, die 
seinen Namen «K eplers Stern» trägt. Weil er selbst so schlecht si eht, unt ersucht 
Kepler systematisch das m enschliche Auge und beschreibt im gleichen Jahr 
dessen Optik sowie 1603/04 den Anteil der Optik an der (damaligen) 
Astronomie. Hierbei ist er ganz Mathematiker und Physiker, wie auch 1611, als 
er mit s einem Werk «Optrice» das bis heute g ültige Standardwerk der Optik 
insgesamt v erfasst – also weit über G alilei hinaus einschliesslich der 
Konstruktion des sich vom Galiläischen Fernrohr stark unterscheidenden und es 
ablö senden astronomischen Keplersch en Fernrohr. 
Brahe, der b ereits 1601 starb, hatte also das Fernrohr nicht mehr erlebt und 
hatte mit seinen bis zu dreissig Assistenten die Himmelskörper noch ohne 
jegliches o ptische Hilfsmi tt el einge mess en, sondern nur mit dem blossen Auge 
und hö lzernen bzw. met allenen Instrumenten. Der ei nzige Fo rtschrit t in der 
Besti mmung genau erer Positionsdaten lag zu Brahes Zeite n in der Konstruktion 
wesen tlich genauer einstell barer und stabiler er Sextanten und Quadranten, 
deren je weilige Winkel stell ung dank verf einerten Skalen und transversalen 
Hilfsstrichen genauer ables bar waren. Tycho Brahe hatte mit solchen neuartig en 
Instrument en zwisch en 1578 und 1597 auf der im Öresund l iegenden Insel Hven 
(«Venus») in den Sternwarten Uranibo rg und Stjerneborg von 724 St ernen, St ernen,
	        

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