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Brahe auf der Insel Hven zum bedeu tendsten Hotspot der neuen Astronomie
wird: es sind dies vor allem im Jahre 1579 der Uhr- und Instrumentenmacher
Jost Bürgi (1552-1632), der hier seine aussergewöhnlichen Fähigkeit e n eines
mathematisch-technischen Universalgenies entfalten kann, und 1584 der
Astronom Christoph Rothmann (1551-1601), der vor allem die schriftlichen
Aufgaben wahrnim mt und 1589 ein beach tliches Han dbuch zur Astro nomie
verfass t, es aber nicht zum Druck bringt, was erst im Jahre 2003 durch Jürge n
Hamel erfolgt [SB145/153]. Hingegen lässt Rothmann den des Lateins nicht
mächtigen Bürgi seine einf ache Herkunft spüren und spricht ihn nur mit
«Illiteratus» ( Ungebildeter ) , «Automatopaeus» (Aut omatik er) oder
«Mechanicus» an. Unter diesen namenlosen B ezeichn ungen eines
gesellschaftlich en «Niemands» trägt er auch Bürgis An wesenhei t in die Kass eler
Beo bachtungsj o urnale ein. Um diese Zeit ist ebenfall s Niko laus «Ursus » Reimers
(1551-1600) auf der Kasseler Sternwarte zu Gast. Autodidakt wie Jost Bürgi,
freundet er sich mit diesem an und übersetzt für Jost Bürgi aus dem L atein
Ko pernikus ’ «De revolutionibus o rbium coelestiu m » ins Deu tsche (Über die
Umw älzungen der Himmelsbahnen). Bürgi wiederu m bietet Ursus Einblick in
seine neuen Rech enm ethoden, woraus als kleine Beis piele Ursus 1588 in sein em
schmalen Buch «Fundam e ntum Astronomicum» Bürgi s Beweis und Be gründung
der Prosthaphärese abdruc kt und in Rätselform Bürgis «Goldenen Sinus -
Kunstweg».
Mathematisch-technische s Universalgenie Bürgi
Jost
Bürgi (1552-1632) kommt am 28. Februar 1552 im 400 Einwohner
zählenden To ggenburger Städtchen Lichtensteig zur Welt. In diesem
Untertanengebi et des St. G aller Fürstbischofs, aus dem auch der Reformator
Huldrych Zwingli (1483-1531) stammt, leben seit dem ersten To ggenburger Krieg
Katholiken und Reformierte paritätisch zusammen. Reformiert in der von beiden
Konfessionen paritätisch genutzten Kir che getauft, erlernt Jost Bürgi als Sohn
des auch für die Kirchtur m uhr zuständigen Dorfschlossers und Enkel des Stadt-
und Landweibels nach nur kurzer Schulzeit an bisher unbekanntem Ort den
Beruf des Uhrmach ers und geht früh auf die Walz. Einen ersten Nachweis, dass dass